OÖ. Heimatblätter; 2016 Heft
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OÖ.OÖ. HEIMATBLÄTTER HEIMATBLÄTTER 20162016 HEFT HEFT 1/2 1/2 BeiträgeBeiträge zur Oö. zur Landeskunde Oö. Landeskunde | 70. | Jahrgang 70. Jahrgang | www.land-oberoesterreich.gv.at | www.land-oberoesterreich.gv.at OÖ. HEIMATBLÄTTER | 2016 HEFT 1/2 HEFT 2016 | HEIMATBLÄTTER OÖ. OÖ. HEIMATBLÄTTER | 2016 HEFT 1/2 HEFT 2016 | HEIMATBLÄTTER OÖ. Heimatblaetter_1_2_16.indd 1 01.06.16 16:25 70. Jahrgang 2016 Heft 1/2 Herausgegeben vom Amt der OÖ. Landesregierung, Direktion Kultur Alexander Binsteiner: „Produktpiraterie“ in der Mondseekultur – Feuersteinsicheln aus Bayern schwunghaft kopiert 3 Hanna und Herbert Schäffer: Singender, klingender Hagen. Eine schlossmusikalische Zeitreise 7 Thomas Schwierz: Der „bewegliche Altar“ von Eidenberg. Anmerkungen zu einem historischen Sakralrequisit 19 Alexander Savel: Kepler-Freund und ‚Botschafter‘ Galileo Galileis – Der vergessene Ruhm des Matthias Bernegger aus Hallstatt 25 Josef Simbrunner: Franz Xaver Glöggl (1764–1839). Portrait einer großen Linzer Musikerpersönlichkeit 49 NACHLESE ZUR LANDES-SONDERAUSSTELLUNG 2015 „HILFE. LEBENSRISKEN – LEBENSCHANCEN“/GALLNEUKIRCHEN: Rosmarie Fruhstorfer: Armut und Schubwesen auf dem Lande im (Ober-)Österreich des 19. Jahrhunderts 59 Angela Wegscheider: „Die der Gemeinde obliegende Armenpflege …“. Armut und das System kommunaler Fürsorge in der Zwischenkriegszeit 73 BUCHBESPRECHUNGEN 91 1 Medieninhaber: Land Oberösterreich Mitarbeiter: Herausgeber: Amt der OÖ. Landesregierung, Dipl. Geol. Univ. Alexander Binsteiner Direktion Kultur Vlcetin 43, CZ 39468 Zirovnice Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexemplare) und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter Dr. Hanna Schäffer und der OÖ. Heimatblätter: Dipl.-Ing. Herbert Schäffer Hagenstraße 41 a, 4040 Linz Camillo Gamnitzer, Amt der OÖ. Landesregierung, Direktion Kultur, Promenade 37, 4021 Linz, Tel. Kons. Dr. med. Thomas Schwierz 0 73 2 / 77 20-1 54 77 Lichtenberger Straße 96, 4201 Eidenberg Alexander Savel Jahresabonnement (2 Doppelnummern) e 12,– 4821 Lauffen Nr. 6 (inkl. 10 % MwSt.) Dr. Josef Simbrunner Hersteller: TRAUNER DRUCK GmbH & Co KG, Doppelbauerweg 4, 4040 Linz Köglstraße 14, 4020 Linz Dr. Rosmarie Fruhstorfer Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Am Herndlberg 114, 4923 Lohnsburg am Steingasse 23 a, 4020 Linz Kobernaußerwald Dr. Angela Wegscheider Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der Johannes Kepler Universität Linz, Institut für jeweilige Verfasser verantwortlich Gesellschafts- und Sozialpolitik Altenbergerstraße 69, 4040 Linz Alle Rechte vorbehalten Für unverlangt eingesandte Manuskripte über- nimmt die Schriftleitung keine Haftung ISBN 3-85393-022-0 Titelbild: Matthias Bernegger (Beitrag Savel) 2 1 Produktpiraterie„Produktpiraterie“ vor 5500 in der Jahren Mondseekultur: FeuersteinsichelnFeuersteinsicheln „made in ausBavaria“ Bayern waren schwunghaft eine begehrte Handelsware kopiert in der Mondseekultur Von Alexander Binsteiner von Alexander Binsteiner Ein perfekt gearbeitetes Sichelblatt bislang nur eine schlechte Schwarz-Weiß- Den letztenaus der Anstoß Pfahlbaustation für eine weitergehende von Attersee Betrachtu Fotografieng von bayerischenaus den 1960er-Jahren Importsicheln exis in- der Mondseekulturam Attersee gab (Abb. ein perfekt III, 1) gearbeitetesgab der Wis Sichelbl- tierte,att waraus dererst Pfahlbaustationkürzlich [im Heimathaus von Attersee senschaft vor wenigen Monaten nicht Vöcklabruck] unverhofft wieder aufge- am Atterseenur den ( Abb.Anstoß 3,1). zur Der weitergehenden wertvolle Fund, Be -vontaucht, dem es und bislang zwar nurbei eineeiner schlechte Materialsich Schwarz-- Weiß-Fotografietrachtung bayerischer aus den 1960-er Importsicheln Jahren gab, in galt tung lange zur Zeit Ausstellung als verschollen. „Urbayerisches Bei einer in der Mondseekultur, sondern bestätigte Oberösterreich“, gezeigt Anfang 2016 im erneuteneinmal Materialaufnahme mehr, dass man im jene Zuge Geräte der Ausstellungsvhier- Linzer orbereitungStadtmuseum zu „UrbayerischesNordico. Das Re in- orts getreulich zu kopieren verstand … sultat der akribischen Untersuchung des Oberösterreich“und diese imFertigkeit Nordico anscheinend Stadtmuseum auch Linz tauchteFeuersteinartefakts das Sichelblatt mittels jetzt Spezialmikro im Heimathaus- Vöcklabruckemsig nützte. wieder Das auf wertvolle, und konnte lang unlängst für ver -unterskop einem spricht Spezialmikroskop erneut für eine schwunghaft untersucht schollen gehaltene Fundstück, von dem betriebene „Produktpiraterie“ … werden. Baiersdorf Donau Altheim Donau 1 2 Mondseekultur 120 km Abb. I. Der Hornsteinabbau von Baiersdorf bei Riedenburg im Altmühltal lieferte die hochwertigen Platten- Abb. hornsteine1. Der Hornsteinabbau zur Herstellung der von Altheimer Baiersdorf Sicheln. bei Lage Riedenburg der untersuchten im Altmühltal Sichelblätter lieferte in der Mondseekultur: die hochwertigen Plattenhornsteine1 Attersee am Attersee; zur Herstellung 2 See am Mondsee der Altheimer Sicheln. Lage der untersuchten Sichelblätter in der Mondseekultur: 1 Attersee am Attersee; 2 See am Mondsee 3 Importe aus der Altheimer Kultur Ohne Zweifel stammt die Sichel aus den Pfahlbauten von Attersee aus der bayerischen Altheimer Kultur, deren größtes Abbaugebiet für Plattenhornsteine in Baiersdorf bei Riedenburg im Altmühltal lag. Von dort wurde das Stück in einem Zeitraum zwischen 3800 und 3400 v. Chr. bereits als Fertigprodukt direkt verhandelt. Importe aus der Altheimer Kultur rischen Alpenvorlandes, die Entfernung zwischen Hornsteinbergwerk und den Von der Ausführung her ist die in Absatzgebieten auf der Donauroute Vöcklabruck wieder ans Tageslicht ge- über Traun und Ager beläuft sich auf kommene Sichel klar der bayerischen etwa 250 Kilometer. Altheimer Kultur zuzuordnen, deren bedeutendstes Abbaugebiet für Platten- hornsteine in Baiersdorf bei Riedenburg Nachahmerprodukte aus heimischen 2 im Altmühltal lag. Von dort aus wurde Rohstoffen die Ware in einem Zeitraum zwischen In Baiersdorf,3.800 und Landkreis 3.400 v. Kelheim,Chr. bereits nahe als Schloss Fertig -Prunn, legtenEin zweites, steinzeitliche den BergleuteAltheimer im Origi - produkt direkt vermarktet. vierten Jahrtausend v. Chr. einen Tagebau in tertiärennalen Verwitterungslehmen ebenfalls zum Verwechseln an. Aus glei- In Baiersdorf, Landkreis Kelheim, chendes Sichelblatt heimischer Herkunft zahlreichennahe SchlossPingenanlagen Prunn, gewannen legten die sie steinzeit hochwertige- hatte Plattenhornsteine man – aus Überresten zur Herstellung der vonPfahl - großformatigenlichen Bergleute Sichelblättern im vierten und Messern. Jahrtausend Die Baiersdorfer bauten am Plattenhornsteine Mondsee (Abb. fanden III, 2) –sich schon in v. Chr. einen Tagebau in tertiären Ver- wesentlich früher geborgen. Das Stück, zahlreichenwitterungslehmen Siedlungen des an. oberösterreichischen Aus zahlreichen und ursprünglich oberbayerischen im Alpenvorlandes.Besitz des österreichi - In denPingen-Anlagen Pfahlbausiedlungen gewann der Mondsee-Kultur man hochwer sind- schen bis zu Prähistorikerseinem Drittel der und Sicheln Denkmalpfle aus den - tige Plattenhornsteine zur Erzeugung gers Matthäus Much, der zwischen 1870 bayerischenvon großformatigen Platten hergestellt Sichelblättern worden. Die Entfernungund und zwischen 1872 die Hornsteinbergwerk Mondseekultur entdeckte, und AbsatzgebietMessern. auf Baiersdorfer der Donauroute Plattenhornsteine über Traun und Agerbereichert liegt bei nunmehretwa 250 km.die Sammlung des finden sich in zahlreichen Siedlungen Institutes für Ur- und Frühgeschichte der des oberösterreichischen und oberbaye- Universität Wien. Die Provenienz der Abb. II. Jungsteinzeitlicher Hornsteinabbau von Baiersdorf im niederbayerischen Landkreis Kelheim. Rekons- Abb.truktion 2. desJungsteinzeitlicher Tagebaus um etwa Hornsteinabbau 3.500 v. Chr. von Baiersdorf im niederbayerischen Landkreis Kelheim. Rekonstruktion des Tagebaus um etwa 3500. Chr. Nachahmerprodukte4 aus heimischen Rohstoffen in der Mondseekultur Ein Sichelblatt, das den Altheimer Originalen „bis aufs Haar“ gleicht, ist schon früher aus den Überresten der Pfahlbauten von See am Mondsee (Abb. 3,2) geborgen worden. Das Stück stammt aus der Sammlung von Matthäus Much, der zwischen 1870-72 die Mondseekultur entdeckte. Heute liegt das Artefakt in der Sammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien. Die Überraschung war groß, als sich unter dem Mikroskop herausstellte, dass diese Sichel nicht aus bayerischem Material, sondern aus einem heimischen Plattenhornstein angefertigt worden war. 3 1 2 Abb. III. Sichelblätter der Mondseekultur aus Plattenhornsteinen. 1 Attersee am Attersee, Sichel der bayerischen Altheimer Kultur aus Baiersdorfer Plattenhornstein, Länge 15,3 cmAbb. (Heimathaus 3. Sichelblätter Vöcklabruck); der Mondseekultur 2 See am Mondsee, aus Plattenhornstei heimischenen. Sichel aus Oberalmer Plattenhornstein, Länge 19,11 Attersee cm (Sammlung am Attersee, Much, Sichel Institut der f.bayerischen Ur- und Frühgeschichte Altheimer Kultur der Universitätaus Baiersdorfer Wien) Plattenhornstein, Länge 15,3 cm (Heimathaus Vöcklabruck); 2 See am Mondsee, heimische Sichel aus Oberalmer Plattenhornstein, Länge 19,1 cm (Sammlung Much, Inst. f. Ur- und Frühgeschichte Wien). SichelOffensichtlich überraschte konnten die die FachweltSteinschmiede bereits der Mondseekultur ginale geringfügig. die großformatigen (Die Rohplatten ge- damals.Importsicheln perfekt nachbauen. Bislang ging manwannen in der Forschung die hiesigen davon Pfahlbaueraus, dass aus den Ganz offensichtlich konnten die Schichten der Oberalmer Kalke,