Projektbericht Schwarzbach 2017.Pdf
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Erfolgskontrolle der Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar L.) im Mainzufluss Schwarzbach 2017 BFS 2017 INHALT 1. Einleitung 3 2. Besatzmaßnahme 2017 10 3. Befischungsergebnisse 11 3.1 Übersicht Jungfischkontrollen 11 3.2 Smoltkontrollen 12 3.3 Ausbreitungskontrollen 13 3.4 Reproduktions- und Rückkehrerkontrollen 15 3.5 Bewertung 20 4. Habitatentwicklung und Durchgängigkeit 21 5. Rückkehrer Main 27 5.1 Nachweise 2011 27 5.2 Reusenkontrollen 2012 bis 2016 28 5.3 Reusenkontrollen 2017 31 6. Zusammenfassung und Empfehlungen 36 7. Elternfischhaltung 44 8. Zitierte und verwendete Literatur 49 ANHANG 66 ff. Rückkehrernachweise Hessen und Rheinland-Pfalz 2017 Salmoniden Reusenkontrolle Kostheim 2017 Laichgruben Hessen 2017 Titelgestaltung: Dr. Vera Dreyer, SOFT IN SPACE (Berlin) 2 Erfolgskontrolle der Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar L.) im Mainzufluss Schwarzbach 2017 BFS 2017 1. Einleitung Auch im Rhein-Main-Gebiet war der Lachs weit verbreitet (vgl. ANONYMUS, 1878; Bis etwa 1900 war der so genannte KIRSCHBAUM, 1865 und BORGGREVE, Rheinlachs noch ein weit verbreiteter 1897). Speisefisch im Rhein und seinen Zuflüssen, u. a. im Main (vgl. u.a. Unter den Fischarten des Rhein-Main- BALDNER, 1666; KIRSCHBAUM, 1865; Taunus-Gebietes (1865 - 1897) wurde ANONYMUS, 1878; V.D. BORNE, 1883; nach KIRSCHBAUM (1865) und BORGGREVE BORGGREVE, 1897 BÜRGER, 1926). (1897) folgende Häufigkeit für lachsartige Vielerorts galt der „Salm“ als einer der Arten angegeben (aus POSCHWITZ, 2007): wichtigsten „Brotfische“ der Berufs- fischerei. Durch den Ausbau des Rheins, Familie Lachse (Salmonidae) die zunehmende Verschmutzung des • Lachs Salmo salar (häufig in Rhein und Main) Gewässers und die Errichtung von • Bachforelle Salmo trutta f. fario (sehr häufig) • Meerforelle Salmo trutta (selten im Rhein und Wanderhindernissen wie Wehren und Untermain) Staustufen konnten die Lachse ihre Laichgründe zunehmend schwerer Nach der Meldung vom Fang eines erreichen. Die Folge war der vollständige Lachses, der 12 Pfund wog, bei Flörsheim Zusammenbruch des wahrscheinlich über im Jahre 1918 finden sich keine Angaben eine Million Rückkehrer pro Jahr mehr über Lachsfänge in diesem Teil des umfassenden Bestandes im Rheinsystem Untermains. Von den Salmoniden blieb in der Mitte des 20. Jahrhunderts. nur die deutlich anpassungsfähigere Bachforelle in diversen Mainzuflüssen Alarmiert durch die zunehmende vertreten (vgl. POSCHWITZ, 2007). Verschlechterung der Wasserqualität des Rheins gründeten die Anliegerstaaten In wie weit der Lachs auch kleinere Schweiz, Frankreich, die Niederlande, Zuflüsse besiedelt hat, lässt sich heute nur Luxemburg und Deutschland im Jahr 1950 noch bruchstückhaft rekonstruieren. die „Internationale Kommission zum Offenbar hat der Bau von Mühlenwehren Schutz des Rheins“ (IKSR), um eine und der fischereiliche Druck zumindest gemeinsame Lösung zu finden. Nach dem örtlich bereits sehr früh (spätes Chemieunfall der Firma Sandoz bei Basel Mittelalter?) zu einem Erlöschen kleinerer im November 1986, bei dem mehrere und mithin instabiler Teilpopulationen Tonnen hochgiftiger Chemikalien in den geführt. Während beispielsweise für den Rhein gelangten, setzte sich die IKSR das rheinland-pfälzischen Rheinzufluss ehrgeizige Ziel, den Lachs wieder im Saynbach historische Angaben (über Rhein anzusiedeln und rief das einen offensichtlich stark rückläufigen Aktionsprogramm „Lachs 2000“ ins Leben, Bestand) vorliegen (BÜRGER, 1926), fehlen das derzeit mit dem Programm „Lachs nach bisherigem Kenntnisstand sichere 2020“ weitergeführt wird. Belege z.B. für die Wisper und die Im Rahmen dieses Programms werden hessische Kinzig. Für das Unter- jedes Jahr hunderttausende Junglachse in maingebiet liegt allerdings ein eindeutiger Zuchtstationen herangezogen und im Hinweis für den Schwarzbach vor. Für den Rhein ausgesetzt; begleitend wurden Wickerbach sind keine historischen diverse Wanderhindernisse beseitigt oder Angaben zu einer Besiedlung durch den passierbar gemacht. Allein zwischen 1990 Lachs bekannt. und 2004 wanderten nach IKSR nachweislich bereits mehr als 2.400 Das Bundesland Hessen fördert seit dem Lachse den Rhein hinauf. Dieser Erfolg ist Jahr 1995 die Wiederansiedlung des auch ein deutlicher Indikator dafür, dass Lachses. Das erste „Lachsprojekt“ im die Wasserqualität des Rheins in den Rheingebiet entstand im hessischen letzten Jahren dank gemeinsamer Lahnsystem im Regierungsbezirk Gießen Anstrengungen der Anrainerstaaten und es wird in enger Kooperation mit dem deutlich verbessert werden konnte. Heute Nachbarland Rheinland-Pfalz betrieben. ist auch die biologische Gewässergüte des Mains wieder stark verbessert. 3 Erfolgskontrolle der Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar L.) im Mainzufluss Schwarzbach 2017 BFS 2017 Im Regierungsbezirk Darmstadt sind Voraussetzung für eine Wiederansiedlung neben dem hier behandelten Projekt im war allerdings die Wiederherstellung der Schwarzbach gegenwärtig zwei weitere linearen Durchgängigkeit an mindestens Wiederansiedlungsprojekte in der Kinzig 10 Querbauwerken, wovon zwei zur und in der Wisper anhängig, denen Stromproduktion durch Wasserkraft jeweils eine Eignungsprüfung voran- genutzt werden (siehe unten). Nach gegangen war. diversen Umbaumaßnahmen besteht mit Stand 2017 neben den beiden Kleinwasserkraftanlagen nur noch ein Eignungsprüfung Schwarzbach und Wanderhindernis im Unterlauf. Wickerbach 2007 Im Schwarzbach bestehen zwischen der Die Eignungsprüfung 2007 ging der Frage Mündung und Eppstein vielerorts nach, ob auch in den Mainzuflüssen geeignete Habitate, die eine Besiedlung Wickerbach und Schwarzbach hinsichtlich durch juvenile Lachse zulassen. Als der strukturellen, morphologischen und ungeeignet sind lediglich der unmittelbare hydrologischen Gegebenheiten eine Mündungsbereich (Rückstau Main), ein Wiederansiedlungsmaßnahme grund- längerer stark verbauter (kanalartig sätzlich versucht werden kann. Beide ausgebauter) Abschnitt im Ortsgebiet Gewässer verfügen über eine Hattersheim sowie die Ausleitungs- ausreichende biologische Gewässergüte strecken der beiden Kleinwasser- (weitgehend Stufe II) und teilweise kraftanlagen in der Gemarkung Lorsbach naturnahe Sohlstrukturen. sowie die Rückstaubereiche der zehn größeren Querbauwerke zu nennen. Die Chancen für eine Wiederansiedlung Insgesamt wurde der Anteil geeigneter waren dabei auch im Hinblick auf eine Habitate auf 60 bis 70% der etwa 14 km mittelfristig bevorstehende Verbesserung langen Strecke geschätzt; dies entspricht der Durchgängigkeit des Untermains ungefähr 50.000 m2 Fläche bzw. einem (Umgestaltung der relevanten Main- Habitatangebot für rund 75.000 Brütlinge Staustufen Kostheim und Eddersheim) zu oder 50.000 Sömmerlinge sowie 15.000 diskutieren. einjährige Parrs (siehe jedoch Kap. 4). Die Eignungsstudie sollte hierbei den Charakter einer Vorprüfung haben und Potenziell geeignete kiesige Laichhabitate keine detaillierten Habitatkartierungen mit geringen Anzeichen für eine umfassen. Grundlage der Bewertung Kolmatierung finden sich insbesondere im waren Kenntnisse der Laichplatzwahl und Unterlauf (unterhalb und oberhalb des der Habitatwahl sowie der räumlichen und Wehres Bonnemühle), zwischen Hofheim zeitlichen Einnischung juveniler Lachse in und Lorsbach und unterhalb Eppstein nahe gelegenen Gewässersystemen (u.a. sowie im Ortsgebiet Eppstein. Allerdings SCHMIDT, 1996; SCHNEIDER, 1998C & wurden zwischen Hofheim und Lorsbach 1998D; TOMBEK, 2000). und unterhalb Eppstein auch kolmatierte Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen Bereiche angetroffen. und Empfehlungen (vgl. SCHNEIDER, 2007f): Der Wickerbach wurde hingegen als ungeeignet eingestuft. Das Gewässer Der Schwarzbach ist hinsichtlich der verfügt weder über geeignete Strukturen vorliegenden Habitatqualität sowohl für für eine Reproduktion von Lachsen noch eine Reproduktion von Lachsen als auch über ausreichend dimensionierte für den Aufwuchs der Junglachse gut geeignete Aufwuchshabitate für die geeignet. Auch die Abflüsse (MNQ, MQ) juvenilen Stadien des Lachses. Die und die Gewässerdimension erscheinen Gewässerdimension liegt im Grenzbereich ausreichend. Zudem fanden sich Belege, sehr kleiner bekannter Lachsgewässer. dass der Schwarzbach zum historischen Die Abflüsse liegen unterhalb der Werte Verbreitungsgebiet des Lachses zählt. sehr kleiner bekannter Lachsgewässer. 4 Erfolgskontrolle der Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar L.) im Mainzufluss Schwarzbach 2017 BFS 2017 Tab. 1: Vergleich der Gewässer Wickerbach, Schwarzbach und Wisper Strecke pot. Lachsbesiedlung Länge ab Mündung Einzugsgebiet Breite Tiefe Gewässerdaten [km] [km] [km2] ø [m] ø [m] MNQ MQ Schwarzbach 31,5 > 14 134,9 7 0,25 0,240 1,111 Wickerbach 23,8 0 64,4 3 0,15 0,075 0,351 Wisper 29,7 > 12 209,0 6 0,20 0,104 1,300 Tab. 1 stellt die ermittelten Werte zur unterhalb Turbinenauslauf) für diese Gewässerdimension und Hydrologie in der Selektivität verantwortlich. Im Unterwasser Übersicht zusammen; dabei wird die liegt ein Sackgasseneffekt für große, Wisper, in der ein erfolgreich verlaufendes schwimmstarke Individuen vor. Schwimm- Wiederansiedlungsprojekt anhängig ist, starke Individuen (darunter auch Lachs orientierungshalber mit aufgeführt. Die und Meerforelle) ziehen der Haupt- Aufstellung zeigt, dass sich Schwarzbach strömung nach bis zum Turbinenauslass und Wisper bei den genannten Faktoren und/oder Bypassauslauf und suchen dort relativ ähnlich sind. Das Einzugsgebiet der nach einem Aufstieg. Hier sollte ein Wisper ist etwas größer als das des zusätzlicher Einstieg installiert