Stand Der Wiederansiedlung Des Atlantischen Lachses (Salmo Salar L.) in Der Wisper (Hessen)
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Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar) in der Wisper (Hessen) BFS 2008 Stand der Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar L.) in der Wisper (Hessen) Bericht 2009 Dr. Jörg Schneider Büro für Fisch- und Gewässerökologische Studien - BFS Unterlindau 78, 60323 Frankfurt am Main Tel. & Fax.: 069 / 97203407 [email protected] www.lachsprojekt.de STUDIE IM AUFTRAG DES LANDES HESSEN REGIERUNGSPRÄSIDIUM DARMSTADT OBERE FISCHEREIBEHÖRDE Werkvertrag-Nr.: 05/2009 Frankfurt am Main im Dezember 2009 Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar) in der Wisper (Hessen) BFS 2009 INHALT 1. Zusammenfassung 3 2. Einleitung 11 3. Besatzmaßnahmen 17 4. Ergebnisse der Erfolgskontrollen 2009 19 4.1. Untersuchungsstrecken 19 4.2. Smoltabwanderung Frühjahr 2009 19 4.3. Erfolgskontrolle Herbst 2009 20 4.4. Natürliche Reproduktion 21 4.5. Rückkehrer 2009 24 4.6. Laichgrubendokumentation 2009 29 4.7. Chronologie der Rückkehrernachweise 30 4.8. Besondere Nachweise 2005-2009 32 5. Elternfischhaltung 33 6. Zitierte und verwendete Literatur 36 ANHANG Projektstatistik Wisper - Stand 2009 2 Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar) in der Wisper (Hessen) BFS 2009 1. Zusammenfassung In der hessischen Wisper sind seit dem Beginn der ersten Besatzmaßnahmen 1998/1999 mit Stand 5. Dezember 2009 insgesamt 21 adulte Lachsrückkehrer zweifelsfrei dokumentiert worden. Rogner 2006 Weiterhin liegen ein Angelfang aus dem hessischen Rhein (2007; rund 5 km oberhalb der Wispermündung), eine unbestätigte Sichtung und zwei Nach- Im Herbst 2007 wurden vier Rückkehrer in weise, bei denen eine Doppeler- der Wisper sowie ein Rückkehrer im Rhein fassung nicht ausgeschlossen werden nahe Lorch gefangen. Ein weiterer Rogner kann, als zusätzliche Hinweise vor. entkam und wurde als potenzielle Doppel- erfassung nicht in der Nachweisstatistik Die jährlichen Naturvermehrungs- gewertet. Drei der Erstnachweise waren kontrollen erbrachten Nachweise Rogner (1-SW 73 cm, laichreif; 2-SW 79 natürlich aufgekommener Lachse in cm, abgelaicht; 2-SW 88 cm, abgelaicht), den Jahren 2003, 2004 und 2007 sowie ein Lachs war männlich (2-SW 88 cm, – besonders umfangreich – im Jahr laichend). 2008. In 2009 zerstörte schwerer Eisgang im Winter offensichtlich alle Außerdem wurden zwei Meerforellen (ein Lachsgelege. Für die aktuelle Saison Milchner 78 cm und ein abgelaichter 2009/2010 wird wieder eine erfolgreiche Rogner 55 cm) in der Wisper erfasst. Das natürliche Reproduktion erwartet. Ergebnis muss auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass zur Hauptlaichzeit der Lachse Mitte November 2007 wegen hoher Wasserführung und starker Trübung Rogner 2009 nur sehr ungünstige Befischungsbe- dingungen vorlagen. Milchner 2007 Milchner 2008 Das erfolgreiche Jahr 2007 markierte auch das Jahr mit der höchsten Anzahl dokumentierter „großer bis sehr großer“ Laichgruben (27 Stück); bei mindestens 12 der Laichgruben (Länge 250 – 350 cm) war eine Anlage durch Lachse mit an Im Herbst 2006 wurden mindestens vier Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verschiedene adulte Lachse (drei Grilse, gegeben, weil im direkten Umfeld ein Multi-See-Winter–Lachs?) im Orts- (innerhalb 300 m Strecke) auch die bereich Lorch und oberhalb Wehr der Fa. laichenden bzw. abgelaichten adulten Schlaadt erfasst. Im Sommer 2007 wurden Lachse vorgefunden wurden. Der im an zwei Lokalitäten Lachse der AK 0+ aus Sommer 2008 festgestellte Re- natürlicher Reproduktion dokumentiert. produktionserfolg markierte folgerichtig die Saison 2007/ 2008 als erfolgreichste 3 Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar) in der Wisper (Hessen) BFS 2009 Reproduktionsperiode seit Beginn des Projektes. Erstmals erstreckte sich die Reproduktion von Lorch bis in den Mittellauf der Wisper („Alte Villa“ - „Kammerburg“). Im Frühjahr und Sommer 2008 wurden insgesamt 431 juvenile Lachse der Altersklasse 0+ nachgewiesen; die räumliche Verteilung der Junglachse erstreckte sich relativ gleichmäßig auf rund 80% der geeigneten Flächen in der Wisper (!) - der Gesamtbestand (Sommer) wurde auf über 10.000 Individuen Laichgrube geschätzt. 2007 Im Herbst 2008 wurden wieder diverse Laichgruben vorgefunden. Allerdings gelang lediglich ein Rückkehrernachweis Ein 1-SW-Milchner wurde anhand eines (Milchner, 89 cm). Wahrscheinlich kam es Adiposenschnitts als Streuner identifiziert. in 2008 auch zu Notablaichungen im unmittelbaren Mündungsbereich der Besonders auffällig war in 2007, 2008 und Wisper sowie im Rhein selbst. Ursächlich 2009 der hohe Anteil großer Mehr-See- war eine in der Kernlaichzeit durch Winter-Lachse mit Längen zwischen 75 Unbekannte errichtete Steinschüttung in und 113 cm im Rheinsystem (größter der Mündung (in der im Rahmen der Nachweis Wisper in 2008: 89 cm). Diese Gewässerunterhaltung angelegten Rinne), Tiere haben meist zwei bis drei Jahre im die dazu führte, dass der Abfluss nicht Meer verbracht und erreichen meist mehr konzentriert über die Rinne, sondern Stückgewichte über 5 kg; die MSW- lediglich sehr flach über den Schwemm- Rogner verfügen über Eizahlen von über kegel der Wisper erfolgte. Es muss 7.000 Stück. In 2008 und 2009 wurden angenommen werden, dass sich dies sehr zunehmend 3-SW-Lachse (in 2009 nachteilig auf den Aufstieg der Rückkehrer wahrscheinlich auch 4-SW-Lachse) - und entsprechend auch auf den Re- registriert. produktionserfolg in 2008 - ausgewirkt hat. In 2007 - 2009 wurde auch ein deutlich Eine weit stärkere Auswirkung ist jedoch höherer Rogner-Anteil verzeichnet, was in dem „Eiswinter“ 2008/2009 zuzuschreiben. unmittelbarem Zusammenhang mit dem Nachdem die Wisper im kalten Januar hohen MSW-Anteil steht. Die in der Sieg, 2009 auf kompletter Länge zugefroren war in Rheinland-Pfalz und auch in Hessen (inkl. starker Grundeisbildung), folgte ein verwendeten südschwedischen Herkünfte Wetterumschwung mit Regenfällen. Die haben ein Ungleichgewicht hinsichtlich der durch die Abflusserhöhung aufgebroch- Geschlechterverteilung und dem je- enen Eisschollen (Dicke bis 30 cm) trieben weiligen Meeresaufenthalt: die Grilse (1- teils mit Grundberührung als sog. SW-Lachse) sind mehrheitlich männlich „Ankereis“ ab und zerstörten offensichtlich und kleiner als 75 cm, die Rogner sämtliche Lachsgelege sowie einen überwiegen bei den großen MSW- Großteil der Bachforellengelege. Lachsen. Entsprechend wurden im Sommer 2009 Der hohe MSW-Anteil dürfte also keine Lachse der AK 0+ nachgewiesen insbesondere der Verwendung der und zudem massive Rekrutierungsdefizite Herkunft Ätran geschuldet sein und ist bei der Forelle dokumentiert (Kap. 4.4). maßgeblich für einen hohen Anteil weiblicher Rückkehrer und damit für eine Im Herbst 2009 wurde bei drei Be- besonders hohe durchschnittliche Eizahl fischungen mit insgesamt sieben Lachs- ursächlich. Für die Wisper wurde rückkehrernachweisen das bisher beste beispielsweise in der Saison 2007/2008 Jahresergebnis seit Projektbeginn an der mit einer Ablage von 15.000 Eiern allein Wisper verzeichnet. Gefangen wurden durch die drei erfassten Rogner zwei Rogner und fünf Milchner (Kap. 4.5). gerechnet. 4 Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar) in der Wisper (Hessen) BFS 2009 Als Ursache für die Häufigkeit der MSW- der Smoltabwanderung der letzt- Lachse werden neben stammspezifischen jährigen 3-SW-Lachse. Zumindest im Faktoren auch verschiedene exogene Sommer 2007 waren die Abflüsse so Faktoren angenommen: hoch, dass das Haringvliet unein- geschränkt passierbar war. Dies legt a) MSW-Lachse immigrieren bereits im den Schluss nahe, dass diejenigen Frühjahr und Sommer in große Lachse, die 2005 über das Haringvliet Gewässer wie den Rhein. Ihr auswanderten, in 2007 auch über die Überleben und damit die Auf- selbe Migrationsroute wieder ein- stiegsquote in die Laichgewässer ist wandern konnten. In 2008 und 2009 u.a. von den Abflussverhältnissen und war das Haringvliet ebenfalls über den Temperaturbedingungen abhängig. längere Zeiträume geöffnet. Wassertemperaturen von über 30°C im d) In die Diskussion ist jedoch auch die im Rhein, die beispielsweise im Sommer November eingestellte Driftnetzfischerei 2003 über einen langen Zeitraum vor Irland einzubeziehen. Vor Irlands vorherrschten, könnten zu erhöhter Küsten wurden in einer sog. mixed- Mortalität und damit zum Ausfall großer stock-fishery Lachse aus diversen Rogner geführt haben Die eher Flusssystemen gefangen – darunter feuchten und kühlen Sommer 2007 und nachweislich auch markierte „Rhein- 2008 haben dagegen den Aufstieg lachse“. Allerdings waren unter den dieser Tiere möglicherweise begünstigt. Fängen im wesentlichen Grilse, was Auch der Sommer 2009 war eher kühl, den Migrationserfolg der MSW-Lachse jedoch durch eine ausgedehnte in den letzten 3 Jahren nicht erklärt. Niedrigwasserperiode gekennzeichnet. b) In den letzten Jahren war die Auch die in den letzten Jahren Rückkehrerquote im Rhein mehr oder verzeichnete natürliche Reproduktion zeigt weniger stark rückläufig; dies betraf einen sich offenbar verfestigenden Erfolg sowohl Lachse als auch Meerforellen. der Wiederansiedlung. Allein im Als eine mögliche Ursache wird ein zu- Siegsystem wurde 2008 der Bestand der nehmender fischereilicher Druck im Alterklasse 0+ aus natürlicher niederländischen Delta, aber auch im Reproduktion auf über 100.000 Individuen deutschen Rheinabschnitt diskutiert geschätzt, wovon allerdings der Hauptteil (vgl. Gesprächsprotokolle im Bericht auf Gewässer des Unterlaufs entfällt. In 2008, ANHANG). Die hohen Abflüsse in Rheinland-Pfalz gab es Lachsbrut- 2007 könnten sich negativ auf den nachweise aus vier Gewässersystemen (beabsichtigten