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664 RIW 10/2017 Lnderreporte tionierung von Fehlverhalten ist dann die nchste und wich- einhergehend auch bei der (Wahrnehmung der) Unabhn- tigste Stufe der Umsetzung des Verhaltenskodex. Hierbei gigkeit der Gerichte. wird der Unternehmensleitung grundstzlich ein hohes En- Die tschechische Wirtschaft entwickelt sich von einer „ver- gagement abverlangt, wobei bei der Beurteilung der Anfor- lngerten Werkbank“ zu einer Volkswirtschaft, die selbst derungen der Grundsatz der Verhltnismßigkeit Anwen- Waren und Dienstleistungen am europischen Binnenmarkt dung finden und die Grße des Unternehmens bei den zu er- sowie auch immer fters an den Weltmrkten platzieren wartenden Anstrengungen ebenfalls Bercksichtigung fin- kann. den muss. Im Hinblick auf die bereits wieder steigenden Zinsen (unter: Es kann daher zusammengefasst werden, dass die Strafbar- https://www.finance.cz/485846–sazby-hypotek.rostou) so- keit juristischer Personen durchaus Herausforderungen an wie den teilweise sicherlich schon etwas berhitzten Immo- das Compliance-Management der Unternehmen stellt. Diese bilienmarkt darf man aber gespannt sein, ber welche wirt- knnen aber aller Voraussicht nach durch die sorgfltige An- schaftlichen Entwicklungen dann im nchsten Lnderreport wendung der bereits geltenden Compliance-Prinzipien gut zu berichten sein wird. Noch spannender wird aber die Frage bewltigt werden. Nachlssigkeiten in dieser Hinsicht kn- sein, welche Regierung nach den Wahlen ins Amt kommt nen aber durch die Strafbarkeit juristischer Personen noch und ber welche neuen rechtspolitischen Akzente dann im schwerwiegendere Folgen fr die Unternehmen nach sich nchsten Jahr zu berichten sein wird. ziehen als ohnehin schon im Rahmen der gewhnlichen Un- ternehmenshaftung. Sven Hbel, LL.M. Studium der Rechtswissenschaft in Regens- VI. Wirtschaftliche Bewertung und Ausblick burg und Prag, Referendariat in Berlin, Die Wirtschaftskrise scheint mit dem Schritt der Normali- LL.M.-Studium an der Central European Uni- sierung der Whrungspolitik nun endgltig berwunden. versity Budapest. Seit 2013 leitet er die deutschsprachige Abteilung der mittel- und Grundstzlich gibt auch die Entwicklung aus rechtspoliti- osteuropischen Anwaltskanzlei PETERKA scher Sicht Anlass zur Zuversicht und Selbstbewusstsein. & PARTNERS und betreut deutsche sowie sterreichische Man- Nicht nur bei der Verfahrensdauer, sondern auch bei der Mo- danten bei ihren Rechtsangelegenheiten in Tschechien. Ein wei- dernitt des Gerichtswesens bescheinigt das EU-Justizbaro- terer Ttigkeitsschwerpunkt liegt in der Koordinierung lnder- meter der Tschechischen Republik Fortschritte und verortet bergreifender Projekte und Investitionen deutschsprachiger das tschechische Justizwesen im ersten Drittel der Mitglied- Unternehmen in der Region Mittel- und Osteuropa einschließ- staaten. Verbesserungsbedarf gibt es nach wie vor beim f- lich Russland. fentlichen Vertrauen in die tschechische Justiz und damit

Dr. Will Dendorfer, Steuerberater/Certified Public Accountant, Kln Lnderreport USA

I. Rechtspolitischer Hintergrund fr die Wurde in einem solchen Fall z.B. die Abgabe von Steuerer- Besteuerung in den US-Bundesstaaten klrungen aus Unwissenheit ber die Steuerpflicht unterlas- sen, besteht das Risiko, dass der betroffene US-Bundesstaat Beim Engagement deutscher Unternehmen und deutscher (und ggf. die betroffene Gebietskrperschaft) im Fall der Immobilieninvestoren in den USA knnen neben den US- Aufdeckung mangels des Anlaufs der Festsetzungsverjh- Bundessteuern auch die Steuern auf der Ebene der US-Bun- rung die entgangenen Steuern sowie Bußgelder (ggf. sogar desstaaten bzw. der US-Gebietskrperschaften greifen. Da- Strafzuschlge) und Nachzahlungszinsen nachfordert. Um- raus knnen sich zustzliche steuerliche Hrden ergeben, gekehrt ist es mglich, dass vom Steuerpflichtigen be- die von den Steuerpflichtigen und ihren Beratern zu ber- stimmte US-bundesstaatliche bzw. lokale Steueroptimierun- winden sind. Diese Problematik und ihre steuerplanerischen gen verpasst wurden, da diese nur bei rechtzeitiger Abgabe Lsungsanstze sind Gegenstand dieses Fachbeitrags. der entsprechenden Steuererklrungen geltend gemacht werden knnen. Die Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland In den USA ist die Steuerhoheit auf Bund, Bundesstaaten und den USA auf dem Gebiet der Ertragsteuern und der Ver- und Gemeinden bzw. Landkreise aufgeteilt. Somit knnen mgensteuern (DBA D/USA) sowie auf dem Gebiet der Erb- Steuern sowohl beim Bund (Federal ) als auch bei den schaft- und Schenkungsteuern (DBA-E D/USA) sind auf das Bundesstaaten (State Taxes) und ggf. auf der lokalen Ebene Steuerrecht der US-Bundesstaaten bzw. der US-Gebietskr- der Stdte und Gemeinden (Municipal Taxes) kumulativ an- perschaften nicht anwendbar (s. Art. 2 Abs. 1 Buchst. a des je- fallen. Die auf Seite 665 folgende Tabelle (Tabelle 1) soll ei- weiligen DBA). So kann es z.B. sein, dass trotz der Befreiung nen berblick ber ausgewhlte Steuerarten dieser drei Ebe- von der US-Bundessteuerpflicht mangels der Erfllung des nen bieten. Tatbestands der Betriebssttte i.S.d. Art. 5 DBA D/USA eine Ertragsteuerpflicht nach dem Recht desjenigen US-Bundes- Fr Zwecke der Abgrenzung sei erwhnt, dass hierin die staats vorliegt, in dem die Geschftsttigkeit ausgebt wird. sog. Franchise Taxes (Konzessionsabgaben) bei den Corpo-

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Lnderreporte 10/2017 RIW 665

Tabelle 1: bersicht zu ausgewhlten US-Steuerarten Ertragsabhngig Ertragsunabhngig Steuern des Bundes (Fe- Einkommensteuer (Federal individual income ) Nachlaß- u. Schenkungsteuer (Federal) deral Taxes) Krperschaftsteuer (Federal corporate ) Konsumsteuern – z.B. auf Tabak, Kraftstoffe (Federal taxes) Sozialversicherungsabgaben – Renten-, Alterskran- ken- u. Arbeitslosenversicherung (Federal social secu- rity taxes) Steuern der Bundesstaa- Einkommensteuer (State individual income tax) Umsatzabhngige Steuern (z.B. commercial activity ten (State Taxes) tax, franchise tax, business and occupation tax) Krperschaftsteuer (State corporate income or fran- Gewerbekapitalsteuern (z.B. state corporate license, chise tax) net worth, business privilege taxes) Sozialversicherungsabgaben – hier nur Arbeitslosen- Erbschaft- u. Schenkungsteuer (State estate, inheritan- u. Unfallversicherung (State social security taxes) ce or death tax & ) Konsumsteuern – z.B. auf Tabak, Kraftstoffe (State excise taxes) Umsatz- u. Verbrauchsteuern (Sales & use tax) Grundsteuer (State ) Grunderwerbsteuer (State real estate )

rate Income Taxes erfasst werden, soweit sie vom Ertrag ab- Gesellschaften (z.B. Corporations) wieder. Die mit „N/A“ hngig sind. Bei den Bundesstaaten, die eine ertragsabhn- gekennzeichneten beiden Bundesstaaten South Dakota und gige Franchise Tax erheben, wird diese im Rahmen der bun- Wyoming erheben keine Krperschaftsteuer. Die Steuer- desstaatlichen Corporate Income Tax (Krperschaftsteuer) stze der brigen Bundesstaaten bewegen sich zwischen 3 % behandelt. Die Steuern des (Federal) District of Columbia (North Carolina) und 12 % (Iowa). (D.C.) werden vereinfachend bei den Bundesstaatensteuern , , und erheben eine Gross behandelt. Die Steuern auf der lokalen Ebene (wie z.B. die Receipts Tax, d.h. eine Umsatz- oder Rohgewinnabhngige Ertragsteuern der Großstdte New York City, Los Angeles, Steuer. Als Bemessungsgrundlage dient dabei nicht der etc.) werden hierin nicht behandelt. Im brigen beschrnkt Reingewinn, sondern eine je nach Bundesstaat definierte sich dieser Beitrag auf die Ertragsteuern sowie die Erb- Rohgewinngrße (z.B. Umsatz abzglich Wareneinsatz). schaft- und Schenkungsteuern und der damit zusammenhn- genden Grundlagen. b) Steuerliche Einordnung von Gesellschaften Alle US-Bundesstaaten bis auf Texas und Tennessee erken- II. Fr deutsches Investment relevante nen die auf der Bundesebene getroffene steuerliche Einord- Besteuerungsthemen der US-Bundesstaaten nung der Unternehmensrechtsformen an (zu den Rechtsfor- 1. Ertragsteuern (Income Taxes) men und ihrer US-bundessteuerlichen Einordnung vgl. Den- dorfer, in: Beck’sches Steuerberaterhandbuch 2017/2018, a) Ertragsteuererhebende Bundesstaaten und ihre Kapitel H./XXXVII: US-Steuerrecht, Rdnr. 935f.). Texas Spitzensteuerstze und Tennessee unterwerfen die Limited Liability Company Die Besteuerung in den US-Bundesstaaten ist – hnlich wie (LLC) generell der Besteuerung als Corporation, allerdings auf der Bundesebene – unterschiedlich, je nachdem, ob es mit der Ausnahme, dass Tennessee die von einer Corporati- sich beim Steuerpflichten um eine natrliche Person, eine on gehaltene Ein-Personen-LLC als „disregarded“ (steuer- Personengesellschaft (bzw. allgemein um ein steuerlich trans- lich nicht existent) behandelt, sofern sie auch fr US-bun- parentes Gebilde) oder eine Kapitalgesellschaft (bzw. allge- dessteuerliche Zwecke so eingeordnet wird. mein um ein steuerlich intransparentes Gebilde) handelt. c) Steuerpflicht Das zu versteuernde Einkommen natrlicher Personen wird nicht in allen Bundesstaaten der Steuer unterworfen, wie aus aa) Natrliche Personen der nachfolgenden Tabelle (Tabelle 2) auf Seite 666 hervor- Fr natrliche Personen ist nach den Einzelsteuergesetzen geht, die zugleich die Spitzensteuerstze der steuererheben- der US-Bundesstaaten i.d.R. der Wohnsitz (Residency), den Bundesstaaten enthlt. ggf. kombiniert mit der Absicht, dauerhaft zu verweilen Die mit „N/A“ gekennzeichneten sieben Bundesstaaten (Domicile) bestimmend fr die Begrndung der unbe- Alaska, , Nevada, South Dakota, Texas, Washington schrnkten Einkommensteuerpflicht (Abgabe von Steuerer- und Wyoming erheben keine persnliche Einkommensteuer. klrungen als „Resident“). Die Bundesstaaten arbeiten dabei Die Steuerstze der brigen Bundesstaaten bewegen sich mit widerlegbaren Vermutungen bzw. bestimmten Mindest- zwischen 2,9 % (North Dakota) und 13,3 % (Kalifornien). aufenthaltsdauern. New Hamphire und Tennessee besteuern mit jeweils 5 % le- Bei beschrnkter Einkommensteuerpflicht (Abgabe von diglich Zins- und Dividendeneinknfte. Steuererklrungen als „Nonresident“) werden i.d.R. nur Die nachfolgende Tabelle (Tabelle 3) auf Seite 667 gibt die diejenigen Einknfte besteuert, die aus Quellen des steuerer- bundesstaatliche Besteuerungssituation von intransparenten hebenden Bundesstaats stammen (z.B. Einknfte aus nicht-

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Tabelle 2: Einkommensteuerstze der US-Bundesstaaten (Spitzensteuerstze), Stand: 1. 7. 2017 (Quellen: Thomson-Reuters/Tax & Accounting, 2017 Checkpoint Tax Research System; 2017 – State Individual Income Taxes) State 2017 Personal Income Tax State 2017 Personal Income Tax State 2017 Personal Income (Top Rate) Rate (Top Rate) Rate (Top Rate) Alaska N/A Kentucky 6% New York 8,82 % 5% Louisiana 6% Ohio 4,997 % Arkansas 6,9 % Massachusetts 5,10 % Oklahoma 5% Arizona 4,54 % Maryland 5,75 % 9,9 % California 13,3 % Maine 10,15 % 3,07 % Colorado 4,63 % Michigan 4,25 % Rhode Island 5,99 % Connecticut 6,99 % Minnesota 9,85 % South 7% Carolina District of 8,95 % Missouri 6% South Dakota N/A Columbia 6,6 % Mississippi 5% Tennessee 5 % (only interest & dividends) Florida N/A Montana 6,9 % Texas N/A Georgia 6% North 5,499 % Utah 5% Carolina 8,25 % North Dakota 2,90 % Virginia 5,75 % Iowa 8,98 % Nebraska 6,84 % Vermont 8,95 % Idaho 7,4 % New 5 % (only interest & Washington N/A Hampshire dividends) 4,95 % New Jersey 8,97 % Wisconsin 7,65 % Indiana 3,23 % 4,9 % 6,5 % Kansas 5,2 % Nevada N/A Wyoming N/A selbststndiger Arbeit und aus im Bundesstaat belegenen Tax, Sales & Use Tax) und je nach US-Bundesstaat unter- Immobilienobjekten), durch eine aus der Sicht des Bundes- scheiden. staats steuerlich transparente Gesellschaft vermittelt wer- Das Konzept des Nexus ist nur sehr weitlufig vergleichbar den, oder auf eine bestimmte wirtschaftliche Prsenz (Kon- mit dem Konzept der Betriebssttte (Permanent Establish- zept des Nexus, s. unten) im Bundesstaat zurckzufhren ment) in Art. 5 i.V.m. Art. 7 DBA D/USA sowie dem Kon- sind. Insofern ist es mglich, dass der Steuerpflichtige in al- zept des „ECI“ („Income effectively connected with a len US-Bundesstaaten Einkommensteuererklrungen abzu- U.S. or business“) im Rahmen der beschrnkten US- geben hat, in denen er die genannten steuerlich relevanten Steuerpflicht auf der US-Bundesebene (zum ECI vgl. Wolff, Berhrungspunkte hat und in denen Einkommensteuern er- in: Wassermeyer, Doppelbesteuerung, Losebl., Bd. VI, hoben werden. Art. 7 Rdnr. 3, 25 und 144). bb) Gesellschaften Nachfolgend sind typische Kriterien fr einen Nexus bei- spielhaft aufgefhrt. Sie mssen nicht kumulativ vorliegen Bei Gesellschaften knpfen die einzelnen US-Bundesstaa- und knnen von Bundesstaat zu Bundesstaat variieren (vgl. ten die Ertragsteuerpflicht i.d.R. daran, dass die Gesell- auch den Grundsatzfall Geoffrey, Inc. v. South Carolina Tax schaft dort gegrndet (incorporated) wurde (Ausnahme z.B. Commissioner, 437 S.E. 2d 13 (S.C.)): Delaware), oder daran, dass ein „Nexus“ im jeweiligen Bun- desstaat besteht. Von Bedeutung fr die Begrndung der – Im steuererhebenden Bundesstaat belegenes Vermgen bundesstaatlichen Steuerpflicht ist vor allem, in welchem des Unternehmens, z.B. Warenvorrte, Maschinen und Bundesstaat eine maßgebliche operative Ttigkeit des Un- Anlagen, Gebude (Besitz reicht aus, Eigentum nicht not- ternehmens stattfindet (zur Aufteilung der gesamten Bemes- wendig); sungsgrundlage auf die betroffenen Bundesstaaten s. unten). – Arbeitnehmer, die in dem Bundesstaat ttig sind; – Freie Mitarbeiter, die in dem Bundesstaat ttig sind; d) Nexus – Unterhaltung eines Bros in dem Bundesstaat; – Abschluss von Kaufvertrgen in dem Bundesstaat (z.B. „Nexus“ ist ein unbestimmter Begriff der US-steuerlichen auf Messen); Praxis, der etwa mit „Verbindung“, „Verflechtung“ oder – Durchfhrung von Montageleistungen in dem Bundes- „Zusammenhang“ bersetzt werden kann. Er beschreibt den staat; Umfang und das Ausmaß einer wirtschaftlichen Ttigkeit, die vorliegen muss, damit ein Bundesstaat die Ertrge („In- – Lizenzierung von Rechten in dem Bundesstaat. come“) bzw. die Umstze („Sales“) bzw. den Verbrauch Der Grad an geschftlicher Verbindung des Unternehmens („Use“) eines Steuerpflichtigen besteuern kann. Der Inhalt mit dem Bundesstaat, der zu einem Nexus fhrt, ist Ausfluss des Nexus-Begriffs kann sich je nach Steuerart (Income des Fallrechts (Case Law), das sich im Laufe der Zeit entwi-

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Lnderreporte 10/2017 RIW 667

Tabelle 3: Krperschaftsteuerstze der US-Bundesstaaten (Spitzensteuerstze), Stand: 1. 7. 2017 (Quellen: Thomson-Reuters/Tax & Accounting, 2017 Checkpoint Tax Research System; Tax Foundation 2017 – State Corporate Income Taxes) State 2017 Rate State 2017 Corporate Tax Rate State 2017 Corporate Tax Rate (Top Rate) (Top Rate) (Top Rate) Alaska 9,4 % Kentucky 6% New York 6,5 % Alabama 6,5 % Louisiana 8% Ohio Gross receipts tax Arkansas 6,5 % Massachusetts 8% Oklahoma 6% Arizona 4,9 % Maryland 8,25 % Oregon 7,6 % California 8,84 % Maine 8,93 % Pennsylvania 9,99 % Colorado 4,63 % Michigan 6% Rhode Island 7% Connecticut 9 % (incl. Surtax) Minnesota 9,8 % South 5% Carolina District of 9% Missouri 6,25 % South Dakota N/A Columbia Delaware 8,7 % Mississippi 5%. Tennessee 6,5 % Florida 5,5 % Montana 6,75 % Texas Gross receipts tax Georgia 6% North 3% Utah 5% Carolina Hawaii 6,4 % North Dakota 4,31 % Virginia 6% Iowa 12 %. Nebraska 7,81 % Vermont 8,5 % Idaho 7,4 % New 8,2 % Washington Gross receipts tax Hampshire Illinois 7,75 % New Jersey 9% Wisconsin 7,9 % Indiana 6% New Mexico 6,2 % West Virginia 6,5 % Kansas 7% Nevada Gross receipts tax Wyoming N/A

ckelt hat. Die Bundesstaaten sind durch die Due Process e) Steuerbemessungsgrundlage Clause (Amendment XIV der US-Verfassung: „…nor shall any State deprive any person of life, liberty, or property, aa) Ausgangspunkt bei der Ermittlung der US- without due process of law…“), die Commerce Clause bundesstaatlichen Bemessungsgrundlage (Art. 1, § 8 Satz 3 der US-Verfassung: „The Congress shall (1) Natrliche Personen have power … to regulate commerce within foreign nations, and among the several states ….“), und Public Law 86–272 Die meisten US-Bundesstaaten bauen bei der Ermittlung der (15 U.S.C. § 381) gebunden, ihre Kompetenz nicht zu ber- Einkommensteuerbemessungsgrundlage natrlicher Perso- schreiten. nen auf derjenigen des Bundes auf. Insoweit fließen die bun- dessteuerlich erfassten Einknfte auch fr Zwecke der Bun- Die Due Process-Klausel kann in diesem Zusammenhang so desstaatenbesteuerung ein, selbst wenn sie ggf. modifiziert interpretiert werden, dass ein Besteuerungsrecht des Bun- werden. Ausnahmen davon bilden Alabama, Arkansas, Kali- desstaates verneint wird oder dass keine Bußgelder an die fornien, Mississippi, New Jersey, Pennsylvania – aber auch spter aufgedeckte Steuerpflicht geknpft werden, wenn das Tennessee und New Hampshire, die nur Zinsen und Dividen- zur Steuer herangezogene Unternehmen so minimale Bezie- den besteuern (vgl. Thomson Reuters/Tax & Accounting, hungen zu dem Bundesstaat hatte, dass es nach objektiven 2017 Checkpoint Tax Research System). Kriterien nicht vorhersehen konnte, dass ein Nexus entsteht. In der Vergangenheit bezogen sich Rechtsflle vor dem (2) Gesellschaften U.S. Supreme Court im Zusammenhang mit Nexus auf die Im Bereich der intransparent besteuerten Gesellschaften physische Prsenz des Unternehmens in dem steuererheben- knpfen nahezu alle Bundesstaaten grundstzlich an die Be- den Bundesstaat (vgl. z.B. Quill Corp gegen North Dakota messungsgrundlage der Bundessteuer an und modifizieren (1992)). Mittlerweile besteht die Tendenz, den Tatbestand diese ggf. fr Bundesstaatensteuerzwecke. Ausnahmen da- des Nexus durch die wirtschaftliche Prsenz (Economic Pre- von bilden lediglich Arkansas, Texas und der District of Co- sence) zu erweitern, um insbesondere auch Online-Hndler lumbia. zu erfassen (vgl. z.B. das sog. Amazon Law des Bundes- staats New York, wonach Amazon der Sales & Use Tax un- terliegt, obwohl das Unternehmen keine Niederlassung oder bb) Aufteilung der Bemessungsgrundlage sonstigen steuerlichen Anknpfungspunkt in New York Ist das Unternehmen in mehr als einem Bundesstaat steuer- State hat). Die berwiegende Mehrheit der Bundesstaaten pflichtig, kann es die insgesamt in den Nexus-Bundesstaaten haben mittlerweile den Economic Presence Standard einge- erzielten Einknfte auf die einzelnen Bundesstaaten grund- fhrt (vgl. Thomson-Reuters/Tax & Accounting, 2017 stzlich aufteilen. Bei der „Allocation“ werden Teile der Ge- Checkpoint Tax Research System). samteinknfte jedem Bundesstaat direkt zugewiesen, hn-

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668 RIW 10/2017 Lnderreporte lich der Betriebsstttengewinnermittlung im internationalen der Erbe. Der Nachlass kann einen allgemeinen Freibetrag Steuerrecht. Anschließend wird beim „Apportionment“ pro- (Exemption Amount) von der nach Verkehrswerten ermittel- zentual nach einem Schlssel aufgeteilt, der sich berwie- ten Bemessungsgrundlage in Abzug bringen, der grundstz- gend am Umsatz orientiert, je nach Bundesstaatenrecht aber lich unabhngig vom Verwandtschaftsverhltnis ist. Aller- auch am Belegenheitsvermgen und/oder der Lohn- und Ge- dings wird dem berlebenden Ehegatten i.d.R. ein unbe- haltssumme (vgl. Wolff, in: Wassermeyer, a.a.O., Art. 9 grenzter Freibetrag (Marital Deduction) gewhrt. Rdnr. 97). Dadurch kann die Gesamtsteuerbelastung aller Bei der wird – hnlich wie im deutschen Nexus-Bundesstaaten hher oder niedriger sein als die Sum- Steuersystem – der Erblasser bzw. der Erbe besteuert, mit me der Steuerbelastungen der einzelnen Bundesstaaten. Freibetrgen und Steuerstzen, die vom Verwandtschafts- verhltnis zwischen Erblasser und Erben abhngen. Auch cc) Unitary Business Concept hier wird die Bemessungsgrundlage nach Verkehrswerten Eine Reihe von Bundesstaaten (u.a. Alaska, Arizona, Colora- ermittelt. do, Kalifornien, District of Columbia, Illinois, Kansas, Zum Stand 1. 1. 2017 gibt es insgesamt nur noch 19 Bundes- Maine, Massachusetts, Michigan, New Hampshire, New staaten, die den erbrechtlichen bergang von im jeweiligen York, North Dakota, Oregon, Rhode Island, Texas, Utah, Wis- Bundesstaat belegenem Nachlassvermgen besteuern. In consin.) haben das sog. Unitary Business Concept eingefhrt. der nachfolgenden Auflistung sind auch die Spitzensteuer- Abstellend auf die wirtschaftliche Einheit des Konzerns stze der jeweiligen Steuer aufgefhrt: wird nach diesem Konzept nicht nur der von dem betroffe- (1) Bundesstaaten mit Estate Tax: nen Unternehmen in den Nexus-Bundesstaaten erzielte Ge- – Connecticut, Maine, jeweils 12 %, winn, sondern der Gesamtgewinn der Gruppe (als „unitary“ – Delaware, D.C., Hawai, Illinois, Maryland, Massachusetts, definierte Unternehmen im US-Inland und ggf. auch im US- Minnesota, New Jersey, New York, Oregon, Rhode Island, Ausland) nach dem Apportionment-Faktor des Bundesstaa- Vermont, jeweils 16 %, tes aufgeteilt (vgl. grundlegend Mobil Oil Corporation v. – Washington, 20 %. Commissioner of Taxes (1980), 444 U.S. 923, 100 S. Ct. Die Exemption Amounts bewegen sich zwischen 1000000 USD 1223, sowie Exxon Corp. v. Department of Revenue (1980), und 5490000 USD, je nach Bundesstaat. 444 U.S. 961, 100 S. Ct. 2109, und Container Corp. of Ame- (2) Bundesstaaten mit Inheritance Tax: rica v. California Franchise Tax Board (1983), 463 U.S. 159, 103 S. Ct. 2933). Der Unitary Business Bundesstaat verlangt – Iowa, Pennsylvania, jeweils 15 %, i.d.R. die steuerliche Konsolidierung (Combined Report- – Kentucky, 16 %, ing) der zum Unitary Business gehrenden Gruppengesell- – Nebraska, 18 %. schaften. Maryland und New Jersey haben sowohl eine Estate Tax als auch eine Inheritance Tax (mit jeweils identischem Spitzensteu- Allerdings lassen die meisten nach dem Unitary Business ersatz von 16%) und sind deshalb nicht doppelt aufgefhrt. Bei Concept besteuernden Bundesstaaten es zu, dass nur die in allen Bundesstaaten mit Inheritance Tax sind die Ehegatten von den USA ttigen (ECI erzielenden) Gruppengesellschaften der Steuer befreit, bei einigen auch die Abkmmlinge. in das Apportionment einzubeziehen sind bzw. nach Wahl- Als einziger US-Bundesstaat erhebt Connecticut auch eine rechtsausbung einbezogen werden knnen. Es handelt sich Schenkungsteuer mit einem allgemeinen Freibetrag von dabei um diejenigen Bundesstaaten, die das sog. Water’s-Ed- 2000000 USD und einem Steuersatz von 7,2% bis 12% je ge Reporting zulassen (s. auch Wolff, in: Wassermeyer, nach dem Wert der Bemessungsgrundlage. a.a.O., Art. 9 Rdnr. 98). Zu diesen gehren insbesondere Kalifornien, Illinois, Massachusetts und New York. b) Steuerfalle bei der beschrnkten US- Erbschaftsteuerpflicht 2. Nachlass-, Erbschaft- und Schenkungsteuern Bei Erblassern mit erbschaftsteuerlicher Ansssigkeit in (Estate, Inheritance & Gift Taxes) Deutschland, die (auch) in den USA belegenes Vermgen a) Steuererhebende Bundesstaaten und ihre vererben, knnen die USA auf der Bundesebene nicht be- Spitzensteuerstze steuern, wenn das US-Vermgen von einer steuerlich in- Auf der US-Bundesebene wird die Federal Estate Tax (Bun- transparenten Gesellschaft (z.B. US-Corporation, aus US- desnachlasssteuer), die Federal Gift Tax (Bundesschenkung- Sicht intransparente US Limited Partnership, deutsche steuer) und die Generation Skipping Transfer Tax (Genera- GmbH, aus US-Sicht intransparente deutsche GmbH & Co tionenberspringende Erbschaftsteuer) mit Steuerstzen von KG) gehalten wird, an der der Erblasser beteiligt war (Um- 18 % bis 40 % erhoben. Auf der US-Bundesstaatenebene kehrschluss aus Art. 9 DBA-E D/USA). wird außer der bundesstaatlichen Estate Tax (und der bun- Auf der Ebene der Bundesstaaten gilt das nur eingeschrnkt. desstaatlichen Generation Skipping Transfer Tax, auf die Denn das DBA-E D/USA gilt nicht auf der Ebene der US- wegen der relativ geringen Bedeutung hier nicht nher ein- Bundesstaaten, so dass die Befreiung des Art. 9 DBA-E D/ gegangen wird) auch die bundesstaatliche Inheritance Tax USA hier nicht zum Tragen kommt, zumindest nicht unmit- angewendet (vgl. dazu und im Folgenden auch Jlicher, in: telbar. Wassermeyer, Doppelbesteuerung, Losebl., Bd. VI, Anh. E Falls jedoch der einzelne US-Bundesstaat bei der Ermittlung USA, Rdnr. 6; Tax Foundation 2017; Morrow/Franklin, seiner Bemessungsgrundlage an der Bemessungsgrundlage Where should I die? State and federal estate tax considera- des Bundes anknpft (z.B. New YorkState) und insoweit die tions, Tax Notes 8/16/17; Thomson-Reuters/Tax & Accoun- Nichtbesteuerung des unter Art. 9 DBA-E D/USA fallenden ting, 2017 Checkpoint Tax Research System). Vermgens indirekt bernimmt, sollte hierfr auch auf Bun- Bei der Estate Tax wird – anders als in Deutschland – der desstaatenebene die Steuerbefreiung mittelbar wirksam Nachlass als solcher besteuert, nicht aber der Erblasser oder sein.

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Lnderreporte 10/2017 RIW 669

Tabelle 4: Steuerbelastungsvergleich South Carolina/Pennsylvania Beteiligungsstruktur: Corp./GmbH/natrliche Person South Carolina Pennsylvania Differenz KSt-Satz (US-Bundesstaat) 5 % 10 % 5 % Steuerbelastung Ebene Corporation 38,3 % 41,5 % 3,2 % Ebene GmbH 0,9 % 0,9 % 0,0 % Ebene GmbH-Gesellschafter (natrl. Person) 17,3 % 16,5 % –0,8 % Gesamtsteuerbelastung USA & D 56,5 % 58,9 % 2,4 %

Tabelle 5: Steuerbelastungsvergleich South Carolina/Pennsylvania Beteiligungsstruktur: LP/GmbH & Co KG/natrliche Person South Carolina Pennsylvania Differenz KSt-Satz (US-Bundesstaat) 5 % 10 % 5 % Steuerbelastung Ebene LP 38,3 % 41,5 % 3,2 % Ebene GmbH & Co KG 0,0 % 0,0 % 0,0 % Ebene Kommanditist (natrl. Person) 0,0 % 0,0 % 0,0 % Gesamtsteuerbelastung USA & D 38,3 % 41,5 % 3,2 %

Falls aber der US-Bundesstaat die Bemessungsgrundlage – Beteiligungen der natrlichen Personen werden im steuer- unabhngig von derjenigen des Bundes ermittelt (z.B. lichen Betriebsvermgen gehalten (Teileinknfteverfah- Pennsylvania), kann trotz der Vererbung des Anteils an ei- ren statt Abgeltungssteuer); ner US-steuerlich intransparenten Gesellschaft eine Steuer- – kommunale Steuern nicht bercksichtigt; belastung auf Bundesstaatenebene eintreten. Denn die US- – eventuelle Abzugsfhigkeit der Bundesstaatensteuer bei bundesstaatliche Erbschaftsteuer ist auf die deutsche Erb- der eigenen Bemessungsgrundlage nicht bercksichtigt. schaftsteuer nicht anrechenbar, wenn der zugrunde liegen- In manchen Bundesstaaten ist die Bundesstaatenertragsteuer de Vermgensteil bereits auf Bundesebene nicht der Be- bei ihrer eigenen Bemessungsgrundlage abzugsfhig. So be- steuerung unterlegen hat (Art. 11 Abs. 4 DBA-E D/USA; trgt z.B. die effektive Steuerbelastung in Georgia 5,67 % vgl. auch Jlicher, in: Wassermeyer, a.a.O., Art. 11 E statt nominal 6 %. USA, Rdnr. 50f.). Allerdings kann trotz der im Vergleich zum Bund (Spitzen- steuersatz 35 % bei der Krperschaftsteuer) niedrigen Steu- III. Wirtschaftliche Bewertung erstze der Bundesstaaten (3 %–12 %, s. oben Tabelle 3) die 1. Einfluss auf die Gesamtsteuerbelastung bundesstaatliche Steuerbelastung bei Geschftsttigkeit in mehreren Bundesstaaten mit steigender Zahl der Bundes- Die effektive Belastung des Gewinns mit den Ertragsteuern staaten einen bedeutenden Einfluss auf die effektive Steuer- eines Bundesstaats ist geringer als die nominale Belastung, belastung einer Investition in den USA haben. da die Bundesstaatensteuer bei der Bemessungsgrundlage der Bundessteuer als Betriebsausgabe abzugsfhig ist. In Dennoch ist die bundesstaatliche Ertragsteuerbelastung ei- den beiden oben abgebildeten Tabellen 4 und 5 betrgt die nes US-Investments i.d.R. nicht der entscheidende Faktor Belastungsdifferenz in der Beteiligungskette (von unten im Rahmen der inneramerikanischen Standortwahl. Bei ent- nach oben) Corporation/GmbH/deutsche natrliche Person sprechendem Gesamtumfang des Investments spielen die nur 2,4 % und in der Kette Limited Partnership/GmbH & Co von den Bundesstaaten angebotenen Investitionsfrderpro- KG/deutsche natrliche Person nur 3,2 %, unter den folgen- gramme (z.B. Georgia: Job ; South Carolina: Fee- den Prmissen: in-Lieu of Property Taxes; Alabama: Investment Credit) eine weitaus grßere Rolle. – Branchen: Produktion, Handel, Vertrieb, Dienstleistung, Medien; – US-Bundes-, Bundesstaaten- und deutsche Ertragsteuern 2. Vermeidung des Risikos der Nachversteuerung Solidarittszuschlag, keine Kirchensteuer; – Spitzensteuerstze; a) Vorsorgliche Abgabe von US-Steuererklrungen – keine Verletzung der LOB-Regeln des DBA D/USA, Be- (Protective Tax Return Filing) teiligung der Muttergesellschaft an US-Tochtergesell- Die mangelnde gesetzliche Definition des Nexus in den Bun- schaft A 80 %; desstaaten und die Quantitt der bundesstaatlichen Jurisdik- – keine Fremdfinanzierung, Gewinndurchschttung bis zur tionen verursachen Rechtsunsicherheit nicht nur fr die US- deutschen natrlichen Person, deutscher Progressionsvor- Unternehmen, die in mehr als einem Bundesstaat ttig sind, behalt unbercksichtigt; sondern auch fr die auslndischen Unternehmen. Letztere

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670 RIW 10/2017 Lnderreporte sind betroffen, wenn sie z.B. ihr US-Investment durch eine Unwissenheit ber die Steuerpflicht (aufgrund eines Nexus) oder mehrere US-Tochtergesellschaften betreiben oder wenn versumt worden ist, oder weil man keine Notwendigkeit sie in die USA exportieren und dabei in die Problematik des zur Abgabe gesehen hat (aufgrund von nicht ausreichenden Nexus verstrickt werden, weil sie z.B. in verschiedenen US- Kriterien fr einen Nexus), luft das Unternehmen Gefahr, Bundesstaaten ein Warenlager unterhalten, einen Vertriebs- dass die betroffenen Bundesstaaten die Steuererklrungen leiter anstellen und Verkaufslizenzen gewhren. nachfordern. Zur Nachforderung der entgangenen Steuern Das Nachversteuerungsrisiko ist gegeben, wenn das deut- kommen dann i.d.R. noch Zinsen und Bußgelder hinzu. Die sche Unternehmen nach den Grundstzen des DBA D/USA Verjhrung tritt in Fllen der Nichtabgabe einer Steuererkl- den Tatbestand der Betriebssttte gerade nicht erfllt, wh- rung normalerweise nicht ein, so dass die steigende Anzahl rend es auf der Bundesstaatenebene den Tatbestand des Ne- von Steuerjahren die Gesamtkosten erhht. xus sehr wohl erfllt und aufgrund der DBA-Befreiung Um die Einhaltung der Steuergesetze zu erleichtern, geben darauf vertraut, keine US-Steuererklrungen abgeben zu die Bundesstaaten i.d.R. den Steuerpflichtigen die Gelegen- mssen. Insofern kann im Einzelfall durch die vorsorgliche heit der Selbstanzeige (Voluntary Disclosure) in Verbindung Abgabe von US-Bundessteuererklrungen, i.d.R. als Nuller- mit einer Verstndigung ber bestimmte Besteuerungs- klrungen unter Beifgung von Formular 8833 („Treaty-ba- grundlagen (z.B. Massachusetts). Die ordnungsgemße sed Return Position“), Abhilfe geschaffen werden. Selbstanzeige vor Aufdeckung gewhrleistet normalerweise Denn zum einen ist die Geltendmachung der Abkommens- Straf- bzw. Bußgeldfreiheit, schtzt aber nicht vor Nachzah- vergnstigung des Art. 5 i.V.m. Art 7 DBA D/USA verfah- lungszinsen. Verhandelbar kann z.B. die Ermittlung der Be- rensrechtlich geboten, da sie das Anlaufen der Festsetzungs- messungsgrundlage sein. verjhrung auslst, Bußgelder vorsorglich vermeidet und den Betriebsausgabenabzug vorsorglich sichert. Zum ande- ren ist die vorsorgliche Abgabe von Steuererklrungen (un- 3. Steuerplanung ter Beifgung der Bundessteuererklrung) auch auf der bun- desstaatlichen Ebene eine bliche Vorgehensweise, um die Im Rahmen der Aufteilung der bundesstaatlichen Bemes- Steuerrisiken in Zusammenhang mit der Problematik des sungsgrundlage (s. oben II. 1. e. bb.) kann es vorteilhaft sein, Nexus zu vermindern bzw. zu vermeiden. den Nexus in einem bestimmten Bundesstaat zu begrnden, um einen Teil der Bemessungsgrundlage dorthin zu verla- b) Nexus-Analyse als Planungsinstrument gern. Stellt z.B. ein in Iowa operativ ttiges Unternehmen Diejenigen Unternehmen, die in mehr als einem Bundesstaat Wirtschaftsgter her, die es an Abnehmer in 20 weiteren geschftlich ttig sind, laufen Gefahr, in diesen Bundesstaa- Bundesstaaten liefert, ohne dort den Tatbestand des Nexus ten steuerpflichtig zu werden. Sie stehen dann vor der Ent- zu erfllen, so besteuert Iowa 100 % des Gewinns dieses Un- scheidung, nicht nur in dem Bundesstaat, in dem sich der ternehmens mit 12 % (Spitzensteuersatz). Hauptsitz des Unternehmens befindet, sondern auch in den Das Unternehmen knnte in Bundesstaaten mit den hchsten Nexus-Bundesstaaten Steuererklrungen abzugeben. Umsatzanteilen (angenommen in Georgia und Arizona) den Das Aufdeckungsrisiko ist in den letzten Jahren gestiegen, Tatbestand des Nexus z.B. durch die dortige Einrichtung da die Bundesstaaten Steuereinnahmen bentigen und des- eines Vertriebszentrums bzw. eines Ausbildungs- und Trai- halb ihre bestehenden Steuergesetze restriktiver durchset- ningszentrums erfllen. Es knnte somit die Bemessungs- zen. Ferner intensivieren sie ihre Aufdeckungsaktivitten grundlage auf Iowa und die beiden niedriger besteuernden bei Betriebsprfungen von US-Unternehmen, die Geschfts- Bundesstaaten Georgia (6 %) und Arizona (4,54 %) aufteilen beziehungen zu Lieferanten oder Kunden in anderen US- und damit die Gesamtsteuerbelastung senken. Bundesstaaten oder im US-Ausland haben, und weiten ihre Im Rahmen der Steuerplanung kann es vorteilhaft sein, eine Kontrollen auf diese aus. Die Versendung von Nexus-Frage- Tochtergesellschaft auch in einem Bundesstaat zu grnden, bgen ist eine hufige Maßnahme. der passive Einknfte (z.B. Zinsen, Dividenden, Lizenzen) Auf der Grundlage einer Nexus-Analyse kann das Steuer- als steuerfrei behandelt (z.B. Delaware), und von Tochterge- und Bußgeld- bzw. Zinsnachzahlungsrisiko minimiert und sellschaften in hherbesteuernden Bundesstaaten passive die Planungssicherheit erhht werden. Die Nexus-Analyse Einknfte (z.B. Lizenzgebhren) an die Delaware-Tochter- hat i.d.R. folgende Ziele: gesellschaft zu verrechnen. – Ermittlung eines umfassenden Verstndnisses aller poten- Ferner kann ein Unternehmen, das den Nexus in einem Uni- tiell auslsenden Nexus-Aktivitten in den relevanten US- tary Business-Bundesstaat nicht vermeiden kann, die Wa- Bundesstaaten; ter’s-Edge Election (s. oben II. 1. e.cc.) – sofern zulssig – – Bewertung dieser Aktivitten vor dem Hintergrund der je- ausben, um die auf den Bundesstaat umgelegten Gewinne weiligen steuerlichen Regelungen der Bundesstaaten, der auslndischen Gruppengesellschaften vor der US-Be- Verwaltungsanweisungen und aktueller Rechtsprechung; steuerung zu schtzen. Umgekehrt kann im Einzelfall ber- – Ermittlung eines Nexus-Profils mit dem Ergebnis, ob ein legt werden, die Water’s-Edge Election nicht auszuben, so- Nexus sicher, wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist; fern im US-Ausland Verluste gemacht werden, die auf den – Ermittlung von Steueranmeldungs- und Steuererklrungs- US-Bundesstaat umgelegt werden und mit den Gewinnen pflichten; der US-Tochtergesellschaft verrechnet werden knnen. – Quantifizierung der Risiken durch die Ermittlung von Steuereinbehaltungs- und Steuerabfhrungspflichten. c) Voluntary Disclosure 4. Einfluss der US-Steuerreformdiskussion In denjenigen Bundesstaaten, in denen keine Steuererkl- Die gegenwrtig viel diskutierte eventuelle US-Steuerre- rungen abgegeben werden, weil die Abgabe entweder aus form betrifft die Bundesgesetzgebung und hat somit keine

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unmittelbare Auswirkung auf die Besteuerung der US-Bun- desstaaten und ihrer Gebietskrperschaften, zumindest nicht Dr. Will Dendorfer bei denjenigen Bundesstaaten, die ihre Bemessungsgrundla- Steuerberater und Certified Public Accoun- tant, Mitglied des AICPA, New York. Promo- ge unabhngig von derjenigen des Bundes ermitteln. Da- tion an der Universitt Bayreuth. Partner bei rber hinaus ist derzeit nicht zu erwarten, dass sich system- der internationalen Beratungs- und Prfungs- verndernde Reformvorschlge durchsetzen, denen sich die gesellschaft Rdl & Partner und nach 27 Jah- Bundesstaaten anpassen mssten. ren Berufserfahrung in den USA (zuletzt New Falls die Bundesnachlasssteuer (s.o. II. 2.) abgeschafft wer- York) nunmehr von Kln aus ttig. Strategische US-Steuerpla- den sollte, bliebe abzuwarten, ob einzelne Bundesstaaten ih- nung fr deutsche Familienunternehmen, Medienunternehmen, re Erbschaftsteuerstze erhhen oder sogar die Estate Tax Fondsgesellschaften und vermgende Privatpersonen in allen oder Inheritance Tax wieder einfhren. Phasen des US-Investments.

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& Rechtmßigkeit des EZB-Kaufprogramms gesichts vernderter Bedingungen an den Finanzmrkten, insbesondere infolge einer Verknappung ankaufbarer fr Staatsanleihen auf dem Sekundrmarkt Schuldtitel eine stetige Lockerung der ursprnglich gelten- – Vorlage an den EuGH den Ankaufregeln erfordert und die in der Rechtsprechung des Gerichtshofs festgelegten Beschrnkungen fr ein Anlei- BVerfG, Beschluss vom 18. 7. 2017 – 2 BvR 859/15, 2 BvR hekaufprogramm, wie es das PSPP darstellt, ihre Wirkung 1651/15, 2 BvR 2006/15 u. 2 BvR 980/16 verlieren? 3. Verstßt der unter 1. genannte Beschluss (EU) 2015/774 Vorlagefragen der Europischen Zentralbank vom 4. 3. 2015 in seiner ak- tuellen Fassung gegen Art. 119 und Art. 127 Abs. 1 und 1. Verstßt der Beschluss (EU) 2015/774 der Europischen Abs. 2 AEUV sowie Art. 17 bis 24 des Protokolls ber die Zentralbank vom 4. 3. 2015 ber ein Programm zum An- Satzung des Europischen Systems der Zentralbanken und kauf von Wertpapieren des ffentlichen Sektors an den Se- der Europischen Zentralbank, weil er ber das in diesen kundrmrkten (EZB/2015/10) in der Fassung des Be- Vorschriften geregelte Mandat der Europischen Zentral- schlusses (EU) 2015/2101 der Europischen Zentralbank bank zur Whrungspolitik hinausgeht und deshalb in die vom 5. 11. 2015 zur nderung des Beschlusses (EU) 2015/ Zustndigkeit der Mitgliedstaaten bergreift? 774 ber ein Programm zum Ankauf von Wertpapieren des ffentlichen Sektors an den Sekundrmrkten (EZB/2015/ Ergibt sich eine berschreitung des Mandats der Europ- 33), des Beschlusses (EU) 2016/702 der Europischen Zen- ischen Zentralbank insbesondere daraus, dass tralbank vom 18. 4. 2016 zur nderung des Beschlusses a) der unter 1. genannte Beschluss aufgrund des Volumens (EU) 2015/774 ber ein Programm zum Ankauf von Wert- des PSPP, das am 12. 5. 2017 1.534,8 Milliarden Euro be- papieren des ffentlichen Sektors an den Sekundrmrkten trug, die Refinanzierungsbedingungen der Mitgliedstaaten (EZB/2016/8) sowie des Beschlusses (EU) 2016/1041 der Eu- erheblich beeinflusst? ropischen Zentralbank vom 22. 6. 2016 ber die Noten- bankfhigkeit der von der Hellenischen Republik begebe- b) der unter 1. genannte Beschluss in Ansehung der unter a) nen oder in vollem Umfang garantierten marktfhigen genannten Verbesserung der Refinanzierungsbedingungen Schuldtitel und zur Aufhebung des Beschlusses (EU) 2015/ der Mitgliedstaaten und deren Auswirkungen auf die Ge- 300 (EZB/2016/18) beziehungsweise die Art und Weise sei- schftsbanken nicht nur mittelbare wirtschaftspolitische ner Ausfhrung gegen Art. 123 Abs. 1 AEUV? Folgen hat, sondern seine objektiv feststellbaren Auswir- Verstßt es insbesondere gegen Art. 123 Abs. 1 AEUV, wenn kungen eine wirtschaftspolitische Zielsetzung des Pro- im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren gramms zumindest als gleichrangig neben der whrungspo- des ffentlichen Sektors an den Sekundrmrkten (PSPP) litischen Zielsetzung nahe legen? a) Einzelheiten der Ankufe in einer Art und Weise mitge- c) der unter 1. genannte Beschluss wegen seiner starken teilt werden, die auf den Mrkten die faktische Gewissheit wirtschaftspolitischen Auswirkungen gegen den Grundsatz begrndet, dass das Eurosystem von den Mitgliedstaaten zu der Verhltnismßigkeit verstßt? emittierende Anleihen teilweise erwerben wird? d) der unter 1. genannte Beschluss mangels spezifischer Be- b) auch nachtrglich keine Einzelheiten ber die Einhaltung grndung whrend des mehr als zwei Jahre andauernden von Mindestfristen zwischen der Ausgabe eines Schuldtitels Vollzugs nicht auf seine fortdauernde Erforderlichkeit und auf dem Primrmarkt und seinem Ankauf auf dem Sekun- Verhltnismßigkeit hin berprft werden kann? drmarkt bekannt gegeben werden, so dass insoweit eine ge- 4. Verstßt der unter 1. genannte Beschluss jedenfalls des- richtliche Kontrolle nicht mglich ist? wegen gegen Art. 119 und Art. 127 Abs. 1 und Abs. 2 AEUV c) smtliche erworbenen Anleihen nicht wieder verkauft, sowie Art. 17 bis 24 des Protokolls ber die Satzung des Eu- sondern bis zur Endflligkeit gehalten und damit dem ropischen Systems der Zentralbanken und der Europ- Markt entzogen werden? ischen Zentralbank, weil sein Volumen und sein mehr als zwei Jahre dauernder Vollzug und die sich hieraus ergeben- d) das Eurosystem nominal marktfhige Schuldtitel mit ne- den wirtschaftspolitischen Auswirkungen zu einer vern- gativer Endflligkeitsrendite erwirbt? derten Betrachtung der Erforderlichkeit und Verhltnism- 2. Verstßt der unter 1. genannte Beschluss jedenfalls dann ßigkeit des PSPPAnlass geben und er sich dadurch ab einem gegen Art. 123 AEUV,wenn seine weitere Durchfhrung an- bestimmten Zeitpunkt als eine berschreitung des wh-

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