Der Flusswanderweg Von Bayerisch Eisenstein Nach Ludwigsthal
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Der Flusswanderweg von Bayerisch Eisenstein nach Ludwigsthal Der Wegverlauf im Überblick: Der Flusswanderweg beginnt im Wanderpark in Bayerisch Eisenstein. Überqueren Sie hier (gegenüber der Arberlandhalle) die Brücke über den Großen Regen und folgen Sie der Beschilderung "Flusswanderweg". Auf den folgenden ca. 11 Kilometer werden Sie viele Spuren der Geschichte des Bayerischen Waldes entdecken können. Um Ihre Füße zu schonen, können Sie von Ihrem Ziel Ludwigsthal stündlich wieder mit der Waldbahn nach Bayerisch Eisenstein zurückfahren. Wegzustand: Größtenteils verläuft der Weg auf Waldpfaden (Achtung: Wegen der Wurzeln und Steine Rutschgefahr bei oder kurz nach Regen), vor der Seebachschleife etwa 1,5 km auf einem breiten Forstweg. Verpflegung: Gasthäuser finden Sie unterwegs in der Seebachschleife und in Regenhütte. Los geht’s! Wanderpark Bayerisch Eisenstein Bevor Sie in Bayerisch Eisenstein loswandern, sollten Sie nicht versäumen, sich die Informationstafeln des Nationalparks anzuschauen. Hier bekommen Sie einen Überblick darüber, wie der Große Regen z.T. in der Vergangenheit genutzt wurde und noch heute von den Menschen genutzt wird: Früher zur Holztrift und zur Energiegewinnung, heute nur noch zur Energiegewinnung. Interessant ist, dass es mehrere „Regen“ gibt. Unser Fluss, der „Große Regen“ entspringt im Pancir-Gebiet, nur wenige Kilometer von Bayerisch Eisenstein entfernt. Bei Zwiesel (etwa 16 Kilometer von hier) vereinigt er sich mit dem "Kleinen Regen" (entspringt im Rachel-Gebiet) zum "Schwarzen Regen". Zu nennen ist noch der "Weiße Regen", der im Kleinen Arbersee entspringt. Kurz nach Bad Kötzting vereinigt er sich mit dem Schwarzen Regen zum Regen, der bei Regensburg in die Donau mündet. In diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert ist die heutige „Arberlandhalle“ am Beginn Ihrer Wanderung. Ursprünglich war dieses Gebäude Teil eines Sägewerks. Weniger bekannt ist, dass im heutigen Zelezna Ruda noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine sogenannte „Kaltbadeanstalt“ existierte. Anders, als in Bad Kötzting am Weißen Regen, an dem die „Flussschwimmbäder“ dazu führten, dass der Ort noch immer vom „Bädertourismus“ lebt, hatte die „Kaltbadeanstalt“ im Eisensteiner Tal keine Auswirkungen auf den heutigen Tourismus. Der Name „Eisenstein“ stammt übrigens daher, dass zwischen zu Beginn der nachweisbaren Geschichte der Siedlung am Berg Spicak 1569 ein Erzbergwerk entstand, das jedoch nur bis 1577 betrieben wurde. Entscheidend für die Ortsentwicklung war jedoch die Glasherstellung: Nach der Gründung der ersten Glashütte Eisensteins im Jahr 1691 ließen sich immer mehr Handwerker und Glasbläser im Ort nieder. Bereits im 18. Jahrhundert befand sich die Glasherstellung im Eisensteiner Tal auf ihrem Höhepunkt. Ortsnamen wie „Arberhütte“, „Grafhütte“, „Steinhütte“ und „Hintersteinhütte“, „Seebachschleife“ und Regenhütte zeigen die Standorte der ehemaligen Glashütten rund um Bayerisch Eisenstein. Mit etwas Glück finden sich darüber hinaus noch heute im Großen Regen vom Wasser abgerundete „Glasklumpen“, also ursprünglich Abfall der damaligen Glashütten. Folgen Sie nun dem Flussverlauf! Kurz nachdem Sie die B11 unterquert haben, stoßen Sie auf das erste Wehr, das den natürlichen Fluss vom Kanal, an dem Sie nun entlang gehen werden, trennt. Deutlich erkennbar sind die sogenannten „Aufstiegshilfen“, mit denen Fische (in diesem sehr sauberen Wasser gibt es noch Forellen) das Wehr überwinden können. Entlang des Kanals werden Ihnen wahrscheinlich zwei Blumen besonders auffallen: Die breiten Blätter der direkt nach der Schneeschmelze im Frühjahr blühenden Weißen Pestwurz (Petasites albus) und die rosa blühende Bachnelkenwurz (Geum rivale). Während die Weiße Pestwurz noch blüht, besitzt sie schmale, kleine, längliche Blätter. Erst beim Verblühen bilden sich die runden Blätter aus. Die Weiße Pestwurz ist also eine wahre Zauberpflanze! Am Ende des Kanals – an der Stelle, an der der Flusswanderweg bergab zur Straße und wieder zum natürlichen Großen Regen führt, sehen Sie, warum das Wasser abgeleitet wurde: Zur Stromgewinnung im Hohenzollern’schen E-Werk. Etwa Mitte Mai bis Anfang Juni werden Ihnen ab jetzt links und rechts des Weges kleine weiße Blumen auffallen, die ein fast herzförmiges Blatt besitzen. Dies sind die sogenannten Schattenblumen (Maianthemum bifolium). Etwa 1 km vor dem Ortsteil Seebachschleife überquert der Flusswanderweg eine Brücke. Wie auch die folgenden Brücken wird diese regelmäßig von ehrenamtlichen Fischotterschützenden kontrolliert. Fischotter haben die Gewohnheit, Brücken in ihrem Revier zu markieren. Mit Hilfe dieser „Losung“ können Fischotterschützende relativ sicher sagen, ob ein Flussabschnitt regelmäßig von einem Fischotter besucht wird. Nähere Informationen über den Fischotter finden Sie übrigens auf der Homepage des Naturparks. Sie wandern nun auf einem Forstweg weiter. Obwohl der Wald hier bewirtschaftet wird, gibt es dennoch viel zu entdecken. Achten Sie z.B. auf Spechtlöcher. An denen, die auffallend länglich gezimmert wurden, ist ein Schwarzspecht am Werk gewesen. Bestimmt ist Ihnen schon aufgefallen, dass es im Bayerischen Wald auffallend viele Heidelbeersträucher (Vaccinium myrtillus), gibt: Heidelbeeren sind Säureanzeiger, d.h., sie wachsen nur auf sehr saurem Gestein, wie auch auf den Gneisen und Graniten des Bayerischen Waldes. Imposant ist auch das große Wasserrad kurz vor der Seebachschleife, das Teil eines kleinen E-Werks ist. Wie schon in Bayerisch Eisenstein, so wird auch hier ein Teil des Flusswassers zur Energiegewinnung abgeleitet. Seebachschleife Hier mündet der Seebach, der im Großen Arbersee entspringt, in den Großen Regen. Der Namenzusatz „-Schleife“ basiert darauf, dass früher hier Glas weiterverarbeitet, also „geschliffen“ wurde. Geplant ist, die alte Werkhalle zu einem Kultur-Zentrum mit Ateliers und Künstlerwerkstätten umzubauen. Gegründet wurde die Siedlung rund um eine Glas- und Spiegelschleife im Jahr 1851 vom Glashüttenbesitzer Wilhelm Abele. Ab 1882 galt die Seebachschleife sogar als bedeutendste Spiegelschleife ganz Bayerns! Als Brillenglas-Schleiferei war sie zwischen 1919 und 1928 Teil der in ganz Deutschland bekannten Firma Rodenstock. Seit 1934 befindet sich in der heute denkmalgeschützten ehemaligen Glasschleiferei das Kraftwerk Seebachschleife. Im Jahr 2008 wurde die alte Francis-Schacht- Turbine durch eine neue Turbine ersetzt. Nachdem Sie in der Seebachschleife wiederum über eine Brücke den Großen Regen überqueren, geht wieder auf der linken Seite des Flusses auf einem schmalen Pfad weiter. Mit etwas Glück können Sie auf Ihrem Weg nun eine Wasseramsel auf den breiteren Steinen im Fluss beobachten, die in diesem Flussabschnitt ihr Revier hat. Auffallend sind die Rufe des braunen etwa amselgroßen Singvogels, der besonders durch seine weiße Brust von anderen Vögeln gut zu unterscheiden ist. Die Wasseramsel ist der einzige Singvogel, der tauchen kann. Ihr Nest baut sie oft gut geschützt am Ufer oder sogar hinter kleinere Wasserfälle im Fluss. Da auch die Jungvögel, die noch nicht fliegen können, ihren Kot so direkt im fließenden Wasser entsorgen können, werden Feinde nur selten auf Wasseramsel-Nester aufmerksam gemacht. Regenhütte Im Jahr 1750 gründete der Besitzer des Glashüttengutes Rabenstein hier eine neue Glashütte, die er anfangs Neuhütte nannte und an eine Erlanger Spiegelglasfabrik verpachtete. Dieser Pachtvertrag endete 1959. 1863 errichtete Wilhelm Steigerwald eine neue Glashütte, die Anfang der 1870ern zwar zweimal abbrannte, jedoch beide Male wiederaufgebaut wurde. Noch heute am Ortsbild erkennbar ist, dass die eigentliche Blütezeit der Glasindustrie in Regenhütte in den 1950ern bis 1970ern war, da besonders viele Häuser aus dieser Zeit stammen. Etwas mehr als 100 Jahre später – im Jahr 1886 – musste die Regenhüttener Glashütte jedoch Konkurs anmelden. Die Trift im Bayerischen Wald Bereits im 14. Jahrhundert wurde der Regen als Verkehrsstraße genutzt: Vor allem Holzgeschirr und Glas wurden so bis nach Regensburg gebracht. Durch den Beginn der Industrialisierung stieg Anfang des 19. Jahrhunderts der Bedarf an Brennholz in den Städten in bisher ungeahnte Höhen, ab Mitte der 1840ern wurde auch immer mehr höherwertiges Holz benötigt, dadurch stiegen natürlich auch die Holzpreise. Um das Holz möglichst kostengünstig liefern zu können, wurden Bäche triftbar gemacht (d.h. die Ufer wurden mit Steinen – an einigen Stellen fast „kanalartig“ befestigt), Schwellen und Klausen (also kleine Trift-Stauseen, wie z.B. beim Schwellhäusl) wurden angelegt. Vor jeder „Triftsaison“ wurden gleich nach der Schneeschmelze das Flussbett von störenden Ästen und Steinen gereinigt, um zu verhindern, dass sich getrifteten Stämme daran hängen bleiben. Der Große Regen diente ab Ludwigsthal als Triftweg. Über Zwiesel, Regensburg, den Donau-Main-Kanal, den Main und den Rhein gelangte das Holz an sein Ziel (z.B. im Jahr 1858 78.000 Ster bis nach Regensburg und 30.500 Holländerstamme). Erst im Jahr 1959 fand die letzte Holztrift statt! Besonders markant ist der „Fällerrechen“ – eine überdachte im Jahr 1830 ganz aus Holz erbaute Brücke über den Großen Regen zwischen Ludwigsthal und Zwiesel. Hier wurden die angetrifteten Baumstämme durch den Rechen sortiert, um sie geordnet durch Zwiesel flößen zu können. Unglücksbrücke Der Name der nächsten Brücke, die im Volksmund „Unglücksbrücke“ genannt wird, stammt daher, dass hier vor vielen Jahrzehnten ein tödliches Unglück passierte, in dem ein Pferdefuhrwerk verwickelt war. Bei dieser uralt aussehenden Unglücksbrücke verlassen wir den Flusswanderweg und folgen nach links den Schildern, die zum Bahnhof Ludwigsthal zeigen. Zum Bahnhof sind es nun etwa noch 25 – 35 Minuten. -> zurück zu den Wandertipps Powered by TCPDF (www.tcpdf.org).