Neuzeit: 1492 Bis 1789 (Französische Revolution)
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Neuzeit: 1492 bis 1789 (Französische Revolution) Ein für Altdorf sehr ereignisreicher Zeitabschnitt steht bevor. Ein deutlicher Anstieg der überlieferten Begebenheiten ist zu vermelden. Neben der Etablierung der kommunalen Verwaltung mit seinen Aufgaben Rechten und Pflichten erhält Altdorf 1504, fremdbestimmt im Zuge der Eroberung durch Nürnberger Truppen während des Landshuter Erbfolgekrieges, seine zugewiesene Rolle innerhalb des reichstädtischen Territoriums Nürnbergs als Teil der Stadtrepublik, die bis 1806 andauern wird. Man spricht vom Altdorfinum Noricum. Der Bau des Pflegschlosses und die Einrichtung des Landpflegamtes repräsentieren eine im Gro- ßen und Ganzen fruchtbare Verbindung zwischen der aufstrebenden städtischen Kommune und der großen Schwester Nürnberg. Wieder auf Anregung Nürnbergs startet mit der Verlegung des Gymnasium illustre aus der Reichs- stadt nach Altdorf 1575 die Karriere der Stadt als einer der wichtigsten Bildungszentren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. 1578 zur Academia Norica erhoben, wird die Altorfina ab 1622 als Nürnbergische Universität Altdorf weit über die regionalen Grenzen strahlen und überaus ge- scheite Köpfe hervorbringen. Kriegerische Ereignisse erschüttern das Leben und die Infrastruktur Altdorfs in diesem Zeitabschnitt. Die Konflikte im Zweiten Markgrafenkrieg (1552-1555) zwischen Albrecht Alcibiades von Branden- burg-Kulmbach und der Reichsstadt Nürnberg lassen Altdorf fast vollständig in Flammen aufgehen. Immer wieder wird es in diesem und in den folgenden Zeitabschnitten brennen. Bis zum Ende des 19. Jh. fallen ganze Häuserquartiere den Feuersbrünsten zum Opfer. Der jeweilige Wiederaufbau wird das Stadtbild für die Zukunft prägen. Dagegen ziehen die europäischen Wirren und Gräuel des Dreißigjährigen Krieges relativ glimpflich vorbei. Sowohl die Erinnerung an diese Ereignisse des von 1618 bis 1648 andauernden Krieges als auch die turbulente „Studienzeit“ Albrecht von Wallensteins an der hiesigen Akademie werden genügend Stoff liefern, um in der Gegenwart mit den Wallenstein-Festspielen im dreijährigen Rhythmus an die Vergangenheit Altdorfs zu erinnern. Erinnern wird man sich auch bald an die glorreichen Zeiten der Nürnbergischen Universität zu Altdorf, deren Niedergang sich am Ende dieser Epoche schon abzeichnet. 1494 Peter Viechhäußer, Richter. 1497 Erste überlieferte Gemeinde- und Polizeiordnung mit 66 ausführlichen Gebo- ten für das kommunale, rechtliche und wirtschaftliche Zusammenleben in der Stadt. 1500 Jörg (Georg) von Mistelbach (Mistelbeck) zu Lintach und Egensbach, letzter Pfälzer Pfleger. 1504 / 1505 Im Landshuter Erbfolgekrieg (Bayerisch-pfälzischer Erbfolgekrieg, Bayrische Fehde) stehen sich die beiden Wittelsbacher Linien von Baiern-München und Baiern-Landshut militärische gegenüber. Anlass für den Ausbruch des Krieges ist die Streitfrage, welche von beiden Geschlechterlinien die Erbfol- ge im Herzogtum Baiern-Landshut erhält. Für Baiern-München beansprucht Herzog Albrecht die Erbfolge, für Baiern-Landshut ist es Pfalzgraf Ruprecht. Die Reichsstadt Nürnberg steht hierbei auf der Seite Herzog Albrechts. 1504 greifen deshalb reichsstädtische Truppen die östlich der Stadt gelegenen Teile der Kurpfalz an und besetzten diese. Zu den eingenommenen Orten gehörten u. a. Lauf, Hersbruck, Altdorf, Velden, Happurg, Engelthal, Betzenstein oder das Schloss Heimburg. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 1 23. Juni 1504 An diesem Tag erscheinen die Nürnberger mit 3500 Mann zu Pferd und zu Fuß unter den beiden Haupt- leuten Andreas Tucher und Sebald Schürstab vor den Toren Altdorfs und lagern zwischen der Stadt und der alten Ziegelhütte. Vier Tage lang verteidigen sich die Altdorfer unter dem Pfleger Georg von Mistelbach und Hauptmann Lorenz Spangenberg zusammen mit 250 Kriegsknechten. Erst als von dem größten der mitgebrachten Geschüt- ze, Eule genannt, ein Geschoss von 220 Pfund Gewicht durch die Stadtmauer bis mitten in die Stadt fliegt, erge- ben sich die Verteidiger. Abb.: Belagerung einer mittelalterlichen Stadt mit schwerer Artillerie. (Rekonstruktion um 1950). Georg Andreas Will berichtet uns in seiner „Geschichte und Beschreibung der Nürnbergischen Landstadt Altdorf“ aus dem Jahr 1796 auf Seite 62 ff. ausführlich über dieses für die Stadt so einschneidende Ereignis: „Nürnberg brachte bald ein damals beträchtliches Kriegsheer von 3500 Mann zu Roß und Fuß auf, zog mit demselben am Freitag nach St. Veit den 22. Juni von der Stadt aus, rückte mit diesem und einem ansehnlichen Geschütze in der Geächteten Lande, und am Sonnabend nach St. Veitstag vor Altdorf. Des Raths Haubtleute waren Andreas Tucher und SebaldSchürstad, welche vom Geschütz 3 Haubt-Stücke mit sich geführet haben. Das erste, die Eule genannt, hat einen Stein 220 lb. (Pfund) schwer geschossen; das andere, der Falke, und das dritte, die Fischerin genannt, haben Kugeln 100 lb. schwer geschossen, 3 große Karthaunen schossen eiserne Kugeln zu 64 lb., und dabei waren noch 16 Feldschlänglein und 36 Hackenbüchsen, nebst vielen Wägen mit Zeug und Proviant. Das Lager hat man zwischen der Stadt und der alten Ziegelhütte geschlagen und 2 große Haubtbüchsen auf 200 Schritt zu der Stadt gebracht. Der erste Schuß, den man aus einem solchen großen Stück gethan, ist durch die Stadtmauern bis mitten in die Stadt gegangen, welches bei den Bürgern einen großen Schrecken gemacht macht hat. Weil aber gegen 200 Fußknechte und vom Land - und Bauern Volke gegen 60 Mann, ingleicken Georg von Mistelbach, Pfleger, Lorenz Spangenberger, Haubtmann, und Hanns Reulein, oder Reuhel, Kastner, darinnen gewesen, hat man sich mit Herausschiessen bis an den 4ten Tag gewehret, zwei Fußknechte erschossen und etliche verwundet, immittelst die Büchsenmeister die Stadt sturmmäßig beschossen haben. Die Altdorfer vertheidigten sich also auch diesmal wieder tapfer, konnten aber die Nürnberger nicht, wie vorhin im 1449 geschehen, abtreiben, sondern haben sich, da sie Ernst sahen und sich keiner Rettung und keines Entsatzes zu getrösten hatten, ergeben. Sie capitulirten, verlangten Sicherheit für ihre Personen und ihr Vermögen, und daß das Dienstvolk samt dem Haubtmann und Pfleger mit ihrer Habe frei abziehen dürfe. Dieß ist ihnen verwilliget worden, und sie sind Dienstag nach Iohannis, 2 Stund vor Tags, mit fliegenden Fahnen auegezogen. Weil die Nürnbergischen Hauptleute aus Unvorsichtigkeit die Dienstknechte nicht schwören ließen, ferner nicht wider Nürnberg zu dienen, sind dieselben straks gegen Neumarkt und das Landvolk auf das Schloß Heimburg gezogen. Der Rath zu Nürnberg hat Anton Tetzeln und Hanns Harsdörfern hinaus nach Altdorf geschicket, welche von der Bür- gerschaft die Huldigung eingenommen und die Stadt mit 200. Fußknechten besetzt haben. Deren Haubtmann ist Hanns Schneider von Flachslanden gewesen, Georg Kötzel (Ketzel) aber ist als Pflegverweser hinaus verordnet worden, der die schadhaften Thore, Thürme Mauern u. a. wieder hat ausbessern lassen“. Abb. links: Vergleichbares schweres Geschütz - eine sog. „Scharf- metze“ um 1502 aus dem Zeugbuch Kaiser Maximilians I. BSB Cod.icon. 222. Abb. rechts: Artillerie-Tross d. 16. Jh. auf dem Marsch. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 2 1504 Georg Ketzel (Kötzel), erster kommissarischer Nürnberger Pfleger. 1504 Nürnberg besetzt Altdorf mit 200 Fußknechten. Die Bürgerschaft verpflichtet sich, dem Rat der Reichs- stadt Nürnberg zu huldigen. Als Martin Truchseß verfügt, dass die nahe gelegene Burg Grünsberg den Nürnbergern diese Huldigung verweigern soll, wird die Burg kurzerhand niedergebrannt. Auch Burg Prackenfels wird zerstört und im Gegensatz zu Grünsberg nicht wieder aufgebaut. Schließlich beendet der Kölner Schiedsspruch vom 30. Juli 1505 den Landshuter Erbfolgekrieg. Altdorf und seine ehema- lige Hofmark sind nun nürnbergisch und bleiben als eines von elf Pflegämtern mit dem Geschick der Reichsstadt über 300 Jahre bis 1806 verbunden. Die Kurpfalz, die ehemalige Besitzerin der Stadt, kann nur die Rückgabe des südöstlich von Altdorf gelegenen Amtes Haimburg erreichen. Das Verwaltungs- gebäude und die Struktur des vorherigen pfälzischen Amtes Altdorf werden bei der Einrichtung des Nürnbergischen Pflegamtes übernommen. Abb.: Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg vom 16. bis 18. Jh.; aus: Bauernfeind, W., Engelke, Th., Friedrich, G., Rechter, G., Recknagel, H. u. Schmidt-Fölkersamb, U., Das Territorium der Reichsstadt Nürnberg - Katalog zum 500. Jahrestag seiner Erwerbung. Altnürnberger Landschaft u. Staatsarchiv Nürnberg. 2004. Der Obere und Unterer Torturm werden nach der Einnahme durch die Nürnberger verstärkt. Hölzerne Vorbauten, spanische Reiter und die Bestückung mit Geschützen in den sogenannten Pasteyen ver- bessern die Wehrhaftigkeit der Stadt. Noch zu dieser Zeit führt zudem ein drittes Stadttor nach Norden. Auch die Hochgerichtsbarkeit wird an den Nürnberger Rat übergeben. Vor 1504 rekrutiert sich die Stadtbevölkerung zumeist durch den Zuzug aus der Oberpfalz, nach 1504 meist aus dem Pflegamtsbezirk und den Nürnbergischen Ämtern Lauf und Hersbruck. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 3 1504 Das aktuelle Altdorfer Wappen repräsentiert die Nürnberger Herrschaft von 1504/05 bis 1806. Der pfälzische Löwe wird beibehalten, allerdings hält er nun das Wappen der Reichsstadt Nürnberg in seinen Pranken und seine Krone fehlt. König Maximilian I. sichert am 7. Juli 1504 dem Rat und den Bürgern