LANDESVERBÄNDE | | SCHLESWIG-HOLSTEIN OKTOBER 2009/04

das magazin der norddeutschen landesverbände Videojournalisten Die Triathleten der Branche NORDSPITZE

LESERBEFRAGUNG mit Bücherverlosung

Meinung Mopo Medien Doppelspiel der Verleger Deutschlands tapferste Rainer Burchardt spricht über um geistiges Eigentum Großstadtzeitung wurde 60 die Gleichschaltung der Presse Impressum

Die DJV NORDSPITZE erscheint viermal im Jahr

Herausgeber DJV-Landesverbände Bremen e.V., Regine Suling (Vor- sitzende), Hamburg e.V., Marina Friedt (Vorsitzende), Schleswig- Holstein e.V., Michael Frömter (Vorsitzender), V.i.S.d.P. sind die drei Landesvorsitzenden

Verlag HEY + HOFFMANN Verlag GmbH & Co. KG Gertrudenkirchhof 10 20095 Hamburg Tel. 040/3742360-0 www.hey-hoffmann.de

Redaktion DJV, Rödingsmarkt 52, 20459 Hamburg Leitung: Claudia Piuntek [email protected] Bremen: Anne Koschade , [email protected] Schleswig-Holstein: Beatrix Richter, beatrix.richter@ kommunikation-pr.de

Autoren der Ausgabe Danja Antonovic Karina Dreyer Stefan Endter Marina Friedt (mf) Nicole Fey Vera Freytag Renata Green 08 VJ im Einsatz als Redakteur, Kameramann und Cutter

Heinrich Klaffs Foto: freeeye.tv Bettina Neitzel Claudia Piuntek (cp) Eva Prott-Klebe Aktuelles Titel Beatrix Richter (br) Regine Suling (ine)

Schlussredaktion 04 Meine Meinung 08 Videojournalisten Renata Green, Anne Stark Doppelspiel der Verlage Triathleten der Berichterstattung COVER mit geistigem Eigentum erwarten eine faire Bezahlung Foto: freeeye.tv 04 60 Jahre Mopo Art direction KRAVCOV HEY HOFFMANN Eine mutige Tageszeitung Agentur für Werbung + Design zeigt Überlebenswillen AUSLAND

Anzeigen DJV Hamburg 06 Springer-Demo 10 Ein Mann ehrenhalber Telefon 040/3697 100 Redakteure protestieren Gabriele M. Keller berichtet Druck gegen ihre Freistellung über Syrien und den Libanon Compact Media KG Ferdinandstraße 29-33 07 Weltreporter 20095 Hamburg Auslandsjournalisten feiern INTERN Bezug ihr fünfjähriges Jubiläum Einzelheft 1,55 Euro. Für Mitglieder ist der Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthalten 11 Journalistentag Auf dem Expo-Gelände in Hannover ISSN 1863-6709 setzt sich die Erfolgsgeschichte fort © DJV. Alle Rechte vorbehalten. 12 Auf der Flucht DJV lud zum Austausch mit verfolgten Journalisten ein 12 60 Jahre DJV Landesverband Schleswig-Holstein 11 Der Norddeutsche Journalistentag

Foto: Dana Anders blickt auf seine Anfänge zurück

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NORDSPITZE 13 Medienbotschafter Chinesische Journalisten informieren sich über deutsche Presselandschaft 13 Fördertopf

Stiftung der Hamburger Presse E ditorial ermöglicht Medienprojekte

Interview 14 Rainer Burchardt Gespräch über Informationsvielfalt, Qualitätsjournalismus und Leserreporter

Service 16 Beiträge liefern Foto: Dana Anders Ein Bestätigungsschreiben sichert Ansprüche gegenüber Auftraggebern Liebe Kolleginnen und Kollegen, 17 Vorsicht, Stolperfallen! den 2. Norddeutschen Journalistentag haben wir erfolgreich über Darauf müssen Freie bei der die Bühne gebracht. Unser Dank gilt vor allem dem gastgebenden Zusammenarbeit achten Landesverband Niedersachsen. Eine getwitterte Erkenntnis des Tages war: „Sehr, sehr viele Journalisten sind Offliner!“ Ist das nun antiquiert oder fortschrittlich, dass man nicht jede Mode Arbeitskreise mitmacht, nach dem Motto, die twittern sich schon wieder ein! Sind die, die sich nicht auf Xing und Facebook öffnen, out? 18 Hamburg Sterben Journalisten aus, weil sie nicht „online first“ setzen und in Die Neue beim APÖ heißt 140-Zeichen-Takten twittern? Und ist es erstrebenswert für Jour- Katharina Jeorgakopulus nalisten, als VJs 30-Sekunden-Häppchen-Berichte zu servieren? By the way: Sind das die Themen, die Sie interessieren? 19 Schleswig-Holstein Oder was brennt Ihnen auf den Nägeln? Wir haben dieser Volker Herres stand in Ausgabe einen Fragebogen beigefügt, auf dem Sie uns sa- Kiel Rede und Antwort gen können, was sie von der NORDSPITZE erwarten. Apropos Erwartungen – unser Aufruf an die Verleger in der 19 Schleswig-Holstein letzten Ausgabe blieb leider ungehört. Bei den Tarifverhand- Neue Gesichter beim lungen Zeitschriften geben die Hardliner beim VDZ den Ton an. AK Junge Journalisten Nach dem Motto „friss oder stirb“ machten sie ein unmoralisches Angebot: Sie versuchen, fast jeden Bereich bis auf ein Mindestmaß herunterzuschrauben. Immerhin: In den Redaktionen brodelt es; und hoffentlich kocht es bald über. Damit bei der nächsten Tarifrunde am 23. November genügend Gegenwehr der 9.000 betroffenen Redakteure zu spüren ist. An diesem Datum fand 1945 übrigens die Gründungsversammlung der „Berufsvereini- gung Hamburger Journalisten“ statt. In ihrer Tradition werden wir die Kolleginnen und Kollegen weiterhin kraftvoll unterstützen! Und wenn wir auf 20 Jahre Mauerfall zurückblicken und 60 Jahre dpa, Mopo und DJV feiern, sollten wir dabei an die Ver- leger appellieren: REIßT NICHT EIN, WAS ÜBER JAHRE AUFGE- BAUT WURDE, SONDERN ZEIGT UNS, DIE MIT IHRER ARBEIT DIE STEINE FÜR EURE HÄUSER GELIEFERT HABEN, RESPEKT. Dieser Appell umfasst 140 Zeichen – den könnte ich auch twittern!

Bleiben Sie standhaft!

Herzlichst Ihre 14 Im Gespräch mit Rainer Burchardt Marina Friedt Fotos: Beatrix Richter

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NORDSPITZE Ein Stück Zeitungsgeschichte Hamburger Morgenpost feiert A ktuelles 60. Geburtstag

Nun ist sie also 60 Jahre alt, die meist liebevoll

Foto: Florian Büh nur Mopo genannte Hamburger Morgenpost, Stefan Endter, Geschäftsführer des DJV Hamburg Deutschlands älteste Boulevardzeitung. Mit einer Startauflage von 6000 Exemplaren und Meine Meinung einem Umfang von sechs Seiten (davon eine Anzeigenseite) ging es am 16. September Geistiges Eigentum: 1949 los. Viel zu wenig, um den damals rie-

Doppelspiel der Verleger sigen Lesehunger der Hamburger zu befrie- Ein hohes Lied haben die großen Verlage digen. Darum erhöhte sich dann bis Ende der in ihrer so genannten Hamburger Erklä- Fünfzigerjahre die Auflage auf 450.000. rung zum Schutze des geistigen Eigen- tums angestimmt: „Zahlreiche Anbieter Danach ging es abwärts, und so verlor die verwenden die Arbeit von Autoren, SPD Ende der Siebzigerjahre die Lust am Verlagen und Sendern, ohne dafür zu Zeitungmachen. Sie liquidierte die wegen Hans Barlach, Frank Otto, Bernd Kundrun und bezahlen. Das bedroht auf Dauer die Missmanagements Not leidende Druckerei Gerd Schulte-Hillen (v.l.) nach dem Mopo-Verkauf 1999 Erstellung von Qualitätsinhalten und von (Auer-Druck, 160 Beschäftigte) und verscher- unabhängigem Journalismus. Wir treten belte die Mopo (damals 144 Beschäftigte) des Golfkriegs 1991/1992 erreichte das Blatt deswegen entschieden dafür ein, den an die Schweizer Gebrüder Greif, die bis eine Spitzenauflage von 190 000. Das Motto Schutz geistigen Eigentums im Internet dahin nur Anzeigenblatt-Erfahrung hatten. der Abendkonferenzen lautete: „Was macht weiter zu verbessern.“ Man reibt sich ein Ironie des Schicksals: Die letzte Ausgabe der Bild wohl morgen für ein Schlagzeile? Wir ma- wenig verwundert die Augen. Sind es SPD-Mopo vom 29. Februar 1980 hatte auch chen eine andere!“ Vorübergehend schrieb wirklich dieselben Medienhäuser, die über wieder nur sechs Seiten. die Mopo sogar schwarze Zahlen. Aber eben Jahre hinweg insbesondere den freien nur vorübergehend. Der vorletzte 1996 von Journalisten – gerne per Allgemeiner „Knochen hingehalten – und doch den Job Schulte-Hillen installierte Chefredakteur Geschäftsbedingungen (AGB) – sämtliche los“, schrieb der damalige Betriebsratsvor- Mathias Döpfner lief zwar als Springer-Chef bekannten und am besten auch noch sitzende Hans Jürgen Nordhoff in der Mopo zu großer Form auf. Bei der Mopo hatte er unbekannte Nutzungsrechte abfordern? vom 15. Februar 1980. Unter der Überschrift versagt. Sind es dieselben Medienhäuser, die die „Genosse Blattschuß – das langsame Sterben Rechte der Freien an Dritte verkaufen, der letzten großen SPD-Zeitung“ nahm Chef- Schulte-Hillen verlor die Lust am Mopo- ohne die Urheber an den Erlösen zu betei- redakteur Dieter Hünerkoch Abschied von Machen, und sein späterer Nachfolger Bernd ligen? Immer wieder muss der DJV für sei- den Lesern. Das Ende war es Kundrun übernahm. Seitdem ne Mitglieder rechtliche Schritte einleiten. dann doch nicht, wurde aber ist das Wort „Synergie“ zum Zuletzt sind grobe Rechtsverstöße in den ein Schrecken ohne Ende. AGB von Bauer und Springer gerichtlich Mopo-Unwort geworden. Denn Gehälter wurden von den gestoppt worden. Und nun wendet sich Foto: Kurt Will um „Synergien zu heben“, wollte Gebrüdern Greif gern erst die Hamburger Erklärung, die von der Kundrun gemeinsam mit dem Axel Springer AG initiiert und auch von am letzten Tag des Monats Kölner Express (DuMont Schau- der Bauer Media Group unterzeichnet per Verrechungsscheck oder berg) ein „Redaktionsbüro“ wurde, öffentlichkeitswirksam dagegen, bar aus den Erlösen für die so einrichten und leitete damit das geistiges Eigentum verschenken zu genannten „Stellenanzeigen“ Ende der Vollredaktion ein. Der müssen. Die Verleger fordern für sich ein gezahlt. Plan, mit einem Redaktionsbüro Leistungsschutzrecht. Diese Forderung mehrere Zeitungen zu beliefern hat die Parlamente (in der Hamburger „Weißer Ritter“? Der mächtige G+J-Chef Gerd Schulte Hillen im Jahr und auf diese Weise nicht nur Bürgerschaft liegen Anträge mehrerer Zeitschriftenverlag Gruner + 1986 als Mopo-Zeitungsverkäufer Kosten zu sparen, sondern Texte Fraktionen vor) erreicht. Was ist davon Jahr wollte in den Zeitungs- gewinnbringend zu vermarkten, zu halten? Zunächst: Das Internet ist kein markt einsteigen und kaufte scheiterte. Und so reichte Kundrun nach dem rechtsfreier Raum. Die Schutzinstrumenta- das Blatt im August 1986. Aber weder G+J- 50. Geburtstag den schwarzen Peter an die rien des Urheberrechts gelten auch dort. Chef Gerd Schulte-Hillen noch Chefredakteur Hamburger Medienpiraten Frank Otto, Hans Ein Leistungsschutzrecht würde die Posi- Wolfgang Clement, der spätere „SPD-Super- Barlach und Josef Depenbrock weiter. tion der Verlage verbessern. Wer es aber minister“, wussten, wie eine Tageszeitung mit dem Schutz geistigen Eigentums ernst tickt. Da half auch das von Schulte-Hillen al- Frank Otto war sympathisch, aber nicht sehr meint, der muss dafür sorgen, dass auch lein in den ersten beiden Jahren in zweistelli- ausdauernd. Bald hatten Depenbrock (bun- die Urheber an den Erträgen beteiligt ger Millionenhöhe (Verlust 1987: 30 Millionen desweit berüchtigt für seine Doppelrolle als werden. Wenn sich der Gesetzgeber des Mark) gezahlte Lehrgeld nicht. Schulte-Hillen Chefredakteur und Geschäftsführer bei der Themas annimmt, sollte er mit den Urhe- damals: „Wir blamieren uns täglich“. Mopo und der Berliner Zeitung) und Barlach bern sprechen und sich das bisherige Vor- allein das Sagen. Kleine Seiten, kurze Texte gehen der Verlage sehr genau ansehen. Erst unter Clements Nachfolger Ernst Fischer – das setzten die beiden auf die Belegschaft Stefan Endter und seinem Sozius Wolf Heckmann, dem (heute noch 111 Beschäftigte in Redaktion Mopo-Urgestein, ging es aufwärts. Während und Verlag, trotz zusätzlicher Sonntagszei-

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NORDSPITZE Weser Report für große Bürgernähe ausgezeichnet Foto: Christian Brinkmann www.weserreport.de Kultur Bremen Sport Der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BDVA) hat jüngst die Flughafen stampft Broschüre ein Neuer Chef verteilte Lobeshymne auf geschassten Vorgänger – und zog Papier rasch zurück Titel mit der größten Bürgernähe prämiert. Der erste Preis des Wett-

weSt Radrennen in Vorbereitung bewerbs „Durchblick“ ging dabei an den Weser Report aus Bremen. unSer wetter Als „gewinnbringende Lektüre“ mit „gut recherchierten Beiträgen“ Neustadt: Gas strömte aus

Ich lIeBe bezeichnete die unabhängige Jury das Blatt. Zudem lobten die Bremen, weIl Hilfe für das Überseemuseum „Wir arbeiten wie bisher“ Kulturdeputation tagte öffentlich im Theater Betrieb im Bremer Karstadt-Haus geht weiter Jurorinnen und Juroren den Weser Report als „seriös, übersichtlich A ktuelles und gleichwohl den Lesereiz weckend.“ Die Redaktion und Axel Schuller, Chefredakteur des Blattes, sind begeistert und verstehen im Weserpark die Auszeichnung auch als Ansporn für ihre Arbeit: „Wir freuen uns über den Preis und verstehen ihn als Bestätigung unseres Kurses, den Weser Report sowie seine Töchter Delme, Hamme/Wümme und Aller Report weiter mit hohem journali- stischen Anspruch zu machen und insbesondere lesernahe Themen zu bearbeiten.“ ine

Harte Online-Honorarbedingungen beim Weser-Kurier Post vom Weser Kurier: Nicht sehr oft flatterten den freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Vergangenheit derlei Briefe ins Haus. Inhalt waren die neuen Kon- ditionen für die Nutzung von Texten und Bildern im Internet. Mit deren Hilfe will der Verlag die Online-Nutzung aller Texte und Bilder regeln. Aber diese Sätze sollen dann gezahlt werden, wenn Texte und Bilder anders als in der Zeitung verwendet bzw. speziell fürs Internet produziert werden. Sprich, für bereits in der Zeitung veröffentli- chte und dann online gestellte Texte gibt es, wie schon in der Vergangenheit, gar kein Extra-Honorar. Manches bleibt in dem Schreiben zudem missverständlich. So sollen Hans Barlach, Frank Otto, Bernd Kundrun und die Bilderserien stufenweise bezahlt werden – bis zwei, bis zehn sowie bis 20 Bilder. Gerd Schulte-Hillen (v.l.) nach dem Mopo-Verkauf 1999 Legt man die jeweiligen Honorare auf ein einzelnes Bild um, so reicht das Einzelhono- rar von 0,75 Euro bis 2,50 Euro. Diese Mini-Honorare unterbieten noch die sieben Euro, tung seit 2006) die der Weser-Kurier pro in der Print-Ausgabe veröffentlichtem Bild an freie Mitarbei- um. Und zwar terinnen und Mitarbeiter zahlt, einmalig versteht sich. Denn mit diesen sieben Euro so radikal, sind weitere Zweit- und Drittverwertungen ebenfalls abgegolten. Kritisch zudem die dass die Mopo Formulierung in dem Brief, „dass sämtliche vor Abschluss dieser Honorar-Regelung für

Foto: Jürgen Joost seitdem tief- die Printnutzung archivierten Bilder ebenfalls zur kostenlosen Nutzung freigegeben schwarze Zah- werden”. Der DJV empfiehlt deshalb, diese Klauseln so nicht zu akzeptieren und ihnen len schreibt. zu widersprechen. ine

Weil diese den Dr. Monika Hyngar Ansprechpartnerin für Freie beim NDR beiden aber Dr. Monika Hyngar hat am 5. Oktober ihre nicht schwarz Tätigkeit als NDR-Beauftragte für die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgenom- Mopo-Urgesteine Erika Krauß und genug waren, Wolf Heckmann (Foto von 1999) suchten sie men. Sie ist Ansprechpartnerin für die Freien, nach einem die Programmverantwortlichen in den Re- Käufer und daktionen und die Geschäftsleitung. Inten- fanden die „Heuschrecke“ David Montgome- Foto: NDR/Gita Mundry dant Lutz Marmor wünscht sich, dass Hyngar ry. Der Brite wollte den deutschen Zeitungs- die Geschäftsführung auch bei den Rahmen- verträgen berät. Die 40-Jährige, sie war beim markt aufrollen, doch die Finanzkrise ereilte Dr. Monika Hyngar ihn. Also wurde die Mopo im Paket mit Ber- NDR sowohl Redakteurin als auch lange liner Zeitung und (Ost)Berliner Kurier an den Jahre freie Mitarbeiterin, hilft beim Aufbau einer internen Jobbörse für Freie. cp

Kölner Verlag DuMont Schauberg verkauft. Maskierter Empfang für die Intendanten Den mit dem Express und den schlechten Radio Bremen-Beschäftigte machten mobil Redaktionsbüro-Erfahrungen. Anscheinend Wenn bei Radio Bremen hoher Besuch ins haben die keine bleibende Wirkung hinterlas- Haus steht, finden sich die Kolleginnen sen, denn Verleger Konstantin Neven DuMont und Kollegen des Funkhauses meistens will es noch einmal versuchen: „Synergie“ Foto: privat vor der Tür ein, um für ihren Sender zu auch und nicht zuletzt im Boulevard-Bereich. kämpfen. So auch im Juni. Als sich die Das heißt Einstellungsstopp, Stelleneinspa- Intendanten der ARD-Anstalten zu einer rung, Kompensation von Redakteursmangel zweitägigen Sitzung in Bremen trafen, durch Mehrfachverwurstung von untereinan- machten rund 200 Beschäftigte von Ra- der ausgetauschten Artikeln. dio Bremen mobil. Sie setzten sich weiße Masken auf und standen Spalier für die Aber das letzte Wort ist noch nicht ge- Herrschaften. Auf ihren Transparenten zitierten sie KEF-Aussagen genauso wie einen sprochen. Als „Deutschlands härteste und Beschluss der Ministerpräsidenten aus dem Jahr 2008: „Die kleinen Anstalten müssen tapferste kleine Großstadtzeitung“ lobte aufgabengerecht finanziert werden.“ Die Kolleginnen und Kollegen von Radio Bre- Zeit-Autor Benedikt Erenz die Mopo anläss- men setzten sich für den Erhalt ihres Senders ein und forderten nachdrücklich eine lich ihres 60. Geburtstags. Redaktion und bedarfsgerechte Finanzierung. „Das ist keine Bittstellerei“, konstatierten sie in einem Verlag verstehen sich als „gallisches Dorf“ in Flugblatt. Vielmehr sei dies ein berechtigter Anspruch, um auch in Zukunft den Auf- einer von Springer umlagerten Umwelt. Sie gaben innerhalb der ARD gerecht zu werden. Sollten weitere finanzielle Einschnitte werden sich auch gegen Kölner Übergriffe folgen, so werde dies einen erneuten Verlust von Programmidentität und vor allem zur Wehr setzen. Arbeitsplätzen zufolge haben. ine Heinrich Klaffs (Mopo-Betriebsrat und Mitglied des DJV-Landesvorstands Hamburg)

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NORDSPITZE Nachruf auf Leo Brawand Aktion bei Springer Wie die Pressefreiheit Demo gegen Freistellung nach Deutschland kam von Redakteuren und bleiben durfte „Freistellungen aufheben, Kompetenzen nutzen“ – unter diesem Motto haben am 9. A ktuelles September mehr als 100 Beschäftigte der Axel Springer AG vor dem Verlagshaus in Hamburg gegen die plötzliche Freistellung zahlreicher Kollegen protestiert. Zu der Aktion hatten der Deutsche Journalisten- Verband Hamburg (DJV) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Hamburg (ver.

Foto: Heinz Egleder/ di) aufgerufen. Nach Angaben des Springer- Betriebsrates dürfen gegenwärtig etwa 40 Springer-Mitarbeiter, unter ihnen viele

Redakteure, nicht mehr arbeiten, obwohl Foto: Jan Haeselich sie einen ungekündigten, gültigen Ver- Protestaktion vor dem Springer-Verlagshaus in Hamburg trag haben. So waren im Juni mehr als 30 Beschäftigte des Hamburger Abendblattes Kompetenz seiner qualifizierten Mitarbeiter überraschend freigestellt worden. Bei den zu nutzen und sie fair zu behandeln.“ Im Zeitschriften Audio Video Foto Bild und Rahmen der Protestkundgebung haben Computerbild Spiele sollen etwa sieben auch Betroffene ihre Lage eindruckvoll Leo Brawand , langjähriger Weggefährte Rudolf Augsteins Mitarbeiter betroffen sein. „Es ist absolut geschildert. Monika Kabay, DJV-Vorstands- indiskutabel, Redakteure, die teilweise seit mitglied, kritisierte, dass ältere Mitarbeiter Leo Brawand, einer der Großen des bun- Jahrzehnten für Springer anerkannt gute durch jüngere ersetzt werden sollen. Kabay: desdeutschen Journalismus, Weggefährte Arbeit leisten, auf das Abstellgleis zu schie- „Ich fordere die Verantwortlichen auf, von Rudolf Augsteins, Chefredakteur des ben“, sagte DJV-Landesgeschäftsführer solchen Sparmaßnahmen abzulassen“. Über Spiegels und des Manager Magazins, ist Stefan Endter. „Gerade in wirtschaftlich die Demonstration haben der NDR und die im Juni im Alter von 84 Jahren gestor- schwierigen Zeiten sollte Springer vielmehr taz berichtet. ben (siehe Nordspitze 2009/03). Wie ein Interesse daran haben, Erfahrung und Vera Freytag Augstein ist Brawand untrennbar mit dem Spiegel verbunden. Ende 2006 schrieb schrieb er, der eine Karriere als Handels- schullehrer zugunsten des beruflichen Nachruf auf Gerhard Zabel Abenteuers seines Lebens aufgegeben hatte, „Und weil ich nach Rudolf Augsteins Der Mann, der den Verkehrsverbund prägte Tod der Letzte von damals bin, kehre ich also das Sprichwort um: Mit diesem Am 5. Juli, wenige Wochen vor seinem 90. Buch mache ich als letzter das Licht noch Geburtstag, starb der Journalist Gerhard einmal an, um ein ebenso wichtiges Zabel zu Hause im Kreise seiner Familie. wie verrücktes Stück Zeitgeschichte zu beleuchten“. In dem Werk über das Nach- Mit seinem Leben untrennbar verbunden richtenmagazin setzt sich Brawand noch sind Gründung und Aufbau des welt- einmal mit der Geschichte des Spiegels weit bekannt gewordenen Hamburger und den Persönlichkeiten seiner Gründer Verkehrsverbundes, durch den für alle auseinander. Bezeichnenderweise trägt Nahverkehrsmittel der Hansestadt ein das Werk den Untertitel „Wie die Presse- Gemeinschaftstarif geschaffen wurde. freiheit nach Deutschland kam“. Und dazu, Als Gerhard Zabel 1960 die Leitung der dass die Pressefreiheit die Bundesrepublik Pressestelle der Hamburger Hochbahn nicht wieder verlassen musste, hat Leo AG übernahm, stellte er sich dieser Brawand seinen Beitrag geleistet: Wäh- Herausforderung mit Weitblick, Umsicht rend die Polizei im Rahmen der Spiegel- und Genauigkeit; Eigenschaften, die den Affäre 1962 die Redaktion des Nachrich- gebürtigen Ostpreußen schon in den tenmagazins durchsuchte, versteckte er davor liegenden Jahren seiner journali- sich in einem Schrank. Augstein wurde stischen Tätigkeit ausgezeichnet hatten. verhaftet; Brawand blieb in Freiheit und Nach Kriegs- und Lazarettzeiten hatte er Foto: privat befehligte als Chefredakteur bis zu Aug- 1946 die ersten Schritte als Freiberufler steins Rückkehr „das Sturmgeschütz der gewagt. 1965 wurde er zusätzlich mit Gerhard Zabel war ein Journalist mit Weitblick Demokratie“. Brawand ist dem Spiegel- der Leitung der Pressestelle des Ham- Verlag – abgesehen von einer begrenzten burger Verkehrsverbundes betraut, ab 1998 nach fünfzigjähriger Mitgliedschaft heimlichen Korrespondententätigkeit 1973 war er Hauptabteilungsleiter für aus. Den Beirat der Stiftung der Ham- für die Welt am Sonntag (Pseudonym „L. Öffentlichkeitsarbeit bei der Hamburger burger Presse unterstützte er durch sein Fabian“) – treu geblieben und hat auch in Hochbahn AG. Auch die Alster-Touristik abgewogenes Urteil. Und über zehn seiner zehnjährigen Zeit als Chefredakteur trug den Stempel seiner einfallsreichen Jahre – bis ihn eine schwere Krankheit des Manager Magazins Maßstäbe gesetzt. Planungen. niederzwang – galt sein prüfender Blick Mit Leo Brawand ist ein Großer des deut- alle zwölf Monate der Kasse seines Ver- schen Journalismus gegangen. Mit der Goldenen Ehrennadel zeichnete bandes. Stefan Endter ihn der DJV-Landesverband Hamburg Eva Prott-Klebe

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NORDSPITZE Tarifrunde Zeitschriften Verleger fordern mehr Arbeit bei weniger Geld A ktuelles Foto: Danja Antonovic Foto: Rainer Mersmann

Weltreporterinnen in London und Johannesburg, Julia Grosse und Judith Reker Attacke auf Arbeitsbedingungen in Zeitschriftenredaktionen Zwischen Johannesburg und Jakarta Die Zeitschriftenverleger planen einen Frontalangriff auf die Arbeitsbedingungen der Zeitschriftenredakteure. Dies ist nach der Feier in Hamburg: Fünf Jahre Weltreporter ersten Verhandlungsrunde am 18. September in Berlin klar. „Das Fazit lautet: länger arbeiten „Grüß dich, Tokio“, „Hallo, Barcelona“, „Na, Blog, wie das Leben in Beirut, Buenos bei weniger Geld und abgesenkter Altersver- was macht Bagdad?” – so werden Hila, Aires oder Barcelona so vor sich geht. sorgung“, sagte DJV-Verhandlungsführer Kajo Merten und Birgit von Judith (Kapstadt), Auch der Newsletter kommt gut an; schon Döhring. Und: „Die Altersversorgung der Jour- Jürgen (Kairo) und Kilian (Prag) begrüßt, 1582 Abonnenten erhalten monatlich den nalisten ist keine verzichtbare Kür, sondern ein wenn sie sich einmal im Jahr in Deutsch- „Weltreporter-Brief“ mit Themenvorschlä- Grundpfeiler der sozialen Absicherung“. land treffen. Sie und weitere 34 freie gen aus der ganzen Welt. Auslandskorrespondenten reisten aus In der Verhandlungsrunde stellten die allen Himmelsrichtungen nach Hamburg, Die Weltreporter sind nicht nur ein Zusam- Verleger ihre Forderungen an einen neuen München oder Berlin an, um hier Pläne menschluss herausragender Journalisten, Manteltarifvertrag vor. Danach und Projekte des Netzwerks Rückhalt und Hilfe innerhalb weltreporter.net für das des Netzes ist genauso sollen Weihnachts- und Urlaubsgeld zu- nächste Jahr zu besprechen. wichtig wie Professionalität: sammengeführt werden und insgesamt ein In diesem Jahr haben die Als im letzten Jahr Martin Monatsgehalt ausmachen, Weltreporter in Hamburg Ebbing (Teheran) unerwartet ihr fünfjähriges Jubiläum erkrankte und später starb, soll die Wochenarbeitszeit von derzeit 36 auf gefeiert. starteten die Weltreporter 40 Stunden steigen oder flexibel zwischen 38 eine Spendenaktion, die der und 42 Stunden geregelt werden, Im November 2004 gründe- Familie half, die immensen ten vier Schüler der Deut- Arztkosten zu begleichen. sollen die Kündigungsfristen auf das gesetz- schen Journalistenschule liche Mindestmaß zurückgeführt werden, das Netzwerk der freien Foto: Danja Antonovic In diesem Juli feierten sie Auslandskorrespondenten. Beirut (Ruth Kaspar) und Den Haag in Hamburg ihre erfolg- soll der Zuschuss zum Krankengeld ab der „Zusammen sind wir stärker, ( Kerstin Schweighöfer), im Hinter- reichen fünf Jahre mit der siebten Woche abgeschafft werden, auch im Ausland“, war die grund Johannesburg (Judith Reker) Vernissage „Hörskizzen“ in Idee. Das Online-Portal der Galerie Ruth Sachse. An soll die Kontoführungsgebühr gestrichen www.weltreporter.net hat sich in den fünf zehn Klangstationen konnte man Berichte, werden, Jahren etabliert, die Kunden sind promi- Reportagen und Soundcollagen hören. nent: Stern und Spiegel, Zeit und Financial Die Entdeckungsreise führte zu Township- soll es nur noch Freizeit für berufsbedingte Times Deutschland, Art und Geo gehören Kneipen in Kapstadt, in die Pekinger Alt- Umzüge geben, ebenso dazu wie Deutschlandradio und stadt oder zu ägyptischen Bloggern. Von Kulturradio. Das erste gemeinsame Buch den Tönen inspiriert, schuf der Hamburger soll die Frist für den Freizeitausgleich von mit 15 Reportagen ist bei Herbig erschie- Künstler Simon Waßermann Skizzen und derzeit acht Wochen ausgedehnt werden. nen („Weltmacht Wasser“), weitere sollen Zeichnungen. in der Reihe „Weltreporter berichten“ Zudem zielten die Verleger auf Entlastungen folgen. Das Jahrestreffen 2010 findet in München bei den Beiträgen zur Presseversorgung ab. statt, und dann werden sich wieder Ruth Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger Auf dem Webportal www.audiyou.de steht und Birgit, Paul und Janis, Karen und (VDZ) schlug vor, Neueinstellungen künftig eine akustische Weltreise als Weltreporter- Merten in die Arme fallen und rufen „Wie von der Presseversorgung auszunehmen. Edition (chinesische Kürbisflöte, nubische geht’s Warschau, und was macht Beirut“. Verleger hatten den Manteltarifvertrag Ende Sänger, Arbeiterlieder aus Belgrad oder Und Silvia Feist, eine der Gründerinnen des Juni gekündigt. Sie fordern dauerhafte und königliche Fanfaren aus Norwegen), Korrespondentennetzes, wird vermutlich nachhaltige Kostenentlastungen für die kostenlos zum Download bereit. Lesungen sagen: „Es gibt 193 Länder auf dieser Welt. Verlage. Verbesserungen für Redakteure hat der Weltreporter bei den Vattenfall-Lite- 192 davon sind Ausland. Wir leben dort der VDZ nicht vorgeschlagen. Die nächste Ver- raturtagen in Hamburg finden jedes Jahr und kennen uns dort aus.“ handlungsrunde ist am 23. November 2009 in statt, und schließlich erzählt ein täglicher Danja Antonovic, Weltreporterin in Belgrad Hamburg. Stefan Endter

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NORDSPITZE Aktuelles

Berufsbild Videojournalismus

T itel Die journalistische Dreikampf-Disziplin Sie sind Redakteur, Kameramann und Cutter in einem: die Videojournalisten, kurz VJs genannt. Als One-Man-Team sind sie für Dreißigsekünder oder für ganze Nachrichtenfilme im Einsatz. Schnell sind sie, denn nach dem Drehen selber schneiden und vertonen, das geht dank Laptop und der richtigen Software gleich vor Ort. Doch nicht immer stimmt die Qualität, vor allem dann nicht, wenn unprofes- sionelle Videojournalisten von Sendern und Verlagen aus Kostengründen als „Eierlegende Wollmilch- sau“ eingesetzt werden.

Der Videojournalist Matthias Sdun von freeeye.tv Foto: freeeye.tv

„So ein Ding muss dir an die Hand wachsen.“ über Bremerhaven. Zuvor hatte er sich für das als VJ arbeitet, bekommt 25 Prozent Volker Kölling meint die Kamera in seinen Radio Bremen-Regionalmagazin „buten un Honorarzuschlag, wenn er den Beitrag selbst Händen. Und er weiß, wovon er spricht. binnen“ um die Landespolitik gekümmert. geschnitten hat. Weitere 25 Prozent gibt es Seit vier Jahren arbeitet der 41-Jährige Dann bekam er das Angebot, Bremerhaven für selbst gedrehte Stücke. „Keiner tut sich als Videojournalist bei Radio als Korrespondent und Berichterstatter zu doch den ganzen Stress an, ohne am Ende Bremen und berichtet übernehmen. Anfangs bestand die Idee darin, mehr zu verdienen“, stellt Kölling klar. überwiegend Dreißigsekünder zu produzieren und über aus und die Datenleitung nach Bremen zu senden. Wer mit ihm über seine Arbeit spricht, merkt Kölling indes stellte höhere Ansprüche an schnell, dass sie ihm in Gänze gefällt. „Auch sich selbst: „Ich wollte Nachrichtenfilme wenn man am Anfang erst mal jeden Fehler komplett selbst fertig machen.“ macht, den man sich vorstellen kann.“ Aus Während VJs sonst in sendereigenen seiner Sicht bringt die VJ-Arbeit einige Vorteile Workshops lokal ausgebildet werden, ließ mit sich. Ein Vorzug sei es, „dass man sich sich Kölling zwei Wochen lang bei der über Stunden auch länger auf Geschichten ZFP (Zentrale Fortbildung der Programm- einlassen kann.“ Ein komplettes Kamerateam Mitarbeiter von den Rundfunkanstalten schrecke potenzielle Interviewpartner oft Volker ARD und ZDF) schulen. „Das war sehr ab. Zu einem Journalisten mit Kamera in der Kölling intensiv und sehr interessant“, lobt Kölling Hand lasse sich mitunter schneller Zutrauen das Ausbildungsprogramm. Hinzu kam, fassen. „Und irgendwann vergessen die dass man sich mit dem Sender auf einen Leute die Kamera.“ Manche Geschichten geänderten Tarifvertrag einigte. Wer lassen sich auch nur als VJ umsetzen. Wenn

8 Foto: Tim Cronshage beispielsweise bei einer Rallye durch Afrika den Verlagen und Sendern ein Umdenken im Videojournalisten aus. Bei uns steht der nur ein Platz im Auto übrig ist. Dennoch: Qualitätsanspruch, „wenn sie Superqualität Vernetzungsaspekt im Fokus. Jeder soll „Als Videojournalist ist man in bestimmten wollen, müssen sie auch dafür bezahlen“. lernen, crossmedial zu denken und bei der Situationen ganz schön gefordert“, findet Berichterstattung immer diese drei Bereiche T itel Kölling, der vor seiner Tätigkeit bei Radio Rainer Pregla, stellvertretender Leiter des im Blick zu haben“, erklärt Otfried Krüer- Bremen als Redakteur für den Weser-Kurier Online-Ressorts der Kieler Nachrichten, hat Bürgermann, Leiter Aus- und Fortbildung arbeitete. Nicht in jeder Dreh-Situation sei der bereits selbst Videos über die Kieler Woche, beim NDR. Zur vielseitigen journalistischen Videojournalist die richtige Wahl. „Mit den Sport oder Veranstaltungen der eigenen Ausbildung, die die jungen Leute möglichst einfachen Ausrüstungen ist es manchmal Zeitung für den Internetauftritt gedreht. umfassend auf die kommenden 40 unmöglich, gute Bilder abzuliefern.“ Da „Wir wollen und können dem Fernsehen Berufsjahre vorbereiten soll, gehören neben sei zusätzliche Unterstützung vonnöten, keine Konkurrenz machen. Es geht vielmehr dem Beherrschen der Audiotechnik auch Kölling arbeitet dann mit professionellen darum, die multimedialen Möglichkeiten der Umgang mit Videokamera, mit Ton und Tonkollegen zusammen. Mit den in den auszureizen und dem Nutzer einen bewegten Schnitttechnik sowie mit Bildsprache. Sie Kameras integrierten, handelsüblichen Eindruck und einen Mehrwert gegenüber sollen lernen, Bilder zu sehen und in Bildern Mikrofonen sei eine gute Tonqualität dem gedruckten Produkt zu verschaffen“, zu denken. Außerdem werde Wert darauf nicht immer zu gewährleisten. betont er. So könne man in Zukunft nicht nur gelegt, dass die Journalisten in Absprache Für den VJ steht zudem fest, dass das Foto eines Hundes samt Beschreibung mit der Redaktion erkennen, wann ein Autor Videojournalismus nie nur eine Kostenreduzierung sein darf. Wohl wissend, dass viele Sender durch die Reduzierung „Als One-Man-Team muss ich Bild, Ton und der Teams auf eine Person eben vor allem Kosten einsparen wollen. Bei Radio Bremen die Geschichte gleichzeitig im Blick haben“ arbeiten derzeit etwa 15 Videojournalisten, drei bis vier, die wie Kölling selbst drehen, schneiden und vertonen. Er selbst schätzt in der Zeitung sehen, sondern ihn auch als Videojournalist die eigene Kamera – die Arbeit als VJ: „Mit der Erfahrung wedelnd oder bellend online im Video auch als Stilmittel – einsetzt und wann es geht das dann fast automatisch.“ erleben. Eingesetzt werden sollen eigene sinnvoller ist, ein EB-Team (elektronische Redakteure, die den Dreh als unbezahlte Berichterstattung) zu disponieren, das aus Einen reichen Erfahrungsschatz hat auch Zusatzleistung erbringen müssten. „Auch einem Journalisten, einem Kameramann Christof Tietjen. Mit 15 Jahren berichtete unser Online-Team schafft Kapazitäten, um sowie einem Licht- und Tonspezialisten er das erste Mal mit der Kamera für das selber zu filmen und hat dafür zunächst eine besteht. Dabei hat der Sender im Blick, dass Stadtfernsehen Eutin. Später arbeitete er bei technische Schulung zum Videoschnitt am die vielfältigen Aufgabenfelder nicht zu RTL Nord, volontierte dort und ging 2007 zu PC erhalten“, sagt Pregla. Weitere Schulungen einer unzumutbaren Arbeitsverdichtung Focus Online. Heute verdient der 34-Jährige zu Aufbau und Dramaturgie eines Online- führen. „Wir achten darauf, dass die Kollegen sein Geld als fester freier Fernsehredakteur Videobeitrags sind in Vorbereitung. Auch nicht zig Aufgaben gleichzeitig erledigen bei der Produktionsfirma JMD Pictures in Kiel bei den Volontären der Zukunft schaue man müssen, sondern dass sie mit crossmedialem und ist bundesweit im Einsatz. Ein Fünftel darauf, ob die Bereitschaft oder eine gewisse Fachverstand seriös und qualitätsvoll seiner Arbeit besteht aus Videobeiträgen. Affinität dafür vorhanden sei. „Es reicht eben berichten können. Es gilt, die speziellen „Das Fernsehen zahlt wesentlich mehr. Leben nicht, einfach stehen zu bleiben. Als Redakteur Anforderungen zu erkennen. Nicht jeder muss könnte ich vom Videojournalismus nicht, aber muss ich bereit sein, die Veränderungen der für alle Multimediaformen Experte sein, wir es macht viel Spaß“, meint der Selfmade-VJ. Branche mitzumachen“, lautet sein Credo. bilden keine eierlegenden Wollmilchsäue Schwenk im Schwenk, zwei Schwenke in eine Trimedialität ist die Devise beim NDR, der aus“, fasst Krüer-Bürgermann die Richtung oder zu häufiges Zoomen. Ihn nervt Journalisten in der Ausbildung das Rüstzeug Ausbildungsphilosophie des NDR zusammen. „die schlechte Qualität unprofessioneller VJs, für die drei elektronischen Medien Hörfunk, die noch nicht einmal einfache Schnittregeln Fernsehen und Online mit auf den Berufsweg Karina Dreyer (Kiel), Claudia Piuntek (Hamburg), einhalten“, moniert Tietjen. Im Idealfall habe gibt. „Der NDR bildet ausdrücklich keine und Regine Suling (Bremen) ein Videoreporter technisches Verständnis und ein Auge fürs Bild. „Man muss eine Christof Tietjen wünscht sich Geschichte im Bild erzählen können“, sagt ein Umdenken bei Sendern er. Und auch für VJs gilt die journalistische und Verlagen. Sorgfaltspflicht. “Als One-Man-Team muss ich mich auf alles konzentrieren, Bild, Ton und die Geschichte gleichzeitig im Blick haben. Das macht die Arbeit allein auch anstrengender“, gibt er zu bedenken. Tietjen wünscht sich bei

Blog des VJ Markus Bönisch www.videojournalismus.net

Berufsbild, Technik, Arbeitsweisen http://goa2003.onlinejournalismus.de/ forschung/videojournalismus.php

Veejays bei der BBC http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/ archiv/film_fernsehen/zapp2104.html

Infos von Journalisten für Journalisten http://www.kliebhan.de/vj/praxis.html Foto: Karina Dreyer

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NORDSPITZE Wie Gabriela M. Keller im Nahen Osten landete „Das war alles sehr AUSLAND spontan und chaotisch“

„Wie geht es mit mir nach dem Volo keine wirkliche Perspektive gesehen weiter? Wie wird man Auslandskorre- habe.“ Einmal in Syrien angekommen, spondent? In welches Land würde ich hat sie sofort losgelegt. Recherchiert, überhaupt gehen? Und wo ist es billig, was schon über das Land veröffentlicht Foto: privat und was ist weit weg?“ Diese Fragen wurde. Allerdings hat dort kaum jemand stellte sich Gabriela M. Keller bereits eine Webseite: „Da muss man erstmal ein Jahr, bevor sie ihr Volontariat beim mit den Leuten einen Tee trinken, damit Weser-Kurier in Bremen beendete. kommt man immer weiter“, weiß Gabri- Nach einem Urlaub und einem Sprach- ela M. Keller mittlerweile aus Erfahrung. kurs in Syrien war für die Journali- Wer vermutet, dass einer (westlichen) stin klar: „Da gehe ich hin. Während Frau das Arbeiten in Syrien allein auf- ich dort im Urlaub war, war ich sehr grund ihres Geschlechts schwer fällt, begeistert von diesem Land.“ Hinzu irrt. „Man wird primär nicht als Frau kam ein weiterer Aspekt: „Dort gibt es wahrgenommen und ist sozusagen ein kaum westliche Journalisten. Mann ehrenhalber“, erzählt Gabriela M. Keller. Dennoch, manche Informationen Dennoch hat das Land eine gewisse geraten nicht an die Außenwelt und weltpolitische Bedeutung“, erzählt an die Journalisten. „Syrien ist eben die junge Journalistin, die insgesamt eine Diktatur. Kein Mensch weiß, was eineinhalb Jahre in Syrien lebte. Kurz innerhalb des Regimes passiert. Und entschlossen traf die heute 34-Jährige irgendwann hat man alle anderen Ge- ihre Entscheidung. „Ich bin einfach schichten durch.“ Zum anderen sei das runter gefahren und habe geschaut, Arbeiten immer aufwändiger geworden, was geht. Das war alles sehr spontan allein dadurch, dass es schwierig sei, Korrespondentin aus Syrien und dem Libanon und chaotisch. Hinzu kam, dass ich auf eine Aufenthaltsgenehmigung oder gar dem Arbeitsmarkt hier Deutschland ein Pressevisum zu bekommen. „Es ist lässt sich Gabriela M. Keller deutlich anmerken. Dennoch war die Anfangszeit ihrer Freiberuflichkeit schwierig, sagt die „Man wird primär nicht als Frau wahrgenommen junge Frau. Nach und nach aber habe sich ein Kundenstamm heraus kristal- und ist sozusagen ein Mann ehrenhalber“ lisiert. Zu ihren Auftraggebern zählen heute Financial Times Deutschland, Berliner Zeitung, Handelsblatt, Weser- eben nicht so gedacht, dass man sich da Kurier, Die Welt – „und immer bunt durch langfristig niederlässt“, erzählt Gabriela den Gemüsegarten.“ Entscheidend auch: M. Keller, die teilweise alle zwei Wochen „Meine jetzigen Kunden haben alle Foto: privat ihr Visum verlängern lassen musste und Nahost-Korrespondenten.“ Da muss- dabei die Bürokratie in den arabischen te sich Keller erst ihre (thematischen) Amtsstuben hautnah erleben durfte. Nischen suchen. Mittlerweile berichtet „Das ist keine permanente Grundla- sie aus dem Libanon, immer noch mal ge zum Arbeiten.“ So reifte in ihr der aus Syrien („da habe ich immer noch ein Gedanke, das Land zu wechseln. „Ich Auge drauf“) und seit Anfang des Jahres hatte einfach Lust auf etwas Neues.“ auch gelegentlich aus dem Iran. „Derzeit Sie zog in den Libanon und lebt seit denke ich aber ein bisschen darüber nunmehr zwei Jahren in Beirut. „Dieses nach, was weiter kommen wird“, erzählt Land ist damals immer interessanter sie. Doch ganz gleich, wie und wo sich geworden. Es ist dynamisch und voller ihre journalistische Laufbahn fortsetzen neuer Entwicklungen“, schwärmt Keller, wird, an so aufregende und spannende um im nächsten Atemzug nachzusetzen: Geschichten wie Gabriela M. Keller sie in „Der Libanon ist auch ein sehr instabiles den letzten Jahren erlebt und geschrie- Land, es gibt immer mal wieder Straßen- ben hat, wird sie sich in der Zukunft ge- schlachten und Unruhen.“ Trotzdem ge- wiss gerne erinnern. Denn so oft kommt fallen ihr Beirut und das Leben hier. „Das es in den meisten Journalisten-Leben ist eine Stadt, in der man leben kann. schließlich nicht vor, die Aktivitäten von Einerseits eher mediterran geprägt; Hisbollah-Milizen, Waffenschmugglern und dann fährt man zehn Minuten und oder Drogenanbauern aus nächster Nähe ist mitten im Orient.“ Zudem seien die zu beobachten und anschließend darü- Libanesen ein sehr waches und umtrie- ber berichten zu können. Rechercheort Orient: Die Damaszener Altstadt biges Volk. Dass ihr die Arbeit gefällt, Regine Suling

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NORDSPITZE 2. Norddeutscher Journalistentag in Hannover Die Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben I ntern Foto: Dana Anders

Von links: Kai Voigtländer, Marina Friedt, Elisabeth Harries, Dr. Frank Rieger, Regine Suling

Muster kamen in zehn Foren insgesamt 29 Referenten zusammen, um gemeinsam und mit dem Publikum Themen zu erörtern, die Journalisten auf den Nägeln brennen. Ob im Forum Wirtschaft die Professoren Rürup und Foto: Dana Anders Frühbrodt mit Kollegen aus dem Ressort Wirt- Forum Wirtschaft: Kai-Hinrich Renner, Prof. Dr. Bert Rürup, Thorsten Kuchta, Frank Donovitz, Prof. Dr. Lutz Frühbrodt (v.l.) schaft über Umgang und Aufarbeitung der Wirtschaftskrise durch die Medien diskutierten Nach dem gelungenen Auftakt im ver- den norddeutschen Bundesländern. Gemein- oder vier Journalistinnen von Kai Voigtländer gangenen Jahr in Hamburg schlüpfte am 19. schaftlicher Veranstalter des 2. Norddeutschen moderiert erläuterten, wodurch ihre jeweiligen September 2009 nun der DJV Niedersachsen in Journalistentages waren die Landesverbände Netzwerkmodelle und Kooperationen so die Gastgeberrolle und begrüßte in zwei groß- Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpom- erfolgreich sind – lohnenswert war der Besuch zügigen, lichtdurchfluteten Pavillons auf dem mern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. der deutschlandweit inzwischen schon institu- Gelände der Deutschen Messe AG rund 300 Und wieder hatte sich selbst eine längere tionalisierten Veranstaltung „Journalistentag“ Kolleginnen und Kollegen vornehmlich aus Anreise gelohnt, denn nach bewährtem auf alle Fälle. Renata Green

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NORDSPITZE Journalisten auf der Flucht Bewegender DJV-Abend mit Gästen der I ntern Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte

Menschen, die wegen ihres Eintretens für Sanath Balasooriya, den die Moderatorin des Demokratie, Freiheit und Menschenrechte in Abends, Redaktionsleiterin Claudia Piuntek, ihren Heimatländern bedroht werden, damit in der letzten Ausgabe der NORDSPITZE por- sie für eine Zeit in Hamburg unbehelligt ihren trätiert hatte: Allein in den vergangenen zwölf Beruf ausüben können. Der Landesverband Monaten hätten mit ihm 50 Kollegen aus dem Hamburg nahm den derzeitigen Aufenthalt Inselstaat flüchten müssen. Erschütternde dreier Journalisten aus Bangladesch, Mexiko Worte fand Jahangir Akash aus Bangladesch, und Sri Lanka zum Anlass, am Abend des 14. der wegen seines Engagements für Demo- Juli zu einer Begegnung ins Instituto Cer- kratie und Menschenrechte gefoltert wurde vantes einzuladen. und seine Familie in der Heimat zurücklassen musste. In ihrer Begrüßungsrede freute sich die Hamburger DJV-Vorsitzende Marina Friedt Die Moderatorin schloss das Podiumsge- Foto: Florian Büh zusammen mit Martina Bäurle, Geschäfts- spräch mit einem Zitat des US-Journalisten Sanath Balasooriya aus Sri Lanka, Martina Bäurle führerin der Stiftung für politisch Verfolgte, Stewart Alsop: „Die Presse muss die Freiheit (Geschäftsführerin der Stiftung für politisch Verfolgte), über die erneute Zusammenarbeit zu einer haben, alles zu sagen, damit gewisse Leute Renata Green (Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitD JV Hamburg), Jahangir Akash aus Bangladesch und Pedro bedeutenden Fragestellung. Über die Medi- nicht die Freiheit haben, alles zu tun.“ Im Matías Arrazola aus Mexiko (v.l.n.r.) freuten sich über eine enlandschaft in seiner Heimat und die bis ins Anschluss nutzten die Anwesenden die gut besuchte Veranstaltung Lebensbedrohliche eingeschränkte Pressefrei- Gelegenheit, sich bei Getränken und mexika- heit berichtete der Mexikaner Pedro Matías nischen Snacks mit den drei Stiftungsgästen Jedes Jahr vergibt die „Hamburger Stif- Arrazola. In Lebensgefahr begeben sich auch persönlich auszutauschen. tung für politisch Verfolgte“ Stipendien an kritische Journalisten in Sri Lanka, erklärte Renata Green

60 Jahre DJV Aufbruch in Schleswig-Holstein

Wenn der DJV sein 60. Jubiläum feiert, ben: „Die Aufgabe des Verbandes ist die weckt dies auch Erinnerungen an die An- Wahrnehmung der Berufs- und Standes- fänge in Schleswig-Holstein. Bereits kurz interessen der Journalisten“, hieß es in nach Kriegsende begann die britische Paragraph 2 der Satzung. Besatzungsmacht, die demokratischen Strukturen wieder aufzubauen. Den Bereits kurze Zeit später konnte dieser Foto: ArchivLübecker Nachrichten Redaktionsalltag der frisch lizenzierten unter Beweis gestellt werden. Weil die Zeitungen bestimmten neben den Landesregierung die Artikel des kom- politischen Entwicklungen vor allem munistisch orientierten Norddeutschen Auszug aus dem praktische Probleme. Es fehlte an allem. Echos (NE) als Diffamierung des dama- Mitgliederbrief von 1948 Telefone mussten ebenso organisiert ligen Ministerpräsidenten Hermann werden wie Benzin für Dienstfahrten. Lüdemann empfand, schloss sie im Das Papier reichte nur für zwei oder drei Sommer 1948 die NE-Vertreter aus ihrer Einladung zum Austausch Ausgaben pro Woche. Die neue Riege Pressekonferenz aus und brachte so die der Journalisten setzt sich vor allem aus gesamte Presse gegen sich auf. Trotz Locker aufgetischt Heimkehrern und Flüchtlingen zusam- unterschiedlicher politischer Ausrichtung Der Vorstand des Landesverbandes men. „Typisch für Schleswig-Holstein war traten die Journalisten aller Zeitungen Schleswig-Holstein lädt seine Mitglieder die hohe Zahl an Marineoffizieren, die ins und ihr Verband für die Pressefreiheit zu einem gemeinsamen Kochabend ein. journalistische Fach wechselten“, erinnert und das Recht auf freien Zugang zu In lockerer Atmosphäre bleibt neben Möh- sich Rudolf Asmus, der damals für das offiziellen Informationen ein. Auch der ren schnippeln und Kartoffeln schälen viel Norddeutsche Echo schrieb. Versuch Lüdemanns, die NE suspendieren Zeit für Gespräche - untereinander und Die erste Journalistenvereinigung des zu lassen oder zumindest ihre Auflage zu mit dem Vorstand. Wo drückt der Schuh, Landes geht auf das Jahr 1946 zurück, kürzen, scheiterte. Die Briten lehnten sei- welche Wünsche gibt es an den DJV, wie wurde jedoch erst 1948 von „20 hauptbe- nen Antrag ab und begrüßten die Stand- sieht die Zukunft des Journalismus aus…? ruflich tätigen, redaktionell gebildeten haftigkeit der Journalisten als Beweis für Los geht es am Mittwoch, 28.Oktober ab Journalisten“ als Verband der Schleswig- deren demokratische Überzeugung. Mit 18.00 Uhr in der Kantine des NDR-Landes- Holsteinischen Presse offiziell gegründet einer gemeinsamen Erklärung konnten funkhauses Kiel, Eggerstedtstr. 16, 24103 und eingetragen – der Vorläufer des Politik und Presse ihren Streit im Herbst Kiel. Anmeldungen für die begrenzte heutigen Landesverbandes. Sein Zweck schließlich beilegen. Platzzahl unter 0431/95886. ließ sich mit wenigen Worten umschrei- Beatrix Richter

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NORDSPITZE Stiftung der Hamburger Presse setzt auf Aus- und Fortbildung Tue Gutes und rede darüber I ntern Foto: Anja Westheuser

Die Chinesischen Medienbotschafter 2009 eingerahmt (v.r.n.l.) von Britt Manske (Sinologin) und Marina Friedt (Vorsit- zende, l.): Lillian Zhang (Programmleiterin), Ma Jun (hinten), Gong Xumeng, Jiang Chuanxiu, Zeng Wenhui, Zhang Chen (hinten), Duan Congcong, Guan Shunying und Wang Dandan. Foto: Tide Karsten Lüchow (Vorsitzender Stiftung Hamburger Presse) und Werner Eggert (Tide) im Gespräch Austauschprogramm Die Stiftung der Hamburger Presse hat eine Besuch der chinesischen Medienbotschafter lange Tradition: Gegründet 1953 von der Berufsvereinigung Hamburger Journalisten, „Ni hao“! Mit dem Wort, das sie auf chinesisch International News Department, China Inter- dem Vorläufer des DJV-Hamburg, sollte sie sauber über die Lippen bringt, begrüßte die net Information Center, International Channel vor allem in Not geratene Kollegen unterstüt- Vorsitzende Marina Friedt acht chinesische Shanghai, Global Times, Radio China Interna- zen, so der Stiftungszweck. Ihr Forum war von Medienbotschafter in der Hamburger Ge- tional und der Xinhua Nachrichtenagentur. Beginn an der Hamburger Presseball, den sie schäftsstelle. Im Rahmen ihres dreimonatigen Mit Jahrgängen von 1973 bis 1984 sind die am 23. Januar 2010 zum 61. Mal ausrichten Deutschland-Aufenthalts, der auf Einladung Stipendiaten deutlich jünger und wirken noch wird. Heute stehen die Aus- und Fortbildung der Hamburg Media School in Kooperation interessierter als ihre Vorgänger. Nach einer von Journalisten im Mittelpunkt der Stif- mit der Robert-Bosch-Stiftung organisiert kurzen Einführung der Vorsitzenden und der tungsarbeit. Denn „nur wer das praktische wurde, besuchen die Kollegen landauf, Justiziarin Dr. Anja Westheuser über die Arbeit und theoretische Rüstzeug durch eine qua- landab Redaktionen und Organisationen. Der des DJV als Gewerkschaft und Berufsverband, litativ hochwertige Ausbildung erhält, kann Zeitplan ist eng, um einen Überblick über die stellten die Journalisten interessierte Fragen später den hohen ethischen Anforderungen deutsche Medienlandschaft zu bekommen. zu Verdienstmöglichkeiten und Problemen an den Journalistenberuf gerecht werden“, Bereits 2008 war die „erste Staffel“ bei DJV- deutscher Kollegen. Während Hamburger heißt es auf der neu gestalteten Website. Mitgliedern untergekommen und hatte die Kollegen in chinesischen Redaktionen hospi- Die Stiftung fördert diverse Einrichtungen Geschäftsstelle besucht. Diesmal sind es sechs tierten, blickten die jungen Chinesen hinter und Projekte der Aus- und Fortbildung. Allen Kolleginnen und zwei Kollegen aus Shanghai die Kulissen namhafter deutscher Medien. Ein voran profitieren die Akademie für Publizistik und Peking. Sie arbeiten in den Redaktionen Austausch, der Schule machen sollte! in Hamburg, die Hamburg Media School und von Beijing Rundschau, China Business News, Marina Friedt der Hamburger Bürger- und Ausbildungska- nal Tide vom Stiftungsengagement. Zuletzt wurde bei Tide ein professioneller Audio- Sommer-Versammlung in Hamburg Video-Schnittplatz für das neue Fernsehstu- dio im Mediencampus Finkenau gestiftet. Ein Silber, Gold und Sonnenblumen für langjährige Mitglieder Schild am Tide-Eingang verweist freundli- cherweise auf den edlen Spender. Bei einem Trotz des schönen Wetters folgten zahlreiche Rundgang durch die neuen Redaktions- und Kolleginnen und Kollegen der Einladung des Produktionsräume von Tide überzeugten sich DJV-Hamburg am 18. August ins Hotel Mari- Stiftungsvorsitzender Karsten Lüchow und tim Reichshof. Unterhaltsames Highlight der Marina Friedt (als DJV-Vorsitzende zugleich Sommer-Mitgliederversammlung waren die Vorstandsmitglied der Stiftung) von der gut Ehrungen der Kolleginnen und Kollegen für angelegten Investition. 25, 40, 50 und 60 Jahre im DJV mit silbernen Tide-Chefredakteur Werner Eggert hat schon und goldenen Ehrennadeln und der schon das nächste Projekt im Auge, für das er die traditionellen Sonnenblume. Insgesamt Stiftung um Unterstützung bitten möchte. Oben auf seiner Wunschliste stehen neue

acht Kollegen wurden von der Landesvorsit- Foto: Florian Büh zenden Marina Friedt geehrt: Katrin Börner, Mikrofone für den Ton im Fernsehstudio und Wolfgang Duveneck, Rolf Dieter Engelmann, Der Klassiker Ehrennadel und Sonnenblume (v.l.): Dagmar im Geräteverleih. Dagmar Gehm, Angelika Hoffmann, Jens Gehm, Rolf Dieter Engelmann, Werner Stöbe, Angelika Übrigens hat sich auch der aus Sri Lanka Meyer, Gerd Scharnhorst und Werner Stöbe – Hoffmann, Katrin Börner, Jens Meyer, Gerd Scharnhorst, stammende Journalist Sanath Balasooriya, Wolfgang Duveneck, DJV-Landesvorsitzende Marina Friedt der auf Einladung der Stiftung für politisch hinter jedem Namen verbergen sich mehrere und DJV-Geschäftsführer Stefan Endter. interessante Geschichten. Verfolgte in Hamburg Zuflucht erhält (s. NORDSPITZE 2009/03) mit Unterstützung Anhand der Lebensläufe und Erfahrungen Vorab hatte sich die Mitgliederversammlung der Stiftung der Hamburger Presse gut in der der Geehrten spannte Kollegin Friedt den mit den negativen Entwicklungen am Me- Hansestadt eingelebt. Seinen Aufenthalt hat Bogen zu Entwicklungen im Journalismus. dienstandort Hamburg beschäftigt und den neben der Stiftung der Hamburger Presse u.a. Angesichts der vielen Probleme, mit denen Bundesverbandstag des DJV im November die Stiftung für politisch Verfolgte ermöglicht. Journalisten schon früher konfrontiert waren, in Berlin vorbereitet. Nicht dabei sein konnte lautete ihre Erkenntnis: „Es war zu allen Zeiten leider Vorstandsmitglied Werner Lüchow, der Weitere Informationen unter schwierig, journalistisch zu arbeiten.“ im September seinen 80. Geburtstag feierte. www.stiftung-der-hamburger-presse.de. Claudia Piuntek Marina Friedt

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NORDSPITZE Professor Rainer Burchardt lehrt Journalistik an der FH Kiel „Die Informationsvielfalt I nterview geht verloren“ Fotos: Beatrix Richter

In Deutschland und in der Welt war Rainer Burchardt für verschiedene Zeitungen und Rundfunkan- stalten tätig, bevor er für knapp zwölf Jahre das Programm des Deutschlandradios als Chefredakteur bestimmte. Mit der NORDSPITZE sprach der Journalist und Professor der Fachhochschule Kiel über Qualitätsjournalismus und Medienpolitik.

Herr Burchardt, als Mitglied des Netzwerks Zusammenlegungen von Redaktionen und wenig zu ausführlich, diskutiert, aber Recherche kritisieren Sie immer wieder die Mehrfachnutzung von Inhalten werden von es war eben noch eine echte Redakti- zunehmende Medienkonzentration und den Verlagen als wirtschaftlich notwen- onskonferenz mit Meinungsvielfalt. die sinkende Qualität im Journalismus. Wie dig begründet. Sie meinen, die Qualität beurteilen Sie die Situation im Norden? solle dennoch die gleiche bleiben…

In Schleswig-Holstein hat sich der Markt Das ist für mich eine Ökonomisierung mit dem sh:z, den Kieler Nachrichten und der Ware Information. Unter betriebs- „Redakteure saßen den Lübecker Nachrichten auf drei große wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das Verlage reduziert. Und schaut man sich sicherlich verständlich, medienpolitisch sich an zwei langen die darin enthaltenen Beteiligungen an, halte ich das für sehr bedenklich. In wird deutlich, dass die großen Verlags- den oberen Etagen sitzen heute leider Tischen gegenüber, häuser mittlerweile überall sind. Allerorts nur noch Manager, keine Verleger. Da lese ich die gleichen Kommentare und fehlt das journalistische Herzblut. Ich wie Galeerensklaven“ Meinungen, und die Informationsvielfalt war mit Studenten in Berlin bei der geht für die Gesellschaft verloren. Wenn Welt und der taz. Der Unterschied war ich morgens die Segeberger Zeitung beeindruckend. Beim Springer-Medium aufschlage, bekomme ich eigentlich die saßen sich 60, 70 Redakteure an zwei Wie könnten Ihrer Meinung nach der Kieler Nachrichten. Ein weiteres Beispiel langen Tischen gegenüber, wie Galee- betriebwirtschaftliche Druck abgebaut und ist die Zusammenlegung der Wirt- rensklaven, und haben nur noch abge- die Informationsvielfalt gesichert werden? schaftsredaktionen von Capital, Börse arbeitet. Die Redaktionskonferenz war Online und Impulse bei Gruner + Jahr eigentlich keine, die Arbeit wurde nur Nun, zum einen sollte beim Kartellrecht zu einer, die nun alle drei Titel sowie die verteilt. Ganz anders bei der taz. Dort genau hingeschaut werden, an welchen Financial Times Deutschland beliefert. wurde sehr offen, vielleicht auch ein Medien die verschiedenen Verlage bereits

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NORDSPITZE beteiligt sind und dann im Sinne der Die Gefahr, für eine schnelle Veröffentli- Das ist bestimmt oft schwierig, und im Informationsvielfalt entschieden werden. chung die Qualität außer Acht zu lassen, Medienkodex des Netzwerks Recherche Zum anderen geht es natürlich darum, dass ist auf jeden Fall gegeben. Aber wer zu habe auch wir gefordert, dass Journalisten sich die Medien dem veränderten Nut- schnell veröffentlicht, ist oftmals auch der angemessen für ihre Arbeit bezahlt werden zungsverhalten anpassen und neue Wege Erste, der wieder dementiert. Ich finde es müssen. Trotzdem sollte an der Sorgfalts- finden müssen. Das ist bekannt. Junge Leute positiv, dass viele Verlage die Chance des pflicht und dem Grundsatz festgehalten

kaufen heute keine Zeitung mehr, denen Mediums nutzen und ihre Informationen werden, eine Information aus mindestens I nterview reicht Spiegel online als Basisinformation. online immer wieder aktualisieren oder zwei Quellen bestätigt zu bekommen. gegebenenfalls korrigieren. Dennoch Gleiches gilt für die ungefilterte Übernah- Hat die gedruckte Zeitung keine Zukunft? sollte die Qualität und Sorgfaltspflicht von me von PR-Texten ins Blatt. Diese Texte vornherein an oberster Stelle stehen, egal mögen ja handwerklich gut sein, aber sie Doch, und ich halte es durchaus für wichtig, um welches Medium es sich handelt. wurden eben nicht mit journalistischer das Kulturgut Zeitungslesen zu erhalten und Absicht geschrieben. Sicherlich kann ich so auch den Printmedien eine Zukunft zu In einer Anhörung des Landtages zur auch nicht jede Information von dpa oder geben. Man muss Kinder schon früh an die Situation und Entwicklung der Printme- ddp noch mal nachrecherchieren, aber Zeitung heranführen. Mit Zeitungsprojekten dien in Schleswig-Holstein haben Sie ich sollte schon stutzig werden, wenn in der Schule oder durch das Elternhaus. die Einführung eines Landesmedien- beide Dienste die gleiche Geschichte rates angeregt. Wie würde dieser aus- deckungsgleich ohne zusätzliche Infor- Und wie sieht es bei den Radio- sehen, und welche Funktion hätte er? mationen bringen. Das sind für mich dann sendern aus? eben nicht zwei verschiedene Quellen. Die öffentlich-rechtlichen Medien und auch Das Radio befindet sich außerhalb dieses der private Rundfunk werden von Medien- Wie beurteilen Sie vor diesem Hinter- Wettbewerbs und erlebt meiner Ansicht anstalten überwacht. Der Landesmedienrat grund den Einsatz von Leserreportern? nach eine Renaissance. Obwohl wir zu einer würde dies für die Printmedien übernehmen sehr visuellen Gesellschaft geworden sind, und sich aus Mitgliedern aller relevanten Den halte ich für äußerst bedenklich und finde es bestürzend, wie bedenkenlos die Informationen dieser Leserreporter ver- wendet werden, die ohne journalistische „Wer zu schnell veröffentlicht, ist oftmals Bildung und Verpflichtung berichten. Wie beim Blogging, wo sich ebenfalls viele Jour- auch der Erste, der wieder dementiert“ nalist nennen, kann jeder seine eigenen, einseitigen Rückschlüsse veröffentlichen, ohne Rücksicht auf die Persönlichkeits- hört im Auto doch jeder Radio. Zeitung lesen Gesellschaftsschichten zusammensetzen, rechte anderer. Gerade im Lokaljournalis- oder Fernsehen geht da ja nicht. Dennoch Verlegern, Gewerkschaften wie dem DJV, mus gibt es eine besondere Nähe zwischen muss sich auch das Radio anpassen und der Kirche usw. Sicherlich sagen einige, dass Medium und Lesern. Nichts wird so intensiv auf seine Kernkompetenzen besinnen. solch ein Landesmedienrat ein zahnloser gelesen wie die Heimatzeitung. Da muss Dabei geht es nicht nur um das Aneinan- Papiertiger sei, aber er hätte die Möglichkeit, dann der Redakteur entscheiden, was sozial derreihen von Musiktiteln, sondern um die auf Missstände in der Presse hinzuweisen, noch vertretbar ist und abgedruckt wer- Vermittlung von Information und Wissen. zum Beispiel sinkende Informationsvielfalt den kann. Auch hier könnte übrigens ein Radio war schon immer ein schnelles und Qualität, oder zur schwierigen Situation Medienrat wirksam werden, die Menschen Medium, und die Digitalisierung bietet der freien und angestellten Journalisten Stel- über ihre Rechte aufklären und über deren weitere Chancen. Audio oder analog auch lung zu nehmen. Und er könnte die Medien Einhaltung in den Medien wachen. Die Ge- Video on demand führt zu einer Ent- auch anweisen, darüber zu berichten. Diese schädigten hätten einen Ansprechpartner. krustung der Hierarchien. Jeder ist sein Punkte werden von den Verlegern ja gern eigener Programmchef, und es kommt aus den eigenen Medien raus gehalten. Vielen Dank für das Gespräch. nicht mehr nur auf die richtige Sendezeit, sondern vor allem auf die richtigen Inhalte Was kann der einzelne Journalist tun, Das Interview führte Beatrix Richter. an. Man muss die Stories so aufbereiten, um unter steigendem Druck weiter- dass sie die Leute reinziehen und fesseln. hin Qualität zu gewährleisten?

Zeitungen haben online ebenfalls für sich entdeckt und vermarkten darüber auch ihre Artikel. Eine Chance, um Print zu finanzieren?

Online ist im Kommen und wird auch für

Werbetreibende immer interessanter, aber Fotos: Beatrix Richter betriebswirtschaftlich trägt sich das oft noch nicht. Printartikel über die Website zu verkau- fen, sehe ich nicht als Alternative. Wer möch- te schon einen mehrseitigen Artikel der Zeit am Bildschirm oder auf kleinen portablen Geräten lesen? Für digitale Medien müssen die Informationen ganz anders aufbereitet werden. Onlinejournalismus ist für mich eine eigenständige Form des Journalismus.

In vielen Häusern heißt es bereits Online First, der Zeitdruck wächst. Welche Auswirkungen sehen Sie für die Qualität der Information? Printartikel online zu verkaufen, ist keine Alternative

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NORDSPITZE Neuerscheinung Nützliche Rechtstipps für Bildjournalisten

S ervice „Medien brauchen Bilder. Die Herstellung und Verbreitung von Fo- tos berührt zahlreiche Rechtsgebiete, Fehler können teuer werden.“ So beginnt der Ham- burger Medienanwalt Dr. Endress Wanckel das Vorwort seines in diesem Jahr in der 3. Auflage erschienen Buches Foto- und Bildrecht (Verlag C.H.Beck). Diese Einleitung zeigt bereits, dass Bildjour- nalisten vor Ort mit der Kamera oder in den Bildredaktionen mit der Lektüre dieser aktuellen Auflage gut beraten sind. Wanckel behandelt die im journalistischen Alltag wichtigen Themenkomplexe als da sind das Fotografieren von Personen und Sachen, das Veröffentlichen von Fotos insbesondere unter persönlichkeits- Foto: RainerFoto: Mersmann rechtlichen Gesichtspunkten, Verwer- Journalisten sollten immer schriftliche Verträge schließen, damit es nicht zu Streitigkeiten vor Gericht kommt tungs- und Hausverbote, urheber- und vertragsrechtliche Fragen. Der Autor stellt Absicherung für Freie auch die Rechtsfolgen rechtswidriger Veröffentlichungen wie Unterlassungs-, Kaufmännisches Bestätigungs- Schadenersatz-, Schmerzensgeldansprü- che dar und erläutert den Anspruch auf schreiben schafft Klarheit Gegendarstellung und Richtigstellung. Das Werk ist rechtlich präzise und doch für Am Anfang steht ein Telefonat, am Vertrages zusammengefasst und bestä- den juristischen Laien verständlich – auch Ende sieht man sich vor Gericht. tigt werden. Wer auf ein kaufmännisches deshalb, weil Wanckel immer wieder kon- Immer wieder melden sich freie Jour- Bestätigungsschreiben nicht reagiert, krete Fälle wie zum Beispiel die Urteile in nalistinnen und Journalisten im DJV- muss den Inhalt gegen sich gelten lassen. Sachen Prinzessin Caroline aufgreift. Fazit: Justitiariat. Sie haben am Telefon eine Ein solches Schreiben könnte folgender- Für die journalistische Praxis gut geeignet. klare Vereinbarung getroffen und maßen aussehen: Sehr geehrte Frau X, ich entsprechend geliefert. Plötzlich aber beziehe mich auf unser heute geführtes Endress Wanckel, Foto- und Bildrecht, 3. will der Auftraggeber weniger zahlen. Telefonat, in dessen Verlauf wir folgende Aufl. Verlag C.H.Beck 2009, ISBN 978 3 406 Oder aber der Umfang der übertra- Übereinkunft getroffen haben: Ich liefere 58102 1, 398 Seiten, 44€. genen Nutzungsrechte ist streitig. Ihnen bis zum 15.11.2009 einen Artikel zum Thema „Kaufmännisches Bestätigungs- Stefan Endter Unser Tipp: Schließen Sie – wenn mög- schreiben in der journalistischen Praxis“ lich – schriftliche Verträge ab, in denen als word-Datei in einem Umfang von 5000 vergleichsweise wenig Nutzungsrechte Zeichen. Der Beitrag wird – wie besprochen Triumph für Fotografen übertragen werden und das ausgehandel- – auch Stellungnahmen von Journalisten te Honorar fixiert ist. Ein solcher Vertrag und ihrer Interessenvertretung enthalten. Gericht untersagt sollte auch genau beschreiben, welche Das Netto-Honorar beträgt 300 €. Es ist Bauer-AGB Leistung zu erbringen ist (z.B: „eine eine Woche nach Rechnungsstellung fällig. Reportage mit 500 Zeilen à 38 Anschlä- Ich freue mich auf die Zusammenarbeit Gemeinsam mit dju und ver.di hat der DJV vor gen zum Thema „Wahlbeteiligung“ per dem Hamburger Landgericht eine Einstwei- Mail bis zum 26.09.2009. Honorar 600 Aber auch, wenn freie Journalistinnen und lige Verfügung gegen die Heinrich Bauer Euro zur einmaligen Veröffentlichung in Journalisten von sich aus oder auf Anfrage Achat KG erwirkt. Nach dem Richterspruch der Zeitung X“). Ein solches Vorgehen Fotos oder Texte zur Ansicht an die Redak- sind wesentliche Regelungen in Bauer-Verträ- sorgt zwar für Klarheit hinsichtlich des tionen schicken, können sie sich absichern. gen mit freien Fotografen rechtswidrig. Un- Umfangs der Nutzungsrechtsübertra- Dies geschieht durch Lieferscheine, die zulässig sind die in den Honorarbedingungen gung und der Höhe des vereinbarten klare Aussagen über den Umfang der festgelegten Pauschalhonorare, mit denen Honorars, ist jedoch im journalistischen Nutzungsübertragung, das Honorar und sämtliche Leistungen und Rechte abgegolten Tagesgeschäft weitgehend unüblich. die Urheberbenennung enthalten. werden sollten. Bauer darf laut Gericht weder Fotos im Internet verbreiten noch für werb- Deshalb sollte zumindest ein so genanntes Auf diesen Lieferscheinen sollten liche Zwecke nutzen, ohne diese zusätzlich zu „kaufmännisches Bestätigungsschreiben“ auch Allgemeine Geschäftsbedin- honorieren. DJV-Bundesvorsitzender Michael an die Redaktionen geschickt werden. In gungen abgedruckt sein. Vorlagen Konken: „Der Richterspruch stärkt die Rechte diesem Schreiben müssen die wichtigsten finden Sie unter: www.djv.de der Urheber in wirtschaftlich schwierigen Inhalte des zuvor mündlich geschlossenen Stefan Endter Zeiten.“. cp

16 04/2009

NORDSPITZE Presseausweis 2010 Anträge ab sofort einreichen

In den Geschäfts- Zusammenarbeit unter Freien finanzhofes kann Gewerblichkeit schon dann S ervice stellen der Landes- entstehen, wenn man Aufträge an Subunter- verbände Bremen, Achtung, Stolperfallen! nehmer weitergibt, sofern keine inhaltliche Hamburg und Einflussnahme auf den Auftrag vorliegt (BFH, Schleswig-Holstein Zum Artikel noch schnell das Foto eines freien Urteil vom 20.12.2000, AZ XI R8/00, BB 2001, können ab sofort Fotografen organisiert, dann geht es an den 866). die neuen Presseausweise für das Jahr großen Auftrag, der nur mit anderen freien Um diese Folgen zu vermeiden, sollte die 2010 beantragt werden. Antragsformulare Kollegen zu schaffen ist. Gegenüber dem Arbeitsteilung gegenüber dem Auftraggeber stehen auf den Internetseiten unter Kunden gibt es aus praktischen Gründen nur offen gelegt werden. Freiberufler können www.djv-bremen.de, www.djv-hamburg. einen Ansprechpartner, der die Gesamtrech- ein Gesamthonorar vereinbaren, das dann de und www.djv-sh.de zum Herunterla- nung stellt und seine Kollegen auszahlt. So anteilig von den einzelnen Freien in Rech- den bereit. Antragsteller können die Un- oder ganz ähnlich arbeiten freie Journalisten nung gestellt wird. Für eine kontinuierliche terlagen außerdem in den drei Geschäfts- und Bildjournalisten oft unkompliziert zusam- Zusammenarbeit bieten sich die Gesellschaft stellen abholen. cp men. Doch was passiert eigentlich, wenn der bürgerlichen Rechts (GbR) oder die Partner- Kunde nicht mit der Leistung zufrieden ist schaftsgesellschaft an. Nur in seltenen Fällen oder nicht zahlt? Auf folgende Punkte sollten ist eine GmbH sinnvoll. Die Zusammenarbeit Neuordnung Freie bei der Zusammenarbeit achten: sollte vertraglich geregelt werden. Wichtig Wer dem Auftraggeber gegenüber allein auf- ist, die Haftung auf die eigene Leistung zu ARD vereinigt tritt, Teile des Auftrags aber an andere vergibt, beschränken und eine Regelung zu treffen, Redaktionen haftet gegenüber seinem Auftraggeber auch die die anderen Gesellschafter von Schadens- für deren Leistung. Liefern diese Subunter- ersatzansprüchen freistellt. Nach außen sollte Nach acht Jahren des getrennten Arbeitens nehmer künstlerische Arbeiten, muss man klar erkennbar sein, dass jeder nur für seinen verschmelzen die Redaktionen von ARD- als deren Auftraggeber dafür auch Abgaben Teil verantwortlich ist, z.B. durch ein eigenes aktuell und tagesschau.de wieder. Die ARD- an die Künstlersozialkasse zahlen. Vorsicht Impressum auf der gemeinsamen Homepage. Intendanten begründeten ihren Beschluss mit Gewerbesteuer, Freiberufler sind zwar grund- Über Vor- und Nachteile der einzelnen Ge- der gängigen Praxis in zahlreichen Medien- sätzlich nicht gewerbesteuerpflichtig – es sei sellschaftsformen und weitere Aspekte der häusern, aus einer Redaktion heraus mehrere denn, sie üben eine gewerbliche Tätigkeit aus Zusammenarbeit beraten die Justiziare des Medienformen zu bedienen. cp – aber nach einer Entscheidung des Bundes- DJV. Bettina Neitzel und Beatrix Richter

CROSSMEDIA FÜR JOURNALISTEN: PRODUKTION VON WEBVIDEOS

FR 13.11.2009 − SA 14.11.2009 Dozentin: Mareike Fuchs TV- und Printjournalistin, Dozentin für Multimedia-Seminare

Elektronische Inhalte und bewegte Bilder sind mittlerweile ein Muss für Tageszeitungen und Magazine. Wer seine journalisti- sche Bandbreite erweitern möchte, bekommt im Seminar einen FORTBILDEN Überblick über multimediale Darstellungsformen und lernt in AUFTANKEN einer intensiven Praxis-Einheit, wie ein Webvideo konzipiert, gedreht und geschnitten wird (für Einsteiger).

Seminarpreis: 290,00 Euro FÜR JOURNALISTEN Inklusive 2x Mittagsbuffet und Abendprogramm am 13.11.2009 Eine Unterkunft kann auf Wunsch vermittelt werden. Buchung und Information: Judith Remke | PR/Kommunikation | Tel. 0421 - 333 22 641 Anmeldeschluss: DI 13.10.2009 www.kuenstlerhaus-spiekeroog.de

04/2009 17

AWW 030919 AWW NORDSPITZE

Service-Telefon: 0421 - 460 44 440 Kunst (Täglichtrifft von 9.00 - 18.30Leidenschaft Uhr) www.kuenstlerhaus-spiekeroog.de A rbeitskreise Fotos: Filmfest Hamburg

Frühstück beim Filmfest rigen Michel-Kinderfilmfestes, Pheline Roggan. Roggan ist auch die Hauptdarstel- Wo der Rote Teppich gewebt wird lerin des diesjährigen Eröffnungsfilms „Soul Kitchen“ von Fatih Akin. Beim Business-Frühstück des Hamburger Festbeginn quellen die Räume fast vor Men- Landesverbands im August durften die schen über: In der „Hochsaison“ sind hier 70 Insgesamt wurden in diesem Jahr beim Teilnehmer hinter die Kulissen des Film- Mitarbeiter im Einsatz, die von Technik über 17. Hamburger Filmfest 142 Filme aus 42 fests Hamburg schauen. Viele machen Ticketbuchung bis hin zum Sponsoring und Ländern gezeigt. Einen Vorgeschmack sich keine Vorstellung davon, was für eine der Gästebetreuung alles machen. gab es im Anschluss ans Frühstück und die immense organisatorische Leistung hinter Filmfest-Pressesprecherin Silke Cecilia Führung; die Pressevorführung von „Die diesem zehntägigen Kinofestival steht. Die Schultz, die ihren Kontakt für diesen Job üb- Bucht“, einem Dokumentarfilm, der Delfin- meiste Zeit des Jahres wirken in den Büros rigens beim DJV-Business-Lunch geknüpft Quälerei anprangert. Der Gewinnerfilm am Steintorweg nur Filmfestleiter Albert hat, führte beim Business-Frühstück durch des Sundance Film Festivals 2009 galt auch Wiederspiel, Programmleiterin Kathrin die einzelnen Abteilungen. Anschließend beim Hamburger Filmfest als einer der Kohlstedde und Organisationsleiter Thomas blieb noch Zeit für ein Croissant und einen Favoriten auf den Publikumspreis. Baumgarten, doch etwa zwei Monate vor Plausch mit der Schirmherrin des diesjäh- Nicole Fey

APÖ in Hamburg Jeorga, die Neue

Es fällt direkt auf, dass die neue Kollegin mit Know-how wird ebenfalls im ausgebauten dem komplizierten Namen stringent auf Online-Journal News und im neu aufge- den Punkt und unkompliziert ist: Dr. Katha- legten Hochschulmagazin Impetus deut- rina Jeorgakopulos. Der Vater war Grieche, lich. Zudem ist die Mutter eines vierzehn- erklärt sie fast entschuldigend. Kollegen, jährigen Sohnes eine gute Netzwerkerin: die ins Stottern geraten, bietet sie daher Durch ihr Engagement in der Task Force zur kurzerhand an, Jeorga genannt zu werden. Beförderung des Wissenschaftsstandorts Von 1998 an war die promovierte Litera- Hamburg ist sie eng mit der Wissenschafts- turwissenschaftlerin mit einschlägigen behörde und der Hamburger Hochschul- Medien-Erfahrungen erst im Marketing für landschaft vernetzt. Durch die aktive die TUHH Harburg tätig. Seit 2004 ist sie Mitgliedschaft in der Bundesvereinigung Leiterin der Pressestelle der Hochschule der deutschen Hochschulkommunikatoren für Angewandte Wissenschaften Hamburg blickt sie auch bundesweit durch. Jüngst und arbeitet daran, die HAW zum Ort des holte die Pressesprecherin zusammen lebendigen Austauschs zu entwickeln. mit ihren Hamburger Hochschulkollegen Mit Erfolg. Viele Großveranstaltungen die jährliche Bundestagung 2009 (www. tragen maßgeblich ihre Handschrift, so tagung2009.de) mit fast 300 Kollegen aus zum Beispiel die „Nacht des Wissens“ mit dem deutschsprachigen In- und Ausland bis zu 35.000 Zuschauern (2005 und 2007); nach Hamburg. Nun unterstützt Dr. Ka- die Vortragsreihen „Technik für Kinder, tharina Jeorgakopulos tatkräftig den APÖ Faszination Fliegen, Faszination Logistik“ und löst sukzessive die langjährige Leiterin

Foto: Linda Sperling und die Veranstaltung „100 Jahre Ingeni- Ingrid Hilbrink ab. Jeorgas erste Veran- eurwissenschaft in Hamburg“. Geschätzt staltung wird ein Presse-Frühstück bei der ist auch das Journalisten-Begleitprogramm Körber-Stiftung im November sein. Dr. Katharina Jeorgakopulos, die Neue im Hamburger APÖ mit hochrangigen, zum Teil internationalen Medienvertretern. Jeorgas journalistisches Marina Friedt

18 02/2009

NORDSPITZE A rbeitskreise Foto: Beatrix Richter Gastgeber Günther Jesumann (links) sprach mit Volker Herres über Programmvielfalt, Quoten und Karriere AK Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Volker Herres stand Rede und Antwort

„Das ist mein erster Job, der gesetzlich Spaß macht“, erzählte der 52-Jährige. Ei- Senders sei wichtig bei der Programm- festgeschrieben ist“, scherzte Volker nen roten Faden gibt es dennoch. Immer auswahl, die er regelmäßig mit den Herres über seine Position als Programm- wollte er Einfluss nehmen können und mit Intendanten der verschiedenen Sender direktor der ARD, die er seit November seiner Arbeit etwas bewegen. bespricht. „Sendungen wie ‚Schlag den 2008 ausfüllt. Am 9. Juli berichtete der Raab’ kann ich mir auch in der ARD vor- geborene Cuxhavener im Rahmen der Ein Signal an das junge Publikum setzte stellen, vieles was die Privaten machen, Veranstaltungsreihe „Journalisten fragen, er mit der Übertragung der Trauerfeier aber eben auch nicht“, so der Programm- Journalisten antworten“ in Kiel über die für Michael Jackson, die durch Verzöge- direktor. Herausforderungen seiner täglichen rungen bei der Live-Übertragung sogar Arbeit und seinen journalistischen Weg. die Tagesschau von ihrem gewohnten Die oft geforderte Verjüngung des ARD- Nach Studium und Journalistenschule in Platz vertrieb. „Wir hätten einen zu harten Programms nimmt er gelassen. „Unsere München ging Herres nach Berlin, um in Schnitt machen müssen“, erinnerte sich Gesellschaft wird älter. Da ist ein Pro- der Redaktion von Kennzeichen D mitzu- Herres. Vom heimischen Wohnzimmer gramm, das sich nur auf Jugendliche aus- arbeiten. Es folgten politische Berichter- aus dirigierte er den Programmablauf richtet, nicht mehrheitsfähig“, gibt er zu stattung für das ZDF in Mainz und Bonn, und hielt durch die Verlängerung viele bedenken. Und vor allem bei Sport, Tatort, dann der Wechsel zum NDR, wo er als Zuschauer bei der ARD, die sonst zu Spielfilmen und Tagesschau schalte auch Referent der Intendanz, als Chefredakteur anderen Programmen gewechselt wären. die junge Zielgruppe das Erste ein. Am und zuletzt als Programmdirektor tätig „Der Quotenverlauf des Abends hat diese Wochenende steht Herres regelmäßig war. Entscheidung auf jeden Fall gerechtfer- selbst vor der Kamera und genießt das tigt“, berichtete er augenzwinkernd, aber journalistische Arbeiten als Moderator des „Diesen Weg habe ich nicht geplant, nicht ohne Stolz. Die Quote allein zählt für Presseclubs im Ersten. wichtig war vor allem, dass mir die Arbeit Herres jedoch nicht, auch das Profil des Beatrix Richter

AK Junge Journalisten AK Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Frischer Wind an der Küste Kollegengespräch

In Schleswig-Holstein engagieren sich neue mit Peter Höver Gesichter für die Interessen junger Journa- Peter Höver, Politischer Journalist und listen: Mira Nagar, Redakteurin beim sh:z, Korrespondent im Kieler Landeshaus, Anina Trautermann, Volontärin bei Dataport, berichtet im Rahmen der Veranstal- und Beatrix Richter, freie Journalistin und PR- tungsreihe „Journalisten fragen, Jour- Redakteurin, sind die neuen Ansprechpartne- nalisten antworten“ am Donnerstag, rinnen für alle Nachwuchsjournalisten im Land. dem 5. November 2009 über seinen Der Austausch unter den Jungen ist ihnen besonders wichtig. „In den nächsten Monaten Werdegang. Die Veranstaltung im wollen wir Volontäre und junge Journalisten Haus der Provinzial Versicherungen, in den einzelnen Medienhäusern ansprechen Sophienblatt 33, 24114 Kiel beginnt um und so ein Netzwerk schaffen, in dem aktuelle 19.30 Uhr. Um Anmeldung telefonisch Themen und Probleme diskutiert werden kön- unter 0431/603-2805, per Fax 0431/603- nen“, nennt Vorsitzende Mira Nagar eines der 2343 oder per E-Mail: guenther. Ziele. Das funktioniert natürlich auch anders [email protected] wird bis zum herum. Wer Fragen, Ideen, Anregungen hat, Foto: Nissen Tanja kann sich unter [email protected] direkt an das 2. November gebeten. Anina Trautermann (li.), Beatrix Richter, Mira Nagar Trio wenden. br

02/2009 19

NORDSPITZE 6060 JahreJahre DeutscherDeutscher Journalisten-VerbandJournalisten-Verband ((DJVDJV))

Wer wir sind? Ihr kompetenter Partner in allen Fragen rund um den Journalismus Was wir wollen? Qualität im Journalismus faire Tarifverträge sichere Arbeitsplätze [email protected]@djv.de gerechte Honorare für Freie www.djv.dewww.djv.de [email protected]@djv-hamburg.de Perspektiven für den Journalistenberuf www.djv-hamburg.dewww.djv-hamburg.de Was wir allen Journalisten im Norden wünschen? Weitere 60 Jahre gute Geschichten, gelungene Bilder und Medienmacher, denen Meinungsvielfalt am Herzen liegt.