Anspruch Und Wirklichkeit Der Südafrikanischen Landreform 1994 Œ 2001
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Arbeitspapiere zu Problemen der Internationalen Politik und der Entwicklungsländerforschung Christian von Soest Anspruch und Wirklichkeit der südafrikanischen Landreform 1994 œ 2001 Nr. 33/2002 FORSCHUNGSSTELLE DRITTE WELT am Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München 2 (erausgeber: Mir A. Ferdowsi und Peter J. Opitz Christian von Soest Anspruch und Wirklichkeit der südafrikanischen Landreform 1994 bis 2001 Nr.33/2002 ISSN 1430-6794 Oettingenstraße 67, 80538 München, Telefon (089) 2180- 9094/9099 3 .nhaltsverzeichnis 1 Einleitung..................................................................................................................5 1.1 Problemstellung.................................................................................................5 1.2 Aufbau der Arbeit...............................................................................................8 1.3 Forschungsstand und Literaturlage ...................................................................9 2 Konzeptionelle Grundlagen der Landreform...........................................................11 2.1 Verschiedene Formen der Landnutzung .........................................................11 2.2 Ziele der Landreform .......................................................................................17 2.3 Einfluss der Weltbank auf die Landreform.......................................................20 2.4 Die drei Elemente der Landreform...................................................................22 2.5 Integrierte Entwicklung für ländliche Gebiete...................................................36 2.6 Ergebnis: Die Konzeption der Landreform.......................................................40 3 Umsetzung und Auswirkungen der Landreform .....................................................42 3.1 Quantitative Umsetzung, Finanzierung und Steuerung der Landreform..........42 3.2 Verarmte ländliche Bevölkerung......................................................................52 3.3 Aufstrebende Vollzeitfarmer ............................................................................74 3.4 Großfarmen .....................................................................................................81 3.5 Einflüsse auf die Landreform...........................................................................90 4 Zusammenfassung.................................................................................................96 4.1 Grad der Umverteilung ....................................................................................96 4.2 Bedeutung der Landreform..............................................................................99 4.3 Marktorientierte Umverteilung und Rolle des Staates....................................101 4.4 Ausblick .........................................................................................................103 Literatur- und Quellenverzeichnis............................................................................105 1 Quellen .............................................................................................................105 2 Literatur ............................................................................................................107 3 Internet .............................................................................................................112 4 Zeitungen..........................................................................................................113 Dipl. journ. Christian von Soest, geb. 1975 in Kassel, ist Absolvent der 36. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule in München und studierte Journalistik auf Diplom (Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Verfassungsrecht) an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die vorliegende Untersuchung wurde dort als Diplomabschlussarbeit eingereicht. 4 Danksagung: Ich möchte mich bei den Betreuern meiner Diplomarbeit, Herrn Prof. Dr. Gerhard Grohs und Herrn PD Dr. Mir A. Ferdowsi, ganz herzlich für Ihre Unterstützung und wertvolle Hinweise bedanken. Hans G. Nagl und Janis Vougioukas haben die Mühe auf sich genommen und die Arbeit gegengelesen. Ihre Anmerkungen und Kritik haben mir sehr geholfen. Dafür bin ich beiden sehr dankbar. Christian von Soest 5 1 Einleitung 1.1 Problemstellung Im Mai 2000 besetzten in Simbabwe Tausende Menschen unter der Führung von so genannten Kriegsveteranen gewaltsam Farmen, die sich im Besitz von Weißen befanden. Durch die Ermutigung des Präsidenten Mugabe wurde die Landnahme von über 1700 Farmen praktisch für legal erklärt. 1 Die Farmen blieben besetzt und die Regierung führt die Politik der kurzfristigen und entschädigungslosen Enteignungen nun sogar offiziell durch. 95 Prozent des weißen Farmbesitzes sollen entzogen werden. 2 Die Erfahrung in Simbabwe zeigt, dass eine geordnete und rechtmäßige Landreform zu den schwierigsten politischen Problemen in denen Ländern gehört, in denen aus historischen Gründen eine reiche Großgrundbesitzerschicht entstanden ist, die einer großen Zahl von Landarbeitern, Pächtern und Kleinbauern gegenübersteht, die unter einem Mangel an bebaubarem Land leiden. Der Vorgänge sorgten für weltweites Aufsehen und wurden auch im Nachbarland Südafrika kontrovers diskutiert. Droht Südafrika ein zweites Simbabwe zu werden? Diese Frage beschäftigte das Land an der Südspitze Afrikas. Schließlich sind die Böden in Südafrika als Folge der Apartheid ebenfalls äußerst ungleich verteilt. Der Blick wandte sich auf den Fortgang der eigenen Landreform. Sie wurde von der seit 1994 regierenden Befreiungsbewegung African National Congress (ANC) initiiert und versucht œ im Gegensatz zu Simbabwe œ durch Marktinstrumente und Rechtssicherheit zum Erfolg zu kommen. Allgemein ist das Ziel der Reform, mehr schwarzen Südafrikanern Land zur Bewirtschaftung und zur Besiedelung zu verschaffen. Die Landreform kann als Beispiel für die Umverteilungspolitik der ANC- Regierung 3 angesehen werden. Unter Umverteilungspolitik werden alle 1 Vgl. Vogel, Artur K./Grill, Bartholomäus: Mugabes wahres Gesicht. In: Die Zeit vom 06.09.2001, S. 10. 2 Vgl. Bittorf, Susanne: Ein Land vor dem Ruin. Der Feldzug gegen die weißen Farmer hat Simbabwe wirtschaftlich und politisch ins Chaos gestürzt. In: Süddeutsche Zeitung vom 21.02.2002, S. 2. Ausführliche Darstellung in Moore, David: Is the Land the Economy and the Economy the Land? Primitive Accumulation in Zimbabwe. In: Journal of Contemporary African Studies 19 (2001) 2, S. 253-266 und Cousins, Ben: Zim crisis: Our wake-up Call. In: Mail & Guardian vom 05.05.2000. Stand: 11.12.2001, (http:// www.sn.apc.org/wmail/issues/000505/NEWS63.html). 3 Aufgrund der Dominanz des African National Congress (bei den Parlamentswahlen 1999 erhielt die Organisation 66,4 Prozent der abgegebenen Stimmen) wird in dieser Arbeit von ‚ANC-Regierung— gesprochen. Gleichwohl gilt es zu beachten, dass der ANC von 1994 bis 1996 mit der New National Party eine Regierung der Nationalen Einheit gebildet hat. Seit 1996 ist die Inkatha Freedom Party alleiniger Koalitionspartner des ANC. Augenblicklich kommt es zu einer neuen Verbindung mit der New National 6 aßnahmen der Sozial- und Wirtschaftspolitik zur Besserstellung von sozial Benachteiligten verstanden. 4 Dieser Aufgabe kommt in Südafrika auf Grund der durch die Apartheid hervorgerufenen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Diskriminierung von Schwarzen eine zentrale Bedeutung zu. Das Erkenntnisinteresse dieser Untersuchung bezieht sich auf den Erfolg der Umverteilungspolitik. Die Ausgangsfrage lautet: Ist die Landreform der südafrikanischen ANC-Regierung geeignet, um dem verarmten Teil der Bevölkerung zu besseren Lebensbedingungen zu verhelfen? Der Untersuchungszeitraum von 1994 bis 2001 umfasst die gesamte bisherige Regierungszeit des ANC. Die Untersuchung der Landreform als Beispiel der Umverteilungspolitik macht aus drei Gründen Sinn: Erstens ist die Armut in ländlichen Gebieten am größten, da Schwarze nach der Apartheid-Doktrin der ‚getrennten Entwicklung— kein Aufenthaltsrecht in ‚weißen— Städten besaßen und zwangsweise in Schwarzen-Reservate umgesiedelt wurden. Der entscheidende Schritt zur wirtschaftlichen Entrechtung von Schwarzen im Hinblick auf den Landbesitz wurde im Jahr 1913 mit dem Natives Land Act 5 getan. Schwarze Südafrikaner durften nach diesem Gesetz Flächen nur noch innerhalb der Reservate besitzen oder pachten. Gleichzeitig wurden die schwarzen Landbesitzer in den übrigen Gebieten enteignet und damit ‚... die koloniale Landnahme der Weißen in Südafrika besiegelt.— 6 Als zweites entscheidendes Gesetz zum Landbesitz von Schwarzen wurde 1936 der Native Trust and Land Act verabschiedet. Kernpunkt war die Gründung des South African Native Trust (1978 zynischerweise in South African Development Trust umbenannt), der als staatliche Gesellschaft Land von weißen Farmern aufkaufen sollte, um die Flächen der den Schwarzen vorbehaltenen Reservate zu vergrößern. Eine zusätzliche Bedeutung bekam das Gesetz durch anschließende Enteignungen von Schwarzen außerhalb der Reservate. Die beiden wichtigsten Regelungen zum Ausschluss von Landbesitz Party . Vgl. dazu Merten, Marianne: Nats jostle for Cabinet Posts. In: Mail & Guardian vom 30.11.2001. Stand: 07.02.2002, (http://www.sn.apc.org/wmail/issues/011130/OTHER98.html). 4 Eine rechtliche Besserstellung von historisch Benachteiligten (zum Beispiel von Farmarbeitern) ist damit ebenfalls Teil der Umverteilungspolitik. 5 Eine Darstellung der Apartheid-Gesetze findet