Marc Chagall
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
I M 100. Ausstellung September 1921 DE STURM Leitung: HERWARTH WALDEN September 1921 Hundertste Ausstellung EHNd STURM GESflMTSCIlflU STÄNDIGE KUNSTAUSSTELLUNG BERLIN W 9 /POTSDAMER STRASSE 134a Geöffnet von 10—6 Uhr / Sonntags von 11 — 2 Uhr Auf Wunsch Führung Wenn der Sturm in seiner hundertsten Ausstellung einen Überblick über einen Teil seiner zehnjährigen Arbeit gibt, so benutzt er einen äußeren Anlaß, um ein Inneres zu zeigen. Was Herwarth Waiden vor zehn Jahren zu seiner Arbeit für die neue Malerei und Plastik gedrängt hat, besteht noch heute. Zu allen Zeiten hat die Kunstausstellung Der Sturm ihre Aufgabe darin gesehen, die Werke von Künstlern auszustellen, die als Primärerscheinungen für die Entwicklung der neuen Kunst bedeut sam erschienen und selbst eine wesentliche Entfaltung ihrer Begabung erkennen ließen. Wir wissen, daß die Strenge dieses Urteils oft in Zweifel gezogen worden ist. Wir haben aber mit einer Berechtigung, die von der Zeit bestätigt wurde, in unseren Abwehren und Angriffen die Tadler oft daran erinnert, wie viele Künstler der Sturm in zehn Jahren zu Anerkennung und Ansehen gebracht hat. Und diejenigen, die mit den Werken und dem Ansehen dieser Künstler besonders gut vertraut sind, wissen auch, daß diese Anerkennung und dieses Ansehen keiner urteilslosen Menge zu verdanken ist. Die expressionistische Malerei im Sinne einer geistigen Kunst verlangt für das Verständnis ihrer starken Werke eine malerische Begabung des Beschauers. Ebenso wie die schwere, das ist die geistig große Musik nur von den musikalischen Menschen aufgenommen und erlebt werden kann, werden fortan auch in der Malerei nur die Malerischen von der schweren, das ist der geistig großen Malerei, ergriffen werden. Und ebenso wie es in der Musik nicht an ausgezeichneten Kunstwerken fehlt, die einen großen Kreis von Auf nehmern finden, entstehen auch in der neuen Malerei Werke, die Vielen eine tiefe und reine Freude bereiten können. Jedes Formengebilde, das ein geistiges Leben erhalten hat, ist ein Kunstwerk, ob es groß oder klein sei, einfach oder vielfältig gestaltet. Für die große Menge aber wird diese Kunst nur da vorhanden sein, wo sie dekorativ bleibt oder zur Modernisierung einer inpressionistischen Malerei mißbraucht wird. Mag auch die Zeit, die Gewohnheit und die Übung des Anschauens vielen der einst Geschmähten und Verhöhnten zur Anerkennung verholfen haben, uns bleibt ganz gewiß der Kampf für die Jüngeren und Neueren. Wenn auch das Verständnis für die neue Kunst mit den Jahren gewachsen ist, so fehlt es doch nicht an Verwirrungen des Kunsturteils bei Laien und Fachleuten. Gerade in dieser Zeit wird von Unverantwortlichen gegen die neue Kunst eine Hetze unternommen, die ihren Grund sowohl in der Ausbreitung dieser Kunst wie in der geistigen Schwäche ihrer Beschimpfer hat. Am gefährlichsten scheinen diejenigen zu sein, die einst als Anhänger und Förderer der neuen Kunst auftraten. Sie zeigen heute, daß sie nur aus Mode sich für etwas einsetzten, das keine Mode ist und das sie nie ganz begriffen haben. Sie irren sich, wenn sie glauben, daß das Ende des Expressionismus gekommen sei. Denn sie verwechseln das Ende ihrer Fähigkeiten mit dem Anfang einer Trennung zwischen dem Wahren und dem Falschen, Jene törichten Lehren über den Expressionismus, die sie seit Jahren in Büchern und Vorträgen ver breitet haben, können kein gläubiges Publikum mehr finden. Die Menschen beginnen jetzt, sich selbst eine viel lebendigere und wahre Vorstellung von dieser neuen Kunst zu machen. Sie werden auch erkennen, daß der Sturm sich niemals die Grenzen einer „Richtung" gezogen hat. Der Expressio nismus im Sinne geistiger, also reiner Kunst gibt dem Künstler eine Freiheit, die ihre Grenzen nur in der künstlerischen Idee selbst findet. Diese Grenzen werden nicht gemacht, sondern erkannt. Und da zwar diese Grenzen lehrbar sind, nicht aber die künstlerische Vision, so kann es in diesen Grenzen keine Richtung, Schule oder Akademie geben. R. B. * Der Sturm zeigt in seiner hundertsten Ausstellung einhundertundfünf zehn Werke von sechzig Künstlern. Einige dieser Werke wurden von den ausstellenden Künstlern dem Sturm für diese Ausstellung übergeben, an dere von ihnen hierfür ausgewählt. Ein Teil der ausgestellten Bilder wurde von der Sammlung Waiden dieser Ausstellung zur Verfügung gestellt. Gösta Adrian-Nilsson / Schweden 1 Der Kahn 2 Dekorative Zeichnung Alexander Archipenko / Rußland 3 Figur / Plastik 4 Vase / Plastik 5 Femme se coiffant / Plastik 6 Aquarell 7 Aquarell Rudolf Bauer Berlin 8 Scherzo con brio 9 Zeichnung Fritz Baumann / Schweiz 10 Jüngling mit Schlangen / farbiger Holzschnitt Willi Baumeister / Stuttgart 11 Große und kleine Figur Vincenc Benes / Prag 12 Radierung Vjera Biller / Ungarn 13 Straße Umberto Boccioni 14 Die Macht der Straße Xenia Boguslawskaja / Rußland 15 Komposition / Aquarell 16 Komposition / Aquarell Georges Braque Frankreich 17 Radierung Paul Busch / Berlin 18 Vom zweiten Gesicht ALLE KUNSTWERKE SIND VERKÄUFLICH 4 RUDOLF BAUER: Zeichnung Campendonk / Seeshaupt 19 Landschaft 20 Holzschnitt 21 Holzschnitt Carlo D. Carra l italien 22 Was mir die Straßenbahn erzählt Marc Chagall Rußland 23 Rußland, den Eseln und den andern 24 Das Gewitter 25 Geburt 26 Uninteressante Landschaft 27 Soldat, Frau, Schnee, Liebe 28 Zeichnung Robert üelaunay / Frankreich 29 Saint Séverin Walter Dexel / Jena 30 Kakteen / Glasbild Tour Donas Belgien 31 Die Musik Max Ernst / Köln 32 Bild Jules Evola / Rom 33 Komposition 22 Lyonel Feininger / Weimar 34 Marine Emil Filla Prag 35 Stilleben 36 Radierung Oskar Fischer / Karlsruhe 37 Alle Vöglein sind schon da 38 Lebensklagen AUSKUNFT ÜBER DIE PREISE ERTEILT DAS SEKRETARIAT 6 Gela Forster / Berlin 39 Plastik Albert Gleizes / Paris 40 Trois personnages assis Reinhard Goering Berlin 41 Aquarell 42 Aquarell 43 Aquarell Natalie Gontscharowa Rußland 44 Landschaft Isaac Grünewald / Schweden 45 Zeichnung 46 Radierung Hugo Händel Berlin 47 Trauer 48 Freude Jacoba van Heemskerck / Holland 49 Bild 45 50 Bild 101 51 Holzschnitt 52 Farbiger Holzschnitt Karl Herrmann Weimar 53 Plastik Sigrid Hjerten-Grünewald Schwede« 54 Zeichnung Alexei von Jawlensky Rußland 55 Kopf Johannes Itten / Weimar 56 Aufstieg und Ruhepunkt ALLE KUNSTWERKE SIND VERKÄUFLICH ROBERT DELAUNAY: Saint Séverin Kandinsky / Rußland 57 Bild mit runden Formen 58 Bild 1914 59 Aquarell 59a Aquarell Paul Klee / Weimar 60 Rote und blaue Bäume 61 Beflaggter Berg 62 Herbstlandchaft Oskar Kokoschka / Dresden 63 Porträt Neil Waiden 64 Venedig / Aquarell Otakar Kubin / Prag 65 Haus Michael Larionoff / Rußland 66 Zeichnung Fernand Léger / Paris 67 Kontrast der Formen 68 Zeichnung 69 Zeichnung August Macke 70 Wirtshausgarten Franz Marc 71 Die gelbe Kuh 72 Fohlen 73 Glasbild 74 Versöhnung / Signierter Holzschnitt 75 Geburt der Pferde / Signierter farbiger Holzschnitt 76 Die Hirtin / Signierter Holzschnitt Louis Marcoussis / Paris 77 Stilleben 78 Glasbild AUSKUNFT ÜBER DIE PREISE ERTEILT DAS SEKRETARIAT 10 TOUR DONAS: Die Musik 11 Carl Mense / Köln 79 Flußlandschaft Jean Metzinger / Paris 80 Der Raucher Johannes Molzahn Soest 81 ER kommt 82 Fahrt in ... / Holzschnitt 83 Mysterium / Farbiger Holzschnitt Georg Muche / Weimar 84 Bild mit dem Gittermotir Francis Picabia / Paris 85 New-York Iwan Puni / Rußland 86 Stilleben 87 Stilleben 88 Fenster Oskar Schlemmer / Weimar 89 Hochrelief OttO Schliephacke Wernigerode 90 Feuer Georg Schrimpf / München 91 Junges M" Auen 92 Sitzende Frau / Holzschnitt 93 Pferde / Holzschnitt Kurt Schwitters / Hannover 94 Das Arbeiterbild / Merzbild 95 Franz Müllers Drahtfrühling / Merzbild 96 Merzzeichnung 97 Merzzeichnung ALLE KUNSTWERKE SIND VERKÄUFLICH 12 ALBERT GLEIZES: Trois personnages assis Vó Gino Severini / italien 98 Der schwarze Kater 99 Zug zwischen den Häusern Hans Mattis Teutsch Ungarn 100 Komposition 36 Arnold Topp / Brandenburg 101 Roter Beter Maria Uhden 102 Tiere und Menschen / Holzschnitt 103 Spazierfahrt / Holzschnitt 104 Der Schweinehirt / Holzschnitt Jacques Villon •' Frankreich 105 Zeichnung Neil Waiden Berlin 106 Japanblüten 107 Gartenfeier / Glasbild William Wauer / Berlin 108 Kräfte / Plastik 109 Frauenkopf / Plastik 110 Entwurf für Majolika / Plastik 111 Sturz 112 Porträtstudie 113 Porträtstudie Marianne von Werefkin Rußland 114 Die letzte Stunde Sturm=Bauabteilung Walter Krug 115 Ausstellungsräume eines Geschäftshauses (Ausgeführt Mai 1921) UMSCHLAGZEICHNUNGEN VON FERNAND LÉGER UND REINHARD GOERING 14 m »»-H OÙ O 04 W Kaü t/) w > 03 O u •-3 15 KANDINSKY: Bild 1914 16 FERNAND LÉGER: Kontrast der Formen 17 -J3 0) Q 6" 2 18 G GO GO" »—« oo co !D O O co •—i D O -J 19 Ë e o M 04 W Z <Ü N -1 O co zW z O 20 KURT SCHWITTERS: Franz Müllers Drahtfrühling 21 Zur Geschichte des Sturm f~\ie Kunstausstellung Der Sturm wurde von Herwarth Waiden im Jahre 1912 gegründet, um den damals von Publikum und Kritik verhöhnten Künstlern des Expressionismus eine Ausstellungsmöglichkeit in Berlin zu schaffen. Die erste Ausstellung wurde am 12. März 1912 eröffnet. Durch die Kunstausstellung Der Sturm sind in Berlin unter anderen die folgenden Künstler eingeführt worden, zum größten Teil außerdem in Deutschland, zu einem größeren Teil auch im Ausland: Franz Marc Otakar Kubin Oskar Kokoschka Carl Mense Kandinsky Lyonel Feininger Marc Chagall Fritz Baumann Jacoba van Heemskerck Georg Muche Campendonk Max Ernst Alexander Archipenko Isaac Grünewald Paul Klee Sigrid Hjerten-Grünewald August Macke Johannes Itten Umberto Boccioni Georg Schrimpf Carlo D. Carra Neil Waiden Gino Severini Rudolf Bauer Luigi Russolo Arnold Topp Ardengo Soffici Maria Uhden