Stenographischer Bericht 240. Sitzung
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Plenarprotokoll 12/240 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 240. Sitzung Bonn, Freitag, den 22. Juli 1994 Inhalt: Glückwünsche zu dem Geburtstag des Dr. Gregor Gysi PDS/Linke Liste . 21180D, Abgeordneten Martin Grüner 21165A 21187 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 21182C Eintritt des Abgeordneten Lothar Hand- Ulrich Irmer F.D.P 21183B, 21189A schack in den Deutschen Bundestag . 21165A Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 21184C, Einziger Punkt der Tagesordnung: 21188B Abgabe einer Erklärung der Bundesre- Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . 21185B, gierung: Konsequenzen aus dem Urteil 21192 B des Bundesverfassungsgerichts vom Uta Zapf SPD 21185D, 21192D 12. Juli 1994 Walter Kolbow SPD 21188 C in Verbindung mit Karl Lamers CDU/CSU 21190 C Dr. Werner Hoyer F D P 21193 A Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Deutsche Beteiligung an Maßnah- Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU . 21194A men von NATO und WEU zur Durchset- Andrea Lederer PDS/Linke Liste . 21195A zung von Beschlüssen des Sicherheits- rats der Vereinten Nationen zum Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE Adria-Embargo und Flugverbot über GRÜNEN 21196B Bosnien-Herzegowina (Drucksache Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. 21196 C 12/8303) Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU . 21197C in Verbindung mit Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . 21199D Dr. Werner Hoyer F D P 21200 B Beratung des Antrags der Fraktion der SPD: Fortdauer der Bundeswehrein- Karl Lamers CDU/CSU 21200D sätze zur Embargoüberwachung in der Günther Friedrich Nolting F.D.P. 21203 B Adria sowie zur Überwachung und Dr. Ulrich Briefs fraktionslos 21204B Durchsetzung des Flugverbots über dem Luftraum von Bosnien-Herzego- Dr. Rudolf Karl Krause (Bonese) fraktions wina (Drucksache 12/8320) los 21205A Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 21165C, Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD (Erklä 21197 B rung nach § 31 GO) 21206A Uta Zapf SPD (Erklärung nach § 31 GO) 21206 C Rudolf Scharping, Ministerpräsident (Rheinland-Pfalz) 21169B Ursula Seiler-Albring, Staatsministerin AA - (Erklärung nach § 30 GO) 21207 B Michael Glos CDU/CSU 21174A Stefan Schwarz CDU/CSU (Erklärung nach Dr. Hermann Otto Sohns F.D.P. 21177 D § 31 GO) 21207C II Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 240. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juli 1994 Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD (Erklä (b — Deutsche Beteiligung an Maßnahmen rung nach § 32 GO) 21210 C von NATO und WEU zur Durchsetzung von Beschlüssen des Sicherheitsrats der Verein- Dr. Peter Struck SPD (zur GO) 21211 A ten Nationen zum Adria-Embargo und Flugverbot über Bosnien-Herzegowina; Namentliche Abstimmungen . 21205D, 21210B c — Fortdauer der Bundeswehreinsätze zur Embargoüberwachung in der Adria sowie Ergebnisse 21208C, 21211 A zur Überwachung und Durchsetzung des Flugverbots über dem Luftraum von Bos- Nächste Sitzung 21213 C nien-Herzegowina) 21216* C Berichtigung 21213 Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Anlage 1 Horst Kubatschka und Hans Büttner (Ingol- stadt) (beide SPD) zu den Punkten b und c Liste der entschuldigten Abgeordneten . 21215* A des einzigen Punktes der Tagesordnung (b — Deutsche Beteiligung an Maßnahmen Anlage 2 von NATO und WEU zur Durchsetzung von Beschlüssen des Sicherheitsrats der Verein- Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten ten Nationen zum Ad ria-Embargo und Rudolf Bindig, Brigitte Adler, Hans Martin Flugverbot über Bosnien-Herzegowina; Bury, Dr. Herta Däubler-Gmelin, Dr. Mar- c — Fortdauer der Bundeswehreinsätze zur liese Dobberthien, Elke Ferner, Monika Embargoüberwachung in der Ad ria sowie Ganseforth, Iris Gleicke, Christel Hane- zur Überwachung und Durchsetzung des winckel, Detlev von Larcher, Christa Lör- Flugverbots über dem Luftraum von Bos- cher, Dorle Marx, Ulrike Mascher, Ulrike nien-Herzegowina) 21217* C Mehl, Albrecht Müller (Pleisweiler), Do ris Odendahl, Bernd Reuter, Horst Sielaff, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Margitta Ter- Anlage 4 borg, Uta Titze-Stecher, Matthias Weisheit, Gert Weisskirchen (Wiesloch), Berthold Zu Protokoll gegebene Rede zum einzigen Wittich (alle SPD) zu den Punkten b und c Punkt der Tagesordnung des einzigen Punktes der Tagesordnung Ortwin Lowack (fraktionslos) 21218* A - Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 240. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juli 1994 21165 240. Sitzung Bonn, den 22. Juli 1994 Beginn: 11.00 Uhr Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Liebe Kolleginnen Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für und Kollegen! Ich eröffne unsere Sondersitzung. die gemeinsame Aussprache im Anschluß an die Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, möchte Regierungserklärung zweieinhalb Stunden vorgese- ich dem Kollegen Martin Grüner, der am 19. Juli hen. — Dazu sehe ich keinen Widerspruch. Wir seinen 65. Geburtstag beging, nachträglich die besten können so verfahren. Glückwünsche des Hauses aussprechen. Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung (Beifall) hat der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Klaus Kinkel. Dann möchte ich Sie wissen lassen: Als Nachfolger für den durch Verzicht ausgeschiedenen Kollegen Joachim Graf von Schönburg-Glauchau hat der Abgeordnete Lothar Handschack am 1. Juli 1994 die Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister des Auswärtigen: Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag erworben. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Ich begrüße den neuen Kollegen sehr herzlich. Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Juli hat (Beifall) zur Frage der Auslandseinsätze unserer Bundeswehr Klarheit geschaffen. Deutsche Soldaten können in Die heutige Sitzung habe ich nach Art. 39 des Zukunft sicher sein: Ihr Einsatz außerhalb des NATO- Grundgesetzes auf Verlangen der Fraktionen der Gebiets ist von unserer Verfassung gedeckt, auch der CDU/CSU und F.D.P. einberufen. bewaffnete, wenn der Bundestag dem mit einfacher Mehrheit zustimmt. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf: (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) a) Abgabe einer Erklärung der Bundesregie- Ein zentrales außen- und sicherheitspolitisches Ziel rung der Bundesregierung ist damit erreicht. Nach Wieder- „Konsequenzen aus dem Urteil des Bundes vereinigung und Wiedererlangung unserer vollen verfassungsgerichts vom 12. Juli 1994" Souveränität ist deutsche Außen- und Sicherheitspoli- tik voll handlungs- und bündnisfähig. b) Beratung des Antrags der Bundesregierung „Deutsche Beteiligung an Maßnahmen von (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) NATO und WEU zur Durchsetzung von Das gilt im Rahmen der UNO wie für NATO, Europäi- Beschlüssen des Sicherheitsrats der Vereinten sche Union und WEU. Nationen zum Adria-Embargo und Flugverbot über Bosnien-Herzegowina" Die Karlsruher Entscheidung ist nicht nur bei uns, sondern ebenso im Ausland mit großer Aufmerksam- — Drucksache 12/8303 — keit verfolgt worden. Ihr Inhalt entspricht nicht nur c) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD dem politischen Ziel der Bundesregierung, sondern „Fortdauer der Bundeswehreinsätze zur Em- auch der Erwartung der Völkergemeinschaft sowie bargoüberwachung in der Adria sowie zur unserer Partner und Freunde, daß das wiedervereinte Überwachung und Durchsetzung des Flugver- Deutschland mehr weltpolitische Verantwortung bots über dem Luftraum von Bosnien-Herze- übernimmt. gowina" Die Bundesregierung ist wegen der Einberufung — Drucksache 12/8320 — dieser Sondersitzung kritisiert worden. Zur Regierungserklärung liegt ein Entschließungs- (Zurufe von der SPD: Zu Recht!) antrag der Gruppe PDS/Linke Liste vor. — Zu Unrecht. Ich weise darauf hin, daß wir im Anschluß - an die Aussprache über den Antrag der Bundesregierung (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU — und über den Antrag der Fraktion der SPD namentlich Widerspruch bei der SPD — Anke Fuchs abstimmen werden. [Köln] [SPD]: Peinlich!) 21166 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode — 240. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Juli 1994 Bundesminister Dr. Klaus Kinkel Wir sind ein Rechtsstaat. Rechtsstaatlichkeit, Rechts- Die Koalition wollte, unabhängig von unterschied- sicherheit für unsere Soldaten im Ad ria- und AWACS- lichen Auffassungen zur Rechtsgrundlage, von Einsatz verlangen unmittelbare Reaktion. Anfang an friedenserhaltende und friedensschaf- fende Einsätze der Bundeswehr. Das war, ist und (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) bleibt der Unterschied zur SPD. Es ist nicht vertretbar, unsere Soldaten auch nur einen Tag länger als unbedingt notwendig in einem Einsatz (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) zu belassen, für den die erforderliche Zustimmung des Die Bundesrepublik Deutschland ist seit dem Kriege Parlaments gemäß dem Urteil des Bundesverfas- mit Erfolg im Konvoi der euroatlantischen Völkerfa- sungsgerichts nicht vorliegt. milie gefahren. Bündnis- und Partnerschaftsfähigkeit (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) waren und sind die Grundmaximen deutscher Außen- und Sicherheitspolitik. Auch in Zukunft kommen für Im übrigen würde ich all denen, die das kritisiert uns nationale Alleingänge nicht in Frage. haben, gern sagen: Es hat wahrlich in der Vergangen- heit aus nichtigerem Anlaß Sondersitzungen des (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Deutschen Bundestages gegeben. Nach dem Ende des Ost - West - Konflikts stellen sich (Lebhafter Beifall bei der F.D.P. und der die gemeinsamen Friedensaufgaben für NATO, Euro- CDU/CSU) päische Union und WEU jedoch neu. Neben die Diese Sitzung gibt auch die Möglichkeit, die Ein- Bündnisverteidigung ist die Mithilfe bei der regiona- satzregeln für unsere Soldaten in beiden Fällen denen len Konfliktvorbeugung und Konflikteindämmung unserer Partner anzugleichen. Auch das muß umge- getreten. Den Vereinten Nationen und der KSZE hend geschehen, und zwar nicht, weil uns irgend