Scientoloy Eine Sekte baut Seite auf Immobilien. 6

Freitag 27.#3.#2015(5. Jahrgang( 5.– www.tageswoche.ch Nr. Gerbergasse 30 4001 Basel 13 T 061 561 61 61

Sibel Arslan über die Afre Reber und ihre Seite Rolle als Reizfigur. 14 «AUFGEBEN? ISCH F

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INHALTScientology Basel!FOTO: HANS-JÖRG WALTER

Scientology lässt sich ihr neues Zentrum in Basel einiges kosten. Nun zeigt sich: Seite Führende Mitglieder der Sekte verdienen ihr Geld mit Immobiliendeals. 6

Waldkindergarten! FOTO: STEFAN BOHRER Suffizienz!FOTO: KATHARINA MASSMANN

Unter Bäumen lernen Kinder mehr Seite Eine neue Öko-Bewegung sucht Seite und besser als im Schulzimmer. 17 Wege aus dem Wachstumswahn. 32

Kulturförderung Julia König S. 4 Bestattungen S. 30 Filmfinanzierung mit Geldern aus Kulturflash S. 41 Sie, er, es S. 43 dem Lotteriefonds: Der Kulturchef Impressum S. 43 Philippe Bischof erklärt die neuen Kultwerk S. 44 Fördergefsse zur Unterstützung Wochenendlich S. 45 Seite Zeitmaschine S. 46 der städtischen Kulturszene. 38

TagesWoche 13/15 EDITORIAL PORTRÄT 4

Im Tempel der Sekte Julia König von Timo Posselt m April will Scientology Basel ihren neuen Mit 14 Jahren wurde sie vollständig Hauptsitz an der Burgfelderstrasse eröfnen. blind – ein harter Schlag. Heute erzählt Die «Ideal Org», wie die Sekte ihren Tempel Julia König gerne aus ihrem Leben und Dani Winter I von ihrer Arbeit als Kellnerin. nennt, sorgt nicht nur im Quartier fr Skepsis Redaktionsleiter und Ängste. Man fragt sich, wo die Organisation s gibt nur einen Moment, als das Gespräch mit Julia König an das Geld her hat. Zumal Scientology gemäss Ein- Weiterlesen, S. 6 Fahrt verliert. Sie erzählt von schätzungen von Experten mit Mitglieder- dem Tag, als sie von heute auf Emorgen komplett erblindete. «Es war ein schwund kämpft. Matthias Oppliger und Renato beschissenes Gefhl.» Damals war sie vier- Beck konnten einen Blick in die Kirche werfen. zehn Jahre alt und hatte anderes im Kopf. Eine Sekte baut auf Dennoch wusste sie, dass dies irgendwann Und haben recherchiert, wo das Geld der Sekte Immobilien geschehen würde. herkommt. Prominente Mitglieder sind dick im tageswoche.ch/ König leidet an Retinitis Pigmentosa +93krz N itritis, einer komplizierten erblichen Au- Basler Immobiliengeschäft. Zugleich gehören sie genkrankheit, die sie selbst so erklärt: Man kommt mit einem kleinen Sehrest auf die zu den grossen Spendern, über die sich Sciento- Welt, doch die meisten Zäpfchen und Stäb- logy massgeblich finanziert. chen der Netzhaut sind zerstört. Meistens fallen die verbleibenden davon in der Puber- Sibel Arslan musste im vergangenen De- tät ganz aus – man erblindet völlig. Als dies zember immensen Druck aushalten. Die 34-jäh- bei König geschah, war sie fnf Wochen lang fr «niemanden mehr ansprechbar». rige BastA!-Politikerin war als Leiterin des Basel- Doch König fing sich wieder, wiederholte bieter Straf- und Massnahmenvollzugs bereits ihren deutschen Hauptschulabschluss – diesmal in Blindenschrift – und hatte gute gewählt, als sie zur Zielscheibe einer Kampagne Noten. Sie machte wie viele andere Sehbe- durch die «Basler Zeitung» und schliesslich ab- hinderte eine Ausbildung zur Telefonistin Weiterlesen, S. 16 und zusätzlich dazu eine Büroausbildung. geschossen wurde. Heute hat sie diese belasten- Doch lange arbeitete sie nicht im Büro – de Phase überwunden und erklärt im Interview, ihr fehlte der Kontakt mit Menschen. Über den Blindenverband erfuhr sie vom Res- sie gehe gestärkt aus der Sache hervor. Es ist das taurant blindekuh in Basel, in welchem «Ich komme aus Sehbehinderte servieren und die Gäste in erste Mal, dass Arslan, die im Herbst fr den Na- dieser Geschichte völliger Dunkelheit speisen. Sie fhlte sich tionalrat kandidiert, sich in der Öfentlichkeit zu gestärkt heraus», wohl in der Rolle als Kellnerin, doch Basel tageswoche.ch/ ist viereinhalb Stunden von ihrem Wohnort den Ereignissen äussert. +51j1t Stuttgart entfernt – man wollte sie hier und Viel Kritik hat sich die Basler Regierung mit schliesslich entschied sie sich dafr. der Verteilung von Swisslos-Geldern eingehan- Pendeln aus Stuttgart delt. Da gab es Geld fr Musicals («Lion King»), Seit fnf Jahren pendelt sie nun zweimal die Woche zwischen den beiden Städten – den «Musikantenstadl», aber auch die Kunst- ohne Begleitung im Zug. Den Bahnhof messe Art und die Swiss Indoors profitierten. Stuttgart kennt die 31-Jährige gut, schliess- lich hatte sie dort ein Mobilitätstraining. Jetzt hat die Regierung eine Stärkung der Film- Weiterlesen, S. 38 Dabei zeigen ausgebildete Sehende seh- frderung sowie ein Impulsprogramm beschlos- behinderten Menschen die Umgebung. Dennoch ist der Bahnhof eine grosse sen, von dem Kulturvermittlungsprojekte von Herausforderung, da es überall Baustellen subventionierten Institutionen profitieren sol- gibt. Helfen ihr die Durchsagen mal nicht, «Ohne Swisslos- fragt sie andere Pendler. Oft wird ihr dabei len. Wir wollten vom baselstädtischen Kultur- Mittel keine seriöse geholfen, manchmal wird sie ignoriert. Planung», «Meist dann, wenn ich wirklich Hilfe brau- chef Philippe Bischof wissen, warum der Kanton tageswoche.ch/ che», sagt König. nun auf einmal verstärkt auf den Lotteriefonds +9aj7v Für die Reise nach Basel muss sie zwei- mal umsteigen. Das klappt auch, weil die zurückgreift. Umsteigezeiten ausreichen. Es gäbe eine tageswoche.ch/+dpqyd × schnellere Verbindung, doch da müsste sie

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Julia König ist froh um ihren Stock: Um den muss sie sich nicht kümmern wie um einen Blindenhund. FOTO: ALEXANDER PREOBRAJENSKI in Karlsruhe in vier Minuten von Gleis 2 auf Hundes müsste sie zahlreiche sogenannte Begleitung und sie halten sich zur Orientie- Gleis 10 wechseln – eine schiere Unmög- Hörzeichen lernen. Bei den Hunden der rung mit einem Schnürchen aneinander. lichkeit fr König. In Basel angekommen, Schweizerischen Schule fr Blindenfhr- König läuft immer wieder auch an helfen ihr die Blindenbeschriftungen an hunde in Allschwil sind das dreissig Befehle, W ettkämpfen. Sie fhrt auch sehr gerne den Geländern der Geleise, etwas, was an die den Hunden allesamt auf Italienisch bei- Tandem, dabei begleiten sie verschiedene vielen deutschen Bahnhöfen noch fehlt. gebracht werden. Dies, weil sich Italienisch «Piloten», wie sie sie nennt. Bleibt sie mal zu Den Weg in die «blindekuh» auf dem mit seinen vielen Vokalen fr die Hunde Hause, liest König gern – Bücher in Blin- Gundeldinger Feld kennt sie gut – auch hier leichter vom Deutschen unterscheiden lässt denschrift oder am Computer mit einem hatte König ein Mobilitätstraining. Verläuft und fr sie so im Stimmengewirr des Alltags Gerät, das ihr in Blindenschrift übersetzt, sie sich doch einmal, versucht König sich besser erkennbar ist. was auf dem Bildschirm steht. mit ihrem Stock an Tafeln, Ampeln und den Seit dem Verlust ihrer Sehkraft haben sich unterschiedlichen Untergründen wieder Joggen auf dem Gundeli-Trail Königs anderen Sinne stark weiterentwickelt, zurechtzufinden. Hilft auch das nicht, fragt Von Mittwoch bis Sonntag serviert Julia wie sie erzählt. Bei der Frage, ob Blinde Far- sie nach – wie schon am Bahnhof. König in der «blindekuh». Während der ben spüren können, lacht König – daran König ist froh um ihren Stock. Wenn sie Arbeitstage schläft König in der Restaurant- glaubt sie nicht. Dennoch spürt sie manch- will, kann sie ihn einfach in die Ecke stellen. eigenen Wohnung im Gundeli. Nach Feier- mal einen «Gefhlssinn», wie sie ihn nennt. Bei einem Blindenfhrhund wär dies anders: abend geht sie gerne Joggen – zum Beispiel Sie spürt dann die Gefhle der Menschen, Sie müsste sich um ihn kümmern. Dabei sei auf dem Gundeli-Trail. Dafr begleitet sie vor allem wenn sie sich zurücknehmen muss. sie kein Tiermensch. Für die Führung des jeweils jemand vom Lauftref Basel – ihre tageswoche.ch/+06sio ×

TagesWoche 13/15 6 Scientology Basel Die Eröfnung der neuen Scientology-Zentrale in Basel steht bevor. Wir waren schon mal drin. Recherchen zeigen, wie sich die angeschlagene Organisation finanziert. EINE SEKTE

BAUT AUF IMMOBILIEN

von Matthias Oppliger und Renato Beck

ransparenz sei das neue Credo und finden uns in einem Kursraum wieder. «Wir wollen die neue Zentrale zuerst unse- der Basler Scientologen, sagt In der Luft liegt der Geruch von Sägemehl, ren Mitgliedern zeigen, bevor wir sie fr Präsident Patrick Schnidrig in trotzdem ist alles blitzblank geputzt. Die Medien und Öffentlichkeit öffnen», er- die TagesWoche-Kamera. Das Fensterstoren sind geschlossen, davor pat- gänzt sein Kollege Moll. «Die Mitglieder Twar vor einem Jahr. Vom angestrebten rouilliert ein privater Sicherheitsdienst. haben den Umbau des Bürogebäudes Imagewechsel von der undurchsichtigen Während rund um das Gebäude Überwa- durch ihre Zuwendungen und Mitglieder- Sekte zur weltofenen spirituellen Gemein- chungskameras jeden Millimeter des Ge- beiträge überhaupt erst ermöglicht.» schaft ist heute jedoch noch nicht viel zu ländes filmen, ist uns das Fotografieren spüren. Der Medientermin am neuen strikte verboten. Halb Sci-Fi, halb Apple-Shop Hauptsitz fllt beinahe klandestin aus. Wir setzen uns an einen Tisch. Rolf Moll, Der Raum erinnert an die Sprachlabors, Wir werden von gleich zwei Medien- Mediensprecher Scientology Basel, und wie es sie in gut ausgestatteten Schulhäu- sprechern empfangen, betreten die neue Jürg Stettler, Mediensprecher Scientology sern gibt. Ungefhr 20 Arbeitsplätze sind Zentrale der Scientology-Kirche Basel an Schweiz und Deutschland, wollen den dis- aufgereiht, ausgerüstet mit CD-Playern. In der Burgfelderstrasse 215 im Iselinquartier kreten Empfang nicht als Geheimnistuerei einem Bücherregal stehen grell-bunte Bü- durch den Hintereingang, gehen fünf verstanden wissen. Scientology Basel liege cher, die am Bahnhofskiosk im Bestseller- Schritte durch einen frisch gefliesten Flur es fern sich abzuschotten, betont Stettler. regal zwischen Schwedenkrimis und

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Nach den Vorstellungen von Hubbard: der neue Hauptsitz von Scientology Basel an der Burgfelderstrasse. FOTO: HANS-JÖRG WALTER

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des Protests gegen Scientology. Er ist der Er weiss, dass er die Sekte in seinem unbequemste Störenfried der Hubbard- Quartier nicht aufhalten kann. Aber er Show, ist das, was Scientology einen «Un- hoft, dass sie irgendwann aufgibt, finanzi- terdrücker» nennt. Unlängst hat ihm Sek- ell ausblutet. Bis dann wollen er und vier, tensprecher Rolf Moll schriftlich ein fnf Mitstreiter verhindern, dass sie neue «Haus-, Gebäude- und Grundstückverbot» Mitglieder anwerben. Seine Aktionen: Pro- erteilt, nachdem er versucht hat, eine Über- testgrillieren vor dem Haus gegenüber, An- wachungskamera am Eingang von der steckbuttons verteilen und bei der Eröf- Strasse wegzudrehen. Die Kamera fiel zu nung die Autofahrer zum Hupen aufor- Boden und die Sekte kündigte eine Strafan- dern. Vielleicht lässt er die Hupaktion auch zeige an. sein: «In der Nähe hat es ein Altersheim, wir Passiert ist bisher noch nichts. «Das ge- wollen die Bewohner nicht erschrecken.» hört zum Spiel», sagt Erlemann und lächelt nervös. Auch er hat mit Anzeige gedroht, Auf der «Brücke» zur Freiheit nachdem ein Security-Mann einen seiner Zunächst will Erlemann, politisiert in Mitstreiter bis zum Bahnhof SBB verfolgt der Anti-AKW-Bewegung und der alten haben soll. Stadtgärtnerei, in der Schule seiner Tochter Erlemann sitzt im Café Beau-Site, ganz vorsprechen. Er hat gehört, Scientology in der Nähe des neuen Zentrums. Wahr- wolle günstig Nachhilfestunden fr Schü- scheinlich die einzige Beiz in Basel, in der ler anbieten. Erlemann will verhindern, das Fumoir grösser ist als der Nichtrau- dass im Iselin-Quartier auch nur eine Tür cherteil. Das Beau-Site sei eine Art Quar- aufgeht, wenn Scientology anklopft. tiertrefpunkt, sagt Erlemann. Gegenüber, Mit der Kritik von Erlemann kann man im Isaak Iselin, geht seine Tochter zur bei Scientology wenig anfangen. Stettler Mediensprecher Stettler. FOTOS: L. STÖCKLI Schule, seine Wohnung liegt ein paar Stras- spricht von «teilweise difamierenden Be- sen weiter. Das Iselin ist sein Quartier. Und hauptungen». Die Befrchtungen aus dem das will er schützen: «Diese Firma hat bei Quartier sind fr ihn «wilde Spekulatio- uns nichts verloren.» nen». Seiner Meinung nach ist die Ge- Diese Firma, das ist Scientology, in den schichte schnell erzählt: «Wir ziehen um Augen von Erlemann eine Geldmaschine, vom Herrengrabenweg an die Burgfelder- die Spiritualität nur vorgaukelt, um die An- strasse, wo wir mehr als doppelt so viel Selbsthilfeliteratur nicht aufallen würden. hänger bis zum letzten Franken auspressen Platz haben. Das ist alles.» Aber die Sciento- An der Wand prangt silbern ein riesiges zu können. logen wurden in Basel schon immer miss- Logo, auf dem ein Schriftzug das «goldene trauisch beobachtet. In den 90er-Jahren, Zeitalter des Wissens» verkündet. Das Mo- Der Quartieraktivist weil sie auf ofener Strasse aggressiv um biliar erinnert an eine moderne Hotelkette. Mitglieder warben; heute, weil sie mitten in Der Look ist halb Science-Fiction, halb Erlemann weiss, dass er einem Wohnquartier ein auflliges Zent- Apple-Shop. rum errichten. Seit mehreren Jahren geistert dieses die Sekte nicht aufhalten Was ist nun also diese Ideal Org genau? Scientology-Zentrum durch die Medien, Was geschieht hier und wozu brauchen die mal als «Sektentempel», mal als «Grosskir- kann. Aber er hofft, dass Basler Scientologen ein solches Zentrum? che» und mal als «Ideal Org» bezeichnet. «Wir bieten in diesen Räumen hier unse- Über Scientology kursieren die unheim- sie irgendwann aufgibt, re Dienstleistungen an, also Auditing und lichsten und schrillsten Geschichten. Auf Kurse», sagt Stettler. Die religiöse Praxis ei- unzähligen Blogs berichten ehemalige finanziell ausblutet. nes Scientologen besteht aus diesen beiden Mitglieder über psychologischen und so- Aktivitäten. In den Kursen werden Schrif- zialen Druck, über Schuldenberge und Seine Mittel sind bescheiden. Er nutzt ten und Vorträge von Gründer L. Ron Hub- persönliche Krisen. sein eigenes «Quartiersekretariat Iselin», bard gelehrt und studiert. Beim Auditing um den Widerstand am Leben zu halten. widmet sich der Gläubige zusammen mit Der «Unterdrücker» vom Iselin Früher hat er dort günstig Steuererklärun- einem Betreuer der Optimierung seines In Basel reicht das Misstrauen ge- gen fr Quartierbewohner ausgefllt, er Geistes. In endlosen Sitzungen und Stun- genüber der Organisation so weit, dass hatte einen Kopierer. Doch die Rechnung den des Studiums werden so die Stufen der man sich grundsätzlich fragt, wie sich die ging nicht auf. Jetzt ist das Sekretariat wie- sogenannten «Brücke» erklommen, das Organisation einen solch prunkvollen der aktiv, online. Den Webauftritt konnte er Ziel ist die totale geistige Freiheit. Ein Zu- Hauptsitz leisten kann. Denn die meisten durch Spenden bezahlen. stand, in dem Raum, Zeit und Materie kei- Experten gehen davon aus, dass die «Klar», räumt er ein, «hofe ich, dass der nerlei Bedeutung mehr haben. Scientologen mit Mitgliederschwund zu Protest mir nützt.» Mit der gewonnenen kämpfen haben. Im Quartier fragt man Aufmerksamkeit will er die Dinge angehen, Optimierung im Franchise-Modell sich, was von den neuen Nachbarn zu hal- die wichtiger sind fr ihn als der gesichtslo- «Eine Ideal Org ist ein Ort, der genau ten ist. Die Skepsis reicht bis zur ofenen se Kasten der Sekte. Er träumt von einem nach den Vorstellungen von Hubbard auf- Ablehnung. Kindertreff, von sauberen öffentlichen gebaut ist», erklärt Stettler. Die Auflagen Will man vom Widerstand erzählen, Toiletten, davon, Kritzeleien an den Wän- aus den USA seien streng. Scientology kommt man um Tomas Erlemann nicht den durch künstlerische Grafti zu erset- funktioniert nach einer Art Franchising- herum. Er war im Lokalfernsehen und in al- zen. Von Dingen, die das Quartier dringen- Modell. Wer ofziell als Scientologe auftre- len Zeitungen, Erlemann ist das Gesicht der brauche als Scientologen. ten und Kurse oder Auditing anbieten will,

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muss Lizenzgebühren an das sogenannte Als Gegenleistung fr unzählige strenge RTC (Religious Technology Center) bezah- und lange Arbeitseinsätze (Beschreibung len. Diese würden rund fnf Prozent des eines Aussteigers) werden lediglich die Gesamtumsatzes betragen, sagt Stettler. AHV-Gebühren sowie eine kleine finanziel- Das RTC wacht über den Nachlass von le «Entschädigung» ausgerichtet. Diese Hubbard, man könne es sich als eine Art «Entschädigung» beläuft sich je nach Aus- «Vatikan der Scientologen» vorstellen. sage auf einige 100 (Stettler) oder weniger Auch die Lehrmittel und Studienunterla- als 50 (Aussteiger) Franken pro Woche. Fest gen – von Scientologen als «Technologie» steht, leben kann man davon nicht, wie bezeichnet – können nur über das RTC be- auch Stettler bestätigt. «Wer hier arbeitet, zogen werden. Ohne RTC kann ein Scien- tut dies aus ideologischen Gründen», fgt tologe seinen Glauben folglich nicht aus- sein Kollege Moll an. üben. Dieser strengen Hierarchie hat Sci- entology ihren Ruf als «Sektenkonzern» zu Die Scientologen kaufen verdanken. Das RTC erlaubt den Basler Scientolo- Häuser und werfen die gen in ihrer Ideal Org, Kurse und Auditing bis zur Stufe «Clear» anzubieten. Wer auf Mieter raus. Nach der der «Brücke» weiter nach oben steigen will, muss zu den höheren Organisationen in Sanierung verkaufen sie Kopenhagen oder London reisen. Diese Kurse sind kostspielig. Stettler spricht von Stockwerkeigentum. 2500 Franken fr rund 12 Stunden Auditing, Aussteiger hingegen nennen deutlich hö- Die Handwerker auf der Baustelle am here Beträge. neuen Hauptsitz dürften eine härtere Wäh- Bringe jemand das Geld fr Kursgebüh- rung bevorzugen. Also hat die Scientology- ren und Auditing nicht auf, habe er die Kirche Basel in den letzten Jahren bei ihren Möglichkeit, sich als «hauptamtliches Mit- Mitgliedern fleissig um Spenden gebeten, glied» zu verpflichten, sagt Stettler. «Eine um den «einstelligen Millionenbetrag» solche Verpflichtung kann zweieinhalb (Präsident Schnidrig) zu sammeln. Pas- oder fnf Jahre dauern.» Lohn gibt es dafr send zur Unternehmensphilosophie geht nicht, einen Arbeitsvertrag ebensowenig. mit einer Spende bei Scientology auch ein Statusgewinn einher. Je nach investiertem Mediensprecher Basel: Rolf Moll Betrag darf sich ein Spender «Genius», «Humanitarian» oder «Civilization Buil- der» nennen. Präsident Patrick Schnidrig. Mit Videos wurden die Mitglieder dazu ermuntert, tief in ihre Taschen zu greifen. Auf wieder anderen Videos werden die Spender bejubelt und mit viel Glitter und Kernkompetenz der DFT (Dr. Rudolf Flös- Zeremonien gefeiert. Eine kleine Gruppe ser Treuhand GmbH, die Red.) in der Um- von Basler Scientologen ist auf allen diesen wandlung von Mietwohnungen zu Stock- Videos zu sehen. Zu den fleissigsten Spen- werkeigentum.» Das Sekten-Netzwerk um dern gehören demnach Rudolf Flösser Flösser kauft alte Liegenschaften, wirft die (Leitender Direktor Scientology Basel), Pa- Mieter raus und veräussert den sanierten trick Schnidrig (Präsident Scientology Ba- Bau als Stockwerkeigentum. sel) sowie Brigitte und Pius Widmer. Aufllig dabei: Alle sind sie im Immobi- Das Geld wird immer wichtiger liengeschäft tätig. Das legt den Schluss In allen vier genannten Fällen waren so- nahe, dass das neue Scientology-Zentrum wohl Flösser als auch Brigitte Widmer in- massgeblich mit Einnahmen aus diesen volviert. Das Projektmanagement ge- Geschäften finanziert wurde. Recherchen schieht über Flössers Treuhandfirma, wie zeigen nun das Geschäftsmodell des Scien- aus einem Projektprospekt hervorgeht. tologen-Netzwerkes auf, das mit Immobili- Flösser fhrt überdies sämtliche Projekte endeals im Iselin- und Spalenquartier Mil- auf seiner Website auf. Als Käufer tritt die lionen umsetzt. Der TagesWoche liegen In- Swiss Immo Trust AG auf, wo Flösser einst formationen über vier Projekte an der Eu- im Verwaltungsrat war. Marketing und Ver- lerstrasse, der Hebelstrasse, der Türkhei- kauf der Eigentumswohnungen schliess- merstrasse und dem Spalenring vor. lich fhrt die Welcome Home Immobilien Den Vorgang erklärt Flösser auf seiner GmbH durch. Auf deren Website ist die Sci- Firmenwebsite selbst: «Nebst anteilsmäs- entologin Brigitte Widmer als «Leiterin sig sehr geringen Investitionen in den Bau Marketing und Verkauf» aufgefhrt. In ei- und die Sanierung von erlesenen Gewerbe- nem Fall trat Widmer auch als Zwischen- liegenschaften, Mietobjekten und Einfami- händlerin zwischen der Swiss Immo Trust lienhäusern liegt die Hauptaktivität und und dem endgültigen Käufer auf. Ein Aus- 10

Dianetik diskret: der alte Basler Scientology-Hauptsitz am Herrengrabenweg. FOTO: HANS-JÖRG WALTER

steiger berichtet, dass dieses Geschäftsmo- Die amerikanische Lizenzgeberin RTC Die Literatur im brandneuen Kursraum dell seit Jahren so praktiziert werde und erhöht den Druck laufend. So wurde un- ist ebenso neu und noch in Folie einge- viele Mitarbeiter dieser Unternehmen zu längst die «zweite Phase des goldenen Zeit- schweisst. Die beiden Mediensprecher ha- Scientology gehören. alters des Wissens» eingeläutet. Die Folge: ben andere Sorgen. Die Eröfnung des Zen- Flösser lässt über Mediensprecher Rolf Sämtliche Lehrmittel wurden neu aufge- trums steht im April an und noch fehlen Moll ausrichten, dass er diese Recherchen legt. Jede Mission und jede Scientology- Mitarbeiter. Diese sollen während den Öf- nicht kommentieren will. Seine privaten Kirche musste sich komplett neu einde- nungszeiten die Betreuung, Schulung und Geschäfte hätten nichts mit seiner Tätigkeit cken, wenn sie weiter praktizieren wollte. Auditierung der Scientologen gewährleis- bei Scientology zu tun. Der Kostenpunkt fr die Basisausstattung, ten. Stettler will zwar bereits über 100 Mitar- Auch Patrick Schnidrig ist mit seiner über die jede Mission (die kleinste Organi- beiter gefunden haben, «ein, zwei Dutzend Burgfelder Immobilien AG rege auf dem sationseinheit) verfgen muss, liegt laut ei- braucht es aber noch». So oder so, die gol- Basler Immobilienmarkt tätig. So gehört nem Aussteiger bei rund 1003000 Franken. denen Zeiten von Scientology sind in Basel ihm etwa das Grundstück, auf dem die vorbei. Das räumt auch Stettler ein. «Die neue Zentrale steht. Ausserdem plant er auf Die goldenen Zeiten von Hauptexpansion in der Schweiz fand in den dem Nachbargrundstück einen Neubau 80er-Jahren statt. Zwar nehmen die Mitglie- mit Wohnungen und Geschäftsräumen. Scientology sind in Basel derzahlen immer noch leicht zu, aber wir Geld und Immobilien seien in den letz- haben keinen grossen Zulauf mehr.» ten Jahren innerhalb von Scientology Basel vorbei. Das räumt auch Von der Neueröfnung versprechen sich zu einem derart wichtigen Tema gewor- Stettler und Moll durchaus auch eine grös- den, dass zahlreiche Scientologen sich zu ihr Mediensprecher ein. sere Attraktivität des Basler Scientology- einem Austritt entschieden haben, erzählt Ablegers. «Es ist denkbar, dass dann auch ein ehemaliges Mitglied. So habe insbeson- Die Geldmacherei wurde sogar einem Scientologen aus anderen Teilen der dere der Druck zu spenden zugenommen. hochrangigen Basler Scientologen zu viel. Schweiz zu uns kommen, um Kurse zu bele- «Irgendwann wurden wir in jeder Pause Der Tscheche Hanja Mrkos hat der Organi- gen», sagt Moll. Zuerst jedoch muss das zwischen den Kursen zum Spenden ge- sation im Herbst den Rücken gekehrt, weil neue Zentrum ofziell eröfnet werden. drängt, die Inhalte und die Lehre wurde er die Auflagen des RTC nicht mehr akzep- Dann werden wohl auch die Storen nach zweitrangig. Da hat es mir gereicht und ich tieren wollte, wie auf einem Blog zu erfah- oben gezogen. bin gegangen», sagt der Aussteiger weiter. ren ist. tageswoche.ch/+93krz ×

TagesWoche 13/15 11 Scientology Basel haltend. Doch was das Innenleben der Gruppe betrift, hat sich nichts verändert. Der neue Tempel wird am schlechten Wie Scientology mit ihren Mitgliedern um- geht, ist nach wie vor hoch problematisch. Image von Scientology nichts ändern, Viele werden finanziell ausgebeutet und kommen an ihre psychischen Grenzen. glaubt Sektenexpertin Susanne Schaaf. Familien werden durch die Mitgliedschaft eines Angehörigen zerrissen. Man hört immer wieder von Fällen, wo Kinder ihre Eltern verstossen oder ein Ehepartner den anderen – nur weil diese genug vom Ganzen haben. Für «Viele Dinge Aussenstehende ist das kaum nach- vollziehbar. Scientologen bewegen sich in einer Art Parallelwelt, ihre Werte und Einstellungen haben sich aufgrund der sozialen Beein- laufen schief» flussung verschoben. Das ist fr Aussenste- hende schwer nachvollziehbar, aber so funktionieren sektenhafte Gruppen mit ih- rem Schwarz-Weiss-Bild generell, auch die von Renato Beck Zeugen Jehovas zum Beispiel. Es gibt keine Durchlässigkeit zwischen der Sekten- und eitdem bekannt wurde, dass Scien- der Aussenwelt, keinen echten Dialog. Du tology in Basel einen neuen Haupt- bist entweder drinnen oder draussen, ge- sitz plant, recherchiert Susanne rettet oder verloren. Der Graben zwischen Schaaf zur neuen Ideal Org der Innen- und Aussenwelt macht es Ausstiegs- SSekte. Die Geschäftsfhrerin der Zürcher unsicheren auch so schwierig, Scientology Anlaufstelle infoSekta hat dabei Gespräche zu verlassen. Wer aussteigen will, weiss, wie mit Aussteigern wie mit aktiven Mitarbei- hoch der Preis dafr ist. Unter Umständen tern gefhrt. Zu ihr gelangen immer wieder verliert man sein soziales Umfeld und oft auch verzweifelte Familienangehörige von auch die Familie. Scientology-Mitgliedern. Schadet das schlechte Image Scien- Frau Schaaf, was will Scientology mit tology in der Schweiz? ihrem neuen Zentrum Mitten in Basel Ja, die Bevölkerung ist mittlerweile sen- erreichen? sibilisiert. Im Internet, in den Medien Die Ideal Org ist ein Repräsentations- stösst man auf unzählige kritische Texte gebäude, mit dem Scientology die eigene und Aussteiger-Blogs, die die Praktiken Bedeutsamkeit demonstrieren, aber auch von Scientology ofenlegen. Die Leute fal- Meinungsfhrer und Prominente anspre- len nicht mehr so einfach auf Scientology chen will. Das Ziel von Scientology lautet: herein. Das grosse Versprechen, dass mit Clear . Dahinter steckt eine Susanne Schaaf leitet seit über zehn Jahren der scientologischen Technologie eine Art Direktive, die aus den USA kommt und ver- die Zürcher Beratungsstelle infoSekta. Übermensch geschafen werden kann, der langt, möglichst viele Ideal Orgs zu errich- nicht mehr krank wird, keine psychischen ten. Die Bedeutung davon hat Sektengrün- Weshalb nicht? Beschwerden mehr hat, alle Lebensproble- der L. Ron Hubbard so beschrieben: «Man Die Vereinbarung ist fr Mitarbeitende me meistert, kann nicht eingelöst werden. könnte diese Ideale Org anschauen und inakzeptabel: Sie unterschreiben, dass sie Von wem wird Scientology verdrängt? wissen, dass dies der Ort ist, an dem eine keinen Anspruch auf einen Mindestlohn Viele «klassische» sektenhafte Gruppen neue Zivilisation fr diesen Planeten ge- haben, wöchentlich erhalten sie zwischen haben Mühe, nicht nur Scientology. Auch schafen wird.» 30 und 50 Franken, auch zahlt die Ideal Org die Hare-Krishna-Bewegung oder die Ver- Kann Scientology durch den neuen keine Sozialversicherung. Neben dem einigungskirche haben die «besten Zeiten» Tempel in Basel an Attraktivität Engagement fr die Org müssen die Mitar- hinter sich. Probleme ergeben sich heute gewinnen? beitenden einem regulären Job nachgehen, oft bei kleineren esoterischen Gruppen Ich glaube nicht, dass das in der um über die Runde zu kommen. Von ihnen oder evangelikalen Freikirchen. Deren Schweiz funktioniert. Wenn ein Prominen- wird maximale Selbstausbeutung verlangt. Angebote sind auf die Bedürfnisse in der ter mit Scientology in Kontakt tritt, wird Die Belastung ist sehr gross. heutigen Zeit zugeschnitten. Sie sind nicht das sofort von den Medien aufgegrifen. mehr so plump rigid, sondern vordergrün- Auch wenn eine Gemeinde beispielsweise «Die Leute fallen nicht dig ofener und individueller. Zu Beginn Scientology dazu einladen würde, über heisst es, alles sei freiwillig, man wähle sel- Drogenprävention zu sprechen, wäre das mehr so einfach auf ber. Mit der Zeit wird klar, dass eben doch ein Tema. Scientology hat ein schlechtes ein kosmisches Gesetz unerbittlich wirke, Image, begründetermassen, viele Dinge Scientology herein.» dass der Einzelne seiner göttlichen Bestim- laufen schief. Die Organisation leidet mung folgen müsse oder dass der Anbieter unter Mitgliederschwund und hat Mühe, Früher waren Scientologen aufdring- spirituell fortgeschrittener sei und daher genügend Personal zu finden. Die Ideal lich, haben auf der Strasse Passanten besser als der Klient wisse, wo es durchgeht. Org in Berlin ist nur teilweise ausgelastet. bedrängt. Heute geben sie sich offen, Die vielen Kleingruppen, die infoSekta be- In Basel sucht man 100 Mitarbeiter, doch einladend, zugänglich. Versucht schäftigen, sind in ihrer Auswirkung nicht die Rekrutierung verläuft harzig. Selbst Scientology einen Imagewandel? weniger problematisch. Betrofene, die Mitglieder, die seit Jahren dabei sind und Ja, das ist ofensichtlich. Jürg Stettler sich an uns wenden, erzählen teilweise sich mit Scientology identifizieren, wollen beispielsweise, Pressesprecher fr Scien- ebenso ungeheuerliche Erlebnisse, wie sie die Vereinbarungen, eine Art Arbeitsver- tology Schweiz und Deutschland, spricht von Scientology-Aussteigern zu hören sind. trag, nicht unterschreiben. sehr ruhig, wirkt beherrscht und zurück- tageswoche.ch/+ 4ohzd ×

TagesWoche 13/15 12 Kriminalstatistik von Jeremias Schulthess Rechte betonen, die Kriminalität bleibe ie Sicherheit im öfentlichen Raum ist ein beliebtes Tema hoch, Linke freuen sich über weniger fr Politiker. Es ist ein Tema, das die Bürgerinnen und Bür- Delikte. Wie sind die Zahlen zu lesen? Dger beschäftigt, ein Tema, mit dem man in der Bevölkerung punkten kann. Die SVP forderte in den letzten Jahren mehr Polizis- ten, die SP rief nach Gewaltprävention. Nachdem die Staatsanwaltschaft Basel- Stadt und das Bundesamt fr Statistik am Eine Statistik, Dienstag ihre Zahlen zur Kriminalität v eröfentlicht hatten, gab es unterschiedli- che Reaktionen. Manche Stimmen sprachen von der nach wie vor hohen Kriminalität in Basel-Stadt, andere betonten den Rückgang zwei Lesarten der Delikte im Vergleich zum Vorjahr. Beides lasse sich aus der Statistik ableiten, sagt der Kriminologe und Strafrechtsprofes- sor Jonas Weber von der Universität Bern. Beides hänge aber von der jeweils gewählten Vergleichsgrösse ab. Fakt sei, dass die Anzahl angezeigter Straftaten seit sechs Jahr beina- he unverändert geblieben ist. Der einmalige Was bewirkt Polizeipräsenz: weniger Delikte oder mehr Anzeigen? FOTO: HANS-JÖRG WALTER Anstieg im 2012 könnte unter Umständen mit Veränderungen in der Anzeigenentgegen- nahme zu tun haben, erklärt der Kriminologe.

Polizeipräsenz wirkt, sagen Politiker Die Statistik suggeriert laut Weber eine Genauigkeit, die so gar nicht existiere: «Die Anzeige von Bagatelldelikten wie etwa Tät- lichkeiten hängt zum Teil von Umständen ab, die in einer Kriminalstatistik nicht er- fasst werden.» Die betroffene Person macht bei Bagatelldelikten eher eine An- zeige, wenn sie in der Innenstadt gerade auf einen Polizisten trift. Deshalb könne eine erhöhte Polizeipräsenz zu mehr An- zeigen fhren, obwohl sie präventiv wirkt und die Anzahl tätlicher Übergrife sich tatsächlich rückläufig entwickelt. Während Kriminologen die Zahlen also mit Vorsicht geniessen, nutzen Politiker die Zahlen so, wie es fr sie gerade passt. Der SVP-Grossrat Joël Türing sieht die Politik seiner Partei bestätigt, die mehr Polizisten auf Basler Strassen forderte. «Die Statistik zeigt, dass die verstärkte Polizeipräsenz etwas bewirkt.» Pascal Pfister von der SP sieht die Statis- tik hingegen als Zeichen dafr, dass sich die Politik der SP auszahle. Der Rückgang der Kriminalität könne damit zusammen- hängen, dass das soziale Netz ausgebaut werde und Chancen gerade fr Einwande- rer ofenbleiben. Seine Parteikollegin Tanja Soland sieht das Ganze etwas gelassener. Sie verfalle an- gesichts der neuen Zahlen nicht in Jubel- stimmung. Auch wenn die Deliktzahlen an- stiegen, würde sie nicht in Panik ausbrechen. Vielmehr müsse man längerfristig schauen, wie sich die Kriminalität entwickle. Mehr Polizeipräsenz sei auch ein linkes Anliegen. Die Gleichung «mehr Polizei, we- niger Delikte» sei jedoch zu einfach. Das zeigt sich beispielsweise bei der Drogen- fahndung. Dort fhren mehr Kontrollen in der Regel zu mehr Anzeigen. tageswoche.ch/+5c03r ×

TagesWoche 13/15 13 Kriminalstatistik durchschnittlich stark abgenommen hat. Mit einer Abnahme um elf Prozent liegt Ba- Daten des Bundes zeigen: Die Straftaten in sel statistisch zwischen Lausanne (minus 18 Prozent) sowie Bern (minus 16 Prozent) Basel gingen letztes Jahr markant zurück. und Zürich (minus neun Prozent). Schweiz- weit ist eine Abnahme der Widerhandlun- gen gegen das Strafgesetzbuch um neun Der Basler bricht selten Gesetze Prozent zu verzeichnen. von Dominique Spirgi und Felix Michel Wenige Drogendelikte am Rhein Mit 55 Straftaten pro tausend Einwoh- n Basel-Stadt wurden 2014 insgesamt gleich unter den Kantonen oder – was auf- nern bewegt sich die Quote des Kantons 21#485 Straftaten (Widerhandlungen schlussreicher ist – unter den grösseren Basel-Landschaft im Bereich der anderen gegen die Bestimmungen des Straf- Schweizer Städten mit einer Einwohner- typischen Agglomerationskantone wie gesetzbuchs) verübt. Das sind elf zahl von über 100#000. Und hier schneidet etwa Aargau (50,5), Zug (54,1) oder Zürich IProzent weniger als im Jahr zuvor, wie aus Basel wie bereits im Jahr zuvor gut ab. ohne die Kantonshauptstadt und Winter- der Polizeilichen Kriminalstatistik des thur (46,9). Bundesamts fr Statistik hervorgeht. Mehr Weniger Taten in grösseren Städten Auch bei den Widerhandlungen gegen oder weniger unverändert bleibt die Situa- 2014 verzeichnete Basel-Stadt 113,5 das Betäubungsmittel- und Ausländer- tion im Baselbiet, wo 15#496 Straftaten zu Straftaten pro tausend Einwohner. Das ist gesetz steht Basel-Stadt in der Statistik des verzeichnen waren. weniger, zum Teil sogar wesentlich weniger, Bundes besser da als die anderen Schwei- Detaillierte Zahlen zu den unterschied- als in anderen grossen Schweizer Städten. zer Grossstädte (allerdings wiederum mit lichen Bereichen der Straftaten (Gewalt- Die höchste Quote weist die Stadt Lau- Ausnahme von Winterthur). Aufallend ist, verbrechen, Einbruchsdelikte etc.) fr die sanne mit 167,3 Straftaten pro tausend Ein- dass die vergleichsweise kleine Stadt Bern einzelnen Kantone und Städte enthält die wohner auf, gefolgt von Genf (143,9), Bern fast doppelt so viele Betäubungsmittel- Statistik des Bundes nicht. Diese hat die (139,2) und Zürich (123,8). Lediglich Winter- delikte verzeichnet wie Basel. Auch die wel- Basler Staatsanwaltschaft am Dienstag thur liegt mit 71,6 Straftaten pro tausend schen Zentren Genf und Lausanne liegen nachgereicht. Einwohner noch tiefer als Basel. bei der Häufigkeitsquote pro tausend Ein- Die Zusammenstellung des Bundes- Aufllig ist, dass die Zahl der Straftaten wohner weit vor Basel. amts fr Statistik erlaubt aber einen Ver- in allen grösseren Schweizer Städten über- tageswoche.ch/+195gn ×

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von Yen Duong

ichts deutet bei Sibel Arslan da- V erhältnisse, dass Sie die Stelle als Und dass Sie die Stelle nicht antreten rauf hin, dass sie eine schwere Leiterin des Straf- und Massnahmen- konnten? Zeit hinter sich hat. Gut gelaunt vollzugs nicht antreten dürfen. Wie Das bedaure ich sehr, zumal ich ein nor- erscheint die 34-jährige Gross- geht es Ihnen drei Monate danach? males Bewerbungsverfahren durchlaufen Nrätin der BastA! zum Gespräch im Stadt- Es geht mir sehr gut. Die ganze Ge- und als Bestqualifizierte abgeschnitten hauscafé. Es ist das erste Mal, dass Arslan schichte hat mich jedoch sehr verletzt und habe. Dass dies nicht genug war, weil der sich öfentlich zum Trubel um ihre Person mitgenommen. öfentliche Druck auf Isaac Reber zu gross vom vergangenen Dezember äussert. Was besonders? wurde, hat sehr an mir gezehrt. Ich hätte Unmittelbar nachdem der grüne Regie- Die unsägliche und unfaire Kampagne diese Stelle sehr gerne angetreten. rungsrat Isaac Reber ihre Anstellung als der BaZ selber war mir am Anfang relativ Stattdessen müssen Sie sich nun mit Leiterin des Baselbieter Straf- und Mass- egal, weil ich wusste, dass politische Moti- einer befristeten Ersatzstelle in Rebers nahmenvollzugs rückgängig gemacht hat- ve dahinterstecken und ich mir nichts vor- Generalsekretariat zufrieden geben. te, durfte sie auf Wunsch seiner Direktion werfen muss. Ich liess mich nicht aus dem War es für Sie eine Option, auf diese nicht darüber sprechen. Die Geschichte Gleichgewicht bringen – obwohl sich im- Stelle zu verzichten? war eher eine Afre Reber denn eine Cau- mer wieder Leute bei mir meldeten, weil Das habe ich mir überlegt. Konsequen- sa Arslan, doch sie scheint das Ganze gut der betrefende BaZ-Journalist wild in mei- terweise hätte ich arbeitsrechtliche Ansprü- verdaut zu haben. Ein Gespräch über die nem Umfeld herumtelefonierte, um ein ne- che geltend machen müssen. Das wollte ich turbulente Phase, linke Politik und ihre gatives Statement über mich zu erhalten. nicht, weil ich damit mir und allen Beteilig- Bio grafie zwischen drei Kulturen. Meine Gefhlslage änderte sich jedoch, als ten geschadet hätte. Zudem wollte ich ein- Sibel Arslan, im Dezember entschied Isaac Reber den Entscheid, mich anzustel- fach arbeiten und die Geschichte abhaken. der Baselbieter Sicherheitsdirektor len, rückgängig machte. Es hat mich sehr Fühlt es sich für Sie komisch an, nun Isaac Reber nach Berichten der «Basler mitgenommen, erleben zu müssen, dass trotzdem in Rebers Departement zu Zeitung» über Ihre finanziellen die BaZ mit ihrer Kampagne Erfolg hatte. arbeiten?

TagesWoche 13/15 15 Sibel Arslan Die 34-Jährige sitzt seit 2005 für das Grüne Bünd- nis (BastA!) im Grossen Rat. Sie studierte an der Uni Basel Jus und arbeitet seit März 2015 als Juristin im Gene- ralsekretariat der Baselbieter Sicherheits- direktion. Zuvor war sie Berufs- beiständin im Amt für Bei- standschaften und Erwachse- nenschutz Basel- Stadt. Arslan kam mit elf Jahren von der Türkei in die Schweiz. Mit 24 wurde sie einge- bürgert – unmit- telbar danach kandidierte sie für das Basler Parlament. Arslan lebt im Gundeldinger Quartier.

Sibel Arslan blickt nach der überstandenen Kampagne gegen ihre Person optimistisch in die Zukunft. FOTO: NILS FISCH

TagesWoche 13/15 16 Die Zeit vor dem Stellenantritt war nicht Betreibungsregisterauszug sehen? (lacht) eine klare profilierte linke Politik. Zu oft leicht fr mich. Ich musste mich mental Wenn man die ganze Situation nüchtern wollen die rot-grünen Regierungsräte es al- darauf vorbereiten. Ich wurde allerdings betrachtet: Ich hatte nun mal Betreibungen, len recht machen. Das fhrt leider dazu, sehr gut aufgenommen und die Arbeit ist weil ich ein unternehmerisches Risiko ein- dass sie ihre eigene Wählerinnen und Wäh- spannend. Dass ich mich erfolgreich fr gegangen bin und nach einem Unfall die ler enttäuschen. Bestes Beispiel ist das eine ganz andere Stelle beworben hatte, Rechnungen nicht pünktlich bezahlen Sparpaket des Regierungsrates: am meis- bleibt natürlich im Hinterkopf. Trotzdem konnte. ten gespart wurde bei den sozial Schwa- bin ich zufrieden. Sie kandidieren für den Nationalrat. chen, bei den Behinderten und bei Staats- Und wie ist der Umgang mit Isaac Mussten Sie nach der ganzen angestellten. Reber? Geschichte mit sich ringen, ob Sie sich Angenehm freundlich. aufstellen lassen? «Ein Drittel der Schweizer Sie sind nicht sauer auf ihn? Ich musste stark abwägen, ja. Aber fr Selbstverständlich war ich verletzt und mich war schliesslich klar: Das ist der Weg, Bevölkerung hat einen konnte den Entscheid nur schwer nachvoll- den ich seit Jahren verfolge und weiterhin ziehen. Auch wenn ich verstehe, dass er vor gehen möchte. Ich musste mir vieles er- Migrationshintergrund. den Wahlen die Situation anders einge- kämpfen, und zwar seit ich mit elf Jahren schätzt hat. In einem Punkt hatte er wahr- in die Schweiz gekommen bin. Sei es in Diese Realität sollte sich scheinlich recht: Wenn ich die Stelle als der Schule, an der Uni, im Beruf oder in Leiterin des Straf- und Massnahmenvoll- der Politik. Ich lasse mich von dieser Ge- auch im Nationalrat zugs angetreten hätte, dann hätte man schichte nicht entmutigen. Das ist nicht mich nicht in Ruhe meine Arbeit machen meine Art und wird es auch in Zukunft widerspiegeln.» lassen. Man hätte weiterhin versucht, Stim- nicht sein. mung zu machen. Das kostet viel Kraft. Sie leben in der Schweiz, seit Sie elf Extrem. Aber aufgeben wäre zu einfach. waren. Fühlen Sie sich mehr als «Hätte ich die Stelle als Ich lasse mich nicht unterkriegen, weil ich Kurdin oder Schweizerin? überzeugt bin von dem, was ich mache. Ich Ich glaube, als Schweizerin fhle ich Leiterin des Straf- und weiss auch nicht, wie ich das immer wieder mich nicht, weil ich nicht von Geburt an schafe: Aber ich komme jedes Mal gestärkt Deutsch gesprochen habe. Zu oft werde ich Massnahmenvollzugs aus diesen Geschichten heraus. So ist es auch darauf hingewiesen, indem ich immer jetzt, so war es 2013 bei der Bürgergemein- wieder gefragt werde, von wo ich komme. angetreten, man hätte deratswahl und so war es vor sieben Jahren, Manchmal ist das anstrengend. Ich fhle als ich fichiert wurde. Es stören sich an- mich aber absolut als Schweizer Bürgerin. mich nicht in Ruhe meine scheinend gewisse Personen daran, dass Ich funktioniere auch sehr schweizerisch. Bürgerinnen wie ich Politik machen und Das finden jedenfalls viele meiner Lands- Arbeit machen lassen.» mitgestalten wollen. Sie sollen sich weiter leute. Es ist sehr spannend, in drei Kulturen daran stören. Nach der BaZ-Kampagne zu leben – und manchmal auch heraus- Es ist nicht das erste Mal, dass Ihre habe ich viele Briefe und Blumen erhalten. fordernd. finanzielle Situation öffentlich disku- Das hat mich ermutigt. All diese Reaktio- Inwiefern? tiert wird. Schon bei Ihrer Kandidatur nen hatten einen Inhalt: nicht aufgeben. Weil alle drei Kulturen an einem zerren. als Bürgerrätin vor zwei Jahren war Was reizt Sie an Bern? Man fhlt sich hin und her gerissen. Alle das ein Thema. Wie belastend ist das Ich will bei den Gesetzesentwicklungen haben Ansprüche, wie man sich verhalten für Sie? mitwirken können. Auf kantonaler Ebene soll. Aber man kann es umkehren, denn ei- Ich habe studiert, politisiert und gear- sind die Möglichkeiten beschränkt, weil gentlich ist es eine Bereicherung, wenn es beitet. Ich habe also nichts Falsches ge- einfach vieles vom Bund vorgeben wird. einem gelingt, zu dieser kulturellen Vielfalt macht, sondern nur finanzielle Schwierig- Auf kantonaler Ebene kann ich mich nicht zu stehen, das Gute aus allen herauszuneh- keiten gehabt, weil mir der reiche Onkel fr die Achtung der Grundrechte, welche men und schliesslich den eigenen Weg zu fehlt. Die Schulden sind inzwischen alle be- immer wieder angetastet werden, einset- gehen. glichen. Wollen Sie einen legal beschaften zen. Ich möchte mich auch mit nationalen Waren die Betreibungen auch eine und aussenpolitischen Temen beschäfti- Folge davon, dass Sie sich Ihrer kurdi- ANZEIGE gen. Ich möchte dort, wo Entscheidungen schen Community verpflichtet gefühlt getrofen werden und die Betrofenen kei- haben, zum Beispiel mit Bürgschaften? ne Mitsprachemöglichkeit haben, Einsitz Verpflichtet nicht, aber es ist etwas, was nehmen. Weil Chancengleichheit immer ich kulturell geerbt habe. Sowohl in der tür- noch ein Tema ist. Zudem hat ein Drittel kischen als auch in der kurdischen Ge- der Schweizer Bevölkerung einen Migrati- meinschaft gehört es dazu, dass wir helfen, onshintergrund. Diese Realität sollte sich wenn jemand in Schwierigkeiten steckt. auch im Nationalrat widerspiegeln. Nicht das Individuum, sondern das Kollek- MÄRZ Sie politisieren am äusseren linken tiv steht im Vordergrund. Diese Überzeu- 27 20.15 BASEL Flügel im Grossen Rat. Wie zufrieden gung verfolge ich nicht nur in der Politik, VOLKSHAUS sind Sie mit der rot-grün dominierten wenn ich mich fr sozial Benachteiligte Regierung? einsetze, sondern ich lebe sie auch. HERMANN SUTER In der Regierung ist die linke Politik lei- Und was verlangt die Schweiz von der schon lange nicht mehr so vorhanden, Ihnen? LE LAUDI wie es sich viele im linken Lager wünschen Dass Rechnungen immer pünktlich be- ESPACE CHORAL - BASEL TATTOO CHOR würden. Der Regierung fehlt es leider hin zahlt werden (lacht). Denn wenn man sie TAURAN - RADOMIRSKA - ROMEI- ABADIE und wieder an Mut. nicht pünktlich bezahlen kann und zudem ORCHESTRE MUSIQUE DES LUMIÈRES FACUNDO AGUDIN LEITUNG Wie meinen Sie das? auch noch einen Migrationshintergrund Eine linke Politik ist zurzeit im Grossen hat oder linke Politik macht oder eine Frau

WWW.MUSIQUEDESLUMIERES.CH Rat nicht mehrheitsfhig. Die bürgerliche ist, kann dies fatale Folgen haben. Im «Fall Mehrheit im Grossen Rat lässt sich von den Arslan» haben sich diese Attribute kumu- guten Lösungen nicht überzeugen. Es liert (lacht). braucht Widerstandsfhigkeit und Mut fr tageswoche.ch/+51j1t ×

TagesWoche 13/15 17 Waldkindergarten von Jenny Berg Statt in geheizten Räumen sind Kinder n Allschwil ist noch Winter. Die Fas- nacht liegt hinter, der Frühling vor im Waldkindergarten jeden Vormittag uns. Es herrschen Minusgrade an diesem Märzmorgen. Ein bunt draussen. Ein Besuch im Spitzwald. Ig ekleidetes Grüppchen Kinder und drei Erwachsene setzen sich zum Klang einer leisen Flötenmelodie in Bewegung. Es geht in Richtung Wald. «Tschüss, Mami!», ruft es aus den Kindermündern, vereinzelt auch: «Tschüss, Papi!» Bei Wind Die meisten Eltern bringen ihre Kinder täglich selbst bis an den Trefpunkt beim Allschwiler Wald. Manche radeln vom B adischen Bahnhof bis nach Allschwil, andere übergeben ihre Schützlinge dem und Wetter Chindsgi-eigenen Shuttlebus. Sie alle ha- ben sich bewusst fr diesen Waldkinder- garten entschieden, damit ihre Kinder Vor dem Essen werden die Hände gewaschen. Und davor wird balanciert. in der Natur das lernen, was ihnen in g eschlossenen Räumen verwehrt bleibt. Doch was heisst das genau, bei Wind und Wetter draussen zu sein?

Stets in Bewegung Heute heisst es vor allem: frieren. Die unkundige Besucherin ist ungenügend bekleidet. Wattig, bauschig, in mehreren Schichten wäre die adäquate Garderobe. «Die Kinder haben selten kalt», sagt Prakti- kantin Julia, «sie sind immer in Bewegung.» Der Weg vom Trefpunkt bis zum soge- nannten Waldsofa – der Unterstand, Mate- rial- und Spielort des Waldkindergartens – dauert knapp eine Stunde. In dieser Zeit laufen die Kinder je nach Wegabschnitt in geordneten Zweierreihen oder in turbulen- ten Wettrennen, singen an den Haltepunk- ten gemeinsam Lieder und Versli, lernen Vogelstimmen zu identifizieren, balancie- ren über umgefallene Bäume, diskutieren

Auch im Waldkindergarten wird regelmässig gemalt und gebastelt, ausser bei Minustemperaturen. FOTOS: STEFAN BOHRER

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Gleich zu Beginn des Schuljahres wird den Kindern das Sägen beigebracht. FOTOS: STEFAN BOHRER mit dem Kindergärtner im Winter über die Kind entwickelt meines Erachtens die reibungslos funktioniert», sagt Huber. «Als Bruchsicherheit des Eises beim gefrorenen w esentlichen Fähigkeiten selbstständig – Kindergärtner muss man da mehr vor- Teich und im Frühling, ob die neuen im passenden Setting und im Zusammenle- geben und animieren – wie ein Showmas- Pflänzchen unterwegs womöglich giftig ben mit anderen. Nur so wird eine Fähig- ter», lacht er. «Hier im Wald bin ich eher seien. Die Kinder nehmen den Wandel der keit echt und kann schliesslich in der Le- Vermittler und Begleiter. Im Sozialen gebe Jahreszeiten mit allen Sinnen wahr. Der bensmitte zur Geltung kommen. Spiel ich schon mal den Tarif durch, doch der Duft des Waldes, sein Klang, sein Licht und braucht Zeit. Ein Kind benötigt oft bis zu ei- hauptsächliche Lehrmeister ist der Wald. seine tierischen Bewohner verändern sich ner V iertelstunde, um ins Spiel hineinzu- Ich versuche mit meinen Schäfchen zur von Tag zu Tag. finden. Sind die Kinder dann im Spielpro- rechten Zeit am rechten Ort zu sein und Es gibt etliche Studien, die den Nutzen zess, versuche ich, sie mindestens eine dann die reichen Erlebnisse zu beantwor- von frühkindlichen Naturerfahrungen Stunde lang spielen zu lassen, bevor wir ge- ten, mit Aufgaben und Temen, Kulturel- belegen. Auch die WHO empfiehlt das freie meinsam zum nächsten übergehen.» lem wie Liedern und Geschichten$…» Spiel in der Natur, weil es die Lebenskom- petenzen stärkt: Selbstvertrauen, Kommu- «In einem gewöhnlichen Matsch in rauen Mengen nikations- und Konfliktfhigkeit, Frustrati- Beim Waldsofa angekommen, zeigen onstoleranz, Umgang mit Stress und Angst, Kindergarten muss die Kinder stolz ihr selbstgebautes Baum- Problemlösungsfähigkeiten, Entschei- haus. Ein Projekt, das auch das soziale dungs- und Handlungskompetenz. Es ist man viel mehr vorgeben Miteinander frderte: «Wenn sich die Kin- also nicht nur der Aufenthalt in der Natur der selbst etwas bauen wollen, merken sie an sich, sondern vor allem das freie Spiel in und animieren – wie ein beim Ästeschleppen, wie sie aufeinander und mit der Natur, das den Kindern diese angewiesen sind», sagt der Waldkinder- Entwicklungen ermöglicht. Showmaster. Im Wald bin gärtner. «Sie lernen so ihre eigenen Fähig- keiten und Grenzen kennen, und sie kön- Spielzeit ist Lernzeit ich eher Begleiter.» nen lernen, zusammenzuarbeiten und sich Freies Spiel wird im Waldkindergarten auszutauschen.» Beim Familienausflug im Spitzwald gross geschrieben. «Oft werden Waldkindergärtner Peter Huber Wald fragen Kinder häufig nach der Hilfe die Spielsequenzen zu kurz angesetzt und der Eltern beim Klettern und Bauen. «Im hinter den gefhrten Elementen an den Früher hat Peter Huber auch in Waldkindergarten schauen die Kinder un- Rand gedrängt», sagt Waldkindergärtner einem staatlichen Kindergarten gearbeitet. tereinander mehr, was die anderen können, Peter Huber. «Spiel braucht Freiräume und «Wenn ich 20 Kinder in einem Klassenzim- probieren es aus und werden mutiger», sagt Unstrukturiertes, an dem die eigene Kreati- mer zu begleiten habe, mit vielen festste- Peter Huber. vität ansetzen und sich entfalten kann. Die henden Parametern wie etwa die gleich- Nach dem Znüni und einem Schluck wesentlichsten Fähigkeiten können nicht bleibende Lichtqualität der Neonröhren an heissem Tee werden Wasserfarben und von uns Erwachsenen direkt angeleitet der Decke, muss ich viel mehr Struktur aus P apier ausgepackt. Auch im Wald wird ge- werden. Oft ist ein solches Vorgehen sogar mir selbst generieren und viele zusätzliche bastelt, geklebt, genäht und gemalt; aber kontraproduktiv», ist er überzeugt. «Ein Regeln aufstellen, damit alles möglichst eben auch gesägt, genagelt und gefeilt. Statt

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Waldkindergärtner Peter Huber liest eine Geschichte vor – und die Kinder sitzen ganz still. bunter Knete wird einfach Matsch zum Für manche Eltern vom Waldkindergar- Josette, selbst Primarschullehrerin, Formen verwendet. Und der ist in rauen ten Spitzwald ist der finanzielle Beitrag schickt ihren Sohn in den Waldkindergar- Mengen vorhanden. eine Belastung; Geringverdienende kön- ten, weil es «das beste Alter fr diese konti- Dieser Kindergarten-Waldplatz ist wie nen eine Reduktion beim Verein beantra- nuierliche Naturerfahrung» sei. «In diesem Online ein kleines Stück Paradies. So viel Ruhe, gen. Doch alle Eltern sind sich einig, dass Alter brauchen die Kinder so viel Bewe- so viel Raum, so viele Entfaltungsmöglich- dieser Kindergarten goldrichtig fr ihre gung!» Dass manche Kritiker meinen, im keiten. Kein Wunder, sind in den meisten Kinder ist. Waldkindergarten könne der Lehrplan Schweizer Waldkindergärten die Plätze nicht eingehalten werden, kümmert sie heiss begehrt. In den beiden Zürcher Total fit und fast nie krank nicht. «Im Kindergarten müssen die Kinder Warum Kinder W aldkindergärten «Wakita» und «Troll» Tom aus Binningen schickte seine bei- vor allem lernen, mit der Gruppe umzuge- im Wald gut auf kommen bis zu 40 Bewerbungen auf den Kinder in den Waldkindergarten und hen. Alles andere lernen sie ohnehin später gehoben sind. einen Platz. In Basel ist die Lage derzeit sagt heute: «Das ist fr die Kinder eine tolle in der Schule.» Natur pädagogin noch entspannter. Bislang konnte allen in- Erfahrung, jeden Tag bei Wind und Wetter Und was gefällt den Kindern am Sarah Wauquiez im teressierten Eltern ein Platz zugesichert draussen zu sein. Sie werden total fit und Waldkindergarten am Besten? «Alles», sagt Interview. werden. sind fast nie krank. Und der Übergang zur Iri. «Die Matschbölleli», sagt Antonia. «Das tageswoche.ch/ Dabei ist der private Waldkindergarten P rimarschule hat bei unserem Sohn prob- Baumhaus», sagt Lennard. Und Sascha: +dkthp im Vergleich zum kostenlosen staatlichen lemlos geklappt. Das Stillsitzen in der «Weisch, im Wald isch es super, wenns räg- Kindergarten ein recht teures Engagement: Schule war nie ein Problem. Die Lehrerin net, nit wie in der Stadt. Es prasslet denn so 650 Franken kostet ein Kindergartenplatz sagte sogar, dass sich die Waldkinder bes- schön!» im Monat; wer auf den Shuttlebus ange- ser konzentrieren können.» tageswoche.ch/+ 7qyht × wiesen ist, zahlt noch mehr. Baselbietern werden immerhin ein Drittel der Kosten ANZEIGE erstattet. «Im Wald isch es super, TagesWoche To Go: wenns rägnet, nit wie in An diesen Orten liegt die TagesWoche zum Lesen und Mitnehmen auf.

der Stadt. Es prasslet Eiscafé Acero Hallo Didi Offensiv Da Francesca Rheingasse 13 Centralbahnstrasse 14 Erasmusplatz 12 Mörsbergerstrasse 2 Schmaler Wurf Haltestelle Verein Feldbergkiosk Pan e più denn so schön!» Rheingasse 10 Gempenstrasse 5 Feldbergstrasse 60 Grenzacherstrasse 97 SantaPasta 5 Signori Da Graziella AG Café Huguenin AG Sascha Rheingasse 47 Güterstrasse 183 Feldbergstrasse 74 Barfsserplatz 6 Cargo Bar Café Bar Rosenkranz ONO deli cafe bar LaDiva Dass ein Waldkindergarten nicht nur St. Johanns-Rheinweg 46 St.-Johanns-Ring 102 Leonhardsgraben 2 Ahornstrasse 21 Mercedes Caffè Unternehmen Mitte Confiserie Beschle Restaurant Papiermühle von privater, sondern auch von staatlicher Schneidergasse 28 Gerbergasse 30 Centralbahnstrasse 9 St. Alban-Tal 35 Seite initiiert werden kann, zeigt derzeit der Jonny Parker kult.kino atelier Pfifferling Deli Gmbh Bistro Kunstmuseum Obwaldner Hauptort Sarnen. Dort wurde St. Johanns-Park 1 Teaterstrasse 7 Güterstrasse 138 St. Alban-Graben 16 Café Frühling Café-Bar Elisabethen Nooch Bistro Antikenmuseum ein staatlicher Waldkindergarten einge- Klybeckstrasse 69 Elisabethenstrasse 14 St. Jakobs-Strasse 397 St. Alban-Graben 5 fhrt, um den Gemeindehaushalt zu entlas- Valentino’s Place Theater-Restaurant Restaurant Chez Jeannot Café Spielzeug Welten ten: Die Raummiete oder der Neubau eines Kandererstrasse 35 Elisabethenstrasse 16 Paul Sacher-Anlage 1 Museum Basel Restaurant Parterre tibits Caffè.tee.ria Paganini Steinenvorstadt 1 Kindergartenhauses werden eingespart. Klybeckstrasse 1b Stänzlergasse 4 Birmannsgasse 1 Bar Caffetteria Amici Auch im Aargau wird derzeit für den KaBar Campari Bar Van der Merwe Center miei Azzarito & Co. Schulkreis Gönhard die Möglichkeit eines Kasernenareal Steinenberg 7 Gewerbestrasse 30, Allschwil Allschwilerstrasse 99 Waldkindergartens geprüft, nachdem die Volkshaus Ca’puccino Jêle Cafè Basel Backpack Rebgasse 12–14 Falknerstrasse 24 Mühlhauserstrasse 129 Dornacherstrasse 192 fr einen Kindergarten-Neubau nötigen Okay Art Café Café del mundo Volta Bräu 1,2 Millionen Franken vom Einwohneramt Schützenmattstrasse 11 Güterstrasse 158 Voltastrasse 30 abgelehnt wurden.

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Spenden für einen guten Zweck Wer ein altes Velo besitzt und dieses lieber für einen guten Zweck spenden möchte, statt es zu verkaufen, dem sei die Velo-Spendenaktion der Orga- nisation Velafrica im Rahmen des eco.festivals empfohlen. Die Organisation sammelt Velos und verschifft sie nach Afrika, wo sie in sozialen Einrichtungen flottgemacht werden, bevor sie einen neuen Besitzer finden. Das eco.festival findet ebenfalls am kommenden Wochenende statt, vom Freitag, 27., bis Sonntag, 29. März. Die Abgabestelle für die Velos ist bei der Elisabethenkirche.

abend (18–20 Uhr) oder Samstagmorgen (8–10 Uhr). Von 16–18 Uhr kann das Geld – oder das Velo – wieder ab g eholt werden. Im Falle eines Verkaufs gehen 15 Prozent des Erlöses an die Organisation. Ein Tipp von Insider Benjamin Frei: «Gute Chancen auf einen Verkauf haben nur Velos, die fahr- und Käppis, Kurbeln, Kugellager: Die Velobörse bietet, was der Radler braucht. FOTO: MEO BASEL schaltbar sind. Im Trend sind alte Rennrä- der mit Stahlr ahmen, Fixies, Singlespeeds Velokultur und Velos aus kleineren Manufakturen mit Seltenheitswert.» Für ein Wochenende wird die Markthalle Flick- und Putzstation: 10–16 Uhr. Hier kümmern sich Profis um ein frisches zum Basler Mekka fr Veloliebhaber, wo Erscheinungsbild, Velos werden fach- gerecht geflickt und gereinigt. Werkzeuge Räder und Tipps ausgetauscht werden. fr Selbstreparaturen stehen auch zur Ver- fgung. Und wem Stahlrahmen, Vollbart und Velokäppis noch nicht retro genug sind, der kann sich hier auch seine Vinylplatten reinigen lassen. Kein Witz! Ab 17 Uhr laden eine Reihe von Events Hier dreht sich zum Mitmachen ein: Geschicklichkeits- spiele in der Halle oder ein Alley-Cat (eine Art Velo-Schnitzeljagd) draussen auf der Strasse (Dauer: circa 1 Stunde). Anmeldung alles ums Rad ab 17 Uhr. Sonntag Tour des Trucs: 10–16 Uhr. Während der Samstag dem Velo als Ganzes gewidmet ist, steht der Sonntag mehr im Zeichen der De- tails. Die Tour des Trucs hat in B asel mitt- lerweile beinahe Kult-Status, die kommen- von Daniel Faulhaber de Ausgabe ist bereits die neunte Wieder- holung. Vom kleinsten bis zum grösseren enn der Frühling mit war- machen sich und ihr Gefhrt schick fr die Teil können hier schöne Trouvaillen fr das men Temperaturen ins Freie kommende Saison. «In der Velomarkthalle Velo und den Besitzer erstanden werden. lockt, kommen Velophile ist fr alle etwas dabei», sagt Organisator dieser Einladung besonders Benjamin Frei von MEO Basel, «man kann Dass die Tour des Trucs mit dem Ve- Wgerne nach. Liebhaberinnen und Liebha- sich hier austauschen, etwas kaufen oder lomarkt zusammenspannt, hat es so noch ber des Zweirads begehen am kommenden sich einfach die Zeit v ertreiben.» nie gegeben. Mit ihrer Weitläufigkeit bietet Wochenende ihre ganz persönliche Früh- Den Besuchern bietet sich ein dichtes die Markthalle aber die idealen Bedingun- lingssonnenwende, und zwar unter der Programm. Hier das Wichtigste in Kürze: gen für diesen Erstlings-Event. Neben Kuppel der Markthalle. Radlagern und Wildledersätteln bleibt Der Ort wird fr zwei Tage zum Dreh- und Samstag hier noch Platz fr Verpflegung, hungrige Angelpunkt der lokalen Velo-Szene. Veloku- Velomarkt: 10–16 Uhr. An- und Verkauf von Besucher können sich an verschiedenen riere, Sammler, Liebhaber, Alltagsradler und Velos und Anhängern. Anlieferung fr den Ständen eine Pause gönnen. Vollprofis huldigen hier ihrer Passion und Verkauf direkt in der Markthalle: Freitag- tageswoche.ch/+4wq60 ×

TagesWoche 13/15 21 In eigener Sache Die TagesWoche verabschiedet sich von drei Kollegen und begrüsst ihre Nachfolger. Ausserdem haben wir unsere Filmberichterstattung neu organisiert. Abschiede und Neuzugänge bei der TagesWoche

von Dani Winter

m Frühling sticht so manchen der ter von den Zürchern («Tages-Anzeiger») net neu unser Kulturressort verantwortlich. H afer, und die Keckeren unter uns abgeworben wurde, beerbt der regelmässi- Filmthemen, wozu neben Kritiken auch zieht es auch mal zu neuen Ufern. gen Besuchern unserer Sportabteilung be- kulturpolitische Geschichten gehören, Und so haben wir einige personelle reits bestens bekannte Samuel Waldis. werden so noch konsequenter in unsere IVeränderungen in unserer Redaktion zu Kulturberichterstattung integriert. Der melden: Mit schweren Herzen ziehen las- Neue Filmberichterstattung «Lichtspiele»-Blog von Hansjörg Betschart sen mussten wir die Redaktoren Simon Ebenfalls bereits seit Anfang März wird nicht mehr aktualisiert, bleibt aber zu Jäggi (Region), Florian Raz (Sport) und b ereichert Felix Michel unser Team, der archivarischen Zwecken online. Betschart Livio Stöckli (Multimedia), die uns allesamt hälftig als Redaktor und hälftig als Web- arbeitet in den nächsten Monaten an per Ende März verlassen. Entwickler wirkt. Etwas später im April seinem Roman über den Gotthard-Tunnel Bereits zum Inventar gehört dafür stösst dann als neuer «Multimedialer» (Erscheinungsdatum Frühjahr 2016). Für D ominique Spirgi (Region/Kultur), der J onas Grieder zu uns, den wir schon bei die TagesWoche wird er weiterhin von schon seit dem Start der TagesWoche als diversen Fasnachten als Schnitzelbangg- diversen Filmfestivals berichten. freier Mitarbeiter fr uns tätig war. Nun Filmer engagiert hatten. Wir wünschen tageswoche.ch/+gblpk × haben wir ihn nach seiner Schwanger- den Abgewanderten alles Gute für die schaftsvertretung fr Yen Duong einfach Z ukunft und heissen die Neuen herzlich *Razens allerletztes TagesWoche-Stück nicht mehr gehen lassen. Den unersetzli- willkommen! ist noch in Arbeit, aber mit ein bisschen chen Florian Raz (TagesWoche-Score: 1212 Ferner haben wir unsere Filmbericht- Glück kriegt er es noch vor seinem Trefer*), der uns nicht als erster Mitarbei- erstattung neu organisiert. Für diese zeich- Abschiedsapéro gebacken.

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TagesWoche 13/15 22 Hubert Kronlachner Rollen, zum Beispiel 1969 als Estragon in Samuel Becketts «Warten auf Godot», 1970 Sein letzter in der Titelfigur von Alfred Jarrys Farce «König Ubu» (beides Inszenierungen von Hans Bauer) oder 1974 in Karl Kraus’ Vorhang «Die letzten Tage der Menschheit» (Regie: Hans Hollmann). von Dominique Spirgi Diese Stücke sind ein Dreigespann, das noch heute bei manch einem Basler Tea- atürlich fllt einem beim Namen terfreund starke Erinnerungen wachruft. des Schauspielers Hubert Kron- Und Kronlachner ist Teil davon. Die tragi- N lachner sofort das Einpersonen- komischen Figuren waren seine Parade- stück «Der Kontrabass» von Patrick und auch Lieblingsrollen, wie er 2008 als Süskind ein. 1981 spielte er zum ersten Gast in der nachhörenswerten Sendung Mal das tragikomische Lamento des «Reflexe» von Radio SRF verriet. Mit sei- Kontrabassisten, der eine Zwangsehe mit nem charmanten, leicht österreichisch seinem Instrument durchleiden muss. mässig auftrat, tourte erfolgreich durch angehauchten Dialekt war er auch die 2009 fand im Zürcher Schauspielhaus die Schweiz. I dealbesetzung in Stücken von Nestroy die 600. und letzte – ausverkaufte – Vorstel- Kronlachner, der 1923 im österreichi- und Tomas Bernhard, dessen «Teater- lung statt. schen Attnang-Puchheim zur Welt kam, macher» er 1987 am Schauspielhaus Eine solch intensive Beziehung zu hat als Schauspieler in überaus wichtigen Zürich in der schweizerischen Erstaufh- einem Stück und einer Rolle bleibt hängen. Inszenierungen von grossen Regisseuren rung spielte. Vor allem in den Köpfen des Publikums. des deutschsprachigen Raums mitgewirkt. Aber anders als der Musiker im Stück Nach seiner Schauspielausbildung am In Binningen zu Hause konnte Kronlachner den Kontrabass Max-Reinhardt-Seminar in Wien war er 1981 hatte ihn der damalige Direktor schliesslich zur Seite legen und andere unter anderem Ensemblemitglied am Gerd Heinz ans Ensemble des Schauspiel- Teaterprojekte in Angrif nehmen, auch T eater der Hansestadt Bremen. Das war hauses Zürich geholt, dem Kronlachner wenn es in seinem hohen Alter nicht mehr von 1963 bis 1968, als Teaterlegenden bis 2000 angehörte. Sein eigentliches Zu- viele waren. wie Kurt Hübner und Peter Zadek dort fr hause blieb aber Basel beziehungsweise Furore sorgten. Binningen, wo er zusammen mit seiner Tragikomiker mit Charme 1968 wurde Kronlachner dann Mitglied Frau Lydia, die nur wenige Monate vor ihm Bis 2010 spielte er an der Seite des Slam- der unvergesslichen Schauspieltruppe aus dem Leben schied, eine Tochter gross- poeten Laurin Buser in Lutz Hübners unter Werner Düggelin an den Basler gezogen hatte. Stück «Das Herz eines Boxers». Die Pro- Teatern, wie sich das Dreispartenhaus Am Samstag, 21. März, ist der Vorhang duktion des Neuen Teaters am Bahnhof damals nannte. Dort avancierte Kronlach- fr Hubert Kronlachner endgültig zugezo- Arlesheim, wo Kronlachner zumeist in ner zu einem der grossen Publikumslieb- gen worden. Er starb mit 91 Jahren in Basel. Inszenierungen von Georg Darvas regel- linge. Dies vor allem mit tragik omischen tageswoche.ch/+hyqvy ×

Gesehen von Tom Künzli

Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 40-Jährige wohnt in Bern.

TagesWoche 13/15 23 mit einer Behinderung sowie Verschlechte- rungen bei den Arbeitsbedingungen für das Personal akzeptiert die SP vor dem Hintergrund des guten Rechnungsergeb- nisses nicht.»

Kämpferisch geben sich die Juso. Zwar kündigen sie kein eigenes Referendum ge- gen die Sparmassnahmen an, wenden sich aber mit einer klaren Auforderung unter anderem an ihre Mutterpartei: «Wenn der Grosse Rat nicht zur Vernunft kommt, werden wir allfällige Referenden gegen diese Sparmassnahmen mit vollem Einsatz unterstützen. Wir erwarten auch von der SP, dass sie sich noch klarer von diesen Vorhaben distanziert und sowohl im Grossen Rat als auch auf einem möglichen Referendumsweg Widerstand leistet.»

Die BastA! hat bereits angekündigt, das Referendum gegen die im Entlastungs- paket angekündigten Kürzungen der kan- tonalen Beihilfen fr Personen, die Ergän- zungsleistungen beziehen oder knapp nicht bezugsberechtigt sind, zu ergreifen. Auch die politische Mitte – namentlich die EVP – äusserte ihre Bedenken: «Die EVP Basel-Stadt sieht die Notwen- Eva Herzog darf sich freuen: Der Basler Finanzhimmel ist gänzlich ungetrübt. FOTO: DOMINIQUE SPIRGI digkeit drastischer Budgetkürzungen durch den bekannt gegebenen Überschuss Reaktionen aus Finanzpolitik BS in der Staatsrechnung klar relativiert.» der Community Beide Parteien kritisieren, sekundiert von Karl Linder von den Juso und der BastA!, die Rückwei- • Viel Text, aber Linksparteien sung des Budgets 2015 durch die bürgerli- Die Partei hat vor allem mit den Kürzun- etwas in der chen Parteien im Grossen Rat als «Zwänge- gen bei der integrativen Schule und der Finanzpolitik rei» (BastA!). Die Juso schreiben dazu: Beihilfe zu Ergänzungsleistungen ihre nicht begreifen wollen Sparkurs «Die Budgetrückweisung der Bürgerlichen Mühe. wollen: struktu- war eine reine Ideologieübung, die heute Sehr zurückhaltend zeigen sich die bür- relles Defizit überprüfen noch lächerlicher wirkt. Sparen ist für sie gerlichen Parteien mit Reaktionen auf die vermeiden! ein Selbstzweck, ohne Rücksicht auf die Rechnung. Nur gerade die LDP äussert von (Die Regierung von Dominique Spirgi Bevölkerung.» sich aus die Mahnung: ist sich dessen «Links-grünen Begehrlichkeiten darf nicht bewusst, berraschend kam der Überschuss mit dem Argument nachgegeben werden, Kritik am Sparpaket immerhin…) in der baselstädtischen Kantons- es bestünde ja keine Notwendigkeit zum Ü rechnung nicht. Finanzdirektorin Auch bei der Kritik an den Entlastungs- Sparen mehr.» Eva Herzog hatte bereits in der Debatte massnahmen ab 2016 (jährlich knapp 70 von Pascal über die Rückweisung des Budgets 2015 da- Millionen Franken) sind die aktuellen Zah- Pfister rauf hingewiesen, dass die Kantonsrech- len aus der Rechung Wasser auf die Mühlen Das Schweigen der Bürgerlichen • Die Bürgerli- nung besser als veranschlagt ausfallen wer- der Linksparteien. Die BastA! schreibt zu- Die LDP moniert trotz der Freude über chen wollen aus de. Überraschend war aber die Höhe. 179,3 handen der Medien: das Resultat, dass die Genauigkeit der Bud- ideologischen Millionen Franken sind massiv mehr als «Noch unverständlicher erscheint vor getierung zu wünschen übrig liess: Gründen das budgetierten Plus von 2,2 Millionen. diesem Hintergrund das Sparpaket der «Gerade in Zeiten, in welchen Spar pakete Leistungsabbau SP und Grüne zeigen sich in ersten Stel- Regierung. Bei voller Staatskasse die vorgelegt und Budgetsenkungen betreiben. Aus- lungnahmen erfreut über die positive Rech- kantonalen Beihilfen zu kürzen, das vorgenommen werden müssen, ist das geglichenes nung. Die Grünen Basel-Stadt schreiben: Staatspersonal zu belasten und die Finanzdepartement in der Pflicht, präzise Budget hin oder «Die Grünen sind erfreut über die Behinderten zu brüskieren ist ein Affront.» Zahlen und Prognosen vorzulegen. Sonst ist her. Die Linke unerwartet gute Rechnung des vergan- die Glaubwürdigkeit der Regierung in will auch kein genen Jahres, welche zeigt, dass die Frage gestellt, weil die Notwendigkeit von strukturelles rot-grüne Regierung seit Jahren eine solide Für die BastA! steht «nicht weniger auf Ausgabensenkungen vermeintlich nicht Defizit. Aber dem Spiel als das soziale Basel». Moderater Finanzpolitik betreibt.» einleuchtet.» dieses ist aktuell klingt es bei den Grünen und der SP: nicht mehr als «Die eingeleiteten Entlastungsmass- Lob für Eva Herzog ein Schreck- nahmen waren vorausschauend und Nicht zur Rechnung 2014 äusserten sich gespenst der Ins gleiche Horn stösst auch die Partei präventiv. Aufgrund des guten Rechnungs- die SVP, die FDP, die CVP und die GLP, die es Bürgerlichen. der Finanzdirektorin, die SP: ergebnisses muss aber auf die vollumfäng- vergangenen Dezember mit ihrem geschlos- «SP-Regierungsrätin Eva Herzog macht liche Umsetzung verzichtet werden. senen Auftreten geschaft hatten, das Budget erwiesenermassen gute und solide Kürzungen bei den Beihilfen, die 2015 an die Regierung zurückzuweisen. Finanzpolitik.» Abschaffung der Fachstelle für Menschen tageswoche.ch/+e2axb × TagesWoche 13/15 24 «Social Meal» Kochen und kennenlernen

von Yen Duong

eicht nervös wirken Samuel Rüegger (26) und Martha Marx (30), wenn sie L von ihrem Projekt «Social Meal» erzählen. Seit Monaten arbeiten sie mit fnf Freunden an der Lancierung ihrer Plattform. Dass sie nun so kurz vor dem Ziel stehen und ihre Website am 28. März kom- plett online geht, scheint noch surreal fr die beiden. Die Idee von «Social Meal» ist simpel: In der eigenen Wohnung kochen und mit Wildfremden speisen. «Viele Menschen essen alleine oder haben ihre Routine. Mit ‹Social Meal› wollen wir Menschen zusam- menbringen – da ist der Tisch als Anlass und Ort ideal dafür», sagt die Theater- regisseurin Marx. Anders als bei Facebook oder anderen Internetplattformen würde Im «Szenario Park» verbindet ein Park die Klybeckinsel mit dem Wohnquartier. FOTO: 3LAND «Social Meal» die Leute real miteinander verbinden. «Die Website ist dabei nur das Stadtplanung nehmen. Es handle sich bei diesem Raum- Reaktionen aus Werkzeug.» konzept um eine Vision. Ein langfristiges der Community Wer bei «Social Meal» ein Profil erstellt, Planspiel, um die Möglichkeiten der trina- von Valdy kann gemeinsame Ess- und Kochmöglich- «Rheinhattan» tionalen Sondersituation auszuloten. «Das • Ich fand die keiten anbieten oder in Anspruch nehmen. Einzige, was wir heute schon wissen, ist: Idee eines Auch gibt es die Möglichkeit, zusammen Die Region wird mit Sicherheit nie so aus- «Rheinhattan» ein Restaurant zu besuchen oder spezielle hat ausgedient sehen wie auf diesen Visualisierungen.» im Gegenteil Events zu organisieren. «Ein ähnliches Pro- Weshalb also zusätzlich zu «Rheinhat- angenehm, es jekt gibt es schon in Zürich. Wir fanden, von Matthias Oppliger tan» eine Vision ausarbeiten, wenn ohne- hätte der Stadt dass dies Basel auch gut stehen würde», hin nichts davon realisiert wird? Die Visio- den Weg in die sagt der Buchbinder Samuel Rüegger. ährend sich draussen die Sonne nen dienen gemäss Wessels dazu, eine stän- Zukunft gewie- verdunkelt, projiziert Vesta Nele dige Debatte um die regionale Weiterent- sen und der Anders als bei Facebook Zareh vom französischen Archi- wicklung in Gang zu halten. Und weil sich Zersiedelung ein Wtekturbüro LIN drinnen mit dem Beamer die Bedürfnisse, Vorstellungen und politi- Ende gesetzt. oder anderen Zukunftsvisionen: «3Land: drei Städte – schen Rahmenbedingungen laufend ver- eine Zukunft» steht dort etwa, oder «multi- ändern, sei es auch wichtig, planerische Internetplattformen funktionale Landschaftsräume». Zwischen Aspekte zu hinterfragen. von Daniel Basel und Huningue überragt eine Brücke Kurmann bringt «Social Meal» den Rhein und dort, wo jetzt entlang der Brücke zwischen Basel und Huningue • Im Ernst? Klybeckhalbinsel die Hafenbahn verkehrt, Den grössten Gewinn dieses neuen Wir hatten Leute real zusammen. befindet sich ein riesiger grüner Park. Raumkonzepts sieht der Baudirektor darin, gefordert, we- Die Planer von LIN legen damit bereits dass es gewisse Befunde der ersten Version nigstens einmal Erste Anlässe finden bereits am 28. März die zweite planerische Vision der Region bestätigt. «Dass auch die Planer von LIN in mit diesem statt – von den Initianten organisiert. «Es rund ums Dreiländereck vor. Der letzte, der Brücke zwischen Basel und Huningue Architektenteam ist klar, dass wir am Anfang selber für vom niederländischen Büro MVRDV und ein zentrales Element sehen, beflügelt uns reden zu dürfen. Events sorgen müssen», sagt Rüegger: «Die den Baslern Cabane und Josephy erarbeite- natürlich.» So will Wessels die Vorbereitungs- Nix da. Einfach Erfahrung zeigt, dass die Leute zuerst te Vorschlag, hat sich vielen Beteiligten arbeiten fr diese Brücke zusammen mit hinter verschlos- irgendwo essen gehen möchten, bevor sie unter dem Kampfegrif «Rheinhattan» tief Frankreich vorantreiben. Sollten sich die Plä- senen Türen selber etwas anbieten.» ins empörte Gedächtnis gebrannt. ne konkretisieren, werde wohl eine binatio- planen, keine Die Währung dieser Plattform sei Ver- nale Projektorganisation ins Leben gerufen. Mitwirkung trauen, so Rüegger. Denn es sei nicht Debatte in Gang halten Der zweite Punkt auf Wessels To-do- durchführen selbstverständlich, wildfremde Men- LIN gehen behutsamer vor. So liegen Liste ist die Klärung der Situation im Klein- und mit fertigen schen in die eigene Wohnung zu lassen. für die Entwicklung des Kleinhüninger hüninger Hafen. Erst wenn feststeht, was Plänen an die «Wir v ersuchen die Hemmschwelle zu Hafens nun drei «Szenarien» vor. Die oben mit der Hafenbahn geschehen soll und ob Presse gehen. senken, indem wir Bewertungsmöglich- erwähnte Variante mit der grossen Grün- sich ein drittes Hafenbecken realisieren Nichts gelernt"… keiten anbieten.» anlage heisst «Szenario Park». Im «Szenario lässt, ist die Grundlage fr eine weitere Ent- Rund 90 Personen haben laut Rüegger Altrheinlauf» erstreckt sich statt der Hafen- wicklung gegeben. Einen kleinen Schritt bereits Interesse am Projekt bekundet und bahn ein Wasserlauf entlang der Klybeck- auf dem Weg dorthin hat der Nationalrat ihre E-Mail-Adresse hinterlassen. Das Pro- insel, während das «Szenario Halbinsel» diese Woche unternommen. Dank dessen jekt wird von «Occupy Basel» finanziert. eine teilweise Flutung dieser Fläche vorsieht. Entscheid, das neue Gütertransportgesetz «Wir verlangen keine Provisionen, es ist ein Baudirektor Hans-Peter Wessels gibt anzunehmen, darf der Rheinhafen künftig gemeinnütziges Projekt.» Man hoffe je- sich dennoch Mühe, allflligen Kritikern auf Bundesgelder hofen. doch auf Spendengelder, sagt Marx. sogleich den Wind aus den Segeln zu tageswoche.ch/+dyrlk × tageswoche.ch/+h1q5z ×

TagesWoche 13/15 25 Stimmen-Festival künstlerisch grosse Schwankungen durch- der entfesselte Partystimmung im Lörra- gemacht hat. In welcher Verfassung sie sich cher Rosenfels park aufommen – etwa bei Bob Dylan, 2015 präsentieren wird, ist eine der Fragen, den Konzerten der französischen Gruppe auf die nur der Konzertbesuch Antwort Boulevard des Airs oder dem Londoner geben kann. Yiddish Twist Orchestra. Patti Smith und Als vielversprechende jüngere Stimmen Entfesselte Partystimmung gelten zudem Nadine Shah und William Lionel Richie Überraschungsmomente, sie gehören Fitzsimmons, die man ebenso auf dem zu «Stimmen» – und prägen manchmal Radar haben sollte wie den Basler Singer- von Marc Krebs nachhaltig den Eindruck eines Jahrgangs. Songwriter Baum. Er wird am 26. Juli den So strahlte Markus Mufer, als er sich an letzten «Stimmen»-Abend 2015 eröfnen – as Stimmen-Festival erfährt im den letztjährigen Auftritt von La caravane der garantiert in einer 80er-Party enden dritten Jahr unter der Leitung von passe erinnerte. Manchmal sind es die wird: Bilden doch die amerikanischen Te D Markus Mufer eine transkonti- unbekannten Namen, die die grössten Aha- Hooters (Johnny B) den Abschluss. nentale Verlagerung. Denn während der Erlebnisse bescheren. So dürfte heuer wie- tageswoche.ch/+h16h9 agile Festivalchef, der selber einige Jahre in London verbrachte, seine Liebe zu Gross- ANZEIGE britannien im Programm kundtut, kom- men die grössten Schwergewichte für einmal wieder aus den USA. Mufer und Am liebsten daheim. Konzertagent Dieter Bös konnten ganz grosse Klassiker verpflichten: Bob Dylan! Lionel Richie! Patti Smith! Bei der Präsentation im Festivalzentrum, Wir leisten individuelle Hilfe und Pflege zu Hause. Kranken, dem Lörracher Burghof, liess Mufer durch- blicken, dass er noch andere, jüngere Stars behinderten und hilfsbedürftigen Menschen ermöglichen wir im Auge hatte. Aber die «horrenden Gagen damit ein Leben in vertrauter Umgebung – und unterstützen und Exklusivitäten», die heutzutage verlangt würden, machen «Stimmen» das Veranstal- und entlasten ihre Angehörigen. ten schwer. «Da werden manche Künstler, die sehr hot sind, von anderen Festivals ex- klusiv blockiert und ein Engagement unse- rerseits verunmöglicht», klagt Mufer. Dipl. Pflegefachpersonen HF Sophie Hunger auf der grossen Bühne für unseren Notfalldienst Wenn man aber mit so klingenden Na- men wie Smith oder Dylan aufwarten kann, ist das halb so schlimm, mag man tröstend nachschieben. Auf jeden Fall sind diese Die Einsätze sind wählbar lebenden Legenden auf ihren Neverending Tourneen ein Ereignis. Und vielleicht auch ein kleineres Risiko als die Verpflichtung zwischen Tagespräsenz/ einer einst gehypten Band. Für britische Evergreens sorgen heuer -Pikettdienst Status Quo, deren Name Programm ist. Ab- gerundet werden die Marktplatz-Konzerte Mitte Juli durch zwei ebenso kämpferische Sängerinnen wie Patti Smith: Melissa Ethe- oder ridge und Sophie Hunger. Die Schweizer Singer-Songwriterin hat es nun auch in Lörrach auf die ganz grosse Bühne ge- schaft. Respekt! Nacht- und Wochenend- Überhaupt sind Frauen stark vertreten im «Stimmen»-Programm 2015. Da singt Pikettdienst etwa die vielgelobte Britin Julia Biel in der Coupole von Saint-Louis. Mit dem Sprung über die Grenze will «Stimmen» wieder in Haben wir Ihr Interesse geweckt? Für weitere Auskünfte wenden Sie sich an Frankreich Fuss fassen und hoft auf eine Frau Karin Wiedmer, Teamleiterin, Telefon 061 686 96 02. engere Kooperation, nach der bisherigen Satellitenbespielung von Les Dominicains Ihre vollständige, schriftliche Bewerbung senden Sie bitte an: in Guébwiller. [email protected] oder Spitex Basel, Ressort Personal und Bildung, Die Kooperationen mit Riehen und Augst Feierabendstrasse 44, 4051 Basel werden fortgefhrt. Das römische A ugusta Raurica wird Anfang Juli von den Kelten be- www.spitexbasel.ch setzt: Unter dem Motto «Irish V ibes & Waves» treten unter anderem Cara Dillon, Mick Flannery und Sinéad O’Connor auf. Spitex Basel, Ressort Personal und Bildung Sinéad O’Connor trat vor vier Jahren auf Feierabendstrasse 44, 4051 Basel der Summerstage in Basel auf, war auch Telefon 061 686 96 00, www.spitexbasel.ch schon 1997 bei «Stimmen» zu erleben. Und gilt noch immer als unberechenbare, skan- dalträchtige Künstlerin, die privat und

TagesWoche 13/15 26 Bildstoff 360° tageswoche.ch/360

Athen Auf Halbmast: Die Pfadfinderin feiert den griechischen Unabhängigkeitstag, doch ohne fremdes Geld droht der Staatsbankrott. ALKIS KONSTANTINIDIS/ REUTERS

Seyne-les-Alpes Rettungshelikopter der französischen Gendarmerie und der Luftwaffe w arten auf ihren Einsatz an der Absturzstelle des verunglückten Germanwings- Airbus. JEAN-PAUL PELISSIER/ REUTERS

Kaxgar Kalte Dusche: Tadschikische Frauen benetzen ihre Männer nach alter Tradi- tion mit Wasser. Der Frühling mit seinen Gefühlen ist nicht mehr weit. CHINA DAILY/REUTERS

TagesWoche 13/15 27

Aleppo Endstation: Hinter der Busbarrikade in einem von den Rebellen kontrol- lierten Viertel in Aleppo lauern die Scharfschützen von Baschar al-Assad. AMMAR ABDULLAH/ REUTERS

Kabul Afghanische Aktivistinnen demonstrieren am Begräbnis einer Frau, die zu Tode geprügelt worden war. Man hatte sie beschuldigt, ein Exemplar des Korans verbrannt zu haben. MOHAMMAD ISMAIL/ REUTERS

TagesWoche 13/15 28 Überwachung von Georg Kreis Politik geht derzeit vor Recht, dabei ir haben Halbzeit in der parlamentarischen Debatte wäre eine Stärkung der Aufsicht auch um das neue Nachrichten- dienstgesetz (NDG). Der im Interesse des Nachrichtendienstes. WN ationalrat hat die Beratung hinter sich und die Vorlage mit 119 zu 65 Stimmen gut- geheissen; der Ständerat dagegen hat die Beratung noch vor sich. Obwohl die Kleine Kammer gerne als das rechtliche Gewissen bezeichnet wird, dürften die Punkte, die zu Schutz vor den rechtlichem Bedenken Anlass geben, wohl kaum alle ausgeräumt werden. Denn in die- sem Fall geht Politik vor Recht, und die Politik tickt derzeit rechts. Wie die Dinge liegen, ist die Wahrschein- Schützern lichkeit eines Referendums aus dem rot-grü- Online nen Lager gross. Darum werden wir wohl noch dieses Jahr eine Volksabstimmung dazu haben. Die Gesetzesbefrworter mei- nen, diesem Urnengang zuversichtlich ent- gegenblicken zu können. VBS-Chef Ueli Maurer sagte dem «Tages-Anzeiger», es wer- tageswoche.ch/ de schwierig sein, der Bevölkerung zu erklä- themen/ ren, weshalb man «Leute, die terroristische Georg Kreis Anschläge planen und morden», oder Spione schützen solle. Das aber ist nicht der Punkt.

Schweres Geschütz: Bundesrat Maurer möchte den Nachrichtendienst ausbauen und aufrüsten. FOTO: KEYSTONE

TagesWoche 13/15 29 Das sich anbahnende Gesetz gibt dem Keine Frage war interessanterweise, ob boten zwei Karrieremöglichkeiten: entwe- Nachrichtendienst zusätzliche Kompeten- die Nachrichtendienstler über die nötige der stiegen die besseren Leute vom Kanton zen zur Überwachung von Telefon- und Qualifikation verfügten. Diesbezüglich zum Bund auf, oder die kantonale Dienste E-Mail-Verkehr, Verwanzung von Räum- wollte Bundesrat Mauer dennoch allfllige behielten die besseren bei sich und über- lichkeiten und so weiter. Dass diese Aufrüs- Zweifel ausräumen, indem er erklärte, dass liessen die anderen dem Bund. tung bis zu einem gewissen Grad nötig ist, im Nachrichtendienst des Bundes (NBD) Es liegt in der Natur dieser Tätigkeit, dass wird von den Gegnern der jetzigen Vorlage keine «luschen Gestalten» tätig seien, son- die Überwacher zu überschüssigem Handeln nicht bestritten. Kritisiert wird, dass man dern «ehrenwerte, biedere Bundesbeamte», tendieren – im Zweifel lieber etwas zu viel als nicht bereit ist, gleichzeitig auch die Kont- und dass das gerne kultivierte Bild von Ge- etwas zu wenig. Auch in anderen Ländern rolle der nachrichtendienstlichen Aktivitä- heimdienstlern mit Schlapp hüten revidiert gibt es die Tendenz, möglichst viel registrie- ten entsprechend auszubauen. werden müsse. ren zu wollen, in der Meinung, dass dann Der Einsatz der neuen Mittel setzt eine Das Unbehagen gilt indessen weniger schon das Richtige und Wichtige drin sein dreifache Bewilligung voraus: Zustimmung der Qualität als der Quantität. Das zeigt wird. Das Ausweichen in die schiere Menge vom Bundesverwaltungsgericht, vom VBS- eine Darstellung im «Blick»: Unter dem kann ernsthafte Überlegungen zur Frage Vorsteher (derzeit Ueli Maurer) und vom Titel «Die Schlapphut-Schwemme» bean- überflüssig machen, was wirklich nötig ist. Sicherheitsausschuss des Bundesrats. standete das Blatt den heimlichen und kon- Die Kritiker fordern aber, dass nicht ein tinuierlichen Ausbau des Schnüfelappa- Zusätzliche Sicherungen gefordert Einzelrichter, sondern ein Dreiergericht rats. Von 237 im Jahr 2010 sei der Stellenetat Nach den gemachten Erfahrungen müs- grünes Licht geben müsse, und sie fordern fr 2015 auf mindestens 272 angestiegen sen unsere Überwacher weiterhin selber einen Ausbau der Oberaufsicht über die und mit einem weiteren Ausbau, vielleicht überwacht werden. Markus Mohler, ehe- ordentliche Aufsicht, die der VBS-Chef und auf 350 Stellen, sei zu rechnen. maliger Polizeikommandant in Basel-Stadt, seine Bundesratskollegen ausüben müs- Nach dem «Charlie Hebdo»-Attentat war Rechtsexperte in diesen Fragen und nicht sen "– oder müssten. Leider hat man schon sogleich die Neuschafung von sechs Stellen bekannt als linker Oppositioneller, hat sich mehrfach die Erfahrung machen müssen, bekannt gegeben worden, und selbst der am Radio entschieden dafr ausgespro- dass die Aufsicht der Exekutive, die ja noch SPS-Präsident Levrat fand das okay, er konn- chen, dass im anberatenen Gesetz verschie- anderes zu tun hat, ungenügend war. te und wollte dem nichts entgegenhalten. dene zusätzliche Sicherungen eingebaut Das Boulevardblatt zeigte in seiner Be- werden. Dazu müsse auch eine genauere Geld spielt keine Rolle kanntgabe genüsslich, wo und wie viele der Umschreibung der «besonderen Lagen» Darum fordern die Grünliberalen ein total 91 vom Bund finanzierten kantonalen gehören, die es dem Bundesrat erlauben neues, unabhängiges Gremium, das die ge- Staatsschutz-Vollzeitstellen zur Verfgung würden, den Nachrichtendienst einzuset- samte Tätigkeit des Nachrichtendienstes auf stehen: am meisten im Kanton Bern mit 14,1 zen. Eine Stärkung der Aufsichtsmöglich- ihre Rechtmässigkeit überprüfen soll. Denk- Stellen (vielleicht wegen der vielen Botschaf- keiten, sagte Mohler einleuchtend, wäre bar wäre eine administrative Verstärkung ten der Bundeshauptstadt), am wenigsten in eigentlich auch im Interesse des NDB. des Stabs der dafr zuständigen sechsköpfi- Appenzell-Innerrhoden mit einer 0,04 Stelle. In der nächsten Runde ist, wie gesagt, die gen Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel), Kleine Kammer an der Reihe. Dann kann die bekanntlich auch nur aus Milizparla- Laut Bundesrat Maurer Ständerat Claude Janiak, 2008–2011 Präsi- mentariern besteht. dent der GPDel, versuchen, die notwendigen Die Befrworter einer Aufrüstung des sind im NDB keine Verbesserungen einzubringen. Es wäre Überwachungsapparats beteuern eben- erfreulich, wenn es ihm gelänge, die Rats- falls, dass Grundrechte der Bürger nicht «luschen Gestalten» tätig, mehrheit mit seinen Vorschlägen zu über- leichtfertig missachtet werden sollen. Sie zeugen, und sei es auch nur, weil diese mit tragen damit dem Grundwiderstand Rech- sondern «ehrenwerte, der Berücksichtigung der berechtigten Vor- nung, den es in der Schweiz, wenig abhän- schläge ein Referendum verhindern möchte. gig von Parteifarben, gegen obrigkeitliche biedere Bundesbeamte». tageswoche.ch/+siy11 × Aufsicht gibt. Darum haben immerhin auch zwei SVP-Nationalräte gegen die Gesetzes- Der «Blick» konnte sich brüsten, ge- ANZEIGE

vorlage in der jetzigen Form gestimmt. stützt auf das Öfentlichkeitsgesetz mit ei- 124 Aus historischer Sicht gibt es gute Grün- ner Klage beim Bundesverwaltungsgericht de zur Skepsis. Vor 25 Jahren erlebte die die Bekanntmachung dieser Statistik Schweiz den grossen Fichenskandal, und e rwirkt zu haben (Urteil vom 2."2."15, 2010 mussten wir feststellen, dass, als ob A-1177/2014). Bedenklich und bezeichnend nichts gewesen wäre, erneut ohne die nötige fr die im NDB herrschende Mentalität war Staatlich anerkanntes Hilfswerk Kontrolle rund 200"000 Fichen zusammen- das vorgebrachte Gegenargument, dass gekommen waren. In Basel machte man die diese Angaben die Qualität der inneren › Gratisabholdienst Erfahrung, dass trotz offiziellem Verbot Sicherheit reduzieren würden, weil sie und Warenannahme solcher Überwachungen sogar Grossräte Rückschlüsse auf die operativen Fähigkei- für Wiederverkäufliches wegen ihres «Migrationshintergrunds» zu ten des Staatschutzes ermöglichten. Mit Verdachtsobjekten geworden waren. anderen Worten, Terroristen und Spione › Räumungen und Die Befrworter des neuen Gesetzes könnten sich jetzt sorglos vom Bernischen Entsorgungen ergehen sich in Beschwichtigungsrhetorik, ins Appenzellische verschieben. zu fairen PPrreeisenisen indem sie die Gefahren selbst ansprechen, Inzwischen hat die ofzielle Sprachrege- um sie dann umgehend als unbegründet lung völlig gedreht, es heisst jetzt, die Ofen- hinzustellen: keine «flächendeckende legung der Zahlen sei gut, weil sie falschen Brockenstube Basel Überwachung», kein Freipass, keine belie- Vorstellungen (Fantasien) Grenzen setze. Klybeckstr. 91, Tel. 061 683 23 60 www.hiob.ch, [email protected] bigen Lauschangrife, kein Mini-NSA, nur Wie steht es nun aber mit den Qualifika- rund ein Dutzend Überwachungen pro tionen der in dieser Branche eingesetzten Weitere HIOB Brockenstube Jahr. Abgerundet werden die befrworten- «biederen Bundesbeamten»? Was müssen Münchenstein, Birseckstr. 62 den Argumentationen jeweils mit der Aller- sie können, und nach welchen Kriterien Tel. 061 411 89 88 welts-Feststellung, dass es ohne Sicherheit werden sie ausgesucht? Dazu muss man keine Freiheit gebe. Und das dafr aufzu- wissen, dass Kantons- und Bundesdienste Helfen wo Not ist wendende Geld spielt, da es um die Nation eine gewisse Einheit bilden. Die Untersu- Mit Ihrem Einkauf helfen auch Sie! geht, auch keine Rolle. chungen des Fichenskandals von 1989/90

TagesWoche 13/15 30 Bestattungsanzeigen Basel-Stadt und Region

Basel Itin, Karl Peter, geb. Hofstetten-Flüh SO Trauerfeier Dienstag, Zahnd-Zimmermann, Meyer-Brodbeck, Ella, Acklin-Fuchs, Willy, 1947, von Arisdorf BL (Erlenmattstrasse 7). 31. März, 14 Uhr, Alice, geb. 1927, von geb. 1931, von Basel BS geb. 1944, von Herz- (Herrengrabenweg 28). Wurde bestattet. Kapelle des Domini- Rüschegg BE (Pass- und Terwil BL nach AG (Hammer- Wurde bestattet. Seiler-Filleux, Mari- kushauses, Riehen. wangstrasse 5). Ab- (Tramstrasse 83, APH Zum Park). Trauerfeier strasse 167). Trauer- Ito, Satoshi, geb. 1932, anne, geb. 1937, von Ries-Macabenlar, dankung im engsten und Urnenbeisetzung feier im engsten Kreis. aus Japan (Murten- Basel BS, Uster ZH Thomas, geb. 1955, Familien- und Freun- gasse 2). Wurde be- und Fischbach-Gösli- von Riehen BS und deskreis. im engsten Familien- Bauer, Horst-Dieter, kreis. geb. 1947, aus Deutsch- stattet. kon AG (Totentanz 13). Sisseln AG (Seiden- Frenkendorf Stohler-Thürkauf, land (Sierenzerstras- Leemann-Rauber, Trauerfeier im engs- mannweg 31). Trauer- Ammann-Fitzko, Margrit, geb. 1931, von se 28). Wurde bestattet. Pia Theresia, geb. 1931, ten Kreis. feier im engsten Kreis. Theresia, geb. 1939, von von Zürich ZH (Zür- Silvestri, Hans Peter, Schiffmann-Kohler, Madiswil BE (Fasanen- Muttenz BL, Basel BS Birlauf-Eschbach, und Ziefen BL (Aufent- cherstrasse 143). geb. 1944, von Büsser- Samuel Paul, geb. 1918, strasse 6). Urnenbeiset- Richard Erwin Beny, halt im APH Madle, Trauerfeier im engs- ach SO (Sperrstras- von Riehen BS und zung Donnerstag, geb. 1928, von Basel BS Pratteln). Trauerfeier ten Kreis. se 61). Trauerfeier im Basel BS (Gänshalden- 16. April, 14.15 Uhr, (Gasstrasse 12). Wurde und Urnenbeisetzung engsten Kreis. weg 57). Trauerfeier Friedhof Äussere Egg. bestattet. Linder, Richard Abdankung 15 Uhr, ref. im engsten Familien- Staraz, Marino, geb. Freitag, 10. April, Bläuer-Klemm, Fritz, Hermann, geb. 1930, Kirche. kreis. 1939, aus Italien (Fal- 14.30 Uhr, Dorfirche geb. 1921, von Basel BS von Hölstein BL Uebersax-Juchli, Hans kensteinerstrasse 30). Riehen. Hilber-Müller, Walter, (Allschwilerplatz 9). (Rheinfelderstrasse 41). Bernhard, geb. 1918, Abschiedsfeier Don- Wurde bestattet. Zürneck-Wirthwein, geb. 1931, von Degers- Trauerfeier Dienstag, heim SG (Obere Flüh- von Herzogenbuchsee nerstag, 9. April, Staub, Rudolf, geb. Dieter Norbert Wil- 31. März, 13.30 Uhr, ackerstrasse 10). BE (Reichensteiner- Friedhof am Hörnli. 15 Uhr, Leonhards- 1944, von Basel BS helm, geb. 1935, von strasse 55, PH Käppeli). kirche Basel. Riehen BS (Inzlinger- Abdankung Montag, Brajdic, Goran, geb. (Bruderholzstrasse 28). 13. April, 15 Uhr, Pfar- Urnenbeisetzung im Lomuto-Nino, Rocco, Trauerfeier im engs- strasse 243). Wurde engsten Familienkreis. 1969, aus Kroatien bestattet. reizentrum Dreikönig, (Wanderstrasse 125). geb. 1933, aus Italien ten Kreis. Füllinsdorf. Urnen- Pratteln (Strassburgerallee 75). Allschwil Wurde bestattet. Steiner-Andriollo, beisetzung im engsten Hartmann, Hans Trauerfeier Freitag, Grunder-Rauch, Frühauf-Steiner, Fritz, geb. 1929, von Familienkreis. Bernhard, geb. 1939, 27. März, 10.30 Uhr, Basel BS (Tanner- Margrit, geb. 1925, von Marianne Babetta, Hölstein von Pratteln BL Friedhof am Hörnli. strasse 35). Trauerfeier Rüti bei Lyssach BE geb. 1923, von Lenz- (Hauptstrasse 46). Dienstag, 31. März, (Baselmattweg 131). Imhof-Lanz, Herbert, burg AG (Hegen- Loring, Edward Rob- Trauerfeier Freitag, 15.30 Uhr, Friedhof am Trauerfeier und geb. 1928, von Arni BE heimerstrasse 49). bins, geb. 1937, aus den 27. März, 15 Uhr, ref. Vereinigten Staaten Hörnli. Beisetzung Freitag, (Aufenthalt im Pflege- Wurde bestattet. zentrum Brunnmatt, Kirche, Schauenbur- (St.-Alban-Anlage 57). Vogel-Ganter, Anton, 10. April, 14 Uhr. Be- gerstrasse 3, Pratteln. Farron, Claude, geb. Liestal). Abdankung Wurde bestattet. geb. 1928, von Basel BS sammlung Kapelle 1933, von Porrentruy Freitag, 10. April, (Horburgstrasse 54). Friedhof Allschwil. JU (Gellertstrasse 138). Moser, Elisabeth, geb. 14 Uhr, Fiedhofapelle Trauerfeier Mittwoch, Hurter-Sigrist, Teddy Wurde bestattet. 1925, von Basel BS Liestal. (St.-Alban-Vorstadt 85 ). 1. April, 10.30 Uhr, Maxton, geb. 1922, von Gähwiler-von Euw, Trauerfeier Dienstag, Friedhof am Hörnli. Maur ZH (Neptun- Lausen Anna, geb. 1913, von Erny, Tanja, geb. 1980, 31. März, 14 Uhr, Wehrlin-Moser, strasse 2). Trauerfeier Basel BS (Rosental- von Wenslingen BL St. Jakobskirche. Walter, geb. 1929, und Beisetzung Mitt- strasse 13). Trauer- (Edletenstrasse 22d). von Oberwil BL (Dorf- woch, 8. April, 14 Uhr. feier Freitag, 27. März, Müller-Egloff, Alice Bestattung Freitag, strasse 30). Wurde Besammlung Kapelle 11.30 Uhr, Friedhof Marie, geb. 1928, von 27. März, 14 Uhr. bestattet. Friedhof Allschwil. am Hörnli. Basel BS (St.-Johanns- Besammlung Fried- Ring 122). Trauerfeier Wissel-Bieber, Hein- Tschan-Wagner, Fritz, Galli, Luigi, geb. 1935, hofalle. Freitag, 27. März, rich Walter, geb. 1927, geb. 1915, von All- aus Italien (Brei s- 14 Uhr, Antonius- von Basel BS (Feier- schwil BL und Käner- Muttenz acherstrasse 83). kirche. abendstrasse 1). kinden BL (Muesmatt- Angst-Sigrist, Hanna, Trauerfeier im engs- weg 33). Trauerfeier Münger, Henri Trauerfeier Montag, geb. 1920, von Wil ZH ten Kreis. und Beisetzung Diens- Jacques, geb. 1943, von 13. April, 14.30 Uhr, (Holderstüdeliweg 8). tag, 7. April, 14 Uhr. Gehring, Anna Wohlen bei Bern BE Friedhof am Hörnli. Wurde bestattet. Elisabeth, geb. 1926, Besammlung Kapelle (Elsässerstrasse 22). Wyler, Hans Peter, Bacher-Nemmert, aus Deutschland Friedhof Allschwil. Trauerfeier Montag, geb. 1938, von Freien- Anneliese, geb. 1941, (Horburgstrasse 54). 30. März, 15.30 Uhr, bach SZ (Wasgenring Birsfelden aus Österreich Trauerfeier Mittwoch, Friedhof am Hörnli. 76). Wurde bestattet. Bussinger, Werner, (Genossenschafts- 15. April, 14.30 Uhr, strasse 6). Wurde Nyffenegger-Schäppi, geb. 1924, von Basel BS Friedhof am Hörnli. Zeller-Bruder, Emma, bestattet. Marianne, geb. 1949, geb. 1922, von Basel BS und Ormalingen BL Gelmini, Giovanni, von Wyssachen BE (Wiesendamm 22). (Hardstrasse 71). Bennett-Gutherz, geb. 1965, aus Italien (Bruderholzweg 21). Wurde bestattet. Abdankung Donners- Verena Ursula, geb. (Holeestrasse 1). Wurde bestattet. tag, 9. April, 14 Uhr. 1941, von Wiesendan- Wurde bestattet. Zumoberhaus-Prevost, Besammlung Friedhof gen ZH (Grutweg 11). Richter-Ferrini, Pia, geb. 1925, von Guldenschuh-Jenny, Birsfelden. Trauerfeier Freitag, Dieter, geb. 1951, von Obergoms VS (Rhein- Max, geb. 1922, von 27. März, 14 Uhr, ref. Deutschland (Eisen- felderstrasse 39). Carlesso-Ballmer, Basel BS (Jacob Burck- Hanni, geb. 1936, von Kirche St. Arbogast, bahnweg 22). Wurde Trauerfeier Freitag, Muttenz. hardt-Strasse 43). bestattet. 27. März, 14 Uhr, Birsfelden BL (Hard- Trauerfeier Freitag, St. Clara-Kirche Basel. strasse 71). Abdankung Herzig-Luginbühl, 27. März, 14.30 Uhr, Rüfenacht-Wohlge- im engsten Familien- Nelly Helena, geb. Kirche Bottmingen. muth, Klara, geb. 1944, Riehen und Freundeskreis. 1929, von Lotzwil BE von Zürich ZH (Spa- Häring-Higy, René, Gütlin-Schmid, Alfred Schnetz-Kaderli, (Tramstrasse 83, APH lenring 12). Wurde Karl, geb. 1930, von Zum Park). Wurde geb. 1912, von Basel BS bestattet. Adalbert, geb. 1939, (Rosentalstrasse 70, Riehen BS (Steingru- von Basel BS und bestattet. c/o Casa-Vita). Ruf, Peter, geb. 1955, benweg 12). Wurde Rüttenen SO (Rüti- Jauslin-Stocker, Trauerfeier Montag, von Murgenthal AG bestattet. hardstrasse 3). Ab - Werner Emil, geb. 30. März, 14 Uhr, (Rheinsprung 16). Manger-Schmidt, dankung Dienstag, 1924, von Muttenz BL Pflegeheim Casa Vita, Wurde bestattet. Jakob, geb. 1919, von 31. März, 15.30 Uhr. (Pappelweg 22). Rosentalstrasse 70, Schumacher-von Arx, Riehen BS und Basel Besammlung Fried- Bestattung im engsten Basel. Klara, geb. 1929, von BS (Im Glögglihof 14). hof Birsfelden. Familienkreis.

TagesWoche 13/15 31 Vania Alleva In der Mehrzahl der Kantone lehnen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger verlängerte Ladenöfnungszeiten ab. Nun will der Bundesrat die Kantone zwingen, diese einzufhren. Jetzt ist Feierabend! von Vania Alleva

nfang März hat die Solothurner ausgedehnt werden, am besten rund um die Stimmbevölkerung eine Verlän- Uhr und in allen Branchen – und das zum gerung der Ladenöffnungs- Nulltarif. Jeder vernünftige Mensch würde zeiten von 18.30 Uhr bis 20 Uhr sich dagegen mit Händen und Füssen weh- Aan Wochentagen deutlich abgelehnt. Für ren. Ködern lässt sich nur der Konsument in die Solothurner Verkäuferinnen und uns – unter dem Motto: «Ja, ich möchte V erkäufer ist das ein grosser Sieg. Viele meine Fertigpizza auch morgens um 4 Uhr von ihnen haben Familie, oft kleine Kin- kaufen können!» Darum ist der Detailhan- der, einige sind alleinerziehend, und alle del die Speerspitze dieses Angrifs auf unser verdienen sehr wenig, so dass sie sich Recht auf arbeitsfreie Zeit. kaum ausserfamiliäre Kinderbetreuung leisten können. Da macht es fr die betrof- Verbindliche Regeln fenen Kinder einen riesigen Unterschied Was ist zu tun? Sorgen wir an der Urne aus, ob das Mami – oder der Papi – um weiterhin dafr, dass das Gesetz als Schutz sieben Uhr abends zu Hause sein kann fr uns Arbeitnehmende erhalten bleibt. oder erst gegen neun. Vania Alleva ist Unia-Co-Präsidentin. Und nehmen wir die Detailhändler in die tageswoche.ch/+gwox1 Pflicht, damit sie endlich Hand bieten zum Auf Kosten der Kleinen dringend nötigen Branchen-Gesamt- Die Solothurner stehen mit ihrer Skep- arbeitsvertag, in dem verbindliche und sis gegen immer noch mehr Kommerz auf eifrig nachbeten. Trotz Abstimmungsnie- nachhaltige Regelungen der Arbeitsbedin- Kosten der Lebensqualität zum Glück derlagen am Laufmeter und zum Teil gegen gungen fr die gesamte Branche verankert nicht alleine da. In der Mehrzahl der die Interessen der eigenen Wähler. Und wa- werden. Kantone haben die Stimmenden in der rum kommt Bundesrat Schneider-Ammann vergangenen Dekade eine Verlängerung auf die reichlich absurde Idee, verlängerte ANZEIGE der Ladenöfnungszeiten abgelehnt. Bei Ladenöfnungszeiten als Heilmittel gegen 15 von 16 Abstimmungen haben sie einem den starken Franken zu verkaufen? Um was Referendum der Unia zum Sieg verholfen. geht es da eigentlich? Die Verkäuferinnen und die kleinen La- denbesitzer, welche unter der Konkurrenz Man muss sich fragen, durch die Grossverteiler ächzen, danken es ihnen. warum fast das ganze Dennoch muss man sich Sorgen ma- chen. Die vielen positiven Volksentscheide bürgerliche Lager das Basler und die entsprechenden kantonalen Ge- Münsterkantorei setze werden vielleicht bald das Papier Mantra der verlängerten nicht mehr wert sein, auf dem sie stehen. Der Bundesrat will nämlich die Kantone Ladenöffnungszeiten Am Todestag zwingen, von Montag bis Freitag Ladenöf- von Johannes Brahms nungszeiten von mindestens 6 bis 20 Uhr derart eifrig nachbetet. vorzuschreiben. Karfreitag, 3. April 2015 18.00 Uhr im Basler Münster Es ist klar, warum die Grossverteiler und Die Hintergründe werden mir klar in den internationalen Detailhandelsketten ihre unzähligen Gesprächen mit Arbeitnehmen- Läden am liebsten rund um die Uhr geöfnet den aus den unterschiedlichsten Branchen. Johannes Brahms hätten. Sie könnten damit ihren Umsatz auf Unlängst wieder mit einer Schichtarbeiterin Ein deutsches Requiem Kosten der kleinen Läden vergrössern. Ge- im Aargau der zum Migros-Konzern gehö- samtwirtschaftlich betrachtet wäre das renden Chocolat Frey. «Sie haben uns ein- Mechthild Bach, Sopran aber ein Nullsummenspiel. Es würde damit fach die Schichtzulagen fr die Abendarbeit Markus Flaig, Bass kein einziger Franken mehr ausgegeben bis 22 Uhr gestrichen», beklagte sich die und kein einziger Arbeitsplatz zusätzlich empörte Frau bei mir, «und sie haben gesagt, Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz geschafen. gemäss Gesetz müssten sie uns keine Basler Münsterkantorei Schichtzulage bezahlen, und überhaupt, die Fertigpizza morgens um 4 Uhr Verkäuferinnen müssten ja auch bis spät in Annedore Neufeld, Leitung Man muss sich darum schon fragen, den Abend hinein arbeiten, ohne eine Zula- warum nicht nur die Lobbyisten der Gross- ge zu erhalten.» verteiler im Parlament, sondern fast das Darum geht es: Um die Abschaffung Kollekte ganze bürgerliche Lager das Mantra der des hart erkämpften «Feierabends». Der Türöffnung 17.30 Uhr verlängerten Ladenöfnungszeiten derart «Normal-Arbeitstag» soll möglichst weit

TagesWoche 13/15 32 Umwelt wachstumsgesellschaft» bereits 2010 eine Neudefinition von Wohlstand. Und das Efzienz allein wird den Planeten nicht Wuppertal Institut fr Klima, Umwelt und Energie arbeitet seit 20 Jahren an neuen retten. Das Ecofestival 2015 in Basel Wohlstandsmodellen und umweltverträg- lichen Wirtschaftsformen. dreht sich um das Tema «Sufzienz». All diese Ökonomen und Ökonominnen verbindet eins: Sie glauben nicht an «Better Growth» und die Rettung der Welt durch Efzienzgewinne. Sie fordern Sufzienz; also die bewusste Reduktion unseres Res- sourcenverbrauchs durch Verhaltensände- Die Sprengkraft rung : Reduktion statt Wachstum. Die Kritik leuchtet ein: Der grösste Teil der Efzienzgewinne der vergangenen Jah- re wurde vom zusätzlichen Konsum gleich wieder gefressen. Es ist ja nett, dass wir un- eines Unworts sere Wohnzimmer neuerdings mit strom- sparenden LED-Lampen bestücken. Trotz- dem hat sich der Stromverbrauch fr die Beleuchtung in den letzten zehn Jahren fast von Samuel Schlaefli verdoppelt; die Anzahl Lampen in einer 4-Zimmer-Wohnung erhöhte sich durch- ie Erleichterung bei Grosskon- Die Erleichterung war gross, weil die schnittlich von 14 auf 23. Das gleiche gilt fr zernen und Politikern war Kernaussage von «Better Growth, Better die Mobilität: Klar werden die Automotoren gross, als letzten September die Climate» lautete: Alle Länder, unabhängig immer efzienter, doch gleichzeitig werden «Global Commission on the vom Wohlstandsniveau, können langfristig die Karossen bulliger und die Anzahl Fahr- DEconomy and Climate» ihr Tesenpapier wirtschaftlich wachsen und gleichzeitig zeuge nimmt weiter zu, genauso wie unsere «Better Growth, Better Climate» veröfent- das «gewaltige» Risiko des Klimawandels täglich zurückgelegten Kilometer. lichte. In einem Zehn-Punkte-Aktionsplan abwenden. Uf, das ging ja noch mal gut. Unser steigender Konsum schlägt sich führte die Kommission vor, wie Wirt- auch im Müll nieder: Die Siedlungsabflle schaftswachstum und die Abwehr der glo- Wachstum um jeden Preis in der Schweiz sind von zwei Millionen balen Erwärmung zusammengehen. Das Doch es gibt Spielverderber, die Stern ei- Tonnen 1970 auf mehr als fnf Millionen Papier hat Gewicht, schliesslich steht da- nen Strich durch ihre Berechnungen ma- 2012 angestiegen. Unser ökologischer Fuss- hinter niemand Geringeres als Lord Nicho- chen. Clive Spash zum Beispiel, ein Um- abdruck übersteigt aktuell die verfgbare las Stern, der ehemalige Weltbank-Chef- weltökonom der Wirtschaftsuniversität Biokapazität um das Fünfache. All dies ökonom, der 2006 fr die britische Regie- Wien. Seine Kritik beginnt beim Interessen- trotz gewaltiger technischer Fortschritte rung einen Bericht zu den ökonomischen konflikt des Autorenteams. Dieses besteht und Efzienzgewinnen. Auswirkungen des Klimawandels vorlegte. neben Stern aus sieben aktuellen Ministern Obschon vieles darauf hindeutet, dass und ehemaligen Staatsoberhäuptern, zwölf wir unsere hehren Umweltziele durch Ef- Bankern und Finanzfachleuten sowie Ver- zienzgewinne alleine nicht erreichen wer- «Fest der Nachhaltigkeit» tretern von Weltbank und Internationaler den, bleiben Forderungen nach Konsum- Das Ecofestival 2015 Energieagentur. Unterstützt wird es zudem verzicht und Sufzienz in Wirtschaft und von einer Beratungsgruppe bestehend aus Politik weitgehend tabu. «Postwachstums- Das Ecofestival hat sich von der ehema- neun Wirtschaftsprofessoren und sechs Fi- gesellschaft» ist ein Wort, das Ökonomen ligen «Natur»-Messe im Rahmen der nanzexperten. und Politiker meiden wie der Teufel das Muba zu einem dreitägigen «Fest der Mit welchem Interesse, fragte sich Weihwasser. Sie verweisen gerne darauf, Nachhaltigkeit» entwickelt. Es findet Spash, geht eine globale Elite aus Wirt- dass Wachstum Millionen von Menschen dieses Jahr vom 27. bis 29. März zwi- schaft und Finanzen der Frage nach, ob aus der Armut befreit hat, zum Beispiel in schen Theater- und Barfüsserplatz statt. Wachstum und Umweltverträglichkeit ver- China. Die ökologischen Kosten dafr und Rund 80 Aussteller zeichnen für das viel- einbar sind? Für Spash ist der Fall klar: die neuen Risiken fr ebendiese Menschen fältige Programm verantwortlich. «Better Growth, Better Climate» ist keine bleiben unhinterfragt. Und sie preisen das Dieses reicht vom speziellen Stadtrund- evidenzbasierte Untersuchung, wie die Au- Wachstum als absolute Prämisse fr unser gang «konsumGlobal» über Filmvor- toren glauben machen wollen, sondern die aller Wohlstand. Dies obschon Studien führungen sowie Workshops (Upcyc- Basis fr eine politische Agenda, deren längst gezeigt haben, dass – nach der Be- ling, suffiziente Nachbarschaften, wichtigstes Ziel darin besteht, das Wachs- friedigung von bestimmten materiellen Ernährung) und Foren (Komplementär- tumsparadigma um jeden Preis zu retten. Grundbedürfnissen – Wachstum und währungen) bis hin zur offenen Bühne. Ein Lobbyinstrument auch fr das «grüne Zufriedenheit nicht weiter korrelieren. Des Weiteren gibt es eine Kleidertausch- Wachstum»; ein Wirtschaftsmodell also, börse in der Elisabethenkirche, wo man bei dem Wachstum mit gleichzeitiger Re- Bewegung aus der Zivilgesellschaft auch sein altes Velo spenden kann, eine duktion des globalen Fussabdrucks einher- Aktuelle Daten der OECD zeigen, dass Parkourshow auf dem Theaterplatz und geht. All das schön aufereitet in politik- von elf zentralen Faktoren fr unser Wohl- vieles mehr. gerechten Häppchen fr die Klimakonfe- befinden nur drei materieller Natur sind, Am Freitag findet zudem im Theater renz in Paris im November. alle anderen, wie der Grad an sozialer Ver- Basel der Econaturkongress mit diver- Spash ist mit seiner Kritik am «grünen netzung, die Umweltqualität oder Gesund- sen Referaten und Workshops zum Wachstum» längst nicht mehr alleine. Niko heit, sind auch ohne Wachstum zu haben. Thema Suffizienz statt. Dabei tritt auch Paech, Wirtschaftsprofessor an der Univer- Jüngst kommt aber etwas Bewegung in Rob Hopkins auf, Gründer der Transi- sität Oldenburg, macht sich seit Jahren fr den wachstumsgläubigen Einheitsbrei. tion-Town-Bewegung und Autor von das Konzept einer Postwachstumsökono- Nicht von der Wirtschaft, nicht von der Po- «Einfach.Jetzt.Machen!» mie stark. In der Schweiz forderte Irmi litik, sondern aus der Zivilgesellschaft. Aus Weitere infos: www.eco.ch Seidl, Forscherin an der Eidgenössischen dem Konsumüberdruss heraus entstand Forschungsanstalt WSL, im Buch «Post- eine Bewegung, die sich «Minimalismus»

TagesWoche 13/15 33

«Original Unverpackt»: In diesem Laden bringt die Kundschaft Korb und Gläser für den Transport selber mit. FOTO: KATHARINA MASSMANN nennt. In den USA gibt es mittlerweile in al- Ein Trend, der sich mittlerweile bereits ben jährlich zwei Millionen Klicks auf ih- len grösseren Städten selbstbekennende in entsprechenden Geschäften niederge- rem Blog; sie touren mit Vorträgen durch Minimalisten – eine über Blogs und soziale schlagen hat: Die Eröfnung des ersten die USA und nächstes Jahr kommt ihre Medien gut vernetzte Gemeinschaft, die «Original Unverpackt»-Geschäfts in Berlin Dokumentation zum Tema ins Kino. sich der Reduktion aufs Wesentliche ver- Kreuzberg zeugt davon. Dort kaufen Hips- Das Interesse frs Tema ist symptoma- schrieben hat. ters mit Tupperwares und Weckgläsern Ha- tisch fr eine Zeit, in der im Zuge der Öko- Sie verkaufen oder verschenken prak- ferflocken, Spaghetti und Naturkosmetik nomisierung und Beschleunigung vieler tisch ihre gesamte Habe, die sich in den ers- lose ein. Lebensbereiche vermehrt wieder die Sinn- ten 20 oder 30 Jahren ihres Lebens ange- frage gestellt wird. Viele erkennen im Redu- häuft hat – «Wohlstandsballast», wie der Die Minimalisten zieren eine Quelle fr Zufriedenheit – nicht Postwachstums-Ökonom Niko Paech sa- trotz materiellem Verzicht, sondern gerade gen würde. Einige gehen so weit, dass sie schwärmen vom Gefühl weil der Alltag nicht mehr von den 104000 sich, ausser von einer Hängematte zum Dingen belastet wird, die laut Schätzung Schlafen, einem Bündel Kleider, einem der Erlösung, wenn man des Soziologen Hartmut Rosa in europäi- Körbchen mit Nüssen und Früchten sowie schen Haushalten herumliegen. ihrem iPad – darauf möchten die meisten dem Hamsterrad des Minimalisten leben vor, was Politik und Minimalisten auf keinen Fall verzichten –, Wirtschaft derzeit noch frchten: Sufzi- von all ihren Habseligkeiten trennen. Konsums entflohen ist. enz kann funktionieren, ohne dabei auf Le- Die Minimalisten schwärmen von Zeit- bensqualität und -freude zu verzichten. Mit gewinn, vom erlösenden Gefhl, wenn man Wer meint, bei den Minimalisten hand- einer wichtigen Prämisse, wie die Sozial- dem Hamsterrad des unauförlichen Kon- le es sich um Neo-Hippies oder Utopisten psychologin Annette Jenny betont, die ihre sums einmal entflohen ist. Sie erzählen da- mit einer krankhaften Natursehnsucht, Doktorarbeit an der Universität Zürich zum von, weniger arbeiten zu müssen, weil sie liegt falsch. Sie leben meist in Städten, ha- Tema schreibt: Materielle Reduktion wird weniger Geld ausgeben, von einem neuen ben gute Ausbildungen und ziehen sich nur dann als Gewinn empfunden, wenn Bezug zur Umwelt und von einer besseren nicht zurück. Ganz im Gegenteil, sie vernet- diese aus freien Stücken geschieht. Aber Balance zwischen Privatleben und Beruf. zen sich und bloggen, schreiben Bücher seien wir ehrlich: Könnten nicht die meis- Sie experimentieren, versuchen ihren All- und drehen Filme. «Te Minimalists», die ten von uns reduzieren, ohne auf etwas ver- tag so umzugestalten, dass sie keinen anor- wohl bekanntesten Protagonisten der Be- zichten zu müssen? ganischen Müll mehr produzieren. wegung, verzeichnen laut eigenen Anga- tageswoche.ch/+ 14syq ×

TagesWoche 13/15 34 Umwelt und konsumieren. Wenn alle, die heute re- gelmässig bei McDonald’s essen, künftig «Die Frage ist nicht, ob wir wachsen, weniger oft, dafr in einem Fünf-Sterne- Restaurant essen, dann wirkt sich das wahr- sondern wie» – Frank Krysiak, Umwelt- scheinlich positiv auf die Umwelt aus, schaft mehr Lebensqualität und zugleich ökonom an der Uni Basel, im Interview. Wachstum. Die Frage ist also nicht so sehr, ob wir wachsen, sondern wie wir wachsen. Wachstum sollte kein Ziel an sich sein. Ist man in den Wirtschaftswissen- schaften heute überhaupt bereit, das gängige Wachstumsparadigma zu «Kritik allein ist überdenken? Da gibt es Abstufungen: Es gibt Ökono- men, die aktiv nach Alternativen suchen. Andere setzen sich zwar mit der Frage aus- einander, kommen aber zum Schluss, dass kein Lebenswerk» es gut ist, wie es ist. Und dann gibt es noch solche, die das Paradigma überhaupt nicht infrage stellen wollen. Die Universitäten könnten ein frucht- barer Boden für das Denken und Testen von neuen, «suffizienteren» von Samuel Schlaefli Wirtschaftsmodellen sein. Ich habe aber den Eindruck, dass Standardtheo- bschon es die Popularität sei- sind zwei komplett unterschiedliche Be- rie wie vor 20 Jahren gebüffelt wird. nes Temas nahelegen würde: grife von Sufzienz. Aus ökonomischer Tatsächlich werden Sie das Wort Sufzi- Frank Krysiak (42) gehört nicht Sicht würde ich sagen: Nachhaltigkeit ist enz an unserer Fakultät wahrscheinlich zu den Popstars der Nachhal- ohne Verzicht durchaus möglich, doch nicht hören. Dieses Konzept ist in den 80er- Otigkeitsforschung. Der Professor fr Um- ohne eine gewisse Änderung in der Art, wie Jahren in der Ökonomie ziemlich ver- weltökonomie lehrt und forscht seit 2006 wir leben, wird es nicht gehen. In der Um- brannt worden und ich würde heute weite an der Universität Basel und ist einer von weltökonomie sprechen wir in diesem Zu- Wege gehen, um das Wort «Sufzienz» zu drei Organisatoren des Masterstudien- sammenhang von qualitativem anstelle vermeiden. gangs in Sustainable Development. von quantitativem Wachstum. Weshalb? Im Interview fllt der Professor durch Weil es den Anstrich einer gescheiterten Diskussionsfreude, konkrete Bezüge zum «Das Konzept der Idee hat – diese Idee, dass wir alle freiwillig Alltag und ruhige Erörterung auf. Einzig Verzicht üben. Dieses erste Sufzienz-Kon- bei der Grundsatzfrage nach dem Wachs- ‹Suffizienz› ist in den zept ist grandios gescheitert. Das wurde tumsparadigma in den Wirtschaftswissen- eine Zeit lang breit diskutiert, hat es aber schaften werden die Pausen etwas länger 80ern verbrannt worden. nie in den Kanon der Wirtschaftswissen- und man kriegt das Gefhl, als würde sich schaften geschafft. Was aber im Main- ein Überdruss gegenüber der Fragestel- Ich würde weit gehen, um stream angekommen ist, sind Teorien, die lung bemerkbar machen. den selbstzentrierten Homo Oeconomicus, Herr Krysiak, in der Debatte um das Wort zu vermeiden.» von dem die Ökonomen lange Zeit ausgin- Nachhaltigkeit wird meist über Effizi- gen, infrage stellen. Temen wie Altruis- enzsteigerung gesprochen. Reicht das Wie muss man sich ein solches qualita- mus, der ein wichtiger Motivator fr sufzi- oder brauchen wir auch eine Steige- tives Wachstum vorstellen? entes Verhalten sein kann, werden heute in rung der Suffizienz, also der Reduk- Nehmen wir das Beispiel Mobilität: Es der Ökonomie breit diskutiert. tion des Ressourcenverbrauchs durch ist nicht nötig, dass ich darauf verzichte Obschon Umweltfragen seit der Verhaltensänderung, damit wir unsere und 362 Tage im Jahr in einem Umkreis von UN-Konferenz für Umwelt und Ent- Umweltziele erreichen werden? 20 Kilometern um mein Haus bleibe. Aber wicklung von 1992 stark an gesell- Es kommt darauf an, von welcher Suf- ich kann anders reisen, etwa indem ich schaftlicher Relevanz gewonnen haben, zienz Sie sprechen. Vor 30 Jahren verstand nicht mehr mit dem Auto fahre, sondern fristen sie in der Ökonomie noch man darunter einen freiwilligen Verzicht den Nahverkehr nutze und all das ohne immer ein Schattendasein. Weshalb? auf Konsum. Heute spricht man oft nicht jeglichen Verzicht auf Lebensqualität. Das stimmt nicht. 1980 gab es in mehr von Verzicht, sondern davon, die ei- Plötzlich merkt man: Für 90 Prozent der Deutschland einen einzigen Lehrstuhl fr gene Lebensweise zu verändern, ohne da- Strecken brauche ich gar kein Auto, also Umweltökonomie. Heute hat fast jede Uni- bei auf Lebensqualität zu verzichten. Das verzichte ich ganz darauf. Wenn Menschen versität einen. Bei uns an der Fakultät leh- einmal die Erfahrung machen, dass es auch ren und forschen fnf Professuren in den ANZEIGE anders geht, dann ist vieles möglich. Bereichen Umwelt- und Energieökonomie. Stellen Sie mit dem Ruf nach mehr Das ist einer der grössten Bereiche der Fa- Qualität anstatt Quantität nicht das kultät. Wir sind längst keine Nische mehr. gängige Wachstumsparadigma der In Deutschland und den USA bieten Wirtschaft in Frage? Dieses beruht ja Unis Vorlesungen in «Postwachstums- darauf, dass immer mehr zu immer ökonomie» an. Dabei lernen Studie- tieferen Kosten produziert wird – dar- rende, wachstumskritische Positionen auf basiere unser Wohlstand, heisst es. zu begründen und eine Ökonomie (Lange Pause.) Nicht wirklich. Denn es ohne Steigerung des Bruttoinland- ist egal, ob Wachstum zustande kommt, in- produktes (BIP) zu denken. Weshalb dem wir mehr Güter produzieren und kon- gibt es das an der Uni Basel nicht? sumieren oder indem wir weniger, dafr (Tiefes Einschnaufen.) Da muss man sa- qualitativ hochwertige Güter produzieren gen, das ist ein Tema)… Die Frage, ob wir

TagesWoche 13/15 35 Zurück zum «qualitativen Wachstum», das Ihrer Meinung nach den Weg in eine nachhaltigere Gesellschaft weisen könnte. Setzen Sie da auf die Freiwil- ligkeit der Bürger? Nicht alleine. Man kann Entscheidun- gen durchaus lenken, zum Beispiel indem wir Treibstofe verteuern oder ein Road Pricing einführen, bei dem diejenigen mehr bezahlen, die mehr fahren. Denn bis heute werden die negativen Folgen, also die Umweltschäden, nicht auf die Verursacher übertragen – wir nennen das externalisier- te Kosten. «Nachhaltiges Wachstum kann man nicht allein dem Markt überlassen. Es braucht eine gewisse staatliche Lenkung.» Aber solche Eingriffe widersprechen doch der Standardtheorie der Ökono- mie, wonach die unsichtbare Hand des Marktes die optimale Allokation der Güter garantieren soll. Darauf stützen sich Wirtschaftsvertreter, um umwelt- politische Regulierungen abzuwenden. Eine Internalisierung der Umweltkos- ten ist gerade aus ökonomischen Überle- gungen notwendig, um eine efziente Nut- zung der Ressourcen zu sichern. Wenn man zu einem nachhaltigen Wachstum übergehen will, kann man das nicht alleine dem Markt überlassen. Es wird immer eine gewisse staatliche Lenkung geben müssen. Hier ist in der Wirtschaft ein Perspektiven- wechsel nötig. Weshalb vertrauen Sie nicht auf die Eigenverantwortung der Unterneh- men wie viele Ihrer Kollegen? Wir haben das versucht. Von 2001 bis 2005 hat man gesagt, ok, die Wirtschaft in der Schweiz wird die CO2-Emissionen in Eigenverantwortung senken. Das ist nicht passiert. Deshalb hat man 2007 die CO2-Abgabe und den Emissionshandel Frank Krysiak: «Auf Ideologie reagieren die meisten Ökologen aversiv.» FOTO: ZVG beschlossen. Wo die Wirtschaft fr die Um- welt investieren muss, glaube ich nicht, ein quantitatives oder ein qualitatives Es gibt aus der sogenannten ökologi- dass das von alleine geschieht. Wachstum wollen, ist unkritisch unter Öko- schen Ökonomie seit 30 Jahren eine her- Obschon es heute praktisch kein nomen. Aber diese ganze Debatte zur vorragende und sehr fundierte Kritik der Unternehmen mehr gibt, das sich nicht Transformation von einer Wachstums- zu Mainstreamökonomie. In diesen Aufsät- mit «Corporate Social Responsibility»- einer Postwachstumsgesellschaft ist sehr zen finden sich alle wichtigen Argumente, Leitlinien brüstet? stark ideologisch belastet. Darauf reagie- weshalb die Wachstumsprozesse, wie sie Es liegt einfach nicht im Interesse der ren die meisten Ökonomen sehr aversiv, bisher gedacht wurden, falsch sind. Das Unternehmer, das zu tun. Das investierte weil sie sich nicht auf eine Debatte einlas- zentrale Argument dabei ist: Die Ökono- Kapital gehört jemandem und die Investo- sen wollen, die auf der Basis von Ideologi- men sehen die Wirtschaft als einen zirkulä- ren wollen dafr Rückflüsse sehen. Sie als en und nicht von Sachargumenten ausge- ren, von der Umwelt losgelösten Prozess. Konsument: Fänden Sie es gut, wenn Ihre tragen wird. Es fehlt eine ergebnisofene Und weshalb fand diese Kritik nicht Pensionskasse sagen würde: «Wir haben in- Diskussion dazu. Man kann nicht einfach Eingang ins reale Wirtschaftssystem? vestiert, Ihre Rente wird geringer ausfallen, hingehen und sagen, es ist ofensichtlich, Weil es überwiegend bei einer Kritik ge- aber dafr wird die Welt CO2-frei»? Die Un- dass die bisherige Wachstumsökonomie blieben ist. Die Vertreter sagen, was alles ternehmen übertragen unsere Ansprüche gescheitert ist. Da gibt es sehr viel Evidenz, falsch läuft, bieten aber keine Vorschläge, in ihr Verhalten. Ich glaube, es ist vielver- die dagegenspricht. wie man es besser machen könnte. Nur kri- sprechender, auf den Staat zu setzen, der li- Die Vertreter der Postwachstums-Öko- tisieren, ohne konstruktiv zur Debatte bei- mitiert eingreift, als auf einen besseren nomie werfen den Apologeten des zutragen, das kann man ein paar Jahre lang Menschen und eine bessere Wirtschaft. Wachstums die gleiche Verblendung vor. machen, aber nicht als Lebenswerk. tageswoche.ch/+ fbgii ×

TagesWoche 13/15 36 Flüchtlinge Der Basler Simon Krieger reist auf den Spuren eines Migranten nach Afghanistan, um dessen Mutter zu besuchen. Sie hat ihren Sohn seit Jahren nicht mehr gesehen. Das vergessene Gesicht der Mutter

Hoffnungslos: Zehn Jahre lebte Javed in Griechenland. Eine Perspektive sah er für sich dort nicht. FOTO: SIMON KRIEGER

TagesWoche 13/15 37 von Simon Krieger «Willst du mehr?», fragt einer der Män- ner und deutet auf den verbeulten Topf iner der Männer springt auf, als er über dem Feuer. Darin sind gekochte mich kommen sieht. Unverzüg- Linsen mit einigen Kartofelstücken. Ich lich bietet er mir seine verneine. Hunger hätte ich noch. Doch sie Sitzmöglichkeit an – die beste in haben nicht viele Lebensmittel. Die Stadt- Eder Runde. Ob ich einen Tee oder Kafee verwaltung stelle Plastiktüten mit altem möchte, fragt mich ein anderer. Den Stuhl Brot bei der Fabrik ab, erklärt Javed. Auch abzulehnen ist keine Option. Ich setze mich die Kirche bringe während Festlichkeiten und nehme dankend eine Tasse Tee an. Es manchmal etwas vorbei. wird noch zwei Tage dauern, bis ich auch Und dann gibt es noch diese ältere Frau, auf dem Boden sitzen darf. die sie liebevoll «Mami» nennen. Immer Draussen regnet es. Wir befinden uns in mal wieder bringe sie Essen vorbei. Richti- einer vormaligen Holzfabrik im griechi- Von Europa nach Afghanistan: Blogger ges Essen, das sie zu Hause zubereitet. schen Patras. Die weiten, dunklen Hallen Simon Krieger. FOTO: NILS FISCH Wenn Javed von ihr spricht, hellt sich sein sind von einem stetigen Rauschen erfllt. Gesicht auf. Das sehe ich nicht oft an ihm. Es ist kühl. Das Feuer, um das wir sitzen, gen-Dublin Abkommens hier abgewickelt lässt knapp die fnf Männer erkennen – werden. «Aber da passiert nichts», sagt er, Es geht nicht Flüchtlinge aus Afghanistan, die in dieser «wir dürfen nicht arbeiten und sind den «Ich vermisse meine Mutter», sagt Javed verlassenen Fabrik Unterschlupf gefunden Übergrifen der Polizei schutzlos ausge- plötzlich – etwas leiser als sonst. Er macht haben. liefert.» In Athen sei es noch schlimmer eine Pause und fgt an: «Dass ich mich Die Männer sprechen Dari untereinan- gewesen, da viele Griechen selbst auf Hilfe nicht mehr an ihr Gesicht erinnern kann, der. Javed neben mir ist einer der wenigen, angewiesen seien, erzählt er. Ob er noch macht es noch schlimmer.» die etwas Englisch sprechen. Während wir Hofnung habe, frage ich. «Hier, in Grie- Ich denke an meine Mutter. An ihr um das wärmende Feuer sitzen, erzählt mir chenland? Nein», antwortet er. Gesicht. Ich versuche, mir vorzustellen, der 24-Jährige aus seinem Leben. Sie ist schön, diese Fabrik. Faszinierend dass ich mich nicht mehr daran erinnern Als Achtjähriger sei er mit seiner Familie irgendwie. Düster und leer. Verlassen. kann. Es geht nicht. vor den Taliban nach Iran geflohen. «Ich Doch hier leben Menschen. Ein Ort zum tageswoche.ch/+ aqz1l × war unglücklich in Iran», erzählt er. Ohne Leben ist diese Fabrik aber nicht. Papiere und somit ohne Möglichkeit, eine Ich denke daran, wie ich lebe. Und wie Im Oktober 2013 verbrachte Simon Schule zu besuchen, habe er fr sich keine Javed lebt. Ich denke an Chancengleichheit. Krieger eine Woche mit den Flüchtlingen Zukunft gesehen. Javed und ich sind gleich alt. Wir haben in einer leerstehenden Fabrik in der Ähnlichkeiten, doch unsere Leben sind griechischen Hafenstadt Patras. Im April Als Achtjähriger ist unfassbar unterschiedlich. wird er die spiegelbildliche Reise zu Ich versuche, mir mich als 14-Jährigen Javeds Flucht antreten und in einem Javed mit seiner Familie vorzustellen. Ausgesetzt auf einer kleinen TagesWoche-Blog darüber berichten. Die Insel – von erwachsenen, uniformierten Reise wird ihn bis zu Javeds Mutter Ozra vor den Taliban nach Männern, deren Sprache ich nicht verstehe. führen, deren Foto er zu Javed bringen Ich kann es nicht. Ich denke an Computer- wird – der inzwischen nach Österreich Iran geflohen. spiele, an die Schulzeit, an Unihockey. Ich gelangt ist. Um die Kosten dieser Arbeit denke daran, wie sich meine Mutter Sorgen zu decken, hat er eine Crowdfunding- Ich sehe mich im Alter von acht Jahren machte, wenn ich spät nach Hause kam, Kampagne gestartet. Die Entstehung der in meinem Zimmer auf dem Boden sitzen. wie ich das nicht verstehen konnte. Ich Reportage kann noch bis 1. Mai 2015 Vor mir meine Lego-Burg. Neben mir mein denke an die Sorgen von Javeds Mutter. unterstützt werden. Bruder mit seiner. Ich denke daran, wie wir Ich sehe mich im Gummiboot in der mit unseren Armeen aus Lego-Rittern Aare – Javed im Mittelmeer. Ich denke an die Burg des anderen angegrifen haben. Reisefreiheit. Ich denke an Lego-Ritter. An Ich denke daran, wie oft ich nicht zur Schu- die Taliban. ANZEIGE le wollte. Plötzlich stehen die Männer auf und gehen zum Ausgang, dann Richtung Hafen. Unfassbar unterschiedlich Heute arbeite er nicht, sagt Javed. Seine BDC9G>6C:CH:B7A: Mit 14 beschloss Javed, nach Europa zu «Arbeit», wie er es mit einem Augenzwin- gehen. «Du musst bei uns bleiben. Bitte kern nennt, besteht darin, in den Hafen zu komm zurück», habe seine Mutter ihn schleichen. «Regen ist gut, so sind wir nicht w einend angefleht, als er sie von der türki- so leicht zu sehen», sagt einer, bevor er mit schen Grenze aus anrief. In LKWs, Anhän- den anderen verschwindet. gerwagen und teilweise zu Fuss ist er durch die Türkei gereist, um die griechische Insel «Die Jungs haben alle nur Lesbos mit einem Gummiboot zu errei- chen. «Doch die Küstenwache erwischte ein Ziel», erklärt Javed: 8kjj[hÔoÊiDej[Xeea uns», erzählt er. «Sie warfen uns in ein Boot und setzten uns auf einer kleinen Insel an «Griechenland zu <‚gVgYEZhhdcBVjg^XZGVkZa der türkischen Küste aus.» Beim zweiten (.$Chp(&'+ Versuch sei es ihnen dann gelungen, auf verlassen.» 8Wi[b"=Wh[ZkDehZ(&$&& Lesbos zu landen. :^cig^ii(%#Ä$'%#Ä Zehn Jahre ist Javed jetzt in Griechen- Doch diese Nacht werden alle wieder land. Er darf das Land nicht verlassen. Ich zurückkehren. «Ungesehen in oder unter denke an EasyJet, daran, wie einfach ich einen Lastwagen zu gelangen, ist schwierig :Wd_[bC[bb[hK^da^cZ!F[jhW7Ya[hcWddK^daV! AWheb_dWz^cWdK^dadcXZaad!JWch_aeAehZpW_W weltweit überall hingehen kann. Ich denke und gefhrlich», erklärt Javed. Aber es sei @aVk^Zg an Eurodac, die europäische Datenbank der einzige Weg auf eine Fähre nach Italien. zur Speicherung von Fingerabdrücken. Ja- «Die Jungs haben alle nur ein Ziel: Grie- mmm$cedZh_Wd[di[cXb[$Y^ veds Asylverfahren muss wegen des Schen- chenland zu verlassen», sagt er.

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FOTOBOERJE: MUELLER TagesWoche 13/15 39 Kulturförderung Kulturchef Philippe Bischof erklärt, warum Basel-Stadt nun auch in der Filmfrderung und fr Impulsprojekte auf Lotteriefondsgelder zurückgreift. «Ohne Swisslos-Mittel keine seriöse Planung»

Online Alles zur neuen Verwendung von Swisslos-Geldern: tageswoche.ch/ +bp54o

von Karen N. Gerig

nfang April muss der Basler dem Kulturleitbild. Er ist vage, ich mag ihn fach und populär zu sagen, man setzt sich Grosse Rat darüber befinden, ob nicht besonders, aber er besagt etwas Wich- schützend fr die Kleinen ein und nimmt er die Fördermittel fr den Film tiges, nämlich dass man gewissen Kultur- dafr den Grossen etwas weg – was wieder- erhöhen will. Einerseits sollen institutionen eine besondere Kraft geben um schnell bei jenen zu Strukturproble- Adafr die Staatsbeiträge verdreifacht wer- will, welche die anderen mitziehen kann. men fhren würde. Unsere K ulturpolitik den von heute 300%000 auf 900%000 Fran- Kunst braucht deren Öfentlichkeit und Auf- setzt sich trotzdem stark da fr ein, die klei- ken, andererseits soll eine Million aus dem sehen. Davon profitieren indirekt auch die nen Strukturen zu schützen, fr die eine Swisslos-Fonds neu dazu kommen. Mit Of-Szenen. Die verschiedenen Akteure und Staatsbeitragskürzung oder -streichung Geldern aus dem Baselbiet wären es dann Institutionen des Kulturlebens sind über existenziell wäre. Meiner Meinung nach ist insgesamt 2,75 Millionen, die jährlich neu ihre Wirkung ja ohnehin stärker miteinan- uns das auch bei den Sparmassnahmen fr zur Verfgung stünden. der verbunden, als man denkt. Je erfolgrei- Auch aus dem Swisslos-Fonds kommen cher etwa das Teater Basel oder die Kaser- ANZEIGE neu Gelder, die von Institutionen beantragt ne sind, umso besser steht die gesamte Bas- werden können, die bereits Staatsbeiträge ler Teaterlandschaft da. Jede Stadt braucht VISUAL erhalten. Früher ausgeschlossen, ist das hervorragende Akteure mit Strahlkraft. Und nun unter dem Titel «Impulsprojekte» diese brauchen entsprechende Mittel. R möglich. Warum greift der Kanton jetzt ver- stärkt auf den Lotteriefonds zurück? Und «Es wäre sehr einfach und T weshalb braucht es diese neuen Förderge- fsse? Philippe Bischof, Leiter Abteilung populär zu sagen, BASEL SCHOOL Kultur Basel-Stadt, nimmt Stellung. Seit 2012 das aktuelle Kulturleitbild man setzt sich schützend Die Natur des Unsichtbaren vorgestellt wurde, redet man von Werkschau- Ausstellung «Leuchtturmpolitik». Nach den jüngs- für die Kleinen ein Fr 27.3. – Sa 28.3. 2015 11.00 – 21.00 ten Sparmassnahmen fragt man sich, Ausstellungsführung, Apéro ob diese jetzt verstärkt umgesetzt wird: und nimmt dafür den Fr und Sa 18.00 Bei den bestehenden Subventionen VISUAL ART SCHOOL BASEL wird eingeschränkt – gleichzeitig Grossen etwas weg.» Walzwerk-Tramstrasse 66 werden aber auch neue Leuchttürme 4142 Münchenstein geschaffen, etwa in der Filmförderung. Die man woher nimmt? Der Begrif Leuchtturmpolitik taucht Sie sind ja im Moment noch da! Wenn www.visualartschool.ch FOTO: © BOERJE MUELLER immer wieder auf, auch schon längst vor sie aber knapp werden, wäre es sehr ein-

TagesWoche 13/15 40 die Jahre ab 2016 gelungen – mit Ausnahme Das Kulturbudget ist bei uns in den letz- und Zielgruppen beschäftigt uns sehr. Mit vielleicht beim Sportmuseum. ten Jahren im Rahmen des üblichen Wachs- den beschränkten Mitteln, die die Museen Ein neuer «Leuchtturm» soll die tums aufgestockt worden. Gleichzeitig und andere Institutionen haben, ist es Filmförderung werden. Die Gelder wachsen die Bedürfnisse überdimensional, schwierig, auch noch neue Felder wie jene dafür sollen aber nicht nur aus dem gemessen an den budgetären Spielräumen, im Bereich der Vermittlung zu beackern – regulären Subventionstopf kommen, die wir haben, weshalb wir an natürliche vor allem solche, die das Risiko bergen, sondern auch aus dem Swisslos-Fonds Grenzen stossen. In der Swisslos-Verord- dass man damit scheitert: Wenn die finan- – weil man nicht die anderen Bereiche nung ist vorgesehen, dass wir sogenannte ziellen Mittel knapp sind, investiert man dafür bluten lassen wollte? «Schwerpunktprojekte» frdern können. verständlicherweise weniger in solche Pro- Nein. Man darf Sparten nicht gegenein- Darunter laufen nun etwa die Impulspro- jekte. Aus diesem Grund haben wir die ander ausspielen. Daher möchten wir die jekte, fr die subventionierte Institutionen I mpulsprojekte initiiert, denn neue Ziel- Filmfrderung sowohl auf regulären Bud- Vermittlungsprojekte eingeben können – gruppen zu erschliessen ist eine explizite getmitteln wie auf Swisslos-Mitteln auf- sofern diese nichts mit ihrem Kernauftrag kulturpolitische Aufgabe. Eine kulturpoli- bauen. Grundsätzlich müssen wir regiona- zu tun haben und eine inhaltliche und ziel- tische Forderung ist schliesslich auch die le Stärken erkennen und sehen, was wir uns gruppenbezogene Ergänzung bieten. Öfnung und Auseinandersetzung mit den leisten können. Basel hat seine traditionel- veränderten Gesellschaftsstrukturen. len Stärken in der Kunst, im Teatralen, in «In der Filmförderung ist Und warum läuft die Aufstockung der der Musik. Wir müssen zum Beispiel nicht Filmförderung über Swisslos-Gelder? auch noch Comic-Stadt werden, denn da man an eine Grenze Das neue Fördermodell sieht sowohl sind andere Städte stärker. Aber wir haben eine Erhöhung aus dem regulären Budget festgestellt, dass der Film, insbesondere gestossen. Aus dem als auch eine Förderung aus Swisslos-Mit- der Basler Dokumentarfilm, schon länger teln vor. Die Mittel, die eine substanzielle in einer sehr fruchtbaren Kreationsphase regulären Budget ist das Filmfrderung heute braucht, um nachhal- ist mit vielversprechenden etablierten und tig und impulsgebend agieren zu können, jüngeren Akteuren, die weit überregional nicht machbar.» können aus dem regulären Budget allein wahrgenommen werden. gar nicht geleistet werden. Wir haben uns Auch ein weiteres neues Projekt, das Welche Idee steckt da dahinter? umgeschaut: In Bern werden fr die Film- sogenannte «Impulsprogramm» läuft Die Vermittlungsaufgabe der Institutio- frderung jährlich drei Millionen bereitge- über den Swisslos-Fonds. Stösst das nen ist für uns seit Jahren von grosser stellt, der überwiegende Teil davon kommt reguläre Budget an eine Grenze? Bedeutung. Die Frage nach neuen Publika aus Lotteriefondsmitteln. In der Romandie wird ein Drittel des Filmfrderbudgets aus ANZEIGE der Loterie Romande finanziert. Da gibt es also konkrete Vorbilder. Ja, wir wollten ein Filmförderungs- modell, das mit der Bundespraxis und mit den anderen Förderregionen kompatibel ist, keine Insellösung. Was die Finanzie- rungsstruktur angeht, haben wir schnell IM APRIL 2015 festgestellt, dass wir ohne Swisslos-Mittel MO 20.04. | 11 UHR & 17 UHR gar nicht seriös planen können. Es ist somit & DI 21.04. | 11 UHR eine Zusammenfhrung von Analysen und DER STANDHAFTE budgetären Realitäten, die dazu gefhrt hat, ZINNSOLDAT dass wir beim Film zugleich eine Budget- PUPPENTHEATER erhöhung beantragen und eine Vereinba- AM MEININGER THEATER rung mit den Swisslos-Fonds beider Basel trefen möchten. Daneben gibt es aber doch noch reguläre Subventionen für den Film- MI 15.04. | 20 UHR bereich. Was wird denn nun mit SOLISTENENSEMBLE welch em Geld gefördert? KALEIDOSKOP 4 ROOMS Ich bin überzeugt, dass der Staat den DO 23.04. kulturellen Grundfrderauftrag aus dem 20 UHR ordentlichen Budget leisten muss. Sobald DO 16.04. 20 UHR RUSSELL man beginnt, diesen an den Swisslos- MERET MALIPHANT Fonds zu übertragen, wird es staatspoli- COMPANY tisch fragwürdig. Daher soll es in unserem BECKER STILL CURRENT Modell so sein, dass die Basisfrderung, DEINS AND DONE etwa Nachwuchsförderung, Treatment- :VORSCHAU MAI: frderung und die Produktion von kleine- ren bis mittleren Filmen aus dem ordent- FR 17.04. | 20 UHR SA 02.05. | 18 UHR SO 03.05. | 14 & 18 UHR lichen Budget bestritten wird. Aus dem BURGHOFSLAM MO 04.05. | 9 & 18 UHR Swisslos-Fonds würden ausgewählte BADENER VS. SCHWABEN – DAS RÜCKSPIEL DI 05.05. | 8.30 & 11 UHR Schwerpunkt- beziehungsweise Grosspro- SO 19.04. | 11 UHR MI 06.05. | 9 UHR jekte substanziell gefrdert. Damit sollen DUO KOYAMA-MÜLLER TEMPUS FUGIT diese eine nationale Dimension und die DONAUFAHRT DON QUIJOTE Chance auf eine internationale Ausstrah- Tickets: +49 (0) 76 21- 940 89-11/12 lung erhalten. www.burghof.com Dafür würde ein jährlich fixer Maxi- VVK + Abo: Kartenhaus im Burghof Mo-Fr 9-17 Uhr, malbetrag zur Verfügung gestellt? Sa 9-14 Uhr und an den bekannten Vorverkaufsstellen Genau. Dieser wird aber nur dann aus- VVK Schweiz: BaZ am Aeschenplatz, Infothek Riehen, Kulturhaus Bider & Tanner mit Musik Wyler, Stadtcasino Basel, Tourist-Information Rheinfelden geschöpft, wenn sich entsprechende Pro- jekte mit grossem Potenzial dafr bewer-

TagesWoche 13/15 41 FLASH ben. Beim Swisslos-Fonds besteht ja keine rigen Vielfalt frdern, Experimental- und Verpflichtung, die Mittel auszugeben. Man Kunstfilm sowie Video- und Medienkunst kann sie ausgeben. eingeschlossen. Der Eindruck, dass das Kulturbudget Was geschieht dann mit dem heutigen KULTUR an eine Grenze stösst, ist also falsch? Audivision- und Multimediakredit? Theater Im Fall Filmfrderung ist man auf jeden Der würde weitergefhrt und entspre- Fall an eine Grenze gestossen, wie gesagt. chend der aktuellen Tendenzen ausgerich- Das ist aus dem regulären Budget nicht tet. Nur die Fotografie wird wohl nach einer machbar. Ausser man würde eine radikale Übergangsphase in den Kunstkredit integ- Entscheidung trefen und auf etwas ande- riert werden. Es ist der Reiz des Basler res verzichten. Aber auf welchen Bereich Modells, dass wir Film und Audiovision als will Basel in der Kultur verzichten? Wir leis- transdisziplinäres Feld definieren. Das er- ten uns zurecht eine grosse kulturelle Viel- gibt eine Nachbarschaft von Akteuren, die falt und haben ein entsprechend stolzes ich künstlerisch als sehr wichtig empfinde. Kulturbudget. Damit müssen wir umsichtig Viele junge Kunst- und Filmschafende umgehen. wechseln heute mühelos zwischen den Kontexten und zeigen ihre Filme oder «Im Vergleich mit Zürich Videos sowohl in Ausstellungen als auch an Filmfestivals. Die Zürcher Filmstiftung und hat das Filmschaffen in das Bundesamt fr Kultur denken zurzeit intensiv darüber nach, wie sie ihre Förder- Nachrichten Basel viel schlechtere fomate der aktuellen Situation der Digitali- sierung und den aufommenden neuen Bedingungen und kann Formen des audiovisuellen Erzählens an- ans All passen können. Basel hat mit seinem tradi- nicht konkurrenzfähig tionell breit angelegten Förderkonzept hier In den Texten des jungen Dramatikers inhaltlich einen Vorsprung, finanziell aber Wolfram Lotz ist ein Auftritt des echten produzieren.» einen grossen Nachholbedarf. Es bietet J osef Ackermann vorgesehen, oder es tau- sich hier eine riesige Chance fr Basel, die chen Regieanweisungen wie diese auf: Was war denn überhaupt der Grund wir nicht verpassen sollten. «Dann klatscht das Publikum – zum Teil, für den Entscheid, dass man bei der Wie hoch sind die beim Swisslos- weil es ihm gut gefallen hat, zum Teil aus Filmförderung vorwärts machen Fonds eingestellten Maximalbeträge Respekt vor der schauspielerischen Leis- muss? für die neuen Projekte? tung.» Nicht spielbar, aber gut, finden wir. Das grosse Potenzial und die heute sehr Der liegt bei 300+000 Franken fr die Der Regisseur Marcus Rehberger wirds unbefriedigende Situation. Wir haben mit Impulsprojekte, bei der Filmfrderung ist schon richten. × Freude beobachtet, dass es in der Region es maximal eine Million. Diese soll durch interessante junge Regisseurinnen und eine halbe Million aus dem Swisslos-Fonds «Einige Nachrichten an das All»: R egisseure gibt – ob Anna Thommen, Baselland ergänzt werden. Premiere am 28. März, 20 Uhr, Theater Ramòn Giger, Michael Koch oder Jeshua Gibt es noch weitere neue Schwer- Basel, Klosterberg 6. Dreyfus. Es sind junge Filmschafende, die punktprojekte, die sich auf den Swiss- theater-basel.ch sehr gute Kinofilme machen und auf eine los-Fonds beziehen? Art in den Markt vorstossen, die populär Mir sind keine bekannt. und relevant ist. Sie können heute von uns Trotzdem kommt immer wieder mal nicht wirklich seriös aufgebaut werden, etwas Neues dazu, das gefördert denn fr kontinuierliche Produktionen werden will'… fehlen zurzeit die Mittel. Wir dürfen kultur- Hofentlich! Die Kulturlandschaft soll ja Lesung politisch die Chance nicht verpassen, diese in Bewegung bleiben. Ich erinnere aber da- jungen Künstlerinnen und Künstler nach- ran, dass wir auch Subventionen beendet haltig zu unterstützen, damit nicht wieder haben. Und ich finde beides wichtig: Selbst- Sportlicher Slam dasselbe passiert wie bei der älteren Gene- verständlich muss man fr mehr Mittel ration. Diese ist abgewandert, weil die Rah- kämpfen, aber man muss auch seine Haus- Etrit Hasler spannt den Bogen von Slam Po- menbedingungen fürs Filmschaffen in aufgaben machen und entweder umvertei- etry zu seinem Sitz im St. Gallischen Parla- Basel keine Existenz ermöglichen. Der Ver- len, umstrukturieren oder neue Akzente ment, was sich in einer hinreissenden gleich mit Zürich oder Bern hat uns be- setzen. Und man muss beobachten und 1.-A ugust-Rede 2014 äusserte. Doch damit wusst gemacht, dass das Basler Filmschaf- erkennen, dass sich Förderbedürfnisse ver- nicht genug: Der Tausendsassa kann auch fen viel schlechtere Bedingungen hat und ändern können. Sei es, weil eine Institution Sport. Deswegen schreibt er in der WOZ ab- nicht konkurrenzfhig produzieren kann. nicht mehr dieselbe Bedeutung und Wir- wechselnd mit Pedro Lenz über «Fussball Aus kultureller Optik muss betont werden, kung hat, weil sich neue künstlerische For- und andere Randsportarten», woraus sogar dass das Filmische heute auch in Basel eine men entwickeln oder aber weil sich die ein Büchlein entstanden ist, aus dem er jetzt sehr grosse Rolle spielt. Vor allem im Be- Gesellschaftsstruktur verändert. liest (oder slamt). × reich Dokumentarfilm, Experimentalfilm tageswoche.ch/+9aj7v × oder in der bildenden Kunst. Film wirkt 1. April, 20 Uhr, Didi Offensiv, Erasmus- heute weit aus dem Kino hinaus und platz 12. spricht ein sehr breites Publikum an, durch didioffensiv.ch alle Generationen, auf vielen Kanälen und auf höchstem Niveau. Heisst das, dass auch Kunstfilme künftig über das Filmbudget gefördert werden? Genau. Wir wollen keinen Filmkredit in Form einer ausschliesslichen Filmfrde- rung. Basel soll auch weiterhin in der bishe-

TagesWoche 13/15 BASEL CAPITOL • INSURGENT – DIE • BLACK COAL, 42 BESTIMMUNG – 3D [14/12 J] THIN ICE [16/16 J] Kinoprogramm Steinenvorstadt 36 kitag.com 13.00/15.30/18.00/20.30— SA: 22.15 Ov/d FR/SO/DI: 15.30—FR/SA: 23.00— • CINDERELLA [4/4 J] D • STELLA DA FALLA D SA/SO: 10.30—MI: 20.50 SO: 13.30 Ov/e FR-DI: 14.00/20.00 FR/SO/DI: 13.00/18.00— • HOME – EIN E/d/f • TERRAIN VAGUE [16/14 J] Basel und Region SA/MO/MI: 15.30—SA/MO: 20.30 F SMEKTAKULÄRER TRIP [4/4 J] SO: 15.15 FR-DI: 14.00 D • SHAUN DAS SCHAF – • ALIEN: RESURRECTION 27. bis 2. April • KINGSMAN: DER FILM [0/0 J] [16/14 J] 13.00/15.00/17.00— E/d/f THE SECRET SERVICE [14/12 J] D SO: 17.30 E/d/f SA/SO: 11.00 FR-DI: 17.00/20.00 • TRAUMFRAUEN [12/10 J] • BEFORE THE DEVIL • SHAUN DAS SCHAF – FR/SO/DI: 13.00/18.20— KNOWS YOU’RE DEAD DER FILM [4/4 J] [13/16 J] E/d/f FR/SA: 23.30—SA/MO/MI: 15.40— E/d/f ANZEIGEN FR-DI: 17.00 SA/MO: 21.00 D MO: 18.30 • FAST & FURIOUS 7 [16/14 J] • L’EXTRAVAGANT VOYAGE D E/d/f • KINGSMAN: THE SECRET MI: 14.00/17.15 MI: 20.30 SERVICE [14/12 J] DU JEUNE ET PRODIGIEUX T.S. SPIVET [6 J] FR/SO/DI: 15.15— E/d KULT.KINO ATELIER FR/DI: 20.40 (DLX)— MO: 21.00 Theaterstr. 7 kultkino.ch SA/MO/MI: 18.00—SA: 23.20— • ON CONNAÎT SO: 20.40 E/d/f LA CHANSON [12/10 J] • AUF DEM WEG MI: 17.30 F/d ZUR SCHULE [6/4 J] FR/DI: 18.00—FR: 23.20— D SA/MO/MI: 15.15/ 20.40 (DLX)— • EIN ABEND MIT RENATO FR: 10.30 SO: 18.00 (DLX) D BERTA • THE LITTLE DEATH [16/14 J] F E/d/f • FIFTY SHADES OF GREY [16/14 J] MI: 19.45 FR/SA/MO-MI: 12.15 FR/SO/DI: 15.40/21.00— MODERATION: MICHAEL • DORA ODER FR/SA: 23.00— SENNHAUSER DIE SEXUELLEN NEUROSEN SA/MO/MI: 13.00/18.20 D • AU REVOIR LES ENFANTS UNSERER ELTERN [16/14 J] D/f • THE BOY NEXT DOOR [16/14 J] [6/4 J] FR/SA/MO-MI: 12.20 FR-DI: 15.45—FR/SO/DI: 21.05— MI: 21.15 F/d • STEPS SA/MO/MI: 19.00—SA: 23.10 D FR: 13.00 Ov/d FR/SO/DI: 19.00—FR: 23.10— STUDIO CENTRAL • SAMBA [10/8 J] SA/MO: 21.05 E/d/f F/d Gerbergasse 16 kitag.com 14.00/18.15/20.45 • HONIG IM KOPF [6/4 J] • STILL ALICE – MEIN LEBEN FR/SA: 18.00 D • BIRDMAN OR (THE OHNE GESTERN [8/6 J] • AMERICAN SNIPER [16/14 J] UNEXPECTED VIRTUE OF 14.15/18.00/20.30 E/d/f FR/SO/DI: 20.55—SA: 23.40— IGNORANCE) [12/10 J] • SHAUN THE SHEEP MOVIE [0 J] MO: 18.00 E/d/f FR-DI: 14.45/20.00 E/d/f 16.15/19.15 ohne Dialog FR: 23.40—SA/MO/MI: 20.55— • LA FAMILLE BÉLIER [8/6 J] • USFAHRT OERLIKE [8/6 J] SO/DI: 18.00 D FR-DI: 17.30 F/d 16.30 Dialekt • SPONGEBOB • UNE NOUVELLE AMIE [16/14 J] SCHWAMMKOPF – 3D [6/4 J] LIESTAL ORIS 17.00/21.00—SA-MI: 14.30 F/d SA/SO: 10.45 D Kanonengasse 15 oris-liestal.ch • LIFE IN PROGRESS [12/10 J] • FÜNF FREUNDE 4 [6/4 J] Ov/d SA/SO: 10.50 D • HOME – EIN SA/MI: 12.20—SO: 12.30 SMEKTAKULÄRER TRIP – 3D • CARL LUTZ – DER • AFRIKA – DAS MAGISCHE [0/0 J] VERGESSENE HELD [16/14 J] KÖNIGREICH – 3D [6/4 J] D SO: 10.45 D/f SA/SO: 11.00 D FR: 18.00—SA/SO: 13.30 • Opera – CAPRICCIO • ASTERIX IM LAND • HOME – EIN D SMEKTAKULÄRER TRIP [0/0 J] SO: 11.00 DER GÖTTER – 3D [6/4 J] D D MO-MI: 13.30 • FRAU MÜLLER MUSS WEG [6/4 J] SA/SO: 11.15—SA/SO/MI: 13.15 SO: 12.00 D • FAST & FURIOUS 7 • INSURGENT – MI: 14.00/17.15/20.10 D DIE BESTIMMUNG – 3D KULT.KINO CAMERA MI: 20.30 E/d/f [14/12 J] FR-SO: 20.15 D Rebgasse 1 kultkino.ch • THE SECOND BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL • INSURGENT – • LEVIATHAN [14/12 J] MI: 21.05 E/d/f DIE BESTIMMUNG [14/12 J] 15.15/20.30 Ov/d MO/DI: 20.15 D • DANCING ARABS [10/8 J] PATHÉ PLAZA • SHAUN DAS SCHAF – 21.00—FR-SO/DI/MI: 16.30 Ov/d/f Steinentorstr. 8 pathe.ch DER FILM [0/0 J] • CHRIEG [14/12 J] SA-DI: 15.45—SO: 11.00 D 18.15 Dialekt/d • HOME – EIN SMEKTAKULÄRER • CINDERELLA [0/0 J] • CONDUCTA [12/10 J] TRIP – 3D [0/0 J] SA-DI: 18.00 D Sp/d/f FR/MO-MI: 13.30/15.40— 18.45—SO: 13.15 D • FAST & FURIOUS 7 SA/SO: 12.30/14.40/16.50 D • WINNA – MI: 17.00 WEG DER SEELEN [16/14 J] • DER NANNY [6/4 J] • Opera – Royal Opera House: Dialekt/d FR/MO-MI: 18.00/20.30— SO: 11.00 D RISE AND FALL OF THE CITY IM ANSCHLUSS: GESPRÄCH SA/SO: 19.00/21.30 OF MAHAGONNY MIT DER REGISSEURIN F. MATHIER MI: 20.00 E/d UND DEM MEDIUM C. GIAMMARESI REX • CITIZENFOUR [12/10 J] Steinenvorstadt 29 kitag.com SPUTNIK SO: 11.30 E/d • SHAUN DAS SCHAF – Poststr. 2 palazzo.ch • WHIPLASH [12/10 J] DER FILM [4/4 J] SO: 14.00 E/d/f D • STILL ALICE [8/6 J] FR-DI: 14.30/16.45 FR-MO: 18.00 E/d/f • DER NANNY [6/4 J] KULT.KINO CLUB D • SAMBA [10/8 J] FR-DI: 15.00/18.00/21.00 F/d Marktplatz 34 kultkino.ch FR: 20.15—SO: 13.30 • INSURGENT – DIE • CONDUCTA [12/10 J] BESTIMMUNG – 3D [14/12 J] Sp/d/f • LA FAMILLE BÉLIER [8/6 J] FR-MO: 20.30 E/d/f SA: 15.45—DI/MI: 20.15 15.00/20.45 F/d • CAMINO DE SANTIAGO • IRAQI ODYSSEY [10/8 J] • Swisscom Männerabend: [16/14 J] D THE GUNMAN Ov 17.30—SO: 11.30 DI: 20.00 E/d/f SA: 20.15—SO/MI: 16.00 SA IN ANWESENHEIT DER NEUES KINO • kitag Opera Live: RISE AND FALL OF THE CITY FILMEMACHER Klybeckstr. 247 neueskinobasel.ch • USFAHRT OERLIKE [8/6 J] OF MAHAGONNY [4/4 J] Dialekt • CAIRO DRIVE MI: 20.15 E/d SO: 11.00 FR: 21.00 Arab/E/e • LA FAMILLE BÉLIER [8/6 J] STADTKINO SO/MO: 20.15—DI/MI: 18.00 F/d PATHÉ KÜCHLIN Klostergasse 5 stadtkinobasel.ch SISSACH PALACE Steinenvorstadt 55 pathe.ch • SERPICO [16/14 J] Felsenstrasse 3a palacesissach.ch • CINDERELLA [0/0 J] FR: 16.00 E/d 15.30—FR/MO/DI: 13.00— • RUNNING ON EMPTY [12/10 J] • HOME – EIN FR/SO/DI: 18.00—FR: 23.00— FR: 18.30—SO: 20.00 E/d/f SMEKTAKULÄRER TRIP – 3D SA/MO/MI: 20.30 D • DOG DAY AFTERNOON [0/0 J] FR/SO/DI: 20.30— [12/10 J] FR-SO/MI: 16.30 D SA/MO/MI: 18.00—SA: 23.00 E/d/f FR: 21.00 E/d • LA FAMILLE BÉLIER [8/6 J] • DER NANNY [6/4 J] • THE PAWNBROKER [16/14 J] 18.00 D 13.00/15.30 D SA: 15.15 E/d • STILL ALICE [8/6 J] • FOCUS [12/10 J] • MICMACS 20.30 E/d/f 18.00—FR-DI: 13.00/20.20— À TIRE-LARIGOT [12/9 J] • CINDERELLA [0/0 J] FR/SA: 22.40 D SA: 17.30 F/d SA/SO/MI: 13.00 D • HOME – EIN SMEKTAKULÄRER • MURDER ON THE • SHAUN DAS SCHAF – TRIP – 3D [0/0 J] ORIENT EXPRESS [12/10 J] DER FILM [0/0 J] 13.00—SA/SO: 10.30/10.50 D SA: 19.45 E/d/f SA/SO/MI: 15.00 D

TagesWoche 13/15 43

Impressum

TagesWoche Chefredaktion Christoph Kieslich, Korrektorat Leitung Werbemarkt 5. Jahrgang, Nr. 13; Dani Winter (Redaktionsleiter), Valentin Kimstedt, Yves Binet, Balint Csontos, Kurt Ackermann verbreitete Auflage: Remo Leupin (Leiter Print) Marc Krebs, Felix Michel, Chiara Paganetti, Werbemarkt 23%846 Exemplare (prov. Wemf- Digitalstratege Hannes Nüsseler (Produzent), Irene Schubiger, Cornelia Breij, Felix Keller, beglaubigt, weitere Infos: Tom Nagy Matthias Oppliger, Martin Stohler, Hana Spada, tageswoche.ch/+sbaj6), Creative Director Florian Raz, Dominique Tommen Cheryl Dürrenberger Gerbergasse 30, Hans-Jörg Walter Jeremias Schulthess, Lesermarkt (Assistenz), Tel. 061 561 61 50 4001 Basel Redaktion Andreas Schwald, Tobias Gees Unterstützen Sie unsere Arbeit Herausgeber Amir Mustedanagić Livio Marc Stöckli Abodienst mit einem Jahresbeitrag Neue Medien Basel AG (Leiter Newsdesk), (Multimedia- Redaktor) Tel. 061 561 61 61, Supporter: 60 Franken pro Jahr Redaktion Reto Aschwanden Redaktionsassistenz [email protected] Enthusiast: 160 Franken pro Jahr Tel. 061 561 61 80, (Leiter Produk tion), Béatrice Frefel Verlag Gönner: 500 Franken pro Jahr [email protected] Renato Beck, Layout/Grafik Olivia Andrighetto, Mehr dazu: tageswoche.ch/join Tino Bruni (Produzent), Petra Geissmann, Tel. 061 561 61 50, Druck Die TagesWoche erscheint Yen Duong, Daniel Holliger [email protected] Zehnder Druck AG, Wil täglich online und jeweils am Karen N. Gerig, Bildredaktion Geschäftsleitung Designkonzept und Schrift Freitag als Wochenzeitung. Simon Jäggi, Nils Fisch Tobias Faust Ludovic Balland, Basel 44 Kultwerk#174 Richard III. von William Shakespeare danach auf dem Schlachtfeld starb. Nicht als Held, so erzählt es zumindest Shakes- England gedenkt in diesen Tagen eines peare, sondern als Feigling, der am Schluss («Ein Pferd! Ein Pferd! Ein Königreich fr Königs, der dank Shakespeare als grösster ein Pferd!») das Weite suchen möchte. Es ist die Faszination des Bösen, die Ri- Schurke der Literatur unsterblich wurde. chard III. zu einer der bekanntesten Figu- ren des an herausragenden Charakteren nicht gerade armen Werks Shakespeares und damit unsterblich gemacht hat. Kein Wunder, dass nun die Entdeckung von Richards Gebeinen, die fnf Jahrhunderte Die Faszination lang verschollen waren, fr grosses Aufse- hen sorgen.

Der miserable Ruf wird bleiben Das Skelett des ehemaligen Königs wird des Bösen nun mit so viel Pomp, wie dies nur in Eng- land vorstellbar ist, nachträglich feierlich und würdevoll zu Grabe getragen. Sogar eine Krone liess man anfertigen. Königin von Dominique Spirgi Elisabeth I. aus dem Hause Tudor, die zu Shakespeares Zeit auf dem Thron sass, nd darum, weil ich nicht als ein Verliebter Es sind viele Morde, die Richard begeht dürfte sich angesichts dieser versuchten Kann kürzen diese fein beredten Tage, oder begehen lässt, einhergehend mit bru- Rehabilitation des Sprosses aus dem ver- U Bin ich gewillt, ein Bösewicht zu werden talem Kalkül und unglaublichem Charisma. hassten Hause der Plantagenêt im Grabe Und feind den eitlen Freuden dieser Tage.» Man stelle sich vor: Richard wirbt noch am umdrehen. Grab ihres Mannes, den er (samt Schwie- Doch obschon Tausende von engli- Dies bekundet der Herzog von Gloster, gervater) ermordet hat, um Prinzessin schen Royalisten vor der Kathedrale von nachmals König Richard III., in seinem Anne, die um Richards Taten weiss, ihn aber Leicester Schlange stehen, um Richard die Eingangsmonolog zur Tragödie «Richard letztlich doch heiratet. allerletzte Ehre zu erweisen oder ihre Neu- III.». Damit das Publikum sogleich weiss, Mit Richard III. schuf William Shakes- gierde zu befriedigen, werden es die Initi- was es geschlagen hat. Der missgestaltete peare um 1593 den wohl grandiosesten anten des würdevollen Begräbnisses wohl Krieger, der in der eben angebrochenen Schurken der Dramengeschichte. Gewiss, nicht schafen, den miserablen Ruf des Zeit des Friedens keinen Platz fr sich sieht, auch andere Protagonisten aus seinem Monarchen aus der Welt zu schafen. kündigt an, dass er über Leichen geht und Werk hinterlassen Blutspuren. Doch an- Für einmal (oder müsste man sagen: gehen wird, um zum Königsthron von Eng- ders als etwa der andere grosse Königs- einmal mehr) ist hier die Kraft des ge- land emporzusteigen. mörder Macbeth legt Richard bei seinen schriebenen Wortes stärker als die Fakten Taten keinerlei Skrupel an den Tag. aus der Forschung. Der miserable Ruf des «Anschläge macht’ ich, schlimme Einleitngen, Und ebenfalls anders als Macbeth ist so prächtig beschriebenen Schurken Ri- Durch tunkne Weissagngen, Schrifen, Träume, König Richard III. eine historische Figur, chard III. wird sich nicht so leicht aus der Um meinen Bruder Clarence und den König die 1452 das Licht der Welt erblickte, 1483 Welt schafen lassen. In Todfeindschaf einander zu verhetzen.» zum König gekrönt wurde und zwei Jahre tageswoche.ch/+ lsxg7 ×

Schau, da bringen sie die Gebeine. Ein kleiner König bei der Prozession zum Begräbnis von Richard III. FOTO: REUTERS

TagesWoche 13/15 45 Wochenendlich in Zypern Kirchen, Klöster, Kelche und ein tolles Nationalgetränk. Die zweigeteilte Insel verlangt ein verlängertes Wochenende. Zypern belebt den Geist In den Fels gehauen: Die Ruinen der Kreuz- fahrerburg St. Hilarion. FOTOS: A. SCHNEITTER von Andreas Schneitter

ypern, der Ostrand der EU ist et- Leuchtende Fresken, herrliche Malereien, was weit weg für einen Dreita- güldene Ikonen. Tematisch ist die Bilder- gestrip. Aber bald kommen mit flut etwas eng gefasst, als Kunstreisefhrer Ostern und Pfingsten die langen reicht die Bibel. Ihr Farbenreichtum aller- ZWochenenden. Darum: rein in den Direkt- dings ist im Vergleich mit katholischen flug ab Basel und hin. Die Insel ist klein, Bauten überwältigend. was die Strecken kurz hält. Dennoch gibt es alle paar Kilometer einen Grund, mit dem Die Maria des Evangelisten Auto kurz links ranzufahren (der Linksver- Am Nordwestende des Troodos-Gebir- kehr ist ein Überbleibsel der Briten). ges, nach knapp zwei Stunden Schlängel- Alle haben sie hier Gemäuer hinterlas- fahrt, folgt mit dem Kloster Kykkos sen, die Griechen, die Römer, Byzantiner, schliesslich der gewaltige Abschluss. Ein Umayyaden, Kreuzritter, Mameluken, Os- Gigant von einem Bau, eine Trutzburg des manen und zuletzt die Britische Krone, die Mönchtums, verborgen hinter zahllosen noch immer rund drei Prozent der Inselflä- bewaldeten Hügeln. Das Kloster Kykkos ist che fr ihre Armeestützpunkte in Besitz das Herz der zypriotischen Orthodoxie hält (wir waren auch dort, ohne Erfolg, keh- und birgt, neben vielen Kelchen, Monst- ren Sie nur wieder um, es gibt nichts zu se- ranzen und einem in seiner Opulenz wohl hen). Wofr Zypern, zumindest in der Zwi- einzigartigen Wandgemälde zur Schöp- schensaison, eher wenig hergibt, ist der fungsgeschichte, auch eine Marienikone, Städteurlaub. Jahrzehnte des Massentou- die der Evangelist Lukas höchstselbst ge- Mythische Kulisse: Hier soll Aphrodite rismus haben einige Schandbauten an den schafen haben soll. Wir glauben es sofort. dem Meer entstiegen sein. Küsten hinterlassen, sodass man Limassol Von Kykkos aus gibt es zwei Richtungen und Larnaka getrost umfahren kann. zur Weiterfahrt: zurück nach Süden ans Meer oder via Landeszentrum nach Nor- Ausfliegen Keine Frauen im Kloster den in den türkischen Teil der Insel. Wir Quasi in alle vier Himmelsrichtungen. Dazwischen gehts aber Schlag auf tun Letzteres und überschreiten die Gren- Geschichte, Wandern und Radeln, Schlag: Wenige Kilometer hinter Larnaka ze in Nikosia, der letzten geteilten Haupt- ab und zu auch malerische Strände. erblickt man an der Nordseite der Autobahn stadt der Welt. In der Altstadt durchzieht das Kloster Stavrovouni, hoch oben nahe seit 40 Jahren ein verlassener Sperrgürtel Aufsteigen bei Gott auf einer Felszinne gemauert. Das die kleinen Häuser, man kriegt einen Stem- Die Kreuzfahrerruine St. Hilarion im Kloster ist eines der ältesten der Christen- pel in den Pass von einer Republik, die aus- Nordteil. Ein zäher Spaziergang durch heit, der Legende nach erbaut von Helena, ser von der Türkei von keinem anderen eine Riesenruine, die einst «Schloss der Mutter des Christenkaisers Konstantin, Staat der Welt anerkannt wird, und dann ist der 1000 Gemächer» genannt wurde. die dort auf dem Rückweg aus Jerusalem man in einem muslimischen Land. Wir wissen warum – bis man zuoberst einen Splitter des Heiligen Kreuzes hinter- Aus den gotischen Kathedralen wurden ist, spürt man die Knie. Aussicht aller- lassen haben soll. Dort herrscht noch alte zu osmanischer Zeit Moscheen, anstatt Bars dings unschlagbar. byzantinische Sitte: Aufnahmen verboten, mit dem Nationaldrink Brandy Sour findet Männer dürfen nur mit langen Hosen rein, man eine Karawanserei mit Ayran und Was- Anstossen Frauen ist der Zutritt ganz untersagt. serpfeife, und an der Nordküste endet man Brandy Sour, der Nationaldrink (zu- Im Zentrum der Insel, im Troodos-Ge- nach der imposanten Kreuz ritterruine mindest im Süden): Brandy, Zitronen- birge, stösst man bei Wandergängen auf St. Hilarion und massenhaft militärischer saft, ein paar Tropfen Bitterlikör. eine stillgelegte Chrommine und sogar auf Präsenzmarkierung der Zyperntürken im Faruk, König von Ägypten, zog sich in ein kleines Skigebiet (Ausrüstung plus Ta- Städtchen Girne. Segelschife, Fischgerich- den 1930er-Jahren gerne auf die Insel gespass fr unschlagbare 17 Euro). Dort be- te, Festungsmauern. Und, anders als im zurück – auch wegen dem Drink, der finden sich auch die Unesco-zertifizierten griechischen Landesteil, massenhaft Casi- äusserlich von Eistee nicht zu unter- zypriotischen Scheunendachkirchen. Von nos. Mehr passt nicht in ein Wochenende, scheiden ist und den sich auch ein aussen rustikal anzusehen, entfaltet sich im auch nicht in ein verlängertes. muslimischer Herrscher gönnen darf. Innern die ganze byzantinische Pracht. tageswoche.ch/+ zm3b8 ×

TagesWoche 13/15 46 Zeitmaschine von Martin Stohler itte der 1970er-Jahre wurde Proteste gegen AKWs gab es nicht nur der Widerstand gegen Atomkraftwerke zu einem wegen der Risikotechnologie, sondern europäischen Massen- Mphänomen. Dies zeigten die Bauplatz- auch aus Furcht vor Überwachung. besetzungen in Wyhl (D) und Kaiseraugst (CH) im Jahr 1975, die Blockade der Zufahrts w ege des AKW Gösgen (CH) 1977, die heftige Auseinandersetzung um den Bauplatz in Grohnde (D) sowie die Gross- demonstrationen gegen den Schnellen Wider den Brüter in Creys-Malville (F) im selben Jahr und der Massenaufmarsch gegen das AKW Brokdorf (D) 1981. Erfolg war dem Widerstand nur in Wyhl und Kaiseraugst beschieden. An den ande- Atomstaat ren Orten wurden der Bau und die Inbe- triebnahme mithilfe der Ordnungshüter durchgesetzt. Dabei kam es teilweise zu heftigen Polizeieinsätzen. So erstaunt es nicht, dass damals das Wort vom «Atom- staat» die Runde machte, wobei mit Staat vor allem die Staatsgewalt in Form der Repressionskräfte gemeint war. Gösgen 1977: Staatsmacht schützt Atomkraft. FOTO: RDB/RETO HÜGIN Gesellschaftliche Risiken Geprägt hatte den Begrif der Zukunfts- forscher und Atomenergiegegner Robert Jungk (1913–1994) mit seinem im Jahr 1977 erschienenen Buch «Der Atomstaat». Jungk verwies darin auf die vielen Risiken der Atomwirtschaft. Dabei beschäftigte ihn neben der tech- nischen auch die gesellschaftliche Dimen- sion der Problematik: «Zur Debatte steht nicht nur die künftige Form der Energie- versorgung, sondern auch die der Herr- schaft. Der Konflikt geht nicht nur um eine bestimmte Technik, sondern um alle Erscheinungsformen und Machtabhängig- keiten der grossindustriellen Technologie. Dahinter steht die noch umfassendere Fra- ge, ob die bisherige, auf Unterwerfung und Ausbeutung zielende Richtung des wissen- schaftlich-technischen Fortschrittes fr den Menschen noch länger taugen kann.» Der «Atomstaat», so Jungks Befrch- tung, würde zum «Überwachungsstaat» werden: «Der Doppelantrieb von Terror- und Atomfurcht wird jedoch die Industrie- staaten veranlassen, alle ‹Erkenntnisse›, die über ihre Bürger in den verschiedens- ten staatlichen und privaten Datenbanken gehortet sind, bei Bedarf zu einem einzigen Warn- und Kontrollsystem von nie zuvor gekannter Dichte zusammenzuschalten.» Massenphänomene haben oft eine kurze Halbwertszeit. So erstaunt es nicht, dass trotz den Katastrophen von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) die Mobilisie- rungen gegen die Atomkraft in der Schweiz später nicht mehr das Ausmass der Aktio- nen und Demonstrationen der 1970er- und 1980er-Jahre erreichten. In weniger spekta- kulärer Form errang der Widerstand gegen die Atomkraft allerdings immer wieder kleine Siege. So etwa am 23. September 1990, als die eidgenössische Volksinitiative fr ein zehnjähriges Moratorium im AKW- Bau angenommen wurde. tageswoche.ch/+a7ld5 ×

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