Kulturprojekt Pelguzar
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KULTURPROJEKT PELGUZAR ÑRoze yena ke hard vanu: Mordemi kotiye? Mordemu nÍvenenu. Roze ki yena, mordem vanu: Hard kotiyu? HardÈ xu nÈvenenu.ì Didar Ana ÑEines Tages wird die Erde fragen: wo sind die Menschen? Ich finde sie nicht mehr. Eines Tages werden auch die Menschen fragen: wo ist die Erde? Wir finden unsere Erde nicht mehr.ì Mutter Didar Projektskizze Dieses Zitat stammt aus dem Epos Pelguzar (zu Deutsch: Herzblatt), das von der grossen Liebe Xidir Bava (*ca. 1885 bis 1940), eines Derwisches und Friedensbotschafters, zu Didar Ana, erz‰hlt. Sein ganzes Leben lang war er unterwegs, hat den Menschen Informationen und Gedichte ¸berbracht und Epen gesungen. Das Epos ist in Zaza-Sprache (Zazaki) verfasst, die heute noch im Gebiet zwischen Tunceli (fr¸her Dersim) und QoÁgiri (alevitisches Gebiet im Osten der heutigen T¸rkei) gesprochen wird und aufgrund der politischen Verh‰ltnisse der letzten Jahre stark vom Aussterben bedroht ist.1 T¸rkei mit den heutigen Regionen, fr¸here Region Dersim mit alevitischer (90%) und sunnitischer Bevˆlkerung (rot) Tevfik Sahin, der seit mehr als 20 Jahren in Basel lebt, hat seit rund 15 Jahren traditionelles Wissen in Zaza-Sprache gesammelt, in dem er mit den alten Menschen dieser Region Gespr‰che und Interviews f¸hrt und ihre Geschichten, Gedichte und Naturreligionsgebete aufzeichnet. Sein Archiv umfasst in der Zwischenzeit rund 50 Interviews mit ¸ber 200 Gedichten und zahlreichen alten Bilddokumenten, darunter auch das Epos Pelguzar mit ¸ber 490 Strophen, das er in 7-j‰hriger Forschungsarbeit wieder sorgf‰ltig zusammengetragen hat. Seine Forschungen konzentrieren sich vor allem auf seine Heimat QoÁgiri (Gebiet im ‰ussersten Nord-Westen der Region Dersim) und umfassen die heutigen Bezirkverwaltungen Zara (das eigentliche QoÁgiri), Imranl˝, G¸lova, Ak˝nc˝lar, Hafik, Divrii 1 Obwohl die t¸rkische Regierung nach Jahren der Unterdr¸ckung (repressive Assimilationspolitik) von einer Demokratisierung und Verbesserung spricht, hat sich die Lage f¸r Minderheiten-Sprachen (Zaza, Armenisch, Kurdisch, Suryani) kaum verbessert. Die 1980er-, 1990er- und 2000er-Generation hat ihre Zaza-Muttersprache fast vergessen. 2 und Kangal sowie Refahiye Il˝Á und Kemah von Erzincan (gehˆrt mit ca.1500m ¸ber Meer zu den hˆchst gelegenen bewohnten Bergregionen der T¸rkei). Die Bevˆlkerung setzt sich mehrheitlich aus Zaza-Aleviten zusammen, daneben gibt es kurdische und turkmenische Aleviten und eine geringe Anzahl t¸rkischer Sunniten. Bis in die 1910er Jahre waren hier auch noch armenische Bewohner vertreten. Ein Teil der Region (um Zara) war bis zu Beginn des 20. Jh. als Ortsteil der Verwaltung der Provinz Sivas angegliedert, sp‰ter teilte man sie in verschiedene Verwaltungseinheiten auf. Ihren Unterhalt gewinnt die Bevˆlkerung vor allem mit Viehzucht, Abbau von Kreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten. Das Zazaki, das dort gesprochen wird, gehˆrt der nordwestiranischen Gruppe der iranischen Sprachgruppe der indogermanischen (indoeurop‰ischen) Sprachfamilie an und ist mit dem Kurdischen und dem Persischen verwandt. Eine genaue Angabe ¸ber die Zahl der Zazasprechenden ist nicht bekannt. Man geht von 3 bis 6 Millionen aus. Mit hˆchster Wahrscheinlichkeit stammt die Sprache urspr¸nglich aus Nord-Iran, aus der historischen Region "Deylem‚n" am Kaspischen Meer. Da das Zazaki immer mehr in Vergessenheit ger‰t, soll das Epos Pelguzar ñ als ‰usserst wichtiger Bestandteil der alevitischen Kultur ñ erhalten, neu vertont und so wieder einer grˆsseren ÷ffentlichkeit zug‰nglich gemacht werden. Es wird im April 2010 als CD mit Begleitbooklet (zweisprachig Zaza-Deutsch) erscheinen, begleitet von einem Konzert im Stadtcasino Basel. Gerade f¸r die Schweiz und speziell f¸r die Region Basel ist dieses Projekt von besonderer Bedeutung, denn in der Schweiz leben heute zwischen 25'000 ñ 35ë000 AlevitInnen, davon ca. 5'000 ñ 6ë000 in den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Grosse Gemeinden befinden sich auch in Deutschland und Frankreich. UMsetzuNg F¸r die Umsetzung der CD mit Begleitbooklet konnte der bekannte Musiker und Zaza- S‰nger Mikail Aslan gewonnen werden, der seit rund 14 Jahren in Deutschland lebt und am Peter-Cornelius-Konservatorium in Mainz studiert hat. Er gehˆrt zu den wenigen, die das Zazaki noch beherrschen und wird von vielen Zazasprechenden auch Ñals Architekt der Zaza-Liederkulturì bezeichnet. Aus den 490 Strophen des Epos hat er 49 ausgew‰hlt, die er in 7 Teilen vertonen wird. Zwei der Kompositionen sind bereits in traditionelle Sammlungen eingegangen, die restlichen f¸nf werden von Mikail Aslan neu komponiert. 3 Die 49 ausgew‰hlten Strophen sollen zudem zweisprachig (Zaza-Deutsch) im Begleitbooklet erscheinen. Sie wurden von Kemal Sˆnmez bereits ins Deutsche ¸bersetzt. Zur Erscheinung der CD mit Begleitbooklet wird es am 24. April 2010 ein Konzert im Stadtcasino Basel geben, bei dem das Epos Pelguzar sowie weitere Gedichte der Zaza- Kultur einer breiten ÷ffentlichkeit vorgestellt werden. (siehe Anhang) ProjektteaM Tevfik ™ahin, Projektleitung und Koordination, [email protected] Mikail Aslan, Komposition und musikalische Bearbeitung Kemal Sˆnmez, Text¸bersetzung (Zaza-Deutsch) Janine Schmutz, Redaktion und Lektorat (dt., engl.) Cel‡l D¸zg¸n, ÷ffentlichkeitsarbeit Sibel Arslan, Sponsoring Yoldas Azizoglu, Technik PatroNat: Cemal Acikgoz Allegur, Anwalt und Notar, Toronto Mustafa Atici, SP, Grosser Rat Kanton Basel-Stadt Turan Eser, Alevitenforscher und Schriftsteller Kenan G¸ngˆr, Dipl. Soz. Wiss., Wien Hidir G¸rakar, SPD Vorsitzender, Kreisverband Waldshut J¸rg Meier, SP, Grossrat Kanton Basel-Stadt Cem ÷zdemir, Bundesvorsitzender von B¸ndnis 90/Die Gr¸nen und Abgeordneter des Europ‰ischen Parlaments (Die Gr¸nen/Freie Europ‰ische Allianz) Kemal Sˆnmez, Unternehmensberater, Basel MatroNat: Sibel Akg¸n, Bundeskanzleramt ÷sterreich, Frauenservice, Budget- und Parlamentskoordination Heidi M¸ck, Gr¸nes B¸ndnis, Grossr‰tin Kanton Basel-Stadt, VPOD Sekret‰rin Nordwest- Schweiz Das Projekt ist eine Initiative der Dersim Kulturgemeinde Basel. Die meisten der Mitwirkenden des Projektteams sind an verschiedenen Projekten zur Erhaltung der Zaza- Sprache und Kultur im In- und Ausland t‰tig. Der grˆsste Teil ihrer Arbeit geschieht unentgeltlich. FiNaNzieruNg (siehe Budget) 4 KONZERT Qocgiri. Die VerschlosseNe Truhe DersiMs Sa, 24. April 2010, 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel Mikail AslaN ENseMble Mikail Aslan (Tunceli (Dersim), TR) Dieter Schmalzried (D) Cemil Kocg¸n (TR) G¸nter Bozem (D) Zafer K¸c¸k (Tunceli (Dersim), TR) Yasin Boyraz (Qocgiri, TR) Gasts‰ngerin: Beser Sahin (Qocgiri, TR) Das Konzert wird von Semah (alevitisches Tanzritual) mit Nil¸fer Ercan und Song¸l Ucar erˆffnet und von Dias und kurzen Filmen aus der Region Qocgiri umrahmt 5 DERSIM KULTURGEMEINDE BASEL SiNN uNd Zweck Die Dersim Kulturgemeinde Basel hat sich zum Ziel gesetzt, die Identit‰t, Sprache, die Sitten, Br‰uche und die Kultur der Zaza Bevˆlkerung aufrechtzuerhalten, zu pflegen und zu beleben. Des Weiteren hat die Kulturgemeinde das Anliegen gemeinn¸tzige Projekte zu verwirklichen. Es ist KerNzweck uNserer GeMeiNde folgeNde Projekte zu uNterst¸tzeN: - Das Aussterben der Zaza-Sprache zu verhindern und neu zu fˆrdern. - Die Geschichte der Zaza und ihre historischen Wurzeln zu ergr¸nden, darzulegen und zu bewahren. - Das Kultur- und Naturerbe, die Literatur, traditionelle Musik und T‰nze sowie die ¸berbrachte Lebensform in Erinnerung zu rufen und zu bewahren. Des Weiteren ist es unser Bestreben, dieses Erbe an die heutigen Gegebenheiten anzupassen und an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Die Dersim Kulturgemeinde Basel versteht sich als Gegner jeglicher Unterdr¸ckung von Glaubens- und Meinungsfreiheit. Sie ist Anlaufstelle f¸r Probleme der B¸rger von Dersim, die in Basel bzw. in der Schweiz leben und setzt sich mit den Hauptschwierigkeiten der Integration auseinander. Die Dersim Kulturgemeinde Basel tritt zudem f¸r ein respektvolles und nachsichtiges Zusammensein von verschiedenen Kulturen und Religionen ein, bem¸ht sich mit besonderer Sorgfalt Vorurteile abzubauen und fˆrdert und pflegt gegenseitige Toleranz sowie ein dauerhaft friedliches Zusammenleben. HER THEYR ZON« XODE WANENU, HER VAS KOK› XU SER ROY›NU ìJeder Vogel singt auf seine Sprache, Jede Pflanze w‰chst auf ihrer eigenen Wurzel.ì ProjektteaM Sibel ArslaN (1980 in Tunceli (Dersim), TR), seit 2002 Studium der Rechtswissenschaft an der Universit‰t Basel. Seit 2005 im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt, Mitglied der Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission (JSSK). Daneben Mitarbeiterin AKEP (Muttersprachliche Erziehung) bei HEKS; Co-Pr‰sidentin St‰dtepartnerschaft Basel-Van und Second@s Plus Schweiz; Vorstandsmitglied Dersim Kulturgemeinde Basel. Mikail AslaN (*1972 in Tunceli (Dersim), TR) ist ein Kirmanc/Zaza-S‰nger aus Dersim, der seine Zugehˆrigkeit zur "Dersim-Nation" oder "Kirmanciye", dem Land der zazakischen und kurdischen Aleviten, sieht. Er hat mit den bekanntesten t¸rkisch-kurdisch-zazakischen Musikern gearbeitet und in der T¸rkei die Musikgruppe Grup Munzur gegr¸ndet. Seine Aktivit‰ten als Musiker und Liedermacher hat er in Deutschland mit der t¸rkischen Musikgruppe Tohum mit Kemal Dinc und dem Bassisten und Komponisten Ergin Aslan fortgesetzt. 1999 entstand das Solo-Projekt ÑAgerayisì in Zazaki, wozu er Musiker mit Jazzerfahrung suchte, um die traditionelle Musik in verschiedensten Konzerten dahin zu erweitern. Im Jahre 2000 gr¸ndete er mit Dieter Schmalzried und Michael Weil das Mikail 11 Aslan Ensemble. Ein Jahr sp‰ter nahm er ein Gitarre- und Saxophonstudium