Kultur Kultur Tula Artists und die stellen und sie mit praktischen Tipps zu unterstützen. Er Kunstberaters der „malenden Männer“. Peter Fannin sah suchte auch Käufer für die Arbeiten. Im Jahr 1972 hat- sich selbst als Organisator für die Künstler, wohingegen Western Desert Kunstbewegung ten die Künstler schließlich ihre eigene Firma gegrün- Dick Kimber und John Kean, die von Mitte bis Ende der det, Artists. Schon zu dieser Zeit brachte 1970er-Jahre mit den Künstlern arbeiteten, einen größe- Geoffrey Bardons Einsatz für die Künstler ihn in einen – ren Schwerpunkt auf Reisen zu speziellen Stätten legten, wie er selbst es nannte – „erbitterten Konfl ikt mit Papu- die für die Künstler aus kulturellen und zeremoniellen nyas weißer Verwaltung“. Diese Verwaltung, deren Ziel Gründen wichtig waren. Es ist bis heute so, dass solche es zu dieser Zeit war, die Assimilationspolitik aufrecht- Reisen die Künstler besonders inspirieren. zuerhalten, versuchte seiner Meinung nach, der Gel- tendmachung der Kultur und des traditionellen Lebens Mittlerweile hatte sich die Kunst beträchtlich weiterentwi- durch die Künstler einen Riegel vorzuschieben, indem ckelt: „Sobald die Arbeiten verkauft wurden, begann die Gegend bei Kintore © Papunya Tula Artists sie die Verkaufserlöse einbehielt und dadurch Zwie- Kunst sich zu verändern.“ erklärt Dick Kimber. Ein wesent- tracht und Not unter die Künstler brachte. Bardon hatte licher Grund war, dass geheime sakrale Details nicht auf den Eindruck, dass seine Arbeit sabotiert wurde. Er ver- den Gemälden zu sehen sein sollten. Deshalb benutzten ließ Papunya 1972 bitter enttäuscht und kam erst viele die Künstler bei der Gestaltung ihrer Gemälde mehr Jahre später wieder zurück. „dots“ (Punkte) und weniger gegenständliche Elemente. Die Künstler benutzten auch bald Leinwand anstelle von Viele Werke aus dieser frühen Phase sind anderen Materialien, die sie auf den umliegenden Bau- in öffentlichen und privaten Sammlungen stellen fi nden konnten. Zuvor hatten einige der Männer hoch geschätzt. Eines dieser Werke von schon Landschaften in westlich orientiertem Stil gemalt. Johnny Warangkula Tjupurrula mit dem Aber jetzt wurden die Männer zum ersten Mal ermu- Titel „Water Dreaming at Kalipinpa“ aus tigt, sich auf ihre eigenen kulturellen Wurzeln und ihre dem Jahr 1972 wurde auf einer Auktion eigenen traditionellen Zeichen und Muster zu bezie- bei Sotheby´s im Juni 1997 für 210.000 hen, die sich von der traditionellen Körperbemalung und AUD versteigert und im Jahr 2000 für den Sandmalereien für Zeremonien ableiteten. Die klei- knapp eine halbe Million Australische nen frühen Werke waren ausführliche Schilderungen des Dollar weiterverkauft. zeremoniellen Lebens und der Kultur, in denen häufi g auch gegenständliche Elemente auftauchten. Nach Bardons Weggang übernahm sein Lehrerkollege Peter Fannin die Rolle des Geoffrey Bardons Verbindung zu den Künstlern ging bald darüber hinaus, ihnen Malmaterialien zur Verfügung zu

© Patrick Tjungurrayi, Papunya Tula Artists

nfang der 1970er-Jahre kam es in der unerbitt- lichen Wüste Zentralaustraliens zu einer Initial- Azündung, aus der sich eine richtungsweisende Veränderung in der zeitgenössischen australischen Kunst entwickelte. Der Impuls der „Western Desert Kunstbewegung" ist inzwischen auf der ganzen Welt spürbar. In ihrem Zentrum steht das Kunstzentrum Papunya Tula Artists, von deren Künstlern viele auch international sehr erfolgreich sind.

Im Jahr 1971 ermunterte , ein junger Lehrer in Papunya, einer kleinen Siedlung 240 Kilo- meter nordwestlich von , seine Schüler, ihre Geschichten in ihrem eigenen traditionellen Stil zu malen. Es dauerte nicht lange, bis eine Gruppe von Stammesälteren begann, mehrere großformatige Bilder auf die Schulwand zu malen. Das bedeutendste war ein Honigameisen-Dreaming, eine Schöpfungsgeschichte, die für alle Sprachgruppen, die zu dieser Zeit in Papu- nya lebten, von Bedeutung war. © Warlimpirrnga Tjapaltjarri (dOCUMENTA-Künstler), Papunya Tula Artists Warlimpirrnga gehört zu der Gruppe der letzten 8 , die erst 1984 ihren Das Malen der Wandbilder begeisterte die Männer und © George Tjungurrayi, Papunya Tula Artists © , PTA ersten Kontakt mit der weißen Welt hatten. bald malten sie auf Bretter, Paneele und alle möglichen

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South Wales erwarb einige der Werke aus der ersten einen Namen in der Geschichte der Western Desert Art nationalen Ausstellung der Papunya Tula-Frauen, die zu machen und wird von all denen genau beobachtet Wegbereiter für eine ganze Reihe von Einzel- und Grup- und erwartet, die die Kunst der Papunya Tula Artists penausstellungen in und Melbourne für Makinti so bewundern.“  Napanangka, Ningura Napurrula, Tjunkiya und Wintjiya Napaltjarri, Walangkura Napanangka, u.v.m war. 360° Autorin: Marg Bowman Neuere Ausstellungen zeigen eine Synthese der Arbei- ten der Künstler, die heute für Papunya Tula Artists Marg Bowman war von 2005 bis 2010 Gallery malen. Sie offenbaren die Dynamik und Entwicklung Manager von Papunya Tula Artists. Zusammen der bis heute andauernden Kunstbewegung, die immer mit ARTKELCH kuratierte sie die erste große wieder faszinierende Arbeiten von großer Vitalität und PRO COMMUNITY Wanderausstellung mit Schönheit hervorbringt. knapp 80 Werken der Papunya Tula Artists über alle Standorte, die im Jahre 2009 im Kunstwerk Paul Sweeney, der derzeitige Manager von Papunya bei Stuttgart (Privatmuseum des Sammler- Tula Artists, schreibt in seinem Vorwort zum Buch ehepaars Klein), in Berlin, Frankfurt und bei „Beyond Sacred“ über die Sammlung von Colin und ARTKELCH in Freiburg Station machte. Elizabeth Laverty: „Junge Menschen besuchen (das Studio in Kintore) regelmäßig, um ihre älteren Ver- Übersetzung ARTKELCH. © Ningura Napurrula, PTA © Nyilyari Tjapangati, PTA wandten zu beobachten und von ihnen zu lernen. Diese sitzen dort Stunde um Stunde und übersetzen ARTKELCH ist spezialisiert auf die zeitgenössische Kunst der vorsichtig das überlieferte Wissen ihrer Vorfahren in australischen Ureinwohner und ist die deutsche Repräsentanz eine zeitgenössische Kunstform mit Acryl auf Lein- der Papunya Tula Artists (www.artkelch.de). Tafeln, was den Übergang zu größeren Arbeiten wesent- nach Papunya und von dort über Mount Liebig und Kin- wand. Diese junge Generation hat jetzt begonnen, sich lich erleichterte. tore nach Kiwirrkura, um die Künstler zu unterstützen.

Als Ende 1981 Daphne Williams Nachfolgerin von Gegen Ende der 1980er-Jahre hatten die Künstler von - Anzeige - Andrew Crocker wurde, der großen Wert auf die stra- Papunya Tula Artists und ihre Werke bereits großes tegische Förderung der Künstler legte, wurde die Ent- öffentliches Interesse auf sich gezogen, sowohl in Aus- wicklung für Papunya Tula Artists langsam stabiler. Die tralien als auch international. Die beeindruckende Verkäufe stiegen stetig an, begleitet von einer zuneh- Ausstellungshistorie der Western Desert Künstler und menden Anzahl nationaler sowie einiger internationa- ihrer Kunst und die Aufnahme in bedeutende öffent- ler Ausstellungen. Mit dem Anbruch der „Homeland- liche Sammlungen führten dazu, dass private Samm- PRO COMMUNITY 2013 – WWW.ARTKELCH.DE Bewegung“ übersiedelten viele der Pintupi- Künstler in ler Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre ein die neu geschaffenen Gemeinden Kintore und Kiwirr- zunehmendes Interesse an den Arbeiten entwickelten. kura, mehr als 500 bzw. 670 Kilometer westnordwest- lich von Alice Springs, andere hingegen nach Mount Bereits Anfang der 1990er-Jahre malten Künstler Liebig. Daher reiste Williams fortan von Alice Springs wie und Ronnie Tjampit- jinpa überzeugende minimalistische Arbeiten, die völ- lig anders waren als die Arbeiten aus der Mitte der 1980er-Jahre, die als großfor- matige „Landkartengemälde“ bezeich- net wurden. Seit dieser Zeit werden von anderen Künstlern Arbeiten ähnlich reduzierter Art gemalt, insbesondere von George Tjungurrayi, der bis heute mit großer Wirkung in diesem Stil arbeitet.

Als 1996 die Frauen begannen, regelmäßig für Papunya Tula Artists zu malen, entstand Women‘s Collaborative (Ausschnitt), 2012 ein neuer lebendiger und dynamischer Stil, der vorher in der Western Desert unbe- kannt war. Viele der Frauen bekamen ihre AUSSTELLUNG – SPINIFEX ARTS PROJECT erste Einführung in die Kunst des Malens auf Leinwand erst zwei Jahre vorher, als ABORIGINAL ART AUS DER GREAT VICTORIA DESERT sie zusammen mit Künstlerinnen aus Haasts Bluff, mit denen viele von ihnen 02.02. – 02.03.2013: 28.03. – 12.05.2013: verwandt waren, an einem Workshop von Galerie ARTKELCH, Freiburg Staatliches Museum für Völkerkunde München Marina Strocchi teilnahmen. Die Künst- lerinnen fanden schnell Anerkennung. 07.03. – 10.03.2013: 30.05. – 03.06.2013: Viele von ihnen waren ältere Mitglieder art KARLSRUHE Fabrik der Künste, Hamburg Werke von und Warlimpirrnga Tjapaltjarri auf der dOCUMENTA (13) ihrer Gemeinde und gelangten schnell zu 17.03. – 23.03.2013: 07.06. – 28.06.2013: großem Ansehen. Die Art Gallery of New ARTKELCH Collectors Lounge bei Stuttgart Galerie Gunzoburg, Überlingen (Bodensee)

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