Das Ehafftrecht Von Albaching De Auch Waldanteile
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Mittelalter Das Ehafft recht von Albaching benes Gewohnheitsrecht. Für Albaching – Alltagsrecht im Mittelalter stammt die älteste bekannte schriftliche Fixierung aus dem Jahr 1589. Eine Besonderheit Albachings im Mit- telalter war das so genannte Ehafftrecht, Ein eigenes Dorfrecht bedeutete für Al- das das gemeinschaftliche Leben im Ort baching eine besondere Freiheit und Ei- organisierte und Streitigkeiten vermeiden genständigkeit. Denn auf Grundlage des sollte. Die mittelalterliche und auch später Rechtes konnten gewisse Angelegenheiten die frühneuzeitliche Gesellschaft direkt im Ort geregelt werden. Allerdings kannte Rechte, die vom Ort ab- war die Zuständigkeit von der Schwere hängig waren oder auch von der der Straftat abhängig. Mord und Totschlag Zugehörigkeit zu einer bestimm- beispielsweise wurden vor dem Grafen in ten Gruppe von Personen wie Haag verhandelt. Studenten oder Soldaten. Was an einem Ort Recht war, gehörte Insgesamt waren es 21 Artikel, die ein nicht unbedingt zu den Grund- friedliches Zusammenleben in Albaching sätzen an einem anderen Ort. garantieren sollten. Die einzelnen Para- Was für den Studenten galt, war graphen mögen dabei aus heutiger Sicht nicht unbedingt rechtsverbind- eigentümlich wirken, doch waren sie für lich für den Soldaten. Es gab die Gesellschaft des Mittelalters von ele- nicht das gleiche Recht für alle. mentarer Bedeutung. So befahl eine Ver- ordnung etwa die Einfriedung des Feldes, Albaching besaß über die Jahr- nachdem man im Frühjahr oder Herbst hunderte ein ganz spezi\ sches angebaut hatte. Vier Amtmänner über- Recht, das schon einige Kilome- prüften diese Einfriedung und ahndeten ter weiter nicht mehr Geltung Nachlässigkeiten mit einer Geldstrafe. hatte. Es ist unter dem Begriff „Ehafftrecht“ bekannt. Der mit- Aus dieser Verordnung wird deutlich, dass telhochdeutsche Begriff Ehafft in der Gemeinde Amtmänner wirkten. bedeutet dabei etwa soviel wie Die Amtmänner waren zuvor von der Be- „gesetzmäßig“ oder „rechtsgül- völkerung gewählt worden. Zwei stamm- tig“. Es ist hervorzuheben, dass ten aus Berg, zwei aus Albaching. ein eigenes Dorf recht keines- wegs die Regel im Mittelalter Nach dem Ehafftrecht war es auch ver- war. Neben Albaching besaßen boten, durch Felder zu gehen beziehungs- in der Grafschaft Haag lediglich weise zu reiten oder Vieh darüber zu trei- Preisendorf und Kirchdorf ein ben, da dadurch erheblicher Schaden am Dieser Freiungsstein eigenes Dorfrecht. Die Überlieferung des Ertrag entstehen konnte. ist in das Linnerhaus Rechtes ist bedeutend, da es einen Ein- in der Dorfmitte blick in das Leben in Albaching zur Zeit Ein anderer Paragraph bestimmte, dass sich integriert. Vermutlich des Mittelalters gewährt. kein Bauer länger als über Nacht – „von stammt er ursprüng- der einen Sonne bis zur nächsten“ – auf lich nicht aus Alba- Es ist ungewiss, seit wann das Dorfrecht dem Gemeindegrund, der Allmende, auf- ching, sondern wurde in Albaching bestand. Erwähnungen in halten durfte. Denn neben dem eigenen erst in späteren Jah- Quellen lassen vermuten, dass es vor allem Boden verfügten die Bauern in Albaching ren von Haag geholt. im Spätmittelalter in Gebrauch gewesen auch über ein gemeinschaftlich genutztes Foto: Ganslmeier sein muss – damals noch als ungeschrie- Gebiet, welches „bei der Hundsbelgin“ 38 Mittelalter Auszug aus dem Ehafftrecht von1589: Des löblichen Ehhaff t Re- chenten zu Albiching Frei- heit und Ordnung Zu vermerkhen die freyhei- ten, Ordnung und articul des löblichen Ehaff trechtens zu Albaching alhie, so durch die wolgebornen unsere ge- nedige Herren und Grave zum Haag, auch sonderen gnaden, so sy zu derselben underthanen gehabt aufge- richt und und volgendts von Ainem yeden regierenden Herrn auf den anderen vil Jar und anhero genediglich also erhalten worden volgen hernach Erstlich so es nun zur Zeit, es sey im langst oder herbst, v/an der erst Pauman, wer der sey, hinauß auf das feit anzesteen geth, soll der dem das valltor oder Estrich zu- gehört, dasselb auf den ruk- genannt wurde und sich laut alter Quellen Dadurch verhinderten die Bewoh- hen nemmen, und an die ge- „auf dem Moos“ befand. Schweinehirten, ner von Albaching, dass sich einer wönlichen orth bringen, und Senner und Ochsenhüter konnten hier von ihnen in hohem Maße verschul- dieweil also der Pauman im Herbst ihre Tiere mit Früchten, Buch- dete und im schlimmsten Fall sogar anstett, bestentig ... eckern oder Eicheln mästen. in den Ruin getrieben wurde. Quelle: GL Haag 64 StAM Neben der Allmende besaß die Gemein- Das Ehafftrecht von Albaching de auch Waldanteile. So durften etwa be- bestand bis zur Au] ösung der stimmte Waldstücke von allen Bauern zur Grafschaft Haag im Jahr 1804.1 Gewinnung von Bau- oder Feuerholz ge- nutzt werden. Gegenseitige Nachbarschaftshilfe garan- 1 Vgl: StAM GL Haag 64; AB, Albaching 1; Heiduschka, tierte Paragraph 19 des Rechtstextes. Hatte Hans-Georg: Die Gerichtsbarkeit im Landkreis Was- serburg; Lickleder, Hermann: Unterm Krummstab ist sich ein Schadensfall ereignet, „groß oder gut leben? Zur Grund- und Gerichtsherrschaft des Praemonstratenserstiftes Osterhofen, in: Deggendor- klein“, so waren die Bewohner verp] ich- ferGbll 7 (1986), S. 139-159; Münch, Rudolf: Das große tet, einander beizustehen und die entstan- Buch der Grafschaft Haag, Bd. I; Schulze, Hans K.: Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 2, denen Kosten in gleichen Teilen zu tragen. Stuttgart 32000. 39 19. Jahrhundert zur Last gehen. Daher mussten sie auch nicht für Reparaturen an Pfarr- und Öko- nomiegebäude aufkommen. Dafür war der Pfarrer selbst zuständig. Um ein Auslaugen der Felder zu verhin- dern, waren die Bauern verp] ichtet, die Äcker einmal innerhalb von drei Jahren ordentlich zu düngen. Jeder weitere Ab- schleif der Felder sollte entweder durch die Einziehung des verpachteten Grund- stückes oder durch gerichtliche Mittel ver- hindert werden.1 Trotzdem konnte es zu Missernten kom- Das Korn auf diesem Als Dienstleistungen mussten die Päch- men, wie im Jahre 1844, als eine Kar- Bild wurde extra ter des Pfarrwidums die nötigen Point-, toffelkrankheit, wie aus Pfarrer Käsers für das Feuerwehr- Feld- und Wiesenzäune auf eigene Kosten Aufzeichnungen hervorgeht, in ganz fest 1990 historisch instand halten und im Schadensfall auch Deutschland zu einer Kartoffelfäule führ- verarbeitet. Bis zur wiederherstellen. Alle übrigen Dienste te und auch die Gemeinde Albaching Industrialisierung hat- und Abgaben, die auf dem Pfarrwidum la- nicht verschont blieb.2 ten sich die landwirt- gen, sollten auf keine Weise den Pächtern schaftlichen Metho- den kaum verändert. Archiv Betzl Korn und Heu wurden mit Ochsen- oder Pferdegespannen eingeholt. Archiv Betzl 1 AEM Pf. A. 105100104. 2 Fritz Betzl: Die Chronik des Pfarrers Johann Baptist Käser. 112 Moderne genen Hausmeister für die Betreuung des Schulhauses einstellen musste, denn die Lehrer übten diese Funktion mit aus. Auf diese Weise konnte sich die Gemeinde ei- niges an Geld sparen. Die Lehrerwohnungen waren sehr einfach eingerichtet. In der Wohnung im ersten Stock gab es fünf Räume: Küche, Toilette, Wohnzimmer und Kinderzimmer mit je einem Kachelofen, und ein Schlafzimmer ohne Ofen. Der einzige Wasseranschluss in den Wohnungen befand sich in der Kü- che. Es gab somit kein eigenes Bad. Gewa- schen hat man sich in der Küche in einem Schaf , einer kleinen Wanne. Da in den Schulklasse Albachings Schule in den 1950er Wohnungen auch keine Heizungen ein- Jahrgang 1948/49 und 1960er Jahren gebaut waren, musste das Wasser auf dem Herd erhitzt werden. Außerdem gab es Archiv Betzl Trotz des allgemeinen Aufschwungs kam nur Toiletten ohne Spülung. Diese bestan- es zunächst zu keiner Modernisierung der den auch nicht aus einer Toilettenschüssel, Schule. Bis zu ihrer Erneuerung im Jahr sondern lediglich aus einem Holzbrett mit 1964 ähnelte dort das Leben, Lernen und einem Loch in der Mitte, das wiederum Lehren weiterhin sehr dem Schulalltag der mit einem Holzdeckel abgedeckt werden vorangegangenen Jahrzehnte. So wohnten konnte. Von dem Loch führte ein Fallrohr die Lehrer in den 1950er Jahren alle noch direkt in die Odelgrube des Schulhauses. im Schulhaus.1 Sie waren sogar verp] ich- tet dort eine Wohnung zu mieten. Insge- Wollten die Lehrer ein richtiges Bad neh- samt gab es im Albachinger Schulhaus men oder ihre Wäsche waschen, muss- drei Parteien. In der kleinsten Wohnung ten sie in das Waschhaus gehen, denn zu im Erdgeschoss lebten meistens die jun- dieser Zeit waren noch keine Waschma- gen Lehrer, die noch keine Familie hat- schinen verbreitet. Das Waschhaus war ten. Daneben gab es jeweils im ersten und ein länglicher Schuppen und befand sich zweiten Stock eine Lehrerwohnung. Im dort, wo heute die Alpicha-Halle steht. Es zweiten Stock logierte der Schulleiter. stand dort ein großer Kessel, der mit Holz beheizt wurde, um das Bade- und Wasch- In den ersten Jahren nach dem Krieg wa- wasser zu erwärmen. Alle Familienmit- ren im Schulhaus sogar vorübergehend glieder badeten der Reihe nach im selben Flüchtlinge einquartiert. Wasser. Für jeden eigens neues Wasser zu erwärmen, wäre viel zu aufwendig und Sowohl für die Gemeinde als auch für die teuer gewesen. Lehrer selbst war es ein Vorteil, im Schul- haus zu wohnen. Da die Lehrer dazu ver- Bevor das Schulhaus 1964 umgebaut wur- p ichtet waren, verlangte die Gemeinde de, gab es dort nur drei Schulzimmer. keine teure Miete. Gleichzeitig bedeutete Zwei befanden sich im Hauptgebäude und die ständige Anwesenheit der Lehrer in eines im Anbau des Schulhauses, der über der Schule, dass die Gemeinde keinen ei- einen separaten