Trasca-Genremalerei Letzte Fassung-Korr
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Österreichische Genremalerei im 19. Jahrhundert Diplomarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie an der Karl - Franzens - Universität Graz vorgelegt von Felicia Vasilica Trasca Am Institut für: Kunstgeschichte Begutachter: Hr. Univ. - Prof. Dr. phil. Edgar Lein Graz.2013 Inhaltsverzeichnis 1.3 Das Genrebild in der Periode des Biedermeier (1815 - 1848)!! 19 2. Peter Fendi!! ! ! ! ! ! ! ! 24 2.1 Die Genrebilder Fendis!! ! ! ! ! ! ! 29 3. Josef Danhauser!! ! ! ! ! ! ! 52 4. Friedrich Gauermann!! ! ! ! ! ! ! 65 5. Franz Eybl!! ! ! ! ! ! ! ! 103 5.1 Franz Eybl Genredarstellungen!! ! ! ! ! 103 6. Eduard Ritter!! ! ! ! ! ! ! ! 117 7. Ernst Christian Moser!! ! ! ! ! ! ! 122 8. Leopold Carl Müller!! ! ! ! ! ! ! 129 8.1 Der Einfluss Eugene Fromentins auf Müllers Werke!! ! 136 8.2 Der Einfluss August von Petenkofens auf Leopold Carl Müller!! 137 8.3 Die Nachlassauktion nach den Tod Leopold Carl Müllers!! ! 137 8.4 Werke Leopold Carl Müllers!! ! ! ! ! ! 138 9. Literaturverzeichnis!! ! ! ! ! ! ! 154 10. Abbildungsverzeichnis!! ! ! ! ! ! ! 156 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die mich bei der Erstellung dieser Arbeit unterstützt haben. Ein besonderer Dank gilt an Frau Mag. Valerie Tschida, die für die fachspezifische Korrektur sorgte. Ein großer Dank gebührt meinem betreuenden Professor Herrn Univ.- Prof. Dr. Edgar Lein für seine fachlich kompetente Anleitung und Hilfe. DANKE! Einleitung Meine Diplomarbeit behandelt die österreichischen Maler Peter Fendi, Josef Danhauser, Friedrich Gauermann, Franz Eybl, Eduard Ritter, Ernst Christian Moser und Leopold Carl Müller, welche dem Wiener Biedermeier zugerechnet werden. Die von den biedermeierlichen Künstlern dargestellten Motive der Genremalerei zeigen den Drang der Menschen, ihr Leben und jenes, welches sie umgibt oder jenes welches sie begehren, festzuhalten. Dabei werden die abgebildeten Personen zu namenlosen Vertretern ihrer Geschichte, ihres Berufes oder Alters. Das niedere soziale Milieu sowie das Bürgertum, die Familie und die naturverbundenen Menschen bilden die Motive der Genremalerei. Die Bilder können von vorbildhaftem, komödiantischem, tragischem oder dokumentarischem Erzählungsgehalt sein. Die sieben Maler, die im Folgenden vorgestellt werden, sind die Hauptvertreter der österreichischen Genremalerei des 19. Jahrhunderts. Sie weisen in ihrer Motivwahl und der verwendeten Farbpalette Übereinstimmungen sowie auch Differenzen auf, so dass an ihrem Beispiel die Quintessenz der Genremalerei aufgezeigt werden kann. 2 1 Einführung in die Genremalerei 1.1 Die Entwicklung der Genremalerei Der Begriff „Genre“ stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „Art“, „Gattung“, „Geschlecht“. In der Malerei ist mit der Bezeichnung „Genremalerei“ ein moralisches Sittenbild gemeint. Das Sittenbild befasst sich mit Szenen aus dem zumeist bäuerlichen Alltag und soll mit positiven Beispielen zum Nachahmen der dargestellten Verhaltensweisen animieren oder bei negativem Verhalten ermahnen. Bereits in der Antike wurden Alltagsszenen in Form von Vasenmalerei dargestellt. Ebenso gab es in pompejischen Fresken Genredarstellungen der Gattungen der Dichtung. Dass alle Künste durch das Nachahmen der Menschen entstünden: die Tragödie, die Komödie und die Malerei. Die Komödie stellt schlechte Menschen, meist aus niederem sozialem Milieu, zur Belustigung des Publikums dar. Ein vergleichbares Beispiel aus der Bildenden Kunst wäre hier der Maler Pieter Brueghel, der Trunkenbolde, Raufereien und andere unschickliche Taten darstellt. Das Genre des Hässlichen, Abstoßenden und Niedrigen wird auch als Groteske, Satire, pittura ridicola oder Bambocciade bezeichnet. Die Tragödie soll nach Aristoteles" Definition Furcht und Mitleid erregen. Diese moralische Komponente findet sich auch in den Darstellungen von Behinderten oder Krüppeln, die in der Genremalerei des Biedermeier in großer Zahl entstanden. In der Hierarchie der Gattungen der Malerei lag das Bild zum reinen Unterhaltungszweck natürlich hinter den belehrenden Bildern. Eine Aufwertung erfuhren Genrebilder durch einen moralischen Unterton, der zum Nachdenken anregen sollte. 3 Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelte sich diese Gattung in den Niederlanden dank des erworbenen Wohlstandes zu einer Blüte als Abbild der Welt und des Lebens. Es sind Künstler wie Brueghel, David Bailly, Gerrit Dou, Jan Vermeer van Delft zu nennen.1 Es wurde in diesem Zusammenhang von „Fröhlicher Gesellschaft“ oder „Kartenspielenden Bauern“ gesprochen und erst im 18. Jahrhundert tauchte die Bezeichnung „Babbelstück“ auf.2 Holländische Genremalerei im 17. Jahrhundert hat dazu beigetragen, die Genregattung technisch zu prägen, und ist zum Anhaltspunkt für die Genremalerei geworden. Dazu einige Beispiele: (Abb.1). Das Bild zeigt eindeutig eine Karikatur jener in Gilden organisierten Bettler.zur der Zeit setzte sich in den westeuropäischen Ländern die Bekämpfung des organisierten Bettlerwesens durch. Das hatte zur Folge, dass ein unbarmherziges Bildregister entstand, das sich mit allen grotesken und komischen Varianten dieses Betrügerverhaltens auseinandersetzte. Die Gemälde fungierten somit als Warnung. Abbildung.1: Pieter Bruegel d. Ä, Die Krüppel, 1568 1 Vgl. Gaehtgens 2002, 24 2 Vgl. Immel 1967, 13 4 (Abb.2). In diesem Gemälde ist die Emblematik im Sinne der Moral zu deuten: Der Vogel im Käfig symbolisiert die häusliche Immunität der Frau. Hier hat ein alter Mann eine Frau abseits des Ortes gelockt. Die Moral des Gemäldes: Die Frau ist vom ordentlichen Pfad öffentlicher Kontrolle abgewichen. Man kann interpretieren, dass sie der sinnlichen Verlockung der Außenwelt erlegen ist. Viele Marktszenen haben eine erotische Konnotation.3 Abb.2: Gabriel Metsu, Geflügelverkäufer, 1662 3 Vgl. Schneider 2004, 86 5 (Abb.3). Hier geht es um Geldgeschäfte. Das Gemälde ist positiv zu bewerten. Während der Mann sachkundig den Wert der Münzen untersucht, blättert seine Frau in einem frommen Buch und blickt dabei auf das Tun ihres Mannes. Die Moral des Bildes wirkt darüber hinaus: Das Geldgeschäft hat christliche Grundsätze zu befolgen.4 Abb. 3: Quentin Massys, Der Geldwechsler und seine Frau, 1514 4 Vgl. Schneider 2004, 90 6 (Abb.4). Das Gemälde ist eine realistische Darstellung einer bäuerlichen Hochzeitsgesellschaft im ausgehenden 16. Jahrhundert. Die Szene ereignet sich in einer Scheune. An der weiß gedeckten Tafel herrscht lebhaftes Gedränge. Hier wird die Gula, die Völlerei, angeprangert. Obwohl das Sujet eine biblische und theologisc Rechtfertigung hat, zeigt uns Bruegel die mit Eifer hereingetragenen Speisen und eine sehr gierige Gesellschaft. Daher handelt es sich um eine satirische Darstellung.5 Abb.4: Pieter Bruegel d. Ä, Bauernhochzeit,1568 5 Vgl. Schneider 2004, 108 7 Abb.5: Jacob Jordaens, Das Fest des Bohnenkönigs, 1656 (Abb.5). Dieser Brauch fand am 6. Januar, dem Epiphanie-Fest, statt. Wer in seinem Pastetenstück eine eingebackene Bohne fand, wurde König. Hier ist von sittenstrenger Askese nichts zu sehen, vielmehr ganz das Gegenteil. Die Physiognomien sind verzerrt, es wird gierig getrunken. Unter dem Sitz liegt eine Katze zusammengerollt, häufiges Symbol der Sündhaftigkeit und des Lasters. Zu verstehen ist, dass die Trunksucht die Menschen zügellos macht.6 6 Vgl. Schneider 2004, 129 8 Abb.6: Pieter de Hooch, Die Mutter, 1661-1663 (Abb.6). Dieses Gemälde ist eine Säkularisierung des Madonnenmotivs, gepaart mit einem Interieurmotiv. Frauen wurden damals fast nur, bis auf Marktszenen, in Interieurs dargestellt, ihrem eigentlichen Lebensreich. Hier wird die Norm bei Geschlechterrollen veranschaulicht.7 7 Vgl. Schneider 2004, 140 9 Abb.7: Jan Steen, Verkehrte Welt, 1663 (Abb.7). Das Motiv ist hier die Acedia, die Trägheit und Faulheit, die zusammen mit der Voluptas, der Wollust, und der Vinolentia, der Trunksucht, inszeniert wurde. Die träge Hausfrau und Mutter von drei Kindern vernachlässigt ihre Pflicht, die Aufsicht über Gesinde und Kinder.8 8 Vgl. Schneider 2004, 144 10 (Abb.8) In Kombination mit Kindern stellte man Frauen häufig als anmutige, sanfte Wesen dar. Teilweise bekamen sie madonnen-ähnliches Aussehen und verkörperten damit das Idealbild der liebenden Mutter. Die Körperhaltung im Gemälde von Gerrit Dou entspricht derjenigen der Madonna mit dem Jesus-Knaben auf dem Arm. In einer Zeit, in der Wissen mündlich oder über Bilder vermittelt wurde, nahmen diese Darstellungen einen wichtigen Standpunkt ein und man unterrichtete die Menschen über Recht und Unrecht. Abb.8: Gerrit Dou, Ihr Kind stillende Mutter, 1660 11 (Abb.9). Das 1630 entstandene Beispiel eines Drehleierspielers zeigt ein häufiges Thema in Frankreich/Spanien. Die Drehleier war im Mittelalter ein hochrangiges Instrument, das im 16. Jahrhundert in Verruf geriet und später nur noch von umherziehenden Bettlern gespielt wurde. Die dargestellte Person ist selbstverschuldet in diesen Zustand geraten, die Kleidung lässt auf Reichtum schließen, der aber nicht mehr vorhanden ist, da die Kleider bereits zerschlissen sind. Er befindet sich am Rande der Gesellschaft. Der Mann scheint blind zu sein und gehört damit in das Bildthema der Behinderten und Verkrüppelten. Abb.9: Georges de La Tour, Blinder Drehleierspieler, 1630 12 Abb.10: Jan Sanders van Hemessen, Lockere Gesellschaft, 1540 (Abb.10). Dieses Thema der „Lockeren Gesellschaft“ war sehr verbreitet, kompensatorisch zur zunehmenden Reglementierung des Sexualverhaltens. Hier wird die Voluptas inszeniert. Ein symbolisches Zeichen dafür ist der baumelnde Käfig am Türsturz. Diese „lockere Gesellschaft“ wurde auch