P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien Plus.Zeitung 08Z037896 P Ausgabe 3 | 2013 Einzelpreis € 6.50

ROSCH HASCHANA 5774 2 Ausgabe 3 | 2013

Bundespräsident Dr. Heinz Fischer Mag.a Barbara Prammer Präsidentin des Nationalrates Liebe Leserinnen und Leser! Als Bundespräsident der Republik Öster- reich hoffe ich, dass die diesbezüglichen Ich möchte zunächst der Chefredaktion Bemühungen letzten Endes Erfolg haben und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- werden, und wir trotz aller Umbrüche und FOTO: PERTRAMER FOTO: tern zur Gestaltung der Feiertagsausgabe der damit einhergehender Unsicherheiten mit WILKE FOTO: Zeitschrift IILLUSTRIERTE NEUE WELT berechtigtem Optimismus in die Zukunft Zum kommenden gratulieren. schauen können. hohen Feiertag Rosh Die Publikation ist ein willkommenes Die Sehnsucht der Menschen nach einer Hashana wünsche ich Tor in die Welt der internationalen Politik, Zukunft in Würde und Freiheit, ohne Angst der Chefredaktion bietet aber auch eine interessante Auswahl und ohne Bedrohungen ist groß, nicht nur von „Illustrierte Neue von Beiträgen zu Geschichte, Kunst und im Nahen Osten. Welt“, den Mitarbeite- Literatur. Damit ist sie eine wichtige Quelle Auch in Österreich bauen viele Menschen rinnen und Mitarbei- der Orientierung und des anspruchsvollen guten Willens mit Engagement an Brücken tern sowie allen Le- Informationsaustausches. für ein gutes und kooperatives Zusammenleben, über alle serinnen und Lesern Ich sage das mit Dank und Anerkennung und gratuliere weltanschaulichen oder religiösen Unterschiede hinweg. ein besinnliches und zur Lebendigkeit und sorgfältigen Themenauswahl anläss- Jenen gehört die Zukunft, die Fairness, Respekt und schönes Neujahrsfest. Möge das Jahr 5774 den jüdi- lich des Neujahrsfestes 5774. Toleranz auf ihre Fahnen heften, und dies mit ehrlichem schen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, ihren Fami- Österreichs Interesse an der Entwicklung des Judentums Interesse an der Überwindung von Gegensätzen. Das gilt für lien und Freunden alles erdenklich Gute im persönli- besteht auch weit über unsere Grenzen hinaus. politische Kräfte im internationalen Geschehen genauso wie chen wie im beruflichen Bereich bringen. So zeigen Beiträge über die Geschehnisse in die für Österreich selbst. aktuelle zerrissene politische Landschaft im Nahen Osten. In diesem Sinn sende ich beste Wünsche für das neue Meine besten Wünsche für das neue Jahr gelten daher auch Jahr und verbinde das mit einem herzlichen „Shalom!“ in besonderer Weise jenen konstruktiven Kräften, die sich Ihre um Lösungen für einen dauerhaften Frieden, für Demokra- Mag.a Barbara Prammer tie und Stabilität in der Region bemühen. Präsidentin des Nationalrates

Oberrabiner Bürgermeister und Landeshauptmann Prof. Paul Chaim Eisenberg von Wien Dr. Michael Häupl

Die Zeitschrift „Illustrierte Neue Welt“ wurde von Vor dem Hintergrund ihrer historischen begründen. Denn es gibt keinen Grund Theodor Herzl 1897 zur Vorbereitung des ersten und moralischen Verantwortung fühlt sich diesen Tag trauernd zu begehen, wie dies Zionistischen Kongresses gegründet. die Stadt Wien dem großen kulturellen Erbe rechte Burschenschafter zu tun pflegten, Sie hieß damals noch des Judentums verpflichtet. Innerhalb der sondern zu feiern, dass Europa, und allen „Die Welt“ und wurde Weltstadt Wien zeigt sich heute ein lebendi- voran Österreich, von der Diktatur befreit in weiten Teilen der ges Bild der Israelitischen Kultusgemeinde, wurden. Es ist höchste Menschenpflicht, Monarchie verbreitet. das sich besonders in Initiativen wie Schul- unsere Pflicht, der Geschehnisse dieser Heute wird sie von bauten, Sozial- und Versorgungseinrich- dunklen Zeit zu gedenken. Damals haben Dr. Joanna Nitten- tungen bis hin zu diversen kulturellen und zu viele Menschen nichts gesehen, diese

berg und Mag. Franz sportlichen Ereignissen manifestiert. DIMKO HUBERT FOTOGRAF WIEN/PID, © STADT Blindheit gegenüber Rassismus und In- C. Bauer geführt, die Den Anfängen von Vorurteilen und In- toleranz ist leider auch in unseren Tagen den Lesern ein weites toleranz in der Gesellschaft gilt es vor allem nicht ganz zu verleugnen. In Wien setzen Spektrum an jüdischer in den weiten Bereichen der Migration ent- wir uns täglich für ein respektvolles Mitei- und israelischer Kul- gegenzuwirken. Ganz im Vordergrund steht hier für mich nander ein – frei von Vorurteil und verbaler Gewalt. tur näher bringen. Da die Förderung umfassender Bildungseinrichtungen. Denn Für Wien als „smart City“, ist ein friedvolles Zusammen- ich diese Publikation Menschen, die wissen, kann man nicht so leicht negativ leben unabdingbar. Die Eckpfeiler dieses Zusammenlebens immer mit großem Interesse lese und schätze, freue polarisieren und manipulieren. sind Rücksichtnahme und Respekt, Eckpfeiler, mit deren ich mich auch heuer wie jedes Jahr den Mitarbeitern Am 8. Mai dieses Jahres hat erstmals das „Fest der Hilfe Brücken in die Zukunft geschlagen werden können. und allen Lesern der „Illustrierte Neue Welt“ die bes- Freude“ auf dem Wiener Heldenplatz stattgefunden, mit Ich wünsche Ihnen allen ein friedliches, glückliches ten Wünsche zum neuen Jahr zu übermitteln. dem der Befreiung Österreichs von der Nazi-Herrschaft, Neues Jahr 5774, erfüllt mit Liebe und Zufriedenheit. aber auch der hunderttausenden Opfer des Schreckens- Schana Tova, regimes gedacht wurde. Die Feierlichkeiten auf dem Wie- ner Heldenplatz sollen eine neue Tradition des Erinnerns

Unser Titelbild stammt von dem renommierten israelischen Surrealisten Baruch Elron (1934-2006). Renouncing the Dream, 60x43,5 cm

wis- nut- sen zen Die Europawebsite entde- der Bundesregierung cken zukunfteuropa.at ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG ENTGELTLICHE Ausgabe 3 | 2013 3 Liebe Leserinnen, Zum Neujahrsfest Rosch Haschana 5774 wünscht liebe Leser! das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten allen Leserinnen Die Hoffnung ist wieder da. Die Aufnahme Legen die Araber morgen in der Früh ihre der Friedensgespräche zwischen Israel und Waffen nieder, gibt es Frieden. Legt Israel seine und Lesern alles erdenklich Gute im persönlichen den Palästinensern hat die Erwartungen wie- Waffen nieder, gibt es kein Israel mehr. Es ist und beruflichen Bereich. der nach oben geschraubt und alle geben sich höchste Zeit, dass die Österreicher und die mit dem Erfolg der Amerikaner, die Kon- Europäer diese nackten Tatsachen erkennen. fliktparteien an den Verhandlungstisch zu- In Sachen EU, Österreich und Naher Os- Mögen wir alle dieses Jahr in Gesundheit rückgebracht zu haben, zufrieden. ten gibt es aber noch weitere Probleme. Die und Frieden verbringen können! Wir dürfen aber die Schwierigkeiten, die Entscheidung der Regierung in Wien, seine mit diesem Prozess verbunden waren und im- Soldaten von der UNO-Truppe auf den Go- mer noch sind, nicht außer Acht lassen. Die lanhöhen abzuziehen hat viel Kritik geerntet, Ein gutes Neues Jahr – Shana Tova u Metuka Palästinenser konnten wieder einmal nicht hauptsächlich wegen der Art, wie dieser Ab- über ihren Schatten springen und stellten – gang vorgenommen wurde und wegen des wie gewohnt – Vorbedingungen, in diesem falschen Zeichens, das mit diesem Schritt in Fall, die Freilassung von Häftlingen. Manche Bezug auf die friedenserhaltenden Einsätze Israelis sind der Meinung, dass die Palästinen- der UNO-Soldaten gesetzt wurde. Mittlerweile ser solche Forderungen stellen, weil sie wissen, wurden die Österreicher durch Einheiten aus diese würden die politische Diskussion in Irland und Fidschi ersetzt. Was uns aber in den Israel entfachen und sie hoffen, falls die letzten Wochen viel mehr Sorgen bereitet hat, Verhandlungen deshalb scheitern sollten, war der Versuch der EU-Kommission alles Is- dass sie auch die Schuld dafür Israel in die raelische, das irgendwelche Berührungspunkte Schuhe schieben könnten. Beide Seiten mit den Siedlungen in Judäa und Samaria hat, müssen momentan zu boykottieren. Das mit internen politi- ist praktisch die Hälfte schen Auseinanderset- Israels. Öl-Firmen, die zungen fertig werden. dort Tankstellen be- Aber nur in Israel sind treiben, Banken, Super- sie Teil einer legitimen, marktketten, die dort parlamentarischen De- TATIC HBF DRAGAN FOTO: Filialen haben, und die mokratie. Die Spaltung meisten Ministerien, zwischen Fatah und die den Menschen Hamas könnte eine dort ihre Dienstlei- vollständige Lösung tungen anbieten. Es ist © BMeiA des Konfliktes verhin- legitim, wenn die EU dern, da die Hamas ihre politische Haltung im Gazastreifen bis zu den Siedlungen und heute nicht bereit ist, zum Friedensprozess Israel anzuerkennen, zum Ausdruck bringt, und auch wenn ein es ist aber völlig inak- Über das Kultusamt im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Abkommen mit Mah- zeptabel, wenn die EU Kultur regelt und pflegt der Österreichische Staat seine Beziehungen mud Abbas erreicht versucht, ihre Haltung zu den Kirchen und Religionsgesellschaften sowie den religiösen wird, wissen wir nicht, ob er in der Lage ist, einer der Konfliktparteien aufzuzwingen. Ich Bekenntnisgemeinschaften. Hamas mit an Bord zu bringen. Die arabische fürchte, in dieser Angelegenheit wurde das Welt, die über die Arabische Liga bei Friedens- letzte Wort noch nicht gesprochen. Weitere Informationen zu den Aufgaben des Kultusamtes finden Sie gesprächen mit Israel immer mitgeredet hat, Aber die Hoffnung, mit der ich diesen unter www.bmukk.gv.at/kultusamt befindet sich im Umbruch. Niemand kann Beitrag begonnen habe, schöpfen wir nicht sicher sein, was die Zukunft bringt, nicht in nur von den wieder begonnenen Friedens- Libyen, nicht in Ägypten und sicherlich nicht verhandlungen, sondern auch von weite- Zum bevorstehenden Neujahrsfest wünscht das Bundesministerium für in Syrien. Das Gebot der Stunde ist Geduld ren positiven Entwicklungen. Letzte Woche Unterricht, Kunst und Kultur allen Leserinnen und Lesern der und Abwarten. In dieser unsicheren Situa- setzte Israels neue Regierung das Budget für Zeitschrift Illustrierte Neue Welt sowie der gesamten jüdischen tion meinen viele Israelis, sollte man große 2013-2014 im Parlament durch. Die Maccabi Gemeinde Österreichs alles Gute. bzw. unwiderrufliche Konzessionen vermei- Spiele, die vor Kurzem zu Ende gingen, brach- den, zumindest so lange man nicht weiß, wer ten nicht nur großartige sportliche Leistungen auf der anderen Seite der Grenze stehen wird. mit sich, sondern auch Tausende junge Leute Entgeltliche Einschaltung Auch in der Regierungskoalition in Jerusa- aus der ganzen Welt nach Israel und ermög- lem denken manche, dass man in dieser Lage lichten persönliche Begegnungen der besten keine schwerwiegenden Entscheidungen tref- Art und israelische Schüler gewannen Me- fen sollte und schon gar nicht solche, wenn daillen bei internationalen Mathematik- und die unsere Sicherheit und Existenz tangieren. Physik-Wettbewerben. Bei diesen Verhandlungen liegen alle schwie- Die Augen aller sind aber hauptsächlich rigen Themen auf dem Tisch, inklusive Gren- auf den Friedensprozess gerichtet. Wenn die zen, Sicherheit, Jerusalem, Flüchtlinge und Palästinenser sich vernünftig verhalten und vieles mehr. Da das Problem Siedlungen hier bereit sind, die notwendigen Entscheidungen in Österreich und auch in ganz Europa einen zu treffen, wenn unsere Wirtschaft stabil und Familie Moskovics überproportionalen Platz eingenommen hat, erfolgreich bleibt, wenn wir auch in Zukunft muss betont werden, dass das nur noch ein in der Lage sind, den Terror im Griff zu hal- weiteres kompliziertes Thema, das wir zu be- ten und wenn die Ereignisse des sogenannten wünscht allen Kunden und Freunden wältigen haben, aber keinesfalls der Grund ‚Arabischen Frühlings‘ unsere Region nicht für den Konflikt ist. Es gab keinen Frieden total destabilisieren, werden wir auch bald ein glückliches und erfolgreiches vor den Siedlungen und es wird keinen Frie- den ersehnten Frieden erreichen wie Theodor Neues Jahr den geben, auch wenn dieses Problem gelöst Herzl vor über 100 Jahren dies in Wien vor- wird. Die totale arabische Ablehnung einer hergesehen und beschrieben hat. jüdischen unabhängigen Existenz im Heili- gen Land ist die Ursache des Konfliktes und SHANA TOVA 1010 Wien Fax: +43/1/51504-200 Singerstraße 10 [email protected] alle anderen Themen, die jetzt verhandelt wer- Ihr Aviv Shir-On Telefon: +43/1/51504-0 www.bankwinter.com den, sind nur das Ergebnis dieser Konfronta- Botschafter des Staates Israel Fax: +43/1/51504-200 Fax: +43/1/51504-200 tion oder sind erst später hinzu gekommen. 4 Ausgabe 3 | 2013 Politik demokratisch gewählter Präsident

Zu den Vorgängen in Ägypten fällt Foto: (c) EPA (FELIPE TRUEBA) (FELIPE (c) EPA Foto: dem Westen nichts Besseres ein als monoton den Rosenkranz herunter zu leiern: ein demokratisch gewählter Präsident. Dabei wird geflissentlich übersehen dass Wahlen ein Instrument der Demokratie sind, aber für sich allein noch lange nicht Demokratie bedeuten.

amit Demokratie ein sozialethisch vor- boten wurden. Der Sinai wurde zu einer fröhlichen meinen, getragen. Sie richtete sich vor allem gegen bildliches Konstrukt werden kann, bedarf Spielwiese für alle Jihadisten, Al Kaida Terroristen, eine ausufernde Korruption des Mubarak Clans, es der Rechtsstaatlichkeit, einer effektiven Beduinen, Schmugglern, für die Staatsgewalt eine Polizeiwillkür und wirtschaftliche Stagnation. Die DTeilung der Gewalten, eines Wechsels der politi- no-go-zone, mit Panzerfaustangriffen auf Polizei Zeit nach seinem Sturz dann war gekennzeichnet schen Exponenten, Respektierung der Minderhei- – und Militärkonvois, bis Israel mit einigen Droh- durch eine eben solche, ja noch größere Stagna- ten, kurz eine gewisse Streitkultur. Zur Erinnerung: nen eingreifen musste. Erst vor kurzem wurde im tion, vor allem aber durch ein allgemeines Chaos Die Partei eines gewissen Herrn Hitler wurde in Sinai der von Mursi aus dem Gefängnis befreite der Gesetzlosigkeit. Was die Willkür der Repres- demokratischen Wahlen an die Macht gebracht, Mohamed El Zawahry, ein Bruder des derzeitigen sionsorgane unter Mubarak zu Stande gebracht von Demokratie war keine Spur. Hätte die Reichs- Al Kaida Chefs, festgenommen. Aus seinen Sym- hatte, das gelang den Moslembrüdern nicht weni- wehr 1934 im Zuge der Röhm Affäre mit ihm pathien für die Hamas hat Mursi nie einen Hehl ger gut, mit islamischen Vorzeichen. Was ihnen als kurzen Prozess gemacht, hätte man sich mehrere gemacht. Im arabisch islamischen Kontext gilt man Ziel vorschwebt hat der Hausprediger des Senders Millionen Tote erspart. In der Tschechoslowakei nur dann als ernst zu nehmende Größe, wenn man Al Jaziera, der notorische Judenhasser Karadawi in haben 1948 die Kommunisten in demokratischen im Pokerspiel um Israel so tun kann, als ob man einer erhellenden „Fatwa“ klargemacht: Die Frage Wahlen die Mehrheit gebildet, wie es mit der De- die Karten mitmische. Aber er verfolgte eine grö- Palästinas ist nicht eine Frage von Grenzen sondern mokratie bestellt war, hat sich dann nicht erst im ßer angelegte Strategie. Es sollte eine Schiene ge- der Existenz (Israels) und wird dereinst nicht zwi- Prager Frühling 1968 entpuppt. Auch die Hamas legt werden über die Moslembrüder in Syrien bis in schen Zionisten und Arabern abgemacht, sondern kann beanspruchen, in demokratischen Wahlen die Türkei, mit dem Endziel der Wiedererrichtung zwischen den Juden und den Moslems in aller Welt. an die Macht gelangt zu eines Kalifats, eines sunnitischen Grossreichs zur Übrigens hat schon der Gründer der Moslem- Es sollte eine Schiene gelegt sein. Und wie sieht es Eingrenzung des schiitischen brüder al Bana in den zwan- mit der Demokratie in Iran und der schiitischen ziger Jahren dekretiert, dass werden über die Moslembrüder Gaza aus? Dass schließ- Bewegungen. War das Grö- Was die Willkür der Repres- der Boden Palästinas ein zu in Syrien bis in die Türkei, mit lich eine Person, eine ßenwahn, so hatte es doch sionsorgane unter Mubarak befreiender islamischer Bo- Partei, wenn sie entgleist, Methode. Alles unter der den sei. Eine kleine, zweite dem Endziel der Wiedererrichtung abgewählt werden kann Überschrift : „ein demokra- zu Stande gebracht hatte, Shoah passt durchaus in eines Kalifats, eines sunnitischen und dass immerhin 22 tisch gewählter Präsident“! das gelang den Moslembrü- die Perspektive der Mos- Millionen Ägypter mit Nun hätte man glau- lembrüder. Vorläufig übte Grossreichs zur Eingrenzung ihren Unterschriften den ben können, dass dies den dern nicht weniger gut, mit man die Massaker mangels des schiitischen Iran und der Abgang Mursis forder- Golfstaaten eigentlich in das islamischen Vorzeichen. noch vorhandener Juden an schiitischen Bewegungen. ten, was immerhin auch Konzept passen müsste. Mit- den christlichen Kopten. Es zu den demokratischen nichten! Zwar hätten auch die wurde in den vergangenen Spielregeln zu rechnen Saudis nichts gegen einen sunnitischen Halbmond Tagen an die 100 Kirchen und Schulen, Biblio- ist, das darf nicht zählen, denn Mursis ist eben ein im Vorderen Orient einzuwenden, aber natürlich theken angezündet oder sonst verwüstet. Von den allerdings von nur 13 Millionen demokratisch ge- einen mit Sitz in Riad und nicht in Istanbul oder um „Objektivität“ befleissigten Gutmenschen im wählter Präsident. Wie sah es denn nun mit sei- Ankara und natürlich mit einem saudischen Kö- Westen wird das als Reaktion, als selbstverständ- nem Demokratieverständnis aus? Er ließ in Fern- nig als Kalifen. Dass sie in Syrien die Anti Assad lich verständliche Reaktion auf die brutale Repres- sehsendungen für den Abbruch der Pyramiden Insurgenz unterstützen, steht dem nicht entgegen: sion durch das Militär heruntergespielt, schließlich plädieren, weil sie unislamisch seien. Er entfernte dort gilt es ein Regime zu stürzen, das als verlänger- seien die Kopten selbst schuld, weil sie sich mit den die Leiterin der Oper von Kairo, weil sie Ballettauf- ter Arm der iranischen Ayatollahs funktioniert, de Militärs, von denen sie sich einen gewissen Schutz führungen zuließ und das Ballett unislamisch sei. bis zur Hisbollah im Libanon reicht und die schi- vor den fanatisierten Muslims erwarteten, solidari- Er ernannte den Drahtzieher des Massakers von itischen Minderheiten in der Golfregion auch zu sierten. Man darf eben nicht vergessen, dass Mursi Luxor, den er aus dem Gefängnis befreite, zum erfassen droht. ein demokratisch gewählter Präsident war. Gouverneur von Luxor! Er peitschte eine islami- Was ergibt sich nun für Israel aus dieser Kon- Es ergibt sich die groteske Situation, dass heute sche Verfassung ohne Rücksicht auf die christliche stellation? Man gebe sich keinen Illusionen hin, ein erzkonservatives und reaktionäres Regime Minderheit, die immerhin rund 10 % ausmacht, auch die Militärs hassen Israel. Das ist in der ara- wie Saudi-Arabien als Retter vor der Gefahr des durch. Zwei Tage vor seinem Sturz kündigte er die bischen Welt gewissermaßen genetisch vorgegeben. Islamfaschismus auftritt. Aber die Geschichte hat Schließung der privaten Fernsehstationen an, um Aber stärker als der Hass ist der Pragmatismus. Das es nun einmal mit der Ironie, schließlich musste kritische Stimmen zum ersticken zu bringen. Er be- Militär rechnet sich bei einer Konfrontation mit Is- sich Churchill, ein rabiater Antikommunist, vor setzte Schlüsselpositionen in der Verwaltung und rael keine Chancen aus. Viel gemütlicher ist es die die Wahl gestellt Hitler oder Stalin sich mit diesem Standesvertretungen mit seinen Leuten ungeach- Pfründen in den eigenen Klubs, den eigenen Lu- Verbünden, die USA mussten im Kampf gegen den tet ihrer professionellen Inkompetenz, so dass die xus Spitälern, den militärischen Unternehmungen Kommunismus die Taliban hochzüchten, nach dem Stromversorgung und die Versorgung mit Treib- auszuleben. Viel Demokratie wird von ihnen nicht Motto: der Feind meines Feindes ist mein Freund stoff zusammenbrach. zu erwarten sein, aber Demokratie wie wir sie ver- und nun sind konservative Herrscherhäuser und Wie sich herausstellte ging ein guter Teil des stehen und glauben exportieren zu können wird Militärs verbündet gegen die noch größere Gefahr Treibstoffs im Schleichhandel nach Gaza, gemein- auch von den Delegierten nicht erwartet. Die Anti der Moslembrüder. Aber was soll’s: Mursi ist nun sam mit in Kairo gestohlenen PKWs, die den Ei- Mubarak Bewegung war nur ganz bedingt von den einmal der demokratisch gewählte Präsident. l gentümern dann grosszügig zum Rückkauf ange- Idealen der Demokratie, wie wir sie zu verstehen HEIKE Das Bundesministerium für Gesundheit wünscht den Neue-Welt-LeserInnen ein schönes Rosch Haschana Fest. nlässlich des bevorstehenden jüdi- Aschen Neujahrsfestes Rosch Haschana möchte ich allen Leserinnen und Lesern Aktuelle Infos zum Thema Entgeltliche Gesundheit auf bmg.gv.at Einschaltung der Illustrierten Neuen Welt und allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern meine besten Wünsche für ein schönes, friedliches und erfülltes neues Jahr über- Wirtschaft - Familie - Jugend mitteln.

Der Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Alles Gute! Jugend wünscht allen Leserinnen und Lesern der Illustrierten Neuen Welt sowie der gesamten jüdischen Gemeinde Österreichs alles Gute zum jüdischen Neujahrsfest.

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Völlig zu Recht rühmte Rohani sich, dass ristische Organisation eingestuft wird. Zudem durch sein Verhandlungsgeschick gegenüber betonen EU-Außenpolitiker, unbedingt den den EU-3 (Großbritannien, Frankreich und „politischen Dialog“ mit der Hisbollah-Füh- Deutschland) das iranische Atomprogramm rung aufrecht erhalten zu wollen. Sie fallen während seiner Zeit als Chefunterhändler un- damit weiterhin all jenen Menschen im Liba- ter dem Präsidenten Khatamie entscheidend non in den Rücken, die sich dem Terror der vorangekommen ist. So könnte es nun weiter- Islamisten und dem Herrschaftsanspruch des gehen: Rohani wird mit dem Segen Khame- iranischen Regimes in dem Land nicht unter- neis versuchen, durch neue Verhandlungsrun- ordnen wollen. den Zeit zu schinden, die das Regime nutzen Statt über eine Rücknahme der ohnehin kann, seine nukleare Option zu verwirklichen. völlig unzureichenden, durch zahlreiche Aus- Er wird versuchen, die Dif- nahmeregelungen kon- ferenzen innerhalb der terkarierten Sanktionen westlichen Welt zu schü- Israel ist für ihn zu reden, ginge es darum, ren und für die Interessen wie für alle Vertreter nicht auf die taktischen des iranischen Regimes zu Manöver des iranischen instrumentalisieren. Der des iranischen Regimes Regimes hereinzufallen. langjährige Khamenei-Ver- ein „elendes Land“. Die EU-Staaten sollten traute hat dazu sehr viel sich ein Beispiel an Ka- eher das Zeug als der über- nada nehmen, die diplo- ambitionierte Ahmadinejad, dessen rabiate matischen Beziehungen mit Teheran abbre- Rhetorik sich nach einiger Zeit als kontrapro- chen und offen die Opposition im Iran und duktiv für die Ziele des Obersten Geistlichen im Exil unterstützen. Der fortgesetzte Dialog Führers erwiesen hat. Der neue iranische Prä- liefert den Ajatollahs nur jene Legitimation, Ein gewiefter sident erfüllt für die herrschenden Ajatollahs die sie bei großen Teilen der iranischen Be- die Funktion eines gewieften Taktikers. Er ist völkerung schon längst verloren haben. das freundliche Gesicht des Terrors. Es geht darum, dem iranischen Regime die Taktiker Erste Erfolge konnte das iranische Regime Fortsetzung seiner Projekte – sei es das Nuk- durch sein neues Aushängeschild bereits ver- learprogramm, sei es die Unterdrückung der buchen: Russland fordert ebenso eine Rück- eigenen Bevölkerung – durch die Entziehung Über den neuen Präsidenten des nahme der Sanktionen wie maßgebliche der finanziellen Ressourcen zu verunmög- iranischen Regimes und die verfehlte Kommentatoren in Europa. In der EU sind lichen. Und es geht darum, ihm hinsichtlich Sanktionen ohnehin eher dazu konzipiert, seiner Waffenprogramme endlich klare rote Iran-Politik der EU Israel von militärischen Maßnahmen abzu- Linien aufzuzeigen. Das bedeutet: es muss ne- halten, als dazu, das iranische Regime ernst- ben scharfen Sanktionen auch eine eindeutige Stephan Grigat haft an der Fortsetzung seiner brandgefähr- militärische Drohung geben. Es fragt sich, was lichen Politik zu hindern. Wäre das anders, passieren soll, wenn weder Sanktionen noch hätten die Europäer schon längst ein kom- politischer Druck helfen und die iranische s war nach 1945 der opferreichste der Kandidaten durch den Wächterrat, der plettes Embargo mit humanitären Ausnah- Freiheitsbewegung nicht in der Lage ist, das antisemitische Anschlag außerhalb wichtiger Teil der Regierung ist, und den meregelungen verhängt. Statt dessen liefern Regime zu stürzen – was nach wie vor die mit Israels: 1994 explodierte eine Bombe Obersten Geistlichen Führer wenig mit Wah- europäische Unternehmen, insbesondere Abstand beste Option wäre. Militärschläge Eim jüdischen Gemeindezentrum in Bue- len in einem rechtsstaatlich-demokratischen der mittelständische Maschinenbau, weiter- gegen die iranische Atomrüstung wären eine nos Aires. 85 Menschen wurden ermordet, Sinne zu tun. hin Waren im Wert von mehreren Milliarden schlechte Option, weshalb es weiterhin darum hunderte schwer verletzt. Die argentinische Rohani forderte 1999 die Todesstrafe für Euro in den Iran, der trotz aller bisherigen ginge, alle jenseits dieser Option liegenden Justiz macht bis heute die Machthaber in Te- protestierende Studenten. Auch 2009, als Mil- Einbußen weiterhin über genügend Ressour- Möglichkeiten endlich in die Tat umzusetzen. heran und die Hisbollah für den Anschlag lionen Iraner unter dem Einsatz ihres Lebens cen verfügt, um sein Nuklear- und Raketen- Die Akzeptanz allerdings, dass ein Regime wie verantwortlich. Interpol sucht Spitzen des gegen das Regime aufbegehrt haben und mit programm fortzuführen. das iranische über Atomwaffen verfügt, darf iranischen Regimes wegen der Attacke mit brutaler Gewalt konfrontiert waren, ist Rohani Auch das Verbot lediglich des „militäri- keine Option sein. l internationalem Haftbefehl. Hassan Rohani, keine Sekunde von der Seite Ali Khameneis ge- schen Flügels“ der Hisbollah durch die EU der dauerlächelnde Sieger der iranischen Prä- wichen. Israel ist für ihn wie für alle Vertreter zeigt, dass in Europa der Kampf gegen den sidentschaftswahlen, war zu dieser Zeit als des iranischen Regimes ein „elendes Land“, eine Islamismus weiterhin nicht Ernst genug ge- Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der enger Vertrauter des Obersten „Wunde im Körper des Islams“, nommen wird. Die EU-Staaten konnten sich Universität Wien, Mitherausgeber von Iran Geistlichen Führers Ali Kha- der „große zionistische Satan“, nicht dazu durchringen, dem Beispiel der im Weltsystem. Bündnisse des Regimes und menei Sekretär des Nationalen Er ist das gegen den er die „vollständige USA, Israels, der Niederlande und Kanadas Perspektiven der Freiheitsbewegung und Mit- Sicherheitsrates des Iran. freundliche Wiederherstellung der Rechte zu folgen, wo die gesamte Hisbollah als terro- begründer des Bündnisses STOP THE BOMB. Doch auch jenseits seiner des palästinensischen Volkes“ mutmaßlichen Mitverantwor- Gesicht fordert – was das gleiche meint tung für die Ermordung von des Terrors. wie jene Äußerung seines Chefs 85 Menschen in der argentini- Khamenei, dass Israel ein „Krebs- schen Hauptstadt ist Rohani in geschwür“ sei, „das herausge- keiner Hinsicht jener „Mann des Ausgleichs schnitten werden sollte und herausgeschnitten und der Versöhnung”, als der er in zahlreichen werden wird“. Doch Rohani ist bestens in der Medienberichten verklärt wird, oder gar ein Lage, in jenem pseudodiplomatischen Jargon zu „bärtiger Hoffnungsträger mit Herz“, als den formulieren, der auf die Bedürfnisse feinfühli- Das WIFI Wien- ihn die deutsche taz portraitiert hat. An der ger Europäer etwas mehr Rücksichten nimmt, Verfasstheit der „Islamischen Republik“, die als Ahmadinejad das getan hat. Kursbuch 2013/14 in den letzten Jahrzehnten tausenden Iranern Die Vernichtungsdrohungen gegenüber Is- das Leben gekostet und Millionen ins Exil rael waren keine Erfindung von Rohanis Vor- Jetzt gratis getrieben hat, wird sich nichts Wesentliches gänger, sondern gehören seit 1979 zum offizi- ändern. Die das Regime konstituierenden, ellen Programm der iranischen Theokratie. Es anfordern! miteinander konkurrierenden Fraktionen war Ajatollah Khomeini, der gleich nach der streiten nicht darüber, was die grundsätzli- islamischen Revolution den so genannten „Al T 01 476 77-5555 chen Ziele der „Islamischen Republik“ sind, Quds -Tag“ ausrief, an dem seit 1979 alljähr- sondern wie diese am besten umgesetzt wer- lich nicht nur im Iran, sondern weltweit, auch www.wifiwien.at den können. Die Präsidentschaftswahl im in Wien, für die Vernichtung Israels demons- Iran hatte schon auf Grund der Vorauswahl triert wird. Politik Ausgabe 3 | 2013 7 VERWIRRUNG DER GEISTER

Was die Islamisten weder militärisch noch durch Terror für sich entscheiden können, das soll auf dem Schlachtfeld der öffentlichen Meinung westlicher Gesellschaften entschieden werden. Die Manipulati- on des öffentlichen Meinungsklimas zählt zu den zentralen Aufgaben der asymetrischen Kriegsführung radikaler Islamisten gegen Israel. Maximilian Gottschlich

em Begriff der „Islamophobie“ kommt che Form der Kritik am islamistischen Terror und ausbreitet. Und diese antijüdische Obsession speist dabei besondere Bedeutung zu. Mit ihm seiner Ideologie des Hasses im Keim erstickt. Da sich nicht nur aus dem Schuldumkehrantisemitis- verbindet sich ein strategisches Konzept, es aber keine verbindliche Definition des Begriffs mus der Rechten, der den Juden selbst die Schuld Ddas sich auf den verschiedenen Ebenen der psy- „Islamophobie“ gibt, ist er beliebig als propagan- an ihrer Verfolgung andichtet, sondern aus einer chologischen Kriegsführung einsetzen lässt. In distische Waffe einsetzbar. explosiven Mischung aus linkem Antizionismus den 1970er Jahren von Imamen erfunden, sollte Antisemitismus und „Islamophobie“ sind und islamischem Antijudaismus. Der gemeinsame er ein begriffliches Pendant zum Begriff des An- zwei Begriffe, die so gut wie nichts miteinander Feind ist der jüdische Staat – Israel ist der gehasste tisemitismus sein. So wie es Antisemitismus und gemeinsam haben, weil sie sich weder auf einen kollektive Jude. Der Vorwand, dessen sich diese eine Judeophobie gibt, so sollte es nun auch eine gemeinsamen Bedeutungskontext, noch auf ei- Melange antijüdischer Obsessionen bedient, ist „Islamophobie“ – also eine irrationale Haltung der nen gemeinsamen moralischen Grund beziehen der Nah-Ost-Konflikt. Aber die Anlässe sind aus- Aversion gegen Muslime und den Islam geben. lassen, so dass sich jede Junktimierung verbietet. tauschbar: Denn der Antisemitismus bedarf keiner Judeophobie, also die irrationale Gründe – er ist selbst der Grund, der sich die Tat- Abneigung gegen alles Jüdische sachen, an denen er sich entzünden kann, sucht. gibt es, solange es Juden in der Das Schlagwort „Islamophobie“ bezeichnet Geschichte gibt. Der Begriff „An- keinen ihm adäquaten Sachverhalt – vielmehr ist tisemitismus“ wurde Ende des es dazu angetan, einen propagandistisch verwert- 19. Jahrhunderts geprägt um der baren Verblendungszusammenhang herzustellen. vorwiegend religiös motivierten Und das scheint auch in zunehmendem Masse zu Judenfeindlichkeit in Deutsch- gelingen – sieht man die wachsende Bereitschaft land ein quasi-wissenschaftliches im Westen, Antisemitismus und „Islamophobie“ Mäntelchen umzuhängen und da- gleichzusetzen. Die Verwirrung der Geister treibt mit die Emanzipation der Juden in den Redaktionen westlicher Medien genauso ihr zu bekämpfen. Seit den 1940er Unwesen, wie in Universitäten und elitären Zirkeln Jahren verknüpft sich mit dem jüdisch-muslimischer Gesprächskreise. Begriff des Antisemitismus ein pa- Mit dem Kampfbegriff „Islamophobie“ immu- thologisches Geschehen, das sich nisiert sich der islamische Antisemitismus gegen aus komplexen kollektiv-pschy- jede Kritik an seiner Ideologie des Hasses gegen chischen und sozialen Ursachen Juden und den jüdischen Staat. „Islamophob“ ist speist. Seitdem lässt sich Antise- dann derjenige, der – bei allem Respekt für den mitismus als „soziale Krankheit“ Islam und den Glauben von Muslimen – auf die begreifen, als „ein bösartiges Ge- religiösen Wurzeln und die religiöse Tradition schwür am Körper der Zivilisa- der islamischen Aversion gegen Juden verweist. Wenn sich die Juden als Opfer des Antisemitismus tion“ (Ernst Simmel). Oder wie es der deutsche Etwa im Zusammenhang mit der in der Hadithe verstehen können und damit auch ihr politisches Publizist Ralph Giordano ausdrückte: Antisemi- beschriebenen apokalyptischen Endschlacht zwi- Handeln legitimieren, so soll Gleiches auch für tismus ist ein „geistesgeschichtlicher Irrweg, eine schen Muslimen und Juden, in der es heißt: „In Muslime bzw. den Islam gelten. Im Begriff der „Is- Fehlhaltung in der Geistesgeschichte“. Dieser Irr- der letzten Stunde werden Muslime gegen Juden lamophobie“ fokussiert sich dieser neue, identitäts- weg mündete nach zwei Jahrtausenden der Verfol- kämpfen…und die Muslime werden siegreich stiftende muslimische Opfermythos. Nach außen gung der Juden durch die Geschichte hindurch in sein bis selbst ein Stein oder ein Bäum sagen wird: hin – Richtung Westen – ist „Islamophobie“ ein die Shoah, im Genozid an den europäischen Juden. Komm her, Muslim, hinter mir versteckt sich ein ideologischer Kampfbegriff im Rahmen des glo- Hannah Arendt sagte zur Recht: „Antisemitismus Jude, töte ihn.“ (Hadithe sind Aussprüche des Pro- balen Dschihad und der damit verbundenen psy- ist genau das, was er vorgibt: eine tödliche Gefahr pheten Mohamed). chologischen Kriegsführung; nach für Juden und sonst nichts.“ Die primäre Funktion des Islamophobie – Vor- innen hin – Richtung islamischer Keine auch nur annähernd vergleichbare Erfah- wurfs liegt zum einen darin einen islamischen Op- Die Gleichsetzung von Anti- Gesellschaften und muslimischer rung, die den Begriff „Islamophobie“ rechtfertigen fermythos in die Welt zu setzen; und zum anderen semitismus und „Islamophobie“ Bevölkerungsgruppen im Westen – könnte, haben Muslime in ihrer Geschichte und dient der Begriff der „Islamophobie“ der Rationa- ist Teil der psychologischen ist seine Verwendung Teil der psy- auch nicht in der Gegenwart gemacht. Mit „Isla- lisierung einer letztlich religiös motivierten oder chologischen Strategie islamischer mophobie“ soll vielmehr ein fiktiver Opferstatus auch religiös verbrämten Obsession der Ausrottung Kriegsführung. Identitätskonstruktion mithilfe eines etabliert werden, der Anhängern des islamischen der Juden und des Kampfes gegen den ungläubigen neuen Opfernarrativs. Glaubens aber nicht zukommt, weil sie keine Opfer Westen. Beide, Opfermythos wie auch die Rationa- Mittlerweile hat die Gleichsetzung von Anti- sind: Niemand hat es je als religiöse Pflicht emp- lisierung operieren mit dem alten antisemitischen semitismus und „Islamophobie“ zu einer pseudo- funden und entsprechend propagiert, Muslime von Mechanismus der Täter-Opfer-Umkehr: Der Hass moralischen Kanonisierung dieses Begriffs geführt. der Erde zu vertilgen, so wie es den Juden laufend auf die Juden wird durch die eigene, angemaßte Op- Der gleichermaßen intellektuelle und moralische geschieht. ferrolle genährt und als religiöse Pflicht und politi- Kurzschluss, der sich damit verbindet, lautet: Wer Es gibt zwar islamfeindliche Strömungen am sche Notwendigkeit legitimiert. Erreicht wird damit gegen Antisemitismus ist, muss auch gegen „Isla- rechten Rand, aber keine Pogromstimmung gegen eine Einebnung des moralischen Gefälles zwischen mophobie“ sein. Denn das Eine wie das Andere ist Menschen muslimischen Glaubens – weder in Tätern und Opfern, zwischen denjenigen, die Hass – so wird argumentiert – Rassismus. Man könne Israel, noch in europäischen Ländern, auch nicht in säen und denjenigen, die sich der islamistischen nur glaubwürdig gegen Antisemitismus sein, wenn jenen mit hohem Anteil an Muslimen. Wohl aber Ideologie des Hasses entgegenstellen. man zugleich auch entschieden gegen „Islamo- gibt der Umstand begründeten Anlass zur Beunru- Der Begriff „Islamophobie“ ist eine Finte, mit phobie“ auftritt. Niemand will sich das Attribut higung , dass der Antisemitismus in Europa noch deren Hilfe sich die Prediger des Hasses und ihre „islamophob“ anhängen lassen, weil es zugleich nie so hoch war wie heute. Die steigende Zahl an Anhänger selbst zu Opfern hochstilisieren… l insinuiert, dass der Betreffende Rassist und damit Attentaten gegen Leib und Leben westeuropäischer moralisch unglaubwürdig sei. Damit wird jegliche Juden ist nur die Spitze des Eisbergs einer tiefge- Maximilian Gottschlich ist Professor für Publizistik – Form der Kritik an den judenfeindlichen Aussagen henden Ideologie des Hasses, die sich – siebzig und Kommunikationswissenschaft an der Universität des Koran, jegliche Form der Kritik am Islam, jegli- Jahre nach der Shoah – heute wieder in Europa Wien 8 Ausgabe 3 | 2013 Politik

im Irak, Afghanistan und Libyen gegen solcher Art von Aktionen ist .Sie sind bedauernswerte Auswegloses Beispiele für das komplette Versagen des Westens nach einem militärischen Sieg auch noch eine annehmbare Friedensordnung herzustellen. Aus heutiger Sicht brächte der Sturz Assads zwar eine Joanna Nittenberg Schwächung der Einflussnahme vom Iran und der Dilemma Hisbollah jedoch sind die Machtverhältnisse, die darauf folgen könnten keineswegs besser zumal sich in dem unvermeidbaren Chaos wieder der Iran positionieren könnte und ein unkontrolliertes ngesichts der jüngsten Ereignisse in ­Syrien nes islamitischen Staates. Wobei es noch immer Arsenal gefährlicher Waffen zur Verfügung stehen steht nicht nur die USA vor einem aus- nicht ganz klar ist aus welchen Kräften sich diese könnte. Auch sollte man die Rolle Russlands nicht sichtslosen Dilemma. In Syrien wurde Opposition tatsächlich zusammensetzt. Heute außer Acht lassen, da Syrien der einzige Zugang Atatsächlich eine moralische Grenze überschritten. herrscht in Syrien, ein Bürgerkrieg zwischen ei- Russlands zum Mittelmeer ist und Putin nicht da- Die Welt war Zeugin der grausamen Bilder von nem rücksichtslosen Regime und extremistischen ran denkt diese Präsenz aufzugeben, ferner muss den Leichnamen syrischer Kinder, die von seelen- Rebellen ein strategischer und diplomatischer er auch Signale setzen, dass mit Russland immer losen Menschen ermordet wurden. Einerseits sind Sumpf, wobei derzeit weder militärische Aktio- noch zu rechnen ist. Angriffe mit Chemiewaffen von wem auch immer nen noch diplomatische Interventionen Sinn er- Noch einige geschichtliche Details zum für die internationale Gemeinschaft unentschuld- geben. Beunruhigend vor allem auch die Tatsache, Baath Regime und seinen Methoden: 1982 hatte bar aber anderseits stellt sich die Frage was mag dass die USA gar kein Konzept vorlegen können, Hama traurige Berühmtheit erlangt: Ein Jahr eine militärische Strafaktion tatsächlich bewirken? was nach dieser Militäraktion geschehen soll be- zuvor waren hier Hun­der­te Baath-Anhänger Fast skurril die Ankündigungen Washingtons nur ziehungsweise welche Ziele ­Attentaten der eine begrenzte Aktion durchzuführen und kei- sie verfolgt. Abgesehen da- Moslem­ brüder­ neswegs den Sturz Assads zu beabsichtigen. Falls von, dass der Ausgang von Wahl zwischen Pest und Cholera die keine laizis- eine militärische Option bei Beginn der Unruhen militärischen Aktionen nie tische Baath- gegen Assad in Erwägung gezogen worden wäre, wirklich abgeschätzt werden kann, sollten zu Regierung dulden, sondern einen Gottesstaat hätte sie sicherlich mehr Sinn ergeben. Damals mindestens konkrete Zielsetzungen vorhanden anstreben zum Opfer gefallen, im Novem­ber war die Opposition gegen Assad noch nicht so sein. So gesehen war es ein kluger Schachzug von explo­dier­te in Damaskus eine Autobombe, die fundamentalistisch und radikal geformt wie heute. Präsident Obama die Entscheidung dem Kongress das Leben von 175 Baath-Anhän­gern for­der­­te. Damals kämpften die Aufständischen um mehr zu überlassen, zu mal ein großer Teil der Bevölke- In den frühen Morgenstunden des 3. Feber 1982 Rechte und nicht wie heute um die Errichtung ei- rung angesichts der jüngsten Kriegserfahrungen wurden die Einwoh­ner Ha­mas von Aufrufen ge- weckt, die von allen Minaretten der Stadt ertönten: Die ungläubi­gen „Baath–Hunde“ seien vertrie- ben, die Stadt sei befreit und in den Händen von „Mudschahiddin“ (Freiheitskämpfer). Nun musste Hafes al As­sad, Vater des gegenwärtigen Präsiden- ten, seinen Gegnern den Muslimbrüdern zeigen, was es hieß, ihn herauszu­fordern. Er ließ Hama von regierungstreuen Truppen umzingeln und sturmreif­ schie­ßen. Es folgte eine zehn Tage lang andauernde Racheorgie. Bei dem Geme­tzel gab es kein Pardon. Erst vier Wochen später durften Ärzte und Hilfs­or­ganisationen die Stadt betreten. Amnesty International sprach von 15.000, die syri­ sche Opposition von 40.000 Toten. Regierungssei- tig gab es darüber keinen Kommentar Auf alle Fälle ist es derzeit eine no–win Situ- ation oder wie mir Joel Rubinfeld, ehemaliger Vizepräsident des European Congress, bereits im Frühjahr versicherte ist die Wahl zwischen der Regierung und den Rebellen wie die Wahl zwi- schen Pest und Cholera. l

KURZNACHRICHTEN Moody‘s bescheinigt Stufe A1 für Israel

Tel Aviv Nummer zwei die Gesamtleistung und das Leistungspo- Die internationale Ratingagentur Wirtschaft vorzuweisen hat.“ Besonders für Startups tential, die Risikobereitschaft der Gründer, Moody´s bestätigte die Kredit- und erwähnt wurden in der Begründung der die Fähigkeit, neue Technologien aufzu- Investitionswürdigkeit Israels auf der Stufe Agentur die geopolitischen Risiken, wie die Der Boston Globe, eine der wich- nehmen, die Qualität des Unterstützer- A1 und bescheinigte dem Land stabile Bedrohung durch den Iran und langfristige tigsten Zeitungen in den USA, hat netzwerkes, Talent und Unterschiede zum wirtschaftliche Aussichten. Finanzminis- demographische Entwicklungen, wie dem zur weltweit zweitbesten Stadt Silicon Valley. Tel Aviv hat demzufolge die ter Yair Lapid begrüßte die Einstufung, Wachstum von Bevölkerungsgruppen, die für technische Startups erklärt – nach Si- höchste Dichte von technischen Startups die dem Ergebnis aus dem Jahr 2008 ent- nur wenig am Arbeitsmarkt teilnehmen. licon Valley in Kalifornien. Die Liste der weltweit. Im Jahr 2009 fanden sich 63 is- sprach: „Die Stimme der Agentur stimmt Entsprechend gelobt wurde die Wieder- führenden High-Tech-Orte auf der gan- raelische Unternehmen auf der Liste der zuversichtlich für den Wirtschaftsplan und aufnahme der Friedensverhandlungen, zen Welt wurde mithilfe von Startup Ge- NASDAQ, mehr als aus Europa, Japan, den neuen Haushalt. Gerade die Rückkehr die Reformen der Verteidigungsstreitkräfte nome erstellt. Demnach steht Tel Aviv Korea, Indien und China zusammen. Trotz zu mehr Haushaltsdisziplin und die Integ- und Zuschussmaßnahmen, mit denen die noch vor New York, das nur den fünf- des Erfolges liegen die Startups hinsicht- ration neuer Bevölkerungsgruppen in den genannten Bevölkerungsgruppen dem ten Platz belegt, und Los Angeles (drit- lich der Aufnahme neuer Technologien, Arbeitsmarkt wurden von Moody´s als Arbeitsmarkt zugeführt werden sollen. Als ter Platz) und (siebter Platz). wie z.B. Programmiersprachen, noch unter konstruktive Schritte anerkannt, um die Zeichen wirtschaftlicher Stärke nannte die Acht Faktoren wurden bei der Festlegung dem Durchschnitt. Startup Genome rech- israelische Wirtschaft zu stärken. Zugleich Agentur auch den High-Tech-Sektor und der Rangliste berücksichtigt: die Gesamt- net damit, dass die Stadt eine Nische und zeigt das Urteil, dass Israel trotz der globa- die 2013 begonnene Produktion von Bio- aktivität von Unternehmen in der Region, Drehscheibe der Region wird, aber kein len Krisen und trotz äußerer Sicherheitsbe- gas: beides seien starke und nachhaltige die Höhe des vorhandenen Risikokapitals, globales Kraftwerk wie Silicon Valley. l drohungen eine robuste und dynamische Motoren der israelischen Wirtschaft. l Nahost Ausgabe 3 | 2013 9 Im Reich des Todes

m Schatten der Schlagzeilen über den Putsch »30.000 Dollar«, wird als Lösegeld verlangt oder in Kairo, bei dem das Militär kürzlich Ägyp- man schneidet ihnen Nieren, Herz und Au- tens Präsident Mohammed Mursi stürzte, hal- gen heraus und verkauft sie an Organhändler. Iten Beduinen in der Wüste des Sinai afrikanische Von den rund 60.000 afrikanischen Migranten, Migranten als Geiseln gefangen. Tausende wurden die es nach Schätzungen der Tel Aviver Organi- in den vergangenen Jahren gefoltert. Die ägypti- sation Ärzte für Menschenrechte in den vergan- sche Halbinsel am Roten Meer, beliebtes Feri- genen Jahren illegal über die ägyptische Grenze enparadies der Deutschen, grenzt im Westen an nach Israel geschafft haben, sind bis zu 7.000 in den Suez-Kanal und im Osten an Israel und den den Folterkammern der Beduinen misshandelt Gaza-Streifen. Rund 300.000 Beduinen bewoh- worden. Mehr als 4.000 haben die Torturen nicht nen das dünn besiedelte Wüstengebiet; einzelne überlebt; ihre Leichen verrotten in der Wüste. Gruppen haben sich auf den Rund tausend Menschen sol- Menschenhandel spezialisiert. »30 000 Dollar«, wird len sich derzeit in den Fän- Die Migranten kommen vor gen der Kidnapper befinden. allem aus Eritrea, aber auch als Lösegeld verlangt Auf der Sinai-Halbinsel ist aus dem Sudan, aus Äthiopien oder man schneidet die ägyptische Militärpräsenz und Somalia. Ihre Kidnap- seit dem Camp-David-Frie- ber im Süden der Halbinsel an Hotelstränden in per schlagen sie mit Stöcken, ihnen Nieren, Herz und densabkommen mit Israel der Sonne baden, versetzen bewaffnete kriminelle Ketten und Eisenstangen, bis Augen heraus und von 1978 erheblich einge- Banden und militante Islamisten den Norden in sie ihnen die Telefonnum- schränkt. Die UN-Blauhelm- Angst und Schrecken. Sie verüben Bombenan- mern ihrer Familien verra- verkauft sie an Organ- soldaten, die den Frieden schläge auf Gasleitungen und feuern mit Maschi- ten. Sobald die Verbindung händler. in der strategisch wichtigen nengewehren und Raketen auf Polizeistationen steht, beginnt die Folter. Die Wüstenregion überwachen und Checkpoints. Immer wieder gibt es Tote und Kidnapper drücken ihren Opfern Zigaretten in sollen, halten sich vor allem an ihren Stütz- Verletzte. Experten fürchten, auf dem Sinai könnte den Gesichtern aus, brandmarken sie mit glü- punkten auf. Das so entstandene Machtvakuum eine neue Operationsbasis für das Terrornetzwerk hendem Metall, überschütten sie mit kochen- haben die Beduinenstämme in den vergange- al-Qaida entstehen. Direkt an der Grenze zu Israel. dem Wasser. Sie umwickeln ihre Finger mit Ka- nen Jahrzehnten genutzt, um Milizen zu grün- In diesem Chaos, das nach dem Putsch in Kairo beln und drücken sie in die Steckdose, bis das den und eigene Machtstrukturen zu etablieren. noch zugenommen hat, gehen die Kidnapper und Fleisch schwarz wird, oder sie gießen ihnen Besonders seit dem Sturz von Husni Mubarak Folterer, die laut den Vereinten Nationen einem Diesel über den Kopf und zünden sie an, wäh- im Februar 2011 hat sich der Sinai, der fast so der weltweit grausamsten Netzwerke des Men- rend die Angehörigen der Gefolterten daheim groß wie Bayern ist, zu einem Territorium ohne schenhandels angehören, unbehelligt ihren bluti- ihre Schreie über Handy mit anhören müssen. Recht und Gesetz entwickelt. Während Urlau- gen Geschäften nach. l

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Stämme Steuern Staatsbetrug

Der Militärputsch in Ägypten scheint sich nahtlos in eine ganze Reihe gescheiterter Experimente der Volksdemokratie in der arabischen Welt einzureihen: Ob in Algerien, Palästina, Libanon, oder im Irak – in der arabischen Welt scheinen freie Wahlen nicht den Grundstein für Demokratie zu legen, sondern für Bruderkrieg und Chaos. Was steckt hinter diesem Phänomen? Gil Yaron

rabien – nicht erst seit Beginn des Ara- scheint diese Hoffnung naiv. Doch woran liegt es, die Stammeskultur. Seit Jahrhunderten sind Araber bischen Frühlings eine von zahlreichen dass Arabien so reformresistent ist? Untertanen dysfunktionaler Staaten. Nach mehr Problemen geplagte Region. Doch seit- Viele Beobachter machen den Islam verant- als 100 Jahren Nationalismus haben fast alle ara- Adem die Massen begonnen haben, ihre Rechte mit wortlich, oder die arabische Kultur, oder behaup- bischen Staaten versagt: Sie bieten ihren Bürgern Massenprotesten einzufordern, verwandelt die- ten, Araber wollten einfach keine Demokratie. weder Rechte, noch ausreichende Krankenversor- ser Teil der Erde sich in ein gewaltiges Pulverfass. Die Mär von östlicher Unkultur hat Tradition: gung, Sicherheit, Bildung, Arbeit. Korruption ist Libyen zerfällt in Anarchie, Ägypten erlebte zwei Schon vor 2300 Jahren war für die alten Grie- so verbreitet, der politische Einfluss auf die Justiz Revolutionen in ebenso viel Jahren, Palästina ist chen der Kampf gegen die so allgegenwärtig, dass Menschen bereits seit 2007 in zwei Gesellschaften gespalten, Perser gleichbedeutend mit in anderen Strukturen Rückhalt in Syrien tobt ein blutiger Bürgerkrieg, der in den dem Kampf von westlicher Die Ressourcen gehö- suchen müssen. Sie finden ihn in Libanon herüberschwappen und den Irak, der seit Logik gegen orientalische Ir- ren dem Herrscher, zwei Gedankenkonstrukten: dem Jahren in seine Bestandteile zu zerfallen droht, ins rationalität, Zivilisation gegen Stamm und der Religion. Große, Chaos stürzen könnte. Selbst in den reichen Golf- Barbarei. Doch dieses Argu- der sie nach eigenem starke Familien bieten Sicherheit, staaten regieren Könige und Scheichs nur Dank ment ist leicht widerlegt. Im Gutdünken verteilt. vor Übergriffen oder Armut. Doch voller Geldbörsen, und effizienter und skrupello- Gegensatz zu heute waren Is- Korruption, Misswirt- wie ein Bericht der UNO festhält, ser Geheimdienste. Dabei verorteten Schriftsteller lam und arabische Kultur in ist dieser „Clanismus“ ein zwei- im Mittelalter nicht umsonst das biblische Paradies der Vergangenheit sehr wohl schaft, Nepotismus schneidiges Schwert: Er bietet in Mesopotamien. Das Potential dieser Region ist imstande das Christentum zu sind die Folge. Schutz, fordert von den Mitglie- gewaltig. Was an Wasser fehlt, könnte Dank des überflügeln. Im neunten Jahr- dern aber von Kindesbeinen an Ölreichtums mühelos aus dem Meer gewonnen hundert enthielt die größte Bi- unkritische Loyalität. werden. Durch dieselbe Sprache miteinander ver- bliothek des christlichen Abendlands in St. Gallen In Arabien ist man also zuerst treues Mitglied bunden, stellt Arabien einen enormen potentiellen rund 800 Manuskripte, während Gelehrte in der al eines Clans, erst danach Bürger eines Staats. Dem Markt dar: mit rund 370 Millionen Einwohnern Hakam Bibliothek im muslimisch-arabischen wird nämlich grundsätzlich misstraut, außer, er größer als die USA. Doch die 22 Staaten, die noch Cordoba bereits mehr als 400.000 Bücher durch- befindet sich in Händen des eigenen Stamms. in den fünfziger Jahren auf demselben Entwick- stöbern konnten. Und Umfragen zeigen immer Nur dann kann man darauf vertrauen, einen Teil lungsstand waren wie die Tigerstaaten Asiens, sind wieder, dass man sich ausgerechnet in Arabien der staatlichen Ressourcen zu erhalten. Doch heute in fast allen Parametern ins Hintertreffen mehr als in fast jeder anderen Region Demokratie die Clans definieren sich nicht unbedingt durch geraten – nicht nur relativ, sondern absolut. Wie herbeisehnt. Weshalb also entsteht sie nicht, was Familienbande. In Libanons „Clanokratie“ wird ein Bericht der UNO 2009 festhielt, war die arabi- macht Arabien so rückschrittlich? Verwandtschaft durch religiöse Zugehörigkeit er- sche Welt im Jahr 2007 weniger industrialisiert als Der Demokratiemangel in Nahost ist ein kom- setzt. Seit 1934 regelt der „Nationalpakt“ Libanons 1970. Viele hegten die Hoffnung, dass eine Welle plexes Phänomen, dem populistische Begründun- politisches System. Er verteilt staatliche Ämter mit der Demokratisierung den Nahen Osten erfassen gen nicht gerecht werden. Dennoch teilen arabi- einem Schlüssel religiöser Zugehörigkeit: Nur ein und dieser Entwicklung entgegenwirken könnte. sche Staaten gewisse soziologische, wirtschaftliche Maronit kann Präsident, nur ein Sunnit Premier, Spätestens seitdem Syriens Regierung ihre eigene und kulturelle Besonderheiten, die eine Ausbrei- nur ein Schiit Parlamentssprecher werden. Wird Bevölkerung mit Hilfe schwerer Waffen nieder- tung westlicher, demokratischer, rechtstaatlicher dieses Gleichgewicht gestört, beginnt ein Kampf metzelt, und nun Ägyptens Armee den ersten de- Lebensformen erschweren. Eine der wichtigsten, um Gedeih und Verderb – wie in Syrien. Sunniten mokratisch gewählten Präsidenten am Nil absetzte, die im Westen am wenigsten verstanden wird, ist und Schiiten, die aus dem ganzen Nahen Osten in Nahost Ausgabe 3 | 2013 11 die Levante strömen, um dort mitzukämpfen, und neue Bündnisse schaffen. Schließlich als Vasall der Zionisten. Auch in Ägypten „be- Herrscher ihnen keine Rechenschaft abgeben, führen keinen Glaubenskrieg. Es geht den kämpften schiitische Iraker im Irankrieg für schuldigten“ die MB den neuen Präsidenten, sich weniger um sie kümmern, ihnen weniger sunnitischen Freiwilligen aus dem Irak nicht den sunnitischen Diktator Saddam Hussein Jude zu sein, und beschimpften die Demons- zuhören, sie weniger fördern. Die Ressourcen darum, die schiitischen Hisbollah-Kämpfer in – gegen die verhassten Perser, arbeiteten Ha- tranten auf dem Tahrir-Platz Mursi als „Zio- gehören dem Herrscher, der sie nach eigenem Syrien zu bekehren. Vielmehr ist es ein Null- mas und Hisbollah zusammen – gegen die nist“. So wollen sie möglichst viele Menschen Gutdünken verteilt. Korruption, Misswirt- summenspiel um lebenswichtige Ressourcen. Israelis. Muslimbrüder und Kopten rangen auf ihre Seite ziehen. schaft, Nepotismus sind die Folge. Kein Wun- Die Definition des Stammes ist fluide gemeinsam gegen Husni Mubarak, und in Je- Der „Clanismus“ allein erklärt viele, aber der, dass man sich mit einem solchen Staat und von äußeren Entwicklungen abhängig. rusalem können muslimische, christliche und nicht alle Probleme Arabiens. Mangelnde kaum identifiziert. Und jede neue Gruppe, die In Ägypten betrachten säkulare Bürger und jüdische Geistliche kooperieren, wenn es da- Emanzipation, mangelnde Bildung sind an- die Macht übernimmt, übernimmt gleichzeitig Muslimbrüder sich zweifellos als verfeindete rum geht, eine Parade von Homosexuellen zu dere Hindernisse, die die Region aus dem auch das Regierungssystem. Stämme: Als das eine Lager regierte, wurde verhindern. Israel spielt dabei als ultimativer Weg räumen muss, bevor sie sich entwickeln Ebenso komplex wie Arabiens Probleme dem anderen nur eine staatliche Ressource in Außenseiter eine Sonderrolle, weil man mit und demokratisieren kann. Der Umstand, dass sind auch die Lösungen. Eine Revolution wie Hülle und Fülle zugeteilt – die Aufmerksam- Hilfe des Judenstaats am leichtesten ein Ge- arabische Regime sich weniger als die meisten in Ägypten gehört nicht dazu, denn sie kopiert keit der Sicherheitsorgane. Ein gemeinsamer fühl der Gemeinsamkeit schaffen kann. Nicht anderen Staaten aus direkten Steuern finanzie- nur die alten Verhaltensmuster mit neuem An- Feind, vorzugsweise ein Außenseiter, kann umsonst bezeichnet Baschar Assad Syriens ren, ist ein weiterer wichtiger Faktor: Wenn strich. Geholfen ist dem einfachen Bürger da- solche Zugehörigkeiten kurzfristig verändern Rebellen als Israels Handlanger, und die ihn die Bürger keine Steuern zahlen, müssen die mit aber nicht. l

Wird es diesmal gelingen?

Eine Replik Karl pfeifer

in Skorpion trifft einen Frosch am Ufer Am 13.09.1993 unterzeichneten Yitzhak ten meine Vorschläge nie ab… Sie nahmen sein, auf das „Rückkehrrecht“ der Nachkom- des Jordans. „Lieber Frosch, nimmst du Rabin und Yassir Arafat in Washington die sie nicht an, und das ist ein Unterschied. Sie men der Flüchtlinge von 1948 zu verzichten. mich auf deinem Rücken mit ans andere „Prinzipienerklärung über die vorüberge- nahmen sie nicht an, weil die Verhandlungen Eine Einbindung der Hamas, der palästinen- EUfer?“, fragt der Skorpion.„Ich bin doch nicht hende Selbstverwaltung“ (auch Oslo I ge- nicht abgeschlossen wurden; sie befanden sich sischen Filiale der Muslimbrüder, würde nur lebensmüde. Wenn wir auf dem Wasser sind, nannt). Beide Seiten erkannten einander erst- kurz vor einem Abschluss… Die Diskrepan- diese Fanatiker stärken und jede Chance auf stichst du mich und dann sterbe ich“, antwortet mals offiziell an. Am gleichen Tag erschien im zen waren sehr klein, wir hatten bereits die einen Frieden vernichten. der Frosch. „Nein, wenn ich dich steche, dann Standard mein optimistischer Artikel „Absage Zielgerade erreicht.“ Hoffentlich kann die fatale Nahostlo- gehe ich doch auch unter und sterbe“, sagt der an den Fanatismus“. Ich habe mich gründlich Der damalige und heutige palästinensi- gik bei den künftigen Verhandlungen außer Skorpion. „Das leuchtet mir ein. Steig auf mei- geirrt, denn ich hatte die Fabel vom Frosch sche Chefunterhändler Saeb Erekat sah es Kraft gesetzt werden. l nen Rücken“, erwidert der Frosch, aber kaum und Skorpion verdrängt, als ich schrieb: anders: „Im November 2008… bot Olmert sind sie ein paar Meter geschwommen, sticht „Wenn die Palästinenser wirklich Frie- die Grenzen von 1967 an, aber er sagte: ,Wir der Skorpion zu. „Das ist doch nicht logisch!“ den wollen und bereit sind Kompromisse zu werden 6,5 % des Westjordanlandes nehmen schreit der Frosch „Jetzt sterben wir beide“. schließen, dann werden die Fanatiker nicht und im Gegenzug, 5,8 % des Gebietes von „Skorpione stechen nun mal“ antwortet der viel ausrichten können… Die israelische 1948 geben, und die 0,7 % werden einen si- Skorpion und fügt hinzu „seit wann gibt es Regierung hat Schritte gesetzt, damit Eltern cheren Übergang bilden und Ost-Jerusalem Logik im Nahen Osten?“ nicht mehr das Totengebet für ihre Kinder wird die Hauptstadt sein, aber es gibt ein Beim Durchschauen meines Archivs fand sagen müssen.“ Problem mit dem [Tempelberg]‘… Abu Ma- ich zwei meiner Artikel über den Konflikt Ich glaubte, Arafat würde sich wirklich ei- zen antwortete: „Ich bin nicht auf dem Markt Israel-Palästinenser, die 1993 im Standard nen Frieden mit Israel wünschen. Als Gegen- oder in einem Basar. Ich bin gekommen, um erschienen sind. Leider ist das Thema noch pol setzte Der Standard „Eine tödliche Gefahr die Grenzen von Palästina abzugrenzen – die immer aktuell. Am 22. April erschien meine für den Staat Israel“ des damaligen Chefs der Grenzen vom 4. Juni 1967 – ohne einen ein- Replik auf Uri Avnery, der damals schrieb, Opposition Benjamin Netanjahu unter mei- zigen Quadratmeter aufzugeben und ohne was seither in den Mainstream gelangt ist: nem Artikel. Dieser sah die Lage realistischer: einen einzigen Stein aus Jerusalem oder von „Was der Holocaust für die Juden, ist die Ver- „Die Regierung Rabin hat von nun an die den heiligen christlichen und muslimischen treibung seit 1948 für die Palästinenser... Na- Sicherheit Israels von Arafats Versprechungen Orten aufzugeben. Deshalb unterzeichneten türlich kann man beide Ereignisse nicht ver- abhängig gemacht. Aber Arafats Versprechun- die palästinensischen Unterhändler nicht.“ gleichen, aber darum geht es nicht.“ gen sindwertlos. Er hat noch un kein einziges Elliott Abrams, Sicherheitsberater von Warum vergleicht er sie dann doch? politisches Engagement, das er je eingegan- George W. Bush erklärte Ende Juli der New Die Absicht ist klar. Man erwähnt et- gen ist respektiert… Statt dem Frieden eine York Times was und bestreitet zugleich die Absicht, Chance zu geben, wird dieser Plan die Span- „Die Friedensgespräche können eine es zu erwähnen. Eine solche Argumenta- nungen verstärken, zu mehr Terrorismus und beruhigende Wirkung haben, solange sie tion eines Israeli verkauft sich im deutsch- in letzter Konsequenz zum Krieg führen.“ dauern… Doch sehe ich keine realistische sprachigen Raum gut, besonders die Es kam leider so, wie Netanjahu es vorher- Möglichkeit dass ein endgültiges Friedensab- Opfer-Täter-Umkehr. gesagt hatte. Mein Denkfehler war anzuneh- kommen erreicht werden kann. Ich hoffe nur, Avnery ist auf einem Auge blind. Für die men, dass Arafat am Frieden interessiert wäre. dass es im State Department zwei Teams gibt, schlechte Lage vieler Palästinenser macht er Doch dem war nicht so. eines das sich mit den Gesprächen befaßt und nur Israel verantwortlich. Mit einem Bruch- Zwanzig Jahre danach verkündet US Au- dase andere das plant, was zu tun ist, wenn sie teil dessen, was für Terror, Bewaffnung und ßenminister John Kerry, es könnte binnen scheitern.“ Propaganda ausgegeben wurde, hätte man die neun Monaten ein Frieden zwischen Israel Ministerpräsident Rabin glaubte vor 20 materiellen Probleme aller Flüchtlinge lösen und den Palästinensern geben. Doch wie soll Jahren, die Anerkennung der PLO würde können. Doch mit dem Schlagwort „Paläs- das gehen, wenn es weder der arabischen Liga, dazu führen die Hamas auszuschalten. Doch tina“ konnte man Jahrzehnte von den Proble- noch den USA und der EU bislang gelang, Arafat setzte lieber weiterhin auf Terror gegen men der arabischen Gesellschaften ablenken. die Hamas und die PA auf einem gemeinsa- Israel, denn wichtiger als ein palästinensischer Heute weiß man, wie verlogen das Mantra men Nenner zu bringen. Von Syrien ganz zu Staat war es ihm, die Kleptokratie weiterfüh- war, an allen Problemen der Region trage Is- schweigen. ren zu können, was wiederum Hamas stärker rael die Schuld. In Syrien gibt es schon über Die israelischen und die palästinensischen machte. 100.000 Tote sowie zwei Millionen wirkliche Politiker waren schon einigemal in diesem PA Präsident Abbas, der sich bereits im Flüchtlinge, die von der internationalen Ge- Film. neunten Jahr seiner vierjährigen Amtszeit meinschaft viel schlechter behandelt werden In einem Interview mit Ma‘ariv im Mai befindet wird nicht nur diesen Makel, der als die dritte und vierte Generation von Nach- ging der ehemalige israelische Ministerpräsi- interessanterweise die sonst um Legitimität kommen derjenigen, die aus dem Heiligen dent Ehud Olmert näher auf seine Verhand- besorgten Amerikaner nicht stört, sondern Land 1948 geflüchtet sind. Und dies ist nur lungen mit Mahmud Abbas im Jahr 2008 auch den Widerstand der Hamas gegen ei- einer der bitteren Konflikte in der Region, die ein. „Ich war einem Friedensabkommen nen Friedensschluss mit dem jüdischen Staat nichts mit Israel zu tun haben. zum Greifen nahe. Die Palästinenser lehn- überwinden müssen, sollte er diesmal bereit 12 Ausgabe 3 | 2013 kultur

Kein Platz für Exilkunst?

Südwestlich von Köln liegt Hürth-Efferen, wo der Verleger und leidenschaftliche Sammler Thomas B. Schumann lebt. Seit den 1960er sammelt er Exilliteratur und später auch Exilkunst. Schumann teilt sein zwei-geschossiges Haus mit tausenden Büchern, oftmals mit Autoren- widmungen, Briefen, Dokumenten bis hin zu gesamten Nachlässen und an die 600 Kunstwerken. Wo sich keine Bücherregale an der Wand befinden, hängen Bilder. Sie besetzen auch die Couch, stehen auf dem Boden oder sind im Keller in einem dafür gebauten Regal untergebracht.

chumann hat es sich zur Lebensaufgabe ge- ich einfach geklingelt. Es öffnete ein Hausmäd- TBS: Ja, das stimmt. Ich habe viel Exilliteratur macht, manche literarische Rarität, die in chen und ich sagte ihr, ich sei ein Schüler aus gekauft in Antiquariaten und auf Trödelmärk- Vergessenheit geriet, in seinem Verlag Edi- Deutschland, und fragte, ob ich ein Autogramm ten. Ich war auch in Israel und habe immer wie- Stion Memoria wieder der Öffentlichkeit zugäng- von Frau Mann bekommen könnte. Sie wolle der Exilbücher erworben. Und dann hatte ich lich zu machen, so hat er Bücher von u. a. Rudolf nachfragen und kam dann nochmals zurück und seltene Exemplare, die im Exil erschienen waren Arnheim, Stephan Lackner, Hans W. Cohn, Joseph fragte nach meinem Namen. Nach ein paar Minu- und das hat mich auch inhaltlich sehr gepackt. Hahn, Alfred Grünewald, Robert Schopflocher ten kam sie mit einer Buddenbrooks-Ausgabe zu- Und ich habe mir gedacht, die Texte der ver- oder René Halkett wieder aufgelegt. Auf Schloss rück mit einer Widmung: Für Thomas Schumann, schollenen Autoren müssten wieder zugänglich Cappenberg bei Dortmund waren letztes Jahr 180 mit allen guten Wünschen, Katia Mann. Das war gemacht werden. Ich hatte die Vorstellung einer bildnerische Werke aus seiner Exil-Sammlung aus- der Anfang von Allem. Dann habe ich ihr einen Art anderen Bibliothek, das habe ich verschie- gestellt. Eine etwas kleinere Schau mit dem Titel Brief geschrieben und daraus hat sich ein kleiner denen Verlagen vorgeschlagen. Die sind nicht Deutsche Künstler im Exil ist zwischen 18.10. und Briefwechsel ergeben. Bei unserem nächsten Be- darauf eingegangen, mit der Begründung, das 28.11. in der Kochsmühle Obernburg im Landkreis such in der Schweiz habe ich lohne sich kommerziell nicht. Miltenberg zu sehen. Sie wird die facettenreiche sie angerufen und gefragt, ob Exilliteratur, die Großen sind Kunst der Zwischenkriegszeit zeigen und gewährt ich sie besuchen könnte. Das Im Grunde bin ich ja nur ja da, wen interessieren die in vereinzelt auch einen Blick auf Werke des frühen hatte sie mir zuvor offeriert ein Treuhänder, was die der zweiten Reihe? Im Hanser 20. Jahrhunderts, ebenso wie auf das Schaffen der und das war dann wunderbar. Verlag konnte ich zumindest Exilkünstler nach 1945. Seine sehr beeindruckende Sie hat mir das Haus gezeigt, Kunst und die Kultur Gedichte von Ernst Blass he- Sammlung würde Schumann gerne ständig der Öf- hat sich lange mit mir unterhal- des Exils betrifft. Es soll rausgegeben. Blass war zwar fentlichkeit zugänglich machen und ein Exil-Mu- ten und mir noch ein Buch ge- kein Exilautor, aber er wurde ja weitergegeben und seum eröffnen. schenkt, eine Felix Krull-Aus- als Jude verfolgt und ist dann Das Gespräch mit Thomas B. Schuhmann führte gabe mit einer Widmung. Das fortgesetzt werden. untergetaucht. Das war ein Petra M. Springer hat mich so beeindruckt, dass kleines Bändchen. Schließlich ich mir dachte, das sollte man habe ich mir gedacht, wenn INW: Wie kamen Sie dazu, Exilliteratur und Exil- öfter machen, also Persönlichkeiten der Literatur Keiner diese Exilliteratur publizieren will, dann kunst zu sammeln? besuchen. Damals ging es noch nicht ausschließ- muss ich das eben selbst machen. Dann habe ich Thomas B. Schumann: Ich war immer schon, lich um Exilliteratur, sondern ich habe auch an- einen Förderverein gegründet und damit die ers- von Kind an, ein leidenschaftlicher Sammler, ich dere Schriftsteller besucht, Max Frisch, Dürren- ten zwei Bücher finanziert. bin eine Sammlernatur und habe alles Mögliche matt, Arno Schmidt und sogar den Doderer noch, INW: Es finden sich auch österreichische Exilan- gesammelt. Unterschriften und Handschriftli- es waren hunderte. Katia Mann hat auch schon ten, wie Georg Kreisler, Alfred Grünewald oder ches, das hat mich interessiert. Ich hatte Hefte über das Thema Exil mit mir gesprochen und Friedl Benedikt in Ihrem Verlagsprogramm. Bene- und habe jedweden Menschen gebeten, seinen dann habe ich verschiedene Exilautoren kennen- dikt, Freundin und einzige literarische Schülerin Namen zu verewigen. Dann war mein erstes gelernt. Das hat sich immer mehr ausgeweitet, vor von Canetti, schrieb unter dem Pseudonym Anna Schlüsselerlebnis, als ich in einem Antiquitä- allem die Unbekannten, die tragischen Schicksale, Sebastian den Roman Das Monster. Von Kreis- tengeschäft herumgestöbert habe, lagen da zwei das hat mich immer mehr gepackt und interes- ler erschienen der Lyrik- und Prosa-Band Wenn Bände einer Weltgeschichte aus einer großen siert. Ich habe dann Ferienreisen mit meinen El- ihr lachen wollt... und Lola und das Blaue vom Reihe aus dem 16. Jahrhundert. Die haben mich tern immer wieder in Gegenden gelenkt, wo Exi- Himmel,von Grünewald Ergebnisse, Aphorismen magisch angezogen und wurden mir vom Besitzer lautoren noch lebten, nach London, Stockholm, ursprünglich 1921 in Wien erschienen. Der Kom- des Landens geschenkt. Für Kunst und Literatur Amsterdam, Wien oder Paris. Das sind hunderte ponist, Sänger, Dichter und Kabarettist Kreisler ist im Allgemeinen interessierte ich mich früh. Ich Besuche gewesen und Kontakte und auch Brief- berühmt, während Grünewald ziemlich in Ver- war mit meinen Eltern in Zürich und wir fuhren wechsel, z. B. mit Walter Mehring, Irmgard Keun, gessenheit geriet und in Wien kaum bekannt ist nach Kilchberg zum Friedhof und besuchten die Hermann Kesten, Stefan Heym, Hilde Domin, da- (Zwei Bücher wurden jetzt im Männerschwarm Gräber von Thomas Mann und C. F. Meyer, dem bei auch viele Österreicher wie Canetti, Günther Verlag veröffentlicht). Wie stießen Sie auf Alfred großen Schweizer Autor. Ich wusste, dass Thomas Anders, Friedrich Torberg, Hans Weigl, Albert Grünewald? Mann seine letzten Lebensjahre in Kilchberg ver- Drach oder Manès Sperber. Der Anlass war im- TBS: Ich hatte die Erstausgabe der Ergebnisse ge- bracht hatte. Ich war immer neugierig und wollte mer, dass ich ein, zwei Bücher hatte, die habe ich habt und gelesen und war so von den witzig-poin- das Haus sehen. Diverse Schweizer wussten nicht, mir dann signieren lassen. . tierten, zeitlos-aktuellen Aphorismen angetan, dass wo das Thomas Mann Haus sei, aber schlussend- INW: In Ihrem Verlag Edition Memoria geben ich mir dachte, dass muss doch wieder zugänglich lich haben wir es gefunden und wir standen vor Sie ausschließlich Exilliteratur und Publikationen gemacht werden. Das Buch ist ganz gut gelaufen, der Villa. Ich dachte, weil ich immer schon so ein zur Exilkunst heraus. Wie kam es zur Gründung Aphorismen sind grundsätzlich schwer zu verkau- Faible für Autogramme und Unterschriften hatte des Verlages? War es ein logischer Weg von Ihren fen, aber es gab gute Rezensionen, wie auch über und wusste, dass Katia Mann noch lebte, kam mir Publikationen, wie Plädoyers gegen das Vergessen die anderen Bücher. die Idee, ob ich vielleicht ein Autogramm bekom- (1979), Asphaltliteratur (1983) und Entdeckungen INW: Wie finden Sie neue AutorInnen bzw. men könnte. Meine Mutter hat mich nicht davon (1984) zum Verlag Edition Memoria, den Sie seit KünstlerInnen? Versteht sich das als eine Art abgehalten, vielmehr dazu ermuntert. Dann habe 1995 führen? Detektivarbeit? kultur Ausgabe 3 | 2013 13

TBS: Absolut, es ist eine intensive Spurensuche. England emigrierte, besitze ich das wunderbare TBS: Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass es Viele Namen habe ich von Exilanten selbst erfah- Bild Der Kunstkritiker von 1943. Oder die Inde- mir bisher noch nicht gelungen ist, in der Politik ren, z. B. in London sagte man mir, da ist noch der rin am Spinnrad, das ist ein Walter Langhammer, und den Verwaltungen einen Entscheidungsträger und der und so hat sich das immer mehr ausgewei- den kennt wirklich niemand. Er stammt aus Graz zu finden, der so von der Wichtigkeit dieses The- tet. Ich habe sehr viel in Antiquariaten gefunden, und war dann in Indien jahrzehntelang im Exil. Er mas überzeugt ist, dass er sich voll für ein solches vor allem im Ausland. Heute ist das ziemlich „ab- ist dort sehr berühmt gewesen und hat eine ganze Exil-Museum einsetzt. Es gibt ja Museen zu allen gegrast”. Ich hatte den Vorteil, dass ich vor vielen Malergeneration beeinflusst. Ende der 1950er Themen, selbst ein Selterwasser-, ein Senf-, ein Ge- Jahren zu sammeln begann. Dann habe ich z. B. ein Jahre ist er nach London gegangen und dort in den würz-, ein Pfefferminz-, ein Bratwurst und sogar Buch aus dem Querido Verlag gesehen, dass musste 1970er Jahren verstorben. Das Bild hing in Ascona ein Lepra-Museum – nur eben keins zu diesem be- dann wohl ein Exilautor sein. Das habe ich gekauft in einem Antiquitätengeschäft. deutsamen Thema, das immerhin über eine halbe für 5 Gulden und gelesen. INW: Nach welchen Kriterien wählen Sie Bücher Million Menschen, die im Dritten Reich emigrie- INW: Wann haben Sie begonnen, auch Bilder zu aus, die Sie veröffentlichen oder widmen sich ren mussten, darunter die gesamt Kulturpromi- sammeln? KünstlerInnen, wie Milein Cosman? nenz der Weimarer Republik, betrifft. TBS: Ich habe mich auch immer für Kunst inter- TBS: Es ist sehr subjektiv – das, was mir persön- INW: Liegt es daran, dass essiert. Ich wusste, dass es nicht nur Autoren gab, lich gefällt. Ich lese sehr viel – darunter ist dann Exil immer noch ein ver- die emigrieren mussten, sondern auch andere Kul- aber auch durchaus schon mal ein Buch aus der drängtes Thema ist? turschaffende, wie Musiker, Architekten, Philoso- Zeit, das mir nicht gefällt. Es muss sprachlich TBS: Lange Zeit schon, phen, Theater- und Film-Leute und eben auch bil- gut sein, es muss interessant sein, es muss einem da gab es kein Interesse, es dende Künstler, wie Kokoschka, Max Beckmann, heute noch was sagen. Das scheint ja auch meist zu wurde nur verdrängt. Jetzt George Grosz oder Max Ernst. Aber es gab, wie „klappen”, siehe Grünewald, die Aphorismen. Die ist es mehr aus organisato- in der Literatur, auch viele verschollene, verges- Texte müssen packen, anregend, unterhaltsam sein, rischen oder finanziellen sene, durch ihr Exil-Schicksal ins Abseits geratene wenn’s um Autobiographisches wie bei Peter Spiro, Gründen. Ich führe immer Künstler. Ich dachte, ich müsste mich auch damit René Haklett oder Max Osborn geht, sollten sie et- wieder Gespräche und ich befassen. Das ist natürlich finanziell eine andere was Buntes, Anekdotisches haben, aber trotzdem hatte einmal eine Möglich- Dimension. Dann bin ich in Auktionshäuser ge- fachlich-sachlich fundiert sein. Siehe z. B. Walter keit in einem kleinen Ort gangen, um zu sehen, wie das so abläuft. Ich hatte Rode, Knöpfe und Vögel, dieses justizkritische im Münsterland gehabt, auch bei der Kunst eine Art Schlüsselerlebnis: Lesebuch. Rode ist 1876 in Czernowitz geboren aber das wäre so im Abseits Ich war bei einem Antiquariatsmarkt in Düssel- und war dann lange in Wien Strafverteidiger und gelegen gewesen. Ich will ja dorf und da sah ich eine Zeichnung von Gert H. freier Autor. Dieses Buch, 1931 erschienen, wurde nach wie vor mit der Samm- Wollheim. Das war ein Künstler aus dem Düssel- damals von Tucholsky gelobt und Anton Kuh hat lung leben und arbeiten und dorfer Künstlerkreis aus den 1920er Jahren. Die ein Vorwort geschrieben. Es wurde von den Nazis sie nicht einfach abgeben. Es fand ich sehr schön und sie sollte zirka 100 Mark verboten und ist dann total verschollen gewesen. gab einen WDR Film über kosten. Ich konnte mich aber nicht entschlie- Aber es ist so aktuell! Es geht um alle Themen der die Ausstellung der Samm- ßen, sie zu kaufen. Ich fuhr dann nach München Justiz, Bürokratie und die Allmacht der Behörden. lung auf Schloss Cappen- und traf Elisabeth Mann Borgese, weil ihr Buch Warum sind solch tolle Texte nicht mehr präsent? berg, der Filmer hat gesagt, Der unsterbliche Fisch gerade in meinem Verlag Aufgrund des Exil-Schicksals ihrer Verfasser, das hier wäre wirklich das Mate- erschienen war, und als ich zurückkam und die ist doch nicht gerecht. rial-Fundament für ein Exil-Museum. Die Ausstel- Den richtigen Bürgermeis- Wollheim-Zeichnung kaufen wollte war sie weg. INW: Sie besitzen mehrere Emigranten-Nachlässe. lung ist gut angekommen, das Interesse war groß, ter oder Stadtverwalter Dann ging ich zu einer Auktion und sah ein Still- Wie kamen Sie zu diesen Nachlässen? es gab über 20.000 Besucher und sie wurde ver- bzw. einen privaten leben von Hein Heckroth. Der war in England im TBS: Die bekomme ich gelegentlich von Angehö- längert. Den richtigen Bürgermeister oder Stadt- Mäzen oder Förderer zu Exil und es ist dort 1944 entstanden. Das hat in rigen übereignet, z. B. habe ich von der Tänzerin verwalter bzw. einen privaten Mäzen oder Förderer finden, der Interesse an der Auktion keiner ersteigert und ich habe es im und Schriftstellerin Jo Mihaly den gesamten Nach- zu finden, der Interesse an dem Museum hätte, das dem Museum hätte, das Nachverkauf gekauft. Damit waren alle Dämme lass, aus dem ich den Roman Auch wenn es Nacht ist mir leider noch nicht gelungen. Manchmal ist ist mir leider noch nicht gebrochen. Das war im Jahr 2000. Die Sammlung ist veröffentlicht. Sie war verheiratet mit dem be- es schon etwas frustrierend, aber die Begegnungen gelungen. besteht inzwischen aus 600 Objekten, darunter rühmten Schauspieler und Regisseur Leonard Ste- mit den Menschen des Exils sind so etwas Wertvol- Werke von Eugen Spiro, Charlotte Berend-Co- ckel. Ich habe ihren gesamten Briefwechsel von ih- les und Schönes, das manchen Frust wieder auf- rinth, Carl Rabus, Franz Heckendorf, Käthe Lö- rem Kennenlernen an bis zu Steckels Tode. Mein wiegt. Schön wäre es aber, wenn die Betroffenen, wenthal, Julius W. Schülein, Hans Tombrock und Interesse ist, dass die Nachlässe in guter Obhut es werden ja leider immer weniger, dieses Museum Julie Wolfthorn. Sicher haben mich auch Artikel sind, aber die Platzprobleme nehmen zu. noch erleben könnten. über Exilkünstler aus der Illustrierten Neuen Welt INW: Deshalb planen Sie ein Exil-Museum, das INW: Welches Buch erscheint als nächstes? zur Sammlung inspiriert. Es sind auch Künstler von vielen unterstützt wird, wie von der Künstlerin TBS: Als nächstes wird ein Buch von des aus Wien aus Wien dabei, z. B. ein Victor Tischler, der war Milein Cosman, Peter Spiro, dem Sohn des Malers emigrierten Georg Stefan Troller erscheinen. Ich auch in der Ausstellung Moderne auf der Flucht Eugen Spiro und KunsthistorikerInnen und Direk- freue mich sehr, wieder einen prominenten Autor im jüdischen Museum Wien zu sehen. Von Albert torInnen von Museen. Worin liegen die Schwierig- des Exils, nach Georg Kreisler und Elisabeth Mann Reuss, einem Mitglied des Hagenbundes, der nach keiten, ein Exil-Museum zu eröffnen? Borgese publizieren zu können. l 14 Ausgabe 3 | 2013 musik

Zieh Gedanke auf goldenen Flügeln

Rita Koch

l neharot bavel, scham jaschawnu we ba- mit dem Reichtum der Melodie – geboren wurde. interpretiert und oft gar nicht richtig geschildert chinu be sochreno et Zion“: „an den Flüssen Wie, wundert sich der stets alles hinterfragende wurde. Ich möchte nur unser Volk darauf hinwei- aBabylons da saßen wir und weinten in Erinnerung Mensch, kann es sein, dass Richard Wagner, der sen, dass im Morgengrauen der Rückkehr der ers- an Zion“. So steht es in der Heiligen Schrift und „Germanomanie“ verfallen, ihre Götter huldigend, ten Juden in das Heilige Land, um dort zu bleiben, dieser biblische Text inspirierte den Verfasser des und unentwegt Juden hassend, weil zu Beginn um dort, koste es was es wolle, die alt neue jüdi- bekanntesten Opernchors aller Zeiten. seiner Karriere Giacomo Meyerbeer, der Jude in sche Heimat wieder aufzubauen, Giuseppe Verdi Gleich bei seinem Entstehen bejubelt, wurde er Paris, erfolgreicher war als er selbst – und Giuseppe ihre erste Verbannung vor mehr als 2500 Jahren die heimliche Hymne des italienischen Freiheits- Verdi, der große Humanist, der stille bescheidene und ihre tiefe Sehnsucht nach dem verlorenen kampfes: „va pensiero sulle ali dorate“ aus der Oper Mensch, der Neid nie kannte und ohne Aufhe- Land in seiner Musik sublimierte und damit sei- „Nabucco“ von Giuseppe Verdi, das dritte Bühnen- bens seinen Weg ging, im gleichen Jahr 1813 ge- nem eigenen Volk, in Aufruhr gegen die fremden werk des Giganten von Roncole, uraufgeführt an boren wurden und dass die magische Zahl 13 die Besatzer Italiens, eine Hymne schenkte, die die Ita- der Mailänder Scala am 9. März Summe dieser Jahreszahl ist? Verdi, der sich selbst liener ermutigte, ihr Land zu befreien. So wurde Bis heute gibt es in der 1842. Bis heute mit Inbrunst ge- nur als Bauer in Sant’Agata empfand, und Wagner, „Viva Verdi“ zum Schlachtenruf des Aufstands und Musik der ganzen Welt sungen und mit großer Begeiste- der Weltenstürmer, der Liebling eines Königs, der dahinter versteckte sich auch das politische Pro- rung vernommen, hat der Chor selbst zum König des Deutschtums aufstieg. Wag- gramm: „Viva Vittorio Emanuele Re d’Italia“. Es keinen bekannteren der in Babylon versklavten He- ner, der Antisemit, der Abgott derer, die sich als lebe Viktor Emanuel König von Italien, ein Land, und beliebteren Opern- bräer einst die ebenso unfreien Übermenschen wähnen, Verdi, der dem Volk Got- das bis 1870, seit dem Fall von Rom, so noch nicht chor als „Va pensiero Italiener in ihrem Kampf zur tes in seinem ersten großen Meisterwerk huldigte bestanden hatte. Rückgewinnung ihres Landes und damit den Patriotismus seiner Landsleute Bis heute gibt es in der Musik der ganzen Welt sulle ali dorate“, gesun- geeint und motiviert und Gi- stärkte und anspornte, im Kampf um die Freiheit keinen bekannteren und beliebteren Opernchor gen von den gefange- useppe Verdi zum Helden des ihres Vaterlandes. als „Va pensiero sulle ali dorate“, gesungen von den Risorgimento gekürt. Wie soll Unbestritten in seiner universalen Größe, un- gefangenen Kindern Israels im babylonischen Exil. nen Kindern Israels im man es deuten, dass die Gali- angetastet durch die Zeit bleibt Giuseppe Verdi in So wurde Giuseppe Verdi unbewusst auch für das babylonischen Exil. onsfigur des italienischen Wi- der Musik und als Mensch Vorbild, Meister, Seel- Judentum das, was er vom ersten Tag an für das derstandes sich die Sporen nicht entröster für alle, die Musik und besonders das Risorgimento gewesen ist: „Padre della Patria“ erkämpfte, sondern mit dem Kunstwerk Oper lieben – der milde, wohlwoll- – Vater des Vaterlandes. Obwohl das heute den Chor aus seiner dritten Oper dem Kampf, der pa- ende ewig jugendliche Vater, der uns tröstet und meisten Juden auf der Welt nicht mehr bewusst triotischen Überzeugung, dem Mut zur Tat Flügel umfängt mit seiner Liebe, in jeder seiner Noten. ist, auch weil sich die Führer der zionistischen schenkte? Zur gleichen Zeit, in der Mitte des 19. Zwei weitere Operngeschehnisse verbinden Bewegung nicht mit fremden Federn schmücken Jahrhunderts, begannen die Nachfahren der Ge- Verdi mit der jüdischen Geschichte: die spanische wollten. Nach tausendjähriger Sklaverei wollten fangenen von Babylon ihren Weg zurück in die alte Inquisition als beherrschendes Thema in „Don sie, endlich frei, alles selbst geschaffen haben. Heimat zu finden. Verdis berühmter Chor aus „Na- Carlo“ und die Welt der Pharaonen in „Aida“. Aber Verdi war, ist und bleibt der Verfasser des bucco“ kann somit auch als Hymne der Zionisten Zum 200. Jahrestag der Geburt des großen „Nabucco“-Chores: Freiheit für Italien, Wiederau- auf dem Rückweg zu ihren Wurzeln gelten. Komponisten möchte ich hier nichts von dem auf- ferstehung der freien Heimat für die Gefangenen 200 Jahre ist es her, dass das Genie Verdi – die- tischen oder ergänzen, was seit mehr als 150 Jahren von Zion in Babylon, nach so langer, tränenvoller ser unübertreffliche Beschenker der Menschheit über den großen Meister geschrieben, analysiert, Galut. l literatur Ausgabe 3 | 2013 15 erfolgreiches autorenpaar

Er macht wieder von sich reden: einer der erfolgreichsten Autoren der Niederlande, Filmemacher und wohl eine der spitzesten Federn des deutschen Zeitungs-Feuilletons – Leon de Winter. Und auch international lieben ihn die Leser. „Hoffmans Hunger”, „Supertex”, „Malibu”, „Sokolovs Universum”, „Der Himmel über Hollywood” oder Gabriele flossman „Das Recht auf Wiederkehr” sind nur einige seiner Werke.

ls Sohn orthodoxer niederländischer feind van Gogh darüber hinwegtrösten. Wahr über seine Eltern, die die Nazi-Zeit in Juden, thematisiert de Winter in sei- ist vielmehr, dass sich Leon de Winter und Jes- verschiedenen Verstecken überlebt nen Romanen, in Feuilletons und Es- sica Durlacher gerade gemeinsam mit einem hatten. Mehrere Male waren wir verra- Asays die Verfolgung der Juden oder den Nah- neuen Projekt befassen: mit einem Theater- ten worden, konnten aber immer wie- ostkonflikt. De Winters Eltern haben den stück, basierend auf dem Tagebuch von Anne der in letzter Minute entkommen – Nationalsozialismus im Versteck überlebt, alle Frank. Das Stück, das unter dem Titel Anne unter anderem mit Hilfe katholischer Foto: ©Marco Okhuizen/laif ©Marco Foto: anderen Familienmitglieder wurden ermor- im kommenden Frühjahr in Amsterdam ur- Priester und Nonnen. Der 1954 ge- det. Wortgewaltig lässt er keine Gelegenheit aufgeführt werden soll, ist übrigens die erste borene Autor dazu: „In meiner Fami- aus, vom Westen ein stärkeres Bekenntnis zu Bühnenadaption dieses Stoffs seit dem Jahr lie war es nicht nötig, die Deutschen Israel zu fordern. Er attackiert die Toleranz des 1955. Unterstützt wird das Projekt von Otto schlimmer darzustellen, als sie waren: Westens gegenüber rückständigen Tendenzen Frank, dem Universalerben der Familie Frank Mein jüdischer Vater war der einzige im Islam und die liberale Integrationspolitik und Rechteinhaber von Annes Tagebüchern. Überlebende seiner Familie, meine der EU-Länder. In seinem neuesten Roman Durch das neue Stück von Leon de Winter jüdische Mutter und meine Tante Ein gutes Herz, der Anfang September auf den und Jessica Durlacher, das die berühmte Ge- waren die einzigen in ihrer Familie, Markt kam, geht es unter anderem um die Er- schichte mit neuen Fakten die der Deportation mordung des holländischen Regisseurs Theo völlig neu interpretiert, soll entgangen waren.” van Gogh durch einen Amsterdamer Marok- die Erinnerung an das tragi- Feindseligkeit gegen- kaner im Jahr 2008. Der Schriftsteller mischt sche Schicksal des jugendli- über den Deutschen Fakten und Fiktion und tritt auch höchst- chen Holocaust-Opfers auch hatte der Junge da- persönlich im Roman auf. „Genial, verspielt, für die neue Generation am heim trotzdem nie boshaft und beunruhigend ist dieser Roman” Beginn des 21. Jahrhunderts erfahren: „Die Ge- – so verspricht es der Klappentext des Buches. packend – und mit neuer walt der Deutschen Gemeinsam mit seiner Frau Jessica Durlacher, Bühnenmusik – aufbereitet war eine gegebene auch sie eine Bestseller-Autorin, auch sie ein werden. Um dies zu errei- Größe, doch nie- Kind von Holocaust-Überlebenden, lebt Leon chen gehen Leon de Winter derländische De- de Winter in einer kreativen Schriftstellerehe und Jessica Durlacher über nunzianten und ihr – abwechselnd in Kalifornien und in den Nie- den engen Raum des Dach- verborgener Anti- Leon de Winter derlanden. Derzeit leben sie mit ihren beiden bodens, in dem sich Anne semitismus sorgten Frank vor den in den meisten Geschichten dem war sie schon eine sehr reife Autorin. In FOTO: ©Karin van Til Nazi-Schergen meiner Mutter, mit denen ich unserem Stück drückt sie das so aus: „Ich habe versteckt gehalten aufwuchs wie andere Kinder mich ins Erwachsensein geschrieben.“ Unsere hatte, hinaus. Das mit Grimms und Andersens größte Sorge war, wir ihre Entwicklung ent- Autoren-Team Märchen, für die überra- sprechend dramatisieren können. will Annes Gefühle, Träume und schende Wendung.” Jessica Durlacher fügt hinzu: In diesem Ideen zum Leben erwecken und Wenige Wochen vor dem Interview im Stück zeigen wir die ganze Dimension von dazu auch erstmals ihr Leben vor Jahr 1994 war Leons Mutter gestorben. Ihren Anne Frank – die Geschichte von einem und nach ihren Tagebuchnotizen Tod kommentierte de Winter damals nur mit Mädchen, das in kürzester Zeit zur reifen auf die Bühne bringen. der kurzen, tieftraurigen Bemerkung: „Für Frau wird, von einer talentierten Schriftstelle- Was die Auseinandersetzung mich ist mit ihr ein jüdisches Jahrhundert ge- rin, deren Stimme nicht zum Verstummen ge- mit diesem und ähnlichen histo- storben. Ich hätte ihr viel mehr Fragen stellen bracht werden konnte. Sie wurde gezwungen, rischen Stoffen für Leon de Win- sollen!“ Die Antworten auf die nicht gestellten sich selbst zu verstehen und zu analysieren, ter persönlich bedeutet, wurde Fragen an seine Mutter sucht und findet Leon was mit ihr geschah. Annes Geschichte hat bis mir schon klar, als ich Leon de de Winter durch die Recherchen für seine li- heute nichts an Gültigkeit und Wahrheit ver- Winter vor rund zwanzig Jahren terarischen Werke – und in Gesprächen mit loren und sie ist nach wie vor herzzerreißend. zum ersten Mal begegnete – im seiner Frau Jessica Durlacher, deren biographi- Für meinen Mann und mich war die Drama- Jahr 1994 in Los Angeles. Warum scher Hintergrund ein ähnlicher ist. Jessica ist tisierung dieser Geschichte die größte Heraus- er so gerne in der Filmmetropole die Tochter des Soziologen und Schriftstellers forderung unserer Karrieren – nicht nur weil lebt und schreibt, kommentierte er Gerhard Durlacher, der als einziger seiner Frances Goodrich und Albert Hackett schon damals so: „Ich muss ein Fremder Familie Auschwitz überlebt hat. Als Schrift- in den 1950er Jahren eine herausragende Ad- sein irgendwo. Ich darf mich nur steller und Essayist wurde er zu einem wichti- aptierung geschrieben hatten, sondern weil daheim fühlen in dem jeweiligen gen Zeitzeugen. Jessica Durlacher setzt dieses unsere Familien ähnliche Schicksale erlitten Roman, an dem ich arbeite.” Der Thema fort und schreibt in ihren Romanen hatten wie die Familie Frank. Anlass für unsere Begegnung war – wie Das Gewissen, Die Tochter und Der Das neue Stück Anne von Leon de Winter Jessica Durlacher ein ORF-Interview zu de Winters Sohn – immer wieder über das Leben von und Jessica Durlacher soll kommendes Früh- Roman Hoffmans Hunger, der dem Familien, in denen die Eltern den Holocaust jahr in Amsterdam seine Uraufführung haben. Kindern Solomonica und Moos, einem Hund damals 40-jährigen holländischen Autors zum überlebt haben, und wie diese Erfahrung sie Auf die Bühne gebracht wird es von Robin de und einer Katze, in einem Landhaus in Bloe- literarischen Durchbruch im deutschsprachi- und ihre Kinder traumatisiert und prägt. Das Levita, einem erfolgreichen, mit mehreren To- mendaal vor den Toren Amsterdams. Nichts gen Raum verholfen hatte. Den ersten opti- neue Stück Anne ist übrigens die erste künst- nys ausgezeichneten amerikanischen Produ- deutet jedenfalls darauf hin, dass die autobio- schen Eindruck habe ich bis heute vor mir: lerische Zusammenarbeit des prominenten zenten. Die Rechte für den Weltmarkt hat die graphischen Bezüge seines neuesten Romans ein rundes, offenes Gesicht. Schwarze Haare, Schriftstellerehepaars. S. Fischer Theater Agency. auf Tatsachen beruhen: Der Schriftsteller na- buschige Augenbrauen, braune Augen. Sanfter, Leon de Winter dazu: Wir möchten in Der Roman Ein gutes Herz von Leon de mens Leon de Winter, der in Ein gutes Herz melancholischer Blick. Für das Interview vor diesem Stück Anne Frank so authentisch wie Winter erschien Anfang September im Dioge- eine Rolle spielt, wird nämlich von seiner Frau laufender Kamera nahm de Winter rasch seine möglich zeigen. Sie hatte ein enormes Talent. nes-Verlag. Leon de Winter wird als Gast von Jessica Durlacher verlassen und will sich mit Brille nimmt ab. Sein Deutsch war – und ist Zur Zeit ihrer Tagebuchaufzeichnungen war Buch Wien im November dieses Jahres nach einem Romanprojekt über seinen Lieblings- bis heute – hervorragend. Der Autor erzählte sie gerade erst 15 Jahre alt geworden und trotz Österreich kommen. l 16 Ausgabe 3 | 2013 sport

6. Teil Als Boxen ein jüdischer Sport war

jüdischer Manager kreiert deutsches boxidol

Hans Pusch

Max Schmeling

r hatte selbst nie geboxt, gab auch nicht vor, nen deutschen Meister im Schwergewicht. „Maxe“, gen »Big Chief« Eagle, Amerikas ältesten Indianer, viel über Führ- oder Schlaghand, Jabs oder wie ihn seine Freunde riefen, war mit Arthur angeregt über Winnetou und Old Shatterhand. Uppercuts zu wissen und hielt Boxen – „was, Bülow, seinem Mentor, im Mai per Schiff nach New Natürlich musste er auch Hunde streicheln – „The Ebittarscheen, soll g‘sund dran sein?“ – ganz gene- York gekommen, um in „Dollarika“ das große Geld Americans love animals“, schärfte ihm sein Im- rell für eine „meschuggene“ Sache. Sein Name: Joe zu scheffeln, aber 7 Monate später hatte er noch presario ein – Charity Ladies begrüßen oder im Jacobs, genannt Jussel, geboren 1898 in New York‘s immer keinen Kampf. Waidmanns-Look vor erlegten Elchen posieren. »Hell’s Kitchen«, Sohn eines aus Ungarn eingewan- „Schmeling who?“, fragten viele US-Veranstal- Auch in der alten Heimat zeigte sich „Maxe“ derten jüdischen Schneiders, Boxmanager von ter, wenn ihnen Bülow seinen Mann anpries, an- von seiner besten Seite: er schlug in einer Film- Beruf. dere bezweifelten, ob Schmeling, der Anfang des schnulze den »größten Boxer der Gegenwart«, Der schmächtige, von New Yorks Boxbehörde Jahres gegen den ausgelaugten britischen Vetera- den 204 cm langen Portugiesen Jose Santa K.O. nie sehr gemochte Selfmademan mit dem Galgen- nen Gipsy Daniels bereits nach 167 Sekunden der stand dem Nazi-Bildhauer Josef Thorak ebenso vogelgesicht, der unentwegt an einer Zigarre kaute, 1. Runde schwer K.O. gegangen war, überhaupt wie dem „Entarteten“ George Grosz Modell, und ein nur schwer verständliches Kauderwelsch aus etwas tauge und wieder andere wollten die zwei lud – in Krisenzeiten machte sich soziales Engage- Jiddisch, Deutsch und Ungarisch sprach, Nacht- Deutschen ganz einfach zappeln lassen. ment schon immer gut – Berliner Arbeiterkinder clubs und langbeinige – vorzugsweise blonde – Schmeling, dem langsam das Geld auszugehen zum Weihnachtsessen ein. Er joggte mit Hans Schönheiten liebte, aber auch regelmäßig die Syn- drohte, schob Bülow die Alleinschuld an dem De- Albers am Strand von Sylt, lehrte Fritz Kortner eine agoge in der 34th Street besuchte, hatte sein Metier saster zu und heuerte schließlich bei Joe Jacobs an Gerade zu schlagen und machte Werbung – „mit von der Pieke auf erlernt. Zunächst Kübelträger – Andre Routis, hatte ihm den Kontakt vermittelt. Kornfranck lebt sich’s gut“ – für Kaffee. bei Rahmenkämpfen im »Garden« , wurde er peu Schmeling gab später an, nur wegen „Bülows Zwischendurch fand sich auch noch Zeit fürs a peu mit Matchmakern, Unfähigkeit“ zu Jacobs gewechselt zu sein, Schme- Boxen. Er knockte den gefährlich aussehenden, Doch die Zeit korrumpiert das Boxagenten, Anwälten ling Biograph Rolf Nürnberg, ortete hingegen ein aber harmlosen Joe Monte aus, quälte sich gegen und Presseleuten bekannt, anderes Motiv: „Schmeling“, schrieb er, „glaubte den zähen Joe Sekyra zu einem Sieg nach Punkten Gedächtnis. Heute zählt Max bekam Einblick in Promo- an die Allmacht der Juden.“ und trat schließlich gegen den, wie Schmeling in Schmeling, der 1936 Hitlers ter- und Managementver- Jussel ließ das alles kalt. Aus seiner Sicht war seinen Memoiren schrieb, „als unbesiegbar gelten- Ehrengast am Nürnberger Reichs- träge und eignete sich jede der junge Deutsche ein aussichtsreiches Invest- den“ Johnny Risko an. Menge Insiderwissen an. ment. Nicht weil er ihn für einen besonders guten Nun, in Wahrheit hatte der »Rubber Man« aus parteitag und nach dem Krieg Schließlich zog er sein Boxer hielt, sondern weil er Jack Dempsey, Welt- Cleveland, ein gelernter Bäcker slowakischer Her- Protegé der amerikanischen Coca eigenes Business auf und meister der Jahre 1919 – 1926, zu dessen Kämp- kunft, schon 18 Niederlagen auf seinem Konto, war hatte bald schon einen fen gegen Georges Carpentier, »El Toro Pampero« aber in 60 Profifights noch nie zu Boden gegangen. Cola Bosse war, zu den „10 größten Weltmeister an der An- Firpo oder Gene Tunney bis zu 150.000 zahlende Mit seinen „Nehmerqualitäten“ hatte er selbst Welt- deutschen Sportlern aller Zeiten“. gel: Mike McTigue, der Zuschauer gekommen waren, zum Verwechseln meister Gene Tunney zur Verzweiflung getrieben. am St. Patrick’s Day 1923 ähnlich sah. Vorsicht war also angebracht! im La Scala Opera House von Dublin – während Schmeling und sein neuer „amerikanischer Es war daher gewiss kein Nachteil für den Ulan, rundum der Bürgerkrieg tobte – dem unter Alko- Interessensvertreter“ – so hieß Jussel im Lager des dass Risko sechs Tage vor dem Duell mit Schme- hol gesetzten Senegalesen Fighting Siki den Titel Deutschen jetzt offiziell – harmonierten perfekt. ling auch noch einen 10-Runden-Kampf gegen den im Halbschwergewicht abgeknöpft hatte, um sich „Als erstes musst du jeden Tag in der Zeitung harten Schläger Tut Jackson einschob, obwohl er anschließend seinen Landsleuten in den USA als stehen!“, trichterte Jussel dem Dempsey-Doppel- drei Wochen zuvor schon mit Ernie Schaaf über „Bold Mike“ zu präsentieren. gänger ein, und der – mittlerweile als »The Black die volle Distanz gegangen war. Ob bei dieser Art Das Geschäft florierte und Mitte der 1920er Ulan of the Rhine« vermarktet – zeigte sich ge- von Terminplanung Jussel seine Hände im Spiel Jahre hatte Jussel auch noch ein paar andere Asse lehrig: ehrfurchtsvoll pilgerte er zu seinem „gro- hatte oder Risko seinen Gegner schlichtweg un- im Ärmel: den 175 cm großen, gut 120 kg schwe- ßen Vorbild“ nach Hollywood, ließ die angekarrten terschätzte – who knows? ren Italo-Amerikaner Tony Galento, der als »Two Zeitungsfritzen dann wissen, dass es sein großer Fest steht nur, dass der „Rubber Man“ noch Ton Tony«, »TNT Kid« oder »The Beer Barrell that Traum sei, einmal in Jack‘s Fußstapfen zu treten ziemlich ramponiert und sichtlich nicht in bester Walks« für Furore sorgte, Frankie Genaro, einen und freute sich wie ein Schneekönig, wenn ihm Verfassung war, als er am Abend des 1. Feber 1929 45-Kilo-Mann, Billy Drako, den „Eisenschädel“ dieser schließlich „good luck“ wünschte. gegen den Ulan in den Ring kletterte. aus Düsseldorf und Andre Routis aus Bordeaux, Er fuhr nach Miami, um „Tarzan“ Johnny Und es passierte, was Boxexperten kaum für der seine Boxkarriere bei der Kolonialarmee in Weissmüller die Hand zu schütteln, verneigte sich möglich gehalten hatten: Schmeling, von den Marokko begann, aber dann in New York den artig, wenn er auf einer Promiparty „Beau James“, 25.000 Zuschauern im Madison Square Garden WM-Titel im Federgewicht errang. New Yorks korruptem Bürgermeister Jimmy Wal- frenetisch mit „Dempsey! Dempsey!“ Rufen ange- Im Herbst 1928 zog Jussel dann seinen größten ker, über den Weg lief oder parlierte – zumindest feuert – trieb den ausgepowerten Risko wie einen Fang an Land: Max Schmeling, den frischgebacke- stand es in den Zeitungen so – mit dem 107jähri- Tanzbären vor sich her und „besiegte den amerika- sport Ausgabe 3 | 2013 17

Wenig später verkündet der Stadionsprecher die Entscheidung des Ringrichters: „Jack Sharkey dis- qualified! The winner and new Champion of the World – Max Schmeling!“ Der neue „Tiefschlag-Weltmeister“ war zu- nächst weder in Amerika noch in Deutschland po- pulär. In Berlins Kabaretts reißen die Conferenciers Witze über den Ulan, und Rolf Nürnberg schrieb: „Es genügt eben nicht, wie ein früherer Champion auszusehen“. Doch die Zeit korrumpiert das Gedächtnis. Heute zählt Max Schmeling, der 1936 Hitlers Eh- rengast am Nürnberger Reichsparteitag und nach dem Krieg Protegé der amerikanischen Coca Cola Bosse war, zu den „10 größten deutschen Sportlern aller Zeiten“. Jussel, der „Shmoozer“ vom Broad- way, hat ein deutsches Box-Idol erschaffen.

P. S. Immer noch glauben viele, Schmeling habe seinen Weltmeistertitel gegen Joe Louis errun- gen. Das stimmt nicht. Schmeling boxte zweimal gegen Louis: das erste Mal, am 19. Juni 1936, be- siegte er den 22jährigen, erst seit zwei Jahren im Profigeschäft tätigen »Brown Bomber« – in einem Nicht-Titelkampf – durch Knock-out in Runde 12. Das zweite Mal, als es am 22. Juni 1938 um den Weltmeistertitel ging, verlor Schmeling nach nur 124 Sekunden in der 1. Runde. l Joe Jacobs, genannt „Jussel”

nischen Weltklassemann“, wie deutsche Gazetten kaner litauischer Herkunft, der im zweiten Aus- stolz vermeldeten, „erstmals in seiner Karriere vor scheidungskampf den Briten Phil Scott ausgekno- der Zeit“. ckt hatte. Deutschland jubilierte! Zehn Jahre nach Ver- Der »Boston Gob«, der das Boxhandwerk erst sailles war „man“ wieder wer – „Maxe“ sei Dank! bei der Navy erlernt hatte, war kein Strahlemann. Während sich Schmeling von seinen Landsleu- Trotzdem war er der Favorit der Buchmacher und ten noch feiern ließ, plante sein „Interessensvertre- am 24. Juni 1930 – 12 Stunden vor dem Kampf ge- ter“ bereits den nächsten Coup – einen „elimina- gen Schmeling – standen die „Odds“ 8:5 zu seinen tion fight“ um die vakante Schwergewichtskrone! Gunsten. Auch Jussel beschlichen daher Zweifel, Als Gegner des Risko – Bezwingers hatte er den fuhr mit seinem Ulan zu einem Rabbi – „in seinem in New York lebenden Europameister Paolino Viertel erzählte man sich Wunderdinge von ihm“, Charity-Kunstauktion Uzcudun ausgemacht, Boxadepten auch als der berichtet Rolf Nürnberg – und ließ ihn, sicher ist »Baskische Holzfäller« bekannt. Aufhorchen ließ sicher, schnell noch „benschen“...(segnen) CREATE Another CHANCE die Branche allerdings der karitative Aspekt der Als um exakt 21.23 Uhr der Gong zur 1. Runde geplanten Veranstaltung. Denn der Reinerlös ertönt, ist das Yankee Stadion bis auf den letzten Jugend fördern! Zukunft bilden! Mitsteigern! sollte dem New Yorker „Milchfonds“ zufließen, Platz gefüllt. 80.000 Zuschauer, darunter 30.000 der es sich zur Aufgabe ge- Deutschamerikaner sind ge- macht hatte, Kinder verarm- kommen, um Zeugen des Sonntag, 25. November 2012 Deutschland jubilierte! ter Weltkriegsveteranen mit „historischen Ereignisses“ zu Dieum Erfolgsstory 19:30 Uhr geht weiter kostenloser Frischmilch zu Zehn Jahre nach Ver- werden. Auf den Ehrenplätzen Charity-Kunstauktion im Dorotheum Wien unterstützten. zeigen sich die Reichen und sailles war „man“ im Dorotheum Wien Im Milchfonds wusste die Schönen: Gene Tunney CREATING CHANCES zwar niemand so genau, wer wieder wer – „Maxe“ mit Gattin Polly Lauder aus der 1010 Wien, Dorotheergasse 17 dieser „Smelling“ oder gar sei Dank! Carnegie-Steel-Dynastie, Jack sein Kontrahent mit dem un- Dempsie mit Stummfilmdiva Sonntag, 24. November 2013 aussprechlichen Namen war, Estelle Taylor, S. E. Botschaf- aber da ein Ausscheidungskampf um den Schwer- ter Friedrich Wilhelm von Prittwitz und Gaffron, Jugend fördern! Zukunft bilden! Mitsteigern! gewichtstitel auf jeden Fall höhere Einnahmen als die Spitzen der Cosa- wie auch der Kosher Nostra, eine Rodeo- oder Ballveranstaltung versprach, Bürgermeister Jimmy Walker, Marlene Dietrich nahm Mrs. Hearst, Gattin des Zeitungstycoons und – in extravaganter Abendrobe – Mrs. Millicent William Randolph Hearst und Präsidentin des Hurst, New York’s Charity Queen, flankiert von SPECIAL Fonds, Jussels Angebot gerne an. Was zur Folge Arthur Brisbane, Chefkolumnist im Hearst-Kon- CREATING hatte, dass bald auch das Paolino-Lager, der »Gar- zern und mit 250.000 Dollar Jahreseinkommen der den«, die Boxbehörde und – last but not least – der bestbezahlte Journalist der Welt. miniCHANCES noch immer an Schmelings Einkünften beteiligte Die ersten drei Runden gehen klar an Sharkey, in Kooperation Arthur Bülow zustimmten. Denn wie Jussel rich- rechts, links, Uppercut – der Bostoner trifft wie er mit dem tig kalkuliert hatte, legte sich niemand gerne mit will, Schmeling rettet sich mit Glück in die Pause. ZPC Kindergarten den gut zwei dutzend Gazetten des Hearst-Kon- Jussel hält ihm Riechsalz unter die Nase, während zerns an. ihm der Trainer den Nacken mit Eis massiert. In Der Kampf selbst, der 40.000 Zuschauer ins der vierten scheint Schmeling erholt, ehe ihn knapp Yankee Stadion lockte und dem Milchfonds an die vor dem Gong ein schwerer linker Körperhaken 200.000 Dollar einbrachte, verlief erwartungsge- zu Boden streckt. Ringrichter Crowley beginnt mäß. Der schwerfällige, viel zu langsame „Holz- zu zählen, doch jetzt schlägt Jussels große Stunde. fäller“ aus dem spanischen Baskenland hatte 15 „Tiefschlag! Foul! Foul!“, schreit er wie von Sinnen, Runden lang nicht den Hauch einer Chance. fordert Sharkey’s Disqualifikation und zerrt den Entsprechend unstrittig war dann das Urteil: verdutzten Ringrichter zu den zwei Punktrichtern einstimmiger Sieger nach Punkten – Määäx »The hin. Der eine hat nichts gesehen, der andere bestä- Black Ulan of the Rhine« Schmeeeeeling... tigt das Foul. Crowley ist unschlüssig, doch jetzt Jetzt trennte den Milchfonds-Fighter nur mehr tritt der Milchfonds in Aktion. „Wenn Sie Sharkey ein einziger Mann vom Weltmeister-Thron: Jack nicht disqualifizieren, mache ich in New York das Sharkey, der stämmige, grobschlächtige Ameri- Boxen tot“, zischt Brisbane in den Ring. 18 Ausgabe 3 | 2013

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u seinem 75. Geburtstag, 1945, ver- Ein äußerst interessantes und informatives zum 60. Geburtstag gratulierte. Weiters sind öffentlichte der Kunstkritiker Max Buch, das sehr gut Einblicke in die damalige ein Nachruf von Ernst Feder, ein Gedenkblatt Osborn seine Erinnerungen aus den Zeit gibt. Der Aufbau ist sehr gut gewählt: Die zum 100. Geburtstag und von Verleger Tho- ZJahren 1890 bis 1933. Sein in Vergessenheit Publikation wird mit einem Brief von Thomas mas B. Schumann im März aufgezeichnete geratenes „literarisches Erinnerungsarchiv” Mann an Max Osborn eingeleitet, der sich Erinnerungen der Enkelin Ruth Weyl abge- (Thomas Mann), wurde nun in der Edition schon auf das Erscheinen von Der bunte Spie- druckt. Die Enkelin hat leider die Fertigstel- Memoria neu aufgelegt. Osborn stammte gel freut. Nach einleitenden Worten beschreibt lung des Buches ihres Großvaters nicht mehr aus einer jüdischen Bankiersfamilie in Köln, Osborn ein Bild der Jahrhundertwende, um erlebt. l studierte Literatur- und Kunstgeschichte in dann genauer auf Kunst und Künstler, Thea- HELENE MAIER Heidelberg, Münster sowie Berlin und wurde ter, Tanz und Musik, Gelehrte und Reisebilder Theater- und Kunstredakteur bei der BZ am einzugehen. Unter den anschließenden Beila- Mittag und anschließend bei der Vossischen gen befinden sich Briefe von Adolph Menzel, Max Osborn: Der bunte Spiegel. Erinnerun- Zeitung in Berlin. 1938 emigrierte er nach Christian Morgenstern, Max Liebermann oder gen 1890 bis 1933, Edition Memoria, Hürth Paris und 1941 über Südfrankreich nach New Max Reinhardt, der ihm 1933 aus Venedig bei Köln 2013, 276 Seiten, 29,80 Euro. York. Dort schrieb er für die Exilzeitung Auf- Porträt von Eugen Spiro bau. Ein Jahr nach der Publikation von Der bunte Spiegel starb er am 24. September 1946 in New York. Osborn beschreibt sehr gut die Blüte der Wilhelminischen Ära. Er kannte viele Persönlichkeiten aus der Kunst-, Lite- ratur- und Theaterwelt. Er beschreibt nicht Entgeltliche Einschaltung nur sachlich die damalige Zeit, was aus die- sem Buch ein äußerst wichtiges Zeitdokument macht, er mischt auch zahlreiche Anekdo- ten darunter. Er kannte Adolph Menzel und lernte in Paris Camille Pissarro und Auguste Renoir persönlich kennen. Er war befreundet mit Max Liebermann, der neben einem Haus am Wannsee eine Wohnung und Atelier am Pariser Platz, neben dem Brandenburger Tor hatte. Die Wände zierten erlesene Gemälde und Handzeichnungen von u. a. Adolph Menzel oder Gottfried Schadow, aber wenige von ihm selbst. Ein Gast rief erstaunt: „Hier sind ja gar keine Liebermanns!” Daraufhin der Meister des deutschen Impressionismus auf berlinerisch: „Det wär’ mir zu teuer!” Weiters geht Osborn auf Lesser Ury ein, der 1895 in seinem Atelier eine Gruppe jüdischer Auswanderer, die er Jerusalem nannte malte – eine unheimliche Prophezeiung. Eigentlich konnte er sich das Doppelatelier nicht leisten und schraubte seinen Tagesverbrauch fast auf den Nullpunkt herunter. Im Winter, wenn er kein Geld zum Heizen hatte, blieb er bis nach- mittags im Bett. Als er schließlich zu einem gewissen Wohlstand kam, vertraute er keiner Bank sein Geld an, sondern trug alles in den Meine Stimme Taschen seines Anzuges mit sich herum. Es war für Osborn ein sonderbares Gefühl, einem entscheidet, wer entscheidet. Mann zu begegnen, der etwa 100.000 Mark bei sich trug. Als einmal ein Sammler ins Atelier kam, um Proben seiner gesamten Graphik zu erwerben, versuchte dieser über den Preis zu verhandeln. Vor ihm lag ein großer Stoß Ra- dierungen, Lithographien und Handzeichnun- gen. Ury wurde Rot vor Wut und zischte: „Ehe ich den Packen für einen solchen Schandpreis verkaufe, stecke ich die ganze Geschichte in den Ofen.” Als der Sammler sein niedriges Angebot wiederholte, stopfte Ury die Blätter wirklich ins Feuer, das im Ofen loderte. Nichts konnte gerettet werden. In Amsterdam besuchte Max Osborn den Maler Jozef Israëls, einen der wichtigsten Ver- 29. 9. treter der Haager Schule. Dieser erzählte ihm, wie Menzel einmal ein Bild von ihm kritisiert 7–17 Uhr hatte. Sehr eindringlich beschreibt Osborn die Nationalratswahl 2013: Frühzeit des Deutschen Theaters, den Theater- macher Max Reinhardt oder die Philharmo- Nur wer wählt, redet mit. niker. Sehr beeindruckend sind auch die Por- träts der Tänzerinnen Isadora Duncan, Anna Für mehr Infos zur Nationalratswahl: Pawlowa sowie Grete Wiesenthal und ihre Schwestern, die Hugo von Hofmannsthal aus QR Code scannen Wien mitnahm. Auch Persönlichkeiten aus der Hotline: Tel. 01 / 525 50 gelehrten Welt wurden in den Band aufgenom- www.wahlen.wien.at men und Reiseberichte entführen die LeserIn- nen nach Sparta, Rom oder durch die Krim.

PR_55_nationalratswahl_ENTSCHEIDET_265x375ssp.indd 1 14.08.13 12:51 28 Ausgabe 3 | 2013 kunstgeschichte FOTO: ALISA DOUER FOTO:

Dreimal Vertrieben – Für immer heimatlos Hilde Zaloscer Zum 100. Geburtstag 1903-1999

Die Kunsthistorikerin Hilde Zaloscer, zweimal aus Österreich und einmal aus Ägypten vertrieben, war nirgends mehr wirklich zu Hause. Dieser Zwang zur Heimatlosigkeit stellte aber die Weichen für ihre speziellen kunsthistorischen Interessen. Sie begründete mit der Erforschung der koptischen Kunst, von der sie nachwies, dass sie eine autonome und autochthone künstlerische Isabella Ackerl Produktion aufweist, eine neue Sparte der Kunstgeschichte.

ie Tochter eines Anwaltes und k.u.k. Mili- Als ihr Vater am 28. Juni 1914, dem Vidov Dan, gründeten Staat der Serben, Kroaten und Slowenen tärrichters im ersten Weltkrieg wurde am während einer Klavierstunde vom Tod des Thron- wurde die Familie Zaloscer enteignet. Da Hildes 15. Juni 1903 in Tuzla (Bosnien) geboren folgerehepaares berichtete, war ihr kaum die politi- Vater als Kriegsverbrecher gesucht wurde, konnte Dund wuchs in Banja Luka auf. Später schilderte sie sche Tragweite des Geschehens bewusst. Eigentlich sie nur mit einem falschen Pass als Maria Klofutar das großbürgerliche Elternhaus, in dem Chauffeur wuchs sie völlig apolitisch auf. Gegen Ende ihres nach Wien ausreisen, eine von ihr als entwürdi- und Gouvernante selbstverständlich waren, als das Lebens meinte sie, politisch immer radikaler zu gend empfundene Situation. eigentliche Paradies ihres Lebens. Die Familie so- werden. Als begeisterter Anhänger des Kaiserhau- Hilde Zaloscers Vater arbeitete in Wien zu- wohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits war ses meldete sich der Vater freiwillig, wurde aber nächst als Dolmetscher und dann wieder als weitläufig, zahlreiche Akademiker und Künstler nicht zum Felddienst eingezogen, sondern als Mi- Anwalt, wodurch die Familie mit Mühe ein Aus- gehörten zur Verwandtschaft. Die Mutter war sogar litärrichter eingesetzt, zunächst Oberleutnant-Au- kommen fand. Zunächst wohnte man getrennt, entfernt mit Gustav Mahler ditor beim Kriegsgericht in schließlich wurde am Hammerlingplatz eine ad- verwandt. Bücher und Kla- Bei Kriegsende 1918 Banja Luka, war er dann in äquate Wohnung für die ganze Familie gefunden, vierstunden waren täglicher Belgrad und schließlich in in der alle bis 1938 blieben. Hilde wurde gleich in Usus. Als Hilde zehn Jahre war der Vater in Bosnien Podgorica stationiert. 1918 eine Maturaklasse eingeschrieben, fiel aber bei der alt war, bestellte sie, ohne ein „Schwabe“, wie die wurde er wegen des Catta- schriftlichen Matura in Deutsch wegen katastro- die Eltern extra zu fragen, roprozesses nach Baden bei phaler Rechtschreibung durch. Doch ihre sehr gu- beim üblichen Bücherlie- Deutschen genannt wurden Wien versetzt ten Literaturkenntnisse retteten sie. Hilde Zaloscer feranten zehn Bände Jules und ein Kriegsverbrecher. Bei Kriegsende 1918 und ihre beiden jüngeren Schwestern begannen Verne. Mit 15 Jahren erhielt war der Vater in Bosnien nach der Matura zu studieren. Hilde entschied sich sie von ihrem Vater Thomas Manns Buddenbrooks ein „Schwabe“, wie die Deutschen genannt wur- für Kunstgeschichte. Sie inskribierte Vorlesungen geschenkt, ein Buch, das sie tief beeindruckte. Die den und ein Kriegsverbrecher. Nur durch einen bei Joseph Strzygowski, mit ihrem Kollegen Fritz Umgangssprachen im Elternhaus waren Deutsch Zufall wurde er gewarnt, nach Banja Luka zurück- Novotny, später ein bekannter Kunsthistoriker und und Französisch, Serbokroatisch wurde nur mit zukehren, wo man ihn wahrscheinlich in den ers- verdienter Cezanne-Forscher, war sie eng befreun- dem Personal gesprochen. Dass die Familie jüdi- ten Nachkriegstagen hingerichtet hätte. Er konnte det. Mit ihm besuchte sie Theateraufführungen, scher Abstammung war, spielte im Alltag über- sich nach Wien retten, die Mutter und die drei Konzerte, Vorträge und vor allem die Lesungen haupt keine Rolle. Weihnachten wurde sogar mit Töchter standen unter Hausarrest. In der Schule von Karl Kraus. Was die Kultur betraf, fühlte sie Christbaum gefeiert. Als sie schon in der Mittel- wurde Hilde teils angefeindet, schließlich zu ei- sich in Wien wohl, es war eine anregende und geis- schule war, kam doch noch ein Rabbiner, der ihr ner Tante nach Zagreb in Sicherheit gebracht. Der tig befruchtende Phase ihres Lebens. Grundwissen in religiösen Fragen beibrachte. Die Mutter gelang es, das Haus zu verkaufen und mit Nach ihrer Promotion 1927 belegte sie noch Sommerferien verbrachte die Familie, ganz stan- etwas verstecktem Schmuck und den beiden ande- weitere Kurse bei Josef Strnad und bei Robert desgemäß, in Grado. ren Töchtern nach Wien zu gelangen. Im neu ge- von Heine-Geldern, außerdem absolvierte sie kunstgeschichte Ausgabe 3 | 2013 29 die Graphische Lehranstalt, wo sie auch das ihren Traditionen in die frühchristliche Kunst gesamte Moderne in Grund und Boden ver- Buchbinden erlernte. Trotzdem stand sie als eingliedern ließ. Es war eine lebendige Kunst dammt hatte. Da er dies mit profunder Wis- Kunsthistorikerin vor einer ziemlich hoff- des Volkes, nicht der Oberschicht, die in man- senschaftlichkeit tat, hielt sie seinen Einfluss nungslosen Situation, sie war zwar Schriftlei- chen Phasen der ägyptischen Geschichte gar noch für viel verheerender. Sein Plädoyer terin der Kunstzeitschrift „Belvedere“, die im nicht im Lande lebte, sondern es nur verwalten gegen die moderne Kunst stempelte diese als Amalthea-Verlag erschien, machte Führungen ließ. In den folgenden Jahrzehnten widmete „entartet“, wie zu Zeiten des Dritten Reiches. im Kunsthistorischen Museum und lehrte an sich Hilde Zaloscer neben ihrer Lehrtätigkeit Hilde Zaloscer empfand ihr Emigran- der Volkshochschule, aber eine aussichtsrei- an der Universität Alexandria der Erforschung tendasein besonders schmerzlich, nicht nur che Anstellung war für eine Frau und Jüdin dieser Kunst. Sie veröffentlichte zahlreiche Ar- weil sie mehrfach vertrieben wurde, sondern im Wien der heraufdämmernden Wirtschafts- beiten, vor allem in französischer Sprache, u. a. auch weil ihr nie die Reintegration in eine krise nicht zu finden. Weder in einem Mu- auch ein Standardwerk zur koptischen Kunst dauernde Heimat gelang. In einem Artikel seum noch in einer einschlägigen Forschungs- „Die Kunst im christlichen Ägypten“, das im über ihre wissenschaftliche Arbeit in Ägypten einrichtung bot man ihr ein Auskommen. So Wiener Schroll Verlag erschien. ließ sie auch einige biographische Details ein- beteiligte sie sich an den verschiedensten Pro- Anfangs wurden ihre unorthodoxe For- fließen, u. a. eine Begegnung mit dem AZ-Re- jekten, mit Otto Neurath, für den sie eine sta- schungsmethode und ihre neuen Erkennt- dakteur Schiller-Marmorek, der für sie unver- tistische Untersuchung über Hexenprozesse nisse noch kritisch besprochen, inzwischen gessliche Sätze über das Emigrantenschicksal durchführte, war in der Volksbildung höchst sind ihre Ergebnisse allgemein anerkannt. Der formulierte: „Wir Emigranten sind für die aktiv – sie wollte Kunst unters Volk bringen –, „Volkstumscharakter“ der koptischen Kunst ist anderen eine eigene Menschensorte, dass wir mit Hans Tietze arbeitete sie 1930 an der Aus- inzwischen allgemein akzeptiert. In Anerken- nicht als Emigranten geboren sind, verges- stellung „Kunst in unserer Zeit“. Sie lernte viel nung ihrer Forschungen wurde sie 1963 zum sen sie. … um das Phänomen der Emigran- und verdiente wenig, wie viele junge Akademi- Koptischen Kongress, der in Bonn stattfand, ten in ihrer ganzen Tragik und Komplexität ker ihrer Generation. Den Job bei der Kunst- und zur Mitarbeit an der Encyclopedia Cop- je wirklich zu erfassen, um ihre Psychologie, zeitschrift „Belvedere“ verlor sie in den dreißi- tica eingeladen. ihre Traumata, um alle Dimensionen dieser ger Jahren, weil zwei Kollegen, die sich später International wurden ihre Forschungen, neuen Menschengattung zu erfassen, wird es als NS-Parteigänger herausstellten, sie der die sie über einen phänomenologischen Zu- eines Dichters von der Statur eines Balzac oder Werkspionage bezichtigten. Sie gewann zwar gang unternahm, bald sehr geschätzt, doch Zolà bedürfen.“ Gerade diese Charakteristik einen Prozess, aber das Klima in Wien wurde die politische Situation in Ägypten wurde für beschreibt exakt Zaloscers Traumen, sie litt an für sie immer belastender. Eine Anregung von sie als Österreicherin, die mit dem Anschluss der Zurückweisung, sie meinte vielleicht so- Professor Heine-Geldern, über die Lotosranke 1938 ungefragt zur deutschen Staatsbürgerin Koptischer Grabstein gar, dass alle Refus, die ihr widerfahren sind, im alten Ägypten eine Untersuchung zu ver- geworden war, kritisch. Es drohte ihr ein Inter- nur ihr allein und persönlich gegolten haben. fassen, nahm sie 1936 auf. Gleichzeitig erfuhr nierungslager. Um dem zu entgehen, ging sie teil geworden war, blieb Hilde Zaloscer in der Tatsächlich waren sie neben der heillosen po- sie, dass ein prominenter ägyptischer Arzt eine 1939 eine Scheinehe mit einem Ägypter ein, Stadt ihrer Jugend. litischen Situation wohl auch von handfes- „housekeeper“ suchte. Im Glauben, es werde wurde Muslimin und erwarb damit die ägyp- Hilde Zaloscers Interessen blieben nicht ten wirtschaftlichen Zwängen verursacht, die eine Hausdame gesucht, bewarb sie sich und tische Staatsbürgerschaft. auf die koptische Kunst eingeengt, sondern für viele Gültigkeit hatten. Ihr persönliches wurde genommen. Tatsächlich dürfte ihr Ar- Hilde Zaloscers Vater wurde 1938 in Wien mit zunehmendem Alter wandte sie sich auch Schicksal ist insofern tatsächlich tragisch, da beitgeber etwas Eindeutigeres gemeint haben, verhaftet, er konnte schließlich über Jugosla- den Fragestellungen der zeitgenössischen Erwartungen und Realität extrem auseinan- doch dank einiger guter Kontakte und Verbin- wien in die Schweiz flüchten. Auch ihre Mut- Kunst und auch der Behandlung der Kunstge- derklafften. Hilde Zaloscer emigrierte von dungen konnte sie diesen Posten sein lassen ter entkam nach Paris, wo sie nach wenigen schichte in der nationalsozialistischen Ära zu. einer aussichtslosen Situation in die nächste, und begann für das Monaten verstarb. Als Sie stand auf dem Standpunkt, dass das Fach etwa aus dem antisemitischen Ägypten nach ägyptische Museum in Anfangs wurden ihre verheiratete Ägypte- Kunstgeschichte in der NS-Ära einen Nieder- Wien, wo für Menschen ihres Alters die Rah- Kairo ein Führungspro- unorthodoxe Forschungs- rin blieb sie über die gang erfahren habe, während die Blütezeit der menbedingungen zusehends schlechter wur- gramm zu entwickeln. Kriegsjahre hinweg un- Kunstgeschichteforschung die „Wiener Schule“ den. Das Leben in Provisorien war für Hilde Über die Künstler- methode und ihre neuen behelligt, nur als Rom- der Jahrhundertwende gewesen sei. Damals Zaloscer, anders als für viele Zeitgenossen, vereinigung „Atelier“ Erkenntnisse noch kritisch mel bereits 60 km vor gab es eine enge und innige Verflechtung von eine traumatisierende Erfahrung. Sie hat im- fand sie Anschluss an Kairo stand, musste sie Theorie und Praxis, von Lehre und praktischer mer betont, dass sie die endgültige Rückkehr intellektuelle Kreise. besprochen, inzwischen nach Asmara fliehen, Arbeit. Vor allem rechnete sie mit ihrem frü- nach Wien bitter bedauerte. „Nirgends fühle Zu dieser Zeit hatte sind ihre Ergebnisse kehrte aber bald wie- heren Lehrer Strzygowski ab, der sich ihrer ich mich fremder!“ – lautet ihr Resumé. das staatliche ägypti- der nach Alexandria Meinung nach zu einem „nordischen Rassis- Beschreibungen ihres Lebens und ihres sche Museum gerade allgemein anerkannt. zurück. ten“ und schließlich zu einem Nationalsozia- Schicksal ließ Zaloscer auch in Artikel zur eine Anzahl von kop- Nach Kriegsende listen entwickelt hatte. Sie macht ihn, der sich Kunstgeschichte einfließen, einen biographi- tischen Denkmälern aus der Sammlung Ab- versuchte sie 1947 wieder in Wien eine An- als Apologet der NS-Lehre missbrauchen ließ, schen Abriss ihres Lebens veröffentlichte sie bas-el-Arabi erworben, die es zu erforschen stellung zu finden, neuerlich vergeblich. Es für den Brain drain im Bereich der Kunstge- 1988 unter dem Titel Eine Heimkehr gibt es galt. Hilde Zaloscer erhielt den Auftrag und gab keine Posten für Remigranten, schon schichte verantwortlich. Damit verlor die ös- nicht. Leider wurde dieses Werk nicht sehr machte sich mit einer minimalen Ausstattung gar nicht für eine jüdische Frau. So kehrte terreichische Kunstgeschichte den Anschluss genau lektoriert, so dass sich manche Erinne- an wissenschaftlichem Apparat an die Erfor- sie wieder nach Ägypten zurück, wo sie eine an den internationalen Diskurs, vor allem in rungsfehler in der Datierung eingeschlichen schung der koptischen Kunst. Sie konnte sich Berufung an die neu gegründete Universi- Großbritannien und in den USA. Als Zaloscer haben. auf keine Bibliothek und sonstiges wissen- tät Alexandria erhielt. An dieser Universität 1981 einen Vortrag dazu in Wien hielt, wurde Am 20. Dezember 1999 ist Hilde Zaloscer schaftliches Rüstzeug stützen. Ohne Kennt- lehrte sie fast zwanzig Jahre bis zum Aus- sie wegen ihrer Einschätzung Strzygowskis im Alter von 96 Jahren in Wien, in einer Stadt, nis der bisherigen Literatur machte sie sich an bruch des israelisch-ägyptischen Kriegs, der von den Zuhörern teils heftig angegriffen. die sie nie mochte und in der sie, die mit Natur die Arbeit, allerdings gab es koptische Kunst das Land mit einer Welle des Antisemitismus Sie rechnete auch mit Hans Sedlmayr ab, aufgewachsen war und das Flair einer Klein- in großen Mengen, vieles davon noch an den überschwemmte. Wieder musste Hilde Zalo- der mit seinem Buch Verlust der Mitte die stadt wie Banja Luka geliebt hatte, gestorben. l Originalplätzen. Sie konnte also die Artefakte scer den Anfeindungen als Jüdin durch eine in situ erforschen. Ausgehend von der einzig- Emigration entgehen. Nur mit Schwierigkeiten artigen historischen Entwicklung Ägyptens, in gelang ihr − de iure Witwe Samira Shukri und der jede kulturelle Schichte von den nachfol- noch immer ägyptische Staatsbürgerin − die genden überdeckt wurde –, so wurde etwa die Ausreise nach Wien. pharaonische Tradition nach der Eroberung Doch Wien, die Stadt ihrer Studentenzeit Ägyptens durch Alexander den Großen durch kehrte ihr ein weiteres Mal den Rücken, auch die hellenistische Kultur überlagert – musste diesmal fand sie, mittlerweile bereits 65 Jahre Das Leben ist voller sie erst die Wurzeln der koptischen Kultur alt geworden, keine Anstellung. Fast hätte sie freilegen. Sie fand Ägypten in einer ähnlichen aus Verzweiflung Selbstmord begangen, hätte Höhen und Tiefen. kolonialen Situation vor, wie sie zur Zeit der es nicht das durch Vermittlung von Freunden Ptolämaer geherrscht haben mochte. Die Elite doch attraktive Angebot eines Lehrstuhles in waren die griechischsprachigen Erben Alexan- Kanada gegeben. So nahm sie gerne 1971 die ders, die übrige Bevölkerung lebte ihre autoch- Berufung der Carleton University in Ottawa thone Kultur, ebenso in der ersten Hälfte des an, wo sie immerhin bis 1974 Kunstgeschichte Wir sind für Sie da. 20. Jahrhunderts, nur dass diesmal die herr- unterrichtete. schende Klasse vorwiegend aus Engländern Noch einmal kehrte sie nach Wien zurück, und Franzosen bestand. Koptische Kunst war wo sie endlich ab 1975 als sehr späte Aner- im kulturellen Kontext Ägyptens die Kunst kennung als Lehrbeauftragte am Kunsthis- einer Minderheit, christlich, wenig beachtet, torischen Institut der Wiener Universität bis weil sie „unansehnlich und derb“ wirkte. Hilde 1978 Vorlesungen halten konnte. Trotz der Zaloscer entdeckte, dass sich diese Kunst samt schlechten Behandlung, die ihr in Wien zu-

004380T3_UC_text_130x90_NeueWelt_COE.indd 1 23.08.13 09:31 30 Ausgabe 3 | 2013 philosophie Das Feuer des Prometheus doron rabinovici Zum 100. Geburtstag von Robert Jungk

r prägte das Denken meiner Jugend. Meine Freunde und ich lasen seine Bücher. Wir stritten über seine Thesen. Er bot die Legi- Etimation für unser Engagement, und es war wohl nicht unwichtig für uns, Mitglieder einer jüdischen Jugendbewegung, von seiner Herkunft, von seiner Flucht vor den Nazis und von seinem Antifaschis- mus zu wissen. Robert Jungk hatte im Exil überlebt und in der „Weltwoche“ gegen Hitler angeschrieben, war im Kalten Krieg zum Zukunftsforscher, zum Re- bellen und zum Visionär geworden. Von 1945 an kämpfte er schon gegen die nukleare Aufrüstung und seit den sechziger Jahren gegen die Atomkraft. 1992 machten ihn die österreichischen Grünen zu ihrem Kandidaten für die Wahl zum Bundespräsi- denten. Robert Jungk fand neue Wörter für die Fra- gen, die uns beschäftigten. Er sagte „Atomstaat“ und rüttelte uns damit auf. Letztlich war er es, der mich mit seinen Büchern und mit seinen Reden auch zu meiner ersten essayistischen Übung, zu einem ju- gendlich stürmischen Aufsatz, inspirierte. Vor einigen Monaten, im November 2012, er- innerte ich mich wieder an Robert Jungk und an meinen damaligen Text. Ich war nach Japan ein- geladen worden. Ich trat unter anderem auch in der Universität von Hiroshima auf. Am Morgen vor meiner Lesung begleiteten mich zwei Studen- FOTO: ISOLDE OHLBAUM/LAIF tinnen ins Stadtzentrum. Mit einem Mal stand ich vor der sogenannten Atombombenkuppel, vor der weltberühmten Ruine. Das Dach und das Mauer- werk nur noch ein Skelett. Der einsame Überrest inmitten vollkommener Auslöschung. Achtzig Pro- Robert Jungk nicht von der Atombombe erzählt? Sollen die Zeit- Terroristen werden? Wie berechenbar sind noch zent der Häuser im Umkreis von einem Kilome- zeugen schweigen? Sollen sie nicht vor Schulklas- jene kleinen Diktatoren, deren Herrschaft darauf ter waren damals auf einen Schlag vernichtet wor- erkannte als sen, vor Reisegruppen, bei den Staatsmännern heu- beruht, undurchschaubar und ungeheuerlich zu den. Diese eine Betonkonstruktion steht, obgleich tiger Atommächte ihren Bericht ablegen? Gegen sein? Die Zukunft, vor der Robert Jungk warnte, auch zerstört und ausgebrannt, immer noch. Sie ist einer der ersten eine falsche Form von Rückschau hilft nicht das ist unsere Gegenwart. hundertvierzig Meter vom Bodennullpunkt, vom Vergessen, sondern nur die Schärfung der Erinne- Wer an diesem letzten Satz zweifelt, sollte Ground Zero, entfernt. Über diesem Ort war der die Gefahren des rung. Mich aber trieb bei diesem Rundgang durch Jungks frühe Texte über die Kernenergie lesen. Was Explosionskern, der Feuerball, gewesen, und viel- Atomzeitalters. Hiroshima um, was aus meiner Empörung über er damals schrieb, wurde von Wissenschaftlern, leicht hatte die Druckwelle eben deshalb dieses eine nukleare Aufrüstung geworden war, die meine Ju- von Verantwortlichen aus Industrie und Politik Gebäude nicht gänzlich fortgerissen. Bis zu 80.000 Seine Gedanken gend beherrscht hatte. Ich dachte unweigerlich an als Panikmache abgetan. Sie beteuerten, wie sicher starben sogleich nach dem Abwurf von „Little Boy“. Robert Jungk und seine Schriften. die Kraftwerke doch seien, wie unwahrscheinlich, Etwa 90.000 bis 166.000 in den nächsten vier Mo- inspirierten ein Man las und hörte Robert Jungk: hier als Red- ja, undenkbar ein Unfall sei. Sie priesen die Per- naten. Bis heute erliegen noch weitere Menschen ner bei der Blockade des amerikanischen Militär- fektion der Technik und geißelten jede Skepsis als den Spätfolgen. ganze Generation. depots Mutlangen 1983 bloßen Aberglauben, Fortschrittsfeindlichkeit und Eine Erinnerung In jenen Jahren des Kalten Krieges ging ich Maschinenstürmerei. Die Öllobby stecke hinter der Nachdenken über Hiroshima auf Demonstrationen, auf denen Hunderttau- Schwarzmalerei. Wirtschaft, Wachstum und Wohl- Es war, als hinge die Bombe immer noch über der aus Anlass seines sende meiner Generation gegen den Wettlauf der stand seien ohne die neue Technologie dahin. Stadt, als schwebte sie über uns. Ich ging an den Mo- Vernichtung protestierten. Im Propagandakampf numenten und den Gedenkstätten vorbei, durch- hundertsten zwischen Ost und West stieß unsere Empörung auf Verseuchte Erde lief das Friedensmuseum und sah das zerschmol- Widerhall. Wir warnten vor dem Overkill, vor der Eine meiner ersten Lesungen in Japan brachte zene Dreirad des kleinen Shinichi Tetsutani, der Geburtstags. Möglichkeit, mit atomaren Waffen die Erde zigfach mich nach Sendai. Am Morgen nach der Veran- am Morgen des 6.August im Jahre 1945 mitsamt zu zerstören. Wir sprachen davon, wie durch ei- staltung wurde ich in das nahe gelegene Gebiet seinem kleinen Gefährt von den Flammen erfasst nen kleinen menschlichen Irrtum oder durch ei- gefahren, das im März 2011 erst von einem Erd- worden und in der darauffolgenden Nacht gestor- nen technischen Fehler, vielleicht gar durch einen beben erschüttert und in der Folge von einem Ts- ben war. Ich las die letzten Berichte von Dahinster- Fliegenschiss an einer elektronischen Kontaktstelle unami heimgesucht worden war. Ich geriet in ein benden und die Zeugnisse von Überlebenden, stand alles Leben ausgelöscht werden könnte. Wir tanz- Trümmerfeld, das einst der liebliche Fischerhafen vor den Haarbüscheln, die achtzehn Tage nach dem ten zu Songs wie „Neunundneunzig Luftballons“. Yuriage gewesen war. Der Ort war zur Totenstadt Abwurf beim Kämmen ausgefallen waren. Dann die Wir sangen mit John Lennon: „All we are saying, geworden. Die Flutwellen und der Schlamm hatten verkohlten Überreste eines Pausenessens, die Fotos is give peace a chance.“ Wir lasen Robert Jungk. die Wände niedergewalzt und ganze Häuser fort- von Verbrannten. Die Pausendose eines verscholle- Nichts, was er damals schrieb und sagte, hat gerissen. Ich ging zwischen den bloßen Grund- nen Schülers, das Essen vollkommen verkohlt. Der seither an Aktualität verloren. Im Gegenteil; in der mauern einher, wo einst Menschen gewohnt hat- Schatten auf einer Steinstufe – das war alles, was von bipolaren Welt mag die wechselseitige Bedrohung ten. Hier und da Blumengestecke – vielleicht von einem Menschen übrig geblieben war. ein Patt, einen Stillstand und eine Friedensära be- Hinterbliebenen. Das Gerippe einer Schule. Kin- Schulklassen durchstreiften den Friedenspark, gründet haben, selbst die Phase unumschränkter der und Lehrer hatten das Beben im ebenerdigen und sie klangen ausgelassen, als wären sie auf ei- Dominanz der einzig verbliebenen Supermacht ga- Turnsaal überlebt, ebendort, wo sie kurz nachher nem Ausflug ins Grüne. Nicht ungefährlich, meinte rantierte noch Stabilität, aber je unübersichtlicher den einstürzenden Wassermassen rettungslos aus- später eine meiner beiden Begleiterinnen, sei manch die Machtverhältnisse in unserem Zeitalter werden, geliefert waren. Gedenken an Hiroshima, denn allzu leicht könnten das wir mit dem Wort Globalisierung bezeichnen, Im Schulhof ein Sammelplatz für Boote und dadurch die japanischen Kriegsverbrechen ausge- um so unsicherer ist es, auf eine gegenseitige Ab- für Jachten, daneben ein Haufen von Motorrä- blendet werden. Aber wer könnte deshalb fordern, schreckung zu bauen. Was, wenn Massenvernich- dern, überall verbogene Gestänge. Selbst riesige sich der Erinnerung an diesem Ort nicht zu stellen? tungswaffen zum Statussymbol regionaler Tyran- Stahlleitungsrohre für die Bewässerung der Felder Wer könnte sich vorstellen, in Hiroshima würde nen, rücksichtsloser Warlords und todessüchtiger sind von der Meeresmacht zerkrümmt worden. philosophie Ausgabe 3 | 2013 31

20.000 Menschen sollen an jenem Tag umgekom- österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky, men sein. Die Wucht der Katastrophe überstieg über die Anlage in Zwentendorf abstimmen zu alle Erwartungen. Nicht wenige der Bewohner lassen. Mein langer Artikel zum Thema wurde hatten sich hinter einem alten Kanal zurückge- nie publiziert. Er ging – ich will dem linken Ju- zogen, denn es hieß, kein Tsunami habe je diese genderzieher keinerlei böse Absicht unterstel- Schwelle überschritten. Diesmal schwappte die len – verloren. Da ich ein Neuling war, hatte Brandung jedoch meterhoch darüber hinweg und ich keine Kopie meines Manuskripts angefertigt. tötete alle, die hier versammelt waren. Viele demonstrierten damals gegen die Atom- Die Naturkatastrophe mochte unzählige Op- kraft. Eine knappe Mehrheit stimmte gegen fer gefordert haben, doch es waren die nuklearen Zwentendorf . Aber ich muss gestehen, von den Unfälle, die das Selbstwertgefühl der japanischen Schreckensszenarien, die wir gegen die Befür- Gesellschaft noch nachhaltiger erschütterten. Die worter vorbrachten, persönlich gar nicht so sehr Lügen der Verantwortlichen, die Hilflosigkeit der überzeugt gewesen zu sein. Meine Ablehnung der Regierung, die Unfähigkeit der Behörden, auf die Furcht vor dem Ausmaß Atomkraft gründete auf dem Gedanken, es dürfe Situation zu reagieren. Waren es 100.000 oder gar der Katastrophe nicht auf eine Energieform gesetzt werden, deren 150.000, die danach evakuiert werden mussten? Ich war sechzehn, als ich meinen ersten Essay, ei- Risiken derart groß seien. Ich war überzeugt, jede Erst am 15.Dezember 2011 erklärte der damalige nen vielseitigen Aufsatz, schrieb. Ich glaube, der Ti- noch so kleine Wahrscheinlichkeit eines regelrecht japanische Premierminister, die Nuklearanlage tel war „Das Feuer des Prometheus“. Es war sicher monströsen Unheils müsse unbedingt vermieden sei heruntergefahren worden, doch nicht wenige ein recht schwülstiges und ungeschicktes Stück mit werden. Wer kann schon wissen, welche Umwäl- merkten an, die Verhältnisse im Reaktorkern manchen Stilblüten und vielen Schlampereien. Ich zungen und welche Zivilisationsbrüche die nächs- seien weiterhin unklar. Die Entsorgungsarbei- wandte mich darin gegen die Kernkraft. Ich stand ten Jahrhunderte bringen? Wie sollte dann noch ten werden dreißig bis vierzig Jahre dauern. Ein unter dem Eindruck von Jungks Buch „Atom- der Schutz der Endlagerung gewährleistet sein? ganzer Landstrich ist für lange Zeit verseucht staat – Vom Fortschritt der Unmenschlichkeit“. Vor allem beunruhigte mich die Vorstellung von und verloren. Dieser Teil der japanischen Insel Ein Funktionär der Roten Falken las meinen Text. einer Gesellschaft, die von den Sicherheitsvorkeh- ist Sperrgebiet. An einen baldigen Wiederaufbau Er wollte ihn in einer sozialistischen Jugendzeit- rungen zur Abwendung aller Gefahren beherrscht ist nicht zu denken. schrift veröffentlichen. Kurz später verkündete der sein würde. l

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Ein Gewinn für- die Menschen! Ein würdiges Leben. Das Wohl der Menschen ist den Österreichischen Lotterien ein Anliegen. Wir engagieren uns sehr für humanitäre Pro jekte und sorgen uns um jene, denen es nicht so gut geht. Daher unterstützen sie das Hospiz Österreich, das sterbenskranken Menschen ein würdiges Leben bis zuletzt ermöglicht und den Angehörigen die Zeit der Pflege und des Abschiednehmens erleichtert.

Waltraud Klasnic, Vorsitzende Dachverband Hospiz Österreich © Österreichische Lotterien/Achim Bieniek GD Dr. Karl Stoss, VorstandsvorsitzenderGut für Österreichische Österreich. Lotterien 32 Ausgabe 3 | 2013 kunst

Marc Quinn – aufblasbare Skulptur der schwangeren Künstlerin Alison Lapper

Kunst überschwemmt Lagunenstadt

Venedig steht alle zwei Jahre im Fokus der Kunstinteressierten. Die Biennale öffnet ihre Pforten und lockt scharenweise Menschen in die Lagunenstadt. Die Schau endet heuer am 24. November. Von diesem Magneten profitieren auch Ausstellungen, die im Umfeld der Schau gezeigt werden. petra m. springer

n den Palazzo Ducale war Eduard Manet ein- Kunsthalle kuratierte, legendäre Ausstellung When Maria della Salute die Show. Sie war auch Mit- gezogen. Die Ausstellung setzte sich mit den Attitudes Become Form, mit Werken von u. a. Jo- telpunkt der Eröffnung der Paralympics 2012 in italienischen Inspirationsquellen des Kunstre- seph Beuys, Eva Hesse und Lawrence Weiner. London. Überdimensional große auf Hochglanz Ivolutionärs des 19. Jahrhunderts auseinander. Viele Fehlt ein Original, markiert eine gestrichelte Linie polierte Bronzemuscheln führen zur Fondazione Zeichnungen belegten Manets Interesse an der ita- die Leerstelle, was vielleicht das Interessanteste an Giorgio Cini. Dort hängen fotografisch wirkende, lienischen Malerei des 16. Jahrhunderts. Erstmals dieser Ausstellung ist. aber gemalte rohe Fleischberge, klassische Mar- wurde Manets skandalumwitterte Olympia Tizians Auf der Insel San Georgio Maggiore sind bis morskulpturen zeigen Missbildungen des mensch- Liebesgöttin Venus von Urbino zur Seite gestellt. 29. September Werke des britischen Künstlers lichen Körpers, seinen Kopf hat der Künstler mit Auch das Skandalbild Frühstück im Grünen war Marc Quinn zu sehen. eigenem Blut abgegossen und aus Stein gehauene zu sehen. Carpaccios Zwei Venezianerinnen am Eine 11 Meter große aufblasbare Skulptur der Fötusse mutieren zu Aliens. Technisch gesehen ar- Balkon, Antonello da Messinas Engelspietà und schwangeren Künstlerin Alison Lapper, die ohne beitet Quinn als Maler als auch als Bildhauer auf Lorenzo Lottos Junger Edelmann in seinem Stu- Arme und mit Beinstümpfen auf die Welt kam, allerhöchstem Niveau, inhaltlich wandert er in dio zeigten, wie sich Manet Bildthemen über eine stiehlt San Marco mit dem Dogenpalast und Santa Richtung Abjektion. intensive Auseinandersetzung mit der Kunstge- schichte näherte. Bis 6. Jänner 2014 wurde in der Galleria In- ternazionale d’Arte Moderna die Ausstellung mit Werken aus der Sammlung von Ileana Sonnabend verlängert. Vor zwei Jahren war die Sonnabend Collection im Peggy Guggenheim Museum zu sehen, das heuer auf frühe Collagen von Robert Motherwell setzte. Das Museo Ebraico di Venezia zeigte mit der Ausstellung Outsider in a Box Ar- beiten von Dwora Fried. In verglasten IKEA-Holz- schachteln stellt die gebürtige Wienerin, die heute in Los Angeles lebt, dreidimensionale Assoziations- räume dar. Sie wirken wie kleine Theaterbühnen, in denen häufig Autobiografisches thematisiert wird. Sie kombiniert – oftmals durchaus humor- voll – Fotografien mit Objekten aus dem Alltag, wie Haarwickler in einem Selbstporträt oder Kin- derspielzeug in Venice, wo im Hintergrund eine Familie auf einer Luftmatratze den Canal auf dem Zebrastreifen überquert. Dwora Fried Die Fondazione Prada rekonstruiert die von Harald Szeemann im Jahr 1969 in der Berner kunst Ausgabe 3 | 2013 33

Eine Vaporetto-Station davor, auf der Insel druckend ist Weiweis Betrag, eine Installation ten Raum ist ein Künstler zu sehen, der nach Die Ausstellung Il Palazzo Enciclopedico, ku- Giudecca ist eine berührende Installation des bestehend aus zahlreichen dreibeinigen Ho- Athen kommt, um in einer Galerie auszustel- ratiert von Massimiliano Gioni, zeigt im Zen- chinesischen Künstlers Ai Weiwei zu sehn. Auf- ckern, die früher in jedem chinesischen Haus- len. Er fotografiert mit seinem iPad Graffiti und tralen Pavillon der Giardini und im Arsenale grund eines Erdbebens wurde eine Schule ver- halt zu finden waren und nun durch den Raum findet den Einkaufswagen. Der dritte Film zeigt unterschiedliche Ansätze, menschliches Wis- schüttet und der Künstler ließ jegliche Metall- schweben. Im deutschen Pavillon präsentiert eine demente alte Dame und Kunstsammle- sen visuell zu repräsentieren. Ausgangspunkt stangenverstrebung aus den Trümmern gerade der albanische Künstler Anri Sala eine Instal- rin. Aus Kunstkatalogen fliegen Geldscheine, ist ein Werk von Marino Auriti, der ein imagi- biegen und hat sie wellenartig im Raum auf- lation, in der es um das Verhältnis von Raum in Laden liegen gebündelt 200 und 500 Euro näres Museum schaffen wollte, welches das ge- getürmt. Dazu gibt es einen erklärenden Film. und Zeit geht. Die Installation Ravel Ravel Scheine und dazwischen eine Einladung zu samte Wissen der Menschheit umfassen sollte. Auf Katastrophen haben auch andere Aus- Unravel spielt mit dem Verb to ravel und ver- einer Vernissage mit dem Einkaufswagen da- Auriti konstruierte dafür 1955 das Modell ei- stellungen Bezug genommen: Die Schau Va- weist gleichzeitig auf den Komponisten Mau- rauf abgebildet. Sie beginnt Blumen aus Geld- nes Gebäudes mit 136 Etagen, das 700 Meter jont im Palazzo Cà Bonvicini setzt sich mit rice Ravel. Ravel hat im Auftrag des Pianisten scheinen zu falten, greift nach den „verwelkten” hoch werden sollte. 150 KünstlerInnen hat der Katastrophe von Longarone vor 50 Jahren, Paul Wittgenstein, der im Ersten Weltkrieg Geldblumen in der Vase, schmeißt sie in den Gioni ausgewählt, u. a. auch Cindy Sherman, als das Aufstauen des Stausees zu einem Ber- seinen rechten Arm verloren hat, das Konzert Müllsack und trägt ihn zum Müllcontainer vor die aber nicht mit eigenen Werken vertreten grutsch führte und das Städtchen Longarnone für die linke Hand für Klavier und Orchester dem Haus. Die Galeristin ruft sie an und fragt, ist, sondern im Kontext der Ausstellung selbst vollständig begrub, auseinander. Im japani- komponiert. Es kam allerdings zum Bruch wann sie das Kunstwerk liefern können. eine Schau kuratierte . Darunter die historische schen Pavillon sind Künstler als Sozialarbeiter zwischen beiden Künstlern, da Wittgensteins Die Künstlerin Lara Almarcegui zeigt mit Daguerotypie- und Fotografiesammlung von und Rescue Worker an der Seite der Opfer von Neffe (Thomas Bernhard) für die Aufführung ihrer Installation im spanischen Pavillon wo- Linda Fregni Nagler The Hidden Mother, hy- Fukushima zu sehen. Nebenan hat der russi- den Notentext teils gravierend verändert hatte, raus dieses Gebäude besteht: ein großer Berg perrealistische Skulpturen von Duan Hanson sche Konzeptkünstler Vadim Zakharov den was Ravel missfiel. Sala ließ dieses Stück von Bauschutt sowie kleinere Haufen Zement und und John De Andrea sowie Fotografien von griechischen Danaë-Mythos upgedated und zwei Pianisten spielen, zeichnete dies auf und Glas. Sie verweist damit auf den Bauboom an Herbert List. neu interpretiert. Goldene Münzen regnen auf führt beide Aufnahmen im mittleren schall- der spanischen Küste, wo viel spekuliert wurde Auch Psychoanalytiker C.G. Jung ist mit die zuvor mit durchsichtigen Regenschirmen dichten Raum übereinander versetzt vor. Da sie und nun hunderte Häuser leer stehen. dem Roten Buch vertreten – ein Tagebuch, ausgestatteten Besucherinnen (Männer dürfen das Konzert nicht ganz synchron spielen, die Grotesk der israelische Beitrag von Gilad gestaltet wie eine mittelalterliche illuminierte nur die obere Etage betreten). Zur Erinnerung Tempi unterscheiden sich, kommt es zu inter- Ratman: Zu Beginn blicken BesucherInnen Handschrift, in dem der Analytiker Träume dürfen sie eine Münze mit der Aufschrift Trust essanten Echo-Effekten. In den Seitenräumen auf ein Loch am Pavillonboden. Hier endet und Visionen festhielt. In ihrer schnell model- Unity Freedom Love mitnehmen. Sie können mixt D-Jane Chloé die beiden Konzerte auf nämlich die fiktive unterirdische Reise einer lierten Tonfiguren-Serie mit dem Titel Plötz-

Israelischer Pavillon auch Münzen beim Ausgang in einen Eimer dem Mischpult wieder zu einem zusammen, kleinen Gruppe Menschen von Israel nach Ve- lich diese Übersicht wirft das Künstlerduo Pe- werfen, der dann wiederum durch ein Loch entwirrt es sozusagen. nedig – ohne Kontrollen und Überwachung. ter Fischli und David Weiss einen humorvollen in der Decke nach oben gezogen wird, damit Spannend auch der griechische Beitrag von Filminstallationen dokumentieren den Start in Blick auf die Welt: z. B. ein Paar im Ehebett: es wieder auf die Besucherinnen rieselt – der Stefanos Tsivopoulos, besonders in Bezug auf Israel und die unterirdische Wanderung nach Herr und Frau Einstein kurz nach der Zeugung ewige Kreislauf des Kapitals. die derzeitige Krise. Drei Videos werden in drei Venedig. Im Pavillon angekommen nehmen ihres genialen Sohnes Albert. Der in New York Die Deutschen und die Franzosen haben verschiedenen Räumen gezeigt: ein afrikani- die Wanderer an einem Workshop teil und lebende israelische Künstler Uri Aran hat eine heuer ihre Pavillons getauscht. Kuratorin Sus- scher Immigrant sucht in den Straßen und in fertigen aus Ton ihre Köpfe, die sie anschlie- sehr facettenreiche Installation geschaffen, in anne Gaensheimer setzt auf vier nichtdeutsche verlassenen Industriearealen von Athen nach ßend mit Mikrophonen ausstatten – dieser der Vertrautes durch Kombinationen wieder KünstlerInnen: den südafrikanischen Fotogra- verwertbarem Altmetall und sammelt sie in Workshop ist ebenfalls filmisch dokumentiert entfremdet wird. fen Santu Mofokeng, den französischen Filme- seinem Einkaufswagen. In einem Müllcont- und die Arbeiten, die entstanden sind, sind Der vietnamesische Künstler Danh Vo hat macher Romuald Karmakar, die in Neu-Delhi ainer findet er einen Sack mit origamigefal- ausgestellt. Zudem mischte Ratman während hölzerne Reste einer katholischen Kirche aus wohnende Dayanita Singh und den chinesi- teten Blumen aus Geldscheinen und lässt den des Workshops aufgenommenen Sounds und der Kolonialzeit nach Venedig gebracht. Die schen Künstler Ai Weiwei. Besonders beein- voll bepackten Einkaufswagen stehen. Im zwei- Laute zu einer Geräuschkulisse zusammen. Sonne hat die Formen der liturgischen Geräte in die Tücher, die sie bedeckten, eingebrannt. Der Keilrahmen des Gemäldes von Caravaggio Natività con i Santi Lorenzo e Franceso d‘As- sisi, das 1969 gestohlen wurde, ist ebenfalls ausgestellt. Der vielseitige Künstler Dieter Roth filmte seinen Alltag in Atelier und Wohnung, – dieses präzise Tagebuch wird auf zahllosen Monito- ren präsentiert und lässt ihn so post mortem sehr präsent im enzyklopädischen Palast sein. Zu sehen ist Roth beim Essen, Zeichnen, Schla- fen, auf der Toilette oder in der Küche. Auch der 2012 verstorbene Grenzgänger zwischen Skulptur, Architektur und Zeichnung Walter Pichler ist mit Arbeiten vertreten. Eine beweg- liche Figur mit Organzakleid steht beschützend hinter der zusammengesetzten Figur, deren Kopf, eine Schokoladenbüste Pichlers, Dieter Roth gestaltet hat. Maria Lassnig beeindruckt mit ihren großformatigen Bildern im Weltlexi- Marino Auriti Ai Weiwei Walter Pichler/Dieter Roth kon. Die 93jährige Körpergefühlsmalerin und Marisa Merz wurden heuer mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. l 34 Ausgabe 3 | 2013 bücher

Das bittere Erwachen aus einem Traum wurde für ihn rückblickend eine Lehre für den Überlebens- kampf, eine Erfahrung, die so viele andere, die Buch frisch ins Land gekommen waren, ebenso durch- machen mussten. Stärke verlieh ihm der Briefwechsel mit seinen Eltern, der bis Kriegsbeginn bis zur Deportation nach Theresienstadt anhielt. Als dann keine Briefe mehr kamen, schloss er die Briefe in eine Schach- tel weg, die er 60 Jahre lang bis zur Verfassung des

Ecke Buches nicht mehr öffnete. Aber sie begleiteten ihn während des Unabhängigkeitskrieges, den er Die Suche nach Heimat an verschiedenen Fronten, zum Teil in vorderster Linie erlebte. Er berichtet ein bezeichnendes Detail, In den meisten Vitae der nach Israel vor der Shoah dessen Erwähnung ihm hoch anzurechnen ist: Ein Ausgewanderten scheinen wiederkehrend die israelischer Soldat erschießt einen 6 jährigen Ara- nämlichen markanten Momente auf: die bittere ber – aus Hass. Der Soldat soll vor ein Kriegsgericht Konfrontation mit dem Antisemitismus in Öster- gestellt werden, in einem Gefecht kommt er ums reich, die Erfahrungen in der neuen Umgebung in Leben. Jahoda: „Im Krieg darf man kämpfen und Josef Brainin: Der Staubleser, Israel, die Teilnahme am Unabhängigkeitskrieg Is- wenn es nicht anders geht töten, aber nie morden.” Braumüller Literaturverlag, Wien raels. In einem Punkt gibt es Unterschiede: in der Als Kompanieführer wurde Jahoda verwundet, 2013, 298 Seiten, 21,90 Euro. Auseinandersetzung mit dem Land der Herkunft, avancierte dann zum Major. Nach Ende des Mili- mit Österreich. tärdienstes 1953 arbeitete er im Landwirtschafts- Spurensuche Hans Jahoda verlässt Österreich 1938. Zurück ministerium, in der Direktion der Krankenkasse, bleibt seine über alles geliebte Schwester, die in dann in verschiedenen Funktionen in Argentinien Der Staubleser kann auf analytische Weise Woh- Auschwitz umkommt. Er kommt 2000 als Beauf- in Ungarn in Rumänien, Deutschland, , nungen deuten. Die Staubschichten verraten viel tragter der Claims Conference nach Wien zurück. Bulgarien. über die Behausung und deren BewohnerInnen. Schon als elfjähriger war er in das Fahrwasser Schliesslich wurde er als Beauftragter der Genauso analytisch betrachtet der Antiquitä- des Zionismus gekommen, dem freilich sein Vater Claims Conference nach Österreich geschickt, wo tenhändler Alfred die Menschen seiner Umgebung. Moshe H. Jahoda: nicht viel abgewinnen mochte. Jahoda aber gelang er die oft mühseligen Verhandlungen über Wie- Seine Familie kam kurz nach der Jahrhundert- Hier, dort und andere Welten. es, nach dem Anschluss mit der Kinder Alija nach dergutmachungen erfolgreich zu Ende führte. Er wende des 20. Jahrhunderts aus einem jüdischen Flucht und Suche nach Heimat, Palästina auszureisen, ausgerüstet mit einer sorg- wurde zum Kuratoriumsmitglied des Zukunfts- Schtetl von Russland nach Wien und konnte 1938 Überbesetzt aus dem Hebräischen fältig erstellten Liste dessen was man großzügig ge- fonds gewählt und Mitglied des allgemeinen Ent- mit knapper Not und viel Reichsfluchtsteuer nach von Alice Baar, Edition Steinbauer, stattete mitzunehmen: u. a. zwei Unterhosen, zwei schädigungsfonds und des Nationalfonds der Re- England fliehen. Alfreds Vater kam gleich nach Wien 2013, 160 Seiten, 22,50 Euro. Paar Strümpfe… publik Österreich kooptiert. Als eine besonders dem Krieg wieder nach Wien zurück, war kurz Wie für viele andere war auch für ihn der Ein- große Genugtuung empfand er die Auszeichnung, verheiratet und hatte zwei Kinder. Die jüngere tritt in die neue Welt des Kibbuz nicht einfach die ihm durch die Verleihung des Großen silber- Tochter Hanna heiratete nach Amerika, Alfred und auch nicht immer erfreulich. Der extreme nen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik blieb in Wien, in Hietzing. Dort beginnt eine un- Kollektivismus war wohl von der Ideologischen Österreich – überreicht durch die Parlamentspräsi- glückliche Liebesgeschichte und ein spannender Doktrin her als Voraussetzung für eine bessere dentin – zuteil wurde. Kunstkrimi. Frau Muthmayer beauftragt ihn, die neue Welt propagiert worden, doch die Praxis er- Er spart nicht mit Anerkennung für das neue, Wohnung ihres verstorbenen Vaters aufzulösen. wies sich für die, aus bürgerlichem Milieu Mittel- andere Österreich, das trotz eines immer noch zu Alfred beginnt ein Verhältnis mit der verheirate- europas kommenden, von den Eltern gehüteten beobachtenden Antisemitismus bemüht ist, ein ten Frau, lernt anlässlich eines Geburtstages des und verwöhnten Kinder oft quälend traumatisch. ehrliches und freundschaftliches Verhältnis zu den Ehemannes auch diesen kennen und die Tochter Auch das soll einmal klargemacht werden und Juden herzustellen und das ihm nicht zuletzt zur Isabella. Kommerzialrat Muthmayer will Alfred das macht Jahoda klar. Verfassung des Buches motivierte. Heimo Kellner sogar mit einer Sicherstellung bei der Bank für ein

Ein deutscher Jude Mittler und Vermittler aufzutreten. Bahnbrechend einer Berufung an eine amerikanische Universität sein Engagement für die Gleichberechtigung der Folge zu leisten, sondern mit seinen Glaubens- und Jude sein im wilhelminischen Deutschland, das Frau für religiöse Ämter. Dank seiner unbestrit- Schicksalsgenossen Not, Elend und Hoffnungslo- bedeutete auch mit den protestantischen und ka- tenen moralischen und religiösen Autorität wird sigkeit teilt, ihnen wenigstens Zuspruch und Hoff- tholischen Honoratioren am Stammtisch zu sitzen, er 1933 Präsident der Reichsvertretung der deut- nung gewährt Nach Theresienstadt beschäftigen mit ihnen auf gleicher Augenhöhe zu verkehren, schen Juden. Das entpuppt sich später als Danaer- ihn zwei grosse Fragen: Die eine, ob man noch ein bürgerliches Leben zu führen, Bücher zu le- geschenk, denn mit der Machtentfaltung der Nazi Jude in Deutschland sein könne, verneint er. Die sen und Bücher zu veröffentlichen. Umso bestür- ändert sich alles. Die Reichsvertretung wird von ei- Geschichte des Judentums in Deutschland sei de- zender und unbegreiflich dann die brutale Ge- ner Vertretung der jüdischen Interessen zu Hand- finitiv zu Ende In der Tat relativiert er diese Ein- genüberstellung eines aus heutiger Sicht geradezu langern der Nazi Judenpolitik umfunktioniert, stellung insofern, als er allen Widerständen zum idyllisch zu nennenden Zusammenlebens mit der 1939 schliesslich aufgelöst und als eine Filiale der Trotz jüdische Gemeinden im Nachkriegsdeutsch- Nazizeit. Gestapo reorganisiert. land besucht. Nahe liegender Weise gilt seine große In der Biographie Leo Baecks, des Papstes Das Buch bemüht sich redlich, das Wirken der Aufmerksamkeit nunmehr Israel. Ohne jemals der deutschen Juden, wie er von den US-Besat- Reichsvertretung positiv darzustellen, als das Ope- aktiver Zionist gewesen zu sein, hatte er sich stets zern apostrophiert wurde, wird dies eindrücklich rieren aus einer Zwangslage mit dem Versuch zu für eine Verständigung mit dieser Bewegung ein- veranschaulicht. Wir begleiten den Rabbiner Leo retten was noch zu retten ist, doch mag dies von gesetzt. Selbstverständlich muss nach seiner Auf- Baeck von Opeln über Dortmund nach Berlin, wo vielen Juden anders gesehen werden. Es gab den fassung der Staat Israel auch einen religiösen An- er 1912 das Rabbinat und einen Lehrauftrag an der nicht zu lösenden Zwiespalt: Mitwirken an Evaku- Waltraud Lewin: spruch bedeuten. Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ierungen oder nicht? Sie zu verhindern war nicht Leo Baeck. Geschichte Leo Baeck tritt uns als respektgebietende Per- übernimmt. Die jüdische Gemeinde in Berlin zählt möglich. Das ist das typische an totalitären Regi- eines deutschen Juden. sönlichkeit entgegen, deren Größe zutiefst im 170.000 Mitglieder, in ganz Deutschland gibt es mes. Dass alles ineinander greift, dass Opfer und Eine Romanbiografie, Güterloher Judentum verwurzelt ist. Sein Wirken war bahn- 13.000 jüdische Gemeinden und eine Unzahl jü- Täter immer wieder verschmelzen. So bleibt hier Verlagshaus, Gütersloh 2012, brechend für die einst so glückhafte Symbiose zwi- discher Vereine. Baeck hatte sich höchste akade- eine Grauzone, die aber das Ansehen Baecks nicht 320 Seiten, 20,60 Euro, schen Judentum und Deutschtum, die in ihrer Art mische Anerkennung vor allem durch sein Werk beeinträchtigt. eBook 15,99 Euro. vielleicht einzigartig war, jedenfalls im Europa der „ das Wesen des Judentums „ erworben, in dem Verschwommen auch Baecks Verhältnis zum Jetztzeit, wofür Namen wie Marx, Einstein, Freud er der jüdischen Religion eine zukunftsweisende jüdischen Widerstand in der Nazizeit. Hier kann Zeugnis ablegen. Man hätte sich gelegentlich eine Aufgabe zumisst, weil dem Gedanken des Huma- man sich wohl die Frage stellen, ob es für Juden etwas plastischere Darstellung mancher Details, nismus konsequent und bedingungslos verpflich- in Deutschland überhaupt etwas anderes gegeben etwa der Auseinandersetzung zwischen Orthodo- tet. In die Zeit seiner Tätigkeit in Berlin fällt die hat oder geben konnte, als karitativ zu sein und das xen, Liberalen und Zionisten gewünscht, wie auch große Auseinandersetzung zwischen orthodoxen Überleben, sei es durch Untertauchen, Verstecken manchmal der etwas kursive Stil dem Profunden und liberalen beziehungsweise zionistischen Ju- oder durch Flucht irgendwie zu bewerkstelligen. des Menschen Baeck nicht immer gerecht zu wer- den. Ohne sich direkt zum Zionismus zu beken- Die wahre menschliche Größe Baecks zeigt sich in den vermag. nen, gelingt es ihm, zwischen den Fraktionen als Theresienstadt als Tröster in der Not, der es ablehnt H.K. bücher Ausgabe 3 | 2013 35 neues Geschäft unterstützen. Alfred verliebt sich der Koekkoek bei den Aschmanns. Betty will nun dersetzte und wie dabei „Geschichte für politische in die Tochter, was Frau Muthmayer nicht gut auf- das Landschaftsbild aus Familienbesitz wieder- Zwecke instrumentalisiert, genutzt, umgedeutet nimmt. Aufgrund diverser Intrigen der Mutter geht haben. Sehr gut beschreibt der Autor den Kunst- oder tabuisiert wurde“. die Beziehung mit Isabella zu Bruch und der Kom- handel mit Raubkunst nach dem Krieg, aber auch Es ist wie die Autorin bemerkt, der Herausar- merzialrat zieht sein Bürgschaftsangebot zurück. antisemitische Tendenzen bis in die Gegenwart. beitung durch die deutschen Historiker Götz Aly Alfred hat aber inzwischen schon den Mitvertrag Alfred nimmt den Auftrag an und wird tatsäch- und Christian Gerlach zu verdanken, welche in- des Geschäfts gekündigt und ein neues Objekt im lich fündig. Welche brutalen Auswirkungen haben itiierende aktive Rolle die ungarischen Behörden Blick, der Bankier benötigt aber nun Sicherheiten seine Taten? Kann er Betty Silvers Wunsch erfüllen bei der Vorbereitung und der Beschleunigung der von Alfred, die er nicht hat. und das Bild zurückbekommen? Kann er das neue Deportationen hatten. Sie konstatierten auch „ei- Alfred durchforstet eine Wohnung in der Pra- Geschäft eröffnen? nen enormen Drang in der Bevölkerung sich die terstraße. Das Ehepaar Schiebel, das dort gewohnt Ein äußerst spannendes und sehr flüssig zu Judenverfolgung zunutze zu machen.“ hatte, ist ins Seniorenheim in der Seestraße gezo- lesendes Buch, besonders aufgrund der subver- Treffend stellt Fritz fest: „Neben der latenten gen. Was zurückblieb waren altdeutsche Möbel, siv eingesetzten Sprachkunst des Autors. Er um- Rehabilitierung des Horthy-Regimes verstärkten Fotografien, Dokumente und Briefe, die Alfred schreibt präzise Fakten, Namen und Ereignisse sich nach dem Systemwechsel Tendenzen, die vor durchforstet. Auf einer Fotografie ist ein Mann in und überlässt den LeserInnen die Rückschlüsse. anderem politischen Hintergrund bereits in den dunkler Uniform mit einer Armbinde mit Haken- Petra M. Springer Nachkriegsjahren zu beobachten gewesen waren: kreuz im Kreis von Männern und Frauen in Ar- Dämonisierung einzelner Täter, Externalisierung beitsgewändern und Schürzen abgebildet. Auf der Regina Fritz: des Verbrechens und Heroisierung der breiten Be- Rückseite steht: Gebrüder A. & Kompagnon, Kür- Ungarns Geschichtspolitik Nach Krieg und Judenmord. völkerung. Dazu kam die Betonung des Leides des schner und Kappenmacher, Bauernmarkt 9, Wien Ungarns Geschichtspolitik seit 1944, ungarischen Volkes und seiner Unterdrückung, I. Alfred schließt daraus nicht zu unrecht: Schiebel Die Dissertation der österreichischen Historikerin Wallsteinverlag 2012, 364 Seiten, wobei die faschistische mit der jüngeren kommu- musste so etwas wie ein Arisierungskommissionär Regina Fritz ist die Grundlage für dieses 364 Sei- 35,90 Euro. nistischen Vergangenheit gleichgesetzt und der gewesen sein und findet schlussendlich auch eine ten umfassende Buch. Holocaust relativiert wurde.“ Abschrift einer Inventarliste des Kürschnerbetriebs Die Kapitel behandeln, die Ermordung der un- Diese Tendenz hat sich leider während der der Aschmanns. garischen Juden, die unmittelbaren Folgen des Krie- letzten drei Jahre der Orbán-Regierung – trotz Eine elegante Dame betritt das Geschäft, Betty ges, die Auseinandersetzungen um Kriegsschuld allen gegenteiligen Propagandabehauptungen – Silver aus San Diego, eine gute Freundin sei- und Holocaust in den ersten Nachkriegsmonaten, verstärkt. So wie das Horthy-Regime versucht hat ner Schwester Hanna. Sie zeigt ihm ein Foto aus den Pariser Friedensvertrag und die Geschichtspo- den nazifreundlichen Pfeilkreuzlern „den Wind Kindheitstagen, auf dem sie einem hellen Kleid litik 1945-1947, die Vergangenheit als Instrument aus den Segeln zu nehmen“, so hat das auch Fi- vor den offenen Tasten eines Klaviers sitzt. Im der Machtübernahme – Volksgerichte und antijü- desz-KDNP mit der Neonazipartei Jobbik gehalten Hintergrund befindet sich ein Landschaftsbild an dische Ausschreitungen, die Tabuisierung und das und diese gestärkt. Hoffentlich wird sich Regina der Wand, ein Willem Koekkoek. Die Silvers leb- Schweigen der Jahre 1948-1956, die Geschichtspo- Fritz auch mit den vier Jahren der Orbán-Regie- ten vor dem Krieg unter dem Namen Silberstein litik der Kádár-Ära und die politische Instrumenta- rung auseinandersetzen. am Bauernmarkt. Betty war mit Ruth Aschmann lisierung der Holocaust-Erinnerung, die ungarische Dieses gut geschriebene Buch, das auf umfang- befreundet und als sie einmal von der Schule nach Holocausterinnerung 1989/90-2009. reicher Quellenforschung gründet, enthüllt einige Hause kamen, haben die Nazis gerade die Woh- Fritz untersucht wie sich Ungarn mit dem au- außerhalb Ungarns unbekannte Tatsachen und nung geplündert. Frau Silberstein nahm das Bild, toritären-halbfeudalen Horthy-Regime, mit den trägt dazu bei einige Ursachen der scharfen Rechts- wickelte es in einem Schal und sie brachten Ruth faschistischen Pfeilkreuzlern und der nationalsozi- wende in unserem Nachbarland zu verstehen. nach Hause. Als die Silbersteins emigrierten blieb alistischen deutschen Besatzungsmacht auseinan- Karl Pfeifer

ortet Elfriede Gerstl gerne am Rand – und in Großbritannien, wohin das jüdi- - trotz der Erkenntnis, die er nach dem politischen Themen. Es ist kein etwa der Wiener Gruppe, die sie als sche Ehepaar im August 1939 flüchtete. Eintreffen im KZ hatte: »Gegen die Lexikon, kein Gotha der Artisten, Männerbund erfährt, der Frauen nur Es erwähnt auch die Zeitereignisse und Schlussfolgerungen, die sich aufdräng- keine Auflistung, kein Ranking. Sie duldet, wenn sie schweigen. Ihre kriti- wird damit zu einem menschlich und ten, standen alle Wahrheiten meines werden vielen bekannten Ereignissen sche Position bringt Franz Schuh tref- historisch besonders tragischen und er- bisherigen Lebens. Vor allem, dass der und prominenten Namen begegnen, fend auf den Punkt: „Diese Klagen greifenden Dokument. Mensch gut sei. Meine Mutter war da- aber sicher auch welche vermissen, sind nicht kläglich, denn sie beruhen von überzeugt und hatte uns in ihrem denn die Auswahl ist naturgemäß sub- ebenso auf Erfahrung wie auf Analyse, Sophie Roth: Für mein Schurlikind. Sinn erzogen. Es fiel mir sehr schwer, jektiv und wertungsfrei. Und Sie wer- und sie haben Stil.” Wir freuen uns Tagebuch 1940 – 1944, Herausgegeben die Welt meiner Mutter infrage zu stel- den sich einem Konvolut aufgeworfe- schon auf die nächsten beiden Bände, und kommentiert von Evelyn Adunka, len. Dagegen stand, was ich mit eige- ner Fragen gegenüber sehen, das Haus und Haut mit Werken aus den Buchreihe anders erinnern, Band 7, nen Augen erlebte. Was Menschen ei- Antworten in lyrischen Formeln ver- Jahren 1995 bis 2009 sowie Tandler- Theodor Kramer Gesellschaft, Wien nander antun können.« sucht, weil dichten von verdichten fundstücke mit verstreut publizieren 2012, 95 Seiten, 12,- Euro. kommt. Was ist Kunst? Welchen Stel- ach Mittellange Minis ist nun der und unveröffentlichten Texten, Text- lenwert hat künstlerische Kreativität in N zweite Band der vierbändigen karten und Materialien, die jeweils im einer Welt der Händler? Werkausgabe Elfriede Gerstls (1932– Juni 2014 und im Juni 2015 rund um ax Mannheimer verbringt eine Haben wir überhaupt eine Kultur, 2009) erschienen. Darin sind die den Geburtstag der Dichterin erschei- M unbeschwerte Jugend in einem oder spielen wir sie uns nur vor? Ge- Buchpublikationen der Jahre 1982– nen werden. Städtchen in Mähren. Ab Mitte der dichte sind ein heikles und sensibles 1993 abgedruckt: Wiener Mischung 30er-Jahre werden dort erste Zeichen Medium, sie entziehen sich den Mart- mit der erweiterten Zweitauflage neue Elfriede Gerstl: Behüte eines politischen Umschwungs spür- kgesetzen, sind verletzlich, zerbrech- wiener mischung, Vor der Ankunft so- behütet, Werke Band 2, , bar. Im Oktober 1938 erfolgt der »An- lich und wirken sich trotzdem aus. Ge- wie die Sammlung Unter einem Hut. Literaturverlag Droschl, Graz/Wien schluss« des Sudetenlandes, die deut- hen Sie vorsichtig damit um. Fotos und Faksimiles bereichern den 2013, 430 Seiten, 28,- Euro. sche Wehrmacht marschiert ein. 1943 Christa Gürtler und Helga Mitter- werden sie nach Auschwitz deportiert. Heinz Rudolf Unger: bauer herausgegebenen Band. In die- Die Eltern, drei Geschwister und Der schweigende Sprachraum. sen Gedichten, Prosatexten ophie Roth (1901- Mannheimers Ehefrau werden ermor- Gedichte über Kunst und Künstler. und Essays seziert Elfriede S 1974), geborene det. Sein jüngerer Bruder und er über- Max Mannheimer / Marie-Luise Limitierte Auflage 199 nummerierte Gerstl althergebrachte Kon- Landau, lebte von 1914 leben weitere Deportationen in die KZ von der Leyen: Drei Leben. und vom Künstler handsignierte ventionen und zielt mit poeti- bis 1938 in Wien, zu- Warschau und Dachau. Nach der Be- Erinnerungen, Deutscher Taschenbuch Exemplare, Prägedruck auf Surbalin in scher Sprachvirtuosität behut- sammen mit ihrem freiung beginnt das dritte Leben. Max Verlag, München 2012, 220 Seiten einem Karton, Gedruckt in Duoton sam auf die gesellschaftlichen Ehemann Norbert, ei- Mannheimer gründet eine Familie 15,40 Euro, eBook 12,99 Euro. schwarz/grau, Mandelbaum Verlag, Untiefen der Zeit: In-groups nem Angestellten und und verdrängt lange die Leidenszeit. Wien 2013, 132 Seiten, 58,- Euro und ihre Ausgrenzungsme- Geschäftsmann, und ih- Nach dem Tod seiner zweiten Frau, er schweigende Sprachraum ist chanismen, Chauvinismen ren beiden Söhnen Er- die für den Widerstand tätig war, D eine Sammlung lyrischer Doku- und Solipsismen, Modeer- win (geboren 1924) und schreibt er seine Erinnerungen an den mente, eine Auswahl von Kulturer- scheinungen sowie die „unzy- Richard Georg (ge- Holocaust nieder. Als ›Spätes Tage- zeugnissen, die in Jahrzehnten aus nische Unmoral” des Litera- nannt Schurli, geboren buch‹ wurden sie weltweit bekannt. Er verschiedensten Anlässen entstanden tur- und Kunstbetriebs. 1928). hat beschlossen zu akzeptieren, dass sind, als Auftragswerke zu Katalogen, Während sie verkannten AutorInnen Im Herbst 1938 erkrankte Richard Ge- der Holocaust Teil seiner Identität Programmheften, Jubiläumsfeiern, den gebührenden Platz einräumt, org an Leukämie. Er starb im Oktober bleiben wird, und beginnt Vorträge Vernissagen, als Reaktionen und Re- richtet sie ihre subversive Ironie gegen 1939 in Manchester. Das hier vollstän- und Lesungen zu halten, besonders flexionen auf kulturelle Ereignisse, als die „Übertreibungskünstler”, die dig wiedergegebene Tagebuch beschreibt vor Schülern. Das tut er bis heute. Sei- Reiseeindrücke, als Liedtexte für Mu- Mächtigen und die Paranoia der den dramatischen Kampf um das Leben nen Humor und seinen Optimismus sikgruppen oder als kritische Mo- Abendlandbeschützer. Sich selbst ver- des Kindes im Wiener Rothschildspital hat Max Mannheimer nicht verloren mentaufnahmen zu aktuellen kultur- 36 Ausgabe 3 | 2013 theater

„Komm, hier ist das Paradies.“

Im Juni 2013 präsentierte Gaby Aldor, die „Israeli aus Wien“, wie sie sich in ihrem Buch nennt –„an zwei Orten zugleich zur Welt gekommen, mit zwei Sprachen und zwei Heimatländern“ ihr neues Buch im Jüdischen Museum Wien. Aldor ist nicht nur Autorin sondern eine in Israel sehr bekannte Schauspielerin, Autorin, Tanzkritikerin und Co-Leiterin des Arab-Hebrew Theater of Jaffa (Israel), dem ersten zweisprachigen Theater des Landes, das seit über 20 Jahren Erfolge feiert und weltweit gastiert.

eva brenner

as Buch erzählt die Geschichte der Tanz- Fotografen wie Alfons Himmelreich und Hel- des Buches, ihre enge Beziehung zur Großmutter, pädagogin Margalit Ornstein, eine aus mar Lersky) ergänzt auf Basis von Briefen, Tage- Mutter und Tante, die Rolle des Tanzes für die is- gutbürgerlicher Familie stammenden büchern, Erinnerungen und Tanzübungsnotizen raelischen Künstler und auf ihrer Ausbildung zur DTänzerin – ihr Vater Alois Oppenheimer war Op- entstanden ist; kommentiert und erweitert wird sie Schauspielerin: „Mama und Tanz – das war für tiker und k.u.k. Hoflieferant – und ihrer beiden von literarischen Rückblicken der Enkelin. Marga- mich dasselbe, eine völlige Identifizierung, auch Zwillingstöchter Jehudit und Shoshana, die 1921 lit Ornstein studierte in Wien Körperkultur, Tanz, mit dem Aufbau des neuen Staates. Unser Haus, wo aus Wien kommend ins „gelobte Land“ einwan- Architektur und Medizin – zu ihren Lehrern zähl- das Tanzstudio und die Wohnung sich befanden, derten. Im Juni 1920, an einem heißen Sommer- ten u.a. auch Rudolf von Laban oder Mary Wigman steht heute noch, dort ging die Welt der Kunst aus tag, ging Jacques Ornstein, Bewunderer Theodor – und gründete 1922 die erste Schule für Tanz und und ein, man sprach über Tanz, Theater, Architek- Herzls und vormals Offizier im 1.Weltkrieg, in Jaffa rhythmische Gymnastik in Tel Aviv, dessen Stadt- tur, über Politik und die Zukunft des Judentums. von Bord und schrieb seiner Familie: »Kommt, das bild damals noch von Sand und Kamelen geprägt Man trat im Kibbuz auf, tanzte auf Brettern, auf ist das Paradies“ – das jüdische Palästina, das hier war. Die Töchter Margalits kommen Ende der 20er Tischen, vor Kindern, alten Menschen, Bauern. Die mehrmals mit utopischen Worten besungen wird. Jahre nach Berlin und Wien zurück, um bei den größten Künstler traten da auf, aus Begeisterung So zitiert Aldor den Großvater, der seine Frau an- Größen des Ausdruckstanzes wie Gertrud Boden- und Liebe zur Kunst.“ feuert mit den Worten, „in Palästina gibt es eine wieser, Rosalia Chladek oder Max Terpis zu stu- neue Religion... hier wirst Du nicht in die Synagoge dieren. Zurück in Palästina treten die Zwillinge als UTOPIE MODERNE gehen, stattdessen werden wir feiern, fröhlich sein Stars in Theatern, bei Festen und Feiern – ob auf und eine neue, bessere Welt bauen.“ großen Bühnen, in Volksbildungsheimen oder im Zugleich ist das Buch ein Testament auf die Künste Gaby Aldor, die Enkelin Margalits und Toch- Kibbuz auf und sind bis in die 80er Jahre prägend der Moderne – ein Aufbruch, der sowohl interna- ter von Shoshana Ornstein, hat eine umfassende im israelischen Tanz. tional wie auch interdisziplinär war – uns so ist es künstlerische Familienbiographie geschrieben, Im Jüdischen Museum Wien erzählte Gaby auch die Geschichte von Jacques (Yaakov) Orn- die durch Fotografien (darunter manch bekannte Aldor über die 10-jährige Entwicklungsgeschichte stein, einem der ersten Bauhaus-Architekten im damaligen Palästina, der neben anderen Häusern des heutigen UNESCO-Kulturerbes „Weiße Stadt“ auch das erste Theatergebäude Tel Avivs errichtet hat. Und es ist eine Geschichte über die Emanzi- pation von Frauen und Künstlerinnen, in einem neuen Land, deren demokratischer Geist sie beflü- gelten. Immer wieder überrascht Gaby Aldor den Leser mit ihren Schilderungen eines im Vergleich zur Wiener Existenz kargen Lebens der Einwan- derer, aber auch über ihren Mut, Zukunftsglauben, die künstlerischen Utopien und die ungeheure Tatenkraft. 1928 fahren die Schwestern zum ersten Mal nach Wien. Gaby Aldor fand bei einem dama- ligen Freund Judiths Briefe in die Heimat, wo es u.a. heißt: „Alle interessieren sich hier sehr für Pa- lästina. Und alle wundern sich, dass wir so normal

Gabi Aldor mit projezierten Fotos von Ingeborg Bachmann und Paul Celan theater Ausgabe 3 | 2013 37

aussehen. […] Ich erzähle jedem, dass dort rein ist, an dem es keine Vergangenheit gibt, das Paradies ist (das ist es in meinen Augen die man hinter sich lassen muss, in geraden wirklich) und alle glauben mir. Viele wollen Linien und kraftvollem, aus der alten Hei- wissen, ob wir hierbleiben wollen. Und wun- mat schöpfenden Rhythmus wird der befreite dern sich, wenn wir sagen, dass wir am liebs- Körper entstehen. Der Tanz des neuen Hebrä- ten jetzt gleich zurückfahren möchten.“ ers.“ Und in einem weiteren Tagebucheintrag Getragen von glänzenden Detailbeob- spricht sie davon, dass „wir doch nach Paläs- achtungen, schafft Aldor den Spagat der tina gegangen sind, um den Körper des ‚neuen Verschmelzung von drei Zeitebenen und Juden‘ auch auf der Bühne zu sehen.“ Erzählsträngen – die Zeit der Gründerjahre Dazu passt das Bild, das Gaby Aldor be- von 1921 bis in die 30er Jahre, die Zeit der schwor, wenn sie vom „Tanzen auf dem Dach Interviews mit Zeitzeugen, die Aldor seit den (den Dächern über Tel Aviv) als Symbol der 80er Jahren in Wien, Berlin, New York und neuen Freiheit des Körpers sprach, vom Tan- Tel Aviv führte, und der Jetztzeit, in der die zen unter freiem Himmel, am Strand, am Autorin zurückblickend resümiert. In seiner Gabi Aldor, Samy Molcho und David Maayan Meer, in der Wüste – wie es auf vielen Foto- kompositorisch komplexen Struktur erreicht grafien der Ornstein-Schwestern zu sehen ist. diese Familienbiografie eine literarische Qua- „Margalit war in Palästina tätig“, heißt es an lität, die das Buch zu mehr als einer norma- An markanter Stelle zitiert Gaby Aldor die hat, in jene Kultur ein, die ihren Begründern anderer Stelle, also nicht in den alten Räumen len Biografie mit historischer und kulturge- Wiener Tanzkritikerin und Kuratorin Andrea neues Leben verleiht.“ der Akademien und Theaterhäuser Europas, schichtlichen Signifikanz macht, ablesbar u.a. Amort, die sie 2008 zum Tanzfestival „Be- Der Neue Tanz aus Deutschland und Ös- „ihre Aufgabe war nicht nur eine neue Einstel- an humorvollen Passagen wie der Bedeutung rührungen, Tanz vor 1938“ einlud, wo sie terreich ist bis heute eine wesentliche Inspi- lung zur Bewegung, sondern auch etwas von des Apfelstrudels als urwienerischer Mehl- Vorträge hielt und einen Film über die Ar- rationsquelle für zeitgenössische Tanz- und Grund auf Neues zu erschaffen, im gleißen- speise für die nach Palästina ausgewanderte beit der Schwestern Ornstein zeigte: „Der Theaterschaffende weltweit. Die Kulturleistung den Licht, im Orient, an einem Ort, an dem Familie Ornstein, in deren Haus noch lange Ausdruckstanz oder besser gesagt, der Freie dieses Transfers stellt die besondere Strahlkraft der Tanz als bedeutungs-und sinnlos erfasst die deutsche Sprache gesprochen wurde – ein Tanz, erreichte in Wien seinen Höhepunkt in des israelischen Tanzes dar, den Gaby Aldor wurde, fremd nicht nur in seiner Form, son- Grund warum auch Gaby Aldor fast perfekt den 20er Jahren, aus politischen und künst- bereits vor der Buchpublikation mit Vorträgen dern in seiner schieren Präsenz.“ Wienerisch spricht – und in dem bedeutende lerischen Gründen büßte aber ab den frühen auf internationalen Kongressen, Symposien Zeitgenossen wie Stefan Zweig, Moshé Fel- 30er Jahren viel von seiner ursprünglichen und Festivals vertrat. TIKUN OLAM“ denkrais, Ruth St. Denis oder später Samy Strahlkraft ein. Die unabdingbaren Anstöße Molcho aus- und eingingen. Erwähnt werden für diese Pionierleistung zwischen den beiden DIE ZWILLINGE Ich lernte Gaby Aldor 2007 im Zuge des ersten muss auch die beeindruckende und an vielen Weltkriegen können aus Wiener Sicht mit zwei jüdisches Theaterfestivals in Wien, ein inter- Stellen überaus poetische Übersetzung von Begriffen umrissen werden: Interdisziplinari- „Die Ornstein-Schwestern sind der Inbegriff nationales Treffen mit Künstlern und Vortra- Liliane Meilinger, die das Werk aus dem Heb- tät und Internationalität“. für das Lebenswerk einer ganzen Familie vom genden aus über 15 Ländern, organisiert vom räischen übertrug und Aldors vielschichtigen Stargast auf dem Podium im Jüdischen Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die späten Jewish Theater Austria, kennen und schätzen. Erinnerungen und literarisch anspruchsvollen Museum war Samy Molcho, der seine Tanz- 80er Jahre“, schreibt Gaby Aldor. Sie fährt fort: Wir freundeten uns spontan an und zogen Erzählsträngen, die eine Spur durch die Jahr- lehrerin Jehudit Ornstein als „eine meiner „Die Zwillinge Judith und Soshana Ornstein tagelang – in Begleitung ihrer israelischen zehnte israelischer Geschichte legt, mit großer Göttinnen“ bezeichnete: „Immer, wenn ich waren ihr sichtbarer Teil; auf der Bühne be- Kollegen Ati Citron und Shimon Levy sowie Sensibilität folgt. nach Tel Aviv kam, ging ich zuerst zu ihr. Spä- geisterten sie mit Originalität und Frische und Peter Kreisky – fröhlich diskutierend durch „Und jetzt möge man das Wort ‚Apfelstru- ter gelang es mir dann, sie in mein Studio nach waren der Ausdruck einer Revolution auf der die Stadt, sprachen über Theater, Geschichte, del‘ mit derselben Wiener Vergnügtheit zerge- Wien einzuladen, um bei mir zu unterrichten.“ Tanzbühne des jüdischen Palästina. […] den jüdische Kultur und jüdisches Leben in Wien hen lassen, die das P und das F im Gaumen Aldors Buch ist für ihn eine Sicherung der Ge- Hintergrund für all das bildete jener Um- und teilten unsere gemeinsamen wie diver- zu einem ‚Apfffel‘ rollen lässt, bis einen das dächtnisspuren der israelischen Kunst – „hier bruch, der zur Jahrhundertwende in Europa gente Erfahrungen. Seitdem hat sich eine en- L, wie ein kleiner Erdhügel beim Hinabren- kann man nachlesen, wie alles begann“. Nach zum einen eine neue Kunst hervorbrachte, gere Freundschaft und Zusammenarbeit ent- nen eines Abhangs, abrupt zum stehen bringt. seiner Meinung ist es für Künstler unadingbar, zum anderen die Verwirklichung des Zionis- wickelt, das Arab-Hebrew Theater gastierte Ist man dann beim U angelangt, stockt man die eigenen Wurzeln zu kennen. „Als Junge in mus anbahnte.“ Und tatsächlich kann viel Un- mehrfach in der FLEISCHEREI – damals einen Augenblick lang, als schwebe man zwi- Israel sogen wir die Einflüsse aller Kulturen, bekanntes aus den privaten Aufzeichnungen noch ein funktionierender Theater Raum im schen Himmel und Erde auf einer Schaukel, die dort zusammentrafen, wie Schwämme auf. und Erinnerungen der Protagonisten – ebenso 7. Bezirk – sowie auf dem Festival im Thea- deren Flug den höchsten Punkt erreicht hat, Das hat uns ungemein bereichert. Als ich nach aus Briefen des Bauhausarchitekten Jacques ter im Nestroyhof-HAMAKOM (2008); 2012 bevor sie wieder in die Tiefe hinabsaust zum Wien kam, wusste ich mehr über Tanz, als die Ornstein über seine Arbeit – abgelesen wer- folgte ein Gastspiel der FLEISCHEREI_mo- L, das so flüchtig ist wie ein davonhuschender meisten anderen meiner Umgebung.“ den, viel über die Geschichte Palästinas vor bil in Tel Aviv/Jaffa mit der österreichisch-is- Katzenschwanz.“ der Staatsgründung, die Euphorie zionistischer raelischen Gemeinschaftsarbeit „UNRUHIGE KULTURTRANSFER Einwanderer und die Rolle des deutschen Aus- ZEITEN“, eine Performance in deutscher und BEFREITER KÖRPER druckstanz als wesentlicher Durchbruch der hebräischer Sprache nach Briefen und Tex- Gaby Aldor, für die der Ausdruckstanz „mehr Künste in die Moderne gelernt werden. ten von Paul Celan und Ingeborg Bachmann. Während zu dieser Zeit der Neue, Freie oder als Tanz, nämlich Inhalt, Botschaft ist“, hebt Über die Arbeit der Zwillinge oder „Dop- Und die Kooperation geht weiter, 2014 soll Ausdruckstanz in Deutschland und Öster- immer wieder die historische Bedeutung pelgängerinnen“, die ständig die Frage aufwar- eine neue Zusammenarbeit der beiden Thea- reich florierte, „verschwand er nach 1936 des kulturellen Transfers hervor, der durch fen „wer [von den beiden] Schatten und wer ter entstehen. auf tragische Weise und wurde auch nach die Emigration aus Wien, Berlin oder Mos- Protagonistin“ war, berichtete 1927 eine Zei- Bei der Eröffnung des Festivals „TIKUN dem Krieg nicht wirklich reimportiert“, be- kau zustande kam. Bei der Entwicklung des tungsmeldung: „In den Solotänzen der Orn- OLAM“ in der Wiener Urania wurde Aldor tonte Gaby Aldor bei der Buchpräsentation. Neuen Tanzes handelt es sich in ihren Augen stein-Schwestern kommt höchste Individu- bewusst, dass ihre Mutter und Tante hier Und führte aus, wie der Neue Tanz nach dem um eine weltumspannende „Wanderung“ einer alität zum Ausdruck. Interessant ist, dass die 1919 im Alter von acht Jahren erstmals auf Bruch 1938 durch die Emigration in alle Welt zutiefst europäischen Kunstform in den Ori- Schwestern im Paartanz zu einer einzigen tan- der Bühne gestanden hatten. Mit Bewunde- getragen wurde, um dort neue Früchte zu tra- ent, bei der sich neue Formen amalgamierten, zenden Figur, mit einer harmonischen Linie rung schildert sie ihr Erlebnis und vergleicht gen. Bis heute übt die künstlerische Revolu- z.B. mit Tendenzen Jemenistischer oder Afri- und einem spirituellen Ausdruck, verschmel- das exquisite Jugendstil-Ambiente des Gebäu- tion einer Mary Wigman, Gertrud Bodenwie- kanischer Provenienz, die den israelischen zen während im Solotanz jede von ihnen als des mit den schlichten Theatern Palästinas. Sie ser oder eines Kurt Joos – sie alle finden sich Tanz heute so vielfältig und reich machen. eigenständige, ausgereifte Persönlichkeit mit imaginiert eine fiktive Szene: „Ein Bild von unter den LehrerInnen der Ornstein-Schwes- Diese Vermischungen haben die Weiterent- besonderer, von der der Schwester völlig ver- Wien in jenem Jahr [1919] müsste ich auftrei- tern – einen entscheidenden Einfluss auf zeit- wicklung des Neuen Tanzes international schiedener Charakteristik auftritt –geradezu ben und zwei kleine Mädchen hineinstellen, genössische TänzerInnen und Theateravant- vorwärts getrieben und eine neue Kunstform als ihr Gegenteil.“ die aufgeregt Hand in Hand zu ihrem ersten gardistInnen aus, wie der Schüler Margalits, jenseits des traditionellen Balletts etabliert, Bereits 1925 vermerkte Margalit in ihrem Auftritt gehen. Wie weit entfernt ist doch die der berühmte Pantomime Samy Molcho und die bis heute weiter wirkt. Es ist ein Transfer Tagebuch: „Ob ich in Wien eine so besondere Urania am Donaukanal vom TAI [erstes The- der israelische Regisseur Maayan (beide leben der europäischen Tanzsprache weit über die Gelegenheit bekommen hätte, etwas Künstle- ater in Tel Aviv] und dem Bet Ha-am, wo sie heute in Wien) hervorhoben. Maayan sprach Landesgrenzen hinaus – es geht um „die Im- risches von Grund auf mit aufzubauen? Zwar wenige Jahre später in Palästina auftraten. Und von der Wiederbegegnung mit den Wurzeln migration von Ideen“. Im Buch beschreibt sie werden wir nicht in klassizistischen Gebäuden vielleicht gab es im Bet Ha-am (das ebenfalls seiner Theaterkunst: „Das Buch öffnet ein weiter: „Es geht um die Umsetzung in das so wie dem Akademie- oder Burgtheater auftre- der Volksbildung gewidmet war…) mit seinem Fenster in die Vergangenheit. Daraus spricht andere hebräische Lebensgefühl in Palästina; ten, und vielleicht wird mir eine Garderobe Bretterboden und dem offenen Himmel über für uns Nachgeborenen das Privileg, das es in einer Umkehrung der Bedeutungen und der oder ein schönes Parkett abgehen, aber alles der Bühne mehr Anlass zur Freude als in des bedeutet hat, ein neues Land aufzubauen“, Welten bringen [hat, in jene Schwestern Orn- wird neu und belebend sein… […]ein Para- Kaisers Urania. Da war kein Anflug von Be- fügte er nostalgisch hinzu. stein] jene Kultur, die ihre Erfinder vernichtet dies für die Seele an einem, an dem alles noch dauern in dieser Auswanderung.“ l

38 Ausgabe 3 | 2013 architektur

Wer dieser Tage durch Tel Avivs Innenstadt schlendert, dem dürfte es schwer fallen nachzuvollziehen, weshalb die UNESCO Israels größte Metropole mit dem Namen „Die Weiße Stadt“ zum Weltkulturerbe erklärte. bauhaus in israel

Gil yaron

on Ruß und Abgasen gebräunter Putz fällt für sie zu einem unbefleckten Reißbrett, auf dem auf der Konferenz, die sein Rathaus gemeinsam mit von den Häusern, nicht selten schimmern sie ihre revolutionären Ideen fast ohne Einschrän- der Heinrich Böll Stiftung ausrichtete. „Aber unser grauer Beton oder trübe Bausteine durch kungen ausprobieren konnten. In der westlichen Bestreben, ihn zu erhalten, ist eine gewaltige Her- Vbreite Risse. Ehedem blühende Vorgärten sind Welt seien die Gesellschaften „zu sehr mit ihren ausforderung.“ Denn das Rathaus steht von gleich mit brüchigem Asphalt bedeckt, der von Unkraut Traditionen verbunden und deswegen unfähig, mehreren Seiten unter Druck. durchlöchert wird. Auf den einst berühmten Flach- mit alten Gewohnheiten zu brechen“, schrieb der Nur etwa 1600 der insgesamt 4000 Gebäude im dächern stehen schmucklose Heißwasserspeicher Architekt Joseph Neufeld, der in Berlin für Erich Internationalen Stil sind denkmalgeschützt. Der oder illegale Bauten. Die ehemals prominenten of- Mendelsohn gearbeitet hatte. „Aber dort, in dem Stadt Tel Aviv fehlt es an Geld, um sie mit öffentli- fenen Terrassen sind mit unansehnlichen, klappri- kleinen Land Palästina“, fuhr Neufeld fort, „fand chen Geldern zu sanieren. Deswegen gilt hier ein gen Plastikjalousien geschlossen. Selbst Deutsch- ein schäumender Prozess statt, ohne Traditionen besonderes, umstrittenes Konzept des Denkmal- lands Botschafter in Tel Aviv Andreas Michaelis oder Gesetzgebung, wurden zahllose architekto- schutzes: Eigentümer erhalten auf den Dächern rügte unlängst sein Gastland öffentlich. Man müsse nische und soziale Experimente geplant und aus- zusätzliche Baurechte, wenn sie den Originalzu- zugeben, sagte der deutsche Gesandte auf einem geführt.“ Ludwig Mies van der Rohes Minimalis- stand der Gebäude wiederherstellen. Auf diese Kongress der Tel Aviver Stadtverwaltung und der mus – er prägte für seine Entwürfe den Grundsatz Weise wurden bereits 400 Häuser saniert, sagt Heinrich Böll Stiftung, dass das einzigartige ar- „Weniger ist mehr“ – stieß bei den gebeutelten jü- die Verantwortliche im Rathaus Schira Binjamini. chitektonische Erbe der Stadt „eine sehr lange dischen Flüchtlingen auf großen Zuspruch. Louis Israelis sprechen von einer Lösung, an der jeder Zeit in einem erstaunlichem Maße vernachlässigt Sullivans Maxime „Form folgt aus der Funktion“ gewinnt: Der Unternehmer macht mit den zusätz- wurde.“ Damit sagt er nichts Neues: „Unsere Stadt entsprach der zweckgerichteten Weltanschauung lichen Etagen Gewinn, die Bewohner erhalten ein steht vor einem kritischen Scheideweg“, meint auch der sozialistischen zionistischen Führung. Und renoviertes Haus, die Stadt kostenlos sanierte, an- der Leiter des Tel Aviver Denkmalschutzes Jeremi so gab Baurat Jakob Ben sehnliche Fassaden. Doch Hoffmann. Denn wenn die Stadt nicht bald eine Sira die Anweisung, nur Philip Oswalt, Direktor Kehrtwende macht, könnte UNESCO Tel Aviv ih- noch im Internationalen Nur etwa 1600 der der BAUHAUS Stiftung in ren Sonderstatus wieder aberkennen. Das kultu- Stil zu bauen. Tel Aviv insgesamt 4000 Gebäude Dessau, hält dieses Modell relle Erbe ist in akuter Gefahr. wurde zur Weißen Stadt, für heikel: „Es wird vielen im Internationalen Stil sind Rund 4000 Gebäude im Internationalen Stil in der die „Neue Sach- Gebäuden nicht gerecht. entstanden in den Jahren 1933-1948 in Tel Aviv, lichkeit“ der modernen denkmalgeschützt. Der Stadt Die Nachverdichtung von die größte Ansammlung dieser Architektur welt- Architektur des BAU- Tel Aviv fehlt es an Geld, um Innenstädten erzeugt oft weit. Sie sind gleichzeitig ein Meilenstein in Is- HAUSES einen weltweit neue Probleme.“ Israels Im- raels Geschichte, und ein einmaliges deutsches einzigartigen Ausdruck sie mit öffentlichen Geldern mobilienhaie kümmert das Kulturerbe. Israelis nennen diesen Baustil nicht fanden. Tiefe Terrassen zu sanieren. wenig. Sie wittern einen umsonst einfach nur „Bauhaus“: Viele der Architek- verleihen würfelförmi- Reibach, wenn sie auf den ten und Bauherren waren jüdische Flüchtlinge aus gen Gebäuden Schwung flachen Dächern nur weitere Deutschland. Zu ihnen gehörten bedeutende Bau- und Rhythmus und spenden Schatten, Pilotis er- Baurechte wahrnehmen könnten, und drängen die meister, wie der Theaterarchitekt Oskar Kaufmann, möglichen der Meeresbrise, die baumbestandenen Stadtverwaltung, es mit dem Denkmalschutz nicht dem Erbauer der Kroll-Oper, der Volksbühne und Alleen zu kühlen. Thermometerfenster spenden so eng zu nehmen. des Renaissance Theaters in Berlin, oder Schüler in Treppenhäusern Licht und erhellen nachts den Die nahöstliche Realität ist eine weitere, des BAUHAUS wie Arieh Sharon. Michaelis spricht Bürgersteig. schwerwiegende Bedrohung: „Wir müssen die al- von einem „wichtigen Teil deutsch-jüdischer und Lange wurde diese „Bauhaus“ Architektur hier ten Häuser sicherer machen. Die Bewohner Tel deutsch-israelischer Geschichte“. geringschätzt. Die Elite zog in neue Villen in grü- Avivs brauchen Schutzräume gegen Raketen, und Während die Entwicklung des Internationalen nen Vororten, die Innenstadt verfiel. Doch spätes- wir müssen die Folgen eines Erdbebens vorbeugen“, Stils in Europa im Zweiten Weltkrieg zum Still- tens seit der Anerkennung durch die UNESCO ha- sagt der stellvertretende Bürgermeister Sappir. Is- stand kam, erfuhr er in Palästina dank der Flücht- ben auch die Israelis die potentielle Schönheit Tel raels größte Metropole befindet sich nämlich nicht linge aus Deutschland eine unerwartete Blüte. Die Avivs wiederentdeckt: „Wir würdigen die Bedeu- nur im Fadenkreuz der Feinde des Judenstaats, Sanddünen, auf denen die Zionisten ihre erste „he- tung dieses architektonischen Schatzes“, beteuert sondern auch direkt auf dem syrisch-afrikanischen bräische Stadt“ aus dem Boden stampften, wurden der stellvertretende Bürgermeister Doron Sappir Graben, wo im Durchschnitt alle 100 Jahre ein architektur Ausgabe 3 | 2013 39 schweres Beben stattfindet. Das letzte ereig- Sappir. Denn in Israel fehlt es nicht nur an nete sich 1927, das nächste große Beben steht Geld, sondern auch an Fachwissen, um die also bald an und könnte weite Teile der Stadt Häuser, die in den dreißiger Jahren mit deut- Wienerroither & Kohlbacher zum Einsturz bringen. Und so gewähren neue schen Materialien und Baumethoden errich- nationale Bebauungspläne jedem, der Schutz- tet wurden, sachgerecht zu sanieren. Und so räume errichtet oder der Fundament und strebt die Stadt Tel Aviv eine enge Koopera- Konstruktion für mehr Schutz vor Erdbeben tion mit Deutschland an. Bei den bilateralen festigt, weitere Baurechte – ohne Rücksicht auf Regierungskonsultationen im November 2012 äußere Ästhetik. Doch diese Pläne machen die verpflichtete sich das Bundesministerium für finanziellen Anreize für fachgerechte Sanie- Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, „mit der Wir K aufen WerK e von rung historischer Gebäude obsolet. Selbst das Stadtverwaltung von Tel Aviv bei der Erfor- umstrittene Denkmalschutzmodell Tel Avivs schung, Dokumentation und Erhaltung von guStav Klimt wird für Investoren immer unattraktiver. Des- Bauhaus-Gebäuden zusammenzuarbeiten“. wegen, so die Denkmalschützerin Binjamini, Beide Seiten hätten dabei viel zu gewinnen: seien bislang nur 30% der historischen Bauten „Es gibt hier einen großen Markt für innova- saniert worden. tive deutsche Bauprodukte, für Partnerschaf- Eine Kooperation mit Deutschland soll ten und Austausch in Industrie und Hand- nun Abhilfe schaffen: „Deutsches Know- werk“, sagt der verantwortliche Referatsleiter 1010 Wien • StrauchgaSSe 2 • neben dem café central • t el. +43 1 533 99 77 How kann uns dabei helfen, diesen deut- im Ministerium Matthias Vollmer. Dafür er- office@auS trianfineart.at • Katalog auf a nfrage und im internet schen Baustil zeitgerecht anzupassen“, sagt richte sein Amt gerade ein „Netzwerk Weiße www.austrianfineart.com

Stadt“. Doch Aktivisten in Tel Aviv und Ber- lin träumen eigentlich von einem Großpro- Lunetterie jekt: „Wir planen ein Zentrum, in dem die deutsch-israelische Geschichte Tel Avivs ge- meinsam dokumentiert und zusammen für PhiL i PP Wanek ihren Erhalt gearbeitet wird“, sagt Vollmer. „Achtzig Jahre, nachdem jüdische Deutsche als Flüchtlinge nach Tel Aviv kamen und hier Tuchlauben 17 ein Weltkulturerbe errichteten, könnten nun 1010 Wien junge deutsche Experten als willkommene Tel. 533 95 79 Gäste in ihren Fußstapfen folgen, und helfen, Fax 533 95 79 dieses Erbe zu bewahren“, sagt die Tel Aviver Denkmalschützerin Sharon Golan. Am Dizengoff Platz kann man heute be- www.lunetterie.at reits erahnen, wie das Ergebnis einer solchen Anstrengung aussehen könnte. Elegant er- wünscht strahlen hier die Bauten Jenia Averbuchs rund Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern der Zeitschrift NEUE WELT um den berühmtesten Kreisverkehr im Her- und der jüdischen Gemeinde in Österreich ein schönes und glückliches allen Kunden zen Tel Avivs nach ihrer Sanierung wieder in neues Jahr. und Freunden leuchtendem Weiß. Ihre energisch geschwun- genen Terrassen und die in Beton gefasste, ge- Rudi Kaske ein glückliches nau durchdachte Planung überzeugen selbst AK Präsident Neues Jahr skeptische Besucher, dass die „Weiße Stadt“ der Moderne sich ihren Namen einst redlich verdiente, und dass ihr Erhalt sich auf jeden Fall lohnt. l

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aufzulösen, worauf es zu Schändungen und Zerstörungen der Grabsteine kam. 1943 wie- Grabstein- sen die NS-Behörden den jüdischen Ältes- tenrat an, den Friedhof zu räumen. Damit die Steine nicht als Baumaterial zweckentfremdet wurden, vergruben Gemeindemitglieder dar- fund n der Seegasse im 9. Wiener Bezirk be- aufhin die Steine am Zentralfriedhof, 4. Tor, findet sich, umrahmt von Mauern und unter einem Erdhügel. 280 von den 931 Grab- Altersheim, der älteste jüdische Friedhof steinen wurden in den 1980er Jahren aufge- IWiens. Der 2.000 Quadratmeter große Fried- funden und wieder in die Seegasse gebracht. hof wurde um 1540 angelegt und bis 1783 als 1984 wurde der Friedhof wieder eingeweiht. Begräbnisstätte genutzt. Berühmte Wiener Ju- Seit 2008 wird der Friedhof saniert, denn den, wie Rabbi Sabbatai, Rabbiner Menachem Aufgrund der Publikation Die Inschriften des Hendel, Bankier Samuel Oppenheimer, Fi- alten Judenfriedhofes in Wien von Bernhard nanzier Samson Wertheimer und Kaufmann Wachstein aus dem Jahre 1912 weiß man ge- Jakob Koppel Fränkel fanden hier ihre letzte nau, wo welcher Grabstein stand. Darin ist Ruhestätte. Die Stadt Wien und das Bundes- auch ein genauer Plan mit nummerierten denkmalamt sind vertraglich verpflichtet, den Grabstellen abgebildet. Arbeiter machten nun Friedhof in der Seegasse auf ewige Zeiten zu im Zuge der Restaurierung einen sensationel- erhalten, denn als die Juden unter Leopold I. len Fund: sie entdeckten Grabsteine, die vor 1670 aus der Stadt vertrieben wurden, erlegte Ort vergraben waren, vermutlich waren sie zu der Kaufmann Koppel Fränkel dafür 4.000 groß, um sie zum Zentralfriedhof zu bringen. Gulden. Der Nationalsozialismus unterbrach Trotz der Verpflichtung Österreichs zur In- Grabstein am ältesten diese Zusicherung: standhaltung jüdischer Friedhöfe ist deren Zu- Friedhof Wiens in der Im Jänner 1941 wurde von der Ratsherrnsit- stand oftmals desolat, z. B. verfällt der Friedhof Seegasse im 9. Bezirk zung beschlossen, alle jüdischen Friedhöfe in Währing nach und nach. P. S .

Bayer erwirbt Rechte KURZNACHRICHTEN von Compugen für über 500 Millionen USD

Drei israelische Universitäten Israel: „Großmacht“ der Das israelische Pharmaforschungsun- nen Dollar winken der Firma aus Tel Aviv unter den Top 100 ­Erfindungen und Patente ternehmen Compugen wird in Zu- weitere potenzielle Zahlungen von mehr als kunft Wirkstoffe zur antikörpergestützen 500 Millionen Dollar, sollte die Entwicklung Die Hebräische Universität, das Nach Angaben des zentralen Statistik- Krebs-Immuntherapie für Bayer Healthcare der zwei Substanzen erfolgreich verlaufen. Technion in und das Weiz- büros (LAHAS) werden in Israel jedes entwickeln.Die Tochtergesellschaft der mann-Institut zählen zu den 100 führenden Jahr nicht weniger als 1000 Patente angemel- Bayer AG hat sich die weltweiten Verkaufs- Universitäten auf der Welt. det. Nur drei Länder liegen in der Statistik rechte für die Produkte von Compugen in Das geht aus einer Rangliste hervor, die darüber: die USA stehen mit 38367 Patenten diesem Bereich gesichert, falls die weitere die Jiao Tong Universität in Shanghai ver- jährlich an der Spitze, gefolgt von Großbri- Forschung zur Marktreife führen sollte. Wie öffentlicht hat. Demnach steht die Hebrä- tannien (8100) und Australien (2623). Setzt das Handelsblatt berichtet, erwirbt der Le- ische Universität in man die Zahlen ins Verhältnis verkusener Pharma-Riese damit Rechte an Jerusalem auf Platz zur Bevölkerungszahl, dann Molekülen, die bei der Steuerung des Im- 59, das Technion übertrifft Israel sogar die USA. munsystems eine wichtige Rolle spielen. Auf auf Platz 77 und das Aus der Statistik geht ebenfalls Handelsblatt.de heißt es weiter: Im Blick- Weizmann-Institut hervor, dass in den letzten punkt stehen zwei Substanzen der Israelis, auf Platz 92 der Liste, Jahren immer mehr Wissen- die allerdings noch im vorklinischen Ent- Auf unserer für die 2000 Univer- schaftler, Entwickler, Pro- wicklungsstadium stecken. Die Immunthe- neu gestalteten Website sitäten weltweit an- grammierer und Unterneh- rapie ist ein neuer Ansatz in der Krebs­ finden Sie aktuellste hand von Kriterien mer ihre Patente bevorzugt in therapie, bei der das körpereigene Termine und wie der Anzahl der den USA anmelden. 49 Pro- Ab­wehr­system angeregt werden soll, den interessante Artikel. Veröffentlichungen, zent der israelischen Patente Tumor zu bekämpfen. Die Bayer-Aktie lag der Zahl von Nobel- fallen in den medizinischen nach der Nachricht 0,6 Prozent im Plus. www.neuewelt.at preisträgern und der Bereich. Nach einer Vorauszahlung von zehn Millio- meisten Autorenzi- tate bewertet werden. Angeführt wird die Rangliste wie schon in den vergangenen Jahren von amerika- nischen und britischen Einrichtungen wie den Universitäten Harvard, Stanford, Ber- keley, Cambridge, der Universität Kalifor- nien und dem Massachusetts Institute of Technology . Der Präsident der Hebräischen Universität, Menahem Ben-Sasson sagte zu der Veröffentlichung: „Auf lange Sicht gese- hen besteht kein Zweifel, dass die Hebräi- sche Universität ihren internationalen Status als wichtige und einflussreiche Einrichtung festigt. Unser Ziel ist es, als eine der wich- tigsten Einrichtungen weltweit anerkannt zu werden. Dafür bedarf es dauerhafter finanzi- eller Unterstützung der akademischen Aus- bildung und der Forschungseinrichtungen in Israel, aber auch langfristiger Kooperati- onen mit Einrichtungen im Ausland.“ Ausgabe 3 | 2013 41 Neuerscheinung Edition INW Buchpräsentationen

Dienstag, 17. September, 18:30 Uhr Jüdisches Museum Wien Dorotheergasse 11, 1010 Wien Begrüßung: Danielle Spera Einleitende Worte: Benjamin Kaufmann Lesung: Dagmar Schwarz ämtliche jüdische Organisationen Öster- Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und seiner Zeitzeugengespräch mit Martin Vogel reichs wurden aufgelöst und nur einige Ermordung 1943. Einlass 18:15 Uhr, Eintritt frei wenige blieben erhalten, wie die IKG Die 1993 erschienene Broschüre „Trotz Soder die Jugendbünde, die nun unter dem allem… Aron Menczer 1917-1943“ ist heute Montag, 21. Oktober, 19.00 Uhr Dach einer neu geschaffenen Jugendalijah vollständig vergriffen. Basierend auf dieser Theater Nestroyhof – Hamakom zusammengefasst wurden. Diese unterstand Publikation erscheint nun eine erweiterte Nestroyplatz 1, 1020 Wien Adolf Eichmann, dessen Ziel es war, die ge- Neuauflage mit zahlreichen Ergänzungen mit Lesung: Vera Borek zwungene Auswanderung und Vertreibung neuen Texten und Fotos. Diskussion mit Zeitzeugen und der Juden zu forcieren. Viele Vertreter des Historikerinnen jüdischen Lebens flohen aus Österreich. Ei- ner jedoch blieb. Aron Menczer übernahm Dienstag, 19. November, 19.00 Uhr die Leitung der Jugendalijah-Schule im Al- „Trotz allem… Aron Menzcer und die Republikanischer Club, ter von nur 21 Jahren und avancierte damit Jugendalijah“, Herausgegeben von Joanna Rockhgasse 1, 1010 Wien zur wichtigsten Bezugsperson jüdischer Ju- Nittenberg und Benjamin Kaufmann Einleitende Worte: Sybille Summer gendlicher in Wien in der Zeit zwischen dem 191 Seiten, 19,90 Euro Lesung: Dagmar Schwarz

GEDENKEN AN 75 JAHRE NOVEMBERPOGROM Der Holocaust 7. Oktober 2013, 19.00 Uhr Wiener Konzerthaus in Europa Lothringerstraße 20 Gedenkausstellung WOLFGANG KRAUSHAAR A-1030 Wien WANN ENDLICH BEGINNT Sonntag, 10. November 2013 BEI EUCH DER KAMPF GEGEN 19.30 Uhr Große Saal 5. November 2013 DIE HEILIGE KUH ISRAEL? bis 27. Jänner 2014 München 1970: Kantorenkonzert mit dem Orchester über die antisemitischen Wurzeln Jakobsplatz München, geleitet von des deutschen Terrorismus. Daniel Grossmann. Gemeinsam mit Theater Nextroyhof – Hamakom den Kantoren Shmuel Barzilai und Mo-Fr. 10-17 Uhr Armbrustergasse 15 | 1190 Wien Netanel Herstik gestaltet es unter der Anmeldungen: Moderation von Oberrabbiner Paul Nestroyplatz 1 Tel.: 3188260/20 Chaim Eisenberg das Programm 1020 Wien Fax: 318 82 60/10 «Meafela Leora – Von Dunkel zu Licht». E: [email protected]

Erinnerung

Gemessen an den Ereignissen der Geschichte ist die aktuelle Wirtschaftskrise nur eine mäßig bedeutende Dwora Fried Episode mit Gegenwind. Doch für eine – im Vergleich mit Outsider in a Box den großen Medienkonzernen des Landes – verhältnis- mäßig kleine Zeitung kann sich daraus eine bedrohliche 17.10 – 17.12. 2013 Situation ergeben. Bitte leisten Sie jetzt Ihren Beitrag, um Abonnementpreis den Fortbestand der Illustrierten Neuen Welt zu sichern. Inland: € 32,– Wir benötigen keine Millionen- und Milliardenbeträge. Ausland: € 44,– Sie können wertvolle Hilfe leisten, indem Sie nur den Übersee: € 56,– Abopreis überweisen. Bitte nutzen Sie den beigelegten Bank Austria Erlagschein! Kontonummer: 10910073200 Bankleitzahl: 12000 Mit bestem Dank IBAN: AT18 1200 0109 1007 3200 Sonnenfelsgasse 13/1 die Redaktion BIC: BKAUATWW 1010 Wien 42 Ausgabe 3 | 2013 Gesellschaft belauscht& beobachtet

Der VDZ (Verband Deutscher Zeit- schriftenverleger) ehrt den amtie- renden Staatspräsidenten Israels und Frie- densnobelpreisträger Shimon Peres mit der jubiläum „Goldenen Victoria für das Lebenswerk“. Mit der Auszeichnung würdigen die deut- schen Zeitschriftenverleger einen herausra- n Galizien 1913 gegründet konnte sich gung auf den Leim zu gehen? Lagerfeuer und genden Repräsentanten der israelisch-deut- diese Bewegung trotz schwieriger und Geländespiele gäbe es auch bei den Faschisten schen Freundschaft, der mit großem verhängnisvollster Zeiten bis heute welt- und den Stalinisten. Wieso wir uns sicher wa- Verständnis die deutsche Aufarbeitung der Iweit behaupten. Selbst in den Jahren der Na- ren, nicht missbraucht zu werden, wenn wir NS-Vergangenheit begleitet hat. Darüber ziherrschaft gab es im Untergrund geheime uns nicht einarbeiteten in die Materie? hinaus ehrt der VDZ Peres unermüdliches Treffen (nachzulesen auch in dem jüngst im Das war typisch für den Schomer: Uns Eintreten für den Frieden im Nahen Os- INW Verlag erschienenen Buch Trotz al- wurde eingebleut, kritisch zu bleiben – und ten. In einer persönlichen Audienz in Israel lem...Aron Menczer und die Jugendalijah) zwar gegen die eigenen Madrichim. Wir soll- hat das Präsidium des VDZ Staatspräsident Ursprünglich als Pfadfinderbewegung mit so- ten unsere Meinung sagen, doch gleichzeitig Shimon Peres die „Goldene Victoria“ in Jeru- zialistisch zionistischer Ideologie konzipiert, dem anderen zuhören. Im Schomer wurde salem überreicht. Durch eine weitere Ehrung sollte sie Jugendliche bewegen im gelobten mir gelehrt, ein so selbstbewusster Jude zu am 22. Oktober 2013 stehen die einmaligen Land Kibbuzim zu errichten. „Heute versu- sein, dass ich mir gar nichts mehr darauf ein- Verdienste Shimon Peres in einem würdevol- chen wir nicht mehr, die Schomrim davon zu bilden musste. len Rahmen im Mittelpunkt der VDZ Publis- überzeugen, nach Israel zu ziehen, sondern Unsere Sprache war ein Kauderwelsch aus hers Night. l ihre jüdische Identität und das Zugehörig- Hebräisch und Deutsch. Wir tippten Artikel keitsgefühl zu Israel zu stärken“, heißt es auf für unseren Iton, die Zeitung. Wir mach- der Haschomer-Homepage. ten Kuppah, gemeinsame Kassa, und legten Haschomer Hazair (bedeutet der junge schomrisch zusammen, damit für alle gesorgt Wächter) hatte auch schon sehr früh eine sein sollte. Wir waren chewratisch und zer- Niederlassung in Wien. Dem 100jährigen Ju- redeten das alles in einer Sicha. Wir tanzten biläum widmete das jüdische Museum eine Hora. Wir sangen auf Jiddisch Tumbalalaika, kleine aber sehr berührende Ausstellung, die auf Englisch Blowing in the Wind, in Ivrith noch bis 29. September zu sehen ist. von Machar, von Morgen, auf Italienisch Bella Sehr pointiert und treffend gab Doron Ciao, in Ladino von der Morenica, aber im Rabinovici die Befindlichkeit der „Schom- Deutschen gaben wir die Moorsoldaten. rim“ wieder. Uns wurde erklärt, menschliche Bezie- „Im Ken machten wir uns unsere eigene hungen seien ernst zu nehmen. Im Schomer Welt. Das Wien der Sechziger war grau, aber hörte ich das erste Mal von Liebe. Niemand wir malten hier bunt aus. Wir führten uns auf. erzählte uns in der Schule davon. Die zehnte Wir spielten unsere Stücke. Wir hatten eigene Divra war noch nicht umformuliert, sondern Vorstellungen, und selbst wenn wir sonst wo es hieß noch streng: „ein Schomer raucht nichts zu reden hatten, im Ken – bei uns sie- nicht, trinkt nicht und bewahrt seine sexu- ben mal sieben Zwergen hinter den sieben mal elle Reinheit“, weshalb wir bekanntlich mit sieben Alpenbergen – kamen wir zu Wort. talmuddisch kabbalistischem Eifer und mit Heute will ich es eingestehen: Ich war materialistisch dialektischem Esprit nach ei- noch in der Kwuza Benjamin, noch keine ner lebbaren Auslegung dieses Gesetzes such- zehn Jahre alt, da weinte ich bereits bitterlich, ten und sie auch fanden. Ein Schomer, sagten weil ich nicht in den Schomer gehen durfte. wir, sollte die Finger von den Zigaretten las- Der israelischen Künstlerin und Kura- sammenarbeit zur Förderung von „Verstän- Es ist die Wahrheit, wenn auch wohl nur die sen, einer sollte nicht trinken und ein dritter torin Shirley Meshulam gelang es mit digung“ auf der Welt im Allgemeinen und halbe, denn der wahre Grund meiner Trä- musste eben den Rest des Gebotes erfüllen.“ ihrer Ausstellung im Deutschen Bundestag im Nahen Osten im Besonderen. Sie sind nen war nicht das Vermächtnis Borochows, Ein Höhepunkte dieses Jubiläums war Wunderland einen tiefen Einblick zu vermit- gleichermaßen relevant unter gesellschaftli- Herzls und des Judenstaates, nicht die Lust das Generationstreffen, an dem mehr als 400 teln in die Beziehung israelischer und paläs- chen und politischen Aspekten wie auch in auf Hora, Blauhemd oder Kibbuz, sondern ehemalige und aktive Schomrim teilnahmen, tinensischer Künstler zur Realität des Lebens der modernen Kunst. Die Ausstellung soll in die wunderschöne Madricha meiner Gruppe, viele kamen speziell aus dem Ausland ange- in Israel im Allgemeinen, und auf den israe- diesem Sinne vor allem ein Sprachrohr sein war die um einige Jahre ältere Sonja Deutsch, reist. Es gelang den Organisatoren nach mü- lisch-palästinensischen Konflikt im Besonde- für die Stimmen israelischer und palästinen- die mich von zuhause in den Schomer beglei- hevoller monatelanger Arbeit für alle Teilneh- ren – aus deren persönlicher Sicht, aus dem sischer Künstler, die im Sinne von Rosa Lux- ten hätte sollen. Aber meine Mutter ließ mich mer ein unvergessliches Ereignis zu gestalten. kulturellen Bewusstsein und der existenziel- emburg „anders denken“. Ein zentrales Motiv an diesem Wochenende nicht weg. Seit jenem Ein buntes Treiben herrschte am Platz, man- len Erfahrung heraus, in der sie leben. Dazu in den Arbeiten der Künstler ist der Sicher- Tag bin ich Schomernik – und zwar, wie bei che fielen sich sofort in die Arme andere wie- meint sie„Heute reflektieren die Worte der heitszaun bzw. die Mauer, die einerseits zum solchen Motiven wohl zu Recht gesagt wer- derum zögerten, weil sie nach all den Jahren Revolutionärin Rosa Luxemburg „Freiheit Symbol des palästinensischen Kampfes ge- den darf, aus ganzem Herzen und mit heißer einander oft nicht wieder erkannten. Nach ist immer Freiheit der Andersdenkenden“ gen die Besatzung geworden ist, den Israelis Leidenschaft. alter Tradition wurde auch ein „Mifkad“ ab- die Notwendigkeit freier Meinungsäußerung, andererseits jedoch als Schutzwall gegen den Im Übrigen war unsere Erziehung eine gehalten - alle Anwesenden stellten sich nach von Förderung der Demokratie, von sozialer palästinensischen Terrorismus dient. Die Aus- einzige Verführung. Wir wurden angehalten Altergruppen auf. Einen weiteren Höhepunkt Gerechtigkeit; sie sind eine Absage an Gewalt stellung war zuvor auch schon in Haifa zu se- ungehalten zu sein. Ich erinnere mich an ei- bildete der ebenfalls bestens organisierte Gala und eine Befürwortung internationaler Zu- hen. l nen Samstag Jahre später. Wir, Viertelwüch- Abend im Rathaus, an der über 600 Gäste sige, wollten nichts als spielen und blödeln, da teilnahmen.Tania Golden und Giora Seeliger Impressum kam ein Boger, ein Halbwüchsiger, herein und zwei ehemalige Schomrim führten charmant Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: Gesellschaft nach ABGB. Geschäftsführer und Gesellschafter: er fragte, weshalb wir nichts Sinnvolles täten. und gekonnt das zahlreich erschienene Publi- Dr. Joanna Nittenberg 60 Prozent, Mag. F. C. Bauer 30 Prozent und Dr. Ronald Nittenberg 10 Prozent. 1010 Und dann kam es: Er wollte von uns wissen, kum durch den Abend. Ein reichhaltiges und Wien, Judengasse 1a. Blattlinie: Unabhängige, internationale Zeitschrift für völkerverbindende Toleranz und was wir vom Schomer überhaupt verstehen abwechslungsreiches Programm sorgte für interkonfessionelle Verständigung. würden. Wir stammelten irgendetwas von exzellente Stimmung wobei besonders die Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Illustrierte Neue Welt, Dr. Joanna Nittenberg, Mag. F. C. Bauer. Chef- Israel und Kibbuz, aber er schüttelte nur den Tanzgruppe mit der Haschomer Band Schom redakteurin Dr. Joanna Nittenberg, alle 1010 Wien, Judengasse 1a, Tel. 5356301. Kopf. Wir hätten ja keine Ahnung. Woher wir im Casak allgemeine Begeisterung hervorrief. Konto Bank Austria: IBAN AT18 1200 0109 1007 3200 BIC BKAUATWW. denn wüssten, nicht einer totalitären Bewe- J.N. l Druck: Slovenská Grafia a.s., Gesellschaft Ausgabe 3 | 2013 43

Präsidentin Dr. Esther Fritsch über- reichte am 24. Juli 2013 dem Präsiden- ten des Tiroler Landtages, DDr. Herwig Van Staa, eine Ehrenurkunde für seine besonde- ren Verdienste um die Israelitische Kultusge- meinde Innsbruck. l

Die Illustrierte Neue Welt gratuliert unserem verehrten und geschätzten Enia Kupfer, Botschafter Dr. Franz-Josef Kuglitsch mit der Preisträgerin Oberrabbiner Chaim Paul Eisenberg zu sei- nem 30jährigem Berufsjubiläum. Das Diaspora Museum findet immer mit einer künstlerisch interessant verwobenen Er ist für uns immer nicht nur ein guter neue Wege, um das Interesse breiterer Verflechtung von Trauben. Trauben spielten in Freund, sondern auch ein weiser und aus- Kreise zu wecken. Seit einigen Jahren gibt es ihrer Familie stets eine dominante Rolle, be- gewogener Ratgeber. Eine Autorität dem einen bemerkenswerten internationalen Wett- saß doch ihr Großvater ein Weingut in Molda- höchste Anerkennung gebührt und wir hof- bewerb der14-18 jährigen Schüler, die ihre wien. Großzügig verteilte er stets seine Weine fen und wünschen uns, dass er uns noch lange Familiengeschichte auf verschiedenste Weise an die dort ansässigen Juden, damit sie Kid- mit Rat und Tat zu Verfügung steht. l erzählen In Zeiten der Digitaltechniken kann dusch machen konnten. Für sie symbolisieren man sehr beachtliche Exemplare bewundern. sie ihre Familiegeschichte - jede Rebe wächst Erstmalig nahm heuer auch die Zwi Peres zwar unabhängig, aber ist jedoch stets eng mit Chajes Schule teil und konnte einen beachtli- den anderen Reben verbunden. Die Beziehung FLORIANIHOF chen Erfolg erzielen. Die 16jährige Schülerin und die Bindung der Reben sind eng mitein- KARL MANDL UND MAG. NORA FRANKL Korel BeniOroshvili belegte den dritten Platz ander verknüpft. l A-3610 Wösendorf/Wachau Tel. +43 (0) 2715/22 12 · Fax +43 (0) 2715/22 12 -4 · E-Mail: [email protected] In einem ehemaligen Lesehof des Stiftes St. Florian aus dem 14. Jahrhundert genießen Sie verfeinerte regionale Küche und Weine der besten Winzer der Wachau. RUHETAGE: Mittwoch und Donnerstag

Festvortrag von Prof. Aaron Ciechanover

In Anwesenheit zahlreicher in- und vom Rektor der Universität Innsbruck Prof. ausländischer Prominenz wurde nach Dr. Tilman Märk , wobei er bei den Vorbe- einer längerer Periode der Planung an der reitungen tatkräftig von der Präsidentin der Universität Innsbruck das Austrian-Israel IKG Innsbruck Frau Dr. Esther Fritsch un- Academic Network AIANI feierlich eröff- terstützt wurde. Die Universität Innsbruck ist net. Ziel ist ein intensiver Austausch von bislang die einzige europäische Institution , Forschern und Studenten, um gemeinsame an der eine mit AIANI vergleichbare Einrich- Projekte zu entwickeln. Sämtliche Universi- tung geschaffen wurde. Den bemerkenswerten täten und Forschungseinrichtungen Israels Festvortrag hielt Chemie-Nobelpreisträger des aller Fakultäten sowohl geistes– als auch na- Jahres 2004 Prof. Aaron Ciechanover vom turwissenschaftliche sind daran beteiligt. Die Technion Haifa, der bereits im Jahre 1999 mit wissenschaftliche Leitung übernimmt der dem renommierten Ilse und Helmut Wachter Sprachwissenschafter Prof.Dr.Ivo Heijnal. Preis der Universität Innsbruck ausgezeichnet Die Initiative zur Gründung von AIANI kam wurde. l Hier entsteht das Vertrauen in eine Bank, die in Österreich verwurzelt und weltweit verzweigt ist.

Und das ist die Kombination, die MEINE BUSINESS-BANK ausmacht.

Die Raiffeisen Bank International ist nicht nur Österreichs internationalste“ Bank ” mit einem der größten Bankennetzwerke in Zentral- und Osteuropa. Sie steht auch für Kundennähe, ausgezeichnetes Produktwissen und zukunftssichernde Innovati- onskraft. Durch die Einbettung in die größte Bankengruppe des Landes bietet sie ihren Kunden zusätzliche Stabilität und Sicherheit. www.rbinternational.com

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