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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Der Orchideenkurier

Jahr/Year: 2006

Band/Volume: 6_2006

Autor(en)/Author(s): diverse

Artikel/Article: Der Orchideenkurier 2006/6 1 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at

Nov./Dez. 6/06 Vereinsblatt der Österreichischen Orchideengesellschaft

Orchideen rund um die Niagarafälle Außerdem: – eine Pflanzenporträts Maxillaria dillonii, Spiranthes spiralis, fragwürdige Gattung Kulturerfahrungen, Buch- Die heimischen besprechungen und mehr Titel: Platanthera leucophaea Ophrys-Arten (Foto Norbert Baumbach) ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at KONTAKTADRESSEN ZU DIESER AUSGABE ÖSTERR. ORCHIDEEN- Wieder geht ein Jahr zu Ende. Und so halten Sie jetzt schon jetzt GESELLSCHAFT unsere letzte Ausgabe 2006 in Händen. Wir freuen uns, auch hier wieder mit jeder Menge interessanter Artikel aufwarten zu können. PRÄSIDENT Norbert Baumbach, der Lesern der „Orchidee“ nicht unbekannt Kurt Opitz, 2604 Theresienfeld, sein dürfte, hat für uns einen Bericht über die Orchideen in der Birkeng. 2, [email protected], Nähe der Niagarafälle verfasst. Matthias Svojtka setzt seine Serie Tel./Fax: 02622/713 69, über die Pollinien heimischer Orchideen fort und widmet sich den MITGLIEDERSERVICE bei uns vorkommenden Ophrys-Arten. Und Walter Bauer befasst Für den Zweigverein Wien: sich in dieser und in der nächsten Ausgabe mit einem umstrittenen Monika Ahl, Maschlgasse 28, Thema: der Umgestaltung der Gattung Laelia – um nur drei Höhe- 1220 Wien,Tel.: 01/282 55 68, punkte dieses Heftes zu nennen. Wie immer möchten wir Sie bitten, auch weiterhin aktiv bei uns Fax: 01/282 55 68 15. mitzuarbeiten. Mit Leserbriefen, Artikelvorschlägen oder der Vor- E-Mail: [email protected] stellung einer Ihrer Pflanzen. Wir freuen uns über jedes E-Mail und Für die restlichen Zweigvereine: jeden Brief! Erika Tabojer, Birkeng. 3, 2601 Und weil es ja die letzte Ausgabe des Jahres ist, wünscht die Sollenau, Tel. & Fax: 02628/472 09, ganze Redaktion schon jetzt frohe Weihnachten und ein gutes E-Mail: [email protected] neues Jahr! LESERPOST REDAKTION OK Ich bin sehr interessiert, mehr über heimische Orchideen in Dipl.-Ing. Werner Blahsl, Obere Erfahrung zu bringen. In der Südweststeiermark auf 1000 m Amtshausg. 10–12/26, 1050 Seehöhe habe ich eine ca. 5000 m2 große Knabenkrautwiese, die Wien, Tel./Fax: 01/952 07 74 ich seit 10 Jahren vorsichtig extensiv nutze. Heuer musste ich erst- [email protected] mals bemerken, dass eklatant weniger Exemplare geblüht haben . Weitere Kontaktadressen finden Dafür gab es eine rasante Vermehrung des Klappertopfs. Können Sie auf Seite 22 und auf unserer sie mir weiterhelfen, um ein weiteres Abnehmen der Anzahl von Homepage. Knabenkraut zu verhindern? Mit lieben Grüßen aus St. Katharina in der Wiel, Gerhard Melme www.orchideen.at

Sehr geehrter Herr Melme, Redaktionsschluss für Heft Ihr Problem hört sich nach einer interessanten Fragestellung an! 1/07: Montag, 11.12.06 Dazu fällt mir Folgendes ein: Als Erstes drängt sich mir die Frage auf, wie Sie die Wiese vorsichtig extensiv nutzen. Wenn Sie sie mähen, wie ich vermute, wäre interesssant zu wissen, warum gera- de der Klappertopf so sehr davon profitiert. Führen Sie das Mähgut ab? Wäre vielleicht ein anderer Mähzeitpunkt vorzuziehen, um den Klappertopf wieder zurück zu drängen? Meines Wissens sind die Klappertöpfe Halbschmarotzer, die andere Kräuter anzapfen, um ihre Versorgung aufzubessern. Ich weiß allerdings nicht, wie sich ihre Anwesenheit auf die Orchideenbestände auswirkt. Im Übrigen können die Letzteren von einem Jahr zum anderen stark schwanken. Sie können sogar bei ein und derselben Art im KLEINANZEIGEN selben Jahr an verschiedenen Standorten komplett unterschiedlich Hier könnte Ihre Kleinanzeige stehen. sein. In feuchteren Jahren werden vielleicht wieder mehr Wir bieten allen Mitgliedern der ÖOG Jungpflanzen heranwachsen. die Möglichkeit, gratis eine solche zu Auf jeden Fall würde ich Ihnen empfehlen, mit einer Interessenge- schalten. Haben Sie etwas zu tau- meinschaft, die sich mit heimischen Orchideen befasst, Kontakt schen oder zu verkaufen? Suchen aufzunehmen und Ihr Problem dort vorzutragen. Eventuell könnten Sie vielleicht eine bestimmte Pflanze? Sie Herrn Dr. Paulus kontaktieren (siehe Seite 23) Schicken Sie uns einfach einen mög- Es würde mich auf jeden Fall interessieren, was sich noch als mög- lichst kurzen Text! Eine Einschrän- liche Ursachen findet! kung gibt es allerdings: Mit Viel Erfolg bei den Nachforschungen und schöne Grüße aus Wien, Orchideen sollte Ihre Kleinazeige in Walter Bauer irgendeiner Form zu Tun haben.

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Die Niagarafälle Auf Orchideensuche am Südufer des Eriesees NORBERT BAUMBACH besuchte beeindruckende Standorte einiger der vielleicht schönsten Orchideen Nordamerikas.

Die zugkräftigste Besucherattraktion in ganz Nord- Potenz verloren, seit von ihrem Wasser 50 bis 75 amerika sind die Niagarafälle, die jährlich mehr als Prozent für die Energiegewinnung abgezweigt wer- 14 Millionen Besucher anlocken. Die Nordameri- den. Um die Touristenattraktion dennoch am Leben kaner zählen sie zu den „Sieben Weltwundern“, zu erhalten, haben die USA und Kanada 1950 be- und tatsächlich hinterlassen die gewaltigen Wasser- schlossen, die Wassermenge fortan rationiert zuzu- kaskaden einen großen Eindruck. Als „donnerndes teilen; von den ursprünglichen 58 Millionen Litern Wasser“, wie die Indianer es nannten, stürzt hier je Sekunde werden im Sommer 28 Millionen Liter der Niagara River auf seinem Weg vom Lake Erie je Sekunde tagsüber, und magere 14 Millionen Liter zum Lake Ontario über eine fast 60 Meter hohe je Sekunde nachts und im Winter zugeteilt. Der Stufe und bildet mit seinen drei Kaskaden eine positive Effekt ist die Verringerung der Erosion. Wasserfront von mehr als 1000 Metern. Zwei der Während die Wassermassen noch bis ins ausgehen- Kaskaden, die American Falls und die kleineren de 19. Jahrhundert mehr als einen Meter Gestein Bridal Veil Falls, liegen auf US-Territorium und der von der Kante frästen, beträgt die Erosion durch die gewaltige Horseshoe Fall (Hufeisenfall) auf kanadi- Umleitung des Wassers heute nur noch wenige scher Seite. Mit fast 90 Prozent der Wassermenge Zentimeter pro Jahr. bildet der Horseshoe Fall mit seinem Halbrund Die Niagarafälle sind ein klassisches Ziel für einen tobenden Höllenkessel. amerikanische Hochzeitsreisende, die gerne im An- Tatsächlich aber haben die Fälle beträchtlich an gesicht der rauschenden Wassermassen ihre Flitter-

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Cypripedium pubescens am Naturstandort wochen verbringen. Ausflugsboote wagen sich bis lucida, Corallorhiza trifida und Coeloglossum viri- fast ins Zentrum der gigantischen Naturdusche, die de var. virescens. man nur mit wasserdichten Mänteln trocken über- Aber auch eine interessante Fauna beherbergen steht. die Sümpfe und Teiche, so z. B. die Northern Water An den Niagara Fällen beginnt unsere Orchi- Snake, Schnappschildkröten, zahlreiche Frösche deenreise im Süden des Eriesees zunächst nach und Kröten und Biber. Ihre Burgen sind weithin gut Osten. Nach etwa einer Stunde Fahrzeit erreicht sichtbar. man den kleinen Ort Bergen südwestlich von Eine sehr interessante Species ist Spiranthes luci- Rochester/New York. Hier gibt es ein privates da (H. H. Eaton) Ames. Im Gegensatz zu den Schutzgebiet der Bergen Swamp Preservation anderen Mitgliedern der recht großen amerikani- Society, den Bergen Swamp, ein Feuchtgebiet aus schen Spiranthes-Gruppe blüht sie bereits Ende Mai Sümpfen und Teichen, das mit einer ganzen Reihe bis Anfang Juni und ist durch ihre leuchtend gelbe verschiedener Orchideenarten aufwartet. Die Lippe sehr auffällig und gut zu erkennen. Sie bevor- attraktivste ist Cypripedium candidum, die aber zugt feuchte Standorte an Teichufern und Bächen. sehr zeitig im Mai blüht und während unserer Reise Trotz ihrer geringen Größe von maximal 15 cm bereits verblüht ist. Allerdings ist es recht schwierig, gelingt es uns, einige Exemplare dieser recht selte- sich in diesem Gebiet zu bewegen, da es kaum nen Art zu entdecken. Weitere Standorte von Wege gibt und die meisten davon sehr sumpfig und Spiranthes lucida gibt es in Pittsburgh/PA, im morastig sind. Neben Cypripedium candidum fin- Cuyahoga Valley/Ohio und in Cleveland/Ohio. det man mit etwas Glück Cypripedium pubescens, Aber auch die „Big Yellow´s“, die großen gelben den resultierenden Naturhybriden Cypripedium Frauenschuh-Orchideen (C. pubescens) sind recht xandrewsii sowie Cypripedium acaule, Spiranthes häufig und in großen Gruppen eine Augenweide.

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Cypripedium acaule am Naturstandort Schnappschildkröte

Gelegentlich findet man sie in Horsten mit bis zu weise kalkarme Böden in Misch- und Nadel- hundert Pflanzen. Sie sind recht anpassungsfähig wäldern. Doch im Gegensatz zu den meisten ande- und kommen in den unterschiedlichsten Habitaten ren nordamerikanischen Cypripedien bevorzugt es vor. Ihre Verbreitung erstreckt sich über den gesam- eher trockene bzw. schnell abtrocknende Standorte. ten nördlichen Bereich des Kontinents, von der Ost- Meistens stehen die Pflanzen einzeln oder in kleinen küste bis zur Westküste. Bis in die siebziger Jahre Gruppen, aber im Millers Run, einem kleinen des letzten Jahrhunderts wurde die Art als Variation feuchten Tal, finden wir auch einige stattliche von Cypripedium calceolus betrachtet, und so fin- Horste dieser Frauenschuh-Art, die sich auch durch det man in der älteren Literatur sehr häufig die Habitus und Lippenform deutlich von den anderen Bezeichnung Cypripedium calceolus var. pubescens. nordamerikanischen Cypripedien unterscheidet. Sie Wir wenden uns nach Westen und fahren nach gehört zu den zweiblättrigen Cypripedium-Arten, Pennsylvania zum Oil Creek State Park. Dieser liegt die ihre zwei Blätter knapp am Boden bilden. Die etwa 50 Meilen südlich vom Eriesee in den Aus- Lippe ähnelt einem schlaff herabhängenden Beutel, läufern der Appalachen. In seinen tiefen Tälern in dessen Front sich der Eingang zur Kesselfalle wurde früher nach Öl gebohrt, und so begegnet befindet. Sie hat keine engeren Verwandten in der man bei Wanderungen immer wieder alten Ölpum- Gattung, ähnelt aber im Bau der Lippe Cypripe- pen und weiterem Equipment aus dem 19. Jahr- dium japonicum durch die pfeilartige Öffnung der- hundert. Charakteristisch für diese Täler sind die selben. dichten dunklen Laubwälder, in denen sich Cypri- Die schönste Frauenschuh-Art ist Showy Ladys pedium acaule sehr gern ansiedelt. Dessen Ver- Slipper, Cypripedium reginae. Sie kommt nur im breitung reicht vom nördlichen Eismeer bis North Nordosten Nordamerikas vor und ihr Hauptver- Carolina und Tennessee. Hier besiedelt es vorzugs- breitungsgebiet reicht von Manitoba über die gro-

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Cypripedium reginae am Naturstandort

ßen Seen bis Neufundland und südlich bis in die auch unter unseren heimischen Bedingungen sehr Appalachen. Sie bevorzugt feuchte Standorte, und gut und wird deshalb in zunehmendem Maße von so ist es nicht verwunderlich, dass sie in Minnesota, Orchideengärtnern angeboten. Es ist relativ an- im Land der 10.000 Seen, die Nationalblume ist. spruchslos und recht leicht zu kultivieren und Wir besuchen einen Standort südlich von belohnt jeden Hobbygärtner Jahr für Jahr mit sei- Cleveland/Ohio, in der Nähe der kleinen Ortschaft nen wunderschönen Blüten. Streetsboro. Zuerst geht es etwa eine Meile entlang Bei einer Wanderung im Cuyahoga-Valley N.P. einer von Sümpfen flankierten Eisenbahnstrecke, südlich von Cleveland/Ohio entdecke ich eine auf der hin und wieder endlose Güterzüge verkeh- Orchideen-Art die aus Europa eingeschleppt wurde ren. In einem kleinen privaten Schutzgebiet stehen und sich nun zunehmend in Nordamerika ausbrei- hier auf einer Sumpfwiese einige hundert Exemplare tet. Epipactis helleborine wurde um 1890 mit dieser hübschen Spezies in der prallen Sonne. Einwanderern aus Europa in die USA gebracht und Zumeist leuchten die stattlichen weiß-roten Blüten hat sich seitdem erfolgreich hier angesiedelt. Seine in großen Gruppen aus der hüfthohen Begleitvege- Verbreitung reich inzwischen von der Ostküste bis tation aus verschiedenen Sumpfgräsern, Schilf und zur Westküste des Kontinents. Standorte dieser Art kleinen Büschen. Die Pflanzen erreichen eine Größe auf unserer Tour sind u.a. die Niagara Fälle. In von etwa 70 – 90 cm, manchmal auch größer. Der einer Wohnanlage bei Streetsboro entgehen sie dem einmalige Anblick lässt mich die schweißtreibende Rasenmäher in Büschen, Blumenrabatten und unter Schlepperei von Stativ und Fotorucksack auf der Nadelbäumen und im Cuyahoga Valley sind sie per Eisenbahntrasse vergessen. So ein tolles Fotomotiv Gesetz geschützt. bekommt man relativ selten. Unsere Reise geht weiter zum westlichen Ende Das winterharte Cypripedium reginae gedeiht des Eriesees. Hier gibt es in der Nähe von

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Epipactis helleborine Spiranthes lucida

Biberburg Platanthera leucophaea (siehe auch Titelfoto)

Sandusky/Ohio zwei bedeutende Orchideen-Stand- erschwerend hinzu, dass Platanthera leucophaea orte. Im Resthaven Wildlife Area wird ein indivi- nur sehr sporadisch und in unregelmäßigen duenreiches Habitat von Cypripedium candidum Abständen blüht und dadurch eine exakte Aussage geschützt. Direkt in Ufernähe liegt ein weiteres über ihre Häufigkeit sehr schwierig ist. Ein Hin- Areal, Pickerel Creek Conservation Area, hier sind weisschild direkt neben dem Habitat von wenigen Prärie ähnliche Habitate und die dazugehörige Ve- Hundert Quadratmetern weist darauf hin, dass auf getation unter Schutz gestellt. Mehr als 90 Prozent eben dieser Fläche im Jahr 1996 die unglaubliche der ehemals endlosen Präriegebiete wurden zu Menge von 5600 Exemplaren der Platanthera leu- Farmland umgewandelt, verbunden mit dem tota- cophaea geblüht haben. len Verlust der spezifischen Vegetation. Die Pflanzen erreichen eine Höhe bis zu 90 cm Eine dieser extrem gefährdeten Arten ist die und haben recht große weiße, angenehm duftende Eastern Prairie Fringed Orchid (Platanthera leuco- Blüten. Charakteristisch ist die gewimperte Lippe, phaea [Nutall] Lindl.). Noch vor hundert Jahren die eine ganze Gruppe amerikanischer Platanthera- hat diese Species, ebenso wie Cypripedium candi- Arten ausweist und die für Rafinesque 1836 Anlass dum, in millionenfacher Zahl das weite Grasland war die Gattung Blephariglottis zu gründen. besiedelt, heute gibt es nur noch wenige Standorte, Dieser kurze Bericht soll zeigen, dass es neben so meist in Schutzgebieten. Wir haben das große bekannten „hot spots“ wie der Bruce Peninsula am Glück genau zur Blütezeit, Ende Juni, hier zu sein, Huronensee auch eine ganze Reihe kleiner sehr finden aber nur wenige Exemplare dieser stattlichen interessanter Habitate rings um die Großen Seen zu Orchidee. Dieser Umstand unterstreicht den gravie- finden gibt und dass diese Region immer für einen renden Rückgang der Bestände dieser Art. Aller- Orchideenausflug geeignet ist. dings kommt für eine Beurteilung der Situation K

7 Die heimischen©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ Ophrys-Arten oder www.biologiezentrum.at

Im Rahmen der Serie über Orchideenpollen unter dem Mikroskop beschäftigt sich MATTHIAS SVOJTKA mit den einheimischen Ragwurz-Arten und einigen Aspekten ihrer Blütenbiologie.

Die Gattung Ophrys (Ragwurz, Kerfständel) ist ein Unter einem Pollinarium versteht man die typischer Vertreter der europäisch-mediterranen zusammengeballte und verklebte Pollenmasse samt Orchideen, sie ist in diesem Gebiet endemisch und allen Hilfsstrukturen, die der Verbreitung dienen kommt daher nur hier natürlich vor. Der Ursprung (siehe dazu auch OK 3/05). Am Pollinarium von der Gattung liegt wohl in milden Regionen des Mit- Ophrys holoserica (Abb. 4) wie auch an jenem von telmeerraumes; darauf deutet die bereits im Verlauf Ophrys sphegodes in einem früheren Beitrag (OK des Herbstes angelegte Blattrosette hin, die bei gün- 4/05, Abb. 1) lassen sich deutlich die Klebscheibe stigen Bedingungen auch im Winter assimilieren (Viscidium; in der Abbildung links unten), das kann. Nach einem frostreichen Winter in unseren Stielchen (Caudicula) und die Pollenmasse

Abb. 1: Ophrys sphegodes (Bisamberg bei Abb. 2: Ophrys insectifera (Bisamberg bei Langenzersdorf, NÖ, 2. 5. 04) Langenzersdorf, NÖ, 19. 5. 04)

Breiten lassen sich häufig Frostschäden in Form von (Pollinium) erkennen. Die Pollenmasse ist dabei schwarzen, abgestorbenen Blattspitzen und Blatt- nicht einheitlich verklebt, sondern ist in mehrere rändern beobachten. Alle Ophrys-Arten sind Untereinheiten (Pollenpakete, Massulae) gegliedert Sexualtäuschblumen, sie locken männliche Bestäu- (Abb. 7), es liegt somit ein so genanntes sektiles berinsekten an, indem sie verblüffend echt die Reize Pollinium vor. An den Kontaktflächen dieser Pollen- weiblicher Insekten imitieren. Die Weibchenimi- pakete sind keine weiteren Strukturen sichtbar, auf tation erfolgt dabei über ein spezifisches Geruchs- ihrer Oberfläche hingegen können einzelne Pollen- bouquet (olfaktorisch), über spezielle Färbungs- tetraden hervorragen (Abb. 8). Prinzipiell bestehen elemente der Lippe (optisch) und schließlich über alle Pollenpakete und somit auch alle harten oder die Behaarung der Lippe (taktil). Die blütenbesu- sektilen Pollinien aus mehr oder weniger stark ver- chenden Männchen werden voll getäuscht, sie klebten Pollentetraden. Diese Tetraden sind, wie bei erhalten weder Pollen noch Nektar von der Blüte den meisten anderen heimischen Orchideen, etwa als Nahrung, sie können diese auch nicht als 25 µm groß. Bei den Ophrys-Arten ist ihre Ober- Schlafstätte nutzen. Man kann daher mit Recht von fläche glatt. Interessante Strukturen finden sich aber einem Parasitismus dieser Orchideen an ihren nicht nur auf dem Pollinium selbst, auch die Kleb- Bestäuberinsekten sprechen. scheibe (Viscidium) kann attraktive Oberflächen Alle Ophrys-Arten besitzen typische Pollinarien. aufweisen, wie Abb. 5 zeigt.

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Abb. 3: Ophrys holoserica (Perchtoldsdorfer Heide, Abb. 4: Pollinarium von Ophrys holoserica NÖ, 11. 5. 05)

Abb. 5: Oberflächenstrukturen am Viscidium von Abb. 6: Ophrys apifera (Perchtoldsdorfer Heide, NÖ, Ophrys holoserica 3. 7. 04)

Abb. 7: Pollenpakete (Massulae) von Ophrys apifera Abb. 8: Pollentetrade aus einem Pollenpaket von Ophrys apifera ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at Bienen-Ragwurz O.myodes Jacquin Ophrys apifera Hudson (Abb. 6) Ophrys insectifera wächst an Wald- und Wegrän- William Hudson, Flora Anglica, S. 340 (1762) dern, in lichten Föhren- und Föhren-Eichen- Synonyme sind Ophrys rostrata Tenore und Wäldern, in aufgelassenen Steinbrüchen, auf O. pseudo-apifera Caldesi Halbtrockenrasen, Magerwiesen und steinigen Abhängen, vom Tiefland bis etwa 1900 m Seehöhe. Die Pflanze wächst auf Halbtrockenrasen, Mager- Sie blüht von Mai bis Ende Juli. Die Fliegen- wiesen und Gebüschlichtungen sowie in aufgelasse- Ragwurz ist die häufigste Art der Gattung in Öster- nen Steinbrüchen, vom Tiefland bis gegen 1200 m reich, sind kommt in allen Bundesländern vor; im Seehöhe. Sie blüht von Juni bis Mitte Juli. Die Art Wiener Raum am Leopoldsberg und Bisamberg, in gilt in Österreich als sehr selten, sie ist streng der Lobau und am Eichkogel bei Kaltenleutgeben. geschützt. In den Bundesländern Oberösterreich, Ihr Bestäuber ist die Grabwespe Argogorytes mysta- Salzburg und Kärnten fehlt sie völlig. Im Bereich ceus. von Wien wächst Ophrys apifera am Bisamberg, in der Lobau und Freudenau, am Mühlberg und auf Spinnen-Ragwurz der Perchtoldsdorfer Heide. Die Art bestäubt sich regelmäßig selbst, sie ist somit obligat autogam. Ophrys sphegodes Miller (Abb. 1) Dabei krümmen sich die Pollinien an den Philip Miller, The Gardeners Dictionary, ed. 8 (1768) Caudiculae aus den Fächern der Anthere und gelan- Synonym ist Ophrys aranifera Hudson gen mit leichten Windstößen auf die Narbe. Die Spinnen-Ragwurz wächst auf Trockenrasen, Entsprechend der Autogamie ist der Fruchtansatz Magerwiesen, in aufgelassenen Weinbergen und jedes Jahr sehr gut, die ständige Inzucht könnte der Steinbrüchen, vom Tiefland bis etwa 1000 m Grund für die überdurchschnittlich hohe Seehöhe. Sie blüht vor allen anderen heimischen Variabilität der Art sein. Ophrys-Arten von Ende April bis Mitte Juni. Die Art ist in Österreich selten, sie fehlt in Oberöster- Hummel-Ragwurz reich, Salzburg und Vorarlberg. Im Wiener Raum Ophrys holoserica (Burm. fil.) W. Greuter (Abb. 3) ist sie im Bereich der Lobau erfreulicherweise recht Nicolaas Laurens Burman, Flora Corsica, In: Nova häufig, ebenso am Bisamberg, seltener am Acta Physico-Medica Academiae Caesareae Leopoldsberg. Über den historischen Bestand im Leopoldino-Carolinae Naturae Curiosorum, 4, Jahr 1897 am Bisamberg sowie über Blütenmiss- Appendix, S. 237 (1770) bildungen bei dieser Art habe ich im OK 4/05 Werner Greuter & Karl Heinz Rechinger, Flora der bereits berichtet. Der Bestäuber von Ophrys sphe- Insel Kythera, In: Boissiera, 13, S. 185 (1967) godes ist die Sandbiene Andrena nigroaenea. Synonyme sind Ophrys arachnites (Scopoli) Lamarck und O. fuciflora (F. W. Schmidt) Moench Literatur Die Art wächst auf Magerwiesen und Adler, W. / Mrkvicka, A. C. (2003): Die Flora Wiens gestern Trockenrasen, an Wegrändern, grasigen Dämmen und heute. Die wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen in und in aufgelassenen Steinbrüchen, vom Tiefland der Stadt Wien von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur bis etwa 1400 m Seehöhe. Sie blüht je nach Jahrtausendwende. 1-831, Wien (Naturhistorisches Standorthöhe von Mitte Mai bis Juni. Insgesamt ist Museum). die Art in Österreich selten, sie fehlt in Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Im Wiener Raum finden wir Fischer, M. A. (Hrsg.) (2005): Exkursionsflora für Öster- reich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und Ophrys holoserica am Burgstall, Leopoldsberg und erweiterte Auflage, 1-1380, Linz (Biologiezentrum der oö. Bisamberg, im Lainzer Tiergarten, in der Lobau, Landesmuseen). auf der Himmelwiese sowie im Lainzer Tiergarten. Bestäuber ist die Langhornbiene Eucera longicornis, Svojtka, M. (2000): Ophrys apifera, Ophrys insectifera, gelegentlich wurden auch Blatthornkäfer Ophrys sphegodes; Ophrys holoserica (in Bearbeitung). IN: Buchner, R., Weber, M. (2000 onwards): PalDat – a palyno- (Phyllopertha/Junikäfer und Hoplia/Purzelkäfer) bei logical database: descriptions, illustrations, identification, der Pollinarien-Entnahme beobachtet. and information retrieval. http://www.paldat.org/

Fliegen-Ragwurz, Vöth, W. (1999): Lebensgeschichte und Bestäuber der Orchideen am Beispiel von Niederösterreich. Stapfia, Ophrys insectifera L. (Abb. 2) 65: 1-257, Linz. Carl von Linné, Species plantarum, 2, S. 948 (1753) Synonyme sind Ophrys muscifera Hudson und

10 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at Laelia – eine frag- würdige Gattung Laelia – was verbindet die Laeliocattleya Schilleriana? Phantasie des Orchideen- Sophrocattleya Schilleriana? freundes mit diesem Namen? Oder doch ganz anders? Sind es die manchmal riesigen WALTER BAUER nimmt die variantenreichen Blüten der ehemalige Großgattung Laelia Nationalblume von Brasilien? einmal genauer unter die Lupe. Oder ähnlich große Blüten mit braunen Blättern um eine purpurne Lippe? Eventuell auch weit kleinere Pflanzen mit auffällig großen Blüten mit einer tütenförmigen Lip- pe? Oder doch mehr die ro- ten, orangen, gelben, rosafar- benen oder weißen Sternchen über sukkulenten Blättern und Bulben aus dem brasilia- nischen Bergland? Vielleicht auch sehr ähnliche orangefar- bene Blüten, die nur von lan- gen und bleistiftdünnen Trie- ben getragen werden? Mögli- cherweise denken Sie an ele- gante rosa bis weiße Blumen an einem langen Stiel, die über vierkantigen oder auch rundlichen bis länglichen Bulben schweben? Eventuell kommt Ihnen auch eine im Vergleich zur Pflanze giganti- sche rosafarbene Blüte in den Sinn, die durch eine zauberhafte Streifenzeichnung de sie auch noch kurz (wie viele andere Arten spä- auf der Lippe besticht. Eventuell haben Sie jetzt ter auch) als beschrieben. Da sie aber dort auch eine relativ zarte Pflanze mit zwei stielrunden auf Dauer nicht hinpasste und der ältere Artname Blättern vor Augen, die einzeln kleine weiße Blüten Priorität hat, heißt sie heute korrekt Laelia speciosa. mit einer rot gezeichneten Lippe auf kurzen Stielen Als typisches Merkmal dieser Gattung wurden zwischen dem Laub trägt. Das alles und noch viel den Laelien acht Pollinien im Gegensatz zu den vier mehr verbirgt sich hinter dem Genus Laelia. bei Cattleya attestiert. So landete im Lauf von 190 Begonnen hat alles im Jahr 1816, als La Llave Jahren vieles, das cattleyenähnlich war, acht Pollinien eine Pflanze aus Mexiko, die durch ihre wunder- besaß und sonst keiner Gattung, wie zum Beispiel schönen Blüten auffiel und als Orchidee erkannt Epidendrum, zuzuordnen war, in der Gattung wurde, als Bletia speciosa (die Prächtige) beschrieb. Laelia. Van den Berg schreibt 2000 dazu, dass 1831 wurde dann von Lindley mit dieser Art eine historisch gesehen die Gattung Laelia nicht durch neue Gattung begründet; die Art selbst erhielt den gemeinsame abgeleitete Merkmale, sondern durch Namen Laelia grandiflora. 1839 wurde sie dann Merkmale der Vorfahren definiert worden ist. Mit von Lindley nochmals umbenannt, für lange Zeit anderen Worten: nicht dadurch, was sie ist, sondern trug sie dann den Namen Laelia majalis. 1854 wur- dadurch, was sie nicht ist. Das Ergebnis daraus ist

1111 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at laut Alec Pridgeon, dass genetisch ungleiche Arten Erkenntnis, zu der man auch ohne diese neuen mit einer letztendlich deutlichen geografischen Methoden mit etwas Querdenkertum schon gekom- Trennung zwischen Zentralamerika und Brasilien in men war. diese Gattung involviert sind. Des Weiteren fand man heraus, dass diese mexi- Natürlich wurden im Laufe der Jahre auch öfters kanischen Laelien ziemlich nahe mit den Schom- allzu abweichende Arten wieder ausgegliedert, so burgkien ohne hohle Bulben verwandt und diese zum Beispiel entstand aus zwei Arten aus Cuba und daher mit den Laelien zu vereinigen sind. Somit Jamaika die Gattung wäre Schomburgkia superbiens wie- Neocogniauxia. Auch war inzwi- Ehemalige Laelia: der „heimgekehrt“ und hätte gleich schen relativ fix, dass die frühere Neocogniauxia monophylla einige Geschwister mitgebracht. Ist Laelia superbiens inzwischen zur auch noch verständlich und nach- Gattung Schomburgkia zu zählen vollziehbar. Schade nur um das viele ist so wie ähnliche Arten, die Papier, das ehemals für die keine hohlen Pseudobulben besit- Begründung der Trennung verwen- zen. det worden ist. Und so präsentiert sich die Gat- Was nun die eigentliche Haupt- tung eigentlich als ziemlich unzu- essenz und der Knalleffekt bei der sammenhängende Gruppe von Sache war, ist aber, dass aufgrund weit über 50 Arten. Diese lassen dieser Ergebnisse alle brasiliani- sich zwar alle miteinander kreu- schen Laelien kurzerhand in die zen, einige tun dies aber selbst in Gattung Sophronitis eingegliedert der Natur immer wieder auch mit wurden. Dagegen wäre ja formal anderen verwandten Gattungen, nichts zu sagen, da die Gattung hauptsächlich wohl in Brasilien Sophronitis im Jahr 1827 von und auch dort vor allem mit Cattleya-Arten. Lindley gegründet wurde, somit um vier Jahre frü- Dass sie aber auch mit anderen Gattungen ihres her als die Gattung Laelia das Licht der Welt erblik- Tribus kreuzbar sind, zeigen die unzähligen Hybri- kte und damit nach der Prioritätsregel einfach vor- den, die der Handel im Angebot hat, wie zum Bei- zuziehen ist. Was weiters nicht stört ist die spiel Laeliocattleya (mit Cattleya), Sophrolaelia (mit Erkenntnis, dass die brasilianischen Laelien mit den Sophronitis), Brassolaelia (mit oder oft (ebenfalls rein brasilianischen) Sophronitis-Arten der heutigen Rhyncholaelia), Schombolaelia (mit näher verwandt sind als mit den mexikanischen Schomburgkia), Brassolaeliocattleya, Sophrolaelio- Laelien. cattleya, und des weiteren viele Mehrgattungshybri- Was allerdings nahezu schmerzt, ist die Behaup- den mit Phantasienamen wie Potinara, Hasegawaara, tung, dass diese so variablen brasilianischen Laelien Otaara, Bishopara oder Hawkinsara. mit der doch eher uniformen Gattung Sophronitis Nun hat sich in den vergangenen Jahren und zu vereinigen seien. Diese Behauptungen lassen die Jahrzehnten die Molekulartechnologie stark entwik- Vermutung keimen, dass die Labortäter die Pflan- kelt. Es wurde möglich, das Genom von Lebewesen zen nie zu Gesicht bekommen haben und nur nicht zu entschlüsseln und zu vergleichen. Da diese Me- unterscheidbare Stücke pflanzlichen Materials zur thoden aber mit einem enormen Kostenaufwand Verfügung hatten. So kann man natürlich ruhigen verbunden sind, werden oft nur kleine Sequenzen Gewissens einen Computer mit bruchstückhaften untersucht und die Ergebnisse dann mit Computer- Informationen füttern, der dann mit Wahrschein- programmen hochgerechnet. So sollten dann brauch- lichkeiten und Hochrechnungen zu gewissen Ergeb- bare phylogenetische Konzepte entstehen, die Licht nissen führt und bestimmte Schlüsse zulässt. ins Dunkel der Verwandtschaftsverhältnisse brin- Diese Ergebnisse würden allerdings einerseits das gen. große Ungleichgewicht der variablen Gattung Die Gattung Laelia mit ihrer Unstimmigkeit bot Laelia in ein noch größeres in der anderen ur- sich scheinbar als Experimentierfeld für diese doch sprünglich doch recht übersichtlichen Gattung noch etwas unausgereiften Techniken an. Es wur- Sophronitis verwandeln, andererseits die „eigent- den also Proben genommen, diese untersucht und lichen“ Sophronitis-Arten zu einem kleinen Seiten- flugs kamen findige Wissenschafter wie Cassio, Van zweig darin degradieren. Nicht dass mich jetzt das den Berg und M. W. Chase zu unterschiedlichen Mitleid mit den bescheidenen (sophron = beschei- Ergebnissen. Eines davon lautete so, dass die mexi- den, verständig, züchtig, keusch) Pflanzen plagte, kanischen mit den brasilianischen Laelien ziemlich aber wenn Guarianthe skinneri mit aurantiaca, wenig zu tun haben. Das ist aber wohl eine bowringiana und patinii aus der Gattung Cattleya

1212 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at ausgegliedert wird, kann ich nicht nachvollziehen, gerne Menschen oder Wissenschaftern mit einer warum Sophronitis „auf mehreren Kirtagen tan- größeren Menge an empirischem Datenmaterial. zen“ soll. (Nebenbei wäre es auch nicht uninteres- So würde ich die Aufteilung des alten Genus sant, zumindest die bifoliaten von den monofoliaten Laelia in folgende neue Gattungen mit den ange- Cattleyen zu trennen und beiden eigene Gattungen führten Arten befürworten : zuzuteilen.) Es ist wohl auch schon Laelia (die Mexikaner – lange klar, dass die Nomen- z. B.: anceps) klatur der Großgattung Chironella/Brasilaelia (die Laelia in der bisherigen Form Cattleyenblütigen – z. B.: nicht zu halten ist. Nur glau- purpurata) be ich nicht, dass diese eine momentane Erkenntnis der Hoffmannseggella (die Weisheit letzter Schluss sein Steinlaelien – z. B.: cinna- kann. Damit will ich nicht barina) die Ergebnisse irgendwelcher Dungsia (die Steinchen mit genetischer Untersuchungen den Bleistiftbulben – z. B.: oder deren Hochrechnungen harpophylla) in Frage stellen, ich kann mich nur mit den Schlussfol- Hadrolaelia (die kleinen gerungen, die daraus gezogen mit den großen Blüten – werden, nicht einverstanden z. B.: pumila) erklären. Microlaelia (die mit den Allerdings muss erwähnt Wird immer Laelia heißen: zwei stielrunden Blättern, – werden, dass diese Nomen- Typusart L. speciosa lundii) klatur schon teilweise über- nommen wurde, so auch bei der RHS. Zudem ist auch damit begonnen worden, Dieses System habe ich nicht erfunden, es exi- die zahlreichen Hybriden nach den „neuen“ Namen stiert schon länger und wurde nur von der anderen umzubenennen. So wird wohl in Zukunft die Zahl Theorie etwas zurückgedrängt. Es stammt von eini- der Sophronitis-Kreuzungen rasant ansteigen, wäh- gen brasilianischen Spezialisten (Miranda, Lacerda, rend die Hybriden mit Laelia-Einfluss deutlich Kleber.) und es wurde weiter differenziert, und zwar weniger werden dürften. durch Vitorino P. Castro und seinen Kollegen Dr. Es ist durchaus durchschaubar, dass gewisse Guy Chiron. Dass eine der neuen Gattungen nach Artengruppen der Laelien einige Merkmale mit den ihm benannt wurde, mag man ihm gönnen; vor Arten der Gattung Sophronitis teilen und eine nahe allem, wenn man bedenkt, dass er ja diesen Namen Verwandtschaft zwischen ihnen besteht. Ich persön- auch für die brasilianische Nationalblume durchset- lich favorisiere allerdings eine andere Lösungsva- zen müsste!!! Wie hört sich denn das an, wenn es riante des Problems, die mich nach langjähriger jetzt plötzlich jeden Herbst in Brasilien riesige Kultur und Beobachtung eines großen Teils der Chironella-purpurata-Ausstellungen geben soll. Das bekannten Laelia- und Sophronitis-Arten weitaus wird wahrscheinlich ähnliche Reaktionen wie der mehr anspricht. Durch sie wird nämlich die Ver- Vorschlag zur Veranstaltung von Sophronitis-pur- wandtschaft mit anderen Gattungen nicht weiter purata-Shows bewirken. berührt und darüber hinaus eine bessere Struktur in Im zweiten Teil dieses Artikels in der nächsten den bisherigen Arten-Wirrwarr gebracht. Diese Ausgabe werde ich diese Gruppen in Text und Alternative erhebt nämlich jede der bisher unter- Bildern vorstellen, ihre Eigenschaften und schiedenen Artengruppen in eine eigene Gattung. So Besonderheiten aufzeigen und auf Ähnlichkeiten zu entstehen klar definierte Genera, die deutlich zu anderen hinweisen. In Einzelfällen werde ich einzel- unterscheiden und gut gegeneinander abzugrenzen ne Arten hervorheben, vor allem, wenn ich glaube, sind. Ob die einen oder anderen mit der einen oder dass ihnen besondere Bedeutung zukommt. Auch anderen verwandten Gattung zu vereinigen sind, werde ich mich bemühen, grobe Hinweise zur kann ich sicher nicht bestimmen. Es sind aber Kultur der Arten zu geben für den Fall, dass Sie sicher einige Möglichkeiten dazu vorhanden. Ich eine oder mehrere Pflanzen der einen oder anderen werde an gegebener Stelle darauf hinweisen, über- Spezies schon besitzen oder dass Sie der einen oder lasse aber derartig grundsätzliche Rückschlüsse anderen Art einmal verfallen sollten. K

13 Spiranthes©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ spiralis oder www.biologiezentrum.at Die Herbst-Drehwurz Orchideen in Wald und Wiese: WALTER BAUER stellt in dieser Serie die schönsten heimischen Arten vor.

Wenn der Sommer merkbar zu Ende geht, die Tage nach unten, wird man bemerken, dass die Blatt- deutlich kürzer werden und die ersten kühleren rosette der Pflanze neben diesem dem Boden auf- Nächte kommen, zahlt es sich noch einmal aus, liegt.Das mag zwar im ersten Moment seltsam beim Spazieren auf anmuten, bei genauerer Trockenrasen genauer hin- Überlegung kann man zuschauen. Mit etwas aber erkennen, dass diese Glück und gutem Blick Orchidee demselben kann man dann die am Wachstumsrhythmus folgt spätesten blühende unserer wie andere Orchideen, die heimischen Orchideen ent- auf denselben Standorten decken: die Herbst- ein paar Monate früher Drehwurz. blühen. Wie bei einer Nicht gerade auffällig Orchis morio oder einer sind die spannenlangen Ragwurz handelt es sich Stiele mit den schraubig nämlich bereits um die angeordneten grünlichwei- Blattrosette für das näch- ßen Blütchen. Sie werden ste Jahr. Die zur Blütezeit zwischen 6 und etwa 40 gerade frisch gebildeten, cm hoch, sind drahtig auf- zwei bis vier Zentimeter recht oder auch gebogen, langen, spitzovalen, dun- graugrün und kräftig kel graugrünen und glän- behaart. Sie werden von zenden Blätter überwin- mehreren Hochblättern tern nämlich und bilden begleitet. Im Blütenstand den nächstjährigen Blüten- werden sie von den Trag- stand. blättern abgelöst. Diese Ähnlich anderen Orchi- S. spiralis auf einer Weide im Wienerwald sind länglich spitz, am deen dieser Standorte ster- Rande weißlich drüsig ben auch bei Spiranthes behaart und länger als die Fruchtknoten. spiralis die Blätter im Sommer ab, nur die Knospe Der Blütenstand selbst ist schmal, meist spiralig des Blütentriebes überdauert die heiße Jahreszeit am gewunden, seltener einseitswendig und trägt von Boden. Erst mit den ersten Herbstregen bei kühle- fünf bis über dreißig Blüten. Trotz der geringen ren Temperaturen beginnt sie sich rasch zu strecken Größe erkennt man bei näherem Hinsehen an der und ihre Blüten zu entfalten, zur gleichen Zeit trei- Form der Spiranthes-Blüten deutlich die Zugehörig- ben die neuen Blätter seitlich aus. keit zu den Orchideen. Die drei Sepalen haben eine Hier handelt es sich um eine Taktik, die langen Länge von etwa vier bis sieben Millimeter, die zwei heißen und trockenen Sommer im Mittelmeerraum, seitlichen sind leicht weggespreizt. Die mittleren ihrer ursprünglichen Heimat, zu überdauern und jedoch bilden mit den ähnlich geformten Petalen doch zu einer ungewöhnlichen Zeit zu blühen. Das und der schmalen Lippe eine Röhre. Die Lippe ist kann im Mittelmeerraum bis weit in den Oktober in ihrem vorderen Teil nach unten geschlagen, sie oder gar in den November hinein dauern, bei uns hat einen weißen welligen Rand und einen grün- ist die Herbst-Drehwurz ab etwa Ende August bis lichen oder gelbgrünen Schlund. Mitte September in Blüte zu finden. In Jahren mit Interessant ist es, wenn man sich bei dieser Art heißen, trockenen Sommern oder aus anderen die Blätter näher ansieht. Folgt man dem Blütenstiel Gründen kann sich die Blütezeit selbst bei uns um

14 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at

Blattrosette neben dem Blütenstand Herbstdrehwurz-Blüten aus der Nähe Seltener einseitswen- Pflanze mit stark gedrehtem diger Blütenstand Blütenstand auf einer Heißlände

15 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at ein bis zwei Wochen nach hinten verschieben. Auch unterliegen die Vorkommen dieser Art starken Bestandsschwankungen, die aber von Standort zu Standort verschieden sein können. So waren letztes Jahr an einem Standort im Wienerwald kaum Exemplare zu finden während man auf Heißländenstand- orten in den Donauauen die Pflanzen in über- raschender Menge auch an vielen bisher scheinbar unbesiedelten Plätzen antreffen konnte. Heuer war es dann genau umge- kehrt. Bestäubt werden die Blüten durch Hum- meln und Bienen, die die leicht duftenden Blüten bei sonnigem und warmem Wetter rege anfliegen. Trotz der kühlen Jahreszeit geht die Frucht- und Samenreife sehr rasch vonstatten: nach fünf bis sechs Wochen öff- Seltenheiten in Kultur nen sich die Kapseln bereits und streuen ihre Samen in den Wind. Die seltene Herbst-Drehwurz hat ihre Maxillaria dillonii wenigen Standorte auf Weiderasen, Mähwiesen und Heißländen, noch seltener ist WERNER BLAHSL stellt in dieser Serie zu sie in sehr lichten Nadelwäldern oder angeb- Unrecht selten kultivierte Orchideen vor. lich auch auf Feuchtwiesen-oder wohl eher an deren Rand- zu finden. In Südeuropa steht Die Gattung Maxillaria wurde bereits 1794 von Ruiz sie auch in Gebüsch, ich selbst konnte und Pavon gegründet. Sie gehört zur Subfamilie Spiranthes spiralis in der Toskana Anfang , Tribus Maxillareae und Subtribus Oktober in einer historischen Gartenanlage Maxillariinae. Es gibt ca. 650 verschiedene Maxillaria- unter Sträuchern finden. Arten im tropischen und subtropischen Amerika in Die Pflanzen vertragen Beweidung sehr Höhenlagen bis zu 3500 m, die epiphytisch, aber auch gut, ihre Blattrosetten sind nach Verbiss und terrestrisch und lithophytisch wachsen. Die Blüten kön- Trittschäden recht regenerationsfähig. Auf nen sehr klein bis auffallend groß sein und sind meist stark beweideten Flächen können sie so auch kräftig gefärbt. die einzige Orchideenart im Biotop sein. Maxillaria dillonii wurde erst 1998 von D. E. Benn & Oft ist die Art eine Zeigepflanze für exi- Christenson beschrieben und ist verwandt mit den groß- stente oder ehemalige Schafweiden. Dies mag blütigen Arten wie Maxillaria luteo-alba oder aber weniger an den Schafen liegen, sondern Maxillaria callichroma und wurde wahrscheinlich mit mehr an der sehr kurz gehaltenen Konkurrenz- ihnen früher verwechselt oder als identisch betrachtet. vegetation. Ihr Vorkommen erstreckt sich in feuchten Wäldern in Gefährdet ist die Art durch Aufgabe der einer Höhenlage von ca. 800 m von Peru bis Ecuador. traditionellen Nutzungsformen wie Bewei- Die 3–4 cm großen Pseudobulben sind oval und ste- dung oder Mahd. Bei dichterer Vegetation hen dich beisammen. Maxillaria dillonii ist einblättrig, oder gar bei Verbuschung können sich die wobei das Blatt 30–40 cm lang wird, hart und ledrig ist. konkurrenzschwachen Pflanzern nicht mehr Die Blütezeit liegt bei uns im Herbst, wobei eine gut durchsetzen und verschwinden. Auch der bestockte Pflanze aus der Basis der Bulben etliche bis zu Einsatz von Kunstdünger löscht die Herbst- 15 cm lange Blütenstände treiben kann. Sie ist immer Stendelwurz ebenso wie andere Orchideen an einblütig, der Durchmesser der Blüte beträgt bis zu 12 cm. ihren Standorten aus. Sie halten an der Pflanze ungefähr 2 Wochen. So bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Die Kultur erfolgt im temperierten Bereich, sie gilt all- wenigen verbliebenen Plätze an denen die Art gemein als sehr temperaturtolerant, verträgt aber keine jeden Herbst ihre Blütenstände in den Herb- direkte Sonne oder längere Trockenheit. Eine erfolgrei- sthimmel schraubt, so erhalten werden, dass che Kultur im Wohnzimmer ist möglich, ein Freiland- man dieses Schauspiel immer wieder beob- aufenthalt im Sommer an einem hellen Schattenplatz achten kann. K wird gut akzeptiert. K

16 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at Fensterbankblues: Zurück in den vier Wänden Der Sommer ist vorbei und somit die Zeit, die manche tropische Orchidee auch bei uns unter freiem Himmel verbringen durfte. THOMAS SEIDL fasst seine ersten Erfahrungen mit der Freilandkultur zusammen.

Sie waren wirklich öde und Fensterbank umzusetzen. Auf- leer – die Fensterbänke im gebundene wurden auf mittel- Sommer. Nachdem ich heuer große Gitter montiert, die ich erstmalig Gelegenheit dazu als Ganzes in die Dusche tragen hatte, wurden nach den Eis- kann. Getopfte hängen jetzt heiligen fast alle meiner ähnlich der frisch gewaschenen Pflanzen nach draußen ver- Wäsche auf Leinen über Kunst- frachtet – von Aerangis bis stofftrögen und können von Zygopetalum. Und es hat so oben einfach bewässert werden, ziemlich allen sehr gut gefal- ohne Angst, dass sie im Wasser len. Bis auf ganz wenige Aus- stehen bleiben könnten. Auch nahmen. Zwei, drei ewig kleine Ventilatoren habe ich kränkelnde schwache Pflan- heuer montiert, um auch auf zen haben das Zeitliche ge- der Fensterbank für mehr Luft- segnet. Der Großteil aber bewegung zu sorgen. Natürlich steht jetzt so gut da wie noch ist das ein schwacher Ersatz für nie. Einige Jungpflanzen die frischen Brisen im Garten. haben über den Sommer das Aber da weht ja jetzt in der erste Mal geblüht oder sind Zwischenzeit ein deutlich küh- gerade dabei Blütenstände zu lerer Wind. bilden. Blätter sind deutlich Ein paar Erfahrungen konnte kräftiger und Wurzeln gesün- ich im Laufe des Sommers noch der. Das Beste aber an der machen. Hier im Schnelldurch- ganzen Sache ist die Zeit- lauf: Selbst ein nach Norden ersparnis bei der Pflege der gerichteter Platz ohne Sonne ist Orchideen. heller als ein Südfenster hinter Glückliche Besitzer von Glas und lässt am Anfang selbst Gewächshäusern kennen das bei sonnenliebenden Orchideen natürlich. Sind die Pflanzen die Blätter rot werden, Ohr- trocken, wird gegossen. würmer fressen durchaus Einfach gegossen. Ohne Auch nicht so robuste Pflanzen fühlten Wurzelspitzen. Blattläuse, die Rücksicht auf Parkettböden, sich im Garten wohl (Aerangis mystacidii) zillionenfach von einem Teppiche, bessere Hälften Hollerbusch den Garten bevöl- oder die Fensterbank selber. Keine Untersetzter, kein kern, interessieren sich für Orchideen eigentlich vorsichtiges In-die-Hand-nehmen der einzelnen nicht, Ameisen sind ein gutes Zeichen, auf welchen Pflanzen und Besprühen der Wurzeln, kein In-die- Pflanzen sich Schildläuse angesiedelt haben (und Badewanne-Tragen, keine Angst, dass Wasser in tragen sie auch gerne mal zu neuen Weidegründen, den Blattachseln Fäulnis verursachen könnte. Im wenn man nicht darauf reagiert), manch tropische Freien wird einfach gegossen. Mit der Drucksprüh- Orchidee findet auch bei uns einen passenden pumpe, der Gießkanne oder dem Gartenschlauch. Bestäuber und einige Aerangis duften im Freien Die Zeit, die ich morgens brauche, um meine noch mehr als in der Wohnung, so dass man sich Sammlung mit lebensnotwendigem Wasser zu ver- ihnen abends nicht auf 3 Meter ohne Ohnmachts- sorgen, verkürzt sich dadurch von 30 Minuten auf anfälle nähern kann. 5. Und da ist es auch kein Problem, den draußen Ob die Neuerungen auf meinen Fensterbänken schneller austrocknenden Pflanzen abends eine wirklich die gewünschten Effekte zeigen, wird die zweite Dusche zu gönnen. Zeit zeigen – auf alle Fälle sind sie jetzt wieder zum Zurück im Zimmer, versuche ich jetzt, so gut es Bersten voll, die Fensterbänke. Bis zum nächsten geht diese einfache Pflegeweise auch auf der Sommer. K

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18 Orchideenbörse©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at Esslingen Die Deutsche Orchideengesellschaft veran- staltete mitte September die 16. Internationale Orchideenschau & Börse in Esslingen. CHRISTIAN GEGENBAUER hat mit MANFRED SPECKMAIER einen Kurzbesuch absolviert. Die Ausstellung fand wie jedes Jahr in der Osterfeld- halle in Esslingen-Berkheim statt. Die eigentliche Ausstellungshalle war nicht groß, aber die Arrange- ments der teilnehmenden Händler und Vereine boten einen spektakulären Anblick. Auf künstliche Elemente wurde fast vollständig verzichtet, die Pflanzen waren großteils auf Epiphytenäste montiert oder im Boden ausgepflanzt worden. Die Verkaufsausstellung wirkte trotz einiger kurzfri- stiger Absagen gut besetzt. Zahlreiche Händler aus dem deutschsprachigen Raum, aus Südamerika und Asien boten ein reichhaltiges Sortiment für jeden Geschmack. Obwohl das Angebot teilweise recht redundant und hybridenlastig war kamen durch die zahlreichen Importe auch Spezialisten auf ihre Rechnung. Der Besucherandrang hielt sich am ersten Ausstellungstag in Grenzen, die Masse der Besucher traf, wie ich hörte, erst an den darauffolgenden Tagen ein. Ich entschloss mich jedoch noch am selben Abend wieder per Nacht- zug nach Wien zurückzukehren was mir nach der Hinfahrt eine zweite schlaflose Nacht in Folge bescher- te. Trotz der Strapazen war es für mich eine gelungene Ausstellung, sowohl was die Ausbeute an Pflanzen als auch die Begegnung mit Händlern und Orchideen- freunden betrifft. K linke Seite von links oben nach rechts unten: Aerangis luteo-alba var. rhodosticta, Disa uniflora, Renanthera matutina, Pleurothallis ciliata, Trichoceros spec., Paphiopedilum helenae, Stanhophea spec., Bulbo- phyllum spec., Cycnoches chlorochilon; unten: Cattleyella araguaiensis; rechts: Dendrobium laevifolium, Masde- vallia spec., Restrepia spec., Sophronitis pygmaea

19 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at BUCHBESPRECHUNG Als Nächstes ist sicher die Einteilung des Buches erwäh- Frank Röllke nenswert. Der Autor widmet im ersten Teil über dreißig Orchideen – Das neue Seiten dem Thema „Mit Orchideen gestalten“. Hier be- Standardwerk mit über handelt er zwar einerseits den Aufbau unserer Lieblinge und 200 beliebten wichtige allgemeine Grund- Orchideen im Porträt lagen zu ihrer erfolgreichen Pflege im Haus, es finden sich Gräfe & Unzer Verlag aber auch sehr gute Tipps zur ISBN: 3833801948 dekorativen Verwendung der schönen Pflanzen mit Vorschlä- Nachdem vor einigen Jahren Lutz gen von passenden Accessoires, Röllke ein Standardwerk der um die Schönheit der Orchi- Orchideenliteratur verfasst hatte, deen noch zu unterstreichen. kam vor kurzem eine tolle Neuerscheinung von sei- Im zweiten Teil geht es um die Bedingungen, nem Bruder Gerd Röllke auf den Büchermarkt. unter denen die Pflanzen in unserer Obhut gedeihen Gleich vorweg – den Untertitel verdient das vorge- können. Angefangen von Tipps zum Erwerb eines stellte Buch zu Recht. So umfassend hat sich schon neuen Pfleglings über die verschiedenen Kultur- länger keine Neuerscheinung mit dem Thema formen und die Optimierung der Standortbedingun- „Haltung von Orchideen“ beschäftigt. gen am Fenster bis zur detaillierten Umtopfhilfe mit Bereits auf dem Cover erfreuen schöne Bilder in Substratvorschlägen. Auch Gießen, Düngen und die leuchtenden Farben; die hohe Druckqualität findet allgemeine Schönheitspflege kommen nicht zu kurz im ganzen Buch ihre Fortsetzung. Für den Großteil Abgerundet wird dieses Kapitel mit gut bebilderten der Bilder zeichnet außerdem Guido Sachse, ein Diagnosetafeln zum Thema Krankheiten und bekannter und sichtlich guter Pflanzenfotograf, ver- Schädlingsbefall sowie mit einem Arbeitskalender antwortlich. über ein ganzes Jahr. ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at Der dritte und mit 100 Seiten umfangreichste Teil Am Ende des Buches findet sich eine Tabelle mit des Buches widmet sich der Vorstellung der Gattungsnamen von Hybriden. Deren Namen wer- Pflanzen selbst. Systematisch nach Großgattungen den ja ab drei beteiligten Gattungen zu bizarren geordnet werden verschiedene Orchideenarten nach Phantasiegebilden, die nicht auf die enthaltenen Gattungen, größere Genera wie Oncidium, Cattleya Eltern rückschließen lassen. Es folgen noch eine oder Paphiopedilum auch weiter nach Sektionen Temperaturtabelle, eine Erklärung der verwendeten unterteilt. Dieser Einteilung folgt die Vorstellung Fachausdrücke sowie Hinweise auf Orchideengärt- der jeweiligen Gruppen, von mindestens einem aus- nereien, Orchideegesellschaften, regelmäßig stattfin- sagekräftigen Bild unterstützt, danach kommen dende Ausstellungen sowie Hinweise auf empfeh- wichtige Pflegehinweise und am Ende werden einige lenswerte Bücher. zugehörige Arten aufgezählt. Das vorgestellte Buch erfreut den Leser durch Diese Vorstellung erschöpft sich aber nicht mit seine gefällige Gestaltung ebenso wie durch seinen der Präsentation der Arten, es werden auch großzü- thematischen Reichtum. Schade nur, dass gerade bei gig die verschiedenen Hybridengruppen bespro- der Gattung Laelia die Sektion Laelia gestrichen chen. Dies scheint besonders für Anfänger wichtig, wurde und Laelia anceps bei der Sektion da die meisten der im Handel angebotenen Cattleyodes landet. Auch sind nur die echten Orchideen hybridogenen Ursprungs sind und diese Laelien in Mexiko, Panama und Honduras zu Pflanzen oft besser wachsen als ihre Urahnen. Aber Hause, die Sektion Cattleyodes findet sich 500 km auch der Fortgeschrittene kommt hier auf seine weiter südlich, nämlich in Brasilien. Kosten; sieht er doch, was dank der Kreuzung mög- Dieses Buch bringt aber auf jeden Fall sehr viel lich ist und welche interessanten und prachtvollen Information auf seinen 192 Seiten und kann sowohl Pflanzen so entstehen können. den Anfängern als auch den Fortgeschrittenen unter Angeschlossen sind die Präsentationen weiterer den Orchideen-Liebhabern empfohlen werden. Es interessanter Gattungen, die für die Kultur interes- ist hoffentlich bald in den Geschäften zu finden und sant scheinen. soll um 19,90 Euro zu erwerben sein. Walter Bauer

21 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at PROGRAMMVORSCHAU DER ZWEIGVEREINE & ANDERER GRUPPEN

WIEN – NORDOST OBERÖSTERREICH Treffen jeden ersten Donnerstag im Monat, Treffen jeden dritten Freitag im Monat, 19 19 Uhr; Restaurant Fischer, Wagramer Uhr; Gasthof Schwechater Hof, Straße 111, 1220 Wien. Kontakt: Monika Leopold-Werndl-Str. 1, 4400 Steyr. Ahl, Tel.: 01/282 55 68, [email protected] Kontakt: Herbert Heuberger, Baintwiese 5, 2.11. Werner Blahsl: Argentinien 4030 Linz, Tel.: 0732/37 52 03 8.12. Weihnachtstombola – keine 17.11. Franz Kühas: Peru mit einigen Pflanzenbesprechung! Bildern aus Chile und Patagonien 4.1.07 Elisabeth Kerschbaum: 8.12. Manfred Speckmaier: Orchideenausstellungen Orchideen der venezolanischen Anden 1.2. Heinz Mik: Die Lindenia und ihre 19.1.07 Erich Orelt: Bilder vom natürlichen Vorbilder Besuch der Oberösterreicher beim WOC 1.3. Manfred Speckmaier: Venezuela, in Dijon und EOC in Padua dritter Teil 16.2. Herr Obermayr: Reisebericht WIEN – SÜDWEST vom Südwesten der USA 16.3. Frau Hromatnik: Tillandisen von Treffen jeden 3. Freitag im Monat, 19 Uhr; Südmexiko und Guatemala – mit Restaurant Wienerwald, Schönbrunnerstr. 244, Pflanzenverkauf 1120 Wien. Bei jedem Treffen Pflanzenbe- sprechung mit Publikumsbewertung. 17.11.,19.1.,16.2.,16.3. Kein Termin im Dezember. KÄRNTEN Treffen jeden letzten Freitag im Monat, NÖ–BURGENLAND 19 Uhr; Gasthof Bacher, Vassacherstr. 58, Treffen jeden letzten Freitag im Monat, 9500 Villach. Bitte Orchideen zur 18.30 Uhr; Achtung – Neues Vereinslokal: Bewertung und Problempflanzen zur Restaurant Hubertushof, Familie Fromwald, Begutachtung bringen! Wiener Neustädter Straße 20, Bad Fischau. Kontakt: Josef Hager, Tel.: 04248/20 18 Kontakt: Kurt Opitz, Tel.: 02622/713 69, 24.11. Vortrag von Sepp [email protected] oder Erika Tabojer Thannhauser mit Pflanzenverkauf Tel. & Fax: 02628/472 09, [email protected] 15.12 Weihnachtsfeier 27.10. Ing. Jan Zima: Subtribus 26.1.07 Franz Fuchs: 40 Jahre (Cattleya, Laelia, Sophronitis, Brassavola) Arbeit im Botanischen Garten Linz 24.11. Hugo Englachner: Nordvietnam 16.2. Preisverleihung der prämierten 9.12 (Beginn 16 Uhr – Samstag!) Traditio- Pflanzen der Ausstellung nelle Weihnachtstombola – Gäste sind herz- 23.2. Nachbesprechung zur lich eingeladen, keine Pflanzenbesprechung Austellung 26.1.07 Vortrag Kuhn: Einheimische 9.3. Fahrt zur O&M nach München Orchideen von A–Z und zum Orchideenmarkt Planegg 23.2. Vortrag Franz Fuchs 30.3. Generalversammlung und 30.3. Programm wird bekannt gegeben Neuwahl des Vorstandes

22 ©Österreichische Orchideengesellschaft, download www.orchideen.at/ oder www.biologiezentrum.at VERANSTALTUNGSTIPPS DANIELA ROTT hat die Termine 11.+12.11. Kleine Orchideenausstellung mit Der Mond des Mondkalen- Beteiligung der Gärtnerei Zinterhof; VHS Hietzing, ders für Nov. Hofwieseng. 48, 1130 Wien und die und Dez. 2006 15.-18.2.07 Orchideenausstellung im Orchideen zusamenge- stellt: Stadtgarten Villach, Auenpark 1, 9–18 Uhr 16.2.-18.2. 14. Nordbayrische Orchideen- Aufgrund des langsam beginnenden schau, Anstalt für Sehbehinderte, Brieger Str. 31, Winters sollten Sie ab jetzt Umtopf- Nürnberg-Langwasser arbeiten nur noch dann vornehmen, wenn es unbedingt nötig ist und nicht 17.-25.2. 5. Int. Orchideen- und auf das Frühjahr warten kann. Denn Tillandsienschau in den Blumengärten der Stadt Umtopfen bei abnehmendem Mond Wien; Quadenstraße 15, 1220 Wien, lässt Pflanzen generell langsamer neu täglich von 9–17 Uhr wurzeln . 2.3.-4.3. Orchideenschau Karlsruhe, Umtopftage: Badnerland-Halle, Rubensstraße 21, Karlsruhe 18.+19.10., 14.-16.11., 11.-13.12. Düngetage: 8.3.-11.3. 28. Münchener Orchideenmarkt, 18.+19.10., 5.+6.11., 9.-11.11., 14.-16.11., Großgaststätte Heide-Volm, München 5.12., 7.+8.12., 11.-13.12., 16.-18.12.

ARGE HEIMISCHE VORARLBERGER ORCHIDEEN WIEN/NÖ ORCHIDEEN CLUB Treffen jeden dritten Dienstag im Monat, 18 Uhr; Treffen Gasthof Hirschen, 6844 Vortragssaal der ÖGG, Siebeckstr. 14, 1220 Wien. Altach. Kontakt: Mag. Bernhard Schubert, Kontakt: Hardy Fussenegger, Tel.: 02741/71 75 Reuteweg 13, 6850 Dornbirn, 21.11. G. Dietrich: Gattung und Tel.: 05572/216 23, Art – was ist das? Mobil: 0664/400 35 29, 19.12. H. Stärker: West-Australien [email protected] 16.1.07 N. Griebl: Orchideen Anatoliens 14.11. Di. Diavortrag von Rudi Riedmann „Mit dem Bike ARGE HEIMISCHE & durch Namibia“ MEDITERRANE ORCHIDEEN 16.12. Sa. V.O.C. Weichnachtsfeier Mittwoch um 19 Uhr, Institut für Zoologie, Semi- narraum 3, Althanstr. 14, 1090 Wien, STEIRISCHE Kontakt: Hannes Paulus, Tel.: 01/42 77-54490; ORCHIDEENG. hannes.paulus @univie.ac.at Treffen jeden 3. Freitag im 15.11. Tkalcsics: Eisenerzer Alpen Monat, 18.30 Uhr; Restaurant 20.12. Diskussion von kritischen Dias und Rudolf, Eggenberger Allee 91, Fotografien. Bitte Bilder mitbringen, die bisher 8020 Graz; ncht zugeordnet werden konnten. Kontakt: Gerhard Werba, 17.1.07 A. Waldner: Südtirol und Trentino Tel.: 0316/57 88 35, 21.2. F. Fohringer: Südspanien [email protected]

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