Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“

Aktualisierte 4. Auflage ALTER HASS in neuen Kleidern BackUp - ComeBack Westfälischer Verein für die offensive Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus e.V.

Dieser zivilgesellschaftliche Verein Dem Verein ist es wichtig, durch die wurde im Juni 2013 in Hamm ge- Unterstützung der Opfer rechts­ gründet. Zu den Gründungsmitglie- extremer Gewalt, die Hilfeangebote dern zählen viele prominente Per- für Ausstiegswillige aus der rechts­ sonen aus den unterschiedlichsten extremen Szene sowie eine aufklä- Institutionen und Organisationen im rende Öffentlichkeitsarbeit zusam- westfälischen Landesteil von NRW. men mit vielen anderen Partnern Der Verein hat im Januar 2014 offi- in dem landesweiten Netzwerk den ziell die Trägerschaft für die beiden Rechtsextremismus mit seiner men- Beratungs-Einrichtungen BackUp schenverachtenden und gewalttä- und ComeBack übernommen, die tigen Ideologie, die unmittelbar an bis dahin dankenswerterweise vom den historischen Nationalsozialis- Paritätischen Wohlfahrtsverband in mus anknüpft, zurückzudrängen Dortmund geleistet wurde. und die demokratische Kultur zu Der in der Mitte der Gesellschaft stärken. angesiedelte gemeinnützige Verein finanziert die beiden getrennten Be- BackUp-ComeBack…e.V. ratungseinrichtungen sowie weitere Hartmut Anders-Hoepgen (Vors.) mögliche Arbeitsmodule der offen- Tel.: 0172 309 47 46 siven Ausein­andersetzung mit dem E-Mail: [email protected] Rechtsextremismus über Fördermit- tel des Landes NRW, der Stadt Dort- mund sowie über Sponsoren- und Spendengelder von Institutionen und Privatpersonen. Der Verein ist daher auch sehr daran interessiert, den Kreis seiner Mitglieder und För- dermitglieder kontinuierlich zu er- weitern, um der gesamten Arbeit eine breite Basis und Verankerung in der Gesellschaft zu geben.

IMPRESSUM/ V.i.S.d.P.: BackUp – ComeBack Westfälischer Verein für die offensive Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus e.V. Vorsitzender: Hartmut Anders-Hoepgen Stefanstraße 2, 44135 Dortmund

Wir bedanken uns bei der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Broschüre.

2 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ „Alter Hass in neuen Kleidern“ Vorwort zu Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“

4. aktualisierte und erweiterte Ausgabe - Stand 12/2018

Als Träger des Modellprojekts Co- Mit dieser Broschüre in der vierten über Sponsoren- und Spendengelder Ba-Yana vereint der zivilgesellschaft- Auflage - abermals aktualisiert und von Institutionen und Privatpersonen. liche Verein BackUp - ComeBack viele erweitert - möchten wir in diesem Der Verein ist daher auch daran inte- prominente Personen aus den un- Sinne Informationen über die Partei ressiert, den Kreis seiner Mitglieder terschiedlichsten Institutionen und „DIE RECHTE“ zur Verfügung stellen, und Fördermitglieder kontinuierlich Organisationen in Westfalen, die sich deren Politik aus unserer Sicht nicht zu erweitern, um der Arbeit von Co- ehrenamtlich gegen den Rechtsext- von der Ideologie der rechtsextre- Ba-Yana und dem Engagement des remismus engagieren. men Gewalttäter getrennt betrachtet Vereins eine breite Basis und Veranke- werden kann. Da nur eine gut infor- rung in der Gesellschaft zu geben. Die Etablierung einer Ausstiegsbe- mierte Zivilgesellschaft in der Lage Dem Verein ist es wichtig, durch die ratung und Einstiegsprävention in ist, sich der Problemlage in Dort- Hilfsangebote für gefährdete junge Dortmund besitzt für den Verein ei- mund zu stellen, möchten wir hiermit Menschen und Ausstiegswillige aus nen hohen Stellenwert, geht es uns einen Beitrag für eine aktive Ausein- der rechtsextremen Szene sowie ei- doch auch darum zu verhindern, andersetzung mit dem Rechtsextre- ner Öffentlichkeitsarbeit zusammen dass die Stadtgesellschaft von einer mismus leisten. mit vielen anderen Partnern in den steigenden Zahl potentieller rechts- landes- und bundesweiten Netz- extremer Gewalttäter bedroht wird. Der in der Mitte der Gesellschaft an- werken den Rechtsextremismus mit gesiedelte Verein finanziert die Bera- seiner menschenverachtenden und Die Stadt Dortmund wurde in den tungseinrichtung CoBa - Yana als Teil gewalttätigen Ideologie, die unmit- letzten Jahrzehnten wiederholt mit seines Engagements im Sinne einer telbar an den historischen National- rechtsextremen Gewalttaten kon- offensiven Auseinandersetzung mit sozialismus anknüpft, zurückzudrän- frontiert, die zum Teil bis hin zum dem Rechtsextremismus zum einen gen und die demokratische Kultur zu Mord führten. In diesem Sinne ist über Fördermittel des Bundespro- stärken. für uns die erfolgreiche Einstiegsprä- gramms „Demokratie Leben!“ des vention zugleich Teil des Schutzes Bundesministeriums für Familie, Se- Hartmut Anders-Hoepgen prospektiver Opfer rechtsextremen nioren, Frauen und Jugend und der (Vorsitzender BackUp-ComeBack e.V.) Terrors. Stadt Dortmund und zum anderen E-Mail: [email protected]

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 3 Themenübersicht

Vom „Nationalen Widerstand“ zur Partei „DIE RECHTE“ 5

„Die Bewegung braucht keine Parteien“ 6

Was versteht man unter Raumkampf? 9

„Von der Südtribüne in den Stadtrat“ (2014) 13

Viel Lärm, aber kein Wahlerfolg für „Rechtsaußen“ 15

Der Wahlabend und der „Rathaussturm“ 18

Geldquelle „Ratsgruppe“ 22

Ehemaliger AfD-Sprecher läuft zu Neonazis über 25

25-Punkte-Programm zur Europawahl (2019) 26

Überfremdungsnarrative – Angsträume und Nordstadt 28

Die Rolle von Fußball und Kampfsport 34

Antisemitismus und „Israel-Kritik“ 37

Die Holocaust-Leugnerin und „Die Rechte“ 39

Kirchturmbesetzung – alles nur geklaut? 42

Die Medienstrategie der Neonazis 43

4 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Vom „Nationalen Widerstand Dortmund“ zur Partei „DIE RECHTE“

Rund 400 überwiegend junge Leute Journalisten werden bedroht. Einer der Bekenntnis zum Nationalsozialismus. ziehen an einem Samstag im August Redner hat sich mit einer Sturmhau- Über Jahre hatte sich Dortmunds Neo- 2013 durch Dortmunder Straßen. Eine be maskiert. Ein anderer verlangt von naziszene zur größten und aktivsten „Wahlkampfdemonstration“ soll der seinen Zuhörern militärische Disziplin im Westen der Republik entwickelt. Für Aufzug drei Wochen vor der Bundes- wie im Krieg: Man müsse, ruft er, bereit manche extrem rechte Gruppen an- tagswahl sein. sein, auch sein Leben zu geben. dernorts war sie Vorbild, insbesondere für Neonazis aus dem Spektrum der Mit Sympathiewerbung oder einer ge- „Wir wollen ein freies deutsches Reich“, „Autonomen Nationalisten“. Wichtigste fälligen Außendarstellung, wie man es donnert ein dritter Redner ins Mikro Gruppierung in der Ruhrgebietsstadt von einer Partei so kurz vor einer Wahl und wettert gegen die „Bande in den war der Nationale Widerstand Dort- vermuten könnte, hat die Veranstal- Parlamenten“, die „der Furor Teutoni- mund (NWDO). tung freilich wenig zu tun. „Alles für cus irgendwann hinwegfegen“ werde. Volk, Rasse und Nation!“, grölen die in Die Demonstration zieht weiter. „Macht Im August 2012 verbot das NRW-In- den ersten Reihen. „Wir sind weiß, ihr den Linken richtig Dampf: Straßen- nenministerium den NWDO. Auf mehr seid rot – für die Rasse in den Tod!“ und kampf, Straßenkampf!“ wird skandiert als 60 Seiten zeichneten die Juristen „Nationaler Sozialismus jetzt!“ Einige – und das Bekenntnis zur NSDAP gleich des Ministeriums in ihrer Verbotsver- Teilnehmer suchen die direkte Kon- per Fronttransparent vorneweg getra- fügung das Bild der Neonazi-Truppe frontation mit Gegendemonstranten; gen: „25 Punkte gegen eure Verbote!“ nach: Auf der Basis des Nationalsozi- ist dort in Anspielung auf das „25-Punk- alismus und in Anlehnung an die SA te-Programm“ der NSDAP zu lesen. habe sich eine Vereinigung gebildet, deren Mitglieder Gewalt nicht nur „DIE RECHTE“ demonstriert an diesem rechtfertigen, sondern die teilweise Tag in Dortmund. Sie hat in NRW die selbst gewalttätig würden. Nachfolge verbotener Neonazi-„Kame- radschaften“ angetreten. Unter dem Sie kamen anschließend bei der Partei Label einer Partei machen Dortmunds „DIE RECHTE“ unter, die von führenden Neonazis weiter, als wäre nichts ge- Aktivisten des Nationalen Widerstan- wesen. Ungebrochen scheint auch ihr des gegründet wurde.

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 5 „Die Bewegung braucht keine Parteien“ – und doch gründeten sie „DIE RECHTE“

Ziel des Landesverbandes ist es, die bisherigen neonazistischen Aktivitäten nunmehr im Schutz des sogenannten Parteienprivilegs zu betreiben und neo- nazistische Propaganda zu ver­breiten.

Die Strategie, mit Provokation Öffent- lichkeit zu erreichen, wird von anderen Landesverbänden übernommen. Viele Aktivisten halten enge Kontakte nach Dorstfeld. Zehn Landesverbände Es gibt zehn Landesverbände (wovon der Landesverband „Südwest“ die Län- der Rheinland-Pfalz und Saarland um- fasst) und rund 25 Kreisverbände sowie „Stützpunkte“ (Stand Dezember 2017 – VS Bund 2017). Gleichwohl sind die Christian Worch Unterschiede zwischen den einzelnen Parteigliederungen enorm. Während Als Christian Worch im Mai 2012 ver- Neonazi-Sammelbecken der Landesverband NRW rund 270 Mit- kündete, dass er eine Partei mit dem glieder zählt, weisen mehrere Landes- Namen „DIE RECHTE“ (DR) gegründet Nach Gründung der Partei gab es im verbände kaum mehr als 30 Mitglieder hat, war die Verwunderung groß. Seit Rechtsextremismus kaum eine Reso- auf. Überdies dürften einige Kreisver- seinem Engagement bei der FAP, die nanz und es traten nur eine handvoll bände nur auf dem Papier, beziehungs- aber nur als Auffangstruktur für die ehemaliger DVU-Mitglieder ein. Dies weise bei Facebook existieren. verbotene neonazistische ANS von Mi- änderte sich schlagartig, als in Nord- chael Kühnen diente, hatte er sich von rhein-Westfalen das Innenministerium Obschon inzwischen weitere Lan- Parteien ferngehalten. die drei aktivsten neonazistischen Ka- desverbände gegründet wurden, meradschaften - die Kameradschaft dominiert der Landesverband Nord- Mitte der 2000er Jahre traten mehre- Aachener Land (KAL), den Nationalen rhein-Westfalen deutlich die Partei. re führende Neonazis in die NPD ein. Widerstand Dortmund (NWDO) und 270 der 650 Mitglieder (Stand Dezem- Worch war die prominente Ausnah- die Kameradschaft Hamm - nach dem ber 2017/ VS NRW 2017) stammt dort me. Seine Webseite öffnet bis heute Vereinsgesetz verbot. her. Auch wenn nicht alle Neonazis in (Stand: Dezember 2018) mit dem Bild die Partei eingetreten sind, organisier- einer neonazistischen Demo mit dem Die Neonazis reagierten kurz danach te die Partei in NRW über Jahre inzwi- gut lesbaren Transparent „Die Bewe- mit der Gründung des Landesver- schen nahezu alle neonazistischen Ak- gung braucht keine Parteien“. Ebenso bandes von „DIE RECHTE“ in Nord- tivitäten. irritierend ist, dass er mit der Partei rhein-Westfalen. Die verbotenen angeblich das Erbe der DVU antreten Kameradschaften wurden in Kreisver- Zudem wechselten einige von der NPD wolle. So war die DVU während ihres bände überführt – und die Aktivisten zu „DIE RECHTE“, weil sie die NPD unter 24jährigen Bestehens als Partei stets wurden zu Parteimitgliedern. Erster dem Druck des damals laufenden Par- eine „Phantompartei“ geblieben, die zu Landesvorsitzender war der Dortmun- teiverbotsverfahrens als zu gemäßigt keiner Zeit ein aktives Parteileben ent- der Dennis Giemsch, einer der Stellver- empfanden und die Ausgrenzung von faltete. treter der Hammer Sascha Krolzig. Neonazis nicht akzeptieren wollten.

6 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ In einer Erklärung von Düsseldorfer Parteiwechslern im April 2013 hieß es: „Der Versuch der Volksfront unter dem Dach der NPD ist als gescheitert zu be- trachten. Die Reaktion hat das Ruder dort wieder an sich gerissen“. Insofern präsentiert sich „DIE RECHTE“ in NRW als rechte Alternative zur NPD. Am 27. Oktober 2012 gründeten sich die Kreisverbände Dortmund, Hamm, Mülheim an der Ruhr und Rhein-Erft- Kreis. Kurz nach der Gründung veröf- Die Neonaziszene der Stadt, nun in Ge- Landesverband ähnlich wie der NWDO fentlichte der Dortmunder Kreisver- stalt einer Partei, konnte die Rückschlä- verboten werden würde. band einen Artikel unter dem Titel ge, die sie durch das Verbot des NWDO Tatsächlich hat die Strategie, sich unter „Wider der Medienhysterie: Verbots- hinnehmen musste, schnell kompen- das Dach einer Partei zu begeben, bis- keule wirkungslos“, in dem er die ei- sieren. Im Internet ist sie (mindestens) her Erfolg: Im März 2013 erklärte das gene Anhängerschaft zu überzeugen so präsent wie zuvor. Auch über die NRW-Innenministerium, für „DIE RECH- versucht, in die Partei einzutreten. für Veranstaltungen benötigte Logistik TE“ gelte das Parteienprivileg. Durch Inhaltlich beschreibt der Artikel, wie – vom Fahrzeug bis zur Lautspreche- die Feststellung des Parteienstatus sei durch den Parteistatus die Folgen des ranlage – verfügte die Gruppe rasch ein Verbot als „Ersatzorganisation“ der Vereinsverbots ausgehebelt werden wieder. Kameradschaften gegenwärtig nicht können und dass dies der Zweck sei, Der im Zuge des NWDO-Verbots auf- möglich. sich als Partei zu organisieren. gelöste „Resistore-Versand“ fand einen Ihre Vergangenheit im Lager mili- Nachfolger: den „Antisem-Versand“, der „SS-Siggi“ als Vorsitzender tant-neonazistischer Kameradschaften bereits mit der Wahl seines Namens Erster Vorsitzender des Dortmun- konnten – und wollten – die DR-Akteu- und seiner Internetadresse „antisem. der Kreisverbandes wurde Siegfried re in NRW auch im Wahlkampf nicht it“ die Gesinnung seiner Hintermänner („SS-Siggi“) Borchardt, ehemals Lan- ablegen. Ein „Spitzenkandidat“, der erkennen lässt. Durch den Verlust der des- und stellvertretender Bundes- demokratischen Politikern indirekt den italienischen Domain residiert der Ver- vorsitzender der 1995 verbotenen Tod androhte, „Wahlkampfdemonstra- sandhandel mittlerweile unter „Patrio- Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpar- tionen“, bei denen der „Straßenkampf“ ten-Propaganda“. tei (FAP). Borchardt hatte in den 80er gefordert wurde, eine Demo, bei der Jahren die Neonazi-Hooligantruppe Wie bereits der NWDO versucht auch fünf Menschen durch den Wurf ei- Borussenfront aufgebaut. „DIE RECHTE“, mit Rechtsrock Nach- nes Sprengkörpers verletzt wurden, wuchs für sich zu ködern bzw. mit Wahlplakate mit dem Konterfei des Nach dem Verbot der FAP führte er die Konzert-„Events“ den inneren Zusam- Holocaust-Leugners , das Kameradschaft Dortmund an. Mitglied menhalt zu stärken. Mittlerweile bilden 25-Punkte-Programm der NSDAP als war er einst in der Aktionsfront Natio- aber auch Kampfsport-Aktivitäten eine Vorbild: Seit dem Verbot der FAP war naler Sozialisten/ Nationale Aktivisten“ wichtige Säule für Mobilisierung, Or- keine Rechtsaußenpartei so unge- (ANS/NA), der Gesinnungsgemein- ganisation und Finanzierung. So wird schminkt militant und neonazistisch schaft der Neuen Front (GdNF) und der beispielsweise der Szene-Event „Kampf aufgetreten wie „DIE RECHTE“ im Bun- Hilfsorganisation für nationale politi- der Nibelungen“ von Neonazi-Kader destagswahlkampf 2013. sche Gefangene (HNG). Bei der Rech- Alexander Deptolla aus Dorstfeld orga- ten ist der DR-Kreisverband Dortmund Das Wahlergebnis war freilich ein De- nisiert. mit Abstand der aktivste. saster. Im Wahlkreis Dortmund I votier- Fehlende Wahlerfolge ten 125 Bürger für die Partei (0,085 Pro- zent), in Dortmund II gar nur 50 Bürger Obwohl eine Kandidatur eigentlich (0,037 Prozent). NRW-weit holte „DIE überhaupt noch nicht geplant war, trat RECHTE“ gerade einmal 2245 Stim- „DIE RECHTE“ bei der Bundestagswahl men (0,02 Prozent). Gescheitert waren 2013 in NRW an – offenbar mit dem die Bemühungen, bei der Europawahl Ziel, den Status als Partei zu festigen antreten zu können. „DIE RECHTE“ be- und so die Gefahr zu minimieren, dass kam die erforderlichen 4000 Unterstüt- der von militanten Neonazis geführte zungsunterschriften nicht zusammen.

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 7 kaum Impulse. Allerdings achtet der Parteigründer darauf, dass die Organi- sation formell die Anforderungen an eine Partei erfüllt, insbesondere dass sie zu Wahlen antritt. So begründete er den Antritt zur Bun- destagswahl mit einer Landesliste in NRW folgendermaßen: „Wir haben uns jedoch im Februar dafür entschieden, weil eine dummschwätzende junge Kurz nach seiner Entlassung aus der Neonazistische Prägung Abgeordnete der Linkspartei meinte, Untersuchungshaft trat er im Januar Nordrhein-Westfalens IM (= Innenmi- Die neonazistische Prägung des ersten 2014 bei einer rechtsextremistischen nister) Jäger (auch bekannt als „Nazi-­ Landesverbandes der Partei wirkte sich Veranstaltung in Magdeburg als Red- Jäger“) assistieren zu müssen. In einer auf die weitere Parteientwicklung aus. ner auf und ist bis heute nicht nur stän- Mischung aus Ahnungslosigkeit und So bildete sich beispielsweise der Ber- diger Gast und Redner bei Demonstra- Böswilligkeit verbreitete sie sich da­ liner Landesverband zu einem Großteil tionen der Partei „Die Rechte“, sondern rüber, „DIE RECHTE“ könne ja wohl aus Personen, die ehemals der verbo- mittlerweile auch einer der beiden keine eigenständige Partei sein [...] Da tenen Kameradschaft Frontbann 24 an- Bundesvorsitzenden. gehörten. In Baden-Württemberg wur- haben wir eben beschlossen, sowohl de ein Neonazi Landesvorsitzender, der Dort bekannte er sich freimütig zum dieser Dame als auch IM Jäger den zugleich als Anführer der „Autonomen Nationalsozialismus: „Egal wen wir da- praktischen Beweis zu liefern, dass wir Nationalisten Göppingen“ fungierte. mit angreifen müssen, wir werden nicht sehr wohl gewillt und imstande sind, Das Innenministerium Baden-Würt- weichen, wir werden dafür sorgen, dass uns auf einen Wahlzettel setzen zu temberg hat im Dezember 2014 diese die Synthese aus Nationalismus und lassen.“ Als die Partei dann 2245 Stim- Gruppe nach dem Vereinsgesetz ver- Sozialismus wieder die Gestalt unseres men holte, feierte „DIE RECHTE“ Hamm boten, weil sie eine Wesensverwandt- Volkes prägen wird. In diesem Sinne: dieses magere Ergebnis trotzdem als schaft mit dem Nationalsozialismus Nichts für uns, alles für ein freies, natio- Erfolg, weil damit der Parteistatus ge- aufwies und gewalttätig auftrat. nales und sozialistisches Deutschland.“ festigt werde.

Dass Worch mit dieser Ausrichtung der Kampf gegen das System Erst durch die Übernahme des Vorsit- zes durch zunächst Christoph Drewer Partei anscheinend keine Probleme Die ideologischen Schwerpunkte der (am 1. November 2017 kommissarisch) hat(te), zeigte sich Ende 2013, als es Partei „DIE RECHTE“ bilden Neonati- und dann bei Neuwahlen durch Micha- darum ging, einen Spitzenkandidaten onalsozialismus, Antisemitismus und el Brück und Sascha Krolzig als Füh- für einen möglichen Antritt bei den Eu- Fremdenfeindlichkeit. Zahlreiche Kund- rungs-Duo 2018 entwickelte er eigen- ropawahlen im Mai 2014 zu finden. Er gebungen und Internetverlautbarun- ständige Aktivitäten. Der Sitz der Partei fand ihn in Sven Skoda. gen richten sich gegen „staatliche Re- wechselte von Worchs Privatadresse pression“ und Zuwanderung. Bei ihren Auf „DortmundEcho“ fand sich folgen- in Parchim nach Dortmund-Dorstfeld. Propagandaaktionen setzen Parteimit- de Begründung: „Seine Nominierung Mittlerweile bilden Sascha Krolzig und glieder mitunter verstärkt auf Provoka- soll auf europäischer Bühne aufzeigen, Sven Skoda die Doppelspitze. Michael tion des politischen Gegners und der wie es um die Meinungsfreiheit, sowie Brück ist Stellvertretender Bundesvor- Polizei. die gesetzliche Gleichbehandlung, in sitzender und Bundesgeschäftsführer Deutschland tatsächlich steht – getreu „DIE RECHTE“ lehnt den Parlamenta- der Partei. dem Beispiel des IRA-Aktivisten Bobby rismus grundsätzlich ab und betrach- Der Landesverband NRW und insbeson- Sands, der ebenfalls in Haft sitzend bei tet die Organisationsform einer poli- dere der Dortmunder Kreisverband hat einer Wahl kandidierte und letztend- tischen Partei lediglich als Mittel zum für Teile der Partei Modellcharakter. Er ist lich sogar ins britische Unterhaus ge- Zweck für ihren Kampf gegen das „Sys- vor allem ein Sammelbecken von Neo- wählt wurde.“ tem“. Einige Unterorganisationen der nazis, die aus den 2012 verbotenen Ka- Partei haben sich zu Auffangbecken für Skoda befand sich zum Zeitpunkt sei- meradschaften kommen. Die Führung Neonazis entwickelt und Funktionen ner Nominierung nämlich in Untersu- des Landesverbandes sowie der aktivs- verbotener Neonazi-Gruppierungen chungshaft, weil er wegen Unterstüt- ten Kreisverbände wurde von langjähri- übernommen. zung einer kriminellen Vereinigung, gen Aktivisten übernommen, die bereits des neonazistischen „Aktionsbüro Der Bundesverband setzte unter dem Führungsaufgaben in den damaligen Mittelrhein“, in Koblenz angeklagt war. Vorsitz von Christian Worch bis 2017 Kameradschaften innehatten.

8 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Was versteht man unter Raumkampf?

Der moderne Rechtsextremismus lässt ernstzunehmende Gruppe im Sozial- Was ist ein „Nazi-Kiez“? sich als „Raumordnungsbewegung” raum zu präsentieren. Der Versuch der Rechtsextremen, durch verstehen. Neonazis versuchen So- 2. Räumungsgewinne: Rechtsextreme Raumkampf sogenannte „Nazi-Kie- zialräume kulturell und politisch zu Gruppen versuchen, andere Grup- ze“ oder „National befreite Zonen“ zu dominieren, um über solche zunächst pen an bestimmten Orten zu ver- schaffen, ist keine neue Strategie. Die begrenzten Zonen erweiterten Einfluss drängen - mit dem Ziel, die kulturelle Neonazi-Zeitschrift „Vorderste Front“ auf Gesellschaft, Kultur (und langfristig Hegemonie in begrenzten Räumen (VF) schrieb 1991 in ihrer zweiten Aus- auch Politik) zu nehmen. Sie bezeich- zu bestimmten Zeiten zu erlangen. gabe: „Schafft befreite Zonen“. Darin nen solche vermeintlichen Freiräume fordern die Autor*innen die „Etablie- selbst als „National befreite Zonen“ 3. Raumgewinne: Rechtsextreme Grup- rung einer Gegenmacht“ zu staatlichen oder moderner „Nazi-Kieze“. pen präsentieren sich öffentlich als lokale Wirkungsmacht. Bestimmte Strukturen und einer vermeintlich „lin- Dort arbeiten sie an der Schaffung Räume gelten als ihr Terrain. Ande- ken“ Mainstream-Kultur. kultureller Hegemonie in der Zivilge- re Gruppen meiden diese Orte, po- Darunter verstehen sie das Schaffen sellschaft, mit dem langfristigen Ziel tenzielle Opfer begreifen die Orte von „Freiräumen, in denen WIR faktisch der Beseitigung der Demokratie (zu- als Angstzonen, die nicht oder nur die Macht ausüben, in denen WIR sank- gunsten eines autoritären völkischen mit besonderer Vorsicht zu betreten tionsfähig sind, d.h. WIR bestrafen Ab- Systems). Kurzfristig gilt es, als Akteur sind. weichler und Feinde, WIR unterstützen im Sozialraum wahrgenommen zu Kampfgefährtinnen und -gefährten, werden und Menschen durch die all- 4. Normalisierungsgewinne: Der Rechts­ WIR helfen unterdrückten, ausgegrenz- tägliche Konfrontation mit rechtsext- extremismus ist etabliert und rechts- ten und verfolgten Mitbürgern.” remem Gedankengut und menschen- extreme Gruppen gelten als selbst- verachtenden Ideologien an diese zu verständlich. Die Ausgrenzung Erklärtes Ziel ist damit, Gebiete zu gewöhnen und zu desensibilisieren. schwacher Gruppen wird allgemein schaffen, in denen das staatliche Ge- akzeptiert. Es findet vor Ort kaum waltmonopol nicht mehr zum Tragen Rechtsextremer Raumkampf ist also noch eine Problemwahrnehmung kommt und Rechtsextreme allein das vor allem ein Kampf um Normalität. Er statt. Der Rechtsextremismus ist ein Sagen haben. Andersdenkende und lässt sich dabei in vier Stufen einteilen: normaler Bestandteil der örtlichen Politische Gegner*innen sollen ein- 1. Provokationsgewinne: Rechtsextre- politischen Kultur und kann kaum geschüchtert werden, um ihrem En- me Gruppen versuchen, sich über noch kritisch thematisiert werden. gagement entgegen zu wirken. Ein erste öffentliche Auftritte und das Die Akzeptanz der lokalen Bevölke- aktuelleres internes Strategiepapier Markieren von Räumen durch Sym- rung dient als Legitimation weiterer von Neonazis argumentiert für die bole, Plakate oder Sprühereien als Aktivitäten. Notwendigkeit „deutscher Kieze“ nicht

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 9 helfen, sie beim Einkauf unterstützen, Kameradschaftsabenden, Vorträgen man kann Babysitter bei arbeitenden und politischen Schulungen sind auch Ehepaaren oder alleinstehenden Müt- gemeinsame Fahrten zu befreundeten tern spielen, man kann den Garten in Organisationen im In- und Ausland Teil Ordnung bringen, die Straßen sauber des „alternativen“ kulturellen Ange- und durch regelmäßige Nachtpatrouil- bots. len sicher halten.” Rechtsextreme versuchen außerdem Der Aufbau öffentlicher rechtsextre- an - überwiegend kommunalen - Struk- mer Anlaufstellen ist ein weiterer Bau- turen teilzuhaben und so einen Fuß in stein der Raumkampf-Strategie. So die Tür der Stadt(teil)gemeinschaft zu gibt es in vielen Städten mit aktiven bekommen. Solche Strukturen sind nur mit dem Kampf gegen Staat und Neonazi-Szenen mehr oder weniger oft nicht darauf vorbereitet, einen Um- politische Gegner*innen, sondern erfolgreiche Versuche sogenannte gang damit zu finden, wenn Neonazis auch mit der angeblichen „Überfrem- „Nationale Zentren“ aufzubauen. Auch beispielsweise zu ihren Veranstaltun- dung“ deutscher Großstädte. Viertel, deswegen sind für Neonazis vergleichs- gen auftauchen. in denen „Deutsche” wohnen, seien weise strukturschwache Stadtteile, in Als beispielsweise Dortmunder Neo- generell „schön, friedlich und sauber”, denen mehr Möglichkeiten bestehen, nazis an Veranstaltungen und Aktio- sogenannte „Multi-Kulti”-Viertel hin- Immobilien (günstig) anzumieten oder nen einer Stadteilinitiative teilnehmen gegen „riesige ghettoartige Moloche sogar zu kaufen, besonders interessant. wollten, fühlten sich einige der Mitglie- [...] in denen sich Ausländer, Fremde, Das Nationale Zentrum in der Rheini- der dieser Initiative massiv bedroht, Kriminelle und verbrecherische Clans schen Straße in Dortmund wurde von während andere in den Neonazis in zusammenrotten.” der Stadt Dortmund erworben, um es erster Linie engagierte Nachbar*in- „Deutsche“ bräuchten eigene „Schutzzo- anschließend zu räumen. nen sahen, die zur Verbesserung der nen“ um zu überleben. Um solche „Nati- Eng verbunden mit dem Aufbau eige- Lebensqualität im Stadtteil beitragen onal befreite Zonen” zu schaffen, dürf- ner Räumlichkeiten ist die Schaffung wollten. Dadurch besteht die Gefahr ten „Nationalisten“ nicht über das ganze einer „alternativen“ (rechtsextremen) einer Spaltung der örtlichen Zivilge- Stadtgebiet zerstreut wohnen, sondern Kulturszene. Konzerte sind nach wie sellschaft, wovon die Rechtsextremen sollten sich möglichst auf ein Wohnpro- vor, nicht nur für die Rekrutierung mit ihrem „Alternativangebot“ letztlich jekt und einen Straßenzug konzentrie- von Nachwuchs, sondern auch für profitieren. ren. Als Vorbild dienen explizit linke Pro- die Finanzierung der Neonazi-Szene, Daher ist auch der gezielte Einsatz von jekte, wie die Rigaer Straße in Berlin oder von großer Bedeutung. In Dortmund Gewalt und Einschüchterung von Geg- die Hafenstraße in Hamburg. fand beispielsweise Ende 2018 ein ner*innen, bzw. Menschen, die sich Konzert des rechtsextremen Sängers Wie gehen Rechtsextreme demokratisch und für Menschenrechte „Lunikoff“ in unmittelbarer Nähe der und damit gegen Neonazis engagie- vor, um „Nazi-Kieze“ zu von Neonazis bewohnten Häuser in ren, Teil der Strategie. Wer ein Problem schaffen? Dorstfeld statt. Neben den klassischen mit Neonazis in der Nachbarschaft hat, Als wichtiges Element des Vorgehens wird darüber nachdenken, ob ein Um- von Rechtsextremen gilt die soge- zug nicht doch die einfachere Lösung nannte „Kümmerer”-Strategie. Es soll ist, zumindest aber Angst haben, dies der Anschein erweckt werden, sie seien öffentlich zu äußern. In Dortmund die einzigen, die sich für das Wohl der wurde Ende 2018 ein „Aktivist“ wegen Menschen vor Ort interessieren und zahlreicher Übergriffe und Einschüch- einsetzen. terungsversuche in seinem Stadtteil festgenommen. Neonazis setzen dabei nicht nur stark auf Jugendarbeit, um ständig aktions- Durch Demonstrationen, Kundgebun- orientieren Nachwuchs zu akquirie- gen, Gruppenbildungen u.a. sollen Prä- ren, sondern haben auch gezielt ältere senzsituationen geschaffen werden. Menschen im Visier. So wollen sie sich In der VF hieß es dazu: „Befreite Zo- den Rückhalt der lokalen Bevölkerung nen sind sowohl Aufmarsch- als auch im selbsternannten „Nazi-Kiez“ sichern. Rückzugsgebiete für die Nationalisten Die VF schrieb dazu: „Alten Leuten kann Deutschlands”. So ist zum Beispiel auf- man beim Ausfüllen von Formularen fällig, dass die Anzahl von Infoständen,

10 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Flyer- und Plakataktionen und kleine- ren Kundgebungen aber auch größe- ren Demonstrationen, die für bundes- weites Medienecho gesorgt haben, in einem Dortmunder Stadtteil in den letzten beiden Jahren massiv zuge- nommen haben.

Im Informationszeitalter ist nicht zu- letzt der Aufbau einer „alternativen“ Medien- und Propagandakultur wich- tiger Bestandteil der Strategie von Neonazis. In Dortmund nutzen Neo- nazi-Strukturen neben der eigenen „Nachrichten“-Seite „Dortmundecho“, auf der vor allem regionales Gesche- „Nazi-Kieze“ in Dortmund?­ Die Neonazis haben es auch in ihrem hen in das eigene Weltbild eingeord- bekanntesten „Nazi-Kiez“ nicht ge- Die Dortmunder Neonazis selbst feiern net wird, diverse Blogs, Twitter- und schafft, als Bestandteil eines Normalzu- Dortmund-Dorstfeld als gelungenes Facebookseiten, sowie Instagram. stands anerkannt zu werden. Dennoch Beispiel für einen erfolgreich abge- finden sich in Dorstfeld – vor allem In internen Strategiepapieren beschrei- schlossenen Raumkampf. Sie bezeich- rund um die von Rechten bewohnten ben Rechtsextreme ein mögliches Vor- nen sich in ihrer eigenen Zeitschrift Häusern - zahlreiche Beispiele für ei- gehen selbst folgendermaßen: „N.S. Heute” als „Platzhirsche” im „Na- nen intensiv geführten Raumkampf. zi-Kiez” Dorstfeld. „Wie kann die Organisation solcher Im Straßenbild finden sich neben groß­ Kieze aussehen? Was kannst du ma- Für linke Menschen sei Dorstfeld formatigen Graffiti, zahlreiche Sticker chen? „feindliches Territorium”, das „nur un- und Plakate. ■■ es müssten nichtkommerzielle Be- ter massivem Polizeischutz” betreten Dazu gehört auch, dass Neonazis ver- gegnungsstätten gebildet werden. werden könne. Die Rechtsextremen suchen, alle zivilgesellschaftlichen Wir brauchen keine staatlich geför- betonen, das Einzigartige an Dorstfeld Veranstaltungen zu stören und Men- derten Kultur- und Sportvereine sei die „Präsenz der Nationalisten im ganz normalen Alltag”. „Morgens trifft schen, die sich im Stadtteil engagie- ■■ Schaffung von Freizeitangeboten man beim Bäcker auf Kameraden, zum ren, zu bedrohen und einzuschüch- für Menschen jeden Alters und auch Mittagessen sitzen sie im griechischen tern. Politische Gegner*innen werden deren Unterstützung durch die Ge- Schnellrestaurant und am frühen beispielsweise durch Plakataktionen meinschaft Abend trifft man sich zum Feierabend- „geoutet“. Das Gedenken in Dorstfeld ■■ Kollektive schaffen um gegen Ver- bier auf dem Wilhelmplatz.” an die Opfer der Pogromnacht vom treibung deutscher Anwohner, stei- 9. November 1938 muss massiv durch Sie versuchen damit klar zu sugge- gende Mieten und das Einnisten von die Polizei abgesichert werden, da es rieren, sie hätten weitreichende Nor- Fremden vorgehen zu können in den vergangenen Jahren immer malisierungsgewinne erzielt und in wieder zu Angriffen auf die Gedenk- ■■ gegenseitiges Unterstützen und Be- Dorstfeld eine vollständige „Gegen- veranstaltung kam. raten bei Behördengängen z.B. zu macht” etabliert. In der Realität gibt es Themen wie Wohngeld jedoch vor Ort eine sehr aktive Zivil- Regelmäßig werden von den Neonazis ■■ Austausch und Unterstützung in al- gesellschaft, die sich gegen diese Dar- sogenannte „Spontan“-Demonstrati- len Lebensfragen stellung und die Vereinnahmung ihres onen als Gegenprotest angemeldet. Stadtteils durch Rechtsextreme wehrt. Als Ende 2018 ein wissenschaftlicher ■■ Der Vereinsamung, besonders von älteren Menschen aktiv entgegen- Vortrag zum Thema Antisemitismus wirken in Dorstfeld stattfand, organisierten Neonazis Gegenprotest in Form ei- ■■ ein geschlossenes Auftreten, eine ner Mahnwache und diffamieren den gute Vernetzung und Kommunikati- Vortrag im „Dortmundecho“ als „linke on, sowie der soziale Umgang unter- Hetzveranstaltung“. Die Neonazis be- einander tonen darin, dass es wichtig sei, „solche ■■ das Bilden einer Bürgerwehr, Nach- Provokationen [in ihrem „Nazi-Kiez“] barschaftswache“ nicht unkommentiert zu lassen“.

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 11 Ist Raumkampf Männersache?­ Die Frage nach geschlechtsspezifischen wie -übergreifenden Aktionsformen im Rechtsextremismus erfährt zunehmend Beachtung: aus gutem Grund. Auch mit Blick auf Dortmund kann beobachtet werden, dass die geläufige Wahrneh- In Dorstfeld lassen sich die oben ge- mitischen Parolen und dem Einsatz von mung des Rechtsextremismus als rein nannten Strategien des rechtsextre- Pyrotechnik für bundesweite Aufmerk- maskulines Phänomen hinfällig ist. Viel- men Raumkampfes klar erkennen. Das samkeit sorgten. Damit schaffen sie ein mehr muss von einer heterogenen Sze- Erfolgsrezept ist laut „N.S. Heute“: „die gewisses Bedrohungsszenario, indem ne ausgegangen werden, in der auch Kontinuität, die regelmäßige politische sie die Anwohner*innen durch ihr mar- Frauen und Mädchen eine (zentrale) Arbeit und regelmäßige Treffen. Auch tialisches Auftreten einschüchtern. Rolle spielen können. z.B. die Straßenkunst, die vor allem jün- Bilder von diversen Kundgebungen gere Kameraden begeistert. Man muss Dass die Rechtsextremen ihren Raum- im Stadtgebiet zeigen zuweilen junge immer interessant sein für jüngere Leu- kampf auch hier ernst nehmen, zeigt Frauen in vordergründigen Positio- te und die Jugendkultur fördern.“ sich in persönlichen Anfeindungen, Bedrohungen und Übergriffen gegen nen - etwa als Fahnenträgerinnen. Die Nach vermeintlichen Normalisierungs- Personen, die nicht in das rechtsext- an diversen Schulen im Dortmunder erfolgen in Dorstfeld haben die Neona- reme Weltbild passen. So gab es auch Westen ausgeteilte Jugendzeitschrift zis ihren Fokus mittlerweile auf weitere hier verbale und körperliche Angrif- „Heute Jung“ der Partei „die Rechte“ Stadtteile gelegt. Dabei ist vor allem fe auf „Politische Gegner*innen“ (z.B. beinhaltet ein Interview mit einer jun- der Dortmunder Westen ein erklärtes Personen, die sich im Stadtteil enga- gen Frau. Diese berichtet u.a. von ih- Ziel der Raumordnungsbewegung. gieren oder sogenannten „etablierten“ ren Plänen, einen regelmäßigen Frau- Hier finden sich in einigen Stadtteilen Parteien angehören und vermeintlich en-Abend im Dortmunder Westen zu Beispiele des Raumkampfes, die das „weltoffene“ Fußballfans). Erneut für organisieren, um zu zeigen, dass Politik Straßenbild Dorstfelds längst in den bundesweite Schlagzeilen sorgten im nicht nur Männersache sei. Schatten stellen. Juni 2018 die mehrfachen Angriffe auf Hinsichtlich beider Beispiele kann Dabei ging es in den letzten Jahren eine Person, die aus ihrer Warte dem deutlich gemacht werden, dass die hauptsächlich um Provokationsge- jüdischen Glauben zugerechnet wird. Kategorie Geschlecht im Umgang mit winne durch massiven Einsatz von Rechtsextremismus berücksichtigt Stickern, Plakaten und Schmierereien. Insgesamt lässt sich erkennen, dass werden sollte. So etwa um harmlos Zudem lassen sich einige aufwendige- die Zahl der Aktionen durch Rechtsex- wirkende Rechtsextremistinnen auch re Graffiti im betreffenden Stadtteil fin- treme in diesem Stadtteil seit 2017 im als solche erkennen zu können oder den. Seitens der Stadt werden Sticker Vergleich zu den Vorjahren stark zuge- um etwaigen Einstiege in und Rekru- und Graffiti in regelmäßigen Abstän- nommen hat. Auf ihrem Internet-Zen- tierungsstrategien durch die rechtsext- den aus dem Straßenbild entfernt. Be- tralorgan schreiben die Neonazis Ende reme Szene zu durchschauen und dem finden diese sich allerdings auf Privat- 2017 „Kampfjahr mit Infostand in Dort- entgegenwirken zu können wie z.B. das eigentum, ist dies nicht immer einfach mund-Germania abgerundet – unser von ihnen versprochene Schutzgebot und mit langwierigen bürokratischen Resümee für 2017“ und betonen er- gegenüber Frauen vor der vermeint- Prozessen verbunden. neut die Wichtigkeit des Stadtteils für lich omnipräsenten Gefahr von Über- ihre Strategie. griffen durch „Fremde“ (s. auch Kapitel Gleichzeitig hat die Anzahl der Info- zu Nordstadt). stände, kleineren Kundgebungen und In ihrer u.a. vor Schulen verteilten Aktionen, wie z.B. Flyer-Verteilen durch Jugendzeitschrift „Heute Jung“ (HJ) rechtsextreme Parteien und Strukturen schreiben sie: „Unsere Aktionen sind stark zugenommen. Aber auch als Auf- kleine Nadelstiche und der Kreativität marschgebiet für größere Demonstrati- sind nur selten Grenzen gesetzt. Ob onen wird der Dortmunder Westen ge- mit Aufklebern oder Flugblättern, ob nutzt. Dazu zählen der Aufmarsch zum mit Plakaten oder dem Banner an der 1. Mai 2017, sowie eine Demonstration nächsten Autobahnbrücke - sogar in gegen „Polizeiwillkür“ im September der Graffitikunst stößt der Widerstand 2018, bei der die Neonazis mit antise- zunehmend auf Zuspruch.”

12 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ „Von der Südtribüne in den Stadtrat“: Das 25-Punkte-Programm (2014)

Anders als bei der Europawahl lief es bei der Kommunalwahl besser: Im No- vember 2013 veröffentlichte die Par- tei „DIE RECHTE“ ein lokalpolitisches Programm: „25 Forderungen zur Dort- munder Kommunalwahl 2014“. Man muss auch in diesem Zusammenhang die Zahl der „Forderungen“ nicht für zufällig halten. Wie bei der Demonstra- tion am 31. August 2013 dürfte es sich um eine Anspielung auf das 25-Punk- te-Programm der NSDAP handeln. Dabei war man raffiniert genug, rassis­ tische, antidemokratische, geschichts-­ revisionistische und bloß populistische Parolen mit tatsächlichen oder ver- zur Wahl so an: „Die Partei hat für Dort- gekürt: Siegfried Borchardt. Die Gali- meintlichen kommunalen Problemla- mund 25 kommunale Forderungen onsfigur der rechtsextremen Szene zog gen zu verknüpfen. Die „Forderungen“ aufgestellt. Wir haben uns zum Ziel für die Partei - begleitet von internati- offenbarten den neonazistischen Kern gesetzt, mit unseren Leitlinien, den 25 onalem Medieninteresse - auch in den von „DIE RECHTE“ häufig erst auf den kommunalpolitischen Forderungen, Rat sowie die Bezirksvertretung der zweiten Blick, da einige Standardparo- den katastrophalen Zuständen, die Nordstadt ein. len – wie etwa das bei Demos skandier- jahrzehntelange SPD-Herrschaft über Zweiter auf der Reserveliste war Den- te Bekenntnis zur deutschen „Rasse“ Dortmund gebracht hat, aktiv entge- nis Giemsch, der unumstrittene Kopf oder zum „Straßenkampf“ – sich in den genzutreten!“ und Anführer des NWDO, Organisator, „Forderungen“ so offen nicht wieder Personell ist die Kontinuität zwischen Leiter und Redner zahlreicher Demons- fanden. Bei der Forderung „Ausländer dem „Nationalen Widerstand Dort- trationen. Giemsch sorgte auch für eine raus“ hatte sich dies erst seit dem 1. Mai mund“ und dem DR-Kreisverband enge Vernetzung von Gruppen „Auto- 2014 geändert. nicht zu übersehen. Bereits im Septem- nomer Nationalisten“ im Internet. Nach Selbst kündigte „DIE RECHTE“ ihr Pro- ber 2013 wurde in einer Mitglieder- nur zwei Sitzungen beerbte Giemsch gramm im Vorwort ihrer Internetseite versammlung der „Spitzenkandidat“ Borchardt als Ratsmitglied.

Listenplatz 1 Listenplatz 2 Listenplatz 3 Siegfried Borchardt Dennis Giemsch Michael Brück

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 13 Frauen) gefunden. Außerdem wollte die Partei mit einer elfköpfigen Reser- veliste (nur Männer) und bei der Wahl der Bezirksvertretungen in Scharn- horst, Eving, Huckarde, Lütgendort- mund, Mengede, Innenstadt-West mit jeweils zwei und in der Nordstadt sogar mit drei Listenkandidaten (ebenfalls nur Männer) antreten.

Die Schwerpunkte waren bereits im Forderungskatalog der Partei „DIE RECHTE“ zur Kommunalwahl ersicht- lich. Eindeutig im Mittelpunkt steht da- bei der Themenbereich Zuwanderung, insbesondere vor dem Hintergrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der Europäischen Union. Dies hatten sie bereits mit als sogenannte „Mahn- wachen“ bezeichneten Infoständen – Michael Brück stand auf Platz 3 der war 2017 kommissarischer Bundesvor- unter anderem vor der Arbeitsagentur Liste. Er tritt als Redner und Anmelder sitzender der Partei. – und bei ihrem Aufmarsch am Tag der von Veranstaltungen auf und leitet Arbeit 2014 deutlich gemacht. den „Antisem.it“-Versand und ist mitt- Daniel Grebe, Platz 5 auf der Liste, lerweile einer der führenden Köpfe hat sich wie Brück erst in den letzten Wo immer sich die Möglichkeit bot und der Partei. 2018 wurde er mit Sascha Jahren in der lokalen Szene in den bietet, spielt sich „DIE RECHTE“ zudem Krolzig Co-Bundesvorsitzender der Vordergrund gespielt. Bei lokalen und als Fürsprecher „deutscher“ Familien Partei. Heute ist der Vize-Vorsitzender regionalen Veranstaltungen trat er bis und insbesondere „deutscher“ Kinder und Bundesgeschäftsführer der Partei. zu seiner 22-monatigen Haftstrafe - er auf. Fortgesetzt wurden und werden Nach dem Rückzug von Giemsch sitzt hatte am Abend der Kommunalwahl die Aktionen gegen demokratisch ge- Brück seit drei Jahren im Rat der Stadt im Mai 2014 einem Ratsvertreter der Pi- sonnene BürgerInnen, PolitikerInnen Dortmund. ratenpartei eine Bierfalsche ins Gesicht und Parteien. Nicht unterschätzt wer- geworfen - als Redner auf. Wegen der den dürfen schließlich – insbesonde- Christoph Drewer, der Vierte auf der Haftstrafe legte er auch sein Mandat als re in einer Stadt wie Dortmund – die Liste der Kandidaten, gehörte eben- Bezirksvertreter in Scharnhorst nieder. Versuche, sich des Themas Fußball zu falls zur Führungsriege des „Nationalen bemächtigen. Die Kandidaten woll- Widerstands“. Bei Demos tritt er als Or- Die Partei hatte Kandidaten für alle 40 ten bei den meisten Themen im Wahl- ganisator, Redner und Ordner auf und Stadtrats-Wahlbezirke (36 Männer, vier programm offenbar bewusst abstrakt bleiben, um sich bei den vielen inhaltli- chen Fragen keine Blöße zu geben.

Deutlich wird das bei den Forderungen: Das Programm ist dünn. Es bestand über Monate nur aus Schlagworten und populistischen Parolen. Konkrete Lösungsvorschläge für benannte Pro- bleme – oder gar Finanzierungsvor- schläge – wurden, wenn überhaupt, erst nach und nach genannt. Wie sol- che Forderungen umgesetzt werden können, ob sie verfassungsrechtlich oder kommunal überhaupt realisierbar sind oder welche Auswirkungen sie im Detail hätten, darüber sollten sich an- scheinend andere Gedanken machen.

14 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Viel Aufsehen und Lärm – aber kein Wahlerfolg für „DIE RECHTE“ und die anderen Parteien „Rechtsaußen“

Bei den Kommunalwahlen in Nord- rhein-Westfalen im Mai 2014 konnten die rechtsextremistischen Parteien bis auf die NPD geringfügig hinzugewin- nen. Thematisch konzentrieren sich alle rechtsextremistischen Parteien auf die Diffamierung von Muslimen, Asylbewerbern sowie Sinti und Roma. Rechtsextremisten beteiligten sich an den HoGeSa- und PEGIDA-Veranstal- tungen in Nordrhein-Westfalen und steuern diese sogar zum Teil. schwankt. Dabei ist die NPD auf die vertretungen verbesserte, blieben die Die anhaltende Führungskrise der NPD Unterstützung der Neonazis gerade Ergebnisse bei den Wahlen weit hinter und der damit verbundene Richtungs- bei Wahlkämpfen zwingend angewie- den eigenen Ansprüchen zurück. Auch streit lähmten die Partei weitgehend. sen. Zudem nimmt die Konkurrenz die anhaltenden internen, überwie- Zudem verunsicherte das schwebende im rechtsextremistischen Parteienla- gend persönlichen Konflikte lähmen Parteiverbotsverfahren Teile der Par- ger in Nordrhein-Westfalen zu, was die Partei. tei. 2014 verzeichnete die NPD eine die ­Erringung von Mandaten und die Zahlreiche Parteiaustritte und die man- weitere Stagnation bei der Mitgliede- Überwindung der jeweiligen Hürden gelnde Mobilisierbarkeit der eigenen rentwicklung. Bei den aktiven Kreisver- für die staatliche Parteienfinanzierung Anhänger hemmen die Handlungsfä- bänden ist die Zahl weiter rückläufig. erschwert. Während die NPD vor rund fünf Jahren higkeit. Alle diese Gründe haben dazu über fast 30 Kreisverbände verfügte, Die Pro-Bewegung setzte ihre diffamie- beigetragen, dass der langjährige sind es aktuell weniger als 20. renden Kampagnen gegen Minderhei- Versuch der Bildung einer Allianz von ten im Kommunal- und Europawahl- ideologisch ähnlichen Organisationen Hinzu kommt das ambivalente Ver- kampf fort. Obschon Pro NRW sich bei auf Bundesebene unter der Führung hältnis zur Neonazi-Szene, welches den Kommunalwahlen 2014 von 45 auf von Pro NRW gescheitert ist. zwischen Kooperation und Konflikt 65 Mandate in den Räten und Bezirks- Der Landesverband Nordrhein-Westfa- len der Partei „DIE RECHTE“ dominiert innerhalb der Gesamtpartei inhaltlich, personell und durch seine Vielzahl an Aktivitäten. Seine aktiven Kreisverbän- de stellten sowohl in ideologischer und personeller Hinsicht als auch bezüg- lich seiner Aktivitäten eine Weiterfüh- rung der verbotenen Kameradschaf- ten dar, betont der Verfassungsschutz NRW. Dies gelte insbesondere für den hoch-aktiven Dortmunder Kreisver- band, der sich im Laufe des Jahres 2014 stetig aggressiver zeigte. Dies äußerte sich in Einschüchterungsversuchen Listenplatz 4 Listenplatz 5 von Bürgern, Journalisten, Beamten Christoph Drewer Daniel Grebe und Politikern.

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 15 16 Grafik/copyright: LOTTA – antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen Auseinandersetzung mitderPartei „DIE RECHTE“ Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 17 Der Wahlabend und der „Rathaussturm“

Die pseudo-demokratische Maske ist Nicht, weil sie demokratisch gewählten NSDAP während der Weimarer Repu- gefallen – am 25. Mai 2014 zeigten Volksvertretern den Zutritt verwehren blik und spielte bis 1934 als Ordner- die Neonazis in Dortmund wieder ihr wollten, sondern aus echter Sorge. Der truppe eine entscheidende Rolle beim wahres Gesicht: Die Dortmunder Füh- martialische Aufmarsch beängstigte Aufstieg der Nationalsozialisten, indem rungsspitze der Partei „DIE RECHTE“ nicht nur viele Demokraten, sondern sie deren Versammlungen vor Grup- versuchte am späten Wahlabend, unter vor allem viele Migranten, die unter pen politischer Gegner mit Gewalt ab- Führung ihres Spitzenkandidaten Sieg- anderem auf Einladung des Integra­ schirmte bzw. gegnerische Veranstal- fried Borchardt und des gesamten frü- tionsrates den Abend im Rathaus ver- tungen massiv behinderte. heren Führungskaders des verbotenen brachten. Viele von ihnen flohen in die Nationalen Widerstands Dortmund, ins oberen Etagen des Rathauses. Die erste Ordnertruppe der NSDAP Rathaus zu gelangen. wurde im Januar 1920 als Saalschutz Einige Migranten – vor allem Man- zunehmend in Saalschlachten einge- Sie kamen allerdings nicht wie die an- datsträger – reihten sich aber vor dem setzt. Aus diesem Saalschutz entwi- deren Rathausbesucher, sondern mar- Rathaus in die Menschenkette ein, um ckelte sich über mehrere Schritte die schierten in geschlossener Formation, die gewaltbereiten und gewalttätigen spätere Sturmabteilung (kurz SA) als uniformiert in gelben Hemden, vor Neonazis am Eindringen zu hindern. reine Schlägertruppe für provozierte das Rathaus. Zuvor hatte Borchardt bei Sie wurden beschimpft und auch kör- Zusammenstöße mit linksgerichteten Facebook ein Foto gepostet, dass man perlich attackiert. Parteien (vor allem der KPD), die viel- „mit einem Schlag ins Rathaus“ einzie- Das passt zum Selbstverständnis von fach in brutale Straßenkämpfe ausar- hen wolle. Siegfried Borchardt: Der Neonazi, der teten. in den Medien immer den Spitznamen Das mit den Schlägen konnte man Die Attacke der Neonazis am Wahla- „SS-Siggi“ trägt, betonte nach seiner durchaus wörtlich verstehen: Mit Fla- bend war ein Angriff auf die Stadtge- Wahl in Interviews, dass er sich ja selbst schen und Pfefferspray gingen die Kan- sellschaft – und die zeigte sehr deutlich lieber „SA-Siggi“ nennen würde – dies didaten für Rat und Bezirksvertretun- Zivilcourage. Fraktionsübergreifend passe einfach besser zu ihm. gen auf die Demokraten los, die sich stellten sich die Politiker, Bürger und ihnen mit Banner und Trillerpfeifen in Die Sturmabteilung (SA) war die pa- Antifaschisten dem Nazimob entge- den Weg stellten. ramilitärische Kampforganisation der gen. Dabei trugen einige Demokraten

18 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Verletzungen davon, die von Sanitä- tern behandelt werden mussten. Trotz Flaschenwürfen und Reizgas-Attacken gelang es den Neonazis nicht, das Rat- haus zu betreten. Insofern setzte die Stadtgesellschaft ein wehrhaftes Zei- chen.

Vor Ort zeigte sich nur der Spitzenkan- didat der Partei „DIE RECHTE“ relativ gelassen. Er drehte sich Zigaretten, während seine zumeist deutlich jünge- Grebe, Bezirksvertreter der Partei „Die die Verletzungsabsicht – abgestritten, ren Mitstreiter in Auseinandersetzun- Rechte“ in der BV Scharnhorst, musste als auch, dass es seine Flasche ge- gen gingen oder erfolglos versuchten, wegen eines Flaschenwurfs, mit dem er wesen sei, die Gebel getroffen habe. ein Banner der Grünen auf dem Frie- einen Ratsvertreter der Piraten im Ge- Allerdings folgte das Gericht dieser densplatz zu verbrennen. sicht verletzte, sogar in Haft. Das Land- Einlassung nicht. Auch habe es trotz gericht Dortmund bestätigte im März der aufgeladenen Situation in diesem Die Neonazis skandierten mehrfach 2016 das Urteil des Amtsgerichtes. Moment keine Notwehrsituation gege- „Ausländer raus“ und andere volks- Dieses hatte im Herbst 2015 eine Ge- ben. verhetzende Parolen. Dann stimmten samtstrafe von 22 Monaten Haft ohne sie sogar unter den Augen und Ohren Daher bekam er eine Freiheitsstrafe Bewährung gebildet. der Anwesenden die erste Strophe des von einem Jahr, die mit einer früheren Deutschlandliedes an. Dagegen hatten sowohl Grebe als auch zur Bewährung ausgesetzten Verurtei- die Staatsanwaltschaft Berufung einge- lung des Amtsgerichts Dresden zu ei- Selbst der polizeiliche Staatsschutz legt. Während der Neonazi einen Frei- ner Gesamtstrafe von einem Jahr und war von der gezeigten Aggressivität spruch forderte, forderte der Staats- vier Monaten ohne Bewährung gebün- der Neonazis überrascht. Denn die anwalt sogar 28 Monate Haft. Dem delt wurde. Hinzu kamen noch sechs Aktivisten von „DIE RECHTE“ hatten in 26-jährigen Jura-Studenten wurden Monate Haft ohne Bewährung für ei- den vergangenen Monaten peinlich gleich mehrere Taten vorgeworfen. Am nen Böllerwurf gegen Polizeibeamte genau darauf geachtet, möglichst kei- schwerwiegendsten war hierbei eine in der Silvesternacht 2014/15 auf dem ne Straftaten zu begehen, um dem Ruf Auseinandersetzung am Wahlabend Wilhelmplatz in Dorstfeld. So musste er der Partei nicht zu schaden. „Sie sind vor dem Dortmunder Rathaus. Hier sah eine 22-monatige Haftstrafe antreten – noch nicht mal bei Rot über die Stra- es das Gericht als zweifelsfrei erwiesen seit Herbst 2018 ist er wieder auf freiem ße gegangen“, spotteten Kenner der an, dass Grebe dem neu gewählten Fuß. Szene vor dem 1. Mai. Diese Maske ist Ratsmitglied der Piraten, Christian Ge- nun endgültig gefallen. Der aufgestau- Sein Nachfolger in der Bezirksvertre- bel, aus nächster Nähe und „mit voller te Druck der Neonazis entlud sich nun tung Scharnhorst wurde ebenfalls Wucht“ im „Stil eines Handballers“ die auf dem Friedensplatz – der an die- wegen mehrerer Delikte angeklagt: Flasche ins Gesicht geworfen hat. sem Abend seinem Namen keine Ehre Neonazi André Penczek hatte u.a. machte. Gebel erlitt dabei eine Rissquetschwun- am Wahlabend als auch bei einer Bür- de am Auge. „Es war ein glücklicher gerversammlung in Eving Journalisten Sieben Verfahren Zufall, dass nicht noch weit schwer- und Polizisten attackiert und dafür gegen Neonazis wiegendere Verletzungen eingetreten unterschiedliche Strafen eingefahren. Es gab Ermittlungsverfahren gegen 23 sind“, machte die Staatsanwaltschaft Zudem hatte der damals Arbeitslose Neonazis, die anschließend in sieben deutlich. Dies wäre dann eine schwe- wegen Widerstandes gegen Vollstre- Verfahren mündeten. Neonazi Daniel re Körperverletzung gewesen. Es habe ckungsbeamte in der Nordstadt eine ein ganz enormes Verletzungsrisiko erneute Geldstrafe von 60 Tagessätzen bestanden, indem er Gebel die Flasche kassiert. mit voller Wucht ins Gesicht warf. Da- Neonazi-Kader Dietrich S., der am her stelle dies eine gefährliche Körper- Wahlabend vor dem Rathaus mit ei- verletzung dar und er fordere daher nem Faustschlag die damalige grüne eine ganz erhebliche Freiheitsstrafe. Landtagsabgeordnete Daniela Schne- Grebe selbst hatte bereits vor dem ckenburger niedergestreckt hatte, ak- Amtsgericht den Flaschenwurf einge- zeptierte nach einigem Hin und Her räumt, aber sowohl den Vorsatz – also einen Strafbefehl wegen vorsätzlicher

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 19 nur gestreift und keinen „Volltreffer“ gelandet habe. Allerdings war die Pira- tenpolitikerin bereits Sekunden zuvor von einem zweiten Neonazi, Torben V., attackiert und ebenfalls ins Gesicht geschlagen worden. Er hatte Reigl an der Schläfe getroffen – sie war orientie- rungslos und konnte auch auf dem Ohr nicht hören.

In dieser Situation holte Lukas B. zu sei- nem Angriff aus und traf auf dieselbe Stelle. Daher kann nicht zweifelsfrei ge- klärt werden, ob das ärztlich attestierte Hämatom, die Kopfschmerzen sowie die vorübergehende Taubheit vom ers- Körperverletzung. Der Aktivist der Par- Leistungserschleichung, Hausfriedens- ten oder zweiten Schlag herrührten. tei „Die Rechte“ akzeptierte letztend- bruchs, Beleidigung und Verstößen ge- Dies musste beim Strafmaß berück- lich die Geldstrafe von 1350 Euro (90 gen das Versammlungsgesetz. sichtigt werden. Tagessätze zu je 15 Euro). Das Gericht sah es als erwiesen an, In einem weiteren Verfahren stand Das Pikante: Dieses Verfahren hatte dass der Neonazi die Politikerin „gezielt Neonazi Patrick B. wegen Körperver- die Staatsanwaltschaft zunächst ein- und mit voller Absicht geschlagen hat“, letzung und Nötigung vor Gericht. Er gestellt, weil sie von einer Notwehr- machte Richterin Martina Naujoks in hatte am Wahlabend einen Kamera- handlung des Neonazis überzeugt war, der Urteilsbegründung deutlich. „Der mann angegangen, ihn zu Boden ge- bei der die heutige Schuldezernentin Schlag hat sie unvorbereitet getroffen drückt, dadurch am Filmen gehindert der Stadt Dortmund in die Schusslinie und sie konnte keine Abwehrmaßnah- und außerdem beschimpft. Dabei zog geraten war. Allerdings wurde diese men ergreifen.“ Die Richterin war zu- sich der Kameramann leichte Verlet- Einschätzung später von der Staatsan- dem davon überzeugt, dass der Schlag zungen zu. Außerdem hatte der Me- waltschaft revidiert und das Verfahren – andere als von Verteidiger André dienvertreter einen Tritt ins Gesicht erneut eröffnet. Sie erließ einen Straf- ­Picker dargestellt, Nadja Reigl nicht bekommen. Allerdings fanden sich für befehl, den Dietrich S. zunächst nicht nur gestreift, „sondern ganz schön weh den Tritt keine Beweise oder Zeugen akzeptieren wollte, sodass er Einspruch getan“ habe. Entscheidend waren hier- – sechs Zeuginnen und Zeugen hatte einlegte. Doch zur Hauptverhandlung für Videobeweise, die die Tat eindeutig das das Schöffengericht geladen. Da- kam es nicht, nachdem der Aktivist zeigten, wie auch Staatsanwalt Ludger her wurde der von Rechtsanwalt André der rechtsextremen Splitterpartei „Die Strunk unterstrich. Picker vertretene Neonazi „nur“ wegen Rechte“ seinen Einspruch zurückzog. vorsätzlicher Körperverletzung und Sie zeigten eindeutig eine „tumultarti- versuchter Nötigung verurteilt. Auch der bekannte Neonazi Lukas B. ge Szene“ vor dem Rathaus-Eingang. musste sich wegen eines Faustschlags Der Angeklagte hielt sich dabei – mit „Ein Tritt hätte sie völlig zurecht juris- gegen die Piraten-Vorsitzende und einer als Keule gehaltenen Sektflasche tisch in eine völlig andere Preiskate- Ratsfrau Nadja Reigl vor Gericht ver- und dem von den Grünen geklauten gorie gehoben“, machte der Richter antworten. Dabei entging er knapp Banner – im Hintergrund, wartete auf deutlich. Dann wäre auch eine Frei- einer weiteren Freiheitsstrafe wegen eine Lücke zwischen seinen Kamera- heitsstrafe in Betracht gekommen. Körperverletzung. Das Amtsgericht den, schnellte hervor, schlug gezielt Doch so kam der Angeklagte deutlich Dortmund verurteilte ihn zu einer zu und zog sich dann sofort wieder zu- „preiswerter“ weg: 80 Tagessätze á Geldstrafe von 90 Tagessätzen von je rück. Ein Zeuge wertete dies als feiges zehn Euro lautete das Urteil. Staatsan- Zivilcourage 30 Euro sowie der Zahlung von 350 Anpirschen – er schlug die Frau von walt Volker Bittner hatte 25 Euro Ta- Euro Schmerzensgeld. hinten. gessatz gefordert. Er wertete die Tat als „Angriff auf die Pressefreiheit“. Es war bereits die zwölfte (!) Verurtei- „Es kann keinen Zweifel geben, dass lung, die der damals 26-Jährige in den der Tatbestand der Körperverletzung Der wegen Beleidigung und Bedro- acht vorangegangenen Jahren kas- erfüllt ist – und nicht in Form eines hung vorbestrafte Neonazi aus Dorst- siert hatte – darunter wegen gefährli- leichten Wischers“, so Strunk. Er regier- feld, ein Bauhelfer mit abgebrochener cher Körperverletzung, schwerem und te damit auf die Darstellung der Vertei- Gebäudereinigerausbildung, stand mehrfachem Diebstahl, mehrfacher digung, dass sein Mandant die Piratin zuletzt beim Hirsch-Q-Verfahren vor

20 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Gericht. Allerdings war zum Zeitpunkt dieser Verhandlung das Urteil gegen ihn noch immer nicht rechtskräftig und konnte deshalb nicht berücksichtigt werden. Daher konnte das Schöffen- gericht nur zwei ältere Verurteilungen berücksichtigen. Die Jugendstrafen spielen ebenfalls keine Rolle mehr.

14 Nötigungsverfahren Nach 3,5 Jahren klappten Polizei und Justiz nach dem Kapitel „Rathaus- sturm“ im November 2017 nun auch das Kapitel „Rathaus-Blockade“ zu. Ins- gesamt gegen 65 Menschen aus dem Justiz auf der anderen Seite geführt entschied, dass das Verfahren gegen bürgerlichen oder linken Lager. Gegen hatte. Auch das Amtsgericht hatte sich die sogenannten „Rathaus-Blockierer“ 45 „Rathausblockierer“ gab es keinen nicht gerade um das Verfahren geris- nun doch vor dem Amtsgericht ge- hinreichenden Tatverdacht. Gegen sen und zunächst die Eröffnung ab- führt werden müsse. Dazu kam es al- eine große Gruppe ging das Verfah- gelehnt. Der zuständige Amtsrichter lerdings nicht mehr – die Betroffenen ren als Beschuldigte jedoch weiter: 14 machte in seinem 17-seitigen Schrei- stimmten den erlassenen Strafbefeh- Strafbefehle wurden wegen gemein- ben deutlich, dass ein Verfahren mit len zu. Darunter war auch die damalige schaftlicher Nötigung, zwei wegen 14 Angeschuldigten und bis zu 14 Ver- Vorsitzende der Dortmunder Piraten, versuchter Körperverletzung und zwei teidigern erheblich vom üblichen Um- Nadja Reigl. Ihr Anwalt, der frühere wegen Beleidigung erlassen. fang abweiche. Linken-Fraktionschef im Bundestag, Dr. Gregor Gysi, betonte bereits 2016 Die Staatsanwaltschaft hatte bereits Denn das Amtsgericht sah eine gegenüber seiner Mandantin, dass die 2016 den 14 DemokratInnen und An- „schwierige Sach- und Rechtslage“ Anklage wohl selber nicht geglaubt tifaschistInnen, die der gemeinschaft- und befürchtete einen großen Zeit- habe, eine Verurteilung zu erzielen. lichen Nötigung beschuldigt wurden, aufwand durch die Auswertung des die Einstellung des Verfahrens ange- umfangreichen Videomaterials und die Dies werde dadurch deutlich, dass sie boten. Wenn überhaupt, sei die Schuld Vernehmung von mehreren Dutzend sowohl auf die Kostenübernahme und gering. Außerdem räumte seinerzeit Zeugen. Zudem scheute das Amtsge- die Schuldfreiheit pochten, so Gysi zu auch die Staatsanwaltschaft ein, dass richt die zu erwartende überregionale der Dortmunder Politikerin. „Sie hätten „nach der Gesamtwürdigung von Tat Aufmerksamkeit und die politische Di- von Anfang an die Verfahren einstellen und Persönlichkeit der Täter besondere mension des Verfahrens und sah daher müssen. Es ist peinlich, dass die dafür Umstände vorliegen, die eine Verhän- das Landgericht in der Pflicht. Dagegen zwei Jahre gebraucht haben“, beton- gung von Strafe entbehrlich machen.“ legte die Staatsanwaltschaft jedoch er- te Reigl seinerzeit. Sie selbst war auch folgreich Beschwerde ein. Zeugin und Geschädigte in einem Ver- Denn teilweise wurden die der Nö- fahren gegen einen Neonazi, der sie tigung Beschuldigten von Neonazis Im Oktober 2015 kam der „Schwarze vor der Rathaustür ins Gesicht geschla- auch körperlich verletzt – es gab ent- Peter“ daher zurück: Das Landgericht gen hatte. sprechende Verurteilungen wegen Faustschlag bzw. Flaschenwurf. Die „BlockiererInnen“ bekamen daher das Angebot, dass auch die Kosten des ZivilcourageVerfahrens sowie die den Beschuldig- ten durch das Verfahren entstandenen Ausgaben durch die Staatskasse über- nommen werden.

Durch die Einstellung des Verfahrens geht eine unendliche Geschichte zu Ende, die in der Stadt zu erheblichen Spannungen zwischen der Stadtge- sellschaft auf der einen und Polizei und

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 21 Geldquelle „Ratsgruppe“: NPD und „DIE RECHTE“ sind in Dortmund plötzlich „ziemlich beste Freunde“

Beim Geld hört bei den meisten Men- schaffen könnten, die Sitzordnung im Dortmund verurteilte Thieme Anfang schen die Freundschaft auf. Bei NPD Rat so zu ändern, dass sie nebeneinan- Februar 2011 wegen Körperverletzung und der Partei „DIE RECHTE“ ist das an- der sitzen können. „Das wäre doch bes- zu einer Geldstrafe von 1.200 Euro. Am ders: Da fängt sie offensichtlich beim ser – Du hast mehr Erfahrung“, schmei- Tag vor der Kommunalwahl im August Geld gerade erst an. Bei der konstitu- chelte Borchardt dem NPD-Mann. 2009, so befand das Gericht, habe er ierenden Sitzung des Rates der Stadt Äußerlich könnten sie kaum unter- einem Neonazi-Gegner im Hauptbahn- Dortmund im Juni 2014 zeichnete schiedlicher sein: Nicht altersmäßig, hof einen Faustschlag versetzt. Das sich schon eine Gruppenbildung ab – aber optisch – Thieme im Anzug mit Landgericht bestätigte das Urteil im sie wurde bei der Juli-Sitzung offiziell Krawatte, daneben der tätowierte März 2012. Borchardt ist sogar mehr- durch beide Ratsvertreter angekün- Borussenfront-Aktivist mit seinem To- fach vorbestraft. digt. tenkopf-Gehstock. Doch Thieme und Kommunalwahl als Borchardt haben inhaltlich viele üble Freundschaftlich begrüßten sich Sieg- Machtkampf fried „SS-Siggi“ Borchardt („DIE RECH- Gemeinsamkeiten: Beide argumen- TE“) und NPD-Ratsherr Axel Thieme tieren zum Beispiel ständig rassistisch Die gewünschte Änderung der Sitzord- bei der konstituierenden Ratssitzung. und ausländerfeindlich. nung zu Gunsten der beiden rechts- Gemeinsam brüteten sie – umringt von Auch Thieme ist – wie Borchardt – gerne extremen Mitglieder von der Rats- Kameras – über dem Sitzplan, wie sie es mal ein Mann der Tat: Das Amtsgericht mehrheit zunächst verhindert. Doch

22 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ gemeinsam läuten sie damit eine nicht ausgesprochene Zusammenarbeit an. Für viele Außenstehende eine Über- raschung: Denn im Wahlkampf hatten sich beide Parteien noch bekriegt – der damalige NPD-Kreisvorsitzende und Ratsmitglied Matthias Wächter war für „DIE RECHTE“ beinahe schon „Staats- feind Nummer 1“.

Für Borchardt & Co. war der Kommu- nalwahlkampf in Dortmund auch ein Machtkampf innerhalb der rechtsex­ tremen Splitterparteien. „DIE RECHTE“ und die NPD waren vor Ort tief zerstrit- ten. Dabei ging es nicht nur darum, dass DR und NPD um Wählerstimmen konkurrierten – und damit letztlich Axel Thieme (rechts) und Siegfried Borchardt (noch weiter rechts)

info Gruppenbildung gerichtlich durchgesetzt

Nach kritischer Prüfung durch die Verwaltung hatte In ihrem Beschluss machten die Oberverwaltungsrich- der Rat der Stadt den beiden rechten Ratsmitgliedern ter deutlich, dass von gemeinsamen Zielen und einer den Gruppenstatus zunächst abgesprochen. Brück Zusammenarbeit sehr wohl auszugehen sei. Ausein- hatte Giemsch im Frühjahr 2015 „beerbt“ – der dritte andersetzungen während des Wahlkampfs seien zu Wechsel in nur neun Monaten. Dies sprach nicht ge- vernachlässigen. Viel stärker zu gewichtigen seien die rade für eine kontinuierliche Ratsarbeit bei der Partei gemeinsame Anfragen. „Die Rechte“. Die Richter nahmen sogar Bezug auf den Verfassungs- Denn auch in den Bezirksvertretungen gab es Wechsel schutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen: Darin – so war Martin Kalfak (BV Mengede) zurückgetreten. werde konstatiert, dass „deren politische Ideologie Sein Mandat hat im Juni 2015 Thorsten Balzer über- und Programmatik in erster Linie durch Fremden- nommen. In Scharnhorst wechselte das Mandat haft- feindlichkeit und Rassismus bestimmt“. Dies sehen sie bedingt von Daniel Grebe zu André Penczek, der sich als ein Argument für deren gemeinsames Wirken und aber so gut wie nie blicken lässt. Siegfried Borchardt damit auch für die Gruppenfähigkeit an. konnte - obwohl er von der Nordstadt nach Dorstfeld Klar ist, dass die beiden Ratsmitglieder durch den umgezogen ist - sein Sitz in der Bezirksvertretung In- Gruppenstatus auch weitergehende Rechte bekamen. nenstadt-Nord behalten. Der Grund: Er hatte auch für So standen ihnen damit auch Sitze in Ausschüssen zu. den Rat kandidiert. Dann muss man nicht im Bereich Außerdem durften sie von nun an nebeneinander sit- „seiner“ BV wohnen. zen, was der Rat mehrfach verhindert hatte. Am Geldsegen ändern diese personellen Verände- Doch entscheidender Faktor ist aber das Geld: Denn der rungen nichts: Die NPD und die Partei „Die Rechte“ zweiköpfigen Gruppe stehen rund 42.000 Euro im Jahr hatten mit ihrer Gruppenbildung letztendlich Erfolg. für Personal- und Sachkosten zu. Das sind zwei Drittel Die Stadt Dortmund musste sie schließlich doch als der Mittel, die der kleinsten Ratsfraktion – in Dortmund Ratsgruppe anerkennen. Das Oberverwaltungsge- ist das die drei Ratsvertreter starke AfD – zustehen. Auch richt Münster hatte im Februar 2016 dem Eilantrag der Räume stünden ihnen zu. Doch dazu kam es nicht – er- beiden Parteien stattgegeben und die anderslauten- satzweise bekamen NPD und „Die Rechte“ Geld dafür. de Entscheidung des Verwaltungsgerichts aus dem Rund 45.000 Euro pro Jahr fließen seitdem aus Steuer- Dezember 2015 aufgehoben. mitteln für die „Ratsarbeit“ nach Dorstfeld.

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 23 Der erste Antrag auf Gruppenbildung Axel Thieme und dem damaligen aus dem Juli 2014 war allerdings hin- Gruppengeschäftsführer Timo Pradel fällig – Borchardt hatte ja sein Mandat zu Siegfried Borchardt in den Ratssaal nach nur zwei Ratssitzungen zu Ende gekommen war. „Getrennt marschie- Juli niedergelegt. Daher mussten die ren, vereint zuschlagen“ kommentierte Parteien im Oktober 2014 – nach dem Cremer auf Facebook „Vorausgegan- Einzug von Dennis Giemsch – einen gen seien einige parteiinterne und neuen Antrag stellen. parteiübergreifende Gespräche, in de- nen der Rahmen zu beidseitiger Zufrie- Kritik an der denheit abgesteckt werden konnte.“ Cremer wurde später auch Gruppen- Zusammenarbeit geschäftsführer im Rat der Stadt Dort- mund. Michael Brück und Axel Thieme Allerdings gab es im rechtsextremen Lager auch kritische Stimmen zu der Vor allem die Aktiven der Partei „Die auch um die Gelder, die Ratsgruppen Zusammenarbeit: „Nun arbeitet man Rechte“ sehen die Zusammenarbeit und -fraktionen zustehen. DR-Akti- also doch mit dieser Partei zusammen. mit der Dortmunder NPD eher prag- visten warfen dem damaligen NPD-­ Da soll sich noch mal einer über den matisch: „Vielleicht sollte klarstellend Kreisvorsitzenden Matthias Wächter Verrat der AfD am Wähler beschweren.“ hervorgehoben werden, dass sich insbesondere vor, dass er 2012 die kommentierte der User „Enttäuschter diese Zusammenarbeit auf die parla- Aufnahme einiger führender Vertre- Wähler“ auf der „Nachrichten“-Seite der mentarische Arbeit bezieht. Außerpar- ter des NWDO in die NPD verhindert Partei. Und der User „Aktoris“ schrieb: lamentarisch fährt ,DIE RECHTE’ ihren habe. „Vor der Wahl wurde immer versichert, nicht mit der NPD Dortmund zusam- Kurs ebenso unbeirrt fort, wie auch in Allerdings war Wächter nach der erfolg- menzuarbeiten. Ob man bei der kom- den vier Bezirksvertretungen“, versucht losen Wahl nach Mallorca „ausgewan- menden Wahl wieder sein Kreuz bei Michael Brück die Gemüter zu beruhi- dert“, wo er in der Kneipe des früheren ,den Rechten’ macht bleibt fraglich, ich gen. „An unseren politischen Forderun- NPD-Bundesvorsitzenden Holger Ap- und meine Familie werden es jeden- gen und unserem Auftreten wird sich fel arbeitete. Sein Ratsmandat hatte falls definitiv nicht tun.“ nichts, aber auch überhaupt nichts, Wächter verloren, die NPD kam nur ändern, versprochen.“ kommentierte noch auf einen Sitz – mit 1.827 Stim- Andere Töne schlägt da natürlich der Brück – im Wahlkampf noch Platz 3 der men erreichten sie 0,9 Prozent. „Die NPD-Landesvorsitzende Claus Cremer DR-Ratsliste und Betreiber des „anti- Rechte“ erreichte 2.101 Stimmen, was an, der schon bei der konstituieren- sem.it“-Versands (heute Patrioten-Pro- 1,0 Prozent der Stimmen entspricht. den Sitzung mit NPD-Ratsmitglied paganda).

Die zweiköpfige Gruppe der NPD im Stadtparlament eröffnete der stark ver- schuldeten Partei in der vergangenen Dennis Giemsch Wahlperiode auch finanziell ganz neue (rechts) mit Möglichkeiten: Die Arbeit des Duos Axel Thieme wurde mit jährlich mehr als 40.000 Euro aus städtischen Mitteln bezuschusst.

Daran wollen die beiden Parteien nun offensichtlich anknüpfen – Borchardt und Thieme hatten den Antrag auf Gruppenbildung gestellt. Während sie bei den ersten Anträgen und Vorlagen offensichtlich aus Prinzip gegen die anderen Parteien stimmten, enthielten sie sich bei der Entscheidung über die Höhe der Fraktionsmittel demonstrativ der Stimme. Wenn es ums Geld geht, arbeiten „DIE RECHTE“ und die NPD of- fensichtlich gerne zusammen.

24 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Ehemaliger AfD-Kreissprecher läuft zu den Neonazis über

Bernd Schreyner, ehemaliger Sprecher ausschlussverfahren zugeführt. Herr wahl 2020 für seine neue Partei am des AfD-Kreisverbandes Dortmund – er Schreyner kam von der CDU zur AfD, äußeren rechten Rand mitmischen zu wurde im Januar 2018 abgewählt – ist wo seine mutmaßlich herbeigesehnte können. Ende 2018 der Neonazi-Splitterpartei Parteikarriere ein schnelles Ende fand“, Nach eigenen Angaben soll die Partei „Die Rechte“ bei und aus der AfD aus- hatte Matthias Helferich, Mitglied des in Dortmund mittlerweile auf etwa 150 getreten. Er kam damit einem Partei- Landesvorstandes der AfD NRW, noch Mitglieder angewachsen sein. Die Neo- ausschlussverfahren zuvor. am Abend der Demo via Facebook mit- nazi-Splitterpartei erhofft sich nach ei- geteilt. Nachdem er sich nach eigener Aussa- gener Aussage durch Schreyner „eine ge „massiven Anfeindungen und Ver- Die Mitglieder der Dortmunder AfD wichtige Bindefunktion zwischen dem leumdungen seiner eigenen Partei“ hätten die Eröffnung eines Parteiaus- eher gemäßigten Flügel, sowie dem ausgesetzt sah, die in einem Parteiaus- schlusses gegen Herrn Schreyner be- national und sozialistisch geprägten schlussverfahren gipfeln sollten, hat reits vor wenigen Monaten mit großer Teil der Partei“. Schreyner zum Jahresende selbst die Mehrheit begrüßt, teilt er weiter mit. Konsequenzen gezogen. Vorher, noch „Die AfD lehnt eine Kooperation mit als AfD-Mitglied, trat er bei einer De- der Partei ,Die Rechte’ ab. Als freiheit- monstration der Partei „Die Rechte“ als lich-patriotische Bürgerpartei benötigt Redner auf und rechnete mit seiner al- sie weder eine Kooperation mit rand- ten Partei ab. Bernd Schreyner gehörte ständigen Altparteien wie ,Die Rechte’, dem extrem-rechten Rand der AfD um noch eine weitere Mitgliedschaft des Björn Höcke an – nach eigener Lesart Herrn Schreyner“, so der AfD-Funktio- dem „national-konservativen Flügel“. när. „Gegen Herrn Bernd Schreyner läuft „Die Rechte“ steht nach Aussage des bereits ein Parteiausschlussverfahren, AfD-Landesverbandes auf der Un- welches durch den AfD Kreisvorstand vereinbarkeitsliste der Alternative für beantragt wurde. Sein neuerliches Deutschland. Schreyner rechnet sich Fehlverhalten wird diesem Partei- nun Chancen aus, bei der Kommunal-

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 25 25-Punkte- Programm Einführung zur EU-Wahl: einer

Die neona- ne der von eingetragen wurde. Die zunehmende zistische Par- Professionalisierung ist hauptsächlich tei „Die Rechte“ um 1925 gegründeten auf den Personenkreis hinter dem KdN die beiden Bundesvorsit- SS () – seiner zurückzuführen, der aus erfahrenen zenden Sascha Krolzig und Sven Skoda persönlichen Leib-und Prügeleinheit. Protagonisten der extremen Rechten sowie Bundesgeschäftsführer Michael besteht. Die SS galt als paramilitärische Elite-Ar- Brück haben zur anstehenden Wahl mee des Dritten Reiches unter Heinrich Es sind besonders die Strukturen der des Europäischen Parlamentes am 26. Himmler und wurde selbst innerhalb militanten „Hammerskins“ zu nennen, Mai 2019 ein 25-Punkte-Programm der Wehrmacht als extrem grausam, die seit dem ersten „Kampf der Nibe- veröffentlicht. brutal und menschenverachtend be- lungen“ in die Organisation einge- In starker Anlehnung an das 25-Punk- zeichnet. Zu den Gräueltaten der SS bunden sind. Dabei ist insbesondere te-Programm der NSDAP von 1920 so- und ihrer Kollaborateure gehörten eines der führenden Mitglieder der wie den damaligen, jedoch auf Druck unter anderem die Ermordung von deutschen „Hammerskins“, Malte Re- Hitlers zurückgezogenen Program- Millionen Menschen in den Konzentra- deker aus Ludwigshafen, zu nennen, mentwurf des linken NSDAP-Flügels tionslagern sowie unzählige Kriegsver- der außerdem jährlich als Ringrichter um Gregor Strasser von 1926 bastelten brechen. fungiert. Darüber hinaus sind es die sich die Rechtsextremisten aus Dort- Dortmunder Neonazis um Alexander Zur Vorbereitung auf diese „schlag- mund ihr provokatives EU-Wahlpro- Deptolla, dessen Name sich auch als kräftige Elite-Armee“ dürfte nicht ganz gramm und machen somit ihre Ideolo- offizielles Impressum auf der KdN-In- unwesentlich das seit Jahren stattfin- gie mehr als deutlich. Sie übernahmen ternetseite findet. dende rechte Kampfsportevent „Kampf nicht nur teilweise das NSDAP-Pro- der Nibelungen“ (KdN) von Alexander gramm, dessen Hauptautor vermut- Deptolla, Mitglied des Parteivorstandes Rechter Kampfsport – lich der damalige Mitbegründer der von „Die Rechte“ aus Dortmund beitra- nicht nur in Deutschland Deutschen Arbeiterpartei (DAP) Anton gen, oder auch die des Russen Denis Das sich nicht nur in Deutschland eine Drexler war, sondern verschärften es Nikitin, dieser gilt als die Führungsfigur Neonazistische Kampfsportszene eta- zudem auch in einigen Teilen. der europäischen Kampfsport-Szene. bliert hat, zeigen die Europäischen So findet sich unter Programmpunkt 4 Sein Modelabel „White Rex“ organisiert Vernetzungen untereinander: Diese der Partei zum „Schutze des deutschen und unterstützt seit mehr als zehn Jah- sind z.B. Duh Voina (Russland), First to Heimatlandes“ die Forderung: „Söld- ren europaweit rechte Kampfveranstal­ Fight (Polen), Propatria (Griechenland), nertruppe Bundeswehr abwickeln: Für tungen. Day of Glory (Frankreich), Reconquista die Bildung eines echten Volksheeres!“ Durch die internationale Vernetzung (Ukraine) und Kampf der Nibelungen In dem Pamphlet der NSDAP unter der Rechtsextremisten entwickelte (Deutschland). Punkt 22 hieß es damals: „Wir fordern sich binnen kurzer Zeit auch der KdN Blut, Schweiß und vor allem der kame- die Abschaffung der Söldnertruppe zu einer der wichtigsten und größ- radschaftliche Zusammenhalt ist das, und die Bildung eines Volksheeres.“ ten Kampfsportveranstaltungen der was auf den Events zählt und worum rechtsextremen Szene mit mehreren es eigentlich geht. Zudem werden Se- Schlagkräfte „Elite- hundert Anhängern. Diese messen minare für die Selbstverteidigung, Armee“ gefordert dort ihre Kräfte, vernetzen sich wei- Straßenkämpfe usw. angeboten, zur ter und finanzieren die „Volksgemein- Die Neonazis gehen jedoch noch einen Vorbereitung auf Schlägereien bei De- schaft“ durch den Kauf von Merchandi- Schritt weiter und fordern neben der monstrationen und Auseinanderset- sing-Artikeln und Spenden. Wiedereinführung der Wehrpflicht und zungen mit dem politischen Gegner Bildung eines Volksheeres auch den Daher ist es auch nicht verwunderlich, und der Polizei. Aufbau einer „schlagkräftigen Elite-Ar- dass die Wort-Bildmarke beim Deut- All dies dient auch zur Vorbereitung für mee“. Das ist ganz im Stile und Sin- schen Patent- und Markenamt 2016 den von den Rechten viel beschwore-

26 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ „schlagkräftigen Elite-Armee“ und der TODESSTRAFE nen „Tag X“ und die damit verbundene sagten „Tag X“ gleich auf die Anklage- das Ende der Pressefreiheit absehbar, politische Machtübernahme. Nicht feh- bank – hierzu bedarf es der Einführung vielmehr müssten Journalisten um Le- len darf in dem Zusammenhang auch von Volksgerichten. ben und Gesundheit bangen, wenn sie nicht die Forderung der Partei „Die Ein Volksgericht besteht in der Regel in Deutschland blieben. Es sei denn, Rechte“, Deutschland wieder so herzu- aus zwei Richtern und drei Laien und sie fügen sich und berichten über die stellen, wie es zu Zeiten des National- wurde für die beschleunigte Verurtei- „Wahrheit“, welche die neuen „Macht- sozialismus gewesen ist. Dazu gehört, lung schwerer Straftaten eingerichtet. haber“ ihnen diktieren. „deutsche Siedlungsgebiete“ wieder Passend dazu wird auch gleich eine Der Journalist wäre folglich Propa­ „heim ins Reich“ zu holen“ (...) Forderung zur Bestrafung gefordert: gandist, Volkserzieher und Sprachrohr Die Macher derartiger Events schwö- Die Todesstrafe für Hoch- und Landes- der Nazis – und nicht mehr ein Be- ren ihre Anhänger und Kämpfer immer verrat, Mord und „extreme Fälle von standteil einer unabhängigen vierten wieder darauf ein, wie wichtig ein ge- Vergewaltigung und Drogenhandel“. Gewalt. Josef Goebbels sagte damals stählter, gesunder und weißer Körper Im Gegensatz zum NS-Regime, das in einer Rede im Jahre 1933 über die ist. Sie versorgen diese dementspre- die Todesstrafe zunächst für bis zu 77 Aufgaben des Reichsministeriums für chend in regelmäßigen Dosierungen Tatbestände vorsah und ab 1944 letzt- Volksaufklärung und Propaganda vor mit neuen Artikeln zur Gesunderhal- endlich für jeden Verstoß gegen das der Presse: tung und gegenseitiger Motivation des „gesunde Volksempfinden“ verhängte, „Es genügt nicht, die Menschen mit nationalen Kampfgeistes. begnügen sich die Rechtsextremisten unserem Regiment mehr oder weni- Mit Sätzen wie „Kein Sieger glaubt an aus Dortmund mit fünf Tatbeständen ger auszusöhnen, sie zu bewegen, uns den Zufall“, „Disziplin ist alles!“ und – vorerst. neutral gegenüberzustehen, sondern „Kampf ist das Weltgesetz“ sowie ei- Denn auch ihr großes Vorbild Adolf wir wollen die Menschen so lange be- nem exzessiven Germanenkult wird Hitler sagte damals schon: „Nach zehn arbeiten, bis sie uns verfallen sind, bis der zukünftige einzelne „Elite-Soldat“ Jahren Zuchthaus ist der Mensch so- sie auch ideenmäßig einsehen, daß regelmäßig bei Laune gehalten und wieso für die Volksgemeinschaft verlo- das, was sich heute in Deutschland zugleich für die Zukunft vorbereitet ren. Solchen Kerl steckt man entweder abspielt, nicht nur hingenommen wer- und vor allem zur Wehrhaftigkeit ange- in ein Konzentrationslager oder tötet den muß, sondern auch hingenommen halten. ihn. In letzter Zeit ist das letztere wich- werden kann.“ tiger, um der Abschreckung willen.“ Passend dazu hat sich um rechte Sport- Quelle: Rede vor der Presse über die ler gleich ein ganzes Sammelsurium an Daher ist es auch nicht verwunderlich, Errichtung des Reichspropagandami- Modelabels etabliert. Von Kampfsport- dass wie damals Journalisten mit ei- nisteriums (15. März 1933), in Joseph artikeln bis hin zu Büchern und CDs nem eigenen Punkt in dem Programm Goebbels, Revolution der Deutschen: wird alles angeboten, was das rechte bedacht werden. Als Beispiel führen die 14 Jahre Nationalsozialismus. Olden- Herz höher schlagen und bei den La- Rechtsextremisten u.a. die „Hetzjagden burg, 1933, S. 135-50. bels und Veranstaltern die „Kriegskas- von Chemnitz“ an und bezeichnen die- Alles in allem geht es in dem Partei- se“ klingeln lässt. se als Erfindung der Medien. Mit ande- programm um Umerziehung des Vol- ren Worten: Wer etwas veröffentlicht, kes im Geiste von 1933, gespickt mit Wiedereinführung der das nicht in das Weltbild der Neonazis Anlehnungen an die NS-Diktatur und passt, wird als ‚Lügenpresse‘ diffamiert ihre Ideologie. Einzig zu dem Punkt Todesstrafe und Bildung und soll in einem Verfahren „abgeur- von Volksgerichten bezüglich der Juden haben sich die teilt“ und bestraft werden. Dortmunder Rechtsextremisten der Nach Ansichten der Partei „Die Rechte“ Wie diese Strafe nach dem „Tag X“ aus- Partei „Die Rechte“, im Gegensatz zu müssen alle Politiker (im Programm fällt, hat nicht nur die Vergangenheit, dem NSDAP-Programm von 1920, in „Herrschende“ genannt) aus Berlin, sondern auch die Gegenwart unzähli- ihrem Parteiprogramm (noch) nicht Brüssel und Straßburg nach dem be- ge Male gezeigt. Damit wäre nicht nur geäußert. Text: Marcus Arndt

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 27 Überfremdungsnarrative – ­Angsträume und Nordstadt

se sich das „deutsche Volk“ schützen, dele. Für die Neonazis sind Geflüchte- um selbiges der eigenen, rassistischen te und Zugewanderte kaum mehr als Ideologie entsprechend „rein zu hal- „Sozialschmarotzer“, die sich am deut- ten“ bzw. den „natürlichen“ Lebens- schen Sozialsystem bereichern wollen. raum zu wahren. Das Resultat aus Neonazi-Sicht: „Immer Diese Bedrohung wird besonders mit mehr Fremde strömen in unsere Stadt, der Ankunft und Aufnahme geflüch- gelangen in den Genuss von Sozialleis- teter Menschen im Jahr 2015 in Ver- tungen und tragen zur Entstehung von bindung gebracht, stellt jedoch aus Parallelwelten bei.“ Scharnhorst, Hörde, Neonazi-Sicht nur einen (weiteren) oder Westerfilde seien für „zahlreiche Es ist so etwas wie ein Markenzeichen Höhepunkt dar. Durch weitere Zu- bzw. Deutsche“ „Angsträume, in denen sie der Partei „DIE RECHTE“: das Schüren Einwanderung und die Präsenz von sich aufgrund ihrer eigenen Kultur und von Hass und Ressentiments gegen „Undeutschen“ bleibe Überfremdung Identität unwohl fühlen“. Binnen kür- Migrantinnen und Migranten. Das ein kontinuierliches Problem, dass es zester Zeit finde „ein Bevölkerungsaus- Schlagwort lautet dabei zumeist „Über- zu bekämpfen gelte. tausch durch die Einwanderungskultur fremdung“. Damit soll die vermeint- und raumfremder Ausländer statt“. liche Omnipräsenz/Überpräsenz in Das gezeichnete Bedrohungsszenario Deutschland skandalisiert werden. der extremen Rechten betrifft die un- Oft würden Kriminalität und Verelen- terschiedlichsten Gesellschaftsberei- dung das Straßenbild ganzer Stadt- Als „Fremde“ gelten dementsprechend che. Ob Schulen mit zu hohem „Aus- viertel prägen. Dazu beitragen würde Menschen, die von der extremen Rech- länderanteil“, drohende Islamisierung zudem die mutmaßliche Islamisierung, ten etwa aufgrund phänotypischer durch den Bau von Moscheen (im Neo- die etwa am geplanten Bau zweier Mo- Merkmale als „undeutsch“ bestimmt nazi-Jargon „Orte des Terrors“), oder scheen in Lindenhorst abzulesen sei werden. Ferner impliziert das Über- das überlastete, weil überfremdete, und gegen die im Wettrennen mit an- fremdungsnarrativ immer eine Bedro- „deutsche Sozialsystem“. deren extrem rechten Kräften im Jahr hung, die von der Menschengruppe 2018 fleißig mit Flyern und Infoständen der „Nicht-Deutschen“ ausginge oder mobilisiert und mit einer Demonstrati- zu erwarten sei. Vor eben jener müs- Von unkontrollierter Ein- on protestiert wurde. wanderung zu unkontrol- lierbaren Angsträumen Ein Hauptaugenmerk der rechten Angstraumnarrative liegt schon länger Getreu dem Wahlkampfmotto „Wir auf der Dortmunder Nordstadt, die als sind nicht das Sozialamt der Welt“, interkultureller Stadtteil mit besonders welches allerdings nicht nur die Partei hohen Anteilen von Migranten und „Die Rechte“ nutzt, wird immer wieder Migrantinnen gilt. Durch angeblich betont, dass es sich nicht um „echte“ „undeutsche“ Aktivitäten (Drogenhan- Asylsuchende, sondern vielmehr um del, Überfälle und/oder sexuelle Über- Wirtschaftsflüchtlinge und kriminelle griffe uvm.) würde diese immer mehr sowie gewaltbereite Ausländer han- zu einem „Multikulti-Ghetto“ voller

28 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ schließen und die Nordstadt „gerne Hinsichtlich der Bilder, die in den Arti- realitätsfremd als eigenen Freiraum de- keln Verwendung finden, kann festge- klarieren“ würden. halten werden, dass es sich zumeist um bedrohliche, alarmierende und/oder Noch schlimmer sei es natürlich, in bes- gewaltvolle Motive handelt. So etwa ter „Gutmenschen-Manier“ auch noch ein mit Blut beflecktes Küchenmesser, nach Gründen zu suchen, um Krimina- Polizeisirenen, ominöse Personen mit lität zu relativieren oder nachvollzieh- Pistolen in der Hand, randalierende Au- bar zu machen. Konsequenterweise tonome oder eine weiße Frau, die von kommt es auch zu Angriffen wie 2016 einer schwarzen Hand gewürgt wird. auf das Kulturzentrum „Langer August“ Diese sind in den allermeisten Fällen und die Privatwohnung eines politi- Symbolbilder oder gestellte Fotogra- schen Gegners, welche mit Farbbom- phien, d.h. keine tatsächliche Bilder, die ben zugedeckt wurden. im Kontext der Geschehnisse entstan- Inwiefern sich aus Neonazi-Sicht das Le- den sind. „Ekelhäuser“, konkreter dem „Nord- ben und Geschehnisse in der Nordstadt stadt-Ghetto“ verkommen – so der Na- Häufig stehen diese im Widerspruch zu einem Ghettobild verdichten bzw. zu zi-Jargon. zum eigentlichen Haupttext. So wird einem solchen gemacht werden, lässt beispielsweise das Bild von einem Po- Bereits an dieser Wortkonstruktion sich mit Blick auf die nazi-interne Be- lizeihelikopter verwendet, wenn es lässt sich die von den Neonazis ima- richterstattung nachvollziehen. um einen bewaffneten Raubüberfall ginierte und rassistisch-begründete geht, obwohl sich dem überhaupt kei- Korrelation aus interkulturellem Zu- Nazi-Interne Bericht­ ne Hubschrauberfahndung anschloss. sammenleben und ghettohaften Zu- erstattung zur Nordstadt Eine Liste solcher Beispiele könnte ständen wie Baufälligkeit oder Krimi- nach Belieben endlos fortgesetzt wer- nalität ablesen. Ferner ist die Nutzung Das von der Partei „Die Rechte“ ge- den und zeugt vom journalistischen des Wortes „Ghetto“ mit Rekurs auf den zeichnete Bild der Dortmunder Nord- Unvermögen der Verfasser. Nationalsozialismus bzw. auf die von stadt von beständigem Drogenhandel, Neonazis bestimmten „Wohngebiete“ Vergewaltigungen und Gewalttaten Die tendenziös-beängstigenden, wenn für Juden und demnach Wohngebiete spiegelt sich vor allem in der Berichter- auch athematischen Bilder werden für sogenannte „Untermenschen“ eine stattung des rechtsextremen Nachrich- ergänzt durch reißerische Überschrif- weitere Provokation. tenportals „DortmundEcho“ wider. ten in oftmals repetitiver Konstrukti- Den Feindbild-Charakter dieses Stadt- teiles fundiert neben der Existenz von „Undeutschen“ auch die Ansässigkeit diverser interkultureller, vermeintlich linksextremer Einrichtungen und Pro- jekte, die vor der „Bedrohung durch Migranten“ schlichtweg die Augen

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 29 Platzierung in besagtem Gremium als ten würde. Ein strategisches Manöver, Provokation verstanden werden – der um seiner rassistischen „Volksnähe“ Versuch, ein Dorn im Auge des ver- Ausdruck zu verleihen und sich in klas- hassten „Multikultighettos“ und seiner sischer Neonazi-Rhetorik als verkann- Vertreterinnen und Vertreter zu sein. ter Opfer-Prophet zu stilisieren.

Einen seiner Berichte aus der Bezirks- Die von Borchardt angeführten Lö- vertretung Innenstadt-Nord (06/2018) sungsvorschläge zum Umgang mit beginnt er damit, das „‘Integrationspro- drogenabhängigen Menschen und jekt’ Nordstadt“ für gescheitert zu er- zugewanderten Sinti und Roma sind klären: „Kurz gesagt, im Norden nichts infolgedessen repressiv und men- onsweise („Nordstadt: Art des Delikts Neues.“ Die diversen Sachstandsbe- schenfeindlich. Er beanstandet pau- + Bezugnahme auf die Herkunft des richte machten ihm Angst und wür- schalisierend, dass süchtige Menschen Täters“) und Fließtexte, die ohnehin den von den anderen Vertretern als den ganzen Tag beschäftigt sind, ihre nur die negativen Seiten des Stadtteils Erfolge gefeiert. Diese bezichtigt er der Sucht zu stillen und demnach keine beleuchten. Berichte über die Krimina- Lüge. Valide Auskünfte zur Situation im Zeit haben, sich karitativen Angeboten lität von Deutschen, solange es keine Stadtviertel erhielte man nur von den zu zuwenden. politischen Gegner sind, finden äußerst „kleinen Leuten“, Bewohnerinnen und selten Einzug in die Artikel des „Dort- Die Menschengruppe der Sinti und Bewohnern des Viertels. mundEchos“. Roma, die er als „in Massen einwan- In einem tendenziösen TV-Bericht, der dernde Zigeuner“ beleidigt, bezeich- Somit wird weiteres „Beweismaterial“ von der Partei schon an anderer Stelle generiert, welches sich letztlich zum als Beweismaterial für die desolaten Bild eines „Nordstadt-Ghettos“ verdich- Zustände vor Ort benutzt wurde, sagt ten soll. Des Weiteren geben die Berich- ein Anwohner: „Wer in der Nordstadt te des Dortmunder Neonazis Siegfried wohnt, braucht die Hölle nicht mehr zu Borchardt in seinem Amt als Mitglied fürchten.“ Jeder sehe dies und wüsste der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord dies und auch Borchardt selbst habe Aufschluss darüber, welche Themen vor 35 Jahren schon vor der drohenden „die Rechte“ in Bezug auf die Nordstadt Ghettoisierung im Dortmunder Nor- für relevant bzw. skandalträchtig be- den gewarnt. trachtet. Die Verbrüderung mit dem „gemei- Der sich selbst als „euer Mann im nen Volk“ geht also mit der eigenen Norden“ bezeichnende Siegfried Aufwertung als vorhersehender, ver- Borchardt hat mittlerweile in Dorstfeld antwortungsbewusster „Politiker“ und sein Zuhause gefunden. Nichtsdesto- einer doppelten Abgrenzung einher: trotz sitzt er in der Bezirksvertretung zum lügenden Establishment („Denen- Innenstadt-Nord. Als wohl bekann- Da-Oben“) und den kriminellen „Un- tester Neonazi Dortmunds kann seine deutschen“, denen kein Einhalt gebo-

30 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ net er sinngemäß als nicht integrierbar extremen Rechten erkennbar wird. Als Ghettoisierung und Kriminalitätsex- und verlangt als Lösung die „Familien- Ersatz für die angeblich versagenden plosion“ ein angestrebtes Ziel ist. Dass zusammenführung in den Heimatlän- Ordnungskräfte des Staates soll dann hierbei ein exklusives Schutzgebot dern“ - ein Euphemismus für Abschie- der von der Partei ins Leben gerufene nur für „richtige“ Deutsche gilt und bungen. Antiziganismus (Feindlichkeit „Stadtschutz Dortmund“ fungieren. hinzukommend (politische) Gegner gegenüber Sinti und Roma) in Rein- und Gegnerinnen bedroht und einge- form, für den „die Rechte“ auch in Dort- Parteiinterner Stadtschutz schüchtert werden sollen, findet keine mundEcho-Artikeln über mutmaßli- – Für mehr Sicherheit Erwähnung. che „Roma-Clans“ bekannt ist. Daran Der „Stadtschutz Dortmund“ wurde Dies zeigt jedoch unter anderem ein anschließend begrüßt Borchardt die bereits 2014 von der Partei „die Rech- angeblicher Kontrollbesuch eines ver- Ausstattung der Außendienstmitar- te“ ins Leben gerufen. Die Idee einer meintlichen Schwulenparkplatzes auf beitenden des Ordnungsamtes mit solchen „Bürgerwehr“ ist Teil des klas- der Autobahn bei Kirchlinde 2015, der Teleskopschlagstöcken. Gleichwohl sischen Aktions-Repertoires diverser auf Youtube dokumentiert ist. Die Ak- würde sich dadurch nichts verändern, rechtsextremer und rechtspopulisti- tivisten versuchen dort, verschiedene denn die umsichtige und einfühlsame scher Gruppierungen. Uniformiert mit Personen beim Geschlechtsverkehr Arbeitsweise der Behörden wird als ei- gelben Hemden - angelehnt an die zu ertappen und/oder bloßzustellen. gentliche Problemursache benannt. verbotene Kameradschaft „Nationaler Die beabsichtige Kontrolle wegen „Er- Widerstand Dortmund“, BVB-Farben regens öffentlichen Ärgernisses“ ent- Hier zeichnet sich der rechtsextreme oder die Nachrichtenabteilung der SA puppt sich spätestens dann als krude Wunsch nach einer martialisch-durch- - geben die rechtsextremen Hobbypo- Farce, wenn sich einer der Aktivisten greifenden gewalttätigen Exekutive lizisten vor, die ansonsten verhasste zum Schutz vor Krankheiten schwarze ab. Dass diese sich natürlich nur gegen Polizei bei Fahndungen unterstützen Handschuhe überzieht. Verängstigung die „undeutschen“ Störenfriede richten zu wollen und für „Recht und Ordnung“ und Homophobie sind die eigentli- soll, wird spätestens hinsichtlich der di- zu sorgen – gerade in besagten „Angs- chen Intentionen. versen Demonstrationen der Partei „die träumen“. Rechten“ zum Thema „Polizeiwillkür“ Es bleibt dabei: der „Stadtschutz“ ist klar. So wurde etwa die Demonstrati- In einem von Michael Brück unter- lediglich ein Vehikel für Provokation, on vom 21.09.2018 deren antisemiti- schriebenem Flyer heißt es konkreter, Parteiwerbung und zur Verbreitung schen Parolen es bis in die Tagessschau dass die „praktische Hilfe für Opfer von menschenverachtender Einstellun- schafften, eigentlich zum Thema „Poli- zeigewalt“ angemeldet.

Schlussendlich kann festgehalten werden, dass, sobald die ansonsten erwünschten Repressionen „geset- zestreue Nationalisten“ treffen, der entgegengesetzte Standpunkt einge- nommen und die opportunistische Screenshots wie widersprüchliche Strategie der

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 31 gen, dessen Einsatzplanung reinem Echo“, deutschlandweit beobachtet „Arbeitsgruppe innerhalb der Partei“ Opportunismus unterliegt. So ist es werden. Neben der immer länger wer- Propagandainstrument für die men- auch kaum verwunderlich, dass na- denden Liste bedürftiger Menschen, schenverachtende Ideologie der Neo- hezu nie im als zentralen Angstraum so wird konstatiert, habe „sich in den nazis ist. Fernerhin zeigte sich Mitte proklamierten „Nordstadt-Ghetto“ pa- letzten zwei Jahren – parallel zur Asy- 2018, dass der „Stadtschutz“ mit Be- trouilliert wird. Des Weiteren fand der leinwanderung – der Umgangston zugnahme auf die Angstraum-Thema- „Stadtschutz“ seit Anfang 2016 nur deutlich verschärft, Mitarbeiter schil- tik auch als reizvolle Aktionsform für noch äußerst selten Erwähnung in der dern immer wieder auch Übergriffe Jugendliche von der Partei beworben parteiinternen Berichterstattung. Erst und eine Selbstbedienungsmentalität wird, um neue Mitglieder bzw. Aktivis- im März 2018 kam es zu einer Reani- mancher Personen, zumeist sind diese ten und Aktivistinnen zu rekrutieren. mierung des Provokationsvehikels. junge, männliche Einwanderer“. Das Spiel mit dem Angst­ Als die Essener Tafel mit ihrem Aus- Demnach bieten die Neonazis zu- schluss von nicht-deutschen Staats- sätzlich zur Essenausgabe eine Unter- raum – Rekrutierung von angehörigen negative Schlagzeilen stützung bei der Durchsetzung des Jugendlichen machte, bot „die Rechte“ ihre Hilfe für „Hausrechts in den Räumlichkeiten der In der lediglich wenige Seiten umfas- die Essensausgabe bei der Dortmun- Tafeln“ an, um diese Bedrohung abzu- senden Jugendzeitschrift „Heute Jung“ der Tafel an. Die „Negativentwicklung“ wenden. Es zeigt sich zum wiederhol- der Partei „Die Rechte“, die im Sommer an den Tafeln könne, laut „Dortmund­ ten Male, inwiefern die vorgebliche 2018 an diversen Dortmunder Schul- höfen verteilt wurde, erhielt das The- ma der von Überfremdung geprägten Angsträume einen Artikel. Die Bedeut- samkeit der Thematik für die extreme Rechte in diesem Kontext, der Anspra- che und Rekrutierung von Jugend- lichen und jungen Menschen, wird somit ersichtlich. Die Überschrift „Han- deln, während andere noch reden: Wir wollen Sicherheit“ offenbart die Stoß- richtung der Rekrutierungsstrategie, deren Kernaspekte sich fortlaufend im Haupttext weiter entfalten. In gewohnter „Wir-Die-Manier“ wird die hierarchisierende Unterscheidung von Reden und Handeln als Abgrenzungs- motiv zum Establishment (die Ande- Screenshot ren) genutzt. Reden ist in diesem Sinne, so zeigt sich im weiteren Textverlauf,

32 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Sascha Krolzig Christian Worch

gleichzusetzen mit dem „Versagen der etablierten Politik“ und deren Hand- lungsohnmacht, wohingegen die ei- gene Partei als handlungsmächtige Ak- teurin und Gegenkraft inszeniert wird. Mit diesen Formulierungen versucht die Partei „Die Rechte“ gezielt, Jugend- liche anzusprechen. Sie setzt dabei an der vielerorts monierten „Politikver- drossenheit“ der Jugend an, die sich mutmaßlich nicht (mehr) für lange, öde Reden von Politiker und Politikerinnen begeistere und stattdessen lieber aktiv zur Tat schreite.

Die Anschlussfähigkeit dieser Logik zunehmenden Bedrohung in besagten werden, dass auch in extrem Rechte(n) zum extrem rechten Weltbild ist na- Stadtvierteln beschützt werden. Szene(n) z.T. eine Flexibilisierung von heliegend. In diesem wird aktiv-han- geschlechtsspezifischen wie -über- danlegenden, hart-arbeitenden Deut- Als Hauptverantwortliche für die stei- greifenden Erwartungen beobachtet schen die Herrschaft über Feindbildern gende Kriminalität werden wie so oft werden kann. Das kann daran liegen, wie den „nur“ mit Zahlen und Worten „junge, männliche Einwanderer (oft dass Modernisierungsprozesse diese hantierenden Intellektuellen und Ju- als nordafrikanische Asylbewerber Gruppen auch nicht unberührt lassen. den zugesichert. Mit der direkten An- nach Deutschland eingereist)“ aus- sprache, „Werde auch Du zum Teil der gemacht, denen die Neonazis in ihrer So werden Frauen abhängig vom ideo- Lösung, statt nur über die Probleme zu rassistischen Routine besonders star- logischen Fokus für spezifische Rollen meckern und die Füße still zu halten“, ke, kriminelle Energie und unstillbaren benötigt: etwa um klischeehafterweise werden die Jugendlichen aufgerufen, Sexualtrieb zuschreiben. Vor diesen die Szene „weicher“ erscheinen zu las- sich zu beteiligen. Sie könnten letzt- müssten „die Deutschen“ und noch sen und das Fortleben des „deutschen lich eine Aufwertung gegenüber allen konkreter „die deutsche Frau“ oder „un- Volkes abzusichern“ oder aber auch „Nichtstuern“ und „Phrasendreschern“ sere Frauen und Mädchen“ geschützt als Schlägerinnen und wortführende erfahren. werden oder sich eben mit Pfefferspray Politikerinnen, die zeigen sollen, dass selbst zur Wehr setzen. Rechtsextremismus eben nicht nur Für den politischen Aktionismus gegen eine Männersache ist. Für die Angs- Angsträume bedeutet zur Tat schreiten In diesem Kontext erfahren Frauen traumnarrative ist dies nicht ohne aus Sicht von „Heute Jung“ die Teilnah- eine Zuschreibung als aktive Subjekte, Bedeutung. So kann mitunter erwar- me an besagten „Stadtschutz-Rund- obwohl diese in rechtsextremen Welt- tet werden, dass sich im Kontext des gängen“, aber auch Pfefferspray-Ver- bildern eher als passiv bzw. als „Zu-Be- (Raum-)Kampfes gegen die Überfrem- teilaktionen. So sollen vor allem Frauen schützende“ beschrieben werden. An dung auch verstärkter Frauen verschie- und alte Menschen vor der angeblich diesem Punkt soll exkursiv angemerkt denartig in Szene setzen werden.

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 33 Die Neonazis und der Fußball

Die unheilvolle Allianz von Neonazis „Hooligans gegen und rechtsextremen Hooligans hat in Salafisten“­ Dortmund Tradition. Die traditionelle Hooligan-Szene schien im Herbst 2014 Insofern überrascht es nicht, dass die wie im Rausch: Von einem „Fanal des rechtsextremen Aktivisten der Inter- Aufbruchs“ war auf einer einschlägigen netgruppe „Hooligans gegen Salafis- Internetplattform die Rede. Endlich ten“ oder kurz „HoGeSa“ die Demons- hätten „unsere Männer Gesicht für un- tration am 26. Oktober 2014 zu einem ser deutsches Vaterland gezeigt“, heißt neuen Anfang ausriefen, der den einen es an anderer Stelle. Und einer prophe- oder anderen mit beschränktem Welt- zeit: „Köln war nicht das Ende, Köln war bild von einer neuen „Volksfront“ fanta- chengladbach für die rechtspopulisti- der Anfang!“ sieren ließ. sche Bewegung PRO NRW – organisiert wurde. Die Zeit, in der rechtsextreme Aufmär- In Dortmund traf diese Bewegung tra- sche, die angesichts häufiger Blocka- ditioneller Hooligans auf eine Struktur, Die Bewegungen der rechtsextremen den, geringer Teilnehmerzahlen und die schon lange die Verbindung von Althooligans, die unter den Namen endloser Reden für die erlebnisorien- Fußball, Politik und Gewalt propagiert „HoGeSa“ und „Gemeinsam sind wir tierten Hooligans lange unattraktiv hat, nämlich der „Borussenfront“. Diese stark“ firmierten, sollten relativ schnell waren, schien nach der Großdemon­ formierte sich in den 80er Jahren um an Bedeutung verlieren, aber die zu stration in Köln überwunden. den wohl prominentesten Dortmunder dieser Zeit entstandenen Netzwerke, Rechtsextremen Siegfried Borchardt. die eine Verbindung von Hooligans, Neonazis und Fußball anstrebten, be- Zusammen mit rund zwei Dutzend schäftigen die Gesellschaft bis heute. weiteren Dortmunder Neonazis nahm Siegfried Borchardt gemeinsam mit Kontakte nach Chemitz dem aktuellen Ratsmitglied der Par- und Cottbus tei „Die Rechte“, Michael Brück, am 28. September 2014 in Dortmund an einer Nach dem Mord an einem schwarzen „Gemeinsam sind wir stark“-Veranstal- Deutschen in Chemnitz, der mutmaß- tung teil, die von Dominik H. Roeseler lich von einem Iraker und einem Sy- – damals stellvertretender Parteivorsit- rer getötet wurde, finden sich am 27. zender und Kreisvorsitzender in Mön- August 2018 ca. 6000 Personen auf

34 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ einer von der rechtsextremistischen Initiative „Pro Chemnitz“ angemelde- ten Kundgebung ein. Unter den Teil- nehmern befanden sich auch rechts- extreme Hooligans der Chemnitzer Fußballszene wie „HooNaRa“ (Hooli- gans-Nazis-Rassisten), „NS-Boys“ und „Kaotic Chemnitz“.

Zu diesen Gruppen pflegt die rechts- extreme Szene aus Dortmund inten- sive Kontakte, so begleiten Aktivisten wie z.B. Michael Brück und Christoph Drewer wiederholt die Chemnitzer und Cottbuser „Kameraden“ zu Auswärts- spielen gegen Vereine mit antifaschis- tischen Fanszenen. Insofern dürfte die Teilnahme von Dortmunder Neonazis an den Demonstrationen und Kund- gebungen in Chemnitz die wenigsten Beobachter überrascht haben. Foto: Marcus Arndt „Northside“-Hooligans Massiver Druck auf Ultras von Neonazis von einem Spiel der zwei- ten Mannschaft des BVB durch Ultras. Auch in Dortmund pflegen Aktivisten Angesichts dieser personellen Ver- Ziel dieses Besuchs war, jegliche Formen der rechtsextremen Szene gute Kon- flechtungen zwischen Neonazi- und von antifaschistischem Engagement in- takte zur „jüngeren“ Hooligan-Szene „unpolitischem“ Hooliganmilieu über- nerhalb der Ultra-Szene endgültig zu um die Gruppe „Northside“. Während rascht es wenig, dass – wie die Ruhr- unterbinden. Die von der „Northside“ sich die Gruppe selbst eher als unpo- nachrichten berichteten – am 24. März verkündeten neuen Regeln und Ver- litisch versteht, sprechen personelle 2018 eine Gruppe von 25 bis 30 „North- haltensweisen für eine „entpolitisierte“ Überschneidungen mit der rechtsex- side“-Mitgliedern (unter ihnen mindes- Südtribüne sollen dazu beitragen, dass tremen Szene und gemeinsame Ak- tens ein Aktivist der rechtsextremen Neonazis wieder ungehindert im Sta­ tivitäten im Rahmen des „Kampf der Szene) den Ultras von „The Unity“ einen dion aktiv sein können.­ Nibelungen“ (einer vom Aktivisten Al- Besuch in deren Räumen abstatteten. Dieser als „einschüchternde Macht- exander Deptolla organisierten rechts- Auslöser für diesen unfreundlichen Be- demonstration“ titulierte Auftritt der extremen Kampfsportveranstaltung) such der Hooligans war die Entfernung „Northside“-Hooligans zeigte seine eine andere Sprache. So besuchte 2018 der rechtskräftig verurteilte Mörder des Punks Thomas Schulz (der am Oster- montag 2005 in Dortmund erstochen wurde) Sven Kahlin (heute Sven S.) ein von Alexander Deptolla organisiertes Kampfsportevent.

Interessant an dem Auftreten von Sven S. war vor allem, dass er es sich nicht nehmen ließ, beim „Kampf der Nibe- lungen“ ein Shirt mit der Aufschrift „Dortmund Hooligans“ zu tragen, das der Gruppe „Northside“ zugeordnet werden kann. Neben Sven S. haben auch andere Dortmunder Neonazis wie z.B. der inzwischen verzogene Franz P. sich auf Seiten der „Northside“ an Aus- einandersetzungen beteiligt.

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 35 Screenshot: KdF Wirkung. So konnte Sven S. gemeinsam Während ein größerer Teil der Dort- schen“ Szene, d.h. einer Szene frei von mit Timo K. (der im Rahmen des Ver- munder Neonaziszene sich lieber zum Engagement gegen Diskriminierung, botsverfahrens gegen den „Nationalen Fußball nach Chemnitz und Cottbus ein gemeinsames Betätigungsfeld er- Widerstand Dortmund“ ein Stadionver- begibt, ermöglicht die Allianz zwi- öffnet hat, das sich über den gemein- bot für das zeigen eines „Solidarität mit schen Akteuren des rechtsextremen samen politischen Feind definiert. dem NWDO“ Spruchbandes erhalten Kampfsport-Milieus und der „unpoliti- Für die Dortmunder Neonazis ist die hatte) das Bundesliga-Spitzenspiel zwi- schen“ Hooligan-Szene, dass einzelne unerwartete Schützenhilfe ein neues schen Borussia Dortmund und dem bekannte Gesichter der rechtsextre- Reservoir von potentiellen Mitläufern FC Bayern München am 10. November men Szene ungestört die Spiele des und Schlägern, die sie seit Jahren und 2018 im Herzen der Südtribüne von BVB besuchen können bzw. dort ho- Jahrzehnten schon unter gewaltbe- Block 13 aus verfolgen. fiert werden müssen. Damit ist zudem reiten Fans, Hooligans und Ultras zu ein Instrument vorhanden, um unlieb- rekrutieren versuchen. Auch wenn Wie gravierend der Übergriff der Hooli- sames politisches Engagement unter diese Schläger aufgrund eines „un- gans auf die Ultras gewesen sein muss, Ultras zu sanktionieren. lässt sich den Ruhrnachrichten zufolge politischen“ Selbstverständnisses nur daran erkennen, dass Ultras Sven S. die bedingt in die politischen Aktivitäten Hand geben mussten. „Ein sichtbares Kampfsport- und eingebunden werden können, sind Zeichen einer erzwungenen Akzep- Erlebnissubkultur­ die Beiträge der „Northside“ im Kampf tanz. Wer den Handschlag verweigert, gegen Andersdenkende und politische Während der Kölner Aufmarsch als outet sich als Gegner – und muss mit Gegner sowie ihr Beitrag zur Einschüch- Höhepunkt der von Hooligans organi- Repressionen rechnen.“ terung unliebsamer Pressevertreter sierten Demonstrationen in der Lage eine Hilfestellung, die die rechtsextre- war, das „alte“ rechtsextreme Hooli- me Szene nicht missen möchte. ganmilieu zu aktivieren und die beste- Auch wenn mit dem Niedergang von henden Netzwerke zu stärken, gelingt „HoGeSa“ die organisierte Hooligansze- es der rechtsextremen Szene inzwi- ne als politischer Akteur aus der öffent- schen, jene „unpolitischen“ Hooligans, lichen Wahrnehmung verschwunden die sich den Aktivitäten von „HoGeSa“ ist, muss die Gefahr, die von politisch und „Gemeinsam sind wir stark!“ ver- motivierten Hooligans ausgeht – vor wehrt haben, über die gemeinsame allem in Bezug auf fußballbezogene Kampfsport- und Erlebnissubkultur für subkulturelle Milieus – sehr ernst ge- ihre Zwecke einzuspannen. nommen werden. Eine klare Botschaft Was der Szene-Kenner und Autor Jo- aus Ultrakreisen, wie dem Spruchband hannes Radke im Herbst 2014 aus- aus der Saison 2014/2015, das klare sprach, nämlich dass die „rechtsextre- Worte an die Neonazis richtete: „@Die me Szene […] auf Zulauf von bislang Rechte: Ihr habt mit unserem Derby unpolitischen Hooligans“ hofft, ist in- nichts zu tun! Verpisst euch!“, wäre ak- sofern Realität geworden, als sich über tuell aufgrund des Engagements der Alexander Deptolla das vermeintliche Ideal einer „unpoliti- „Northside“ nicht vorstellbar.

36 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ ANTISEMITISMUS und „Israel-Kritik“

Der ideologische Stellenwert der Judenfeindschaft für die Partei

Am 21. September 2018 marschierten junge Männer mutmaßlich arabischer via Abschiebung fordert und zugleich ca. 100 Neonazis durch die Straßen Herkunft ihnen anschlossen, die ge- regelmäßig positiv Bezug nimmt auf der westlichen Stadtteile Dortmunds. meinsam mit den Neonazis vor dem den Antisemitismus der palästinensi- Dieser für Dortmund nicht unge- Spruchband das Victory-Zeichen zum schen Nationalbewegung, der Hamas wöhnliche Vorfall rief weit über die Besten gaben. Die Vereinigung mit und der libanesischen Hisbollah. So Grenzen Dortmunds hinaus Entsetzen dem arabischen Nationalismus und beteiligten sich die führenden Köpfe hervor, wurde der Aufmarsch unter die Verbrüderung mit islamischen An- der Dortmunder Szene bereits 2014 an Abwesenheit zahlenmäßig adäquater tisemiten hat Tradition, war doch der den antisemitischen Demonstrationen Polizeikräfte doch von „Wer Deutsch- Urvater der palästinensischen Natio- gegen Israel, die mehrheitlich von Per- land liebt, ist Antisemit“-Rufen der nalbewegung, der Mufti von Jerusa- sonen mit Migrationshintergund ge- Demonstrationsteilnehmer begleitet. lem, Mohammed Ami al-Husseini, ein tragen und organisiert wurden. Dieser Vorfall steht sinnbildlich für die glühender Verehrer des deutschen An- an den Nationalsozialismus anknüp- tisemitismus und ein politischer Kolla- Israelbezogener fende Ideologie der Dortmunder Neo- borateur der Nationalsozialisten. Antisemitismus bzw. naziszene, deren Kern nach wie vor der In dieser Tradition sieht sich die Dort- Antizionismus Antisemitismus ist. munder rechtsextreme Szene bis heu- Dass der israelbezogene Antisemitis- Wo auch immer die rechtsextreme te, wenn sie den Ausschluss der Zuwan- mus bzw. Antizionismus der Neonazis Szene Dortmund oder ihr parteilicher derer aus der deutschen Gesellschaft eine Form des Antisemitismus ist, ver- Ableger „Die Rechte“ auftreten, deutlicht nicht nur die Tatsache, die öffentliche Inszenierung ih- dass es im Rahmen der Kundge- rer antisemitischen Gesinnung bung gegen Israel sowie im An- gehört zum festen Repertoire. schluss an die Veranstaltung zu Anlässlich des 70. Geburtsta- körperlichen Übergriffen auf einen ges Israels meldeten die Neo- jüdischen Dortmunder kam. nazis eine Kundgebung in der Der beständige positive Bezug Dortmunder Innenstadt an, auf Antisemitismus gepaart mit auf der sie öffentlich ihren Ver- dem aggressiven Engagement nichtungswunsch gegen Israel gegen den jüdischen Staat Israel und gegen Juden artikulieren verdeutlichen, dass die von Brück konnten. Unter dem Motto als gezielte „Aktionen gegen den „Israel ist unser Unglück“, das israelischen Staat“ bezeichneten nicht von ungefähr an das Veranstaltungen, „wo wir uns mit Motto der historischen Natio- dem palästinensischen Volk soli- nalsozialisten „Die Juden sind darisiert haben“ (WDR-Beitrag), unser Unglück“ erinnert, wur- Teil einer antisemitischen Öffent- de der Wunsch geäußert, Isra- lichkeitskampagne der rechtsext- el möge nicht noch weitere 30 remen Szene sind. Jahre existieren. Vor allem für die europaweite Positiv wurde im Rahmen Vernetzung spielt der Antise- der Veranstaltung von den mitismus als verbindendes Ele- Neonazis bewertet, dass sich ment nationaler Bewegungen

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 37 eine bedeutende Rolle. So stand die der Konflikt mit der Migrationsge- unser Unglück“ legen Zeugnis ab über in Dortmund stattfindende Demons­ sellschaft (Brück hat u.a. Israel für die die antisemitischen Gesinnung der tration eines europaweiten Bündnisses Destabilisierung des Nahen Ostens Szene. mit dem Titel „Europa erwache“ unter verantwortlich gemacht und in dem Funktionäre der Partei „die Rechte“ wie dem Motto „A world without Zionism“. Zusammenhang die steigende Zahl ge- z.B. Sascha Krolzig fallen wiederholt Das Spruchband stand hinter dem flüchteter Menschen als direkte Folge durch antisemitische Äußerungen auf, Rednerpodest und neben dem antise- der israelischen Politik gedeutet): diese so wurde Krolzig zu sechs Monaten mitischen Spruch war der ehemalige Widersprüche hebt die rechtsextreme Haft wegen Beleidigung und Volksver- iranische Präsident Mahmud Ahma- Szene in ihrem gemeinsamen Antise- hetzung verurteilt, weil er den Vorsit- dineschād abgebildet, ein glühender mitismus auf. zenden einer jüdischen Gemeinde als Antisemit, der mehrfach den Wunsch Die Idee friedlicher Kooperation der „frechen Judenfunktionär“ beschimpft artikuliert hat, Israel zu vernichten. Nationen wird als Idealbild prokla- hatte. Die Konkurrenz zwischen den unter- miert, aber eben als ein Ideal, das nur in Der Dortmunder Ratsherr Michael schiedlichen rechtsextremen Bewe- Abgrenzung zum jüdischen Staat und Brück von der Partei „Die Rechte“ lässt gungen der europäischen Nationen, in Abgrenzung zu jüdischen Menschen keine Gelegenheit verstreichen, seinen aufrechterhalten werden kann. Antisemitismus öffentlich zur Schau zu stellen. Nicht umsonst lautete der „Wer Deutschland liebt, Name seines Internetversandhandels ist Antisemit“ für rechtsextreme Devotionalien aller Art „antisem.it“. Auftritte mit palästi- Der Antisemitismus wird aber nicht nur nensischer Fahne im Stadtrat und die in seiner israelbezogenen Ausdrucks- Forderung, der Oberbürgermeister weise in der Öffentlichkeit artikuliert. dürfe nicht nach Israel reisen, gehören Aussagen und Parolen wie z.B. „wer schon lange zu seinem Propagandar- Deutschland liebt, ist Antisemit“, „der epertoire. ewig Feind ist und bleibt…“, „Antise- miten kann man nicht verbieten“, „Ob Im Rahmen eines WDR-Beitrags erklär- Dortmund, Erfurt oder Buxtehude: der te Michael Brück, dass er keinen Grund Michael Brück Feind ist und bleibt…“ und „Israel ist sähe, warum die Öffentlichkeit sich

38 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ über die Nachfrage im Stadtrat nach der Anzahl jüdischer Mitbürger in Dort- mund durch seinen Vorgänger Dennis Giemsch erregt habe: „Wir haben eine Nachfrage gestellt, wie viele jüdische Mitbürger in Dortmund leben, um die Bedeutung dieser Gruppe einschätzen zu können.“ Angesichts der alljährlichen Versuche der rechtsextremen Szene, zu deren führenden Köpfen Brück gezählt wer- den kann, die Dorstfelder Gedenkver- anstaltungen an die Pogromnacht vom 9. November 1938 zu stören, spricht Foto: Marcus Arndt die Anfrage und deren Verteidigung durch die rechtsextremen Ratsherren der Partei, wie der ehemalige Leiter der ­Verbrechen ihrer ideologischen Vor- eine deutliche Sprache. Dortmunder Feuerwehr Klaus Schäfer, gänger leugnen, um sich selbst mora- standen zudem bereits wegen Leug- lisch ins Recht zu setzen. Neben der offenen antisemitischen nung des Holocausts vor Gericht. Agitation spielt auch die offensive Ver- Insofern bewegt sich die Partei „die leugnung der nationalsozialistischen Der positive Bezug auf den Nationalso- Rechte“ beständig zwischen offen arti- Verbrechen eine zentrale Rolle für die zialismus und damit auf die Ideologie kuliertem Hass auf Juden, der Anklage Propaganda. Die Kampagne für die des Antisemitismus hat zur Folge, dass vermeintlicher jüdischer Verbrechen Freilassung der Holocaustleugnerin die Neonazis zum einen ihren Antise- und der Leugnung der deutschen Ver- Ursula Haverbeck wird federführend mitismus als soziales Engagement brechen an den Juden, die wiederum von der Dortmunder Parteizentrale aus ­gegen vermeintliche Unterdrücker durch die Anklage gegen Juden und organisiert. Prominente Unterstützer ­präsentieren und zum anderen die den Staat Israel relativiert werden.

Die Holocaust-Leugnerin, „Die Rechte“ und die Neonazis in Dortmund

Seit der Festnahme und Inhaftierung in Dorstfeld wohnenden Bundesvor- ren späteren Ehemann, den National­ der notorischen Holocaustleugnerin sitzenden Michael Brück und Sascha sozialisten Werner Georg Haverbeck Ursula Haverbeck im Mai 2018 laufen Krolzig. kennen. Rechtsextremisten aus Dortmund da- gegen „Sturm“ – und ihre Propaganda- Haverbeck genießt durch ihre ab- Ehepaar gründete das maschine zum Zwecke der Freilassung strusen Thesen und abenteuerlichen „“ Geschichten aus ihrer NS-Zeit unter der mittlerweile 90-jährigen und die – Schulungszentrum für Abschaffung des § 130 StGB (Volksver- den Verschwörungstheoretikern und hetzung) auf Hochtouren. Neonazis ein ebenso hohes Ansehen Nazis aller Art wie Rudolf Hess. 1928 als Ursula Meta 1963 gründete der ehemalige NS-Funk- Die Federführung der Ha- Hedwig Wetzel geboren und aufge- wachsen im Hessischen Winterscheid, tionär in Vlotho mit seiner späteren verbeck-Kampagne findet wurde sie (frühestens) 1938 Mitglied Frau das „Collegium Humanum“, eine in Dorstfeld statt im Jungmädelbund, einem weiblichen „Akademie für Umwelt und Lebens- Zweig der Hitlerjugend. schutz“. Im Laufe der Jahre avancierte Verantwortlich dafür zeigen sich Mar- das Schulungszentrum zu einem Zen- kus Walter, Kreisvorsitzender aus dem Nach Ende des Krieges studierte sie trum für völkischen Nationalismus, An- Rhein-Erft-Kreis der neonazistischen Pädagogik, Philosophie und Sprach- tisemitismus und Holocaustleugnung Partei „Die Rechte“, sowie die beiden wissenschaften. Später lernte sie ih- und wurde zu einem Schulungsort und

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 39 Anlaufpunkt für Neonazis, Verschwö- lichen Rahmen“ hatte und nicht vom 2015 leugnete sie erneut den Ho- rungstheoretiker und Reichsbürger. „geglaubten“ Holocaust oder seiner „an- locaust – diesmal in der NDR-Sendung geblichen“ Kriegsbesessenheit getrie- „Panorama“ und bezeichnete ihn als Georg Werner Haverbeck trat zusam- ben sei. 2009 beschäftige sich abermals die „nachhaltigste Lüge der Geschich- men mit Ursula Wetzel auf verschiede- das Amtsgericht mit te.“ Vor dem Hamburger Amtsgericht nen rechtsextremen Veranstaltungen der notorischen Holocaustleugnerin: wollte Haverbeck mit Hilfe von Zeugen auf und verbreitete seine abstrusen Dem Mindener Tageblatt zufolge hatte beweisen lassen, dass in Auschwitz Theorien und Lehren über den Ho- Haverbeck der Vorsitzenden des Zent- kein Mensch vergast worden sei. Der locaust, Rassenreinheit und Volksge- ralrates der Juden einen Brief geschrie- Antrag wurde jedoch abgelehnt und meinschaft. 1970 heiratete Haverbeck ben, in welchem sie diese beleidigte das Gericht setzte eine Gefängnisstrafe seine Lebensgefährtin, welche nach und bedrohte. Für Sätze wie: „Machen von zehn Monaten ohne Bewährung seinem Tod die Leitung der „Akademie“ Sie so weiter wie bisher, dann könnte fest. Gegen dieses Urteil legte Haver- bis zu ihrem Verbot durch Innenmi- sich ein neues ereignen, das beck Berufung ein. nister Wolfgang Schäuble 2008 über- entsetzlich würde“, kassierte Haverbeck nahm. 2016 kassierte Haverbeck dann gleich erneut eine Geldstrafe von 2700 Euro. mehrere Haftstrafen: Im Februar 2016 Holocaustleugner wie der Schweizer schrieb Haverbeck erneut eines ihrer oder Horst Mahler Ursula Haverbeck: Pamphlete – diesmal an den Bürger- gaben sich dort die Klinke in die Hand meister von Detmold und teilte ihm und gründeten später den „Verein zur „Den Holocaust gibt es mit, dass Auswitz „eindeutig erkenn- Rehabilitierung der wegen Bestreitens gar nicht. Das ist sowas bar“ ein Arbeitslager gewesen sei. Den des Holocaust Verfolgten“. Ursula Ha- wie der Weihnachts- gegen sie angewendeten § 130 StGB verbeck verstand es durch ihre Erfah- mann oder Osterhase für (Volksverhetzung) nannte Haverbeck rungen im Jungmädelbund schnell, im Prozess ein „Gesetz zum Schutz ei- Jugendliche mit ihrem Gedanken-Ge- Erwachsene.“­ ner Lüge“. Acht Monate Haft ohne Be- schwurbel und ihrer den Holocaust 2010 verurteilte das Landgericht Mün- währung lautete das Strafmaß im Sep- leugnenden Propaganda zu beeinflus- chen Haverbeck zu sechs Monaten tember 2016. sen und für ihre „Sache“ zu begeistern. Haft auf Bewährung und 1000 Euro Einen Monat später wurde Haverbeck Geldstrafe. Sie diffamierte in satirischer erneut wegen Volksverhetzung vom Die heute 90-Jährige Weise in einer von ihr herausgegebe- Amtsgericht Bad Oeynhausen zu ei- kann ein beachtliches nen Schmähschrift auf über 70 Seiten ner Haftstrafe von elf Monaten ohne Jüdinnen und Juden als LügnerInnen Strafregister vorweisen Bewährung verurteilt. Haverbeck leug- und gab Sätze zum besten wie: „Den nete auf ihrer Internetseite erneut den Frau Haverbeck kann mittlerweile auf Holocaust gibt es gar nicht. Das ist Massenmord an den Juden. ein beachtliches Strafregister zurück- ­sowas wie der Weihnachtsmann oder blicken. 2004 wurde sie vom Amtsge- Osterhase für Erwachsene.“ richt Bad Oeynhausen erstmals wegen Haverbeck mit ihrer Volkverhetzung zu einer Geldstrafe ­Beschwerde vor dem Bun- von 5400 Euro verurteilt. desverfassungsgericht Sie hatte mehrfach u.a. in ihren ei- Im November 2016 dann das dritte genen Publikationen den Holocaust Urteil mit 18 Monaten Haft ohne Be- geleugnet, indem sie angab, dass das währung. Diesmal vom Amtsgericht Konzentrationslager Auschwitz kein Verden. Haverbeck verteilte nach ihrer Vernichtungslager, sondern ein Ar- Verurteilung im September 2016 im beitslager der Rüstungsindustrie ge- Gericht Schriftstücke, in denen sie den wesen und der Holocaust ein „Mythos“ Holocaust als „Propagandalüge“ be- sei. Haverbeck stellte die Behauptung zeichnete. auf, dass die Zahl der jüdischen Opfer Im Februar 2017 musste sie erneut vor nicht sechs Millionen, sondern „nur“ ca. das Amtsgericht Detmold, um sich dort 500.000 betragen haben soll. erst zehn Monate und dann später in 2007 verurteilte sie das Landgericht der Berufungsverhandlung vor dem Dortmund zu 6000 Euro Geldstrafe. Landgericht 14 Monate Haft wegen Sie vertrat die These, dass Hitler einen Volksverhetzung und Verunglimpfung „göttlichen Auftrag im weltgeschicht- abzuholen.

40 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ fe möchten die Neonazis demonstrie- ren, wie das „System“ die vermeintliche Wahrheit unterdrückt und Rechtsex­ tremisten und Holocaustleugner ver- urteilt. Zugleich fungiert die „freundliche alte Dame“ Haverbeck mit ihrer notori- schen Shoaleugnung und ihren Ver- urteilungen als Vorbild für zukünftige Neonazis, welche perfide in die Fänge Sechs Monate Haft gab es vom Amts- der rechtsextremen Splitterpartei ge- Aufgrund der Solidarität von Neona- gericht Berlin Tiergarten im Oktober lockt werden sollen. Eine bessere „Mär- zis, Verschwörungstheoretikern und 2017 nochmal wegen der bekannten tyrerin“ konnten die Rechtsextremisten Holocaustleugnern besteht jedoch Volksverhetzung. Haverbeck legte seit Rudolf Hess nicht finden. ein erhebliches Risiko, dass sie sich auch hier Berufung ein. dem Antritt der weiteren Strafe ent- Neonazis demonstrierten zieht und ins Ausland flüchtet, so dass 2018 scheiterte Haverbeck ebenso mit vor der Justizvollzugs­ Fluchtgefahr besteht, bestätigte auch ihrer Beschwerde vor dem Bundesver- die Leiterin der JVA -Senne, fassungsgericht gegen ihre zahlrei- anstalt Bielefeld Kerstin Höltkemeyer-Schwick, gegen- chen Bestrafungen. Sie wendete sich Mehr als 400 Neonazis aus Deutschland über den Medien und bescheinigte gegen ihre erneute strafrechtliche und angrenzenden Ländern demons- der Holocaustleugnerin eine Nichteig- Verurteilung wegen der Leugnung trierten bereits vor der JVA Bielefeld nung für den offenen Vollzug bei ihrem der nationalsozialistischen Judenver- gegen die Inhaftierung Haverbecks Haftantritt. Somit wurde Haverbeck folgung nach § 130 Abs. 3 StGB. Eine und karrten Redner an, wie den in Ber- umgehend in den geschlossen Voll- Bestrafung wegen Leugnung des na- lin fristlos gekündigten Lehrer Nikolai zug gebracht – sehr zum Unmut der tionalsozialistischen Völkermordes sei Nerling, in der rechtsextremen Szene Rechtsextremen. grundsätzlich mit dem Grundrecht auf besser bekannt als der „Volkslehrer“. Meinungsfreiheit vereinbar, teilte das Er verbreitet seit geraumer Zeit auf Anlässlich ihres 90. Geburtstages am 8. Gericht in Karlsruhe mit. Haverbecks Demonstrationen und Youtube men- November 2018 organisierten Neona- Verfassungsklage sei deshalb nicht zur schenverachtende und antisemitische zis für den 10. November eine weite- Entscheidung angenommen worden. Propaganda. Die Berliner Schulverwal- re Demo in der Stadt am Teutoburger (Az. 1 BvR 673/18) tung kündigte ihn daraufhin im Mai Wald, zu der mehrere hundert Rechts- 2018 fristlos. extreme und eine vierstellige Zahl von Ursula Haverbeck ist Gegendemonstranten kamen. Aber auch der Schweizer Holocaust- auf dem Olymp der leugner Bernhard Schaub – Gründer Marcus Arndt Holocaust-Leugner der „Europäischen Aktion“ (ein Zusam- angekommen menschluss von Holocaust-Leugnern) – hielt vor der JVA eine seiner men- Im Mai 2018 erfolgte dann der Straf- schenverachtenden Reden zugunsten antritt Haverbecks in der JVA Bielefeld Haverbecks. zur Verbüßung der Freiheitsstrafen. Nachdem sie nicht freiwillig zum Haf- Ausstehende Berufungs- tantritt erschienen war, beantragte die verhandlungen: Auf Staatsanwaltschaft Verden einen Voll- streckungshaftbefehl, ließ Haverbeck die 90-Jährige warten in ihrem Haus in Vlotho festnehmen weitere Haftstrafen und in die JVA nach Bielefeld bringen. Fakt ist, dass auf Haverbeck weitere Vor dem Haftantritt ernannten die Urteile wegen Volksverhetzung und Dortmunder Neonazis der Partei „Die Leugnung des Holocaust warten – zu- Rechte“ Ursula Haverbeck zu ihrer Spit- sätzlich zu ihrer bereits angetretenen zenkandidatin der Europawahl 2019. zweieinhalbjährigen Haftstrafe. Insge- Denn für die Neonazi-Szene ist Haver- samt könnten ihr rund fünf Jahre Haft beck mehr als bedeutsam: Mit ihrer Hil- blühen.

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 41 Kirchturmbesetzung: Juristisches Nachspiel einer abgekupferten Aktion

ten die Eindringlinge Anzeige wegen Körperverletzung.13 Monate nach der Besetzung des Kirchturms der Reinol- dikirche durch die Neonazis hat die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsver- fahren gegen Pfarrerin Susanne Kar- meier eingestellt.

Stattdessen sind die Anklageschriften gegen insgesamt elf Neonazis fertig. Acht werden wegen Nötigung und Hausfriedensbruchs angeklagt, drei weitere wegen Beihilfe. Darunter ist auch Ex-Feuerwehrchef Klaus Schäfer. Fotos: Marcus Arndt Dieser hatte mit zwei weiteren Be- Die Aktion verfehlte ihre Wirkung Elf Anklagen schuldigten Flugblätter zu der Aktion auf dem Weihnachtsmarkt verteilt. nicht: Die kurzzeitige Besetzung des gegen Neonazis Kirchturms der Stadtkirche St. Reinoldi Nicht angeklagt ist hingegen Michael in Dortmund durch Neonazis im De- Neonazi-Ratsherr Michael Brück hatte Brück. Er hatte weder an der Besetzung zember 2016. Die Schlagzeilen war den gegen sie Anzeige wegen Körperver- selbst teilgenommen, noch war er mit Aktivisten und Unterstützern der Partei letzung erstattet, weil die Pfarrerin die Flugblättern angetroffen worden. Er „Die Rechte“ sicher, obwohl sie die Idee Kirchenglocken angeschaltet hatte. hatte lediglich die Anzeige erstattet geklaut hatten. Dies war den Kirchturmbesetzern zwar und so das Verfahren gegen die Pfarre- kein sprichwörtlicher Dorn im Auge, rin in Gang gebracht. Mit einem Verfah- Gegen elf Beschuldigte aus der rechts- wohl aber ein Klingen in den Ohren. extremen Szene wird wegen des Ver- ren gegen die beschuldigten Neonazis dachts der Nötigung und des Haus- Weil die Polizei die Neonazis in Hand- ist nach Aussage des Amtsgerichts friedensbruchs ermittelt. Sie waren in schellen abführte, konnten diese ihre frühestens in der zweiten Jahreshälfte die Kirche eingedrungen und hatten Ohren nicht zuhalten. Daher erstatte- 2019 zu rechnen. auf dem Turm Pyrotechnik gezündet und ein anti-islamisches Banner ge- hisst.

Aber auch gegen Hausherrin Susanne Karmeier wurde ermittelt: Als Zeichen gegen die Neonazi-Propaganda hatte die evangelische Pfarrerin geistesge- genwärtig reagiert und die mächtigen Glocken von St. Reinoldi eingeschaltet. Die Parolen der Neonazis waren daher unten auf dem Weihnachtsmarkt nicht zu hören.

42 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Die Medienstrategie der Neonazis

„Wer Deutschland liebt, ist Antisemit!“ Widerliche Parole: auf, so dass diese künftig nicht mehr auf mit diesen Sprechchören - begleitet „Wer Deutschland liebt, Neonazi-Demos skandiert werden darf. von Bengalo-Fackeln bei einer De- Mittlerweile stehen viele andere Ge- monstration durch Dorstfeld und Mar- ist Antisemit“ schmacklosigkeiten und Verrohungen ten gegen angebliche Polizeiwillkür im Erstmals zu hören – zumindest in Dort- mit Verbalangriffen und Verhöhnungen September 2018 - brachte Dortmund mund – waren die Sprechchöre „Wer von Opfern nationalsozialistischer Ge- wieder bundesweit und in Teilen inter- Deutschland liebt, ist Antisemit“. Abso- walt, politisch Andersdenkender und national in die Schlagzeilen. Doch was lut geschmacklos und moralisch ver- auch die Polizei auf der „Sperrliste“. war daran wirklich schlagzeilenträchtig werflich. Allerdings ist die Parole nicht Doch hätte die Polizei die Demo des- und was (leider) Normalität bei Neo- neu. Sie war in den vergangenen Jahren wegen beenden sollen, nachdem die nazi-Demos? Wie funktioniert die Me- mehrfach auf anderen Demos im Bun- Polizeiführung sich mit ihren Verfü- dienstrategie der Neonazis? desgebiet zu hören. Beim sogenannten gungen gegen die Neonazi-Demo am Feuerwerkskörper und „Tag der deutschen Zukunft“ 2017 – selben Tage sowohl vor dem Verwal- quasi vor der Haustür des Bundesver- Bengalos sind ein alter Hut tungsgericht in Gelsenkirchen, als auch fassungsgerichts in Karlsruhe – sorgte anschließend vor dem Oberverwal- Bengalos, Pyrotechnik und Böller – das aber nicht für ein bundesweites Me- tungsgericht in Münster Niederlagen nicht aus der Demo heraus gezündet, dienecho. eingehandelt hat? Wohl eher nicht. sondern am Straßenrand bzw. auf Bisher hat die Polizei in Dortmund üb- Damals waren die Dortmunder Neona- Hausdächern – sind nichts Neues bei rigens noch nie Demonstrationen der zis ebenfalls beteiligt – sogar an der Or- Demos durch Dorstfeld und Marten. Neonazis beendet, wenn sie diese im ganisation. Ein juristisches Nachspiel, Sie sorgen allerdings für spektakuläre Vorfeld nicht verbieten konnte. geschweige denn Urteile dazu gab es Bilder. Daher setzen die Neonazis die- offenbar nicht. Daher muss man wohl se auch gezielt ein – an ausgewählten Hätte die Polizei die abwarten, wie ein Gericht in Dortmund Orten und Szenerien, um damit für Be- darüber entscheiden wird, falls es über- Demo überhaupt beenden geisterung in eigenen Reihen und für haupt zu einem Verfahren kommt. Die können? medial verwertbare Bilder zu sorgen. Staatsanwaltschaft hat im Frühjahr Die Polizei hat nach eigenen Angaben Die spannende Frage ist allerdings: 2019 gegen acht von zunächst 15 Be- alle Werfer bzw. Zündler identifiziert Hätte die Polizei die Demo mit den bis schuldigten Anklage wegen Volksver- und wolle sie strafrechtlich belangen. zu 100 TeilnehmerInnen in Dorstfeld hetzung erhoben. Das sollte aber noch kein Grund sein, und später 70 TeilnehmerInnen in Mar- dass sich nun auch Größen aus der Zumindest taucht diese widerliche Paro- ten überhaupt beenden können? Denn Bundespolitik zu Wort melden. le jetzt im Auflagenbescheid der Polizei augenfällig war das Polizeiaufgebot

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 43 Ist manchmal auch Juden, Aidskranken und Minderheiten, verbale Abrüstung nötig? die von den Identitären geklaute Akti- on der Kirchturmsbesetzung oder auch Sind also die Twittermeldungen, die für jetzt die bekannte Holocaust-Leugne- das bundesweite Echo sorgen, über- rin Ursula Haverbeck als Spitzenkan- trieben? So sehen es die Neonazis. Sven didatin für die Europawahl. Die Reihe deutlich geringer als bei vergleichba- Skoda, einer der führenden Agitatoren ließe sich endlos fortsetzen. ren Einsätzen in Dortmund. Rund ein und Lautsprecher der Rechten auf De- Diese Splitterpartei, die gerade mal Dutzend Zivilbeamte und Staatsschüt- mos, sieht es so und verbindet es zu- ein Prozent bei der Kommunalwahl zer, dazu einige uniformierte Beamte gleich mit einer Drohung gegen einen erreicht hat und es noch nicht mal in in Streifenwagen. Die Kräfte einer Hun- namentlich nicht genannten Twitterer, ihrem selbst erklärten Nazi-Kiez in die dertschaft hielten sich im Hintergrund dem er vorwirft, den Vorfall „auf(zu)bau- Bezirksvertretung geschafft hat, macht bereit. Offenbar war die ausgegebene schen und zu einem riesigen Skandal wieder bundesweit auf „dicke Hose“. (zu) machen.“ Zitat Skoda: „Aus drei Feu- Devise: Deeskalation. War das zu wenig Muss also auch von Seiten der Politik, erwerkskörpern wird die Meldung, Nazis und nicht angemessen? Oder bestand, von AktivistInnen in sozialen Netzwer- drehen hier vollkommen frei. Mal ernst- weil es keinerlei angemeldete Gegen- ken und bei den überregionalen Medi- haft und unter uns gesprochen: Würden proteste gab, kein Grund dazu? en mitunter verbal abgerüstet werden? die Nazis hier vollkommen frei drehen, Besteht wirklich ein Zusammenhang Zumindest dann, wenn man die örtli- hätte der Mann bei Twitter keine einzige mit einem zeitgleichen Großeinsatz chen Gegebenheiten nicht kennt und Meldung mehr geschrieben“, ruft er un- der Polizei in der Nordstadt unter den daher nicht vergleichen kann? Erweist ter dem Gejohle der Neonazis ins Mikro. „wachsamen Augen“ des NRW-Innen- man der eigentlich guten Sache dann ministers? Oder den Einsätzen im Ham- Die Meinung eines Nazi-Hetzers nicht einen Bärendienst und spielt den bacher Forst? Standen für den Einsatz könnte eigentlich egal sein. Aber die Neonazis in die Karten? Und machen in Dorstfeld und in Marten daher zu Stadtgesellschaft in Dortmund nervt nicht die Reaktionen von führenden wenig Beamte zur Verfügung? Oder es gewaltig, dass die Neonazis es im- BundespolitikerInnen, die auf aufge- war das so gewollt und Einsatztaktik? mer wieder schaffen, für bundesweite blasene überregionale Berichterstat- Dazu wird sich die Polizeiführung er- oder sogar internationale Schlagzei- tungen reagieren, die Sachen nicht viel klären müssen. Intern bewertet man len sorgen. Nicht wenige JournalistIn- größer als sie sind? den Einsatz als nicht wirklich gelungen. nen durchschauen die Strategie nicht, Das kann und darf solche Verbalausfäl- Man kann die Frage stellen, warum sich weil es ihnen egal ist oder sie nur auf le wie den Antisemitismus-Ausspruch ein CDU-Innenminister nicht auch die Schlagzeilen und Klicks aus sind. nicht entschuldigen. Doch genau wie Parolen und T-Shirts der Neonazis an- Doch der Mechanismus ist immer der- die Bengalos und die Pyrotechnik war sehen und anhören sollte oder wollte. selbe: Geplante Provokationen sorgen diese Provokation mit Sicherheit genau Doch ist der Kampf gegen organisierte für erwartbare mediale Reaktionen. geplant. Solche Demos sind von den Kriminalität nicht auch löblich, wichtig „SS-Siggi“ als Spitzenkandidat bei der Führungskadern choreografiert. Die und gefordert? Sind nicht die gefühl- Kommunalwahl 2014 schaffte es sogar Pyrotechnik von teils maskierten Akti- ten und manchmal auch berechtigten bis auf das Titelblatt der New York Times. visten sind keine spontanen Beifallsbe- Ängste der Menschen ein (!) Grund für kundungen aus der Bevölkerung, son- das Erstarken gegen RechtspopulistIn- Kritik an reißerischen Bei- dern geplante Aktionen. Daher muss nen und Neonazis? trägen in überregionalen man überlegen, ob man als Medium oder Aktivist nach jedem Knochen Wie bedrohlich war die Demonstration? Medien Augenscheinlich blieben die Ausfäl- schnappt, den Neonazis den Medien le gegenüber Unbeteiligten und auch Anderes wurde zumindest bundes- hinwerfen. JournalistInnen vergleichsweise ge- weit thematisiert: Das 25-Punkte-Pro- Die Splitterpartei „Die Rechte“ freut es ring. Beschimpfungen, Provokationen, gramm als Anleihe bei der NSDAP, der natürlich, dass sie es mal wieder bun- Übergriffe und auch das Bespucken von „Stadtschutz Dortmund“ als Reaktion desweit in die Medien geschafft hat. MedienvertreterInnen blieben weitest- auf die ebenso groteske „Scharia-Poli- Mehr Wirkung konnten sie mit einer gehend aus. Das ist ansonsten traurige zei“ in Wuppertal, die in mehreren Bun- ansonsten absolut durchschnittlichen Realität bei solchen Aufmärschen. Die desländern eingesetzten Wahlplakate Aktion nicht verbuchen. Die Reakti- Neonazis hatten sogar ihre Teilneh- mit dem juristisch nicht zu beanstan- onen darauf waren „so gut“, dass sie merInnen im Vorfeld aufgefordert, ruhig denden Spruch „Wir hängen nicht nur sogar auf die Demo am Folgetag ver- zu bleiben und das geringe Polizeiauf- Plakate“, der zu erwartende Aufschrei zichtet haben. Mehr Öffentlichkeit ging gebot nicht auszunutzen. bei den zahlreichen Ratsanfragen zu eben nicht.

44 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ CoBa-Yana Wege aus dem Rechtsextremismus – Beratung, Begleitung, Prävention

Im Fokus der Arbeit von CoBa-Yana mit rechtsextremen Personen konfron- Die Qualifizierungsangebote zielen (Abkürzung für „Come-Back - You Are tiert werden.Unsere Präventions- und darauf ab, in Form von professioneller not Alone“) stehen neben Aussteigern Interventionskonzepte richten sich an Beziehungsarbeit Veränderungsimpul- aus der aktiven rechtsextremen Szene Multiplikator*innen, die private Kon- se bei gefährdeten Menschen zu set- auch junge Menschen, die gefährdet takte zu Personen des rechtsextremen zen. Multiplikator*innen werden qua- sind in die Szene abzudriften. Um ei- Spektrums haben oder mit gefährdeten lifiziert, rechtsextremes Denken und nen Ausstieg vor dem Einstieg zu för- Jugendlichen arbeiten. rechtsextreme Vorurteile zu erkennen, dern, entwickelt CoBa-Yana Konzepte selbstständig auf gefährdete Jugend- Zum einen sensibilisieren und qua- für die Aufklärung, Deradikalisierung liche zuzugehen und zu erkennen, lifizieren wir Fachkräfte aus dem Le- und Prävention, die gemeinsam mit wann für eine Ausstiegs- bzw. Distan- bensumfeld von Jugendlichen und zivilgesellschaftlichen und staatlichen zierungsberatung oder eine Einstiegs- jungen Erwachsenen, die Umgang Akteuren und Institutionen aus der präventionsmaßnahme der Kontakt zu mit der rechtsextremen Szene pflegen Stadt Dortmund umgesetzt werden. CoBa-Yana hergestellt werden sollte. oder gefährdet sind in diese abzurut- Neben der Unterstützung bei Distan- schen. Zum anderen erlernen Multip- CoBa-Yana (Abkürzung für zierungsprozessen und der Arbeit mit likator*innen Handlungskompetenzen „ComeBack-You are not alone“) gefährdeten Jugendlichen verfolgt und Methoden für die Auseinander- Telefon: 0231 84194260 ­CoBa-Yana das Ziel, Personen zu unter- setzung mit rechtsextremorientierten Mobil: 0173 547650 stützen, die im Rahmen ihrer beruflichen oder gefährdeten Jugendlichen und e-Mail: [email protected] Tätigkeit und in ihrem sozialen Umfeld jungen Erwachsenen. Internet: www.coba-yana.de

info Wer wir sind? info Was bieten wir an?

■■ Eine Anlaufstelle rund um das Thema ■■ Mit jungen Menschen und deren Umfeld ­Rechtsextremismus, Einstiegsprävention und gemeinsame Lösungswege erarbeiten und Ausstiegsberatung für Betroffene und Rat­ Lebensalternativen entwickeln

suchende in Dortmund ■■ Sensibilisierung und Schulung von ■■ Kompetente Ansprechpartner*innen im Feld ­Multiplikator*innen der Prävention und Deradikalisierung ■■ Ein umfassendes Beratungs- und Hilfsnetz- werk aufzubauen ■■ Ein Unterstützungsangebot für Familien, Schulen, Vereine, die Umgang mit rechtsaffinen ■■ Stärkung der Handlungssicher­heit im ­Umgang Jugendlichen­ haben mit dem Rechts­extremismus

■■ ■■ Beratungseinrichtung und Hilfs­angebot Früherkennung von potentiell gefährdeten Jugendlichen in vom Rechtsextremismus betroffenen Sozialräumen

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 45 Kontaktadressen

BackUp/ComeBack e.V. – Elternberatung - Informations- Westfälischer Verein für die und Dokumentationszentrum für offensive Auseinandersetzung mit Antirassismusarbeit in NRW dem Rechtsextremismus e.V. www.ida-nrw.de/themen/ www.backup-comeback.de rechtsextremismus/ Stefanstr. 2 · 44135 Dortmund elternberatungsnetzwerk E-Mail: [email protected] Volmerswerther Str. 20 40221 Düsseldorf Telefon: 0211-1592555 Bagrut e.V. – Verein zur Prävention E-Mail: [email protected] von Antisemitismus in NRW www.bagrut.de Fan-Projekt Dortmund Postfach 10 02 03 · 44702 Bochum E-Mail: [email protected] www.fanprojekt-dortmund.de Dudenstr. 4 · 44137 Dortmund

Dortmunder Arbeitskreis gegen Telefon: 0231-72124292 Rechtsextremismus E-Mail: [email protected] www.dortmund-rechts.de Ostwall 17-21 (DGB Dortmund-Hellweg) Jugendamt Dortmund – 44135 Dortmund Respekt-Büro Telefon: 0231-5570440 www.dortmund.de/respekt E-Mail: [email protected] Rheinische Str. 135 44147 Dortmund Telefon: 0231-47798461 E-Mail: [email protected]

46 Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ Kontaktadressen

Mahn- und Gedenkwache Schule ohne Rassismus – Steinwache Schule mit Courage http://www.ns-gedenkstaetten.de/ www.schule-ohne-rassismus.org nrw/dortmund Ruhrallee 9 · 44139 Dortmund Steinstraße 50 · 44147 Dortmund Telefon: 02931-82521409 Telefon: 0231-5025002 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] [email protected]

Spurwechsel – Aussteiger­ Mobile Beratung gegen Rechts­ programm Rechtsextremismus extremismus im Regierungsbezirk Ministerium für Inneres Arnsberg und Kommunales des Landes www.mbr-arnsberg.de Nordrhein-Westfalen­ Iserlohner Str. 25 · 58239 Schwerte www.aussteiger.nrw.de Telefon: 02304-755190 Haroldstr. 5 · 40213 Düsseldorf Mobil: 0152-01773272 Telefon: 0211-837100 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

NinA NRW – Neue Wege Stadt Dortmund – in der ­Ausstiegsberatung für Koordinierungsstelle für Vielfalt, rechtsextreme­ Jugendliche Toleranz und Demokratie und ­Erwachsene in NRW www.dortmund.de/vielfalt www.nina-nrw.de Friedensplatz 1 · 44122 Dortmund Am Steintor 3 Telefon: 0231-5026450 45657 Recklinghausen E-Mail: [email protected] Telefon: 0176-93119765 E-Mail: [email protected]

Auseinandersetzung mit der Partei „DIE RECHTE“ 47 Die Veröffentlichungen stellen keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die AutorInnen die Verantwortung.