Über die Verbreitung von Heracleum mantegazzianum, Impatiens glandulifera, Fallopia japonica und F. sachali­ nensis entlang der Gewässer Obersauer, Woltz, Clerve, und ihrer Nebengewässer (Luxemburg)

Manou Pfeiffenschneider

ERSA s.à r.l., 50, rue Arthur Herchen, L-1727 Luxemburg ([email protected])

Pfeiffenschneider, M. 2007. Über die Verbreitung vonHeracleum mantegazzianum, Impatiens glandulifera, Fallopia japonica und F. sachalinensis entlang der Gewässer Obersauer, Woltz, Clerve, Wiltz und ihrer Nebengewässer (Luxemburg). Bulletin de la Société des naturalistes luxembourgeois 108: 7-10. Abstract. The results of the systematic investigation of the occurrence of Heracleum man­ tegazzianum, Impatiens glandulifera, Fallopia japonica and F. sachalinensis along the rivers , Woltz, Clerve and Wiltz as well as their tributaries in the North of are presented. The results of the survey realised in 2006 are compared to those of a similar pro- ject carried out in 2000 and 2001. The species have increased their distribution from 2000 to 2006, but the propagation dynamics run differently and increase from Fallopia spp. over H. mantegazzianum to I. glandulifera. Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Ergebnissen einer syste- matischen Kartierung von Heracleum mantegazzianum, Impatiens glandulifera, Fallopia japonica und F. sachalinensis entlang der Flüsse Sauer, Woltz, Clerve und Wiltz sowie deren Nebengewässern im Norden Luxemburgs. Dabei werden die Ergebnisse der Kartierung von 2006 mit jenen eines äquivalenten Projektes der Jahre 2000 und 2001 verglichen. Die untersuchten Arten haben sich im Untersuchungszeitraum ausgebreitet, wobei die Ausbreitungsdynamik unterschiedlich verläuft und von Fallopia spp. über H. mantegazzia­ num zu I. glandulifera zunimmt.

1. Einleitung abgesucht: Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum Somm. et Lev.), Indisches In den Jahren 2000 und 2001 hat das Springkraut (Impatiens glandulifera Royle), Studienbüro ERSA im Auftrag des Japanknöterich (Fallopia japonica (Houtt.) „Service de la Conservation de la Nature - Ronse Decr.), Sachalinknöterich (F. sachali­ Arrondissement Nord“ der Forstverwaltung nensis (F. Schmidt) Ronse Decr.) und deren Luxemburgs eine systematische Kartierung Hybride F. ×bohemica (Chrtek & Chrtková) von 5 invasiven Neophytenarten entlang J. P. Bailey. Die Standorte der angetroffenen verschiedener Fließgewässer im Vorkommen wurden per GPS (Garmin® durchgeführt (ERSA 2000, ERSA 2001). eTrex) in „Gauss Luxemburg“-Koordinaten Diese Kartierung wurde 2006 im Auftrag der eingemessen. In Gebieten, in denen kein „Abteilung Ökologie“ des Naturhistorischen Satellitenempfang möglich war, wurden Museums (Luxemburg) wiederholt. die Fundorte in einer topographischen Karte (Maßstab 1:20.000) eingetragen. Die Koordinaten wurden anschließend mit Hilfe 2. Material und Methoden des geographischen Informationssystems Alle Fließgewässer im Untersuchungsgebiet ArcMap™ auf Grundlage der digitalen topo- wurden zwischen dem 1. August und dem graphischen Karte bestimmt. 6. September 2006 systematisch abgegan- Das Untersuchungsgebiet liegt im Nordwesten gen und nach folgenden Pflanzenarten Luxemburgs. Es beinhaltet einerseits die

Bull. Soc. Nat. luxemb. 108 (2007)  Abb. 1. Untersuchungs­ gebiet im Nord-Westen Luxemburgs.

Obersauer und ihre Nebengewässer zwischen und 2006 zeigt nur eine leichte Zunahme. der belgisch-luxemburgischen Grenze bei Während Fallopia-Bestände 2000/2001 in 4 Martelange und dem „Pont Misère“, ande- Rasterquadraten angetroffen wurden, konn- rerseits die Flüsse Woltz und Clerve bis zu ten die Arten 2006 in 6 Rasterquadraten ihrer Mündung in die Wiltz in Kautenbach festgestellt werden (Abb. 3). Bis auf eines sowie die Wiltz ab Kautenbach bis zu ihrer der Vorkommen (Fallopia sachalinensis Mündung in die Sauer bei Goebelsmühle, (F. Schmidt) Ronse Decr.) handelt es sich einschließlich aller Nebengewässer (Abb. 1). dabei stets um den Japanischen Knöterich (Fallopia japonica (Houtt.) Ronse Decr.). Der Hybrid der beiden Arten (F. ×bohemica 3. Ergebnisse (Chrtek & Chrtková) J. P. Bailey) wurde im 3.1. Indisches Springkraut (Impatiens glan- Untersuchungsgebiet nicht angetroffen. dulifera) Der Vergleich der Untersuchungsperioden 3.3. Riesenbärenklau (Heracleum mante- 2000/2001 und 2006 zeigt eine deutliche gazzianum) Zunahme des Indischen Springkrauts im Der Vergleich der Untersuchungsperioden Untersuchungsgebiet. Der Vergleich auf Basis des 1 × 1 km-Rasters zeigt, dass die 2000/2001 und 2006 zeigt eine Zunahme des Art 2006 in 29 Rasterquadraten angetrof- Riesenbärenklaus im Untersuchungsgebiet. fen wurde, während sie 2000/2001 lediglich Die Ausbreitung der Art ist jedoch weniger in 6 Rasterquadraten auftrat (Abb. 2). Im stark als jene des Indischen Springkrauts. Untersuchungsgebiet werden vor allem die Mit einer Verdoppelung der betroffenen Ufer von Tretterbaach, Clerve, Wiltz und Rasterquadrate ist sie trotzdem erheblich. Sauer vom Indischen Springkraut besiedelt. Der Vergleich auf Basis des 1 × 1 km-Rasters Vereinzelte Vorkommen gibt es auch an zeigt, dass die Art 2006 in 10 Rasterquadraten kleineren Nebengewässern. auftrat, während 2000/2001 lediglich in 5 Rasterquadraten Vorkommen festgestellt 3.2. Asiatische Knötericharten (Fallopia spp.) wurden. In zwei Rasterquadraten ist die Art Von den untersuchten Arten, sind die zwischen 2001 und 2006 verschwunden. Im Fallopia-Arten im Untersuchungsgebiet Falle des Vorkommens in Siebenaler ist die Art am wenigsten verbreitet. Der Vergleich allerdings ca. 500 m flussabwärts im benach- der Untersuchungsperioden 2000/2001 barten Rasterquadrat aufgetreten (Abb. 4).

 Bull. Soc. Nat. luxemb. 108 (2007) Abb. 2. Vorkommen des Indischen Springkrauts (Impatiens glandulifera) im Untersuchungsgebiet (Raster: Gauss-Luxemburg 1 × 1 km)

Abb. 3. Vorkommen der asiatischen Knötericharten (Fallopia spp.) im Unter­ suchungsgebiet (Raster: Gauss-Luxemburg 1 × 1 km).

Abb. 4. Vorkommen des Riesenbärenklaus (Hera­ cleum mantegazzianum) im Untersuchungsgebiet (Raster: Gauss-Luxem­ burg 1 × 1 km).

Bull. Soc. Nat. luxemb. 108 (2007)  4. Diskussion Danksagungen Der Vergleich der Verbreitung der un- Mein Dank gilt Christian Ries, Musée natio- tersuchten Arten im Lauf der Zeit zeigt, nal d’histoire naturelle, Section écologie, und dass sich alle Arten ausgebreitet haben, Paul Kremer, Administration des eaux et forêts, die Dynamik der Entwicklung jedoch un- Service de la conservation de la nature - arron- terschiedlich ist. Sie ist u.a. abhängig von dissement Nord, welche die Studien ermögli- der Ursprungsverbreitung in der ersten cht haben, die dem Artikel zu Grunde liegen. Untersuchungsperiode 2000 - 2001. Außerdem möchte ich mich bei Janus Steng, Sebastian Kohn, Thierry Müller, Henri Schmit Eingehende Untersuchungen zur Ausbrei­ und Marc Owaller für die Unterstützung bei tungsdynamik von Indischem Springkraut, der Feldarbeit bedanken, sowie bei Corinne Riesenbärenklau, Japanischem und Sachalin­ Steinbach, Christian Ries und Marc Owaller für knöterich in Tschechien zwischen 1900 und die Durchsicht des Manuskripts. 1990 zeigen, dass die Entwicklung anfangs recht langsam verläuft bevor es ab einem gewissen, je nach Art und Einführungs­ Literatur zeitpunkt unterschiedlichen, Zeitpunkt zu ERSA, 2000. Problematik der Bioinvasion, einer stärkeren, teilweise exponentiellen Kartierung von Japan-Knöterich, Ausbreitung kommt (Kowarik 2003). Riesenbärenklau und Indischem Springkraut Beim Riesenbärenklau ist dementsprechend an der Obersauer, Theoretische Grundlagen in den nächsten Jahren mit einer massiven und Ergebnisse der Kartierung. Administration Ausbreitung im Untersuchungsgebiet zu rech- des eaux et forêts, Arrondissement CN Nord, nen, falls keine Bekämpfungsmaßnahmen unveröff. Studie, 37 S. durchgeführt werden. Beim Indischen Spring­ ERSA, 2001. Problematik der Bioinvasion, kraut ist eine erhebliche Zunahme vor allem Kartierung von Riesenbärenklau, Indischem an der bisher erst recht wenig besiedelten Springkraut und exotischen Knötericharten „Tretterbaach“ ab der „Aasselburermillen“ zu an Woltz, Clerve und Wiltz, Ergebnisse der erwarten. Die Ausbreitung der asiatischen Kartierung. Administration des eaux et Knötericharten ist vor allem abhängig von forêts, Arrondissement CN Nord, unveröff. Hochwasserereignissen und anthropogen Studie, 9 S. verursachten Bodenbewegungen (z.B. Straßen­ Kowarik, I., 2003. Biologische Invasionen: bauarbeiten, Renaturierungen), bei denen Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Rhizome der Arten weiter verbreitet werden. Verlag Ulmer, Stuttgart, 380 S.

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