Lilli Lehmanns, Die Gleichermaßen Konstanzes Martern-Arie Wie Isoldes Liebestod Gerecht Wird
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Lehmann, Lilli gendlich-dramatische Fach – behutsam aufbauend – das dramatische Fach erobert. Sie hat diesen Weg nicht nur ihren Schülerinnen und Schülern vermittelt, sondern ih- re Methode darüber hinaus durch ihr Buch „Meine Ges- angskunst“ auch an künftige Generationen von Studie- renden weitergegeben. Ihre Schallplatten, obwohl erst in fortgeschrittenem Alter aufgenommen, sind ein eind- rucksvolles Dokument der Stilsicherheit Lilli Lehmanns, die gleichermaßen Konstanzes Martern-Arie wie Isoldes Liebestod gerecht wird. In ihren Aufnahmen ist eine Sän- gerin dokumentiert, die noch unter der Stabführung und Anleitung etwa von Verdi, Wagner, Mahler und von Bü- lows gesungen hat. Ihr akustisches Erbe baut eine Brü- cke aus dem mittleren 19. Jahrhundert und seinen Tradi- tionen hinüber in das frühe 20. Jahrhundert. Orte und Länder Geboren in Würzburg, Kindheit und Ausbildung, sowie Debüt in Prag; danach Engagements in Danzig und Leip- zig, ab 1870 Königliches Opernhaus Berlin; Teilnahme an den ersten Bayreuther Festspielen 1876; Gastspiele in London und Wien; ab 1885 Metropolitan Opera New York; mehrere Tourneen durch die USA; von 1901 bis 1910 Initiatorin und Leiterin der Salzburger Mozartfest- Lilli Lehmann als Isolde spiele; Lebensabend und Tod in Berlin Grunewald. Biografie Lilli Lehmann Ehename: Lilli Maria Lehmann-Kalisch Lilli Lehmann wurde am 24. November 1848 als Tochter des Heldentenors Carl August Lehmann und seiner Frau * 24. November 1848 in Würzburg, Deutschland Marie, geb. Loew , Opernsängerin und Harfenistin, in † 17. Mai 1929 in Berlin, Würzburg geboren. Der Geburtsort ist eher zufällig, das Ehepaar ist bedingt durch wechselnde Engagements viel Opern- und Konzertsängerin, Musikschriftstellerin, auf Reisen. Gesangspädagogin, Opernregisseurin 1853 trennten sich Lehmanns Eltern, die Mutter nahm ei- ne Stellung als Harfenistin am Prager Landestheater an „Nicht meine Person wollte ich aufs Piedestal heben; mit und sorgte von da an allein für Lilli und ihre 1851 gebore- meinen schwachen Kräften aber versuchte ich jeder mir ne Schwester Marie. Neben ihrer Stellung im Orchester anvertrauten Rolle eine ideale Seite abzugewinnen, und gab die Mutter auch noch Gesangsunterricht. Die Töch- niemals war mir eine zu schlecht, dass ich nicht versucht ter wurden so schon frühzeitig an die Musik und die hätte, die Figur zu einer menschlichen und gleichzeitig Stimmbildung herangeführt. Nach mehrjährigem Unter- künstlerischen zu gestalten.“ richt durch die Mutter debütierte Lilli 1865 als erster Kn- abe in der „Zauberflöte“ am Deutschen Landestheater in (Lilli Lehmann: Mein Weg, S.342) Prag. Kurz darauf rettete sie eine weitere Zauberflöten- Aufführung, indem sie im zweiten Akt die Partie der Pa- Profil mina übernahm, ohne diese Rolle jemals studiert zu ha- Lilli Lehmann hat sich von eher bescheidenen Anfängen ben. In der Folge sang sie an diesem Haus eine Reihe als lyrischer Sopran durch ungeheuren Fleiß und bestän- kleiner und kleinster Rollen, erwarb sich aber dadurch dig weiterführende Arbeit an ihrer Stimme über das ju- Bühnenpraxis und Routine. 1868 wurde sie nach Danzig engagiert, auf der Reise dort- – 1 – Lehmann, Lilli hin machte sie Station in Berlin und sang erfolgreich an Haus, dem sie bis zum Ende ihrer Laufbahn eng verbun- der Hofoper vor. Trotzdem trat sie ihr Engagement in den blieb. Danzig an, wo sie mit großem Erfolg nur noch Hauptrol- 1884 kehrte sie nach London zurück, diesmal an das Co- len sang. Bereits nach einer Saison wechselte sie nach vent Garden Opera House, und sang unter Hans Richter Leipzig, von dort 1870 an die Berliner Hofoper, wo sie die Venus im „Tannhäuser“ und erstmals die Isolde. ihr Repertoire erneut vergrößerte und von Erfolg zu Er- Auf dieser Reise begleitete sie ihre Nichte Hedwig Hel- folg eilte. big. Das Mädchen, die nichteheliche Tochter von Leh- 1875 bot Richard Wagner, der ein Jugendfreund ihrer manns Schwester Marie, wurde Schülerin, später Assis- Mutter war, Lilli und ihrer Schwester die Mitwirkung an tentin und Vertraute der Künstlerin. den ersten Bayreuther Festspielen an. 1876 sang sie tat- In München nahm sie 1884 an einem kompletten Ring- sächlich eine der Rheintöchter in „Rheingold“, die Helm- Zyklus teil, außer der ersten Rheintochter sang sie auch wiege in der „Walküre“ und übernahm die Rolle des die Sieglinde. Waldvogels in „Siegfried“ sowie der 1. Rheintochter in Ab 1883 begann Lilli Lehmann, ihr Repertoire um drama- der „Götterdämmerung“. Wagner war außerordentlich tische Rollen zu erweitern. Sie studierte Isolde, Fidelio, zufrieden mit ihren Leistungen, eine rege Korrespondenz Donna Anna und Norma. Leopold Damrosch hatte ihr be- belegt das freundschaftliche Verhältnis der beiden. Wäh- reits Anfang der 80er Jahre Angebote für Wagner-Kon- rend der Proben zu den Festspielen 1876 lernte sie Fritz zerte und Opernaufführungen in Amerika gemacht. In Brandt, den Sohn des Bühnentechnikers Carl Brandt ken- Dresden und Wien probierte sie die Rollen sehr erfolg- nen. Beide verliebten sich ineinander, es kam zu einer reich aus, in Wien sang sie in „Norma“ gemeinsam mit ih- Verlobung. In der Folge traten aber immer deutlicher er- rer Schwester Marie, die als Adalgisa auftrat. hebliche psychische Probleme Brandts zu Tage. Schwe- Am 4. November 1885 schließlich trat Lilli Lehmann ihre ren Herzens löste Lehmann die Verlobung, litt aber noch erste Amerika-Reise an. Sie debütierte an der Metropolit- Jahre danach an den dadurch ausgelösten emotionalen an Opera in New York am 25. November des Jahres als Erschütterungen. Für die Uraufführung des „Parsifal“ Carmen, in der Folge sang sie auch Brünnhilde in „Wal- 1882 sah Wagner Lilli Lehmann als 1. Blume vor und be- küre“, Sulamith in „Königin von Saba“ und eine Auffüh- auftragte sie darüber hinaus, für die Auswahl der weite- rung des Händelschen „Messias“ in englischer Sprache. ren Blumenmädchen zu sorgen. Begeistert kam sie dem Anschließend gastierte sie mit dem Ensemble in Philadel- Wunsch des Meisters nach und studierte sogar mit den phia. Als ein Gesuch um Urlaubsverlängerung aus Berlin ausgewählten Sängerinnen ihre Rollen ein. Als sie jedoch abschlägig beschieden wurde, brach sie ihren Vertrag erfuhr, dass ihr ehemaliger Verlobter Fritz Brandt an der und blieb in den USA. Regiearbeit beteiligt sein würde, trat sie von der Rolle zu- Im Rahmen einer ausgedehnten Konzerttournee der Fir- rück, zu groß war ihre Angst vor einer erneuten Begeg- ma Steinway bereiste sie den Westen der Vereinigten nung mit Brandt. Staaten. Im Jahr 1876 sang sie in Berlin zum ersten Mal Verdis Als sie 1886 nach Berlin zurückkehrte, beglich sie umge- „Requiem“, ein Jahr darauf beim Musikfest 1877 in Köln hend die aus ihrem Kontraktbruch resultierende Konven- erneut, diesmal unter Verdis Stabführung, und berichte- tionalstrafe von 13500 Mark, den Verdienst eines ganzen te stolz, Verdi hätte bei ihr als einzige „nicht das gerings- Jahres. Sie bestand aber im Gegenzug auf weitgehende te ausgebessert“ (Lehmann 1913, S. 257). Freiheiten. Diese Zusicherung wurde nicht schriftlich fi- 1878 unternahm sie während ihres Urlaubs ein Gastspiel xiert, Lehmann blieb von der Möglichkeit, im deutschen in Schweden, sang erfolgreich in Stockholm in Anwesen- Sprachraum zu singen, vorerst ausgeschlossen. Ent- heit des Königs, auf dessen persönlichen Wunsch sie im täuscht reiste sie abermals nach New York und setzte ih- Jahr 1879 erneut in Stockholm auftrat. Bei dieser Gele- re erfolgreiche Tätigkeit an der Metropolitan Opera fort. genheit zeichnete der Monarch sie mit dem Orden „Llitte- Noch 1886 übernahm sie die Partie der Isolde an der Sei- ris et artibus“ aus. te von Albert Niemann als Tristan. Auch die Brünnhilde 1880 sang sie erstmals in London, auch hier wurde sie im „Siegfried“ und in der „Götterdämmerung“ sang sie in für die folgende Saison wieder eingeladen. den amerikanischen Erstaufführungen 1887 und 1888. Während der Spielzeit 1881/82 trat sie häufig als Gast 1886 gastierte sie in Kopenhagen sowie abermals in Lon- an der Dresdner Oper auf, gastierte in Prag und trat auch don, diesmal als Leonore und Beethovens „Fidelio“. Als erstmalig erfolgreich an der Wiener Hofoper auf – einem ihr dortiger Partner sich als unzulänglich erwies, brachte – 2 – Lehmann, Lilli sie ihren Berliner Kollegen Paul Kalisch ins Spiel, am En- Nach dem Bezug der Villa in Berlin Grunewald entwi- de der Aufführungsserie verlobte sie sich mit ihm. Nach ckelt sich ein reger gesellschaftlicher Verkehr und intel- einem weiteren Gastspiel in Budapest brach sie erneut lektueller Austausch mit anderen Bewohnern der neu ge- nach New York auf. Dort gelang es ihr, für Paul Kalisch schaffenen Villen-Kolonie. Friedrich Dernburg, Fritz einige Kontrakte abzuschließen. Sehr medienwirksam Mauthner, Maximilian Harden gehörten zu diesem ließ sich das Paar am Tag von Kalischs Ankunft in New Kreis. York, dem 24.Februar 1888, trauen. Hedwig Helbig war Für die Saison 1891/1892 nahm das Ehepaar Lehmann- die Trauzeugin ihrer Tante. Kalisch erneut eine Einladung der Metropolitan Opera In der Folge verstand es Lilli Lehmann geschickt, ihren New York an, die unter ihrem neuen Direktor, Maurice Ehemann für verschiedene Rollen zu empfehlen, schließ- Grau, die Zahl der Wagner-Aufführungen zugunsten an- lich trat das Paar gemeinsam im „Ring des Nibelungen“ derer Opern reduziert hatte. Lehmann und Kalisch tra- und in Bellinis „Norma“ erfolgreich auf. ten in „Norma“, “Mignon“, “Don Juan“, „Troubadour“ Am 31.März 1890 trat sie in der Brooklyn Academy of und „Aida“ auf. Music in einer konzertanten Aufführung von „Parsi- Am 15.Februar