Operetteninszenierung Und Tabubruch Fallbeispiele Zum Ernst Der „Leichten Muse“

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Operetteninszenierung Und Tabubruch Fallbeispiele Zum Ernst Der „Leichten Muse“ DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit Operetteninszenierung und Tabubruch Fallbeispiele zum Ernst der „leichten Muse“ Verfasserin Daniela Hamberger angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2014 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317 Studienrichtung lt. Studienblatt: Theater-, Film- und Medienwissenschaft Betreuerin: Ass.- Prof. Dr. Isolde Schmid-Reiter Danksagung Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei all jenen Personen bedanken, die mich in den letzten Jahren unterstützt und auch immer wieder motiviert haben. Herzlichen Dank an Ass.-Prof. Dr. Isolde Schmid-Reiter, die mich den ganzen Arbeitsprozess hindurch begleitet hat. Ein großer Dank gilt auch meinen Interview- und Gesprächspartnern Bettina Bartz, Stefan Frey und Peter Konwitschny, die sich die Zeit genommen haben, all meine Fragen zu beantworten. Ebenfalls bedanken möchte ich mich beim Archiv der Salzburger Festspiele sowie der Oper Graz, die mich in meiner Recherchearbeit unterstützt haben. Weiters möchte ich mich auch bei meinen Korrekturleserinnen und allen Freunden bedanken, die mir in jeglicher Hinsicht zur Seite standen. Der größte Dank gebührt meinen Eltern, die mir dieses Studium ermöglicht und mich bis zum Schluss, auch in schweren Momenten, begleitet und mich mit Rat und Tat unterstützt haben! Widmen möchte ich diese Arbeit meinen Eltern und zwei Personen, die mir sehr nahe standen, meinen Abschluss jedoch leider nicht mehr miterleben können - Oma und Mimi. Inhalt Vorwort .......................................................................................................................... I 1. Die Operette und ihr „Ruf“ ..................................................................................... 1 1.1 Zur Inszenierungsästhetik der Operette ............................................................ 3 1.1.1 Die „leichte Muse“ und ihre Klischees – wie „leicht“ ist sie tatsächlich? .....11 2. Ein Blick auf die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der Operetten Die Fledermaus, Die Csárdásfürstin und Das Land des Lächelns ..............................17 2.1 Johann Strauß‘ Fledermaus – Die Hymne der Wirtschaftskrise .......................18 2.2 Emmerich Kálmáns Csárdásfürstin und der Erste Weltkrieg ............................23 2.3 Franz Lehárs Land des Lächelns.....................................................................27 3. Die Debatte um „Regietheater“ und „Werktreue“ ..................................................31 3.1 „Regietheater“ und „Werktreue“ .......................................................................31 3.1.1 Befürworter und Gegner des „Regietheaters“ ............................................45 3.2 Exkurs: Zum Begriff des „Tabubruchs“ ............................................................50 3.3 Exkurs 2: Zum Begriff des „Skandals“ .............................................................56 4. Operetteninszenierungen und ihre Tabubrüche: Fallbeispiele ..............................63 4.1 Die Csárdásfürstin in der Inszenierung von Peter Konwitschny (Semperoper Dresden 1999, Oper Graz 2010) .....................................................................63 4.1.1 Der Prozess in Dresden – Exkurs: Regie und Urheberrecht ......................76 4.2 Das Land des Lächelns in der Inszenierung von Peter Konwitschny (Komische Oper Berlin 2007) ............................................................................................83 4.3 Die Fledermaus in der Inszenierung von Hans Neuenfels (Salzburger Festspiele 2001) ..............................................................................................91 5. Resümee ............................................................................................................ 111 6. Quellen- und Literaturverzeichnis ....................................................................... 113 Anhang ...................................................................................................................... 121 Abstract ..................................................................................................................... 169 Lebenslauf ................................................................................................................ 171 Vorwort I Vorwort Die Inspiration für diese Diplomarbeit erhielt ich, als ich zum ersten Mal in einer Lehrveranstaltung des Regisseurs Peter Konwitschny am Wiener Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft saß. Gegenstand der damaligen Diskussion war Konwitschnys Inszenierung von Emmerich Kálmáns Operette Die Csárdásfürstin, die erstmals 1999 an der Dresdner Semperoper und erneut 2010 an der Grazer Oper auf die Bühne kam. Mir waren Inszenierungen dieses Genres bis zu diesem Zeitpunkt nur in sehr konventioneller Ästhetik bekannt, und ich war überrascht, was Konwitschny in dieser Operette entdeckte und wie er die gesellschafts-politischen Begebenheiten in sein Regiekonzept miteinbezog. Durch Konwitschnys Arbeit inspiriert, beschäftigt sich diese Diplomarbeit mit der auf wissenschaftlicher Basis nur in Teilbereichen erforschten Operette. Im speziellen mit Inszenierungen, die mit der bisherigen konventionellen Inszenierungsästhetik gebrochen und Tabuthemen auf die Bühne gebracht haben. Ziel dieser Arbeit ist es, dies anhand von drei Regiearbeiten zu zeigen: Neben Peter Konwitschnys Inszenierung von Emmerich Kálmáns Csárdásfürstin und Franz Lehárs Land des Lächelns wurde auch Hans Neuenfels Inszenierung von Johann Strauß‘ Fledermaus für die Analyse ausgewählt. Die Diplomarbeit soll auf folgende Fragen Antwort geben: Welche Klischees werden mit dem Genre verbunden? Wie „leicht“ ist die „leichte Muse“ tatsächlich? Was verbirgt sich hinter den Begriffen „Regietheater“ und „Werktreue“ und in welchem Zusammenhang stehen sie mit Operetteninszenierungen? Welche Tabus werden gebrochen? In welchem Fall entsteht daraus ein Skandal? Wie lesen Regisseure wie Peter Konwitschny und Hans Neuenfels dieses Genre? Das zugrundeliegende Material für die Forschung zu diesem Thema waren neben der einschlägigen Literatur, Libretti, Kritiken, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Programmhefte der ausgewählten Inszenierungen, Videoaufzeichnungen dieser Inszenierungen sowie persönlich geführte Interviews mit dem Regisseur Peter Konwitschny, der Dramaturgin Bettina Bartz und dem Theaterwissenschaftler Stefan Frey. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem „Ruf“ der Operette, den Klischees und der konventionellen Inszenierungsästhetik des Genres. Im zweiten Kapitel folgt ein Einblick in die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der für die Analyse ausgewählten Operetten Die Fledermaus, Die Csárdásfürstin und Das Land des II Vorwort Lächelns. Die Debatte um die Begriffe „Regietheater“ und „Werktreue“ bildet das zentrale Thema des dritten Kapitels, welches auch einige punktuelle Stimmen von Befürwortern und Gegnern dieser beinhaltet. Abschließend sollen Überlegungen zu den ausgewählten Inszenierungen einen Einblick in die Regiearbeit von Peter Konwitschny und Hans Neuenfels bieten und anhand einiger Szenen die Frage, inwiefern die beiden Regisseure mit der Tradition gebrochen haben, beleuchten. November 2014 Die Operette und ihr „Ruf“ 1 1. Die Operette und ihr „Ruf“ Der Operette eilt der Ruf voraus, „leichte Unterhaltung“ ohne tieferen Hintergrund zu sein.1 Doch der Literaturwissenschaftler Volker Klotz stellt in seinem umfangreichen Werk „Operette. Portät und Handbuch einer unerhörten Kunst“ bereits zu Beginn des ersten Kapitels fest: „Die Operette ist besser als ihr Ruf.“2 Klotz ist der Ansicht, dass die Operette auch im 21.Jahrhundert noch das sein könnte, was sie vor über hundert Jahren war. Denn zum Zeitpunkt, als die Gattung den Zenit ihrer Popularität erreicht hatte, stellte sie eine fortschrittliche und vitale Kunst dar, die die Gesellschaft auf hohem Niveau unterhielt. Klotz stellt jedoch fest, dass von dieser ursprünglichen Idee der Operette nicht mehr viel erhalten geblieben ist, da sich Inszenierungen der letzten Jahrzehnte immer mehr von der vermeintlich ursprünglichen Form entfernten.3 Die ursprüngliche Qualität und Ernsthaftigkeit des Genres fällt bei vielen Inszenierungen der ertragreichen Vermarktung und dem Erfüllen von Klischees, die eine Operette vermeintlich ausmachen, zum Opfer. Musik- und Theaterwissenschaft haben sich bisher nur zögerlich der „leichten Muse“ angenommen. Die meisten Werke, die sich mit Operette befassen, sind Biografien von Komponisten, darüber hinaus beschäftigen sich ihre Autoren, wie auch Moritz Csáky in seinem Essay4, zumeist mit kulturhistorischen Fakten und der gesellschaftlichen Ideologie der Wiener Operette. Der Literaturwissenschaftler Volker Klotz setzt sich in seinem sehr umfangreichen Werk zur „unerhörten Kunst“5 hauptsächlich mit der Entstehungsgeschichte und der Rezeption einer Vielzahl von Operetten auseinander. Marion Linhardt hat es sich als eine der Wenigen zur Aufgabe gemacht, der Gattung aus einer wissenschaftlichen Sicht anzunähern und zu analysieren, 1 Siehe Kraus, Karl, „Ernst ist das Leben, heiter war die Operette“, in: Die Fackel 12 (1910/11), Nr. 313/314, S.13-16, hier in: Linhardt, Marion (Hg.), Stimmen zur Unterhaltung. Operette und Revue in der publizistischen Debatte (1906-1933), Wien: Verlagsbüro Mag.Johann Lehner Ges.m.b.H. 2009, S.65-68. 2 Klotz, Volker, Operette. Portät und Handbuch einer unerhörten Kunst, Kassel: Bärenreiter 2004, S.15. 3 Siehe ebd. 4 Siehe Csáky, Moritz, Ideologie der Operette und Wiener Moderne. Ein kulturhistorischer Essay zur österreichischen Identität, Wien
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