Dieter-Falk-Trio Rockt Die Stadthalle

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Dieter-Falk-Trio Rockt Die Stadthalle Montag, 18. Februar 2019 Kultur Nummer 41 11 Buch-Tipp Dieter-Falk-Trio rockt die Stadthalle Ein spannender 600 Besucher bei Benefizkonzert mit erfolgreichem Produzenten und Keyboarder in Sindelfingen – Erlös für Kinderheime in Indien Briefwechsel Von Jan Renz Mit dem Namen Dieter Falk kann vielleicht wie ein roter Faden durch sein musikali- sches Leben und durch das Konzertpro- Dieser Briefwechsel ist ein Drama, fast ein nicht jeder etwas anfangen. Dennoch gramm des Abends. Das Konzert organi- Krimi, ein Schlagabtausch zwischen ei- kennen sicher viele Menschen die Arbeit sierte Narsapur gemeinsam mit den Koope- nem genialen Autor und seinem genialen rationspartnern Evangelische Allianz Sin- Verleger, faszinierend wie ein Thomas- des mehrfach preisgekrönten Keyboarders, delfingen, Evangelisches Bezirksjugendwerk Bernhard-Stück. Thomas Bernhard attak- Musikproduzenten, Arrangeurs und und der Freien Evangelischen Gemeinde, kiert immer wieder, fordert von seinem Komponisten aus Düsseldorf. Am Freitag der „Kirche auf der Hulb“. Verleger hohe Summen, fühlt sich von sei- „Ja, die Schwaben können singen“, freute nem Verlag im Stich gelassen, Siegfried spielte er für den guten Zweck mit seinem sich Dieter Falk, als das gemeinschaftliche Unseld reagiert mit großer Geduld, mit Trio in der Stadthalle Sindelfingen. Singen mit dem Publikum auf Anhieb Umsicht und Nachsicht. klappte, alle machten mit, waren freudig bei Thomas Bernhard war der große Ein- Von Jutta Rebmann den Einsätzen dabei. Für Dieter Falk keine zelgänger der deutschsprachigen Litera- Überraschung, seinem Temperament kann tur. In seinem ersten Roman „Frost“ heißt SINDELFINGEN. Petra Hahn von der Inter- sich eben kaum einer entziehen. es: „Jedenfalls war ich früh allein gelas- essengemeinschaft Narsapur Sindelfingen Dabei ist der vielfach mit Preisen ausge- sen, vielleicht schon immer allein gewe- konnte entspannt und sehr zufrieden die zeichnete Pianist und Komponist nicht nur sen.“ Siegfried Un- Gäste in der Stadthalle Sindelfingen begrü- zigfacher Plattenmillionär, sondern auch seld war einer der ßen: An die 600 Besucher waren der Ein- Besitzer von mehr als 50 Platin- und Golde- wenigen Menschen, ladung zum Benefizkonzert für die Kinder- nen Schallplatten. Sein bodenständiger denen sich der heime Nethanja in Indien gefolgt. Erwar- Charme und sein Charisma haben darunter österreichische Au- tungsvoll und gespannt freuten sie sich nun nicht gelitten. Mit „O Happy Day“ spielte tor öffnete, die er auf Dieter Falk, der zusammen mit Sohn das Trio einen der größten Hits der Gospel- an sich heranließ. Max an den Drums und Christoph Terbuy- szene. Für Dieter Falk ein Markstein seiner Immer wieder ken am Bass Garant für einen swingenden Karriere. Ganz jung war er Organist der suchte er das Ge- Abend in der Stadthalle war. heimatlichen Kirchengemeinde, früh schon spräch mit ihm. Seit mehr als drei Jahrzehnten organisiert spielte er nicht sehr konservativ, die Kom- Über 500 Briefe Narsapur kulturelle Veranstaltungen in der position von Edwin Hawkins faszinierte ihn. tauschten sie aus. Stadt und ist gleichzeitig karitativ tätig. Be- Umso überraschter war er, als er als Musik- Allerdings muss reits mehrfach sei Falk ihrer Einladung ge- student einen Anruf von Hawkins erhielt, Unseld einiges er- folgt, immer wieder in neuen Besetzungen, der ihn einlud als Pianist seine Tournee in tragen. Immer wie- mit neuen Impulsen, neuen Liedern. Wäh- den Niederlanden zu begleiten. der provoziert rend Falk sich nur noch an eine Veranstal- Vor der Pause erklang Bachs Toccata, ein Bernhard in der Öffentlichkeit Skandale. tung vor längerer Zeit erinnern konnte, war wenig anders als gewohnt, mitreißend, ein- Unseld steht zu seinem Autor. Bernhard diese für Michael Hahn, den Vorsitzenden gängig, immer getreu dem Motto das Impro- unterhielt eine Hassliebe zu seiner Heimat von Narsapur, auch nach rund 18 Jahren Österreich. Überall in Österreich sah er noch ganz präsent – ebenso wie vier weitere „Bach ist für mich alles. den Nazismus am Werk, überall regierten Gastspiele des Düsseldorfer Musikers. seine Auffassung nach Dummheit, Igno- Er ist der erste Jazzer“ ranz, der Stumpfsinn. Wenn Bernhard zu weit geht, warnt der Verleger. Am Ende Ein Familienmensch Dieter Falk resigniert er. mit christlichen Wurzeln Bernhard hat, gegen alle Absprachen, visateurs: Aus Alt mach neu. Das Publikum sein neuestes Werk einem anderen Verlag 2019 sei für den Pianisten, Arrangeur, forderte auf, bei Zuruf Lieder aus dem anvertraut. Unselds letzter Brief ist ein und nicht zuletzt Komponisten eigentlich evangelischen Gesangbuch zu improvisieren Telegramm,: „fuer mich ist eine schmer- vorgezeichnet: Hat er doch pünktlich zu sei- und neu zu interpretieren. So entstand ein zensgrenze nicht nur erreicht, sie ist ue- nem 60. Geburtstag im Dezember des ver- Dialog von Volksliedern wie „Das Wandern berschritten, ich kann nicht mehr.“ Bern- gangenen Jahres seine Biographie veröffent- ist des Müllers Lust“ bis hin zu Mathias hards Antwort: „wenn Sie, wie Ihr Tele- licht. „Backstage – Von Pur, Popstars und Claudius’ „Der Mond ist aufgegangen“. gramm lautet, nicht mehr können, dann den Zehn Geboten“ heißt sie und enthält „Bach ist für mich alles, er ist für mich streichen Sie mich aus Ihrem Verlag und eine Fülle von Anekdoten aus einem reichen der erste Jazzer““ betonte Dieter Falk, aber aus Ihrem Gedächtnis. Ich war sicher Künstlerleben. Falk produzierte Musikgrö- auch Martin Luther, Schöpfer des ersten einer der unkompliziertesten Autoren, die ßen wie Patricia Kaas, Brings, Nazareth, evangelischen Gesangbuchs, ist für ihn ein Sie jemals gehabt haben.“ Dieser Brief- Roger Chapman, Guildo Horn, Reba McEn- genialer Musiker. Mit seinem Pop-Oratorium wechsel (kompetent und umfassend kom- tire, Marshall & Alexander, Paul Young, „Martin Luther“ hat er ihm 2015 ein musi- mentiert) beweist das Gegenteil. Bernhard Karel Gott, Nana Mouskouri und einige kalisches Denkmal gesetzt. war Unselds schwierigster Autor. Und er mehr. Im Jahr 2006 war er Jurymitglied in war enorm produktiv, besessen vom der ProSieben-Sendung „Popstars“, aus der Projektchor der Sindelfinger Schreiben. Früh stellt Bernhard in diesem die Casting-Girlgroup Monrose hervorging. Briefwechsel fest, dass „ich ausser dem Falk ist ein Familienmensch, seine Söhne Martinskirche auf der Bühne Schreiben wenig andere Interessen habe“. Max und Paul sind Musiker wie er selber, Da war es dann nur folgerichtig, dass mit Um Bernhard herrscht Menschenleere, geprägt von den christlichen Wurzeln, zu- dem Projektchor ExSAMple der Sindelfin- Frauen scheinen ihn nicht zu interessie- hause im Pop und Jazz. Eine explosive ger Martinskirche und ihrem Chorleiter Be- ren, der Verleger ist wie gesagt einer der Mischung, der sich auch das Sindelfinger zirkskantor Daniel Tepper eine Gesangsfor- wenigen Menschen, die ihm näher kom- Publikum bereits nach dem ersten Choral mation auftrat, deren Mitglieder sich nicht men. Ende der siebziger Jahre ist Thomas nicht entziehen konnte. Überbordend, spru- nur aus Sindelfinger Kirchengemeinden und Bernhard schwer krank. Die Ärzte geben delnd vor Lebendigkeit erzählte Dieter Falk Gemeinden des gesamten Kirchenbezirks ihm noch zwei Jahre. Sein unbändiger von seinen bisherigen Auftritten in Sindel- zusammensetzen. Der Chor intonierte mit Wille hält ihn zehn Jahre am Leben. Er fingen, einer davon, vor sieben Jahren, bei dem Solisten Bernd Groß den Song „Selber wurde trotzdem nur 58 Jahre alt. Er starb legendärem Blitzeis. denken“ aus Falks Luther-Oratorium. am 12. Februar vor 30 Jahren im österrei- Seine musikalische Karriere streifte er, Viel zu früh für viele ging danach der chischen Gmunden. Krankheit, Verfall der mit sechs Jahren das Klavierspielen Konzertabend zu Ende. Für den nicht enden und Tod waren seine Themen. Sein Ver- lernte, nur am Rande. Johann Sebastian wollenden frenetischen Beifall bedankte leger schreibt: „Thomas Bernhard ist tot. Bach, Paul Gerhardt und Martin Luther ge- sich Dieter Falk mit dem verjazzten „Nun Es war zu erwarten und ist doch schwer hören zu den musikalischen Größen, in danket alle Gott“ – auch das eine Erinne- zu fassen.“ denen er wurzelt. Sie immer wieder neu zu „Ja, wo sind sie denn?“ Dieter Falk fragt bei der Begrüßung in der Stadthalle, ob denn jemand da rung an einen ungewöhnlichen musikali- Thomas Bernhard/Siegfried Unseld: interpretieren, ist ihm wichtig, zieht sich ist, der schon bei seinem ersten Konzert in Sindelfingen vor rund 18 Jahren dabei war Foto: Bischof schen Werdegang. „Der Briefwechsel“. Herausgegeben von Raimund Fellinger, Martin Huber und Julia Ketterer. Suhrkamp Verlag, 2011. Die Burg als Kreativlabor Geschichten um Fünf Künstler präsentieren auf Einladung von Petra Wenski-Hänisch ihre Arbeiten beim „Regenbogen der Kunst“ in Holzgerlingen Tierkreiszeichen Von Anne Abelein Blüten sprießen, kann es durchaus sein, dass verknüpft, denn in ihre märchenhaft leuch- Vor einigen Jahren hat sich ihr Ehemann es sich dabei um Kältespray und eben in die tenden Kompositionen mit spirituellem Hin- Nico Hänisch von ihrer künstlerischen BÖBLINGEN (red). Am Mittwoch, 20. Fe- HOLZGERLINGEN. Ein buntes Spektrum diver- Wiese eingesetzte Blumen mit geschickt plat- tergrund sind auch Silberguss-Elemente ein- Schaffensfreude anstecken lassen; auch seine bruar, kommt Andrea Vogelgsang um 20 ser Künste war am Samstag und Sonntag in zierten Taschenlampen handelt. gebettet. 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