Evangelische Perspektiven
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
www.landeskirche-braunschweig.de Evangelische Perspektiven Das Magazin der Landeskirche Braunschweig Ausgabe 3 | 11 Totenacker unter Denkmalschutz Der Hauptfriedhof in Braunschweig ist der größte kirchliche Begräbnisplatz Deutschlands | In ein- drucksvoller Weise erzählt er Geschichten über Leben und Tod | Auch von bekannten Persönlichkeiten | Wilhelm Raabe, Heinrich Büssing, oder Wilhelm Grotrian liegen hier begraben | Eine Führung über den Friedhof kann deshalb ein besonderes Erlebnis sein. Evangelische Perspektiven | 2 Editorial | Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, jetzt stehen sie uns wieder bevor, die „stillen“ Feier- tage: Allerheiligen, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag. Der November hat es in sich, jedes Jahr aufs Neue. Er führt uns in besonderer Weise unsere Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit vor Augen. Der Jahresrhythmus kennt kein Pardon. Und nicht wenige von uns stehen in diesen Tagen an den Gräbern gelieb- ter Menschen, die sie in den zurückliegenden Monaten verloren haben. In dieser Ausgabe Friedhöfe sind Orte der Trauer und der Erinnerung. Sie 3 Powerfrau mit Ehrenamt zu betreten, ist oft nur mit seelischer Erschütterung Sabine Dießel aus Klein Elbe engagiert sich in vielen möglich. Gleichzeitig aber ist es gut, dass Trauer und Ehrenämtern, auch in der Kirchengemeinde als Erinnerung einen Ort haben, den wir identifizieren und Gemeindekuratorin. aufsuchen können. Er hilft uns bei unserem Bemühen, den Schmerz zu lindern und die innere Balance wie- 4 Totenacker unter Denkmalschutz derzufinden. So können Friedhöfe auch Orte sein, an Der Hauptfriedhof in Braunschweig ist Deutschlands denen wir etwas spüren von der Kraft des Lebens und größter kirchlicher Begräbnisplatz. Hier ruhen auch einer Hoffnung, die über den Tod hinausreicht. viele bekannte Persönlichkeiten, wie im Titelthema deutlich wird. Der Hauptfriedhof in Braunschweig ist solch ein Ort. Er ist einerseits getränkt mit zahllosen Tränen, ande- 7 Einkehr im Leistungsstress rerseits erzählt er viele Geschichten über das Leben, Seit einem Jahr ist Christiane Picht-Büscher für die Evan- auch über das Leben mancher Berühmtheiten. Das gelische Studierendengemeinde in Braunschweig zustän- Titelthema dieser Ausgabe unserer „Evangelischen dig. Im Interview berichtet sie über ihre Erfahrungen. Perspektiven“ vermittelt uns davon einen Eindruck. In welcher persönlichen Situation Sie auch in diesen 8 Schon mehr als 1000 Anmeldungen Tagen sind, möge Ihnen die Hoffnung, die stärker ist Die Vorbereitungen zum Pop-Oratorium „Die 10 Gebote“ als der Tod, nicht verborgen bleiben. laufen auf Hochtouren. 11 Partnerschaft verlängert Ihr Die Landeskirche Braunschweig und die Diözese Blackburn haben einen neuen Vertrag unterzeichnet. 13 Unseren Kosmos neu sortieren Michael Strauß Manchmal helfen uns ein Kinofilm oder ein Foto, den Blick für das Wesentliche zu finden, schreibt Landes- bischof Weber in seiner neuen Kolumne. Impressum Herausgeber Pressestelle der Landeskirche Braunschweig I Redaktion Michael Strauß (mic) I Anschrift Dietrich-Bonhoeffer-Straße 1, 38300 Wolfenbüttel, Tel. 14 Kann Kirche krank machen? 05331-802108, Fax 05331/802700, [email protected], www.landeskirche-braun- Burnout, die totale seelische und geistige Erschöpfung, schweig.de I Grafik tjulipp agentur, 29320 Hermannsburg I Druck MHD Druck ist zu einer Gefahr für viele geworden. und Service GmbH, 29320 Hermannsburg | Titelfoto Agentur Hübner Evangelische Perspektiven | 3 Porträt Powerfrau mit Ehrenamt Sabine Dießel aus Klein Elbe ist eine Powerfrau: Sie engagiert sich in vielen Ehrenämtern. Auch in ihrer Kirchengemeinde. Dort ist sie nicht nur Mitglied im Kirchenvorstand, sie gehört auch zu den ersten „Gemeindekuratoren“ in der Landeskirche Braunschweig. „Langweile dich an einem ande- vier Jahren freiwillig als Teamerin mit. ren Tag“, „24 Stunden sind nicht Vor allem ihre Tätigkeit als Kinder- genug“, oder „In ständiger Mission“ – mädchen in einem Pfarrhaus habe sie in Gegenwart von Sabine Dießel geprägt: „Der Pastor hat mich damals schießen dem Besucher unwillkürlich durch sein Vorbild schon mächtig Variationen von James-Bond-Film- beeindruckt.“ titeln durch den Kopf. Wir sind bei der Etliche Jahre später engagiert sie 48-Jährigen zu Gast in Klein Elbe: sich nun im Kirchenvorstand ihrer schmuckes Einfamilienhaus, ein liebe- Gemeinde. Ihre Schwerpunkte: Fund - voll gepflegter Garten. Doch was vor raising und die Verwaltung des klei nen allem beeindruckt, ist ihre Fülle von Friedhofs. Mit den Worten „Das wäre familiären, beruflichen und ehrenamt- doch was für dich“ habe Ge meinde- lichen Verpflichtungen. Unter anderem pfarrer Jürgen Grote sie eines Tages gehört Sabine Dießel zu den ersten auf ein Angebot des Theologischen Gemeindekuratoren in der Landes- Zentrums in Braunschweig aufmerk- kirche. sam gemacht: die Ausbildung zur Seit 23 Jahren verheiratet, Mutter Gemeindekuratorin. Dieses neue zweier Söhne und einer Tochter im Weiterbildungsangebot umfasste an Alter von 16 bis 22 Jahren und nach fünf Präsenzwochenenden tiefere einer Ausbildung zur Erzieherin seit Einblicke in die Kirchen- und Kirchen- nunmehr 28 Jahren in einem evange- baukunde, in Organisationsstrukturen lischen Kindergarten in Salzgitter- und Kommunikationsprozesse, aber Gebhardshagen tätig – das würde auch in Spiritualität, Andacht und vielen im Leben als Herausforderung Bibel. schon genügen. Sabine Dießel nicht. „Die Ausbildung enthielt auch inter- Sie ist auch in der örtlichen Freiwilli- essante Informationen über Kirchen- gen Feuerwehr aktiv, nach Grundaus- gesetze, was darf der Pfarrer, was bildung und Funkerlehrgang sogar darf er nicht. Und so erfuhren wir, in der Wettkampfgruppe. Sie ist Mit - dass er nur sehr wenig allein ent- begründerin der Damenmannschaft scheiden kann“, lacht Sabine Dießel. des Tischtennis-Clubs Klein Elbe und Das sei wahrscheinlich auch der Hübner Agentur Foto: stieg mit dieser kürzlich in die Kreis- Grund, warum Hauptamtliche manch- Sabine Dießel liga auf. Zudem betreut sie die Jugend - mal Vorbehalte gegen diese neuen mannschaft und stellt derzeit sogar „Ehrenämtler“ hätten, meint die Seit 2008 leidet ihr ältester Sohn an noch eine Mädchenmannschaft auf 48-Jährige. Ihr eigener Gemeinde- einer schweren Autoimmunerkran- die Beine. Last but not least ist Sabine pfarrer hingegen sehe eher die Vor - kung und bei ihr selbst geriet vor nicht Dießel Kirchenvorsteherin in Klein teile, nämlich dass gut ausgebildete allzu langer Zeit eine Bandscheiben- Elbe sowie Mitglied der Propstei- Ehrenamtliche das Gemeindeleben Operation zur Katastrophe: Weil die synode und im Diakonieausschuss. sehr bereichern können. Operation misslang, fiel sie ins Koma „Ursprünglich hatte ich mit Kirche Mit ihrem neuen Wissen stürzt sich und kam erst nach langem Kranken- nicht so viel am Hut“, erinnert sich die Gemeindekuratorin gern in wei - hausaufenthalt wieder auf die Beine. die Powerfrau. Aber bereits nach ihrer tere Herausforderungen. „Das hilft Doch Glaube und Hoffnung sind das Konfirmandenfreizeit in Südtirol fuhr mir auch über persönliche Schicksals- Letzte, was eine Powerfrau wie sie Sabine Dießel in den darauf folgenden schläge hinweg“, sagt Sabine Dießel. verlieren würde. | Michael Siano Evangelische Perspektiven | 4 Titelthema Totenacker unter Denkmalschutz Der Hauptfriedhof in Braunschweig ist der größte kirchliche Begräbnisplatz Deutschlands. In eindrucksvoller Weise erzählt er Geschichten über Leben und Tod. Auch von bekannten Persönlichkeiten: Wilhelm Raabe, Heinrich Büssing, oder Wilhelm Grotrian liegen hier begraben. Eine Führung über den Friedhof kann deshalb ein besonderes Erlebnis sein. Flink spurtet das Eichhörnchen und vor allem einsam: im Kranken- über die Wiese, hinauf auf die nächste haus, im Altenpflegeheim, günstigs- Tanne. Im Springbrunnen plätschert tenfalls im Hospiz. Wasser, irgendwo gurrt eine Taube. „Das war früher anders, da starb der Rustikal gewachsene Bäume, wohin Mensch zumeist zu Hause im Kreise das Auge auch schaut. Natur pur – seiner Angehörigen“, sagt Wolfgang nur: Überall stehen Grabsteine. Wir Jünke. „Die Familie hielt Totenwache befinden uns in Braunschweig, mitten und nahm sich Zeit, um vom Verstor- auf dem Hauptfriedhof. Unterhalten benen Abschied zu nehmen.“ vom Evangelisch-lutherischen Kir- Damals galt auch eine Begräbnis- chenverband, gilt er mit einer Fläche stätte möglichst dicht am Altar einer von 42 Hektar als der größte kirch- Kirche als höchst erstrebenswert. liche Begräbnisplatz Deutschlands. Doch mit der Bevölkerungszunahme Zusammen mit dem angrenzenden wurde der Platz immer knapper, die katholischen, jüdischen und städti- Friedhöfe an den Kirchen stießen an schen Friedhof umfasst das Areal gut Kapazitätsgrenzen. Und so wanderten 100 Hektar. die Totenäcker vor die Tore Braun- „Das wirkt doch wie ein Naherholungs- schweigs, bis auch dort der Platz gebiet“, ist der Öffentlichkeitsbeauf- nicht mehr ausreichte. tragte der Propstei Braunschweig, Am 1. Oktober 1887 schließlich wurde Pfarrer Wolfgang Jünke, von der Idylle der „Centralfriedhof“, der heutige begeistert. Friedhof und Naherho- Hauptfriedhof, zum Begräbnisplatz lungsgebiet? In einem Atemzug? Der für die Braunschweiger. Vom damali- Betrachter schluckt. Begriffe wie gen Stadtbaurat Ludwig Winter (1843- Sterben und Tod lassen viele Zeitge- 1930) gemeinsam mit dem Herzog- nossen eher zusammenzucken. „Das lichen Hofgärtner Gustav Burmester stimmt“, sagt Jünke. „Der moderne (1830-1910) entworfen, steht der Mensch hat sich von dem Thema sehr Friedhof heute als Ensemble des His- weit entfernt.“ torismus unter Denkmalschutz.