Georg Trakls Zeitgenossenschaft Im Zeichen Des Krieges Von Hans Weichselbaum (Salzburg)
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Fahnen von Scharlach stürzen durch des Ahorns Trauer, Reiter entlang an Roggenfeldern, leeren Mühlen. Oder Hirten singen nachts und Hirsche treten In den Kreis ihrer Feuer, des Hains uralte Trauer, Tanzende heben sich von einer schwarzen Mauer; Fahnen von Scharlach, Lachen, Wahnsinn, Trompeten.5 In diesem zweistrophigen Gedicht stehen friedlichen Bildern von spielenden Kindern und singenden Hirten bedrohliche Vorstellungen gegenüber („Kirchhofsschauer“, „leere Mühlen“, „schwarze Mauer“, in der Vorstufe auch noch das überdeutliche „Stahlschauer“ (II/97, vgl. II, 182ff.)): auch die Natur ist in die negative Bildwelt miteinbezogen: „verschnit- tene Weiden“, „des Ahorns Trauer“. Verbunden sind beide Strophen durch das Bild der „Fahnen von Scharlach“, das die Vorstellung von einem blutigen Kriegsgeschehen auslöst, und den Schall der Trompeten, der ähnlich einer Kriegsfanfare den Abschluss bildet. Zur letzten Zeile lieferte Trakl in einem Brief an Buschbeck aus der zweiten Novemberhälfte selbst einen Kommentar: Sie sei „eine Kritik des Wahnsinns, der sich selbst übertönt.“ (I/495, vgl. V.1, 252f.) Mit wenigen Bildern entwirft hier Trakl wie mit Pinselstrichen eine bedrohliche Kriegsszenerie, in der mit Unschuld assoziierte Wesen wie Kinder oder Hirten als Opfer erscheinen. Die Farben Weiß, Schwarz und Rot sind in diesem Fall klar zuzuord- nen: Unschuld, Tod und Gewalt. Egon Schiele hat bei der Gestaltung des Heft-Umschlages ebenfalls diese Farben verwendet. Aus der Zeit von Trakls Tätigkeit in der Innsbrucker Garnisonsapotheke (etwa Sept./Okt. 1912) stammt auch das Gedicht Menschheit (I/43, vgl. II, 106ff.): Menschheit Menschheit vor Feuerschlünden aufgestellt, Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen, Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt, Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen: Hier Evas Schatten, Jagd und rotes Geld. Gewölk, das Licht durchbricht, das Abendmahl. Es wohnt in Brot und Wein ein sanftes Schweigen Und jene sind versammelt zwölf an Zahl. Nachts schrein im Schlaf sie unter Ölbaumzweigen; Sankt Thomas taucht die Hand ins Wundenmal. Trakl hat hier wieder mit Kontrasten gearbeitet. Auch im poetischen Verfahren ist das Gedicht dem vorigen ähnlich, wenn auch im zweiten Teil mehr erzählende Elemente enthalten sind. In den zehn Versen ohne strophische Gliederung wird im ersten Teil in unregelmäßigem 10 .