Egon Monk.Indd
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Heiko Christians «Daß der wirkliche Vielfraß vor dem gezeichneten Vielfraß sitzt». Rolf Buschs Fernsehspiel Ami go home oder Der Fragebogen (1985) nach Ernst von Salomons Bestseller von 1951 Während der ersten anderthalb Jahrzehn- naheliegend. Monk ging den Weg nach einer te nach dem Weltkrieg wurde auf einigen sehr kurzen Lehrzeit, in der die Produktio- deutschen Theatern eine verhältnismäßig neue Spielweise ausprobiert, die sich, wegen ihres deutlich referierenden, be- Jürgennen schnell Syberberg schon 1953,filmisch der dokumentiert selbst einen schreibenden Charakters und weil sie sich vergleichbarwurden – z. B. kurzen von dem Anlauf sehr für jungen diesen Hans- Me- kommentierender Chöre und Projektio- dienwechsel nahm.3 Aber Monk kann es nen bediente, ‹episch› nannte. uns auch kurz selbst erzählen: Bertolt Brecht, «Die Strassenszene. Grund- Film: modell einer Szene des epischen Theaters» Schreibtisch einen Brechtband liegen, Ver- [1940]1 suche Herr1–12 , Monk,und es ich ist sehe sicher hier kein auf Zufall,Ihrem daß dieses Buch hier liegt. Nun laufen in 1. Film oder Theater? - schüler herum, als Brecht jemals Schüler Egon Monk kam vom Theater, von Brechts gehabtDeutschland haben ja kann; gegenwärtig doch Sie mehrsind wirklich Brecht Theater, ging zum Film, genauer: zum Fern- ein Schüler von ihm gewesen? Monk: - (in der Form des ) wieder The- Fernsehspiels gagiert und war bis um Mai 1953 bei ihm; sehen ater. Man – und könnte machte das aus so sehen,dem Fernsehfilm man muss im erstenJa. Jahr Ich alswurde Assistent 1949 undvon SchauspieBrecht en- es aber nicht so sehen. Einige Einsprüche: ler, obwohl ich nie gespielt habe, von da an Brecht selbst kam vom Film, oder wollte weiter als Assistent und als Regisseur. Film: Wann sind Sie von Brecht fortgegan- gen? Noch als er lebte? zumindestWolfgang Gerschs zum Kinofilm. Film bei DasBrecht kann von man 1973, in der großartigen Ostberliner Dissertation, - reichte Brecht in den 1920er-Jahren ein – einbis heuteanderer, nachlesen. Arnolt UnzähligeBronnen, hatDrehbücher darüber 1 BertoltWerke. Brecht: Große «Die kommentierte Strassenszene. Berliner Grundmo und ein ganzes Buch geschrieben.2 Brecht woll- dell einer Szene des epischen Theaters » [1940]. In: te, in Auseinandersetzung mit dem Kino, FrankfurterSonderausgabe Ausgabe. in 32 Teilbänden. Hrsg. v. Werner Frankfurt Hecht, a. Jan M. ein anderes Theater machen – aber nicht Knopf,2006, Bd. Werner 22.1, S.Mittenzwei, 370. Klaus-Detlef Müller. einfach als Kino. Egon Monk kam also tat- 2 Vgl. Arnolt Bronnen: Tage mit Bertolt Brecht. Ge- sächlich von einem Theatermann her, der schichte einer unvollendeten Freundschaft. Mün- chen 1998. das Kino (und das Fernsehen) schon in sich 3 Siehe hatte. So war der Weg heraus einfacher, ja Brecht. Urfaust, Berliner Ensemble (Dok. 8 mm, R.: Hans-Jürgen Syberberg). 232 «Daß der wirkliche Vielfraß vor dem gezeichneten Vielfraß sitzt». Monk: Ja, das war ein paar Wochen vor men sind also von Anfang an nicht so groß: dem 17. Juni. Monks Fallada-Fernsehspiel - Film: Sind Sie dann gleich in den Westen von 1973 wirkt wie ein gegangen? Bauern, Bon Monk: Ja. zen und Bomben Film: Sie gingen dann aber nicht zum The- draußenfilmisch dokumentiertesnach Bildern von Kammerspiel George Grosz. mit ater, sondern sofort zum Fernsehen? KurtHörspiel- Tucholsky und Freiluftanteil – hatte das 1931 drinnen allerdings wie Monk: Ja, ich bin zuerst zurückgegangen schon dem Roman attestiert: «George zum Theater, das heißt, ich habe es ver- Grosz, der du das Titelbild hättest zeichnen sollen, das lies du! Es ist dein Buch.»6 Monk, inszeniert, bei Professor Schuh an der das können wir voraussetzen, nahm Tu- sucht. Ich habe in Berlin aber nur einmal cholsky sehr ernst. Sein großartiger Mehr- Film: Was haben Sie dort inszeniert? teiler über Monk:Volksbühne … - lag zwischen seiner (aufgezeichneten) Räu- führung des ersten Oelschlegel-Stücks ber Bauern, Bonzen und Bomben- Romeo undDas Juliawar indie Berlin theatralische. Bei uns hatte Urauf es ten (für die Aufzeichnung vorgesehenen) aber nicht diesen Titel, sondern es hieß -Inszenierung von 1969 und der zwei Zum guten Nachbarn. von 1975. Film: Und dann sind Sie hier zum Fernse- Inszenierung von Brechts Die Gewehre hen gegangen? derSujets, Frau Kunstformen Carrar und Medientechni- Monk: kenDie viele Ensembles Überschneidungen wiesen quer auf: durch Ernst dieJa- Berlin für den Rundfunk gearbeitet, ich habe zumNoch Teil nicht. geschrieben, Ich habe zumdann Teilerst inin- wenncobi spielte sie fast immer die Hauptrollen, immerGert Haucke entscheidend oder Edgar bei Bessen den Nebenrollen mischten – szeniert, und zwar bis zum Jahr 1957. Im nicht die Hauptrolle hatten – fast- Herbst dieses Jahres bin ich nach Hamburg- zwischen mit dem bis heute verstörenden gekommen. Hier war ich allerdings auch Fernsehspielmit. Das Jahr (man 1970 müssteschiebt eigentlichsich noch daein zuerst beim Hörfunk, als Hörspieldrama- turgabteilung in der hier Hörspielabteilung leite ich seit Jahresanfang des NDR, bis werden) - 1960.zum Winter 59/60. Diese Fernsehspiel neues Genre erfinden, (frei nach um den ihm an gerecht bürgerli zu- 4 chen WändenIndustrielandschaft hängenden Standard-Ölge mit Ein- zelhändlern - - Vielen Dank, Herr Monk. Schön auch, dass – mälden). Auch hier der wuchtige Gert Hau laut Fachpresse – der WDR ab 1965 eben (seines Lebens) sahen wir den nun – spät – voncke. seinerAber in SS-Vergangenheit der übersehenen eingeholtenHauptrolle fallsvorbei.» auf 5Ihre Linie einschwenkte: «Die Zeit- deder zwischenKonzeptlosigkeit den Medien beim undWDR Kunstfor ist nun- Wie auch immer. – Die Abstän Bemerkenswert auch, wer sonst noch al- lesHorst im Tappert.Umfeld von Monks Produktionen be- - - ressieren mich nicht» (= Junge deutsche Regis- bert, Arno Assmann, Siegfried Wischnew- 4 Manfred Delling: «PrivateFilm Leidenschaften 2 (1963), S. 56–58, inte ski,teiligt Wolfgang war: Hannelore Kieling, Hoger,Eberhard Heinz Fechner, Schu hier: S. 55. seure: Egon Monk). In: - Über den Fernsehdramaturgen Günter Rohr- 5 Egon Netenjakob: «Der Fernsehfilm istFernsehen – Film. EdgarBrauer, Bessen, Vera Tschechowa, Jürgen Pooch, Uwe Benno Friedrich Hoff- + Film mann,sen, Witta Heini Pohl Kaufeld, usw. usw.Rosel Monk Zech, versamCharles- bach und seine Arbeit beim WDR». In: - 8, H. 7 (1970), S. 35–38,Die Weltbühne hier: 35. melte gleichzeitig die zukünftigen Eliten 6 Ignaz Wrobel [Kurt Tucholsky]: »Bauern, Bon der berühmtesten niederdeutschen Volks- zen und Bomben«. In: , Nr. 14 (7. März 1931), S. 497. 233 Heiko Christians - und Monk, die gezeichnet werden soll, um ter: Fernsehunterhaltung der Bundesrepu- zu verstehen, warum 1985 ausgerechnet blik,bühne, der Teile regionalen der gehobenen Vorabendserien Hörfunk-, späund Rolf Busch Der Frage- des späteren Jungen Deutschen Films um bogen – frei nach Ernst von Salomons Nach- sich. Mit Eberhard Fechner und seinem As- kriegsbestsellerAmi Go Der Home Fragebogen oder von 1951 – sistenten Klaus Wildenhahn (bei , 1965) beschäftigte er auch gleich seine be- Salomon selbst, der – im Fragebogen – die deutendsten Regieprätendenten. Ein Tag Lektürefür den NDR von gemachtFalladas hat.Roman Es war Bauern, Ernst Bon von- Es könnte sein, dass der ein oder ande- zen und Bomben empfahl, um sein eigenes Tun (im Verbund mit dem Vorgelegten und ist bei jenem, den mein Titel schon nennt, seinem älteren Roman Die Stadt von 1933) re in diesem Umfeld weniger auffällt: Das- besser verstehen zu können. borenen Rolf Busch, der Fall. Er assistier- bei dem am 15. Juni 1933 in Hamburg ge - assistierte bei Monks von 1962, langsamtIn Falladas und Roman,analytisch den einzigartig Monk 1973 ‹ver so- beite an der den Joachim Hamburger Fest am Kammerspielen, Buch mitarbeite er- aufwändig und intelligent, so quälend ver te, und bei Monks Anfrage eine Figur in den Bann, die gemeinhin dem führte er eigenständig Regie. Gegnerfilmte›, zuzurechnen‹verfernsehspielte›, ist: Es ist schlägt der ‹von einen au- 1969 – ein Jahr vorMauern Monks von 1963. Dann- ßen› kommende Fahnenträger der heimi- - schen, schleswig-holsteinischen aufständi- rolle in seinem TV-Film Einzelhänd- schen Bauern, es ist der Freikorpskämpfer ler – holte er Horst Tappert für die Haupt war 1985 schon einer vonDie TransplantaBuschs späten zentraler Auftritt? Er hält noch in äußers- tion (neben O. W. Fischer). Ami Go Home terund Bedrängnis rechte Ultranationalist – zwischen Fanatismus Henning. Seinund – Selbstironie eigentümlich schwankend, Filmen. Ein filmisches Brecht-Remake –7 Furcht und Elend des Dritten Reiches - nach den Symbolen eines längst vergange- warschenzeitlich 1964 sein gaberst eszweiter was zueigenständiger. Lenin in Zü- nenverletzt Krieges auf gefertigtedem Pflaster Fahne liegend der Landvolk – eine- Auch hier also Brecht-›Verfilmung›. Zwi bewegung hoch. Er hatte sie nach dem Ori- etwas zu - rich,Lessing Trotzki in Braunschweig, in Mexiko und zur Hasenclever Oktoberrevo in- marscher Bauern vielleicht einmal in ei- lutionDeutschland. aus Suchanows Nach Ami Perspektive go home oder zu nemginal längsteigenhändig vergessenen gebastelt, Krieg das gegen die Dith die 1931 war Falladas Roman zu den Ereig- LudwigTeilnehmer). Börne, Seit Johann 1992 arbeitetHeinrich Busch Voss vorund- nissenDänen insvon Feld 1929 führten. in der schleswig-holsteini - dennehmlich Grafen im Stolberg Ausland. (als Eine fiktive Station, Talkshow- viel- schen Provinz im Verlag von Ernst Rowohlt leicht die wichtigste, ist die Australian Film erschienen. Sein erster wirklicher Erfolgs- and Television School in Sydney. Mehr her- roman. Nicht ganz ein Jahr später erschien