November 1981 Nummer 8 Herausgeber. Germanisches Nationalmuseum - Gerhard Bott Redaktion: Ra1ner Schach und Hannelore Deckelnick ____Im ·ckpu kt___ _ Zum Jupiter-Trinkgeschirr von Nikolaus Schmidt Eine neuaufgefundene Goldschmiedezeichnung

Die Graphische Sammlung des Germanischen Museums birgt in ihren Hunderten von Kapseln noch viele ungeborgene Schätze. Dr. R. Schoch, der neue Leiter dieser Ab­ teilung , macht mich freundlicher­ weise auf eine große Goldschmie­ dezeichnung aufmerksam, die noch unveröffentlicht ist. Dargestellt ist ein Nautilusgefäß mit einer reichen silbervergoldeten figürlichen Fas­ sung. Die Bodenplatte wird von musizierenden Sirenen getragen, über der auf einem Seepferd Neptun reitet. Auf seinem Rücken ist die Nautilusmuschel mit Spangen be­ festigt. Die Bekrönung bildet die auf einem Adler reitende Gestalt des Jupiter mit Blitzbündel in der erho­ benen Hand. Es ist eine große Federzeichnung auf bräunlichem Papier mit Nürnberger Wasser­ zeichen, die graublau und Ocker­ schmiedearbeit, für ein Werk des sprüngliche Besteller eines solchen farben laviert ist zur Kennzeichnung Benvenuto Cellini. Aber man er­ kapitalen Werkes gewesen ist und der silbernen und vergoldeten Teile kannte sehr frühzeitig anhand der erführe auch gern Genaueres über der Goldschmiedearbeit. Das Blatt Nürnberger Stadtbeschau und des den Verbleib während der folgen­ mißt 67,8 x 30,2 cm , die Höhe des Meisterzeichens, daß es sich um den 200 Jahre. Außer dem Nürn• Gefäßes beträgt immerhin 54 cm . eine Nürnberger Arbeit handelt. berger Rat, der ständig für seinen Wichtig, wenn auch nicht genügend Der Meister dieses Werkes ist Silberschatz Aufträge vergab, kam aufschlußreich, ist der auf der Rück­ Nikolaus Schmidt, der zu den in Nürnberg nur ein Mitglied einer seite oben rechts in schwarzer Tinte führenden und von den Auftrag­ führenden Patrizierfamilie in Be­ angebrachte Vermerk: Fissier des gebern gesuchtesten Nürnberger tracht. Die Symbolik des Gefäßes Juppiter Trinkgeschirrs so mi r mein Goldschmieden um 1600 gehört. wie seine Ausstattung weisen auf Nr(?) Schweher ln das neue Hauß N. Schmidt stammt aus Greifswald, einen sehr hohen Adressaten - in verschafft hat. 161 0. Leider erfah­ von wo er als Geselle nach Nürn• Nürnberg war das stets der Kaiser­ ren wir nicht, wer diesen Eintrag berg zugewandert ist. Um 1550/55 hin. Diese Zeichnung nun erinnert gemacht hat. Das Blatt stammt aus mag er geboren sein, seine Lehr­ -wie der Entwurf zum Merkeischen der Stiftung Guldo von Volckamers zeit verbringt er bei Elias Lencker Tafelaufsatz - daran, daß die aus dem Jahre 1940 und könnte und Wenzel Jamnitzer. 1581 meldet prächtigtsten Nürnberger Gold­ möglicherweise aus älterem Fa­ ein Ratsverlaß : " Nikolaus Schmidt schmiedearbeiten seit dem Mittel­ milienbesitz herrühren. soll man wegen seiner Kunst und alter bis zum Ende der reichs­ Besonders bemerkenswert er­ Geschicklichkeit zu Bürger nehmen städtischen Zeit für Kaiser, Fürsten scheint uns diese " Visierung", weil und mit Vorwissen der Geschwore­ und adlige Herren entstanden und sich das dazugehörige Werk er­ nen alspald in die Meisterstück regelmäßig nach auswärts gelang­ halten hat: Es ist die bedeutendste einsitzen lassen " . Der gewöhnliche ten . Dies wäre eigentlich ein Grund, deutsche Goldschmiedearbeit, die Weg war das nicht! 1582 ist N. einmal in Nürnberg eine Zusam­ sich im Besitz der englischen Schmidt Meister. Von seinen Arbei­ menschau des besten Erhaltenen Königin in Schloß Windsor befindet. ten hat sich in Nürnberg nichts er­ der Nürnberger Goldschmiede­ Das ausgeführte Werk mißt 51 cm halten. Das ist kein Wunder, denn kunst zu veranstalten, wozu der Höhe. er belieferte vorzugsweise deut­ 400. Todestag von Wenzel Seit 1822 ist dieses stattliche sche Fürstenhöfe. Die prächtigsten Jamnitzer (1508-85) im Jahre Gefäß in englischem Königsbesitz. Stücke außer dem erwähnten sind 1985 einen hinreichenden Anlaß Ursprünglich hielt man es , wie heute in Wien und Dresden. böte. manche andere deutsche Gold- Man wüßte gern, wer der ur- Klaus Pechstein

57 November 1981 Monats Anzeiger Nr. 8

Anläßlich einer Österreichischen Wappengitarre

Die europäische Instrumentalmusik eine gesunde Beschränkung, in der hat sich im Laufe der Jahrhunderte sich der Meister zeigt. Südostasien immerweiter spezialisiert. Im Mittel­ hat sich in ähnlicher Art fast nur auf alter ist eine ziemlich gleichmäßige geschlagene Idiophone beschränkt Verteilung der verschiedenen ln­ und hat damit eine äußerst ver­ strumentenarten zu beobachten: feinerte Musik zustandegebracht Streich-, Zupf- und Blasinstrumente Solche Spezialisierungen sind aber kommen, wenn wir den ikonogra­ schwer erklärlich, und sind es schon fischen Belegen glauben dürfen, überhaupt nicht mit Hilfe sozialer etwa in gleichwertigen Proportionen Kategorien. Zweitens : mit dem Aus­ vor, während bis etwa 1500 die druck " Dilettant" wird nichts Herab­ Rolle der geschlagenen ldio- und setzendes gemeint, und schon Membranofone nicht viel weniger überhaupt keine soziale Kategorie. wichtig ist als die etwa in der Musik Oft sind Fachmusiker keine Kapita­ der arabischen Länder, Persiens listen, während es Dilettanten und Indiens. Leider ist nichts da­ manchmal sein können . " Dilettant" rüber bekannt, was für Rhythmen ist nur gemeint als Musizierender darauf geschlagen wurden, da ohne profunde Fachausbildung in diese nie notiert wurden. der Tonkunst. Um 1500 nimmt die Zahl der Immerhin hat im 19. Jahrhundert verwendeten Schlaginstrumente Nicolo Paganini 12 Sonaten für rapide ab. Die Melodieinstrumente Violine und Gitarre geschrieben. (gestrichen und geblasen) werden Sonst stammt die Gitarrenliteratur zu ganzen Familien von hoch bis dieser Periode nur von " Klein­ tief ausgebaut, wobei den gestri­ meistern", die auch gute Spieler c~enen bald eine besondere Rolle waren, so von Ferdinando Carulli, zukam: den Viole da Gamba, die im Mauro Giuliani, Fernando Sor, 17. Jahrhundert und in der ersten Dionisio Aguado, Wenzel Matiegka Hälfte des 18. allmählich ver­ u.a. schwanden, und den Viole da Um 1800 oder nicht lange danach Braccio, zu denen die heute noch wurden, meistens für Dilettanten­ üblichen Streichinstrumente ge­ gebrauch, Gitarren mit anderen hören: Violine, Bratsche, Violon­ Korpusformen als der üblichen cello. Unter den Zupfinstrumenten eingezogenen eckenlosen gebaut. waren im 16. Jahrhundert vor allem ponisten, etwa die Couperins, Es sei zunächst darauf hingewie­ die Laute mit ihren Sonderformen, Rameau, Domenico Scarlatti, sen , daß die Wegwerfgesellschaft in Spanien daneben die Gitarre Georg Friedrich Händel und Johann noch lange nicht angefangen hatte: und die Harfe wichtig. Neu war in Sebastian Bach , der übrigens auch Instrumente mit schönem Ton wur­ dieser Zeit der Aufschwung der Lautensuiten komponiert hat. Die den nicht zum alten Eisen befördert, Tasteninstrumente und einer be­ übrigen Zupfinstrumente wurden zu sondern den musikalischen Anfor­ sonders dafür geschriebenen Dilettanteninstrumenten, darunter derungen späterer Zeiten angepaßt. Musik. auch die Gitarre, für die zum leich­ So geschah es auch mit den Lauten : ln der Periode von 1600 bis 1750, teren Erlernen Akkordschriften ent­ sie wurden mit einem neuen Hals, die auch als "musikalischer wickelt wurden. Wirbelschaufel und Steg versehen, Barock" bezeichnet wird, wird die Nach 1750 sind keine großen so daß sie als Gitarren verwendbar oben genannte Spezialisierung Änderungen zu verzeichnen. Zwar waren. Im 19. Jahrhundert fing man endgültig: Kern des Orchesters wurde die Rolle der Blasinstrumente sogar an , Gitarren direkt mit Lauten­ werden die Streichinstrumente wichtiger, aber den Orchesterkern korpus zu bauen . Ein Ausläufer im Violine, Bratsche und Violoncello; bilden noch immer die Streich­ 20. Jahrhundert ist die " Wander­ die Blasinstrumente werden zu be­ instrumente, das üblichste Kam­ vogellaute", die gar keine ist, son­ sonderen Effekten und Affekten mermusikensemble wird das dern eine Gitarre mit Lautenkorpus. herangezogen; das Ganze wird Streichquartett, das üblichste Solo­ Auch Gitarren mit zisterförmigem vom Generalbaß zusammengehal­ instrument bleibt das Klavier. Die Korpus wurden gebaut. Die klassi­ ten, der akkordisch ausgearbeitet Laute verschwand vollends aus der zistischen Tendenzen um 1800 wird zunächst auch durch Lauten Musizierpraxis. Unter den Zupf­ riefen Gitarren mit lyraförmigem und Harfe, später fast nur noch instrumenten blüht nur die Harfe Korpus ins Leben: Johann Michael durch Tasteninstrumente, für die wieder auf und wird zu einem ziem­ Vogel hat in Wien die Uraufführung auch eine stattliche Sololiteratur lich regelmäßig vorkommenden mancher Schubartlieder im kleinen entstand. Zwar spielt die Laute Orchesterinstrument Die Gitarre Kreis gebracht, indem er sich auf noch eine Rolle als Soloinstrument, wird nunmehr fast nur von Dilettan­ der Lyragitarre begleitete. Im Musik­ so im 17. Jahrhundert in Frankreich ten gespielt. Erst in unserem Jahr­ instrumentensaal sind einige sol­ mit Denis Gaultier- hier wurden die hundert widmen sich ihr wieder cher Lyragitarren ausgestellt. Eine Lautenisten nach der Jahrhundert­ Fachmusiker. weitere Korpusform hatte oben zwei mitte durch Cembalokomponisten ln diesem Zusammenhang seien Ecken ; durch die Ähnlichkeit mit ersetzt- und im 18. Jahrhundert in zwei Bemerkungen gemacht. Er­ einem Wappenumriß wird diese Deutschland mit Silvius Leopold stens: eine Spezialisierung wie die Gitarrenabart Wappengitarre ge­ Weiss, Adam Falkenhagen und der europäischen Musik auf Streich­ nannt. Ernst Gottlieb Baron, aber diese und Tasteninstrumente unter weit­ Eine solche Wappengitarre ist in Namen sind weniger bekannt als gehendem Ausschluß der direkt der Eingangshalle des National­ die der gleichzeitigen Klavierkom- · geschlagenen ist an und für sich museums ausgestellt. Sie ist von

58 November 1981 Monats Anze · ge Nr. 8

Viktorin Drassegg, der 1782 in 1815 endlich in Bregenz landete, Namen zu signieren. Das ausge­ Mähren geboren wurde, eine ziem­ wo er, um einer Bestrafung als stellte Instrument, das durch seine lich abenteuerliche militärische Deserteur zu entgehen, sich zu­ hübschen Zargen und seinen Bo­ Laufbahn durchmachte, in Italien in nächst Friedrich Grünwald nannte. den aus Vogelahorn auffällt, trägt französische Kriegsgefangenschaft Nach kurzer Zeit fing er an , seine das Datum 1833. geriet und nach vielen Umtrieben Instrumente mit seinem eigenen John Henry van der Meer

Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts

Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum vom 30. 10. 1981 bis 3. 1. 1982

Als einzigartiges Zeugnis preußi­ scher Geschichte im 19. Jahr­ hundert bewahrt die Berliner Natio­ nalgalerie die Porträtssammlung des Malers Wilhelm Hensel. Der zu seiner Zeit geschätzte Porträt- und Historienmaler hatte es sich zum Ziel gesetzt, mit den Bildnissen bedeutender Zeitgenossen zu­ gleich ein Porträt seiner Epoche zu schaffen. über 1000 Bleistiftzeich­ nungen, gesammelt in 46 Alben, fügten sich schließlich bei seinem Tod 1861 zu einem lebendigen und überaus facettenreichen Bild der historisch entscheidenden Jahre zwischen den Befreiungskriegen und der Reichsgründung. Die Ak­ teure dieses widerspruchsvollen und ereignisreichen Kapitels preußischer Geschichte, Vertreter der Politik und des Militärs, des Hofes und des Bürgertums, der Kunst und der Wissenschaft sind in dieser kunst- und kulturhistorisch reizvollen Sammlung vereint. Na­ men wie E.T.A. Hoffmann und Wilhelm Hensel, Bildnis E.T.A. Hoffmann Wilhelm 1., Heinrich Heine und Friedrich von Savigny, Hegel und Ranke kennzeichnen die histori­ sche und geistige Spannweite, die letzten Getreuen Friedrich Wil­ heitsideal, die Mode und die Ge­ der Künstler zu fassen vermochte. helms IV. , dener-kurz vor seinem fühlskultur seiner Zeit gebunden. hat den Maler eigenen Tod - noch auf dem Gerade diese Eigenschaften macht in den 'Wanderungen ' sympathisch Totenbett zeichnete. Fontane ihn aber auch zu einem interessan­ und treffend charakterisiert: " Wil­ nannte Hensels Begabung eine ten Zeugen seiner Epoche und helm Hensel gehört ganz zu jener " eminent gesellschaftliche". Durch trägt zur kulturhistorischen Bedeu­ Gruppe märkischer Männer, an sie fand er Eingang in die Salons samkeit seiner Bildnissammlung deren Spitze, als ausgeprägteste der Bettina von Arnim und der bei : Eine Auswahl von rund zwei­ Type, der alte Schadow stand. Rahel Varnhagen, in denen das hundert Porträts wurde in der Ber­ Naturen, die man als doppellebig, künstlerische und geistige liner Nationalgalerie als Beitrag zur als eine Verquickung von Derbheit im literarischen Räsonnieren einen Preußen-Ausstellung gezeigt. Die und Schönheit, von Gamaschen­ Ausgleich zur politischen Windstille von der Stiftung Preußischer Kultur­ turn und Faltenwurf von preußi• der Restauration gefunden hatte. besitz, Berlin, erstellte Ausstellung schem Militarismus und klassi­ Durch seine Heirat mit Fanny, wird nun im Germanischen Natio­ schem Idealismus ansehen kann " . der Schwester ­ nalmuseum zu sehen sein; ergänzt 1794 in geboren, kam er Bartholdys, gehörte er zu einer der durch Objekte aus den kultur­ als Sechzehnjähriger nach Berlin ersten Berliner Familien, in denen historischen Sammlungen des und nahm als Freiwilliger an den sowohl auf wirtschaftlichem als Museums. Befreiungskriegen teil, bevor er die auch auf künstlerischem Gebiet Ein umfangreicher Katalog mit Berliner Akademie belegte. Nicht liberale Positionen vertreten wur­ den Abbildungen aller Porträts und die preußischen Reformer, sondern den. Alles andere als ein Außen• lebendigen biographischen Skizzen die restaurative Romantik haben seiter, zeigt sich Hensel auch in der Dargestellten erscheint zum die Einstellung Hensels zeitlebens seinen Porträts an die gesellschaft­ Preis von DM 20,-. geprägt: 1848 zählte er zu den lichen Konventionen , das Schön- Rainer Schach

59 Museen und Ausstellungsinstitute in Nürnberg

Institutionen Öffnungszeiten

Germanisches Nationalmuseum Deutsche Kunst und Kultur Di mit So 9-17 Uhr Kornmarkt/Kartäusergasse (Frühzeit bis 20. Jahrhundert) Do 9-17 und 20-21.30 Uhr Tel.: 20 39 71 Mo geschlossen

Bibliothek: Di 9-17 Uhr, Mi u. Do 9-20 Uhr, Fr9-16 Uhr

Kupferstichkabinett: Di mit Fr 9-16 Uhr

Archiv und Münzsammlung: Di mit Fr9- 16 Uhr

Schloß Neunhof Dokumente des patrizischen Landlebens Im Winterhalbjahr geschlossen Neunhafer Schloßplatz 2 vom 16. bis ins 18. Jahrhundert 8500 Nürnberg 90 (Verwaltung durch das Der Park von Schloß Neunhof ist nach Germanische Nationalmuseum) einer mehr als hundertjährigen anderen Nutzung 1979 im Stil eines Parkes des 18. Jahrhunderts rekonstruiert worden .

Albrecht Dürer-Haus Gemälde, Renaissance- und Di-Fr 13-17 Uhr Am Tiergärtnertor Barockmöbel, Glasmalereien Sa 10-21 Uhr Tel. : 16 22 71 So10-17Uhr Völlig erhalten, erbaut 1450-1460. Mo geschlossen Von Dürer bewohnt von 1509-1528

Stadtmuseum Fembohaus Alt Nürnberger Entwicklungsgeschichte Di-Fr 13-17 Uhr Burgstraße 15 und Wohnkultur Sa 10-21 Uhr Tel. : 16 22 71 So 10-17 Uhr Mo geschlossen

Tucher-Schlößchen Repräsentativer Sommersitz Besichtigung nur Hirsehelgasse 9 der Nürnberger Patrizierfamilie im Rahmen von Führungen: Telefon 16 22 71 von Tueher Mo-Fr 14, 15 und 16 Uhr So 10 und 11 Uhr Sa geschlossen

Kunsthalle Ausstellungen zeitgenössischer Kunst Di mit So 10-17 Uhr Am Marientor Mi bis 21 Uhr Tel.: 1628 53 Mo geschlossen

Kunsthalle in der Norishalle Ausstellungen zeitgenössischer Kunst Di mit So 10-17 Uhr Marientorgraben 8 Mi bis 21 Uhr Tel.: 201 75 09 Mo geschlossen

Gewerbemuseum der Deutsches und außereuropäisches Di- Fr 10-17 Uhr Landesgewerbeanstalt Bayern Kunsthandwerk Sa und So 10-13 Uhr Gewerbemuseumsplatz 2 (Glas, Möbel, Keramik, Metalle) Mo geschlossen Tel. : 201 72 76/74

Spielzeugmuseum der Stadt Nürnberg Spielzeug vom Mittelalter Di mit So 10-17 Uhr, Patrizierhaus, KaristraBe 13 bis zur Gegenwart Mi bis 21 Uhr Tel. : 16 31 64, Verwaltung : 16 32 60 aus Europa und Übersee Mo geschlossen

Verkehrsmuseum Geschichte der Eisenbahn und Post. Mo mit So 10-16 Uhr Lessingstraße 6 Originalfahrzeuge und Modelle, (am 18.11. geschlossen) Tel.: 219 54 28 Briefmarkensammlung, Modellbahnanlage, Bücherei, Archiv

Naturhistorisches Museum Einheimische Vor- und Frühgeschichte, Mo, Di , Do , Fr 9.30-17 Uhr "Natur und Mensch" der Naturhistorischen Geologie, Paläontologie, Sa 9-12 Uhr Gesellschaft Nürnberg e.V. präkolumbische Archäologie, Mi und So geschlossen Gewerbemuseumsplatz 4 Völkerkunde, Höhlen- und Karstkunde Tel.: 22 79 70

Staatsarchiv Mo, Di , Do 9-16 Uhr Archivstraße 17 Mi 9-20 Uhr Tel. : 35 74 37 oder 35 75 01 Fr 9-14.30 Uhr

Stadtarchiv Quellen zur Stadtgeschichte, Mo-Do 8-15.30 Uhr Egidienplatz 23 vornehmlich 19. Jh ., Stadtchronik Fr 8-15 Uhr Tel.: 16 27 70 Sa und So geschlossen

Stadtbibliothek Mo-Fr 8-18 Uhr Egidienplatz 23 Sa8-12Uhr Tel. : 162790 So geschlossen

Institut für moderne Kunst Informations- und Dokumentationszentrale Mo-Fr 9-12 Uhr und 13-16 Uhr Königstraße 51 /II für zeitgenössische Kunst Sa und So geschlossen Tel.: 22 76 23 Archiv, Publikationen, Ausstellungen Ausstellungen in der Schmidt-Bank-Galerie Mo, Di , Mi 8-12.30 Uhr und 13.45-16 Uhr Lorenzer Platz 29 Do 8-12.30 Uhr und 13.45-17.30 Uhr Fr 8-12.30 Uhr und 13.45-15.30 Uhr

Albrecht Dürer-Gesellschaft Ausstellungen, Publikationen, Mo-Fr 15-17 Uhr Obere Schmiedgasse 64-66 (Pilatushaus) Jahresgabenverkauf an Mitglieder Sa und So geschlossen Tel.: 22 59 62 Galerie: Di-Fr 12-18 Uhr Altester Kunstverein Deutschlands Sa und So 10-14 Uhr

A. W. Faber-Castell Ausstellungen zeitgenössischer Künstler täglich 9-18 Uhr 8504 Stein- Verwaltungsgebäude Tel.: 66 791 November 1981

Ausstellungen Führungen

29. Jahresausstellung des Deutschen 1. 11 . 1981 , 10 Uhr: Dr. John Henry van der Meer: 19. 11 . 1981 , 20 Uhr: Dr. Eduard lsphording: Künstlerbundes e. V. " Flöten alt und neu" " Malerei des Rokoko" (bis 8. 11 . 1981 ) 1. 11 . 1981 , 11 Uhr: Dr. Rainer Schach: 22. 11. 1981 , 10 Uhr: Rita Fischer: Die Ehrenpforte Kaiser Maximilians I " Die Ehrenpforte Kaiser Maximilians I" ,.Höfische Festmusik um 1600" (bis 24. 1. 1982) 5. 11 . 1981,20 Uhr: Dr. RainerSchoch: 22. 11 . 1981 , 11 Uhr: Dr. Susanne Thesing : Preußische Bildnisse des " Die Ehrenpforte Kaiser Maximilians I" " Realität und Utopie in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts" 19. Jahrhunderts: 8. 11 . 1981 , 10 Uhr: Dr. John Henry van der Meer: Zeichnungen von Wilhelm Hensel ,.Flöten alt und neu" 26. 11 . 1981, 20 Uhr: Dr. Susanne Thesing: (bis 3. 1. 1982) " Realität und Utopie in der deutschen Malerei 8. 11 . 1981 , 11 Uhr: Dr. Elisabeth Rückerund des 19. Jahrhunderts" PRÄSENZ DER ZEITGENOSSEN 2: Georg Reinwa/d: Skulpturen von Erich Hauser " Alte Bucheinbände. Geschichte und Technik" 29. 11 . 1981 , 10 Uhr: Rita Fischer: " Höfische Festmusik um 1600" (13. 11 . 1981 bis Anfang 1982) 12. 11 . 1981 , 20 Uhr: Dr. Elisabeth Rückerund Kinderzeichnungen: Ergebnisse eines Georg Reinwa/d: 29. 11 . 1981 , 11 Uhr: Dr. Hermann Maue: Wettbewerbs von 6- bis 10-jährigen Kindern . " Alte Bucheinbände. Geschichte und Technik" ,, Geschichte des künstlerischen Emails'' (Germanisches Nationalmuseum und Kunst­ 15. 11 . 1981 , 10 Uhr: Bernhard von Tuch er: pädagogisches Zentrum im Zusammenarbeit " Das Klavier: zupfen oder schlagen? mit der Firma AEG-Telefunken) 15. 11 . 1981 , 11 Uhr: Dr. Eduard lsphording: (20. 11 . 1981 bis 17. 1. 1982) " Malerei des Rokoko"

Zeichnungen und Druckgraphik Vorträge und Konzerte aus Antwerpens Goldener Zeit (bis 15. 11 . 1981) British Posters 4. 11. 1981 , 20 Uhr · Michael Schneider, Köln, (21 . 11. 1981 bis 10. 1. 1982) und Ensemble : Kammermusik mit Querflöte des Barock Elfi Dorn . Hinterglasmalereien (bis 29. 11 . 1981) 12. 11 . 1981 , 20 Uhr · Dr. Konrad Weidemann, Mainz: Kunsthandwerk im Stadtmuseum. Arminius der Cherusker. Zur Sozialstruktur der Eine Weihnachtsverkaufsausstellung Westgermanen in den Jahrhunderten um Christi (28. 11 . bis 13. 12. 1981) Geburt

Mo--Fr 14, 15 und 16 Uhr 25. 11 . 1981 , 20 Uhr · Zeger Vandersteene, Gent, So 10 und 11 Uhr und Berthe Dedoyard, Lüttich: Tänze und Re{:itar. Cantando in Florenz und Mantua um 1600

29. Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes e.V. (bis 8. 11. 1981) Michael Mathias Prechtl. Bilder und Zeichnungen 1956- 1981 (27. 11 . 1981 bis21 . 2. 1982)

29. Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes e.V. (bisS. 11. 1981) 2. 11. 19.81, 19.30 Uhr · Fritz Hirscbmann Farblichtbildervortrag: Der Mikrokosmos nach Vereinbarung 9. 11. 1981, 20 Uhr · Gertrud Schilling Farblichtbildervortrag: An stillen Weihern

11. 11. 1981, 19.30 Uhr · Dr. Sigrid Eike Hoenes­ 10 Jahre Spielzeugmuseum, nach Vereinbarung Scholz 1 0 Jahre Neuzugänge Mi 18 Uhr: Vorführung der Farblichtbildervortrag: Ägyptische Jenseits­ Modelleisenbahnanlage vorstellungen

Kostbarkeiten aus dem Verkehrsarchiv. nach Vereinbarung 19. 11 . 1981, 19.30 Uhr · Dr. Dr. Mantred Undner Bauten der Ludwig-Süd-Nord-Bahn Farblichtbildervortrag: Eine archäologische Ent­ (bis Ostern 1982) deckung in den Bergen Jordaniens

25. 11 . 1981, 19.30 Uhr · Dr. Walter Treibs, München Unsere heimischen Orchideen­ nach Vereinbarung Farblichtbildervortrag: Reise in die Urnatur-lsland Pracht und Gefährdung ( Sonderausstellung in Zusammenarbeit mit dem 26.11.1981, 19.30Uhr HeinzFriedlein Arbeitskreis Heimische Orchideen Bayern e.V.) Farblichtbildervortrag : Rumänien (Teil II) (bis31.12.1981)

nach Vereinbarung

Genese der Südstadt im 19. und nach Vereinbarung 3. 11 . 1981 , 19.30 Uhr · Dipl.-lng. Helmut Frhr. Haller 20. Jahrhundert von Hallerstein- Lichtbildervortrag : Nürnberger (bis 31. 1. 1982) Unternehmen im böhmischen Bergbau (Schlaggen­ wald) (Vortrag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg im Großen Saal des Luitpoldhauses, Gewerbemuseumsplatz 4)

Karikaturen aus der Wilhelminischen Ära (Ende November 1981 bis März 1982)

Tadeusz Kantor und sein Theater Cricot II . Eine Dokumentations­ Ausstellung (bis etwa 8. 11. 1981)

Alois Janak. Radierungen und Gouachen (bis 6. 12. 1981) November 1981 Monats Anzeiger Nr. 8

Bilder und Zeichnungen 1956-1981 Ausstellung in der Kunsthalle Nürnberg vom 27. 11. 1981 bis 21. 2. 1982

Die Ausstellung in der Kunsthalle zeigt nahezu 200 Arbeiten aus den letzten 25 Jahren, wobei der Unter­ titel "Bilder und Zeichnungen" fast zu bescheiden gewählt ist, ange­ sichts der verwirrenden Vielfalt und Lust an der Kombination von Tech­ niken, welche altmeisterlich zu nennen, fast schon wieder ein nicht immer zutreffendes Bild von Willen und Vermögen vieler "alter Mei­ ster" liefern würde, auf der einmal als angemessen erkannten Mal­ (und Zeichen-) Weise zu beharren. Es war nicht angestrebt, eine Retrospektive auszurichten. Abge­ sehen davon, daß die Vorliebe des Künstlers Prechtl für nicht nur tech­ nische Innovationen nach wie vor ungeschmälert ist, was dem Hauch des Würdevoll-Endgültigen einer solchen Rückschau zutiefst wider­ spräche, beweist ein Blick auf die lange Liste von künstlerischen und kunstverwandten Tätigkeiten Prechtls die schiere Unmöglichkeit eines derartigen Unternehmens. MMP ist oder war (und manches davon wird er auch gelegentlich einmal wieder sein): Bühnenbildner, Keramiker, Lithograph und Drucker, Plakatkünstler, Pressezeichner, Buchillustrator, Layouter, Ausstel­ lungsmacher, Katalogverfasser, Kulturpolitiker, Gutachter, Kurs­ leiter, Autor, Kritiker, Fotograf und natürlich Maler (auch von Wand­ bildern) und Zeichner. Die Be­ schränkung auf die beiden letzt­ genannten Bereiche der " Origi­ nale" - auch die Druckgraphik wurde ganz bewußt ausgeklam­ mert, da zumindest das lithogra­ phische Werk bereits vor Jahren extensiv in Nürnberg zu sehen war­ hat es mit sich gebracht, daß, ln seiner "Selberlebensbeschrei­ Prechtls Arbeit höchst aufschluß• quantitativ gesehen, in dieser Aus­ bung " verweist M. M. Prechtl auf reiche Bekenntnis sei ergänzt und stellung nur ein kleiner Ausschnitt eine Geschichte von W. Schmidt­ auch relativiert durch eine Äuße• aus Prechtls Gesamtwerk gegeben bonn, deren Held, in der Tradition rung, die die andere Quelle, aus werden kann. Umso intensiver fällt von Novalis oder Wilhelm Hauff welcher der Künstler schöpft und dafür der Blick auf einzelne Schaf­ stehen, "durch einen Zauberring die mit dem Terminus "Realismus" fensperioden - und Zusammen­ mit sieben Wünschen begnadet und nur höchst ungefähr umschrieben hänge aus. Der Bogen spannt sich verflucht, sich zuletzt einen Spiegel ist, bezeichnet: "Wir leben in einer von den frühen, häufig sehr privaten wünscht, der ihn hinter die Dinge Weit, der trotz optischer und aku­ Portraits über die Leire-Landschaf­ sehen läßt, das V ergangene, wie es stischer Überflutung, oder gerade ten, die wenigen noch erreichbaren wirklich war, das Verborgene der deshalb, Hören und Sehen ver­ Blätter aus dem verstreuten Brecht/ Gegenwart, das Zukünftige". "Die­ gangen ist. Indem ich auf Dinge Johanna-Zyklus, die Aquarelle aus ses Buch", fährt M. M. Prechtl fort, aufmerksam mache, die mich meine dem Umkreis der "auf Dürers ''hat mich nachhaltig beeindruckt. Begabung sehen läßt, hoffe ich sie Spuren" angetretenen nieder­ Da es längst keine Wunschringe bewußt zu machen. Mich interes­ ländischen Reise, die Serie von mehr gibt und keine Zauberspiegel, siert die reale Situation mehr als die Vorarbeiten zu dem großen Auf­ blieb mir nur übrig, malend das Un­ ästhetische Spekulation. Ich ver­ tragswerk "Dr. Schwemmer wird mögliche zu versuchen". Dieses, suche Kunst ins Leben zu bringen gemalt", bis zu den Einblicken in dem Geist der Romantik verpflich­ und Leben in die Kunst". die "Intime Sitten - Kulturge­ tete und für das Verständnis von schichte des Abendlandes", an

62 November 1981 Monats Anzeiger Nr. 8

denen Prechtl seit 1965 kontinuier­ Vortragsreihe im Germanischen Nationalmuseum 1981 /82 lich bis heute arbeitet und die von manchen als sein Hauptwerk ange­ sehen werden. Umfassend ver­ treten sind schließlich die ebenfalls Kelten~ Rilm_er über Jahre hin entstandenen Rötel­ zeichnungen der " Dürer-Suite" und die, dem Thema entsprechend auf erlesenes, altes Büttenpapier und Germanen gebannte " Prager Galerie", in welcher, Prechtls Vorliebe ent­ Archäologie und Geschichte um die Zeitenwende sprechend, scheinbar miteinander unvereinbare, da durch Jahr­ hunderte getrennte, Gestalten der Gesichtskreis der Römer einge­ Geschichte zusammenzubringen , drungen sind . Zwischen 58 und Kafka, Rilke und Schwejk, neben 51 v.Chr. unterwirft Julius Caesar Arcimboldo, Kepplerund Casanova Gallien. Die Rheingrenze wird von gleichsam in eine Raritätenkammer den Römern erreicht. 15 v.Chr. : aus der Zeit des Rudolfinischen Alpenfeldzüge des Drusus und Manierismus versetzt, uns hinter­ Tiberius. Die Alpen mit dem nörd• gründig anblicken. Sie führen , wenn lichen Vorland werden erobert. Das auch durch die Rahmen vonein­ Tropäum Alpium bei La Turbie ver­ ander getrennt, die Reihe der ima­ herrlicht die Siege. Germanien ginären Gruppenportraits fort, die wird von den Römern bis zur Eibe mit ''Hermann Kesten im Cafe" besetzt. Schlacht im Teutoburger (flankiert von Moses und Jesus) Wald 9 n.Chr. Augustus : " Varus, einen vorläufigen Höhepunkt ge­ Varus, wo sind meine Legionen! " funden hat. Arminius der Cherusker - der Her­ Hervorgehoben sei , daß eine mann nationaler Prägung - und Vielzahl dieser Exponate erstmals Marbod, der Markomannenfürst in bzw. erstmals in Nürnberg öffentlich Böhmen, sind auf germanischer gezeigt wird und daß die Aus­ Seite die Führer der antirömischen stellung, die anschließend nach Opposition. Tiberius gibt die Pläne Wiesbaden , zum Nassauischen zur Eroberung der Germania Kunstverein, weiterwandert, trotz Magna auf. Die Grenze des lmpe­ ihrer Beschränkung die bisher dum Romanum vedestigt sich auf umfangreichste Prechti-Schau ist. der Rhein-Donau-Linie. Für Jahr­ Wolfgang Horn hunderte verläuft die geschichtliche Fibel von Paesberg, Detail, 5. Jhdt. v. Chr. Entwicklung beidseits der Strom­ Das Katalogbuch mit rund 250 Sei­ grenzen unterschiedlich. Hie pro­ ten und fast 150 überwiegend Schulwissen: C. Marius schlägt vinzialrömische Zivilisation und dort ganzseitigen Farbabbildungen nach mehreren Niederlagen die vordergründig eine Bauernkultur, enthält Texte von M. M. Prechtl, Kimbern und Teutonen bei Aquae die Tacitus um 100 n.Chr. be­ M. Mende, H. Dieckmann, W. Buhl, Sextiae 102 und Vercellae 101 schreibt und dietrotzdes eminenten H. Glaser, W. Koeppen und H. v.Chr. , nachdem die nordischen Kultur- und Organisationsgefälles Rosendorfer. Barbaren um 113 v.Chr. in den dem römischen Reich widersteht

Unsere heimischen Orchideen · Pracht und Gefährdung

Orchideen gehören zu den pracht­ vollsten Geschöpfen des Pflanzen­ reichs. Von unseren heimischen Orchideen sind manche Arten, nicht zuletzt wegen ihrer Schönheit, vom Aussterben bedroht. Orchi­ deen reagieren auf Umweltver­ änderungen besonders sensibel, deshalb haben sie als Bioindika­ toren eine besondere Funktion im Umweltschutz. Die in Zusammen­ arbeit mit dem " Arbeitskreis für Heimische Orchideen " eingerich­ tete Ausstellung informiert über die gefährdete Pflanzenfamilie. Sonderausstellung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e. V. Gewerbemuseumsplatz 4 9. 9. -31. 12. 1981

63 November 1981 Monats Anzeige Nr. 8

und dieses schließlich gar zu Fall die sie selbst betrafen und reagier­ Ausbreitung germanischen Fund­ bringt. ten darauf. Was hatten Germanen gutes festzustellen. Auch das große Das Geschehen dieser Zeit ist in Gallien zu suchen oder links des Oppidum von Manching, der Vorort von den antiken Historiographen in Rheins? Gallien den Galliern, und der keltischen Vindeliker an Paar lapidaren Berichten überliefert. Sie wenn diese das germanische Vor­ und Donau entging der Katastrophe beziehen sich in der Regel auf dringen nicht aufhalten konnten, nicht. Dutzende von Skeletten großpolitische Ereignisse oder mußten es eben die Römer tun und Erschlagener zeugen von seinem mehr oder weniger Anekdoten­ einen Präventivkrieg führen. gewaltsamen Untergang. Schon haftes. Über seine Feldzüge in Das Vordringen der Römer an bevor die Römer kamen, scheint Gallien schreibt Caesar ausführlich Rhein und Donau bedeutete für die der Platz wüst gewesen zu sein. und geht auch auf Hintergründe ein. vor-historische Entwicklung Mittel­ Die keltisch geprägte Oppida­ Wir erfahren Ethnographisches und europas einen tiefen Einschnitt. zivilisation ging in den Wirrnissen Soziologisches über die Gallier­ Einerseits besiegelte es endgültig des ersten vorchristlichen Jahr­ Kelten. Die Sueben unter ihrem den Untergang der keltischen Welt, hunderts unter. Die Germanen König Ariovist werden in Gallien zum anderen bot es der germani­ wurden direkte Nachbarn des erwähnt. Dieselben Qualitäten weist schen Expansion, die mit den Wan­ Römerreiches. auch Tacitus auf, gleich ob er in derzügen der Kimbern und Teuto­ Einblicke in die Dynamik dieses seinen Annalen über die Ger­ nen bereits vor 100 v.Chr. auch in Geschehens, dessen Auswirkun­ manenkriege berichtet oder in sei­ Oberitalien und Südgallien zu gen mit Einschränkungen bis in ner Germania die Germanen in spüren war, für Jahrhunderte Ein­ unsere heutige Zeit reichen, geben ähnlicher Art darstellt, wie die halt. die sechs Vorträge zum Thema Aufklärer die "guten Wilden": Aus Was in der Zeit zwischen diesen "Kelten, Römer und Germanen". dem Zeitgeist und dem Zweck frühen Wanderzügen bis zur Er­ Dabei werden von renommierten heraus erstellte Schriften, die die oberung des Alpenvorlandes und Fachgelehrten nach dem neuesten Zusammenhänge gewollt oder un­ Südwestdeutschlands durch die Stand archäologisch-historischer wissentlich für uns Heutige eher Römer vorging, wissen wir nicht. Forschung punktuell und exempla­ verschleiern als erhellen. Wahr­ Die archäologischen Befunde und risch Aspekte der Sozial- und Sied­ scheinlich waren den Historio­ vereinzelte historische Quellen lungsstruktur von Kelten und Ger­ graphen die historischen Konstel­ weisen darauf hin, daß hier ein­ manen ausgeleuchtet, Siedlungs­ lationen in ihrer Gesamtheit selbst schneidende Bevölkerungsver• mechanismen und Akkulturations­ nicht bewußt. Denn welcher Römer schiebungen im Gange waren. Die prozesse rekonstruiert und schließ• wußte vor Caesars Zeit schon, was keltischen Stadtanlagen zwischen lich modellhaft das keltische Sub­ sich in lnnergallien abspielte oder Donau und Nordrand der Mittel­ strat und die Anfänge des römi• was in den dunklen Wäldern Ger­ gebirge wurden in einem von Nord schen Städtewesens in der Provinz maniens vorging. Sie erfuhren nur nach Süd fortlaufenden Prozeß auf­ Rätien diskutiert. von Aktionen dieser Völkerschaften, gegeben. Synchron dazu ist eine Wilfried Menghin

Die Vorträge finden im Vortragssaal des Germanischen Nationalmuseums jeweils um 20.00 Uhr statt.

Donnerstag Dr. Konrad Weidemann, ARMINIUS DER CHERUSKER. 12. November 1981 Mainz ZUR SOZIALSTRUKTUR DER WESTGERMANEN IN DEN JAHR­ HUNDERTEN UM CHRISTI GEBURT Donnerstag Prof. Dr. Konrad Spindler, DIE SÜDDEUTSCHEN OPPIDA. 3. Dezember 1981 Erlangen · AUFSTIEG UND NIEDERGANG SPÄTKELTISCHER STADT­ KULTUREN Donnerstag Prof. Dr. Georg Kossack, GERMANISCHE SIEDLUNGEN 17. Dezember 1981 München DER ROMISCHEN KAISERZEIT AN DER NORDSEEKÜSTE Donnerstag Dr. Ludwig Wamser, DIE KELTEN IN MAINFRANKEN 14.Januar1982 Würzburg IM SPIEGEL DER ARCHÄOLO­ GISCHEN QUELLEN Donnerstag Dr. Rainer Christlein, DIE LETZTEN KELTEN IN SÜD• 28.Januar1982 München DEUTSCHLAND. NEUE FUNDE UND FORSCHUNGEN Donnerstag Prof. Dr. Günter Ulbert, DER AUERBERG BEl SCHONGAU 11 . Februar 1982 München UND DIE ANFÄNGE DES ROMISCHEN STÄDTEWESENS IN DER PROVINZ RAETIEN

Ober Inhalt und Zusammenhänge Einführende Literatur: W. Menghin, der Vorträge resümieren wir lau­ Kelten, Römer und Germanen. fend in den folgenden Nummern Archäologie und Geschichte. des Monatsanzeigers. Prestel Verlag München 1980, S. 107 _ 191.

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