November 1981 Monats Anze · ge Nr. 8

Viktorin Drassegg, der 1782 in 1815 endlich in Bregenz landete, Namen zu signieren. Das ausge­ Mähren geboren wurde, eine ziem­ wo er, um einer Bestrafung als stellte Instrument, das durch seine lich abenteuerliche militärische Deserteur zu entgehen, sich zu­ hübschen Zargen und seinen Bo­ Laufbahn durchmachte, in Italien in nächst Friedrich Grünwald nannte. den aus Vogelahorn auffällt, trägt französische Kriegsgefangenschaft Nach kurzer Zeit fing er an , seine das Datum 1833. geriet und nach vielen Umtrieben Instrumente mit seinem eigenen John Henry van der Meer

Preußische Bildnisse des 19. Jahrhunderts

Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum vom 30. 10. 1981 bis 3. 1. 1982

Als einzigartiges Zeugnis preußi­ scher Geschichte im 19. Jahr­ hundert bewahrt die Berliner Natio­ nalgalerie die Porträtssammlung des Malers Wilhelm Hensel. Der zu seiner Zeit geschätzte Porträt- und Historienmaler hatte es sich zum Ziel gesetzt, mit den Bildnissen bedeutender Zeitgenossen zu­ gleich ein Porträt seiner Epoche zu schaffen. über 1000 Bleistiftzeich­ nungen, gesammelt in 46 Alben, fügten sich schließlich bei seinem Tod 1861 zu einem lebendigen und überaus facettenreichen Bild der historisch entscheidenden Jahre zwischen den Befreiungskriegen und der Reichsgründung. Die Ak­ teure dieses widerspruchsvollen und ereignisreichen Kapitels preußischer Geschichte, Vertreter der Politik und des Militärs, des Hofes und des Bürgertums, der Kunst und der Wissenschaft sind in dieser kunst- und kulturhistorisch reizvollen Sammlung vereint. Na­ men wie E.T.A. Hoffmann und Wilhelm Hensel, Bildnis E.T.A. Hoffmann Wilhelm 1., Heinrich Heine und Friedrich von Savigny, Hegel und Ranke kennzeichnen die histori­ sche und geistige Spannweite, die letzten Getreuen Friedrich Wil­ heitsideal, die Mode und die Ge­ der Künstler zu fassen vermochte. helms IV. , dener-kurz vor seinem fühlskultur seiner Zeit gebunden. hat den Maler eigenen Tod - noch auf dem Gerade diese Eigenschaften macht in den 'Wanderungen ' sympathisch Totenbett zeichnete. Fontane ihn aber auch zu einem interessan­ und treffend charakterisiert: " Wil­ nannte Hensels Begabung eine ten Zeugen seiner Epoche und helm Hensel gehört ganz zu jener " eminent gesellschaftliche". Durch trägt zur kulturhistorischen Bedeu­ Gruppe märkischer Männer, an sie fand er Eingang in die Salons samkeit seiner Bildnissammlung deren Spitze, als ausgeprägteste der Bettina von Arnim und der bei : Eine Auswahl von rund zwei­ Type, der alte Schadow stand. Rahel Varnhagen, in denen das hundert Porträts wurde in der Ber­ Naturen, die man als doppellebig, künstlerische und geistige liner Nationalgalerie als Beitrag zur als eine Verquickung von Derbheit im literarischen Räsonnieren einen Preußen-Ausstellung gezeigt. Die und Schönheit, von Gamaschen­ Ausgleich zur politischen Windstille von der Stiftung Preußischer Kultur­ turn und Faltenwurf von preußi• der Restauration gefunden hatte. besitz, Berlin, erstellte Ausstellung schem Militarismus und klassi­ Durch seine Heirat mit Fanny, wird nun im Germanischen Natio­ schem Idealismus ansehen kann " . der Schwester ­ nalmuseum zu sehen sein; ergänzt 1794 in geboren, kam er Bartholdys, gehörte er zu einer der durch Objekte aus den kultur­ als Sechzehnjähriger nach Berlin ersten Berliner Familien, in denen historischen Sammlungen des und nahm als Freiwilliger an den sowohl auf wirtschaftlichem als Museums. Befreiungskriegen teil, bevor er die auch auf künstlerischem Gebiet Ein umfangreicher Katalog mit Berliner Akademie belegte. Nicht liberale Positionen vertreten wur­ den Abbildungen aller Porträts und die preußischen Reformer, sondern den. Alles andere als ein Außen• lebendigen biographischen Skizzen die restaurative Romantik haben seiter, zeigt sich Hensel auch in der Dargestellten erscheint zum die Einstellung Hensels zeitlebens seinen Porträts an die gesellschaft­ Preis von DM 20,-. geprägt: 1848 zählte er zu den lichen Konventionen , das Schön- Rainer Schach

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