Edward Piccin Anja Becher Barbara Anderhub
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Zeitschrift des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbandes Nr. 72 / April – Mai – Juni 2011 SBKV-Mitglieder im Gespräch Edward Piccin Theater, Theater... und mehr! Anja Becher Drei Fragen an... Barbara Anderhub PROLOG dass mein Künstlerdasein der Ver- ben wir, dank starken Wachstums gangenheit angehört, ich mich voll unserer Mitgliederzahlen, unsere und ganz für meine neue Aufgabe Beiträge, im Gegensatz zu allen einsetzen will und meine künstle- anderen Verbänden und Gewerk- rische Vergangenheit enorm wert- schaften, nicht erhöhen müssen, voll für meine Arbeit als Sekretär und trotzdem konnten wir unse- ist. Und ich habe Fuss gefasst, von re Dienstleistungen erheblich aus- Kolleginnen und Kollegen voll un- bauen. terstützt, und fing an, meine neue Trotzdem: Es bleibt noch viel zu Aufgabe zu lieben. tun, ausruhen wäre der Anfang Rückblickend darf ich aus tiefster vom Ende. Beispielsweise ist die Rolf Simmen Überzeugung sagen: Es war im- Revision der Gesamtarbeitsver- mer eine grosse Freude für mich, träge, deren Verhandlungen Liebe Kolleginnen in all den fast 16 Jahren, für den sehr zähflüssig verlaufen und im- Liebe Kollegen SBKV zu arbeiten und zu kämpfen: mer wieder ins Stocken geraten, für bessere Arbeitsbedingungen, noch nicht abgeschlossen. Geleb- Abschied nehmen bessere Löhne, mehr berufliche te Sozialpartnerschaft zwischen Anerkennung und nicht zuletzt, SBKV und SBV habe ich in all den Als ich am 10. Juni 1995 anläss- auch für mehr Gerechtigkeit und Jahren oft schmerzlich vermisst. lich der ausserordentlichen SBKV Solidarität. Ich gebe die Hoffnung jedoch Delegiertenversammlung interi- Jawohl: SOLIDARITÄT. Ich weiss, nicht auf, dass die GAV-Verhand- mistisch zum Sekretär gewählt sie ist in unserer egoistisch den- lungen doch noch zu einem guten und an der DV vom 10. Dezember kenden Gesellschaft teils immer Ende gebracht werden, und ver- 1995 definitiv im Amt bestätigt noch verpönt, doch ich zweifle traue meinen Kolleginnen und wurde, hätte ich mir nie träumen nicht daran, dass sie eine Renais- Kollegen der Verhandlungskom- lassen, dass ich bis zu meiner Pen- sance erleben wird. mission, dass nicht nur der Status sionierung Ende April 2011 dabei Wir sind nicht nur zu einem mit- quo erhalten bleibt, sondern auch bleiben würde. Schliesslich war ich gliederstarken Verband herange- ernsthafte Verbesserungen für un- lange Jahre als Schauspieler tätig, wachsen, wir sind auch finanziell sere Mitglieder erreicht werden. habe meinen Beruf geliebt, seine gesund. In all den Jahren konnten Bleibt mir nur noch ein grosses Höhen genossen und seine Tiefen wir im Gegensatz zu fast allen an- Dankeschön an alle, die mich auf verkraftet. Rückblickend stelle ich deren Kulturverbänden, inklusive meinem Weg begleitet und tat- erschreckend fest, dass die Zeit im dem Schweizerischen Bühnenver- kräftig unterstützt haben. Bleibt Flug vorbeigerauscht ist und auch band, die alle am Unterstützungs- dran und lasst Euch nichts gefal- für mich schon sehr bald ein neuer tropf des Bundesamtes für Kultur len – es lohnt sich! Lebensabschnitt beginnt. hängen, unsere Unabhängigkeit Ich habe sehr schnell gemerkt, bewahren. Seit über 20 Jahren ha- Herzlichst,IhrRolfSimmen FLUSTERKASTEN …Basel der vorangegangenen Saison, be- Millionen Franken und einem Auf- In der vierten Saison unter Geor- suchten 2009/10 die 599 Vorstel- wand von 54,8 Millionen Franken. ges Delnon konnte das Theater lungen. Die Besucherauslastung Basel die Besucherzahlen erneut betrug total 63,2 Prozent. In der Im Februar lehnten die Baselbieter steigern und in allen Sparten die Jahresrechnung für 2009/10 weist Stimmberechtigten die Erhöhung Auslastung verbessern. Rund das Theater Basel dennoch einen der Subventionen für das Thea- 179’000 Zuschauerinnen und Zu- Verlust von rund 548’000 Franken ter Basel mit 46’204 zu 43’611 schauer, etwa 3’000 mehr als in aus, bei einem Ertrag von 54,3 Stimmen knapp ab. Die Stimmbe- Titelseite: Edward Piccin in Stefan Muggli / Christoph Arnis Kurzfilm «Eine bombige Hochzeitsnacht», 2009, © Foto: Balz Murer 2 EnsembleNr.72 teiligung lag bei 49 Prozent. Ende fang November 2010 im eigens in der Regionalen Kulturkonferenz September hatte der Baselbieter erbauten Theater mit 950 Sitzplät- Biel von der Generalversammlung, Landrat beschlossen, dem Thea- zen auf dem Berner Wankdorf- und in der Stadt Biel wird in einer ter Basel in einem Zeitraum von City-Areal gastiert, wird bis Juni Volksabstimmung am 15. Mai vier Jahren 17 Millionen Franken 2011 verlängert. Bisher wurden 2011 entschieden. Wenn die Ent- zusätzlich zu bewilligen. Die SVP für die Aufführungen in der Bun- scheide positiv ausfallen, werden und ein Teil der FDP hatten ge- desstadt 70’000 Eintrittskarten für vier Jahre einmalig 3,05 Milli- gen den Landratsbeschluss das verkauft. Seit der Uraufführung onen Franken mehr für Orchester Referendum ergriffen. Nach dem im Herbst 2007 sahen das Musical und Theater zur Verfügung ste- Baselbieter Nein leistete die Bas- allein in Zürich über 450’000 Be- hen; darin eingeschlossen ist eine ler Regierung Soforthilfe. Sie be- sucherinnen und Besucher. jährliche Subventionserhöhung antragte beim Kantonsparlament von 300’000 Franken, also 1,2 eine um 1,5 Millionen Franken …Biel-Solothurn Millionen Franken für vier Jahre. angehobene Subvention für die Die Besucherzahlen des Thea- nächste Spielzeit, die den laufen- ters Biel Solothurn stiegen in … Birsfelden den Betrieb sichern soll. Für den der Spielzeit 2009/10 sowohl Birsfelden, die Standortgemein- Rest der bis zur Saison 2014/15 beim Musiktheater wie auch beim de des Theaters Roxy, kürzt die dauernden Periode muss der Schauspiel an. 15 Prozent mehr Subventionen an dessen Kultur- Subventionsvertrag samt Leis- Besucherinnen und Besucher, betrieb ab 2012 von 18’000 auf tungsauftrag mit dem Theater nämlich 64’804, konnten die bei- 5’000 Franken pro Jahr. Auf den neu ausgehandelt werden. Re- den Häuser in Solothurn und Biel ersten Blick erscheint das nicht als gierungspräsident Guy Morin ver- sowie auf Gastspielen und Abste- grosser Einschnitt, da der Kanton sicherte, dass die Regierung am chern empfangen. Die Auslastung Baselland jährlich 550’000 Fran- Dreispartenbetrieb und den bei- lag bei 66 Prozent. 314 Vorstellun- ken und der Kanton Basel-Stadt den Häusern Theater und Schau- gen wurden gegeben; in der vo- 20’000 Franken an den Betrieb spielhaus festhalten wolle. rangehenden Spielzeit waren es zahlen. Allerdings unterschrei- noch 333 Vorstellungen. Die Ver- tet Birsfelden nun die festgeleg- …Bern antwortlichen hatten die Zahl der te Mindestgrenze der Beteiligung Das Stadttheater Bern weist Aufführungen reduziert, um Kos- der Gemeinde und bringt somit nach vier Geschäftsjahren mit ten zu sparen. Dadurch und dank die auf Subsidiarität basierende schwarzen Zahlen für 2009/10 einer Erhöhung der Billettpreise Subventionsstruktur ins Ungleich- erstmals wieder ein Defizit aus: um zwei Franken im Schnitt konn- gewicht. Die gleichzeitige Kündi- fast 600’000 Franken. Verant- te ein Jahresgewinn von 108’443 gung eines zinslosen Kredits über wortlich für dieses negative Ergeb- Franken erzielt und das Defizit des 50’000 Franken belastet das auf nis ist die geringere Zuschauerzahl Vorjahres abgebaut werden. Tanz und Theater der freien Sze- im Musiktheater. Während in der ne spezialisierte Theater Roxy, das Sparte Schauspiel die Zuschauer- Die Stiftungsräte des Sinfonie erst vor kurzem für über eine Mil- zahlen um 20 Prozent auf mehr Orchesters Biel und des Neu- lion Franken renoviert wurde, zu- als 32’000 gesteigert werden en Städtebundtheaters Biel- sätzlich. konnten und das Ballett mit rund Solothurn haben einstimmig die 10’000 Zuschauern gewachsen Fusion zwischen den beiden Stif- …Luzern ist, sanken die Besucherzahlen im tungen beschlossen. Die neue 72’720 Zuschauerinnen und Zu- Musiktheater auf 37’300 Zuschau- Organisation «Theater und Or- schauer besuchten die 335 Veran- er, in der Saison 2008/09 waren chester Biel-Solothurn - Théât- staltungen des Luzerner Theaters es noch fast 45’000 gewesen. In re et Orchestre de Bienne et de in der Spielzeit 2009/10. Dies ent- die Saisonzahlen hineingerechnet Soleure» (TOBS) soll auf 1. Ju- spricht einem Besucherrückgang werden seit zwei Jahren auch die li 2011 gegründet werden. Die von etwas mehr als zwei Prozent jährlich rund 5'000 Steuerkarten, Fusion muss nun noch von den gegenüber dem Vorjahr. Die daraus die für 5 Franken an Theaterleu- politischen Instanzen – den vier resultierenden geringeren Einnah- te gehen. Die totale Besucherzahl bisherigen Finanzierungsträgern men konnten dank verschiedener belief sich somit auf 87’639. – beschlossen werden: Im Kanton Massnahmen kompensiert wer- Bern vom Regierungsrat, in der den, sodass die Betriebsrechnung Die Spielzeit des Mundart-Musi- Stadt Solothurn von Gemeinde- mit einem positiven Ergebnis von cals «Ewigi Liebi», das seit An- rat und Gemeindeversammlung, 11’511.68 Franken abschloss. Die EnsembleNr.72 3 durchschnittliche Platzbelegung über 39’000 Besucherinnen und 247’275 Besucherinnen und Be- sämtlicher Veranstaltungen lag bei Besucher an. sucher eine der 345 Veranstal- fast 71 Prozent; innerhalb der drei tungen des Opernhauses. Die Sparten erreichte das Schauspiel …St. Gallen Auslastung betrug 76,7 Prozent. mit fast 73 Prozent die höchste Die Genossenschaft Konzert Im Vorjahr konnten aus dem Kar- Platzbelegung. und Theater St. Gallen (KTSG) tenverkauf 33,81 Millionen Fran- konnte inklusive der St.Galler ken Einnahmen verbucht werden, …Saarbrücken Festspiele in 485 Veranstaltungen für 2009/10 waren es 32,83 Mil- Am 32. Filmfestival