Katalogblätter des Rollettmuseums Baden, Nr. 4 Rudolf Maurer Dr. Gall’s Schädelsammlung Baden 2008 ISBN 978-3-901951-04-6 F.d.I.v.: Städt. Sammlungen Baden – Archiv / Rollettmuseum 2500 Baden, Weikersdorferplatz 1 / Elisabethstr. 61 02252/48255
[email protected] Druck: Abele, Baden Franz Josef Gall (1758 – 1828) Hier ist nicht der Ort, eine neue Biographie Galls vorzulegen. Es sollen nur die wichtigsten Daten als Hintergrund für das Entstehen der Schädelsammlung und ihre Übertragung in das Rollettmuseum Baden zusammengefasst werden. Am 9. März 1758 in Tiefenbronn bei Pforzheim geboren, studierte Franz Josef Gall seit 1777 in Straßburg Medizin. 1781 übersiedelte er nach Wien, wo er seine Stu- dien 1785 erfolgreich abschloss. 1790 heiratete er Maria Katharina Leisler. Durch die schnellen Erfolge seiner Arztpraxis konnten sich die beiden in der Ungargasse im Wiener III. Bezirk ein Haus leisten, dessen Garten Gall selbst mit Leidenschaft betreute. Tiefenbronn bei Pforzheim, Ortskern und Geburtshaus Galls (Fotos Wolfgang Schütz, 2007) Gall sah sich aber auch als Wissenschaftler und spezialisierte sich auf die Erfor- schung des menschlichen Gehirns. Fast intuitiv schwebte ihm die Herstellung eines Zusammenhangs der Schädelform mit den darunter gelegenen Gehirnorganen vor. 1796 war sein System, das man später Schädellehre, Phrenologie oder Kraniosko- pie nannte, so weit ausgereift, dass er begann, Privatvorlesungen darüber zu halten. Auch durch den Vergleich mit Tiergehirnen versuchte Gall Erkenntnisse über das menschliche Gehirn zu gewinnen, was ihn geradezu zur Verhaltensforschung im heutigen Sinn führte. Leider wissen wir nicht, ob die folgende Anekdote in Wien oder in Paris gedacht ist: „Nachdem ich Gall meine Empfehlungsschreiben überreicht hatte,“ erzählt ein Engländer, „führte er mich in ein Zimmer, dessen Wände mit Vogelbauern, dessen Boden mit Hunden, Ratten usw.