Festival für aktuelle Musik Performance Klangkunst

17. - 20. NOVember BOchum DOrtmund Essen HERne open systems 2005 Festival für aktuelle Musik | Performance und Klangkunst im Ruhrgebiet VORwort

Das Ruhrgebiet ist eine spannende Kulturregion, die Kunst an außergewöhnlichen Orten präsentiert. Eine fundierte kulturelle Infrastruktur in den Städten des Reviers wird von einer faszinierenden Festivallandschaft, von der RuhrTriennale über die Ruhrfestspiele bis zum Klavierfestival Ruhr oder den Mühlheimer Theatertagen, ergänzt. Hier existieren aber vor allem Räume für kulturelle Experimente, die regional gut verankert und national breit beachtet sind. Das Festival „open systems“ hat sich hier in besonderer Weise hervorgetan. Bereits zum sechsten mal präsentieren die Veranstalter in den Städten Bochum, Dortmund, Essen und Herne experimentelle und innovative Projekte, die ihresgleichen suchen müssen. In diesem Jahr realisiert sich die Idee der offenen Systeme als Kooperation mit unseren europäischen Nachbarländern Belgien, Luxemburg und den Niederlanden. Hier entsteht ein Experimentierfeld für international renom- mierte Künstler und Ensembles, das durch unbürokratische Beteiligung von Schulen der Region ergänzt wird. Aktivitäten wie diese machen den Reichtum des Kulturlandes Nordrhein-Westfalen aus. Ich wünsche dem Publikum, den Künstlerinnen und Künstlern und den Veranstaltern erfolgreiche und anregende Festivaltage.

(Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff) Staatssekretär für Kultur open systems 2005 WANDEL durch KULTUR

IMpressum

Künstlerische Leitung Gefördert durch: Kooperationspartner: Karl-Heinz Blomann Kuratoren Team Von hier aus BO Schauspielhaus Bochum Globalisierung beschleunigt die Öffnung und theoretisch schreiben wir darüber Karl-Heinz Blomann von Systemen, die Welt explodiert und hinaus unsere Aufsatzsammlung zum Jens Brand implodiert, und die Gesellschaften mischen sich Thema „offene Systeme“ fort. Dr. Frank Sielecki neu. Räume, Personen, Technik, Ökonomien und Produktionsassistenz & Ideologien werden flexibel. Im Prozess der Öffnung Das Schulprojekt „Stadt – Land – Fluss“ Koordination Schulprojekt Ulrike Kaßler von Systemen entstehen neue Sensibilitäten, Enti- illustriert das Thema des Festivals auf täten und Knoten in Netzwerken sowie kulturelle besondere Weise. Am Beispiel des Autoren Textsammlung os05 Manfred Mixner Spielräume und Handlungsmöglichkeiten. „open Umbaus des Flusses Emscher wird das Prof. Dr. Albert Scherr systems“ ist ein aktueller, kultureller Prozess. Verhältnis von Lokalität und Globalität Achim Prossek betrachtet. Die kulturelle Komponente Redaktion Programmheft Um in diesem Prozess künstlerische Freiheit und in diesem Prozess von Öffnung und Ulrike Kaßler Offenheit zu initiieren, versuchen wir in der diesjäh- Dynamisierung wird von den Schüle- Übersetzung Programmheft rigen 6. Auflage des Festivals, ein Wechselspiel von rInnen und KomponistInnen als Ausgangspunkt für Scott Roller funktionierenden Systemen, bestehenden Formatio- eine kreative, musikalische Auseinandersetzung mit Öffentlichkeitsarbeit nen, vorhandenem Material und Künstler-Personen den Fragen des sozialen und kulturellen Wandels Televisor in einen dynamischen Prozess zu bringen. Der Reiz genutzt. Gestaltung & Webdesign liegt dabei in der Offenheit der zu erwartenden EignArt D. Koch Ergebnisse: Was treibt die Entstehung von offenen Neben den bewährten Spielstätten – dem Schau- Plakatgestaltung Systemen voran? Wie entwickeln sich kulturelle und spielhaus Bochum und den Flottmann-Hallen Herne Tillmanns, Ogilvy & Mather künstlerische Innovationen? - kommen das neu eröffnete „Domicil“ in Dortmund open systems erfolgte Produktion in den Städten mit freundlicher Unterstützung von: und die Philharmonie in Essen als Veranstaltungsor- Dr. Frank Sielecki Dialog und Innovation ist das Motto des diesjäh- te hinzu. Jens Brand rigen Festivals. Deshalb werden fast ausschließlich Eckart Waage Uraufführungen, Auftragskompositionen und „open systems“ findet 2005 erstmalig im 2-jährigen Patrick Praschma neue Formationen internationaler KünstlerInnen Turnus statt. Die längere Vorlaufzeit und ein über- Technik präsentiert. Gemäß dem Motto der Bewerbung der schaubarer aber verlässlicher finanzieller Rahmen Tonart Stadt Essen zur Kulturhauptstadt 2010 „Europa lebt haben es ermöglicht, die vielen neuen Projekte zu November Music Bert Palinckx (NL) im Ruhrgebiet“ haben wir mit unseren Partnern von initiieren. Außerdem ist es gelungen, weitere Spon- Theo van Dooremalen (NL) „November Music“ (Niederlande, Belgien) und von soren sowie WDR und DLF als Partner zu gewinnen. Luk Vaes (B) „grenzgänger//tanz und neue musik“ (Köln, Müns- grenzgänger ter) Projekte initiiert, in denen Transnationalität, Ich wünsche Ihnen anregende Festivaltage. Georg Dietzler Netzwerke, Experimente und Improvisationen neue Organisationsbüro: Ausstellungsleiterin Gestalt annehmen. Flottmann-Hallen Jutta Laurinat Zusätzlich finden im Rahmen des Festivals 2005 Veranstalter das Schulprojekt „Stadt, Land, Fluss – Neue open systems e. V. Klänge aus dem Lebensumfeld Emscher“ sowie der Medienpartner: festival für aktuelle musik, „Composers Club Local“ mit KompositionsstudentIn- Karl-Heinz Blomann performance & klangkunst nen der Folkwang Hochschule Essen statt. Inhaltlich open systems e.V. rüttenscheider straße 166 45131 Essen [email protected] www.festival-open-systems.de © Bruno Roche BOchum DOrtmund Donnerstag |17 :: NOVEMBER · 05 Freitag |18 :: NOVEMBER · 05 Schauspielhaus | Kammerspiele Domicil |

19:00h Moderation: Chris Mann Einführende Worte: Festivalleitung 19:30 h Moderation: Chris Mann Ensemble Bracelli spielt Moondog – Uraufführungen 19:15h Veranstaltungen im Luxembourg Sinfonietta 20:45 h Neue Kompositionen von Komponisten aus (D · NL · B ) Yasunao Tone In Kooperation mit der LGNM » Cut and Splice « * (Luxemburger Gesellschaft für Neue Musik) / Mitschnitt WDR 3 ÜBERblick 21:45 h Deutschland Lionel Marchetti & Yoko Higashi Georg Gräwe „Anspielung“ „viande avariée attire les mouches“ Deutschland Tanz-Performance Günter Steinke „Monument im Fruchtland“ In Kooperation mit grenzgänger//transmediale Tanzimprovisationen Niederlande 23:00 h Anthony Fiumara NN The Hub » 55 minutes of the Hub« | Netzkonzert Belgien/Flandern Mitschnitt WDR 3 open Boudewijn Buckinx „nfrw“ HERne 00:00 h Pause quiet riot at night Samstag |19 :: NOVEMBER 05 *Änderungen vorbehalten. 20:15h Elektrolounge präsentiert von Sternschaltung Flottmann | Hallen Arditti Quartett und Klangkabel mit Swod (Berlin), Neue Streichquartette von Komponisten aus (D · NL · B ) DJ krill.minima & DJ Segment 15:00 h | Hörraum 2 In Kooperation mit November Music / Mitschnitt WDR 3 In Kooperation mit MeX e.V. Präsentation der 4 Schulprojekte Deutschland Foyer Stadt, Land, Fluss - Neue Klänge aus dem Lebensumfeld Emscher Gerhardt Müller- Goldboom „gli spazi dentro“ 2001 Phill Niblock - Videoinstallation Uraufführung Mit freundlicher Unterstützung » anecdotes from childhood « der Emschergenossenschaft, der Philharmonie Essen, Niederlande der LAG NW und des Deutschen Musikrats Robin de Raaff „Athomus“ Uraufführung der revidierten Fassung Sonntag |20 :: NOVEMBER 05 Belgien/Flandern Essen Luc Brewaeys „Bowmore“ 1995 Flottmann | Hallen Samstag |19 :: NOVEMBER 05 Deutsche Erstaufführung Philharmonie | RWE Pavillon 11:00 h | Hörraum 3 21:15h Composers Club Local Empfang in der Speisekammer Moderation: Chris Mann Musikalischer Vortrag mit StudentInnen der Kompositionsklasse von Prof. Günter Steinke 22:00h 19:00 h / Folkwang Hochschule Essen Lounge Tara Fuki meets Duo Dubbelduet Mit freundlicher Unterstützung der gnmr e.V. In Kooperation mit November Music / Mitschnitt DLF Foyer Moderation: Chris Mann 20:30 h Phill Niblock – Videoinstallation zeitkratzer meets Arto Lindsay 19:00 h » anecdotes from childhood « Außerdem: Neue Kompositionen von David Moss & Michael Rodach Reinhold Friedl (zeitkratzer) und Marko Ciciliani Fragmentary Blues In Kooperation mit November Music / Mitschnitt DLF 20:15 h 21:30 h 48nord & Jeff Parker (Tortoise) Arto Lindsay Group sculpture #6 In Kooperation mit November Music 21:30 h Ohne feste Urzeit | Hörraum 1 Dhafer Youssef & Paolo Fresu „Der Dritte Hammerschlag“ Foyer Karl-Heinz Blomann | Claas Hanson Mahler Warm up – Akustische Aufzeichnungen Phill Niblock -Videoinstallation am Ort der Uraufführung von G. Mahlers 6. Sinfonie » anecdotes from childhood « Foyer Ausstellungshalle Phill Niblock -Videoinstallation Max Scholz © Lionel Marchetti » anecdotes from childhood « » Fabrik « Chris Mann – Festival Emcee Veranstaltungen in „Ich halte die Stimme für den interes- plexen Texten, sind musikalisch frei komponiert und Donnerstag santesten Erzeuger von Geräuschen spielen mit Witz und Humor. und Klängen.“ Selbst als Soloperformer auf zahlreichen Festivals 17 :: NOVEMBER · 05 Chris Mann versteht sich als kompositioneller Lin- zu Gast übernimmt Chris Mann für „open systems BOchum Schauspielhaus | Kammerspiele guist. Geboren 1949 in Melbourne zählt er längst 2005“ die Moderation an allen vier Tagen und zu den einflussreichsten und international bekann- verleiht dabei der Funktion des Moderators als testen australischen Künstlern. Er trieb Studien in Verbindungsglied zwischen Künstlern und Publikum Linguistik und Sprachphilosophie und koordinierte eine neue Qualität. Wir freuen uns sehr, dass das Festival open die mit ihren Musikklassen und dem Orchester „De 1977 ein Forschungsprojekt der UNESCO in Die Idee, Chris Mann als „Festival Emcee“ für „open systems wiederum in den Kammerspielen des Ereprise“ aus Holland Kompositionen entwirft und Paris über die akustische Grammatik natürlicher systems 2005“ einzuladen, entstand im Oktober Schauspielhauses der Stadt Bochum eröffnet wird. vertont, um diese dann als CD zu veröffentlichen und Sprachen. Als Soundpoet und Radiokünstler gilt 2004 beim „Sounds Like Now Festival“ in New York, die im Rahmen von „open systems 2005“ an dem groß- sein fundamentales Interesse dem gesprochenen wo Karl-Heinz Blomann sich vor Ort bereits von Die Stadt Bochum hat dem Festival „open systems“, angelegten Schulprojekt „Stadt, Land, Fluss – Neue australischen Englisch unter Einbeziehung des Chris’ bemerkenswerten Fähigkeiten als Conferen- im Verbund mit den anderen Ruhrgebietsstädten Klänge aus dem Lebensumfeld Emscher“ teilnimmt. In © by courtesy of the artist Slang. Seine Werke für Stimme basieren auf kom- cier überzeugen konnte. Dortmund, Essen und Herne, seit 1997 eine Platt- diesem Jahr sind wir besonders stolz darauf, dass open form geboten, sich als Festival im Ruhrgebiet zu systems das weltberühmte Arditti Quartett, aber auch etablieren. Mittlerweile gehört „open systems“ als die Luxemburger Sinfonietta mit Uraufführungen bzw.

© Stadt Bochum, Presseamt spartenübergreifendes Festival zu einem wesentlichen Deutschen Erstaufführungen von belgischen, nieder- kulturellen Baustein der Neuen Musik Szene nicht nur ländischen und deutschen Komponisten präsentiert. im Ruhrgebiet. Darüber hinaus ist die Stadt Bochum darum bemüht, Wir wünschen dem städteübergreifend organisierten neue bzw. zeitgenössische Musik zu fördern. So haben Festival open systems in diesem Jahr viel Erfolg und die Bochumer Symphoniker in den letzten Jahren durch die Publikumsresonanz, die dieses vielfältige und mit ihr Projekt „Composer in Residence“ u.a. mit Heiner hochkarätigen Künstlern besetzte Programm verdient. Goebbels, Sofia Gubaidulina, John Corigliano zur Förde- rung der zeitgenössischen Musik beigetragen. Auch die Kooperation mit open systems e.V. durch „electronic © by courtesy of the artist © by courtesy of the artist © Maartje Geels © by courtesy of the artist art - composer’s club meets improvise“ ist ein Beispiel für die Beschäftigung mit der Neuen Musik. Interessant Dr. Hans-Georg Küppers Georg Graewe Günter Steinke Anthony Fiumara Boudewijn Buckinx ist weiterhin die Arbeit der Heinrich-Böll-Gesamtschule, Kulturdezernent der Stadt Bochum (D) „Anspielung“ (D) „Monument im Fruchtland“ (NL) NN (B) „nfrw“

Georg Graewe, 1956 in Seit dem Studium der Anthony Fiumara, gebo- Der aus Flandern 19:00h Bochum geboren, lebt zur elektronischen Musik, ren 1968 in Tilburg, stammende Boudewijn Luxembourg Sinfonietta Zeit im Burgenland/Östereich. Er der Komposition sowie der studierte Musikwissenschaft an Buckinx (geb.1945 in Lommel) Neue Kompositionen von Komponisten aus (D · NL · B ) hat sich seit 1974 als Komponist, Musiktheorie in Freiburg ist der der Universität Utrecht. Er ist studierte am Konservatorium Pianist und Ensembleleiter, so- 1956 in Lübeck geborene Günter künstlerischer Leiter des „Orkest Antwerpen Komposition und Die im Jahre 1999 gegründete Luxembourg Prize Luxembourg“ reichen alljährlich weit über 100 wohl durch die Mitwirkung an Ra- Steinke immer wieder auf den De Volharding“ und des Festivals Musikwissenschaften. Mit Sinfonietta ist ein Orchester mit variabler Be- Komponisten aus allen Ländern der Welt ihre eigens für dioproduktionen als auch durch namhaftesten Festivals (Donau- „New Sounds“ in Rotterdam, seinem 1963 gegründeten setzung, die von den jeweils programmierten Werken die Luxembourg Sinfonietta geschriebenen Werke ein, verschiedenste Konzerttourneen eschinger Musiktage, Wittener das 2006 erstmals stattfinden Ensemble „WHAM“, einem als abhängt. Das Ensemble unter Leitung von Marcel denn neben der Aufführung klassischer Werke profiliert überall in Europa und Nordame- Tage für neue Kammermusik, wird. Außerdem arbeitet er als Arbeitsgruppe verstandenen Wengler konnte sich bereits beim Festival „World sich die Luxembourg Sinfonietta gleichermaßen in rika einen Namen gemacht. Gra- Weltmusiktage Luxemburg u.a.) Musikjournalist. Neben diversen Zusammenschluss von Gleich- Music Days 2000“ in Luxemburg sowie bei der EXPO Konzerten, in denen Uraufführungen zeitgenössischer ewes erste Oper „Kopenhagen“ in Erscheinug getreten. Nach Arrangements und Bearbeitun- gesinnten, machte er es sich 2000 in Hannover einem internationalen Publikum vor- Musikstücke – geprägt und inspiriert durch die enge (ein Auftragswerk der Oper Köln) Lehraufträgen an Hochschulen in gen (u.a. Steve Reich’s „City zur Aufgabe, zeitgenössischer stellen. Im Rahmen der Weltausstellung in Hannover Zusammenarbeit mit dem betreffenden Komponisten wurde 2003 uraufgeführt. Zur Bremen und Freiburg ist Steinke Life“) komponierte er Werke für Musik ein Forum zu verschaffen. repräsentierte das Ensemble mit drei Uraufführungen – erarbeitet werden. Mit Überlegenheit und großer Zeit kommt Graewe Lehraufträ- seit 2004 Professor für Instru- unterschiedliche Ensembles. Ein Außerdem veröffentlichte er un- zum Thema „Luzifer“ das Saarland, Lothringen und Musikalität versteht es Marcel Wengler, seine Musiker gen an der Hochschule für Musik mentalkomposition an der Folk- niederländischer Musikkritiker zählige Artikel und einige musik- Luxemburg im Kulturprogramm des Deutschen und das Publikum durch die verschiedenartigen Welten „Hanns Eisler“ in Berlin und an wang Hochschule in Essen. nannte einmal Fiumaras Musik theoretische Bücher. Bei seinem Pavillons. Im Rahmen des „International Composition zu begleiten. der Musikhochschule Köln nach. „ein Treffen von Feldman und Versuch, „keine musikalischen Das Kammerorchesterstück „An- Die Komposition „Monument im Xenakis“. Monumente“ zu errichten, son- spielung“ nimmt Bezug auf eine Fruchtland“ ist nach einem Bild dern vielmehr einen „way of life“ 15-taktige Sequenz aus Brahms‘ Paul Klees aus dem Jahr 1929 Dem Stück des heutigen Abends zu kreieren, hat er bereits über Intermezzo, op. 76 Nr.1, ohne benannt. Steinke bezieht sich liegt die Idee der Verwendung 800 Werke geschaffen, darunter diese jedoch wörtlich zu zitieren. hier besonders auf die „Beiträge von „opjects trouvées“ in der Mu- das 24-Stunden-Ereignis „1001 Es handelt sich jedoch hierbei zur bildnerischen Formenlehre“, sik zu Grunde. Anthony Fiumara Sonatas for Violin and Piano“ und nicht um Variationen im forma- welche Klee im Bauhaus Weimar nennt seine Objekte „gefundene einige Opern. len Sinn, sondern eher um ein entwickelt hat. Das eigentliche mathematischen Gegenstände“: „nfrw“, der Titel des Stückes für Heraufbeschwören klanglich–at- Thema dieser Komposition soll einfache Maschinen, die ähnlich „open systems 2005“, ist aus dem mosphärischer Charakteristika die Gestaltung von Klängen und Pflanzen- oder Zweigstrukturen Altägyptischen abgeleitet und be- des Brahmsschen Klaviersatzes, ihrer inneren Zusammenhänge in streng wachsender Wiederho- deutet „schönes Festival“. Bevor projiziert auf ein 10-köpfiges als eine sich ständig erneuernde lung immer komplexere Formen Boudewijn Buckinx auch nur eine Kammerorchester. Herausforderung sein. bilden. Der kreative Prozess des einzige Note zu Papier gebracht Komponierens wird so zur Fort- hatte, stand dieser Titel für ihn setzung organischer Prozesse, fest und somit die Vorgabe, ein die der natürlichen als auch der wunderschönes Stück Musik von gesellschaftlichen Formbildung höchstem künstlerischem Wert © Konrad Scheel vorausgehen. zu präsentieren. �������������������� Donnerstag ��� ������ 17 :: NOVEMBER · 05 BOchum Schauspielhaus | Kammerspiele

20:15h ����� ������ ������������ Arditti Quartett Neue Streichquartette von Komponisten aus (D · NL · B )

Das Arditti Quartett genießt weltweit einen herausragenden Ruf für ������� ����������� seine lebendige und differenzierte Interpretation von Kompositionen der Gegenwart. Seit Gründung des Quartetts 1974 durch den Geiger Irvine Arditti sind mehrere hundert Streichquartette für das Ensemble komponiert worden, die aus dem Repertoire der zeitgenössischen Musik nicht mehr weg- ���������������� zudenken sind. Die Bandbreite seines Repertoires beweisen Uraufführungen von Komponisten wie Birtwistle, Cage, Carter, Ferneyhough, Gubaidulina, Kagel, Kurtag, Lachenmann, Ligeti, Nancarrow, Rihm, Stockhausen oder Xenakis. Das Vorantasten in musikalisches Neuland geschieht dabei in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Komponisten, was immer wieder zu enorm fruchtbaren Wechselwirkungen führt.

Parallel zu seiner phänomenalen Karriere als Primarius des Arditti Quartetts ist Irvine Arditti regelmäßig auch als außergewöhnlicher Solist hervorgetreten. Geboren in London im Jahre 1953, begann Irvine Arditti sein Studium an der ���������������������������������������� ��������������� Royal Academy of Music im Alter von 16 Jahren. Er trat 1976 dem London ���������������������� Symphony Orchestra bei, das ihn bereits zwei Jahre später, mit 25 Jahren, ��������������� �������� zum ersten Konzertmeister berief. 1980 verließ er das Orchester, um sich auf ����� die Arbeit mit seinem Quartett, das er schon als Student gegründet hatte, ����������� ������������� konzentrieren zu können. „Nichts ist unmöglich, wenn man lange genug daran ������������������������������������������������������������������� arbeitet.“ Diese Haltung Irvine Ardittis bildet die Grundlage für die außerge- wöhnlichen Leistungen des Quartetts seit nunmehr 31 Jahren, in denen es über 130 CDs aufgenommen und zahlreiche Preise erhalten hat, darunter © Tony Hutchings mehrfach den Deutschen Schallplatten-Preis.

Gerhardt Müller-Goldboom (D) „gli spazi dentro“ Gerhardt Müller-Goldboom ist te. Insbesondere der Prozess der Kategorisie- ����������������� Mitbegründer und Leiter des 1987 rung, also das Einteilen des Kontinuums der ����������������� entstandenen Neue Musik - Ensembles „work Wirklichkeit in Abschnitte, das eine schnelle in progress - Berlin“. Der Komponist und Orientierung erlaubt und auf der anderen Seite ������������ Dirigent begann seine musikalische Laufbahn die Fähigkeit, bei Bedarf kleinste Ausschnitte als Kontrabassist im Deutschen Symphonie- genauer zu betrachten, faszinierten ihn in ihrer Orchester Berlin. Der beständige Erfolg des scheinbaren Gegensätzlichkeit und führten ihn Ensembles, zahlreiche Gastdirigate sowie die zur Konzeption des Bereichscharakters der Leitung verschiedener Musiktheaterproduk- Intervalle. tionen verschafften Müller-Goldboom hohes Das in den Jahren 1997 bis 2001 entstandene Ansehen weit über die Grenzen der Avantgar- Streichquartett „gli spazi dentro“ reflektiert ���������������� demusikszene hinaus. das Spannungsfeld zwischen freiem und sys- �������������������� temgebundenen Komponieren. Die fünf Sätze ������������������������������� Die intensive Beschäftigung mit der Wahrneh- des Stückes stecken voller Anspielungen und mung von Mikrointervallen führte Gerhardt Querverweise. Zunächst quasi frei gestaltet, Müller-Goldboom auch zur Kenntnisnahme unterliegen die folgenden Sätze zunehmend � �������������� ������������ dessen, was die Gehirnforschung in den strengeren Systemen, ohne dass die System- ���������� � letzten Jahren gerade zur Wahrnehmung von gebundenheit je zum eigentlichen Sinn der ������������ ��������������������� © by courtesy of the artist musikalischen Strukturen herausfinden konn- Musik wird. � ����� � ��������������������� ����������������� ����� ������������� ����������� ����������������������� ������������ � ����� �������������������� � ���������������������� ������������������������������ ����������������������������������

Donnerstag �������������������� 17 :: NOVEMBER · 05 BOchum Schauspielhaus | Kammerspiele �������������� ����������������������� ��� ����� �������� ����� ��������������� Robin De Raaff ��������������� (NL) „Athomus“ ����������������� ����������������������������������������� Robin De Raaff wurde 1968 in Breda geboren. Er studierte Komposition ������������������������������������������������� ��������������� am Amsterdamer Konservatorium. 1999 wurde De Raaff eingeladen, ����������������� ������������������������������������������� als einziger Kompositionstudent von George Benjamin an der Royal College of Music in London zu arbeiten. Seit 2001 ist er Professor für Komposition und ������������������������� Orchestration am Konservatorium für Musik in Rotterdam. �������������������������������������� ������������� „Sie wissen aber ganz genau, was Sie wollen,“ sagte Pierre Boulez während �������������������������������������������� einer Meisterklasse 1996, beeindrückt von Robin De Raaffs Op. 1, dem ������������������������������������������� Streichquartett „Athomus“.Der französischer Altmeister der Komposition lobte ������������ die individualistische, konsequente Musiksprache seines jüngeren Kollegen ���������������������������� und sein Gespür für Klangfarbe. ����������������������������������������� Das Werk „Athomus“(1993) repräsentiert ein frühes Stadium in De Raaffs ��������������������������������������������������������� grundlegender fraktaler Kompositionstechnik. Der Titel ist der Abhandlung ������������������������������� „Liber de musica“ des Theoretikers Johannes Vetulus entnommen, geschrieben ���������������������������������� etwa 1350. In dieser Abhandlung ordnet Vetulus den einzelnen Notenwerten ������������������������������������������������������������� einen absoluten Zeitwert zu, indem er sie in Beziehung zur kleinsten Untertei- lung eines Kalendertags, dem ‘athomus’, bringt. In De Raaffs Streichquartett stellt der ‘athomus’ den absoluten Nullpunkt der musikalischen Parameter ���������������� ���������������� dar, die äußerste Reduktion von Notenlänge und Intervallgröße als Keimzelle ���������������������������� ���������������������������� für den kompositorischen Prozess. Der stetige Anfang entfaltet sich in einen Prozess von kontrapunktischer und rhythmischer Beweglichkeit. Nach einer Weile kehrt die Ruhe des Anfangs zurück, nur um wieder gestört zu werden. Obwohl Derivate des ‘athomus’ im Laufe des Stücks erscheinen, wird die kompositorische Stammzelle in ihrer eigentlichen Form erst zum Schluss des © Eberhard Krieger Stücks offenbart. ������������������� ������������������������ Luc Brewaeys � � �� � � �� � (B) „bowmore“ � � � � � � Luc Brewaeys (*1959 in Mortsel / Belgien) studierte Komposition in Brüssel, Siena und . Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so z.B. den „Prix de Musique Contemporaine du Quebec“ für sein Gesamtwerk, das sowohl Symphonien, Streichquartette und eine Kammeroper als auch elektroakustische Arbeiten beinhaltet. Beim Brüsseler „Ars Musica Festival“ im letzten Jahr wurde seine Arbeit schwerpunktmäßig präsentiert. Ob als Gastprofessor für Komposition am Konservatorium in Gent oder als composer in residence am BOZAR (Palais des Beaux Arts) in Brüssel – Luc Brewaeys’ Schaffen findet international Beachtung. Übrigens beschäftigt er sich nicht minder professionell noch mit einem ganz anderen Bereich der Musikbranche, arbeitet er doch seit vielen Jahren als Aufnahmeproduzent beim VRT (Flemish Radio & Television).

Luc Brewaeys beschreibt seine Musik selbst als „spektral-symphonisch“ mit lyrischen Akzenten. Diese finden sich auch wieder in „Bowmore“, das als ������������������������������������������������������������� viertes in einer Reihe von Single-Malt-Whisky-Stücken Melodien verarbeitet, �������������������������������������������������������������� die aller Wahrscheinlichkeit nach von dem schottischen Dichter Robert Burns ����������������������������������������������������������������� (1759-1796) geschrieben wurden. “Bowmore“, so Luc Brewaeys, sei ein

denkbar passender Titel für ein Streichquartett, bedeute „more bow“ doch © by courtesy of the artist immerhin soviel wie „mehr Bogen“. ���������� ���������� ������������ ������������������������� Veranstaltungen in Freitag 18 :: NOVEMBER · 05 DOrtmund Domicil

Sehr verehrtes Publikum, liebe Gäste,

die pompösen, mit schwungvoller Geste fenden Veranstaltergemeinschaft hat mex e.V., die inszenierten Kulturfestivals sind uns lieb. Dortmunder Initiative für experimentelle und interme- Die Medien sind aufgeregt, große Namen der Kunst diale Musikprojekte, der Medienkulturstadt Dortmund werden gehandelt, Intendantenstars oder Impressarios ein angemessenes und kompatibles Musikprogramm glänzen, und im nachhinein entscheiden Quantitäten ersonnen. Mit Spannung darf gelauscht und gestaunt sorgsam gezählter Besucherrekorde und Kritikenflut werden. über die Bedeutung des eben Erlebten. „Open Systems“ und allen Partnern danke ich für das Die stillen Stars der Kunst- oder Musikfestivals wie stete Engagement, allen Festivalteilnehmerinnen und „Open Systems“ sind wertvoll: kluge Arrangeure, –teilnehmern, allen Gästen wünsche ich hörsinnig Überzeugungstäter widmen sich einer künstlerischen wertvolle Stunden. Mission. Begegnung und Meinungsaustausch, ���� gemeinsame Produktion und die Wachsamkeit für künstlerische Entwicklungsgänge, seismographisches Gespür gehören zu den Qualitäten dieses Festivaltypus. Seit 1996 bietet „Open Systems“ Hörerfahrungen der zeitgenössischen Musik im Ruhrgebiet und für das Ruhrgebiet an. Die Konvention tritt in den Hintergrund, Jörg Stüdemann Unbekanntes, Ungewöhnliches, demnach musikalisch Beigeordneter für Kultur, Sport, Freizeit Wichtiges gilt es zu erleben. In der städteübergrei- der Stadt Dortmund

19:30 h Ensemble Bracelli „Toot Suites“ und „Organ Books“ The Music of Moondog – Uraufführungen

„Mir kommt es so vor, als ob ich Exil“. Rhytmisch in der amerikanisch-indiani- gegen Wollmütze und Mantel im Ruhrgebiet, mit einem Fuß in Amerika und mit schen Vergangenheit und harmonisch in der das für ihn zu einer neuen Heimat wurde. dem anderen in Europa stehe…“ Der ame- europäischen klassischen Musik verwurzelt, Kurz vor seinem überraschenden Tod führte rikanische Komponist Louis Thomas Hardin verarbeitete er die musikalischen Gegensätze die Begegnung mit Wolfgang Sellner, - (1916-1999) alias Moondog bewegte sich zu einer neuen, aufregenden Einheit. In den cellist bei den Bochumer Symphonikern, zu – blind seit seinem 16. Lebensjahr – in der 70er Jahren tauschte Moondog die Wikinger- der Idee, Bracelli, ein Streichensemble, ins Komposition zweier Welten, als „Europäer im Kleidung seiner New Yorker Straßenzeit Leben zu rufen. Bracelli ist eine von Moondog favorisierte Ensemble-Zusammensetzung für zwei Bratschen, zwei Celli, Kontrabass und Schlagzeug. Für diese Besetzung hat Moondog sein Leben lang kompositorisch gearbeitet. Der Kontakt zu dem schwedischen� Schlag- ��� zeuger und Moondog-Schüler Stefan Lakatos (Trimba-Percussion) führte schließlich 2002 zur Gründung des Ensembles Bracelli, dem weltweit einzigen Streichensemble, das sich auf die Musik Moondogs spezialisiert hat.

Im Rahmen von „open systems 2005“ wird es zum ersten Mal seit Moondogs Tod wieder echte Uraufführungen seiner Kompositionen geben. Aus dem umfangreichen Nachlass hat das Ensemble Bracelli zahlreiche Schätze zu Tage gefördert und präsentiert an diesem Abend fast ausschließlich Welt-Premieren sowie Erstaufführungen für die Ensemble-Be- setzung, so z.B. Nummern aus den sogenann- ten „Toot Suites“ und den späten „Organ ������������������������� Books“ sowie drei Stefan Lakatos gewidmete Stücke aus den Achtzigern, die nun fast 20 © Laska Records Jahre später ihre Uraufführung erleben. ���������������������������� ��������������������� Anzeige_ 5 24.08.2005 13:10 Uhr Page 1

Freitag 18 :: NOVEMBER · 05 DOrtmund Domicil

�������������������������������� 20:45 h Yasunao Tone „Cut and Splice“ ����������������������� Yasunao Tone, 1960 Mitbegrün- der er seit Anfang der 80er Jahre arbeitet �������������� der der Gruppe Ongaku, widmet – beschreibt er selbst als den Prozess sich der Schaffung von „Event“- und des „Verwundens“ von Compact Disks: ������������ ������������������������������������������� ����������� improvisierter Musik und begann 1962 „Ich habe mich gefragt, ob man wohl in der Fluxus-Bewegung mitzuarbeiten. das Fehlerkorrektursystem überwinden ������������������������ In den nächsten Jahren entwickelte sich könnte. Falls ja, könnte ich auch aus ���������������� ���������������� Tone zum Organisator ebenso wie zum einer bestehenden CD völlig neue Musik �������������������������� Mitwirkenden zahlreicher Avantgarde- herausholen. Ich rief meinen audiophilen �������������������� Gruppen. Zu seinen Aktivitäten gehörten Freund an, der einen Schweizer CD-Play- ������������ ��������������������������������������������� Happenings, Klanginstallationen, expe- er hatte, und fragte ihn. Es war einfacher ����������������������� ���������� �������������������� rimentelle Musik, Performances sowie als ich vermutet hatte. Ich kaufte eine ���������� Kunst und Technologie. Seit seiner Über- CD von Debussys ‚Preludes’ und brachte �������������� siedlung in die USA 1972 komponiert sie zu ihm. Dem Vorschlag eines Inge- ���� Tone Partituren, die Text und visuelle nieurfreundes von ihm folgend bohrten ������������������� Bilder umfassen, ebenso wie Klänge für wir einfach jede Menge Nadellöcher in die Merce Cunningham Dance Company ein Stück Tesafilm und klebten dieses ���������������������� und für Solokonzerte (u.a. The Kitchen, unten auf die CD. Ich machte zahlreiche ��������������������� Experimental Intermedia Foundation, Versuche. Über das Ergebnis freute ich �������������� Guggenheim Museum Soho). mich sehr, weil der CD-Player ausser �������������� Tones wegweisende Verwendung von Kontrolle geriet. Das war das perfekte © Mark Fell ������������ manipulierten CDs – eine Technik, an Gerät zur Performance.“ ����������������� ��������� �������� ������ 21:45 h ������������� ����������� Yoko Higashi & Lionel Marchetti ����������� „viande avariée attire les mouches“ ����������������� ����������������������������������������� („Verdorbenes Fleisch zieht die Fliegen an“) ������������ ����������������������������� ��������� Yoko Higashi begann ihre An diesem Abend wird somit das neu Laufbahn als Tänzerin und eröffnete Domicil zum Dritten im Bunde. ���������������� ��������������������� ��������������������������������� Choréographin in Tokio, bevor sie in Der vom Butoh inspirierte Tanz und die Frankreich eine Reihe experimenteller mittels Mikrophonen, Lautsprecheran- �������������������������� © Bruno Roche Projekte mit Musikern entwickelte. lage und elektronischen Objekten live ��������������� Lionel Marchetti bewegt sich als in der generierte Musik treten in einen Dialog ������������ Tradition der Musique concrète stehen- miteinander und mit dem jeweiligen ����������������� der Komponist zwischen den Welten von Ort. Geräusche und Bewegungen bilden �������������� komplexen musikalischen Strukturen gleichsam einen „Raumkörper“, dessen �������������� und elektroakustischer Live-Improvisa- Ausdrucksformen zwischen dem tion. Die Musique concrète hat mit ihm Konkreten und Abstrakten hin- und her- einen Vertreter hervorgebracht, der es schwingen und Eindrücke verstörender versteht, die unterschiedlichen Ebenen Intensität hinterlassen. parallel in seine aktuellen elektronischen Kompositionen einzuarbeiten. Es gilt, Klänge zu betrachten und ������� �� ������������ ��� �� ������ ������ Auf Improvisation basiert auch das Per- Bewegungen zu lauschen, wenn ��������������������� formance-Konzert des Duos. Es existiert Higashi / Marchetti die optische und ����������������������������������������� zwar eine grobe Struktur im Ablauf, die akustische Ebene zu einem sinnlich doch letztendlicher Impulsgeber für die erfahrbaren Gewebe – einem offenen ��������������������� �������� �������������� Darbietung ist die betreffende Location. System der Interaktion – verknüpfen.

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© Bruno Roche

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������������������������� Freitag 18 :: NOVEMBER · 05 DOrtmund Domicil � Das Journal Themenhefte zur Musik der Zeit: neue Musik 23:00 h und Musiktheater, Klangkunst, Improvisation, Phill Niblock Jazz, Weltmusik … The Hub „anecdotes from childhood“ Videoinstallation (jährlich 6 Ausgaben + 1 Bonus-CD) „55 minutes of the Hub“ Netzkonzert Der Einfluss des 1933 in Indiana geborenen und seit den 50er Jahren in Manhattan lebenden � Die Edition Komponisten und Filmemachers Phill Niblock auf das Mu- Grundsätzlich ist ein „Hub“ Bisher erschienen: sikgeschehen seit den 70er Jahren findet sich in Referenzen Luigi Russolo, Conlon Nancarrow, Hans Werner der Mittelpunkt eines stern- und Hommagen von Grenzgängern wie Brian Eno bis hin zu Henze, Wolfgang Rihm, Matthias Pintscher, Peter förmigen Rechnernetzwerkes, der Bands wie Sonic Youth. Eötvös, Jörg Widmann nichts anderes leistet als Daten auf Die für Niblock typischen atonalen Minimal Cluster, die Tom Auge & Ohr – Begegnungen mit Weltmusik, einem Port zu empfangen, um sie Johnson in einer Rezension einmal charmant mit „no melody, Reduktion. Zur Aktualität einer musikalischen an alle anderen Ports weiterzuge- Strategie (wird fortgesetzt) no harmony, no rhythm, no bullshit“ umschrieb, führten das ben. So simpel war das zumindest Magazin „The Wire“ anlässlich seines siebzigsten Geburts- einmal, damals, als die San Francis- tags zu der Frage: „Did Phill Niblock invent both – Grunge co Bay Area allmählich zum Silicon and Ambient?“ Valley wurde. Die bastelnden Kom- ponisten, welche sich später unter © Jens Brand In „Anecdotes from Childhood / Slide Pieces“, einer nur dem Namen „The Hub“ vereinigen Wenigen bekannten Arbeit des New Yorkers, bittet Niblock sollten, unternahmen in dieser Zeit diverse Freunde und Bekannte, sich erzählerisch ihrer Kind- als erste den Versuch, Computer Niblock war. So sehr sich Netz- nicht der Technik zum Opfer fällt“, heit zu erinnern. Die Interviewsequenzen verweben sich zu als große, interaktive Musikinstru- werkarchitekturen im Laufe der darf man gespannt sein auf John einem dichten Geflecht von Informationen, Sprachrhythmen mente in Netzwerken zu verbinden. Jahre wandelten, „The Hub“ blieben Bischoff, Chris Brown, Scot und Stimmklängen. Parallel hierzu werden als das eigentli- Geburtsstunde von „The Hub“ war doch immer freie Komponisten, die Gresham-Lancaster, Tim Perkis che „Bild“ der Installation langsam ineinander überfließende das legendäre Konzert, das 1987 sowohl durch Programmierung als und Phil Stone - Musiker, die zu Photosentenzen gezeigt, die Situationen, Architekturen an zwei kilometerweit voneinander auch durch interaktive Steuerung Softwareentwicklern und Instru- und Landschaften abbilden, welche von Niblock im Zuge entfernten Spielorten in New das Heft in der Hand behielten. mentenbauern wurden, um ihre seiner weltweiten notorischen Reisetätigkeit abgelichtet, � Die CDs York stattfand. Initiiert wurde es eigenwilligen, musikalischen Ideen zusammengetragen und digitalisiert wurden. seinerzeit durch zwei Veranstalter, Nach einer längeren Pause, die verwirklichen zu können. In Zusammenarbeit mit dem Label WERGO Zwischen „open systems“ und dem Minimal Alt- und Groß- von denen der eine übrigens Phill verhindern sollte, dass „die Musik erscheinen jährlich 4 CDs im Abonnement meister Phill Niblock existiert eine besondere persönliche Beziehung dank MeX – Experimentelle und intermediale � Die DVD-Reihe 00:00 h Musikprojekte e.V. - und dessen Kurator Jens Brand, der als langjähriger Freund mit Phill Niblocks Arbeit wohl wie kein Jährlich 4 DVDs zu zeitgenössischen quiet riot at night Zweiter hierzulande vertraut ist. Komponisten und ihren Werken Elektrolounge Bisher erschienen: präsentiert von Sternschaltung und Klangkabel Dieter Schnebel, Jörg Widmann, Helmut mit Swod (Berlin), DJ krill.minima & DJ Segment Lachenmann, Karl Amadeus Hartmann (wird fortgesetzt) Den Soundtrack zur Nacht werden Swod aus Berlin erschaffen. Die beiden Musiker Stephan Wöhrmann � Die Website (Klavier) und Oliver Doerell (Elektronik, Gitarre, Bass) zaubern ab Mitternacht intime Klangminiaturen auf die Bühne. Das Klavier www.musikderzeit.de – Die Website der Neuen lässt einen an Erik Satie und Ryuchi Sakamoto denken, die Zeitschrift für Musik und Melos bringt aktuelle Informationen zum zeitgenössischen Musik- Freistellen werden durch Rhythmusfragmente und Elektronik- geschehen geknisper ausgefüllt. Da passt es auch, dass die beiden schon seit längerem Live-Vertonungen von Stummfilmen machen. Soundtracks für die Bilder im Kopf, spannend und einnehmend. In der Lounge laden den Abend und die Nacht über die Dortmun- Journal-Abonnement 6 Hefte der Neuen Zeitschrift für Musik der DJs krill.minima und Segment zu elektronischen Klangreisen + 1 Bonus-CD jenseits des Mainstreams ein: Popambient, Digital-Folk und 39,– Euro + Versandkosten Elektroakustik, zum entspannenden und zugleich anregenden © Karsten Fähnrich Lauschen. Abo plus+ 6 Hefte der Neuen Zeitschrift für Musik + 1 Bonus-CD + 4 Wergo-CDs 89,– Euro + Versandkosten

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Albert Scherr

Worin besteht die Faszination systemtheo- also keine soziale Systembildung zustande. Damit von einer Überflutung durch Kommunikati- soziale Systeme mit „Exklusionsbefugnis“, – trotz steigenden Wohlstands – Hilfsbe- retischen Denkens? Eine Antwort auf diese liegt die Vorstellung nahe, dass Individuen Systeme onszumutungen und auch individuell stellt d.h. sie können über die Teilnahme von dürftigkeit vervielfältigt. Hilfsbedürftigkeit Frage lautet, dass es die Augen für komplexe, nicht beeinflussen können, dass „wir“ über Möglichkeiten es eine Entlastung dar, nicht jederzeit mit Individuen nach systemeigenen Kalkülen resultiert nicht „nur“ aus ökonomischer lineare und nicht mit einfachen Ursache-Wirkungs- verfügen, auf systemische Strukturen und Prozesse jedem über alles reden zu müssen. entscheiden. Niemand wird prinzipiell von Armut, sondern aus dem Scheitern an Modellen begreifbare Zusammenhänge öffnet und einzuwirken. Teilnahme am Wirtschaftssystem ausge- den Zugangsschwellen unterschiedlicher damit eine differenzierte Beschreibung der sozialen Gewöhnlich gelingt es, sich in der eigenen schlossen, aber niemand hat das Recht, in sozialer Systeme. Wirklichkeit ermöglicht. Hinzu kommt, dass System- Das Erleben, Denken und Handeln von Individuen Selbstpräsentation und dem eigenen einem konkreten Betrieb einen Arbeitsplatz theorie etablierte soziale Strukturen als historisch wird in der theoretischen Perspektive der system- Kommunikationsverhalten routiniert einzufordern. Jedes Kind hat das Recht auf Für den Umgang mit solcher Hilfsbedürf- entstandene und keineswegs alternativlose Problem- theoretischen Soziologie gleichwohl nicht in den an den Kommunikationsbegrenzungen schulische Erziehung und Bildung, aber tigkeit sehen wohlfahrstaatliche Gesell- bearbeitungen in den Blick nimmt, also darauf zielt, sozialen Systemen, sondern in ihrer Umwelt verortet. auszurichten, die jeweilige soziale Kon- Schulen können Schüler von weiterer schaften eine spezialisierte Institution innovative Denk- und Handlungsmöglichkeiten zu Denn, so die einleuchtende Überlegung, niemand texte charakterisieren. Die Systemgrenzen Unterrichtsteilnahme ausschließen, wenn vor: die Soziale Arbeit. SozialarbeiterInnen erschließen. Dabei kann aber, und darum soll es im gehört mit allen seinen Gefühlen, Gedanken und werden dann nicht als harte Begrenzungen es ihnen gelingt, erfolgreich zu bestreiten, und SozialpädagogInnen sind darauf Folgenden vor allem gehen, nicht davon abgesehen Handlungen einem System an. Und gerade das der eigenen Möglichkeiten erfahren. Denn dass hinreichende Leistungsfähigkeit und spezialisiert, die Folgen und Nebenfolgen werden, dass Systembildung mit Strukturbildungen Leben in der Umwelt der Systeme verschafft den als „normale“, psychisch intakte und –bereitschaft besteht. des Scheiterns an den Anforderungen und Schließungen einhergeht, die erhebliche Hinder- Einzelnen die für die Lebensführung in der modernen sozial unauffällige Individuen gelten wir in An diesen Beispielen wird deutlich: Wir sozialer Systeme – insbesondere von nisse für Innovationsversuche darstellen. Gesellschaft charakteristischen Freiheitsgrade und dem Maß, wie wir gelernt haben, uns wie führen unser Leben in der Umwelt der Familien, Schulen und Erwerbsarbeit Entscheidungsmöglichkeiten – es gibt keine totale selbstverständlich an den etablierten Kom- sozialen Systeme und sind in hohem Maß – zu diagnostizieren und Individuen zu Soziale Systeme sind umweltoffene, aber zugleich soziale Kontrolle, die von einer einzigen Institution munikationsregeln zu orientieren – oder von der Teilnahme an deren Leistungen befähigen bzw. zu motivieren, sich an je- operativ geschlossene Systeme. Mit dieser Formu- ausgeübt wird. Die Kehrseite dessen ist die immer zumindest ein Eindruck zu erwecken, dass abhängig, etwa von liebender oder für- weiligen Anforderungen auszurichten. Das lierung weist der moderne Klassiker der soziologi- wieder kulturkritisch beklagte Heimat- oder Ortlo- wir dazu in der Lage sind. Wem dies dau- sorglicher Kommunikation in Intimbezie- misslingt jedoch immer dann, wenn auf der schen Systemtheorie, Niklas Luhmann, auf einen sigkeit des modernen Individuums: Es findet keinen erhaft misslingt – wer seine Individualität hungen, Krankheitsbehandlungen in den Systemseite kein Bedarf besteht. Dann folgenreichen Sachverhalt hin: Soziale Systeme, also sozialen Zusammenhang, in dem sein ganzes Leben undiszipliniert artikuliert – der muss damit Organisationen des Gesundheitssystems beschränkt sich Soziale Arbeit darauf, die etwa Freundschafts- und Intimbeziehungen, Familien, aufgehoben ist. rechnen, auf die Angebote der Psychothe- und nicht zuletzt von Erwerbsarbeit im Folgen entsprechenden Scheiterns etwas Gruppen und Organisationen, aber auch die großfor- rapie verwiesen oder gar in geschlossene Wirtschaftssystem. Aber der individuelle erträglicher zu machen. Denn die Soziale matigen Funktionssysteme (das Erziehungssystem, Umgekehrt gilt: Kein soziales System ist in der Lage, Einrichtungen eingewiesen werden. Zugang zu diesen Leistungen ist nicht Arbeit kann keine Liebesbeziehungen, das Rechtsystem und das Wirtschaftsystem usw.) alles, was für die Individuen bedeutsam ist, aufzugrei- garantiert, denn die prinzipiell offenen keine Familien und keine betrieblichen entstehen, indem sie sich von ihrer Umwelt unter- fen. Soziale Systeme beziehen sich in hoch selektiver Soziale Systeme – und dies gilt in be- Systeme operieren mit der Möglichkeit, Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. scheiden. Sie etablieren eine Grenze, die markiert, Weise auf die Fähigkeiten und Leistungen von sonderer Weise für die einflussreichsten Teilnahme an je bestimmte Bedingungen was zum System und was zur Umwelt gehört. Wenn Individuen. Die Grenzziehung zwischen System und Systemtypus moderner Gesellschaften, für zu knüpfen und die Zahl der zulässigen Im Scheitern und Leiden der Betroffenen die Grenzziehung unmöglich wird, löst sich ein Umwelt wird durch Kommunikationsfilter bewerkstel- Organisationen – verfügen zudem noch Teilnehmer zu begrenzen. wird sichtbar, dass die offenen Systeme System auf. Oder anders formuliert: Systeme sind ligt, die nur das durchlassen, was für das jeweilige über eine andere und für die individuelle mit harten Grenzziehungen operieren. Prozesse, in denen die Unterscheidung von System System relevant ist. Systemeigene Strukturen legen Lebensführung hoch folgenreiche Möglich- Hierin ist eine Ursache dafür zu sehen, und Umwelt immer wieder neu hergestellt wird. also fest, wofür jeweilige Systeme offen sind und was keit der Schließung: Organisationen sind dass sich in der modernen Gesellschaft Systembildung beruht also auf Abgrenzung. sie ausschließen.

Weshalb macht es gleichwohl Sinn, von offenen Zur Verdeutlichung: Wer beim morgendlichen Bröt- Systemen zu reden? Das einschlägige Argument chenkauf versucht, die Verkäuferin in eine politische lautet: Systeme sind keine selbstgenügsamen Zu- Diskussion zu verwickeln, muss mit Irritation und sammenhänge, sie sind darauf verwiesen, Energien Abwehr rechnen, denn die Verkäuferin kann sich und Informationen aus ihrer Umwelt zu beziehen. jederzeit darauf berufen, dass der Einkauf im Bäcker- ������������������������� Systembildung ist Strukturbildung in einer Umwelt, laden als wirtschaftliche Kommunikation gerahmt ist, umweltabhängige Strukturbildung. Geschlossenheit dass es eigentlich also nur erwartbar ist, dass über und Offenheit sind folglich zwei Seiten der selben Angebot und Nachfrage, Produkte und Preise ge- Medaille, nicht unabhängig voneinander zu denken. sprochen wird, von den üblichen Höflichkeitsfloskeln Im Fall von sozialen Systemen wird der Umweltkon- abgesehnen. Wer im Betrieb einfordert, dass unter takt über die Wahrnehmung von Individuen herge- Kollegen Zeit und Raum für Diskussionen über die stellt. Denn soziale Systeme haben keine Augen und Kunst, Kultur oder Sport zur Verfügung stehen soll, Ohren, sie sprechen auch nicht. Ohne Bewusstsein wird auf die Pausen und den Feierabend verwiesen. und Sprachfähigkeit kommt keine Kommunikation, Und so weiter. Damit entlasten sich soziale Systeme

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����������������������� ����������������������� open systems 2005 ARCHITEKTUREN des Möglichkeitsraumes

Achim Prossek Viele Arten sind denkbar, das System Architek- einbaubar sind. Dies entspricht dem Gedanken der tur zu öffnen. Schließlich sind die Baukunst und industriellen, rationalen Fertigung: Mit einer möglichst ihre Stile, ist der Aufbau von Gebäuden oder Städten geringen Anzahl von Grundelementen soll eine mög- eine ebenso komplexe wie dynamische Angelegenheit. lichst große Realisierungsvielfalt erreicht werden, um Um zwei soll es hier gehen. Die erste liegt in der Me- allen Anforderungen gerecht werden zu können. chanik des Sytems: Indem man den Systemgedanken radikalisiert, erreicht man eine Offenheit, wie sie unter Aus der Stadt wird bei Friedman und den anderen normalen Bedingungen nicht möglich wäre. Die zweite Megastrukturalisten ein einzelnes, gigantisches Bau- liegt in der Reduktion des planerischen Eingreifens, im werk. Die schiere Größe trägt der Idee den Vorwurf der Gestaltungsverzicht. Die Offenheit ergibt sich in diesem inhumanen Form ein. Yona Friedman hat die prinzipelle Fall aus der Lücke, die gelassen wird. Die Option auf Realisierbarkeit seiner Spatial City zwar jüngst wieder in Öffnung liegt nicht mehr im System, sondern an seinem einem Interview betont – bezeichnenderweise in einem Rand. Die Strategien sind gegensätzlich, haben aber Modemagazin –, aber Verwirklichungschancen gibt es beide das Individuum und seine Freiheit im Blick. Beide gleichwohl nicht. Trotzdem, oder gerade deshalb haben Male wird Architektur als Ermöglichungsinstrument seine Entwürfe Bestand. Gerade ihr Charakter als verstanden. unbaubare Utopie lässt sie länger als manch errichtetes Bauwerk existieren. Offenheit im System: die Megastruktur Es erscheint paradox, dass gerade in der konsequenten, Offenheit als System: der Zwischenraum totalen Systematisierung des Bauens das Moment der Die gestalterischen Eingriffe in das Gesamtsystem Öffnung und Individualisierung liegen soll. Sind wir Stadt erfolgen seit längerem kleinteilig und klein- heute doch gewohnt, das Gegenteil anzunehmen. Der räumig. Diese Reduktion lässt einige Räume vom Gedanke konnte zu einer Zeit entstehen, in der Mecha- Zugriff unangetastet, was das Entstehen ungeplanter nisierung und Industrialisierung noch gesellschaftsver- Entwicklungen begünstigt. Man kann diese Räume bessernde Kraft zugeschrieben wurden. Neue Städte daher Möglichkeitsräume nennen. Die entstehen auch wurden konzipiert.Yona Friedmans „Spatial City“ zum dort, wo Räume aus der Verwertungspflicht entlassen Beispiel, 1958 erstmals vorgestellt, war der Versuch worden sind. Dann sind mehr und andere Nutzungen einer architektonisch-systematischen Lösung für die möglich als ursprünglich vorgesehen. Der Begriff des städtebaulichen Probleme der Zeit. Der Entwurf sah Möglichkeitsraums bezeichnet daher weniger eine ����� eine neue Stadt in etwa zwanzig Metern Höhe vor, die konkrete räumliche Situation als seine optionale Situ- sich dort unendlich ausbreiten konnte. Zunächst sollte iertheit. An diesen Stellen verändert sich das System, ����� ein Gerüst als Rahmen errichtet werden, der dann von es erreicht den Zustand, den es an seinen Rändern den Bewohnern individuell nach eigenen Bedürfnissen stets hat: es wird porös. ����� mit Elementen gefüllt werden konnte. Während das ����� Raum-Rahmen-Gitter den festgelegten Teil der Stadt Die Agglomeration ist vielleicht die städtische Form bilden sollte, sollten alle Elemente, die von den mit den meisten systemischen Rändern, Schnittstellen Benutzern selbst errichtet werden, flexibel sein. Diese dieser Art. In der Architektur der Agglomeration �������� mobile Architektur, wie Friedman sie nannte, sollte – sie ist flächig, polyzentral und durchmischt – kann �������� einen Freiheitsgewinn bescheren, der die Individuen deshalb ihr eigentliches Potential gesehen werden: Die zu Bauherren ihrer Umgebung macht und den Einfluss verschiedenen Raumnutzungen sind von kleinräumigen des Architekten minimiert. Architektur wäre auch nicht Wechseln gekennzeichnet. mehr gezwungen, örtliche Zugeständnisse oder andere Konzessionen zu machen. Die Spatial City würde beste- Die Übergangsfläche zwischen den Systemen ist damit hende Strukturen nicht tangieren; sie ist an jedem Ort groß, sie ist größer als in der kompakten Stadt. Und in jedem Klima, notfalls über bestehenden Städten zu da das Gesamtsystem prinzipell unerfahrbar ist, kann realisieren. Anschlussfähigkeit nur an den Schnittstellen hergestellt � ��������� werden. Nur dort kann es sich für das Ungeplante, � Die Flexibilität, die Offenheit der Architektur, kann also Unerwartete, Unbekannte öffnen – wenn Einzelne ��������� in diesem Falle nur erreicht werden, indem Bauen in diese Möglichkeit zu nutzen wissen. Die Vorsilbe Un �������� zwei Teile zerfällt: den feststehenden Rahmen, der wäre dann ein Versprechen auf eine andere, weitere �������� das Gerüst der neuen Stadt bildet, und die mobilen Welt. Denn die Architektur des Möglichkeitsraumes ist Bestandteile, die einzelnen Stücke, die standardisiert assoziativ, phantastisch, flüchtig, sie ist hyperreal. ���� � ��������� ���� ���������������������� ���������������������������� ���������� ������� sein müssen, damit sie überall im Rahmen an- und ���������������������������������������������������������������������� � ��������� ���� ���������������������� ���������������������������� ��������������������������������� ���������� ������� ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� ��������������������������������� ����������������������������������������������������������������� ������������������������������������������������������� �����������������������������������������������

open systems 2005 DAS ALS OB der „open systems“ Manfred Mixner

Der Begriff „open systems“ ist ein Wi- jedenfalls Wirklichkeiten erfinden und da- ens“ ins Zentrum des Interesses, verändert ������������������� ������������������� derspruch in sich. Systeme zu entwi- durch die Potentiale unseres Bewusstseins, sich die Eigenschaft des „Systems“. Jeder �������������������������� ckeln heißt immer Phänomene, Erkenntnisse, unseren Handlungsspielraum erweitern. Wir Künstler kennt das: ein Text gewinnt Eigen- Elemente, Regeln, Begriffe, Zeichen usw. in können uns vorstellen, wie wir dastehen, leben, er „schreibt sich selbst“, entfernt sich ������������������ einem möglichst geschlossenen Sinnzusam- wenn das, was wir planen, misslingt, was wir vom Ausgangspunkt. Die Musik „entwickelt ��������������������������������� �������������� menhang zu stellen. Naturwissenschaftli- davon haben, wenn es sich realisieren lässt. sich“ in Richtungen, die der Komponist im ������������������ ������������������������ �� chen, mathematischen, geometrischen, Kann man solche prospektiven bis fiktiona- Voraus nicht abschätzen konnte. Ein Bild ����������������� ������������ �������������������������������� ������������������������������������ philosophischen, politischen, sozialen, öko- len (Bewusstseins-) Wirklichkeitsrepräsen- „entsteht“. Während der Kunstproduktion, ����������� logischen, künstlerischen, architektonischen tationen – dazu zählen auch Kunstwerke in der Autopoesie zugelassen wird, weiß der ����������������������� ��� �������������������� u.a. Systemen liegen – in der Regel logisch (literarische Texte, musikalische Werke, bild- Künstler nicht, wie sein Handeln ausgeht, er ���������������������������� �������������� ����� oder spieltheoretisch korrekte – Ordnungs- nerische Arbeiten, Performances, Installatio- ahnt, worauf es hinausläuft, vertraut darauf, ��������������������������������������������� ����������������������� prinzipien zu Grunde, sie zielen somit auf nen etc.) – als „open systems“ bezeichnen? dass sein Kalkül aufgeht. Der Ausgang des �������� ������������������������������������������������� innere Geschlossenheit. In nur begrenztem Wohl kaum, denn jede geglückte Wirklich- ästhetischen „Spiels“ ist, so lange es andau- �������������� Umfang lassen sich Systeme von ihrem keitsrepräsentation, jedes „gelungene“ Werk ert, offen. Das Ergebnis ist, wenn es als Werk ����������������������������������������������� ��������������������������� ����������� ursprünglichen Geltungsbereich auf einen für sich ist als zusammengesetztes und vorliegt, wieder ein geschlossenes System. ������� ��������������������������� anderen übertragen. Geschlossene Systeme gegliedertes Ganzes (selbst wenn es „inter- ������������������������������� �������������������� sind Phänomene des Normativen. So bese- aktiv“ oder „selbstgenerierend“ ist) eben ein Die ästhetische Performation ist potentiell �������������� �������� �������������� ����� ����������� ���������� hen ist ein offenes System eben kein System geschlossenes System. ein offenes System. Das gegliederte Ganze ������������� ���������� ����������������� ��� ������������������������ ����� ���������������������������������� mehr. Wenig sind macht es deshalb, wenn des Werks kann vom „aufführenden“ Inter- ����������� man nun das Nebeneinander, die Summe Vielleicht könnte die Vieldeutigkeit oder preten aufgelöst werden, als ob er sich in ei- ������� ��������������������������� ������������� ����������������� � oder die Teilsummen von solcherart Syste- Multifunktionalität eines Systems könnte ner Art Ekstase das Werk einverleiben, als ob �������� ���������� ���������������� ��������������������������� men als „open systems“ bezeichnet. Soll den Gebrauch des Begriffs „open systems“ er den Entstehungsprozess des Werks rück- ���������������������������������� man den reizvollen Anglizismus deshalb aus rechtfertigen. Kafkas Romane und Erzäh- gängig machen würde, als ob die Regeln und ����������������������� �������������������� ����������������������������� ����������� dem Verkehr ziehen? Gibt es nicht doch eine lungen beispielsweise wurden unter psyco- Zeichen ihre Gültigkeit verlören. Man könnte ������� ��������������������������� Gebrauchsform des Begriffs, die Sinn und analytischen, philosophischen, religiösen, Aufführung und/oder Rezeption als anti-sys- �������������������������������������������� ������������ ��������� Bedeutung hat? Der Versuch sei mit einem soziologischen u.a. Aspekten interpretiert, temisches Handeln verstehen, in dessen ��������� ����������������� ������������������ fragilen kunsttheoretischen Begriffskar- und jeder dieser Deutungsansätze hat sei- Verlauf sich aus dem geschlossenen System ���������������������� ����������� tenhaus gemacht, das aus etwas weichen nen eigenen Sinn, erschließt zumindest ein offenes System entfaltet. Der Hörer oder psychologischen und kunstphilosophischen eine Dimension der Texte. Kafkas Prosa Zuschauer anverwandelt sich für die Dauer ������ ��������������������������� ����������������� ����������������� ��������� Chips gebaut ist – wenn man kurz den kri- bleibt trotz ihrer Bedeutungsvielfalt in sich der „Aufnahme“ des Werkes dem Künstler, �������������������� ���������������������������������� ��������� tischen Atem anhält, wird es schon nicht ein hermetisch geschlossene System: „Das er tritt gleichsam aus sich heraus, lässt �������������������� �������� �������� ������������ gleich einstürzen. Schloss“ bleibt unzugänglich, was immer das das Werk in sich entstehen, macht sich den ������������������� �������� �������� ������������ ��������� ����������� �������������� �������� ����������� ������ bedeutet. Beim nochmaligen Wiederlesen Schaffensprozess zu eigen. Das ein Kunst- Also: Aus unseren Wahrnehmungen entwi- des Romanfragments „Das Schloss“ achte werk (nach-)vollziehende Bewusstsein öffnet ������� ��������������������������� �������������� �������� ckeln wir unsere Vorstellungen von Wirk- ich weniger auf den Text als vielmehr auf das, sich für den Zeitraum, den die Performation �������������������������������� �������������������� ����������� ������������������������� ����������� lichkeit. Jedes Bewusstsein enthält auf diese was der Text in mir auslöst, ich versuche, in Anspruch nimmt. Und in der Rezeption, �������������� ����� �������������� ����������� Weise die es konstituierende Repräsentation nicht darauf zu achten, was der Text über die die die Regeln und Zeichen der Performance ����������������������� der Wirklichkeit. Dieser Prozess ist an den in ihm enthaltene sinnliche Repräsentation nicht mit einem normativen Begriffs- und ������� ��������������������������� � ����������� ������� Gebrauch von Sprache gekoppelt; es ist von Wirklichkeit hinaus bedeutet. Im Gegen- Bedeutungsraster abgleicht, sondern als ����������������������������������������� ������������������� anzunehmen, dass es ohne Sprache kein teil, ich versuche, die Repräsentationen von repräsentative Bewusstseinswirklichkeit in ��������������������� ����������� �������������� �������� Bewusstsein gibt. Die Affirmation der Gültig- Wirklichkeit zu vervollständigen, evoziere Ge- eine Art potenzierte Wahrnehmungsumkehr ����������������������� ������������� keit und Brauchbarkeit der versprachlichten rüche, Geräusche, Stimmungen, Farben, das verwandelt, „entfaltet“ sich Bedeutung und Repräsentation von Wirklichkeit erfolgt in der Hell und Dunkel, die Kälte, die Feuchtigkeit, Sinn eines Kunstwerks in der Auflösung der ������� ��������������������������� � ����������� ������� ����� ������������������������������ ���������������������� Kommunikation. Unsere Wirklichkeitsreprä- konstruiere Physiognomie, Räume, Geräte, Regeln und Zeichen – ja, so entstünde also ��������������������������� ����������� sentationen sind also sprachlich reproduzier- Fahrzeuge, spüre den Schnee unter den ein „offenes System“. ����������� �������������� ������������������������� und kommunizierbar und u.a. auf diesem Füßen. Im Lesen verliere ich zeitweise die ��������������������� ����� Weg verifizierbar. Die Reproduktionen gehen Selbstwahrnehmung und die Wahrnehmung „Open systems“ als Phänomene des Perfor- ������� ��������������������������� �������������������������������� in die wahrnehmbare Wirklichkeit ein, die meiner Umgebung. Ich habe mich der im mativen – ist dieser Spekulation zu trauen? ������������������������������������������������� �������������������������������������� ������������������� ��� �������������������������� ������������������ wiederum als Repräsentation reproduziert Text enthaltenen Wirklichkeitsrepräsentation Ein Rest an Skepsis bleibt, denn das Erleb- ��������� �������� ������������ �������������������� werden kann. Über die verifizierbare Reprä- ausgeliefert, wurde Teil einer Imagination, nis des „offenen Systems“ ist immer nur ein �������������������������������������������� sentation von Wirklichkeit hinaus ist es dem deren Intensität die Buchstaben, die Worte flüchtiges. Ermöglicht uns die begriffsauflö- ������ ������������������������� Bewusstsein zudem möglich, schier unend- und Sätze, die Kapitel, das Buch verschwin- sende Kraft der Aisthesis wirklich Ausflüge ���������������������������� ����������� ������������ lich viele Wirklichkeitsvarianten zu konstru- den ließen. Befand ich mich in einem offenen ins Denken in „offenen Systemen“, oder ist ���������������� ������������������ ieren: das Bewusstsein kann seine eigenen System? Bin ich einer Täuschung erlegen? das Außer-sich-Geraten im ästhetischen ���������� ������������������������ ������������� ������������������ an anderen Wirklichkeitsrepräsentationen Erleben eine Illusion? Die Dokumentation ������������������������������������������������������������������ �������������� messen, erproben, kann seine Fähigkeiten Löst man sich vom statischen Werkbegriff solcher ekstatischer sthetischer Performa- ���������������� ����������������������� ��������������� ��������������� �� ����������� ����� �� ���� �� �� �� erweitern, verfeinern usw. Wie genau wir das (der das Ergebnis einer künstlerischen Arbeit tionen erweist sich jedenfalls wieder als ����������������������������������������� ������������� machen und was in unserem Hirn geschieht, meint) und rückt den performativen Charak- geschlossenes System einer Wirklichkeits- ����������������� �������������������� wenn wir imaginieren, ist unklar. Wir können ter ästhetischen „Handelns und Zuschau- repräsentation. ���������������� ������������������������� Veranstaltungen in Samstag 19 :: NOVEMBER · 05 19:00 h Essen Philharmonie | RWE Pavillon Tara Fuki meets Duo Dubbelduet Sie sind zu zweit, spielen je ein weist auf das Baumharz Kolophonium, Cello und präsentieren sich un- welches, auch als Bogenharz bezeichnet, „open systems“ hat sich nach fünf Veranstal- in Kooperation mit dem internationalen Festival ter dem Namen „Tara Fuki“. Andrea Kon- zur Behandlung der Rosshaarbögen tungszyklen etabliert. Das bedeutet glücklicher „November Music“ darstellt. Diese Zusammenarbeit stankiewicz und Dorota Barova stammen von Streichinstrumenten dient, um Weise nicht, dass dieses Festival für aktuelle Musik, hat sich zu einem fruchtbaren Austausch entwickelt, beide aus Nordmähren, kennengelernt Saitenschwingungen zu erzeugen – ist Performance, Tanz und Klangkunst gefälliger geworden der dazu beiträgt, den hohen Qualitätsanspruch von haben sie sich aber im südmährischen die Suche nach Begegnungsstätten für wäre. Wenn es trotzdem immer mehr Menschen gefällt, „open systems“ einzulösen. Demselben Ziel dient die Brno/Brünn, wo sie Musikwissenschaft verschiedene musikalische Welten. dann wohl deshalb, weil die Zahl derjenigen wächst, Entscheidung, das Festival künftig nur noch alle zwei studierten. Hier fingen sie an, als Duo Niederländische Komponisten aus dem die bereit sind, den Ausführenden auf künstlerisches Jahre auszurichten und das veranstaltungsfreie Jahr zusammen zu spielen und im Jahr 2000 Grenzbereich von Popmusik, improvi- Neuland zu folgen, ruhig Vertrautes hinter sich zu jeweils für eine sorgfältige Planung zu nutzen. Auf © Petr Hegyi erste Konzerte zu geben. Inzwischen sierter und klassischer Musik haben lassen und alle Sinne zu schärfen, um sich einen Weg diese Weise muss das künstlerische Niveau nicht haben sie zwei CDs veröffentlicht, zahl- Stücke für das Projekt geschrieben, das durch das Dickicht fremder Töne und Bilder zu bahnen. dem Zeitdruck untergeordnet werden, sondern bleibt reiche Preise gewonnen und weltweite sich als Annäherung an Musik versteht, Mit jedem Mal wagt sich „open systems“ in Grenzge- weiterhin Maßstab des Erfolgs. Tourneen absolviert. Tara Fuki reflektiert in der Drive, Sound und Groove wichti- biete zwischen verschiedenen Sparten vor, in denen Ich freue mich sehr über die sich intensivierende regi- unterschiedlichste musikalische Stilrich- ger sind als Harmonie und ästhetische die Künste der Musik und der Bewegung besonders onale Kooperation und vor allem darüber, dass es im tungen, Klänge aus fernen Ländern und Schönheit. experimentierfreudig und voll innovativer Kraft sind. Ruhrgebiet viele Menschen gibt, die „open systems“ zu scheint inspiriert von einer Poetik der Diese Kraft ist Teil des kulturellen Aufbruchs, der schätzen wissen. Ihnen allen wünsche ich anregende Nacht und der Träume, die gleichsam zu Sowohl Tara Fuki als auch Duo Dubbeldu- eine Jury aus renommierten Experten so beeindruckt künstlerische Impulse. streicheln und zu beruhigen, aber auch et waren sofort begeistert von der Idee, hat, dass sie Essen und dem Ruhrgebiet die besten weh zu tun vermag. anlässlich des Festivals „open systems Aussichten auf den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2005“ neben Auszügen aus ihren jeweils 2010 einräumte. Jacqueline Hamelink und Eduard van eigenen Programmen eine gemeinsame Regteren Altena sind ebenfalls ein Improvisation zu präsentieren. So Die Festival-Projekte kommen in Dortmund, Bochum, Celloduo. Unter dem Namen „Duo begegnen sich hier zwei Celloduos, Essen und Herne zur Aufführung. In Essen ist zum Dubbelduet“ möchten sie Neue Musik deren Arbeit unterschiedlicher nicht ersten Mal die neue Philharmonie Schauplatz einer einem größeren Publikum zugänglich sein könnte und die dennoch dank der Veranstaltung. Damit gewinnen Künstler und Publikum Dr. Oliver Scheytt machen. Ausgehend von der Avantgarde Offenheit ihrer Ansätze das spannende einen Ort mit inspirierender Ausstrahlung, der den Beigeordneter für Kultur, Jugend und Bildung vereinen sie in ihrem Projekt „Harz“ den Experiment wagen, für einen Abend zum passenden Rahmen für ein hochkarätiges Konzert der Stadt Essen Cello-Rock und die klassische Art zu Quartett zu verschmelzen. © Ernest Potters spielen. „Harz“ – der Projekttitel ver-

20:30 h zeitkratzer meets Arto Lindsay Zum allerersten Mal überhaupt findet im Rahmen von „open systems 2005“ eine Zusammenarbeit zwischen zeitkratzer und Arto Lindsay statt, der als Solokünstler ebenso wie das Ensemble zeitkratzer von jeher musikalische Spartenauflösung betreibt. zeitkratzer Gründungsidee von zeitkratzer war 1997, junge Musiker, die in ihren musikalischen Aktivitäten herkömmliche Genregrenzen überschritten, in einem Funkspots Ensemble zu vereinen, um die Offenheit und vielfältigen Erfahrungshintergründe der Musiker in einer neuartigen Jingles Arbeitsform fruchtbar zu machen. Dies bedeutet einerseits die direkte Zusammenarbeit mit Komponisten und Musikern Trailer unterschiedlichster Herkunft, zum anderen die interdisziplinä- Hörspiele re Verbindung mit anderen Künsten. Mittlerweile verfügt das Ensemble über eine breitgefächerte Filmmusik Erfahrung: zeitkratzer hat mit unterschiedlichsten Musikern aus dem Umfeld von „nuova consonanza“, AMM, der New © Joachim Gern Multimedia Yorker Downtown-Szene, japanischen Noise-Musikern, jungen Elektronik-Künstlern, Avantgarde-Pop-Stars und Komponisten Verlag Neuer Musik zusammengearbeitet. Die Besetzung von zeitkratzer ist international und besteht aus einem Kern von zehn Musikern (inklusive Live-Elektronik). Rüttenscheider Str. 166 | 45131 Essen | Fon 0201- 24637-0 | www.studio-b-music.de Alle Ensemblemusiker haben sich auch als Solisten und in anderen Konstellationen international profiliert. Samstag 19 :: NOVEMBER · 05 Essen Philharmonie | RWE Pavillon

21:30 h Arto Lindsay Group „Weil ich ein Teenager im Brasilien der sechziger Jahre war, dachte ich, der Zweck von Popmusik sei unter anderem, das Bewusstsein der Menschen zu verändern und Informationen zu verbreiten. In den Sechzigern war sich brasilianischer Pop vieler Stilrichtungen bewusst. Die Leute liebten alle Arten

© by courtesy of Righteous Babe Records von Musik – von den Beatles und den Rolling Stones über brasilianischen Folk, , Serialismus bis zu klassischer Musik des 20. Jahrhunderts.“ Arto Lindsay überquert seit jeher geographische und musikalische Grenzen und eignet sich damit ganz besonders, als Mittler zwischen den verschie- denen Musiksparten zu fungieren. Geboren in den Vereinigten Staaten und aufgewachsen in Brasilien wurde Lindsay mit der Tropicàlia-Bewegung der sechziger Jahre groß. Seine Musikerkarriere begann in der New Yorker No-Wave-Szene. Danach wandte er sich verstärkt dem Crossover zwischen Rock, Pop und Jazz zu, bis er vor einigen Jahren seine musikalische Heimat in einer Fusion aus brasilianischer Folklore mit zartem Songwriting fand. Dabei kommen verstärkt elektronische Beats als Grundgerüst zum Einsatz. Inzwischen genießt der facettenreiche Produzent, Songwriter,

Sänger und Gitarrist einen internationalen Ruf als ������ ������� ���������� Künstler, dessen Werke verführerisch und zugleich © Claudia Casanova / AAJItaly anspruchsvoll sind.

Marko Ciciliani „Spice Melange“ Marko Ciciliani, 1970 in Kroatien geboren, Drei Viertelschläge, die ganz Europa in Ekstase ���������� führte sein Weg über New York, Hamburg versetzten. Nun injiziere man nur ein weiteres und Den Haag nach Amsterdam, wo er seit 1996 Achtel in dieses Dreieck, und das Metrum springt lebt und arbeitet. Seine Bandbreite reicht von mit einem Satz mehrere hundert Kilometer in Kompositionen für diverse Bestzungen über Sound- Richtung Osten, in den Orient, für den ungerade Installationen bis zu eigenen Performances und Taktarten so typisch sind. Eine „Spice Melange“ Improvisationen. ist ebenfalls eine bewusstseinserweiternde und ����������������� ������ Für Zeitkratzer und „open systems 2005“ schrieb lebensverlängernde Droge (zumindest in Frank Marko Ciciliani das Stück „Spice Melange“. Eine Herberts Science Fiction Klassiker „Dune“), hier- „Spice Melange“ kommt dabei heraus, wenn Orient zulande erstmalig und exklusiv verabreicht beim und Okzident in Interaktion treten. Man nehme den diesjährigen Festival. © Barbara Lüneburg Walzer, Symbol für das Wien des 19. Jahrhunderts. ������� ������� ������ ��������� Reinhold Friedl „no:no“ Reinhold Friedl, Gründer und künstleri- von zeitkratzer angesehen werden. ����������������������� scher Leiter von zeitkratzer, verwirklicht zeitkratzer arbeitet fast immer elektronisch ver- mit seinem Stück „no:no“ den lang gehegten Plan stärkt, wobei jedes einzelne Mitglied individuelle einer Hommage an das Spätwerk Luigi Nonos. Sound-Techniken für sein spezielles Instrument Die zunehmende Verwendung von Live-Elektronik entwickelt hat. So finden die Individualisierung � einerseits und die gleichzeitige Entwicklung hin zu des Interpreten und die raumorientierten elektro- ������ ��������� einer mehr und mehr informellen Art des Kompo- nischen Konzepte, die Luigi Nono in seinen späten ����������������������� nierens in Nonos letzten Arbeiten hatten großen Werken verfolgte, in „no:no“ ihre Entsprechung, Einfluss auf Reinhold Friedl und können sogar als ergänzt um die ensemblegetragene Arbeitsidee © Sarah Wong eine der Hauptinspirationquellen für die Gründung von zeitkratzer. � ������������ ������ ����������������������� Veranstaltungen in Samstag | 19 :: NOVEMBER · 05 Sonntag | 20 :: NOVEMBER · 05 HERne Flottmann | Hallen

open systems entwickelte sich in den ver- Land, Fluss – Neue Klänge aus dem Lebensumfeld gangenen Jahren zu einem erfolgreichen Fes- Emscher“. Die open systems steht für zeitgenössische tival für zeitgenössische Avantgardemusik. Erstmals Musik in ihren vielfältigen Ausprägungen. Die Tage 1997 trat open systems an, die Grenzbereiche von Alter Musik in Herne, die wir in diesem Jahr zum 30. Improvisation, neuer Komposition, Elektronischer Mal in Kooperation mit dem Westdeutschen Rundfunk Musik, Tanz, Performance und Installation aufzubre- veranstalten, eröffnen uns hingegen eine andere, doch chen. Das Festival bietet seither eine ganz eigene ebenso facettenreiche Klangwelt. In unserer Stadt Plattform für neue Denkansätze und Kooperationen. spannen wir den musikalischen Bogen zwischen Durch die Begleitung und Förderung des Projektes open systems und den Tagen alter Musik. Auf dieses von Beginn an bewies die Stadt Herne das richtige Klangspektrum dürfen wir stolz sein. Und mutige Gespür für die positive Entwicklung. Sie unterstützte kulturpolitische Entscheidungen – um eine solche die Initiatoren in ihrem Engagement und Ehrgeiz, neue handelte es sich bei der Förderungszusage für open Kunstformen zu präsentieren. systems unbestritten – dürfen auch künftig aus Herne Mittlerweile haben sich die Hoffnungen auf eine erwartet werden. Verankerung dieses von den Städten Bochum, Essen, Dem diesjährigen Festival wünsche ich vor allem eine Dortmund und Herne getragenen Verbundprojektes in gute Resonanz bei Publikum und Medien sowie die der überregionalen Kunst- und Kulturszene erfüllt. Im verdiente innovative Ausstrahlung in die Region und Reigen der großen Nachbarn spielt Herne als kleinste die stete Aufgeschlossenheit der Menschen für immer beteiligte Kommune dabei eine gleichgewichtige Rolle. neue Formen der Kunst. Die Flottmann-Hallen – in der Region als Veranstal- tungsstätte mit qualitätsvollem Kulturangebot in den unterschiedlichsten Sparten bekannt – bieten nicht nur für die Programmbeiträge des Festivals ideale Voraus- setzungen. In diesem Jahr sind sie auch Gastgeber für die Abschlusspräsentation des im Rahmen von open Peter Bornfelder systems 2005 durchgeführten Schulprojektes “Stadt, Stadtdirektor

Siehe Extra-Flyer! Samstag |19 :: NOVEMBER 05

15:00 h | Hörraum 2 Präsentation der 4 Schulprojekte Ibis Hotels „Stadt, Land, Fluss - Neue Klänge aus dem IBIS HOTELS BOCHUM Lebensumfeld Emscher“ BOCHUM: Das Schulprojekt „Stadt – Land – Fluss“ illustriert das Thema des Festivals auf beson- am Hauptbahnhof Zentrum dere Weise. Am Beispiel des Umbaus des Flusses Emscher wird das Verhältnis von * Lokalität und Globalität betrachtet. Die kulturelle Komponente in diesem Prozess von Öffnung  Kurt-Schumacher-Plz 13-15 Universitätsstraße 3 und Dynamisierung wird von den SchülerInnen und KomponistInnen als Ausgangspunkt für 44787 Bochum 44789 Bochum eine kreative, musikalische Auseinandersetzung mit den Fragen des sozialen und kulturellen Wandels genutzt. Tel.:02 34-914 30 Tel.: 02 34-333 11 Mit freundlicher Unterstützung der Emschergenossenschaft, der Philharmonie Essen, der LAG NW 49* Änderungen vorbehalten. und dem Deutschen Musikrat Fax: 02 34-68 07 78 Fax: 02 34-333 18 67

Bochum | Heinrich-Böll-Gesamtschule / Jupp Roskam | Klasse 10 WP 2 Komponistenteam: Anna Ikramova / Omid Shirazi Dortmund | Hauptschule Aplerbeck / Grit Eschrich | Klasse 6a Komponistenteam: Richard Ortmann / Sahbi Amara © Klaus Baumers Essen | Emscherschule / Thomas Kriesten / Angela Wilmer | Kinder aus Klasse 3a und 3b Komponistenteam: Kay-Uwe Kirchert / Ahmet Bektas SIE WOLLEN NIE MEHR WOANDERS ÜBERNACHTEN Herne | Realschule Crange / Reiner Jorczik, Johannes Rau | Klasse 6c www.ibishotel.com und www.accorhotels.com Komponistenteam: Claas Hanson / Hans-Jürgen Kanty Interviews und Sounds: Johanna Faber, Achim Fell, Dirk Fleiter, Ali Riza Güzel Karl-Heinz Blomann, Eckart Waage, Bastian Goetz Bearbeitung / CD-Produktion: Claas Hanson, Karl-Heinz Blomann PROGRAMMA NOVEMBER MUSIC 2005 Samstag | 19 :: NOVEMBER · 05 Festivalpas € 35 (toegang tot alle concerten met uitzondering van Fabrikaat en Noordbrabants Museum) Sonntag | 20 :: NOVEMBER · 05 HERne Flottmann | Hallen DATUM NAAM LOCATIE EN TIJD PRIJS Di 15 nov November Music op Fabrikaat € 8 Sonntag |20 :: NOVEMBER 05 Frank Crijns / Jacq Palinckx / David Dramm / Gene Carl (NL) / Verkadefabriek KZ / Artis Duo Dubbelduet ‘Hars’ (NL) + * 20.00 – 22.30 11:00 h | Hörraum 3 Carsten Jost / Lawrence (D) + Wo 16 nov November Music Kids (NL) + * TAP 14.00 – 16.00 € 7,5 / € 5 Composers Club Local · Martin Fondse / Erik van Schaaik ‘Vent’ (NL) Musikalischer Vortrag mit StudentInnen der Kompositionsklasse von Prof. Günter Steinke / Folkwang Hochschule Essen · Peter Zegveld ‘Koken met Zegveld’ (NL) · Marieke Verbiesen ‘Games’ (NL) Der Composers Club stellt KomponistInnen mit ihren aktuellen Kompositio- Jeong Hun Choi nen vor. Im Gespräch mit dem Publikum sollen Intention und musikalische “Sori für Flöte, Klarinette, Violine und Cello” Do 17 nov Geert d’Hollander (B) ‘hedendaagse composities voor beiaard’ + St-Jan 20.00 – 20.30 gratis Umsetzung diskutiert werden. Durch die Kooperation mit verschiedenen Veranstal- Bijan Tavili Marko Ciciliani (NL) / Reinhold Friedl (D) / Carsten Nicolai (D) TZ 20.30 – 22.00 € 7,5 tern hat sich der Composers Club als Spiegel aktueller Musikstile und Formen in Rudy Trouvé (B) / Zeitkratzer (D) + * kurzer Zeit bereits etabliert. Der erste Composers Club fand im Rahmen des Festi- “Stück für kleine Trommel” vals „open systems 2003“ statt. Danach folgten in einer Kooperation mit der gnmr Vrij 18 nov Bruno Nelissen (NL) / Quatuor Danel (B) / Quink (NL) / Olaf Tarenskeen (NL) TZ 12.30 – 13.30 € 7,5 und dem niederländischen Saxophonquartett „Koh-I-Noor“ zahlreiche Aufführungen. Enver Özdiker Oliver Boekhoorn (NL) / Wouter van Breugel (NL) + * Die Veranstaltung in der Philharmonie Essen wurde vom DLF mitgeschnitten. Im Mai “Stück für kleine Trommel” Ringtones Compositiewedstrijd voor jongeren Koning Willem I College gratis 2005 trafen sich zu einem Composers Club in Zusammenarbeit mit den Bochumer Florian Mattil met Jeroen Kuitenbrouwer (NL) + * 16.00 – 20.00 Symphonikern erstmalig KomponistInnen aus drei Ländern (B/NL/D). Mittlerweile “Stück für kleines Ensemble” Electronic Music Dating / Hans Timmermans (NL) + entwickelt sich das Konzept zum Exportschlager und wird bereits von „November Conduction / Bart van Dongen (NL) + Music“ (NL/B) erfolgreich präsentiert. Beim diesjährigen Festival steht der regionale Nachwuchs im Mittelpunkt. Studenten der Folkwang Hochschule Essen gewähren De Helling / René Uijlenhoet / Klaas de Vries ‘Divine Excess’ (NL) VF GZ 20.30– 21.40 € 10 einen Einblick in ihr musikalisches Schaffen, in individuelle Ansätze und Arbeitspro- Arto Lindsay band (USA) W2 21.30 – 00.00 € 10 zesse. Gonzo DJ (NL) Günter Steinke, selbst einer der Komponisten für die Luxembourg Sinfonietta im Rahmen von „open systems 2005“, betreut diesen Composers Club in seiner Funkti- Za 19 nov Robin de Raaff (NL) / Luc Brewaeys (B) / Gerhardt Müller-Goldboom (D) TZ 12.30 – 13.30 € 10 on als Professor für Instrumentalkomposition an der Folkwang Hochschule. Arditti Quartet (GB) + * Claus van Bebber (D) + NB 14.00 / 15.00 / 16.00 entree museum Kim Bowman (NL) / Susan Norrie (AUS) / Louis Andriessen (NL) VF GZ 20.30 – 22.00 € 10 19:00 h | Theater Saal Amsterdam Sinfonietta (NL) / Claire Edwardes (AUS) / Claron McFadden (USA) Etienne Siebens (B) + * David Moss & Michael Rodach Frank Nuyts (B) / Claire Edwardes (AUS) + * Fragmentary Blues Blimey & le Clercq (NL) + * VF PH 22.00 – 22.45 € 5 Der weltbekannte Stimmkünstler und Drummer Zo 20 nov Tom America (NL) ‘Ik ben schoon water uit de Bergen, ik heb geen vorm’ + * TZ 11.00 / 12.30 / 14.00 / 15.30 € 5 David Moss und der Klangmeister und Gitarrist Michael Rodach sind alte „open systems“-Freunde. Jorrit Tamminga / Joost van Balkom (NL) ‘beiaard en elektronica’ + * St-Jan 13.00 / 14.00 / 15.00 / 16.00 gratis Gemeinsam mit Paul Brody und seinem „DetoNation Orchestra“ waren sie bereits zu Gast bei der vierten Cluster / Nicoline Soeter / Merijn Bisschops / Dominik Schaffner (NL) ‘Volume 1’ Waterstraat 16 12.00 / 14.00 / 16.00 gratis Auflage des Festivals im Jahre 2002. Als sich die beiden Claus van Bebber (D) + NB 14.00 / 15.00 / 16.00 entree museum bei den Aufnahmen zu Brody´s „American Folksongs“ zum ersten Mal trafen, war sofort klar, dass hier ein Edwin van der Heide (NL) ‘LSP-Laser Sound Performance’ + SM’S 14.00 / 15.00 / 16.00 entree museum Dialog begonnen hatte - ein Dialog, der seitdem wild Carsten Jost / Lawrence (D) + Artis 14.00 – 17.00 gratis und chaotisch immer um den Blues kreist und in dessen Verlauf einem ein bisschen Schmerz und sehr Arnoud Noordegraaf / Robert van Heumen (NL) ‘Solitude’ + * VF KZ 14.00 / 15.00 / 16.00 gratis viel Musik um die Ohren fliegen. Moss und Rodach haben sich ganz offensichtlich zum Thema Blues Frans Kerkhofs / Fons Mommers / Wetten van Kepler / Jeroen & Leonard VF WVK / Filmzaal 1 gratis viel zu sagen. Auf unnachahmliche Weise entwickeln Ton de Gouw / Rudi Klumpkens / studenten Brabants Conservatorium (NL) Expeditieruimte / Serre ‘Albion Moonlight’ + * 14.00 – 17.00 die beiden Künstler eine zeitgemäße Variante dieser alten Musiktradition, wenn all die Klischees, gängigen Gertjan Eldering (NL) ‘Geluid zoekt beeld’ VF gang 14.00 – 17.00 gratis Soundmuster und Klangfarben ordentlich geschreddert und in neue Formen gepresst werden. Unorthodox, Films (D) + VF FZ 11.00 – 17.00 gratis exzentrisch, bizarr jonglieren hier zwei Gleichwertige Composers Club / Gertjan Eldering (NL) / Merijn Bisschops (NL) / Esther Venrooy VF PH 14.00 / 16.00 gratis mit dem Feeling des Blues, und diese Abenteuerlust (B) / Dorothée Hahne (D) + * zeitigt Ergebnisse zwischen schräger Verzerrung und bittersüßer Leidenschaft. Mauricio Kagel (D) / Conjunto Ibérico (NL) / Promotheus Ensemble (B) + * VF GZ 20.30 – 22.00 € 10 Am heutigen Abend kann man erleben, wie aus den + November Music Productie 2005 * November Music compositieopdracht 2005 Bruchstücken des gefeierten Albums „Fragmentary Blues“ live eine radikale Hommage an den Blues neu zusammengesetzt wird. Samstag | 19 :: NOVEMBER · 05 Sonntag | 20 :: NOVEMBER · 05 HERne Flottmann | Hallen

© Christoph Höfig 20:15 h | Halle IV 21:30 h | Foyer 48nord & Jeff Parker Dhafer Youssef & Paolo Fresu (Tortoise) Zuhause ist da, wo sculpture #6 Handy und Laptop sind. Als Rising Star in der Das offene Ensemble 48nord der beiden Weltmusik- und Jazzszene reist umtriebigen Musiker Ulrich Müller (E-Gitarre, Dhafer Youssef inzwischen viel. Live-Elektronik) und Siegfried Rössert (E - und Geboren und aufgewachsen in Kontrabass, Live-Elektronik) konnte bei zahlreichen Tunesien, bildeten die Lieder vielbeachteten Auftritten auf Festivals wie „Sounds der Koranschule und die mit Like Now“ in New York, dem SWR New Jazz Meeting ihnen verbundenen islamischen oder dem Schichtwechsel-Festival bereits ein größeres Gesangsstile die Grundlage sei- Publikum begeistern. Darüber hinaus haben die beiden ner musikalischen Ausbildung. Grenzgänger aus München auch immer den Kontakt zu Mit 15 kaufte er sich mit auf anderen Künsten gesucht und so bei verschiedenen Hochzeiten ersungenem Geld © Christoph Höfig Theaterproduktionen mitgewirkt und mehrere Hörspie- seine erste Oud, die arabische le realisiert. Laute. Nach dem Schulabschluss migrierte nach Österreich, wo er in Im Rahmen von „open systems 2005“ treffen sie auf den folgenden zehn Jahren Kontakte zur ersten Liga der europäischen Jeff Parker (Chicago), der als Gitarrist der Band Tortoise, Musikszene knüpfte. Inzwischen zählen beispielsweise Bill Laswell, des Chicago Underground Orchestra oder mit zahlrei- Nils Petter Molvaer, Bugge Wesseltoft, Markus Stockhausen, Wolfgang chen Soloprojekten in verwirrend schönen Klangwelten Muthspiel zu seinen Kollaborateuren. genauso zuhause ist wie auf allen wichtigen internatio- Nun tritt er für „open systems 2005“ zunächst im Duo mit dem Trom- nalen Festivals. peter Paolo Fresu auf. Paolo Fresu ist einer der auffälligsten und unverwechselbaren Solisten, Der Begriff „sculpture“ bezeichnet eine Projektreihe, bei die im Laufe der letzten Jahre auf der europäischen Jazzszene aufge- der ausschließlich unterschiedliche Improvisationsmo- taucht sind. Fresu entwickelte einen kraftvoll transparenten Ton, der delle im Vordergrund stehen. „Sculpture“ bezieht sich ihn souverän durch hardbopping schnelle Passagen geleitet wie auch auf das Kommunikationsgeflecht zwischen den -Musi in balladenhaften Momenten zum lyrischen Feingeist werden lässt. kern als ideelle skulpturale Form. Weil Begegnungen Seine persönliche Klangsprache ist reich an spannungsgliedernden dieser Art auf allenfalls skizzenhaften Vereinbarungen Elementen wie Pausen, markanten Leittönen und dynamischen beruhen und weil stets Unikate entstehen werden, ist rhythmischen Kontrasten . der Projektname „sculpture #6“ des heutigen Abends Immer wieder gelingt es Dhafer Youssef, die Sufi-Klänge seiner Heimat trefflich gewählt. mit dem jeweiligen Sound seiner Partner zu vernetzen. Als Abschluss von „open systems 2005“ wird er deshalb in nie zuvor dagewesener Kombination auftreten. Zu den beiden Protagonisten gesellt sich noch während der Performance ein Gast, der auf überraschende Weise die Brücke zwischen den beiden für seinen ganz eigenen Weg zu nutzen versteht. © Mephisto So geht ein Festival mit dem Motto „Dialog und Innovation“ adäquat - weil überraschend, erfinderisch und inspirierend – zu Ende.

Ausstellungshalle Max Scholz „ F A B R I K “ In den Flottmann-Hallen 05. November – 15. Januar 2006 Eine Rauminstallation für die Flottmann-Hallen aus dem Zy- klus „Raumfahrtprogramm“. Rhythmi- sche Bewegungsabläufe, eine elek- tronisch generierte Ölspur und ein großes Stanzwerk spielen mit der Idee des fortwährenden Transformierens. Au- © Michael Jackson ßerdem Objekte und Zeichnungen.