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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Venus vor der Sonne – diese sehr seltene Kon- stellation hat kein heute lebender Mensch bisher gesehen. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf dieses Ereignis, das uns am 8.6.2004 bevorsteht – das letzte Mal fand ein Venustransit 1882 statt. In diesem Heft bereiten wir Sie ausführlich auf das Schauspiel vor (Seite 30). Weltweit existieren kaum Fotografi en eines Ve- nustransits, die Technik steckte 1882 noch in den Erich Kopowski Kinderschuhen. Für das Titelbild dieses Heftes haben wir daher etwas nachgeholfen: Die beeindrucken- de Aufnahme zeigt im Original eigentlich ein Foto Trotz all dieser Höhepunkte könnte das astronomi- vom 7.5.2003, als Merkur vor der Sonne stand (wir sche Hauptthema im Mai und Juni ein ganz anderes berichteten). Digital wurde nun etwas geschummelt, sein: Erfüllt nämlich der Komet C/2001 Q4 (NEAT) und das 12" große Merkurscheibchen in eine fünf die Erwartungen, können wir ab dem 6.5. ein helles Mal so große Venus verwandelt, um einen Eindruck Schweifstern-Spektakel am Abendhimmel bewun- der am 8.6. eintretenden Größenverhältnisse zu ver- dern – möglicherweise das beeindruckendste solche mitteln. Eine Beobachtung des Transits wird – im Ereignis seit Hale-Bopp 1997 (Seite 40). Gegensatz zum Ereignis mit Merkur – schon mit blo- Sie, liebe Beobachterinnen und Beobachter, sind ßem Auge zu sehen sein! herzlich eingeladen, uns Ihre fotografi schen Er- Auch in anderer Hinsicht blicken wir Hobbyastro- gebnisse einzusenden. Ihre Bilder ermöglichen die nomen gespannt auf die kommenden Monate, die reiche Illustration dieser Zeitschrift mit aktuellen einige Großereignisse bereitzuhalten versprechen. Aufnahmen – sicherlich eine der Stärken des Heftes. Venus zeigt ihre beste Abendsichtbarkeit seit 100 Unterstützen Sie uns auch weiterhin – interstellarum Jahren (Seite 14). Am 4.5. erleben wir eine Tota- lebt von Ihrer aktiven Mitarbeit! le Mondfi nsternis zur besten Abendzeit (Seite 15). Mit dem Mai kommt auch wieder die Zeit der Ta- Schließlich wirken am 21.5. beide Gestirne zusam- gungen und Teleskoptreffen. Reich ist die Auswahl men, um ein besonders seltenes Ereignis zu erge- an Veranstaltungen (Seite 76). Wenn Ihnen eines ben: Der Mond wird die Venus bedecken, dabei dieser Treffen gefallen hat: Berichten Sie uns! Sie zeigen sich beide Himmelskörper als feine Sicheln unterstützen und belohnen damit die ausnahms- (Seite 16). los ehrenamtliche Arbeit, die von den Organisatoren geleistet wird. Übrigens: Auf dem 20. ATT in Essen (am 8.5.) und auf dem Internationalen Teleskoptref- fen Vogelsberg (vom 19. bis 23.5.) haben Sie auch die Möglichkeit, das interstellarum-Team kennen zu lernen. Kommen Sie doch einmal an unserem Stand

fokussiert vorbei – wir freuen uns auf Ihren Besuch!

klaren Himmel für Venus & Co. wünschen

Titelbild: Venus vor der Sonne in H-alpha – so könnte es am 8.6.2004 aussehen. Das ursprüng- liche Bild zeigt Merkur vor der Sonne am 7.5.2003, nach einer Aufnahme von Michael Gutzeit

und Rudolf Idler mit einem Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 4"-Refraktor. Als H-alpha-Filter wurde ein Coronado Solarmax 90 mit BF 30 verwendet. Die Auf- nahme entstand mit einer ST-10 CCD-Kamera. In digitaler Nachbearbeitung wurde das Merkurscheibchen durch eine fünffach größere Scheibe des für den 8.6.2004 erwarteten Venusdurchmessers ersetzt.

interstellarum 33 1 Zeitschrift für praktische Astronomie

30 Venus vor der Sonne

Große Ereignisse werfen Ihre Schatten voraus: Am 8. Juni wird die Venus vor die Sonne treten. Kein heute lebender Mensch hat dieses sehr seltene Jahrhundert- Ereignis gesehen – wir bereiten Sie vor.

von Susanne und Peter Friedrich

62 Digitalkamera Canon EOS 10D

Eine neue Dimension der Astrofo- tografi e – so lauten die Kommen- tare zum Potential der Canon EOS 10D Digitalkamera. Rauscharme

6,3 Millionen Pixel machen Foto- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. grafenträume wahr.

von Manuel Jung

2 interstellarum 33 Inhalt 33 www.interstellarum.de April/Mai 2004 gegründet 1994

Beobachterforum 6 Supernova in M 60 • Nachgefragt: »Alte Linsen neu verkitten« (interstellarum 30) • interstellarum-Mitarbeiter mit Kleinplanet geehrt 7 Amateurastronom entdeckt Nebel nahe M 78 Astroszene 8 Fernglas-Imitate per Dampfwalze zerstört 8 Sternwarte Sonneberg muss nicht schließen • Neues Online Forum Schlagzeilen 10 News aus der Forschung astro aktuell 14 Top-Ereignisse • Sonne und Mond • Planeten 15 Thema: Die Totale Mondfi nsternis am 4.5.2004 16 Venusbedeckung am 21.5.2004 • Meteorströme • 14 Mondfi nsternis am 4.5.2004 Kosmische Begegnungen 18 Astronomie mit dem Fernglas: Mare Crisum 18 Astronomie mit dem bloßen Auge: M 5 19 Deep-Sky-Herausforderung: 1Zw187 (PGC 60348) 20 Objekte der Saison: M 99 / M 100 Erde 26 Leoniden in der Hochatmosphäre der Erde Sonne 29 Sonne aktuell Planeten 30 Venus vor der Sonne 36 Der Große Rote Fleck 38 Jupiter aktuell Kometen 40 Zwei Kometen für das bloße Auge Milchstraße 42 γ Virginis – die Periastronpassage 2005 Universum 46 Die Markarian-Galaxien (3) 48 Mit dem Fernglas im Virgohaufen 36 Den Großen Roten Fleck beobachten Starhopper 52 Im Land der Spiralgalaxien Hardware 56 Mittelklasse-Montierungen im Vergleich Technik 62 Eine neue Ära der Deep-Sky-Fotografi e Selbstbau 68 Eine Reisemontierung im Selbstbau Software 70 Neue Literatur für Deep-Sky-Beobachter

Galerie Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 72 Astrofotos von Johannes Schedler Sternfreund-Service 74 Produktspiegel – Neues vom Hersteller 75 Rezensionen – Neu auf dem Markt 76 Termine • Kleinanzeigen • Vorschau • Impressum 40 Kometen am Abendhimmel

interstellarum 33 3 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

4 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 5 Beobachterforum

Supernova in M 60

Eine sehr schwache Supernova war am 28.1.2004 in M 60 mit dem Suchprogramm des Lick-Obser- vatoriums entdeckt worden. Das Sternchen fanden M. Moore und W. Li 94" südwestlich des Kerns der Galaxie (vgl. Entdeckungsaufnahme). Die Helligkeit betrug nur 18m,8 und sank bis zum 11.2. auf 19m,3. Es wird angenommen, dass die Supernova ihr wesent- lich höheres Helligkeitsmaximum bereits im Spät- sommer 2003 erreichte. Amateuraufnahmen von M 60 sind deshalb gesucht, um eine genaue Datie- rung zu ermöglichen.

Nachgefragt: »Alte Linsen neu interstellarum-Mitarbeiter mit Kleinplanet geehrt verkitten« (interstellarum 30) Seinen Namen am Himmel vere- keit als Mitarbeiter bei interstellarum, Im Bericht ist die Rede von zu diesem Zwe- wigt zu wissen: Diese besondere Ehre Sternzeit, den SuW-Specials und Co- cke nötigem »Kanadabalsam«. Es ist wohl ist bisher, vor allem im deutschspra- Redakteur des Sternkiekers, der Ver- in allgemeinem Interesse, einmal mitzuteilen, chigen Raum, nur wenigen Stern- einszeitschrift der GvA, engagiert er dass sich dieser Stoff – wie im Artikel erwähnt freunden und Amateurastronomen sich vor allem für den astronomischen – in der Apotheke erwerben lasse, in den Apo- zuteil geworden. Seit Oktober 2003 Nachwuchs und ist einer der Betreuer theken hierzulande aber nur mit größerer hört nun der am 16. Juni 1979 von des »Seh-Stern«-Projektes, einer Ko- Mühe bestellbar ist. Die Preise hierfür lassen Hans-Emil Schuster, einem in Ham- operation zwischen der Hamburger den Inhalt des Artikels für mich unrentabel burg im Ruhestand lebenden Fachas- Sternwarte und der Hamburger Bil- werden. tronomen, entdeckte Kleinplanet 1979 dungsbehörde. Weiterhin ist von einer Handelsbezeichnung MF auf den offi ziellen Namen (11001) Hauptberufl ich ist er in der IT- »Kremer-Pigmente« die Rede: Worum handelt Andrewulff . Die dazu gehörige Nach- Branche tätig und hat schon viele es sich hierbei? richt des Minor Planet Center in Cam- Astroprogramme (u.a. »CCD Works Jonathan Stubinitzky bridge im US-Bundesstaat Massachus- for windows«) geschrieben oder war etts (MPC) lautet: an der Übersetzung etwa der Guide- Bei Kremer Pigmente gibt es Kanada balsam Handbücher beteiligt. Im Namen der zum Preis von 14,70 € für 75ml: Discoverd 1979 June 16 by H.-E. Redaktion wünschen wir André noch Schuster at the European Southern viele klare Nächte für die Beobachtung www.kremer-pigmente.de Observatory. German amateur astro- und Fotografi e von Kometen und vor Dr. Georg Kremer, Hauptstr. 41–47, nomer Andre Wulff (b. 1958) has been allem »seines« Kleinplaneten. Wer von D-88317 Aichstetten/Allgäu involved for many with observing den Leserinnen und Leser schafft es, Tel.: + 49 (0)7565-1011 oder -91120, comets and minor planets. He also den bei Erscheinen des Heft es aller- Fax. + 49 (0)7565-1606 serves on the board of directors of the dings in Konjunktion zur Sonne ste- Gesellschaft für volkstümliche Astrono- henden Felsbrocken im kommenden Dies hört sich teuer an. Doch lassen sich da- mie, being coeditor of its quarterly jour- Herbst (wenn er wieder sichtbar wird) mit sehr viele Objektive neu verkitten, denn man nal »Der Sternkieker« and responsable abzulichten? Er steht dann mit einer braucht dazu immer nur ein bis zwei Tropfen. for running the society’s observatory. visuellen Helligkeit von 20m in den Eine Alternative sind UV-härtende Kunstharze, Zwillingen. die jedoch auch sehr teuer sind. Ein Nachteil Der Kleinplanet weist eine Größe Manfred Holl dieser Kunstharze ist, dass sie sich nur noch sehr von nur 8km auf und läuft auf einer schwer wieder lösen lassen. Auch ausgetretenes Bahn um die Sonne, die rund 6° ge- Harz lässt sich nur schlecht entfernen. genüber der Ekliptik geneigt ist, wäh- (11001) Andrewulff Noch ein Nachtrag in eigener Sache: Aceton rend der Abstand zur selbigen von 2,2 Datum R.A. Dekl. Helligkeit scheint in einem Fall die Vergütung angelöst zu bis 2,5AE reicht. Seine absolute Hellig- 1. April 2h 54,7min +11° 55' 20m,2 haben (Nach langen Bädern in verschiedens- keit beträgt 14M,6, visuell wird er kaum 11. April 3 h 09,9min +13° 04' 20m,1 ten »Testlösemitteln«). Dies ist mir selbst zwar heller als 16m. 21. April 3h 25,6min +14° 07' 20m,1

noch nicht passiert, doch empfehle ich jetzt, die André Wulff , Vorstandsmitglied 1. Mai 3h 41,7min +15° 06' 20m,0 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Linsen noch verkitteter Objektive zu erwärmen der Hamburger Gesellschaft für volks- 11. Mai 3 h 58,1min +16° 00' 19m,9 (durchaus 120–150°C) und sie danach durch tümliche Astronomie e.V. (GvA), inte- 21. Mai 4h 14,8min +16° 47' 19m,8 drehen voneinander zu lösen. Ein kurzes Ace- ressierte sich seit Kindesbeinen an für 31. Mai 4h 31,8min +17° 27' 19m,8 tonbad sollte der Vergütung auch nicht schaden. die Astronomie und hier besonders 10. Juni 4h 48,9min +18° 00' 19m,8 Kanadabalsamreste wie gewohnt mit Aceton für Kometen und Kleinplaneten, ei- h min m entfernen. nem Arbeitsgebiet, dem er bis heute 20. Juni 5 06,1 +18° 26' 19 ,9 h min m Dirk Mohlitz treu geblieben ist. Neben seiner Tätig- 30. Juni 5 23,4 +18° 43' 20 ,0

6 interstellarum 33 Beobachterforum

Amateurastronom entdeckt Nebel nahe M 78

Am 23.1.2004 erstellte der amerikanische Amateurastronom Jay McNeil ein CCD-Bild der Refl exionsnebelregion um M 78 mit einem 76/630-Refraktor. Bei der Bearbeitung des Bil- des fand er ein auf anderen Aufnahmen nicht sichtbares Nebelobjekt 13' südlich von M 78. Es ist mit dem Stern IRAS 05436-0007 assoziiert, einem möglichen Veränderlichen vom Typ FU Ori. Höher aufgelöste Beobachtungen zeigen den Stern an der Südspitze des 1' großen Ne- bels. Seine Helligkeit stieg in den letzten Mo- naten off enbar an und führte zur Illumination des umgebenden Staubs. Dieser aktuelle Aus- bruch ist wohl nicht der erste gewesen, denn auch auf wesentlich älteren Bildern fi ndet sich das Nebelchen. –rcs

Bereits kurz nach der Entdeckung des »neu- en Nebels« durch Jay McNeil fragte ich mich, ob das Objekt in meinem 8"-Newton sichtbar sein würde. Der erste Beobachtungsversuch in der klaren Nacht des 11.2.2004 war leider nicht von Erfolg gekrönt. Zu unsicher erschienen mir die vermuteten Details. Der zweite Versuch war McNeils Nebel, Adam Block, AURA, NOAO. für den Abend des 20.2.2004 angesetzt, an dem ich zusammen mit Christian Schreiner und seinem neuen 12,5"-Dobson in Brandenburg beobachtete. Die Bedingungen waren hervor- ragend, und Objekte wie der Pferdekopfnebel waren sogar ohne Filter sichtbar. Die verschie- denen Nebel um M 78 wie NGC 2064, 2067 und 2071 waren problemlos auszumachen, und voller Spannung wagten wir uns vor zum Ob- jekt der Begierde. McNeils Nebel war im 12,5- Zöller indirekt deutlich als länglicher Nebel auszumachen. Das schwache Sternchen neben dem Nebel war dagegen erheblich schwieriger sichtbar. Durch den Erfolg motiviert, suchte ich bei 126× im 8"-Newton ebenfalls nach dem Nebel. Mit indirektem Sehen und leichter Tu- busbewegung konnte ich schließlich ebenfalls einen ziemlich matten, ovalen Nebel bestätigen – McNeils Nebel ist also auch mit 8" Öff nung sichtbar – eine echte Bereicherung für die Ne- bellandschaft um M 78. Diese Aufnahme stammt vom Entdecker selbst und datiert vom 3.2.2004. 10“-Newton, Matthias Juchert 1450mm Brennweite, Jay McNeil. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 7 Astroszene

Sternwarte Sonneberg muss nicht schließen

78 Jahre gibt es die von Cuno Hoff meister be- Fernglas-Imitate gründete Sternwarte im thüringischen Sonneberg. Ihr Name ist verbunden mit der Forschung an per Dampfwalze zerstört Veränderlichen Sternen, die hier wie an keinem anderen Ort im deutschen Sprachraum propagiert wurde. Im Januar fand auf dem Seit Jahren drohte der früher vom DDR-Staat Firmenparkplatz von Bres- und danach vom Land Th üringen und Stadt und ser/Meade Europe in Borken Landkreis Sonneberg fi nanzierten Sternwarte die eine merkwürdige Zeremonie Schließung. Stadt und Landkreis hatten angekün- statt. 500 neuwertige Fernglä- digt, ab dem Jahr 2004 keine Mittel mehr beizu- ser wurden im Beisein von Pres- steuern. se und Firmenleitung auf dem Asphalt aufgereiht. Eine neun Tonnen schwere Walze machte innerhalb weniger Minuten aus den Binokularen einen Haufen Optikschrott. Es sind nicht etwa Probleme mit der eigenen Qualitätskontrolle, die zu dem drastischen Schritt veranlassten, sondern die ausufernde Mar- kenpiraterie von Bresser-Produkten. Etwa 3000 angeblich von Bresser stammende Feldstecher hatte die Firma mit Hilfe von Patentanwälten im Internet-Auktionshaus ebay entdeckt. Dabei handelte es sich aber um billige China-Kopien, auf einigen Geräten mit dem Aufdruck »Breaker« statt »Bresser«. Mit »Autofokus« und anderem »Hokuspokus« wurden die Gläser beworben. 50 Gerichtsverfahren strengte Bresser an und zog die gefälschten Fern- gläser ein. Zur Abschreckung weiterer Nachahmer sollte nun die Zerstö- rungsaktion auf dem Bresser-Parkplatz dienen. »Es geht uns darum, das www.stw.tu-ilmenau.de Unrechtsbewusstsein für Markenpiraterie zu schärfen« begründete Fir- menteilhaber Rolf Bresser die Fahrt der Dampfwalze. Zum Retter in letzter Sekunde wurde nun die Entdeckt wurde der Firma »4piSysteme«, die Soft ware für astrono- Schwindel 2002, als ein mische Spezialfernrohre herstellt und seit dem Jahr vermeintliches Bres- 2000 von ehemaligen Mitarbeitern der Sternwarte ser-Glas zur Reparatur betrieben wird. Das Unternehmen wird die Stern- nach Borken geschickt warte weiterführen und dabei sowohl die Fortfüh- worden war, weil der rung der wissenschaft lichen Programme als auch Mitteltrieb nicht funk- des neu eingerichteten Astronomiemuseums ge- tionierte. Der Trieb war währleisten. Auch Führungen und Angebote für schlichtweg nicht vor- die Schulen der Umgebung werden durch diese handen, das entspre- vorbildliche Initiative aufrecht erhalten. chende Rädchen reine Unterstützt wird die Firma vom Verein »Freun- Verzierung. »Völliger de der Sternwarte Sonneberg«. Weitere Sponsoren Schrott«, so stuft e Bres- sind willkommen. [Quelle: Pressemitteilung Stern- ser-Ingenieur Gross die warte Sonneberg, 2.1.2004] nachgemachten Gläser ein. interstellarum-Le- ser dürft en kaum auf die Neues Online-Forum falschen Bresser-Fern- gläser hereinfallen: »Die Christoph Peter aus Dätgen hat mit Freunden Typenbezeichnungen ein neues Online-Forum für Hobbyastronomen oder technischen Daten eröff net. Unter der Adresse www.forum.cg-5.de fi n-

sind völliger Blödsinn«, den Stern freunde umfangreiche Möglichkeiten zur Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. so Gross. Und »Auto- Diskussion über Teleskope und was man damit be- fokus« weisen die chi- obachten kann. Ebenso dazu gehört ein astronomi- nesischen Wundertüten scher Markt für Kleinanzeigen sowie Händlerange- auch nicht auf. [Quelle: bote. Das neue Forum soll bald ebenso frequentiert Borkener Nachrichten, werden wie die etablierten Plattformen astrotreff .de 21.1.2004] und astronomie.de, hoff en die Betreiber.

8 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 9 Schlagzeilen

zusammengestellt von Peter und Susanne Friedrich

Reise zum Kometen Mars Express Orbiter liefert 3D-Bilder

Am 2. März 2004 um 8:17 Uhr MEZ Das Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft - und startete vom europäischen Weltraumbahn- Raumfahrt (DLR) hat eine »High Resolution Stereo Camera« (HRSC) entwickelt, hof Kourou in Französisch-Guyana nach die bei der Mars Express-Mission der ESA im Einsatz ist. Zum ersten Mal auf ei- zwei Countdown-Abbrüchen aus meteoro- ner Weltraummission wird damit eine Planetenoberfl äche systematisch in drei logischen bzw. technischen Gründen die Dimensionen und in Farbe abgebildet. Die Forscher hoff en, dass mit diesen Auf- europäische Rosetta-Mission zum Kometen nahmen die Beantwortung fundamentaler Fragen zur geologischen und klimati- 67P/Churyumov-Gerasimenko. Die Missi- schen Geschichte des Mars ermöglicht wird. Die räumliche Aufl ösung der Stere- on besteht aus einem Orbiter und der Lan- obilder übertrifft bisherige topographische Daten der Marsoberfl äche bei weitem deeinheit mit dem Namen Philae, die im und erlaubt es, Details mit einer Größe von 10 bis 30 Metern dreidimensional zu November 2014 erstmals auf einem Kometen analysieren. Zusätzlich enthält die Kamera ein ultrahochaufl ösendes Teleobjektiv. landen soll. Das spezielle Problem bei dieser Mit diesem »Super Resolution Channel« (SRC) wird die Abbildung von zwei bis Landung auf einem Kometen ist – anders drei Meter großen Objekten möglich. So lassen sich beispielsweise Felsbrocken in als bei einer Landung auf dem Mars, ei- der Größe einer Garage oder Schichtungen in Sedimentgesteinen identifi zieren. nem Planeten mit großer Anziehungskraft Weitere Instrumente auf dem Mars Express Orbiter ermöglichen die Analyse – nicht die weiche Landung, sondern das der Atmosphäre, des Bodens und sogar des Wassergehalts in den oberen zwei bis Verbleiben und Festhalten auf der Oberfl ä- drei Kilometern der Marskruste. [Quellen: DLR Presse-Informationen 53/2003 che. Dazu wird beim ersten Kontakt eines und 02/2004, ESA Mars Express Homepage unter sci.esa.int/science-e/www/area/ der drei Lander-Beine mit dem Kometen index.cfm?fareaid=9] eine Kaltgasdüse an der Lander-Obersei- te gezündet und die Landeeinheit auf den Kometen gedrückt, wodurch die elastische Abb. 1a: Ein Bild der Mikroskopkamera zeigt Details des Marsbodens nahe der Landestelle von Energie aus dem Landegestell, die zum Zu- Opportunity: grobe Körner auf einer dünnen Sandschicht. Die untersuchte Fläche ist etwa drei rückprallen führen könnte, vernichtet wird. Millimeter im Durchmesser. Den kugelförmigen Körnchen gilt besondere Aufmerksamkeit: Es Zusätzlich werden zwei Harpunen in den gibt bereits zahlreiche Vermutungen über ihr Entstehen, z.B. als abgekühlte Lavatröpfchen oder Kometen geschossen und der Lander an die- als konzentrisches Wachsen um einen »Kern«. sen festgezurrt und verankert. Der Lander soll vor allem die Oberfl ächen-Topologie, Abb. 1b: Dieses Farbbild von Spirits Panorama-Kamera zeigt den etwa 20cm großen Felsen »Adi- die physikalischen Eigenschaft en des Kome- rondack«, dem ersten Ziel des Rovers. Der staubfreie glatte Fels ist ideal zur Untersuchung der tenkerns sowie die Schichtungsstruktur und Oberfl ächenschicht und eignet sich außerdem sehr gut für den Einsatz des Raspelwerkzeugs. die globale interne Struktur untersuchen. Zudem sollen die Auswirkungen zeitlicher Abb. 1c: Selbstporträt von Spirit: Ein Mosaik aus perspektivisch korrigierten Aufnahmen von Variationen beobachtet und untersucht wer- Spirits Navigationskamera zeigt den Rover auf der Marsoberfl äche in Fischaugenperspektive. den, die durch Tag- und Nachtzyklus sowie die Schweifb ildung bei der Annäherung an die Sonne entstehen. [Quellen: DLR Roset- ta Nachrichten vom 12.2.2004, ESA Rosetta Abb. 2: Das Bild der Panorama-Kamera von Spirit zeigt zwei bis drei Kilometer entfernte Hügel Homepage sci.esa.int/science-e/www/area/in- am Osthorizont der Landestelle. dex.cfm?fareaid=13]

Ulysses untersucht erneut Kometen- schweif

Durch Zufall war es der Raumsonde Ulys- ses nach der Durchquerung des Schweifes des Kometen Hyakutake 1996 erneut mög- lich, Material aus dem Schweif eines oder Was wird mit dem HST? sogar zweier Kometen zu untersuchen, ob-

wohl diese gar nicht in die Nähe von Ulys- Am 16. Januar teilte NASA-Direktor S. bahn gebracht werden, defekte Kreisel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ses kamen. Die Kometen McNaught-Hartley O’Keefe mit, dass die letzte Service-Mis- sollten ersetzt und eine neue Wide Field (C/1991 T1) and SOHO (C/2000 S5) wurden sion zum Hubble Space Telescope (HST) Camera (die bereits gebaut ist) sowie ein von einem koronalen Massenauswurf der abgesagt wurde. Als offi zieller Grund neuer hochaufl ösender Spektrograph in- Sonne eingehüllt, der das Material dann wurde angegeben, dass die Gefährdung stalliert werden. Mit dem HST kann je- auch zur Raumsonde beförderte. [Quel- der Astronauten zu groß sei. Bei dieser doch dennoch weiter beobachtet werden le: ESA Ulysses Homepage w, News vom letzten Service-Mission sollte das HST – solange bis essentielle Bauteile defekt 9.2.2004] unter anderem in eine höhere Umlauf- sind. Im Herbst wird zunächst eine neue

10 interstellarum 33 a

Das erste Bild mit der hochaufl ösenden 3D-Kamera des Mars Express zeigt ein Detail am Ostrand des Vallis Marineris der Marsoberfl äche in einer Aufl ösung von 12,5 Meter pro Bildpunkt.

Mars-Rover bei der Arbeit

b Die beiden Landeeinheiten der Mars Exploration Rover Mission der NASA haben am 4. und 25. Januar auf dem Roten Planeten aufgesetzt und die Rover »Spirit« und »Opportunity« auf ihre Forschungsreise geschickt. Nach anfänglichen Problemen mit dem Computer von Spirit arbeiten die beiden mobilen Forschungslaboratorien erfolgreich. Im Vergleich zu dem Rover Sojourner (1997) sind die jetzigen Fahrzeuge weiter entwickelt und verfügen über einen wesentlich größeren Aktionsradius. So soll Spi- rit demnächst einen Krater in 250 Metern Entfernung erkunden und sich danach in Richtung der über zwei Kilometer entfernten Hügel im Osten (Abb. 2) bewegen. Neben der Panorama-Kamera, die die populären Bilder vom Mars liefert, verfügen die Rover über verschiedene Spektrometer zur Analyse von Boden und Gestein so- wie eine Mikroskop-Kamera für extreme Nahaufnahmen (Abb. 1). Außerdem ver- fügen sie über einen Magneten zum Einsammeln magnetischer Staubpartikel sowie eine »Raspel«, mit dem einige Millimeter der obersten Felsschicht abgekratzt werden können, um das darunter liegende unverwitterte Material untersuchen zu können. [Quellen: Mars Exploration Rover Mission Press Releases; Mars Exploration Rover Mission Homepage marsrovers.jpl.nasa.gov/home]

c Wieder großer Planetoid im Kuiper-Gürtel entdeckt

Im Rahmen des Suchprogramms, mit dem 2002 der Planetoid Quaoar entdeckt

Soft ware getestet, so dass das HST mit wurde, konnte jetzt ein weiterer, vielleicht noch größerer Planetoid im Kuiper-Gürtel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. zwei anstatt drei Kreiseln auskommt. aufgespürt werden. Da die Bahn des neuen Objekts mit der Bezeichnung 2004 DW Eine weitere Schwachstelle sind die noch nicht genau genug bekannt ist, konnte bisher noch kein offi zieller Name verge- Batterien, die das Teleskop mit Strom ben werden. Man weiß allerdings, dass 2004 DW etwa 7 Milliarden Kilometer von versorgen, während es sich auf der der Erde entfernt ist und seine Bahn 20° gegen die Ekliptik geneigt ist – Plutos Bahn Nachtseite der Erde aufh ält; sie sind ist nur um 17° geneigt. Nimmt man an, dass der neue Planetoid dieselbe Albedo wie seit Beginn der Mission 1990 in Be- Quaoar besitzt, kann man zusammen mit der bekannten Entfernung die Größe zu trieb. [Quelle: NASA] 1400 km abschätzen. [Quelle: Caltech Press Release vom 19.2.2004]

interstellarum 33 11 Schlagzeilen

Stern von Schwarzem Loch zerrissen

Während von aktiven Galaxienkernen eine ständige starke Röntgenstrahlung ausgeht, die man der auf ein massereiches Schwarzes Loch akkretierenden Materie zuschreibt, ist der Nachweis von Schwarzen Löchern in normalen Galaxien schwieriger. Ein ungewöhn- licher Nachweis eines solchen Schwarzen Lochs ist jetzt bei der im optischen Licht recht unscheinbaren Galaxie RX J1242-1119 gelungen. Die bereits mit ROSAT entdeckte Röntgen- strahlung wurde nun auch mit den heutigen großen Röntgenobservatorien XMM-Newton und Chandra sowie dem Hubble Space Telescope beobachtet. Dabei stellte man fest, dass die Röntgenstrahlung inzwischen auf ein zweihundertstel der von ROSAT beobachteten Rönt- gen-Leuchtkraft abgesunken ist. Diese Beobachtung passt sehr gut zu dem bereits lange von Th eoretikern vorhergesagten Ereignis der Zerstörung eines Sterns durch die Gezeitenkräft e des Schwarzen Lochs. Gezeitenkräft e führen bekanntlich in engen Doppelsternsystemen zur Deformation von Sternen. In der Nähe eines Schwarzen Lochs geschieht dasselbe, aber bei zu großer Annäherung wird der Stern schließlich zerrissen; seine Überreste strömen dem Schwarzen Loch zu und heizen sich dabei stark auf, wodurch es zur Emission von Rönt- genstrahlung kommt. Mit dem allmählichen Verschwinden der Sternmaterie nimmt auch die Röntgenstrahlung ab – wie beobachtet. [Quellen: Presseinformation der Max Planck Gesellschaft SP 2 / 2004 (19), ESA Press Release 12-2004, Chandra Press Release 04-061, APJ 603, L17]

Ein Stern wird durch die Gezeitenwirkung eines Schwarzen Lochs zerrissen (oberes Bild). Ein Teil der stellaren Trümmer wird dann von dem Schwarzen Loch aufgesogen (mittleres Bild) und heizt sich dabei stark auf. Dies führt zu einem gigantischen Strahlungsausbruch, der mit der Zeit wieder abklingt (un- teres Bild).

Supernova- Galaxie mit z=7?

Überrest 1987A Der Galaxienhaufen Abell 2218 ist bekannt als Gravitati- Bei der Supernova 1987A entstand eine onslinse, die alle Objekte, die Stoßwelle, die sich seit der Sternexplosion in sich von der Erde aus gesehen Richtung eines Materierings bewegt, den der hinter dem Haufenzentrum be- Vorgänger-Stern vor etwa 20000 Jahren ausge- fi nden, abbildet. Die abgebildeten stoßen hat und der ihn im Abstand von einem Objekte sind in ihrer Helligkeit halben Lichtjahr umgibt. 1996 wurden mit dem verstärkt, verzerrt und in die Län- Hubble Space Telescope (HST) erste Anzeichen ge gezogen, bei manchen sind einer Kollision zwischen Stoßwelle und Mate- mehrere Bilder vorhanden. Die riering beobachtet. Seitdem wurden mehrere Mehrfachbilder erscheinen meist Dutzend Stellen beobachtet, wo die Stoßwelle als ein Paar mit einem dritten, in den Ring hineinläuft , das Material verdichtet schwächeren gegenüberliegenden und so erhitzt. Die neuesten Aufnahmen, die im Abbild. Die Farbe der Abbilder Laufe des Jahres 2003 mit gibt Aufschluss über die Natur der Planetary Camera 2 des der Objekte. Bei dem orangefar- HST gemacht wurden, zei- benen Bogen handelt es sich um gen viele dieser so genann- eine elliptische Galaxie mit ei- ten »Hot Spots«, die entlang ner Rotverschiebung von z=0,7, des Materierings aufgereiht bei den blauen um Galaxien mit Der Galaxienhaufen Abell 2218 wirkt als Gravita- sind, wie Perlen einer Ket- Sternentstehung mit z=1–2,5. Das tionslinse. Markiert ist die extrem weit entfernte te. [Quelle: STScI-News Re- rote Pärchen, sowie eine weiteres Hintergrundgalaxie. lease 2004-09] Abbild sollen das Bild eine jungen Galaxie mit z=7 sein, wie Spektren, die mit dem 10m-Keck-Teleskop gewonnen

wurden, nahe legen! Dies würde bedeuten, dass die Galaxie 13 Milliarden Licht- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Die »Hot Spots« in der Su- jahre entfernt ist, oder – anders ausgedrückt – , dass wir diese Galaxie nur 750 pernova-Stoßwelle nehmen mit Millionen Jahre nach dem Urknall beobachteten. Den Untersuchungen zu Folge der Zeit zu, wie der Vergleich sollen in der nur 2000 Lichtjahre durchmessenden Galaxie verstärkt Sterne ent- von Aufnahmen vom Septem- stehen. Etwas irritierend ist allerdings, dass man weder helle Wasserstoff emission ber 1994 (oben), Januar 1999 sieht noch die erwartete stärkere UV-Strahlung, wie man sie bei nahen Galaxien (Mitte) und November 2003 mit hoher Sternentstehungsrate beobachtet. [Quellen: STScI News Release 2004- (unten) zeigt. 08, Caltech News Release vom 15.2.2004]

12 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 13 astro aktuell im April/Mai 2004

Top-Ereignisse 2.–3.4. – Venus durchquert M 45 26.4. 23:15 MESZ Streifende Sternbedeckung ω Cnc 4.5. 23:00 MESZ Totale Mondfi nsternis 21.5. 13:15 MESZ Mond bedeckt Venus

Sonne und Mond Venus dominiert den Planetenhimmel einem Fernglas zu sehen und bietet ein durch eine beeindruckende Abendsicht- besonders attraktives Fernrohrobjekt. Die Sonne erklimmt die nördlichen barkeit. Am 5.5. erreicht sie die unge- Mars befi ndet sich am Abendhimmel, Bereiche der Ekliptik und tritt am 18.4. wöhnlich hohe Deklination von +27° 49', seine Helligkeit nimmt weiter von 1m,6 in den Widder, am 14.5. in den Stier. Der dies ist der größte Wert seit mindestens Anfang April auf 1m,8 Ende Mai ab. Er wird Sonnenuntergang verspätet sich gleich- 100 Jahren! Damit kommt Venus zur Kul- knapp nicht von der Venus eingeholt, so zeitig von 20:00 MESZ Anfang April auf minationszeit gegen 16:00 MESZ auf eine dass es zu keiner engen Begegnung der 22:15 MESZ Ende Mai, womit die Nächte beachtliche Höhe von fast 68° über dem beiden Planeten kommt. Am 24.5. pas- immer kürzer werden und die Zeit mit Horizont (für die Mitte Deutschlands), siert Mars den Saturn in 1,6° Entfernung. astronomischer Dunkelheit von acht auf was beste Beobachtungsmöglichkeiten Ende Mai erscheint der Rote Planet nur viereinhalb Stunden abnimmt. zur Folge hat. Beinahe fünf Stunden lang noch kurz am Abendhimmel und beendet Die schmale Mondsichel ist am 20.4. nach Sonnenuntergang kann Venus An- die Sichtbarkeit der Jahrtausendoppositi- nur 30 Stunden nach Neumond eine fang April beobachtet werden. Am 2.5. on vom August 2003. beobachterische Herausforderung, einfa- erreicht sie mit –4m,6 ihren größten Glanz Jupiter ist zunächst die ganze Nacht, cher dagegen am 20.5. 38 Stunden nach am Abendhimmel, einen Tag später pas- ab Ende Mai nur noch in der ersten Neumond. Besonders schön dürfte sich siert sie β Tau nördlich. Am 18.5. stoppt Nachthälfte beobachtbar. Am 9.4. zwi- der Anblick am Abend des 23.4. machen, die Venusbewegung, der Planet wird schen 20:13 und 21:07 MESZ und am wenn die Mondsichel zwischen Mars und rückläufi g und eilt nun schnell auf die 16.4. zwischen 22:50 und 23:02 MESZ Venus steht. Am 21.5. kommt es am Tag- Sonne zu. Damit verringert sich nun die kommt es zu doppelten Schattenvorüber- himmel zu einer Bedeckung der Venus Beobachtungsdauer nach Sonnenunter- gängen der Monde Io und Europa. – ein Top-Ereignis, das sich kein Beobach- gang von 3 Stunden um den 15.5. auf Saturn ist Anfang April noch die ganze ter entgehen lassen sollte (siehe Kasten nicht einmal eine Stunde am Monatsen- erste Nachthälfte sichtbar, verschwindet Seite 16). de. Am 21.5. bedeckt der Mond die Venus aber Ende Mai zusammen mit Mars vom am Taghimmel, am Abend sind dann bei- Abendhimmel. Die Beobachtungszeit be- Planeten de das letzte Mal für dieses Jahr tief über trägt dann nur noch 1,5 Stunden, wobei dem Nordwesthorizont zu sehen. kaum gutes Seeing für teleskopische Be- Merkur ist noch Anfang April am Das Venusscheibchen wächst von 24" obachtungen zu erwarten ist. Abend himmel sichtbar (Daten und Gra- Anfang April auf 36" Anfang Mai und gi- Uranus und Neptun sind ab Mai am fi ken in interstellarum 32). Ab dem 4.4. gantische 57" Ende Mai. Die Beleuchtung Morgenhimmel sichtbar. Pluto kann die und den ganzen restlichen April und Mai verringert sich gleichzeitig von 50% über ganze Nacht mit einem Teleskop ab 6" kann man den innersten Planeten nicht 29% auf nur noch 2% am 31.5. Im Mai Öffnung aufgesucht werden, eine Auf- mit bloßem Auge sehen. ist die riesige Venussichel auch schon mit suchkarte enthält das nächste Heft. Peter Wienerroither Peter Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

14 interstellarum 33 Walter Koprolin astro aktuell

Planeten, Mondphasen und Dämmerungsdiagramm für April/Mai 2004

Thema: Die Totale Mondfi nsternis am 4.5.2004

Am Abend des 4.5.2004, einem Diens- Kernschatten der Erde erfolgt ab 20:48 Mondes, der erst kurz vor dem Eintritt in tag, kommt es zu einer von Mitteleuropa MESZ, die Mitte der Finsternis ist um den Kernschatten abgeschlossen ist. zur besten Abendzeit beobachtbaren To- 22:30 MESZ erreicht. Die Erscheinung be- Der Grad der Finsternis ist mit 1,309 talen Mondfi nsternis. Der Eintritt in den ginnt bereits während des Aufgangs des deutlich größer als bei der letzten Fins- ternis am 9.11.2004 (siehe Bildalbum in interstellarum 32), die totale Phase dau- ert 76 Minuten. Während der Finsternis steht der Mond nur etwa 20° über dem Horizont im Sternbild Waage. Für Astrofo- tografen ergibt sich somit die Möglichkeit, eindrucksvolle Stimmungsaufnahmen und Sequenzen mit Horizontstrukturen abzulichten.

Ablauf für die Mitte Deutschlands 19:50,8 MESZ Eintritt in den Halbschatten (Mond noch unter dem Horizont) 20:20,0 MESZ Mondaufgang Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 20:48,3 MESZ Eintritt in den Kernschatten 21:52,1 MESZ Beginn der totalen Phase 22:30,2 MESZ Mitte der Finsternis 23:08,4 MESZ Ende der totalen Phase 00:12,2 MESZ Austritt aus dem Kernschatten 01:09,6 MESZ Austritt aus dem Halbschatten

interstellarum 33 15 astro aktuell

Meteorströme

Nach den vergangenen Mona- Grund, warum sich dieser Strom ten mit sehr geringen Meteorraten über so lange Jahrhunderte gehal- steigt die Meteoraktivität wieder ten hat. Davon zeugen das sehr merklich an. Absolutes Highlight kurze Maximum, das nur wenige Stefan di Octis sind dabei die Lyriden (LYR) im Stunden andauert und dichtere April. Dieser Strom ist schon seit Materieansammlungen im Strom, Venusbedeckung am 21.5.2004 25 Jahrhunderten bekannt – erste die zu kurzen hohen Raten führen. Aufzeichnungen über ihn stammen Das Maximum wird in diesem Jahr Am Freitag, den 21.5., wird die schmale Ve- aus China. Ursprungskörper dieses kurz nach Sonnenaufgang am 22. nussichel von der genauso schmalen Mond- Stromes ist der Komet Thatcher April gegen 6:00 MESZ erwartet. sichel am Taghimmel (C/1861 G1). Er wurde am 5. April Allerdings variiert der Zeitpunkt des bedeckt. Dieses au- 1861 unabhängig voneinander von Maximums von Jahr zu Jahr und ßerordentliche Ereig- Thatcher in New York und Baeker in kann auch zwischen dem 21. April nis ist vom gesamten Nauen bei Berlin mit bloßem Auge 22:20 MESZ und dem 22. April deutschen Sprach- entdeckt! Die Helligkeit erreichte 9:20 MESZ auftreten. Die Beob- raum aus sichtbar, zur dabei 2m,5 und der Komet hatte achtungsbedingungen sind in der Beobachtung reicht einen 1° langen Schweif. Die Bah- zweiten Nachthälfte am günstigs- ein Fernglas mit 10- nen des Kometen, der etwa alle ten und der Mond stört nur weni- facher Vergrößerung, 415 Jahre in Sonnennähe kommt, ge Tage nach Neumond die Beob- das sowohl den Mond und des Meteorstromes sind ge- achtungen nicht. Der zweite große als auch Venus als Si- genüber der Ekliptik stark geneigt Strom in den kommenden beiden cheln zeigen kann. Venus ist zu 5% beleuchtet (Inklination 79°). Daher kommen Monaten, die Eta-Aquariden (ETA), und misst 50" Durchmesser. Die Sonne steht sie nicht in die Nähe der großen werden dagegen leider ein Opfer 25° westlich. Planeten und werden nicht durch des Vollmondes. deren Gravitation beeinfl usst – ein André Knöfel Ort Beginn Ende Hamburg 13:23 MESZ 14:36 MESZ Metorströme Berlin 13:25 MESZ 14:42 MESZ Strom Aktivität Maximum Radiant ZHR max. sichtbar Düsseldorf 13:15 MESZ 14:31 MESZ Virginiden (VIR) 25.1.–15.4. 24.3. 13h 00min, –4° 5 3 München 13:16 MESZ 14:38 MESZ Lyriden (LYR) 16.4.–25.4. 22.4. 11h 18min, +34° 18 17 Zürich 13:11 MESZ 14:32 MESZ Eta-Aquariden (ETA) 19.4.–28.5. 5.5. 14h 05min, –1° 60 37 Wien 13:23 MESZ 14:47 MESZ Sagittariden (SDA) 15.4.–15.7. 19.5. 10h 18min, –22° 5 1

Kosmische Begegnungen

Glanzlicht ist die doppelte Sternbedeckung am 26.4. durch den Halbmond. Dabei Surftipps ist die Bedeckung des helleren Sterns streifend über West- und Süddeutschland zu Kleinplanetenereignisse • mpocc.astro.cz beobachten. André Knöfel Sternbedeckungen • www.astro-mainz.de

Kosmische Begegnungen Datum bedecktes Objekt Helligkeit bedeckendes Objekt Helligkeit Eintritt Austritt Bemerkung 7.5. TYC 6746-00571-1 8m,82 1749 Telamon 16m,36 01:04,3 MESZ 6,6s Dauer Abfall 7m,5 9.4. 22 Sco 4m,9 Mond – 06:19,9 MESZ –

m 26.4. ω1 Cnc 5,9 Mond – 23:22,5 MESZ – streifend, nördliche Grenzlinie Münster- Marburg-Würzburg-Chiemsee- Klagenfurt

m 26.4. ω2 Cnc 6,2 Mond – 23:31,6 MESZ – gleichzeitig mit Bedeckung ω1 Cnc Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 29.4. 46 Leo 5m,7 Mond – 22:04,0 MESZ – nördliche Grenzlinie Trier-Pirmasens- Bregenz-Meran 8.5. SAO 186328 4m,7 Mond –– 02:07,3 MESZ 21.5. Venus –4m, 4 Mond – 13:14,5 MESZ 14:33,6 MESZ am Taghimmel (siehe Kasten) 23.5. 76 Gem 5m,4 Mond – 22:23,0 MESZ –

Alle Zeiten gelten für Frankfurt/Main, Beobachtungsdaten für Ihren Beobachtungsort können um mehrere Minuten abweichen.

16 interstellarum 33 astro aktuell Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 17 astro aktuell

Astronomie mit dem Fernglas Astronomie mit dem bloßen Auge

Name Typ Mondalter Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Hell. Größe Mare Crisium Mare 4–5 Tage M 5 GC Ser 15h 18,6min +2° 5' 5m,7 6'

Betrachten wir unseren Vor über 300 Jahren entdeckte Gottfried Kirch bei der Ko- Mond mit dem Fernglas, stel- metenbeobachtung im Sternbild Schlange () einen len wir schnell fest, dass au- »nebelhaften Stern«. Rein theoretisch hätte seine Entdeckung, ßer den großen Mondmeeren die wir heute unter der Bezeichnung M 5 kennen, sogar noch noch viele weitere Krater und früher gelingen können, denn der helle Kugelsternhaufen ist Oberfl ächendetails zu sehen bereits mit bloßem Auge zu sehen! Allerdings erscheint er bei sind. Aber schon bei 8-facher weitem nicht so auffällig wie etwa Omega Centauri oder 47 Vergrößerung wird es schwie- Tucanae am Südhimmel, und erhielt somit auch keine eige- rig, die Einzelheiten genau zu ne Bezeichnung in einem der frühen Sternkataloge von Bayer erfassen, wenn das Fernglas oder Flamsteed. einfach in der Hand gehalten Zwar ist für die Sichtbarkeit des Objektes kein klarer Ge- wird. Legt man es dagegen birgshimmel nötig, aber doch ein guter und dunkler Stand- auf oder befestigt man es auf punkt außerhalb von Städten, an dem die freisichtige Grenz- einem Stativ, treten etliche Strukturen zwar klein, aber doch größe 6m,0 überschreitet. Besonders im Frühling sollte man deutlich in Erscheinung. Dies ist natürlich abhängig vom Winkel, zudem die trübende Wirkung der Pollen nicht unterschätzen. in dem das Sonnenlicht die Mondoberfl äche beleuchtet. Für un- Ideal ist eine kalte, klare Nacht nach einem Regenschauer, ser Fernglas ist ein sehr fl acher Winkel noch nötiger als für ein in der die Sterne deutlich funkeln. Dazu ein geschützter Be- Teleskop, da das Vergrößerungspotential der Öffnung bei weitem obachtungsplatz, der direktes Streulicht weitestgehend ab- nicht ausgenutzt wird (mindestens 0,7mm Austrittspupille, was schirmt, und schon rücken wir unserem Ziel ein gutes Stück für eine Öffnung von 32mm schon 46× bedeuten würde). Trotz- näher. dem können wir uns auch so schon an vielen Details unseres Es bietet sich ein interessanter Vergleich mit dem ähnlich nächsten kosmischen Nachbarn erfreuen. hellen M 13 an. Nur wenn dieser mit bloßem Auge zu sehen Das Mare Crisium erkennt man ohne Probleme mit dem freien ist, dann ist auch M 5 im Bereich des Möglichen. Allerdings ist Auge. In seinem Südostbereich landete 1976 die russische au- M 5 merklich schwieriger als der große Kugelsternhaufen im tomatische Sonde Luna 24, die Bodenproben entnahm. Hat der Herkules, denn zum einen kulminiert der Haufen in Mitteleur- zunehmende Mond ein Alter von etwa 4 Tagen, kann man in der opa in maximal 40° Höhe über dem Horizont (zum Vergleich: Umgebung eine Vielzahl recht feiner Details erkennen. M 13 nähert sich dem Zenit bis auf etwa 15°!), und zudem Zuerst fällt im Westen des Mare Crisium (MC) eine dunk- fi ndet sich etwa 20' südöstlich der 5m,1-Sterns , der le Linie auf. Dies ist der Schatten des Promotorium (»Kap«) das Auffi nden erleichtert, aber die eigentliche Beobachtung Agarum (PA). Nördlich davon spürbar beeinträchtigt. liegt ein kleiner dunkler Fleck: Zum Aufsuchen ist unbedingt eine gute Karte zu empfeh- der Krater Eimmart (Ei), der len, die alle mit bloßem Auge sichtbaren Sterne zeigt. Das etwa 46km Durchmesser be- Objekt der Begierde fi ndet sich etwa zentrisch zwischen den sitzt. Der 126km große Kra- beiden hellen Sternen 34 Serpentis und 109 Virginis. Hier ter Cleomedes (Cl) sticht mit sollte man nach dem kleinen Dreieck der Sterne 5, 6 und einer Doppelringstruktur ins 10 Serpentis Ausschau halten, wobei 5 Serpentis die nord- Auge. Folgt man dem Rand westliche Spitze dieser Figur bildet. Mit etwas Konzentration des Mare weiter gegen den und indirektem Sehen erscheint der Kugelsternhaufen als Uhrzeigersinn, trifft man auf schwacher nebelhafter Fortsatz des Sterns in nordwestlicher Macrobius (M) und Tisserand Richtung. Ein Augenblick, den man genießen sollte, denn im- (T), beides Krater, letzterer merhin haben die Photonen bereits eine Reise von gut 25000 nur 37km groß. Südlich davon Jahren hinter sich! leuchtet ein heller Halbring, Matthias Juchert der Fredholm (F) umgibt. Ganz im Gegensatz dazu sehr dunkel ist sein Kraterkollege Proclus (P), hier lösen wir sogar 28km auf der Mondoberfl äche auf. Von ihm aus zieht sich eine unaufgelös- te Kraterkette nach Südosten. Sie verschmilzt zu einem dunklen Band, welches Richtung Mare Fecunditatis im Westen durch ei- nen leuchtend weißen Streifen abgesetzt ist. Während wir unse-

re Runde um das Mare Crisium vollenden, streifen wir noch ein Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. kleines Mondmeer, das Mare Undarum (MU). Es ist nicht ganz einfach, alle Details der Mondoberfl äche, die unser Fernglas zeigt, richtig zu bestimmen, verschmelzen doch etliche durch die niedrige Vergrößerung miteinander. Mit einer guten Mondkarte und etwas Geduld lassen sich dennoch weitere Oberfl ächenmerkmale unseres Trabanten benennen. Rainer Töpler © interstellarum

18 interstellarum 33 astro aktuell

Deep-Sky-Herausforderung

Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Hell. Rotv. Uran. 1Zw187 (PGC 60348) BL Lac Her 17h 28,18min +50° 13,11' 14m,5–16m,5 0,055 81

1966 veröffentlichte der Schweizer As- mit einem 8–10-Zöller tronom Fritz Zwicky erste Ergebnisse machbar sein. Doch seit seiner Beobachtungen über die von ihm ich das Objekt (ab 1998) entdeckten kompakten extragalaktischen regelmäßig mit 12,5" Öff- Sternsysteme [1]. Diese Systeme sind teil- nung beobachte, konnte weise selbst auf Aufnahmen mit dem da- ich es bisher niemals maligen größten Teleskop der Welt, dem heller als 15m antreffen. 5m-Hale-Teleskop auf dem Mount Palo- Es zeigte sich bisher im- mar oberfl ächlich betrachtet nicht von mer nur als Grenzobjekt Sternen zu unterscheiden. um die 15m,3. Helligkeits- Eines dieser kompakten Systeme, das schätzungen sind rela- Zwicky mit der vorläufi gen Koordinaten- tiv einfach möglich, da bezeichnung als 1Zw 1727+50 (später unmittelbar südwestlich als 1Zw187) in seine erste Liste über ein 15m,3-Vergleichsstern kompakte und pekuliäre Galaxien (das postiert ist. Objekt erschien seltsamerweise auch in Am 24.6.1998 konn- der Zweiten Liste unter 2Zw 77) aufge- te zwar der 15m,3-Stern Wolfgang Düskau nommen hatte, unterschied sich von an- eindeutig gesehen wer- deren extragalaktischen Systemen insbe- den, 1Zw 187 jedoch nicht. Am 20.1.1999 1Zw187 ist zwar kein Vorführobjekt, sondere durch sein Spektrum. Zwicky, der konnten beide Objekte eindeutig bei glei- aber es lohnt sich immer, auch mit das Objekt eingehend mit dem 200-Zöl- cher Helligkeit gesehen werden, und am kleineren Instrumenten eine kurze Kon- ler auf Mount Palomar untersucht hatte 6.3.2001 bei optimalen äußeren Bedin- trollbeobachtung durchzuführen, denn (»fuzzy red variable spherical compact«), gungen war das BL Lac-Objekt zwar ein- mit etwas Glück und Geduld erwischt konnte keine Emissionslinien identifi zie- deutig sichtbar, aber etwas lichtschwä- man es vielleicht auch einmal im Maxi- ren, um eine Rotverschiebung zu ermit- cher als der Stern. Ich konnte bei dem mum. teln. Dadurch konnte man zunächst auf Objekt jedoch nie eine fl ächige oder dif- Klaus Wenzel keine Entfernung oder absolute Helligkeit fuse Erscheinung erkennen, es zeigte sich und Ausdehnung des äußerst kompakt immer nur der stellare Kern. Bei etwas [1] Zwicky, F.: Compact and compact wirkenden Objekts schließen. 1Zw187 mehr Öffnung dürfte aber auch die dif- Parts of Galaxies, ApJ 143, 192 (1966) konnte wegen seiner Kompaktheit und fuse Hülle zu erkennen sein. [2] Warner, J., et. al.: Accurate Positions and Ausdehnung selbst auf Aufnahmen des Digital konnte W. Düskau das Objekt Identifi cations for eleven Ohio Survey 5m-Spiegels kaum von benachbarten mit seinem 5"-Refraktor in Verbindung Sources, PASP 87, 103 (1975) Sternen unterschieden werden. Aus die- mit einer ST-7 CCD-Kamera aufnehmen. [3] Fiorucci, M., Toti, G.: Automatic optical sem Grund beobachtete Zwicky dieses Bei dieser Fotografi e vom 22.6.2001 er- monitoring of 10 Blazars, A&AS 117, 475 Objekt sogar visuell. Bei dieser Beob- scheint 1Zw187 ebenfalls in etwa gleich (1996) achtung mit dem Hale-Teleskop konnte hell wie der südwestliche Vergleichs- [4] Oke, J. B., et. al.: A variabble compact Zwicky zweifelsfrei einen hellen stellaren stern. I ZW 1727+50 Kernbereich, umgeben von einem sehr kleinen diffusen Halo, erkennen. Da zur damaligen Zeit keine Rotverschiebung messbar war, schätzte Zwicky aufgrund der äußeren Erscheinung (Helligkeit, Durchmesser) einen Wert von z = > 0,05, was dem tatsächlichen Wert von z = 0,055 bereits erstaunlich nahe kam. Der Kern dieses Sternsystems, der auch eine starke Radioquelle [2] darstellt (OT 546), weist außerdem einen Lichtwechsel von etwa 2 Größenklassen auf [3]. Von J. Angel

und H. Stockman wurde das Objekt we- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. gen seines kontinuierlichen Spektrums schließlich 1980 als BL-Lacertae Objekt klassifi ziert. Da der Kern der Galaxie eine optische Variabilität zwischen 14m,5 und etwa 16m,5 aufweisen soll, müsste das Objekt unter günstigen Bedingungen im Maximum © interstellarum

interstellarum 33 19 Objekte der Saison OdS Objekte der Saison

is-Mitarbeit Leser Beobachten – Senden Sie uns Ihre Beschreibungen, Zeichnungen, Fotos und CCD-Bilder der Objekte der Saison. Wir veröffentlichen alle Beschreibungen und eine Auswahl der Bildresultate, die uns bis einen Monat vor dem Erscheinungsda- tum zugehen. Weitere Informationen fi nden Sie im Internet unter www.interstellarum.de/ ods.asp – bitte beachten Sie die Termine für den Einsendeschluss!

Die Objekte der Saison der nächsten 6 Ausgaben Ausgabe Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Uran. 34 NGC 6543 PN Dra 17h 58,5min +66° 38’ 30 M 99 • Galaxie NGC 6503 Gx Dra 17h 49,4min +70° 09’ 30 35 M 20 GN Sgr 18h 02,6min –23° 02’ 339 M 21 OC Sgr 18h 04,6min –22° 30’ 339 36 M 32 Gx And 00h 42,7min +41° 52’ 60 M 110 Gx And 00h 40,4min +41° 41’ 60 37 NGC 1499 GN Per 04h 00,7min +36° 37’ 95 NGC 1528 OC Per 04h 15,2min +51° 13’ 39 38 M 50 OC Mon 07h 02,8min +08° 23’ 273 NGC 2359 GN CMa 07h 18,5min –13° 14’ 274 39 NGC 4565 Gx Com 12h 36,3min +25° 59’ 149 M 100 • Galaxie NGC 4559 Gx Com 12h 36,0min +27° 58’ 149 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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20 interstellarum 33 Objekte der Saison

M 99 / M 100 Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Hell. Größe Entfernung Uran. M 99 Gx Com 12h 18,8min +14° 25' 9m,7 5,3'×4,6' 60 Mio. Lj 193 M 100 Gx Com 12h 22,9min +15° 49' 9m,3 7,5'×6,1' 56 Mio. Lj 193

Die Nacht des 15. März 1781, ein Don- tete extragalaktische Ereignis. Fast genau nerstag, verlief für Pierre Méchain recht 13 Jahre später wurde die Galaxie erneut erfolgreich, er entdeckte gleich drei neue Schauplatz einer Supernova, und wieder Nebel im südlichen Teil des Sternbilds war Curtis der Entdecker. Auch die ersten Haar der Berenike, der damals noch zur »modernen« Aufnahmen beider Galaxi- Jungfrau gehörte. Dieser Monat hatte en stammen vom Lick-Observatorium: es überhaupt in sich, denn am 13. ent- James Keeler machte sie am 19.4.1901 deckte William Herschel den Planeten (M 100) und 7.6.1902 (M 99) mit dem Uranus. Wie üblich meldete Méchain 36"-Crossley-Refl ektor [1]. Sie wurden seine Entdeckung seinem Freund Char- später von Curtis beschrieben [2]. M 99: les Messier. Dieser beobachtete die drei »Eine sehr helle, ungefähr runde Spirale Objekte am 13. April und katalogisierte mit 4,5' Durchmesser. Kern nahezu stellar. sie im gleichen Jahr als M 98, M 99 und Es gibt zwei Hauptwindungen, ziemlich Abb. 1: Die Spiralgalaxie M 99. Markiert ist die M 100. Interessant ist, dass zwar M 98 offen, die viele nahezu stellare Kondensa- hellste auch visuell sichtbare HII-Region. Kitt von William Herschel katalogisiert wurde, tionen zeigen.« M 100: »Eine helle, regel- Peak Observatory. nicht aber M 99 und M 100. Dies ist aber mäßige, fast runde Spirale von 5' Durch- ungewöhnlich: Nur 17 Messier-Objekte messer. Sehr schwacher, stellarer Kern, (M 91 und M 102 eingerechnet) tauchen umgeben von hellen kurzen Windungen, in Herschels Katalogen auf. die ein zentrales Oval formen. Die äuße- Im Frühjahr 1846 entdeckte Lord Ros- ren Windungen sind recht offen, ziemlich se mit seinem 72-Zöller die Spiralstruk- regelmäßig, mit vielen stellaren Konden- tur von M 99 – sein zweiter »Spiralnebel« sationen.« Kommen wir nun zur heutigen nach M 51. Zu seiner Beobachtung vom Sicht der Dinge. 11.3.1848 schrieb er: »Spirale mit einem M 99 und M 100 gehören zu den hells- hellen Stern darüber, ein dünner Teil des ten und größten Spiralgalaxien im Virgo- Nebels reicht bis zu diesem Stern und Galaxienhaufen [3]. Beide stehen stark darüber hinaus. Hauptspiralarm unten, unter dessen gravitativem Einfl uss. Dies nach rechts drehend.« Im folgenden Jahr erklärt die »zu großen« Rotverschiebun- fertigte er eine detaillierte Zeichnung gen, insbesondere bei M 99 (siehe Tabel- Abb. 2: William Lassells Zeichnung von M 100 mit an (Abb. 2). Bei M 100 entdeckte er am le). Nach dem Hubble-Gesetz müssten dem 48"-Refl ektor (26.4.1862). 9.3.1850 ebenfalls Spiralstruktur. Kurios beide Galaxien in einer größeren Ent- ist, dass sein Sohn Lawrence das Zentrum fernung, sogar jenseits des Haufenzen- – er dachte wohl an eine Art »kosmisches am 1.4.1864 als »schönen Planetarischen trums (das bei etwa 65 Millionen Licht- Feuerrad«. Nebel« beschrieb. Schon zwei Jahre frü- jahren liegt), stehen. Tatsächlich befi nden Die Galaxie ist merkwürdig unsym- her befand William Lassell, dass das Zen- sie sich aber mit Entfernungen von 60 metrisch, der Kern scheint exzentrisch zu trum von M 100 eigentümlich ist; er be- bzw. 56 Millionen Lichtjahre davor. Der liegen. Außerdem gibt es schwache An- schrieb es als »Gruppe von Sternen«, die Grund für die höhere Radialgeschwin- zeichen für einen Balken [5]. Bemerkens- aber selbst bei 474× in seinem 48-Zöller digkeit liegt also in der Anziehung, die wert ist auch die starke Sternentstehung nicht aufl ösbar war (Abb. 4). Dagegen er- (von uns weg) auf das Zentrum gerichtet [6]. Vielleicht gab es eine Begegnung mit schien Heinrich Ludwig d’Arrest der Kern ist. Solche, vom massiven Virgo-Haufen der Nachbargalaxie M 98, die (trotz ih- im 11"-Refraktor »aufgelöst« (16.4.1862). verursachte »lokale« Wirkungen auf die rer Entfernung) mit 124 km/s auf uns zu Johann Ludwig Emil Dreyer nahm M 99 kosmische Expansion innerhalb des Loka- kommt! Umgekehrt könnte ein Teil der und M 100 im Jahre 1888 als NGC 4254 len Superhaufens werden auch als »Virgo hohen Radialgeschwindigkeit von M 99 bzw. NGC 4321 in seinen New General fl ow« bezeichnet. auf diese Wechselwirkung zurückzufüh- Catalogue auf. M 99 ist eine dreiarmige face-on-Spi- ren sein [7]. M 99 rotiert im Uhrzeigersinn Erste fotografi sche Aufnahmen der bei- rale vom Typ SA(s)c und ähnelt damit und ist kleiner und weniger massiv als den Galaxien gelangen Isaac Roberts im stark M 33 im Dreieck. Beide teilen sich unsere Milchstraße.

Mai 1896 mit seinem 20"- Refl ektor. Er auch den populären Na- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. entdeckte in den Spiralarmen von M 99 men »Pinwheel«, was so- Zusätzliche Daten der beiden Galaxien viele »sternartige Kondensationen«, also viel wie »Sprossenrad« be- M 99 M 100 HII-Regionen nach heutiger Terminologie. deutet. Richard Allen [4] Flächenhelligkeit 13m,0 13m,3 M 100 machte im März 1901 von sich hat M 99 im Jahre 1899 Positionswinkel 51° 30° reden als Heber Curtis vom Lick Ob- so benannt und beschrieb Typ SA(s)c SAB(s)bc servatorium eine Supernova entdeckte das Objekt als »one of the Fluchtgeschwindigkeit 2407km/s 1571km/s (15m,6); es war erst das fünfte beobach- pyrotechnics in the sky«

interstellarum 33 21 Objekte der Saison

Abb. 4: Lord Rosses Zeichnung von M 99 mit dem 72"-Refl ek- tor (1848). Buchstaben bezeichnen die Knoten und Vorder- grundsterne.

Telescope (HST) konnten mehr als 20 Ce- [3] Burnham, R. jun.: Burnham’s Celestial pheiden lokalisiert werden [9]. Handbook, Vol. II und III, Dover Publ. (1978) M 100 zeigt ebenfalls eine starke Stern- [4] Allen, R. H.: Names: Their Lore and entstehung, insbesondere in einem »cen- Meaning, Dover Publ. (1963) tral nuclear ring« (CNR). Hier fi nden sich [5] Sakamoto, K., et al.: CO Images of the viele junge, blaue Sterne [5]. Der innere Central Regions of 20 Nearby Spiral Ring wurde auch mit dem NASA Ultravi- Galaxies, Astrophys. J. Suppl. 124, 403 olet Imaging Telescope auf der Astro-1 (1999) Space Shuttle Mission untersucht. M 100 [6] Rauscher, B. J.: Near-infrared Surface ist eine »hot spot galaxy« [10]. Diese Ak- Photometry and Morphology in Virgo tivität ist wohl auch der Grund für die au- Cluster Spiral Galaxy Nuclear Regions, ßergewöhnliche Anzahl von Supernovae Astron. J. 109, 1608 (1995) (vier Erscheinungen innerhalb von 100 [7] www.seds.org/messier/m/m099.html Jahren). Ursache könnten Wechselwir- [8] www.seds.org/messier/m/m100.html Abb. 3: Das Zentrum von M 100, gesehen mit kungen mit anderen Galaxien sein. M 100 [9] Ferrarese, L. et al.: The Extragalactic dem Hubble-Weltraumteleskop. STScI/AURA/ ist von mehreren Zwerggalaxien umge- Distance Scale Key Project. IV. The NOAO. ben [11] und bildet ein Paar (Holmberg Discovery of Cepheids and a New Distance 387) mit NGC 4312 in 18' Distanz. to M 100 Using the Hubble Space M 100 ist eine zweiarmige Spirale, na- Wolfgang Steinicke Telescope, Astrophys. J. 464, 568 (1996) hezu face-on, vom Typ SAB(s)bc und äh- [10] Kinney, A. L.: An Atlas of Ultraviolet Spectra nelt, auch hinsichtlich ihrer Größe und [1] Keeler, J.: The Crossley Refl ector of the Lick of Star-forming Galaxies, Astrophys. J. Masse, unserer Milchstraße [8]. Die Ga- Observatory, Publ. Lick Obs. 8, 11 (1908) Suppl. 86, 5 (1993) laxie rotiert entgegen dem Uhrzeigersinn. [2] Curtis, H.: Descriptions of 762 Nebulae [11] Sandage, A.: Absolute Magnitudes of E and Sie war einer der des »Hubble Key and Clusters Photographed with the S0 Galaxies in the Virgo and Coma Clusters Projects« zur Bestimmung des Hubble- Crossley Refl ector, Publ. Lick Obs. 13, 9 as a Function of U-B Color, Astrophys. J. Parameters H0. Mit dem Hubble Space (1918) 176, 21 (1975)

Beobachtungen (M 99) gefranst wirkt. Die Randbereiche sind keine Verbesserung, der Kern bleibt insgesamt ungleichmäßig strukturiert. jedoch hell genug um leicht gefl eckte 20×80-Fernglas: fst 6m,5; auffällig, Angelika Gruner Helligkeitsvariationen zu verraten. Im direkt sichtbar, rund. Uwe Pilz 200/1220-Newton: fst 6m,6; eine Randbereich sind keine Spiralstrukturen 150/1500-Maksutov: fst 5m,9; rund, schöne helle Galaxie, die jedoch Details zu erkennen. Sehr nahe am Rand in öst- ausgedehnter Halo, heller Kern; 83×. erst nach geduldiger Beobachtung ent- licher Richtung ist ein Stern von etwa 11. Uwe Pilz hüllt. Für die Sichtbarkeit der Spiralar- Größe zu erkennen. In der näheren Um- 150/2250-Refraktor: fst 5m,7; rund- me waren 98× am besten geeignet, gebung befi nden sich weitere schwache liche Form, ohne Strukturen, zur Mitte während 126× und 191× für die HII-Re- Sterne; 62×, 222×. Armin Quante etwas heller werdend ohne ausgepräg- gionen und die kernnahen Strukturen 250/1250-Newton: fst 5m,4; Run- tem Kerngebiet; 64×. Hubert Herme- notwendig war. Der südliche Arm, und de Galaxie, wird zur Mitte etwas heller, lingmeier besonders die Dunkeltrennung zwischen recht schwach, keine weiteren Struktu- 200/800-Newton: runder Nebel; et- ihm und dem Kern sind relativ deut- ren sichtbar; 100×. Martin Schoenball was hellerer Kern; gut zu sehen; indirekt lich indirekt auszumachen. Die beiden 317/1500-Newton: fst 5m,8; die Gala- etwas heller; 57×. Gerd Kohler nördlichen Sprialansätze sind dagegen xie ist direkt sehr hell als runder relativ 200/1000-Newton: ein relativ heller, sehr schwierig, und nur andeutungswei- großer Nebel sichtbar. Zur Mitte ist ein großer und ovaler Fleck; 57×. Andreas se erkennbar. Der östliche Arm windet deutlicher Helligkeitsanstieg erkennbar, Kaczmarek sich wie die ganze Spirale entgegen des wobei das helle Zentrum nicht punkt- 200/1000-Newton: fst 5m,5; die Uhrzeigersinnes, wobei eine etwas ab- förmig, sondern deutlich fl ächig ist. Die Galaxie ist relativ groß und rund und gesetzte, fl ächige HII-Region erkennbar Spiralstruktur ist andeutungsweise er- problemlos bei direktem Sehen sicht- ist. Die Reaktion dieser Region auf einen kennbar; 170×. Klaus Wenzel

bar. Am Rand geht die Galaxie fl ießend UHC-Filter ist deutlich. Im südlichen Arm 320/1440-Newton: Bortle 5; sehr Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. in den Hintergrund über und zur Mitte blitzt eine weitere sehr schwache HII-Re- starke Helligkeitszunahme zur Mitte, steigt die Helligkeit stark an. Struktu- gion auf. Matthias Juchert aber der Kern ist ausgedehnt (nicht ren sind keine sichtbar; 50×. Andreas 206/1554-Newton: fst 5m,8; deut- punktförmig). Die Spiralarme sind nur Langbein lich zu erkennen ist ein diffuser runder als Ausbuchtungen der sonst runden 200/1200-Newton: Bortle 5; bei 90× Kern bei kleiner Vergrößerung. Schwa- Galaxie erkennbar. Sie erscheint da- ein großer runder Fleck, der im Zentrum cher Halo, unregelmäßiger Randbereich. durch in ONO-WSW-Richtung etwas heller und in westliche Richtung aus- Hohe Vergrößerung bringt am Rand länglich. Südöstlich wird M 99 durch

22 interstellarum 33 einen 12m-Stern begrenzt; 144×. Uwe Pilz 360/1600-Newton: fst 5m,3; die Ga- laxie erscheint hell, aber sehr diffus. Im hellen Zentralbereich zeigen sich Strukturen mit relativ deutlichen Kon- trasten. Diese setzen sich nach außen in Spiralarme fort, die aus so vielen einzelnen Bruchstücken bestehen, dass es schwer ist, zu entschieden, welcher Teil zu welchem Arm ge- hört. Helle Knoten akzentuieren diese Bruchstücke. Durch den diesigen Him- mel wird die Wahrnehmung besonders CCD-Aufnahme, Stefan Lilge, 8"-SCT, 1260mm Brenn- CCD-Aufnahme, Andreas Rörig, 11"-SCT, in den äußeren Bereichen gestört. Viel weite, CLS-Filter, 18×10min (L), 10min (RGB), MX716. 1955mm Brennweite, 9×11,7min (L), 4×5min Beobachtungszeit ist nötig, um trotz- (RGB), MX916, 2×2-Binning. dem zu einem Ergebnis zu kommen; 150×–260×. Rainer Töpler 360/1780-Newton: beeindrucken- de dreiarmige Spirale, leicht elongiert in PW 60° mit fast 4' Durchmesser. Der südliche Arm ist am deutlichsten und dunkel abgetrennt vom restlichen Galaxienkörper. Helle Flecken sind Andeutungen der großen Sternent- stehungsgebiete. Der nordwestliche Arm ist kürzer, während der nordöst- liche Arm am schlechtesten begrenzt erscheint, aber mit einem deutlichen hellen Knoten endet. Dies ist das Ros- sesche Sternchen B, die HII-Region 4254-001 nach der Liste von Hodge und Kennicutt, 2' östlich des Kerns. Ro- CCD-Aufnahme, Thorsten Güths, 6"-Newton, 880mm CCD-Aufnahme, Josef Müller, 12"-Newton, nald Stoyan Brennweite, 4×5min, MX5C. 1460mm Brennweite, 12×5min, ST-7XE. 406/1824-Newton: fst 6m,2; direkt zu sehen, heller Kern, face-on. Indi- rekt sind sehr schwach, aber eindeu- tig zwei Spiralarme zu erkennen. Einer schwingt sich im Süden fast eine vier- tel Umdrehung um den Galaxienkern, vom anderen ist nur der Ansatz vom Kern nach Nordwesten zu erkennen. Dieser Arm verliert sich im diffusen Einheitsbrei der Galaxienfl äche, taucht aber noch einmal als kurzer Ausläufer und mit einer Verdichtung in Richtung Südost auf. Auf der Galaxie sind insge- samt fünf Verdichtungen bzw. Knoten zu sehen; 150×, 200×. Harald Osmers 445/2000-Newton: bei 167× zwei CCD-Aufnahme, Reinhard Hinterreiter, 10"-SCT, CCD-Aufnahme, Martin Werner, 8"-Newton, Spiralarme sichtbar, wovon der südli- 1575mm Brennweite, 2min, Pictor 416. 1200mm Brennweite, 3×40min, MX7C. che am südwestlichen Ende eine Ver- dichtung hat und etwas aufgefächert CCD-Aufnahme, Ulrich Tiburg, 8"-SCT, 1260mm CCD-Aufnahme, Markus Mühlenbruch, 5,6"- wirkt. Der nördliche Arm ist diffus. An- Brennweite, 9×5min, ST-7. Refraktor, 1500mm Brennweite

dreas Kaczmarek Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 450/2025-Newton: fst 6m,0; heller aber diffuser Kern, zwei ausgepräg- te Spiralarme einfach erkennbar. Der westliche Spiralarm ist weit ausladend. Zwischen den Spiralarmen und dem Kernbereich ist es schwarz! 300×; Ar- min Quante

interstellarum 33 23 Objekte der Saison

Fortsetzung M 99 … Beobachtungen (M 100) druck, dass der Kern etwas eckig, viel- leicht dreieckig ist; 62×, 222×. Armin 20×80-Fernglas: fst 6m,5; groß, hell Quante und rund. Nur geringer Helligkeitsan- 320/1440-Newton: Bortle 5; oval stieg zur Mitte. Uwe Pilz (2:3), kompakter Kern, noch nicht ganz 150/900-Newton: fst 5m,8; M 100 ist sternförmig. Zwei Spiralarme im Uhr- direkt und hell als großer runder Nebel zeigersinn. Der östliche Arm wird durch mit deutlich hellerem Kern sichtbar; einen 13m-Stern begrenzt. In den Spi- 60×. Klaus Wenzel ralarmen sind einige helle Knoten zu 150/1500-Maksutov: fst 5m,9; ziem- sehen. Der östliche Arm ist deutlicher, lich hell rund, kaum Helligkeitszunah- dort ist auch das Dunkelgebiet zwi- me zur Mitte; 50×. Uwe Pilz schen Galaxie und Arm nicht schwie- 150/2250-Refraktor: fst 5m,7; die rig; 144×. Uwe Pilz Galaxie ist sehr schwach und schwierig 360/1600-Newton: fst 5m,3; auf den zu erkennen, etwas längliche Gestalt, ersten Blick ist nur der helle Zentralbe- ohne Strukturen, Kerngebiet ist etwas reich sichtbar und zeigt auch deutlich Zeichnung, Andreas Kaczmarek, 17,5"-Newton, 167×. heller; 64×. Hubert Hermelingmeier einige feine Bögen um den sternförmi- 200/1000-Newton: relativ große gen Kern. Im Laufe der Beobachtung und helle Galaxie, bei der zum Kern schälen sich weitläufi ge Außenberei- hin die Helligkeit schnell ansteigt; 40×. che, die sich nur sehr schlecht vom Andreas Kaczmarek Himmelshintergrund abheben, heraus, 200/1000-Newton: fst 5m,5; die Ga- die durch mehr oder weniger zusam- laxie hat einen sehr hellen stellaren menhängende Bögen gebildet werden. Kern, am Rand geht sie fl ießend in den Vom Zentrum ausgehend gezeichnet, Hintergrund über. Sie ist rund, etwas wachsen die Ausdehnungen des Ob- kleiner als M 99 und strukturlos; 50×. jektes mit fortschreitender Beobach- Andreas Langbein tungszeit, bis das Zeichenblatt fast zu 200/1200-Newton: Bortle 5; bei klein wird. Trotz des diesigen Himmels 90× nur wenig größer als M 99. Im eine schöne Beobachtung; 80–250×. Zentrum ein konzentrierterer heller Rainer Töpler Zeichnung, Matthias Juchert, 8"-Newton. Punkt, dieser liegt etwas außerhalb 360/1780-Newton: Spiralstruktur der Mitte nach Osten hin. Bei länge- wunderschön zu sehen; M 100 mau- rem Betrachten scheinen die sichtba- sert sich zu einer großen Spirale mit ren Außenbereiche der Galaxie immer zwei sich ein Mal komplett um den größer zu werden. Angelika Gruner Kern windenden, eng anliegenden 200/1220-Newton: fst: 6m,6; die diffusen Armen. Der nördlich endende Galaxie zeigt ein deutliches, fl ächiges Arm ist schwächer und endet fl eckig; Kerngebiet. Die Spiralarme sind bei seine Wurzel ist aber sehr hell markiert 98× und 126× angedeutet, können und deutlich vom Kern abgetrennt. aber nicht komplett nachvollzogen Der südlich endende Arm ist besser werden. Westlich des Kerns ist ein Hel- defi niert, er läuft diffus nach Süden ligkeitsknoten indirekt wahrnehmbar. aus. Visuell erscheint die Galaxie oval Hier liegen etwa die Ansatzpunkte der in PW 105° fast senkrecht zur fotogra- beiden langen Spiralarme, die sich fi schen Hauptachse in PW 30°. Der entgegen des Uhrzeigersinnes um den helle fl ächige und fl eckige Kern ohne Kern winden. Die beiden Satellitenga- innere Konzentration misst etwa 20", laxien im Norden und Osten sind mit während die Gesamtausdehnung 3,5' 126× indirekt zu erfassen. Matthias Durchmesser erreicht. Mehrere Sterne Zeichnung, Rainer Töpler, 14"-Newton. Juchert stehen am westlichen Rand der Gala- 206/1554-Newton: fst 5m,8; die Ga- xie, die auch von zahlreichen weiteren Zeichnung, Harald Osmers, 16"-Newton, 200×. laxie steht etwas nord-westlich versetzt Galaxien umgeben ist. Davon ist NGC zwischen zwei gleichhellen Sternen. Zu 4322 5' nördlich extrem schwach, wäh- erkennen ist deutlich ein ovaler Halo, rend NGC 4328 6' östlich als schwache der sich in Richtung des östlich stehen- Spindel in PW 60° deutlicher erkannt

den Sterns ausrichtet. Die Helligkeit werden kann. Ronald Stoyan Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. des Halos ist unregelmäßig, aber auch 450/2025-Newton: fst 6m,0; Bei der indirekt sind keine Strukturen zu er- hohen Vergrößerung fast formatfül- kennen. Der Kern ist hell und klein, je- lend. Filigrane Spiralarmstruktur ist doch nicht ganz stellar. Bei hoher Ver- noch direkt zu erkennen. Sehr heller größerung ist direkt nur noch der Kern kleiner Kern, Zentrum nicht ganz zen- erkennbar. Die Form des Kerns ist nicht tral; 300×. Armin Quante zu halten, mehrmals habe ich den Ein-

24 interstellarum 33 Objekte der Saison

CCD-Aufnahme, Josch Hambsch, 16"-New- CCD-Aufnahme, Matthias Hänel, 8"-SCT, 1260mm CCD-Aufnahme, Ulrich Tiburg, 8"-SCT, ton, 1320mm Brennweite, 45min, ST-8. Brennweite, 2×10min, ST-7E. 1260mm Brennweite, 15×5min, ST-7.

CCD-Aufnahme, Thorsten Güths, 6"-Newton, 880mm Brennweite, 6×5min, MX5C.

CCD-Aufnahme, Stefan Lilge, 8"-SCT, 1260mm Brennweite, CLS-Fil- ter, 12×10min, MX716.

CCD-Aufnahme, Josef Müller, 12"-Newton, CCD-Aufnahme, Stephan Messner, 10“-SCT, 2500mm CCD-Aufnahme, Martin Werner, 8"-Newton, 1460mm Brennweite, 12×5min, ST-7XE. Brennweite, 9×10min, ST-8E. 1200mm Brennweite, 3×40min, MX7C. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 25 Erde

Leoniden in der Hochatmosphäre der Erde

von Bernd Gährken und Jürgen Michelberger

Die Leoniden sind der einzige regelmäßig auftretende Meteorsturm. Deshalb war er in den letzten zwei Jahrhunderten Gegenstand intensiver Untersuchungen. Bei fotografi schen Parallaxenmessungen wurden maximale Aufl euchthöhen von etwa 120km ermittelt. Verglichen mit anderen Sternschnuppenströmen ist dies ein hoher Wert, der auf die ungewöhnlich hohe Eintrittsgeschwindigkeit der Schnuppen zurückzufüh- ren ist. Mit 71km pro Sekunde sind die Leoniden der schnellste bekannte Meteorstrom

essungen mit durch Nachtsicht- meerraum meist akzeptable Bedingungen das in etwa einer Kleinbildbrennweite von geräte verstärkten Videokame- herrschten. 28mm entspricht. Mras zeigten beim Meteorschauer Einige Wochen nach der Heimkehr aus Zufällig fi el die Feuerkugel genau durch von 1998 für einige Feuerkugeln unge- Spanien war in der deutschen Planeten- das Bildfeld der Mintronkamera und konn- wöhnlich lange Fallzeiten [1]. Sie ließen Mailgroup ein erster Erfahrungsbericht te erfolgreich aufgezeichnet werden. Sie ist vermuten, dass mit moderner Technik von Bernd Brinkmann zu lesen. Er hat- auf etwa 25 Aufnahmen zu erkennen. Die auch jenseits der 120km-Grenze Meteore te die Leoniden etwa 50km nördlich von zeitliche Abgrenzung ist etwas schwierig, nachgewiesen werden können. Der Beweis Alicante in Tarbena beobachtet. Vom Ma- weil nach dem Fall noch eine mehrere Mi- ist jedoch schwierig, da neben der geeig- ximum hat er wegen der aufziehenden Be- nuten sichtbare Rauchspur zurückgeblie- neten Technik auch noch ein Quäntchen wölkung zwar nichts gesehen, doch konnte ben ist. Die Belichtungszeit der einzelnen Glück benötigt wird. er um 1:36 UT mit seinem 8mm-Fisheye- Bilder lag bei 0,16s. Nach dem achtzehn- Objektiv eine sehr helle Feuerkugel foto- ten Bild hatte die Feuerkugel allerdings Fallbeispiel: Die Leoniden 2002 grafi eren. Sie soll etwa –6m erreicht haben. ihre maximale Ausdehnung erreicht. Man Zur gleichen Zeit wurde von unserer Ex- kann daher von einer Mindestfl ugdauer Im November 2002 bot sich zum letz- pedition auf dem Calar Alto ebenfalls eine von 18×0,16s=2,88s ausgehen. ten Mal in diesem Jahrhundert die Chan- sehr helle Schnuppe gesichtet, die eine ce, einen Leonidensturm zu beobachten. deutliche Rauchspur hinterlassen hat. Auf Die Höhenberechnung Mit dem Eintreff en der Meteore wurde in dem Calar Alto wurde zur Beobachtung der Nacht vom 18.11. auf den 19.11. zwi- eine für Überwachungszwecke entwickel- Die kometare Bahn der Leonidenteil- schen 3:30 und 4:30 UT gerechnet. Die te, extrem empfi ndliche Mintron-Kamera chen bedingt eine Eintrittsgeschwindig- mittlerweile etablierte Dust-Trail-Th eorie verwendet. Sie verfügt über einen mit Mi- keit von 71km/s. Bei einer Flugzeit von prognostizierte Fallraten von etwa 3000 krolinsen ausgerüsteten HAD-Chip, der 2,88s wird eine Distanz von etwa 200 Ki- Stück pro Stunde. Wegen des störenden sich durch ein sehr gutes Signal zu Rausch- lometern zurückgelegt. Da die Endpunkte Mondlichts sollten davon allerdings selbst verhältnis auszeichnet. Zudem ist die Min- derartiger Feuerkugeln bei etwa 80km lie- bei sehr guten Bedingungen nur etwa 20% tron-Kamera in den spektralen Randberei- gen, lässt sich dies nur schwer mit der in sichtbar sein. Doch auch 600 Schnuppen chen sehr leistungsfähig. Dadurch erhält der Literatur zu fi ndenden Aufl euchthöhe pro Stunde sind ein beeindruckendes Er- sie auch Signale, für die die klassische von 120 km vereinbaren. Ein fl acher Streif- lebnis! Leider ist die Wahrscheinlichkeit Fotografi e eher unempfi ndlich ist. Ausge- schuss durch die Erdatmosphäre kann für für einen klaren Himmel im Novem- rüstet mit einem 6mm-Videoobjektiv mit den Beobachtungszeitpunkt ausgeschlos- ber in Deutschland sehr gering. Aus die- f/1,2 hatte die Kamera ein Gesichtsfeld, sen werden. Der Eintrittswinkel ist durch sem Grund bildeten sich 2002 mehrere Gruppen, mit dem Ziel in den sonnigen Süden

auszuweichen. Unsere Gruppe Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. reiste zur iberischen Halbin- sel, wo mit etwa 50%iger Si- cherheit der Himmel frei sein sollte. Tatsächlich war in Mit- teleuropa die Nacht vom 18. auf den 19.11.2003 weitgehend bewölkt, während im Mittel- Abb. 1: Flugbahn des Meteors auf die Erdoberfl äche projiziert.

26 interstellarum 33 die Horizontdistanz des Radianten fest- sehr gut zu den Ergebnissen, die gelegt und dieser Winkel lag um 1:36 UT bei ähnlichen Messungen wäh- schon bei 30°! rend des Maximums von 2001 Plausibel wäre eine Abbremsung durch in China ermittelt wurden. die Reibung in der Erdatmosphäre. Doch Während die Leuchtspur selbst dann wäre eine Flugdauer von 2,88 meist mit einem hellen Licht- Sekunden sehr schwierig zu erklären. blitz endet, ist der Meteorspur- Ein Vergleich der Bilder aus Tarbena beginn weit schwieriger zu fas- und vom Calar Alto zeigte sehr schnell, sen. Hier ergeben sich Probleme dass es sich um eine Doppelaufnahme der durch die unterschiedliche gleichen Feuerkugel handelte. Somit bot Empfi ndlichkeit der Aufnah- sich die Gelegenheit, über die Bestimmung memedien. Mit den Start-Da- der Parallaxe die Bahn des Boliden etwas ten aus Tarbena gibt es kei- genauer zu analysieren. nen brauchbaren Schnittpunkt Die Position in Tarbena war durch GPS zu den Daten vom Calar Alto. bekannt, die Position des Calar Alto war Es fi nden sich allerdings mög- auf der Homepage des Observatoriums liche Kombinationen, wenn nachzulesen. Die Entfernung zwischen die Tarbena-Bahn um mehr als den Beobachtungsorten lag bei 274km. 100% in Richtung des Radi- Der große Abstand nährte die Hoff nung anten verlängert wird! Dies ist Abb. 2: Die Kombination der Einzelbilder 1, 8, und 18 zeigt auf eine sehr genaue Höhenbestimmung. kein Problem, weil der Leoni- den Boliden vom Aufl euchten bis zu seiner maximalen Aus- Doch leider gab es einige Unsicherheitsfak- den-Radiant sehr spitz ist. Die dehnung. toren. Knackpunkt ist die genaue Bestim- Leoniden-Dusttrails sind noch mung von Anfang und Ende der Leucht- sehr jung und wurden bislang kaum vom Spurný et al. ist bei ihren Arbeiten spur am Himmel. Bei den Mintronbildern Sonnenwind erodiert. Dadurch hält sich aufgefallen, dass die Boliden zwei Ent- gab es wenig Probleme: Die Verzeich- der Fehlerbalken bei der Verlängerung in wicklungsphasen durchlaufen. Zunächst nung des Videoobjektivs ist gering und verantwortbaren Grenzen. Bei mehreren ist auf den Aufnahmen nur ein kleiner, für die Ausmessung waren ausreichend Modellrechnungen wurde kein möglicher runder, diff user Klecks zu erkennen. Ab Be zugssterne vorhanden. Bei der Tarbena- Schnittpunkt unterhalb von 165km und einer bestimmten Grenze wandelt er sich Aufnahme sah dies ganz anders aus: Das über 180km gefunden. Als wahrschein- zur Tropfenform und es folgt ein rasanter verwendete 8mm-Peleng-Fisheyeobjektiv lichster Wert wurde 173,7km ermittelt. Helligkeitsanstieg. Diese Diff erenzierung besaß extreme Bildfehler und durch den Das Resultat war zunächst sehr überra- konnte auch auf unseren Bildern nachvoll- Vollmond wurden sämtliche schwächere schend. zogen werden. Die Grenze liegt liegt bei Orientierungssterne überstrahlt. Hinzu Bild 8 (Abb. 2). Die für dieses Foto errech- kam, dass der Fallzeitpunkt innerhalb der Vergleich und Diskussion nete Höhe ist 130,3km. Der von uns und 8-minütigen Aufnahme zunächst nicht der von Spurný et al. ermittelte Wert liegt exakt bestimmt werden konnte, so dass Im Internet fand sich jedoch eine Ar- verblüff end dicht beieinander. ein Zeitfehler von ±4min akzeptiert wer- beit von Pavel Spurny et al. mit dem Titel Durch die Einzelbilder des Videos er- den musste. »New type of radiation of bright Leonid gibt sich ein Shutter-Eff ekt, der es erlaubt Im Umfeld der Meteorspur waren nur meteors above 130km« die am 9.3.2000 im die Geschwindigkeit zwischen den einzel- drei hellere Sterne zu sehen: Sirius, Pro- Journal »Meteoritics & Planetary Science« nen Bahnpunkten abzuschätzen. Durch kyon und Alphard, der hellste Stern der erschienen ist [1]. Demnach konnte 1998 die mit dem extremen Helligkeitsanstieg Wasserschlange. Mit der Shareware »Pic- mit hochempfi ndlichen Videokameras bei einhergehende Überstrahlung kann al- ture Window 2.5« wurde versucht, Kar- sieben hellen Feuerkugeln eine Starthöhe lerdings nicht jede Meteorposition ausge- ten-Overlays zu erstellen und die Bildfeld- von mehr als 130km nachgewiesen werden. messen werden. Für den Bereich zwischen wölbung herauszurechnen. Es zeigte sich Die Daten sind mit der üblichen Ablati- Bild 1 und Bild 8 wurde eine Geschwin- jedoch bald, dass drei Orientierungsster- onstheorie nicht zu erklären. Die Ursache digkeit von 70,8km/s errechnet. Für die ne nicht ausreichen, um die Verzeichnung ist noch Gegenstand der aktuellen For- restlichen 10 Bilder lag die Durchschnitts- des Objektivs genügend zu beschreiben. schung. Es wird ein elektromagnetischer geschwindigkeit bei mindestens 61,7km/s. Bei genauer Inspektion des Originalne- Eff ekt vermutet. Der ungebremste Flug am Bahnanfang gativs konnte zum Glück un- weit des Leuchtspurendes noch der Stern ρ Puppis identifi ziert werden. Nun war es möglich,

die Lage des Endpunktes exakt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. genug zu ermitteln. Die Berechnungen zeigten, dass die Feuerkugel in einer Höhe von 81,9km erloschen sein muss. Es gibt zwar einen mehrere Kilometer breiten Feh- Abb. 3: Die Sequenz zeigt den Boliden vom Aufl euchten bis zum Verlöschen. Die Aufnahmen entstanden am lerbalken, doch der Wert passt 19.11.2002 um 2:36 MEZ mit einer Mintron-Videokamera und einem 6mm-Objektiv bei f/1,2.

interstellarum 33 27 Erde

ist ein gutes Indiz für die Th ese, dass der 130km-Grenze genauer zu analy- Reibung in den äußersten Atmosphä- sieren. Feuerkugeln sind sehr selten renschichten keine große Rolle spielt und ihr Fall nicht planbar. So konnte und die Ablation erst unterhalb von 1999 eine britisch-kanadische Expedi- 130 Höhenkilometern zum Tragen tion in Israel die Beobachtungen nicht kommt. bestätigen [2], während das Team um Auch wenn die ermittelten Daten Pavel Spurny 1999 in Spanien und teilweise wunderbar zusammen pas- 2001 in den USA einige weitere Bei- sen, so sind sie doch mit etwas Vor- spiele fi nden konnte [3]. Mittlerweile sicht zu betrachten. Ein Fehler von ist es dieser Gruppe auch gelungen, bei etwa ±5% ist nicht ganz auszuschlie- den Perseiden einen Meteor und bei ßen! Dies liegt vor allem an der recht den Eta-Aquariden zwei Meteore mit großen Entfernung des Meteors von Starthöhen von 150km nachzuweisen den beiden Beobachtungsstandorten. [4]. Die Rekordhöhen der Leoniden Die langen Arme der für die Trigono- wurden jedoch nicht erreicht. metrie verwendeten Dreiecke führen Für die Jahre 2004 bis 2006 sind schon bei kleinen Winkeldiff erenzen für die Leoniden lediglich Zenitraten zu relativ großen Abweichungen im zwischen 30/h und 100/h zu erwarten. Ergebnis. Die Distanz von Tarbena Doch bei den Perseiden 2004 könnte zum Fußpunkt des Meteorendes lag sich eine interessante Chance eröff - bei 207km, die Entfernung vom Calar nen. Der renommierte Dust-Trail-Th e- Alto zum Fußpunkt des Meteoren- oretiker Esko Lyytinen rechnet mit ei- des bei 356km. Für den Meteorstart nem möglichen Sturm am 11. August wurden sogar die Werte 329km und um 22:54 MESZ. Die geometrischen 523km errechnet. Werden die Anga- Bedingungen für Deutschland sind ben zu den Fußpunkten in eine Karte günstig. Die Sonne steht zu dieser Zeit eingetragen, zeigt sich, dass der Me- bereits 18° unter dem Horizont und teor nördlich von Algier gestartet ist der Mond ist noch nicht aufgegangen. und etwa auf halbem Weg zwischen Falls tatsächlich ein Sturm die Erde Cartagena und Algier mitten auf dem trifft , ist die Wahrscheinlichkeit hoch, Mittelmeer verloschen sein muss (Abb. dass auch einige Feuerkugeln beob- 1). Bei der Verlängerung der Fallrich- achtet werden können. Wir werden Sie tung nach Westen wird fast exakt der in interstellarum mit aktuellen Vor- Calar Alto getroff en. Dies deckt sich hersagen auf dem Laufenden halten. gut mit den Fotos. Denn wenn man auf den Videobildern vom Radiant [1] Spurny, P., Betlem, H., Jobse, K., aus über den Meteor eine Linie bildet Koten, P., van’t Leven, J.: New type und diese verlängert, so schneidet die- of radiation of bright Leonid meteors se Achse den Horizont fast exakt im above 130 km, Meteoritics & Planetary Osten. Diese einfache Prüfung zeigt, Science (2000), leonid.arc.nasa.gov/ dass die Berechnungen nicht weit von leo00.pdf der Realität entfernt sein können. Die [2] Brown, P., Campbell, M. D., Hawkes, direkte Flugrichtung auf den Calar R. L., Theijsmeijer, C., Jones., J.: Multi- Alto führte dazu, dass beim Eintritt Station electro-optical observations das Licht auf einer relativ kurzen Spur of the 1999 Leonid meteor storm, konzentriert wurde. Bei einer größe- Planetary and Space Science 50, 45 ren Winkelgeschwindigkeit hätte die (2002) Mintron-Kamera trotz ihrer hohen [3] Spurny, P.: Meteors at very high Empfi ndlichkeit vermutlich kein Sig- altitudes – what we know new from nal oberhalb von 130km nachweisen our observations? planetb.sci.isas.ac.jp/ können. Es trafen also gleich mehrere ~avell/2002_Leonid_WS/abstracts/ glückliche Umstände zusammen. pspurny.html Die Mintron-Kamera wird als [4] Koten, P., Spurny, P., Borovicka, J., Stork, Überwachungskamera für einen gro- R.: Extreme beginning heights for

ßen Markt gebaut. Sie ist daher mit ca. non-Leonid meteors; In: Proceedings Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 500 Euro relativ günstig. Es ist schon of the Meteoroids 2001 Conference. verblüff end, dass man mit preiswer- Swedish Inst. Space Phys., Kiruna, ESA ter Ausrüstung und etwas Glück ei- SP-495, 119 (2001) nen Beitrag zur aktuellen Forschung [5] Perseiden-Prognosen von E. Lyytinen: liefern kann. Leider wird es in den http://www.sci.fi /~fmbb/astro/ kommenden Jahren schwierig sein, perseids.htm die seltsame Lichtemission jenseits

28 interstellarum 33 Sonne

Sonne aktuell

von Manfred Holl

rotz der hohen Sonnenaktivität Ende Oktober, die Tauch in den Anfangstagen des November noch spürbar war, und gelegentlichen Spitzen in der Akti- vität etwa alle 27 Tage (eine vollständige Sonnenro- tation), war der Rückgang der Fleckenzahlen unver- kennbar. In [1] wurde dargelegt, dass der beobachtete, teilweise schon dramatische Anstieg zwar ungewöhn- lich, die Sonne jedoch »nicht aus dem Tritt geraten und auf dem Weg des 11-Jahres-Zyklus« sei. Will sagen: Die hohen Spitzen im Oktober und November sind kein Anzeichen dafür, dass sich die Sonnenaktivität nicht in Richtung Minimum bewegt. Und das passt auch gut zu Beobachtungen in anderen Zyklen, wo es in der Abstiegsphase immer wieder mehr oder weniger spek- takuläre Ausbrüche auf der Sonne gegeben hat. Im November lag die durchschnittliche Monatsrela- tivzahl bei 67,2, was gegenüber dem Oktober mit 65,6 Abb. 1: Die Hα-Sonne am 9. Dezember 2003 um 12:54 MEZ. Aufnahme von Erich einen ganz leichten Anstieg bedeutete. Im Detail aber Kopowski bei 1200mm Brennweite, 127/1100-Refraktor, Coronado Tmax 40 off enbarte sich der Trend: Nachdem sich die großen Fleckengruppen vom Ende Oktober auf die von der Erde abgewandte Sonnenhälft e zurückgezogen hatten, sank die Aktivität sehr schnell auf ein Minimum am 6.11. ab, wo vom S.I.D.C. nur eine Relativzahl von 9,0 ermittelt wurde. In den kommenden zwei Wochen blieben die Relativzahlen zweistellig und die Zahl der maximal auf der Sonne gleichzeitig sichtbaren Fle- ckengruppen gering. Erst am 23.11. wurde mit 109,0 wieder ein dreistelliger Wert erreicht. Das blieb dann bis Monatsende so. Die Aktivitätsverteilung zwischen den Hemisphä- ren glich dem der Vormonate: Die Südhälft e der Sonne war mit einer mittleren Relativzahl von 39,0 abermals abaktiver als der Norden mit nur 28,2. Dabei war der Norden vom 5. bis 12.11. und der Süden vom 13. bis Abb. 2: Entwicklung einer Protuberanz am 9.12.2003. Daten wie Abb. 1, Äquiva- 17.11. fl eckenfrei. Die niedrigste Relativzahl im No- lentbrennweite 5000mm. a) 13:00 MEZ, b) 14:37 MEZ. vember wurde, wie schon erwähnt, am 6.11. mit 9,0, die höchste am 28.11. mit 121,0 ermittelt. Relativzahl und Flecken mit bloßem Auge Im Dezember ging es dann rasch abwärts mit der Aktivität: Die 27-Tage-Periode blieb aus, im ganzen Monat wurde keine dreistellige Relativzahl mehr be- stimmt. Einmal mehr war, wenn auch nur geringfü- gig, die Südhälft e aktiver als die Nordhemisphäre, wo am 9.12. kein einziger Fleck zu sehen war. Die durch- schnittliche Monatsrelativzahl lag mit 47,0 deutlich unter der des Novembers, die für den Norden bei 22,5, für den Süden bei 24,5. Die höchste Gesamtrelativzahl wurde am 1.12. mit 98,0, die niedrigste am 9.12. und 31.12. mit jeweils 16,0 gemessen [2]. Damit ging ein Beobachtungsjahr zu Ende, das vie-

le Überraschungen parat hielt und die Verfolgung der Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Sonnenaktivität zu einer spannenden Angelegenheit machte. Hoff en wir auf ein ähnlich ereignisreiches 2004!

[1] Did the sun lose track?, sidc.oma.be/index.php3 [2] sidc.oma.be/index.php3

interstellarum 33 29 Das Jahrhundertereignis am 8. Juni 2004 Venus vor der Sonne

von Susanne und Peter Friedrich

Venustransite sind sehr seltene Ereignisse und obwohl sie regelmäßig auftreten, hat noch keiner der heute lebenden Menschen jemals die Venus vor der Sonnenscheibe beobachtet. Zum ersten Mal sahen 1639 zwei Engländer einen Ve- nustransit. Der Transit am 8. Juni 2004 wird erst der sechste sein, den die Menschheit beobachten wird. Überall dort, wo zur Zeit des Transits die Sonne über dem Horizont steht, kann die Venus als kleiner schwarzer Fleck vor der Son- nenscheibe gesehen werden.

Geschichte der Venustransite die Entfernung zur Sonne berechnet wer- ersten Mal auch Fotografi en bzw. Daguer- den. Halleys 1716 veröff entlichter Aufruf, reotypien angefertigt. Die heute noch er- Die Geschichte der Venustransite be- den Venustransit 1761 entsprechend zu be- haltenen zwölf Aufnahmen, wovon eine ginnt im Jahre 1627, als Johannes Kepler obachten, führte tatsächlich zum Aufb ruch in Abb. 1 gezeigt ist, sind die einzigen seine Rudolfi nischen Tafeln veröff entlich- vieler Beobachtungsexpeditionen aus ver- bisher existierenden Aufnahmen eines Ve- te. In diesem Werk waren die Ephemeriden schiedenen europäischen Ländern in die nustransits. Der kommende Venustransit der Planeten in bis dahin nicht erreichter entlegendsten Gegenden. Aus den Beob- wird dies sicherlich ändern! Genauigkeit vorausberechnet. Ebenfalls achtungen wurde die Entfernung zur Son- darin vorhergesagt war ein Transit der ne zu 125 bis 155 Millionen Kilometern be- Geometrische Bedingungen Venus, der am 7. Dezember 1631 stattfi n- stimmt. Die Ungenauigkeit beruht auf der für einen Transit den sollte. Zum Zeitpunkt des Transits Schwierigkeit, die Kontaktzeiten der Venus stand die Sonne in Europa allerdings un- mit dem Sonnenrand auf Grund des Trop- Die Venus zählt zu den inneren Pla- ter dem Horizont und der von dem fran- fen-Phänomens (s.u.) präzise genug zu be- neten, so dass sie sich gelegentlich zwi- zösischen Astronomen Pierre Gassendi stimmen. Während des Transits bemerkte schen Sonne und Erde befi ndet. Zu die- durchgeführte Versuch, den Transit zu der russische Wissenschaft ler Lomonosov ser Konstellation, die untere Konjunktion beobachten, schlug deshalb fehl. Nach den einen leuchtenden Saum um das Venus- genannt wird, kommt es alle 583,9 Tage. Berechnungen Keplers sollte die Venus scheibchen und schloss daraus, dass die Wegen der Neigungen der Venusbahn von 1639 die Sonne knapp verfehlen. Der briti- Venus eine Atmosphäre besitzen müsste. 3,4° gegen die Ekliptik zieht der Planet in sche Astronom Jeremiah Horrocks stellte Auch die Venustransite am 3. Juni 1769, den meisten Fällen nördlich oder südlich jedoch fest, dass Keplers Berechnungen 9.12.1875 und 6. Dezember 1882 standen der Sonnenscheibe vorüber. Dies geschieht fehlerhaft waren und am 4.12.1639 die ganz im Zeichen der Bestimmung der Ent- bereits, wenn die Venus zur Konjunktion Venus die Sonne nicht verfehlen würde. fernung Sonne-Erde. 1882 wurden zum mehr als 0,25° ober- oder unterhalb der Zusammen mit seinem Freund William Crabtree beobachtete und dokumentierte er diesen Transit erfolgreich. Die beiden gelten als die ersten, die einen Venustran- sit gesehen haben. Im Jahr 1677, nach der Beobachtung des Merkurtransits, kam Edmond Halley zu dem Schluss, dass mit Hilfe von Mer- kur- und insbesondere Venustransiten die

Entfernung Erde-Sonne bestimmt werden Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. kann. Dazu sollten Beobachter an ver- schiedenen Orten auf der Erde den Transit beobachten. Jeder würde die Venus unter einem geringfügig anderen Blickwinkel und damit in etwas anderer Position vor der Sonne sehen. Zusammen mit den be- Abb. 1: Aufnahme des Venustransits von 1882 (US Naval Observatory Library). Dies sind einige der kannten Beobachtungsorten kann daraus wenigen bis zum heutigen Tag bekannten Fotografi en eines solchen Ereignisses.

30 interstellarum 33 Planeten

Abb. 2: Die Venusbahn bei den Transiten vom 8.6.2004 und 6.6.2012. Steht die Venus vor ih-

2012 rem Bahnknoten, wie am 6.6.2012, passiert sie vor den nördlichen Bereichen der Sonnenscheibe. Bei der Stellung nach dem Knoten, wie 2004 am bevorstehenden Transit vom 8.6.2004, befi ndet sich der Planet nach dem Knoten von Ekliptik und Venusbahn (vgl. Kasten zur Erläu- terung).

Erdbahnebene steht. Nur dann, wenn sie sich während der un- teren Konjunktion sehr nahe bei einem ihrer Bahnknoten, also den Schnittpunkten der Venusbahn mit der Erdbahnebene, auf- hält, ereignet sich ein Vorübergang vor der Sonnenscheibe. Die- se Vorübergänge werden als Transit, Passage oder Durchgang bezeichnet. Findet eine untere Konjunktion exakt im Bahnkno- ten statt, bewegt sich die Venus während des Transits durch das Zentrum der Sonnenscheibe; fi ndet sie jedoch etwas entfernt vom Bahnknoten statt, wandert sie ober- oder unterhalb der Sonnen- mitte über die Scheibe. Venus erscheint während eines Transits als schwarzer runder Fleck mit einem Durchmesser von knapp einer Bogenminute vor der etwa ein halbes Grad großen Sonnenscheibe. Da sie sich von der Erde aus betrachtet auf dem retrograden Teil ihrer Bahn be- Abb. 3: Der Verlauf der Venusbahn vor der Sonnenscheibe. Der Venustran- fi ndet, bewegt sie sich von Ost nach West über die Sonnenscheibe sit wird am Vormittag des 8.6.2004 in seiner vollen Länge vom deutschen – im Gegensatz zu Sonnenfi nsternissen, bei denen sich der Mond Sprachraum aus beobachtbar sein. Dabei bewegt sich die Venus vor den von West nach Ost über die Sonnenscheibe schiebt. Üblicherwei- südlichen Regionen der Sonnenscheibe. se werden für einen Transit vier Kontaktzeiten und die »Mitte« des Transits angegeben (Abb. 3). Als ersten Kontakt bezeichnet rührungspunkt nicht exakt festlegen kann. Als zweiten Kontakt man den Zeitpunkt, wenn das Planetenscheibchen den äußeren bezeichnet man den Zeitpunkt, wenn das Planetenscheibchen Sonnenrand berührt. Dieser Zeitpunkt ist bei der visuellen Beo- komplett vor der Sonne steht und sich vom inneren Sonnenrand bachtung schwer zu bestimmen, da man meist den genauen Be- ablöst. Entsprechend gibt der dritte Kontakt den Zeitpunkt an,

Die Lage der Venusbahn vor der Sonnenscheibe

Der Winkel, um den sich zwei in acht Jahren aufeinander folgende Venus-Transits vor der Sonnenscheibe verlagern, lässt sich mit Hilfe der Bahndaten der Venus (Bahnradius 0,72AE, Umlaufsdauer 224,701 Tage, Bahn- neigung 3,39°) folgendermaßen ab- schätzen: Die Diff erenz zwischen fünf syn- odischen Umläufen und 13 siderischen Umläufen der Venus beträgt 1,528 Tage, was einem Bruchteil der Bahn von 1,528/224,701=0,0068 entspricht. Damit ergibt sich mit dem Umfang der Venusbahn von 2×π×0,72AE=4,52AE für die zurückgelegte Strecke s=0,0068×4,52AE=0,0307AE. Aufgrund

ihrer Bahnneigung von 3,39° bewegt sich die Venus dabei um Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. h=0,0307AE×sin 3,39°=0,00182AE senkrecht zur Ekliptikebene. Diese Strecke h erscheint von der 0,28AE entfernten Erde unter einem Winkel von 22,3'. Um diesen Winkel verschiebt sich also die Sehne der Venus auf der 32' großen Sonnenscheibe. Nach wei- teren 8 Jahren hat sich die Venus um nochmals 22' senkrecht zur Ekliptik bewegt und verfehlt die Sonnenscheibe.

interstellarum 33 31 Planeten

Bahn zurück ist (13 siderische Venusum- Transitbeobachtung läufe: 13×224,701=2921,113 Tage) und ih- mit bloßem Auge ren Bahnknoten noch nicht passiert hat. Nach weiteren acht Jahren verfehlt die Ve- Ist es möglich, das 60" große Ve- nus die Sonnenscheibe, da sie zur unteren nusscheibchen vor der Sonne ohne op- Konjunktion bereits zu weit vom Bahn- tische Hilfsmittel allein mit einer Son- knoten entfernt ist. nenfi nsternisbrille zu sehen? Nicht immer kommt es zu zwei Tran- Das menschliche Auge kann einen schwarzen Fleck vor weißem Hintergrund siten im Abstand von acht Jahren. Fin- theoretisch aufl ösen, wenn sein Durchmesser mindestens 10" beträgt. Allerdings det z.B. der erste Transit statt, wenn sich wird der Fleck nicht in seiner Form, sondern nur als Objekt an sich erkannt. Venus die Venus genau im Bahnknoten aufh ält, misst das sechsfache dieses Grenzwertes, doch wird die Beobachtung nicht so ein- so steht sie acht Jahre später zur unteren fach sein wie zunächst angenommen, da sich die Augenpupille bei Sonnenschein Konjunktion von der Erde aus betrachtet verkleinert und damit das Aufl ösungsvermögen des Auges abnimmt. Hilfreich ist bereits 22' jenseits der Ekliptik und ver- also eine gute Abschirmung der Augen vom hellen Tageslicht. fehlt die Sonnenscheibe, deren scheinbarer Zur Beurteilung kann ein Modellversuch dienen. Dabei wird ein maßstabsge- Radius nur 16' beträgt. Man spricht dann treues Bild der Sonnenscheibe mit Venus vor dunklem Hintergrund gedruckt, in von einem isolierten Transit, der letztmals unserem Beispiel mit 45,8mm Sonnendurchmesser und 1,4mm Venusdurchmes- 1396 stattfand; der nächste ereignet sich ser. Betrachtet man die Abbildung aus 5m Abstand, sind die selben Bedingungen 3089. Damit es also zu zwei Transiten in- wie bei einem Venustransit erfüllt. nerhalb von acht Jahren kommt, muss der Bei einem ähnlichen Versuch auf der Bochumer Herbsttagung 2003 sahen von erste eine gewisse Zeit nach dem Passieren 142 Teilnehmern 86% die Modellvenus »leicht«, 10% bezeichneten die Detektion des Bahnknotens stattfi nden. als »schwer« und 4% konnten den schwarzen Punkt nicht erkennen. Beeindrucken Danach dauert es 105,5 Jahre, bis sich die wird die Beobachtung mit bloßem Auge jedoch kaum, da der runde Eindruck Position, in der die Venus ihre untere Kon- eines anderen Himmelskörpers mindestens ein Fernglas erfordert. Auch dieses junktion erreicht, vom absteigenden zum sollte mit geeigneten Filtern ausgerüstet sein. aufsteigenden Knoten verlagert hat und wieder ein Transit möglich wird. Nach 2012 ereignen sich die nächsten beiden Transite bei dem erneut der innere Rand auf der ge- spricht vom aufsteigenden Knoten, wenn also am 10./11.12.2117 und 8.12.2125. An- genüberliegenden Seite der Sonnenscheibe die Venus von der Süd- auf die Nordsei- schließend vergehen allerdings 121,5 Jahre, berührt wird. Diese beiden Kontaktzeiten te der Ekliptik wechselt und vom abstei- bis sich Transite wieder im Juni ereignen. sind visuell schwierig zu bestimmen, weil genden Knoten, wenn sich der Wechsel Die größere Zeitspanne resultiert daraus, Venusscheibchen und Sonnenrand mit ei- in der umgekehrten Richtung vollzieht. dass sich Erde und Venus auf Ellipsen- ner dunklen Brücke verbunden zu sein Die Berechnungen, wann obige Bedin- bahnen um die Sonne bewegen und ihre scheinen, obwohl dies geometrisch nicht gungen erfüllt sind, führen bei der Ve- Bahngeschwindigkeit entsprechend dem 2. mehr bzw. noch nicht möglich ist; dieses nus zu einer Periodizität von 243 Jahren, Keplerschen Gesetz in Sonnenferne klei- Phänomen wird als »Schwarzer Tropfen« in denen vier Transite stattfi nden kön- ner ist als in Sonnennähe. Außerdem fällt bezeichnet. Als vierter Kontakt schließlich nen. Dazu sind folgende Zusammenhänge der scheinbare Sonnendurchmesser im Juni wird der Zeitpunkt bezeichnet, bei dem von Bedeutung: Fünf synodischen Umläu- geringer aus, da die Erde weiter von der das Planetenscheibchen sich vom äußeren fen der Venus (5×583,917=2919,585 Tage) Sonne entfernt ist als im Dezember. Streng Sonnenrand ablöst. entsprechen fast genau acht Erdumläufe genommen muss auch noch berücksich- (8×365,256=2922,048 Tage); der Unter- tigt werden, dass sich die Lage der Kno- Zyklus der Venustransite schied beträgt lediglich knapp zweieinhalb ten im Raum verändert und sich durch Tage. Nach acht Jahren haben Venus, Erde die Präzession der Erdachse der Frühlings- Wie bereits erwähnt, müssen für einen und Sonne also fast wieder dieselbe Stel- punkt verschiebt. Beide Bewegungen er- Transit zwei Bedingungen erfüllt sein: lung zueinander. folgen retrograd, wodurch die ekliptikale Die Venus muss in unterer Konjunktion Auf den Transit 2004 folgt am 5./6. Länge der Venusknoten um knapp 30" pro und in der Nähe eines ihrer Bahnknoten Juni 2012 der nächste Transit. Allerdings Jahr zunimmt und sich die Venustransite stehen. Zur Zeit befi ndet sich der auf- ändert sich die Lage des Durchgangs auf um zwei Tage verspäten. Insgesamt ergibt steigende Knoten von der Erde aus gese- der Sonnenscheibe (s. Kasten), da die Ve- sich eine Periode der Venustransite von hen am 8. Dezember vor der Sonne und nus gegenüber ihrer Position beim ersten (2×8+105,5+121,5) Jahren=243 Jahren. 243 der absteigende Knoten am 7. Juni. Man Transit knapp eineinhalb Tage auf ihrer Jahre (243×365,256=88757,2 Tage) entspre- chen übrigens fast genau 152 synodischen Beobachtungsdaten für den Venustransit am 8.6.2004 (Zeiten in MESZ) Umläufen der Venus (152×583.917=88755,4

Ereignis Berlin Höhe Wien Höhe Zürich Höhe Tage) sowie 395 Venus-Bahnumläufen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Sonnenaufgang 04:47 – 04:53 – 05:26 – (395×224,701=88756,9 Tage). 1. Kontakt 07:19:42 20° 07:19:51 21° 07:20:02 16° 2. Kontakt 07:39:29 23° 07:39:35 24° 07:39:50 19° Beobachtung des Transits Mitte 10:22:06 47° 10:22:19 51° 10:22:45 46° Für die Beobachtung des Venustransits 3. Kontakt 13:03:27 60° 13:03:43 65° 13:04:10 65° wird dieselbe instrumentelle Ausrüstung 4. Kontakt 13:22:55 60° 13:23:08 64° 13:23:36 66° wie für die Beobachtung der Sonne oder

32 interstellarum 33 Planeten

Abb. 4: Europa, Afrika und Asien sind bevorzugt bei der Beobachtung des Venustransits am 8.6.2004. Dagegen bleibt das Ereignis für große Teile von Amerika und Ozeanien unbeobachtbar. Zum nächsten Ereignis am 6.6.2012 wird sich die Situation nahezu umkehren: Dann ist der Transit von Europa und Afrika aus unbeobachtbar, dagegen ist der Pazifi kraum bevorzugt. eines Merkurtransits benötigt. Außerdem tadioptrische Fernrohre mit Plastiktei- Prinzip genutzt werden, um das Verhält- ist eine Sonnenfi nsternisbrille nützlich, len im Strahlengang wie kommerzielle nis der Entfernungen zur Venus und zur damit man die Venus mit fast einer Bogen- Schmidt-Cassegrain-Teleskope. Sonne zu bestimmen. Die Unterschiede in minute Durchmesser als schwarzes Pünkt- ☐ Mehr Einzelheiten zeigt die direkte der Venusposition sind für verschiedene chen vor der Sonnenscheibe mit bloßem Beobachtung, wenn das Fernrohr mit Beobachtungsorte allerdings geringer als Auge beobachten kann (s. Kasten) einem Sonnenfi lter vor der Öff nung der scheinbare Durchmesser der Venus versehen ist. Auf keinen Fall sollten und lassen sich nur durch exakte Posi- Unbedingt wichtig ist die Wahl einer si- Okularfi lter oder Rettungs- bzw. Sa- tionsmessungen oder Fotografi en bestim- cheren Beobachtungsmethode [2]: nitätsfolie als Öff nungsfi lter benutzt men. Dazu wurden Internet-Projekte ins werden, sie können Wärmestrahlung Leben gerufen (siehe Surft ipps), die sich ☐ Wählen Sie die Projektion auf einen in das Beobachterauge durchlassen an Schulen, Universitäten und Amateur- weißen Schirm, wenn das Ereignis meh- und zu Augenschäden führen. Da das astronomen richten, um durch die Ver- reren Personen gleichzeitig gezeigt wer- menschliche Auge keine schmerzemp- messung des Venustransits unter anderem den soll, vor allem wenn Kinder dabei fi ndlichen Nerven aufweist, bemerkt die Entfernung Sonne-Erde zu bestimmen sind. Zur Projektion sind nur einfache man die Schädigung immer erst, wenn und damit Astronomie-Geschichte nach- unverkittete Okulare geeignet. Die Grö- es schon zu spät ist – solche Fälle bei zuvollziehen. ße des Bildes auf dem Schirm ergibt sich Sonnenbeobachtern sind bekannt ge- durch die Formel Bildgröße = 0,5 × Ab- worden. Beachten Sie deshalb unbe- Phänomene, auf die man während des stand vom Brennpunkt × Vergrößerung. dingt die Sicherheitsregeln zur Sonnen- Transits achten sollte: Nicht geeignet zur Projektion sind ka- beobachtung (siehe Kasten), ein Fehler kann zur Erblindung führen! ☐ Schwarzer oder Bailyscher Tropfen: Kurz nach dem 2. Kontakt und kurz Sicherheitsregeln zur Die Tabelle gibt die Kontaktzeiten der vor dem dritten Kontakt bildet sich zwi- Sonnenbeobachtung Venus für verschiedene Orte im deutsch- schen Planetenscheibchen und Sonnen- sprachigen Raum. Der Transit dauert insge- rand eine tropfenförmige Brücke, wo- 1. Filter vor jeder Benutzung samt etwa sechs Stunden und kann in durch sich das Venusscheibchen nicht prüfen seiner vollen Länge beobachtet werden. vollständig vom Sonnenrand ablöst bzw. 2. Sucherfernrohr abdecken Da die Venus zur unteren Konjunkti- nicht mehr isoliert ist, wie man dies er- 3. sicherstellen, dass der Filter fest on nur 43,2 Millionen Kilometer von warten würde. Als Ursache des Schwar-

auf dem Teleskop sitzt der Erde entfernt ist, zeigt sie eine rela- zen Tropfens wird häufi g die Atmos- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 4. Teleskop am eigenen Schatten tiv große Parallaxe, d.h. die Sehne, die phäre der Venus angesehen. 1999 wurde ausrichten die Venus über die Sonnenscheibe zieht, der Tröpfchen-Eff ekt jedoch beim Mer- 5. vor dem Entfernen des Filters fällt für verschiedene Beobachtungsorte kurtransit vom Satelliten TRACE aus Teleskop aus der Sonne drehen unterschiedlich aus. Damit ergeben sich beobachtet, so dass die Ursache weder 6. Teleskop niemals unbeaufsichtigt auch unterschiedliche Kontaktzeiten für bei der Venusatmosphäre noch in der lassen die verschiedenen Beobachtungsorte. Ge- Physiologie des menschlichen Auges nau dieser perspektivische Eff ekt kann im oder bei der Erdatmosphäre alleine ge-

interstellarum 33 33 Planeten

sucht werden kann. Man vermutet, dass das Phänomen durch die Abbildungseigenschaft en des Teleskops in Ver- bindung mit der Randverdunklung der Sonne verursacht wird [1]. ☐ Falls das Venusscheibchen in der Nähe eines Sonnenfl ecks vorbeizieht, wird man, wie bei einem Merkurtransit auch, erkennen, dass die Umbra im Vergleich zum schwarzen Planetenscheibchen graubraun erscheint. Dass die Umbra bei der Sonnenbeobachtung tief schwarz erscheint, beruht auf dem großen Kontrast zur hellen Sonnenoberfl äche. ☐ Mit einem Hα-Filter wäre es möglich Venus noch vor dem ersten Kontakt zu erkennen, falls sie sich zufällig vor einer hellen Protuberanz abhebt.

Wetteraussichten

Die besten Wetteraussichten ergeben sich für einen Strei- fen nördlich und südlich des Äquators, entfernt man sich von den Tropen, nimmt mit zunehmender Breite der Grad der Bedeckung zu. In Mitteleuropa kann feuchte Atlantik- luft ungehindert bis zu den Alpen und Pyrenäen vordringen und sorgt in Deutschland für einen hohen Prozentsatz an Bewölkung. Langjährige Wetterstatistiken für den Monat Juni zur Mitte des Transits ergeben im deutschsprachigen Raum eine etwa 5%ige Chance auf klaren Himmel, mit vereinzelten Wolken muss man zu 20% bis 30% rechnen, aufgelockert ist es zu 40% bis 50% und bedeckt zu 15% bis 20%. Im allgemeinen nimmt die Bewölkung im Laufe des Tages zu. Besser stehen die Chancen für einen wolkenfreien Himmel in Italien und Spanien, in denen teilweise mehr als 30% Wahrscheinlichkeit für einen vollkommen klaren Him- mel bestehen. Ebenfalls günstig sind Griechenland und die Küstengebiete der Türkei. In Izmir (Türkei) ist der Himmel laut Statistik zu 60% wolkenfrei. Diese Regionen profi tieren vom Hochdruckgebiet über den Azoren, das Wetterlagen mit Wolkenbildung unterdrückt und den Einfl uss trockener Sahara-Luft ermöglicht. Besonders günstig sind die Chan- cen auf wolkenfreien Himmel an vielen Orten der nordafri- kanischen Küste. Detaillierte Informationen dazu sind auf den Internet-Seiten von Fred Espenak zu fi nden. Da präzise Prognosen auf der Basis der oben genannten Wetterstatistik nicht möglich sind, weil die Unterschiede von Jahr zu Jahr recht groß sein können, ist es auf jeden Fall ratsam, kurz vor dem Ereignis die Wetterlage in den in Frage kommenden Beobachtungsgebieten zu studieren.

[1] Pasachoff, J. M., Schneider, G., Golub, L.: Astron. Astrophys. Suppl. 203, #01.04 (2003) [2] Stoyan, R.: Fernrohrführerschein in 4 Schritten, Oculum-Verlag, Erlangen (2003)

Surftipps Bewölkungswahrscheinlich- Grafi ken und Historie der keiten weltweit für den Venustransite, Jürgen Giesen • 8.6.2004, Fred Espenak • www.venus-transit.de Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/ Vorschau-Animationen des transit/TV2004.html Jahrhundertereignisses, Stefan Wissenschaftliche Didaktik Krause • www.venustransit.de am Beispiel des Venustransits, Informationen und Projekte Udo Backhaus • didaktik.physik. der Profi astronomen, ESO • uni-essen.de/~backhaus/ www.eso.org/outreach/eduoff/ VenusProject.htm vt-2004

34 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 35 Der GroßeGRF Rote Fleck

von Ronald Stoyan

Wenn Astronomen von der Atmosphäre des größten Planeten des Sonnensystems spre- chen, so gilt die besondere Aufmerksamkeit seit 100 Jahren einem Objekt, dessen Entste- hung immer noch nicht vollständig geklärt ist. Der Große Rote Fleck (GRF) ist das größte und langlebigste Atmosphärenobjekt des Sonnensystems, ein gigantischer Sturm von der Dimension der gesamten Erdkugel. Dessen veränderliche Position und Erscheinungsform zu verfolgen, ist ein beliebtes Projekt für Amateurastronomen.

Geschichte aus der Zeit zwischen 1713 und 1831 feh- eingezwängt – den hellen Zonen und len, kann nicht gesagt werden, ob Cassinis dunklen Bändern – kann der Sturm nicht Am 5.6.1878 fi el dem deutschen As- Fleck dasselbe Objekt wie der heutige GRF die Breitenlage auf dem Planeten wechseln, tronomen O. Lohse ein auff älliger »roter ist, oder nur ein ähnliches, inzwischen und damit der Corioliskraft entkommen, Fleck« auf Jupiter auf. Sein Zeitgenosse C. verschwundenes Objekt darstellte. Die ge- deren Stärke zum Äquator abnimmt. Die Pritchett beschrieb ihn als »eine elliptische legentlich zu lesende Aussage, bereits Gali- stetig, aus entgegen gesetzten Richtungen wolkenförmige Nase, nahezu perfekt oval lei habe den GRF beobachtet, ist jedenfalls wehenden Winde an seinen Nord- und und ausgesprochen rosa gefärbt.« ein Märchen. Südrändern erhalten zudem die Eigenro- Auswertungen älterer Beobachtungen Seit den ersten aussagekräft igen Beo- tation des Sturms. ergaben, dass der Fleck schon vor 1878 bachtungen Ende des 19. Jahrhunderts Der GRF selbst unterteilt sich in einen beobachtet wurde, die Aufzeichnungen verkleinert sich der GRF beständig. Maß windärmeren inneren Bereich mit rundli- reichen bis zu Samuel Schwabe (dem Ent- er 1873 noch 35° in Länge, schrumpft e er chen Strukturen auf hochaufgelösten Fo- decker des Sonnenzyklus) ins Jahr 1831. bis etwa 1920 auf unter 30° und bis in die tos, und einer zu ringartigen Gebilden Doch bereits zwischen 1665 und 1713 1980er Jahre auf 20°. Zur Zeit misst der auseinandergezogenen Außenregion mit scheinen Beobachter wie Jean-Dominique Fleck nur noch etwa 16° in Länge, dies hohen Windgeschwindigkeiten. Diese er- Cassini einen großen Fleck in der entspre- entspricht knapp 20000km. Diese Art der reichen ein Maximum knapp innerhalb chenden Breitenlage beobachtet zu haben, Längenkontraktion teilt er mit gleichar- des Randes des Flecks, Voyager 1 maß Ra- dessen Charakteristika mit dem heutigen tigen, kurzlebigeren Wolkensystemen auf ten von 110–120m/s. Anhand von Flecken, Fleck gut übereinstimmen. Da aber ver- Jupiter (etwa den WOS [3]). Erreichen die auf den GRF zuströmen und dann in lässliche Beobachtungen diese eine nahezu runde Form, lösen sein Inneres gerissen worden sind, konnte sie sich auf. Ein ähnliches Schicksal die Rotation des Flecks zu etwa 6–8 Tagen könnte auch dem GRF beschieden sein. bestimmt werden. Einige Th eorien gehen davon aus, dass Heutige Modelle gehen davon aus, dass Cassinis Fleck ein Vorgänger des heu- sich der GRF spontan als atmosphärische tigen GRF war. Blase gebildet hat. Bei Computersimulatio- nen, die die Geschwindigkeitsverteilung auf Hintergrund dem Planeten nachstellen, kam es ebenfalls zur Bildung von GRF-ähnlichen Systemen. Der GRF ist ein antizyklonal ro- Dennoch ist vor allem die Bildungsweise tierendes Hochdruckgebiet in der eines solchen Sturms noch nicht verstan- Südhemisphäre von Jupiter. Vom den. Regelmäßige Amateurbeobachtungen Prinzip ist er mit den durch die des GRF und anderer verwandter Flecken Drehung des Planeten entstehenden auf Jupiter können helfen, diese Fragen ein-

Hoch- und Tiefdruckgebieten auf mal beantworten zu können. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. der Erde vergleichbar. Die ungleich größere Rotationsgeschwindigkeit Surftipps von Jupiter (etwa 9h 50min) und Jupiter-Watch mit aktuellen Amateurbildern die Größe des Planeten schaff en • atmos.nmsu.edu/ijw/ijw.html Abb. 2: Eine Aufnahme der Galileo-Raumson- jedoch weit stärkere Corioliskräft e als auf JUPOS: aktuelle GRF-Position • home.t-online. de (2003) zeigt die Strukturdynamik innerhalb der Erde. Durch stabile globale Wettersys- de/home/h.j.mettig/rGrs.htm des Flecks. teme mit großen Windgeschwindigkeiten

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Abb. 1: Der Große Rote Fleck auf Jupiter nach einer Aufnahme von Voyager 2 von 1980. Ober- halb des Flecks ist ein dem GRF verwandtes wei- ßes Oval (WOS) zu sehen.

Tipps für eigene Beobachtungen

Der GRF ist nicht unbedingt die auff äl- ligste Einzelheit auf Jupiter, die mit einem Amateurteleskop erkannt werden kann. Einsteiger suchen deshalb oft vergeblich nach dem Fleck oder halten andere Struk- turen für den GRF. Für einen geübten Beo- bachter ist die Detektion selbst mit 2" Öff - nung kein Problem, wenn mindestens eine etwa 80-fache Vergrößerung angewendet werden kann. Übliche Amateurfernroh- re zeigen den GRF immer, wenn nicht zu schlechtes Seeing herrscht, was besonders bei niedrigem Stand des Planeten über dem Horizont der Fall sein kann.

Folgende Hinweise können helfen, den GRF erfolgreich zu beobachten:

☐ Vorraussetzung ist, dass der Fleck auf der Hemisphäre des Jupiter steht, die der Erde zugewandt ist. Um dies zu berechnen, benötigt man die aktuelle Position des GRF im jovigraphischen Koordinatensystem (für den GRF gilt Abb. 3: Diese Entwicklungssequenz zeigt den GRF zwischen 1992 (unten) und 1999 nach Aufnahmen des System II mit 9h 55min 10,6s pro Um- Hubble Space Telescope. Hubble Heritage Team (STScI/AURA/NASA) und Amy Simon (Cornell U.). drehung, also einen Jupitertag), sowie den Wert des Zentralmeridians (ZM) für eine bestimmte Uhrzeit. Beobach- tet man jeden Abend zur gleichen Zeit, kann man den GRF etwa alle drei Aben- de beobachten. ☐ Der GRF ist eingebettet in den Südrand des südlichen der beiden Äquatorbän- der (SEB). Dort bildet er eine charak- teristische Bucht aus, deren Schultern meist dunkel hervorgehoben sind. Man unterscheidet die in Rotationsrichtung (im umkehrenden Fernrohr von rechts nach links) vorangehende (p) und nach- folgende (f) Schulter. Auch wenn der GRF sehr hell und kontrastschwach ist, bleibt die GRF-Bucht meist sichtbar. ☐ Die namensgebende rote Farbe ist prak- tisch immer ein Kennzeichen des Flecks. Zwar variiert der Ton zwischen einem blassen Orange bis hin zu kräft igem Abb. 4: Die Rotation des GRF wird anhand dieser Studie von Voyager 1 deutlich. Man beachte die Ver- Ocker, doch blieb zumindest in den änderung feiner Einzelheiten in den Randbereichen des GRF.

vergangenen zehn Jahren immer ein Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. rötlicher Grundton. Farbtüchtige Beo- strument. Diese sollte nicht zu hoch ☐ Noch immer werden Farbfi lter für die bachter können diesen schön mit sehr gewählt werden; für gängige Amateur- Detektion des GRF empfohlen, dabei kleinen Öff nungen (ab 2,5") erkennen, teleskope sind 120–200× zu empfehlen. machen sie den Fleck nicht einfacher für den Autor ist die Farbe mit 14" Öff - Höhere Vergrößerungen erzeugen ein sichtbar als ohne Filter. Ein Anfänger nung immer evident. fl aues Planetenbild und bringen selbst sollte zunächst keine Farbfi lter benut- ☐ Die optimale Beobachtungsvergröße- bei bestem Seeing keinen Gewinn an zen; diese können jedoch für geübte rung für Jupiter ist abhängig vom In- Einzelheiten. Beobachter sinnvoll sein, um die Inten-

interstellarum 33 37 Planeten

sität des GRF in verschiedenen Spektralbereichen zu vergleichen oder interne Strukturen sichtbar zu ma- chen. Schmalband-Nebelfi lter aus der Deep-Sky-Beo- bachtung werden gelegentlich für die GRF-Beobach- tung empfohlen; diese Filter haben aber keinen Eff ekt bis auf eine generelle Verschlechterung der Bildschär- fe. ☐ Planetenbeobachtung ist stark abhängig von der ab Beobachtungserfahrung. Der Autor benötigte mit einem 4,5"-Kaufh aus-Teleskop, das den GRF ohne Probleme zeigen kann, ein Dutzend Beobachtungs- nächte bis zur ersten positiven Sichtung. Einsteigende Beobachter sollten mit Öff nungen von weniger als 8" nicht erwarten, den GRF in der ersten Nacht als auf- fälliges Objekt zu sehen. Wiederholtes Beobachten und Zeichnen des Gesehenen schult das Auge jedoch schnell innerhalb weniger Wochen.

Entwicklung der letzten Jahre

Seit dem SEB-Revival 1993 [2] ist der GRF als oranges Oval tief in den Südrand des SEB eingelassen. Die Form c d und Farbe des Flecks hat sich dabei bis auf Nuancen kaum verändert. Wechselnde Aspekte werden durch Abb. 5: Der GRF in den Jahren 1999 bis 2003 nach Aufnahmen von Ed Grafton mit einem Flecken des benachbarten SEBs-Jetstreams verursacht, 14"-SCT und ST-5 CCD-Kamera. a) 22.11.1999, b) 6.10.2000, c) 15.2.2002, d) 15.3.2003 die den GRF zeitweise mit einem grauen Rand ganz ein- hüllen können und somit, wie teilweise 2001 und 2002 geschehen, tuelle Entwicklungen in der Jupiteratmosphäre und lädt die Leser den Eindruck erwecken, der Fleck sei ganz im SEB versunken. ein, Bildergebnisse zur Bebilderung zur Verfügung zu stellen. Die Größe beträgt derzeit etwa 16×11°. Die veränderliche Posi- tion gegenüber System II hat seit 1988 zu einer fortgesetzten re- [1] Rogers, J.: The Giant Planet Jupiter, Cambridge University Press, trograden Drift geführt. Die derzeitige Position ist etwa 92°. Die Cambridge (1995) Geschwindigkeit ist mit ca. +0,03°/d nach wie vor sehr gering. Die [2] Roth, G. [Hrsg.]: Planeten beobachten, Spektrum Akademischer Vergangenheit hat aber gezeigt, dass es dabei nicht bleiben muss. Verlag, Heidelberg (2002) 2004 bietet sich eine gute Gelegenheit, Jupiter bei relativ hohem [3] Stoyan, R.: Dem Gasriesen auf der Spur, interstellarum 26, 31 (2003) Stand am Abendhimmel zu beobachten, bevor er in den nächsten [4] Stoyan, R.: Jupiter aktuell, interstellarum 20, 44 (2002) Jahren die Ekliptik herabsteigt. interstellarum berichtet über ak-

Jupiter aktuell

von Ronald Stoyan

er Riesenplanet Dzeigt auch 2004 ungebremste Aktivi- tät. Auff ällig ist das auf weiten Längenbe- reichen verschwunde- ne STB. Lediglich ein dunkler Abschnitt fol- Abb. 1: Jupiter am 11.2.2004 mit GRF, WOS-BA und dem NTrZ-Fleck. Donald Abb. 2: Jupiter am 12.2.2004 mit gend dem letzten ver- Parker, 16"-Newton, ToUCam Pro Webcam. GRF und dem kleinen Fleck voran- bliebenem weißen ova- gehend. Marcus Wienecke, 10"-SCT, len Fleck BA ist dunkel geblieben. Das WOS verlagerte seine sich der Fleck und nahm 2×-Barlow.

Position im System II von 250° im Oktober 2003 auf ca. 150° das Aussehen eines klei- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. im Februar 2004. Die Passage am GRF (bei 90° Länge) steht nen Mondschattens an. Aktivitität zeigte auch der Nordrand damit etwa im Mai/Juni 2004 bevor, wenn die Drift rate von des NEB. Bei 150° Länge wurde ein braunrötlicher Fleck in der 0,45°/d eingehalten wird. NTrZ entdeckt, der sich um den 12.2. in zwei Objekte auft eilte. Aufsehen erregte ein kleiner dunkler Fleck auf dem Süd- Jupiterbeobachter sind aufgerufen, besonderes Augenmerk auf rand des kaum sichtbaren STB, der sich im Januar dem GRF STrZ und NTrZ zu richten – wir berichten in interstellarum. annäherte und diesen am 30.1. passierte. Dabei verformte

38 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 39 Kometen

Zwei Kometen für das bloße Auge

Aktuelle Informationen zu C/2002 T7 und C/2001 Q4

von André Wulff und Ronald Stoyan

ie vor uns liegende Beobachtungs- gen Hyakutake 1996 erinnern. Allerdings am Westhorizont sollte sich dann der Ko- periode verspricht für Kometen- fi ndet dieses Spektakel in nur 30° Abstand met zeigen. Er wird rund 1m hell sein und Dbeobachter sehr interessant zu von der Sonne und zudem am Südhimmel einen Schweif von ca. 10–15° Länge aus- werden: Zwei mit bloßem Auge sichtbare statt, so dass mitteleuropäische Beobach- gebildet haben, der nahezu parallel zum Kometen werden im Mai am Himmel er- ter davon nichts mitbekommen werden. Horizont verlaufen wird. Der Komet wird wartet. Allerdings wird man von Deutsch- Für unsere Breiten verschwand C/2002 T7 jetzt von Tag zu Tag rund eine halbe Stun- land aus nur einen der beiden Kometen bereits Anfang März vom Abendhimmel, de später untergehen. Sehr reizvoll wird zu sehen bekommen: C/2001 Q4 (NEAT) er wird erst im Oktober dieses Jahres als die Konjunktion des Kometen mit dem wird als imposante Erscheinung erwartet. 11m-Objekt an unseren Morgenhimmel Off enen Sternhaufen M 44 (Praesepe) am Darüber hinaus gibt es noch einige schwä- zurückkehren. Abend des 16.5. Der Komet wird in etwas chere Kometen zu bewundern. Fotografi sche und visuelle Beobach- mehr als 1° Entfernung diesen Sternhau- tungen aus dem Februar und März 2004 fen passieren. Am 25.5. kommt es zu einer Nachlese: C/2002 T7 (LINEAR) zeigten C/2002 T7 als 6m helles Objekt Konjunktion des Kometen mit dem Mond mit 5' großer Koma und einem 30' langen und Jupiter; die drei Objekte bilden dann Zunächst müssen wir nochmals zur ab- Schweif. Dabei zeigte er sich als schönes ein schönes Dreieck. Im weiteren Verlauf gelaufenen Beobachtungsperiode zurück- Fernglasobjekt, wie im letzten Heft ange- des Monats wird der Komet zirkumpo- kehren. Wohl selten hat es im Winter eine kündigt. lar und langsam an Helligkeit verlieren. solch lang anhaltende Zeitspanne mit be- Dabei wird er spätestens Mitte Juni nicht wölktem Himmel gegeben. So konnte der Vorschau: C/2001 Q4 (NEAT) mehr mit bloßem Auge aufzufi nden sein. Komet C/2002 T7 (LINEAR) von Deutsch- Bis in den August hinein sollte C/2001 Q4 land aus nur sehr wenig beobachtet wer- Doch ein weiterer heller Komet wird aber ein gutes Feldstecherobjekt sein. Da- den. Er hatte seine Helligkeit von 11m im in unseren Breiten im Laufe des Mai bei bewegt er sich durch das Sternbild des Oktober bis Mitte Februar auf rund 7m sichtbar werden. Der Komet C/2001 Q4 Großen Bären. steigern können. Allerdings verringerte (NEAT) erscheint ab Mitte des Monats Die Entdeckung dieses Schweifsterns sich die Helligkeitssteigerung im Laufe am Abendhimmel und steigt dann rasch liegt bereits fast drei Jahre zurück: Am des Februars etwas. Trotzdem kann man höher. Dabei wird seine Helligkeit aller- 24.8.2001 wurde der Komet vom NEAT- davon ausgehen, dass der Komet zur Erd- dings recht zügig abnehmen. Trotzdem Suchprogramm (Near Earth Asteroid Tra- passage am 20.5. (40 Millionen Kilome- wird der Komet Mitte Mai als mit bloßem cking) in einer Rekorddistanz von 10,1AE ter Abstand) eine Maximalhelligkeit von Auge sichtbares Objekt am Abendhimmel (entspricht knapp der Entfernung von Sa- rund –1m erreichen wird. Der Schweif mit auft auchen. Etwa ab dem Wochenende turn) von der Sonne gefunden. Das Objekt bis zu 90° Länge könnte an den großarti- des 8./9.5. wird es spannend: Ganz tief war zunächst 17m,5 schwach und 8" klein.

Abb. 1: Der Komet C/2002 T7 (LINEAR) war im Januar und Februar ein schönes Fernglasobjekt. Die Aufnahmeserie von Gerald Rhemann und Michael Jäger dokumentiert die Entwicklung des Kometen vom 14.1. über den 20.1. und 22.1. bis zum 20.2.2004. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

40 interstellarum 33 Weitere Kometen

Neben diesem Glanzlicht gibt es noch zwei weitere Ko- meten zu beobachten. Der Komet C/2003 K4 (LINEAR) wird sich vom Füchschen in das Sternbild Herkules bewe- gen und dabei seine Hellig- keit von rund 11m auf 7m,5 steigern. Der Komet steigt im M 44 Laufe der Zeit immer höher und ist daher auch gut zu be- obachten. Weiterhin ist noch der Komet C/2003 T3 (Ta- bur) zu beobachten. Er wird im Mai in der zweiten Nacht- hälft e sichtbar werden. Seine Helligkeit fällt dabei von rund 8m,7 auf 9m,3 ab. Aktuelle Ephe- meriden und Aufsuchkarten sind im Internet unter www.fg- kometen.de zu fi nden.

is-Mitarbeit Senden Sie uns Ihre Kometen-Beobach- © interstellarum tungen auch nach Redaktionsschluss! Wir drucken aktuelle Bilder von C/2001 Komet mit bloßem Auge: C/2001 Q4 (NEAT) steht Anfang Mai am Abendhimmel Richtung Südwesten. Die Q4 unserer Leser in den nächsten Heften Helligkeit des Kometen und die Länge des Schweifes nimmt in der Folgezeit ab, der Komet sollte aber bis in den Juni mit bloßem Auge sichtbar sein.

Das Perihel wird C/2001 Q4 am 16.5.2004 erreichen. Zu- vor passiert er die Erde am 7.5. in einem Minimalabstand von 48,2 Millionen Kilometern. Es handelt sich um einen Kometen, der zum ersten Mal in das innere Sonnensystem vordringen wird. Hel- ligkeitsschätzungen sind deshalb schwierig, doch ist die obige Prognose von etwa 1m durchaus wahrscheinlich. In einem Szenario mit weniger Aktivität kann es allerdings auch nur zu einer Helligkeit von 3m,5 kommen, der Ko- met wäre dann kein eindrucksvolles Objekt mehr für das bloße Auge. Letzte Helligkeitsschätzungen vom Februar liegen mit 8m im »Soll« der Erwartungen (vgl. Grafi k in Abb. 2: Der Komet C/2001 Q4 (NEAT) ist bis Mai 2004 nur am Südhimmel zu sehen. interstellarum 32). Dem australischen Beobachter Lovejoy gelang diese Aufnahme im Februar 2004. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 41 Milchstraße

γ Virginis – die Periastronpassage 2005

von Wolfgang Vollmann

Geschichtlicher Überblick der Nachweis, dass das Gravitationsgesetz ☐ April 2003 (0,82"/232°): 450/2040- auch außerhalb des Sonnensystems gilt. Newton, 680×: in ruhigeren Momen- γ Virginis war lange Zeit ein sehr hüb- Die Bahn von γ Vir war erst die zweite, die ten taucht aus dem etwa 2" messenden sches, einfach aufl ösbares helles Doppel- überhaupt ermittelt werden konnte (nach »Speckle-Bild« der Doppelstern auf: sternsystem am Frühlingshimmel. Meis- ξ UMa). Auch heute noch sind genaue zwei Beugungsscheibchen, im Abstand tens verändern die in kleinen Fernrohren Doppelsternbahnen die Grundlage für die von etwa zwei Beugungsscheibchen- trennbaren Doppelsterne ihre Stellung nur Berechnung der in der Astrophysik wich- durchmesser. Geschätzter Positionswin- langsam und kaum merklich; auch γ Vir tigen Massen der Sterne. kel: 240°. mit einer Umlaufzeit von 169 Jahren war Die Positionswinkel (PW) schätze ich, die letzten 150 Jahre keine Ausnahme. Die Amateurbeobachtung von γ Virginis indem ich mir die Richtung zum zwei- nächsten Jahre werden aber dramatisch: ten Stern als Zeiger auf einem Uhrenzif- Im Frühjahr 2005 nähern sich die beiden γ Vir hat mich durch meine amateur- ferblatt vorstelle. Die Ost-West-Richtung Sterne auf ihrer exzentrischen Bahn bis astronomische Laufb ahn begleitet. Beob- ergibt sich bei nicht vorhandener oder auf 0,3" an, der Positionswinkel ändert achtungen mit einem 80/880mm Refrak- ausgeschalteter Fernrohrnachführung aus sich im Jahr 2005 um nahezu 90°! Es ist tor ergaben: der täglichen Bewegung. Die Schätzung faszinierend, den Bericht der letzten derar- des Positionswinkels ist auf »eine Stunde« tigen Annäherung der beiden Sterne 1836 ☐ Frühjahr 1986 (3,23"/291°): γ Vir ist (30°) genau und oft auch noch auf »halbe in William Smyths »Bedford Catalogue« bei 55× aufgelöst, aber nicht so leicht. Stunden« (15°) gut möglich, besonders zu lesen: Weder Smyth mit einem 150mm- Beide Sterne sind gleich hell und deut- bei hoher Vergrößerung, die die Ost-West- Refraktor noch John Herschel am Kap der lich gefärbt: weiß mit etwas gelb darin Richtung gut erkennen lässt. Guten Hoff nung mit dem 450mm-Spie- (»goldgelb«); bei 146× viel besser trenn- gelteleskop konnten γ Virginis zu dieser bar. Geschätzter Positionswinkel: 290° Das γ Vir-Sternsystem Zeit aufl ösen! Die einzige Messung nahe (aus der täglichen Bewegung, das Fern- dem Periastron stammt von Friedrich Ge- rohr hat keine motorische Nachfüh- γ Virginis ist einer der schönsten Dop- org Wilhelm Struve mit dem damals bes- rung). pelsterne am Himmel. Die beiden Sterne ten Doppelsternfernrohr der Welt, dem ☐ Frühjahr 1996 (2,07"/275°): bei 146× sind praktisch gleich hell: 3m,5. Der von 240mm-Fraunhofer-Refraktor in Dorpat als Doppelstern erkennbar, der Stern ist verschiedenen Autoren gemessene Hel- (jetzt Tartu in Estland). Sein Ergebnis für meist länglich, in den besseren Momen- ligkeitsunterschied beträgt nur 0,04 Grö- 1836,41 lautet: Abstand 0,26", Positions- ten mit ruhigem Seeing auch als »8« ßenklassen, wobei die Messungenauigkeit winkel 151° [1]. sichtbar. bereits einige Hundertstel Größenklasse γ Vir wurde als Doppelstern 1718 von ☐ Frühjahr 1999 (1,60"/265°): trotz beträgt. Die beiden Sterne haben auch die Bradley und Pound entdeckt [2]. Die ers- schlechterem Seeing noch trennbar. gleiche Farbe, weiß. Es sind Hauptreihen- ten zuverlässigen Messungen stammen ☐ Mai 2001 (1,25"/254°): selbst im sterne vom Spektraltyp F0V. Ihr Durch- von Sir William Herschel im Jahre 1780. 80/880-Refraktor ist γ Vir bei 250× messer wurde durch Bedeckungen durch Sein Sohn John Herschel berechnete 1833 noch sicher länglich zu sehen! Im den Mond zu etwa 1,5 Sonnendurchmes- erstmals die Bahn und sagte voraus, dass 130/1040-Refraktor sind die beiden sern ermittelt. Die genaue Entfernung lie- sich die beiden Sterne bis nahezu zur Un- Sterne noch nicht ganz in Kontakt; Po- ferte der Hipparcos-Satellit: 39 Lichtjahre trennbarkeit begegnen würden. Die ersten sitionswinkel: 260°. [3]. γ Vir gehört also zur näheren Umge- Bahnberechnungen waren noch ungenau. bung der Sonne in der Milchstraße. Admiral Smyth [2] verfolgte γ Vir durch Im Jahr darauf benötigte ich ein größe- das Periastron und konnte 1836,06, also res Fernrohr: Die Periastronpassage 2005 knapp nach Jahresanfang, die beiden Ster- ne nicht mehr aufl ösen. Aber schon die ☐ März 2002 (1,04"/245°): 130/1040-Re- Was erwartet uns nun in der Periastron- Beobachtung im Frühjahr 1836 (1836,39) fraktor, 520×: die Beugungsfi gur tanzt passage? Bereits jetzt (Januar 2004) ist γ zeigte das System länglich. Ab 1838 konn- und ist recht zerrissen, die beiden Beu- Vir kaum noch mit einem 130mm-Refrak-

te William Smyth die beiden Sterne wieder gungsscheibchen sind nahezu in Kon- tor als Doppelstern erkennbar. Bei einer Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. gut trennen und weitere Messungen vor- takt. Positionswinkel-Schätzung: 255°. Beobachtung bei 520-facher Vergrößerung nehmen. Das System erreichte etwa 1920 war nur mehr ein Beugungsscheibchen seinen weitesten Abstand mit 6,2" und ist in den letzten Jahren wieder deutlich en- Tab. 1: Daten zu γ Virginis ger geworden. Name Typ R. A. Dekl. Helligkeiten Umlaufzeit Die Astronomen faszinierte an γ Vir- γ Virginis DS 12h 41,7min –1° 27' 3m,5/3m,5 168,9a ginis die sehr exzentrische Bahn und

42 interstellarum 33 Milchstraße

diesen Zeitpunkt 0,61" Abstand und einen Positionswinkel von 215° an. Sehr geübte Ephemeride für γ Virginis Doppelsternbeobachter wie S.W. Burnham oder Paul Couteau konnten Systeme in Viele Jahre wurde die von K. A. diesem Distanzbereich ihrer Instrumente Strand (1937) berechnete Bahn be- nicht nur erkennen, sondern sogar messen nutzt. W. D. Heintz hat 1990 eine und entdecken. So entdeckte z.B. Burn- neue Bahn berechnet, die das Peri- ham mit einem 150mm-Refraktor einen astron besser abdeckt. Die folgende Doppelstern mit nur 0,2" Distanz [5, 6]! Ephemeride habe ich mit den Ele- In der Tabelle 2 sind für die nächsten menten von Soderhjelm 1999 aus Jahre, jeweils etwa für März/April also dem »Sixth Catalog of Orbits of Vi- zur besten abendlichen Beobachtungszeit, sual Binary Stars« [4] gerechnet: Positionswinkel, Distanz und benötigtes Teleskop zusammengestellt. Periode: P=168,9a Interessant könnten auch Video- und halbe große Achse: a=3,68" Webcambeobachtungen sein, wie die Beo- Bahnneigung: i=148° bachtungen von Steve Bodin und Jon-Bent Knotenlänge: 37° Kristoff erson zeigen [7, 8]. In interstella- Termin des Periastron: T=1836,4 Abb. 1: Bahndiagramm für γ Virginis. Jeder Punkt rum 27 berichtete J. Schlimmer [10] über Num. Bahnexzen.: e=0,89 ist der Ort am Jahresanfang des Jahres. Der Ab- seine Versuche, γ Virginis mit einer ToU Perihellänge: ω=257° stand der Skalenstriche auf den Achsen ist 1". Cam zu beobachten. Ephemeride für γ Vir 2003-2010 erkennbar, der Stern also nicht aufgelöst. Bedeckungen von γ Vir Jahr Distanz PW Zwei verschiedene Kriterien, wann ein durch den Mond 2003,00 0,87" 236° Doppelstern als aufgelöst bezeichnet wird, 2003,25 0,82" 232° werden verwendet. Das getrennte Sehen γ Virginis liegt nahe der Ekliptik und 2003,50 0,76" 228° beider Beugungsscheibchen wird als das kann daher vom Mond bedeckt werden. »Rayleigh-Kriterium« bezeichnet. Es hängt Durch die etwas veränderliche Lage der 2003,75 0,69" 222° von der Öff nung ab und berechnet sich zu Mondbahn erfolgen solche Bedeckungen 2004,00 0,63" 216° R=140"/D in mm; für einen 130mm-Re- in Serien. Die letzte derartige Serie begann 2004,25 0,56" 208° fraktor also zu 1,08". Es ist aber möglich, im Januar 1999 und endet im Januar 2005. 2004,50 0,50" 198° auch geringere Abstände im Beugungs- Die nächste Serie beginnt im Februar 2015 2004,75 0,43" 185° bild wahrzunehmen. Wenn sich die beiden und endet im Juli 2023. Natürlich sind von Sterne näher als 0,84× des oben defi nierten einem Beobachtungsort aus nicht alle der- 2005,00 0,38" 168° Abstands sind, berühren sich die Beu- artigen Bedeckungen zu sehen. Eine Vor- 2005,25 0,35" 147° gungsscheibchen und erscheinen als »8«. hersage ist z.B. mit einem Himmelskalen- 2005,50 0,35" 124° Das wird auch als das »Dawes-Kriterium« der oder mit dem Programm WinOccult 2005,75 0,38" 103° für die Trennbarkeit von Doppelsternen von David Herald möglich [9]. Leider ist 2006,00 0,44" 86° bezeichnet. Man berechnet es zu 117"/D für diese Serie keine Bedeckung mehr von 2006,25 0,51" 73° in mm, für den genannten Refraktor er- Mitteleuropa aus zu sehen. gibt sich damit 0,90". Aber bei den nötigen 2006,50 0,58" 64° sehr hohen Vergrößerungen, die mindes- Bei den beiden letzten in unseren Brei- 2006,75 0,65" 56° tens das Doppelte bis zum Fünff achen des ten sichtbaren Bedeckungen von γ Vir 2007,00 0,73" 50° Objektivdurchmessers in Millimetern (im durch den Mond standen die Komponen- 2007,25 0,80" 46° Beispiel 260× bis 650×) betragen, und eini- ten des Doppelsterns bereits eng beiein- 2007,50 0,87" 42° germaßen ruhiger Luft können die immer ander: 2007,75 0,93" 38° mehr verschmelzenden Beugungsbilder der beiden Sterne immer noch erkannt ☐ 6. Juli 2003, Payerbach/Niederöster- 2008,00 1,00" 35° werden. Bis herunter zu 0,5× des Rayleigh- reich, 457/2040-Newton: Die Bede- 2008,25 1,06" 33° Kriteriums (im Beispiel 0,54") ist bei auf- ckung erfolgte bei noch hellem Tages- 2008,50 1,12" 30° merksamer Beobachtung erkennbar, dass licht. Durch das schlechte Seeing bei 227× 2008,75 1,18" 28° das Beugungsscheibchen nicht ganz rund, war γ Vir ein ca. 2" großer Ball aus vielen 2009,00 1,24" 26° sondern etwas länglich erscheint. So konn- kleinen gleichzeitig sichtbaren Fleckchen te ich z.B. im Januar 2004 mit dem 130mm- und nicht trennbar. Auch der Mond wa- 2009,25 1,29" 24° 2009,50 1,35" 23°

Refraktor bei 520× an γ Vir zweifelsfrei berte ganz kräft ig. So beobachtete ich bei Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. eine etwas längliche Olivenform in PW 107×. Da der dunkle Mondrand noch 2009,75 1,40" 21° 215° erkennen; die Ephemeride gab für nicht sichtbar war (Tageslicht!), war es 2010,00 1,46" 20° ziemlich spannend, wann γ verschwin- 2010,25 1,51" 19° Surftipp den würde. Außerdem hofft e ich bei der 2010,50 1,56" 18° Homepage des Autors • members.eunet.at/ Bedeckung erkennen zu können, dass 2010,75 1,61" 16° vollmann erst der eine Stern und dann der andere bedeckt wird. γ Vir leuchtete strahlend

interstellarum 33 43 Milchstraße

Tab. 2: Position der Komponenten von γ Virginis und benötigtes Fernrohr 2004–2008 Jahr Distanz PW Aufl ösung ab erkennbar ab etwa 2004,3 0,55" 206° 250mm 130mm 2005,3 0,35" 142° 400mm 200mm 2006,3 0,52" 71° 270mm 130mm 2007,3 0,81" 45° 170mm 90mm 2008,3 1,07" 32° 130mm 70mm

☐ 14. Januar 2004, Wien 21/Stammers- etwas zu spät gemessen sein). Beobach- dorf, 130/1040-Refraktor: Beobachtung tungsort: Breite 48° 18' 09,6" Nord, Län- des Eintritts: Um 3 Uhr morgens war es ge 16° 25' 18,7" Ost, Seehöhe 173m (GPS überraschend klar! Ich baute schnell ÖK50). das Fernrohr auf und hofft e, dass es den Sturmböen standhalten würde, die auch [1] Smyth, W. H.: The Bedford Catalogue. Abb. 2: γ Virginis im Amateurteleskop. Aufnah- auf meiner ziemlich windgeschützten From A Cycle of Celestial Objects, (1844), me von Steve Bodin, 8"-SCT, Mintron-Kamera. Terrasse sehr spürbar waren: Bei jedem Nachdruck 1986 von Willmann-Bell, Windstoß lenkte das Fernrohr um ei- Richmond, VA, USA weiß am blauen Himmel und fl ackerte. nige Bogenminuten aus und brauchte [2] Burnham, R. jr.: Burnhams Celestial Auf einmal wurde er ein wenig schwä- einige Sekunden um wieder zur Ruhe Handbook, Band 3, Dover (1978) cher (Bedeckung des ersten Sterns) und zu kommen. Ab 3:20 MEZ verfolgte ich [3] Sammlung astronomischer Kataloge, kurz danach verschwand er schlagartig: die Annäherung des Mondes an γ Vir »Vizier«: vizier.u-strasbg.fr Sternbedeckung (Bedeckung des zweiten bei 130-facher Vergrößerung. Kurz vor [4] Hartkopf, W. I., Mason, B. D.: Sixth Catalog Sterns)! Der Zeitunterschied zwischen der Bedeckung am hellen Mondrand er- of Orbits of Visual Binary Stars, US Naval der Bedeckung der beiden Sterne war für schien der Stern sehr weiß im Farbkon- Observatory, ad.usno.navy.mil/wds/orb6. mich nicht zu stoppen; durch nachträg- trast zum eher gelblichen Mond. Den html (2003) liche Versuche mit der Stoppuhr glaube Eintritt »verwackelte« mir leider der [5] Sidgwick, J. B.: Amateur Astronomer’s ich, dass es etwa 0,4 bis 0,5 Sekunden Sturm. Den Austritt beobachtete ich bei Handbook, Enslow Publishers (1980). waren. 115× und fi xierte den dunklen Mond- [6] Couteau, P.: Observing Visual Double Stars, Beim Austritt von γ Vir am hellen Mond- rand in der Nähe der nördlichen Spitze The MIT Press (1981). rand etwas nördlich des Mare Austra- des beleuchteten Mondteils. Trotzdem [7] Bodin, S.: www.carbonar.es/s33/Virgo/ le bedeckte leider eine kleine Wolke überraschend erschien ganz knapp ne- Gamma.html und www.carbonar.es/s33/ den Mond (21:28). Erst einige Sekunden ben der beleuchteten Hörnerspitze des Articles/DOUBLE-STAR-MEASUREMENTS- nachher sah ich den Stern, schon etwas Mondes der Stern und wenige Augen- VIDEO.pdf entfernt vom Mondrand. Ein sehr hüb- blicke später, vielleicht 0,3 Sekunden, [8] Kristofferson, J.-B.: home.no.net/jonbent/ scher Anblick wegen der unterschiedli- wurde er heller: auch der zweite Stern Doubles.html chen Farbe: γ Vir war rein weiß und der war da. Ich konnte die beiden Sterne [9] Herald, D.: WinOccult 3. www.lunar- Mond ziemlich gelb zu sehen. nicht trennen, aber das deutliche stu- occultations.com/iota/occult3.htm Ergebnis: Termin des Verschwindens des fenförmige Wiedererscheinen zeigte die [10] Schlimmer, J.: Sieg über das Seeing - γ zweiten Sterns: 20:51:40,0 MESZ. Beob- Doppelsternnatur an. Virginis in einem 8"-Newton-Teleskop, achtungsort: Breite 47°41'48" Nord, Län- Ergebnis: Zeitpunkt des Wiedererschei- interstellarum 27, 42 (2003) ge 15°52'54" Ost, Höhe 585m. nens des 2.Sterns: 4:08:12,2 MEZ (dürft e Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

44 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 45 Universum

Die Markarian-Galaxien

Teil III – Extragalaktische HII-Regionen

von Klaus Wenzel (Text und visuelle Beobachtungen) und Wolfgang Düskau (CCD Aufnahmen)

Nach den ersten beiden Teilen [1, 2] über die visuelle Beobachtung von Markarian-Galaxien (oder besser Markarian-Objekten), möchte ich heute zwei extragalaktische HII-Regionen aus Marka- rians Katalog vorstellen. Die CCD-Aufnahmen zu diesem Artikel lieferte Wolfgang Düskau mit seinem 5"-Refraktor in Verbindung mit einer ST-7 CCD-Kamera. Bei den visuellen Beobachtun- gen (12,5"-Newton) konnte die Natur dieser Objekte als Emissionsnebel deutlich durch Einsatz eines [OIII]-Filters bzw. UHC-Filters bestätigt werden.

Mrk 71 – der Lichtknoten Verdichtung, die von Dreyer als NGC 2363 trast, während die eigentliche Muttergala- in NGC 2366 in den NGC aufgenommen wurde. Auf xie dann nicht mehr sichtbar ist. einer Zeichnung, die von Copeland ange- Am 31.1.2002 konnte ich diese Beobach- Bei Mrk 71 handelt es sich nicht um die fertigt wurde, ist NGC 2363 zweifelsfrei als tung bestätigen. Bei Einsatz eines [OIII]- eigentliche Galaxie NGC 2366 – Mitglied eigenständiger Knoten westlich von Mrk Filters wirkt Mrk 71 allerdings noch heller, der M 81-Gruppe – sondern um eine rie- 71 zu identifi zieren. Bei diesem Objekt und macht auch einen deutlich unregel- sige HII-Region am Südrand der Gala- handelt es sich vermutlich um eine weite- mäßigeren leicht elongierten Eindruck. xie, die für die UV-Strahlung verantwort- re HII-Region von NGC 2366, die in eine Das westliche Objekt – NGC 2363 – war lich ist. Diese gewaltige HII-Region, die größere Sternwolke eingebettet ist. allerdings bei beiden Beobachtungen nicht ihre Muttergalaxie dominiert, hat einen 1974 wurde NGC 2366 mit anderen Mit- sichtbar. Hier ist sicherlich ein deutlich Durchmesser von ca. 2200 Lj und eine gliedern der M 81-Gruppe von A. Sandage dunklerer Himmel und wahrscheinlich Temperatur von etwa 15000K. Markari- vom Mount Palomar und G. Tammann auch etwas mehr Öff nung erforderlich. an katalogisierte dieses Objekt in seiner der Universität Basel mit dem 5m-Hale- zweiten Liste [3], die er 1968 in der rus- Teleskop untersucht [6]. Ziel dieser Unter- Mrk 59 – der südliche sischen Zeitschrift Astrofi zika veröff ent- suchung war, einzelne Sterne von näheren »Stern« von NGC 4861 lichte. Markarians Originalbeschreibung, Galaxien zu identifi zieren, um mit deren in der englischen Übersetzung (erschie- Hilfe die Hubble-Konstante genauer zu Ein ähnliches Objekt wie NGC 2366 ist nen in der Zeitschrift Astrophysics), lau- bestimmen. Hierbei wurden in NGC 2366 die Galaxie NGC 4861 in den Jagdhun- tet: »According to the morphologic type mindestens 28 Sterne zwischen der 18. und den. NGC 4861 wurde am 1. Mai 1785 is dIB(s)m; 11m,4. Cometary 21. Größe identifi ziert. Aufgrund von pho- ebenfalls von W. Herschel mit seinem galaxy, the head-nucleus of which consists tometrischen Untersuchungen von Einzel- 18-Zöller visuell entdeckt und zunächst of hot spots«. sternen mit dem 6m-Spiegel in der ehema- als IV-Klasse-Objekt (Planetarischer Ne- Entdeckt wurde NGC 2366 allerdings ligen UdSSR ermittelten N. A. Tikhonov bel IV30) klassifi ziert [4]. Herschel be- viel früher, am 3. Dezember 1788 von Wil- und seine Kollegen eine Entfernung für schrieb: »Two stars distance 3' connected helm Herschel [4]. Herschel beschrieb die NGC 2366 von 12 Millionen Lj [7]. with a very faint narrow nebulosity«. Eine Galaxie als: »very faint, very small, has a Was ist nun visuell mit einem mittleren erste Zeichnung wurde 1833 von John very faint branch north following«. Aus Amateurfernrohr von diesem interessan- Herschel mit dem gleichen Instrument an- dieser Beschreibung geht bereits eindeu- ten Objekt zu erwarten? Bisher stand NGC gefertigt, die eindeutig einen langgestreck- tig hervor, dass Herschel zum einen die 2366 zwei Mal auf dem Beobachtungsplan ten (Nord/Süd) diff usen Nebel zwischen dominierende HII-Region als nichtstellar meines 12,5-Zöllers. Die erste Beobach- zwei Sternen zeigt [9]. Der nächste visuelle erkannte, zum anderen konnte er auch die tung vom 21.3.1998 zeigte eindeutig einen Beobachter war dann Lord Rosse, der den deutlich lichtschwächeren diff usen Aus- relativ hellen ovalen Lichtknoten, von dem Herschelschen Nebel insgesamt drei Mal läufer der eigentlichen Galaxie erkennen. sich nach Norden ein diff user Lichthauch mit seinem 72-Zöller in Birr (Irland) be-

Der nächste historische visuelle Beobach- erstreckt. Mit Hilfe eines UHC-Filters ge- obachtete [5]. Nach der Beobachtung vom Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ter war Ralph Copeland, der diesen Her- winnt diese Verdichtung deutlich an Kon- 10. April 1858 beschrieb er das Objekt: »A schel-Nebel am 9.3.1874 mit dem 72-Zöller von Lord Rosse in Birr Castle beobachtete Extragalaktische HII-Regionen aus dem Markarian-Katalog [5]. Auch Copeland beobachtete den hellen Markarian NGC R. A. Dekl. Helligkeit Entfernung Uran. Lichtknoten mit einem nach Norden ge- 71 2366 07h 28min 43s +69° 11' 17" 11m,4 12 Mio. Lj 21 bogenen diff usen Schweif, außerdem sah h min s m er noch westlich des Knotens eine weitere 59 4861 12 59 00 +34° 50' 45" 13,9 35 Mio. Lj 108

46 interstellarum 33 Universum

NGC 2363

Mrk 71 in NGC 2366 Mrk 59 in NGC 4861 very faint streak of neby between 2 stars von 1967 den hellen südlichen Knoten als dürft en auch in deutlich kleineren Instru- nearly in a line north/south. Th e north das UV-Objekt. Er beschreibt die Galaxie menten durchaus erfolgreich visuell zu star is a little brighter and is more sharply aber ebenfalls als Doppelgalaxie (»Doub- beobachten sein. defi ned then the other. Th e swells le galaxy, consisting of an irregular and out or projects towards preceeding side«. a spheroidal«) [14]. Der helle Knoten am [1] Wenzel, K.: Markarian Galaxien Teil I, Aus dieser Beschreibung von Lord Rosse Südwestrand von NGC 4861 (das Mar- interstellarum 19, 51 (2001) geht also bereits eindeutig hervor, dass es karian-Objekt) fi ndet sich ebenfalls im [2] Wenzel, K.: Markarians Galaxien Teil II, sich bei dem südlichen Objekt nicht um ei- PG-Survey (PG 1256+351) von 1986 wie- interstellarum 25, 48 (2002) nen normalen Stern handelt, sondern dass der, der sich mit blauen stellaren Objekten [3] Markarian, B. E.: Galaxies with an Ultraviolet das Objekt diff user erscheint. Von J. L. E. (weiße Zwerge, Quasare etc.) befasst [15]. Continuum II, Astrophysics 5, 206 (1969) Dreyer wurde das Objekt dann 1888 als Bei meiner ersten visuellen Beobach- [4] Dreyer, J. L. E.: The Scientifi c Papers of Sir Nr. 4861 in den NGC aufgenommen. Eine tung am 9.5.2001 konnte ich bereits mit Willliam Herschel, The Royal society and zweite Identität (IC 3961) des gleichen Ob- Aufsuchvergrößerung (93×) sofort ein na- the Royal astronomical society (1912) jekts im Index Catalogue (IC-II) von 1908 hezu stellares Objekt erkennen, das sich [5] Observations of Nebulae and Clusters of geht auf Max Wolf in Heidelberg zurück, durch eine leicht diff use Erscheinung von Stars at Birr Castle (1848–1878) der die Galaxie 1905 nach Aufnahmen, die benachbarten Sternen unterschied. Bei [6] Sandage, A., Tammann, G.: Steps toward mit dem 40cm-Bruce-Teleskop entstan- diesem kompakten Objekt handelt es sich the Hubble Constant, ApJ 191, 603 (1974) den sind, ebenfalls beschrieb [10]. Wolf um die HII-Region im südwestlichen Be- [7] Tikhonov, N. A. et. al.: Distance of nearby (und auch Dreyer) war off ensichtlich die reich (Mrk 59). Die diff use Erscheinung galaxies NGC 2366, IC 2574 and NGC Identität dieses Objektes mit NGC 4861 wird bei höherer Vergrößerung (170–312×) 4236, A&AS 89, 1 (1991) nicht aufgefallen. Wolfs Beschreibung be- noch deutlicher und auff älliger. Nord- [8] Strauß, H.: (CCD Aufnahme LX 200), SuW zieht sich jedoch ebenfalls eindeutig (wie östlich ist ein weiteres, etwas helleres 42 Vol 3, 62 (2003) bei Herschel) auf den Nebel zwischen den (~13m), jedoch völlig stellares Objekt sicht- [9] Herschel, J.: Observations of Nebulae and beiden Sternen und nicht auf die südliche, bar. Doch nach der visuellen Erscheinung Clusters of Stars, made at Slough, with a deutlich hellere HII-Region. Eine Rotver- bleibt eigentlich kein Zweifel, dass es sich Twenty-feet Refl ector, between the years schiebung der Galaxie wurde erstmals von hier nur um einen Stern handeln kann. 1825 and 1833, Philosophical Transactions Mayall 1956 veröff entlicht [11]. Zwischen der HII-Region und dem ver- 359 (1833) 1964 wurde die Galaxie von Fritz Zwi- mutlichen Stern ist indirekt sehr schwach [10] Wolf, M.: Publikationen des cky in seine erste Liste über kompakte ein diff user Lichtstreifen erkennbar, die ei- Astrophysikalischen Instituts Königsstuhl und pekuliäre Galaxien (1ZW 49) aufge- gentliche Galaxie. Bei Einsatz eines [OIII]- Heidelberg Band II, Königsstuhl Nebelliste nommen [12]. Zwicky beschreibt hier eine Filters ist die Muttergalaxie nicht mehr zu 5 (Objekt Nr. 103) (1904) blaue, irreguläre Galaxie mit einem blau- erkennen, aber die HII-Region wirkt nun [11] Mayall, M. et. al.: Redshifts and magnitudes en, kompakten Knoten im südwestlichen deutlich heller. Das stellare Objekt nord- of extragalactic Nebulae, AJ 61, 97 (1956) Bereich. Zwicky führt außerdem noch östlich wird durch den Filter ebenfalls [12] Zwicky, F.: Catalogue of selected compact den Hinweis an, dass sich 4,5' nordnord- deutlich abgeschwächt. Bei einer weiteren Galaxies and of post-eruptive Galaxies östlich ein kugelförmiger Begleiter befi n- Beobachtung am 24.4.2003 konnte diese (1971) det, zweifellos der nördliche der von Her- Beobachtung auch mit einem UHC-Filter [13] Arp, H.: Atlas of peculiar Galaxies, ApJS 14,

schel beschriebenen Sterne, wobei es sich nachvollzogen werden, wobei auch hier 1 (1966) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. hierbei jedoch höchstwahrscheinlich nicht die eigentliche Galaxie nicht mehr sicht- [14] Markarian, B. E.: Galaxies with an Ultraviolet um eine Galaxie, sondern um einen Stern bar war, während das kompakte Objekt am Continuum I, Astrophysics 3, 24 (1967) unserer Milchstraße handelt. 1966 wurde Südwestrand dominierte. [15] Green, R. F., Schmidt, M., Liebert, J.: The die Galaxie von H. Arp in seinen Katalog Die beiden hier vorgestellten Markarian- Palomar-Green Catalog of Ultraviolet- über wechselwirkende Galaxien unter der Objekte gehören zweifellos zu den interes- Excess Objects, ApJS 61, 305 (1986) Nummer 266 eingefügt [13]. Markarian santesten Vertretern dieses 1500 Objekte selbst markierte in seiner Aufsuchkarte umfassenden Kataloges. Beide Galaxien

interstellarum 33 47 Universum

Mit dem Fernglas im Virgohaufen

von Bernd Gährken

ls Messier im 18. Jahrhundert sei- lag in den Alpen. Dort ist der Himmel re- und M 31 in den Sternbildern Dreieck und nen berühmten Katalog anlegte, lativ dunkel, die visuelle Grenzgröße liegt Andromeda. Da sie ebenfalls zur Lokalen Astanden ihm mehrere Teleskope zur bei etwa 6m,8. Gruppe gehören, muss unsere Milchstraße Verfügung. Sein größtes soll ein Spiegelte- innerhalb der Lokalen Gruppe weiter in leskop mit 6" Durchmesser gewesen sein. Zu einem Test der Feldstechersicht- Richtung Virgohaufen liegen. Damals bestanden die Optiken allerdings barkeit ist die Jungfrau bestens geeignet. Wer sich mit dem Fernglas auf Nebel- meist noch aus einer Kupferlegierung mit Es ist das Sternbild mit den meisten Mes- jagd begibt, sollte mit einer guten Auf- lediglich 50% Refl exion. Heutzutage soll sierobjekten. Dies ist kein Zufall, denn suchkarte ausgerüstet sein. Gut geeignet für die Sichtung der von Messier ent- gerade in dieser Richtung blicken wir auf ist z.B. der »Atlas für Himmelsbeobachter« deckten Objekte schon ein Fernglas aus- das Zentrum des Virgohaufens. Unsere von Erich Karkoschka [2]. reichend sein. Stimmt das wirklich? Die »Lokale Gruppe« liegt am Rande dieses Antwort ist schwierig. Bei einem 25×150- Galaxienhaufens und ist gravitativ an ihn Im Grenzgebiet zwischen Coma Großfeldstecher und einem Standort in der gebunden. Die räumliche Lage wird deut- Berenices und Virgo schlägt das Herz des Wüste schafft es sicher kein Messierobjekt lich, wenn man sich die Verteilung der Galaxienhaufens. 16 Messier- und drei sich erfolgreich zu verstecken, während Galaxien auf der gegenüberliegenden Seite NGC-Objekte sind in Tabelle 1 aufgelistet. mit einem 7×35 unter deutschem Himmel des Himmels anschaut. Während sich in Das Gebiet ist fast 80° von der Milchstra- viele der schwächeren Nebel nicht mehr der Jungfrau etwa ein Dutzend Messier- ßenebene entfernt. Die galaktische Ex- erkannt werden können (vgl. [1]). Für objekte tummeln, kann 180° entfernt, im tinktion ist extrem gering, doch dafür meine Beobachtungen verwendete ich ein Sternbild Fische, mit M 74 nur eine ein- ist die Region leider sehr arm an Orien- preiswertes 20×60-Fernglas aus russischer zige Galaxie beobachtet werden. Nördlich tierungssternen. Als Ausgangspunkt ist Produktion. Der Beobachtungsstandort der Fische befi nden sich allerdings M 33 das große »T« am besten geeignet. Diese Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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48 interstellarum 33 Galaxienjagd mit dem Großfernglas

48 Galaxien im Her- zen des Virgohaufens auf einem Feld von 4°×5° zeigt die nebenstehende Zeich- nung. Beobachtet wurde mit einem 20×125-Groß- fernglas bei guten Bedin- gungen (Grenzgröße 6m,3). Die Schwierigkeit besteht darin, alle 48 Galaxien zu fi nden, mit dem Fernglas und speziell auch auf der Zeichnung. Starten kann man an der bekannten und recht auff älligen Markari- an-Galaxienkette, die etwa mittig der Zeichnung zu er- kennen ist. Von hier kann man auf die Reise gehen, zu M 100 in der rechten obe- ren Bildecke, oder zu den bekannten Siamesischen Zwillingen in der unteren linken Bildecke. Eine Besonderheit in die- sem Feld ist die Galaxien- kette selber. Im Fernglas waren schon hier allein 15 Galaxien zu identifi zieren. Als schwierigste Galaxie empfand ich hier NGC 4458 mit einer visuellen Hellig- keit von knapp 12m. Weitere Besonderheiten sind die Ga- laxienpaare, die im Feld zu erkennen sind. Schon bei 20- facher Vergrößerung lassen sich die irregulären Charak- tere der beiden Paare NGC 4298/4302 und dem Paar der Siamesischen Zwillinge erkennen. Während bei dem Paar NGC 4298/4302 nur ansatzweise zwei Galaxien als ein zusammenhängendes »T« zu erken- nen sind, sind die Siamesischen Zwillinge NGC 4567/4568 einfacher voneinander zu trennen. Hier kann man eine Art kleinen Schwanz an der nördlichen Galaxie NGC 4567 nach Süden hin erkennen. Eine weitere Besonderheit ist die Galaxie NGC 4459, die recht auff ällig direkt nördlich auf einem etwa 9m hellen Stern zu sitzen scheint. Dieses Paar wirkt als ein schöner Kontrast aus hellem Sternlicht und dem zarten Schimmern der Galaxie. Die schwächste Galaxie im angesprochenen Feld ist NGC 4497 mit einer Helligkeit von 12m,5. Auch mit kleineren Ferngläsern sind mehr als genug Galaxien zu beobachten, allein die Größe der Objekte macht die Schwierigkeit aus. Richten Sie doch einfach einmal Ihr Fernglas auf den Virgohaufen und gehen Sie auf Entdeckungstour. Uwe Glahn Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Sternformation befi ndet sich bei gleicher liegt M 98. Diese Galaxie kann im 20×60- der, diff user Klecks leicht zu erkennen. Es Deklination 7° östlich von Denebola, dem Feldstecher gerade noch erkannt werden. scheint fast so, als ob Messier sich für sein Schwanzstern des Löwen. Die Sterne des Zur sicheren Identifi zierung muss jedoch einhundertstes Objekt etwas besonders großen »T« haben zwischen 6m,5 und 6m,9. die Lage genau bekannt sein. Dagegen fällt Prägnantes ausgesucht hätte. Ziemlich ab- Lediglich der östlichste Stern ist mit 5m,1 der östlich vom großen »T« liegende Nebel gelegen, etwa 5° nördlich von M 100, liegt etwas heller. Nordwestlich dieses Sterns M 100 sofort ins Auge. Er ist als heller, run- M 85. Auch dieser Nebel ist relativ einfach

interstellarum 33 49 Universum

zu fi nden. Im schwachen Halo ist südöst- chen zu erahnen. M 91 lich ein kleiner Stern sichtbar. Nahe des ist noch schwächer als Mittelsterns der vertikalen Achse des gro- M 89 und dürft e die ßen »T« steht die schwächere, aber deutlich schwierigste Messier- konzentrierte Galaxie M 99. Südwestlich galaxie des Virgohau- von M 99 soll NGC 4216 zu fi nden sein. fens sein. Bei der Su- Wegen eines nahen Sterns konnte dieses che nach M 91 sprang Objekt jedoch nicht eindeutig identifi ziert M 88 geradezu ins werden. Auge. Dieses Objekt ist sehr einfach, et- M 84 und M 86 stehen etwa fünf was länglich und be- Vollmonddurchmesser östlich von NGC sitzt eine nord-süd- 4216. Wenn die Jungfrau im Meridian liche Orientierung. steht, muss das Fernglas nur parallel zum Südlich von M 89 Horizont nach links verschoben werden, befi ndet sich M 58. um beide Galaxien problemlos zu erken- Die Galaxie ist sehr nen. M 86 erscheint etwas länglich und kompakt und zeich- um 45° gegen die Ost-West-Richtung ver- net sich durch eine kippt zu sein. Die Orientierung ist Nord- hohe Flächenhel- west/Südost. Sie sind beide fast gleich hell ligkeit aus. Östlich und besitzen einen stellaren Kern mit von M 58 steht das diff usem Halo. Ähnlich hell, jedoch deut- Pärchen M 59 und lich kondensierter erscheint die südöstlich M 60. M 59 zeigt keine gelegene Galaxie M 87. Ganz anders zeigt Details. M 60 ist deutlich heller, besitzt Ausschnitt aus der Karte E14 aus dem »Atlas für sich dagegen M 89. Weitere 2,5 Vollmond- einen stellaren Kern und einen diff usen Himmelsbeobachter« von Erich Karkoschka. Ab- durchmesser östlich gelegen, kann dieses Halo mit nordwestlicher Orientierung. druck mit freundlicher Genehmigung des Kos- Objekt leicht übersehen werden. Nur bei Fast 3° östlich von M 60 ist im Karkosch- mos-Verlags, Stuttgart. genauer Kenntnis der Lage ist ein sehr ka die Galaxie NGC 4762 eingetragen. Mit kleiner, beinahe sternförmiger Fleck aus- indirektem Sehen ist ein schwaches, läng- galaxie des Haufens geführt werden. Dass zumachen; es gelang mir erst beim drit- liches Nebelchen zu erkennen, das zwi- dieses Objekt nicht häufi ger erwähnt wird, ten Versuch ihn sicher zu identifi zieren. schen zwei 9m-Sternchen eingeklemmt ist. ist wohl auf die etwas abgelegene Position Nördlich von M 89 steht M 90. M 90 ist und die eher langweilige elliptische Form nicht leicht, aber deutlich einfacher als Eine echte Überraschung stellt zurückzuführen. Im Fernglas erschien die M 89 zu sehen. M 91 dagegen stellt ein M 49 am südlichen Rand des Haufen- Galaxie als großes, rundliches, diff uses echtes Problemobjekt dar. Erst nach in- zentrums dar. Es ist die bei weitem hellste Scheibchen ohne Kern und weitere Struk- tensiver Suche war diese Galaxie im Galaxie in der Jungfrau, wesentlich heller turen. Östlich neben M 49 konnte zwi- 20×60-Feldstecher als winziges Fleck- als M 87 und müsste eigentlich als Haupt- schen zwei 7m-Sternen mit indirektem Sehen die Galaxie NGC 4526 identifi ziert Fernglas-Galaxien im Virgohaufen werden. Etwa 3,5° südlich von M 49, schon Name R. A. Dekl. Größe Helligkeit Sternbild Uran. auf halbem Weg zu η Virgo, befi ndet sich M 49 12h 29,8min +08° 00' 5' 8m,4 Vir 193 das letzte Objekt, M 61. Während im grö- M 58 12h 37,7min +11° 49' 2,5'×1,5' 9m,7 Vir 194 ßeren Teleskop Spiralarme sichtbar wer- den, erscheint im 20×60-Feldstecher nur M 59 12h 42,0min +11° 39' 1,5'×1' 9m,6 Vir 154 ein unscheinbarer Schimmer mit durch- M 60 12h 43,7min +11° 33' 2' 8m,8 Vir 194 blitzendem stellaren Kern. h min m M 61 12 21,9 +04° 28' 3' 9,7 Vir 238 Meist wird M 76, der Schmetterlingsne- M 84 12h 25,0min +12° 53' 1,5' 9m,1 Vir 193 bel im Perseus, als das schwierigste Mes- M 85 12h 25,4min +18° 11' 2'×1,5' 9m,1 Com 148 sierobjekt bezeichnet. Doch M 91 dürft e M 86 12h 26,2min +12° 57' 2' 8m,9 Vir 193 kaum leichter sein. Im Virgohaufen wird M 87 12h 30,8min +12° 23' 3' 8m,6 Vir 193 für die drei NGC-Objekte M 98, M 91 und M 89 im 20×60 Feldstecher ein sehr M 88 12h 31,9min +14° 25' 3'×1,5' 9m,5 Com 193 guter Himmel benötigt. Ein späterer Test M 89 12h 35,7min +12° 33' 1,5' 9m,7 Vir 194 unter Mittelgebirgsbedingungen endete h min m M 90 12 36,8 +13° 10' 4'×1,5' 9 ,5 Vir 194 ohne Ergebnis. M 91 12h 35,5min +14° 30' 2'×1,5'10 m,1 Com 194 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. M 98 12h 13,8min +14° 54' 5'×2' 10m,1 Com 193 [1] Stoyan, R.: (Fast) Alle Messier-Objekte im M 99 12h 18,8min +14° 25' 2,5' 9m,8 Com 193 10×50, interstellarum 10, 45 (1997) M 100 12h 22,9min +15° 49' 3' 9m,3 Com 193 [2] Karkoschka, E.: Atlas für Himmels- beobachter, Kosmos-Verlag, Stuttgart NGC 4216 12h 15,9min +13° 09' 5'×1' 9m,9 Vir 193 (1997) NGC 4526 12h 34,0min +07° 42' 1,5' 9m,7 Vir 194 [3] Breitung, J.: Der Virgo-Galaxienhaufen im NGC 4762 12h 52,9min +11° 14' 3'×0,5'10 m,3 Vir 194 Feldstecher, interstellarum 13, 59 (1998)

50 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 51 Wenn wir zur Zeit den Sternhimmel betrachten, dann können wir die Umstellung vom Winter- auf den Früh- lingshimmel erleben. Im Westen tummeln sich noch die Wintersternbilder, deren Hauptsterne das Winter- sechseck bilden. Das Wintersechseck ist eine große Meta-Konstellation ähnlich dem Sommerdreieck. Die Sterne, die das Sechseck bilden, sind: Kapella, Alde- baran, Rigel, Sirius, Prokyon und Pollux. Zusammen mit der alles überstrahlenden Venus bilden diese Sechsecksterne eine schöne Kulisse am Westhim- mel. Ganz anders ist das Bild im Osten, hier fi nden sich nur sternarme Konstellationen. Es kündigt sich der Frühlingshimmel mit dem Löwen, der Jungfrau und dem Bootes an. Lang dauert es nicht mehr, bis sich Wega in der Leier wieder aus den Dunstschich- ten des Horizonts befreit. Hoch im Osten kommen der Große Wagen (Ursa Major, der Große Bär) und die Jagdhunde (Canis Venatici) langsam in ihre beste Beobachtungsposition. Im Starhopper des heutigen Abends wollen wir die hellsten Objekte im Bereich

zwischen der Deichsel des großen Wagens und den Abb. 1: Die Strudelgalaxie, engl. »Whirlpool Galaxy«, ist der Inbegriff einer Spi- Jagdhunden kennen lernen. ralgalaxie. Foto von Gilbert Jones, Three Buttes Observatory, Tucson Arizona. Im Land der Spiralgalaxien

Starhop in Ursa Maior und Canis Venatici

von Thomas Jäger

Augenprüfer Reiterlein Problem darstellen sollte – man sollte ihn passiert, dass Beobachter den Doppelstern mit bloßem Auge trennen können. Bei den Mizar für das Paar Mizar-Alkor gehalten Unser Startpunkt ist der Stern Mizar Indianern hieß Mizar »die Squaw« (Frau), haben. Mizar ist ein wunderschöner Dop- (ζ UMa), er steht an der Spitze der Deich- die ihr kleines Kind auf dem Rücken trägt. pelstern, dessen Komponenten in einem sel im Großen Wagen. Wer sich den Groß- Dieses Kind war in der Tat eine Sehprobe hellen Weiß erstrahlen. Wer darauf achtet, en Wagen wie die Amerikaner als große für die jungen Männer. Alkor gehört wie erkennt einen Helligkeitsunterschied zwi- Schöpfk elle (»Big Dipper«) vorstellt, der Mizar zum Ursa Maior-Bewegungsstern- schen den Komponenten, er beträgt rund fi ndet ihn einfach beim Knick des Hand- haufen, einer Gruppe von Sternen, deren 1,6 Größenklassen. Dieser Unterschied griff s der Kelle. Mizar ist ein weißer Stern Mitglieder alle mit gleicher Geschwindig- führt zu interessanten Kontrasteff ekten, der Spektralklasse A2 und rund 88 Licht- keit durch den Raum ziehen. Der Abstand man glaubt, dass die beiden Sterne eine

jahre von uns entfernt. In 12' Abstand von Mizar zu Alkor beträgt ca. ein viertel unterschiedlichere Farbe haben, als es tat- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. von Mizar steht der Stern Alkor, das Lichtjahr, so dass man nicht mehr von sächlich zutrifft . Mizar ist der erste teles- Reiterlein. Mizar und Alkor sind schon einem Doppelstern sprechen kann. Wenn kopische Doppelstern, der entdeckt wur- mit dem bloßen Auge leicht zu trennen, wir Mizar und Alkor mit dem Teleskop be- de. Man spricht die Entdeckung 1650 dem deshalb nennt man Alkor auch den Au- trachten, dann sind sie zwar noch beide im Pater Riccioli zu. Der Abstand der beiden genprüfer. Das menschliche Auge hat je Gesichtsfeld, aber sie stehen schon ziem- hellen Mizar-Komponenten (AB) bleibt nach Alter ein theoretisches Aufl ösungs- lich weit auseinander. Sofort fällt aber auf, für unsere Maßstäbe nahezu konstant, vermögen von 2–4', so dass Alkor kein dass Mizar auch doppelt ist. Es ist schon denn die Umlaufzeit beträgt viele Tausen-

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de von Jahren. Astronomisch reizvoll ist, Jeder weiß, dass die Whirlpool-Galaxie unser Teleskop vorsichtig um ca. 2° zum dass Mizar A der erste spektroskopisch irgendwo am Ende der Deichsel steht. Wir Stern 24 UMa. Im Sucher sollten wir dann gefundene Doppelstern ist. Pickering fand wollen uns heute einen Weg einprägen, der schon das Dreieck erkennen, welches in der Im Land der Spiralgalaxien 1889 heraus, dass die Spektrallinien von uns immer wieder sicher zum Ziel führt. Aufsuchkarte eingezeichnet ist. Bei gutem Mizar A periodisch doppelt erscheinen. Wir starten bei η UMa und schwenken Himmel und ab einer Sucheröff nung von Dies deutet auf ein Doppelsternsystem hin, 50mm kann man an der Basis des Dreiecks die Sterne umkreisen sich gegenseitig in so bereits ein schwaches Wölkchen erkennen. geringem Abstand, dass kein Teleskop sie Jetzt sind wir am Ziel: Im Okular sehen wir aufl ösen kann. am Anfang zwei kleine Lichtfl eckchen, es ist M 51 und die Nachbargalaxie NGC »Whirlpool« im Okular 5195. Das Hauptobjekt M 51 wurde am 13. Oktober 1773 von Charles Unser Ziel ist es jetzt, die Stru- Messier entdeckt, die Nachbargala- delgalaxie M 51 zu fi nden. Auf xie wurde seltsamerweise erst 1781 dem Weg machen wir noch eine von seinem Kollegen Pierre Mé- Zwischenstation bei η UMa, er chain gefunden. Méchain schreibt: ist der äußerste Stern der Deich- »die beiden »Atmosphären« be- sel. Der Stern leuchtet mit einer rühren einander, die eine ist etwas scheinbaren Helligkeit von 1m,9 und schwächer als die andere«. Dies ist gehört zur Spektralklasse B2. Sein eine Beschreibung, die wir durchaus Leuchten ist strahlend weiß. Zwei nachvollziehen können. Namen sind heute gebräuchlich, »Al- Bei M 51 kann man die Spiralstruk-

kaid« und »Benetnasch«. Beides ist aus tur gut studieren, weil wir nahezu senk- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. dem arabischen »Ka’id Banat al Na’ash« recht auf die Ebene der Galaxie blicken. abgeleitet und bedeutet »Anführer der Die Spiralnatur von M 51 wurde im Früh- Trauernden«. Die Legende besagt, dass jahr 1845 von Lord Rosse entdeckt. Er die Kinder von Al Na’ash, welche vom Po- Abb. 2: Zeichnung von M 51 mit einem 12"-Te- verwendete für die Beobachtung sein »Le- larstern Al Jadi ermordet worden sind, als leskop im April 1994. Die markierte Supernova viathan«-Teleskop, es war das größte Te- Sterne des Großen Wagens ihren Weg am war heller als der mit »1« gekennzeichnete Stern. leskop seiner Zeit. Der riesige Metallspie- Himmel nehmen. Thomas Jäger. gel hatte einen Durchmesser von 6 Fuß

interstellarum 33 53 Abb. 4: M 63 wird auch »Sonnenblumengala- xie« genannt. LRGB- Aufnahme von Han- nes Schmidt mit einem 16"-SCT, 5×10min (L), 2×10min (RGB) Belich- tungszeit, MX916 CCD- Kamera.

Abb. 3: William Parsons (Lord Rosse) ent- (1,8m) und ein Gewicht von über 4000kg. hingegen die beiden Kerne der Galaxien, sie deckte 1845 die Spiralstruktur von M 51. In Die ganze Konstruktion war azimutal mon- erscheinen etwa gleich hell und haben einen einer Zeit vor der Anwendung der Astrofo- tiert. Zur Zeit von Lord Rosse wusste man deutlichen Helligkeitsanstieg zur Mitte. Süd- tografi e gibt seine Zeichnung die exakten noch nicht, dass Galaxien aus Sternen be- westlich kurz vor dem hellen Spiralarm be- Details wieder. Die Abbildung zeigt den Ori- stehen, man unterteilte die Objekte grob in fi ndet sich ein markanter Stern, er ist auch in ginaleintrag in das Beobachtungsbuch. Nebel und Sternhaufen. Alles was man in der Zeichnung mit der Ziff er 1 markiert: Im Sterne aufl ösen konnte, wurde der Gruppe Jahre 1994 entdeckten die zwei Amateuras- Abb. 5: Auch mit kurzen Brennweiten und der Sternhaufen zugeordnet, der Rest den tronomen Jerry Armstrong und Tim Pucket einer Selbstbau-CCD-Kamera lassen sich Nebeln. Dass die Galaxien auf der Entfer- aus Atlanta eine Supernova (1994I) in M 51. die Galaxien fotografi eren. Die Aufnahmen nungsskala viel weiter entfernt sind und Ihre Helligkeit übertraf deutlich die des mar- entstanden jeweils mit einem 140/490mm- somit nicht mehr zur Milchstraße gehören kierten Sterns. Dies veranschaulicht, welche Comet Catcher, 20×30s belichtet, Audine- können, wurde erst ein Jahrhundert später gigantische Energien bei solch einem Aus- CCD-Kamera mit KAF400LE-Chip. a) M 51, klar. Die heutige Astronomie positioniert M bruch frei werden. Neben den Spiralarmen b) M 63. Thomas Jäger. 51 in 31 Millionen Lichtjahren Entfernung, existiert als Beobachtungsherausforderung was man durchaus als galaktischen Nach- die berühmte Brücke zwischen den Galaxien. barbereich bezeichnen kann. Beide Spi- Ich vermute, dass die meisten visuellen Sich- ralgalaxien besitzen etwa je die Hälft e der tungen auf optischen Täuschungen beruhen, Masse der Milchstraße und sind eines der denn selbst auf langbelichteten Aufnahmen besten Beispiele für wechselwirkende Gala- ist diese Verbindung zwischen den beiden xien. Bei M 51 blickt man senkrecht auf die Galaxien nur extrem schwach zu sehen. Wir Scheibenebene, während man NGC 5195 wollen uns bei der Beobachtung ganz auf die von der Seite sieht. Beide Galaxien kamen zwei Galaxienkerne und die Spiralstruktur sich vor einigen 100 Millionen Jahren ein- konzentrieren. Spielen Sie mit der Vergröße- mal sehr nahe. Die wechselwirkenden Gra- rung und probieren Sie alle Okulare einmal vitationskräft e haben das Aussehen der bei- aus. Für jede Öff nung und Beschaff enheit den aneinander vorbeiziehenden Galaxien des Himmels gibt es ein Optimum, das es stark verunstaltet. Äußere Bereiche von M jetzt zu fi nden gilt. 51 wurden im Sog von NGC 5195 mitgeris- sen, der gegenüberliegende Teil von M51 Zur Sonnenblumengalaxie wurde durch Gezeitenkräft e spiegelbildlich genau in die entgegengesetzte Richtung, Für unser nächstes Objekt setzen wir mit also zu uns hin, verbogen. Viele Millionen dem Teleskop neu an. Wir stellen mit Hilfe a von Sternen wurden bei dieser Begegnung des Suchers oder durch Peilung den Stern α aus ihrem heimatlichen Verband heraus- CVn ein. Der Stern trägt auch den Namen gelöst und in den intergalaktischen Raum Cor Caroli, das Herz Karls. Die Namens- geschleudert. In den Spiralarmen von M 51 gebung ist nicht vollständig geklärt; man wurde durch den Vorbeigang intergalak- sagt, Edmond Halley hätte diesen Stern tisches Gas komprimiert, heute fi ndet man nach Charles II. von England benannt. Cor an diesen Stellen Formationen junger, blau- Caroli ist ein schöner Doppelstern, seine er Sterne: die Geburt von Sternen als Folge Komponenten stehen im Abstand von 19" galaktischer Wechselwirkung. und sind somit schon bei niedriger Ver- Für uns Amateure ist die Sichtbarkeit der größerung zu trennen. Die Komponenten Spiralstruktur, stärker noch als bei anderen haben sehr unterschiedliche Helligkeit. Der m

Objekten, von der Güte des Himmels und der Hauptstern strahlt mit über 3 , der Beglei- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Teleskopöff nung abhängig. Bei einem guten ter ist fast drei Größenklassen schwächer. Landhimmel kann die Spiralstruktur schon Dieser Helligkeitsunterschied macht die Be- zufriedenstellend mit einem 20cm-Teleskop stimmung eines Farbkontrastes schwierig. gesehen werden, es reicht aber schon geringe Der Hauptstern erscheint weiß, der Begleiter Lichtverschmutzung oder Streulicht aus, und wird von manchen Beobachtern eher rötlich, schon ertrinken die wertvollen Details im und von anderen Beobachtern eher grünlich b Himmelshintergrund. Gut erkennbar sind beschrieben. Welche Farbe sehen Sie?

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Objekte im Land der Spiralgalaxien Name Typ R.A. Dekl. Helligkeit Größe, Abstand Bemerkung ζ UMa, Mizar DS 13h 23,9min +54° 56' 2m,2/3m,8 14,5" Alkor mit 4m in 12' Abstand η UMa, Alkaid Stern 13h 47,5min +49° 19' 1m,86 M 51 Gx 13h 29,9min +47° 12' 8m,4 8,2'×6,9' Strudelgalaxie α CVn, Cor Caroli DS 12h 56,0min +38° 19' 2m,9/5m,6 20" ADS 8706 M 63 Gx 13h 15,8min +42° 02' 8m,6 13,5'×8,3' Sonnenblumengalaxie

Zum letzten Objekt des heutigen Abends »Sunfl ower Galaxy« genannt, sie ist eine auf ein Diktiergerät sprechen. Entschei- müssen wir einen Sprung von 5° machen. Spiralgalaxie vom Hubble Typ Sb–Sc. Bei den Sie sich für eine der beiden Galaxien Um die Gegend zielsicher zu fi nden, die- der Beobachtung sollte man auf ihren und machen Sie eine kleine Feldskizze. nen uns die Sterne 15, 16, 17 CVn und 19, sehr hellen, nur etwa 6" großen Kern ach- Man kann auch noch nach Monaten der 20, 23 CVn, die als Hilfskonstellationen in ten. Die Spiralstruktur macht sich visuell Erinnerung auf die Sprünge helfen, wenn die Aufsuchkarte eingezeichnet sind. Wer höchstens als kleine Unregelmäßigkeit um man eine Zeichnung oder Beschreibung mit einem Goto-Teleskop arbeitet, tippt den Kern herum bemerkbar, und ist wenn vorliegen hat. einfach M 63 ein. Trotzdem sollte man als überhaupt nur mit sehr großer Öff nung Goto-Beobachter auch die Aufsuchkarte zu sehen. Achten sollte man vielmehr auf [1] Burnham, R.: Burnham’s Celestial studieren, denn es macht durchaus Sinn, den extremen Helligkeitsverlauf: In der Handbook Vol I, Dover Publications, Inc., die Objekte mit dem Feldstecher nach- Mitte ist der sehr helle Kern, dann fällt New York (1977) zubeobachten. Zuerst versuchen wir von die Helligkeit kontinuierlich zum Rand [2] Stoyan, R.: Deep Sky Reiseführer, Oculum- Cor Caroli aus die Dreiergruppe um 17 hin ab. Die »Sonnenblumengalaxie« bildet Verlag, Erlangen (2000) CVn im Sucher zu fi nden, anschließend eine echte physikalische Gruppe mit M 51, [3] Zimmermann, H., Weigert, A.: Lexikon geht es weiter zu der T-förmigen Konstel- obwohl sie am Himmel rund 6° auseinan- der Astronomie, 8. Aufl age, Spektrum lation aus 19, 29 und 23 CVn. Den letzten der stehen. Akademischer Verlag, Heidelberg-Berlin Schritt versuchen wir im Blindfl ug. Der Am Ende der Himmelstour angekom- (1999) Kern von M 63 ist so hell, dass wir ihn men, gilt es sich zu entscheiden, wie man [4] Cornelius, G.: Was Sternbilder erzählen, eventuell schon im Sucher sehen können. die Beobachtungen festhält. Von allen vier Kosmos-Verlag, Stuttgart (1997) Die Galaxie M 63 wurde am 14. Juni 1779 Objekten sollte man gleich neben dem [5] Ferris, T.: Galaxien, Birkhäuser-Verlag, Basel von Pierre Méchain entdeckt. Im ameri- Fernrohr eine kurze Beschreibung in ein (1983) kanischen Sprachraum wird M 63 auch bis zwei Sätzen zu Papier bringen oder Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Mittelklasse-Montierungen im Vergleich

Skywatcher HEQ-5 und Vixen GP-E im Test

von Andreas Bender und Thomas Meier

Eine günstige und dennoch stabile Einstiegs-Montierung für die Astrofotogra- fi e suchen viele Sternfreunde. Jahrelang galt es, mindestens 2000 Mark für die grundlegende Vixen Super-Polaris (später Great Polaris) hinzulegen. Nun haben mit Synta mit der HEQ-5 und Vixen mit der GP-E zwei Hersteller günstigere Modelle vorgestellt, die einen Einstieg in die Montierungs-Mittelklasse erlau- ben. Uns hat interessiert, welche der fernöstlichen Deutschen Montierungen sich eher für beginnende Astrofotografen eignet.

nter dem chinesischen Markenna- 700 Euro nachbestellt werden, ohne die men Synta wurden in den letzten die GP-E-Montierung im Test nicht mit UJahren viele neue Montierungen der HEQ-5 vergleichbar gewesen wäre. zu erstaunlichen Preisen auf den Markt ge- Der niedrigere Preis der GP-E verwandelt bracht, wobei wohl die EQ-6 die am meis- sich also in einen Preisnachteil; letztlich ten diskutierte und schwerste Montierung ist eine für die Astrofotografi e einsetz- dieser Reihe ist. bare GP-E deutlich Synta entschloss Produktvergleich teurer als die HEQ- sich nun, die Lücke 5-Montierung. Der der zu schwach dimensionierten EQ-5 zur angehende Astrofotograf kann hier auch EQ-6 mit einer überarbeiteten Version der gleich zum Standardmodell GP für 690 HEQ-5 zu schließen. Die EQ-5 entsprach Euro greifen – allerdings sind auch hier eff ektiv einem veränderten Nachbau des Steuerung, Motoren und Stativ noch nicht jahrzehntelang bewährten Vixen Great dabei. Polaris-Sytems (GP). Beide Montierungen wurden jeweils mit a Vixen stellt weiterhin die mittlerweile einem 4"-Refraktor (TMB-Apochromat im legendäre Baureihe der GP-Montierungen Selbstbautubus) mit 8kg Gewicht, sowie her. Die GP-E ist ein Versuch, dem be- mit einem Gespann aus 120/600-Fraunho- ginnenden Sternfreund eine grundsolide fer-Refraktor (6kg) kombiniert mit einem Montierung an die Hand zu geben, die 100/1000-Maksutov (4kg) beladen. nachträglich zur klassischen Great Polaris aufgerüstet werden kann. Mit Preisen von Lieferumfang und Aufbau 690 Euro (HEQ-5) und 479 Euro (GP-E) liegen beide Kontrahenten in einem sehr Die HEQ-5 wird in zwei Kartons gelie- günstigen Preisniveau, das für einsteigen- fert, die Gewichte der Kartons liegen je- de Astrofotografen interessant ist. weils bei knapp über 10kg (Achsenkreuz) und knapp über 15kg (Stativ inklusive zwei Testarrangement Gegengewichte mit je 5kg Masse). Das op- tische Gesicht der HEQ-5 entspricht sehr

Die Firma Teleskop-Service GmbH stell- stark ihrer großen Schwester EQ-6. Auch Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. te uns eine neuwertige HEQ-5 sowie eine ist die bisher »vorläufi ge Beschreibung« gebrauchte GP-E-Montierung für acht Wo- der HEQ-5 identisch mit derjenigen der chen zur Verfügung. Für die GP-E muss- EQ-6, es existiert kein eigenes Handbuch. ten verschiedene Zubehörteile (Nachrüst- Die GP-E-Montierung kommt ohne Sta- set mit Polsucher und Teilkreisen, dazu tiv, Motoren, Steuerung und Polsucher a Motoren und Steuereinheit sowie Gegen- beim Kunden an. Diese Zubehörteile las- gewichte und ein Stativ) im Wert von über sen sich aber alle einfach nachrüsten. Nur Abb. 1: Detailansicht: HEQ-5 (a) und GP-E (b).

56 interstellarum 33 Hardware beim Einbau des Rektaszensions-Motors gerung in Rektaszension bemerkbar. Die muss die Polhöhenschraube abgezogen Verzögerung in Deklination ist bei 2× er- werden, um ihn zu befestigen. Das origi- träglich. Die Montierung läuft sehr leise. nale Gegengewicht mit 2,8kg war für die Das Gehäuse der HEQ-5 besteht aus im Test verwendeten Fernrohre unterdi- Alu-Guss und Kunststoff , die Schnecken- mensioniert und musste mit zwei Gegen- räder und das Vorgetriebe bestehen aus gewichten (á 5kg) nachgerüstet werden. Messing, das Schneckenrad aus Stahl. Die Der Aufb au der HEQ-5 geschieht ein- Klemmen der Achsen sind sehr gut di- fach und schnell. Das Achsenkreuz wird mensioniert und auch mit Handschuhen auf das Stativ geschraubt, die Stromversor- gut greifb ar. Bei der getesteten Montie- gung und Steuerung werden mit nur zwei rung verstellte sich das Teleskop etwas Kabeln verbunden. Eine Libelle zur waag- beim Klemmen. Der Grund hierfür liegt rechten Ausrichtung des Achsenkreuzes in einem Grat an der Schraube der Dekli- a fehlt allerdings. Das Stativ ist verwin- nationsklemme. Dieses Problem lässt sich dungssteif und stabil, man sollte aber beim schnell mit etwas Schleifpapier lösen. Die Feldeinsatz darauf achten, dass die Gum- Firma Teleskop-Service kennt das Problem mifüße abgenommen werden. Die Hö- und versicherte, dass alle Montierungen henverstellung des Stativs von 117–139cm (HEQ-5 und EQ-6) vor Auslieferung hier- (gemessen an der Schwalbenschwanzauf- auf getestet werden. Weiterhin war bei der nahme) ist für Refraktorbeobachter etwas getesteten Montierung eine wellige Ober- zu tief, wenn auch für die sitzende Beo- fl äche an der Messingwelle feststellbar, bachtung ausreichend. Teleskop-Service was sich beim »Rutschkupplungsbetrieb« bietet Alternativen zum Stativ der Grund- durch wechselnde Schwer- und Leichtgän- ausstattung an. gigkeit bemerkbar machte. Der Aufb au der GP-E-Montierung ist Bei den Stahlschnecken und Messingrä- ebenfalls problemlos, das Achsenkreuz dern der HEQ-5 war keinerlei Längsspiel wird auf das Stativ geschraubt und lässt erkennbar, was für eine gute Verarbeitung sich über eine eingebaute Libelle waage- spricht. Die beiden Achsen haben einen b recht ausrichten. Bei Vixen hat der Kun- Durchmesser von 29,5mm. Die Rektaszen- de die Möglichkeit, zwischen mehreren sionsachse ist für den integrierten Polsu- Abb. 2: Ein Blick in die Antriebe der Montierun- Stativen zu wählen. Derzeit werden die cher durchbohrt, die Deklinationsachse ist gen: HEQ-5 (a) und GP-E (b). Alustative AL-90 oder AL-150 für die GP- sowohl längs (einschiebbare, mitdrehende E-Montierung angeboten. Das Stativ AL Gegengewichtsstange) als auch quer (Pol- aber keine Verwechslung möglich, da alle 90 ist höhenverstellbar von 62cm bis 90cm sucher) durchbohrt. Die von uns geschätz- Stecker verschieden aufgebaut sind. und für die Benutzung mit Newton-Teles- te Belastungsgrenze der Montierung liegt Die beiden MT1-Motoren der GP-E- kopen gedacht. Für Refraktoren ist die län- bei kurzen Teleskopen bei ca. 10kg. Lan- Montierung werden außen an der Mon- gere Version AL-150 mit einem Verstellbe- ge Refraktoren werden die Montierung tierung angebracht, sind aber in einem reich von 93cm bis 150cm geeignet. schneller an ihre Grenzen bringen. Die Kunststoff gehäuse gekapselt. Die Zahnrä- Ausschwingzeiten lagen bei 10kg Zula- der der MT1-Steuerung sind aus Messing Mechanik dung jeweils bei nur 2 Sekunden. und erscheinen sauber verarbeitet. Die Das Gehäuse und die Schneckenräder Steuerung »DD1« ist mit den Geschwin- Die in der HEQ-5 serienmäßig ein- der GP-E-Montierung bestehen aus Alu- digkeiten 1,5×, 2× und 32× ausgestattet gebauten Schrittmotoren für Deklinati- minium-Guss, das Vorgetriebe und die und für den Gebrauch auf der Nord- oder on und Rektaszension liegen innerhalb Schnecken aus Messing. Die Rektaszen- Südhalbkugel umschaltbar. des Gehäuses. Die Motoren sind über sionsachse hat einen Außendurchmesser Die Ansprechzeiten bei Drehrichtungs- eine Handsteuerbox (leider mit grüner von 50mm, welcher für den Polsucher mit umkehr des Rektaszensions-Motors sind LED) mit den Geschwindigkeiten 2×, 8× 25mm durchbohrt wurde. Die Deklina- bei 32× ca. 5 Sekunden, bei 2× ist aber kei- und 16× ansteuerbar. Sie sind ebenfalls tionsachse hat einen Durchmesser von ne Verzögerung feststellbar. In Deklinati- für Nord- und Südhalbkugel umschalt- 22mm, ebenfalls für den Polsucher durch- on bei 2× liegt sie bei ca. 3 Sekunden. All- bar. In Rektaszension und Deklination bohrt. Die sonst durchgängige Achse und gemein läuft die Montierung beim Betrieb wurde eine verzögerte Ansprechzeit von die Gegengewichtsstange drehen sich mit; tickernd, aber leise. Die Klemmen sind ca. 1–2 Sekunden bei Drehrichtungsum- somit ist die GP-E wie auch die HEQ-5 für sehr gut dimensioniert und sind auch mit kehr festgestellt. Der Grund liegt wohl im die Piggyback-Fotografi e geeignet. Handschuhen greifb ar. Die GP-E-Mon- Getriebe- und Schneckenspiel. Die Verzö- Die Stromversorgung der GP-E wird tierung ist nicht mit Teilkreisen ausge-

gerung in Rektaszension ist aber nur bei ebenfalls über 12V, aber mit mehreren stattet, diese sind aber nachrüstbar. Die Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Geschwindigkeiten von mehr als 2× er- Kabeln (Batteriekabel, R.A.-Kabel, Dekl.- geschätzte Belastungsgrenze der Montie- sichtlich. Beim fotografi schen Nachführen Kabel) bewerkstelligt. Etwas lästig ist das rung liegt unseres Erachtens ebenfalls bei mit der Geschwindigkeit 2× ist bei guter Kabelgewirr, da jeder Motor mit einem ca. 10kg, die Ausschwingzeiten lagen bei Austarierung des Teleskops keine Verzö- separatem Kabel versorgt wird – dafür ist ca. 2 Sekunden.

Die Montierungen wurden zur Verfügung gestellt von der Firma Teleskop-Sevice, Putzbrunn bei München

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Abb. 3: Die Platine der HEQ-5 Steuerung sitzt im Abb. 4: Die Motoren der GP-E sind nicht im Lie- Abb. 5: Übersichtlich: Die Handsteuerbox »DD-1« Schaft der Deklinationsachse. ferumfang enthalten und müssen extra nachge- der GP-E-Montierung. kauft werden.

Polsucher und Elektronik Geschwindigkeit in Rektaszension 350mA, verursachte. Positiv ist die Möglichkeit in Deklination 400mA; bei Volllast auf der nachträglich einbaubaren Polsucher- Der eingebaute Polsucher der HEQ-5 beiden Achsen 550mA. Somit kann man beleuchtung. ist gut einstell- und justierbar und musste auch im Winter mit einem kleinen Akku Die Stromaufnahme der GP-E-Montie- bei der getesteten Montierung nicht neu die Nacht durch beobachten. rung bei normaler Nachführung beträgt justiert werden. Leider fehlt eine Polsu- Ein beleuchteter Polsucher ist im Nach- 300mA, bei 32× in Rektaszension 440mA cher-Beleuchtung, was die Einnordung rüstset der Vixen GP-E-Montierung ent- und in Deklination 1100mA; mit beiden etwas erschwert. halten. Teleskop-Service bietet hier eine Achsen unter Volllast werden 790mA er- Die Stromaufnahme der in der Mon- preiswertere Alternative an, die aber nicht reicht. Die Steuerbox zieht sogar bei ausge- tierung integrierten Motoren beträgt bei justierbar war und im eingebauten Zu- schalteter Nachführung noch 230mA, was normaler Nachführung 150mA, bei 16× stand einen Abweichungsfehler von 30' sich in einer handwarmen DD1-Steuerbox niederschlägt. Eine zu kleine Akku-Box Tab. 1: Die Grunddaten der beiden Montierungen im Vergleich könnte in einer Winternacht zu früh ihren Skywatcher HEQ-5 Vixen GP-E Geist aushauchen. Listenpreis 698,– € 479,– € Schneckenfehler Gewicht Achsenkreuz 10kg 5,3kg Beim Feldeinsatz wurde ausgiebig Stativ 5kg 2,5kg die Nachführgenauigkeit der Montie- rung überprüft . Um den periodischen Gegengewichte 2×5kg 1×2,3kg Schneckenfehler zu ermitteln, wurde die Material Montierung zusätzlich zur Polsucherjus- Schnecken Stahl Messing tierung komplett nach der Scheiner-Me- thode ausgerichtet, womit eine exakte Schneckenräder Messing Aluminium Einnordung sichergestellt war. Die Mes- Vorgetriebe Messing Messing sung wurde an der HEQ-5 mit dem Gehäuse Aluguss und Kunststoff Aluguss »Micro-Guide«-Okular von Baader vi- Achsendurchmesser 29,5mm 52mm bzw. 37–75mm suell durchgeführt, bei der GP-E kam eine Webcam zum Einsatz, die Aus- Schneckenraddurchmesser k. A. 74mm wertung geschah mit dem Programm Motoren (optional, nicht im Lieferumfang) K3CCDTools. Dazu wurde ein Stern nahe Typ Schrittmotoren Schrittmotoren MTI des Himmelsäquators herangezogen, um Geschwindigkeiten 2×, 8×, 16× 1,5×, 2×, 32× Nachführfehler besser zu erkennen. Die Messwerte wurden anschließend auf 0° Nord-Süd umschaltbar? ja ja Deklination normiert.

Hierbei kam bei beiden Montierungen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Tab. 2: Mechanikwerte der beiden Montierungen im Vergleich ein periodisch erscheinender Schnecken- Skywatcher HEQ-5 Vixen GP-E fehler von 27" (HEQ-5) und 32" (GP-E) Ausschwingzeit 2s 2s zum Vorschein. Da dieser jeweils nicht periodischer Fehler 27" 32" ruckartig auft ritt, sind diese beiden Mon- tierungen für Autoguidingprogramme, Stromverbrauch Nachführung 150mA 300mA z.B. für die Webcam-Steuerung, gut ge- Stromverbrauch Volllast beide Achsen 550mA 790mA eignet.

58 interstellarum 33 Hardware

Fazit Gegenüberstellung praktischer Kriterien Die HEQ-5 und die GP-E-Montierun- gen sind für einen moderaten Preis gut Gewicht Stativ geeignete Einstiegsmontierungen für die HEQ: Gesamtgewicht 25kg HEQ: Aluminiumstativ, Höhenver- Astrofotografi e. Die fotografi sche Belas- GP-E: Gesamtgewicht 10kg ohne not- stellung von 117–139cm; Gummi- tungsgrenze beider Montierungen wurde wendige optionale Gegengewichte füße am Stativ müssen mit einigem von uns auf 10kg bei Beladung mit kurzem Kraft aufwand abgenommen wer- Hebel geschätzt. Material den; keine Ablage für Okulare Die GP-E-Montierung ist im Gegensatz HEQ: Stahlschnecken und Messin- GP-E: GP-E: nicht im Lieferumfang zur HEQ-5 nicht ohne weiteres für die gräder; kein Längsspiel an beiden enthalten, Aluminiumstativ AL-90 Astrofotografi e nutzbar, da unentbehrli- Schnecken; raue Oberfl äche der mit Höhenverstellung 62–90cm, che Zubehörteile im Wert von ca. 700 Messingwellen, macht sich AL-150 93–150cm Euro nachgekauft werden müssen – die bei Rutschkupplungsbetrieb be- Gesamtkosten der so aufgerüsteten Mon- merkbar Polsucher tierung liegen somit deutlich über denen GP-E: Messingschnecken und Alurä- HEQ: Gut justierter Polsucher, ist auch der HEQ-5. der; Längsspiel erkennbar; gedrehte nachträglich justierbar Durch das umfangreiche Vixen-Zube- Wellen sind sehr gut verarbeitet. GP-E: nicht im Lieferumfang; mit hörsystem ist es aber möglich, die GP-E- übersichtlicher Einstellplatte für Montierung mit Hilfe des Skysensor 2000 Kabel Nord- und Südhimmel und Polsu- PC zu einer kompletten GoTo-Steuerung HEQ: Nur zwei Kabel für Betrieb not- cherbeleuchtung auszubauen. Wichtig ist zudem die Wahl wendig: von Montierung zur Hand- der richtigen Stativgröße je nach verwen- steuerbox und von Stromversor- optionales Zubehör detem Instrument. gung zum Montierungskörper HEQ: Steuerung Powerfl ex IIISLP Bei der HEQ-5 hat uns die Verarbei- GP-E: Gute Steckerverbindung ohne 320 Euro, Polsucherbeleuchtung 35 tung der Montierung als Ganzes und Verwechslungsmöglichkeit (Rektas- Euro die serienmäßig mitgelieferten Gegen- zension gerade, Deklination gewin- GP-E: Nachrüstsatz mit Polsucherfern- gewichte von 2×5kg gefallen. Verbesse- kelt); elektronische Nachführung rohr und Teilkreisen 179 Euro, Mo- rungswürdig war aus unserer Sicht die zu erzeugt Kabelgewirr toren in beiden Achsen 258 Euro, niedrige maximale Höhe des Stativs, au- Schrittmotorsteuerung DD-1 239 ßerdem sollte hier eine Libelle zum waag- Motor: Euro, AL-150 Alustativ AL-90 229 rechten Aufstellen vorhanden sein. Auch HEQ: im Lieferumfang enthalten und Euro, Alustativ AL-150 239 Euro die Beschreibung ist leider mangelhaft im Gehäuse integriert sind zwei – hier muss noch nachgebessert werden. Schrittmotoren mit Messing-Zahn- Bedienungsmängel Wir denken, dass die HEQ-5 eine erheb- räder; sehr geringer Stromverbrauch HEQ: Deklinationsachse verstellt sich liche Verbesserung zur EQ-5 ist und sie der Elektronik! beim Klemmen; LED an Handsteu- keine Konkurrenz zur EQ-6, sondern eine GP-E: nicht im Lieferumfang; erbox ist grün und zu hell; dürft ige Ergänzung der Montierungspalette von Schrittmotoren mit Messing-Zahn- Beschreibung der Montierung Synta darstellt. rädern ausgestattet; 1,5× Nachfüh- GP-E: in der Grundausstattung nur rung für Astrofotografi e bestens für Handbetrieb (ohne Motoren) geeignet! mit Feinbewegung ausgestattet; Steuerbox wird bei Betrieb sehr Nachtrag: Geräusch warm (hoher Stromverbrauch!); Reiseteleskope im Test HEQ: Montierung läuft sehr leise LED an Handsteuerbox ist grün GP-E: Montierung läuft sehr leise und und zu hell Zwei Veränderungen zu den in gleichmäßig Heft 32 besprochenen preiswerten Teleskopadaption Reiseteleskopen reichen wir an die- Getriebe HEQ: Synta-Schwalbenschwanzauf- ser Stelle nach: HEQ: ca. 4s Ansprechzeit (bei 1×) der nahme mit zwei Halteschrauben für Motoren in Rektaszension und De- Teleskop ☐ GSO verwendet für den Okular- klination. Bei 2× in Rektaszension GP-E: nicht im Lieferumfang; univer- auszug seines 80/480-Refraktors bei korrekt austariertem Teleskop selle Schwalbenschwanzaufnah- Metall statt Kunststoff . keine Verzögerung feststellbar, so- me an Montierung, nur über eine mit für Astrofotografi e geeignet. Handschraube arretierbar, welche ☐ Teleskop-Service liefert sowohl GP-E: schnelles Ansprechen der über eine Konterschraube gesichert Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. den GSO-Refraktor als auch sei- Motoren; bei 1,5× und 2× in Rektas- wird (sehr klein) nen Maksutov 102/1400 nicht zension keine Verzögerung feststell- mehr mit der im Test beanstan- bar; Geschwindigkeitswechsel von Nivellierung deten Astro-1-Montierung, son- 32× Ost auf Nachführgeschwindig- HEQ: Libelle fehlt dern der verbesserten Astro-3- keit braucht 3–5s bis das Getriebe GP-E: Eingebaute Libelle zu Nivellie- Montierung. greift rung vorhanden

interstellarum 33 59 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

60 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 61 Technik

Eine neue Ära der Deep-Sky-Fotografi e

Die digitale Spiegelrefl exkamera Canon EOS 10D

von Manuel Jung

m Frühjahr 2003 brachte Canon die di- Bildaufzeichnungsformate gitale Spiegelrefl exkamera EOS 10D auf sind JPEG und Canon-RAW Iden Markt. Ausgestattet mit einem 6,3 (12 Bit). Die 10D verfügt über Megapixel-CMOS-Sensor und einem sta- eine B-Einstellung, lässt also bilen Magnesiumgehäuse ist sie im halb- beliebig lange Belichtungs- professionellen Bereich angesiedelt. Erste zeiten zu. Als Zubehör er- Tests durch Amateur-Astrofotografen er- hältlich sind unter anderem gaben ein erstaunlich geringes Dunkel- zwei Auslösekabel (mit und Rauschen des großen (15,1mm×22,7mm ohne Timer: TC-80N3 und messenden) Farbsensors. Lässt sich damit RS-80N3), welche ein ver- erstmals eine erschwingliche digitale SLR- wacklungsfreies Auslösen Kamera mit auswechselbaren Objektiven bei langen Belichtungs- ohne Abstriche für die Fotografi e licht- zeiten ermöglichen. schwacher galaktischer und extragalakti- scher Objekte einsetzen? Wie sich dieses Die EOS 10D Nachfolgemodell der ebenfalls bereits as- als Astrokamera Abb. 1: Die Canon EOS 10D mit Timer-Auslöse- trotauglichen EOS D60 (vgl. dazu inter- kabel TC-80N3 und Zoom 17–40mm stellarum 27) bei ersten diesbezüglichen Das Potential der 10D als Astrokame- Versuchen bewährt hat, soll nachfolgend ra wird leicht durch Vergleich mit den oder besser eines aus mehreren Dunkel- ausgeführt werden. vorgenannten Eigenschaft en der idealen bildern gemittelten Master-Dunkelbildes Astrodigitalkamera (siehe Kasten) ersicht- gleicher Belichtungszeit weitgehend eli- Haupteigenschaften der EOS 10D lich: Die 10D weist eine recht hohe nutz- miniert werden, was auch bei gekühlten bare Empfi ndlichkeit von 1600 ASA auf Astro-CCD-Kameras dem Standardver- Bei der EOS 10D handelt es sich um (maximal möglich sind 3200 ASA), was fahren entspricht. Die Sensorgröße der eine digitale SLR-Kamera mit 6,3-Me- gemäß Versuchen des französischen Ama- 10D entspricht mit 15,1mm×22.7mm zwar gapixel-CMOS-Sensor (entsprechend teurs Christian Buil einer Quanteneffi zienz erst knapp dem halben Kleinbildformat, 3088×2056 Pixel). Die Sensorfl äche be- von ca. 25% entspricht [1]. Im Vergleich zu übertrifft aber bei weitem dasjenige der trägt großzügige 15,1mm×22,7mm, die den heute eingesetzten Astrofi lmen mit allermeisten Astro-CCD-Kameras (die in- Pixelgrösse 7,4μm (d.h. 0,0074mm). Die- Empfi ndlichkeiten von 100 bis 800 ASA klusive Filterrad knapp 10000 Euro teure se Sensorabmessungen ergeben im Ver- stellt dies bereits eine beträchtliche Stei- CCD-Astrokamera SBIG ST-10XME weist gleich zum Kleinbildformat einen Brenn- gerung dar – zumal beim Sensor der 10D z.B. bei 3,2 Megapixeln bloß eine Chipfl ä- weiten-Verlängerungsfaktor von ca. 1,6×. kein Schwarzschildeff ekt eintritt, d.h. die che von 10mm×14,9mm auf). So sind mit D.h. ein 50mm-Objektiv bildet z.B. in Empfi ndlichkeit über die ganze Belich- der 10D bereits sehr weitwinklige Aufnah- Kombination mit der EOS 10D denselben tungszeit erhalten bleibt. Allerdings dürft e men möglich. Die 6,3 Megapixel erlauben Bildwinkel ab wie ein 80mm-Objektiv, die Rotempfi ndlichkeit der 10D höher sein. zudem bereits Vergrößerungen bis zum welches an einer Kamera mit 24mm×36 Gekühlte Astro-CCD-Kameras bringen es Posterformat von 50cm×70cm. Leider lässt mm Film eingesetzt wird. Die EOS 10D demgegenüber auf Empfi ndlichkeiten zwi- sich die gewonnene Aufnahme im RAW- ist mit einem normalen Canon EF-Bajo- schen 5000 und 10000 ASA [2] und sind Format nur mit einer Farbtiefe von 12 nett (Kamera-Anschluss) ausgestattet und damit (bei guter Rotempfi ndlichkeit) ca. 2– Bit (astronomische CCD-Kameras: 16 Bit) weist die üblichen Autofokus- und Be- 3× bessere Lichtsammler als die EOS 10D. aufzeichnen. Dafür lässt sich die 10D fast lichtungsmessfunktionen einer modernen Dafür sind mit Astro-CCD-Kameras je- so einfach bedienen wie eine analoge (d.h. Spiegelrefl exkamera auf. Damit eignet sie weils mehrere Aufnahmen (3–4) notwen- fi lmbasierte) Canon EF-Spiegelrefl exka- sich hervorragend als normale Digitalka- dig, um ein einziges Farbbild zu erzeugen. mera. Nach fünfminütigem Studium der

mera für den Tageseinsatz, wie auch mei- Das Dunkel- sowie das Ausleserauschen Bedienungsanleitung schießt jedermann Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ne bisherigen Landschaft sbilder gezeigt des von Canon selber entwickelten CMOS- bereits die ersten Tagesbilder. Eine weitere haben. Die auf Compact-Flash-Karten der Farbsensors der 10D halten sich in einem erfreuliche Tatsache besteht in diesem Zu- Typen I und II aufgezeichneten Bilder erträglichen Rahmen: Belichtungszeiten sammenhang darin, dass kein Laptop auf lassen sich sofort auf dem eingebauten von 15 Minuten Dauer sind auch in war- den Berg mitgenommen werden muss. Der 1,8"-TFT-Monitor betrachten und zur men Sommernächten problemlos möglich. eingebaute TFT-Monitor mit 10-fach ver- Überprüfung der Schärfe bis zu zehnmal Das dabei entstehende Rauschen kann größernder digitaler Lupe genügt nämlich vergrößern. Die kameraseitig wählbaren durch Subtraktion eines Dunkelbildes zur Beurteilung von Bildschärfe, Objekt-

62 interstellarum 33 platzierung sowie Aufzeichnungshelligkeit be- reits völlig. Was das Anschlusssystem der EOS 10D anbelangt, ist dieses identisch mit demjeni- gen handelsüblicher Spiegelrefl exkameras. D.h. für den Einsatz an einem beliebigen Teleskop ist fernrohrseitig bloß ein Adapter mit T-Ge- winde und kameraseitig einzig ein Canon EF- T-Ring erforderlich. Dank der Tatsache, dass CMOS-Sensoren im Vergleich zu CCD-Chips weniger Strom brauchen, lässt sich die EOS 10D mit zwei Akkuladungen problemlos eine Nacht lang betreiben. Schließlich scheint mir die EOS 10D mit einem Preis von derzeit rund 1400 Euro (Gehäuse ohne Objektiv) zwar nicht gerade bil- lig, aber angesichts ihres Potentials als Astroka- mera durchaus erschwinglich zu sein. In diesem Zusammenhang gilt es noch anzufügen, dass Canon im Oktober 2003 die SLR-Kamera EOS 300D für derzeit rund 950 Euro herausgebracht hat. Es handelt sich dabei um eine digitale Spie- gelrefl exkamera für den Massenmarkt, die je- doch ausgestattet mit demselben 6,3 Megapixel CMOS-Sensor wie die 10D ein durchaus ähn- liches astrofotografi sches Potential aufweist. Nach ihrer Papierform zu schließen kommt die 10D (und mit ihr die 300D) der idealen As- tro-Digitalkamera somit bereits recht nahe. Aber wie bewährt sich die 10D unter den harten Ar- beitsbedingungen der Astrofotografi e, für wel- che sie mit Sicherheit nicht primär konzipiert worden ist?

Deep-Sky-Fotografi e

Ich habe die EOS 10D letzten Sommer, Herbst und Winter in Verbindung mit meinem trans- portablen, fotografi sch optimierten 16cm-New- ton-Teleskop (Modell Takahashi MT-160 mit 1000mm Brennweite, welches wahlweise auf 768mm komprimiert werden kann) während mehreren Nächten auf dem 1600 Meter hohen Abb. 2: M 42, 13,5min totale Belichtungszeit mit Tak MT-160 bei 1000mm Brennweite Gurnigelpass (Schweizer Voralpenpass) getes- tet. Meine dabei gemachten Erfahrungen sind äußerst positiv und lassen sich wie folgt zusam- Eigenschaften einer idealen menfassen: Astrodigitalkamera für den Amateur Die in der Astrofotografi e recht heikle Scharf- stellung – eine der ersten Hürden für gelungene Die bestmögliche oder ideale Astrodigitalkamera für den im Deep-Sky- Astroaufnahmen – erweist sich mit der 10D als Bereich tätigen Amateur-Astrofotografen sollte etwa die nachfolgenden Ei- erstaunlich einfach. Dank der spinnenförmigen genschaft en aufweisen: Fangspiegelaufh ängung meines kleinen New- tons lässt sich nämlich die Schärfe eines helleren ☐ hohe Empfi ndlichkeit (5000 ASA und mehr, respektive Quanteneffi zienz Sterns sehr gut an der Schärfe des vierarmigen nahe 100%), insbesondere auch im roten und blauen Spektralbereich Beugungsmusters ablesen. Ich habe für diesen ☐ vernachlässigbares Dunkel- und Ausleserauschen Prozess jeweils einen helleren Stern ins Visier ☐ Farbfi ltermatrix oder eingebautes automatisches Filterrad ☐ genommen und ca. 2 Sekunden lang belichtet. große Chipfl äche (Kleinbildformat oder größer) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Zur Erzielung des optimalen Schärfepunkts ge- ☐ mehr als 10 Megapixel nügt jeweils eine Handvoll Aufnahmen. Nach ☐ Farbtiefe von mindestens 16 Bit einigen Versuchen stellte sich heraus, dass die ☐ einfache Bedienbarkeit Einstellung der Empfi ndlichkeit auf einen Wert ☐ Anschlussmöglichkeit an handelsübliche Teleskope mittels T-Adapter von 1600 ASA zu optimalen Resultaten im Deep- ☐ geringer Stromverbrauch und damit lange Akkulebensdauer Sky-Bereich führt. Dabei kann pro Aufnahme ☐ günstiger Preis durchaus einige Minuten lang belichtet werden.

interstellarum 33 63 Abb. 3: B 33, 6× 5min belichtet mit Tak MT-160 bei 768mm Brennweite

Die Plejaden aufnahme (Abb. 5) besteht Hintergrundnebels deutlich sichtbar wur- kel-Aufnahmen (mindestens fünf Stück) z.B. aus der Addition von zwei 15-minüti- de, musste in der digitalen Dunkelkammer mit aufgesetztem Teleskopdeckel erstellt gen Belichtungen bei einer Brennweite von etwas nachgeholfen werden. Bei solchen werden. 768 mm (f/4,8). Objekten wünscht man sich für die 10D Jeweils nach etwa fünf Stunden war der Die Aufl ösung sowie die feine Zeich- klar eine höhere Rotempfi ndlichkeit. erste Kamera-Akku erschöpft . Der Ein- nung in den blauen Nebeln haben mich Auch der Orionnebel ist schließlich im- schub des Reserveakkus ist in Sekunden- positiv überrascht. Der Lagunennebel mer wieder einen Abstecher wert. Meine schnelle möglich. Damit bleibt nur noch M 8 (Abb. 6), welcher 2×8 Minuten be- 10D-Version (Abb. 1) besteht aus einer zu sagen, dass sich die EOS 10D natür- lichtet wurde, hat zudem den großen Dy- Kombination unterschiedlich lang belich- lich auch problemlos mit handelsüblichen namikumfang der EOS 10D zu Tage ge- teter Aufnahmen (es wurde mit Belich- Canon EF-Objektiven (oder Fremdobjek- fördert. Während Farbfi lmaufnahmen bei tungszeiten zwischen 10 Sekunden und 5 tiven mit EF-Bajonettanschluss) astrofo- diesem Objekt meist nur zwei bis drei Far- Minuten gearbeitet) mittels Ebenen-Mas- tografi sch betreiben lässt – z.B. aufgesetzt ben hervorbringen, zeigt die Aufnahme ken (so genannte Layer-Mask-Technik) auf dem Hauptteleskop oder montiert mit der 10D feine Farbabstufungen, wobei zwecks Helligkeitsausgleich zwischen Ne- auf einer mitdrehenden Gegengewichts- auch die dunklen HI-Regionen (Elefanten- belzentrum und schwachen Nebelausläu- stange. Insgesamt erwiesen sich somit die rüssel) deutlich zu sehen sind. fern. ersten Fotonächte mit der 10D als sehr Abb. 7 zeigt den Kugelsternhaufen M 13, Nach jeder Einzelaufnahme kann je- erfreulich. diesmal bei einer Brennweite von 1000mm weils die Platzierung des Objekts, die (f/6,25) fotografi ert. Die Aufnahme be- Schärfe der Sternpunkte sowie die Bild- Tipps für den Kamerakauf steht zwar nur aus zwei fünfminütigen sättigung auf einfachste Weise am Ka- Teilbelichtungen, weist aber bereits er- mera-eigenen TFT-Monitor begutachtet Nicht alle EOS 10D weisen einen gleich staunlich viele Sterne auf. Dass man mit werden. Ich arbeite dafür regelmäßig mit rauscharmen CMOS-Sensor auf. Beim der EOS 10D auch ins Reich der Galaxien der Lupenfunktion des Monitors, welche Kauf im Fotogeschäft sollte deshalb dar- vordringen kann, soll die Aufnahme des wie gesagt eine 10-fache Vergrößerung auf geachtet werden, dass man ein mög- Andromedanebels M 31 samt Begleitgala- des Bildes erlaubt. Nötigenfalls kann jede lichst rauscharmes Exemplar erwirbt. Das xien illustrieren (Abb. 4). Es wurde dafür Aufnahme leicht wiederholt werden. Die lässt sich am besten dadurch bewerkstelli-

bei einer Temperatur von ca. –10°C 7×5 für jede Astroaufnahme zur nachträgli- gen, dass mit allen im Geschäft verfügba- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Minuten lang belichtet. Als Instrument chen Subtraktion des Dunkelrauschens ren EOS 10D- (bzw. EOS 300D-) Kameras diente hier ausnahmsweise ein Pentax 105 am Heim-PC erforderlichen Dunkelbilder jeweils eine Langzeitbelichtung von z.B. 5 SDHF Refraktor bei Blende 4,8. können anschließend an die gelungene Minuten Dauer bei aufgesetztem Kamera- Die Aufnahme des Pferdekopfnebels Belichtungssequenz des Himmelsobjekts deckel durchgeführt wird (linkes Wählrad B 33 (Abb. 3) ist das Resultat einer Addi- auf einfache Weise erstellt werden, indem auf »M« einstellen, auf dem oberen LCD- tion von sechs fünfminütigen Aufnahmen mit der selben Belichtungszeit wie die Monitor »bulb« und 1600 ASA anwählen bei 768mm Brennweite. Damit das Rot des vorangegangenen Einzelaufnahmen Dun- und dann fünf Minuten lang den Auslöser

64 interstellarum 33 Abb. 4: M 31, 7×5min belichtet mit Pentax 105 SDHF bei 504mm Brennweite Abb. 5: M 45, 2×15min belichtet mit Tak MT-160 bei 768mm Brennweite Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 65 Abb. 6: M 8, 2× 8min belichtet mit Tak MT-160 bei 768mm Brennweite

gedrückt halten!). Das resultierende Dun- übertreff en die mit diesem Apparat ge- welche für viele Astrofotografen einiger- kelbild der verschiedenen Kameras kann schossenen Bilder meine bisherigen Film- maßen erschwinglich ist. Da die mit der dann anschließend am Kameramonitor resultate in ihrer Qualität bei weitem. Zum 10D erstellten Aufnahmen am Compu- mittels Lupenfunktion (maximale Ver- anderen erlaubt diese Kamera ein ein- ter zudem ebenso nachbearbeitet werden größerung wählen) in Ruhe begutachtet faches und interaktives Arbeiten. D.h. das können wie Aufnahmen, die mit einer der werden. Gekauft werden sollte die Kamera Aufnahmeresultat lässt sich unmittelbar nach wie vor sehr teuren Astro-CCD-Ka- mit dem geringsten Dunkelrauschen (d.h. nach Belichtungsende am TFT-Monitor meras gewonnen wurden, steht der freud- Intensität der roten, grünen und blauen der Kamera begutachten, womit die häufi g vollen Gewinnung ansprechender Astro- Bildpunkte) und Ausleserauschen (rotes in der Astrofotografi e auft retenden Fehler aufnahmen nichts mehr im Weg. Meines Glimmen am Bildrand). Wer dummer- (z.B. Unschärfe, Satellitenspur, verzittertes Erachtens läutet die Canon EOS 10D (zu- weise eine Kamera erwischt hat, welche Bild aufgrund eines Windstoßes etc.) so- sammen mit der EOS 300D) deshalb eine stark rauscht, kann versuchen, diese an fort ausgemerzt werden können. Vorbei neue Ära in der Deep-Sky-Fotografi e mit die Canon-Landesvertretung zurückzu- sind also endlich die Zeiten, in welchen erschwinglichen Mitteln ein. schicken und dabei den Austausch des eine Woche auf die entwickelten Astrone- Sensors gegen ein rauschärmeres Exemp- gative gewartet wer- lar verlangen. Es sollte jedoch eine genaue den musste, nur um Schilderung des Problems sowie des ge- danach feststellen planten Einsatzzweckes der Kamera bei- zu müssen, dass bei gelegt werden. Meines Wissens ist dieses allen Aufnahmen Vorgehen bereits einmal erfolgreich von z.B. etwas mit der einem deutschen Astrofotografen prakti- Scharfeinstellung ziert worden, wobei der Sensoraustausch schief gelaufen ist. anscheinend kostenlos erfolgt ist (unbe- Mit der EOS 10D ist dingt vorher anfragen). erstmals eine digi- tale Farbkamera mit Fazit Wechselobjektiven, Anschlussmöglich- Insgesamt erwiesen sich die Fotonächte keit an alle Telesko-

mit der 10D als sehr erfreulich: Zum einen pe, großer Pixelzahl Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. und Sensorfl äche Surftipps sowie einer beacht- Astronomische Anwendungen der EOS 10D lichen Empfi ndlich- Christian Buil • astrosurf.com/buil keit von 1600 ASA (oder einer Quan- Johannes Schedler • www.panther- observatory.com teneffi zienz von ca. 25%) auf dem Markt, Abb. 7: M 13, 2× 5min belichtet mit Tak MT-160 bei 1000mm Brennweite

66 interstellarum 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 67 Selbstbau

Eine Reisemontierung im Selbstbau

von Hubert Hermelingmeier

eit vielen Jahren beobachte ich den Das Achsenkreuz Sternhimmel von meiner Dachstern- Swarte aus. Gemeinschaft liche Beob- Die Montierung besteht im We- achtungstouren mit Freunden führten zu sentlichen aus Aluminiumteilen der dem Wunsch, ein eigenes Teleskop dabei Größe 30mm×35mm×10mm und zu haben. Dieses sollte dann auch gleich 30mm×80mm×10mm. Das Material wird für Reisen nutzbar sein. So begann ich im Vorrichtungsbau eingesetzt und wurde mit der Konstruktion einer Montierung. auf der Plattensäge mit ausreichender Ge- Das Teleskop sollte ein Semi-Apo-Triplett nauigkeit geschnitten, so dass keine Nach- 100/600 mm (Kometenjäger-Bausatz) von arbeit der Schnittfl ächen nötig war. Die BW-Optik sein. Für den Peilsucher hatte Einzelteile wurden mit Senkkopfschrauben ich schon seit vielen Jahren Bauteile liegen, 4×20mm (Innensechskant) verschraubt. die nun auch ihre Verwendung fanden. Die Achsen bestehen aus Ermeto-Rohr 12×2mm. Dieses Rohr wird vorzugsweise Folgende Forderungen sollte die Rei- für die Verrohrung von Hydraulikanlagen seausrüstung erfüllen: verwendet und hat einen Außendurchmes- ser mit der Genauigkeit von 0,01mm. Da- ☐ das Teleskop sollte eine Ergänzung zu durch konnten die Bohrungen in den La- meinem großen Teleskop (150/2250-Re- gerböcken und den Klemmstücken für die fraktor) in meiner Sternwarte darstellen Feineinstellung mit einer 12mm Reibahle und für die Deep-Sky-Beobachtung ge- (Toleranz H7) auf einer einfachen Stän- eignet sein derbohrmaschine gebohrt werden. Die er- ☐ die Montierung musste (entsprechend reichte Genauigkeit und Stabilität ist er- meinen heutigen Möglichkeiten) mit staunlich gut. Die Wandstärke von 2mm einfachsten Werkzeugen (ohne Dreh- u. lässt es zu, dass in die Gegengewichtsachse Fräsmaschine) herzustellen sein ein M10-Innengewinde geschnitten wer- ☐ ausreichende Stabilität / Funktionalität den kann, um sie mit einem Gewindestift ☐ das gesamte Fernrohr sollte für Reisen an die Deklinationsachse zu schrauben. im Flugzeug leicht und kompakt und Die Feinbewegung der Achsen wird bei maximal in zwei Aluminium-Werk- der Deklinationsachse mit einem M5-, bei zeugkoff ern zu transportieren sein der Rektaszensionsachse mit einem M6- ☐ es sollten mit einer aufgesetzten Spiegel- Gewindestift mit 1mm Steigung realisiert, refl exkamera und einem 250mm-Tele- die mit Zugfedern gegen das Widerlager Abb. 1: Das aufgebaute Reiseteleskop. objektiv Sternfeld-Fotografi en mit fünf- gezogen werden (Abb. 2). Dadurch ist der minütiger Belichtungszeit möglich sein Nachführweg allerdings auf ca. 10min be- um die Längsachse gebogenen Alu-Ble- grenzt. Danach muss die Klemmung gelöst chen. Diese werden mit zwei Flügelschrau- Auf das Teleskop möchte ich an dieser und die Feinbewegung wieder zurück ge- ben geklemmt. Die Gegengewichte sind Stelle nicht weiter eingehen und die Mon- dreht werden. drei unbearbeitete unterschiedlich lange tierung ausführlicher beschreiben. Bei den Bei der Rektaszensionsfeinbewegung Wellenstücke aus Stahl. Die Okularablage Überlegungen zur Konstruktion blätterte habe ich das Prinzip der Klappmontierung besteht aus einer Sperrholzplatte. ich in den Bauanleitungen des Buches von für die Fotografi e übernommen (vgl. [2]). Die Säule (Höhe bis 1,9m) besteht aus G. Roth [1], das ich mir für den Bau mei- Der Hebelarm für die Feinbewegung ist fünf Stück ineinander zusammenschieb- nes Sternwartenteleskops gekauft hatte. In mit 229mm so lang gewählt, dass bei der baren Alu-Rohren. Es sind Halbzeuge, diesem Buch wird eine Holzmontierung Verstellung mit dem M6-Gewindestift mit die unter anderem für Papierwalzen Ver- für einen Zweizöller beschrieben. Da ich 1mm Steigung eine Minute Nachführung wendung fi nden. Die Rohre (Walzenrohr-

einen Metallberuf erlernt habe, beschloss einer halben Umdrehung entspricht. Um AWU) sind in passenden Abmessungen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ich, die Ideen aus diesem Buch aufzugrei- die Nachführung mit dem Sekundenzei- lieferbar, sodass nur der Außendurch- fen und eine ähnliche Montierung aus ger der Armbanduhr zu vergleichen, ist an messer um 0,2-0,3mm abgedreht werden Aluminium zu bauen. der Stellschraube eine Scheibe mit entspre- musste. Die Rohre haben Außendurch- chenden Markierungen angebracht (Abb. messer von 90mm (Formstücke für die Surftipp 3). Die Schwalbenschwanzführung für das Ständer) bis 40mm (oberes Teilstück). Die Homepage des Autors • Teleskop besteht aus einer Grundplatte Länge des längsten Rohres (oberes Teil- www.privatsternwarte.net (180mm×40mm×10mm) und seitlichen, stück) richtet sich mit 600mm nach der

68 interstellarum 33 Selbstbau

Abb. 2: Die Montierung in der Ansicht von rechts. Abb. 3: Die Montierung in der Ansicht von links.

Größe des Alu-Koff ers. Um Gewicht zu Fernrohr am Gesichtsfeldrand eingestellt. gezeigt, dass ich sehr oft mit eingescho- sparen, nimmt die Länge der einzeln Roh- Die Genauigkeit ist für fünfminütige Be- bener Säule im Sitzen beobachte. Auch bei re nach unten ab. Die Klemmringe sind lichtungszeiten mit einem 250mm-Teleob- der Fotografi e schiebe ich das obere Säu- aus Stahl gefertigt. Die Seilabspannungen jektiv ausreichend. lenrohr ganz ein. Bei der visuellen Beo- an der Säule dienen der Reduzierung der bachtung wie auch fotografi sch erfüllt die Schwingungen. Zusammenfassung und Kritik Montierung seitens der Stabilität und bei Die Füße sind zum Ausrichten der der Nachführung von Hand ihren Zweck Säule verstellbar. Auf einen M10-Gewin- Alle oben genannten Forderungen konn- in vollem Umfang. Nachteilig ist die kom- destift wurde unten eine Hutmutter aufge- ten weitestgehend erfüllt werden. Ledig- pakte Bauweise der parallaktischen Mon- schraubt, um eine kugelförmige Oberfl ä- lich das Verbindungsstück Montierung- tierung. Es ist schwierig die Klemmungen che zu den Fußtellern zu bekommen. Die Säule und die Rohre der Teleskopsäule mit Handschuhen zu bedienen. Klemmung der verstellbaren Füße erfolgt mussten auf die Drehmaschine, um den tangential durch Zusammendrücken der Außendurchmesser zu verkleinern. Die [1] Rohr, H.: Fernrohr für jedermann, Gewinde. Mit dem Schweißen wurde ein Montierung wird bei der Beobachtung mit 7. Aufl age, Orell Füssli, Zürich (1983) Karosseriebauer beauft ragt. Die Montie- ca. 5,5kg, bei der Fotografi e mit ca. 6,1kg [2] Stubinitzky, J.: Eine einfache Montierung rung hat ein Gewicht von ca. 12 kg und hat belastet. Die Schwingungen der Montie- für Astrofoto-Einsteiger, interstellarum 24, ca. 200 Euro gekostet. rung wurden durch die Seilabspannungen 67 (2002) deutlich reduziert. Die Praxis hat aber Das Zubehör

In zwei Alu-Koff ern ist alles enthalten, was für die Exkursion benötigt wird: Te- leskop mit Binokularansatz, Zenitprisma und Okulare, Sonnenfi lter (Baaderfolie), Himmelsatlas, Redscan-Taschenlampe zum Kartenlesen, Montierung, Wasser- waage, Taschenlampen, bis hin zu Ta- schenwärmern für kalte Nächte (Abb. 4). Das Teleskop ist in ca. 15 Minuten aufge- baut und ausgerichtet. Um die Montierung zum Nordpol aus- zurichten, werden die Deklinations- und Rektaszensionsachse gegen Anschläge ge-

klappt (Bildmitte in Abb. 2, Flügelschrau- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ben). Damit werden die Montierungsach- sen zur optischen Achse des Teleskops ausgerichtet. Der Gesichtsfelddurchmes- ser des Refraktors beträgt bei 24-facher Vergrößerung ca. 2°. Daher wird der Po- larstern entsprechend seiner Stellung zum Himmelspol und der Bildumkehrung im Abb. 4: Die Koffer mit Teleskop, Montierung und allem Zubehör

interstellarum 33 69 Software

Neue Literatur für Deep-Sky-Beobachter

Teil 1: Neues vom englischsprachigen Buchmarkt

Observer’s Guide to Es gibt zu jedem der aufgelisteten Objekte eine ausführliche Er- klärung. So erhält der Leser viele ausgesuchte Beobachtungsvor- Ein Beobachtungsführer in englischer Sprache zum Th ema schläge zu wirklich interessanten Sternen und Deep-Sky-Objek- Sternentwicklung: Ein trockenes Th ema, das sicher nicht sofort ten. Man lernt z.B. riesige Sterne kennen, die einen Radius von das Interesse eines jeden Hobbyastronoms weckt? Doch weit ge- über 8AE besitzen. Schließlich kann man auch die bekannten fehlt! Die Idee ist großartig und auch weitesgehend neu. Dem Nebel und Sternhaufen besser in die Evolutionsgeschichte ein- Autor, seines Zeichens Wissenschaft ler und Amateurastronom, ordnen. gelingt hier die optimale Verbindung zwischen der Th eorie und Das Buch ist trotz des wissenschaft lichen Niveaus und der eng- Praxis. lischen Sprachbarriere leicht lesbar. Die astronomischen Fach- begriff e sind notwendig, ansonsten wird eine einfache und gut verständliche Sprache gewählt. Man kommt selten in die Verle- genheit das Wörterbuch zu konsultieren. Die Aufsuchkarten sind grafi sch auf einem niedrigen Niveau und wirken wie Screenshots eines Planetariumsprogramms. Der Listenpreis von über 40 € erscheint für ein Paperback übertrieben. Dennoch ist die Idee dieses Buches faszinierend. Das Leben der Sterne verstehen und Nachbeobachten – Klasse. Th omas Jäger

Practical Amateur Spectroscopy

Kennen Sie das CD-Spektroskop? Es stimmt: man kann mit ei- ner ganz normalen CD Spektren der Lichtquellen aus der Alltags- umgebung erzeugen – ohne Hilfsmittel, ohne Prismen und Gitter. Mit viel Vorsicht sind sogar detaillierte Beobachtungen der Linien im Sonnenspektrum möglich. Solche Geheimnisse verrät Stephen Tonkin im Buch »Practical Amateur Spectroskopy«, das wie der

Mike Inglis: Observer’s Guide to Stellar Evolution, Springer 2003, 236 Sei- ten, 117 Abbildungen, ISBN 1-85233-465-7 42,75 € uvp

Das Buch hat vier Hauptkapitel. Es beginnt mit den Grund- lagen der Sternentwicklung und den dazu nötigen physika- lischen Gesetzmäßigkeiten. Auf mathematischen Formalismus wird dabei nahezu völlig verzichtet. Das zweite Kapitel handelt von der Entstehung der Sterne. Es geht hier vom interstellaren Medium über die Nebel und Molekülwolken hin zu den Protos- ternen und Sternhaufen. Das dritte Kapitel beschäft igt sich mit dem Leben der Sterne auf der Hauptreihe des HR-Diagramms. Wie wird die Energie produziert, wohin geht der Weg im HR-

Diagramm und welche Arten von veränderlichen Sternen gibt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. es? Das letzte Hauptkapitel setzt sich mit dem Tod der Sterne auseinander. Wie entstehen Planetarische Nebel, Zwergsterne oder gar Supernovae? Die Gliederung des Buches führt den Leser von der Geburt bis zum Tod der Sterne. Die wissenschaft liche Darlegung ist hervor- ragend mit Beobachtungsvorschlägen verknüpft , so gibt es am Stephen F. Tonkin: Practical Amateur Spectroscopy, Springer-Verlag, London Ende der meisten Kapitel die passenden Beobachtungsobjekte. 2002, 213 Seiten, 125 Abbildungen, ISBN 1-85233-489-4, 42,75 € uvp

70 interstellarum 33 Software oben besprochene Titel in der »Practical Astronomy«-Serie bei -brennweiten die Feldgröße mit Kleinbildfi lm angegeben – für je- Springer-London erschienen ist. des der 360 Objekte in identischem Wortlaut wiederholt. Der erste Teil des Buches vermittelt einleuchtend die Grundla- Der »Deep-Sky Companion« bietet keinerlei Information über gen der Spektroskopie. Dass die astronomischen Relationen dabei die generellen Daten hinaus. Die Aufmachung ist trotz Farbdruck zu kurz kommen müssen, liegt am Volumen des Th emas. Für den enttäuschend, eine konzeptionelle Idee nicht zu erkennen. Wer Amateur interessant ist der praktische zweite Teil. Hier stellen Nutzen aus diesem Buch ziehen soll, bleibt rätselhaft . Vorstellbar mehrere Autoren in Einzelkapiteln jeweils unterschiedliche Me- ist lediglich, dass Astrofotografen den Band als Hilfe beim Aus- thoden der Spektroskopie vor, wie die erwähnte CD, selbst gebau- suchen geeigneter Motive heranziehen können, da jedes Objekt te Transmissionsgitter und Spaltspektrographen sowie diverse (in abgebildet ist. Als Bildband oder zur Einschätzung eigener Er- England bzw. den USA) kommerziell erhältliche Geräte. Dabei gebnisse eignet sich der »Companion« wegen der kleinen Repro- wird ausführlich auf die Auswertung eingegangen, die Qualität duktionsgröße jedoch leider nicht. der einzelnen Beiträge ist aber unterschiedlich und teilweise – wie –rcs bei der Fotografi e auf Diafi lm – schon lange veraltet. Im letzten Kapitel werden ausführliche Hinweise zum Selbstbau eines für die Sky Vistas CCD-Fotografi e optimierten Spektrographen gegeben. »Practical Amateur Spectroscopy« gibt manche nützlichen Sky Vistas wird erst in Kombination mit einem guten Sternat- Hinweise; die ohne einen konzeptuellen Rahmen bleibenden Ein- las zu einem Handbuch für Beobachter. Crossen und Rhemann zelbeiträge haben jedoch den Charakter von Zeitschrift enaufsät- legten den Schwerpunkt des Buches mehr auf die Natur der Deep- zen und gleichen somit eher einer Artikelsammlung. Ein übriges Sky-Objekte als auf deren bloße Erscheinung. So gliedert sich tut das phantasielose Layout mit nur einer einzigen Farbseite, »Sky Vistas« in einzelne Abschnitte über Off ene Sternhaufen, die so dass das Buch weit hinter seinen Ansprüchen zurückbleiben Milchstraße und ihre hellen Nebel, Galaxien sowie Sterne, Ku- muss. gelhaufen und Planetarische Nebel. Jeder Abschnitt beschreibt –rcs umfassend die in Richfi eld-Optiken beobachtbaren Objekte, un- tergliedert in Jahreszeiten und Sternbilder. Für jedes einzelne The Practical Astronomer’s Objekt geben die Autoren Aufsuch- und Beobachtungshinweise Deep-Sky Companion und beschreiben deren Erscheinungsbild in verschiedenen Gerä- ten. Außergewöhnlich umfassend stellen Crossen und Rhemann Der Titel suggeriert ein Handbuch für den visuellen Beobachter astronomische und astrophysikalische Eigenschaft en der Beob- mit Objektbeschreibungen und Informationen zu Deep-Sky-Ob- achtungsobjekte dar, oft auch deren Entdeckung und Interpreta- jekten. Der großformatige Band (28cm×21,5cm) kann äußerlich tion. Nicht jedes Objekt ist in »Sky Vistas« individuell abgebildet; beeindrucken, enttäuscht aber mit seinem Inhalt. Geboten wird auf Aufsuchkarten oder Zeichnungen wurde gänzlich verzichtet. eine Fotosammlung in Briefmarkengröße von insgesamt etwa 360 Stattdessen illustrieren hervorragende 48 farbige Tafeln und ca. Objekten nördlich von ca. –40° Deklination. Mit der Ästhetik ei- 50 Fotos von Gerald Rhemann die besprochenen Himmelsre- ner Tabellensammlung werden zu jedem Objekt die wichtigsten gionen; im Text wird jeweils auf sie verwiesen. Die hochwertige Daten und eine nicht brauchbare, weil viel zu kleine Aufsuchkarte Herstellung auf Glanzpapier im A4-Format gibt den inhaltlichen gegeben. Dazu wird für eine Reihe von Teleskopöff nungen und und fotografi schen Qualitäten von »Sky Vistas« einen angemes- senen Rahmen. Th omas Rattei Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Jess K. Gilmour: The Practical Astronomer’s Deep-Sky Companion, Sprin- Craig Crossen, Gerald Rhemann: Sky Vistas, Astronomy for Binoculars and ger-Verlag, London 2002, 140 Seiten, 841 Abbildungen, ISBN 1-85233-474- Richest Field Telescopes, Springer-Verlag, Wien 2004, 281 Seiten, 53,50 €, 6, 42,75 € uvp ISBN 3-211-00851-9

interstellarum 33 71 Galerie

Astrofotos von Johannes Schedler ie Faszination der Astronomie packte mich, als ich meinen Sohn Dvor ca. sieben Jahren mit einem 90mm-Kaufh aus-Newton be- glückte. Er legte das Gerät nach einigen erfolgreichen Mond- und we- niger erfolgreichen Planentensichtungen bald wieder zur Seite. Doch für mich begann nun die Suche nach einer besser geeigneten Ausrüs- tung zur Erkundung der nächtlichen Weiten über uns. Über ein ETX90 gelangte ich schließlich zu einem C11 und bald darauf auch zu einem 100/650-Apochromat. Die Sonnenfl eckengruppe AR464 am 27.9.2003. 4"-Refraktor bei Die Verbreitung der Webcams ermöglichte mir bereits ab Anfang f/30, Astrosolar ND3 Filter, Philips ToU Cam. 1999 erste Aufnahmen von Planeten und Mond. Um dem mühsamen täglichen Aufb au der Ausrüstung zu entkommen, baute ich mir mit Familie und Freunden im Jahr 2000 eine 3m-GFK-Kuppel aus einem Bausatz, wir nannten sie nach dem steirischen Wappentier »Panther- Observatory«. Ab 2000 experimentierte ich erstmals mit Digitalkame- ras, um schließlich mit der Canon D60 und dann mit der 10D einen großen Sprung nach vorne zu machen. Diese neuen Kameras ermög- lichten erstmals tiefere Einblicke auf Deep-Sky-Objekte. Mit der Ver- besserung der Ausrüstung vertieft en sich auch meine Kenntnisse der digitalen Bildverarbeitung, welche einen ganz wesentlichen Anteil an der Qualität des fertigen Bildes haben. Mein Anliegen ist es, möglichst viele Kollegen auch dazu anzure- gen, die visuellen Eindrücke mittels inzwischen erschwinglicher Tech- nik festzuhalten, zu verfeinern und die für unsere Augen nicht direkt sichtbare, aber reichlich vorhandene Farbinformation herauszuholen. Bereits mit Fotoobjektiven kurzer und mittlerer Brennweite und einer geeigneten Digitalkamera lassen sich sehr ästhetische Bilder herstellen, angefangen von Strichspur-Aufnahmen über Sternfeld-Aufnahmen bis hin zur unendlichen Vielfalt von Nebelstrukturen und fernen Gala- xien. Kurzbrennweitige gute Refrakto- ren leisten hier auch für hohe Ansprü- che unschätzbare Dienste. Sicherlich wachsen mit der Zeit auch die Bedürfnisse nach besserer Ausrüs- tung, aber das Erlebnis des Eindringens in Zeit und Raum mittels moderner Mittel für Amateure ist unvergleichlich, manchmal suchtähnlich und rechtferti- gt meiner Meinung nach auch den Ein- satz von guter Ausrüstung. Ich versuche auf meiner Homepage Einblicke in Aufnahmetechnik und Bildbearbeitung sowie Tipps und Links zum Th ema Astrofotografi e zu geben, um den manchmal doch beschwer- lichen Weg zu einem gelungenen Bild Surftipps zu ebnen. Es ist für mich faszinierend, Homepage des Autors • den rasanten Fortschritt in der digi- Strichspuraufnahme bei Grenzgröße 4m,5. Canon 10D mit 20mm- panther-observatory.com talen Amateurastrofotografi e mitzuer- Objektiv bei f/4 und ISO100, 20×10min belichtet, in Photoshop mit leben und daran teilzuhaben. »Aufhellen« kombiniert. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Marsopposition 2003. 11"-SCT, Philips ToUCam, Bearbeitung in Registax. Die Größe der Bilder zueinander ist maßstabsgerecht.

72 interstellarum 33 1 2

1: Großer Orion-Nebel (M 42, M 43, NGC 1977). 16×5min, 8×1min und 2×10s be- lichtet bei ISO200, 10×5min belichtet bei ISO400, LPS-Filter. 4"-Refraktor bei f/5; Canon 10D.

2: Andromeda-Galaxie (M 31, M 32, M 110), zweiteiliges Mosaik. Insgesamt 40×5min belichtet mit 4"-Refraktor bei f/5; Canon 10D bei ISO800.

3: Cirrusnebel-Komplex (NGC 6992, NGC 6960), vierteiliges Mosaik. Jeder Teil ist 6×5min belichtet mit 4"-Refraktor bei f/5; Canon 10D bei ISO1600. 3

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4: Crescent-Nebel (NGC 6888). 11"-SCT bei f/6, UHC-Filter, 20×5min belichtet, Canon 10D bei ISO800. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 5: M 78, NGC 2071 und McNeils Nebel (vgl. Seite 7). 11"-SCT bei f/6, STL-11000 Kamera, 2×2-Binning, Belich- tungszeiten 22×5min (Lumi- nanzkanal), 3×5min (jeweils je RGB-Kanal).

interstellarum 33 73 Sternfreund-Service

Produktspiegel – Neues vom Hersteller

Coronado: mit 25mm und 10mm Brennweite sowie Personal Solar Telescope eine 2×-Barlowlinse. Das günstige Ange- bot beinhaltet zusätzlich wahlweise eine H-alpha-Sonnenbeobachtung für we- Metallsäule oder ein Holzstativ sowie niger als 1000 Euro – das war bisher ein eine Transportkiste. Insgesamt wiegt der Wunschtraum. Coronado hat nun das robuste Sechszöller 23kg. »Personal Solar Telescope« vorgestellt, das als erstes Instrument die Beobach- Berlebach: tung von Protuberanzen und Filamen- Stativtaschen mit System ten auch für den normalen Geldbeutel erschwinglich machen soll. Das kom- Der sächsische Stativbauer Berlebach plette Teleskop mit einer Öffnung von hat nun ein umfangreiches System von 40mm und 400mm Brennweite ist fest Tragetaschen für Stative im Programm. mit einem H-alpha-Filter von ca. 0,9Å Kennzeichen der Taschen sind rundum ausgestattet. Hauptsächlich für die Pro- laufende Tragegriffe und ein zusätzlicher stattet. 20000 Objekte sind im Speicher tuberanzenbeobachtung gedacht, sollen Schultergurt. Atmungsaktives Baumwoll- abrufbar und werden per Knopfdruck damit auch H-alpha-Oberfl ächenstruktu- gewebe soll Temperatur- und feuchtig- angefahren. Neuester Schrei ist eine ren sichtbar werden. Das 380mm lange keitsausgleich garantieren. Berlebachs Kommunikation mit Sprachausgabe. Die und 76mm breite Gerät besitzt eine In- Stativtaschen sind mit Längen von 70, 76mm-Spiegel und 60mm-Linsenteles- nenfokussierung und einen eingebauten 80 und 110cm sowie Innendruchmessern kope werden komplett mit Stativ, einem Sonnensucher. Mit Fotogewinde kann von 14 und 24cm erhältlich. roten Leuchtpunktvisier, Handgerät für das Gerät direkt auf ein Fotostativ mon- die Computersteuerung, zwei Okularen, tiert werden. Als Zubehör ist ein Trans- APM-Teleskope: Barlowlinse und Zubehörablage geliefert. portkoffer erhältlich. Die Nachrüstung Optik-Reinigungstuch für engere H-alpha-Durchlassbreiten ist William Optics: ebenfalls möglich. Markus Ludes bietet ein neuartiges Neuer 80mm-Apochromat Reinigungstuch für optische Oberfl ächen aus Mikrofasern an. Im Gegensatz zu her- Eine Neuaufl age des »Megrez«-Halba- kömmlichen Mikrofasern aus 100% Poly- pochromat mit 80mm Öffnung ist bei ester mit einer sehr glatten Oberfl äche, William Optics erschienen. Das zweilin- die kaum Schmutz aufnehmen kann, be- sige Objektiv besitzt 500mm Brennweite steht das »Matrix PP« aus 25% Polyamid und damit ein Öffnungsverhältnis von im Kern und 75% Polyester in der Hülle, f/6,5. Das Teleskop besitzt einen 2"-Aus- die zusätzlich in feinste Härchen aufge- zug nach Crayford, sieben Feldblenden splisst sind. Somit soll die Aufnahmefä- schätzen vor Streulicht. Die Taukappe ist higkeit insbesondere für Flüssigkeiten ähnlich wie bei den in interstellarum 31 Das interstellarum-Testteam hat be- deutlich gesteigert werden, ebenso für verglichenen Vollapochromaten einzieh- reits ein Exemplar dieses vielverspre- Staubteilchen durch elektrostatische An- bar, so dass die Transportlänge des Tubus chenden Gerätes bestellt und wird Sie ziehung. »Matrix PP« ist bis 60°C wasch- nur 380mm beträgt. in Kürze über Praxiserfahrungen infor- bar, die größe des gelieferten Tuches be- Zum Lieferumfang gehört eine L-för- mieren. mige Klammer zur Befestigung an Foto- stativen oder Montierungen sowie ein TAL: Kleiner Transoprtkoffer. Der günstige Preis macht Klevtsov-Cassegrain den neuen Megrez zu einem interessan- ten Konkurrenten des im Winter neu auf Der russische Teleskopbauer TAL hat den Markt gekommenen Synta-Halbapo- unter anderem eine kleine Version sei- chromaten (siehe Produktspiegel, inter- nes neuartigen kurzbauenden Klevtsov- stellarum 31). Teleskopes im Angebot (wir berichteten). trägt 20cm×16cm. Mit 6" Öffnung misst der Tubus trotz

1550mm Brennweite nur 425mm und soll Bushnell: Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. danke seines durch den korrigierenden Goto-Kaufhausteleskope Sekundärspiegel sehr gut für die Astrofo- tografi e geeignet sein. Die zentrale Obst- Derzeit nur in Amerika zu haben sind ruktion beträgt 13% der Fläche. die neuartigen Kaufhausteleskope von Im Lieferumfang enthalten sind ein Bushnell. Die neue »North Star«-Pro- 6×30-Sucher, motorisch angetriebene duktreihe ist standardmäßig mit altazi- parallaktische Montierung, zwei Okulare mutalen Computermontierungen ausge-

74 interstellarum 33 Sternfreund-Service

Rezensionen – neu auf dem Markt

Die Milchstraße – Sterne, Nebel, Sternsysteme

Dieter B. Herrmanns Buch zur Milch- Beobachtungserfahrung oder astrono- der Astronomie und die Erforschung der straße trägt populärwissenschaftlichen mischer Vorbildung. Milchstraße. Damit motiviert er vor allem Charakter und wendet sich an alle In- Den Ausführungen zum eigentlichen Astro-Neulinge, sich tiefer mit dieser The- teressierten ganz unabhängig von deren Inhalt, der Milchstraße, stellt Herrmann matik auseinanderzusetzen. Leider bleibt in der ersten Hälfte des Buches eine Ein- Herrmann dabei aber in einem großen führung in die verschiedenen Objektty- Teil des Buches allgemein und wird so pen des Milchstraßensystems voran, er- dem Titel des Buches nur in wenigen läutert also Sterne, Sternhaufen, Gas Abschnitten gerecht. Darüber hinaus ver- und Staub. Typisch für den Autor ist die passt der Autor die Gelegenheit, den Le- didaktische Aufbereitung und Auswahl ser zur eigenen Beobachtung anzuregen. der Fakten. Zahlreiche Abbildungen und Ein thematisch fi xiertes Buch wie dieses Fotos veranschaulichen den historischen könnte einen Abschnitt mit Beobach- Weg der Erkenntnis, die grundlegenden tungshinweisen und interessanten Feld- astronomischen und astrophysikalischen stecherobjekten gut vertragen. Doch au- Zusammenhänge. ßer einigen kleinen Panoramaaufnahmen In der zweiten Buchhälfte wird die enthält das Buch keine Fotos, die den Milchstraße zum Hauptthema. Auch hier Anblick unserer Milchstraße mit bloßem beginnt Herrmann mit historischen Be- Auge verdeutlichen. Selbst das Kapitel zu trachtungen über die Entwicklung unse- den Spiralarmen enthält keine Sternkar- res Wissens über die Heimatgalaxie, be- te. Zudem fehlen den Fotos im gesamten vor er die einzelnen Spiralarme und deren Buch die Aufnahmedaten wie Brenn- Besonderheiten vorstellt. Eine leicht ver- weite und Aufnahmegerät, leider fi nden ständliche Diskussion der Theorien zum sich diese praxisrelevanten Informatio- Ursprung der Milchstraße, aktueller For- nen auch nicht im Bildnachweis. schungsergebnisse und offener Fragen Somit ist Dieter B. Herrmanns populär- sowie einem Blick auf die kosmischen wissenschaftliches Buch für den Erwerb Dieter B. Herrmann: Die Milchstraße – Ster- Nachbarn unserer Milchstraße schließen von astronomischem Grundwissen mit ne, Nebel, Sternsysteme, 207 Seiten, 71 Fotos das Buch ab. Schwerpunkt Milchstraße empfehlens- und 48 Illustrationen, Franckh-Kosmos Verlags- Dieter B. Herrmann gibt mit dem vor- wert, zur eigenen Himmelsbeobachtung GmbH & Co., Stuttgart 2003, 26,90 €, ISBN 3- liegenden Buch eine populäre und leicht dagegen kaum von Interesse. 440-09409-X verständliche Einführung in Grundlagen Thomas Rattei

Planetensuche

In der jüngsten Vergangenheit wurden Planeten in anderen Sternsystemen entdeckt. Zur Veranschaulichung der Bedingun- gen zur Möglichkeit, dass dort Leben entstanden sein könnte, hat Gerd Gühne ein Programm geschrieben. Mit diesem kann für jeden Himmelskörper überprüft werden, ob dort Leben ent- stehen könnte.

Darüber hinaus bietet dieses Programm noch einiges mehr:

☐ eine astronomische Formelsammlung erklärt einige Formeln aus der Welt der Astronomie. ☐ mit der Sonnensystemsimulation können Sie unser oder auch ein selbst erfundenes Sonnensystem in Bewegung erleben. ☐ die Datenbank enthält Informationen zu diversen Objekten Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. im Weltall. Sie kann mit eigenen Einträgen ergänzt werden. ☐ Rechner zum Umrechnen von z.B. Lichtjahre in Kilometer. Auch sollte die Rechtschreibung des Tutorials einmal überar- beitet werden. Trotzdem ist dieses Programm durchaus emp- Durch diese Funktionen kann sich der Benutzer seine eigene fehlenswert. Wissensdatenbank anlegen. Leider ist die Demoversion funkti- André Wulff onal extrem stark eingeschränkt, so dass die wahre Leistungs- fähigkeit dieses Programms gar nicht voll zur Geltung kommt. Download: www.marfi r.rhcs.de

interstellarum 33 75 Sternfreund-Service

Termine für Sternfreunde im April/Mai 2004

8.5.: 20. ATT in Essen, Gesamtschule Bockmühle, Ohmstr. 32, 45143 Essen, L Verein für volkstümliche Astronomie, Weberplatz 1, D-45127 Essen, Tel./Fax: 0201/510401, vva. [email protected], www.astronomie.de/att-essen

4.–6.6.: 7. Kleinplanetentagung, Walter- 27. 6.: 13. Ascherslebener Sternguckerfest, Planetarium Hohmann-Sternwarte, Wallneyer Str. 159, Aschersleben, Auf der Alten Burg 40, L Robert Malecha, Finken- D-45133 Essen, www.sternwarte-essen.de/ lust 18, D-06449 Aschersleben, Tel.: 03473/803432, kleinplanetentagung2004 [email protected], www.sternfreunde-aschersleben.de

19.–23.5.: ITV Internationales Teleskoptreffen 2004, Sport- NEUER TERMIN! 30.4.-2.5.: 11. CCD-Tagung, platz Stumpertenrod, L Info: VdS-Sternwarte Kirchheim, L Dennis Möller, Son- Walter Kutschera, Ulrichsteiner nenstieg 3, D-37085 Göttingen, Tel.: 0551/7974742, Str. 24, D-36325 Feldatal, Tel.: [email protected], ccd.istcool.de 06645/8754, Fax: 06645/8756, [email protected], www.teleskoptreffen.de 16.–17. 4.: Sternfreundetreffen 2004, Stern- warte Hof, Egerländerweg 25, D-95032 Hof, Tel.: 09281/95278, www.sternwarte-hof.de, 14.–16.5.: Jahrestagung der VdS-Fach- [email protected] gruppe Spektroskopie, Starkenburg Stern- warte Heppenheim, L Ernst Pollmann, Charlottenburgerstr. 26c, 51377 Leverkusen, 14.–15. 5.: Astronomieworkshop Kometen, Sternwar- Tel. 0214/91829, Fax: 040/3603038949, te Gahberg bei Weyregg am Attersee, L Erwin Filimon, [email protected] Astronomischer Arbeitskreis Salzkammergut, Sternwarte Gahberg, Sachsenstr. 2, A-4863 Seewalchen am Attersee, Tel.: +43/(0)7662/6490 (abends), fi [email protected] 24.4.: Würzburger Frühjahrstagung, Hör- saal des Physiologischen Instituts, Röntgen- ring 9, D-97070 Würzburg, L Peter Höbel, Im Föhrenwald 35, D-91054 Erlangen 20.–22. 5.: 8. Niederösterreichisches Teleskoptreffen, Ebenwaldhöhe im Gast- 20.–22.5.: 28. SONNE-Tagung, Hotel Weingut Goger, haus Gaupmann, Kleinzell, L Charly Bin- Bamberger Str. 22, D-97437 Hassfurt, L Heiko Brom- 28.5.-1.6.: 23. Planeten- und Kometentagung, der, Tel.: +43/(0)676/40480305, charly. me, Geißbergstr. 24, D-97877 Wertheim-Reicholzheim, Bruder-Klaus-Heim in Violau, L Wolfgang Meyer, [email protected], www.noe-sternwarte.at [email protected], www.sonnetagung.de Martinstr. 1, D-12167 Berlin, [email protected], violau.istcool.de

Kleinanzeigen

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76 interstellarum 33 Sternfreund-Service Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 33 77 Sternfreund-Service

Vorschau interstellarum 34

Komet NEAT Q4 am Abendhimmel Erleben wir einen zweiten Hale-Bopp?

Die Venustransit-Expeditionen Wie Astronomen die entlegendsten Winkel der Erde bereisten

CCD-Technik Farbfotografi e mit der MX7C-Kamera von Starlight Xpress

Produktvergleich Zwei Oberklasse-Montierungen in der Gegenüberstellung

(interstellarum 34 erscheint am 28.5.2004) Burkhard Kowatsch

Impressum

Verlag Einsendungen Oculum-Verlag, Westliche Stadtmauerstr. 30a, Für eingesandte Beitrage, insbesondere Fotos, überlassen Sie uns das Recht für D-91054 Erlangen, [email protected], www.oculum.de einen einmaligen Abdruck. Weitere Nutzungen in Büchern oder CDs sind nicht Abo-Service gleichzeitig gegeben und bedürfen der Genehmigung durch den Autor. Aus- genommen davon ist der Abdruck ausgewählter Bilder in der Vorschau für die Oculum-Verlag, Tel.: 09131-970694, Fax: -978596, [email protected] nächste Ausgabe und im Internet unter www.interstellarum.de. Bezug Bitte informieren Sie uns, ob Ihre Beiträge schon an anderer Stelle veröffentlicht € Jahresbezugspreise 2004 inkl. Zustellung frei Haus: 37,80 (Deutschland), 69,– worden sind. sFr (Schweiz), 40,80 € (Österreich), 44,80 € (Ausland), erscheint zweimonatlich Anfang Feb., Apr., Jun., Aug., Okt., Dez. Prinzipiell drucken wir nur unveröffentlichte Fotos und Texte. Parallelveröffentli- chungen bereits eingesandter Materialien sind gesetzlich für den Zeitraum eines Redaktion Jahres nach Abdruck untersagt (§ 2-1 Verlagsgesetz) – wir bitten um Beachtung. Ronald Stoyan (-rcs), Stephan Schurig (-ssg), Susanne Friedrich (-sf), Matthias Wir behalten uns vor, bei der Bearbeitung Randpartien einer Aufnahme ab- Gräter (-mg), [email protected] zuschneiden und diese zu verkleinern/vergrößern, sowie orthografi sche und Mitarbeit sprachliche Korrekturen vorzunehmen. Eingesandte Beiträge werden nicht sinn- Peter Friedrich, Béla Hassforther, Manfred Holl, Thomas Jäger, André Knöfel, Jür- entstellend verändert bzw. gekürzt ohne Einverständnis des Autors. Der Verlag gen Lamprecht, Thomas Rattei, Wolfgang Steinicke, Rainer Töpler, André Wulff übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandtes Material.

Leserhinweise Inserentenverzeichnis

Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten links; Mond und Pla- APM Markus Ludes ...... 9 Bauer Kuppeln ...... 77 MEADE ...... U4 neten: Süden oben, vorangehender Rand links Datenquellen: Sonnensystem: Kosmos Himmelsjahr, Ahnerts Kalen- Astro Service-Center 13,35 Berlebach ...... 51 Oculum-Verlag ...... 61,80 der für Sternfreunde, Cartes du Ciel; Deep-Sky: Deep Astro Shop ...... U2 Dobsmount ...... 39 Tele-Optic ...... 45 Sky Reiseführer, NGC/IC W. Steinicke, Deep Sky Field Guide Astrocom GmbH ...... U3 Engel EDV ...... 77 Teleskop Service ...... 55

R.A., Dekl.: äquatoriale Koordinatenangaben, Äquinoktium Astronomie.de ...... 28 Fernrohrland ...... 67 Stefan Böhle ...... 77 2000.0 Helligkeiten: sofern nicht anders angegeben V-Helligkeit Astro!nfo ...... 34 Gerd Neumann ...... 44 Wissenschaft Online ..... 60 Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC (Offener Sternhaufen), Astrooptik Meier ...... 51 Grab Astrotech ...... 77 Wolfgang Lille ...... 77 PN (Planetarischer Nebel), GN (Galaktischer Nebel), GC (Kugelsternhaufen), Gx (Galaxie), Qs (Quasar) Astro Optik v. Bergen ..... 7 Intercon Spacetec ...... 4/5 Uranometria: es gelten die Seitenzahlen der Ausgaben vor 2001 Baader Planetarium ..... 79 Kosmos Verlag ...... 39

Autorenverzeichnis

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bach, [email protected] • Bernd Gährken, Am Holzbach 41, 33378 Rhe- Hallbergmoos, [email protected] • Johannes Schedler, Am Schlossberg 6, Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. da-Wiedenbrück, [email protected] • Uwe Glahn, Lessingstr. 15, 37399 A-8410 Wildon • Wolfgang Steinicke, Gottenheimer Str. 18, 79224 Umkirch Worbis, [email protected] • Hubert Hermelingmeier, Anreppener Str. 32, • Jonathan Stubinitzky, Zum Dorfblick 6, 36151 Burghaun • Rainer Töpler, 33129 Delbrück, [email protected] • Manfred Holl, Friedrich- Zaisenweg 6, 73614 Schorndorf • Wolfgang Vollmann, Dammäckergasse Ebert-Damm 12a, 22049 Hamburg, [email protected] • Thomas Jäger, 28/D1/20, A-1210 Wien, [email protected] • Klaus Wenzel, Hamoirstr. 8, Kriemhildstr. 10, 90513 Zirndorf • Matthias Juchert, Neuhäuser Str. 22, 63762 Großostheim • Peter Wienerroither, Ziegelteichgasse 1, A-2331 Vo- 14797 Lehnin • Manuel Jung, Kirchenfeldstr. 36, CH-3005 Bern, manuel. esendorf • André Wulff, Gluckstr. 18a, 22081 Hamburg, [email protected]

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