DIJ Mono Heinrich Vogt.Book
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Monographien Herausgegeben vom Deutschen Institut für Japanstudien Band 60, 2017 Steffen Heinrich und Gabriele Vogt (Hg.) Japan in der Ära Abe Eine politikwissenschaftliche Analyse Monographien aus dem Deutschen Institut für Japanstudien Band 60 2017 Monographien Band 60 Herausgegeben vom Deutschen Institut für Japanstudien der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland Direktor: Prof. Dr. Franz Waldenberger Anschrift: Jochi Kioizaka Bldg. 2F 7-1, Kioicho Chiyoda-ku Tokyo 102-0094, Japan Tel.: (03) 3222-5077 Fax: (03) 3222-5420 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.dijtokyo.org Umschlagbild: Straßenszene in Harajuku im November 2015. Quelle: Steffen Heinrich und Léonie Poehner Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-86205-048-2 © IUDICIUM Verlag GmbH München 2017 Alle Rechte vorbehalten Druck: Totem, Inowrocław ISBN 978-3-86205-048-2 www.iudicium.de Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS VORWORT I. EINLEITUNG ABES POLITIK UND POLITIK UNTER ABE: EINE EINFÜHRUNG Steffen HEINRICH und Gabriele VOGT . 11 II. INTERNATIONALISIERUNG UND JAPANS ROLLE IN DER WELT: WIE STARK VERÄNDERT ABE JAPANS SELBSTVERSTÄNDNIS? AUF DEM WEG ZU EINER „NORMALEN NATION“? EINE ANALYSE DER SICHERHEITSPOLITISCHEN REFORMEN UNTER ABE Raymond YAMAMOTO . 31 ABES CHINAPOLITIK ZWISCHEN POLITISCHER ENTFREMDUNG UND WACHSEN- DER WIRTSCHAFTLICHER INTERDEPENDENZ Franziska SCHULTZ . 54 ABES SEITENTÜREN: ZUWANDERUNG ALS INSTRUMENT DER ENTWICKLUNGS- UND HANDELSPOLITIK Gabriele VOGT . 72 III. DIE MÜHEN DER EBENE: STRUKTURREFORMEN UND „ABENOMICS“ IN DER UMSETZUNG ABSCHIED VOM KLIENTELISMUS? „ABENOMICS“ UND DIE REFORM DES JAPANISCHEN LANDWIRTSCHAFTSSEKTORS Nadine BURGSCHWEIGER-RIECK . 97 (KEINE) ANGST VORM WÄHLER: ABES ARBEITSMARKTPOLITISCHE STRUKTUR- REFORMEN IN ZEITEN WACHSENDER SOZIALER UNGLEICHHEIT Steffen HEINRICH . 118 5 Inhaltsverzeichnis „WOMENOMICS“ UND ABES VISION EINER „GESELLSCHAFT BRILLIERENDER FRAUEN“: POLITIKWANDEL ODER PAPIERTIGER? Phoebe Stella HOLDGRÜN . 139 IV. KRITIK UND KONTROLLE: DIE ROLLE VON ZIVILGESELLSCHAFT, MEDIEN UND OPPOSITION IM KÄFIG ODER NUR ZU ZAHM: WIE FREI SIND JAPANS MEDIEN UNTER ABE? Felix LILL . 163 MIT DEM SMARTPHONE GEGEN NHK? MOBILISIERUNGSSTRATEGIEN DER JAPANISCHEN ANTI-ATOMKRAFTBEWEGUNG UNTER ABES RESTRIKTIVER MEDIENPOLITIK Anna WIEMANN . 184 POLITISCHER AKTIVISMUS DER JAPANISCHEN JUGEND HEUTE: SEALDS UND FREETERBEWEGUNG Robin O’DAY . 203 V. VERBRAUCHER, WÄHLER UND KLIENTELPOLITIK: AUF WEN HÖRT DIE REGIERUNG ABE? KLIENTELISMUS UND PROGRAMMATIK: NEUE ALTE SEITEN BEI DER LDP? Christian G. WINKLER . 217 DIE OHNMACHT JAPANISCHER VERBRAUCHER: ABES FREIHANDELSPOLITIK UND DIE REGULIERUNG GENETISCH VERÄNDERTER LEBENSMITTEL Cornelia REIHER . 232 AUSSTIEG ODER WIEDEREINSTIEG? ABES WIDERSPRÜCHLICHE ATOMPOLITIK Florentine KOPPENBORG . 249 VI. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ABES POLITIK UND POLITIK UNTER ABE: EINE ZWISCHENBILANZ Steffen HEINRICH und Gabriele VOGT . 271 ZU DEN AUTOREN DIESES BANDES . 285 6 Vorwort VORWORT Die Zahl 60 steht in Ostasien für eine komplette Runde durch die chine- sischen Tierkreiszeichen, an dessen Ende alles wieder auf Anfang gestellt wird (kanreki). Was folgt, ist quasi eine Neugeburt. Wie passend, dass die- ser Band der DIJ-Monographienreihe, der sich dem politischen Wirken von Japans Premierminister Shinzō Abe widmet, die Nummer 60 trägt. Kaum einer hätte nach Abes plötzlichem Rücktritt im Jahr 2007 – nach gerade einmal zwölf Monaten im Amt – auf seine „politische Wiederge- burt“ eine halbe Dekade später gewettet. Eine halbe Dekade, in der Japan nicht nur fünf verschiedene Premierminister sah, sondern in der zudem die langjährige Regierungspartei LDP (Liberaldemokratische Partei, Jiyūminshu-tō) von den Wählern in die Opposition geschickt worden war. Ausgerechnet dem einst so unpopulären Abe gelang es 2012 mit einem Sieg bei der Unterhauswahl, die Regierungsmacht für die LDP zurückzu- erobern – mit dem Wahlkampfslogan „Japan zurückzuholen“ (nihon o to- rimodosu). Mit einem 2014 erneuerten Mandat, in einer kurzfristig ange- setzten Unterhauswahl, regiert er seither scheinbar ohne nennenswerte Opposition. Nicht nur befinden sich die parlamentarischen Oppositions- parteien in einem desolaten Zustand, auch seine eigene Partei und die Ministerialbürokratie scheinen „auf Linie gebracht“. Selbst die Medien stehen unter subtiler, aber engmaschiger Kontrolle. Zugleich hat Abes Regierung umfassende Reformen in allen wichtigen Politikbereichen an- gekündigt, die Japan nachhaltig verändern könnten. Das wirft eine Reihe von Fragen auf, die wir in diesem Band beantworten wollen. Wie gelang es Abe, seine Macht trotz seiner zahlreichen umstrittenen politischen Po- sitionen derart zu festigen? Wie setzt er seine Macht ein und wie viel Ver- änderung setzt er wirklich durch? Gelingt es ihm gar, eine eigene Ära zu prägen? Auch wenn Abes Regierungszeit noch andauert, hat er bereits viele Gewissheiten der japanischen Politik über den Haufen geworfen, wie etwa die beiden „Naturgesetze“, dass Premierminister nur kurz im Amt sind und kaum Chancen auf Durchsetzung anspruchsvoller Vorhaben haben. Wir glauben daher, dass dies eine Art Zwischenbilanz rechtfertigt, auch weil wahrscheinlich ist, dass Abes Regierungszeit noch eine Weile fortdauern wird, zumindest aber zukünftige Kabinette nachhaltig beein- flussen wird. Die Mehrzahl der hier versammelten Beiträge geht dabei auf Vorträge zurück, die im August 2015 im Rahmen der Sektion Politik des 16. Deutschsprachigen Japanologentags vorgestellt worden sind. Der Gesellschaft für Japanforschung und dem Japan-Zentrum der Ludwig- 7 Vorwort Maximilians-Universität gebührt entsprechend unser Dank dafür, dass sie dieses Forum für den wissenschaftlichen Austausch bereitet haben. Bedanken möchten wir uns auch bei den Beitragenden dieses Bandes, die nicht nur bereits anlässlich des Japanologentags leidenschaftlich über die Ära Abe diskutiert haben, sondern auch seither von uns Herausgebern immer wieder um Zusätze und Updates gebeten worden sind – und dies mit großer Geduld ertragen haben. Gleiches gilt natürlich auch für die Beitragenden, die wir darüber hinaus für diesen Band angesprochen und um ergänzende Kapitel gebeten haben, um auf diese Weise die Bandbrei- te des politischen Wirkens Abes in dem vorliegenden Band so umfassend wie möglich abzudecken. Ohne die Energie und den Eifer aller hier betei- ligten Autorinnen und Autoren wäre dieses Projekt nicht zustande ge- kommen. Zu großem Dank verpflichtet sind wir darüber hinaus dem Deutschen Institut für Japanstudien, namentlich seinem Direktor Franz Waldenber- ger, für die wertvolle Begleitung der Publikation. Wir freuen uns sehr, dass unser Band zu „Abeland“ eine Heimat in der DIJ-Monographienrei- he gefunden hat. Dem Team des iudicium Verlags in München, allen vo- ran Elisabeth Schaidhammer, gilt unser aufrichtiger Dank für die wie im- mer großartige Unterstützung. Tokyo und Hamburg, im Dezember 2016 Steffen Heinrich und Gabriele Vogt 8 I. EINLEITUNG Abes Politik und Politik unter Abe: Eine Einführung ABES POLITIK UND POLITIK UNTER ABE: EINE EINFÜHRUNG Steffen HEINRICH und Gabriele VOGT 1 EINLEITUNG Der Tokyoter Stadtteil Harajuku gilt weltweit als Wiege japanischer Sub- kultur und ist bekannt für eigenwillige Kreationen in Mode und Musik. Weniger bekannt ist, dass hier auch Künstler und Aktivisten auf politi- sche Entwicklungen in Form von Aufklebern und Plakaten reagieren, welche oft nur für kurze Zeit an Häuserwänden, Laternenpfosten oder Getränkeautomaten zu finden sind.2 Ende 2015 tauchte ein Plakat auf, das das Konterfei Abes auf einem tarngrüngefleckten Hintergrund dar- stellt. Auf Abes Kopf sitzt eine Krone und das Ensemble ist vom Wort „Abeland“ umrahmt. Die Darstellung verzichtet auf Slogans und deutet Kritik nur an, doch macht sie unmissverständlich eines deutlich: Die he- rausragende Stellung, die Abe inzwischen in der japanischen Politik in- nehat. Während in vielen anderen Demokratien die hervorgehobene Position des Regierungschefs in der Wahrnehmung von Politik als mehr oder we- niger normal wahrgenommen wird, stellt sie für Japan eine immer noch relativ neue Entwicklung dar. Noch bis etwa 2000 galt: „The prime minis- ter was hardly covered in the mass media, and was generally considered irrelevant for elections.“ (Masuyama and Nyblade 2004: 254). Doch auch seither schwankte die Bedeutung der Position des Premiers deutlich. Von den letzten acht Premierministern (Stand Herbst 2016) hielten sich nur zwei länger als ein Jahr im Amt, alle anderen aber litten unter schnell abstürzenden Beliebtheitswerten und werden heute kaum mit ir- gendwelchen programmatischen Initiativen verbunden. Die einzige Aus- nahme in jüngerer Zeit ist, abgesehen von Abe selbst, Jun’ichirō Koizumi (2001–2006). Die starke Stellung, die Abe heute genießt, hätten wohl nur wenige im Dezember 2012 erwartet, als Abe zum zweiten Mal Premierminister wurde. Das liegt zum einen daran, dass Abes Hintergrund eher auf den 1 Wir danken Cédric Felix Klein für Unterstützung bei der Datenrecherche für diesen Beitrag. 2 Beispiele finden sich bei http://www.gensojapan.org/shibuya-sticker-bombs/. 11 Steffen Heinrich und Gabriele Vogt Normal- denn Ausnahmefall japanischer Premierminister hindeutet. Wie die große Mehrheit seiner Vorgänger, stammt auch Abe aus einer Familie, die schon seit Generationen hohe Staatsämter bekleidet.