Der Paläobotaniker Oswald Heer Im Briefwechsel Mit Charles Darwin Und Charles Lyell Urs B
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Der Paläobotaniker Oswald Heer im Briefwechsel mit Charles Darwin und Charles Lyell Urs B. Leu Umschlagbild: Ausschnitte aus Briefen von Heer, Darwin und Lyell aus dem Nachlass Oswald Heers (Zentralbibliothek Zürich, Signaturen: NOH 202, 213.2 und 238). NEUJAHRSBLATT herausgegeben von der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich auf das Jahr 2014 216. Stück 2013 Veröffentlichung der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich im Anschluss an den Jahrgang 158 der Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich Redaktion: Conradin A. Burga, Frank Klötzli und Marlies Gloor Ausgegeben am 31. Dezember 2013 ISSN 0379-1327 Druck und Verlag: Koprint AG, Untere Gründlistrasse 3, CH-6055 Alpnach Dorf Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Quellenregister gestattet Der Paläobotaniker Oswald Heer im Briefwechsel mit Charles Darwin und Charles Lyell Urs B. Leu Der Paläobotaniker O. Heer im Briefwechsel mit Ch. Darwin und Ch. Lyell 5 ZUSAMMENFASSUNG Von der reichen internationalen Korre- bekanntlich nachhaltig geprägt haben. spondenz des Zürcher Paläobotanikers Die entsprechende, hier erstmals voll- Oswald Heer, der am eidgenössischen ständig präsentierte Korrespondenz gibt Polytechnikum (heute ETH) sowie an Einblicke hinter die Kulissen des Wissen- der Universität Zürich lehrte, sind rund schaftsbetriebs und in den inoffiziellen 4’000 Briefe erhalten geblieben, die zur Meinungsaustausch dieser Gelehrten Hauptsache in der Zentralbibliothek zu unterschiedlichen Themen wie die Zürich aufbewahrt werden. Es handelt Ursache(n) der Eiszeiten, die Evolutions- sich dabei um den wohl umfangreichsten lehre, die Diskussion um das Vorkommen und wichtigsten wissenschaftshisto- fossiler Proteaceae im Tertiär Europas, rischen Briefwechsel der Schweiz des 19. die Bestimmung von Pflanzenfossilien, Jahrhunderts. Als einer der grossen Pio- das Aufstellen neuer Arten sowie geo- niere der Paläobotanik, der Erforschung logische Datierungen. Darüber hinaus der Tertiärpflanzen und -insekten sowie wird auch deutlich, dass Heers Resultate der fossilen Floren der nördlichen Polar- wiederholt in die Neuauflagen der Stan- regionen Eurasiens und Nordamerikas dardwerke Lyells eingeflossen sind und pflegte Heer den wissenschaftlichen dass die Publikation wissenschaftlicher Austausch mit zahlreichen berühmten Werke schon damals mit verschiedenen Forschern des 19. Jahrhunderts, darunter technischen und finanziellen Widerwär- auch Charles Darwin und Charles Lyell, tigkeiten zu kämpfen hatte. welche die Biologie und die Geologie Schlagwörter: Oswald Heer – Charles Darwin – Charles Lyell – Wissenschaftsge- schichte – Paläobotanik – Evolution – Eiszeiten – Proteaceae – At- lantis – Nordpolgebiet – geologische Datierung 6 The Palaeobotanist O. Heer in Correspondence with Ch. Darwin and Ch. Lyell THE PALAEBOTANIST OSWALD HEER IN CORRESPONDENCE WITH CHARLES DARWIN AND CHARLES LYELL We still have around 4’000 letters from first time, affords us a glimpse behind the rich international correspondence the scenes of contemporary scholarly of the Zürich palaeobotanist, Oswald activity, and provides an insight into the Heer, who taught at the Federal Insti- unofficial exchange of opinions among tute of Technology and the University of these learned men on various subjects Zürich. This collection may well consti- such as the cause(s) of the Ice Age, the tute the largest and most important theory of evolution, the appearance of Swiss scientific correspondence of the fossil Proteaceae in the European ter- 19th century and is housed mainly in the tiary, the identification of fossil plants, Zentralbibliothek Zürich. In his role as the rationale behind the definition of one of the great pioneers of palaeobo- new species and the dating of geological tany and as explorer of tertiary plants strata. Furthermore, what becomes clear and insects and fossil plants of the arctic is firstly, that Heer’s scientific results region, Heer cultivated an internatio- repeatedly appeared in new editions nal exchange of scientific information of Lyell’s standard publications, and with leading researchers, among them secondly that even in those days, those Charles Darwin and Charles Lyell. This who published scientific works had to correspondence, presented here for the contend with adversity. Key Words: Oswald Heer – Charles Darwin – Charles Lyell – history of science – palaeobotany – evolution – Ice Age – Proteaceae – Atlantis – arctic region – geological dating Der Paläobotaniker O. Heer im Briefwechsel mit Ch. Darwin und Ch. Lyell 7 INHALT ZUSAMMENFASSUNG / SUMMARY 5 1 VORWORT 9 2 EINLEITUNG 11 3 OSWALD HEERS BRIEFWECHSEL MIT CHARLES DARWIN 15 4 OSWALD HEERS BRIEFWECHSEL MIT CHARLES LYELL 23 5 SCHLUSSWORT UND NACHRUF OSWALD HEERS AUF CHARLES LYELL 81 6 ABKÜRZUNGS-, QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 85 8 Der Paläobotaniker O. Heer im Briefwechsel mit Ch. Darwin und Ch. Lyell Der Paläobotaniker O. Heer im Briefwechsel mit Ch. Darwin und Ch. Lyell 9 1 VORWORT Im Jahr 2009, als international der 200. den ist, musste der viel umfangreichere Geburtstag Charles Darwins gefeiert mit Charles Lyell aus Platz- und Kosten- wurde, ging sein Jahrgänger, der Bota- gründen zusammengefasst werden, niker, Entomologe und Paläontologe doch sind die Briefe, die nicht länger als Oswald Heer, fast vergessen. Der Zür- etwa eine halbe Druckseite umfassen, cher Geographieprofessor Conradin A. ebenfalls im originalen Wortlaut abge- Burga 1 gab den Anstoss zu einer ver- druckt worden. Das hier umgesetzte tieften Beschäftigung mit diesem inte- «Editions»-Konzept stellt vielleicht einen ressanten und zu unrecht weitgehend gangbaren Weg dar, um die ganze, etwa vergessenen Schweizer Forscher, der 4’000 Briefe umfassende Korrespondenz als Pionier für die systematische Erfor- Heers in einem akzeptablen Kosten- schung der fossilen Pflanzenwelt des und Zeitrahmen aufzuarbeiten, wobei Tertiärs (insbesondere Öhningens) und am Schluss der entsprechenden Rege- der arktischen Zonen in die Wissen- stenbände ausführliche Register nach schaftsgeschichte eingegangen ist. Gattungen, Orten und Personen folgen Da der Autor dieses Neujahrsblatts seit müssten. Auf dem Hintergrund der fort- 35 Jahren Fossilien sammelt, nach sei- schreitenden Digitalisierung von Dru- ner Promotion über den Zürcher Natur- cken und Handschriften liesse sich ein forscher Konrad Gessner (1516–1565) ein derartiges Vorhaben, wie es etwa auch paar Semester Paläontologie bei Prof. Dr. für den französischen Paläobotaniker Hans Rieber studierte und sich auch als Gaston de Saporta geleistet worden ist,2 Mitglied der Schweizerischen Paläonto- wohl rechtfertigen. Bei den englischen logischen Gesellschaft sowie des Förder- Transkriptionen wurde die Interpunk- vereins für das Sauriermuseum Aathal tion des Originals, bei den deutschen die mit der Paläontologie verbunden weiss, moderne übernommen. Die in den Brie- hat ihn der entsprechende Briefwech- fen erwähnten Personen werden in der sel Heers, insbesondere mit bekann- Regel nur bei ihrer Erstnennung in den ten Naturwissenschaftlern der damals Fussnoten kurz identifiziert; die Aus- schrittmachenden Nation Grossbritan- drücke in runden Klammern finden sich nien, schon länger interessiert, woraus so auch in den Originalbriefen, die in diese kleine Publikation entstanden ist, eckigen Klammern sind vom Bearbeiter die als Ergänzung zum Beitrag im bereits eingefügt worden. erwähnten, von C. A. Burga herausgege- Meinem Kollegen in der Heer-Forschung, benen Sammelband betrachtet werden Prof. Dr. Conradin A. Burga, danke ich muss. herzlich für die Anregung zu diesem Während der Briefwechsel mit Charles Neujahrsblatt sowie für seine kritische Darwin wörtlich wiedergegeben wor- Lektüre und seine zahlreichen zusätz- 1 Vgl. BURGA (2013). 2 So sind zum Beispiel die 104 Briefe von Oswald Heer an Gaston de Saporta auf dem Internet zugänglich: www.e-corpus.org/search/search.php?search=search&page=1&q=oswald+heer 10 Der Paläobotaniker O. Heer im Briefwechsel mit Ch. Darwin und Ch. Lyell lichen sachdienlichen Kommentare in den Fussnoten. Dank gebührt auch Prof. Dr. Frank Klötzli und Prof. Dr. Rolf Rutis- hauser, die das Manuskript aufmerksam gelesen und verschiedene Korrekturen angebracht haben. Danken möchte ich zudem Frau Rona Morrison von der Edin- burgh University Library und Frau Rose- mary Clarkson von der Cambridge Uni- versity Library (Darwin Papers), die mir beide eine grosse Hilfe waren. Der Paläobotaniker O. Heer im Briefwechsel mit Ch. Darwin und Ch. Lyell 11 2 EINLEITUNG Der Briefwechsel zwischen Heer und Verschiedene dieser Fragen wurden Darwin erstreckt sich über die Jahre durch die Kontinentalverschiebungs- 1861 bis 1877, derjenige mit Lyell ist theorie von Alfred Wegener in der von 1856 bis 1874 dokumentiert.3 Diese ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer Korrespondenzen fallen somit in eine Lösung zugeführt, doch Heer und seine Zeit gewaltiger philosophischer, natio- Zeitgenossen kamen in diesen Punk- naler, sozialer und naturwissenschaft- ten nicht weiter. In der ETH-Bibliothek licher Umwälzungen. Die vorliegenden Zürich haben sich die Notizen von Louis Texte dokumentieren die international Rollier, dem späteren Titularprofessor rege diskutierten Fragen in den Bio- und für Stratigraphie und Petrefaktenkunde, Geowissenschaften: Gab es eine einzige erhalten, die er sich als Geologiestudent Eiszeit oder mehrere? Oder handelte im Sommersemester 1880 zur Vorlesung es sich lediglich um Eisschollen, die auf von Albert Heim über die «Geologische dem Wasser trieben und verschiedene Entwicklungsgeschichte der organischen Phänomene