_erinnern.at_ Jahresbericht 2019 20 Jahre _erinnern.at_ _erinnern.at_ Jahresbericht 2019 20 Jahre _ erinnern.at _ Impressum Inhaltsverzeichnis Jahresbericht 2019 20 Jahre _erinnern.at_

_ erinnern.at_ - Institut für Holocaust-Education 5 Vorwort des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung 6 Vorwort des Vorstandes _ erinnern.at_ ist das Institut für Holocaust Education des Bundesministeriums 8 Jahresrückblick des Geschäftsführers für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF). 10 Jahresrückblick des wissenschatlichen Beirates _ erinnern.at_ fördert die Vermitt­lung von historischem und methodisch- 12 The IHRA and Austria didaktischem Wissen sowie die Reflexion seiner Bedeutung für die Gegenwart. 16 Erinnern und historisch bilden. Zur Bedeutung von_erinnern.at_ in der Fort-und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern _ erinnern.at_ bietet LehrerInnenfortbildungen zu den Themen Holocaust, Nationalsozialismus, Antisemitis­mus und Rassismus. Darüber hinaus entwickeln 18 Von „der“ Geschichte zur Lebensgeschichte – Die Entwicklung des ZeitzeugInnen-Seminars bei wir zu diesen Themen Unterrichtsmaterialien, Lernwebsites und Lern-Apps. _erinnern.at_ 2 0 _erinnern.at_ und regionale Beschäftigung mit dem Holocaust – Beispiele & „best practice“ _ erinnern.at_ arbeitet als dezentrales Netzwerk, in je­dem Bundesland sind 22 Die Geschichte des Bildungsortes „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“ – auch eine _erinnern.at_ – NetzwerkkoordinatorInnen AnsprechpartnerInnen für Fragen, Projekte und Fortbil­dungen im Bereich der historisch-politischen Bildung. Geschichte 26 The changing landscape of memorials and its pedagogical possibilities 28 20 Jahre Seminare in Israel – Mein persönlicher Rückblick Für den Inhalt verantwortlich: 30 Wahrnehmungsperspektiven oder Wahrnehmungsverzerrungen? Zu den Ergebnissen des _erinnern.at_ Österreichisch-israelischen Schulbuchkomitees Verein Nationalsozialismus und Holocaust: 32 Vermittlung von Nationalsozialismus und Holocaust in einer von Migration geprägten Gesellschaft Gedächtnis und Gegenwart 34 „Auf einmal haben wir bemerkt ... die bringen die Leut‘ um. Das war ein unverstandenes Werner Dreier | Moritz Wein Verständnis.“ – An Malyj Trostenez erinnern Kirchstraße 9 | 2 38 Projekt- und Tätigkeitsbericht 2019 A-6900 Bregenz 57 Berichte aus den Bundesländern T +43 (0)5574 52416 58 _erinnern.at_ als Netzwerk [email protected] 6 0 Burgenland Gestaltung 61 Kärnten Sabine Sowieja 62 Niederösterreich 64 Oberösterreich Druck Vorarlberger Verlagsanstalt GmbH, Dornbirn 66 Salzburg 67 Steiermark Lektorat 68 Tirol Mag. Klaus Lutz 69 Vorarlberg 71 Wien © 2020 _erinnern.at_, Bregenz 73 Veranstaltungsübersicht 85 Team und Kontakte

_erinnern.at_ wird unterstützt durch den Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus

3 Vorwort des Herrn Bundesminister Univ. Prof. Dr. Heinz Fassmann

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Bundesminister Univ. Prof. Dr. Heinz Faßmann seit nun mehr 20 Jahren unterstützt _erinnern.at_, Die Prävention von Antisemitismus durch Bildung unser Institut für Holocaust Education, das österrei- ist der Arbeitsschwerpunkt von _erinnern.at_ im chische Bildungssystem auf eine einzigartige Jahr 2020. Weise: _erinnern.at_ entwickelt Lernmaterialien, bietet zahlreiche Fortbildungen für Pädagoginnen Mit dem „Memorandum of Understanding on Cul- und Pädagogen an, begleitet Zeitzeuginnen und tural and Educational Cooperation“ zwischen Zeitzeugen an Schulen, erstellt Ausstellungen für Österreich und Israel aus dem Jahr 2000 wurde ein Schulen, gestaltet Lernwebsites für Schulen, betei- wesentlicher Bestandteil der Arbeit von _erinnern. ligt sich an Forschungsprojekten und engagiert sich at_ eröffnet: Die Seminare für Pädagoginnen und im internationalen Dialog, insbesondere mit Israel. Pädagogen in Israel. Seitdem haben mehr als 800 Lehrpersonen an Fortbildungen in Yad Vashem und Viele der von _erinnern.at_ entwickelten pädagogi- am „Center for Humanistic Education“ in Lohamei schen Angebote gelten international als „good HaGeta´ot, dem Kibbutz der Überlebenden des practice“. Das gilt auch für die digitalen Angebote: Warschauer Ghettos, teilgenommen. Die Internatio- Schon 2007 wurde das erste Projekt mit Video-Inter- nale Dimension, der Dialog und der Austausch von views mit Überlebenden des Holocaust veröffent- „good practice“ im Rahmen internationaler Organi- licht, im vergangenen Jahr präsentierten wir die sationen, wie der UNESCO, OSZE oder der IHRA, ist Plattform „weiter_erzählen“, die lebensgeschichtli- ein zentraler Teil von _erinnern.at_. che Video-Interviews mit Verfolgten des National- sozialismus auf einer Website frei zugänglich Mein besonderer Dank gilt den Zeitzeuginnen und macht. Dafür wurden renommierte internationale Zeitzeugen, die engagiert Schulen besuchen, um in Partner gefunden, wie etwa die Yale University. Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern ihre Erwähnen möchte ich in dieser Reihe auch die mit Geschichte zu erzählen und so die Erinnerung an internationalen Auszeichnungen gewürdigten den Holocaust und die Verbrechen des Nationalsozi- Lernangebote, wie die Lern-App „Fliehen vor dem alismus wachhalten. Mit ihrem großartigen Holocaust. Meine Begegnung mit Geflüchteten“ Engagement erreichen sie tausende SchülerInnen (ausgezeichnet mit dem „Worlddidac Award“ 2018) im Jahr. Noch gibt es 14 aktive Zeitzeuginnen und und die europäische Online-Toolbox gegen Diskri- Zeitzeugen, die regelmäßig Schulen besuchen und minierung, „Stories that Move“, ausgezeichnet mit dabei von einem Team von _erinnern.at_ begleitet der Comenius-EduMedia-Medaille für digitales werden. Ganz herzlichen Dank auch an die vielen Lernmaterial. Zu den derzeit in Arbeit befindlichen engagierten Kolleginnen und Kollegen, die sich digitalen Projekten zählt beispielsweise eine an der gemeinsamen Arbeit bei _erinnern.at_ digitale Erinnerungskarte, die Schülerinnen und beteiligen! Schülern Erinnerungsorte in ihrer unmittelbaren Umgebung zugänglich machen wird. Die wertvolle Arbeit von _erinnern.at_ ist aus der Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken und Durch die Arbeit von _erinnern.at_ werden die ich und mein Bundesministerium tun alles, um Geschichte wie auch die gegenwärtige Bedeutung diese Arbeit auch für die Zukunft zu sichern. des Holocaust und der Verbrechen des National- sozialismus im österreichischen Bildungssystem Bundesminister Univ. Prof. Dr. Heinz Faßmann adäquat vermittelt. In den letzten 20 Jahren ist auf diesem Gebiet viel passiert, Schulbücher wurden überarbeitet, Lernmaterialien entwickelt und zahl- lose Fortbildungen durchgeführt. Doch wir stehen auch vor neuen Herausforderungen wie einem zunehmenden Antisemitismus, der Vermittlung der Geschichte in einer von Migration geprägten Ge- sellschaft – und auch für diese Herausforderungen entwickelt _erinnern.at_ Angebote für Schulen.

5 Vorwort des Vorstands

Mit dem abgelaufenen Arbeitsjahr von _erinnern.at_ können _erinnern.at_ ist aktiver Teil dieses größten internationalen Ebenso einzigartig ist es gelungen, mehr als 800 Kolleginnen und wir wieder auf zahlreiche intensive Tätigkeiten zurückblicken. Expertinnen- und Expertennetzwerkes in den Bereichen Kollegen an den Schulen für die Projektziele zu gewinnen, ihnen Gleichzeitig führt uns dieses heurige Datum zu unserem nun Bildungsarbeit zum und Forschung über den Holocaust und eine hochwertige Fortbildung in Yad Vashem zu ermöglichen und 20-jährigen Bestehen, was uns einerseits freut, dass uns dies das Gedenken daran. Als Mitglied der österreichischen viele von ihnen dauerhaft in den Bundesländern in Aktivitäten gelungen ist, und andererseits auch wieder überrascht. In die- IHRA-Delegation hat _erinnern.at_ an vielen Projekten der einbinden zu können. Ihnen allen sei an dieser Stelle gedankt für sen 20 Jahren waren wir immer wieder an Punkten angelangt, IHRA mitgewirkt. die jahrelange Energie und Mitarbeit. an denen die Unsicherheit ob des Bestandes uns durchaus zu noch mehr Zielstrebigkeit anspornte. Dadurch konnte es uns – Ein zentrales Element der Arbeit von _erinnern.at_ ist die Be- _erinnern.at_ brachte sich auch maßgeblich in die Entwicklung gestützt auf das große Engagement aller Beteiligten, also Lehr- wahrung der Lebensgeschichten unserer Zeitzeuginnen und der Gedenkstättenpädagogik ein, insbesondere beim Aufbau eines kräfte, MitarbeiterInnen, der Projektleitung und später der Zeitzeugen. Bereits seit Mitte der 1970er Jahre besuchen Überle- pädagogischen Fachbereiches an der KZ-Gedenkstätte Mauthau- Geschäftsführung mit allen Teams – gelingen, in diesen 20 bende des Holocaust als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Schulen sen. Tausende Schulklassen besuchen jährlich diese KZ-Gedenk- Jahren auch die Unterstützung aller dafür zuständigen und ergänzen den Zeitgeschichteunterricht. Begleitend findet stätte. Eine Sensibilisierung von Unterrichtenden, wie die MRin Mag.a Martina Maschke Ministerinnen und nun von Bundesminister Univ. Prof. Dr. seit 1978 jährlich ein Zeitzeuginnen- und Zeitzeugenseminar Auseinandersetzung mit NS-Verbrechensorten im Unterricht Heinz Faßmann zu erwirken. statt, um Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit Lehrkräften vor- und nachbereitet werden sollte, ihnen dafür inhaltliche und bekannt zu machen und beide Gruppen mit neuesten wissen- methodische Anregungen zu unterbreiten und die pädagogische Überzeugt von der Qualität und Notwendigkeit von _erinnern. schaftlichen Forschungsergebnissen vertraut zu machen. Arbeit an den Gedenkstätten mit Schnittstellen hin zu Schule und at_ als DEM Holocaust Education-Institut des Bildungsministe- Dadurch konnte es gelingen, dass jährlich bis zu 500 Zeitzeuge- Unterricht zu reflektieren , waren Ziele, die hierbei verfolgt riums, ist es ein dezidiertes Ziel des aktuellen Regierungspro- nInnenbegegnungen mit Schülerinnen und Schülern in wurden und verfolgt werden. Die Zusammenarbeit zwischen gramms, die Arbeit von _erinnern.at_ nachhaltig abzusichern. Schulen erfolgten und die lebensgeschichtlichen Erzählungen _erinnern.at_ und der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wird bis Blicken wir zurück an den Anfang: Wir befinden uns im Jahr der Überlebenden aus den unterschiedlichsten Opferkatego- heute insbesondere durch personelle Verflechtungen beider Insti- der internationalen Sanktionen von EU-Ländern gegen Öster- rien zum Lernen aus dem Holocaust bei vielen tausenden tutionen sichtbar und gepflegt. reich, auch mit dem Vorwurf verbunden, Österreich habe bisher SchülerInnen beigetragen haben. zu wenig für eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Ein wichtiges Aufgabenfeld von _erinnern.at_ ist die antisemitis- des Nationalsozialismus getan. Was lag daher näher, beste- Noch heute, trotz des weit fortgeschrittenen Alters der letzten muskritische Bildungsarbeit. Auf der Grundlage der unter österrei- MR Mag. Manfred Wirtitsch hende Aktivitäten zum Anlass zu nehmen und für den Schul- Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die aus eigenem Leben und chischem EU-Ratsvorsitz am 6. Dezember 2018 angenommenen unterricht einerseits und internationale Wahrnehmung ande- Überleben erzählen können und ihre Kindheits- und Jugender- „Erklärung zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Entwick- rerseits neu zu konstituieren. fahrungen schildern, nehmen viele hundert Jugendliche lung eines gemeinsamen Sicherheitskonzepts für einen besseren diese beeindruckende einmalige Erfahrung mit in ihr späteres Schutz jüdischer Gemeinschaften und Einrichtungen in Europa“ Den ersten Schritt bildete eine wichtige diplomatische Über- Erwachsenenleben. wirkt _erinnern.at_ intensiv an der Gestaltung einer nationalen einkunft: mit dem „Memorandum of Understanding on Cultu- österreichischen Strategie gegen Antisemitismus mit. Die Umset- ral and Educational Cooperation“ zwischen Österreich und Gleichzeitig wird versucht, mit Videointerviews die Geschich- zung der Arbeitsdefinition von Antisemitismus der IHRA, auf die Israel im Jahr 2000. Darin wurde einerseits der Grundstein für ten und Erzählungen der Überlebenden für die Zukunft zu die EU in ihrer Erklärung Bezug nimmt, bildet übrigens einen we- eine bis heute anhaltende intensive Zusammenarbeit mit der sichern und damit auch künftig für den Geschichtsunterricht sentlichen Bestandteil der Strategie. israelischen nationalen Holocaust Forschungs-, Bildungs- und nutzbar zu machen. Gedenkstätte Yad Vashem sowie anderen Lernorten in Israel Unser besonderer Dank gilt den Teams von _erinnern.at_ unter gelegt, die über die vielen Jahre erheblich zur Konsolidierung Damit kann wieder an die aktuellen Arbeiten von _erinnern. der Leitung von Dr. Werner Dreier für die hervorragende Arbeit in DDr.in Barbara Glück der bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern beige- at_ angeschlossen werden. Von Beginn an haben wir mit _erin- all diesen Jahren: den Bundesländernetzwerken, dem Israel- tragen hat. nern.at_ versucht, neue Methoden und Zugänge und bislang Begleitteam, den Teams der Rundgänge, den Projektbeteiligten unentdeckte Inhalte der Geschichte des Nationalsozialismus sowie dem Kernteam in Bregenz. Sie alle leben und brennen für Andererseits hat dieses Memorandum auch hier in Österreich und Holocaust für den Unterricht zu erschließen, neue Materi- dieses Projekt. Das ist einzigartig. Ein außerordentlicher Dank gilt den Weg dafür geebnet, überfällige wichtige Maßnahmen in alien zu entwickeln, vielfältige Online-Angebote zu erstellen, auch den vielen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die jedes Jahr zu der Bildungspolitik zu initiieren, die Maßstäbe für den adäqua- hochwertigste LehrerInnenfortbildung in Österreich als auch tausenden Schülerinnen und Schülern sprechen und ihre ten schulischen Umgang mit der für unser Land so schweren, an der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zu organisieren, Lebensgeschichte einer neuen Generation vermitteln. belastenden Zeit von Nationalsozialismus und Holocaust ge- PH-Lehrgänge zu entwickeln und mit einer Website und einem setzt haben und weiterhin setzen. Dabei ist der Austausch mit „Dezentralen Netzwerk“ in den Bundesländern den Bestand Demokratische Haltungen und Lernen aus Geschichte müssen in den großen internationalen Organisationen von enormer nachhaltig zu sichern. Es ist dabei besonders erfreulich, dass jeder Generation neu verhandelt werden. Dank des Einsatzes so Bedeutung und es gelten die österreichischen Beiträge von diese Lernangebote, die zum Teil mit renommierten Partne- vieler engagierter Kolleginnen und Kollegen hoffen wir, eine Un- _erinnern.at_ mittlerweile weltweit als Vorzeigemodelle. rinnen und Partnern entstehen, nicht nur jährlich viele terstützung für dieses Lernen anbieten zu können. Besonders hervorgehoben sei hier die Zusammenarbeit mit der Tausende Personen in Österreich erreichen, sondern in der „International Holocaust Remembrance Alliance“, der IHRA, internationalen Fachwelt besonders hervorgehoben und Der Vorstand von _erinnern.at_ die dieses Jahr ebenfalls ihr 20-jähriges Bestehen feiert. prämiert werden.

7 Jahresrückblick des Geschäftsführers

Dr. Werner Dreier ist seit 2000 Geschäftsführer von _erinnern.at_.

Werner Dreier Auch der Austausch über die jährlichen beiden Dank dieses engmaschigen Netzwerks in Österreich Ganz besonderer Dank gebührt den Zeitzeuginnen österreichischen Seminare für Lehrpersonen in Yad vermögen wir auf die einem derart dynamischen und Zeitzeugen, die so viele Schulklassen besuchen Abstract Vashem zeigte den weiten Weg an, den wir gemein- Wandel unterworfene Bildungslandschaft in Öster- und ihre oft schmerzhaften Erfahrungen aus der Starting with an overview of a two-day workshop of sam zurückgelegt haben. Heute sind die Seminare reich zu reagieren, wie sie Victoria Kumar in ihrem Zeit des Nationalsozialismus mit Schülerinnen und _erinnern.at_ with the German Desk of the Interna- in Hochschul-Lehrgängen eingebettet, nämlich in Beitrag beschreibt. Die Verwerfungen und Konflikte Schülern teilen. tional School for Holocaust Studies in Yad Vashem, den Lehrgang „Pädagogik an Erinnerungsorten“ in der Welt müssen nicht mehr durch die Schulbücher Dann bedanke ich mich bei den verschiedenen Werner Dreier refers to the two annual teacher Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule in den Unterricht hereingeholt werden, sie sind Teams von _erinnern.at_: Den Verantwortlichen für training seminars in Israel that _erinnern.at_ hosts Oberösterreich und in den Lehrgang „Holocaust. zumindest in den Ballungsräumen in den die Netzwerke in den Bundesländern, dem Be- and the common path taken by the two institutions Erinnerungskulturen. Geschichtsunterricht“ an der Klassenzimmern präsent. Das „globalisierte gleit-Team der Seminare in Israel, den Teams für die over the past twenty years, which has created un- Pädagogischen Hochschule Salzburg. Klassenzimmer“ kann nicht mit einem altösterrei- Rundgänge in Wien und auch in Bregenz, den derstanding and trust. He thanks everyone who is chisch-homogenisierten Bildungsangebot angespro- Teams, die an den verschiedenen Projekten arbeiten, involved in the numerous projects and who sup- Im Anschluss an die beiden Tage in Yad Vashem chen werden. Lernen über den Holocaust ist heute ganz besonders dem Kernteam mit Yasemin Can- ports _erinnern.at_, especially the survivors who in tagte in Tel Aviv die israelisch-österreichische Teil einer auf Integration angelegten Bildung – die kaya, Maria Ecker, Victoria Kumar, Katharina Müller 2019 talked to 7698 students in more than 178 Schulbuchkommission zur Beratung des gemein- gemeinsame, wenn auch heterogene und perspekti- und Moritz Wein – dem ich insbesondere für die schools , furthermore the advisory board and the samen Abschlussberichts und zur ersten Präsenta- venreiche Geschichte muss mehr denn je hergestellt Redaktion dieses Jahresberichts danke. Mein Dank board of directors as well as the funders. tion von Ergebnissen für die israelische Öffentlich- und kann keineswegs vorausgesetzt werden. gilt dem wissenschaftlichen Beirat und seinem keit. Hier zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass Sprecher Falk Pingel für die intensive fachliche ausreichende Zeit für gemeinsames Gespräch und Die Einbettung in die Arbeit internationaler Begleitung unserer Arbeit und dem Vorstand für Im November 2019 trafen wir uns in Yad Vashem sorgfältige Kommunikation entscheidend für eine Organisationen wie insbesondere die „International das in uns gesetzte Vertrauen. Nicht zuletzt sind wir mit dem German Desk der internationalen Schule tragfähige gemeinsame Arbeit und für gute Holocaust Remembrance Alliance“ (siehe dazu den alle den Geldgebern und Förderern zu Dank für Holocaust Forschung zu einem zweitägigen Ergebnisse ist. Ich bin sehr froh, dass sowohl das Artikel von Michael Baier) stützt die für uns so verpflichtet, vor allem dem Bundesministerium für Workshop. Anlass war die nunmehr zwanzigjährige israelische Unterrichtsministerium, repräsentiert wichtige Verbindung von lokaler und damit leichter Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie dem Kooperation und Ziele waren der Austausch über durch Dalia Fenig, wie auch das österreichische fassbarer Geschichte – siehe dazu Werner Bund- Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer Bildungsprogramme und -materialien sowie didak- Bildungsministerium, vertreten durch die Leiterin schuhs Überlegungen zu regionaler Forschung und des Nationalsozialismus. tische Zugänge beider Institutionen. Auch wurden der Schulbuchabteilung, Sonja Hinteregger-Euller, Vermittlung – mit den übergreifenden, nationalen laufende Kooperationen bzw. die zukünftige Vertie- sowie durch Martina Maschke und Manfred Wir- und transnationalen Diskursen – und ermöglicht fung der Zusammenarbeit besprochen. In der Dis- titsch, uns die notwendige Zeit sowie die notwendi- vielfältige und fruchtbare Kooperationen. Stellver- kussion unseres ZeitzeugInnenprogramms und der gen Ressourcen gewährleisten. Mehr zu diesem tretend seien hier aus der im Jahresbericht zusam- auf videographierten Zeitzeugnissen basierenden ebenso herausfordernden wie auch bereichernden mengestellten Übersicht nur wenige genannt: Lernmaterialien, von „Wer ist schuld am Tod von Dialog findet sich im Beitrag von Falk Pingel in Die Online-Toolbox für Diversität und gegen Diskri- Edith Winkler“ oder der „Fluchtpunkte“ wie auch diesem Jahresbericht. Ich möchte die Gelegenheit minierung, Antisemitismus und Rassismus „Stories der von Yad Vashem entwickelten Lernprogramme nutzen, mich bei Falk Pingel für die beratende that move“ oder die mittlerweile in elf Sprachen „Entscheiden und Handeln – Bialystok am 27. Juni Begleitung des Schulbuchgesprächs zu bedanken, verfügbare Lernwebsite über den Völkermord an 1941“ oder „Unternehmen Barbarossa“ wurde darüber hinaus für seine immens hilfreiche Unter- den Roma und Sinti „romasintigenocide.eu“. deutlich, welch reichhaltiges Vokabular einer ge- stützung unserer Arbeit in seiner Rolle als Sprecher meinsamen Sprache wir in den letzten zwanzig des Wissenschaftlichen Beirats. Die Erinnerungsarbeit von unten in ihrer beeindru- Jahren entwickelt haben. Gemeinsamkeiten und ckenden Vielfalt wie auch die akademische Differenzen lassen sich damit ausdrücken, Der Beirat begleitet in kritischen, immer hilfreichen Forschung mit dem schulischen Lernen zusammen Missverständnisse können angesprochen und das und richtungsweisenden Diskussionen unsere zu bringen war und ist ein wichtiges Anliegen. gegenseitige Verständnis erweitert werden. Arbeit und insbesondere auch einzelne Projekte. Gleich wichtig ist es uns, die Erfahrungen von vielen Es erscheint mir keineswegs selbstverständlich, Er ist ein wesentlicher Teil unseres Netzwerks, das und aus vielen Gründen verfolgten Menschen nicht dass ÖsterreicherInnen und Israelis derart offen und in den letzten zwanzig Jahren fortlaufend geknüpft nur zu bewahren, sondern auch zu vermitteln. verständnisvoll, kontrovers und übereinstimmend wurde und das nunmehr recht groß und auch recht Dabei leitet uns, dass niemand an Anerkennung über Lernmaterialien zu Holocaust und Antisemitis- belastbar ist. _erinnern.at_ in den Bundesländern oder Aufmerksamkeit verliert, wenn auch der mus sprechen können. Ich kann mich noch recht kooperiert eng mit den regionalen Lehrerbildungs- Verfolgung von anderen gedacht wird. Die Erinne- gut an Diskussionen vor bald zwanzig Jahren einrichtungen, mit Schulen und auch regionalen rung ist eben kein Nullsummenspiel, bei dem jede erinnern, in denen Missverständnisse nicht ausge- Gedenkinitiativen. Dieser Jahresbericht weist weitere Aufmerksamkeit auf Kosten der anderen räumt werden konnten und Differenzen überwogen. wieder eine beeindruckende Arbeit in den Bundes- geht, sondern sie wird vielfältiger, damit reicher ländern nach, und dies nicht nur quantitativ, und für alle bedeutsamer. Das Kernteam und die NetzwerkerIn- sondern vor allem auch in ganz besonderen einzel- nen von _erinnern.at_. nen Projekten.

9 Jahresrückblick des wissenschaftlichen Beirates

Falk Pingel Trotz dieser schulbuchbezogenen Aktivitäten haben sich nicht Dabei ging es vor allem darum, eine gute, aber einfache Er- alle Visionen erfüllt. Ich schloss mein Referat zur internationa- schließbarkeit für LehrerInnen und SchülerInnen zu sichern Dr. Falk Pingel war stellvertretender Abstract len Schulbuchrevision auf der Tagung von 1999 mit dem und unterschiedliche Nutzungsperspektiven zu unterstützen: Direktor des Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung. Der Review of the scientific advisory board Wunsch, dass sich der damals beschlossene bilaterale öster- Inwieweit sollen die Interviews mit Erklärungen, mit Kontext- Experte für internationale Schulbuch- Falk Pingel, spokesman of the scientific advisory board, re- reichisch-israelische Vergleich erweitern könnte, etwa zu informationen, gar mit Korrekturen versehen werden, wo das vergleiche ist Sprecher des Wissen- schaftlichen Beirates von _erinnern.at_. minds us that the discussion of textbooks was already very einem österreichisch-deutschen-israelisch-polnischen Projekt, Gedächtnis unvollständig oder fehlgeleitet war? Pädagogische important in the founding phase of _erinnern.at_. Three text- denn auch diese Länder arbeiteten damals an bilateralen Kom- Anleitungen und historische Einordnungen sind mitunter not- book conferences in 1999, 2006 and 2008 were followed by missionen. Diese Arbeiten zusammenzuführen, ist leider bis wendig, aber sie sollten deutlich vom Originaltext abgehoben setting up the Israeli-Austrian Textbook Commission in 2017, heute nicht gelungen, was zeigt, dass längst nicht alle Prob- sein und sensibel gehandhabt werden. Der Beirat beurteilte in which will present its results in 2020. The advisory board's leme in der Darstellung des Themas im internationalen Ver- dieser Hinsicht insbesondere die Materialien „Fluchtpunkte. advice focused on the further development of _erinnern.at_ in gleich gelöst sind. Die geschichtspolitisch aufgeladene Debatte Bewegte Lebensgeschichten zwischen Europa und Nahost“ general and on the support of the planning of the Central über Antisemitismus und Kollaboration in Polen, die Verschie- (www.fluchtpunkte.net), weil hier der Kontext, die Lebensbe- Seminar in particular, as well as on the development of new bung des Darstellungsschwerpunktes von Israel auf den Nah- dingungen und politischen Verhältnisse etwa im Nahen Osten teaching materials - for example, with videotaped survivors’ ost-Konflikt in deutschen und österreichischen Geschichts- in den 1930er oder in den Kriegsjahren, oftmals weder Schüle- testimonies - and on educational work against Antisemitism. schulbüchern, sowie Kontroversen über die Berücksichtigung rInnen noch LehrerInnen präsent ist. Der Ausschuss hat hier palästinensischer Sichtweisen in israelischen Schulbüchern das jeweilige Für und Wider mit den BearbeiterInnen der machen ein multilaterales Vorgehen nach wie vor schwierig, Materialien selbst diskutiert. So eindrucksvoll ZeitzeugInnen- Ich möchte den Jahresbericht für 2019 und die zwanzigjährige aber bleiben gerade deswegen auch wünschenswert. berichte sind, so sind sie inzwischen gebrochen durch die Tätigkeit des wissenschaftlichen Beirats von _erinnern.at_ Nachkriegsereignisse und -erinnerungen. Daher benötigen die zum Anlass nehmen, zurückzublicken und Beratungsgegen- Eine besondere Herausforderung für den Beirat stellt die Struk- Lehrpersonen Grundinformationen zu ZeugInnenberichten als stände Revue passieren zu lassen, die den Beirat wiederholt tur von _erinnern.at_ dar, die ja einerseits auf die Zentrale in Quellengattung und zu deren Einsatz im Unterricht. beschäftigt haben. Bregenz gerichtet ist, aber lebt und wirkt durch die Regionalisierung, die nicht nur von den dezentralen Netz- Während der überwiegende Teil der Beratungen der Vertie- Als im November 1999 RegierungsvertreterInnen das „Memo- werkkoordinatorInnenen getragen wird, sondern zu deren fung der Unterrichtszugänge zum Nationalsozialismus dient, randum of Understanding on Cultural und Educational Coope- Effektivität auch die jährlichen Zentralen Seminare beitragen, musste sich der Beirat seit 2005 in mehreren Sitzungen mit ration“ zwischen Österreich und Israel für die Jahre 1999-2002 die an erinnerungspolitisch wichtigen Orten der NS-Ge- Einstellungen innerhalb der Gesellschaft, darunter auch der abschlossen, waren darin als zukünftige Aktivitäten u.a. ein schichte in Österreich stattfinden. Der Beirat pflegt die Kon- Schülerschaft, beschäftigen, die dem eigentlichen Anliegen Vergleich der Bildungssysteme, Seminare zum Holocaust und zeption dieser Seminare sorgfältig zu besprechen. Denn es von _erinnern.at_ zuwiderlaufen, nämlich dem „neuen Antise- Forschungsinformierte Praxis: Von Anfang an begleitet der wissenschaftliche Beirat vergleichende Schulbuchuntersuchungen genannt. Zur Zeit waren vor allem die regionalen Gedenk- und Bildungsveran- mitismus“. Im Oktober 2015 stand das Thema wiederum auf _erinnern.at_. Hier im Bild: Falk Pingel am ersten Zentralen Seminar von _erinnern.at_ im Jahr 2001. des Abschlusses der Vereinbarung bestand _erinnern.at_ noch staltungen sowie Lehrmaterialien, die das jahrzehntelange der Tagesordnung und es bleibt virulent. Damals wurde nicht, aber man darf wohl sagen, dass seine bald darauf er- Nachkriegsschweigen über die Allgegenwärtigkeit von NS-Ver- anhand eines Pilotprojektes über Maßnahmen der „De-Radika- folgte Gründung wesentlich dazu beigetragen hat, diese brechen aufgebrochen haben. Es war daher immer das Bestre- lisierung“ nachgedacht, ohne dass wir heute sagen könnten, Punkte des Kulturabkommens, die für die folgenden Jahre ben des Beirats, die Bestimmung der großen Linien in der diese Maßnahmen wären evaluiert und im größeren Maßstab Der Rückblick auf die zwanzigjährige Tätigkeit hat den Beirat bestehen blieben, zu verwirklichen, auch wenn bis zum bilate- Tätigkeit von _erinnern.at_, zu denen der Beirat Stellung außerhalb des Projektes von _erinnern.at_ erfolgreich ange- veranlasst, auch in die Zukunft zu blicken. Der Effektivität, ralen Schulbuchvergleich fast 20 Jahre vergehen sollten. Es war beziehen muss, jeweils konkret vor Ort verankert zu sehen, wandt worden. dem Engagement und der Vielfältigkeit, mit der die Zentrale in den gleichen Zielsetzungen, die zum Memorandum geführt und hierzu leisten die Zentralen Seminare einen wichtigen Bregenz und die NetzwerkkoordinatorInnen ihre Arbeit betrei- hatten, zu verdanken, dass bereits im Dezember 1999 ein erstes Beitrag. Ein Schwerpunkt der Beratungen und der Arbeit von Bildungsarbeit und Erinnerungsweisen in Gedenkstätten zum ben, steht eine relativ schwache institutionelle Struktur als Seminar zur Darstellung von Jüdinnen und Juden als auch _erinnern.at_ allgemein ist in den letzten Jahren der Einsatz Nationalsozialismus sind ein weiterer Schwerpunkt der Verein gegenüber. Die finanzielle Förderung durch das BMBWF Israel in österreichischen Schulbüchern stattfand und eine kri- von ZeitzeugInnenberichten im Unterricht geworden. Beratung. So hat sich der Beirat im Berichtsjahr auch mit der muss alle drei Jahre neu gesichert werden. tische Beleuchtung der Darstellung in den folgenden Jahren Da immer weniger ZeitzeugInnen zur Verfügung stehen, hat Neufassung der Österreich-Ausstellung in der Gedenkstätte Daher hat der Beirat eine Anbindung an stärkere Institutionen damit gefördert wurde. Wiewohl _erinnern.at_ zu dieser Zeit die Produktion und Sicherung von biographischen Erzählun- Auschwitz beschäftigt. Hinsichtlich der zu entwickelnden wie z.B. Universitäten diskutiert und Sondierungsgespräche noch nicht gegründet war, nahmen an diesem Seminar schon gen und Interviews sowie deren Auswertung und Aufberei- Unterrichtsmaterialien sprach er den Wunsch aus, diese nicht empfohlen. Der Beirat hat seine bisher durchaus unproblema- einige ProtagonistInnen seiner späteren Arbeit teil, und die tung für den Unterricht große Bedeutung erhalten. Das schlägt nur auf einen Besuch der Gedenkstätte auszurichten, sondern tisch verlaufene Beratungstätigkeit auch selbst stärker institu- Schulbuchfrage bildete dann auch einen ständigen Bezugs- sich nicht nur in den Veröffentlichungen von _erinnern.at_ – um einen größtmöglichen Wirkungskreis der Materialien zu tionell gefasst und sich eine Geschäftsordnung gegeben, die punkt der Beratungen des Beirats. Dem ersten Seminar folgten nieder, sondern hat auch die Beratungen des Beirats mitge- erreichen – sie so zu fassen, dass sie auch Gruppen mit Nutzen inzwischen vom Vereinsvorstand in Kraft gesetzt worden ist zwei weitere Schulbuchtagungen 2006 und 2008. prägt. Das gilt auch für das vergangene Jahr, in dem sich der anwenden können, die sich mit dem Lager beschäftigen wol- und die Beratungstätigkeit des Beirats in den kommenden Jah- Beirat insbesondere der Beratung von lebensgeschichtlichen len, ohne selbst dorthin fahren zu können. Auch sollten die ren absichern soll. Als eine späte Frucht der Kulturvereinbarungen wurde 2017 Interviews (jetzt einsehbar unter www.weitererzaehlen.at) Lehrmaterialien mit der in der Entwicklung befindlichen die israelisch-österreichische Schulbuchkommission einge- gewidmet hat. Website zur Österreich-Ausstellung in Auschwitz koordiniert setzt, die im heurigen Jahr ihre Schlusssitzung abhalten und werden. Überhaupt ging es im Berichtsjahr dem Ausschuss ihre Ergebnisse vorlegen wird. Auch deren Arbeit ist vom Bei- häufig darum, auf eine möglichst effektive und breite Nutzung rat aufmerksam verfolgt und kommentiert worden. von Gedenkstättenbesuchen und Unterrichtsmaterialen hin- zuwirken.

11 The IHRA and Austria

Michael Baier A significant feature of the IHRA is its interaction of govern- The fact that prominent National Socialist perpetrators were ment representatives and trusted experts who apply their Austrians and that large parts of the Austrian population Ambassador Dr. Thomas Michael Baier is Abstract knowledge on the developing of various material and publica- benefited from the “aryanization” of the property of Austrian head of the Austrian delegation to the IHRA. Die „International Holocaust Remembrance Alliance“ (IHRA) tions and on early warning signs of present-day events or Jews was widely disregarded. This view not only influenced Botschafter Dr. Thomas Michael Baier und Österreich situations which call for learning from the Holocaust. Such Austria’s post war position towards restitution and indemnifi- ist Leiter der österreichischen Delegation zur IHRA. Die Initiative zur Gründung der International Holocaust knowledge may assist policymakers and educational multipli- cation for the victims of National Socialist persecution, but Remembrance Alliance (IHRA) geht auf den schwedischen ers in their efforts to develop effective curricula, and it informs also discouraged, for a long time, any mainstreaming of the Ministerpräsidenten Göran Persson zurück. Er hatte im Jahr government officials and NGOs active in global initiatives for support for genuine Austrian activities in the field of Holo- 2000 zu einer internationalen Konferenz geladen, die genocide prevention. The IHRA’s “Committees on Antisemi- caust Education, Remembrance and Research. In particular, schließlich in der Verabschiedung der Stockholmer Deklara- tism” as well as on “Holocaust Denial and Distortion” worked education in contemporary history practically omitted the tion mündete. Die Debatten um Waldheim und die Erosion des to build international consensus around working definitions 1930s and the wartime period. It was not before the 1970s that Opfer-Mythos machten Österreichs Engagement in der IHRA of Holocaust denial and distortion as well as of antisemitism. education on National Socialism and the Holocaust was möglich. Seit 2000 übernimmt Österreich – _erinnern.at_ By achieving such consensus, the Alliance set an example of formally introduced in the curricula of Austrian schools. ist Teil der österreichischen Delegation – eine aktive Rolle responsible conduct for other international fora and provided In cooperation with historians, Holocaust survivors were innerhalb der IHRA. an important tool with practical applicability for its Member invited into schools, informing students about their personal Countries and beyond. history and their experiences during persecution.

I. In order to strengthen the collective impact of its work, inter- The point of reversal came in 1988; the 50th anniversary of the We owe the existence of the “International Holocaust Remem- nally and externally, the IHRA has committed to a new Grant “Anschluss”, in the aftermath of the Waldheim Affair5. brance Alliance” (IHRA) to the former Swedish Prime Strategy3 recognizing the need for a fact-based approach to the But it was only in 1993, when the Austrian Head of Govern- Göran Persson, who, in 1998, discovered an appalling lack history with which it is concerned. Accordingly, projects will ment, , officially recognized a co-responsibility of knowledge of the Holocaust among young people in his be favored which aim at safeguarding the historical record of Austrians for Nazi crimes. Since then, the victims’ paradigm country. He then instigated in-depth-research by renowned (including sites, testimony and archival materials) of the has gradually lost its relevance. It is, unfortunately, still per- international experts led by the Israeli Historian Yehuda Bauer. Holocaust and the genocide of the Roma and which counter ceptible in certain parts of the Austrian population. Consequently, the idea of creating an international body aim- distortion. The IHRA Member Countries consider these the- ing at promoting Holocaust education was taken up by the matic focuses to be of particular relevance and core concern to During the last two decades, considerable efforts to improve USA, Great Britain, Poland, Germany and Israel. This notion our societies at present. Holocaust Education was undertaken, mainly sponsored by the resulted in the “Stockholm International Forum” in 2000, On 19 January 2020, ministers and high-ranking government Federal Ministry of Education, which specifies the core-curric- where 23 heads of states and governments as well as govern- representatives from all IHRA Member Countries congregated ula of the different types of schools. Every curriculum for the ment officials from a total of 46 nations adopted the for a unique summit to declare their commitment to fighting teaching of history and for civic education includes chapters Stockholm Declaration1. Therein they pledged to implement Holocaust distortion, antisemitism, antigypsyism and other on National Socialism and the Holocaust. Teachers are being policies and programs strengthening, advancing and promot- forms of discrimination by adopting the IHRA 2020 Ministe- trained at universities and specialized academic institutions in ing Holocaust education, research and remembrance. rial Declaration4. This document, based on the Stockholm courses of 3 to 5 years (BA and MA-diploma). Taking into ac- The Stockholm Declaration made history as the founding Declaration and re-endorsing it, is formed of 14 measures that count the autonomy of Austrian universities, special emphasis document of the IHRA (then the “Task Force for International underpin the ultimate objective of IHRA: to ensure the world is being placed on in-service-training, the development of Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and remembers the Holocaust and work to contribute to a world educational material and support services. Although further Research”, or ITF). without genocide. training is not mandatory, several hundreds of teachers annually attend seminars related to the Holocaust. As the only intergovernmental organization mandated to fo- It is here, where the organization _erinnern.at_ founded by the cus solely on Holocaust-related issues, the IHRA resolved to II. Ministry of Education in order to enhance the education of take a leading role in combating Holocaust denial and distor- To understand Austria’s role within the IHRA we must look teachers and to provide them with relevant teaching material, tion as well as antisemitism. Today, the Alliance unites 34 back into our post-WW II-period. Until the 1980ies the so called comes in. It‘s activities, among them annual teacher seminars member countries2, each of whom recognizes that interna- “victims’ theory”, according to which the so-called “Anschluss” in Yad Vashem, teachers’ networks that organize regional sem- tional political coordination is imperative to strengthen the of 1938 would have basically exonerated Austria from any sub- inars and initiatives that deal with the regional aspects of Hol- moral commitment of governments and societies and to join stantial responsibility relating to the crimes of Nazi Germany, ocaust remembrance, annual conferences as an interface be- in this combat. including the Holocaust, dominated the official Austrian posi- tween academics and educators, a comprehensive website tion. with modules for e-learning, cannot be valued highly enough.

1 https://www.holocaustremembrance.com/sites/default/files/stockholm_4csilver.pdf 3 https://www.holocaustremembrance.com/sites/default/files/inline-files/IHRA%20 5 Gerhard Botz, Gerald Sprengnagel (Hg.): Kontroversen um Österreichs Zeitgeschichte. 2 http://2015.holocaustremembrance.com/member-countries Grant%20Guidelines.pdf Verdrängte Vergangenheit, Österreich-Identität, Waldheim und die Historiker, 4 http://2015.holocaustremembrance.com/member-countries Frankfurt/M. (Campus), 1994

13 Its long-lasting cooperation with the IHRA has contributed to the international reputation _erinnern.at_ has gained over the years.

Admitted in 2001, Austria held the then ITF Chair in the com- memorative year of 2008 and has since been one of the central players within the Alliance. The Austrian delegation is co- headed by the Foreign Ministry and the National Fund of the Republic of Austria. Austrian government representatives as well as experts from various institutions6, including _erinnern. at_, participate in the working groups and committees. Pro- jects launched by Austria in the fields of Holocaust education, awareness-raising and research are highly regarded within the IHRA.

Since the time of its Chairmanship, Austria has, in various ways, significantly increased its activities within the Alliance. Several members of the Austrian delegation have been en- Austria has been part of the IHRA since 1999. gaged in chairing Working Groups and Committees within the IHRA as well as in organizing and monitoring IHRA confer- ences, among them the 2017 conference in Bern on mass mur- Not only was Austria instrumental in the process of adopting der of people with disabilities and the Holocaust as well as an the IHRA Working Definition of antisemitism, it was under the international event organized 2017 in cooperation with the Austrian EU Presidency of 2018, when the Council adopted the Holy See on challenges and responsibilities in the light of refu- Declaration on the fight against antisemitism and the develop- gee policies from 1933 until today. Moreover, Austria chaired ment of a common security approach to better protect Jewish the Committee on the Genocide of the Roma for a period of communities and institutions in Europe, in which Member three years (2015 – 2018) and is instrumental in drafting a States are being invited to adopt and implement the IHRA working definition on antigypsyism, which is envisaged for Working Definition. Austria will continue its commitment to adoption under the German Chairmanship in 2020. assist the IHRA in reaching out further and in enhancing the responsibility of raising its voice whenever learning from the Austria’s delegation to the IHRA has ever since taken on a spe- Holocaust is called for. cial role in ensuring that IHRA expectations are maintained within the Alliance. This was achieved by establishing and up- dating Working Rules, which enable the IHRA Chair, i.a. to raise, inside and outside of the IHRA, contemporary issues con- nected with the strategic goals of the IHRA. Austria was also directing IHRA’s first comprehensive evaluation process, which led to the adoption of the New IHRA Strategy mentioned above.

6 Austrian Academy of Sciences, National Fund of the Republic of Austria, Documentation Centre of Austrian Resistance, Mauthausen Memorial. In 1999 the Stockholm Declaration made history as the founding document of the IHRA (then the “Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research”, or ITF). In 2019 Luxemburg held the presidency of IHRA.

15 Erinnern und historisch bilden. Zur Bedeutung von_erinnern.at_ in der Fort- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern

Adelheid Schreilechner Und um dieses jüdische Leben in Europa geht es, dessen So erleben sie zum Beispiel auf dem ZeitzeugInnenseminar, Vernichtung wir im Unterricht offenlegen wollen. wie man in reflektierter Weise, sorgsam moderiert und Abstract inhaltlich begleitet, mit Überlebenden in Kontakt tritt und Mag.a Adelheid Schreilechner Remembrance and education. On the importance of _erin- Das heißt aber, dass wir uns auch damit beschäftigen müssen. über ihre Lebensgeschichte reden kann. Zugleich erfahren sie, Lehrerin für Geschichte und Politische Bildung und Deutsch, Lehrerbildnerin an nern.at_ in the framework of teacher in-service training Besonders spannend sind die Seminartage im „Center for worauf es ankommt, wenn Überlebende vor ZuhörerInnen der Pädagogischen Hochschule For 20 years now, _erinnern.at_ has been offering substantial Humanistic Education“ im Kibbuz Lohamei HaGeta‘ot im Zeugnis ablegen. Dieselben Prinzipien können sie in der Folge Salzburg, Leiterin des Hochschullehr- gangs „Holocaust. Erinnerungskulturen. and sustainable teacher in service training on the topics of Norden Israels. Hier lernen die TeilnehmerInnen einen in ihrer Arbeit mit SchülerInnen anwenden. In derselben Geschichtsunterricht (in Kooperation National Socialism and the Holocaust, and in doing so, it has universalistischen Ansatz zum Thema kennen, der auf einem Weise werden auch präsentierte Unterrichtsmaterialien mit _erinnern.at_)“ an der Pädagogi- been encouraging teachers to question approaches and start a jüdisch-arabischen Dialog basiert. Die Herangehensweisen inhaltlich und didaktisch erläutert. Die dahinter stehenden schen Hochschule Salzburg, Begleiterin der Seminargruppen nach Israel. discourse on content and methodology. Professional develop- und Angebote interessieren die österreichischen LehrerInnen Konzepte beeinflussen den Unterricht weit über den Einsatz ment and exchange are enabled through numerous events, insbesondere im Hinblick auf die zunehmend multiethnische der zur Verfügung gestellten Materialien hinaus. through the regional networks of the Austrian federal states, as Zusammensetzung ihrer Schulklassen. Methoden, die die well as through international networks, for example in the Lernenden mit ihren individuellen Vorerfahrungen hereinho- Netzwerk context of the seminars in Israel. len, sind Anregung für einen subjektorientierten Geschichts- Seit nunmehr 20 Jahren baut _erinnern.at_ an seinem unterricht in kulturell heterogenen Lerngruppen. Netzwerk und bringt dabei Menschen zusammen, die Aus der Betrachtung der Themen Nationalsozialismus und miteinander und voneinander lernen: Lehrpersonen und Keine Frage: Nationalsozialismus und Holocaust sind zentrale Holocaust aus jüdisch-israelischer Perspektive erwachsen ExpertInnen aus ganz Österreich und weit darüber hinaus, Inhalte in jedem Geschichtsunterricht. Pädagogischer Auftrag vielfältige Aha-Momente, und daraus entstehen veränderte WissenschafterInnen mit Lehrpersonen, außerschulische und gesellschaftliche Erwartungen sind bedeutsam, und sie Schwerpunktsetzungen und neue Zugänge. VermittlerInnen mit LehrerInnen aus den verschiedensten verändern sich mit wechselnden gesellschaftlichen und Schularten, FachdidaktikerInnen mit HistorikerInnen und politischen Verhältnissen. Groß jedenfalls sind auch die Anregung zu Reflexion und Professionalisierung Lehrpersonen. Sie alle treten miteinander in einen spannen- Herausforderungen: die inhaltliche Komplexität, mächtige _erinnern.at_ inspiriert LehrerInnen dazu, Überlegungen den und ertragreichen Austausch. Viele bleiben über Jahre mediale Prägungen, die eigene Herkunft und Sozialisation anzustellen, Zugänge zu hinterfragen, sich zu äußern und in diesem inspirierenden Netzwerk, nehmen immer wieder sowohl auf SchülerInnen – als auch auf LehrerInnenseite, Ideen einzubringen, in einen inhaltlichen und methodischen an Seminaren teil und engagieren sich inhaltlich. dazu die methodischen und inhaltlichen Fallstricke gerade Diskurs einzutreten. Dies gelingt zum Beispiel in den Lehrgän- Lehrpersonen kommen aus Israel zurück und entwickeln in diesem Themenfeld – all das fordert Lehrpersonen und gen, in deren Rahmen die Israel-Seminare stattfinden. In ambitionierte Projekte, die an ihren Schulstandorten wahrge- überfordert sie häufig. Dass _erinnern.at_ seit nun mehr 20 individuellen Beiträgen und Transferleistungen stellen die nommen werden und ausstrahlen. Neue KollegInnen werden Jahren substanzielle und nachhaltige Fort- und Weiterbildung TeilnehmerInnen eine Verbindung zwischen Erfahrenem und motiviert, an den Veranstaltungen von _erinnern.at_ teilzu- für LehrerInnen in diesem zentralen Bereich des Geschichts- Gelerntem und der eigenen Unterrichtsrealität her. Ihre Ideen nehmen. Auch sie werden sich einbringen, Fragen stellen, unterrichts anbietet, kann daher nicht hoch genug einge- werden von Peers und von der Seminarleitung kommentiert Konzepte und Materialien kennenlernen, von KollegInnen schätzt werden. Im Folgenden möchte ich vier aus meiner Sicht und in der Folge weiterentwickelt. und WissenschafterInnen lernen. Und das Netzwerk wird zentrale Aspekte ausführen: Austausch und Weiterentwicklung gelingen auch in den „Zent- weiterwachsen. _erinnern.at_ bringt Menschen zusammen, _erinnern.at_ bietet in allen Bundesländern PH-Seminare an. Hier im Bild: Martin Krist, ralen Seminaren“, die stets zur Partizipation einladen, und sie erweitert den Horizont, stellt Fragen, bietet Modelle an, _erinnern.at_-Wien, stellt das Jugendsachbuch „Nationalsozialismus in Wien“ vor. Erweiterung von Perspektiven gelingen in den regionalen Netzwerken, in denen LehrerInnen inspiriert und gibt Rückmeldung. So gelingt nachhaltige Seit nunmehr 20 Jahren haben Lehrpersonen die Möglichkeit, persönlich angesprochen und beteiligt werden. Es ist eine Professionalisierung in der LehrerInnenfort- und -weiterbil- mit _erinnern.at_ nach Israel zu reisen. Diese Seminarreisen Haltung von Wertschätzung und Respekt, die LehrerInnen dung. Ad multos annos! konfrontieren die österreichischen LehrerInnen mit der erleben und als besondere Qualität schätzen, die sie ermutigt, Opferperspektive. Erst in Israel wird vielen TeilnehmerInnen Fragen zu stellen, Ideen einzubringen und zur Diskussion zu bewusst, wie sehr sie die Täterperspektive verinnerlicht haben. stellen und sich so im Gespräch mit den KollegInnen und unter Unvergessen bleibt zum Beispiel die Frage einer Teilnehmerin professioneller Begleitung weiterzuentwickeln. nach einem Vortrag über Antisemitismus in der Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem: „Aber warum zieht sich dieser Anti- Lernen am Modell semitismus durch die Geschichte wie ein roter Faden?“ Und _erinnern.at_ entwickelt auf der Basis fachdidaktischer die Antwort: „Das müssen Sie die Antisemiten fragen, nicht Expertise und im Austausch mit nationalen und internationa- die Juden.“ len PartnerInnen Konzepte und Materialien für den Unterricht. LehrerInnen erhalten also inhaltlich fundierte und metho- Ebenso erhellend ist für viele in Yad Vashem die Erkenntnis, disch-didaktisch sorgfältig ausgearbeitete Vorschläge zur dass in unserem Unterricht kaum jüdisches Leben vorkommt, Gestaltung ihres Unterrichts zu den Themen Nationalsozialis- vielfach ausschließlich die Geschichte von Verfolgung und mus, Holocaust, Antisemitismus und Rassismus. Die Materiali- Vernichtung thematisiert wird. Ja, Jüdinnen und Juden en werden erklärt, dahinterstehende Konzepte erläutert. wurden von den Nationalsozialisten gedemütigt, verfolgt, Lehrpersonen haben daher nicht nur Materialien oder umgebracht. Aber sie hatten ein Leben davor, und es gibt Methoden zur Verfügung, die sie im Unterricht anwenden Die Fortbildungen von _erinnern.at_ bringen Menschen zusammen, erweitert den jüdisches Leben danach. können, sondern sie lernen auch die Prinzipien kennen, die Horizont, stellen Fragen, bieten Modelle an, inspirieren und geben Rückmeldungen, so Adelheid Schreilechner. dahinter stehen.

17 Von „der“ Geschichte zur Lebensgeschichte Die Entwicklung des ZeitzeugInnen-Seminars bei _erinnern.at_

Maria Ecker-Angerer Die Frage, wann es (nicht) passend ist, vor ZeitzeugInnen über So ist es also seit einigen Jahren nicht mehr „die“ Geschichte, ZeitzeugInnen zu sprechen, hat uns seitdem immer wieder sondern die Lebensgeschichte, die im Zentrum des Seminars Abstract intensiv beschäftigt und wäre einen eigenen Artikel wert. steht. Dr.in Maria Ecker-Angerer arbeitet seit From history to individual life stories. The development of Doch zurück zum Seminar 2008. Insgesamt waren die Das Format der Erzählcafés bewährt sich im Sinne unserer 2003 bei _erinnern.at_ und ist für das ZeitzeugInnen-Programm verantwort- the contemporary witness seminar at _erinnern.at_ ZeitzeugInnen hier schon etwas präsenter und auch als Zielsetzungen - das zeigen auch die jährlichen Rückmeldun- lich. Maria Ecker-Angerer looks back at the development of the SprecherInnen auf Panels vertreten. Am zweiten Tag fand laut gen. Basierend auf unseren Beobachtungen und vor allem auf witness program of _erinnern.at_, for whose design and Programm sogar eine einstündige „Begegnung ZeitzeugInnen dem Feedback der Teilnehmenden entwickeln wir das Seminar professionalization she was and still is significantly responsi- und LehrerInnen (Gespräche in Gruppen)“ statt. jedes Jahr ein Stück weiter, nehmen Veränderungen vor. ble. The core of the programme is the annual witness seminar, So gibt es inzwischen einen eigenen Workshop für die Einschu- where encounters between teachers and survivors are organ- Mit 2009 wechselte das ZeitzeugInnen-Seminar für viele Jahre lung der TischmoderatorInnen. Auch der separate Seminarteil ised, as well as the visits of survivors in schools throughout the nach Salzburg. Ich hatte mich inzwischen fester mit _erinnern. für LehrerInnen, der diese auf die Begegnungen und Gesprä- country. On both occasions, survivors of Nazi persecution share at_ verbunden und übernahm als nunmehriges Mitglied des che einstimmen soll, wird jährlich neu überdacht. their experiences and pass these and their life stories on to the Kernteams sukzessive mehr Verantwortung im Bereich der following generations. Arbeit mit ZeitzeugInnen im Allgemeinen und bei der Planung Im März 2020 hätte das Seminar mir 12 ZeitzeugInnen stattfin- des ZeitzeugInnen-Seminars im Speziellen. Das Seminarteam den sollen, das Seminar musste leider wegen der Covid-19- plante jedes Seminar mit viel Sorgfalt und Bedacht, doch so Pandemie abgesagt werden. Wir freuen uns über jedes weitere Weil das ZeitzeugInnen-Programm und insbesondere das richtig zufrieden waren wir danach nie. Etwas fehlte: Wir Jahr, in dem diese so besondere und mit _erinnern.at_ so eng jährlich stattfindende ZeitzeugInnen-Seminar nicht nur eng waren der Auffassung, dass wir den ZeitzeugInnen im verbundene Veranstaltung noch stattfinden wird können. mit der Geschichte von _erinnern.at_, sondern auch mit Programm viel mehr Raum geben sollten, über ihre persönli- meiner beruflichen Biographie verbunden sind, habe ich für chen Erfahrungen zu sprechen. Vor allem aber wollten wir den die folgenden Ausführungen einen persönlichen Zugang Begegnungsaspekt zwischen ZeitzeugInnen und LehrerInnen gewählt. viel stärker hervorstreichen, einen Rahmen für Gespräche und Austausch schaffen. Doch wie? Im April 2003 betrat ich etwas aufgeregt ein Wiener Hotel, um zum ersten Mal am ZeitzeugInnen-Seminar teilzunehmen. Wir versuchten uns an verschiedenen Formaten, z.B. moderier- Mit dabei waren 44 ZeitzeugInnen und 50 LehrerInnen. Ich te Gespräche mit jeweils mehreren ZeitzeugInnen in kleineren war als Referentin eingeladen und sollte in einem Workshop Gruppen. Doch der Charakter dieser Einheiten blieb recht den teilnehmenden LehrerInnen „Methoden zur Vermittlung „frontal“ und distanziert. Der für die kommenden Jahre (Oral History)“ vorstellen. In einem separaten Vortragsteil richtungsweisende Moment fand schließlich im Zuge der referierten dann nacheinander mehrere WissenschafterInnen Reflexionen – immer ein ganz wesentlicher Bestandteil der zu historischen Themen. Im Anschluss meldeten sich vor Seminare – zum ZeitzeugInnen-Seminar 2013 statt. Sowohl die allem die ZeitzeugInnen zu Wort, standen auf, stellten Fragen LehrerInnen als auch ZeitzeugInnen hatten uns rückgemeldet, und/oder nutzten die Gelegenheit, um über ihre Erfahrungen dass sie sich mehr Zeit und Raum wünschten, um zu erzählen in der NS-Zeit zu sprechen. Begegnungen und ein Austausch und miteinander ins Gespräch zu kommen. Direkt im An- zwischen Lehrpersonen und ZeitzeugInnen fanden – wenn es schluss an das Seminar besprachen wir uns außerdem mit den Zeitzeuge Franc Kukovica im Format „Erzähl-Café“. sich denn ergab – nur in den Pausen und während der Essens- ModeratorInnen der Gesprächsgruppen. Dabei brachte Gert zeiten statt. Das ZeitzeugInnen-Seminar diente damals als Dressel als Idee die Methode des „Erzählcafés“ in unsere inhaltliche Fortbildung, und zwar sowohl für die LehrerInnen Diskussion ein, die wir für das ZeitzeugInnen-Seminar als auch für die ZeitzeugInnen. Der Zeitzeuge/die Zeitzeugin adaptieren könnten – und damit war das seitdem prägende galt primär als VermittlerIn von historischen Fakten, von „der“ Erzählformat geboren. Geschichte. Die persönlichen Erfahrungen standen noch eher im Hintergrund. Somit findet seit 2014 das ZeitzeugInnen-Seminar unter dem Titel „Generationen im Gespräch“ statt. Im Zentrum stehen die Meine nächste Berührung mit dem ZeitzeugInnen-Seminar Erzählungen der ZeitzeugInnen. Ein Zeitzeuge/eine Zeitzeugin fand fünf Jahre später, im Mai 2008, statt. Ich hatte inzwi- erzählt an einem Tisch vor einer kleinen, überschaubaren schen meine Arbeit mit lebensgeschichtlichen Interviews Runde über sein/ihr Leben. Die Moderation sorgt unter vertieft und sollte als Vortragende über meine Erfahrungen anderem dafür, dass die ZeitzeugInnen und LehrerInnen mitei- sprechen, die ich im Zuge der Durchführung solcher Gespräche nander ins Gespräch, in einen Austausch kommen können. mit (jüdischen) Überlebenden gesammelt hatte. Die Zuhören- Ein Erzählcafé dauert zwei Stunden, es gibt also reichlich Zeit den: 32 ZeitzeugInnen, 42 LehrerInnen. Ich erinnere mich, dafür. dass die damals noch stark vertretene Gruppe der „Politischen“ Lucia Heilman ist eine jener 14 ZeitzeugInnen die 2019 und 2020 noch regelmäßig (also jener ZeitzeugInnen, die aufgrund verschiedener Schulen besuchten. Widerstandsaktionen von den Nationalsozialisten verfolgt worden waren) sich danach beschwerte, dass ich lediglich über jüdische Überlebende gesprochen hatte. 19 _erinnern.at_ und regionale Beschäftigung mit dem Holocaust – Beispiele & „best practice“.

Werner Bundschuh Der Band zeigt, wie in den vergangenen Jahrzehnten die regio- nalen Forschungslücken sukzessive geschlossen wurden. Abstract Was für Vorarlberg gilt, gilt auch für die anderen Bundeslän- Damit hat sich ein Kreis geschlossen: Von der Feldforschung Dr. Werner Bundschuh ist Historiker und _erinnern.at_ and remembering the Holocaust on a regional der. Diese Buchreihe – bis auf Niederösterreich ist die Serie bis hin zur professionellen Vermittlung des Erforschten. war Lehrer und bis 2016 im Kernteam von _erinnern.at_. level – examples & best practice mittlerweile komplett – zeigt, wie sich die Qualität der regio- In diesem Zusammenhang muss die Vermittlungsarbeit von _erinnern.at_ encourages teachers to teach about the Holocaust nalen Zeitgeschichtsforschung in Österreich verändert hat. Christian Angerer im KZ Mauthausen und beim „Stollen der from a regional and even local point of view. Teachers can Erinnerung“ in Steyr erwähnt werden oder Martin Krists und make use of research and publications that have been pub- Dank _erinnern.at_ gibt es heute auch ein breit gefächertes Robert Streibels Beiträge zu „KZ und Zwangsarbeit in Wien“. lished since the 1980ies. _erinnern.at_ supports teachers with Angebot, um über Nationalsozialismus und Holocaust auf Und selbstverständlich gibt es eine enge Verzahnung der Vor- the help of regional coordinators, who in every federal state allen Altersstufen und in allen Schultypen adäquat zu unter- arlberger Zwangsarbeitsforschung mit jener in Tirol von Horst offer advice for teachers and specific regional pedagogical richten. Dass dem so ist, hängt auch sehr stark mit der Person Schreiber. programs. des Geschäftsführers zusammen, der die Verbindung von regionaler Forschungstätigkeit und – heute – weltweiter Ver- Wie auch in den anderen Regionen Österreichs stand in Vorarl- netzung verkörpert: Werner Dreier gab den Sammelband zum berg zunächst die NS-Opfer-Forschung im Vordergrund. Mein Geschichteunterricht an einer AHS wurde durch eine Antisemitismus vor Ort heraus, eine wesentliche Vorarbeit Von den Tätern war kaum die Rede, obwohl Irmfried Eberl aus Schülerinnen-Frage Anfang der Achtzigerjahre des vorigen zum Jüdischen Museum in Hohenems (1991), das heute inter- Bregenz Aufbaukommandant im Vernichtungslager Treblinka Jahrhunderts nachhaltig verändert. Ich hatte gerade das Kapi- nationale Beachtung findet. Gemeinsam mit Peter Niedermair war oder der Hartheim- und Sobibor-Mörder Josef Vallaster aus tel „Nationalsozialismus“ anhand des rechtsorientierten Sto- konzipierte er vor 20 Jahren federführend _erinnern.at_, weil dem Silbertal stammte. cker-Verlag-Schulbuchs behandelt, als eine Schülerin aufzeigte auch sie als Lehrende mit den oben beschriebenen Herausfor- und mich fragte: „Wie war die NS-Zeit in Vorarlberg und wie derungen konfrontiert waren. Damals stellte er gemeinsam 2014 zeigte _erinnern.at_ im „vorarlberg museum“ die Ausstel- in Dornbirn?“. mit Meinrad Pichler, Harald Walser und Gernot Kiermayr lung „Der Holocaust in Europa“ und organisierte dazu im Der Junglehrer, der in seiner Universitätsausbildung kein Fach „Regionale Quellen für den Geschichtsunterricht am Beispiel Vorfeld eine internationale Tagung zur Täterforschung als Vor- „Zeitgeschichte“ hatte und trotzdem die NS-Zeit und den Holo- Vorarlbergs“ vor, die als Muster für einen quellenorientierten bereitung für das 14. Zentrale Seminar in Salzburg. In diesem caust unterrichten sollte, gab zur Antwort: „Derzeit kann ich und reflektierten Unterricht zum Nationalsozialismus dienen Zusammenhang stieß ich auf ein Bild von Josef Hämmerle dir nichts sagen, aber in der nächsten Stunde!“ sollten. Im Jahre 2009 wurde ich, Obmann der JAMG, für sie- (1905 – 1972) aus Lustenau. Er war im Ghetto ód /Litzmann- ben Jahre Mitarbeiter der Geschäftsführung von _erinnern.at_ stadt Leiter der Ernährungs- und Wirtschaftsstelle und zeit- Die Stundenvorbereitung hält bis heute an, denn die Beant- und durfte mit Werner Dreier und Maria Ecker-Angerer zahl- weise Stellvertreter vom Verwaltungsleiter Hans Biebow, der wortung der Schülerinnenfrage erwies sich als schwieriger als reiche Projekte mitbetreuen und mitentwickeln. Es sei nur die 1947 in Polen gehängt wurde. Es stellte sich die Frage: Was ist zunächst gedacht: In der „traditionellen“ Landesgeschichts- Ausstellung „darüber sprechen“ erwähnt, die bis heute erfolg- mit Hämmerle nach 1945 passiert? Die deutsche Justiz suchte schreibung fehlten die sieben Jahre von 1938 – 1945, es waren reich in allen Bundesländern eingesetzt wird. ihn Jahrzehnte lang vergeblich. Inzwischen ist sie geklärt: die „unbeschreiblichen“, die vergessenen und verdrängten Er kehrte 1945 nach Vorarlberg zurück und blieb hier unbehel- Jahre, die im Unterricht tunlichst nicht behandelt werden soll- Ein weiteres Beispiel: Heimo Halbrainer, Gerald Lamprecht ligt. Hämmerle war ein Holocaust-Täter – von den 160.000 Die NetzwerkerInnen von _erinnern.at_ – In jedem Bundesland stehen Lehrenden und ten. Und unvergessen ist auch der Konflikt mit dem Landes- und Ursula Minder erarbeiteten eine Unterrichtsmappe zur Ghetto-Eingepferchten überlebten nur einige Hundert. Sie PädagogInnen ein bis zwei Netzwerk-KoordinatorInnen von _erinnern.at_ zur Seite. schulinspektor, als er in den Unterricht eingriff und den Jung- „NS-Herrschaft in der Steiermark“, die Impulse für zahlreiche wurden zum Großteil in Kulmhof/Chelmno oder in Auschwitz lehrer belehrte, dass es nicht „Austrofaschismus“ heiße, regionale Forschungsprojekte gab. Im Rahmen von Schulpro- ermordet. Unter diesen Ermordeten waren auch ca. 5.000 sondern „die Zeit der anderen Demokratie“. War Bundeskanz- jekten wurde zum Beispiel das Denkmal für die ermordeten Roma und Sinti aus dem Burgenland. Die diesbezüglichen regi- ler und Landeshauptmann „ein Austrofaschist“ ungarischen Jüdinnen und Juden auf dem Präbichl ergänzt. onalen Forschungen vom Burgenland-Netzwerker Herbert oder „ein anderer Demokrat“? Hat es den Nationalsozialismus Wie stark die Wechselwirkung von regionaler und überregio- Brettl erweiterten das Wissen enorm, und das von _erinnern. vor Ort überhaupt gegeben? Fragen über Fragen stellten sich, naler NS-Forschung und schulischer Vermittlung ist, möchte at_ mitkonzipierte Unterrichtsmaterial „Das Schicksal der und vor allem eine: Wie sollte diese „verdrängte Zeit“ im ich pars pro toto an zwei meiner eigenen Forschungsschwer- europäischen Roma und Sinti während des Holocaust“ liegt Unterricht „behandelt“ werden, denn eine didaktisch-metho- punkte aufzeigen: mittlerweile in 11 Sprachen vor. dische Ausbildung fehlte. In diese Zeit fällt auch die erste 1985 veröffentlichte die JAMG den Band „Von Herren und Beschäftigung mit ZeitzeugInnen: Der Widerstandskämpfer Menschen. Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933 – Schließlich noch ein Projekt, das die Verschränkung von regio- und KZ-Überlebende Hermann Langbein besuchte die Schule. 1945“. In diesem Sammelband wurde auch die regionale NS- naler Forschung und Vermittlung zeigt: Jahrzehntelang Zwangsarbeit thematisiert. Margarethe Ruff fuhr in die forderte die JAMG in Vorarlberg ein Deserteursdenkmal. Es ging nicht nur mir so. Es waren in erster Linie junge Leh- Ostukraine, um dort Feldforschung zu betreiben und publi- 2015 wurde das Widerstandsmahnmal in Bregenz errichtet rende, die 1982 in Vorarlberg die Johann-August-Malin-Gesell- zierte mit meiner Mitarbeit den Band „Um ihre Jugend und von _erinnern.at_ dazu Unterrichtsmaterial entwickelt. schaft (JAMG) gründeten und die Regionalgeschichte „aufar- betrogen“. Achtzehn Jahre später hielt _erinnern.at_ das 13. Auch ein Rundgang nach dem Vorbild von „Leben und Vertrei- beiteten“. Meinrad Pichler gab die "Nachträge zur neueren Zentrale Seminar zu „ZwangsarbeiterInnen – Sklaven der bung der jüdischen Bevölkerung in Wien“ kann jetzt gebucht Vorarlberger Landesgeschichte" heraus – und nachzutragen gab Volksgemeinschaft“ in Bregenz ab. Anhand der regionalen werden. Für die Vermittlung der regionalen Zeitgeschichtsfo- es Vieles. 2012 verfasste er für _erinnern.at_ den 3. Band der vor Forschungsergebnisse wurden „best practice“- Beispiele für schung leistet _erinnern.at_ einen unschätzbaren Dienst. allem für den Schulgebrauch konzipierten Bundesländerserie, den Unterricht entwickelt, die einst in der Ukraine geführten Die von _erinnern.at_ herausgegebene Jugendsachbuchreihe „Nationalsozialismus in die von Horst Schreiber (Netzwerkkoordinator Tirol) betreut Interviews wurden auf der Homepage zur Verfügung gestellt. den Bundesländern“ – acht Bände sind erschienen, der Niederösterreich-Band erscheint 2021 – bieten SchülerInnen regionale und lokale Einsichten. wird: „Nationalsozialismus in Vorarlberg. Opfer – Täter – Geg- Nun sind einige über www.weitererzaehlen.at abrufbar. ner.“ 21 Die Geschichte des Bildungsortes „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“ – auch eine _erinnern.at_-Geschichte

Christian Angerer Für die besonders von den Sozialdemokraten forcierte historisch-politische Bildung wurde die „KZ-Gedenkstätte Abstract Mauthausen“ ein zentraler Lernort. Erlässe des Unterrichtsmi- Dr. Christian Angerer ist pädagogischer The history of the education site “Mauthausen Memorial” – nisteriums empfehlen seit Ende den 1970er Jahren den Mitarbeiter bei der „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“ und _erinnern.at_-Netz- and the contribution of _erinnnern.at_ schulischen Besuch der KZ-Gedenkstätte. Die Zahl der werkkoordinator für Oberösterreich. Since its foundation in 1949, the Mauthausen Memorial has österreichischen SchülerInnen, die nach Mauthausen fuhren, increasingly developed from the social margins into the middle stieg von 6.000 im Jahr 1970 auf fast 69.000 im Gedenkjahr of society. Initially, surviving inmates developed and con- 1988. ducted an educational program at the former concentration camp. Later, with state support, the memorial developed into Lähmendes Ringen um die Deutungshoheit an educational site, especially for schoolchildren and students. Während die bildungspolitische Bedeutung Mauthausens und After decades of struggling for the sovereignty of interpreta- die SchülerInnenzahlen stiegen, stagnierte die wissenschaft- tion, in 2000 a new exhibition was opened and a new lich-pädagogische Ausstattung. Lag die Begleitung von educational program was established. With the participation Schulklassen zunächst noch in den Händen von Überlebenden, of _erinnern.at_, an educational team was set up and a concept so wurde nun verstärkt das Verwaltungspersonal der Gedenk- was developed and implemented that focuses on the social stätte zu Führungen herangezogen, unterstützt von einzelnen dimension of Nazi crimes and on the visitors as historical and Studierenden und Lehrkräften. Ab den 1990er Jahren waren es political subjects. dann vor allem Zivildienstleistende, die nach einem histori- schen Crash-Kurs oft im Akkord – drei Gruppen hintereinander – Schulklassen durch die Gedenkstätte führten. Im selben Zeit- Vom Gedenkort zum Bildungsort raum häuften sich in den Schubladen des Innenministeriums, In den ersten fünfzehn Jahren nach ihrer Eröffnung 1949 zu dem die Gedenkstätte als Abteilung gehörte, und des Unter- befand sich die KZ-Gedenkstätte Mauthausen im gesellschaft- richtsministeriums die Reformpapiere von ExpertInnen. Denn lichen Abseits. Opfermythos, Wiedereingliederung der der beginnende Generationenwechsel in der Gedenkstättenar- ehemaligen Nationalsozialisten, wirtschaftlicher Wiederauf- beit von den Überlebenden zu den Nachgeborenen, die Erosion bau und Kalter Krieg drängten die Beschäftigung mit der NS- des österreichischen Opfermythos, die Differenzierung des Geschichte in den Hintergrund. Es waren die internationalen Bildes vom Konzentrationslager durch die breitere historische und österreichischen Überlebenden des Lagers, vor allem die Forschung und das Einsetzen einer wissenschaftlich fundierten ehemaligen politischen Häftlinge, die für die Erinnerung an Gedenkstättenpädagogik machten die Desiderate deutlich. die NS-Verbrechen sorgten. Sie initiierten die Errichtung von Denkmälern und hielten Gedenkfeiern ab. Doch trotz der dringend vorgebrachten Reformvorschläge än- derte sich bis ins beginnende neue Jahrtausend hinein wenig. In den 1960er Jahren entspannte sich das weltpolitische Klima. Retrospektiv scheint es, als habe im Grunde zwischen den ver- Dadurch fanden nun auch die österreichische Regierung und schiedenen Beteiligten – „Österreichische und Internationale die KP-nahen Organisationen der KZ-Überlebenden, die in der Lagergemeinschaft Mauthausen“, „mauthausen aktiv“ (heute überparteilichen „Österreichischen Lagergemeinschaft Maut- „Mauthausen Komitee Österreich“), Innenministerium, Unter- hausen“ aufgingen, zu einer Zusammenarbeit. Sie ebnete den richtsministerium, Geschichtswissenschaft und Pädagogik – Weg zur Erfüllung einer langjährigen Forderung der ehemali- ein Ringen um die Deutungshoheit an der KZ-Gedenkstätte gen Häftlinge, der Einrichtung einer Dauerausstellung an der stattgefunden, ein „Kampf“ um die Erzählung der Geschichte. KZ-Gedenkstätte. Dass darin der österreichische Widerstand War die bisherige Meistererzählung von Österreichs Opfer und einen Schwerpunkt bilden sollte, entsprach sowohl der „Opfer- Widerstand in Mauthausen noch zu halten? Würde Mauthausen these“ als auch dem Bedürfnis der ehemaligen politischen ein Teil der großen Holocaust-Erzählung werden? Häftlinge nach Anerkennung. Anfang Mai 1970 konnte Bun- Oder welche andere Erzählung würde sich durchsetzen? deskanzler die Ausstellung eröffnen. Dieses Wer sich in dieser Phase der Unsicherheit und Orientierungssu- zeitgeschichtliche Museum trug zum rasanten Bedeutungszu- che zuerst bewegte, hatte schon verloren. Und so blieb alles Verleihung von Urkunden an die neu ausgebildeten Vermittler und Vermittlerinnen wachs der Gedenkstätte in den folgenden Jahrzehnten bei. beim Alten. an der „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“ im März 2019 (© KZ-Gedenkstätte Mauthausen).

Von grundlegender Bedeutung war aber die – sowohl durch die Medienberichte über den Eichmann-Prozess und die Frank- furter Auschwitz-Prozesse als auch durch die europäische Studentenbewegung geförderte – Überzeugung, dass die nach- wachsenden Generationen umfassend und kritisch über den Nationalsozialismus informiert werden müssen.

23 Die Reformdekade Die Lernenden spielen selbst eine zentrale Rolle und tauschen Schließlich aber wurde der Reformstau zu massiv, internatio- sich mit anderen über ihre Verständnisweisen aus (Subjektori- nal wahrnehmbar, zumal in einem von der Haider-FPÖ entierung); die NS-Geschichte wird multiperspektivisch er- mitregierten Österreich, das sich nun erinnerungspolitisch zählt, um das Verhalten von Menschen im gesellschaftlichen legitimieren musste. Zusammenhang zu begreifen (Gesellschaftsgeschichte); durch Das Innenministerium lud zu einer „Reforminitiative“, die ein die Erkenntnis von Entscheidungsmöglichkeiten damals und großangelegtes internationales Interviewprojekt mit Maut- heute wird der bzw. die Einzelne als historisch-politisches hausen-Überlebenden (2003), die Errichtung eines Besucher- Subjekt ermächtigt (Gegenwartsbezug – das pädagogische zentrums mit Seminarräumen in Mauthausen (2004), eine Konzept der „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“ steht unter der Ausstellung in der „KZ-Gedenkstätte Gusen“ (2005) sowie die Überschrift „Was hat es mit mir zu tun?“). Falls man versu- Neugestaltung der Gedenkräume und die Eröffnung einer chen wollte, ein neues Master-Narrativ zu erkennen, dann neuen Überblicksausstellung in Mauthausen (2013) mitein- wäre es wohl am ehesten jene vielschichtige Erzählung von schloss. Nicht zuletzt war damit auch, in enger Zusammenar- Handlungsspielräumen Einzelner im gesellschaftlichen Kon- beit mit _erinnern.at_, die Einrichtung einer Pädagogik an der text. Macht diese Erzählung schon ein Narrativ aus? Dazu fehlt Gedenkstätte verbunden (2007). Als letzter Schritt dieser ihr die Sinnstiftung für eine bestimmte Gruppe. Doch das ist Reformbestrebungen kann die Transformation der KZ-Gedenk- der Preis für den Gewinn einer Offenheit, die den BesucherIn- stätte in eine Bundesanstalt betrachtet werden (2017). nen der „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“ produktives Potenzial Ist das Ringen um die Deutungshoheit an der Gedenkstätte abgeschlossen bei der Beschäftigung mit Geschichte bieten kann. (© Gedenkstätte Mauthausen)? Pädagogik an der KZ-Gedenkstätte heute Für die sich ab 2007 an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen kons- tituierende Pädagogik stellten sich drei große Aufgaben: die Erstellung eines pädagogischen Konzepts mit daraus resultie- renden Vermittlungsformaten, die Professionalisierung der VermittlerInnen sowie die Multiplikation neuer pädagogischer Ansätze in Fortbildungsseminaren mit Lehrkräften. Zu diesen neuen Ansätzen zählen vor allem Multiperspektivität und Partizipation, also eine multiperspektivische Erzählung der KZ-Geschichte (Opfer – Täter – gesellschaftliches Umfeld) so- wie eine interaktive, auf Austausch angelegte Methodik in der Vermittlungsarbeit. Die VermittlerInnen werden durch die partizipative Methode in hohem Maße gefordert, denn sie müssen fähig sein, Geschichte zu erzählen, Austausch durch Quellenmaterialien oder Fragen anzuregen und ein vielstim- miges Gespräch über die Interpretation von Geschichte zu moderieren. Dazu werden Personen aus verschiedenen Alters- gruppen und mit diversen beruflichen Hintergründen in Fast 70.000 SchülerInnen besuchen die Gedenkstätte jährlich. Kursen, die ein dreiviertel Jahr dauern, an der Gedenkstätte (© Gedenkstätte Mauthausen). ausgebildet. In freier Mitarbeit begleiten sie dann, je nach ihrem Zeitbudget unterschiedlich oft, Gruppen am Ort. Dass der pädagogische Teil der Aus- und Fortbildung zumindest so intensiv ist wie der historische, stellt eine Akzentsetzung dar.

Für eine Einordnung dieser jüngsten Entwicklungen in eine Geschichte der Gedenkstättenpädagogik ist es selbstverständ- lich zu früh. Feststellen lässt sich jedenfalls, dass die Pädago- gik an der „KZ-Gedenkstätte Mauthausen“, die jährlich etwa 70.000 Jugendliche betreut, auch die Handschrift der Bil- dungsarbeit von _erinnern.at_ trägt:

Mauthausen Memorial als Gedenkort: Auch abseits der größeren Gedenkveranstaltungen hinterlassen BesucherInnen diverse Erinnerungszeichen (© Gedenkstätte Mauthausen). 25 The changing landscape of memorials and its pedagogical possibilities

Nadja Danglmaier An empirical study on the communities of remembrance The powerful effect of memorials probably lies in the process in Carinthia in 2016 shows that the old narratives in rela- of discussion and the negotiation in the phase of their plan- Dr. Nadja Danglmaier is a research fellow Abstract tion to National Socialism have not completely changed or ning and construction. „When a memorial is finished, it is at the Alpen Adria University in Klagenfurt and regional coordinator for Erinnerungszeichen und ihre pädagogischen Möglichkeiten disappeared, but that new, different ones increasingly ap- dead“, Wolf Schmidt strongly believes. This can be counter- _erinnern.at_in Carinthia. Seit Anfang der 1990er Jahre entstehen vermehrt Denkmäler, pear alongside them, in the sense of “multidirectional acted by addressing the events and concrete biographies Dr.in Nadja Danglmaier ist Erziehungs- wissenschafterin an der Alpen-Adria- meist aus zivilgesellschaftlichen Initiativen heraus. Eine empi- memory” (Michael Rothberg). Voices, which differ to vary- behind the memorials. In the educational work, memorials Universität Klagenfurt und Netzwerk- rische Studie von 2016 zeigt, dass ältere Erinnerungsnarrative ing degrees, shape the discussion, and over the last 20 lead to the people for whom they were erected, but at the same Koordinatorin für Kärnten von _erinnern. nicht verschwinden, vielmehr entstehen neben bestehenden years the discourse on National Socialism has been in- time also to those who were responsible for their expulsion at_. Narrativen neue. Die Studie zeigt auch, dass die Erinnerungs- creasingly co-determined by young people. This can also and murder. The confrontation with different people who took landschaft eine dynamische ist, die sich laufend verändert. be traced back to changes in teaching about National So- on different roles in different scopes of action, offers the op- Auch aus Schulprojekten, die in Kooperation mit _erinnern.at_ cialism and in particular to projects on this topic. Many of portunity to connect with themes relevant to both the present durchgeführt wurden, entstehen neue Erinnerungszeichen. them bring young people into contact with associations and future. Also, authentic places create closeness and so his- and initiatives, which for their part have also recognized tory can come alive. that youth work is essential for the continuation of the Aesthetic forms of commemoration of National Socialism discussion of their concerns. In many cases _erinnern.at_ Through the genesis of memorial signs, young people can emerged in various forms from 1945 onwards. Today the ques- has been able to inspire, accompany and support the coop- learn about the changes in the culture of remembrance of tion arises how the existing landscape of memorials can be eration of associations and schools. Commemoration National Socialism over the decades. The contested memory used for learning processes. ceremonies at memorials are popular with regard to offers the opportunity to draw conclusions about the Austrian projects and the cooperation with school classes. However, culture of remembrance in different phases. Dealing with it By placing specific events in the focus of remembrance or by the way in which young people are involved urgently can serve a central goal of political education: learning to dedicating memorials to selected individuals or groups, the needs to be reflected upon: If the memory of the occur- distinguish between different perspectives in the past, respective dominant group shapes cultural memory. The „hier- rences of the Nazi regime is to be passed on, we must re- perceiving diverse groups and forming one's own opinion. archy of remembrance“ (Heidemarie Uhl) becomes apparent think the practices of ritualized commemorative culture, when we analyse the Austrian landscape of memorials. Imme- which offer young people little opportunities for connect- From dealing with local events of National Socialism in the diately after the liberation from National Socialism, resistance ing. We need to (re-)consider how young people can access course of (school)projects in cooperation with _erinnern.at_, groups for a short time moved into the center of Austrian re- the events of the past and how they can regard them as new memorials keep emerging. In the HAK International membrance culture, but with the reintegration of the National relevant for themselves. A culture of remembrance that is Klagenfurt, for instance, a memorial was erected in the assem- Socialists into society, the culture of remembrance quickly strongly oriented towards the past and that conveys ready- bly hall as a result of a school project about the former Jewish changed towards Wehrmacht soldiers. For the majority of the made beliefs will hardly reach the young generation. Due pupils of the school. Additionally, the portrait of Otto Zeichner, Austrian society after 1945, the commemoration of Wehrmacht to the increasing distance in time, National Socialism, for a student murdered by the Nazis, was drawn by the Carinthian soldiers dominated the culture of remembrance, and this can teenagers, is not more than one historical epoch among artist Manfred Bockelmann. This was hung in the school direc- still be seen through hero monuments in almost every village, others. Active appropriation by pupils must be encouraged tors' gallery in the hallway and instead the portrait of the Nazi mostly erected next to the church. The remembrance of the – on the basis of which independent interpretations can headmaster Josef Nebel was removed. The symbolic act of Nazi victims in Carinthia, for example, remained suppressed, develop. removing Nazi history and presenting the victim´s picture was restricted to remote places and limited to regional commemo- not only a significant event for the colleagues and the pupils of rations of Carinthian Slovenes until the late 1980s. As shown above, the commemorative landscape is not the school, but also for Otto Zeichner´s sister in Israel. For dec- static and is constantly changing. Sometimes we find me- ades, she had previously lived with the feeling that no one in However, since the 1990s, the mainstream of social remem- morials from different times in one place, as the memorial Austria was interested in her family's history of persecution – brance has been countered with "remembrance work from be- park of the concentration camp memorial Mauthausen lately, however, this impression could be reversed and she low", which has involved even larger sections of the public, impressively shows. In recent years, young people have could get the feeling that the young generation in Austria is particularly through private initiatives and associations. New increasingly been involved in the planning and implemen- not completely indifferent to those historical events. artistic installations in memory of National Socialism and tation of artistic memorial installations: Students of the Here, as in many other cases, _erinnern.at_ was able to make dedicated to different groups of victims were created through HTL Villach, for example, set up an art installation by the an important contribution to establish the relationship with these initiatives. In Klagenfurt, for example, a monument was Japanese artist Seiji Kimoto at the Mauthausen subcamp an Austrian contemporary witness of the Holocaust. erected on the site of the Jewish prayer house and another one KZ-Loibl-Nord, and students of the HTL Ferlach designed for the victims of euthanasia, which were both made possible the new gate at the Jewish cemetery in Klagenfurt. Thus, through private initiatives. Yet the commemoration at these forms of active involvement of young people in remem- places still remained mostly general and nameless. Memorials brance work could help to contradict Doron Rabinovici's with names of victims followed somewhat later in Carinthia, thesis that „memorials are rather the land marks of forget- for example with the „Denkmal der Namen“ („memorial of ting. Carelessly, people walk past them.“ In the best case, names“) in Villach and the memorial for the „Opfer für ein identification and sensitization occur through participa- freies Österreich“ („memorial for the victims for a free Aus- tion in the creation of a memorial sign. tria“) at the Annabichl cemetery in Klagenfurt.

27 20 Jahre Seminare in Israel – Mein persönlicher Rückblick

Elisabeth Streibel Was können wir dazu beitragen, dass die Geschichte der Jüdin- Erinnerungen in Form einer bunten Kette aus dem Israel nen und Juden in Krems wieder in das Bewusstsein der Bevöl- Museum, handgestrickter Socken, von Ohrringen aus dem Abstract kerung rückt? Wie soll gelungenes Gedenken stattfinden? Bauhauszentrum in Tel Aviv, Präsentationen, die ich auf mei- Mag.a Elisabeth Streibl ist Lehrerin in Krems und 20 years of seminars in Israel – My personal retrospection Unter all den unterschiedlichen Seminaren und Lehrgängen, nem Computer gespeichert habe, Erinnerungen an Gespräche begleitete von 2009 bis 2019 LehrerInnen nach Israel. Between 2009 and 2019, the author accompanied Austrian an denen ich zum Thema Holocaust in meinen ‚Lehrjahren‘ über Bücher und Vorträge und vieles mehr. Eine Art Schatz- teachers during their teacher training seminars in Israel. teilgenommen habe, nimmt die Begleitung der Israel-Semi- kiste sozusagen, die ich jederzeit öffnen kann und mich daran In this article she shares her personal retrospection. nare eine Sonderstellung ein – eine Aufgabe, der ich von 2009 erfreuen. bis 2019 nachkam. Das Engagement der TeilnehmerInnen, die Organisation von _ 27. Jänner 2020. Ich unterrichte in einer 3. Klasse Geschichte. Um meinen emotionalen Zugang zu beschreiben, ist der Ver- erinnern.at_ durch Elisabeth Hirsch und Katharina Müller, das Nicht ein Kapitel der Neuzeit, wie es der Lehrplan vorgibt, gleich mit unterschiedlichen Wassertemperaturen vielleicht Bemühen von Yad Vashem und Lochamei Hagetaot tragen sondern aus aktuellem Anlass die Befreiung des Konzentrati- ganz passend. Vor Beginn des ersten Zusammentreffens spüre zum Erfolg der Israel-Seminare bei. Und nicht zu vergessen der onslagers Ausschwitz–Birkenau vor 75 Jahren. Beim Arbeiten ich Vorfreude. Aber auch das Gefühl, bald in aufgetautem Mut und die Freude der Begleiter und Begleiterinnen, in unter- mit den Jugendlichen merke ich, wie sehr mich das Thema Ho- Eiswasser schwimmen gehen zu müssen. Die Namen der Teil- schiedlich temperiertem Wasser schwimmen zu gehen. locaust Education immer wieder berührt. Und wie leicht es mir nehmerInnen waren uns bereits vorher bekannt. Im Verlauf Last but not least ein herzliches Danke an das Team in Bregenz fällt, den Dreizehnjährigen diese Zeit näher zu bringen, ihre des Vorbereitungsseminars bekamen die Namen Gesichter. und vor allem an Martina Maschke für ihren unermüdlichen Fragen zu beantworten, ihrem Wissen über Antisemitismus, Ich hörte ihre unterschiedliche Art zu erzählen, staunte über Einsatz als Leiterin der Abteilung für internationale bilaterale Ausgrenzung und Ermordung von Jüdinnen und Juden, wel- ihre Offenheit, mit der sie ihre Erfahrungen zu ihrer Auseinan- Angelegenheiten im Bildungsministerium für diese Seminare. ches sie u.a. aus unterschiedlichsten Spielfilmen haben, eine dersetzung und Beschäftigung mit dem Holocaust mit Auf gute und erfolgreiche weitere 20 Jahre _erinnern.at_! historische Grundlage zu geben. anderen teilen. Die Temperatur des Wassers stieg. Die Über- Mazel tov! windung, ins Wasser zu steigen und schwimmen zu gehen, Wäre es so leicht und selbstverständlich für mich, wenn es war gelungen. Vollkommen aufgetaut. Der erste Abschied _erinnern.at_ in meinem Lehrerinnenleben nicht gegeben nach den zwei Tagen war herzlich und viele hatten das hätte? Und ich denke, so wie es mir in meinen Geschichtsstun- Gefühl, einander schon lange zu kennen. Man kann es bereits den oft geht, so geht es auch sicherlich vielen der Kolleginnen wagen einzutauchen. und Kollegen, die an den Fortbildungen, aber insbesondere den Seminaren in Israel, die _erinnern.at_ anbietet, teilgenommen Die Seminargruppen im August sind am ersten Seminartag haben. nicht in Yad Vashem, sondern in Israel unterwegs. Shabbat in Masada und als Abschluss des Tages: Wasser. Das Wasser des Seit dem Jahr 2000 organisiert _erinnern.at_ die Seminare in Toten Meeres. Die Temperatur des Toten Meeres ist klimatisch Israel. Vier Jahre später erfuhr ich durch die Ausschreibung bedingt höher als die des Körpers. Am ersten Tag des Seminars des niederösterreichischen Landesschulrates von der Möglich- Israel zu ERLEBEN, über die Schönheit des Landes zu staunen, Höhepunkte des Seminars sind für viele TeilnehmerInnen die Gespräche mit den aus keit der Teilnahme. Im folgenden Jahr nahm ich am zweijähri- ist ein guter Beginn für zwei intensive und fordernde Wochen. Österreich nach Israel geflüchteten ZeitzeugInnen in Tel Aviv und Jerusalem (© Erwin Vouk). gen Lehrgang „Pädagogik an Gedächtnisorten“ in Linz teil, der Israel zu sehen, ohne das Thema Holocaust als DAS Thema des auch das Israel-Seminar beinhaltet. Für die österreichischen Seminars zu erleben, ist gut und wichtig. Man lacht gemein- LehrerInnen dieser Seminargruppe, die in Israel unterschiedli- sam. Vertrauen wird aufgebaut. Ich denke, beides ist wichtig, che Lernorte besuchten, war der Zugang zur Geschichte in die- um sich die nächsten 14 Tage des Seminars sowohl mit der ei- sen Seminaren ein völlig neuer. Hier ging es nicht nur um die genen Geschichte als auch mit der Geschichte des jüdischen Anhäufung von Fakten, so wie es während meiner Studienzeit Volkes zu beschäftigen. an der Universität Wien üblich war, sondern um den Aspekt der persönlichen Auseinandersetzung. Die Frage, „Was hat der Heiß und brodelnd kann es allerdings auch manchmal wer- Holocaust mit mir zu tun?“, wurde zu einer Leitfrage in der den, wenn die Seminarteilnehmer hitzig debattierten. Aber Vermittlung der Geschichte des Holocaust als Pädagogin. das Erleben von Kontroverse und Meinungsverschiedenheit ist Die Zentralen Seminare von _erinnern.at_ wiederum finden manchmal wichtig, um das Wohltemperierte wieder schätzen jedes Jahr in einem anderen Bundesland zu unterschiedlichs- zu lernen. Der Abschluss des Seminars im darauffolgenden ten Themen statt. Nicht nur der Makrokosmos, sondern immer Oktober in der Nachbereitung in Salzburg lässt mich dann die auch der Mikrokosmos der Geschichte ist Teil der Tagungsin- ideale Wassertemperatur genießen. Der Abschied ist herzlich. halte. Eine Tatsache, die ich auch in meinen Geschichtsstun- Das Gefühl der Verbundenheit, das sich in einem Zeitraum den begonnen habe, mit einzubeziehen. von sechs Monaten aufgebaut hat, ist fühlbar. Wie ging mein Bundesland – Niederösterreich – in der Zeit Nach all den vielen Begegnungen in den letzten 10 Jahren des Nationalsozialismus mit den Jüdinnen und Juden um? kann ich die TeilnehmerInnen nicht mehr den einzelnen Semi- Was passierte in meiner Stadt – Krems – zu dieser Zeit? naren zuordnen. Ich habe aber noch immer Sätze von ihnen im Elisabeth Streibel bei einem der jährlich stattfindenden Treffen mit den Seit 2000 organisiert _erinnern.at_ Seminare für Lehrpersonen in Yad Vashem, mehr als Weiters gilt es, die Frage der Verantwortung der Gegenwart Ohr, ihr Lachen, ihre klugen und mutigen Beiträge am Ende der „Israeli -Austrians“ in Jerusalem. 800 PädagogInnen haben daran teilgenommen. mit den Jugendlichen zu erarbeiten. Vorträge oder in Workshops.

29 Wahrnehmungsperspektiven oder Wahrnehmungsverzerrungen? Zu den Ergebnissen des Österreichisch-israelischen Schulbuch- komitees Falk Pingel Der arabische Sektor weist Unterschiede vor allem in den Be- Letzteres kommt fast nur punktuell vor, als Teil einer übergrei- reichen Geschichte, Literatur und Kultur auf. Hier wird mehr fenden Geschichte oder eines größeren Raumes. Auch wenn Abstract Gewicht auf den muslimisch-arabischen Raum gelegt. Seit Jüdinnen und Juden sowie Israel/Palästina stets nur unter Dr. Falk Pingel war stellvertretender Direktor Perception perspectives or perceptual distortions? On the 2009 werden Bücher in diesen Lehrbereichen zum Teil von is- bestimmten Aspekten in den österreichischen Büchern auf- des „Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung“. Der Experte für results of the Austrian-Israeli Textbook Committee raelisch-arabischen AutorInnen geschrieben. Schulen des scheinen, so ist ihnen oft ein eigener Abschnitt oder Unterab- internationale Schulbuchvergleiche ist The Austrian-Israeli Textbook Committee, established in 2017, orthodoxen Sektors sind weitgehend frei, Fächerkanon und schnitt gewidmet und sind die Textstellen länger und Abbil- Sprecher des Wissenschaftlichen Beirates von _erinnern.at_. analysed and discussed history and geography books with re- Lerninhalte festzulegen, die stark von religiösen Bildungszie- dungen häufiger. gard to the presentation of the two countries from the end of len bestimmt sind. Hier wird die Besonderheit der jüdischen the 19th century to the most recent period. When comparing Geschichte gegenüber der allgemeinen Geschichte hervorge- Herausragende Befunde the two school systems, the division of the Israeli system into a hoben und ihr entsprechend mehr Raum eingeräumt. In letzter Dennoch zeigte sich schon in den ersten Analysen ein allge- Jewish state-sector, a Jewish religious sector and an Arab-Be- Zeit versucht das Bildungsministerium, über den orthodoxen meiner Befund, der israelische Kritik herausforderte: Jüdinnen duin sector, is striking. Austria appears selectively in books of Sektor eine gewisse Kontrolle zu erlangen. und Juden tauchen im Wesentlichen als „die Anderen“ und im all three sectors. The Austrian books have been examined with Zusammenhang mit Konflikten auf – kaum einmal werden regard to the State of Israel and its prehistory, and especially Eine Besonderheit des israelischen Geschichtslehrplanes ist es, gelungenes Zusammenleben von Jüdinnen/Juden und with regard to the depiction of Jews and Jewish history. The dass der chronologische Durchgang lange Zeit mit der Staats- Nichtjüdinnen/Nichtjuden und sowie die Zugehörigkeit zur results of the analysis were presented at a conference in Tel gründung endete; inzwischen ist er weiter fortgeschrieben jeweiligen Gesamtgesellschaft thematisiert. Aviv in November 2019. A presentation in is being und reicht in den jüdischen Schulen bis zum Ende des Krieges Den österreichischen TeilnehmerInnen fiel auf, dass die israeli- planned for May 2020. von 1973 (die staatlich-religiösen Schulen führen ihn bis Oslo schen Schulbücher den österreichischen Raum und das 1995 fort); er behandelt internationale Geschichte aber mehr Handeln von ÖsterreicherInnen in der Zeit des Nationalsozia- überblicksartig. Themen wie DP-Lager in Deutschland oder lismus praktisch nicht erwähnen – die Verfolgung von Den Zielen der österreichisch-israelischen Kulturabkommen Österreich, Wiedergutmachung und Gedenken oder Leugnung Jüdinnen und Juden wird im Wesentlichen als deutsche antijü- entsprechend, nahm 2017 ein österreichisch-israelisches Schul- des Holocaust in Europa kommen nicht vor. Ebenso wenig dische Politik dargestellt. Das erschien besonders frappierend, buchkomitee seine Arbeit auf. Es setzt sich auf israelischer werden gegenwärtig der israelisch-palästinensische Konflikt weil sich manche österreichische AutorInnen in den letzten Seite aus VertreterInnen des Bildungsministeriums (z.B. Fach- sowie die Friedensverhandlungen im Detail behandelt. „Civics“ Jahren bemüht haben, die breite Akzeptanz des NS-Regimes in Die österreichische und israelische Arbeitsgruppe bei ihrem Treffen in Tel Aviv im inspektorInnen), auf österreichischer Seite aus VertreterInnen ist kein durchgängiges Fach oder durchgängiger Teilaspekt Österreich und die Beteiligung von Österreichern an Massen- November 2018. von _erinnern.at_ sowie LehrerInnen und SchulbuchautorIn- eines Lehrplans. Es existiert ein Kurs mit dem Thema „demo- verbrechen auch in hohen Positionen hervorzuheben und nen zusammen. Seine Aufgabe ist es, nach einem gemeinsam kratisches Israel“, der gleich ist für alle Schulsektoren. nicht, wie in der Vergangenheit, zu übergehen. Die Stellungnahmen zu den Analysen von Jüdinnen/Juden erarbeiteten Raster Schulbücher für Geschichte/Politische Obwohl im Geschichts- und Geographieunterricht des arabi- und Israel in österreichischen Schulbüchern konzentrierten Bildung und Geographie in Hinsicht auf die gegenseitige schen Sektors ein Schwerpunkt auf dem Nahen Osten liegt, Überraschend war auch das positive Bild eines modernen sich auf die neuralgischen Punkte einer zu engen konflikt- Darstellung zu untersuchen sowie Empfehlungen für die Wei- wird der Konflikt mit Israel nicht im Detail dargestellt, obwohl Österreichs in Geographieschulbüchern. Wien wird als Stadt und problemorientieren Darstellung, die sich zudem seit der terentwicklung der Schulbücher vorzulegen. Jede Seite analy- seine Folgen – etwa auf der politischen Landkarte – deutlich mit hohem Lebensstandard angeführt; gemessen am Grad Gründung des Staates Israel auf den Nahostkonflikt zentrie- siert die eigenen Bücher; die Ergebnisse werden gemeinsam benannt werden. In der Darstellung des Ersten Weltkrieges einer globalen Modernisierung liege Österreich an vierter ren und Israel als multi-kulturelle Gesellschaft mit einem diskutiert und ausgewertet. Obwohl für die israelische Seite und seiner vorbereitenden Phase nimmt die Auseinanderset- Stelle. Auch Bilder von touristisch attraktiven Landschaften demokratisch-parlamentarisch verfassten System kaum zur das 20. Jahrhundert im Vordergrund des Interesses steht, zung mit dem Osmanischen Reich, den Balkankriegen sowie mögen bei jungen LeserInnen ein positives Image erzeugen. Kenntnis nehmen würde. TeilnehmerInnen zeigten sich einigte man sich darauf, in der Analyse bis zum Ende des 18. dem Berliner Kongress eine wichtige Rolle ein. In der Behand- Den israelischen AutorInnen fällt es schwer, die komplizierten, besorgt über die neutralisierende, manchmal mit den Paläs- Jahrhunderts, der Zeit der Josephinischen Reformen, zurückzu- lung kontroverser Themen, insbesondere, wenn sich hier sich zum Teil überlappenden politischen Strukturen der euro- tinenserInnen als Opfer sympathisierende Sprache mancher gehen, denn mit der schrittweisen Emanzipation der Jüdinnen Vergleiche oder gar Parallelen zum Antisemitismus anbieten, päischen politischen Landkarte korrekt darzustellen. österreichischer Schulbücher sowie die höchst selektive und und Juden begann die moderne Beziehungsgeschichte, die übt man allerdings Zurückhaltung. So wird der Völkermord an So werden das Kaiserreich Österreich, das Heilige Römische mitunter falsche Darstellung jüdischen Lebens in Israel, einerseits in Emanzipation und Assimilation, andererseits in den ArmenierInnen nicht angesprochen. Reich deutscher Nation und die Doppelmonarchie Österreich- die den Eindruck hervorrief, als würde jüdisches Leben Antisemitismus, Verfolgung und Auswanderung kulminierte. Ungarn oft nicht auseinandergehalten und ein unzureichen- besonders kritisch beurteilt. Wenn schon der Konflikt im Der Geographieunterricht ist in der Sekundarstufe thematisch des Bild europäischer Machtverhältnisse entworfen. Klarer Vordergrund stünde, dann sollten die AutorInnen die Sicht- Asymmetrien im Vergleich der Schul(buch)systeme angelegt, was einer der Gründe dafür ist, dass Österreich nur treten dagegen die Lebensverhältnisse jüdischer Gemeinden – weisen, Gefühle und politischen Optionen beider Seiten in Bereits die Gegenüberstellung der beiden Schulsysteme punktuell vorkommt und nicht als geographischer Raum insbesondere wird hier Prag behandelt – und die aufkeimende Rechnung stellen und bedenken, dass sie nicht über ein erregte im Komitee Aufmerksamkeit. Das israelische Schulwe- insgesamt. Es geht im Wesentlichen um Dynamiken der Welt- jüdische Nationalbewegung (Herzl) sowie der Antisemitismus historisches, d.h. vergangenes Ereignis berichten, sondern sen ist dreigeteilt: Fast die Hälfte der SchülerInnen besuchen entwicklung, die sowohl im lokalen, regionalen und globalen in der Darstellung hervor. die Lebensrealität, Gefühle und Erfahrungen von Zeitgenos- Schulen des staatlich-jüdischen Sektors mit Hebräisch als Maßstab behandelt werden. Eine Ausnahme bildet nur der sInnen berühren würden. Es wurde von österreichischer Unterrichtssprache; den nächst größeren Sektor bilden die Lehrplan für Klasse neun, der der Geographie Israels gewidmet Kritische Stimmen Seite eingewandt, dass dieser Eindruck vielleicht dadurch israelisch-arabischen Schulen mit gegenwärtig fast einem ist. Generell werden die hebräischen Geographiebücher für die Die Ergebnisse der Analysen wurden in einer ganztägigen Ver- erzeugt worden sei, dass die Kurzvorträge sich auf die proble- Viertel aller SchülerInnen; der Rest teilt sich auf in den staat- Sekundarstufe des arabischen Sektors ins Arabische übersetzt. anstaltung im November 2019 in Tel Aviv vorgetragen, an der matischen Teile der Darstellung konzentriert hätten, um lich-religiösen und den privaten orthodoxen Sektor. In der Der Vergleich verläuft auch in manch anderer Hinsicht asym- FachinspektorInnen aus ganz Israel teilnahmen. von daher die Empfehlungen zu begründen, und positive Bei- Vergangenheit war der arabische Sektor unterfinanziert; die metrisch. Jüdinnen und Juden und Israel spielen in den spiele zu kurz gekommen seien. Die schriftlich vorliegenden technischen Möglichkeiten sind für israelisch-arabische Auto- österreichischen Schulbüchern eine größere Rolle als Öster- Analysen seien sehr viel ausführlicher und ausgewogener. rInnen sichtlich bescheidener als für deren israelisch-jüdi- reich in den israelischen. Darauf wird in einer ähnlichen Veranstaltung wie in Tel schen KollegInnen. Aviv, die voraussichtlich in Wien folgen wird, zu achten sein.

31 Vermittlung von Nationalsozialismus und Holocaust in einer von Migration geprägten Gesellschaft

Victoria Kumar Während sich für SchülerInnen die Frage nach individueller Multiperspektivische, widersprüchliche und konfligierende und kollektiver Identität und ihrer Position zur österreichi- Narrative und Erinnerungen sind auch dem von _erinnern.at_ Abstract schen bzw. deutschen Vergangenheit und „Verantwortungsge- gemeinsam mit internationalen KooperationspartnerInnen Dr.in Victoria Kumar ist Historikerin und Teaching national socialism and Holocaust in a diverse meinschaft“ stellt („Was hat das mit mir zu tun?“), stehen konzipierten Unterrichtsmaterial „Fluchtpunkte. Bewegte wissenschaftliche Mitarbeiterin bei _erinnern.at_ . society LehrerInnen und außerschulische PädagogInnen in Schulen, Familiengeschichten zwischen Europa und Nahost“2 und den In the past few years, a widely hegemonic historiography is Gedenkstätten und anderen Bildungskontexten vor der Her- darin besprochenen Themen immanent. Flucht, Migration, challenged and questioned by different actors of a diverse ausforderung, nationalstaatliche Narrative und homogeni- Antisemitismus und Rassismus werden im Kontext der Ge- society, who share their manifold traditions, perspectives and sierte Erinnerungsperspektiven auszuweiten und jene von schichte des Nationalsozialismus und unter Berücksichtigung experiences. These developments are also reflected in class- zugewanderten Lernenden miteinzubeziehen. Dabei ist der Folgen historischer europäischer (Nahost-)Politik diskutiert. rooms. Teachers and educators as well as teaching and learning wesentlich, Erinnerungen nicht als miteinander in Konkur- „Fluchtpunkte“ stellt Lebensgeschichten mit Flucht- und Migra- materials should take intercultural perspectives into account renz stehend zu begreifen oder zu hierarchisieren. tionserfahrungen vor, die Verflechtungen der deutschen und and focus on “the migration society as a context instead of Die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust ist österreichischen Geschichte mit der Geschichte des arabisch- migrants as a target group". For almost two decades, _erinnern. als globale Geschichte mit globalen Auswirkungen zu vermit- jüdischen Nahen Ostens zeigen. Didaktisch erschlossen durch at_ has been developing multi-perspective teaching and learn- teln, die Erinnerung daran kann sich demzufolge ebenfalls sechs Lernmodule ermöglichen die Biografien die Diskussion ing materials with contemporary relevance – and will continue nicht an nationalstaatliche Grenzen halten. Angesichts der über strukturgeschichtliche und politische Prozesse, Identitäts- and strengthen this focus in the coming years. globalen Dimensionen von Weltkrieg und Holocaust ist es zu- bilder und unterschiedliche Narrative, wodurch „Wir-Die dem nicht unwahrscheinlich, dass migrierte Jugendliche Anderen“-Dichotomien aufgebrochen werden können. Europa einen familiären Bezug zu den verhandelten Themen haben. und der Nahe Osten werden nicht als separate, abgeschlossene Gegenwärtige gesellschaftliche und pädagogische Herausfor- Pädagogisch-didaktisch reflektierte schulische oder außer- Räume gedacht, nationale Selbstbilder durch transkulturelle derungen schulische Vermittlung von Nationalsozialismus und Perspektiven infrage gestellt. Historische und aktuelle Im deutschsprachigen pädagogischen Diskurs über die Thema- Holocaust sollte interkulturelle Perspektiven insofern berück- Ereignisse und unterschiedliche Opfergeschichten können tisierung und Vermittlung von Nationalsozialismus und Holo- sichtigen, als dass der Fokus auf der „‘Migrationsgesellschaft verglichen, ohne gleichgesetzt oder hierarchisiert zu werden. caust sind die Begriffe „Migrationsgesellschaft“ und „globali- als Kontext statt auf Migrant[Inn]en als Zielgruppe‘“ (Angela siertes Klassenzimmer“ in den letzten Jahren zentral Kühner) liegt. Als soziale Kondition betrifft „Migrationsgesell- Zukunftsweisende Projekte Axel Schacht stellt das Unterrichtsmaterial „Fluchtpunkte. Bewegte Lebensgeschichten geworden. Für beide ist längst eine Hybridität charakteristisch, schaft“ schließlich sämtliche Teilhabende, unabhängig von Was künftige Entwicklungen und Perspektiven in der Vermitt- zwischen Europa und Nahost“ am Zentralen Seminar 2019 vor. die imaginierte Bilder einer homogenen Gemeinschaft korri- ihrer Herkunft. Nicht-hegemoniale Wissensproduktion, lungsarbeit von Nationalsozialismus und Holocaust betrifft, giert. Zu den mannigfaltigen Folgen einer von Flucht und Heterogenität in der Vermittlerpraxis sowie eine stärkere sei auf ein innovatives Bildungsangebot in Kanada verwiesen, Migration geprägten Gesellschaft zählen sich verändernde Subjektorientierung können als zentrale Ziele der Geschichts- wo spezielle Workshops für NeuimmigrantInnen konzipiert Trotz innovativer und effektiver Bildungstools, die bereits zur nationale Gedächtnisdiskurse – wie die Erinnerung an die Ver- vermittlung in post-migrantischen Gesellschaften formuliert wurden, die den Spracherwerb und das Lernen über den Holo- Anwendung kommen, muss das Angebot an zielgruppenori- brechen des Nationalsozialismus, die ein zentraler Bestandteil werden. caust verknüpfen.3 In Kombination mit spezifischen Sprachlern- entierten, multiperspektivischen, mehrsprachigen und auch des österreichischen und europäischen Geschichtsbewusst- methoden helfen die von der IWitness-Plattform der USC Shoah in einfacher Sprache zugänglichen Unterrichtsmaterialien seins ist. Eine bislang mehrheitlich hegemoniale Geschichts- Multiperspektivische Lehr- und Lernmaterialien mit Gegen- Foundation4 stammenden Videointerviews die neue Sprache zu und -konzepten dennoch kontinuierlich erweitert werden. schreibung wird durch unterschiedliche AkteurInnen der wartsbezug erlernen, den Wortschatz aufzubauen, sowie gleichzeitig die Migrationsgesellschaft und deren vielfältige Erfahrungen, Effektive Bildungsangebote, die im Schulunterricht und an Geschichte des Holocaust zu vermitteln. Lernenden werden Perspektiven und Tradierungen herausgefordert, ergänzt und außerschulischen Lernorten eingesetzt werden, sollten in konkrete Beispiele von Personen gezeigt, die flüchten mussten, infrage gestellt. erster Linie niederschwellig zugänglich sein sowie an die in ein neues Land eingewandert sind und die notwendigen Aushandlungsprozesse über Geschichtsbilder und über gegen- Lebens- und Alltagswelten der Jugendlichen, ihren Erfahrun- Fähigkeiten erworben haben, um sich erfolgreich in die Aufnah- wärtige und künftige gesellschaftspolitische Entwicklungen gen, Interessen und Betroffenheiten anknüpfen. _erinnern.at_ megesellschaft zu integrieren. Auch wenn sich ihre eigene finden insbesondere auch im Klassenzimmer statt. Jugendli- entwickelt seit zwei Jahrzehnten mit interdisziplinären Exper- Flucht bzw. Migration nach Kanada erheblich von jener der che unterschiedlicher Herkunft, mit eigener Flucht- und tInnen-Teams Lehr- und Lernmaterialien, die unterschiedliche Holocaust-Überlebenden unterscheidet, bilden die eingesetzten Migrationserfahrung oder mit Flucht und Migration als Teil soziokulturelle Hintergründe und heterogene Erfahrungen ZeitzeugInnen-Interviews sowie die gemeinsamen Erfahrun- der Familiengeschichte, lernen gemeinsam über die NS-Zeit, der Zielgruppen nicht nur als Tatsache anerkennen, sondern gen der Einwanderung beim Aufbau eines neuen Lebens und besuchen Gedenkstätten, treffen ZeitzeugInnen. diese inhaltlich auch verhandeln und adressieren. So basiert sämtlichen damit verbundenen Schwierigkeiten und Herausfor- das Lernheft „Ein Mensch ist Mensch – Rassismus, Antisemitis- derungen ein pädagogisch sinnvolles Lernumfeld, so die mus und sonst noch was…“1 beispielsweise auf den persönli- Überlegung. chen Erlebnissen und Aussagen von österreichischen Jugendli- chen, die zum Teil eigene oder familiäre Migrationserfahrung haben.

1 http://www.erinnern.at/bundeslaender/oesterreich/lernmaterial-unterricht/ 2 https://www.fluchtpunkte.net/ antisemitismus 3 Carson Phillips: „The Limits of my Language are the Limits of my World“: Using Recorded Testimonies of Holocaust Survivors with English Language Learners. In: Werner Dreier/Angelika Laumer/Moritz Wein (Hg.): Interactions. Explorations of Good Practice in Educational Work with Video Testimonies of Victims of National Socialism (= Education with Testimonies, Vol.4), Berlin 2018, S. 252-265. 4 https://iwitness.usc.edu/SFI/ 33 „Auf einmal haben wir bemerkt ... die bringen die Leut‘ um. Das war ein unverstandenes Verständnis.“ – An Malyj Trostenez erinnern. Moritz Wein Neben den Erschießungen wurden ab Juni 1942 auch Gaswa- Alfred Seiler gen eingesetzt. Zwischen 100 und 120 Personen wurden aus „Meine Jugend war normal bis ins Jahr 1938“, erzählt Alfred Sei- Abstract den Deportationszügen ausgewählt, um am Gutshof der SS ler im Interview. Der „Anschluss“ und der November 1938, in Moritz Wein, MA ist stellvertretender Geschäfts- Alfred Seiler is one of only 27 Austrian survivors of the extermi- Zwangsarbeit zu leisten – wohl die einzige Möglichkeit, um zu dem das Kleidungsgeschäft des Vaters „arisiert“ wurde, sind führer von _erinnern.at_. Zu seinem Aufgabenbereich gehören Projekte und nation camp Malyj Trostenez south of Minsk. In 2007 he was überleben. Darunter waren auch Alfred Seiler und seine einschneidende Erlebnisse für ihn. Ein Fluchtversuch der Fa- Kommunikation. interviewed, the interview was now archived and for the first Familie, Seilers Vater wurde als Lagerältester eingesetzt. milie Seiler nach Palästina scheitert. time made available in full length to the public on weitererzae- hlen.at, a website by _erinnern.at_. It is the only known Über Malyj Trostenez erzählen? Seiler wird im April 1942 verhaftet und gemeinsam mit seiner interview with a survivor of Malyj Trostenez. In 2019 Malyj Lange war der Vernichtungsort Malyj Trostenez selbst unter Familie ins Sammellager Große Sperlgasse gebracht, von wo er Trostenez, which for a long time was only known to experts, Fachkundigen in Westeuropa wenig bekannt. Noch unbekann- Ende April 1942 über den Aspangbahnhof nach Minsk und finally became a part of the Austrian discourse on remem- ter waren und sind die Berichte der wenigen Überlebenden, schließlich auf den sogenannten Gutshof Malyj Trostenez de- brance. The debate on how to remember and teach about this angesichts ihrer geringen Zahl – zwischen 17 und 27 Depor- portiert wird. Er und seine Familie sind Teil einer Gruppe von extermination camp, where 10.000 Jews from Austria were tierte aus Österreich haben Malyj Trostenez überlebt – ist dies etwa 20 Personen, die selektiert werden, um am Gutshof murdered, is just at the beginning. Seiler’s story could be used nicht überraschend. Bekannt ist etwa ein unvollständig erhal- Zwangsarbeit zu leisten. Alfred Seiler erzählt, er dachte an- to learn about this camp. tener Bericht aus der Nachkriegszeit von Wolf Seiler, dem Vater fänglich, die anderen Deportierten würden an ähnlichen von Alfred Seiler. Höfen arbeiten müssen. Das „unverstandene Verständnis“ kam wenig später. „Auf einmal haben wir bemerkt ... die bringen die Leut‘ um. Die Perspektive der Verfolgten des Nationalsozialismus sicht- Das war ein unverstandenes Verständnis,“ sagt Alfred Seiler in bar zu machen, den Opfern Gehör zu verschaffen und ihre Der Gutshof Malyj Trostenez hatte unter anderem die Funk- die Kamera, noch immer – Jahrzehnte später – etwas verständ- Erzählungen zukünftigen Generationen und insbesondere tion, die SS zu versorgen. Alfred Seiler wird gezwungen, nislos und erschrocken. Das Interview mit Alfred Seiler wurde SchülerInnen zugänglich zu machen, ist _erinnern.at_ ein gro- im Sägewerk des Gutshofs zu arbeiten, sein Vater laut seiner im Frühling 2007 in West Palm Beach, Florida, USA aufgenom- ßes Anliegen. Dafür haben wir, mit finanzieller Unterstützung Erzählung in der Landwirtschaft, seine Mutter im Magazin. men. Er spricht über Malyj Trostenez, jenen Vernichtungsort des Bundeskanzleramts und des „Nationalfonds der Republik Nach den Aufzeichnungen des DÖW fungierte Alfred Seilers im Süden von Minsk, an dem mehr als 60.000 Menschen er- Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus“, die Online- Vater als „Lagerältester“, davon spricht Seiler im Interview mordet wurden, darunter etwa 10.000 als Jüdinnen und Juden ZeitzeugInnen-Interviewsammlung „weiter_erzählen“ nicht. Das Interview gibt wohl erstmals Einblick in den mörde- verfolgte ÖsterreicherInnen. Die Allermeisten wurden direkt entwickelt. „weiter_erzählen“ wurde im Jänner 2019 präsen- rischen Alltag des Vernichtungsortes. So hatte Seiler etwa nach ihrer Ankunft ermordet. Alfred Seiler ist einer von 27 tiert, derzeit sind rund 155 Video- und Audiointerviews mit Kenntnis der Gaswägen, die er manchmal reinigen musste, Menschen aus Österreich, die Malyj Trostenez überlebten. Verfolgten des Nationalsozialismus online, und fast jede sowie von den Massenerschießungen und Hinrichtungen am Woche wird ein neues Interview online gestellt. Ziel des frei SS-Gutshof. Er berichtet auch ausführlich über die Täter, ein SS- Malyj Trostenez zugänglichen Archives ist es, alle Video-Interviews mit Ver- Mann namens Rieder aus Kufstein blieb ihm besonders in Im Frühjahr 1942 wurden die Vernichtungsstätte und das Ar- folgten des Nationalsozialismus, die einen Bezug zu Österreich Erinnerung. beitslager Malyj Trostenez südlich von Minsk errichtet. Dem haben, auf einer Plattform für Schulen und die Öffentlichkeit ging eine monatelange Vorbereitung voraus: Das für die De- zugänglich zu machen. Alfred Seiler kann mit seiner Familie beim Verlassen der portation verantwortliche Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Wachmannschaften, durch das Vorrücken der sowjetischen plante, nachdem Hitler im September 1941 die Deportation von Im Sommer 2019 ist es uns gelungen, das einzig bekannte Vi- Befreier, 1944 fliehen. Sie lebt einige Tage im Wald versteckt, Jüdinnen und Juden aus den großen Städten des Reiches ange- deo-Interview mit einem Malyj-Trostenez-Überlebenden aus- weißrussische Landbewohner versorgen die Familie. Er und Der Wiener Alfred Sailer überlebte Malyj Trostenez, von ihm stammt das einzig ordnet hatte, zehntausende Jüdinnen und Juden ins Ghetto findig zu machen, zu archivieren, zu schneiden, zu verschlag- seine Familie reisen nach Moskau, in der Hoffnung, dass dort bekannte Interview mit einem Überlebenden. Minsk zu deportieren. Im März 1942 reisten Adolf Eichmann worten und schließlich der Öffentlichkeit zugänglich zu eine österreichische Exilregierung eine Vertretung habe, die und Heinrich Himmler nach Minsk, Ende März erklärte RSHA- machen. Das Interview mit dem 1926 geborenen Wiener Alfred ihnen helfen könne. Das Vorhaben missglückt, die Familie Chef Reinhard Heydrich, wie mit den Deportierten umzuge- Seiler wurde für einen Film von Andreas Gruber 2007 und wird schließlich in das sowjetische Arbeitslager Karaganda in hen sei; unmittelbar nach ihrer Ankunft sollten die Menschen 2008 in Florida, Minsk und Malyj Trostenez aufgenommen Kasachstan deportiert. Sie können erst Ende 1948 das Lager ermordet werden. Um dieses Verbrechen realisieren zu können, und erschien 2008 auszugsweise in einem 30-minütigen Doku- Richtung Österreich verlassen. Die Familie wandert schließ- wurde südlich von Minsk eine ehemalige Kolchose im Dorf mentarfilm. Mit der Unterstützung von Andreas Gruber und lich in die USA aus. Alfred Seiler stirbt 2007 wenige Wochen Malyj Trostenez vom Kommandeur des Sicherheitsdienstes der Österreichischen Mediathek konnten wir das Video digita- nach dem Interview in Florida. Weißruthenien übernommen. Im umgebenden Wald, der lisieren und in einer Länge von fast drei Stunden veröffentli- Blagowschtschina, wurde eine Lichtung als Exekutionsstätte chen. ausgewählt. Auch ein Bahnanschluss wurde eingerichtet. Am 11. Mai 1942 traf der erste Deportationszug in Malyj Troste- nez ein, es war ein Zug aus Wien mit etwa 1.000 Deportierten. Nach ihrer Ankunft wurden die Deportierten mit Lastkraftwä- gen in die Blagowschtschina gebracht und dort per Genick- schuss von SS-Männern ermordet. Es war der erste von neun Deportationszügen aus Wien.

35 Ghetto Minsk Im Zuge der Recherchen stieß Angelika Laumer, bei _er- innern.at_ für „weiter_erzählen“ verantwortlich, auf ein weiteres unveröffentlichtes Interview aus dem Archiv von Andreas Gruber: Franz Spitzer wurde 1925 in Brno, Tsche- chien, als jüdischer österreichischer Staatsbürger geboren. Seine Familie war sozialdemokratisch geprägt. Die Familie wurde in das Sonderghetto in Minsk, Belarus, verschleppt. Einzig bekanntes Interview Spitzer hatte von Malyj Trostenez, den Gaswägen und Alfred Seilers Zeugnis ist einzigartig. Es ist das einzig bekannte Ermordungsaktionen der SS Kenntnis, unter anderem, weil Video-Interview mit einem österreichischen Überlebenden im Ghetto Minsk das Hab und Gut der Ermordeten sortiert von Malyj Trostenez. Kann seine Erzählung dazu beitragen, wurde. Spitzer überlebte mehrere Konzentrationslager und dass der in Österreich und in Westeuropa noch immer groß- erlebte schließlich als einziger seiner Familie in Theresi- teils unbekannte Ort, an dem so viele aus Österreich depor- enstadt/Terezín die Befreiung. Spitzer sagte als Zeuge im tierte Menschen ermordet wurden, einen festen Platz in der Prozess gegen Georg Heuser aus. Heuser war während des Erinnerungskultur bekommt? Das ist die Aufgabe von Institu- Nationalsozialismus in leitender Position beim Komman- tionen wie _erinnern.at_. PädagogInnen sind hier gefragt, deur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes in die Geschichte, die in keinem österreichischen Schulbuch Minsk für die Ermordung zehntausender Menschen verant- vorkommt, zu vermitteln. Seilers Zeugnis eröffnet uns die wortlich gewesen und setzte seine berufliche Karriere im Möglichkeit, die Geschichte von Malyj Trostenez aus der Pers- Nachkriegsdeutschland bis zu seiner Verhaftung und dem pektive der Verfolgten zu hören und zu vermitteln, und nicht anschließenden Prozess fort. nur aus Tätigkeitsberichten der Täter, der SS und Bewachungs- mannschaft. Seiler richtet unseren Blick auch direkt auf die Täter, über die er viel zu berichten weiß: Österreicher waren an mehreren Stellen am Vernichtungsprozess in Malyj Trostenez beteiligt. So bewachten etwa Wiener Polizisten die Deporta- tion nach Belarus, wie ein Polizeibericht im Dokumentations- archiv des österreichischen Widerstandes belegt. Ein Gaswa- genfahrer von Malyj Trostenez, der Wiener Josef Wendl, wurde 1970 von einem Geschworenengericht am Landesgericht Wien, trotz Geständnisses, freigesprochen.

An Malyj Trostenez erinnern Maßgeblich zur Hochhaltung der Erinnerung an Malyj Troste- nez hat Waltraud Barton und der Verein „IM-MER“ beigetragen. Dieser engagierten zivilgesellschaftlichen Initiative ist es zu verdanken, dass Malyj Trostenez langsam einen Platz in der österreichischen Gedenkkultur bekommen hat. _erinnern.at_ hat sich seit 2016 darum bemüht, die vom „Staatlichen Mu- seum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges“ in Minsk sowie der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ in Berlin initiierte Wanderausstellung „Vernich- tungsort Malyj Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ nach Österreich zu bringen. Nach zwei Anläufen ist es 2019 gelun- gen, die Ausstellung im „Haus der Geschichte Österreich“ ge- meinsam mit dem „Wiener Wiesenthal Institut“ und dem DÖW zu zeigen. Im vergangenen Jahr wurde außerdem ein von der Republik Österreich finanziertes Denkmal in der Gedenk- anlage Malyj Trostenez errichtet. 2019 ist Malyj Trostenez somit gewissermaßen auf der Erinnerungslandkarte verzeich- net worden. Die Debatte darüber, wie eine Erinnerungskultur Seit 2016 hat sich _erinnern.at_ bemüht, die Ausstellung „Vernichtungsort Malyj an Malyj Trostenez aussehen könnte und wie die Geschichte Trostenez. Geschichte und Erinnerung“ nach Österreich zu bringen; 2019 wurde sie im „Haus der Geschichte Österreich“ in Wien gezeigt (© HdGÖ Guschelbauer). des Vernichtungsortes, seiner Opfer und Überlebenden vermit- telt werden kann, steht erst am Anfang.

Alfred Seilers Geschichte sollte Teil dieses Prozesses sein. Gegen Ende des Interviews sagt er: „Ich frag‘ mich oft: Warum ich? Warum nicht ein Teil dieser sechs Millionen, die die umgebracht haben? Bin ich auserkoren, die Geschichte zu 2019 wurde das Denkmal „Massiv der Namen“, entworfen vom Wiener Architekten Daniel Sanwald, in erzählen? Wahrscheinlich. Ist die Geschichte immer mit mir? Malyj Trostenez errichtet. (© Konstantin Kostjuchenko & Daniel Sanwald). Ja.“

37 Projekt- und Tätigkeitsbericht 2019 Stimme einer Teilnehmerin: „Die Organisationsform der Erzählcafés finde ich sehr gelungen und entspan- nend. Es ist super aufgebaut, dass zuerst ZeitzeugInnen-Seminar 2019 „Generationen im Gespräch“ war auch 2019 wieder das Motto erzählt wird und man dann noch Zeit des ZeitzeugInnen-Seminars, das von 7. bis 8. April 2019 in für Fragen hat. Leider lernt man dadurch Salzburg stattfand. Am Nachmittag des ersten Tages tausch- nicht alle ZeugInnen kennen. ten sich die LehrerInnen über ihre Ziele, Erfahrungen und Erwartungen im Zusammenhang mit ZeitzeugInnen-Gesprä- Ich finde es trotzdem sinnvoller, wenige chen an Schulen aus. Parallel dazu wurden die ZeitzeugInnen ‚Geschichten‘ besser und in entspannter von Werner Dreier zunächst im kleinen Rahmen begrüßt, und sie hatten die Gelegenheit, untereinander ins Gespräch zu Atmosphäre zu hören als alle nur ein kommen sowie ihre ModeratorInnen kennenzulernen. bisschen.“

Als Startschuss für den gemeinsamen Seminarteil folgte nach dem Abendessen die offizielle Begrüßung und Seminareröff- nung. Im Anschluss las Anna Goldenberg, die Enkelin der Zeit- zeugin Helga Feldner-Busztin, aus ihrem Buch: „Versteckte Jahre. Der Mann, der meinen Großvater rettete.“

Autorin Anna Goldenberg im Gespräch mit Gert Dressel. Erzählcafé mit Kurt Rosenkranz beim ZeitzeugInnen Seminar 2019. Auch noch im 107. Lebensjahr besuchte der Holocaust-Überlebende Marko Feingold Auch dieses Jahr durften wir „neue“ ZeitzeugInnen beim Seminar begrüßen. das ZeitzeugInnen-Seminar. Der engagierte Salzburger Zeitzeuge starb im Harry Merl, hier in der ersten Reihe, überlebte den Holocaust in Wien und war das erste September 2019. Mal am ZeitzeugInnen-Seminar zu Gast.

Der zweite Seminartag stand dann ganz im Zeichen der Erzählungen der ZeitzeugInnen. Dabei hat sich in den letzten Jahren das Format der „Erzählcafes“ sehr bewährt: Pro Tisch unterhalten sich ein Zeitzeuge/eine Zeitzeugin in einem zwei- stündigen, moderierten Austausch mit einer Gruppe von LehrerInnen. Das Sich-Einlassen auf einen Menschen und seine Geschichte und – gemäß Seminarmotto – das Gespräch LehrerInnen zwischen den Generationen stehen dabei im Vordergrund. 58 8 ModeratorInnen 12ZeitzeugInnen

39 Zentrales Seminar 2019 „Grenz/überschreitungen. Transnationale Perspektiven auf Ge- schichte und ihre Vermittlung“ lautete der Titel des Zentralen Seminars 2019 im steirischen Seggau. Die größte österreichi- sche Fortbildung für LehrerInnen und außerschulische Päda- gogInnen zu den Themen Holocaust, Nationalsozialismus, Prävention von Antisemitismus und Rassismus findet jährlich Unterrichtsmaterialien vorgestellt in einem anderen Bundesland und mit wechselnden Schwer- punkten statt. 23 Vom 28. bis 30. November 2019 befassten sich Wissenschafter- Innen und Lehrende im Schloss Seggau mit Grenzen, Grenzre- TeilnehmerInnen gionen und Grenzüberschreitungen. Kurz: Mit transnationaler Geschichtsvermittlung. Die Frage, wie Geschichte transnatio- 97 nal in einer von Migration geprägten Gesellschaft am besten zu vermitteln ist, stand im Zentrum der Tagung. Das vielfäl- tige Programm setzte sich aus Vorträgen, Workshops und Exkursionen zu lokalen Erinnerungsorten in der Region zu- sammen. Ein Seminartag widmete sich der Vorstellung von diversen Angeboten für Schulen und der Prävention von Extre- Die Zentralen Seminare beleuchten auch immer die regionale Ebene. In Vorträgen, mismus durch Bildung. Die Sprachwissenschafterin Constanze Workshops und Exkursionen werden lokale Erinnerungskulturen besprochen und Erinnerungsorte besucht. Im Bild die Gedenkstätte St. Anna am Aigen: 2019 errichtete Spieß stellte pädagogische Strategien im Umgang mit ein Bauer ein Denkmal für die im Februar und März 1945 in seinem Wald ermordeten sprachlicher Gewalt vor, am Podium analysierten der Politik- jüdischen Zwangsarbeiter (© Joachim Wiesner). wissenschafter Mathias Falter sowie Alisa Herzog von der steirischen Stelle für Extremismusprävention die Akzeptanz rechtsextremer Positionen in „der gesellschaftlichen Mitte“.

Martina Maschke betonte in ihrer Eröffnungsrede die internationale Dimension der Manfred Wirtitsch bedankte sich bei den TeilnehmerInnen für 20 Jahre Interesse an den Arbeit von _erinnern.at_. Fortbildungen von _erinnern.at_.

In zahlreichen Workshops wurden Unterrichtsmaterialien und Anregungen für den Unterricht diskutiert.

41 Stimmen der TeilnehmerInnen „Aufgrund der vielfältigen Bildungsange- ZeitzeugInnen sprachen Stunden und Minuten mit SchülerInnen 459 35 bote, Seminare, Vorlesungen, Workshops konnte ein umfassendes Bild von Israel ZeitzeugInnen-Programm Israel-Seminar 2019 Seit einigen Jahren unterstützt _erinnern.at_ das ZeitzeugIn- Seit 2000 nahmen mehr als 800 LehrerInnen und außerschuli- und dessen Vielfältigkeit gewonnen wer- nen-Programm des Bildungsministeriums administrativ und sche PädagogInnen an den zweiwöchigen Fortbildungs- den. Aus pädagogischer und didaktischer inhaltlich. Das Interesse seitens der Schulen, einen Zeitzeugen/ seminaren zum Thema Holocaust, Nationalsozialismus und Sicht wurden wertvolle Umsetzungs- eine Zeitzeugin einzuladen, ist sehr groß und glücklicherweise Erinnerungskulturen in Israel teil. _erinnern.at_ veranstaltet gibt es noch Verfolgte des Nationalsozialismus, die ZeitzeugInnen diese Seminare im Auftrag des BMBWF in Kooperation mit den möglichkeiten für den Einsatz in der Hei- SchülerInnen über ihre Erfahrungen berichten können. Pädagogischen Hochschulen Oberösterreich und Salzburg. matschule vorgestellt.“ Die LehrerInnen werden von _erinnern.at_ inhaltlich unter- 14 Die Seminare finden an der „International School for Holocaust stützt. So erhalten sie z.B. Vorschläge für eine Vor- und Studies“ in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Nachbereitungseinheit, die das ZeitzeugInnen-Gespräch um- Vashem statt und umfassen zusätzlich einen Seminarteil am „Inhaltlich und pädagogisch durften wir rahmen sollen. Außerdem werden die ZeitzeugInnen von „Center for Humanistic Education“ in der Gedenkstätte sehr viele neue Sichtweisen und Heran- einem oder einer jungen Studierenden an die Schule und nach SchülerInnen Lohamei HaGetaot, die in einem Kibbutz liegt, der von Überle- dem Gespräch wieder nach Hause begleitet. Bei Bedarf über- benden des Warschauer Ghettoaufstandes gegründet wurde. gehensweisen erfahren, auch die vielen nehmen die Begleitpersonen auch die Moderation der 7.698 unterschiedlichen Ansichten der Grup- Schulgespräche. 34. Israel-Seminar Juli 2019 penmitglieder waren besonders inspirie- Parallel zum noch laufenden ZeitzeugInnen-Programm Unter der Leitung von Adelheid Schreilechner und Axel Schacht arbeitet _erinnern.at_ derzeit an der Entwicklung neuer fand das 34. Israel-Seminar vom 6. bis 19. Juli 2019 statt. rend; wissenschaftlich sehr professionell Gesprächsformate. So beschäftigt sich im Jahr 2020 die An der Fortbildung nahmen 23 LehrerInnen teil, die in unter- aufgebaut.“ Arbeitsgruppe „Zukunft der Zeitzeugenschaft“ mit der Frage, Schulen schiedlichen Schultypen und Bundesländern tätig sind. ob und wie ZeitzeugInnen-Gespräche mit Angehörigen der Zu den Höhepunkten zählten neuerlich die Gespräche mit den 2. Generation, also den Kindern der Verfolgten, im schulischen 178 aus Österreich ins britische Mandatsgebiet Palästina, dem „Unfassbar persönliche Eindrücke und Setting gelingen können. Dazu werden bis Sommer 2020 späteren Israel, geflüchteten ZeitzeugInnen in Tel Aviv und sehr motivierte Zeitzeugen, die uns sehr Empfehlungen ausgearbeitet. Jerusalem. stark an ihren Geschichten teilnehmen ließen.“

Mehr als 80o TeilnehmerInnen seit 2000

Seit 2018 begleiten von _erinnern.at_ ausgebildete Studierende Gertraud Fletzberger ist eine jener 14 ZeitzeugInnen, die noch regelmäßig Schulen Mehr als 800 LehrerInnen aus Österreich haben seit 2000 die Gedenk - Workshop am „Center for Humanistic Education“ in Lohamei Hagetaot im ZeitzeugInnen wie Lucia Heilman an Schulen und wieder nach Hause und besuchen. Auf unserer Lernwebsite ueber-leben.at gibt es ein Video-Interview mit ihr stätte Yad Vashem in Jerusalem besucht. Rahmen des Israel-Seminars im Sommer 2019. moderieren die Gespräche gegebenfalls auch. und ein Lernmodul für Schulen zur Vorbereitung der Schulgespräche.

43 weiter_erzählen Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag stellte Bundesmi- nister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Prof. Dr. Heinz Faßmann, die Interviewplattform weiter_erzählen vor. Im Online-Interviewarchiv weiter_erzählen befinden sich derzeit 158 Video- und Audiointerviews mit Verfolgten des Nationalsozialismus, die einen Bezug zu Österreich haben. _erinnern.at_ macht in Kooperation mit FilmemacherInnen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und Institutionen viele Mehr als UserInnen dieser Quellen erstmals in voller Länge, offen und erschlossen im Internet, zugänglich. Viele dieser Berichte wären sonst nur 10.000 sehr schwer auffindbar oder würden verloren gehen. Die Interviews sind verschlagwortet, verschiedenen Themen Mehr als Stunden Video-Interviews und Orten zugeordnet und somit leicht abrufbar. Kontinuierlich kommen neue Videos hinzu. 220 Im Juni 2019 veranstaltete _erinnern.at_ einen ExpertInnen- Interviews mit Verfolgten des Nationalsozialismus online Workshop mit Fachleuten aus Bildung und Wissenschaft, um über die Weiterentwicklung der Online-Plattform und über 158 Bildungsangebote auf der Website zu diskutieren. Leo Luster 2011 in einem Interview mit Michael Pfeifenberger (© Michael Pfeifenberger und Astrid Heubrandtner).

Stimmen von SchülerInnen „Ich finde es gut, dass ZeitzeugInnen spre- chen. Oft ist es schwierig, jemanden in die Schule zu bekommen, aber so konnte jeder seine Geschichte erzählen.“

„Es ist eine gute Möglichkeit, die Ver- gangenheit realitätsnah und authentisch zu erzählen“.

SchülerInnen der Klasse 7 des BRG in der Au, Innsbruck, recherchierten im Geschichtsun- terricht auf weiter_erzählen zur Frage „Wie erinnern sich Verfolgte des National- Mehr als 10.000 UserInnen verwendeten weiter_erzählen 2019. sozialismus an ihre Befreiung?“

45 www.erinnern.at - Die zentrale Website für Holocaust Das Lernmaterial „Fluchtpunkte – Bewegte Lebensgeschich- Education in Österreich ten zwischen Europa und Nahost“ www.erinnern.at ist ein qualitätsvolles Informationsmedium Seit März 2019 steht das von _erinnern.at_ mit den Kooperati- zu historisch-politischer Bildung, zur Erinnerungskultur und onspartnerInnen PROSA - Projekt Schule für Alle!, dem Anne zu Gedenktagen und informiert über internationale, bundes- Frank Zentrum Berlin und Lohamei HaGetaot erstellte Lernma- weite und regionale Gedenk-, Lern- und Forschungsinitiativen. terial „Fluchtpunkte – Bewegte Lebensgeschichten zwischen Die Website stellt eine wachsende Zahl unterschiedlicher Europa und Nahost“ für den Einsatz im Unterricht online zur Lernressourcen zur Verfügung – alle Unterrichtsmaterialien Verfügung. von _erinnern.at_ können dort kostenlos heruntergeladen Es liegt somit das erste Lernmaterial von _erinnern.at_ vor, werden. 2019 hatte die Website 399.765 UserInnen. Die Social- durch das sich die Themen Holocaust, Flucht und Naher Osten Media-Seiten von _erinnern.at_ informieren täglich über die mit konkreten didaktischen Vorschlägen gemeinsam unter- Aktivitäten von _erinnern.at_ und vermitteln historisches richten lassen. Sechs Lernmodule stellen Lebensgeschichten Wissen an eine große Öffentlichkeit. Fast 30.000 Artikel fin- und relevanten historischen Kontext in einen didaktischen Zu- den sich auf der Plattform. www.erinnern.at wird 2020 ein sammenhang und ermöglichen eine Annäherung an Themen neues, zeitgemäßes Webdesign bekommen, zu Schulanfang mit großen gesellschaftlichen wie auch pädagogischen Her- 2020 soll die Website in neuem Licht erscheinen. ausforderungen. Ende März 2019 wurde dieses Lernmaterial im Rahmen der Präsentation „Nahostkonflikt im Klassenzimmer“ in Wien und Jüdinnen und Juden aus dem Irak bei ihrer Ankunft am Flughafen Lod/Lydda in Israel, in Berlin der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Auch bei 1951. UserInnen ersten Seminaren an Pädagogischen Hochschulen in fast allen Bundesländern und einem Workshop beim Zentralen Seminar 399.765 konnten LehrerInnen das Material kennenlernen.

Romasintigenocide.eu Die europäische Lernwebsite romasintigenocide.eu über den Genozid an den Roma und Sinti während des Zweiten Welt- krieges ist mittlerweile in elf Sprachen verfügbar. Sie ist auch in zwei Roma-Sprachen, Romungro und Kalderash, verfügbar. 2020 wird die Website um eine schwedische Version erweitert. Die Website konnte 2019 etwa 32.000 BesucherInnen verzeich- nen. Die Website und das verknüpfte Lernangebot wurden im internationalen Kontext vorgestellt: Im November 2019 im Museum der Roma-Kultur in Brno im Rahmen eines Yad Vashem Graduate Seminars sowie im Dezember auf einer Arbeitssitzung der Organisation für Sicherheit und Zusam- „Zur Orientierung des eigenen Handelns menarbeit in Europa (OSZE). als auch zur Beantwortung großer geschichtlicher Fragen trägt die Begeg- nung mit Menschen und den jeweiligen Lebenszusammenhängenviel bei. „Flucht- punkte“ nutzt die große Anziehungskraft romasintigenocide.eu hatte 2019 32.000 UserInnen – die Website ist in zwei Roma- Sprachen verfügbar, im Bild Kalderash. von Lebensgeschichten und ermöglicht eine ausgezeichnete Ausgangsbasis für historisches Lernen.“ Peter Gautschi, Geschichtsdidaktiker, PH Luzern

47 Digitale Erinnerungslandkarte „Stories that Move“ Mit dem 2019 gestarteten Projekt möchte _erinnern.at_ alle Er- Im Jahr 2010 traf sich in Berlin eine internationale Projekt- innerungsorte an die Verbrechen des Nationalsozialismus – gruppe unter Leitung des Anne Frank Hauses in Amsterdam, wie Gedenktafeln, Denkmäler und nicht-manifeste Orte der um über innovative Formen und Methoden zur Vermittlung Erinnerung – der Schule und der Öffentlichkeit in einer digita- von Rassismus und Antisemitismus zu diskutieren. Das war len Karte zugänglich machen. die Geburtsstunde der Lernplattform „Stories that Move“. _erinnern.at_ hat gemeinsam mit dem „Centrum für Jüdische Am Beginn des komplexen Projektes stand eine Workshop- Studien Graz“ und dem „Zentrum für Informationsmodellie- Woche in Berlin-Wannsee, zu der Jugendliche aus sieben euro- rung“ der Uni Graz 2019 das Projekt „Digitale Erinnerungsland- päischen Ländern geladen wurden, um ihre Meinungen und schaft. Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus I Ideen einzubringen. Viele Projektgruppen- und ExpertInnen- Dokumentieren und Vermitteln (DERLA)“ gestartet. treffen später wurde schließlich im Herbst 2017 die Online- Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer digitalen und geo- Toolbox www.storiesthatmove.org der Öffentlichkeit referenzierten Landkarte, die Erinnerungszeichen an die natio- vorgestellt. Diese interaktive und kostenlose Website bietet nalsozialistische Verfolgungspolitik in Österreich sichtbar und fünf Module, anhand derer sich junge Menschen mit den zugänglich macht sowie Hintergrundinformationen dazu lie- Auswirkungen von Hassrede, Ausgrenzung, Antisemitismus, fert. Rassismus und anderen Diskriminierungsformen auseinan- dersetzen können. Im Mittelpunkt des Lernmaterials stehen LehrerInnen und außerschulische PädagogInnen können die kurze Videos, in denen Jugendliche über ihren Erfahrungen Erinnerungslandkarte und das entsprechende Vermittlungs- Gedenkstätte am Niederwechsel (St. Lorenzen am Wechsel) für die bei den Kämpfen im berichten, darunter auch Video-Interviews mit Jugendlichen konzept im Unterricht verwenden und die Geschichte der April und Mai 1945 ums Leben gekommenen 32 sowjetischen Soldaten, errichtet 2007 aus Österreich. (© Georg Rigerl). Opfer des NS-Terrors anhand der Materialen vermitteln. Das historische Lernen soll nicht vorrangig im Klassenzimmer, 2018 erhielt „Stories that Move“ die renommierte „Comenius- sondern digital „vor Ort“ erfolgen, indem u.a. unterschiedliche EduMedia-Medaille“ für „exemplarische digitale Bildungsme- Routen bzw. Stadtrundgänge angeboten werden, wobei dien“. Seit 2018 bietet _erinnern.at_ Schulungen im Umgang einzelne Erinnerungsorte durch Vermittlungsimpulse zur mit „Stories that Move“ an; ein Team an LehrerInnen steht intensiven Auseinandersetzung anregen. dazu für schulinterne Fortbildungen zur Verfügung. 2019 fan- den mehrere PH-Seminare über den Einsatz von „Stories that Move“ statt.

PH-Seminare 2019 fanden in allen Bundesländern LehrerInnenfortbildun- gen in Kooperation mit _erinnern.at_ statt. Ein Schwerpunkt bildete dabei die Präsentation von Unterrichtsmaterialien. Die Lehrpersonen lernten, diese im Unterricht einzusetzen und geben in weiterer Folge wertvolles Feedback, das in die Weiterentwicklung von Materialien einfließt. Mehrere Seminare widmeten sich dem 2019 präsentierten Unterrichts- material „Fluchtpunkte – Bewegte Lebensgeschichten zwischen Europa und Nahost“. Es stellt sieben exemplarische Lebensgeschichten mit Flucht- und Migrationserfahrungen vor, welche die Verflechtungen der deutschen und österreichi- schen Geschichte mit der Geschichte des Nahen Ostens sichtbar und besprechbar machen. Mit digitalen Lernmaterialen über den Holocaust unterrichten beteiligte Institutionen aus sieben Ländern: Der Einsatz neuer digitaler Lernmaterialien bildete einen weiteren Schwerpunkt bei den PH-Seminaren. Wie LehrerIn- 7 der Niederlande, Deutschland, der Slowakei, Ungarn, nen auf eine moderne Art und Weise über den Holocaust Robert Obermair stellt in einem Workshop die Lernplattform IWitness vor. unterrichten können, wurde etwa anhand unserer Lern-App Polen, der Ukraine, Österreich „Fliehen vor dem Holocaust. Meine Begegnung mit Geflüchte- ten“ gezeigt. 49 Stimmen der TeilnehmerInnen „Einmal im Leben habe ich mich bei diesem Ausflug getraut und das war, Rundgang für Schulen in Wien – „Leben und Vertreibung der Rundgang „Letzte Orte vor der Deportation“ jüdischen Bevölkerung in Wien“ Die Ausstellung "Letzte Orte vor der Deportation. Kleine Sperl- dass ich etwas fragen konnte. Es war Sieben Jahre gibt es nun schon den pädagogischen Rundgang gasse, Castellezgasse, Malzgasse" thematisiert drei Adressen in spannend und wir dürfen auch unsere zu Leben und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in Wien. Wien-Leopoldstadt, die im kollektiven Gedächtnis praktisch Meinung sagen. Als wir herumgegan- Neben Schulen aus Wien und Umgebung wird das Angebot nicht präsent sind, die aber in der Topographie des Holocaust insbesondere von Schulen im Rahmen der Wien-Aktion in An- zentrale Orte sind. Von diesen Sammellagern aus wurde ein gen sind, hat mich das sehr interessiert. spruch genommen. Besonders hervorzuheben sind u. a. eine Großteil der mehr als 66.000 österreichischen Holocaust-Op- Danke für alles!“ Schulklasse aus dem Islamischen Gymnasium Wien, wie auch fer deportiert. Der Weg in die Vernichtung begann mitten in die Lehrlingsgruppen des jüdischen beruflichen Bildungszent- der Stadt. rums (JBBZ). _erinnern.at_ begleitet die Ausstellung nun schon seit 2016 mit „Ich fand die Führung sehr interessant, 2019 nahmen insgesamt 1.506 SchülerInnen und 136 Lehrende einem Vermittlungsprogramm. Auch am neuen Ausstellungs- auch weil ich nicht wusste, dass es sol- am Rundgang teil, davon 40 Schulklassen im Rahmen der standort, im Amtshaus Wien-Leopoldstadt, werden noch bis Wien-Aktion und 30 Klassen selbstorganisiert sowie fünf Ende Mai 2020 kostenlose Rundgänge für Schulklassen ange- che Sammellager gab. Ich fand, sie hat- Gruppen mit Studierenden der Pädagogischen Hochschulen boten. Der neue Ausstellungsort in der Leopoldstadt befindet ten auch alles sehr gut erklärt.“ und zwei Gruppen von VermittlerInnen. sich in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Sammellager. 2019 wurden in einer Klausur des VermittlerInnen-Teams Ein Rundgangsteil im Freien ermöglicht daher eine direkte ergänzende Inhalte und Materialien in den Rundgang räumliche Bezugnahme auf die zuvor behandelten eingebracht, um diesen weiterzuentwickeln und neue An- historischen Orte. 2019 haben 249 SchülerInnen bzw. 13 Schu- knüpfungspunkte zur Lebensrealität von SchülerInnen zu len den Rundgang besucht. schaffen. 70Schulklassen 1.506SchülerInnen Teilgenommene SchülerInnen 2019 249

Eine HTL aus der Steiermark besucht den Rundgang. SchülerInnen besuchen die Ausstellung im Amtshaus für den 2. Wiener Der Ausstellungsstandort befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Gemeindebezirk. ehemaligen Sammellagern, der Rundgang ermöglicht eine direkte räumliche Bezugnahme.

51 „Widerstand, Verfolgung und Desertion“ – Ein Rundgang in Österreichische Ausstellung in der Gedenkstätte Auschwitz- Bregenz Birkenau – Materialien für die Schule Seit Sommer 2018 bietet _erinnern.at_ im Auftrag der Vorarl- Im September 2019 beauftragte der Nationalfonds der Repub- berger Landeshauptstadt einen historischen Rundgang für lik Österreich die Sanierung von Block A-17 auf dem Gelände SchülerInnen und Erwachsene in Bregenz an. Ausgehend vom der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Für die neue Öster- Widerstands- und Desertionsmahnmal in der Bregenzer reich-Ausstellung, die Ende 2020 eröffnet werden soll, entwi- Innenstadt werden in inhaltlicher Verbindung mit weiteren ckelt _erinnern.at_ mit renommierten Gedenkstättenpädago- historischen Orten die Themen Nationalsozialismus und Holo- gInnen Unterrichtsmaterialien für Schulen zur Vor- und caust, Widerstand, Verfolgung und Desertion im Rahmen eines Nachbereitung von Ausstellungsbesuchen. 2019 haben dazu zweistündigen dialogischen Rundgangs vermittelt. mehrere Sitzungen stattgefunden und es wurden insgesamt _erinnern.at_ bildete ein Team von Vermittlungspersonen aus sieben Module für Schulen entwickelt. Die Materialien werden und erarbeitete mit ihnen gemeinsam den Rundgang. „Der in Schulen erprobt und werden LehrerInnen ab Ausstellungs- Rundgang ermöglicht Schülerinnen und Schülern in ihrem eröffnung zu Verfügung stehen. näheren Umfeld das Thema zu verorten, sodass persönlichere Zugänge zur Geschichte entstehen“, erklärt Ulrike Rinderer, Koordinatorin des Rundganges. Der Blick auf Orte der unmit- telbaren Umgebung ändere sich, so Rinderer: „Das zentral gelegene ehemalige Gestapo-Hauptquartier wird so auf ein- mal als Schauplatz von Ereignissen wie Folter und Verfolgung wahrgenommen.“ 423 TeilnehmerInnen nahmen 2019 am Rundgang teil. SchülerInnen beim Rundgang in Bregenz, hier vor dem Geburtshaus des NS-Opfers Karoline Redler.

Ehemaliger Ausstellungsbereich der österreichischen Gedenkstätte im Erdgeschoß von Block A-17, Auschwitz, im September 2019 (© Nationalfonds).

Rundgänge

24 Prävention von Antisemitismus durch Bildung _erinnern.at_ bietet zahlreiche Angebote in der primären Prä- TeilnehmerInnen vention von Antisemitismus („Holocaust-Education“) für den Unterricht an. Diese sollen SchülerInnen sensibilisieren, über 423 jüdische Geschichte sowie über die Geschichte und Gegenwart des Holocaust informieren. In diesem Zusammenhang wird auch historische Orientierungskompetenz vermittelt. Die sekundäre Prävention zielt darauf ab, pädagogische Ange- bote zu schaffen, wenn es im Unterricht oder im schulischen Umfeld zu antisemitischen Äußerungen gekommen ist. _erinnern.at_ startete 2019 eine neue Initiative, um konkrete Hilfestellungen für diese Situationen zu entwickeln sowie Stimmen von SchülerInnen bestehende Lernmaterialien und Empfehlungen für diese Herausforderungen zu adaptieren. „Es was sehr eindrücklich, dass Vieles in Die antisemitismuskritische Bildungsarbeit wird ein Schwer- Bregenz passiert ist.“ punkt der Arbeit von _erinnern.at_ im Jahr 2020 sein; im Frühjahr werden österreichische Lehrpersonen nach ihren Erfahrungen befragt, diese Rückmeldungen fließen in die Ent- „Es hat mir gut gefallen, wie man den wicklung von situationsbasierten Lernangeboten ein. Im Juni Bezug auf heute genommen hat, war 2020 werden die Ergebnisse vorgestellt. Wiener SchülerInnen lernen mit dem Lernmaterial „Fluchtpunkte“. sehr interessant.“

53 “We celebrated 20 years of our successful cooperation with the International School of Holocaust Education of Yad Vashem. In Internationales MR Mag.a Martina Maschke, Obfrau von _erinnern.at_ und Lei- _erinnern.at_ feiert das zwanzigjährige Bestehen des "Memo- terin der Abteilung Bilaterale internationale Angelegenheiten, moving speeches my dear friends, Director randum of Understanding on Cultural and Educational Coope- Bildung & Holocaust-Education, erhielt für ihr kontinuierliches General, Dorit Novak, and Director of in- ration" zwischen Österreich und Israel aus den Jahr 2000. Engagement für die Beziehungen zwischen Österreich und ternational relations and projects, Richelle Zu diesem Anlass besuchte im November 2019 eine Delegation Israel eine Ehrung von Yad Vashem. Die Ehrenmenorah von von _erinnern.at_ und dem BMBWF für eine zweitägige Yad Vashem wurde durch Dorit Novak, Generaldirektorin von Budd Caplan, referred to the beginnings Arbeitssitzung die israelische Holocaust Gedenkstätte Yad Yad Vashem, und Richelle Budd Caplan, Leiterin der internatio- of the mutual teacher training programs Vashem. Gemeinsam mit unseren KollegInnen von Yad nalen Projekte und Kooperationen, überreicht. Generaldirekto- Vashem tauschten wir uns über die gemeinsame Arbeit der rin Novak betonte in ihrer Rede, dass _erinnern.at_ zu den two decades ago. Since then _erinnern.at_ letzten 20 Jahre aus und diskutierten die Weiterentwicklung längsten und konstantesten internationalen Partnern von and Yad Vashem have trained 800 teach- bestehender Kooperationen, wie etwa der Israel-Seminare. Yad Vashem zählt. ers of Austrian schools at this learning site Zeitgenössische pädagogische Herausforderungen – die The- men Migration und Flucht sowie der aktuelle Antisemitismus – of paramount importance. These seminars waren ebenso Gegenstand des Austausches. are one of the fundaments of the Holo- caust Education Institute of the Austrian Ministry of Education. A big thank you to the great teams of _erinnern.at_ under the leadership of Werner Dreier and the desk of the German speaking countries of the school in Yad Vashem. High profes- sionalism, partnership, mutual trust and respect as well as deep friendships charac- terize this fantastic relation. It is an honour to be part of it!”– so MR Mag.a Martina Maschke in ihrer Dankesrede.

Die österreichische Delegation von _erinnern.at_ und dem BMBWF feiern mit den Kolleginnen aus Yad Vashem 20 Jahre erfolgreiche Kooperation in Jerusalem.

IHRA _erinnern.at_ ist Teil der österreichischen Delegation zur International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). 2019 hatte Luxemburg den Vorsitz. _erinnern.at_ war im vergangenen Jahr maßgeblich an der Entwicklung eines Papiers über die Reaktionsmög- lichkeiten von Erinnerungsinstitutionen angesichts des wachsenden Nationalismus und Extremismus, unter Berücksichtigung der Lehren aus dem Holocaust, beteiligt.

Werner Dreier und Martina Maschke mit Botschafter Thomas Michael Baier, Leiter der österreichischen Delegation bei der IHRA, beim Zentralen Seminar 2019 von _erinnern.at_.

55 Rethink – Austausch von „best practice“ auf EU-Ebene Ehrung von Dr. Christian Angerer Ausgehend von steigendem Antisemitismus und Rassismus in Christian Angerer, _erinnern.at_-Oberösterreich und Mitarbei- Europa sowie von den jüngsten Terrorattacken haben mehrere ter der Gedenkstätte Mauthausen, erhielt im November 2019 französische und belgische Institutionen das Projekt Erasmus im Rahmen des Gedenkstättenbesuches von Bundesministe- + Projekt „RETHINK“ (Remembrance Education for THINKing rin Rauskala und Bundeskanzlerin Bierlein eine Ehrungsur- critically) gestartet. Das Projekt wird geleitet von France Édu- kunde des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft cation International, einer Bildungs- und Forschungseinrich- und Forschung (BMBWF). „Für die Erinnerung an die Opfer des tung des Französischen Bildungsministeriums. Weitere Pro- Nationalsozialismus und des Holocaust sowie für Ihr hohes jektpartner sind etwa das Memorial de la Shoah (Frankreich), Engagement als Netzwerkkoordinator des BMBWF-Holocaust- Kazerne Dossin (Belgien), das Jewish Historical Institute Education Instituts _erinnern.at_, wie auch im Vermitt- (Polen) und Holocaust Education Trust Ireland. _erinnern.at_ lungsteam der Gedenkstätte Mauthausen“ sprach ihm die ist im Jänner 2019 in das Projekt eingestiegen. damalige Bildungsministerin „Dank und Aner- kennung“ aus. Ziel ist es, best practice im Bereich Holocaust Education, Prä- vention von Antisemitismus und Rassismus und Förderung von Toleranz europaweit zu verbreiten. Dazu wurden in einem ersten Schritt best practice Materialien identifiziert und im Frühjahr 2019 an Schulen in ganz Europa ausgetestet. Die best practice Materialien sollen in einer frei zugänglichen Online- Datenbank für PädagogInnen abrufbar werden. Außerdem entsteht ein Handbuch und ein E-Learning-Format mit acht Modulen für PädagogInnen; _erinnern.at_ entwickelte ein Modul zur pädagogischen Arbeit mit ZeitzeugInnen-Video-In- terviews.

„darüber sprechen“ – Eine Wanderausstellung für Schulen Die Ausstellung „darüber sprechen“ war 2019 an 31 Schulen in fünf Bundesländern zu sehen. „darüber sprechen“ basiert auf Interviews mit 14 ZeitzeugInnen und auf ExpertInnen-Texten. Jede Ausstellungstafel erzählt die Geschichte eines Menschen. Im Zentrum stehen jeweils ein Foto und ein knappes, prägnan- Bundesministerin Iris Rauskala, Christian Angerer, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und tes Zitat. Zusätzlich finden sich eine Kurzbiographie der Zeit- Barbara Glück bei der Ehrung. zeugin/des Zeitzeugen, historische Fotos und ein QR-Code, der – wenn er mit einem Smartphone fotografiert wird – zu einem Ausschnitt aus dem Videointerview führt. Jede Zeitzeugin und jeder Zeitzeuge steht für ein Thema, wie etwa Flucht. Dieses wird auf der Rückseite der Tafel aufgegriffen und regt dabei zu Denkanstößen für die Gegenwart an. Berichte aus den Bundesländern

_erinnern.at_ arbeitet als dezentrales Netzwerk, Schulen in je­dem Bundesland ist einE Netzwerk-Koordina- torIn An­sprechpartnerIn für Fragen, Projekte und 31 Fortbildungen im Bereich der historisch-politischen Bildung. Im Folgenden finden Sie die Tätigkeitsbe- richte der Netzwerk-KoordinatorInnen.

Die Ausstellung „darüber sprechen“ bildet eine ideale Ausgangsbasis zur Auseinander - setzung mit Holocaust und Nationalsozialismus in der Schule. Sie wird von SchülerInnen aller Schultypen gut aufgenommen und kann mit einem ZeitzeugInnen-Gespräch kombiniert werden. 57 _erinnern.at_ als Netzwerk

Online-Toolbox „Stories that Move“

Jugendsachbuchreihe

Wissenschaftlicher Beirat

Österreichisch-israelischer Schulbuchdialog

Lern-App „Fliehen for dem Holocaust“ IWitness - eine Kooperation mit dem USC Shoah Foundation Institute

Kernteam Netzwerke ZeitzeugInnen-Begleitteam Burgenland | Kärnten | Niederösterreich | Methodenhandbuch Oberösterreich | Salzburg | Steiermark | ZeitzeugInnen-Programm Tirol | Vorarlberg | wien

Israel-Team Internationale Kooperationen Vorstand Wien

Online-Archiv „weiter_erzählen“ Rundgang Teams in Bregenz, Innsbruck und Wien

Ausstellungsteam

Erasmus+ Projekt RETHINK (Remembrance Projekt „Fluchtpunkte“ Österreichische Ausstel- Education for THINKing critically) lung in der Gedenkstätte Auschwitz- Birkenau – Materialien für Schulen

Digitale Erinnerungslandkarte

59 Burgenland Kärnten | KoroŠka Ein Gedenkzeichen für die NS-Opfer in Ritzing #denk_ART NMS Bleiburg/Pliberk

Koordinator Koordinatorin Herbert Brettl Nadja Danglmaier

Ritzing, ein kleines, recht typisches Dorf im Mittel- Die Skulptur besteht aus einer Betonsäule, um die Die Neue Mittelschule Bleiburg/Pliberk widmete das burgenland, im Bezirk Oberpullendorf. sich 21 Betonscheiben reihen. Sie symbolisieren gesamte Schuljahr 2018/19 einer Auseinandersetzung Die Gedenk- und Erinnerungskultur in der Ge- die 21 in der NS-Zeit verschleppten und ermordeten mit Zeitgeschichte und politischer Bildung; alle meinde beschränkte sich, wie zumeist auch Menschen. Die eingeprägten Fußabdrücke stammen SchülerInnen der Schule waren in den Prozess einge- sonst wo, auf das örtliche Kriegerdenkmal. von ZeugInnen der Gegenwart, die mit ihren Fußab- bunden. Ein Umstand, der bei Christian Gmeiner, Koordina- drücken Verantwortung für einen abwesenden tor des Netzwerkes _erinnern.at_ Niederösterreich, Menschen übernehmen. Der wandernde Schatten Anlass des Schulprojekts war das Angebot des Künst- Unzufriedenheit auslöste. der Betonstele wird, so die Sonne scheint, die lers Manfred Bockelmann, einen Teil seiner Portraits An die ehemaligen Roma/Romnja im Ort, die einzelnen Scheiben der Reihe nach beschatten. von im Holocaust ermordeten Kindern an der Schule er aus Erzählungen seines Vaters, der aus Ritzing Eine Gedenktafel an der Säule listet die Namen der auszustellen. Die Ausstellungsbegleitungen wurden stammte, kennt, erinnerte nichts. Opfer auf. von SchülerInnen übernommen, ebenso das Begleit- programm der Filmvorführung „Zeichnen gegen das In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk _erinnern.at_ Im Burgenland gab es vor der Machtübernahme der Vergessen“ im Kulturhaus/kulturni dom Bleiburg/ Burgenland wurden Recherchen durchgeführt. Nationalsozialisten über 120 Romasiedlungen. Pliberk. Aufbauend darauf wurden im gesamten Diese ergaben, dass bis 1938 in Ritzing 18 Roma/ Erst in 16 Gemeinden gibt es ein Erinnerungszeichen Schuljahr Workshops und Exkursionen zur Zeitge- Romnja lebten. Zunächst am Ortsende, danach für die Angehörigen der Roma. In Ritzing wurde das schichte in Verbindung mit aktuellen gesellschaftspo- Das Schuljahresprojekt #denk_ART wurde am 2. Juli Runder Tisch am mussten sie in einem Graben außerhalb des Orts- erste Zeichen im Bezirk Oberpullendorf enthüllt. litischen Themen angeboten, teilweise verknüpft mit 2019 im Museum am Bach in Ruden im Rahmen ei- 12. November 2019 im Kulturhaus/kulturni dom gebietes ihre Hütten aufbauen. Am Rande der Am 19. Mai 2019 wurde das Gedenkzeichen, das „erste künstlerischen Auseinandersetzungen. Beispiels- ner demokratischen Round-Table-Veranstaltung fi- Bleiburg/Pliberk Gesellschaft lebten sie dort bis zum 30. April 1941. _erinnern.at_ Gedenkzeichen“, feierlich eingeweiht. weise erarbeiteten die SchülerInnen mit Alex Samyi nalisiert. Angelehnt an Manfred Bockelmanns Werk (© Madlin Peko). An diesem Tag wurden die meisten von ihnen vom Museum am Bach in Ruden und mit Raimund „Gegen das Vergessen“, hatten alle Gäste die Mög- verhaftet und anschließend ins benachbarte Lager Grilc „Landkarten der Demokratie“ und setzten sich lichkeit, sich in die Diskussion einzubringen und da- Lackenbach verschleppt. dabei mit Regierungsformen, Wahlen und Möglich- rüber nachzudenken, was ihnen persönlich erinne- keiten der politischen Teilhabe auseinander. rungswert ist. Der Abend umfasste zudem einen Danach verlieren sich die Spuren der Roma/Romnja. Weiters gestalteten sie Textpassagen und Bilder Bericht über das Schulprojekt sowie die Präsentation Niemand wird nach Ritzing zurückkehren. für eine Graphic Novel zur Verfolgung der Kärntner der Projektchronik, die den gesamten Projektverlauf Die Spuren der Roma/Romnja werden rasch ver- SlowenInnen im Nationalsozialismus. dokumentiert. wischt. Die Nachforschungen ergaben auch, dass drei Bewohner aus Ritzing Opfer der NS- Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts #denk_ART Dass die eigentliche Abschlussveranstaltung nicht Euthanasie wurden und in Hartheim bzw. am war die Auseinandersetzung mit der Biografie von das Ende des Schulprojekts sein würde, war am Spielgrund in Wien ermordet wurden. Edith Winkler, einem jüdischen Mädchen aus Wien, 2. Juli noch nicht bekannt. Die SchülerInnen hatten das im Nationalsozialismus mit seiner Mutter depor- per Brief mit der in Israel lebenden Nichte von Edith Christian Gmeiner beschloss, für die NS-Opfer tiert und ermordet wurde. Anhand dieser Lebensge- Winkler Kontakt aufgenommen und sie über das des Ortes ein Erinnerungs-Denkmal zu setzen. schichte, _erinnern.at_ hat ein Lernmaterial dazu ent- Schulprojekt informiert. Überraschenderweise bot Nach Gesprächen mit dem örtlichen Bürgermeister, wickelt, erarbeiteten die SchülerInnen der NMS diese einen Besuch in Bleiburg/Pliberk an. Rund um dem Amtsleiter und anderen konnte nicht nur Bleiburg/Pliberk verschiedene Formen von Mitver- diesen Besuch wurde das Schulprojekt im Herbst ein geeigneter Standort vor dem Friedhof gefunden, antwortung von TäterInnen und diskutierten die 2019 fortgesetzt. Die SchülerInnen empfingen Mira sondern auch die Gemeinde Ritzing als Partner unterschiedlichen Rollen von Menschen während des Harel-Hübner in ihrer Schule, führten sie auf jüdi- des Projektes gewonnen werden. Es wurden Nationalsozialismus. Aufgrund der intensiven Ausei- schen Spuren durch Klagenfurt und gestalteten eine Vermessungen, Erdbewegungen und Fundamentar- nandersetzung der SchülerInnen mit der Biografie weitere Abendveranstaltung, bei der wieder der beiten vorgenommen, um das Erinnerungszeichen von Edith Winkler entschied sich Manfred Bockel- Runde Tisch aus dem Museum am Bach in Ruden von Christian Gmeiner errichten zu können. mann, das Mädchen zu zeichnen. Das Portrait wid- zum Einsatz kam. Diesmal unter dem Motto „Fragen mete er der Schule. gegen das Vergessen“. 21 Betonscheiben symbolisieren die verschleppten Ritzinger Roma/Romnja.

61 Niederösterreich Vergessene Orte – vergessene Geschichte?

Koordinatoren Christian Gmeiner Gregor Kremser

Im Jahr 2000 stellte Christian Gmeiner Erinnerungs- Die Frage, wie vergessene Orte wieder präsent zeichen in Krems – Gneixendorf auf. Fragezeichen werden können, wurde dort aus unterschiedlichen markieren das Areal des ehemals größten Kriegs- Perspektiven beleuchtet. Netzwerkkoordinator gefangenenlagers auf österreichischem Boden Gregor Kremser durfte hier für _erinnern.at_ während des Zweiten Weltkriegs. Im STALAG XVII -Niederösterreich und die Stadt Krems mögliche B waren bis zu 60.000 Soldaten inhaftiert. Belgier, Zugänge erläutern. Franzosen, US-Amerikaner oder sowjetische Solda- ten. Letztere wurden besonders schlecht behandelt, Auch die 2019 in der Reihe „Themendossiers / histo- die Mortalitätsrate unter ihnen war enorm hoch. risch – politische bildung“ erschienene Publikation „Erinnerungskulturen“, die in Kooperation mit dem Heute ist das riesige Areal ein Flugplatz, daneben Netzwerk Niederösterreich erarbeitet wurde, befinden sich dort Straßen und Felder. Das Lager ist beschäftigt sich intensiv mit dem Gefangenenlager; somit Sinnbild für einen scheinbar vergessenen Ort Zielgruppe sind hier vor allem LehrerInnen. und gleichzeitig ein Beispiel für die unterschied- Vermehrt fragen auch Nachkommen ehemaliger lichen Zugänge, die die Arbeit und Herangehens- Gefangener nach dem Lager. Das _erinnern.at_ weise von _erinnern.at_ in den letzten 20 Jahren -Niederösterreich steht hier beratend zur Seite, ausmacht. Vor der Initiative von Christian Gmeiner für BesucherInnen werden auch immer wieder kannte kaum jemand das ehemalige Lager. Besichtigungen des Areals organisiert. Besonders In der heute etwa 30.000 EinwohnerInnen zäh- berührend war wohl der Besuch von Ivan Pavlov, Der von SchülerInnen erstellte Erinnerungsquader "Stalag XVII B Krems-Gneixendorf“. Hier zu sehen mit den SchülerInnen Xaver Heigl, lenden Stadt Krems war das Lager kein Begriff, Nachkomme ehemaliger Zwangsarbeiter in Krems, Helene Moser, Victoria Teuschl, Sebastian Siebenhandl und Christian Gmeiner von _erinnern.at_-Niederösterreich in den Räumlichkeiten der HLF Krems/Donau. der Ort war unsichtbar. der 2019 erstmals seine wirkliche Geburtsurkunde in Händen halten konnte. Pavlovs Vater, Lager- Verschiedene Aktionen haben das Lager immer insasse in Gneixendorf, hatte seine Mutter, eine wieder thematisiert und die scheinbar vergessene verschleppte Zwangsarbeiterin, in Krems ken- Geschichte zumindest teilweise zurückgeholt. nengelernt. Die beiden wurden nach dem Krieg Das Kunstprojekt von Netzwerkkoordinator getrennt und Ivan Pavlov nicht über seine Herkunft Christian Gmeiner steht für den Schwerpunkt des aufgeklärt. Erst vor kurzer Zeit wurde klar, dass er in _erinnern.at_ Netzwerks in Niederösterreich, einen Krems geboren wurde und nicht in der Ukraine. Konnex zwischen Zeitgeschichte, Vermittlungsar- Sein Schicksal steht stellvertretend für Viele und beit und Kunst zu finden. Dadurch eröffnen sich ist ein wichtiges und lebendiges Zeichen für den ungewöhnliche und überraschende Perspektiven. Sinn und die Relevanz der Netzwerkarbeit von Im Zuge einer Diplomarbeit an der HLF Krems _erinnern.at_. wurde das Lager vor allem in seiner sozialen Zu- sammensetzung untersucht. Darüber hinaus haben SchülerInnen mit Unterstützung des Netzwerks wichtige Informationen zum Lager, die sie recher- chiert haben, online gestellt. Dieses Mapping wurde gleichzeitig in Form einer analogen Stele fortgesetzt, die wiederum an mehreren Kremser Schulen gezeigt wurde. Das Projekt der SchülerInnen wurde schließlich auch auf der Tagung „Unsichtbare Lager in Niederösterreich“ präsentiert.

63 Oberösterreich Lehrgang „Pädagogik an Gedächtnisorten“

Koordinator Christian Angerer

Oberösterreich ist das Bundesland der NS-Gedenk- Mittlerweile hat der Lehrgang „Pädagogik an Ge- stätten. Sie erinnern in Mauthausen, Ebensee und dächtnisorten“ eine 15-jährige Geschichte. Als Bil- Hartheim an Tatorte nationalsozialistischer Mas- dungsangebot der Pädagogischen Hochschule OÖ in senverbrechen. Kooperation mit _erinnern.at_ hat er sich etabliert. Gezielte Information von _erinnern.at_ über dieses Für _erinnern.at_ war es daher von Anfang an ein Angebot und Mundpropaganda nach acht Turnus- Anliegen, Lernangebote an Gedenkorten zu schaffen. sen haben dem Lehrgang, der alle zwei Jahre statt- Werner Dreier (Geschäftsführung _erinnern.at_), findet, einen gewissen Bekanntheitsgrad verschafft. Hartmut Reese (Lern- und Gedenkort Schloss Hart- Für den neunten Turnus 2020/21 trafen etwa 100 heim) und Christian Angerer (_erinnern.at_-OÖ) Anmeldungen für 23 Plätze ein. loteten im Sommer 2003 in Gesprächen mit Bil- Vergeben werden die Plätze auf Basis eines Motiva- dungsverantwortlichen in Oberösterreich die tionsschreibens, in dem die InteressentInnen u.a. Möglichkeiten dazu aus. Vorhaben darlegen, gewonnene Erkenntnisse in Als besonders ergiebig erwies sich das Gespräch mit ihrem pädagogischen Tätigkeitsfeld nutzbar zu Josef Fragner, dem Direktor der damaligen Pädago- machen. Diese Übersetzung von Erfahrungen aus gischen Akademie des Bundes (heute Pädagogische dem Lehrgang in die praktische Bildungsarbeit Hochschule Oberösterreich). erwartet _erinnern.at_ gleichsam als Gegenleistung Um LehrerInnen beim Unterricht im Zusammen- für die Möglichkeit, das vom Bildungsministerium hang mit NS-Gedenkorten zu unterstützen, wurde finanzierte Israel-Seminar in Anspruch zu nehmen. Die Auftaktveranstaltung des Lehrgangs im März 2018. beschlossen, an der Pädagogischen Akademie Etwa 180 Personen aus allen Bundesländern nah- einen Lehrgang zur Weiterbildung einzurichten. men in den 15 Jahren am Lehrgang teil, etwa 60 Dreier, Reese und Angerer schrieben ein Curriculum Abschlussarbeiten entstanden in diesem Zeitraum. für diesen Lehrgang, der nach kurzer Diskussion den Sie beschäftigen sich mit grundsätzlichen pädagogi- Titel „Pädagogik an Gedächtnisorten“ erhielt: schen Fragen, mit bestimmten Zielgruppen oder mit Der Lehrgang sollte über die gekennzeichneten NS- konkreten didaktischen Handreichungen zur Bil- Gedenkorte hinausgehen, aber zugleich den Bezug dungsarbeit an Gedächtnisorten in ganz Österreich. zum NS-Gedenken nicht verlieren, was z.B. beim Eine Auswahl dieser oft hochkarätigen Arbeiten ist Begriff „Erinnerungsorte“ der Fall gewesen wäre. auf www.erinnern.at (Unterseite zum Lehrgang) Das – in den Grundzügen bis heute gültige – Curri- abrufbar. culum für den ursprünglich dreisemestrigen Lehr- gang sah vor, historische Kenntnisse zur NS-Zeit zu Der Lehrgang „Pädagogik an Gedächtnisorten“ hat Informationen zum Lehrgang „Pädagogik an Gedächtnisorten“: vermitteln, Theorien zu Gedächtnisorten zu disku- sich im Lauf seines Bestehens entwickelt: Aus drei http://www.erinnern.at/bundeslaender/oberoesterreich/lehrgang-padagogik-an-gedachtnisorten tieren und konkrete pädagogisch-didaktische An- Semestern wurden kompaktere zwei, für Menschen https://ph-ooe.at/lehrgang-anmeldung/lehrgaenge-201920/paed-an-gedaechtnisorte.html sätze, vor allem an den NS-Gedenkstätten in Oberös- in der außerschulischen Bildungsarbeit wurde ein terreich, zu erproben. Ein wesentlicher Bestandteil Platzkontingent geschaffen, eine Auftakt- sowie des Lehrgangs sollte das in den Sommerferien statt- eine Abschlussveranstaltung wurden hinzugefügt findende Israel-Seminar von _erinnern.at_ sein, das und die Wertigkeit des Lehrgangs wurde von 15 auf die TeilnehmerInnen mit israelischen Perspektiven 18 ECTS erhöht. Seit 2017 leitet, nach Christian Ange- zur Geschichtsvermittlung konfrontiert und rer, Irene Zauner-Leitner (Lern- und Gedenkort bereichert. Ausgeschrieben für LehrerInnen aller Schloss Hartheim) den Lehrgang, der wohl als eine Schulformen und Fächer in ganz Österreich, startete Erfolgsgeschichte bezeichnet werden darf. der Lehrgang im WS 2004/05 zum ersten Mal.

65 Salzburg Steiermark Gedenken, mahnen und erinnern in Salzburg Wie geht Widerstand?

Koordinator Koordinator Robert Obermair Gerald Lamprecht

Mit dem Jahr 2019 geht ein sehr intensives Jahr Ab März 2019 gingen tausende österreichische für das Salzburger Netzwerk zu Ende. Ein besonde- Schülerinnen und Schüler auf die Straße, um für res Augenmerk unserer Arbeit lag dabei auf der mehr Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit zu Vernetzung mit lokalen PartnerInnen: Bestehende demonstrieren. Sie schlossen sich der Protest- und Kooperationen wurden vertieft und Kontakte zu Widerstandsbewegung „Fridays for Future“ an, neuen MitstreiterInnen gefunden. So konnte um gegen die ihrer Meinung nach negativen beispielsweise mit dem Salzburg Museum ein ge- Auswirkungen der derzeitigen Wirtschafts- und meinsamer Stadtrundgang auf den Spuren der Umweltpolitik zu protestieren. Broschüre: „Wie geht Widerstand?“ lokalen NS-Geschichte für SchülerInnen etabliert werden. Parallel dazu tourte die Wanderausstel- Bereits seit dem Herbst 2018 setzten sich im Projekt lung „darüber sprechen“ durch Salzburg und „Wie geht Widerstand?“ steirische Schülerinnen Während der Zeit des Austrofaschismus und Natio- begeisterte sowohl LehrerInnen als auch Schüle- und Schüler gemeinsam mit Lehrenden mit Fragen nalsozialismus und darüber hinaus bis in die rInnen. Gemeinsam mit unseren Kooperations- widerständischen Verhaltens gegen Unrecht, Ge- Gegenwart hatten viele Menschen – Männer und partnerInnen konnte zudem ein sehr breites walt und Diktatur im 20. und 21. Jahrhundert ausei- Frauen, Alte und Junge – sich dieses Recht zu eigen Veranstaltungsangebot realisiert werden, um die nander. Dabei orientierten sie sich an der Definition gemacht und auf unterschiedliche Art und Weise Anliegen von _erinnern.at_ einem breiten Publi- von „Widerstand“ des deutschen Strafrechtslehrers Widerstand geleistet. Ihre Motivationen waren und kum auf unterschiedlichen Ebenen zugänglich Prof.in Margit Reiter bei ihrem Vortrag über „Die Ehemaligen“, der von _erinnern.at_ und Rechtsphilosophen Arthur Kaufmann, der fest- sind vielfältig und gründeten in ideologisch-poli- zu machen. In diesem Sinne wurden Buchpräsen- im November 2019 organisiert wurde. hielt, dass das Widerstandsrecht das humanitär tischen, sozialen, humanitären bis hin zu religiösen tationen, Vorträge, Filmabende, Workshops und oder religiös begründete höhere Recht und letzte Überzeugungen. In einem offenen Dialog von Gedenkveranstaltungen organisiert. Ihren Höhe- PolitikerInnen von ÖVP und FPÖ, Mitglieder des Ka- Mittel zur Auflehnung gegen äußerstes, anders WissenschafterInnen, ExpertInnen, Lernenden und punkt fanden diese Veranstaltungen in der meradschaftsbunds, Offiziere des Bundesheers und nicht zu bekämpfendes staatliches Unrecht sei. Wi- Lehrenden wurde im Projekt den Fragen nachge- Veranstaltungsreihe „Mythos „Saubere“ Wehr- auch Teile der Medien (allen voran die Kronen Zei- derstandsrecht ist, so Kaufmann, „zumindest nicht gangen, was denn Widerstand sein könne, welche macht? Verbrechen – Verdrängung – Aufarbei- tung) machten gemeinsam gegen die Ausstellung primär – das letzte Mittel gegen einen bereits völlig Handlungsspielräume der/die Einzelne in diktato- tung.“ mobil. Nicht zuletzt deshalb wurde die Ausstellung pervertierten Staat, seine erste Funktion ist viel- rischen ebenso wie demokratischen Systemen in Salzburg von mehr Menschen besucht als in ir- mehr, schon den Anfängen der Perversion zu weh- hatte/hat, welche Formen von Widerstand es gege- Mythos „Saubere“ Wehrmacht? gendeiner anderen österreichischen Stadt. Men- ren. Der beharrliche Widerstand gegen den beste- ben hat und gibt. Übergeordnetes Ziel war es dabei, Vor knapp zwanzig Jahren diskutierte ganz Salz- schen unterschiedlicher Generationen setzten sich henden Zustand ist notwendig, damit Recht und sich stets zu fragen, welche Lehren wir als moderne, burg über ein Thema: Die sogenannte Wehr- in diesem Rahmen – teilweise zum ersten Mal Rechtsstaat immer und immer wieder regeneriert demokratische Gesellschaft ebenso wie als Einzel- machtsausstellung, die in der Stadt gastierte. überhaupt – mit den Verbrechen der Wehrmacht werden, so daß es zu einer solchen Ausnahmesitua- personen aus dem Widerstand im letzten Jahrhun- Erstmals wurden mit dieser Ausstellung Verbre- und damit oftmals auch mit der eigenen düsteren tion gar nicht erst kommt, in der dem Unrecht dert ziehen können. Es ging und geht somit auch chen der Wehrmacht in der Zeit des Nationalsozia- Familiengeschichte auseinander. allenfalls noch mittels Gewalt begegnet werden darum, nach positiven Verhaltensformen von lismus öffentlich breit thematisiert. kann.“ „Widerstand ist eine Sache des Geistes, eine Einzelnen und Gruppen während der Zeit des Die Wanderausstellung hatte seit der Erstpräsenta- Mit der Veranstaltungsreihe „Mythos „Saubere“ staatsbürgerliche Haltung in vielfacher Schattie- Faschismus und Nationalsozialismus zu fragen und tion bereits in anderen Städten in Deutschland Wehrmacht? Verbrechen – Verdrängung – Aufarbei- rung: Mißtrauen gegenüber Mächtigen, Mut zu diese mit gegenwärtigen gesellschaftlichen und und Österreich für Polarisierung gesorgt. Vor allem tung“ griff _erinnern.at_ die Fragen, offener Kritik, Neinsagen zum Unrecht, auch und politischen Fragen zu verknüpfen. überlebende Kriegsteilnehmer fühlten sich von die mit der Wehrmachtsausstellung öffentlich im gerade wenn es von oben kommt oder die herr- der Ausstellung kollektiv angegriffen. In Salzburg größeren Rahmen diskutiert wurden, 20 Jahre schende Meinung ist, Weigerung, einem als ver- Das Ergebnis des Projektes war eine Ausstellung, spitzte sich die Situation besonders zu, da der da- später noch einmal auf und stellte sie im Lichte werflich erkannten Ziel zu dienen, Kundmachung die am 13. Mai 2019 im Landhaushof in Graz aus malige Salzburger Landeshauptmann Franz neuer Forschungsergebnisse zur Diskussion. widerrechtlicher geheimer Staatsaktionen – der Anlass des österreichischen Gedenktages gegen Schausberger zugleich in seiner Rolle als Landes- In gut besuchten Vorträgen, bei Filmabenden und Möglichkeiten sind Legion.“ Gewalt und Rassismus eröffnet wurde und für ei- politiker und als Historiker führend Position gegen einem Erzählcafé kamen ForscherInnen, AktivistIn- nige Wochen der Öffentlichkeit zugänglich war. die Ausstellung bezog. Schausberger war aber bei nen und ZeitzeugInnen zu Wort und ermöglichten Unter den BesucherInnen waren auch einige hun- weitem nicht allein: den interessierten ZuhörerInnen eine intensive Sujet der Veranstaltungsreihe dert Schülerinnen und Schüler. Auseinandersetzung mit der Thematik. 67 Tirol Vorarlberg Web-App: Novemberpogrom 1938 in Innsbruck: Zeitzeuge Herbert Traube in Vorarlberg Opfer und Schauplätze des Terrors

Koordinator Koordinator Johannes Spies Horst Schreiber

Mit der App „Pogrom erinnern“ lassen sich die Eigens aus dem Süden Frankreichs angereist, Innsbrucker Schauplätze des Novemberpogroms besuchte Herbert Traube im Oktober 2019 mehrere 1938 besuchen. In 24 Stationen, unterlegt mit Schulstandorte in Vorarlberg, um über seine Audio-, Bild- und Textdateien, vermittelt sie die Lebensgeschichte zu berichten. Zu Vorarlberg hat Geschichte der systematischen antisemitischen Herbert Traube eine besondere Beziehung. Gewaltaktionen. Die App haben _erinnern.at_ Tirol und die IKG Tirol Herbert Traube wurde am 15. Juli 1924 in Wien in und Vorarlberg entwickelt. Michael Guggenberger eine jüdische Familie geboren. Nach dem so ge- Stimmen zu den Schulbesuchen: durchforstete Archive und trug hunderte Berichte nannten „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche über Täter und von Opfern zusammen. So konnten Reich flüchtete er mit seiner Familie zuerst nach „Die Schülerinnen und Schüler waren sehr aufmerksam und die antisemitischen Mordanschläge, Überfälle und Belgien und von dort im Mai 1940 nach Frankreich, interessiert. Nach dem Vortrag gab es eine Stunde, in der sie Tatorte minutiös rekonstruiert und für die Nach- wo die Familie in Gefangenschaft geriet und er in Fragen stellen konnten – zu kurz, wie sich herausstellte. welt dokumentiert werden. mehreren Lagern interniert war. Herbert Traube Die Geschichtslehrer sind allesamt äußerst zufrieden und wurde auch im Widerstand aktiv. So schloss er sich empfanden den Besuch von Herrn Traube als über alle Maßen Zu den jeweiligen Stationen verdeutlichen Fotos der Widerstandsgruppe „American Friends Service sinnvoll, wertvoll und gewinnbringend.“ (Stephanie Dockal, aus Familienalben die grausame Verfolgungspoli- Committee“ an. Im August 1942 wurde er erneut Lehrerin an der Mittelschule Thüringen) tik. Zu jeder Station gibt es einen Podcast: Günter verhaftet und in das Lager von Milles verbracht. Lieder, Präsident der Kultusgemeinde, hat die Texte Schließlich gelang ihm die Flucht aus einem Trans- Christof Thöny, Lehrer am Bundesgymnasium Bludenz, auf Deutsch, Meriel Schindler, die Enkelin des in der port nach Rivesaltes, woraufhin er nach Marseille resümiert das Gespräch mit Herbert Traube als „eine sehr Pogromnacht überfallenen Hugo Schindler, auf zurückkehrte. Mithilfe der französischen Résistance beeindruckende Begegnung für die SchülerInnen“. Englisch eingesprochen. Die englischsprachige gelangte Traube zu gefälschten Papieren und trat Version der App ermöglicht es den Nachfahren unter einer neuen Identität der Fremdenlegion bei. „Es ist ein tolles Erlebnis, einem Zeitzeugen aus dieser Zeit zuzu- Innsbrucker Jüdinnen und Juden – viele von ihnen Als französischer Soldat befreite er Stuttgart und hören und im Anschluss die Fragen, die man hat, beantwortet zu leben in Großbritannien und Israel –, der Ge- schließlich auch Vorarlberg von der NS-Herrschaft. bekommen. Diese Erfahrung mochte ich in meinem Leben nicht schichte ihrer Familien nachzugehen. Die App mit der Stadtkarte von Innsbruck. Der Zweite Weltkrieg endete für ihn am Fuße des missen!“ (Patricia, Schülerin am Bundesgymnasium Bludenz) Arlbergs. Niko Hofinger, Pressesprecher der IGK Tirol & „Die Art, mit der Herr Traube seine Lebensgeschichte vorgetra- Vorarlberg, hat die App gestaltet. SchülerInnen Nach dem Krieg ließ sich Herbert Traube in Menton gen hat, berührte mich zutiefst. Zudem schätze ich seine öffnet sie eine Tür in die Geschichte ihrer Stadt: im Süden Frankreichs nieder, wo er unter anderem ausführliche Beantwortung der von uns gestellten Fragen, denn Viele Jugendliche gehen an den Tatorten des als Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreter dadurch bekamen wir die Chance, diese schreckliche Zeit aus Novemberpogroms vorbei. Bislang als ganz tätig war. Seine Autobiographie „De Vienne à Men- einer anderen Perspektive kennenzulernen.“ (Antonia, gewöhnlich erachtete Geschäfte und Wohnhäuser ton: itinéraire peu commun d'un Juif né autrichien“ Schülerin am Bundesgymnasium Bludenz) werden nun mit der App als ehemalige Schauplätze erschien 2016. des Novemberpogroms wahrgenommen. So können Christoph Koch, Lehrer an der Schule für Sozialbetreuungsbe- Jugendliche einen Bezug zur Geschichte des rufe in Bregenz, berichtet von einem „intensiven Moment der Holocaust in ihrer unmittelbaren Erfahrungswelt Begegnung“ und hebt besonders hervor: „Die Erzählungen, wie herstellen. Die App lässt sich auch im Sinne eines er mit viel ‚Chuzpe‘ und Intelligenz überlebt hat und seinen Weg „forschenden Lernens“ mit Schulkassen einsetzen. gegangen ist, die Schilderungen, wie er seine Geschichte und die Geschichte seiner Angehörigen verarbeitet hat, der Aufruf von Herrn Traube, sich aufkeimendem Rassismus und Ausgrenzung entgegenzustellen, die Energie und Lebenslust, die dieser alte Herr versprüht.“

69 Wien Kooperation _erinnern.at_ & Jüdisches Museum Wien: 71 gemeinsame Veranstaltungen

Koordinatoren Martin Krist Peter Larndorfer

Zusätzlich zu den Besuchen an Schulen hielt Her- Die regelmäßige Zusammenarbeit von _erinnern.at_ Außerdem fand ein Seminar für Jugendvertrauens- bert Traube einen Vortrag im Jüdischen Museum mit dem Jüdischen Museum Wien wurde auch 2019 rätInnen in Kooperation mit der Gewerkschaft vida Hohenems. _erinnern.at_ bedankt sich bei allen fortgesetzt. Seit mittlerweile zehn Jahren statt. Bei einer von der Magistratsdirektion Europa PartnerInnen, welche die Unterrichtsbesuche mög- besteht die Veranstaltungsreihe „Geschichte in und Internationales (Silvia Friedrich) organisierten lich gemacht haben. Der Besuch von Herbert Traube Geschichten. Möglichkeiten und Methoden“. Konferenz für PflichtschullehrerInnen zum Thema konnte mit Unterstützung des BMBWF und der Auf 71 gemeinsame Veranstaltungen kann dabei Antisemitismus konnten wir unsere Arbeit und Kulturabteilung des Landes Vorarlberg realisiert zurückgeblickt werden. Im Jahr 2019 kam es neben unsere Materialien präsentieren und neue Koopera- werden. den Präsentationen der jeweiligen Sonderausstel- tionsmöglichkeiten erschließen. lungen und ausgewählten Vermittlungsprogram- Erwähnenswert ist noch die Ausstrahlung der men des Jüdischen Museums auch zur Vorstellung ZIB 2-History-Sendung „1939 – Opfer, Täter und des neuen Unterrichtsmaterials von _erinnern.at_ die Erinnerung“ am 3. November 2019 im ORF, „Fluchtpunkte – Bewegte Lebensgeschichten in der ein Zeitzeuginnengespräch mit Gertraud zwischen Europa und Nahost“. Fletzberger an einer Wiener Schule und die damit verbundene Arbeit von _erinnern.at_ Thema war. An der PH Wien fanden Fortbildungsveranstal- tungen für LehrerInnen zu Themen wie Im ersten Halbjahr 2019 war die Ausstellung „darü- „Der NS-Terrorapparat in Wien“ oder „Verschwö- ber sprechen“ erneut für Wiener Schulen verfügbar rungstheorien und ihr antidemokratisches und wurde an neun Schulen gezeigt (sechs NMS, Potential“ sowie zum von _erinnern.at_ erarbei- eine BHS und zwei AHS). teten Unterrichtsmodul „Fluchtpunkte – Bewegte Lebensgeschichten zwischen Europa und Nahost“ Auch die von der Arbeitsgemeinschaft der NS- statt. Des Weiteren führte _erinnern.at_ Rundgänge Opferverbände und dem DÖW organisierten am Zentralfriedhof, zu Gedächtnisorten des Gedenkveranstaltungen an den sogenannten NS-Terrors sowie einen Rundgang zu „Dollfuß in „Anschluss“ fanden am 13. März im Foyer des Wien“ durch. Bei letzterem wurden die Ausschal- Amtshauses Floridsdorf, im ehemaligen Hinrich- tung des Parlaments und die Beseitigung der demo- tungsraum im Straflandesgericht (Weiheraum) kratischen Strukturen durch das Dollfuß-Regime und an der Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo und den Austrofaschismus erläutert. Die Stationen Wien in der Salztorgasse statt. Wie jedes Jahr des Rundgangs waren dabei etwa die Turmkapelle nahmen daran SchülerInnen und LehrerInnen aus in der Michaelerkirche („Dollfuß-Gedächtniska- dem Wiener Netzwerk von _erinnern.at_ teil. 2019 Herbert Traube im Gespräch mit SchülerInnen und LehrerInnen. pelle“), die Christkönigskirche („Seipel-Dollfuß- kamen sie aus dem GRG 21, Bertha von Suttner – Gedächtniskirche“) und das Grab von Dollfuß am Schulschiff, dem GRG 3, Radetzkystraße, und dem Hietzinger Friedhof. G19, Gymnasiumstraße.

71 Ausstellung „darüber sprechen“ an 31 Schulen 1.733 LehrerInnen durch Fortbildungen erreicht

LehrerInnen beim 57 ZeitzeugInnen-Seminar 2019

Am Rundgang „Leben und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in Wien“ haben 1.506 SchülerInnen aktiv teilgenommen

7.698Jugendliche durch ZeitzeugInnen-Gespräche erreicht 97 TeilnehmerInnen beim Zentralen Seminar 2019 Veranstaltungsübersicht

399.765 UserInnen haben unsere Website besucht

Mehr als 800 PädagogInnen nahmen seit 2000 an Israel-Seminaren von _erinnern.at_ teil 73 Seminare und Veranstaltungen 2019 Auflistung nach Bundesländern

Titel und Art Diverse Stadtspaziergänge zum Thema jüdische Geschichte von Wr. Neustadt und 150 Seminare, zum jüdischen Friedhof | Wiener Neustadt Veranstaltungen, Filmvorführung: „Redemption Blues“ mit anschließendem Podiumsgespräch mit 50 Ausstellungen, Werner Sulzgruber | Verein Dekarte Wiener Neustadt Projekte Teilnehmende Teilnehmende LehrerInnen 1555 Teilnehmende SchülerInnen StudentenInnen 5395 Teilnehmende allgemeinen der Öffentlichkeit 2437 Oberösterreich Ausstellung „darüber sprechen“ | BS Linz 9 5 150 Burgenland Ausstellung „darüber sprechen“ | BS Linz 5 5 150 Vortrag: Nationalsozialismus und Holocaust eine didaktische Annäherung 22 Ausstellung „darüber sprechen“ | BORG Linz 10 250 Vorstellung: Das Projekt _erinnern.at_ | PH Burgenland 11 Ausstellung „darüber sprechen“ | BS Linz 8 5 150 Vorstellung: „Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler“ | PH Studierende 15 Ausstellung „darüber sprechen“ | Khevenhüller Gymnasium Linz 7 200 Gedenkfeier: Denkmaleröffnung für die vergessenen NS-Opfer von Ritzing 150 Ausstellung „darüber sprechen“ | PH OÖ 5 300 Gedenkfeier: Denkmaleröffnung für die vergessenen NS-Opfer von Ritzing 25 20 10 Ausstellung „darüber sprechen“ | HAK 1 Wels 5 150 Kärnten Ausstellung „darüber sprechen“ | BRG Kirchdorf 7 200 PH Seminar: „Geschichtsnarrative im Grenzraum“ | zweitägig mit 15 Ausstellung „darüber sprechen“ | ABZ Hagenberg 5 150 Daniel Wutti | Bildungshaus Tainach Ausstellung „darüber sprechen“ | BRG Traun 7 250 PH Seminar: „Fliehen vor dem Holocaust“ | Klagenfurt 15 Ausstellung „darüber sprechen“ | HTL/HAK Perg 7 250 Novemberpogromgenken | Abendveranstaltung in der evangelischen Johanneskirche 10 20 50 2 Lehrveranstaltungen (1 Halbtag und 1 ganzer Tag) im Lehrgang „Pädagogik an Ge- 23 Gedenktag 5. Mai | Pädagogische Angebote für SchülerInnen bei den ehemaligen KZs 4 50 dächtnisorten“ | PH OÖ am Loibl Pass Seminar der PH OÖ an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen: „Gasmorde im KZ Maut- 30 „Erinnerungsgemeinschaften im Grenzraum“ | Projekt im Rahmen der Landesausstel- 15 150 hausen: Die Geschichte und ihre rechtsextreme Leugnung“ | Mauthausen lung 2020 CarinthiJA, gemeinsam mit Daniel Wutti von der PH Kärnten Seminar der PH OÖ: Nationalsozialismus in der 8. Schulstufe: didaktische Materia- 30 Zeitzeugenbesuch Elvira Itzhaky 4 50 lien zum Buch „Nationalsozialismus in OÖ“ | PH OÖ 25 Seminar und Exkursion: Historisch-politische Bildung für MitarbeiterInnen der Stadt Seminar der PH OÖ: „ZeitzeugInnen im Unterricht“ | PH OÖ 20 Klagenfurt Seminar der PH OÖ: „Stories that move“ | PH OÖ 15 Großes Treffen des OÖ Netzwerkes gegen Rassismus und Rechtsextremismus: Info- 250 Niederösterreich Markt mit Materialien von _erinnern.at_ | Wels Seminar: Zeitzeugengespräch an der KPH Wien Krems mit Stefan Horvath | Krems 16 Moderation eines Gesprächs der Bundeskanzlerin und der Bildungsministerin mit 2 20 Lesung „Am Seil“ mit Erich Hackl und Zeitzeuginnengespräch mit Lucia Heilmann | 10 110 50 einer Schulklasse an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen | Mauthausen Krems

Workshops im Zusammenhang mit dem Aktionstag Politische Bildung |museum- 2 18 Salzburg krems Vortrag: Gescheiterte Entnazifizierung | Anna96 Salzburg 5 10 20 PH Seminar: ZeitzeugInnenseminar | Baden 40 Buchpräsentation: „Eine Spurensuche - KZ-Außenlager in Salzburg und Oberösterreich 10 2 45 80 Unterrichtspraktikum für JunglehrerInnen für Geschichte und Politische Bildung, als Lernorte“ | Universität Salzburg Vorstellung von _erinnern.at_ | St. Pölten Vortrag: Vorarlberger Landesgeschichte in völkischer Tradition | Frei:raum Salzburg 5 15 ARGE Geschichte und Politische Bildung für humanberufliche Schulen | St. Pölten 25 Film: „Jenseits des Krieges“ von Ruth Beckermann | Shakespeare Salzburg 10 5 15 Fortbildungsseminar: Gedenkort Außenlager Melk | Melk 10 Filmabend (Salzburger) Filme über die Wehrmachtsausstellung | Solicafe 5 5 20 Exkursion: Ehemaliges Kriegsgefangenenlager Stalag 17B | Krems 2 15 Buchpräsentation und Gesprächsabend: "Eine Spurensuche – KZ-Außenlager in Salz- 5 20 Projektepräsentation der Diplomarbeit über das Stalag 17 B durch Schüler und 30 25 50 burg und Oberösterreich als Lernorte" | Stadtbücherei Hallein Schülerinnen der HLF Krems | Krems Vortrag „Wo die Zeit Urlaub macht. Antifaschistische Interventionen gegen Ge- 5 5 25 Projektpräsentation der Infostele zum Stalg 17 B durch die Schüler und Schülerinnen 3 15 15 schichtsrevisionismus und rechte Traditionspflege“ | Universität Salzburg der HLF Krems | Krems Vortrag: Deserteure der Wehrmacht: Zwischen „Verrat“ und Rehabilitierung | Univer- 5 20 Tagung „Vergessene Lager in Niederösterreich“, Projektpräsentation der HLF Krems in 5 5 50 sität Salzburg St. Pölten Vortrag „Mörder unterm Edelweiß“. NS-Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger und ihre 2 5 15 Zeitgeschichtliche Spaziergänge im Rahmen des Festivals Glatt&Verkehrt | Krems 90 Traditionspflege | Universität Salzburg Segway-Tour zur jüdischen Geschichte mit PädagogInnen des BG Babenbergerring | 15 Wiener Neustadt

75 Seminare und Veranstaltungen 2019 Auflistung nach Bundesländern

Erzählcafé „20 Jahre danach“ – MitarbeiterInnen der Salzburger Wehrmachtsausstel- 5 15 Vortrag Horst Schreiber: Arbeitserziehungslager Reichenau | Wohnheim Reichenau 3 5 25 lung erinnern sich | Universität Salzburg Zeitzeugengespräch Irmgard Bibermann, Horst Schreiber mit Abraham Gafni | 15 35 170 Buchvorstellung: „Die Ehemaligen“ | Universität Salzburg 15 10 80 Plenarsaal der Stadt Innsbruck Ausstellung „darüber sprechen“ | Landesberufsschule Wals LehrerInnenfortbildung Irmgard Bibermann: Fliehen vor dem Holocaust | 15 0 0 PHT Innsbruck Ausstellung „darüber sprechen“ | WRG Salzburg Buchpräsentation Horst Schreiber: Gedächtnislandschaft Tirol | Plenarsaal Stadt 5 15 55 Ausstellung „darüber sprechen“ | Musisches Gymnasium Salzburg Innsbruck Ausstellung „darüber sprechen“ | BRG Salzburg Horst Schreiber: Antifaschistischer Rundgang | Innsbruck 7 6 12 Ausstellung „darüber sprechen“ | SNMS Walserfeld Salzburg Präsentation der Web-App Novemberpogrom 1938 in Innsbruck: Opfer und Schau- 10 15 35 plätze des Terrors | Innsbruck Steiermark Rundgänge Jüdischer Friedhof und Stadtrundgänge Innsbruck 28 382 0 PH Fortbildung: Jugendsachbuch „Nationalsozialismus in der Steiermark“ – Didakti- 38 Zeitzeugengespräch mit Abraham Gafni | PHT Innsbruck 1 23 0 sche Überlegungen zum Geschichtsunterricht/Geschichte, Sozialkunde und Politische Zeitzeugengespräch Irmgard Bibermann mit Abraham Gafni | Abendgymnasium 6 91 0 Bildung Innsbruck PH Fortbildung: Gedächtnisraum Graz 20 PH Seminar: Migration und Flucht im 20. Jahrhundert - Fokus: Österreich und Steier- 20 Vorarlberg mark „Massenmord einst – wegschauen heute?“ Vortragsabend anlässlich des Internationa- 140 PH Seminar: Lernen mit Jugendbiographien 16 len Holocaust Gedenktages | Salomon-Sulzer-Saal Hohenems PH Seminar: Historisches Lernen mit Jugendbiographien 19 Präsentation Netzwerk _erinnern.at_ Vorarlberg, Workshop Unterrichtsmaterialien | 35 Ausstellungseröffnung „darüber sprechen“ | Stainach Irdning 8 80 10 ÖGB Feldkrich Zentrales Seminar: „Grenz/überschreitungen. Transnationale Perspektiven auf Ge- 97 Vortragsabend „Nationalsozialismus im Familiengedächtnis“ | Magazin 4 Bregenz 200 schichte und ihre Vermittlung“ | Schloss Seggau Vortrag: „Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich / Vorarlberg" | Kultur- 15 90 Ausstellung „darüber sprechen“ | BORG Köflach bühne AMBACH Götzis Ausstellung „darüber sprechen“ | BRG Kepler Graz PH Seminar: „Rechtsextremismus und Neonazismus als pädagogische Herausforde- 29 Ausstellung „darüber sprechen“ | Bafep Liezen rung“ | PH Feldkirch Ausstellung „darüber sprechen“ | BR/BRG Kirchengasse Graz Film und Diskussion: „Let's keep it“ | Spieldboden, Dornbirn 20 Ausstellung „darüber sprechen“ | PTS Graz Workshop für START-Vorarlberg: Jüdisches Hohenems / Gegenwartsbezüge | Jüdisches 14 Ausstellung „darüber sprechen“ | Wimmergymnasium Oberschützen (Bgld.) Museum Hohenems PH Fortbildung: „Haltung zeigen!“ – Extremismus, Autoritarismus und Demokra- 14 PH Seminar: „Stories That Move“ - Was tun bei Diskriminierung, Rassismus und Anti- 20 tiefeindlichkeit als Themen in der Politischen Bildung semitismus im Klassenzimmer? | BG Gallusstraße, Bregenz Aktionstag Politische Bildung in Vorarlberg: Workshop „Flucht einst und heute“ | 2 24 Tirol Jüdisches Museum Hohenems Vortrag Horst Schreiber: Tirol 1938 | Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 5 10 35 Aktionstag Politische Bildung in Vorarlberg: Rundgang Bregenz | Bregenz 1 15 LehrerInnenfortbildung Horst Schreiber: Kriegerdenkmäler und Gedenkzeichen für die 22 0 0 Vortrag: „Bei uns hieß es Litzmannstadt...“ (Jens-Jürgen Ventzki) | Theater am Sau- 7 120 Opfer des Nationalsozialismus | PHT Innsbruck markt Feldkirch Vortrag Horst Schreiber: Der Widerstand in Tirol | Landhaus Innsbruck 8 15 40 Buchpräsentation Anna Goldenberg: „Versteckte Jahre. Der Mann, der meinen Groß- 20 vater rettete“ | Theater am Saumarkt Feldkirch Buchpräsentation Horst Schreiber: Der Anschluss in den Bezirken Tirols (mit Martin 5 10 30 Kofler) | Stadtbücherei Lienz Lehrveranstaltung PH: Didaktik der Politischen Bildung, Vorstellung _erinnern.at_ Vor- 26 Buchpräsentation Gisela Hormayr: Studierende der Universität Innsbruck als Opfer 5 40 110 arlberg und exemplarische Präsentation von Unterrichtsmaterialien | PH Feldkirch des Nationalsozialismus | Universität Innsbruck Vortrag „Von Menton nach Vorarlberg“ – Zeitzeuge Herbert Traube | Jüdisches 10 23 35 Exkursion Vorarlberg zu Flucht, Vertreibung, Desertion, Jüdisches Museum Hohenems, 0 25 0 Museum Hohenems Vorarlbergmuseum Bregenz, Rundgang Dornbirn | Vorarlberg Schulbesuch von Zeitzeuge Herbert Traube | BG Bludenz 3 50 Buchpräsentation Claudia Rauchegger-Fischer: Lebensgeschichtliche Erzählungen von 7 15 70 Schulbesuch von Zeitzeuge Herbert Traube | Schule für Sozialbetreuungsberufe 2 15 Tiroler Frauen der Bund-Deutscher-Mädel-Generation | Stadtbibliothek Innsbruck Bregenz

77 Seminare und Veranstaltungen 2019 Auflistung nach Bundesländern

Schulbesuch von Zeitzeuge Herbert Traube | HAK Feldkirch 1 25 Fortbildungsseminar „NS-TäterInnen aus Wien. Mit kompetenzorientiertem Unter- 22 Schulbesuch von Zeitzeuge Herbert Traube | NMS Thüringen 2 50 richtsmaterial“ | PH Wien Workshop zur Themenfindung VWA | Gymnasium Riedenburg, Bregenz 45 Fortbildungsseminar „über_leben. Österreichische Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der 19 Workshop – Fortbildung für PädagogInnen: „Fluchort Hohenems – die Grenze zur 17 NS-Zeit erzählen“ | PH Graz Schweiz 1938–1945“ | Jüdisches Museum Hohenems Fortbildungsseminar „Jugend und Schule im Nationalsozialismus“ | PH Linz 20 Lehrveranstaltung FH Vorarlberg: Zur Geschichte der Gedächtniskultur in 32 Fortbildungsseminar „über_leben. Österreichische Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der 31 Vorarlberg | FH Vorarlberg, Dornbirn NS-Zeit erzählen“ | PH Baden PH Seminar: „Mit dem Handy über den Holocaust unterrichten“ | PH Feldkirch 15 Fortbildungsseminar „Verschwörungstheorien und ihr antidemokratisches 24 Workshops für Teilqualifikanten an der Berufsschule Dornbirn in Zusammenarbeit 13 Potential“ | PH Wien mit dem Büro für Berufsintegrationsprojekte | LBS Dornbirn Fortbildungsseminar „Haltung zeigen! – Rassismus, Antisemitismus und Demokra- 18 tiefeindlichkeit als Themen der Politischen Bildung“ | PH Steiermark Wien Fortbildungsseminar „Haltung zeigen! – Rassismus, Antisemitismus und Demokra- 18 Ausstellung „darüber sprechen“ | HLW 19, Strassergasse 12 200 tiefeindlichkeit als Themen der Politischen Bildung“ | PH Tirol Ausstellung „darüber sprechen“ | WMS/RgORg 23, Anton-Krieger Gasse 15 250 Fortbildungsworkshop für Morah | Jüdisches Institut für Erwachsenenbildung 35 Ausstellung „darüber sprechen“ | NMS Institut Neulandschulen, Ludwig von Höhnel- 5 100 Zeitzeugengespräch mit Gertraud Fletzberger - ORF-Aufnahme für die Sendung ZIB 1 22 Gasse 2-History „1939 - Opfer, Täter und die Erinnerung“ (Ausgestrahlt am 03.11.19) | G19 Ausstellung „darüber sprechen“ | Praxismittelschule des Bundes an der Pädagogischen 8 100 Fortbildungsworkshop für die Gewerkschaft Vida 23 Hochschule Wien, Grenzackerstraße Ausstellung „darüber sprechen“ | KMS St. Elisabeth, Obere Augartenstraße 4 100 Ausstellung „darüber sprechen“ | GRG II, Zirkusgasse 10 200 Ausstellung „darüber sprechen“ | NMS Aderklaaerstraße 5 120 Ausstellung „darüber sprechen“ | Lycée Francais de Vienne, Liechtensteingasse 7 150 Ausstellung „darüber sprechen“ | Berufsschule für Einzelhandel Wien, Amalienstraße 6 200 Veranstaltungsreihe „Geschichten in Geschichte“: Führung und Ausstellungsgespräch 10 6 „Auf Wiedersehen Wien – Das Auge Brasiliens. Kurt Klagsbrunn“ | Jüdisches Museum Wien Veranstaltungsreihe „Geschichten in Geschichte“: Präsentation „Fluchtpunkte - be- 6 4 wegte Lebensgeschichten zwischen Europa und Nahost“ | Jüdisches Museum Wien Veranstaltungsreihe „Geschichten in Geschichte“: Ausstellungspräsentation „Arik 10 20 Brauer. Alle meine Künste.“ | Jüdisches Museum Wien Veranstaltungsreihe „Geschichten in Geschichte“: Ausstellungspräsentation „Café As. 14 6 Das Überleben des Simon Wiesenthal“ | Jüdisches Museum Wien Veranstaltungsreihe „Geschichten in Geschichte“: „Wie geht Gedenken?“ | Jüdisches 5 4 Museum Wien Veranstaltungsreihe „Geschichten in Geschichte“: Ausstellungspräsentation „Der Ki- 10 15 mono hat keine Taschen“ | Jüdisches Museum Wien Fortbildungsseminar „Der NS-Terrorapparat in Wien. Mit kompetenzorientiertem Ma- 18 terial“ | PH Wien Fortbildungsseminar „Gedächtnisorte des NS-Terrors am Wiener Zentralfriedhof. Mit 21 kompetenzorientiertem Material“ | PH Wien Fortbildungsseminar „Fluchtpunkte - Bewegte Lebensgeschichten zwischen Europa 14 und Nahost“ | PH Wien Fortbildungsseminar „Gedächtnisorte des NS-Terrors am Wiener Zentralfriedhof. Mit 20 kompetenzorientiertem Material“ | PH Wien Fortbildungsseminar „Dollfuß in Wien. Ein Rundgang. Mit kompetenzorientiertem 26 Material“ | PH Wien

79 Seminare | Veranstaltungen | Projekte im Jahr 2019 Vom Netzwerk _erinnern.at_ als Kooperationspartner, bzw. NetzwerkkoordinatorIn initiiert, projektiert, begleitet, beraten…

Titel und Art Betreuung eines Diplomarbeitsprojekts von Schü- Christian Gmeiner und Gudrun Krems Seminare, Projektleiter/in, Veranstalter Ort lern und Schülerinnen der HLF Krems Schober, HLF Krems, kremskultur Veranstaltungen, (Träger) und VHS Krems Ausstellungen, Konstituierung eines HistorikerInnenbeirats für die Gregor Kremser, kremskultur Krems Projekte Stadt Krems Neugestaltung des Welterbezentrums Krems, Errich- Firma im-plan-tat Krems tung von Schautafeln zum Thema Erinnerungskul- Burgenland tur und zeitgenössische Kunst Zeitzeugengespräch Stefan Horvath PH Burgenland Eisenstadt Online-Präsentation: Lernmaterial zum Film „Die TOWN Wiener Neustadt, Filmar- Wr. Neustadt Stadt ohne Juden“ chiv Austria Führung: Europäischer Tag der jüdischen Kultur Burgenländische Forschungsge- Frauenkirchen sellschaft Präsentation des Historikerberichts über die Winzer Winzer Krems, Robert Streibel Krems Exkursion: Hartheim | Mauthausen PH Burgenland Hartheim/Mauthausen Krems und Enthüllung einer Gedenktafel Exkursion: Rechnitz | Stadtschlaining PH Burgenland Rechnitz/Stadtschlaining Setzung von Steinen der Erinnerung Institut für jüdische Geschichte, St. Pölten Stadt St. Pölten Vortrag: Nationalsozialismus und Holocaust – eine Bildungsdirektion Burgenland Eisenstadt Verein MERKwürdig Melk didaktische Annäherung | UP-Seminar 24 Stunden Konzert gegen das Vergessen Exkursion: Jüdisches Museum Bildungsdirektion Burgenland Eisenstadt Eröffnung des Museums für Zeitgeschichte Bad Er- Hacker Haus Bad Erlach Bad Erlach lach und seiner ersten Ausstellung „Mit ohne Juden“ Exkursion: Das Konzentrationslager Redl-Zipf Bildungsdirektion Burgenland Zipf TOWN Wiener Neustadt Wr. Neustadt 1943-1945 Verschiedene Vorträge zur jüdischen Geschichte in Kobersdorf und Wr. Neustadt Buchpräsentation „Eine versunkene Welt“ Hans Hagenhofer, Gert Dressel, Bad Erlach Kärnten Werner Sulzgruber Gedenkfeier beim ehemaligen KZ Loibl-Nord Mauthausen Komitee Kärnten Loibl Pass Buchpräsentationen: Heimatbuch von Bad Erlach, u.a. Werner Sulzgruber Bad Erlach Gedenkfeier beim „Denkmal der Namen“ Verein Erinnern Villach Denkmal der Namen | Villach einschließlich eines Kapitels zur jüdischen Ge- Novemberpogromgedenken in Villach Verein Erinnern Villach Evangelische Pfarrkirche Villach schichte Matinee zum Holocaust Gedenktag Stadt Klagenfurt, Beirat für Ge- Künstlerhaus Klagenfurt Buchpräsentation der Neuauflage des Sammelban- u.a. Werner Sulzgruber Wr. Neustadt denk- und Erinnerungskultur des über die „Stolpersteine“ von Wiener Neustadt Gedenken an die Opfer der NS-Justiz Memorial Kärnten/Koroska Klagenfurter Burghof und Landes- Follow the Codes – QR-Code-Touren durch Wiener TOWN Wiener Neustadt, Viertel- Wr. Neustadt gericht Neustadt zur jüdischen Geschichte festival, Werner Sulzgruber Podiumsdiskussion: zur performativen Stadtge- Verein Schau.Räume Villach International Club Gedenkspaziergang anlässlich der Befreiung des KZ Beiträge von Michael Rosecker, Wr. Neustadt schichte in Villach Auschwitz Anton Blaha und Werner Sulz- Podiumsdiskussion: Zeichnen gegen das Vergessen NMS Bleiburg Kulturhaus/kulturni dom | Blei- gruber burg/Pliberk NMS Bleiburg Kulturhaus/kulturni dom | Blei- Podiumsdiskussion: Fragen gegen das Vergessen Oberösterreich burg/Pliberk Durchführung von ca. 4200 pädagogischen Program- KZ-Gedenkstätte Mauthausen KZ-Gedenkstätte Mauthausen Memorial Kärnten/Koroska Friedhof Annabichl | Klagenfurt Gedenkfeier an die Opfer für ein freies Österreich men Wissenschaftliche Beratung von Jacob Maor zur Reisemagazin „The Jewish Trave- Klagenfurt Ausbildung für VermittlerInnen: Abschluss und Ur- KZ-Gedenkstätte Mauthausen KZ-Gedenkstätte Mauthausen Gestaltung von Reiseartikeln zu jüdischem Leben in ler“ kundenverleihung Kärnten UE „Holocaust-Education und Gedenkstättenpäda- PH OÖ PH OÖ Projektkonzeption „Erinnerungs-App“ PH Klagenfurt, Softwarefirma An- Klagenfurt gogik“ (2 SWSt.) in der LehrerInnenausbildung: Be- exia, Uni Klagenfurt schäftigung mit Lernmaterialien von _erinnern.at_ Workshop über Lernmaterialien zu Johann Gruber Plattform Johann Gruber PH der Diözese Linz Niederösterreich Beteiligung an der Planung des Dialogforums KZ-Gedenkstätte Mauthausen KZ-Gedenkstätte Mauthausen Kunstprojekt: Planung und Errichtung eines Erinne- Christian Gmeiner und Herbert Ritzing, Burgenland Workshop beim Dialogforum KZ-Gedenkstätte Mauthausen KZ-Gedenkstätte Mauthausen rungszeichens in Ritzing Brettl in Kooperation mit der Ge- meinde Ritzing, unterstützt von erinnern.at Führungen durch das Stalag 17B und Beantwortung _erinnern.at_ und Stadt Krems Krems von Anfragen von Nachkommen ehemaliger Häft- linge Unterstützung und aktive Beteiligung an der Ta- Edith Blaschitz und Christian Rabl St. Pölten gung „Unsichtbare Lager in Niederösterreich“

81 Seminare | Veranstaltungen | Projekte im Jahr 2019

Salzburg Buchpräsentation Horst Schreiber: Der „Anschluss“ Sozialdemokratische Freiheits- Lienz Lesung & Diskussion: „Schwedenreiter: Zwischen Friedensbüro Salzburg Salzburg in den Bezirken Tirols (mit Martin Kofler) kämpferInnen Erinnern und Verdrängen. Ein Roman zum Umgang Buchpräsentation Gisela Hormayr: Studierende der Österreichische HochschülerIn- Innsbruck mit der NS-Vergangenheit“ Universität Innsbruck als Opfer des Nationalsozia- nenschaft Seminar: „Erinnerungskultur und kollektive Krän- Friedensbüro Salzburg Salzburg lismus kungen“ Exkursion Vorarlberg zu Flucht, Vertreibung, Deser- Jüdisches Museum Hohenems, Bregenz, Hohenems, Dornbirn Vorarlbergmuseum Bregenz, _er- Vortrag: „Verfolgung von Frauen als „Asoziale“ in der ÖH Salzburg Salzburg tion innern.at_ Vorarlberg NS-Zeit“ Buchpräsentation Claudia Rauchegger-Fischer: Stadtbibliothek Innsbruck Innsbruck Gedenkstunde für Roma und Sinti Kulturverein österreichischer Salzburg Lebensgeschichtliche Erzählungen von Tiroler Roma Frauen der Bund-Deutscher-Mädel-Generation Gedenkveranstaltung Salzburger Bücherverbren- Initiative Freies Wort Salzburg nung 1938 : 2019 Vortrag Horst Schreiber: Arbeitserziehungslager Wohnheim Reichenau Innsbruck Reichenau Zeitzeuge Stefan Horvath: Mahner für Versöhnung ÖLI-UG Salzburg und Erinnern Zeitzeugengespräch mit Abraham Gafni Stadt Innsbruck, Land Tirol Innsbruck Gedenkfeier des KZ-Verband | VdA Salzburg am KZ-Verband | VdA Salzburg Salzburg LehrerInnenfortbildung Irmgard Bibermann: Flie- PH Tirol Innsbruck Kommunalfriedhof hen vor dem Holocaust GESCHICHTEN IM ERNST – Musiktheater Richard KZ-Verband | VdA Salzburg Salzburg Buchpräsentation Horst Schreiber: Gedächtnisland- Stadt Innsbruck, Land Tirol Innsbruck Zach schaft Tirol Gedenken an die Novemberpogrome 1938 Rudolf Steiner Schule Salzburg Salzburg Horst Schreiber: Antifaschistischer Rundgang Sozialdemokratische Freiheits- Innsbruck kämpferInnen Workshop: Jugend und Schule im Nationalsozialis- Salzburg Museum Salzburg mus Präsentation der Web-App „Novemberpogrom 1938 Israelitische Kultusgemeinde Innsbruck in Innsbruck: Opfer und Schauplätze des Terrors“ Tirol-Vorarlberg Steiermark Rundgänge Jüdischer Friedhof und Stadtrundgang Tiroler Kulturservice Innsbruck zu den Zeichen des Nationalsozialismus Gedenkveranstaltung Holocaust-Gedenktag 27.1. Landtag Steiermark Graz Zeitzeugengespräch Irmgard Bibermann mit Abra- PH Tirol Innsbruck Ausstellungseröffnung: „Wie geht Widerstand?“ Landtag Steiermark Graz ham Gafni Buchpräsentation: Ágnes Havas – „Mit meiner Zwil- Literaturhaus Graz, CJS, CLIO Graz Zeitzeugengespräch Irmgard Bibermann mit Abra- Abendgymnasium Innsbruck Innsbruck lingsschwester in Auschwitz“ ham Gafni Vortrag: „Das American Jewish Joint Committee Jüdische Gemeinde Graz, CJS Graz (JDC) in der britischen Zone Österreichs – Reetablie- rung jüdischen Lebens in Graz“ Vorarlberg Bildraum Bodensee Bregenz Feier zum Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus Zukunft braucht Erinnerung Gleisdorf Gespräch: „Zeichnen gegen das Vergessen“ in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus: Filmvorführung und Diskussion: „Back To The Fa- Metrokino, Jüdisches Museum Bregenz „Niemals Nummer. Immer Mensch“ therland“ Hohenems, Renner Institut Vor- Fachkonferenz: Extremismusprävention next: no to extremism Graz arlberg Dokumentarfilm: „Geraubte Kinder“ Johann-August-Malin-Gesell- Lustenau Lesung: „Alles, was jetzt folgte, war schon längst ge- CLIO, CJS Graz schaft, Kinothek Lustenau plant.“ Grazer Jüdinnen und Juden erinnern sich an den Novemberpogrom 1938 Vortrag: „Bei uns hieß es Litzmannstadt...“ Johann-August-Malin-Gesell- Bregenz schaft, ACUS – Arbeitsgruppe Christentum und Sozialdemokra- Tirol tie Einführung Horst Schreiber zur Buchpräsentation Buchhandlung Haymon Innsbruck Theaterwanderung: „Auf der Flucht“ Theatro Caprile Gargellen von Maria Prieler-Wolan über den Einsatz der Bäue- Vortrag: „Josef Hämmerle aus Lustenau – Buchhalter Johann-August-Malin-Gesell- Lustenau rin Maria Etzer für Fremde im NS des Todes im Ghetto Litzmannstadt“ schaft, Archiv Lustenau Vortrag Horst Schreiber: Der „Anschluss“ in Tirol 1938 Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck LehrerInnenfortbildung Horst Schreiber: Krieger- PH Tirol Innsbruck denkmäler und Gedenkzeichen für die Opfer des Nationalsozialismus Vortrag Horst Schreiber: Der Widerstand in Tirol Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck Innsbruck, Land Tirol

83 Seminare | Veranstaltungen | Projekte im Jahr 2019 Kontaktadressen in den Bundesländern

Ausstellung: „Carl Lutz und das legendäre Glashaus“ Verein zur Förderung des Jüdi- Bregenz schen Museums Hohenems, Ge- Burgenland Steiermark denkgruppe Bregenz, Pfarre Herz- Dr. Mag. Herbert Brettl Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald Lamprecht Jesu Bregenz, Filmforum Bregenz, Baron Waldbottsiedlung 4 Centrum für Jüdische Studien an der Karl-Franzens Johann-August-Malin-Gesell- A-7131 Halbturn Universität Graz schaft, Carl Lampert Forum, Ren- T +43 (0)699 10343226 Heinrichstraße 22 | III ner Institut, ÖGB-Bildungsreferat, [email protected] 8010 Graz Ökumenisches Bildungswerk Bre- T +43 (0)699 12156508 genz, Bund sozialdemokratischer [email protected] Akademiker, Pensionistenverband Vorarlberg, Arbeitsgemeinschaft Kärnten Christentum und Sozialdemo- Dr. Mag.a Nadja Danglmaier kratie, Grüne Bildungswerkstatt, 9062 Moosburg Tirol Evangelische Gemeinde Bregenz, T +43 (0)650 3242364 Univ.-Doz. Mag. Dr. Horst Schreiber Bund sozialdemokratischer Frei- [email protected] Andreas-Hofer-Straße 25 heitskämpfer 6020 Innsbruck Jüdisches Museum Hohenems Hohenems PH Seminar: „Ende der Zeitzeugenschaft?“ T +43 (0)512 251087 [email protected] Wien Niederösterreich MMag. Christian Gmeiner Gedenkkundgebungen zum Jahrestag der Annexion KZ-Opferverbände/DÖW Floridsdorf Am Spitz, Gedenkstätte Missongasse 47 Österreichs Salztorgasse und Gedenkraum Lan- desgericht 3500 Krems (Donau) Vorarlberg T +43 (0)664 59 333 07 Johannes Spies, BEd, Dipl.-Päd. Vortrag: Historische Einführung und Einordnung des GRG 3, Kundmanngasse GRG 3, Kundmanngasse T +43 (0)2732 75077 Haldengasse 39 Ausschlusses von jüdischen und von den Nationalso- [email protected] 6850 Dornbirn zialisten zu Jüdinnen/Juden gemachten SchülerInnen T +43 (0)664 306 11 10 Vortrag: Widerstand im nationalsozialistischen Veranstaltungsreihe: Wachsendes Haydn-Bibliothek Hainburg Mag. Gregor Kremser [email protected] Wien Erinnern - Wachsames Gedenken T +43 (0)650 601 98 15 Einführung zum Spielfilm: „Das letzte Mal“ Jüdisches Filmfestival Wien Votiv-Kino [email protected] Vorstellung: _erinnern.at_ bei der Präsentation des Verein Gedenkdienst Depot - Raum für Kunst und Diskus- Lernmaterials „Fluchtpunkte“ sion Wien Mag. Peter Larndorfer, BEd. Vorstellung: _erinnern.at_ bei der Buchpräsentation Haus der Geschichte Österreich, DÖW Oberösterreich BSGG Längenfeldgasse 13-15 „Letzte Orte vor der Deportation“ Österreichische Akademie der Wissenschaften/Institut für Dr. Christian Angerer [email protected] Kulturwissenschaften und Thea- Schubertstraße 18 tergeschichte, Institut für Zeitge- 4020 Linz Univ. Lekt. Mag. Martin Krist schichte der Universität Wien T +43 (0)664 4111675 G19, Gymnasiumstraße 83 [email protected] 1190 Wien Podiumsdiskussion: „Perspektiven der historischen AK-Wien, Institut für Gewerk- Arbeiterkammer Wien T +43 (0)650 9125321 Erinnerungs- und Vermittlungsarbeit“ schafts- und AK Geschichte [email protected] Podiumsgespräch: „Lernen aus der Geschichte“ Evangelische Pfarrgemeinde Sim- Evangelische Kirche Simmering mering Salzburg Vortrag: „Pädagogische Ansätze von _erinnern.at_“ ICTHE Conference Vienna, Univer- K+K Hotel Maria Theresia Mag. Robert Obermair sität Klagenfurt 5020 Salzburg [email protected] Vortrag: „Pädagogische Ansätze von _erinnern.at_“ Magistratsdirektion der Stadt Bildungsdirektion Wien Wien Gruppe Europa und Interna- tionales

85 Das Team

Netzwerk-Team Vorstand Mag. Dr. Christian Angerer (Oberösterreich) MRin Mag.a Martina Maschke (BMBWF, Abteilung Protokoll, Mag. Dr. Herbert Brettl (Burgenland) Internationale bilaterale Angelegenheiten und Mag.a Dr.in Nadja Danglmaier (Kärnten) Holocaust Education – international) MMag. Christian Gmeiner (Niederösterreich) MR Mag. Manfred Wirtitsch (BMBWF, Abteilung Unter- Mag. Gregor Kremser (Niederösterreich) richtsprinzipien und überfachliche Kompetenzen) Univ. Lek. Mag. Martin Krist (Wien) DDr.in Barbara Glück (Mauthausen Memorial / KZ Gedenk- Univ. Prof. Dr. Mag. Gerald Lamprecht (Steiermark) stätte Mauthausen) Mag. Peter Larndorfer BEd (Wien) Mag. Dr. Werner Dreier (Geschäftsführer) Mag. Robert Obermair (Salzburg) Univ. Doz. Mag. Dr. Horst Schreiber (Tirol) Wissenschaftlicher Beirat Johannes Spies, BEd, Dipl. Päd. (Vorarlberg) Univ.-Doz. Dr.in Mag.a Brigitte Bailer-Galanda (Historikerin, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Begleitteam Israel-Seminare Wien) Mag.a Dr.in Irmgard Bibermann Prof. Dr. Peter Gautschi (Professor für Geschichtsdidaktik, PH Mag. Dr. Wolfgang Gasser Luzern, Luzern) Mag.a Elisabeth Kasper Univ.-Prof. Dr. Thomas Hellmuth (Professor für Didaktik der Mag. Axel Schacht, MA Geschichte, Universität Wien, Wien) Mag.a Adelheid Schreilechner (Lehrgangsleitung) Dr.in Eleonore Lappin-Eppel (Historikerin, Österreichische Mag.a Elisabeth Streibel Akademie der Wissenschaften, Wien) Mag.a Irene Zauner-Leitner (Lehrgangsleitung) Univ. Prof. Dr. Anton Pelinka (Politologe, Wien – Budapest) Univ. Prof. Dr. Bertrand Perz (Historiker, Universität Wien) Rundgang Bregenz Dr. Falk Pingel (Historiker, Georg-Eckert-Institut für internati- Ulrike Rinderer, BA MA onale Schulbuchforschung, Braunschweig) Univ. Doz.in Mag.a Dr.in Heidemarie Uhl (Historikerin, Rundgänge Wien Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien) Maria-Theresia Moritz

Rundgänge Innsbruck Träger Univ. Doz. Mag. Dr. Horst Schreiber Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung Selina Mittermeier (BMBWF)

Rundgang „Letzte Orte vor der Deportation“ Samuel Kammermeier Sarah von Holt

Projekte Mag.a Angelika Laumer (weiter_erzählen) Mag. Robert Obermair (Erasmus+ Projekt Rethink, IWitness) Mag. Axel Schacht, MA (Fluchtpunkte, antisemitismuskriti- sche Bildungsarbeit, Rundgang Wien) Office _erinnern.at_ Kirchstraße 9|2 Leitungsteam A-6900 Bregenz Yasemin Cankaya (Rechnungswesen) T +43 (0)5574 52416 Mag. Dr. Werner Dreier (Geschäftsführung) F +43 (0)5574 52416-4 Mag.a Dr.in Maria Ecker-Angerer (Materialentwicklung & [email protected] ZeitzeugInnen-Programm) Mag.a Dr.in Victoria Kumar (Digitale Erinnerungslandschaft – digitale Erinnerungspädagogik im Umgang mit den Opfern des Nationalsozialismus) Katharina Müller, BA (Projektkoordination & Seminare in Israel) Moritz Wein, MA (Stv. Geschäftsführung, Projekte, Kommunikation)