An.Schläge 7–8/2009
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9 0 0 2 / 8 0 - 7 0 e g ä l h c s . n a an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august thema RaumGewinn Feministische Architektur- und Wohnmodelle bauen auf Kollektivität politik RaumVerlust Das FrauenLesbenzentrum Innsbruck baut auf Solidarität e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 9,- P Illustration: Bijan Dawallu, aro a, Berlin typisch! Sonntag–Freitag 10–18 Uhr Juden und Anderen und Juden Dorotheergasse 11,WienDorotheergasse 1 Klischees von Klischees von 1.4.– Palais Eskeles Palais www.jmw.at 11.10.2009 Ein Unternehmender an.schläge an.spruch Klum ist ein Stahlbad auf.takt Was hätte Adorno zu Germany’s Next Topmodel gesagt? 05 eu.politik Wie wohnt es sich feministisch, fragt das Thema Europas Stimme? dieser Ausgabe anlässlich der bevorstehenden Die EU-Wahl als Abstimmung über Gleichstellungspolitik 08 Fertigstellung zweier neuer Frauenwohnprojekte in Wien.Wodurch zeichnet sich feministische frauen.lesben.zentrum (Innen-)Architektur aus, wodurch feministische Keine Geschenke Raumplanung, und welche Modelle alternativer Der Frauenraum in Innsbruck steht vor dem Aus 10 Raumgestaltung und -nutzung wurden von Frauen entwickelt? mädchenbildung.kamerun k i t Und ist es überhaupt sinnvoll, speziell für i Recht auf Bildung l o Frauen zu bauen und zu planen, oder werden da- p Ein Ausbildungszentrum will Waisenmädchen fördern und vernetzen 14 durch traditionelle Geschlechterordnungen erst recht in Beton gegossen? Welche Frauen geschlechter.raum gehören dabei zur Zielgruppe – und welche Wohnen in Rosa nicht? (S. 17 ff) Feministischer Architektur und Raumplanung auf der Spur 17 Dass Räume als Ausdruck von gesellschaftli- chen Macht- und Ordnungsverhältnissen auch raum.geschlechter a stets umkämpftes Terrain sind, zeigt sich am Bei- m Common spaces, common concerns? e h spiel des von der Schließung bedrohten autono- t Wie lassen sich soziale Räume feministisch verändern? 20 men FrauenLesbenzentrums in Innsbruck. Ihm wurden kürzlich vonseiten der Landesregierung forum.wissenschaft alle Subventionen gestrichen. (S. 10f) Konservative Traditionen Mit Fragen zu Raum und Geschlecht setzt Das Kinderbetreuungsgeld reproduziert reaktionäre Familienideale 24 sich auch Dorit Margreiter auseinander, die auf der aktuellen Biennale in Venedig die Geschichte lust.mittel des Österreich-Pavillons zum Thema macht. Kein Bock auf Sex (S. 36f) Die Pharmaindustrie entdeckt die weibliche Unlust t 28 f Von Wissenschafter_innen besetzt wurde a h c die Universität Utrecht während der größten s feministische.forschungskonferenz l l feministischen Forschungskonferenz Europas e Feminist_innen aller Länder! s e und so temporär in einen Ort verwandelt, an g Keynote Lecture & Response zur feministischen Versammlung in Utrecht 32 dem die üblichen Repräsentationspolitiken ver- kehrt wurden. (S. 32f) slaughterin’slobbersville Außerdem in diesem Heft:Was bedeutet das Dicks, Clits and Music EU-Wahlergebnis für Geschlechterpolitik? (S. 8f) Kevin Blechdom & KollegInnen über Mutanten, Mütter und Musik 34 Und wofür steht die Einführung des Kinderbe- treuungsgeldes? (S. 24f) Was hätte Adorno zu biennale.09 Heidi Klums Modelsuche gesagt (S. 5), und wie Immer noch ein Statement denken Expertinnen über die neuen Libido- In Venedig ist Österreich feministisch 36 Booster für Frauen (S. 28f)? Daniela Koweindl berichtet von einem neu- an.klang en Ausbildungszentrum für Waisenmädchen in Cutting the Edge Kamerun (S. 14f), Kevin Blechdom hat ein Lied für Schwitzen auf der Tanzfläche 38 ihre Mutter geschrieben und dafür einen neuen Haarschnitt bekommen. (S. 34f) Und beim Trans- an.lesen gender-Filmfestival in Amsterdam gab es jede Bespielung der Grenzen Menge experimentelle, ergreifende, politische Tanja Ostojics künstlerische Auseinandersetzung mit Migration 39 Filme zu sehen. (S. 42) ge.sehen r u Einen schönen Sommer wünscht t TransImpressionen l u die Redaktion k Das Netherlands Transgender Film Festival zeigte sich vielfältig 42 an.uns an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt,Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41,T. 01/920 16 76 In 80 Pickerln um die Welt: an.schläge in Uppsala e-mail: [email protected], [email protected], www.anschlaege.at Koordinierende Redakteurinnen: Lea Susemichel, [email protected],T.01/920 16 78 Vina Yun, [email protected],T. 01/920 16 76 Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, [email protected], [email protected] Termine, Tipps: r Bettina Enzenhofer, [email protected] e d n a Inserate: Michèle Thoma, [email protected] l o S Redaktion e : Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, v o T : Andrea Heinz/han, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, o t o Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les, Jenny F Unger/jung, Irmi Wutscher/trude,Vina Yun/viyu Mitarbeit bei dieser Nummer: Persson Perry Baumgartinger, Claire Benedikt/cben, Renate Billeth, Silvia Eiblmayr, an.schläge werden gefördert von: Sonja Eismann, Denice Fredriksson,Vlatka Frketic,´ Beate Hammond, Ute Hölzl, Nina Honzik/niho, Kathrin Ivancsits/kaiv, Katharina Karcher, Nadine Kegele/nad, Kerstin Kellermann, Sylvia Köchl/sylk, Daniela Koweindl, Isabella Krainer, Katja Reichard, Nicole Rennhofer/nr, Fiona Sara Schmidt/fis, Michèle Thoma, Marina Tomic Cartoon: Paula Bolyos plus.minus: Lea Susemichel Fotos: an.schläge-Archiv, Viviane Tassi Bela, Madeleine Bernstorff, Tif Flowers, Hertha Hurnaus, Herlinde Koelbl, Dorit Margreiter, Scott Newman, Beth Rankin, Florian Schulte, Tove Solander, Martin Wassermair Cover: photocase.com © zettberlin Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck:Tiskarna Druck © an.schläge:Titel,Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002 04 an.schläge juli august 2009 Lea Susemichel Klum ist ein Stahlbad Für Adorno wäre die Sache vermutlich klar gewe- sanktioniert, und wer aus Frust zu fressen anfängt, fliegt sen: Eine Sendung wie „Germany’s Next Topmodel“ sowieso raus. ist manipulativer Massenbetrug, der falsches Be- Die Botschaft von der lohnenden Leistung ist dabei hier wusstsein erzeugt und deshalb einfach abgeschafft wie überall eine schamlose Lüge. Nicht einmal die Siegerin gehört. Doch der Feminismus hielt es bei der Be- wird für den ganzen Zirkus tatsächlich mit lukrativen Jobs wertung medialer Produkte zuletzt weniger mit der Kriti- belohnt, die Horde aberhunderter junger Frauen, die zu Be- schen Theorie denn mit den Cultural Studies. Und die spre- ginn in inszenierter Hysterie das Studio stürmte und unter- chen seit John Fiske von „viewer producers“, aktiven Rezipi- wegs trotz aller Anstrengung und der folgsam geleisteten entInnen also, die es verstehen, notfalls auch dem letzten Arbeit an sich selbst auf der Strecke geblieben ist, erst recht Dreck televisueller Popularkultur Subversives abzutrotzen nicht. und so selbst von Fernsehshows wie „Herzblatt“ noch etwas Das tut der allgemeinen Beliebtheit des propagierten über Geschlechtergerechtigkeit lernen können. Erfolgsmodells jedoch nicht den geringsten Abbruch. Und Was aber könnte es Positives sein, das die mehr als 4,6 dass mit Sara Nuru eine Afro-Deutsche gewonnen hat, be- Millionen Menschen, die sich das finale Spektakel der natio- fördert den Glauben daran sogar noch in besonders perfider nalen Modelsuche angesehen haben, von der Klum’schen Weise. Von Heidi Klums gleichgültiger Geschäftstüchtigkeit Mädchenmenagerie lernen konnten? inzwischen recht risikolos kalkuliert, von Presse und Publi- Dass sich Leistung lohnt, ist die intendierte und von kum mit „Yes, she can“ bejubelt und auf Internetforen wie Heidi Klum und ihren beiden unangenehmen Konsorten in „afrolink“ kräftig beklatscht, wird mit der Wahl der Schwarz- jeder einzelnen Folge unermüdlich wiederholte Message. en Sara erneut suggeriert: Erfolg ist das Ergebnis von Eigen- Und Leistung bedeutet auch für Models längst nicht mehr verantwortung und echtem Engagement. Damit wird naht- nur, möglichst ansehnlich zu sein. Ganz gemäß neoliberaler los an den Trend zu Migrantinnen-Awards und Ähnlichem Allround-Anforderungen gilt es auch in diesem Business, angeschlossen, deren Erfolgsstorys allesamt vom nötigen „den Kunden“ zufriedenzustellen und dafür prinzipiell ALLES Biss und nur noch sehr wenig von so etwas wie struktureller zu geben. Das Leben als Abfolge idiotischer Challenges er- Diskriminierung erzählen. fordert straffestes Selbstmanagement – drei Jahre lang zu Auch die 19-jährige Nuru selbst glaubt, dass nur „Leis- Hause einsam vor dem Spiegel den richtigen Laufsteg-Gang tung und Persönlichkeit“ zählen. Die Hautfarbe spiele ähn- zu üben etwa – und ganz allgemein die Bereitschaft, sich im lich der Haarfarbe nur noch bei der Entscheidung für einen Wortsinne bis auf die Knochen zu blamieren. eben gerade gefragten Typ eine Rolle. Die metaphorische Umsetzung spätkapitalistischer Feminismus oder Antirassismus lehrt die Sendung also Maxime ist in der Sendung dabei ebenso eindeutig wie ein- auch beim besten Subversionswillen nicht. Als widerständi- fallslos: Schwindlige Höhen müssen mitsamt der Angst da- ge Sehstrategie dürfte hier wahrscheinlich höchstens jene vor bezwungen, ein gut aussehender Umgang mit wilden der schwulen GNTM-Fangemeinde gelten, die einfach Freu- oder unappetitlichen Tieren gepflegt werden. Schwesterli- de an den großen Frisuren der Models hatte. Oder jene, die che Solidarisierungen unter den Teilnehmerinnen werden zu den erfrischenden Wutbekundungen von Roger Willem- augenblicklich unterbunden, indem der nächste Konkur-