9 0 0 2 / 8 0 - 7 0 e g ä l h c s . n a an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august

thema RaumGewinn Feministische Architektur- und Wohnmodelle bauen auf Kollektivität

politik RaumVerlust Das FrauenLesbenzentrum Innsbruck baut auf Solidarität

e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 9,- P typisch! Klischees von Juden und Anderen n i l r e B , a o r a

, 1.4.–11.10.2009 u l l a Palais Eskeles w a

D Dorotheergasse 11,Wien 1 n a j

i Sonntag–Freitag 10–18 Uhr B

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r Ein Unternehmen der t s u l l I an.schläge

an.spruch Klum ist ein Stahlbad auf.takt Was hätte Adorno zu Germany’s Next Topmodel gesagt? 05 eu.politik Wie wohnt es sich feministisch, fragt das Thema Europas Stimme? dieser Ausgabe anlässlich der bevorstehenden Die EU-Wahl als Abstimmung über Gleichstellungspolitik 08 Fertigstellung zweier neuer Frauenwohnprojekte in Wien.Wodurch zeichnet sich feministische frauen.lesben.zentrum (Innen-)Architektur aus, wodurch feministische Keine Geschenke Raumplanung, und welche Modelle alternativer Der Frauenraum in Innsbruck steht vor dem Aus 10 Raumgestaltung und -nutzung wurden von Frauen entwickelt? mädchenbildung.kamerun k i t

Und ist es überhaupt sinnvoll, speziell für i Recht auf Bildung l o

Frauen zu bauen und zu planen, oder werden da- p Ein Ausbildungszentrum will Waisenmädchen fördern und vernetzen 14 durch traditionelle Geschlechterordnungen erst recht in Beton gegossen? Welche Frauen geschlechter.raum gehören dabei zur Zielgruppe – und welche Wohnen in Rosa nicht? (S. 17 ff) Feministischer Architektur und Raumplanung auf der Spur 17 Dass Räume als Ausdruck von gesellschaftli- chen Macht- und Ordnungsverhältnissen auch raum.geschlechter a stets umkämpftes Terrain sind, zeigt sich am Bei- m Common spaces, common concerns? e h spiel des von der Schließung bedrohten autono- t Wie lassen sich soziale Räume feministisch verändern? 20 men FrauenLesbenzentrums in Innsbruck. Ihm wurden kürzlich vonseiten der Landesregierung forum.wissenschaft alle Subventionen gestrichen. (S. 10f) Konservative Traditionen Mit Fragen zu Raum und Geschlecht setzt Das Kinderbetreuungsgeld reproduziert reaktionäre Familienideale 24 sich auch Dorit Margreiter auseinander, die auf der aktuellen Biennale in Venedig die Geschichte lust.mittel des Österreich-Pavillons zum Thema macht. Kein Bock auf Sex (S. 36f) Die Pharmaindustrie entdeckt die weibliche Unlust t 28 f

Von Wissenschafter_innen besetzt wurde a h c die Universität Utrecht während der größten s feministische.forschungskonferenz l l feministischen Forschungskonferenz Europas e Feminist_innen aller Länder! s e und so temporär in einen Ort verwandelt, an g Keynote Lecture & Response zur feministischen Versammlung in Utrecht 32 dem die üblichen Repräsentationspolitiken ver- kehrt wurden. (S. 32f) slaughterin’slobbersville Außerdem in diesem Heft:Was bedeutet das Dicks, Clits and Music EU-Wahlergebnis für Geschlechterpolitik? (S. 8f) Kevin Blechdom & KollegInnen über Mutanten, Mütter und Musik 34 Und wofür steht die Einführung des Kinderbe- treuungsgeldes? (S. 24f) Was hätte Adorno zu biennale.09 Heidi Klums Modelsuche gesagt (S. 5), und wie Immer noch ein Statement denken Expertinnen über die neuen Libido- In Venedig ist Österreich feministisch 36 Booster für Frauen (S. 28f)? Daniela Koweindl berichtet von einem neu- an.klang en Ausbildungszentrum für Waisenmädchen in Cutting the Edge Kamerun (S. 14f), Kevin Blechdom hat ein Lied für Schwitzen auf der Tanzfläche 38 ihre Mutter geschrieben und dafür einen neuen Haarschnitt bekommen. (S. 34f) Und beim Trans- an.lesen gender-Filmfestival in Amsterdam gab es jede Bespielung der Grenzen Menge experimentelle, ergreifende, politische Tanja Ostojics künstlerische Auseinandersetzung mit Migration 39 Filme zu sehen. (S. 42) ge.sehen r u

Einen schönen Sommer wünscht t TransImpressionen l u

die Redaktion k Das Netherlands Transgender Film Festival zeigte sich vielfältig 42 an.uns

an.schläge

Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt,Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41,T. 01/920 16 76 In 80 Pickerln um die Welt: an.schläge in Uppsala e-mail: [email protected], [email protected], www.anschlaege.at Koordinierende Redakteurinnen: Lea Susemichel, [email protected],T.01/920 16 78 Vina Yun, [email protected],T. 01/920 16 76 Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, [email protected], [email protected] Termine, Tipps: r

Bettina Enzenhofer, [email protected] e d n a Inserate: Michèle Thoma, [email protected] l o S

Redaktion e : Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, v o T :

Andrea Heinz/han, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, o t o Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les, Jenny F Unger/jung, Irmi Wutscher/trude,Vina Yun/viyu Mitarbeit bei dieser Nummer: Persson Perry Baumgartinger, Claire Benedikt/cben, Renate Billeth, Silvia Eiblmayr, an.schläge werden gefördert von: Sonja Eismann, Denice Fredriksson,Vlatka Frketic,´ Beate Hammond, Ute Hölzl, Nina Honzik/niho, Kathrin Ivancsits/kaiv, Katharina Karcher, Nadine Kegele/nad, Kerstin Kellermann, Sylvia Köchl/sylk, Daniela Koweindl, Isabella Krainer, Katja Reichard, Nicole Rennhofer/nr, Fiona Sara Schmidt/fis, Michèle Thoma, Marina Tomic Cartoon: Paula Bolyos plus.minus: Lea Susemichel Fotos: an.schläge-Archiv, Viviane Tassi Bela, Madeleine Bernstorff, Tif Flowers, Hertha Hurnaus, Herlinde Koelbl, Dorit Margreiter, Scott Newman, Beth Rankin, Florian Schulte, Tove Solander, Martin Wassermair Cover: photocase.com © zettberlin Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck:Tiskarna Druck © an.schläge:Titel,Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002

04 an.schläge juli august 2009 Lea Susemichel Klum ist ein Stahlbad

Für Adorno wäre die Sache vermutlich klar gewe- sanktioniert, und wer aus Frust zu fressen anfängt, fliegt sen: Eine Sendung wie „Germany’s Next Topmodel“ sowieso raus. ist manipulativer Massenbetrug, der falsches Be- Die Botschaft von der lohnenden Leistung ist dabei hier wusstsein erzeugt und deshalb einfach abgeschafft wie überall eine schamlose Lüge. Nicht einmal die Siegerin gehört. Doch der Feminismus hielt es bei der Be- wird für den ganzen Zirkus tatsächlich mit lukrativen Jobs wertung medialer Produkte zuletzt weniger mit der Kriti- belohnt, die Horde aberhunderter junger Frauen, die zu Be- schen Theorie denn mit den Cultural Studies. Und die spre- ginn in inszenierter Hysterie das Studio stürmte und unter- chen seit John Fiske von „viewer producers“, aktiven Rezipi- wegs trotz aller Anstrengung und der folgsam geleisteten entInnen also, die es verstehen, notfalls auch dem letzten Arbeit an sich selbst auf der Strecke geblieben ist, erst recht Dreck televisueller Popularkultur Subversives abzutrotzen nicht. und so selbst von Fernsehshows wie „Herzblatt“ noch etwas Das tut der allgemeinen Beliebtheit des propagierten über Geschlechtergerechtigkeit lernen können. Erfolgsmodells jedoch nicht den geringsten Abbruch. Und Was aber könnte es Positives sein, das die mehr als 4,6 dass mit Sara Nuru eine Afro-Deutsche gewonnen hat, be- Millionen Menschen, die sich das finale Spektakel der natio- fördert den Glauben daran sogar noch in besonders perfider nalen Modelsuche angesehen haben, von der Klum’schen Weise. Von Heidi Klums gleichgültiger Geschäftstüchtigkeit Mädchenmenagerie lernen konnten? inzwischen recht risikolos kalkuliert, von Presse und Publi- Dass sich Leistung lohnt, ist die intendierte und von kum mit „Yes, she can“ bejubelt und auf Internetforen wie Heidi Klum und ihren beiden unangenehmen Konsorten in „afrolink“ kräftig beklatscht, wird mit der Wahl der Schwarz- jeder einzelnen Folge unermüdlich wiederholte Message. en Sara erneut suggeriert: Erfolg ist das Ergebnis von Eigen- Und Leistung bedeutet auch für Models längst nicht mehr verantwortung und echtem Engagement. Damit wird naht- nur, möglichst ansehnlich zu sein. Ganz gemäß neoliberaler los an den Trend zu Migrantinnen-Awards und Ähnlichem Allround-Anforderungen gilt es auch in diesem Business, angeschlossen, deren Erfolgsstorys allesamt vom nötigen „den Kunden“ zufriedenzustellen und dafür prinzipiell ALLES Biss und nur noch sehr wenig von so etwas wie struktureller zu geben. Das Leben als Abfolge idiotischer Challenges er- Diskriminierung erzählen. fordert straffestes Selbstmanagement – drei Jahre lang zu Auch die 19-jährige Nuru selbst glaubt, dass nur „Leis- Hause einsam vor dem Spiegel den richtigen Laufsteg-Gang tung und Persönlichkeit“ zählen. Die Hautfarbe spiele ähn- zu üben etwa – und ganz allgemein die Bereitschaft, sich im lich der Haarfarbe nur noch bei der Entscheidung für einen Wortsinne bis auf die Knochen zu blamieren. eben gerade gefragten Typ eine Rolle. Die metaphorische Umsetzung spätkapitalistischer Feminismus oder Antirassismus lehrt die Sendung also Maxime ist in der Sendung dabei ebenso eindeutig wie ein- auch beim besten Subversionswillen nicht. Als widerständi- fallslos: Schwindlige Höhen müssen mitsamt der Angst da- ge Sehstrategie dürfte hier wahrscheinlich höchstens jene vor bezwungen, ein gut aussehender Umgang mit wilden der schwulen GNTM-Fangemeinde gelten, die einfach Freu- oder unappetitlichen Tieren gepflegt werden. Schwesterli- de an den großen Frisuren der Models hatte. Oder jene, die che Solidarisierungen unter den Teilnehmerinnen werden zu den erfrischenden Wutbekundungen von Roger Willem- augenblicklich unterbunden, indem der nächste Konkur- sen („Da möchte man sechs Sorten Scheiße aus ihr heraus- renz-Contest oder das ewige Mantra von der Einzelkämpfe- prügeln – wenn es nur nicht so frauenfeindlich wäre“) und rin („Es kann nur eine geben“) ausgerufen wird, die Team- Christiane Rösinger (… man will „Heidi Klum eigentlich fort- work allenfalls temporär und strategisch für das eigene während ins Gesicht schlagen“) im Feuilleton führte. Fortkommen zu nutzen weiß. Noch das unschuldigste Auf- Aber vielleicht hat ja auch jemand nach der Sendung begehren („Ich bin doch keine Puppe“) wird drakonisch einfach mal wieder Adorno gelesen. T

juli august 2009 an.schläge 05 österreichan.riss

seaussendung von Ende Mai erklärt die ÖLGRF:„Die Äußerung von In- nenministerin Maria Fekter, die nach dem Skandal im ehemaligen KZ Ebensee von zunehmenden gegenseitigen Provokationen linker und rechter AktivistInnen sprach, ist eine unerträgliche Beleidigung aller Ver- folgten des Nazi-Regimes. Denn es kann nichts anderes bedeuten als: regenbogen.parade Gäbe es kein aktives Gedenken, dann blieben auch rechtsextreme Über- griffe aus! Die eindeutig neonazistischen Übergriffe in Ebensee mit – Behinderung ist queere Kultur angeblichen – linksextremen Ausschreitungen in Verbindung zu brin- gen, ist eine grobe Verharmlosung. Solange rassistische, antisemitische Das neu gegründete Kollektiv Queers on Wheels (QoWs) lädt zum Mit- und antiislamische Wahlslogans – wie sie im EU-Wahlkampf von der rollen auf der Wiener Regenbogenparade am 4. Juli ein – vom E- und FPÖ wieder affichiert wurden – stillschweigend toleriert werden, und Hand-Rolli über Trittroller bis zum rollenden Pflegebett sind alle will- solange eine Mehrheit von Nationalratsabgeordneten einen Herrn Graf kommen. Die QoWs verstehen dabei „queer als breiten Begriff, der nicht zum dritten Präsidenten des Nationalrats wählt, fühlen sich Politiker nur sexuelle Orientierungen meint, sondern der vor allem Normierun- wie Strache und dessen AnhängerInnen nur bestätigt. Mehr noch, die- gen von Körpern und Begehren gerade auch in queeren und behinder- ses Gedankengut gilt damit als gesellschaftsfähig und demokratisch. ten Selbstorganisationen hinterfragt“. Mitbegründerin Tamara Grund- Jetzt alles auf eine nicht ausreichende ‚Politische Bildung‘ der Ju- stein:„Wir sind eine Gruppe behindert-queerer und queer-behinderter gendlichen in den Schulen zu schieben, ist ein Ablenken und Abwälzen Personen, die Gemeinsamkeiten, Anknüpfungspunkte und Allianzen von der Verantwortung. Die wohl wichtigste Form der Erziehung ist das vor- den Themen les/bi/schwul/trans, queer, behindert und anti-ra aufzei- gelebte Beispiel – von der gesamten Gesellschaft und auch der Politik. gen und ermöglichen wollen.“ Ziel ist die „Bündelung subversiver Poten- Die jüngsten Attacken von Martin Graf gegenüber Ariel Muzicant, Präsi- ziale“ der unterschiedlichen „Empowerment-Communitys“, um gemein- dent der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, sind unerträglich, die ‚Recht- same Strategien gegen Ausgrenzung und Marginalisierung zu ent- fertigungsversuche’ Grafs infam. Die ÖLGRF fordert daher in aller Deut- wickeln. In diesem Sinne fordern die QoWs:„Weg mit den Barrieren! Be- lichkeit den sofortigen Rücktritt des dritten Nationalratspräsidenten. wegungsfreiheit: auf den Straßen und Wegen, in den Häusern und Alle politischen Parteien sind aufgefordert, diesem Rechtsruck ent- Wohnungen, in den Köpfen, in den Herzen“. viyu gegenzutreten. Allen voran muss Innenministerin Fekter als zuständige Queers on Wheels, Kontakt:Tamara Grundstein, [email protected] & Georgie Gruber, [email protected] Ministerin sowohl für die Polizei wie auch für die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und die ehemaligen Außenlager von Beginn an und immer wieder klare Worte gegen Rechtsextremismus und Neonazismus finden anti.faschismus und geeignete Maßnahmen setzen. Mittlerweile hat sich Ministerin Fekter wenigstens bei all jenen, die Ravensbrückerinnen gegen Rechtsextremismus sich durch ihre Aussage beleidigt ‚gefühlt haben mögen’, entschuldigt – was allerdings bedeutet, dass sie von ihrer Verknüpfung von neonazisti- Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen schen mit angeblich linksextremen Ausfällen nicht Abstand nimmt; (ÖLGRF) nahm jüngst Stellung zu den rechtsextremen Ausschreitungen auch die jugendlichen Täter, so ist zu lesen, sind bereit, sich bei den Op- in der KZ-Gedenkstätte im oberösterreichischen Ebensee. In einer Pres- fern ihrer Angriffe persönlich zu entschuldigen.Wir sehen es als wichti-

„FEMINISMUS IST SEHR WICHTIG, ABER ER KANN AUCH GEFÄHRLICH studie I studie II WERDEN, WENN MAN DIE Mutterstress Mathestress BALANCE VERLIERT.“ Hausfrauen sind gestresster als Manager, er- Die OECD hat die Ergebnisse von Pisa ausge- gab eine Studie der Techniker-Krankenkasse. wertet und festgestellt: Während sich die Leis- Hausarbeit, Kinder- und mitunter auch noch tungen von Mädchen und Jungen in der Angehörigenbetreuung führen zu Stresssymp- Grundschule noch nicht unterscheiden, zeigen tomen, die deutlich ausgeprägter sind als sich ab der Oberstufe signifikante Differenzen. Sagt Yoko Ono der österreichischen Tages- beim Bevölkerungsdurchschnitt. Die Arbeit Mädchen werden in Mathe schlechter, Jungen zeitung Die Presse. Weiter:„Feministinnen bringt für siebzig Prozent gesundheitliche Be- fallen beim Lesen zurück. Schuld daran sind wollen meistens nur, dass die Männer tun, einträchtigungen mit sich – von Rückenproble- laut BildungsforscherInnen eindeutig die be- was sie wollen.“ men bis zu Herz-Kreislauferkrankungen und stehenden Vorurteile, die zu Einschüchterung Und dafür also hat man sie nun jahrelang in Burnout. Nur jede zwanzigste Hausfrau gab und fehlender Förderung führen und sich als Schutz genommen, als es hieß, Yoko Ono sei an, nicht unter ständigem Zeitdruck zu leiden „self-fulfilling prophecy“ im Verlauf des Bil- an allem schuld. – dreimal weniger als andere Berufsgruppen. – dungswegs immer stärker manifestieren. –

06 an.schläge juli august 2009 ge Aufgabe aller ÖsterreicherInnen, durch ihr Engagement und ihr persönliches Einstehen ein Klima zu schaffen, das dazu beiträgt,Vor- kommnisse wie in Ebensee zu verhindern.“ sylk, viyu www.ravensbrueck.at

studie „Fordern und Fördern“ – Ja, genau, Frau Ministerin!

Sinkende Verurteilungsquote bei Vergewaltigungen Zahlreiche NGOs haben in einem offenen Brief an Innenministerin Fekter erklärt, weshalb sie unter den gegebenen Bedingungen eine „Unterschiedliche Systeme, ähnliche Resultate? Strafverfolgung von Mitarbeit am „Nationalen Aktionsplan Integration“ verweigern, dar- Vergewaltigung in elf europäischen Ländern“ lautet der Titel einer unter auch die Initiative „Ehe ohne Grenzen“. Warum ihre Organi- neuen Studie, die Ende Mai in Wien präsentiert wurde. Rosa Logar, sation kein Integrationsfeigenblatt ist, kommentiert Obfrau Geschäftsführerin der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt, ging A NGELA M AGENHEIMER. nach der Präsentation auf den österreichischen Länderbericht ein. Ob- wohl in Ländern wie Österreich und Deutschland wegen der verbes- Ende März rief Innenministerin Maria Fekter den „Nationalen Akti- serten Aufklärung die Zahl der Anzeigen steigt, ist die Verurteilungs- onsplan Integration“ (NAPI) aus. Bis zum Herbst soll daran gewerkt quote seit den 1990er Jahren auf 17 Prozent gesunken. Das bedeutet, werden, um diesen dann im September 09 zu präsentieren. Gemein- dass nicht einmal jedes fünfte Opfer in Österreich die Verurteilung sam mit zahlreichen NGOs und Initiativen stellte „Ehe ohne Gren- des Täters erlebt. Gründe hierfür sind etwa die nur selten vorliegenden zen“ Bedingungen für ihre Mitarbeit am Aktionsplan. Bedingungen? gerichtsmedizinischen Nachweise von Verletzungen und nicht identi- Wozu? fizierte Täter. Das Vorurteil von intriganten Falschanzeigen hält sich Schon unter Innenminister Platter wurde mit einer „Integrations- hartnäckig, und die Opfer erfahren durch eine „Kultur der Skepsis“ ei- debatte“ begonnen, welche dann in einem Integrationsbericht und ne erneute Traumatisierung, so Logar. Ein weiterer Mythos ist der „un- anschließender Roadshow gipfelte (Kosten: 550.000 Euro). Nach Ab- bekannte Täter“, der hinter einer dunklen Ecke lauert – die meisten schluss derselben reklamierten involvierte Menschenrechtsorganisa- Vergewaltigungen geschehen im häuslichen Umfeld. Im Länderver- tionen und NGOs, dass ihre Vorschläge zwar angehört, aber nicht gleich zeigt sich, dass in Österreich bei Vergewaltigungen durch den ernstgenommen wurden. Es steht nun zu befürchten, dass die Teil- (Ex-)Partner häufiger als anderswo von einer Anzeige abgesehen wird. nahme am NAPI einem ähnlichen Muster folgt. Die Studie zeigt weiteren präventiven Handlungsbedarf und fordert Die Fekter’schen Vorabmeldungen zum NAPI ließen uns aufhorchen. mehr Geld für die Opferbetreuung: Seit 1. Juni 2009 besteht auch in Der ministeriale Blickwinkel ist äußerst defizitorientiert, das Thema Zivilverfahren Anspruch auf psychosoziale Prozessbegleitung, aller- Chancengleichheit wird nicht angesprochen. Es scheint, als ob Zu- dings fehlen den Beratungsstellen die Mittel zur Umsetzung. fis wanderInnen den Auftrag bekommen werden, sich zu integrieren, www.cwasu.org, http://interventionsstelle-wien.de und die Aufgabe des Staates dabei lediglich darin besteht, die Inte- grationsspielregeln dafür aufzustellen. So sollen etwa unter dem Deckmantel „Deutschkenntnisse vor Zuzug“ die Einreisebestimmun- jubiläum gen verschärft werden. Dass dies ein untaugliches Mittel zum Zweck ist, können wir bei unseren Nachbarinnen in Deutschland sehen. Ein pro:woman feiert 30-jähriges Bestehen weiterer bedenklicher Indikator, der für eine „Scheindebatte“ spricht, ist, dass im Budget 2009/10 keinerlei Geldmittel für den NAPI vor- Mit der Gründung einer privaten Ordination am Wiener Fleischmarkt gesehen sind. 1976, ein Jahr nach Einführung der Fristenlösung, konnten Schwanger- Das „Fordern und Fördern“ der MigrantInnen sei ihr oberstes Ziel, be- schaftsabbrüche erstmalig auf rechtlicher Grundlage und nach mo- tont Fekter nun in jeder Wortmeldung zum Thema Integration. Dem dernen medizinischen Richtlinien ausgeführt werden. Nach einer „Fordern und Fördern“ kann sich „Ehe ohne Grenzen“ nur an- zwangsweisen kurzfristigen Schließung wurde 1979 das Ambulatori- schließen. Wer Integration sagt, muss auch Chancengleichheit sagen, um am Fleischmarkt eröffnet, welches seit 2006 unter dem Namen muss von den Rechten der Zugewanderten sprechen. Aber das steht pro:woman firmiert.„Ein Kind zu bekommen und zu bestimmen, beim NAPI offensichtlich nicht zur Debatte. Doch dieses fordern wir wann und mit welchem Partner/welcher Partnerin man einen so be- von Ministerin Fekter ein – wir fordern, Menschen, die in Österreich deutenden Schritt verwirklichen will, ist eine Sache der individuellen ohne österreichischen Pass leben, als das zu sehen, was sie sind: ein Entscheidung“, lautet die respektvolle Position von pro:woman, das Teil dieser Gesellschaft. Wir fordern daher gleiche Rechte und gleiche jährlich rund 35.000 Eingriffe vornimmt. 17,5 Millionen Euro geben Chancen. Frauen pro Jahr für Schwangerschaftsabbrüche aus.„Stellt die öffentli- Gerne würden wir mit Ministerin Fekter einen Integrationsdialog che Hand nur zehn Prozent davon für sexualpädagogischen Unter- eröffnen, sie dabei fördern, über den „Sicherheitstellerrand“ des richt zur Verfügung, könnten rund 350.000 Jugendliche professionell Innenministeriums zu blicken. Für Horizont erweiternde Gespräche informiert werden!“ Der Anteil an Klientinnen zwischen 14 und 19 Jah- stehen wir gerne zur Verfügung. ren hat sich seit 2005 verdreifacht. Denn, so pro:woman-Geschäfts- Während bis Herbst nun an einem Integrations-Aktionsplan im In- führerin Elke Graf,„richtige Sexualerziehung hat eindeutig einen posi- nenministerium gefeilt wird, werden gerade laufend EhepartnerIn- tiven Effekt auf den Wissensstand, das Risikobewusstsein und in der nen von ÖsterreicherInnen ausgewiesen. Menschen, die schon jahre- Kommunikation mit den Sexualpartnern.“ nad lang in Österreich aufhältig, die Eltern österreichischer Kinder sind. pro:woman Ambulatorium, Sexualmedizin und Schwangerenhilfe, 1010 Wien, Fleischmarkt 26,T. 01/512 96 31-140 oder Familien werden zerrissen, in denen das, was man als „Integration“ 0664/233 11 59, www.prowoman.at bezeichnet, schon lange passiert.

juli august 2009 an.schläge 07 eupolitik

Europas Stimme?

Die EU-Wahl war auch eine Abstimmung über europäische Gleichstellungspolitik, analysiert Marina Tomic.

Das europäische Parlament, pulistische niederländische Partei für der EU aus – neben dem Rat der EU, auch „die Stimme der BürgerIn- Freiheit (PVV), die mit anti-islamischen dem Europäischen Gerichtshof und nen Europas“ genannt, ist das Parolen Wahlkampf gemacht hat. Deren dem Europäischen Rechnungshof ins- einzige (gesetzgebende) Organ Parteichef Geert Wilders sieht die Türkei besondere über die Europäische Kom- der Europäischen Union, das di- „nicht in 100.000 Jahren“ in der EU und mission. Zwar hat die EU-Kommission rekt von den EU-BürgerInnen gewählt fordert einen Einwanderungsstopp für das „Initiativrecht“ beim Erstellen von wird. Seit 1979 werden alle fünf Jahre muslimische MigrantInnen. Ausländer- Gesetzesvorschlägen, doch sie ist die EU-Wahlen zur gleichen Zeit in allen feindliche Töne waren vor allem auch in während ihrer Amtszeit dem Parlament Mitgliedsstaaten abgehalten. Von den Ungarn zu hören. Hier gab es einen gegenüber politisch rechenschafts- 375 Millionen Wahlberechtigten (von enormen Rechtsruck: Mit 56,4 Prozent pflichtig. Das heißt, dass das Parlament 500 Millionen in der EU Lebenden) der Stimmen bekommt der national- regelmäßig Berichte der Kommission wählten im Juni nur etwa 42 Prozent konservative Bund Junger Demokraten prüft und die gesamte Kommission der EU-BürgerInnen ihre Abgeordneten (FIDESZ) künftig 14 Mandate im EU-Par- durch einen Misstrauensantrag zum ins Parlament. Stimmenstärkste Frakti- lament. Die ebenfalls aus Ungarn stam- Rücktritt zwingen kann. Dieses „institu- on bleiben zwar die Konservativen, die mende offen rechtsextreme Partei Job- tionelle Dreieck“ erarbeitet also alle po- in der EVP (Europäische Volkspartei) or- bik (Die Besseren) erhielt fast 15 Prozent litischen Programme und Rechtsvor- ganisiert sind, allerdings haben in zahl- der Stimmen. schriften, die für jedes Mitgliedsland reichen EU-Staaten insbesondere die gelten. Die Arbeit des Parlaments wirkt Rechten und die sogenannten Protest- Rechtsruck im Parlament. Wie wirkt sich sich demnach massiv auf das Leben der parteien deutlich an Stimmen gewon- diese weitere Verschiebung nach rechts EU-BürgerInnen aus. nen – etwa in Österreich, aber z.B. auch im EU-Parlament aus? Für wen ist das Künftig werden im EU-Parlament in den Niederlanden, Ungarn, Däne- von Bedeutung? Und was macht das mehr rechtspopulistische und eurokriti- mark, Finnland und Rumänien. Parlament eigentlich? sche Männerbünde mit einer margina- In Österreich hat es das BZÖ zwar Das Parlament hat drei wesentliche len Frauenquote sitzen als in den Jah- nicht ins EU-Parlament geschafft, doch Aufgaben: Es teilt sich mit dem EU-Rat ren zuvor – ein Umstand, der für die EU- konnte die FPÖ ihr Ergebnis der letzten in vielen politischen Bereichen die Ge- BürgerInnen, und nicht nur diese, sicher EU-Wahlen sogar verdoppeln und kam setzgebungsgewalt sowie die Haus- nicht ohne Folgen bleiben wird. Denn heuer auf 13 Prozent. Vier Sitze im EU- haltsbefugnis und übt zudem eine de- wenn das Parlament „die Stimme der Parlament bekommt auch die rechtspo- mokratische Kontrolle über alle Organe BürgerInnen Europas“ ist, stellt sich die

08 an.schläge juli august 2009 politikeu

Frage, in wessen Namen künftig ge- von nationalen und europäischen Frau- Ausbeutung sehr hoch. Andererseits sprochen wird und zu wessen Gunsten enbewegungen zu verdanken sind. Die kommt es durch die Zentriertheit auf politische Programme erarbeitet und Maßnahmen beziehen sich hier u.a. auf die Erwerbsarbeit automatisch zu Ex- Gesetze erlassen werden. die Regulierung der Arbeitszeit und auf klusionsprozessen all jener, die nicht als Regulierung und Bedingungen atypi- (flexible, mobile) Ressource gelten bzw. Sozial- und Gleichstellungspolitik. Die Wahl- scher und Teilzeitbeschäftigungen, auf nur eingeschränkten Zugang zum Ar- en sind auch als Abstimmung über die die Gestaltung und Absicherung von beitsmarkt haben, wie etwa Mütter, Al- Gleichstellungspolitik von Frauen und Mutterschaftsschutz und Elternurlaub leinerziehende, MigrantInnen, Behin- Männern in der EU zu sehen. Diese gilt bzw. Elternzeit und auf Gesetze zur derte oder ältere Personen. Klar ist also: gemeinhin als „Erfolgsmodell“ und Chancengleichheit. Die Sozial- und die Gleichstellungspoli- stellt zugleich den am weitesten ent- tik müssen weiter vorangetrieben und wickelten Bereich der europäischen So- Gleichheit im Namen des Wettbewerbs. So auf weitere Bereiche, wie etwa Bildung, zialpolitik dar. Anders formuliert: Die sieht etwa die Richtlinie über Gleichbe- Gesundheit, Politik, Öffentlichkeit und EU-Sozialpolitik ist aus der Gleichstel- handlung aus dem Jahr 1976 vor, dass private Lebensverhältnisse, ausgeweitet lungspolitik heraus entstanden. Bereits beim Zugang zur Beschäftigung, zur Be- werden. 1957 wurde bei der Gründung der Eu- rufsausbildung, beim beruflichen Auf- ropäischen Wirtschaftsgemeinschaft in stieg sowie in Bezug auf die Arbeitsbe- Re-Traditionalisierung. Welchen Stellen- den Römischen Verträgen der Art. 119 dingungen keine Diskriminierung auf- wert werden aber künftig Sozial-, EWG festgeschrieben. Darin wurde grund des Geschlechts erfolgen darf. Gleichstellungs- oder auch Einwande- gleicher Lohn für gleiche Arbeit für 2002 wurde diese um die Definitionen rungspolitik einnehmen, wenn nun von Frauen und Männer gefordert – die ein- für indirekte Diskriminierung, Mobbing vermehrt „konservativen und kulturel- zige konkrete sozialpolitische Regelung und sexuelle Belästigung erweitert. len Werten“ die Rede sein wird, wenn im Vertrag. Frankreich hatte diese Be- 1992 wurde in der Richtlinie über im EU-Parlament die rechten Kräfte stimmung in der nationalen Rechtsord- schwangere Arbeitnehmerinnen das mehr Einfluss besitzen, sozialpolitische nung und befürchtete Wettbewerbs- gesetzliche Recht auf einen Mutter- Themen zurückgedrängt werden und nachteile, falls andere Länder diesem schaftsurlaub von mindestens 14 Wo- Frauen weiterhin nur eine marginale Ziel nicht nachkommen. Obwohl es al- chen geregelt sowie Maßnahmen zur Repräsentationsgröße bleiben? so anfangs nicht primär um Gleichbe- Verbesserung der Sicherheit und des Österreich schickt dieses Jahr 17 rechtigung ging, sondern um wirt- Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz Abgeordnete nach Straßburg. Unter schaftliches Kalkül, stellt der Art. 119 verlangt. Auch beim Zugang zu Gütern den 17 Abgeordneten sind fünf Frauen dennoch einen Ausgangspunkt eu- und Dienstleistungen, die der Öffent- vertreten, welche von ÖVP,SPÖ und den ropäischer Gleichstellungs- und Sozial- lichkeit zur Verfügung stehen, sind Grünen gestellt werden. Dies spiegelt politik dar. Frauen und Männer gleichberechtigt zu durchaus die seit Jahren niedrige Frau-

Künftig werden im EU-Parlament mehr rechtspopulistische und eurokritische Männerbünde mit einer marginalen Frauenquote sitzen als in den Jahren zuvor – ein Umstand, der für die EU-BürgerInnen sicher nicht folgenlos bleiben wird.

Den Fokus legt die EU allerdings behandeln. Dies regelt die Richtlinie enquote sowohl im österreichischen seit jeher auf den Bereich der Beschäfti- über Güter und Dienstleistungen aus Nationalparlament als auch im Eu- gungspolitik. Dies ist nicht weiter ver- dem Jahr 2004 und ist damit die erste, ropäischen Parlament wider, welche wunderlich, ist doch die EU aus einem die über den Bereich der Beschäftigung den Anteil von rund dreißig Prozent ökonomisch motivierten Zusammen- hinausgeht. kaum übersteigt. Das Repräsentati- schluss entstanden, mit dem primären Im Großen und Ganzen ist aber onsdefizit von weiblichen Politikerinnen Ziel des Wirtschaftswachstums. Den- festzuhalten, dass Sozialpolitik im EU- ist dabei nicht nur ein Demokratiedefi- noch ist in Bezug auf die Gleichstellung Kontext vor allem die Aufgabe hat, die zit, sondern wirft ebenso Fragen nach sowie Antidiskriminierungspolitik die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit zu Entscheidungsbefugnissen und Res- EU ein wichtiger Motor. unterstützen. Frauen und Männer wer- sourcenverteilung auf. Immerhin ver- Die Instrumente sind vor allem den also in erster Linie als „Humanres- fügte die EU im Jahr 2008 über einen rechtliche Regelungen, bei deren Durch- sourcen“ in einer leistungsorientierten Haushalt von 129,1 Milliarden Euro, im setzung dem Europäischen Gerichtshof EU betrachtet. Diese kann es sich nicht Rahmen des jährlichen Haushaltspla- eine wesentliche Rolle zukommt. Insbe- länger leisten, auf die weiblichen Ar- nes hat das Parlament bei den meisten sondere seit den 1970er Jahren sind vie- beitskräfte zu verzichten. Hier liegt die Ausgaben das letzte Wort.Wer dieses le Gleichstellungs- und Antidiskriminie- wesentliche Kritik an der Gleichstel- künftig sprechen wird und welche Prio- rungs-Richtlinien erlassen und Maß- lungspolitik der EU: Einerseits ist bei ei- ritäten dabei gesetzt werden, wird Aus- nahmen vorangetrieben worden, die ner primär an wirtschaftlichem Mehr- wirkungen auf alle BürgerInnen in der nicht zuletzt auch dem Engagement wert interessierten EU die Gefahr der EU haben. T

juli august 2009 an.schläge 09 frauen.lesbenzentrum

Keine Geschenke

Der wichtigste Frauenraum Westösterreichs steht vor dem Aus. Die Tiroler Landesregierung hat dem autonomen FrauenLesbenzentrum in Innsbruck ohne Angabe von Gründen alle Subventionen gestrichen. Von Irmi Wutscher

Wegen massiver Budgetkür- Frauen selber auf – vor allem durch Ein- Zoller-Frischauf in der TT:„Es geht um zungen vonseiten der Landes- nahmen aus den Kulturveranstaltun- Dinge, die wirklich im Nutzen der Bevöl- regierung steht das Inns- gen. Und dadurch, dass alle Mitarbeite- kerung liegen und nicht um lieb ge- brucker FrauenLesbenzentrum rinnen des Zentrums ehrenamtliche, wonnene Geschenke, dafür ist momen- vor dem Aus. Das autonome unbezahlte Arbeit leisten. tan nicht die Zeit.Wir müssen sparen Zentrum leistet seit 25 Jahren feministi- Besonders verärgert sind die Betrei- und das Geld dort einsetzen, wo es Sinn sche Arbeit in Tirol und trägt zur Sicht- berinnen des FrauenLesbenzentrums macht.“ barmachung von Frauen und zur Sensi- darüber, dass die Subventionen ohne Besonders diese Aussage ist es, die bilisierung gegenüber Homophobie bei. Ankündigung und Begründung gestri- die Frauen vom Autonomen FrauenLes- Es finden dort vor allem frauenspezifi- chen wurden.„Der einzige Grund, der benzentrum aufregt.„Ich will dazu an- sche Kulturveranstaltungen wie etwa uns genannt wurde, ist der, dass es sich merken, dass Subventionsgelder keine Filmabende, Lesungen oder Diskussio- hier um eine politische Entscheidung Geschenke von PolitikerInnen sind“, nen statt, außerdem gibt es Beratung handelt. Das Budget des JUFF-Frauenre- meint Andrea Worsch.„Wir betrachten für lesbische Frauen. Nicht zuletzt wird ferats (JUFF: Jugend, Frauen, Familie, es als Notwendigkeit, dass die Öffent- mit dem Frauencafé bzw. den regel- Anm.) des Landes Tirol wurde nicht lichkeit einfach die Verantwortung und mäßig veranstalteten Lesbendiscos ein gekürzt, es sind die gleichen Gelder wie die Pflicht hat, für diese Minderheiten Begegnungsort für Frauen abseits eines zuvor vorhanden. Im Nachhinein, bei einen Raum zu schaffen, wo sich diese heteronormativen Umfelds samt seiner den Verhandlungen, wurde uns signali- treffen können und wo viel an politi- komischen Blicke und Anmachen be- siert, dass das Wort ‚Lesben‘, aber auch scher und individueller Arbeit geleistet reitgestellt. das Wort ‚autonom‘ wohl schwierig sei- wird.“

„Subventionsgelder sind keine Geschenke von PolitikerInnen. Wir betrachten es als Notwendigkeit, dass die Öffentlichkeit einfach die Verantwortung und die Pflicht hat, für diese Minderheiten einen Raum zu schaffen.“

Unerwünscht: „autonom“ & „lesbisch“. „Un- en. Das und auch die Zeitungskommen- Keine lesbischen Orte. Die Schließung des sere Situation ist derzeit so, dass uns tare von Frau Zoller-Frischauf lassen Zentrums würde definitiv ein großes Frauenlandesrätin Patrizia Zoller-Fri- darauf schließen, dass es sich hier ein- Loch in die Infrastruktur für Lesben in www.frauenlesbenzentrum.at schauf die Subventionen zur Gänze, oh- deutig um Diskriminierung gegenüber Westösterreich reißen, ist sich Worsch Musterbrief: ne Kommentar, gestrichen hat“, erklärt Frauen und Lesben handelt.“ sicher:„Wir sind einfach der einzige Ort, www.frauenlesbenzentrum.at/ Andrea Worsch vom autonomen Frau- Patrizia Zoller-Frischauf hatte in ei- an den lesbisch lebende Frauen mit den pressekonf2009-05-05/ musterbrief.pdf enLesbenzentrum.„Wir können ohne nem Interview mit der „Tiroler Tageszei- Problematiken, mit denen sie im Alltag Das Tiroler FrauenLesbenzentrum dieses Geld nicht weitermachen, denn tung“ unter anderem gesagt:„Wir konfrontiert sind, kommen können und befindet sich in Innsbruck in der Lie- wir zahlen Miete, haben auch Kündi- durchforsten derzeit alles. Die Bevölke- wo sie Gleichgesinnte finden, einen beneggstraße 15. Jeden Mittwoch- und Freitagabend hat auch Café gungsfristen, und in drei oder vier Mo- rung hat wenig Verständnis, wenn wir Austausch haben und Informationen „Anchorage“ – das Café der erfüll- naten spätestens muss das FrauenLes- nicht jeden Euro dreimal umdrehen. Ich erhalten. Einfach ein Ort, an dem ihnen baren Wünsche – geöffnet. benzentrum schließen.“ 6.500 Euro feh- glaube nicht, dass die Situation in Tirol weitergeholfen wird.“ Denn als Bera-

Der Text ist auch auf fm4.orf.at er- len nun, das ist etwa ein Drittel des ge- so prekär ist, dass es dafür eine eigene tungseinrichtung gibt es in Tirol zwar schienen. samten Budgets. Den Rest bringen die Einrichtung braucht.“ Weiters meinte die Homosexuelleninitiative (HOSI),

10 an.schläge juli august 2009 n i k n a R h t e B : o dort ist die Beratung aber sehr allge- weile aber auch, vor über einem Jahr t o mein ausgerichtet, und der Schwer- schon, geschlossen.“ F punkt liegt bei der AIDS-Prävention. In Innsbruck gibt es immerhin noch „Die Probleme, die dort verhandelt wer- die Frauenbibliothek des Arbeitskreises den, sind mehr die von homosexuellen Emanzipation und Partnerschaft (AEP) Männern“, sagt Andrea Worsch.„Wir und mit archfem ein feministisches Ar- haben einfach eine andere Thematik chiv. Außerdem das Café für Frauen aller und den Schwerpunkt auf lesbisch le- Länder, in dem sich Migrantinnen Rat benden Frauen.“ und Hilfe holen können, und das auto- Ähnlich verhält es sich mit den Lo- nome Frauenhaus, das sich um Frauen kalen: Das Frauencafé sei weiterhin ein mit Gewalterfahrungen kümmert.„Aber wichtiger Raum, in dem sich Frauen un- die speziellen Themen, die lesbische gestört treffen und verabreden können. Frauen betreffen, werden von diesen „Das Frauencafé bietet einen gewissen Stellen einfach nicht abgedeckt“, meint Schutz“, meint Maria Wassermann, Andrea Worsch,„da gibt es einfach nur stellvertretende Obfrau der FrauenLes- das FrauenLesbenzentrum. Hier gilt also benzentrums.„Man kann sich halt nicht auch das Argument nicht, dass die Bera- in jedem Lokal küssen, als lesbisches tung doppelt und dreifach angeboten Paar. Ich glaube, deshalb funktioniert wird. Das ist einfach nicht der Fall.“ das Frauencafé auch ein bisschen so als Ruhepol, zu einem manchmal bösen Proteste. Grüne und SPÖ haben in ersten Beate Hammond Außen.“ Reaktionen dem FrauenLesbenzentrum Michaela Fessel, ebenfalls Mitarbei- Unterstützung zugesagt, sie möchten Prinzessinnen und Mäuse terin der FrauenLesbenzentrums, hat ei- durchbringen, dass über die Subventio- ne Studie über lesbisches Leben in Inns- nen für das Zentrum erneut verhandelt Seit mehr als achtzig Jahren ist der Adel in Österreich abge- bruck ausgearbeitet, die sie „Lesben in wird. Ein Dringlichkeitsantrag, den die schafft, und monarchistische Bewegungen genießen keine der Weltstadt“ genannt hat.„Dabei ist Tiroler Grünen im Landtag eingebracht nennenswerte Unterstützung in der Bevölkerung. Wer mit ganz klar herausgekommen, dass es ei- haben, ist Mitte Mai knapp abgelehnt kleinen Mädchen zu tun hat, bekommt allerdings seine Zwei- nen Wunsch gibt, einen Ort zu haben, worden, das heißt: Über die Causa wird fel, ob dem wirklich so ist. Denn kleine Mädchen sind heutzu- wo man als Lesbe frei sein kann. Und wahrscheinlich erst wieder im Herbst tage nicht mehr kleine Mädchen, sondern ausnahmslos „Prin- dass es daneben auch den Wunsch gibt, verhandelt.Wenn es eigentlich schon zessinnen“. in die Öffentlichkeit zu gehen, und zu- zu spät ist. Charakteristisch für „Prinzessinnen“ ist rosafarbene Kleidung. gleich aber auch ganz große Angst da- Die Frauen geben aber noch nicht Dazu gehört das bodenlange Kleid aus dünnstem Material, das vor, sich als Lesbe zu zeigen. Einfach, auf, sie werden bis zum Letzten weiter- immer getragen werden muss, auch beim Sandkastenspiel und weil es immer wieder zu Situationen kämpfen. Auf ihrer Homepage rufen sie im tiefsten Winter. Überhaupt muss alles rosa sein, bis hin zur kommt, in denen man etwa aus einem dazu auf, Protestbriefe an den Tiroler Unterwäsche. Praktischerweise kann all dies zu stolzen Preisen Lokal verwiesen wird, wenn man sich Landeshauptmann Günther Platter, an im Spielwaren- und Einzelhandel erworben werden. Ist einer dort als lesbisches Paar küsst. Da be- die Frauenlandesrätin Zoller-Frischauf dieser Artikel gerade nicht zur Hand, fließen Tränen in Strö- komme ich oft einen großen Ärger auf oder auch die Innsbrucker Bürgermeis- men, begleitet von anklagenden Wehrufen. Ich weiß, wovon das Umfeld hier, in Innsbruck und Um- terin Hilde Zach zu schreiben. Auch ein ich rede. Ich habe es selbst erlebt. gebung.Weil wenn ich mir so manche Musterbrief lässt sich dort herunterla- Wie jede/r weiß, sind Prinzessinnen eigentlich Kinder souverä- Heteropaare anschaue, wie die sich auf- den, in diesem heißt es:„Tirol versteht ner Herrscher. Die „Prinzessinnen“ von heute dagegen herr- führen – würde ich das als Lesbe ma- sich als ein Tourismuszentrum – weltof- schen selber und werden dabei von dienstbaren Geistern, chen, da hätte ich gleich eine Anzeige fen, modern, international. Kurzfristige ihren Eltern, unterstützt. Wie eifrige Kammerdiener sind sie am Hals!“ und an Ausgrenzung angelegte Politik- zugegen, um der „Prinzessin“ jeden Wunsch zu erfüllen oder und Gesellschaftskonzepte widerspre- sich dafür zu entschuldigen, dass das rosa Nachthemd gerade Dünne Infrastruktur für Frauen. Auch in Be- chen diesem Selbstkonstrukt in seiner in der Wäsche ist und daher nicht zur Verfügung steht. Interes- zug auf feministische Kulturarbeit hat alltäglichen Praxis.Weltoffenheit zeigt santerweise gibt es keine „Prinzen“. Warum, weiß ich nicht. das Tiroler FrauenLesbenzentrum in den sich im Zugang zu Öffentlichkeit für Neben einer Invasion von „Prinzessinnen“ zeichnen Kinder für letzten 25 Jahren Wichtiges geleistet. Minderheiten, Minderheitenrechten, in ein erhöhtes Aufkommen an Nagetieren verantwortlich. Kin- „Das FrauenLesbenzentrum ist das ein- der Förderung nicht mehrheitsfähiger der sind eben keine Kinder mehr, sondern „Mäuse“. zige dieser Art in Westösterreich“, sagt Positionen wie in der Unterstützung Mäuse? Mäuse sind Nagetiere, die in freier Wildbahn und lei- Michaela Fessel.„Der einzige Ort und subkultureller Kontexte. Ein wesentli- der auch in manchen Haushalten oder Gastronomiebetrieben der einzige Raum, der nur für Frauen zu- cher Aufgabenbereich der öffentlichen viel Schaden anrichten. Sie nagen alles an, meistens ohne es gänglich ist, wo frauenspezifische Ver- Hand ist u.a. auch die Erhaltung und aufzuessen, und machen überall hin. Sie quieken. Sie rennen anstaltungen stattfinden. In Vorarlberg Subventionierung von Orten, an denen gerne, besonders durch Gastgärten in Restaurants. Viele Men- gibt’s überhaupt keinen Frauenraum Auseinandersetzungen geführt werden schen haben sie nicht gerne in ihrer Nähe oder haben sogar mehr, da hat es viele Jahre das Frauen- können, die sich nicht am Mainstream Angst vor ihnen, andere rennen schreiend vor ihnen davon. getriebe gegeben, das wurde mittler- orientieren.“ T Das trifft doch alles auf Kinder nicht zu, oder?

juli august 2009 an.schläge 11 internationalan.riss

und Japan (9 Prozent). Das entspricht einem Schnitt von 17 Prozent Frauen weltweit. Diese Daten wurden von der Interparlamentarischen Union (IPU) erhoben. Für die Studie wurden Angaben von 188 Staaten berücksichtigt. In den EU-Mitgliedsstaaten ist der Frauenanteil in den maßgeblichen Kammern der nationalen Parlamente in den letzten zehn Jahren sukzessive gestiegen, liegt jedoch unter dem im Europa-Parlament. Zum Vergleich: 1997 waren nur 16 Prozent der Abgeordneten in den nationalen Parlamenten weiblich. Laut der EU- Kommission erreichten weltweit nur zwanzig Länder einen Frauenan- teil von über dreißig Prozent in ihren Parlamenten, darunter Öster- reich mit 32 Prozent. Deutlich niedriger ist der Anteil in Tschechien,Zypern, Irland, Slowe- nien, Ungarn, Rumänien und Malta, wo nicht einmal jede siebte Abge- ordnete eine Frau ist. besu www.ipu.org

deutschland

Zensur gegen Kinderpornografie?

Die deutsche Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat ge- meinsam mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor von Guttenberg (CSU) einen Gesetzesentwurf zur Sperrung von Kinderpornoseiten im Inter- net vorgelegt. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass das Bundeskrimi- nalamt (BKA) die Liste mit den zu sperrenden Seiten herausgibt und indien täglich aktualisiert. Die betroffenen Provider müssten dann inner- halb einer bestimmten Frist den Zugang zur Seite blockieren. SPD- Unberührbare Präsidentin FamilienpolitikerInnen fordern, das Verbot der pornografischen Dar- stellung von Kindern bis 14 Jahren auf Jugendliche (von 14 bis 18 Jah- In Indien ist nach der Wahl von Staatspräsidentin Pratibha Patil vor zwei ren) auszuweiten. Dies wurde mit dem Argument abgelehnt, dass die- Jahren nun mit Meira Kumar die erste Frau zur Präsidentin des Unter- se Abgrenzung zu schwierig sei. hauses (Lok Sabha) in Neu-Delhi gewählt worden. Als sogenannte Un- Das Sperren von Internetseiten ist umstritten. ExpertInnen mei- berührbare steht sie außerhalb des Kastensystems bzw. am untersten nen, es sei viel effizienter, Kinderpornoseiten zu löschen, statt nur den Ende der Hierarchie. Zugang zu erschweren, der ohnedies leicht zu überwinden sei. Einig Die ehemalige Sozialministerin setzt sich wie ihr Vater, der frühere sind sich die Fachleute hingegen, dass dieses Problem auf mehreren stellvertretende Regierungschef Babu Jagjivan Ram, gegen die Diskrimi- Ebenen bekämpft werden muss. nierung der Kastenlosen, auch Paria oder Dalit genannt, ein. Die 64- Es gelte also, nicht nur an die potenziellen NutzerInnen zu denken, jährige Ex-Diplomatin erregte mit der Forderung einer Frauenquote von sondern darüber hinaus bei den ServerbetreiberInnen, d.h den Provi- 33 Prozent für das Parlament besonderes Aufsehen. In ihrer Antrittsrede dern anzusetzen. KritikerInnen des von der Leyen-Entwurfs sehen darin am 3. Juni betonte sie ihre feministische Position mit der Aussage, ihre den Anfang einer allgemeinen Internet-Zensur, die in der Folge auch Wahl sei keine symbolische Geste, sondern zeige eine wirkliche Absicht, andere Inhalte betreffen könnte. Frauen stärker zu machen. fis KommunikationsexpertInnen sehen das Sperren von Websites als http://diestandard.at letztes Mittel, wenn das Ansetzen an der Quelle nicht gelingt. Ein Spre- cher des BKA gab zu bedenken, dass die zu erstellenden Listen extrem schnell veralten und es zudem gar nicht immer einfach sei, pornografi- international sche Inhalte auf einer Seite überhaupt zu finden. NetzaktivistInnen starteten kurz nach Bekanntwerden eine Petition Frauenanteil in Parlamenten 2007 beim deutschen Bundestag gegen das geplante Gesetz.„Wir halten das geplante Vorgehen, Internetseiten vom BKA indizieren und von den Pro- So wie in Österreich und den meisten anderen EU-Ländern sind Frauen vidern sperren zu lassen, für undurchsichtig und unkontrollierbar, da die proportional zum Bevölkerungsanteil in den Parlamenten nahezu über- Sperrlisten weder einsehbar sind noch genau festgelegt ist, nach wel- all unterrepräsentiert. Im Durchschnitt waren 2007 24 Prozent der EU- chen Kriterien Webseiten auf die Liste gesetzt werden. Das vornehmli- Abgeordneten Frauen. Spitzenreiter ist Schweden mit 47 Prozent, ge- che Ziel – Kinder zu schützen und sowohl ihren Missbrauch als auch die folgt von Finnland (42 Prozent) und den Niederlanden (39 Prozent). Verbreitung von Kinderpornografie zu verhindern, stellen wir dabei ab- Außerhalb der EU lag 2007 Ruanda mit einer Frauenquote von 49 Pro- solut nicht infrage – im Gegenteil, es ist in unser aller Interesse“, so die zent vor Argentinien (40 Prozent) und Costa Rica (37 Prozent). Begründung der Petition. Sie erhielt in nur zwei Tagen 18.000 Unter- Weitaus geringer war der Frauenanteil zum Beispiel in China (21 schriften. besu Prozent), den USA (17 Prozent), der Russischen Föderation (14 Prozent) www.taz.de

12 an.schläge juli august 2009 an.rissinternational

singapur

Machtkampf bei AWARE

Die wichtigste und international anerkannte Frauenorganisation Sin- gapurs, AWARE („Singapur Vereinigung von Frauen für Aktion und For- schung“), verrät durch einen internen Machtkampf viel über den Zu- stand der Zivilgesellschaft des Inselstaates. Singapur ist bekannt für sei- ne strengen Gesetze, die größtenteils an einem konfuzianischem Ethik- Begriff orientiert sind und u.a. auch homosexuelle Handlungen verbieten. Sexualität und vorehelicher Geschlechtsverkehr sind weiter- hin Tabuthemen, an denen AWARE seit zwanzig Jahren rührt. Frauen unterschiedlichster ethnischer Gruppen und Religionen ar- beiten für eine gemeinsame Sache, auch wenn bis vor kurzem ein und dieselbe Gruppe Frauen die Spitze der Organisation bildete. Schließlich peru stellten im März einige Chinesinnen, die einer christlichen Gemein- schaft angehören, die Machtverhältnisse auf den Kopf und beanspruch- Huren kämpfen für ihre Rechte ten die Führung für sich. Kritik äußerten die Christinnen vor allem an der von AWARE angebotenen Sexualaufklärung, da diese Homosexua- Anlässlich des Internationalen Hurentages am 2. Juni versammelten lität und außerehelichen Sex fördern würde. Skepsis gegenüber den Po- sich in der Hauptstadt Perus rund hundert Prostituierte und Transgen- sitionen veranlasste daraufhin hunderte von Frauen, sich AWARE als der-Personen, um für ihre Rechte zu demonstrieren.„Wir sind Menschen neue Mitglieder anzuschließen. Die ehemaligen Anführerinnen initiier- und verdienen Respekt!“, skandierten die Aktivist_innen, die mit bunten ten im Mai ein Misstrauensvotum gegen die neue Direktion und ge- Masken verkleidet durch die Straßen zogen. Konkret geht es um arbeits- wannen so die alten Machtpositionen zurück. Nationale und internatio- rechtliche Belange, z.B. den Zugang zum Sozialversicherungssystem und nale ExpertInnen werten diesen Vorgang als ein signifikantes Beispiel anderen staatlichen Leistungen. Die Vorsitzende der Bürger_innenverei- für einen sich vollziehenden Wandel innerhalb der Zivilgesellschaft des nigung für Sexarbeiter_innen, Angela Villalon, kritisiert außerdem die Landes:„Das ist ein Beispiel für Zivilgesellschaft, die einen Entschei- übermäßige Gewalt durch die Exekutive bzw. mangelnde Kooperation dungsfindungsprozess durchläuft ohne Einmischung des Staates“, im Falle von Übergriffen auf Sexarbeiter_innen. besu erklärt Terence Chong vom Institut für Südostasien-Studien. besu www.lateinamerikanachrichten.de http://diestandard.at, www.aware.org.sg

Internet-Plattformen zum Kommunizieren und soziale Netzwerke Knüpfen erfreuen sich seit Facebook und Myspace stetig wachsender Beliebtheit. Zunehmende Popularität erfährt auch der Mikro-Blog Twitter: 140 Zeichen müssen reichen, um persönliche Messages in die Welt zu „zwitschern“. Angemeldete User_innen können ihre Kurznach- richten veröffentlichen und jene anderer User_innen als „follower“ abonnieren. Ob öffentliche Entblößung, nerviger Banalitätenaustausch oder egalitäres Sprachrohr: Immerhin bietet Twitter einen Kommunika- tionsraum, in dem jede User_in frei ihre Wünsche, ihren Unmut und ih- http://twitter.com re Meinung äußern kann. Und geäußert wird durchaus auch Feministi- sches, wie die beachtliche Liste feministischer User_innen zeigt: wefollow.com/tag/feminism. Feministisches Gezwitscher gibt es außer- dem z.B. vom Missy Magazine (twitter.com/Missy_Magazine) und vom Grrrls-Team (twitter.com/grrrls_team), einem Weblog für Feministin- nen, Feministen und alle, die es werden wollen. Im Mädchenblog (twit- ter.com/maedchenblog) twittern verschiedene Autor_innen der gleich- namigen Website, twitter.com/feministnews liefert feministische Nach- richten, und auch die followers von twitter.com/riotgrrrlonline werden täglich mit entsprechenden Shortnews versorgt. cben

juli august 2009 an.schläge 13 Fotos: Viviane Tassi Bela und Martin Wassermair mädchenbildungkamerun r e u a b r e m m o S a t t u J : s o t o RF echt auf Bildung

Ein Ausbildungszentrum für Waisenmädchen in Kamerun sorgt für mehr Chancengleichheit: Viviane Tassi Bela hat ein emanzipatorisches Bildungsprojekt initiiert. Von Daniela Koweindl

Ohne Französischkenntnisse gilt es, die lokalen Traditionen und Kul- auch wenn die Grundschule Pflicht ist, geht der Name nur schwer turen zu beachten. Damit hat auch die ist deren Abschluss längst nicht Selbst- über die Lippen: Institut Profes- Entscheidung für den Textilbereich zu verständlichkeit. Fehlen ausreichend Er- sionnel Romaine pour les Or- tun. Hier können die Absolventinnen wachsene in der Familie, die die Exis- phelins au Cameroun (IPROC) – realistische Erwerbsmöglichkeiten er- tenzsicherung gewährleisten, müssen so heißt jenes Berufsausbildungszen- warten. Ziel ist aber nicht nur, den jun- die Kinder ihren Beitrag leisten. Hier trum, in dem am 9. September 2009 in gen Frauen den Weg in eine ökono- doppelt sich der Teufelskreis in einem Obala die ersten Schülerinnen eine Be- misch unabhängige Zukunft zu ebnen, Land, in dem der mangelnde Zugang zu rufsausbildung zur Textilverarbeitung überdies soll auch ein Solidaritätsnetz- leistbarer medizinischer Versorgung für starten. Obala ist eine Kleinstadt mit- werk unter den Absolventinnen aufge- eine niedrige Lebenserwartung und in ten in Kamerun, keine Stunde Fahrzeit baut werden, sodass diese ihr erworbe- der Folge für eine hohe Zahl an Waisen- von der Hauptstadt Yaoundé entfernt. nes Know-how später an andere Wai- kindern sorgt. Laut UNAIDS leben in Ka- senmädchen und Frauen weitergeben. merun um die 240.000 Waisenkinder. Selbsterhalt und Selbstbestimmung. Was ist Überhaupt ist Umverteilung im Kleinen Fehlen die Eltern als Betreuungsperso- hier das Spezielle? IPROC richtet sich an ein wichtiges Stichwort in dem bislang nen, liegt die weitere Zukunft der Kin- Daniela Koweindl ist Damenober- elternlose Mädchen und junge Frauen ausschließlich durch Spenden finanzier- der meist in der Hand der Verwandten. bekleidungsmacherin und in Wien im Projektteam für das Berufsaus- im Alter von etwa 15 bis zwanzig Jahren ten Projekt, das Solidarität mit den Ju- bildungszentrum IPROC (Obala/ aus strukturell benachteiligten Schich- gendlichen, nicht aber Mitleid, in den Realitäten und das Recht auf Bildung. Vivia- Kamerun) aktiv. ten. Der Lehrplan beschränkt sich nicht Mittelpunkt stellt und sich auf das in ne Tassi Bela, Initiatorin des Bildungs-

Info: auf die Berufsausbildung, sondern um- der Allgemeinen Erklärung der Men- projekts in Wien, kennt diese Situation www.education-obala.org fasst auch Unterrichtseinheiten zur schenrechte festgehaltene Recht auf aus eigener Erfahrung. Ihr Vater und Sensibilisierung in Fragen von Selbstbe- Bildung beruft. wenig später ihre Mutter (einst Lehre- Spenden für das IPROC: Verein Bildung und Zukunft für stimmung, der Stellung der Frau in der In Kamerun ist lediglich die fünf- rin – das Ausbildungszentrum IPROC Waisenkinder Gesellschaft, Frauen- und Menschen- jährige Grundschule kostenfrei für alle. trägt ihren Vornamen, Romaine) sind in Erste Bank, BLZ: 20111, Kontonummer: rechten sowie Schwangerschafts- Danach wird Schulgeld zum Ausschluss- Kamerun gestorben, als die jüngsten 29122533500 BIC: GIBAATWW, IBAN: prävention und Gesundheitsvorsorge mechanismus für Kinder aus ökono- Geschwister gerade einmal 14 und 15 AT302011129122533500 (Schwerpunkt: HIV/AIDS). Gleichzeitig misch schwachen Verhältnissen. Doch Jahre alt waren. Sie selbst lebte zu die-

14 an.schläge juli august 2009 kamerunmädchenbildung sem Zeitpunkt seit kurzem in Europa ständigen Behörden auch Skepsis her- scheint, soll die Zahl der Ausbildungs- und war noch mit ihrem Studium und vorruft, konnte Tassi Bela während ih- plätze erhöht werden. Praktikum beschäftigt. In der Folge un- res Aufenthalts in Kamerun im Februar Aktuell steht die Aufnahme der terstützte sie die weitere Schulbildung dieses Jahres erleben.Wozu Frauen ei- Teilnehmerinnen an. Anfang Juni fand ihrer Geschwister. Doch längst nicht al- ne solche Ausbildung bräuchten, sie ein erster Informationsvormittag statt. le Waisen haben Verwandte in den rei- könnten doch ebenso gut heiraten und 17 der etwa 35 angemeldeten Mädchen cheren Ländern des Nordens, die Geld wären versorgt, entgegnete etwa ein und Frauen im Alter zwischen 14 und 22 nach Kamerun schicken können. „Wai- Beamter. Ob das Ausbildungszentrum Jahren sind gekommen. Nur fünf der In- sen sind im Allgemeinen alleinegelas- etwa wolle, dass die Frauen mit ihrem teressentinnen verfügten über einen sen. Wenn die Eltern sterben, ent- Wissen um Verhütung nachher auf der Grundschulabschluss – ein solcher wä- scheiden bestimmte Verwandte, wo Straße stehen? re jedoch als Voraussetzung für eine

Überhaupt ist Umverteilung im Kleinen ein wichtiges Stichwort in dem bislang ausschliesslich durch Spenden finanzierten Projekt, das Solidarität mit den Jugendlichen, nicht aber Mitleid, in den Mittelpunkt stellt und sich auf das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgehaltene Recht auf Bildung beruft.

die Kinder leben werden. Dort bekom- Solchen Kurzschlüssen konstruktiv Teilnahme am Ausbildungsprogramm men sie zu essen und ein Dach über zu entgegnen, erfordert eine gewisse definiert.Während der Abschluss Lese-, dem Kopf. Aber dadurch, dass der Zu- Sensibilität.Wichtig sei gegenüber den Schreib- und Rechenkenntnisse nach- gang zur Schule kostenpflichtig ist, Behörden stets zu betonen, dass auch weisen soll, stellt sich gleichzeitig die können sich viele Familien so etwas sie einen Beitrag leisten müssten. Mit Frage, wie viel Sinn ein solches Aufnah- nicht leisten. Sie haben schon ihre ei- dem IPROC möchte die Initiatorin auch mekriterium macht, wenn dieses an der genen Kinder, ihre eigenen Sorgen“, der „Passivität der Regierung gegenü- Zielgruppe offenbar vorbeigeht. Fehlen schildert Viviane Tassi Bela die Lebens- ber dem Recht auf Bildung“ ein positi- den Schülerinnen tatsächlich die not- realitäten.„Steht eine Familie vor der ves Beispiel entgegensetzen. Dass etwa wendigen Kenntnisse aus der Grund- Entscheidung, wer eine Ausbildung be- nach der Grundschule in Kamerun die schule, müssten diese allerdings paral- kommt, fällt die Wahl meistens auf die Schulgebühren für alle gleich hoch lel zur Ausbildung nachgeholt werden. Buben. Aber:Was mache ich in dieser sind, während die ökonomischen Hin- Doch hier kommen die realistischen kompetitiven kapitalistischen Welt nur tergründe der Kinder und Jugendlichen zeitlichen Ressourcen der Schülerinnen mit einem Grundschulabschluss?“ Ge- nicht miteinander verglichen werden ins Spiel. Viele sind bereits Mütter (von rade in der Pubertät fehlen oft eine können, müsste nicht sein. ein bis drei Kindern), und gerade denje- gute Betreuung und Zukunftsperspek- nigen, die Kinderbetreuungspflichten tiven für Waisenmädchen.„Es kommt 15.000 Euro und zehn Schülerinnen. Der haben, fehlt der Grundschulabschluss. der Zeitpunkt, wo diese Kinder in die Behördenmarathon gestaltete sich Ein kontinuierlicher Schulbesuch, drei Großstädte fliehen, doch dort sind sie zwar mühsam und zeitaufwändig, Jahre lang bis zum Abschluss, wird für anonym und werden ohne Skrupel aus- aber durchwegs erfolgreich. Strenge all jene, die bislang auf kleine Jobs zum gebeutet.“ Sie landen nicht selten in ei- Auflagen bei spendenfinanzierten Vor- Überleben angewiesen waren und Kin- ner Spirale von Missbrauch und Ge- haben sind auch eine Folge negativer der zu betreuen haben, keine einfache walt, berichtet Tassi Bela:„Diese Erfahrungen, erklärt Tassi Bela. Hoff- Sache. Dass sie es trotzdem schaffen Mädchen sind dann auf sich gestellt. nungen sind schnell geschürt, viele können und dabei auch Unterstützung Einige sind mit 15 schon schwanger, ei- Projekte in der Vergangenheit auf- erhalten, demonstrierten einige Bewer- nige auch schon schwer krank, andere grund mangelnder Seriosität und fi- berinnen auch damit, dass Großmütter total verzweifelt.“ nanzieller Mittel aber ebenso schnell und Tanten zum Infotag mitkamen. Hier aktiv zu werden, war Tassi Be- wieder verschwunden. Und so In weiteren Gesprächen wird la wichtig. Die konkrete Idee zu einem grundsätzlich das IPROC ein Recht auf IPROC-Koordinatorin Mireille Nga Bela Ausbildungszentrum ist letztes Jahr Bildung auch formuliert, so über- nun mit den Interessentinnen abklären, entstanden, im Oktober 2008 folgte schaubar ist umgekehrt die Größe des welche konkreten Schwierigkeiten be- die Vereinsgründung in Wien, im De- Projekts: Mit gerade einmal zehn stehen, welche Unterstützung notwen- zember die ersten Spendenaufrufe, im Schülerinnen wird der Anfang ge- dig und möglich ist. Parallel steht im März 2009 der erste Arbeitsplatz in macht, mit 15.000 Euro jährlich wird Austausch mit dem Projektteam in Obala: Dort ist Mireille Nga Bela mit in- dies möglich sein (Projekttage, Imp- Wien das Erarbeiten von Lösungsvor- tensiver Vorarbeit beschäftigt, damit fungen, Mittagessen, Schulwegkosten schlägen im Rahmen des Projekts an, das IPROC termingerecht den Schulbe- inklusive) – ein Betrag, mit dem sich sodass nicht gerade diejenigen, die am trieb aufnehmen kann. Ihr steht in das Team nicht übernehmen will. So- meisten benachteiligt sind, von einem Obala ein ehrenamtliches Team zur bald der Verein bekannter ist und eine Ausbildungsplatz ausgeschlossen wer- Seite. Dass das Vorhaben bei den zu- höhere Spendenakquisition machbar den müssen. T

juli august 2009 an.schläge 15

geschlechterraum

Wohnen in Rosa Alternative und veränderte Lebensentwürfe bringen auch eine Vielzahl an neuen Wohnformen hervor. Feministische Wohnprojekte geben den Anstoß zur Auseinandersetzung mit (Wohn-)Raum, Macht und Geschlecht. Eine Spurensuche von Andrea Heinz und Fiona Sara Schmidt.

Herr B. fühlt sich diskriminiert. sogenannte Woman-Headed-House- schlechtern und zu Kindern. Das große Er hatte bei der Wohnbauverei- holds. Und als solche, gleich ob es sich Wohnzimmer wird weniger repräsenta- nigung der Gewerkschaft für um allein lebende, allein erziehende tiv, sondern variabel genutzt, in ehema- Privatangestellte (GPA) für eine oder in Gemeinschaft lebende Frauen ligen engen Elternschlafzimmern und geförderte Wohnung in einer handelt, besonders armutsgefährdet.2 Kinderzimmern im hinteren Teil der Anlage im 22.Wiener Gemeindebezirk Mit dem Aufbrechen der traditionellen Wohnung oder im Dachgeschoss wird angefragt. Und war laut eigener Aussa- Kleinfamilien-Haushalte kommen auch heute auch meditiert oder gearbeitet. ge mit der Begründung abgewiesen noch weitere, nur vermeintlich banalere Wände verschwinden bei denen, die es worden, Mietverträge würden aus- Probleme hinzu. Denn die verfügbaren sich leisten können. schließlich an Frauen vergeben. Bei der Wohnungen orientieren sich an den Be- Wohnanlage in der Anton-Sattler-Gasse dürfnissen herkömmlicher Familien- Partizipative Planung. Diverse Frauen- handelt es sich um das Frauenwohn- konstellationen. Sie sind immer noch zu wohnprojekte bieten nicht nur Räume projekt [ro*sa] Donaustadt. Herr F. hat einem großen Teil von Männern ge- zum Wohnen, sondern eben auch zum Beschwerde bei der Gleichbehand- plant, gebaut und gehen in den Besitz Leben. Zwei davon sind die [ro*sa]-Pro- lungskomission eingelegt.1 von Männern über. Den Frauen bleibt jekte in Wien. Die Idee kam von der Ar- die Rolle der „Frau des Hauses“ – und chitektin Sabine Pollak, die auch die Überkommene Raumhierarchien. Der Traum das hat mehr mit Haus-Haltung als mit Wohnanlage in der Donaustadt ent- vom Einfamilienhaus als dem Wohnmo- -Gestaltung zu tun. Den alternativen worfen hat. Bereits in der Planungspha- dell für mittelständische, heterosexuel- Wohnformen stehen kaum adäquate se wurde Wert darauf gelegt, dass die le Kleinfamilien in „Suburbia“ hat noch Wohnräume gegenüber: Sie sind zu späteren Bewohnerinnen ihre Wünsche lange nicht ausgedient, sondern wird groß, zu klein, zu teuer. Und wie selbst und Bedürfnisse einbringen konnten.

Den alternativen Wohnformen stehen kaum adäquate Wohnräume gegenüber: Sie sind zu gross, zu klein, zu teuer. Und wie selbst ein grosses schwedisches Möbelhaus bereits erkannt hat: Wohnen bedeutet noch lange nicht leben. ständig medial reproduziert. Er hat aber ein großes schwedisches Möbelhaus Die Anlage Kalypso mit 41 Wohnungen seinen normativen Schrecken verloren. bereits erkannt hat:Wohnen bedeutet und einem Büro liegt im Stadtteil Ka- Die feministischen und linken WGs der noch lange nicht leben. belwerk in Meidling und wird Mitte Au- 3 1970er Jahre sind zwar längst renoviert, Das Dekonstruieren von ge- gust bezugsfertig sein. Die zweite An- 1 Der Standard, 20.4.2009 haben aber dazu beigetragen, dass es schlechterspezifischer Hierarchisierung lage in Donaustadt wird diesen Winter 2 Ruth Becker: Lebens- und Wohn- nicht mehr nur einige wenige Möglich- im Privaten war eines der Hauptanlie- fertiggestellt und bietet 38 Mietwoh- formen: Dynamische Entwicklung mit Auswirkungen auf das Geschlechter- 4 keiten gibt,Wohnen und Leben zu ge- gen der Zweiten Frauenbewegung und nungen und ein Büro. verhältnis. In: Handbuch Frauen- und stalten. brachte auch innenarchitektonisch „Es schafft Raum für Frauen, Frauen Geschlechterforschung. Theorie, Durch die demografische Entwick- zahlreiche Veränderungen: Die oft klei- entscheiden und führen das Wort, die Methoden, Empirie. Hg. Von Ruth Becker und Beate Kortendiek. lung wird es in den westlichen Indus- ne, abgeschiedene Küche hat sich in ei- Macht- und Besitzverhältnisse liegen in Wiebaden 2004. triestaaten zukünftig insgesamt weni- nen gemeinsamen Bereich von Küche, Hand der Frauen, Frauen sollen die Pla- 3 www.frauenwohnprojekt.info ger und ältere Menschen geben, die he- Flur und Wohnzimmer verwandelt und nung mitbestimmen“, fasst Sabine 4 www.frauenwohnprojekt.org; in beiden Projekten sind noch Wohnun- 5 terogene, individualistische Lebensstile ist heute auch Ausdruck von gewandel- Pollak die Ziele zusammen. Gerade die gen frei pflegen. Immer mehr Haushalte sind ten Beziehungen zwischen den Ge- Tatsache, dass Wohnraum traditionell 5 Siehe an.schläge 04/2003

juli august 2009 an.schläge 17 geschlechterraum

in Männerhand ist – „Haus bauen, schaftsräume. Die Architektur unter- finanziellen Möglichkeiten Rechnung. Baum pflanzen, Sohn zeugen“ ist für stützt die Gemeinschaftsbildung, wie Achtsamkeit und nachbarschaftliche manche immer noch der biblische Leit- man sie sich – nicht ohne eine große Hilfe untereinander sind von großer Be- faden zur Mann-Werdung –, macht Portion Nostalgie – bei früheren Bau- deutung, neben ehrenamtlichen Tätig- Frauen abhängig und schwächt ihre ern-Großfamilien vorstellt: Jede/r hilft keiten (Hospiz, Berliner Tafel, Lesepatin- Stellung, etwa wenn es zu einer Tren- jeder/jedem, um Kinder und Alte küm- nen etc.) wollen die Frauen auch auf nung oder Scheidung kommt. In den mert sich die Gemeinschaft. ihren Stadtteil Einfluss nehmen, indem beiden [ro*sa]-Anlagen werden die In Meidling und der Donaustadt sie ihr Haus für öffentliche Veranstal- Wohnungen bevorzugt an Frauen ver- gehört die Solidarität zum Konzept. Die tungen öffnen. Das Interesse ist groß, in geben, sie unterschreiben dann auch Wohnungen sollen an Frauen mit oder wie anderswo. Aufgrund zahlrei- den Mietvertrag. Falls beide PartnerIn- ohne Kinder, mit oder ohne PartnerIn, cher Anfragen planen die Berlinerinnen nen einer heterosexuellen Partner- mit Migrationshintergrund, mit Gewalt- ein zweites Projekt.8 schaft darauf bestehen, wird der Miet- erfahrung, mit besonderen Bedürfnis- vertrag mit beiden abgeschlossen.6 In sen oder mit Assistenzbedarf vergeben Macht, Geschlecht, Raumordnung. So unter- der Planungsphase können Männer ihre werden. Besonders auch ältere Frauen, schiedlich wie diese Projekte ist auch Wünsche durch ihre Partnerin einbrin- die aufgrund geringerer Pensionen die Vielfalt feministischer Ansätze, den gen, in den Hausversammlungen sind Schwierigkeiten haben, eine passende öffentlichen und privaten Raum zu be- alle stimmberechtigt. Wohnung zu finden, bekommen die setzen. Gender-Aspekte haben, zumin- Möglichkeit, selbstbestimmt und unter dest im universitären Rahmen, einen Multiple Lebensentwürfe. Baulich wurde Gleichaltrigen ebenso wie unter Jünge- Platz in der Ausbildung von ArchitektIn- den Bedürfnissen der Frauen auf vielfäl- ren und Kindern zu altern. nen und RaumplanerInnen gefunden, tige Weise Rechnung getragen. Barriere- neuer Wohnraum wird heute egalitärer freiheit und Kinderfreundlichkeit bezie- Wohnen im Alter. „Wie können wir ein geplant und vorhandener wird, auch in- hungsweise Kindersicherheit sind in würdiges Leben im Alter schaffen, ohne nerhalb von Familien, flexibler gestaltet. den Häusern das, was sie sein sollten: über Reichtümer zu verfügen und un- Dennoch ist die Benennung neu ent- selbstverständlich. Eine durchgehende sere Selbstständigkeit aufzugeben?“, standener Straßen mit Namen von breite Galerie, eine Dachterrasse mit haben sich auch die Frauen des Ham- Frauen ebenso wenig „normal“ wie eine Gemeinschaftsgarten und Pergola, ein burger Projekts Arche Nora gefragt. In egalitäre Mitwirkung weiblicher Arbei- Garten mit Kleinkinderbereich und eine 34 Wohnungen in drei Wohnanlagen terinnen, Planerinnen und Architektin- Werkstatt im Gartengeschoss ermögli- leben Frauen autonom, aber zugleich nen bei Bauvorhaben.

Gender-Aspekte haben, zumindest im universitären Rahmen, einen Platz in der Ausbildung von ArchitektInnen und RaumplanerInnen gefunden, neuer Wohnraum wird heute egalitärer geplant und vorhandener wird, auch innerhalb von Familien, flexibler gestaltet. Dennoch ist die Benennung neu entstandener Strassen mit Namen von Frauen ebenso wenig „normal“ wie eine egalitäre Mitwirkung weiblicher Arbeiterinnen, Planerinnen und Architektinnen bei Bauvorhaben.

chen Gemeinschaft und Austausch. Die eingebunden in eine Gemeinschaft, die Macht, Geschlecht und Raumord- Wege sind einsehbar, die Tiefgarage ist Unterstützung ebenso wie soziale Kon- nung sind unmittelbar miteinander ver- tageslichtbeleuchtet. takte bietet.Weiblichen Singles in der woben und selbstverständlicher Be- Die Wohnungen passen sich den Großstadt Hamburg wird so die Mög- standteil der Umgebung, des Alltags, verschiedensten Wohn- und Lebensent- lichkeit geboten, eigenständig zu le- der Stadt. Die komplexen Machtbezie- würfen so flexibel wie möglich an: Es ben, ohne deshalb zu vereinsamen. Be- hungen haben viele Gesichter und zei- gibt Lofts ebenso wie Wohngemein- sonderes Augenmerk wird auf das Äl- gen sich u.a. auch an den kreditgebun- schaften, große Wohnungen sind teil- terwerden gelegt: Die Arche Nora bie- denen Eigentumsverhältnissen. bar und haben teilweise zwei Eingänge. tet den Frauen einen Ort, an dem sie Parallel lassen sich durch den Ein- Statt dem großen Kleinfamilien-Wohn- nach ihren Vorstellungen alt werden fluss von Gender-Mainstreaming-An- zimmer und der kleinen Küche gibt es können.7 sätzen sowie die wachsende Zahl und nun offene Wohn-Koch-Essräume. Er- Zwischen 33 und 88 Jahren sind die zunehmende Akzeptanz neuer Famili- wachsenen- und Kinderzimmer sind Bewohnerinnen des Beginenhofes in enformen verschiedenste frauenspezifi- 6 Stellungnahme des Vereins [ro*sa] Donaustadt zum Antrag auf Einlei- neutral und gleich groß, statt überdi- Berlin, die Hälfte Rentnerinnen, die Hälf- sche Wohn- und Bauprojekte erkennen. tung eines Verfahrens wegen Verlet- mensionierte Wohnräume zu entwer- te berufstätig. Über Aufteilung und Was früher als speziell „frauenfreundli- zung des Gleichbehandlungsgebotes fen wurden alle Zimmer möglichst Ausstattung der Wohnungen entschei- che“ und andere Zielgruppen-spezifi- GBK III/42/09 7 www.archenora.de geräumig gehalten. Die Anlage bietet den die Frauen hier selbst, unterschied- sche Maßnahme gedacht war, etwa die 8 www.beginenwerk.de darüber hinaus genügend Gemein- liche Größen tragen den verschiedenen Renovierung dunkler Tiefgaragen oder

18 an.schläge juli august 2009 raumgeschlechter

Einrichtung zentraler Koch- und Wohn- räume, kommt inzwischen unter dem Schlagwort „alltagsgerecht“ allen Be- wohnerInnen zugute: Gemeinschafts- plätze, Einbeziehung von Tageslicht,Ver- besserung der Infrastruktur, Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und Cars- haring, Grünflächen und barrierefreie Zugänge.

BewohnerInnenfreundliches Bauen. Auch oh- Frauenbauten ne es explizit als „frauenfreundlich“ auszuweisen, versuchen ArchitektInnen „Wir arbeiten auf einer Ebene, wo es nicht mehr entscheidend ist, ob Mann oder heute verstärkt, benutzerInnenfreund- Frau hinter der Arbeit steht, sondern wo die künstlerische Fähigkeit und das räum- lich zu bauen.Wer die nötigen finanziel- lich-plastische Denkvermögen die Leistung bestimmen.“ (Lucy Hillebrand, 1938) len Mittel hat, kann sich das dann auch leisten. Neuere Wohnungen, die nicht Gebäude zu bauen, Räume für Menschen zu schaffen, das heißt immer auch, die Welt das Label „für Frauen“ tragen, bieten zu schaffen, in der Menschen leben. Und so wie Frauen in vielen Gesellschaften tradi- Wohnküchen; Gemeinschaftsräume tionell die privaten Wohnräume zugesprochen werden, während Männer die große sind in entsprechenden Mehrparteien- Welt erobern dürfen, so sind bis heute auch die Rollen in der Architektur aufgeteilt: häusern wenn schon nicht vorhanden, Wenn Frauen schon in ein Gebiet drängen müssen, in dem sie eigentlich nichts zu su- so zumindest erwünscht. chen haben, dann sollen sie wenigstens dort bleiben, wo sie hingehören. Im Häusli- Wohnanlagen „für Frauen“ reagie- chen nämlichen, drinnen, in der Innenarchitektur. Trotz Widerstands wollten zahlrei- ren auf jene differenzierten Bedürfnis- che Architektinnen dennoch mit an der Welt bauen, wollten nicht nur das Verborgene, se, die aus ungleichen Machtverhältnis- sondern auch das Sichtbare gestalten. sen, wie sie sich auch räumlich aus- Bereits 1894 erhielt die US-Amerikanerin Julia Morgan (1872-1957) als eine der ersten drücken, resultieren. Zugleich laufen sie Frauen ein Diplom als Bauingenieurin an der Universität von Berkeley. Am besten Ar- jedoch Gefahr – wenngleich ungewollt chitekturinstitut ihrer Zeit, der Parises École des Beaux-Arts, schloss sie 1902 ihr Studi- –, traditionelle Geschlechterdifferenzen um im Fach Architektur ab. 1904 gründete Morgan ein eigenes Architekturinstitut und zu stützen. Denn Frauenwohnanlagen begann eine höchst erfolgreiche Karriere. implizieren, dass Frauen gesonderte In Deutschland ging zur selben Zeit Emilie Winkelmann (1875-1951) einen für Frauen und vor allem geschützte Räume brau- bis dato undenkbaren Berufsweg. Obwohl Frauen offiziell noch nicht zum Studium zu- chen. Und die Deklaration einer gelassen wurden, studierte sie an der Königlichen Technischen Hochschule Hannover Wohnküche als „frauenfreundlich“ weist Architektur. Auch sie machte sich 1908 mit einem eigenen Büro selbstständig. den Frauen wieder einmal den ange- Eine der wichtigsten Designerinnen und Architektinnen der Moderne ist die Irin Eileen stammten Platz am Herd zu. Die Kon- Gray (1878-1975). Das avantgardistische Wohnhaus E.1027, das 1929 fertiggestellt wur- zentration auf das Geschlecht unter- de, gilt als beispielhaft für die internationale Moderne. schlägt, worum es eigentlich gehen soll- Die Berlinerin Lilly Reich (1885-1947) steht in enger Verbindung mit dem deutschen te: individuelle Bedürfnisse und mög- Bauhaus. Sie war nicht nur für kurze Zeit dort als Lehrkraft tätig, sondern arbeitete lichst lebenswertes Wohnen. Für Alle. auch intensiv mit Mies van der Rohe zusammen. Vor allem als erfahrene Designerin „BewohnerInnenfreundlich“ statt und Innenarchitektin stand sie ihm bei vielen Projekten mit Rat zur Seite. „frauengerecht“ sollte daher vielleicht Mit der „Frankfurter Küche“ wurde die Wienerin Margarete Schütte-Lihotzky (1897- die erweiterte Forderung sein, um – 2000) berühmt. Die schmale, längliche Form sollte den Frauen unnötige Wege und nicht nur – Frauen ein lebenswertes Handgriffe ersparen, die unmittelbare Verbindung zum Wohnraum Isolation vermei- Wohnumfeld zu ermöglichen. Und auch den. Schütte-Lihotzky entwarf daneben Wohnungen für alleinstehende Frauen und ökonomisch oder sozial Schwächere baute Kindergärten, etwa am Wiener Kapaunplatz. Auch das Wohnhaus Barthgasse 5-7 einzuschließen. im 3. Wiener Bezirk wurde von ihr geplant und realisiert. Fast wäre in Frankfurt auch Eines sollte dabei dennoch nicht eine Straße nach ihr benannt worden – konservative Politiker stellten sich dagegen: vergessen werden: Es waren Frauen, die Schütte-Lihotzky sei eine Stalinistin gewesen. die Initiative zu den diversen Wohnpro- „Wie verwandelt man die altmodische Haushaltsmühle, die die Frau in ihrer menschli- jekten ergriffen haben. chen Entwicklung hemmt, in einen rationelleren und zugleich anmutigeren Appa- Die Beschwerde von Herrn B. wird rat?“, fragte sich die Schweizerin Lux Guyer (1894-1955). Anders als die meisten Archi- noch verhandelt. Eine [ro*sa]-Wohnung tektInnen ihrer Zeit interessierte sie sich nicht für avantgardistische Strömungen. wurde mittlerweile an einen Mann ver- Stattdessen setzte sie sich mit der Wohnungsproblematik der Zeit auseinander, plante geben: Das Wohnservice Wien ent- Wohnräume für ältere Menschen, Frauen und Kinder. scheidet unabhängig von der Ge- Zahlreiche andere Architektinnen haben neue Wege beschritten und frei gemacht: schlechtszugehörigkeit über die Verga- Lucy Hillebrand, Hilde Weström, Lina Bo Bardi, Gae Aulenti oder Itsuko Hasegawa. be von einem Drittel der in der [ro*sa]- Heute hat mit Zaha Hadid eine Frau eine Architektur-Professur an der Universität für Anlage verfügbaren Wohnungen. T angewandte Kunst in Wien inne.

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Common spaces, common concerns?

Feministische Stadt- und Raumplanung zwischen Mainstream-Urbanisierungsmodellen und der alternativen Organisation sozialer Räume. Von Katja Reichard

Die Frage nach feministischen nisation der Geschlechterdifferenz in chen Quartier, als planerische Antwort Positionierungen in der Dis- der arbeitsteiligen und institutionellen auf geschlechtsspezifische Segregati- kussion um Stadtentwick- Trennung von „privat“ und „öffentlich“ on. Dass sich dieser Entwurf aber auch lung/Stadtpolitik legt nahe, reagierte die Frauenbewegung mit For- deckt mit Mainstream-Urbanisierungs- sich zuerst die Geschichte des derungen wie „das Private ist politisch“ modellen („Revitalisierung innerstädti- „weiblichen“ Raumbegriffs und der oder nach Entlohnung der Reprodukti- scher Bezirke“), die damit nur spezifi- feministischen Stadt-/Raumplanung onsarbeit (heute immer noch politisch sche (also besserverdienende) Bewoh- seit den Anfängen der Frauenbewe- ein blinder Fleck – egal, wie fortschritt- nerschichten und Nutzungen meinen, gung anzusehen. Ein bedeutendes Un- lich und gleichberechtigungsbewusst wird oft ausgeblendet. tersuchungsfeld feministischer Plane- das jeweilige soziale Milieu ist: Die In der Erforschung und Interpreta- rinnen waren die Auswirkungen fordis- Hausarbeit wird weitestgehend Frauen tion der Bedürfnisse von Frauen, im tischer Raumplanung auf die Lebens- zugeschrieben). Herausreißen aus der zuvor privaten und Arbeitsbedingungen von Frauen: Sphäre und im Einbringen in die öf- Die mit dem Leitbild der funktionsge- Universelles Planungssubjekt „Frau“. Femini- fentliche, gesellschaftliche Sphäre trennten Stadt erwirkte Auslagerung stische Stadt- und Raumplanung orien- liegt politisches Konfliktpotenzial. Das des Bereichs „Wohnen“ ins Grüne – tiert sich demzufolge an der Verbesse- Eindringen von Feministinnen in die Hochziehen von Großsiedlungen an rung von Wohnen und Wohnumfeld, rein männlich dominierten Architek- der Peripherie, Ausbau der Verkehrswe- den städtischen Einzugsbereichen von tur- und Planungsdomänen, die Forde- ge,„Arbeiten“ in der Stadt – bedeutete Frauen, der Forderung nach frauenori- rung nach Berücksichtigung frauenpo- gleichfalls die Auslagerung des Be- entiertem Wohnungsbau, emanzipati- litischer Inhalte in der Planungspraxis, reichs „Reproduktion“, also des gesell- ven Wohnungsgrundrissen (also z.B. die Betonung der Wichtigkeit einer schaftlich großteils an Frauen delegier- die Einbeziehung eines eigenen Zim- Orientierung am Reproduktionsbe- ten Arbeitsplatzes „Kindererziehung mers für die Frau, Integration von reich sind erfolgreiche Strategien im und Hausarbeit“, und damit die soziale Küche und Wohnbereich – was manch- politischen Kampf um Bedeutung. Der Isolierung und die Unsichtbarmachung mal in Küchenwissenschaften ausar- Entwurf eines universellen Planungs- dieser Arbeit. Der Radius der Hausar- tet) und frauengerechter Gestaltung subjekts „Frau“ orientiert sich meist beiterin bleibt auf Wohnung und Wohn- des öffentlichen Raums, sowie Partizi- nur entlang der Geschlechterdifferenz, umfeld, auf die private Sphäre be- pation von Bewohnerinnen an den Pla- Fragen der Klasse und Ethnizität wer- schränkt, während der „Ernährer“ zwi- nungsprozessen. Städtebauliches Leit- den vernachlässigt. Nicht jede Frau hat schen öffentlicher und privater Sphäre bild ist das Modell der Nutzungsmi- den Status einer Staatsbürgerin, ist pendelt. Gegen diese räumliche Orga- schung,Wohnen und Arbeiten im glei- Mutter oder verfügt über die notwen-

20 an.schläge juli august 2009 raumgeschlechter digen ökonomischen und sozialen Res- zu dem gesellschaftlich und volkswirt- Strategienmix. Mit der Annahme, dass sourcen, um z.B. allein zu erziehen und schaftlich sanktionierten Gemein- Raum sozial hergestellt wird, über Stra- gleichzeitig im Selbstausbau ein fort- schaftsgut, das gegen die in allen städ- tegien der Zuschreibung, Markierung schrittliches Frauenwohnprojekt mit- tischen Winkeln lauernde Gefahr ver- und Konstruktion von Subjekten, und zuentwickeln und Genossenschafterin teidigt werden muss (Schulweg/Bahn- damit gleichzeitig das Soziale produ- zu sein (in dem Falle wird Emanzipati- unterführung/ Spritzen). Das ziert, neue Bedeutungen hervorbringt on zur Kostenfrage) oder an Planungs- Argument „Mehr Sicherheit für unsere und festschreibt, stellt sich die Frage prozessen zu partizipieren, was in ho- Kinder“ vereint dann die unterschied- nach den Möglichkeiten eines – indivi- hem Maße soziale Kompetenzen und lichsten gesellschaftlichen Positionen duellen oder kollektiven – Widerstands Zeit erfordert. Identitätspolitische Zu- von sorgenden Müttern bis zu konser- gegen diese hegemonialen Wirkungs- schreibungen im Planerinnendiskurs vativen Aktivbürgerinitiativen, um im weisen. Für einen Kampf um die Defini- gehen oft von der Vorstellung aus, politisch aufgeheizten Sicherheits- tionsmacht über den sozialen Raum, Frauen seien die humanistisch überle- und Kontrolldiskurs schärfere staatli- den Zutritt in die öffentliche Sphäre genen Planerinnen, die in der Stadt als che Interventions- und Repressions- und den (für einige lebenswichtigen) vergrößertem Haushalt immer auch maßnahmen zu fordern. Zugang zur Ressource öffentlicher

Der Entwurf eines universellen Planungssubjekts „Frau“ orientiert sich meist nur entlang der Geschlechterdifferenz, Fragen der Klasse und Ethnizität werden vernachlässigt. Nicht jede Frau hat den Status einer Staatsbürgerin, ist Mutter oder verfügt über die notwendigen ökonomischen und sozialen Ressourcen, um z.B. allein zu erziehen und gleichzeitig im Selbstausbau ein fortschrittliches Frauenwohnprojekt mitzuentwickeln.

die Familie mitdenken. Oder betonen Die Opferkonstruktion lenkt den Raum gibt es wahrscheinlich nur eine die sozialen Kompetenzen der Nutze- Diskurs um auf den Entwurf von allge- Mixtur aus unterschiedlichsten Strate- rinnen, das unbeachtete Potenzial in genwärtigen Bedrohungsszenarien und gien und Taktiken. den Wohnquartieren, wo gerade die die oft ethnifizierende Markierung ge- Wie kann die Bedeutung von Räu- weiblichen Kommunikations- und Ko- fährlicher sozialer Gruppen und verun- men transformiert werden, die sozia- operationsfähigkeiten integrativ und möglicht eine breitere Diskussion über len Gruppen zugewiesen werden und auch kontrollierend wirken können. staatliche und privatwirtschaftliche Re- deren sozialen Status immer wieder Oder verweisen auf das quasi-natürli- gulierungsinteressen in Feldern wie auch reproduzieren? Wie lassen sich che Interesse von Frauen an nachhalti- Drogenpolitik, Sozialpolitik, Stadtent- Identitätszuschreibungen bekämpfen, ger Stadtentwicklung und ökologi- wicklung. Dadurch bleibt es bei Symp- zurückschicken, aktiv gegeneinander schen Konzepten – gleichzeitig ein tombekämpfungen und baulichen In- ausspielen, welche Taktiken im Ge- dickes Paket an Modernisierungsargu- terventionen, strukturelle Widersprüche brauch von Räumen können neue Zu- menten. werden nicht infrage gestellt. Ein leuch- gangsmöglichkeiten eröffnen, wie las- tendes Beispiel einer solchen Interventi- sen sich Raumzuweisungen unterlau- Opferkonstruktion. „Gebaute Gewalt ge- on ist die Rodung und Beleuchtung ei- fen und Alternativen artikulieren? Wie gen Frauen: Gewalt besonders begüns- nes Parks in Düsseldorf aus Gründen können feministische Forderungen in tigende Orte sind z.B. Räume ohne der Sicherheit für Frauen, wodurch Stadtdiskurs und -politik eingeschleust Sicht- und Rufkontakt, die kaum Orien- gleichzeitig ein Aufenthaltsort für Dro- werden, ohne in die Fallen essenzialis- tierungsmöglichkeiten bieten, aber genbenutzerInnen und ein Cruising-Be- tischer Subjektproduktionen zu tre- auch überdimensionierte Straßen, reich zerstört wurde. Und: Jeder halb- ten? Wie können Bedürfnisse artiku- menschenleere, dunkle Unterführun- wegs clevere Investor begrüßt den liert und politisch wirksam gemacht gen“ – städtischer Raum wird zum rei- Schutz von Frauen mit offenen Armen, werden, ohne dass sie in Definitionen nen „Angst-Raum“ für Frauen dekla- um die verschiedenen Sicherheits- und umschlagen und institutionalisiert riert und Frauen als „Subjekten der Wachschutzkonzepte für seine Immobi- werden? Was kann „Raumgreifen" in Angst“ damit ein Opfer-Status zuge- lie gesellschaftlich akzeptabel zu ma- einer Zeit bedeuten, in der die von der schrieben. Dass neunzig Prozent aller chen. Die vereinheitlichende Funktiona- Frauenbewegung erkämpften institu- Gewalttaten gegen Frauen weiterhin lisierung von Frauen als „Schutzbedürf- tionellen und räumlichen Zugangs- im Haus, innerhalb der familiären tige“ vernachlässigt die Tatsache, dass möglichkeiten und die autonomen Dieser Text entstand 1996 anlässlich Strukturen, stattfinden, bleibt in die- z.B. obdachlose Frauen, Drogenuserin- „Freiräume" weggespart werden? Wie von „common?spaces – sem Diskurs unsichtbar. Im Zusam- nen, Migrantinnen,Wagenburgbewoh- lassen sich verschiedene Handlungs- common?concerns“, einem Projekt menhang mit dem Opfer Frau wird oft nerinnen auch zur Zielscheibe von Säu- formen entwickeln, im symbolischen zu Feminismus, Stadt und Neuen Ökonomien im Berliner Projektraum das Opfer Kind mitgedacht: Kinder berungs- und Kontrollmaßnahmen Feld wie auch in der politischen, öf- Klasse Zwei, konzipiert von Anke werden zur kollektiven Folie, stilisiert werden. fentlichen Sphäre? T Kempkes und Katja Reichard.

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„Solidarisch teilen“

In Österreich soll der erste Beginenhof gegründet werden. Initiatorin Mechthild Ziegenhagen bringt schon Erfahrungen aus Deutschland mit. Ein Interview von Bettina Enzenhofer.

an.schläge:Was war deine Motiva- Ökonomie, durch das Teilen der Res- dienst, Gäste empfangen, Gemüse ern- tion, einen Beginenhof in Öster- sourcen, die zum Leben notwendig ten, Flyer gestalten, kochen, Interviews reich gründen zu wollen? sind, und durch das gemeinsame wirt- geben, Holz hacken oder was auch im- Mechthild Ziegenhagen: Also, schaftliche Wirken. Es bedeutet mehr mer. Sie ist verantwortlich für ihren Be- wenn es hier schon einen gäbe, Freiheit für die Einzelne. Das Leben auf reich, trifft die Entscheidungen und wäre ich ja gerne dort eingezogen, aber einem Beginenhof ist geprägt vom ge- kann sich Unterstützung holen. Die nachdem es mich aus persönlichen meinschaftlichen Bewirtschaften des Selbstständigkeit der Einzelnen, die mit Gründen nach Wien verschlagen hat Hofes, des Hauses, des Landes. Von der ihrer Arbeit zum Gelingen des Ganzen und ich diese Lebensform nicht aufge- gemeinsamen Arbeit zum Erhalt des beiträgt, erzeugt höchste Wirksamkeit ben will, gründe ich eben einen neuen, Beginenhofes, von der persönlichen und Qualität und damit größte Zufrie- es ist ja kein Schaden. Es ist das Beste, Freiheit der einzelnen Begine, vom so- denheit. Und dann gibt es Aufgaben, was ich mir vorstellen kann, und es zialen und politischen Engagement für die alle gemeinsam erledigen, wie zum Mittlerweile gibt es schon einige Interessierte, die bei der Gründung lohnt sich in jedem Fall, Frauen zu fin- die Menschen in der Umgebung. Hier Beispiel Heu machen, also die Wiesen des ersten Beginenhofes in Österreich den, die ebenfalls begeistert sind und wird die Welt gemeinschaftlich nach sensen und das Heu wenden und ein- mitmachen wollen.Wer beim Lesen ein Leben als Begine ausprobieren wol- weiblichen Vorstellungen gestaltet. fahren. Hierbei entsteht eine ganz an- des Interviews auch Lust auf diese Lebensform bekommt, ist gern len, und sei es auch nur für ein Jahr. Was mir am Beginenleben beson- dere Dynamik, nämlich die Verbunden- willkommen. Wie funktioniert das alltägliche Zu- ders gut gefällt, ist, dass jede Begine ih- heit durch gemeinsam bewältigte, Kontakt: 0699/190 55 263, sammenleben auf einem Beginenhof? re speziellen selbst gewählten Aufga- schwere körperliche Arbeit. Und nicht [email protected], www.beginenhof.at/vereinbeginen- Das Leben auf einem Beginenhof ben hat, denen sie nachgeht. Also zum zuletzt ist das gemeinsame Feiern der bande/dazugehoeren bedeutet mehr Fülle durch solidarische Beispiel Tiere versorgen, heizen, Büro- Beginen das Schönste an allem.

22 an.schläge juli august 2009 raumgeschlechter

Du hast ja bereits in Deutschland müssen verhandeln können, neue Wege verband der Beginen.Wie schon im Mit- auf einem Beginenhof gelebt.Wie wa- finden und den Wunsch haben, alle mit- telalter ist jeder Beginenhof autonom. ren deine Erfahrungen dort? Willst du einzubeziehen.Weiterhin ist auch die fi- Die Beginen gestalten ihr gemein- an dem Hof in Österreich etwas anders nanzielle Situation ein Problem:Wie schaftliches Leben spezifisch nach ihren machen? können wir unterschiedlichste Ressour- Wünschen und Bedürfnissen. Dement-

„Seit 1999 lebte ich als Begine auf dem Beginenhof Tännich in Thüringen. Die wichtigste Erfahrung, die ich dort gemacht habe, ist: dass es funktioniert. Dass Frauen gemeinsam wirtschaftlich erfolgreich sein können. Dass sie gemeinsam in der Welt wirken können, politisch und sozial.“

Seit 1999 lebte ich als Begine auf cen nutzen, um den Hof überhaupt zu sprechend bunt und vielfältig sind die dem Beginenhof Tännich in Thüringen. erwerben, und dann Ausgleiche schaf- unterschiedlichen Beginenprojekte.Was Die wichtigste Erfahrung, die ich dort fen zwischen Frauen mit mehr und mit sie jedoch auch heute noch mit den Be- gemacht habe, ist: dass es funktioniert. weniger finanziellen Mitteln.Wie kann ginen des Mittelalters verbindet, ist ein Dass Frauen gemeinsam wirtschaftlich Arbeit für das Projekt bewertet werden, hohes soziales und politisches Engage- erfolgreich sein können. Dass sie ge- wie wird das Einbringen von Geld be- ment und natürlich der Wunsch, ihr Le- meinsam in der Welt wirken können, wertet, wo sind die Unterschiede, und ben solidarisch mit Frauen zu teilen. politisch und sozial. Dass sie voneinan- wie sorgt jede autonom für ihren per- Und obwohl sich die Lebensbedingun- der lernen, sich lustvolle Synergien erge- sönlichen Lebensunterhalt? Wir brau- gen von Frauen in den letzten 900 Jah- ben und sie sich gegenseitig bei ihrer chen Frauen, die gerne geben und sich ren verändert haben, sind Fragen wie persönlichen Entwicklung unterstützen. einbringen.Wenn alle nur im Mangel le- ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit, Dass es mehr Freiheit für die einzelne ben und nehmen wollen, versorgt sein frauengerechte Wohnformen, Schutz gibt und mehr Lachen und mehr Lust wollen, wird es nicht gehen. vor Gewalt, Zugang zu allen Aus-Bil- und mehr Möglichkeiten und mehr Wer waren die Beginen, warum be- dungsformen, kollektive Kindererzie- Gründe zu feiern. Und es gibt viele Din- nennt ihr euch nach ihnen? hung usw. doch noch erschreckend ge, die ich anders machen werde in Beginen waren freie Frauen im Mit- aktuell. Österreich. Zum Beispiel werde ich die telalter, die sich freiwillig zu Gemein- Historisch sind die Beginen auch im finanzielle Verantwortung auf viele schaften zusammenschlossen. Sie Zusammenhang mit dem Christentum Schultern verteilen und besonders auch gründeten Beginenhöfe, -konvente oder zu sehen.Wie ist das heute? die finanzielle Beteiligung, die notwen- -häuser, in denen sie gemeinsam wirt- Die Beginenbewegung entstand im dig ist, um den Hof überhaupt zu er- schafteten, um unabhängig und selbst- 11. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. werben. Außerdem wird sich der öster- ständig zu leben und zu handeln. Es wa- Zu dieser Zeit war das Christentum reichische Beginenhof von allen ande- ren Frauen, die weder heiraten noch in noch nicht flächendeckend durchge- ren unterscheiden, weil die Frauen hier ein Kloster eintreten wollten, sie scher- setzt. Besonders nicht in den unteren anders sind. Besonders. Besonders in ten sich nicht um Kirche oder Staat, un- Gesellschaftsschichten. Damals waren ihrem Denken und Fühlen, Handeln und terstanden keinem Orden, keinem Ehe- fast alle Menschen, und demnach auch Wirken. Ich kann meine Erfahrungen mann oder Vater, keiner Hierarchie. In die Beginen, spirituell. Das heißt aber aus Ostdeutschland anbieten, aber ma- der Blütezeit der Beginenbewegung Eu- nicht christlich, sondern der Zeit ent- chen werden wir alles ganz genau so, ropas zwischen dem 12. und 13. Jahrhun- sprechend heidnisch, sie achteten und wie wir es machen wollen. dert lebten Frauen in insgesamt über verehrten die Mutter allen Lebens in der Gibt es denn auch problematische tausend Beginengemeinschaften von Natur mit all ihren Erscheinungen. Erst Aspekte? den Niederlanden bis nach Italien. Un- im Laufe der Zeit mit Erstarkung des Die Schwierigkeit ist das Zusam- verheiratete Frauen jeden Alters und Christentums, mit Erstarkung der Zünf- menleben mit den unterschiedlichsten aus allen Schichten lebten demokra- te wurden die patriarchalen christlichen Frauen, wir brauchen mehr als nur Tole- tisch und gleichberechtigt zusammen, Normen in der Gesellschaft durchge- ranz gegenüber der Andersartigkeit. Es Adlige, Patrizierinnen, Bürgerinnen, so- setzt. Das bedeutete, dass Frauen nicht braucht Frauen, die eine wirkliche Berei- gar Mägde. Das war für das von Stan- mehr ohne weiteres allein oder in Frau- cherung und Herausforderung durch die desunterschieden geprägte Mittelalter engemeinschaften ohne Männer leben Verschiedenheit der anderen sehen, dar- ein absolutes Novum und ein Skandal. durften. Sie hatten sich Vater, Ehemann, an lernen und wachsen wollen. Das ist Nach dem Vorbild der mittelalterli- Bruder oder Priester unterzuordnen. schwerer, als frau denkt, und führt im- chen Beginenbewegung in Europa Das war die Zeit des Mittelalters, der mer wieder zu Konflikten, die dann auch formten sich neue Initiativen des kollek- Hexenverfolgungen und Frauenverach- wieder als Chance gesehen werden wol- tiven Lebens und Arbeitens unter Frau- tung. Die Beginen hatten nur die Mög- len und nicht als Übel, welches schnell en. Hauptsächlich in Deutschland ent- lichkeit, sich christlichen Orden als Frau- behoben werden muss. Konflikte als standen seit Mitte der 1990er Jahre enkloster anzuschließen oder verfolgt ständige Begleiterin des Lebens. Frauen mehrere Beginenhöfe sowie der Dach- und vernichtet zu werden. T

juli august 2009 an.schläge 23 forumwissenschaft

Konservative Traditionen

Das von der schwarzblauen Regierung im Jahr 2002 eingeführte Kinderbetreuungsgeld hat die traditionell konservative Familienpolitik in Österreich weiter befördert, analysiert Svenja Häfner.

Nach über sieben Jahren Lauf- österreichischen Familienpolitik einge- Familie und die finanzielle Schlechter- zeit und einer seit 1.1.2008 be- läutet, denn das bis zu diesem Zeit- stellung von Frauen in der Gesellschaft stehenden Modifikation ist das punkt geltende erwerbsabhängige Ka- begünstigt werden. Mit der Ein- Projekt Kinderbetreuungsgeld renzgeld wurde vom Kinderbetreu- führung des Kinderbetreuungsgeldes auch nach dem letzten Regie- ungsgeld als einer reinen Familienleis- kam es zu keiner arbeitsrechtlichen rungswechsel immer noch nicht abge- tung abgelöst: Es führte zu einer Anpassung, und die Erwerbstätigkeit schlossen, geht doch die politische De- Abkopplung der Leistung von einer vor- bleibt aufgrund der Einkommensgren- batte mittlerweile in Richtung er- herigen Erwerbstätigkeit, einer länge- ze eingeschränkt. Aufgrund der zu ge- werbsabhängige Ersatzleistung für die ren Bezugsdauer bei unverändertem ringen Höhe ermöglicht das Kinderbe- Kinderbetreuung als weitere Wahl- Kündigungsschutz, einer moderaten treuungsgeld den Anspruchsberech- möglichkeit. Anhebung der Leistungshöhe und ei- tigten keine eigenständige Existenz- Von den damaligen Regierungs- ner Ausweitung der Zuverdienstgrenze. sicherung. Zudem nehmen aus parteien ÖVP und FPÖ als Meilenstein Zum anderen passte die aufgrund des ökonomischen Überlegungen (in in der Familienpolitik propagiert, sollte Kinderbetreuungsgeldes hohe Expansi- Österreich liegt die geschlechterspezi- mit dieser familienpolitischen Maß- on monetärer familienpolitischer Leis- fische Einkommensdifferenz nach wie nahme die Wahlfreiheit für Frauen er- tungen nicht in das Bild der sozialpoli- vor bei etwa dreißig Prozent) überwie- höht, die Vereinbarkeit von Erwerbs- tischen Reformen der konservativ-libe- gend Frauen das Kinderbetreuungs- tätigkeit und Familie verbessert, positi- ralen Koalition von ÖVP und FPÖ ab geld in Anspruch. Die Folge ist eine fi- ve Impulse für das Erwerbsleben von dem Jahr 2000, die ansonsten von nanzielle Abhängigkeit vom Partner. Frauen gesetzt, der Wiedereinstieg in massiven finanziellen Einschnitten Zusätzliche Rahmenbedingungen wie das Erwerbsleben gefördert und die gekennzeichnet waren. der Ausbau von bedarfsgerechten Kin- Beteiligung der Väter an der Kinderbe- derbetreuungseinrichtungen zur Ver- treuung erhöht werden. Alte Abhängigkeiten. Die gleichstellungs- besserung der Vereinbarkeit von Er- Svenja Häfner hat Politikwissen- schaft und Soziologie studiert. Das 2002 eingeführte Kinderbe- politische Kritik bestand und besteht werbstätigkeit und Familie wurden Der Titel ihrer Diplomarbeit: treuungsgeld weist zwei wesentliche bis heute darin, dass mit dieser mo- nicht geschaffen. „Kinderbetreuungsgeld: eine Besonderheiten auf. Zum einen wurde netären Transferleistung vor allem die Somit gilt das Kinderbetreuungs- familienpolitische Maßnahme in Österreich“. damit ein Paradigmenwechsel in der traditionelle Rollenverteilung in der geld als ein Instrument zur Stärkung

24 an.schläge juli august 2009 wissenschaftforum der konservativen Ausrichtung der Fa- sichtlich der familienpolitischen Maß- nisse keinen Einfluss auf die Entschei- milienpolitik. Ist demzufolge seine Ein- nahmen darstellt, trägt weiterhin zur dung der Regierungsparteien. Somit führung eine logische Konsequenz der konservativen Ausrichtung in der öster- vergrößerten vor allem das Zurückdrän- konservativ-liberalen Wendepolitik von reichischen Familienpolitik bei. gen der Sozialpartnerschaft und die be- ÖVP und FPÖ nach dem Regierungs- grenzten Veto-Chancen der Opposition wechsel im Jahr 2000? „Ehebezogener Patriarchalismus“. Innerhalb den politischen Handlungsspielraum Angesichts der Tatsache, dass die der unterschiedlichen Wohlfahrts- der beiden Regierungsparteien.Wenig Zweite Republik überwiegend von staatskonzeptionen wird der Wohl- verwunderlich spiegeln sich in der poli- großen Koalitionen (SPÖ/ÖVP) oder von fahrtsstaat Österreich dem Typus „Sozi- tischen Ausrichtung des Kinderbetreu- einer SPÖ-Alleinregierung geprägt war alversicherung“, dem „konservativen ungsgeldes bestimmte kulturelle und und eine Forcierung konservativer Mo- Wohlfahrtsstaatsregime“, dem „starken religiöse Einflussfaktoren wider. delle in der österreichischen Familienpo- männlichen Ernährermodell“ und dem Anhand der stenografischen Proto- litik sowie eine Familialisierung von Frau- Typus des „ehebezogenen Patriarchalis- kolle und Presseaussendungen des en nicht erst seit dem Regierungsantritt mus“ zugeordnet, während etwa im Österreichischen Parlaments wurde der von „Schwarzblau“ erfolgte, würde das Konzept der „geschlechterkulturellen Politikformulierungs- und Entschei- Argument, konservative Regierungspar- Modelle“ die Klassifikation je nach Aus- dungsprozess des Kinderbetreuungs- teien reproduzierten konservative Famili- bau der institutionellen Kinderbetreu- geldes auf der politisch institutionellen enpolitik, zu kurz greifen.Welche Er- ung zwischen „Vereinbarkeitsmodell Ebene auszugsweise nachgezeichnet. klärungen gibt es also darüber hinaus der männlichen Versorgerehe“ und dem Hierbei wurde noch mal explizit deut- für die Einführung des Kinderbetreu- „Doppelversorger-Modell mit externer lich, dass der Entscheidungsprozess vor ungsgeldes als familienpolitische Maß- Kinderbetreuung“ variiert. allem aufgrund der parlamentarischen nahme und für die Stärkung der konser- Das Kinderbetreuungsgeld als di- Mehrheit der Regierungsparteien, die vativen Familienpolitik in Österreich? rekte finanzielle Transferleistung, die sich äquivalent in den jeweiligen Aus-

Ein Blick auf die historische Entwicklung der Familienpolitik macht deutlich, dass sich trotz erheblichen finanziellen Ausbaus und umfangreicher gesetzlicher Massnahmen das traditionelle Familienbild wie ein roter Faden durch die einzel- nen Entwicklungsphasen zieht. Auch das Kinderbetreuungsgeld trägt weiterhin zur konservativen Ausrichtung in der österreichischen Familienpolitik bei.

Traditionell gewachsen. Sein wohlfahrts- keine eigenständige Existenzsicherung schüssen und Unterausschüssen wie- staatliches Profil erhält Österreich vor bietet, unterstützt – in Kombination mit derfand, bestimmt wurde. Unterstüt- allem aufgrund der sozialen Sicherung der schlechten Infrastruktur hinsicht- zend beim Entscheidungsprozess wirk- wie Sozialversicherung und Sozialhilfe, lich öffentlicher Kinderbetreuungsein- te das Österreichische Institut für Fami- der Regelungen der Arbeitsbedingun- richtungen – die jeweiligen beschriebe- lienforschung, welches die unter- gen und Arbeitsbeziehungen, der akti- nen konzeptionellen Zuschreibungen. schiedlichen Modelle wissenschaftlich ven Arbeitsmarktpolitik, des Pakets fa- Im Raster unterschiedlicher Theorien begleitete. milienrelevanter Leistungen und der der vergleichenden Staatstätigkeitsfor- Mit der Verknüpfung der einzelnen Versorgungssysteme. Das wesentliche schung bietet die Theorieverknüpfung Analysezweige Wohlfahrtsstaatskon- Kennzeichen des österreichischen Sozi- demnach eine umfangreiche Erklärung zeptionen,Theorien der vergleichenden alversicherungssystems ist seine Er- für die Einführung dieser familienpoliti- Staatstätigkeitsforschung und dem Mo- werbs- und Ehebezogenheit. schen Maßnahme. So können sozioöko- dell des „Policy Cycle“ wurde versucht, Universalistisch angelegte Sozialleis- nomische Problemlagen für die Auswei- der Komplexität der Forschungsfragen tungen sind nur vereinzelt zu finden, tung der Familienpolitik verantwortlich gerecht zu werden. Sie hat gezeigt, dass wobei auf der Basis freiwilliger Bei- gemacht werden. Das Kinderbetreu- die konservative Tradition der öster- tragszahlung die gesamte Wohnbevöl- ungsgeld stellte insofern eine Anpas- reichischen Familienpolitik in Kombina- kerung prinzipiell Zugang zum Sozial- sungsreaktion an diese Problemlagen tion mit der konservativen familienpoli- versicherungssystem erhält. dar, als damit von den Regierungspar- tischen Ordnungsvorstellung der Koali- Ein Blick auf die historische Ent- teien ÖVP und FPÖ bestimmte Zielset- tionsparteien ÖVP und FPÖ inklusive wicklung der Familienpolitik macht zungen verbunden waren – auch wenn deren großer politischer Handlungs- deutlich, dass sich trotz erheblichen fi- schlussendlich die Effekte des Kinderbe- spielraum und die Ausgrenzung der So- nanziellen Ausbaus und umfangreicher treuungsgeldes den politischen Zielset- zialpartnerschaft aus den Gesetzesvor- gesetzlicher Maßnahmen das traditio- zungen nicht gerecht wurden. haben, die eine große Veränderung in nelle Familienbild wie ein roter Faden der Akteurskonstellation mit sich brach- durch die einzelnen Entwicklungspha- Politische Handlungsmacht. Außerparla- te, die Einführung des Kinderbetreu- sen zieht. Auch das Kinderbetreuungs- mentarische und oppositionelle Kritik ungsgeldes als familienpolitische Maß- geld, das einen Prinzipienwechsel hin- hatte aufgrund institutioneller Hinder- nahme begünstigt haben. T

juli august 2009 an.schläge 25 an.zeigen

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26 an.schläge juli august 2009 an.rissarbeit.wissenschaft Foto: „In Geschichte eingeschrieben“, Mädchentagebuch 1956

ge Frauen wie schon lange nicht mehr, nämlich nur knappe 28 Prozent“, so Schwentner,„und diese haben offensichtlich wenig Präsenz.“ Einen Antrag zur Förderung von Frauen in der Politik haben die Grünen bereits eingebracht. Für den Herbst ist eine parlamentarische Enquete geplant. „Erst seit neunzig Jahren dürfen alle Frauen in Österreich wählen. Jetzt soll es nicht noch einmal so lange dauern, bis sie auch im Parlament gleichberechtigt sind“, sagt Schwentner. kaiv

gerichtsmedizin

Zwi-zwi

Rosa Luxemburg wurde am 15. Januar 1919 zusammen mit Karl Lieb- knecht von Freikorps-Soldaten gefoltert, ermordet und in den Berliner Landwehrkanal geworfen. Eine Frauenleiche wurde viereinhalb Monate später aus dem Fluss geholt und beigesetzt. Paul Levi sagte in seiner To- tenrede:„Der tote Leib steht auf und richtet über die, die das getan ha- ben. Der tote Leib, er wird zum Rächer werden, denn er wird aufrufen die Geister, die das Werk der Rache vollziehen werden.“ Nun nehmen WissenschaftlerInnen der Berliner Charité an, dass diskriminierung aus politischem Druck ein falscher, Luxemburg vollkommen unähnlicher Körper beerdigt wurde und es sich bei einer unidentifizierten, im Keller Schwach und nicht schwindelfrei? lagernden Leiche ohne Kopf und Gliedmaßen um die sterblichen Über- reste Luxemburgs handelt. Trotz auffälliger Ähnlichkeit wie den ver- Die gute Nachricht: Eine Frau bewarb sich als Zimmermann-Lehrling schieden langen Beinen kann nur ein DNA-Test endgültig Gewissheit statt als Einzelhandelskauffrau oder Friseurin. Die schlechte Nachricht: geben. Eine würdevolle Bestattung ist nach dem medialen Hickhack und Der Betrieb wies sie bereits am Telefon zurück, Frauen seien schwach den sensationsgierigen Blicken der letzten Wochen für die Unbekannte und nicht schwindelfrei. Nach einer weiteren prompten Absage auf ihre allerdings in jedem Fall notwendig. schriftliche Bewerbung wandte sie sich an die Gleichbehandlungskom- Die Revolutionärin hatte sich als Grabinschrift ein schlichtes „Zwi- mission, der Zimmereibetrieb wurde wegen Diskriminierung aufgrund zwi“ gewünscht, als erste Regung des kommenden Frühlings. fis des Geschlechts geklagt. Der Oberste Gerichtshof bestätigte nun das www.zeit.de Urteil und verklagte den Betrieb zu einer Schadenersatzzahlung von 500 Euro. Der Zimmermeister zeigt sich uneinsichtig und empfiehlt al- len Betrieben, sich „am Telefon möglichst neutral zu verhalten“. Indes gesundheit wünscht sich Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek, dass dieses Ur- teil zukünftig mehr Frauen Mut machen wird, gegen Diskriminierung Erste Frauen-Krankenkasse vorzugehen. Auch Karmen Riedl, Rechtsexpertin der Arbeiterkammer, sieht das OGH-Urteil als wichtigen Präzedenzfall. nad Mit Salvina gibt es in Deutschland nun die erste gesetzliche Kranken- kasse, die sich speziell um Frauen kümmert. Die Leistungen einer ge- setzlichen Krankenkasse sind zu 95 Prozent festgelegt. Salvina nutzt die sprachlos restlichen fünf Prozent vorwiegend für Behandlungsmethoden, die auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind. So sind etwa vermehrt Wenig Redezeit für Frauen im Parlament Vorsorgen sowie alternative Heilmethoden im Leistungsumfang enthal- ten. Die Krankenkasse will ihren Kundinnen auch ein umfassendes frau- „Politik braucht verbindliche Quoten“, ist die Grüne-Frauensprecherin enspezifisches Informationsangebot bieten, denn Frauen würden sich Judith Schwentner überzeugt. Um die (Nicht-)Partizipation der Manda- durch ihre Krankenkasse bislang häufig ungenügend beraten fühlen, er- tarinnen zu verbildlichen, haben die Grünen die Sprechminuten in allen klärt der Gründer der Salvina BKK Werner Wedig. Als unzureichend be- vom ORF übertragenen Parlamentssitzungen zwischen der Angelobung werten Patientinnen oftmals auch die gesundheitliche Betreuung in des neuen Nationalrats im Oktober bis zur Budgetdebatte Ende April Form von Schnellabfertigungen beim Praxisbesuch. Salvina will mit ei- gezählt. Das Ergebnis überrascht wenig: So kommen Susanne Winter genen Verträgen die Grundlage für angemessene Patientinnenge- und ihre blauen Kolleginnen auf ganze acht Minuten, ihre männlichen spräche schaffen. Kollegen waren fünfeinhalb Stunden am Mikro. Die zwei weiblichen Derzeit gibt es die Frauen-Krankenkasse nur in den drei deutschen BZÖ-Abgeordneten sprachen immerhin schon 15 Minuten. Zum Jubel Bundesländern Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. geben auch die Frauen-Redezeit-Bilanzen von ÖVP und SPÖ keinen Der Wohnsitz der Arbeitnehmerinnen oder der Geschäftssitz der Arbeit- Anlass. Im ÖVP-Klub trugen zu einem Viertel die zwölf Frauen zu den geberInnen müssen somit in einem dieser Länder liegen. Eine Ge- Debatten bei. Bei der SPÖ steht das Verhältnis eineinhalb zu vier Stun- schäftsstelle gibt es nur in München, Salvina ist jedoch wochentags den für die Herren. Einzig die grünen Mandatarinnen kamen 14 Minu- über eine Service-Hotline erreichbar. niho ten länger zu Wort als ihre Kollegen.„Im Nationalrat gibt es so weni- www.salvina.de

juli august 2009 an.schläge 27 lustmittel

Kein Bock auf Sex Statistisch gesehen geht jede zweite Frau mindestens einmal in ihrem Leben durch eine Phase sexueller Lustlosigkeit. Die Gründe dafür sind so individuell wie die Frauen selbst, doch die Pharmaindustrie sucht nach Patentrezepten. Von Libido-Boostern und fehlenden Anatomiekenntnissen berichtet Silke Pixner.

„Manchmal bin ich glücklich, Cornelia Burgert vom Feministischen zig Prozent und mehr die Studien vor- wenn er Fußball anschaut und Frauen Gesundheitszentrum Berlin in zeitig abbrechen.“ nicht mich … verstehen Sie …?“, der Fachzeitschrift „arznei-telegramm“ gesteht eine verlegen lächelnde Stellung zu „Intrinsa“. Sie gab zu beden- Streitfall Brustkrebsrisiko. Bei den Proban- Frau auf einer in Rosa gehalte- ken, dass der Testosteron-Spiegel alleine dinnen von „Intrinsa“ kam es zu Akne, nen Homepage. Doch Hilfe ist nicht keinen positiven Vorhersagewert bei Bartwuchs und Juckreiz. Daneben gibt weit: Hinter dieser Internetseite steht der Diagnose von HSDD hat und er sich es jedoch weit ernstere Risiken: In einer der Konsumgüter-Riesenkonzern Proc- nicht zur Einschätzung des Schweregra- der Studien erkrankten vier der 534 Be- ter & Gamble, der hier auch gleich für des eignet. handelten aus der Testosteron-Gruppe rund 30 Euro im Monat die Lösung für Auch methodische Mängel der Stu- an Brustkrebs, in der 277 Frauen umfas- den fehlenden Schwung im Liebesleben dien von Procter & Gamble bieten An- senden Placebo-Gruppe keine einzige. anbietet: Das „Intrinsa-Testosteron-Pfla- griffspunkte: An den beiden entschei- Studienleiterin Susan Davis betonte ge- ster“.„Intrinsa“ wurde für Frauen ent- denden Studien nahmen 1.095 Frauen genüber „diestandard.at“, dass man in wickelt, die nach einer „Totaloperation“ zwischen zwanzig und siebzig Jahren jeder mehrjährigen Studie davon aus- (Entfernung von Gebärmutter und Eier- (Durchschnittsalter: 49) teil, denen vor gehen müsse, dass einige Frauen an stöcken) an HSDD („Hypoactive Sexual durchschnittlich neun Jahren die Eier- Brustkrebs erkranken. Bei zwei der vier Desire Disorder“) leiden und eine be- stöcke entfernt wurden. Fachzeitschrif- Erkrankten sei es sicher, dass der Krebs gleitende Östrogen-Therapie erhalten. ten kritisierten vor allem, dass die Teil- schon vor dem Beginn der Testreihe ent- Nach einer solchen Operation kann der nehmerinnen keinesfalls repräsentativ standen ist. Elia Bragagna, Präsidentin Testosteron-Spiegel innerhalb kurzer waren, da sie etwa keine anderen zu- der Österreichischen Gesellschaft für Zeit um etwa fünfzig Prozent sinken. sätzlichen gesundheitlichen Probleme Sexualmedizin und Befürworterin des „Intrinsa“ wurde am 28. Juli 2006 aufweisen durften. Zudem konnte ein Testosteron-Pflasters, ortet ebenfalls von der EMEA (European Medicines starker Placebo-Effekt beobachtet wer- Panikmache:„Es ist ein Schwachsinn, Evaluation Agency) zugelassen. In den:Während das Testosteron-Pflaster Frauen einzureden, dass das Krebsrisiko Österreich darf das Medikament nicht die Sex-Frequenz von drei auf fünf pro durch die Einnahme von Testosteron vertrieben werden, seit Februar 2007 ist Monat erhöhte, nahm sie von drei auf zwangsläufig steigt. Natürlich besteht das Pflaster jedoch rezeptpflichtig in vier zu, wenn die Frauen ein Placebo ein Risiko, aber das ist nicht höher als Deutschland, Frankreich, Großbritanni- einnahmen. bei jeder anderen Frau, die über einen en, Italien und Spanien erhältlich. Burgert erhärtet diese Kritik mit normal hohen Testosteronspiegel ver- Bezug auf den Europäischen Bewer- fügt. Frauen mit Testosteronmangel www.fgz.co.at Kritik am Hormonpflaster. Seit der Zulas- tungsbericht von „Intrinsa“ aus dem kein Testosteron zu verschreiben, ist www.fem.at sung von „Intrinsa“ werden immer wie- Jahr 2006:„Dieses magere Ergebnis ist fahrlässig.“ Auch Gerhard Hochmaier, www.femica.today.net der kritische Stimmen laut. 2007 nahm zudem wenig aussagekräftig, da zwan- Obmann der Gruppe Frauenheilkunde

28 an.schläge juli august 2009 mittellust und Geburtshilfe der Ärztekammer, teilt Gel auf die Haut aufgetragen wird. 2011 licher Unlust. Manche ekelt es, sich diese Meinung:„Mir persönlich sind kei- soll es, so die optimistische Einschät- selbst zu berühren und haben Scheu ne Arbeiten bekannt, die beweisen, dass zung des Herstellers, auf den Markt davor, sich berühren zu lassen. Es geht bei Testosterongabe ein erhöhtes Brust- kommen. Auch bei Boehringer Ingel- um Angst, und wenn es Angst gibt, ist krebsrisiko besteht.“ Aussagen, die bei heim rauchen derzeit die Köpfe der die Lust ganz weit weg.“ Sylvia Groth vom Frauengesundheits- WissenschaftlerInnen. Ziel: die Erfin- Sowohl Julia Karinkada als auch zentrum in Wien für Entrüstung sorgen: dung eines nicht-verschreibungspflich- Flora Hutz, Sexualtherapeutin bei FEM, „Ich nehme immer wieder wahr, dass tigen Präparats gegen HDSS.„Flibanse- sind sich einig, dass einer der Haupt- einzelne Ärzte und Ärztinnen anschei- rin“ heißt der Wirkstoff, der direkt auf gründe für den Libido-Einbruch Stress nend nicht am aktuellen Stand der Wis- das Zentralnervensystem wirkt und für ist.„Die Leute haben immer mehr zu senschaft sind.“ Groth verweist auf eine betroffene Frauen den Weg aus der se- tun, immer mehr Verpflichtungen. Man Studie aus dem Jahr 2006, nach der xuellen Durststrecke bedeuten soll. darf sich nicht wundern, wenn dann ein Frauen mit einer natürlichen Menopau- Theoretisch ist der Markt riesig, Vakuum entsteht. Die Unlust spielt sich se, die Östrogene plus Testosteron an- man denke an den Absatz, den das US- ja nicht nur im sexuellen Bereich ab, wenden, ein zweieinhalbmal größeres Unternehmen Pfizer mit „Viagra“ aber hier fallen Probleme am schnell- Risiko haben, Brustkrebs zu entwickeln, macht. Die blaue Sexpille bringt dem sten auf, da Sex in unserer Gesellschaft als Frauen, die nie Hormone verwendet Konzern jährlich knapp 1,2 Milliarden so allgegenwärtig und plakativ ist“, so haben. Euro Gewinn. Hutz. Im Zusammenhang mit „Intrinsa“ Karinkada und Hutz bestätigen, verweist Cornelia Burgert im „arznei- Zwang zur Lust. Doch sind wirklich so viele dass immer mehr Frauen wegen sexuel- telegramm“ darauf, dass ein Berater- Frauen unzufrieden, wenn sie mal keine ler Unlust ihre Praxis aufsuchen, und komitee der US-amerikanischen Arz- Lust auf Sex haben? „Der Zwang zur dass diese immer jünger werden. Darin neimittelbehörde FDA 2004 eine Zulas- Lust muss thematisiert werden, denn sei aber nicht zwangsläufig eine Zunah- sung einstimmig abgelehnt und so- manche Frauen praktizieren wenig bis me eines Libido-Verlustes zu sehen.„Die wohl die vorgelegten Daten als auch keine sexuelle Aktivität und finden das Zeiten haben sich nicht geändert. Es die geplanten Postmarketingstudien für sich selbst in Ordnung. Es gibt eine fällt den Leuten nur leichter zu sagen,

„Der Zwang zur Lust muss thematisiert werden, denn manche Frauen praktizieren wenig bis keine sexuelle Aktivität und finden das für sich selbst in Ordnung. Es gibt eine grosse Bandbreite dessen, was Frauen als ‚normale’ sexuelle Frequenz wünschen.“ als inadäquat für die Beurteilung der große Bandbreite dessen, was Frauen dass sie keinen Bock auf Sex haben“, langfristigen Sicherheit des Pflasters als ‚normale’ sexuelle Frequenz wün- analysiert Hutz. Oft ist die Unlust auch eingestuft hat. schen“, sagt Sylvia Groth. Und was tun, nur das vordergründige Problem. Im Abgesehen von ihrer Kritik an den wenn tatsächlich Unlust und Leidens- Laufe der Gespräche stellt sich immer Nebenwirkungen von „Intrinsa“ plädiert druck da sind? wieder heraus, dass das Problem viel Sylvia Groth dafür, dass der wichtigste Für Julia Karinkada, Sexualberate- tiefer liegt und die fehlende Libido nur Schritt bei der Bekämpfung von HDSS rin im Wiener Frauengesundheitszen- ein Symptom ist. Die Essenz einer die Prävention unnötiger Eierstock- und trum (FEM), ist das Wichtigste, zuerst erfolgreichen Beratung für Karinkada: Gebärmutterentfernungen ist:„Frauen das Ziel der Frau zu erheben:„Hier „Es geht da wirklich um eine Umstruk- mit Eierstockentfernungen, die sich in muss erforscht werden, was guter Sex turierung, eine Umlegung der Werte, Selbsthilfegruppen wie etwa ‚femica‘ für die jeweilige Frau eigentlich bedeu- Zeit für sich selber einzuplanen. Und zusammengeschlossen haben, weisen tet. Ich betone das immer wieder, weil einfach auch Dinge zu tun, bei denen es vehement darauf hin, dass sie vor der wir in so einer sexualisierten Gesell- um nichts geht. Das müssen viele Leute Operation über Auswirkungen der Eier- schaft leben und immer vorgesetzt be- wieder lernen. Ich habe neulich mit stockentfernung auf ihre Libido und ihr kommen, wie guter Sex sein muss.“ Ka- einem Paar geredet, bei dem die Frau Lebensgefühl häufig unzureichend in- rinkada zufolge ist es außerdem für ein ganz wenig Lust hat. Die tut irrsinnig formiert wurden.“ erfülltes Sexualleben unumgänglich, viel und hat einfach keine Zeit. Sie hat dass die Frau ihren eigenen Körper gesagt, sie versteht den Sinn von Sex Libido-Booster. Auch andere Pharmafir- kennt und weiß, was ihr Spaß macht. nicht – da kommt nix heraus, kein Out- men forschen auf Hochtouren, um die „Selbstbefriedigung ist ein wichtiges put. Gleichzeitig geht es darum zu sa- weibliche Lust wieder in Gang zu brin- Thema. Bei Frauen ist sehr viel Unwis- gen, dass es okay ist, wenn sie das gera- gen.„Libigel“ heißt der Libido-Booster sen vorhanden, was ihre erogenen Zo- de so empfindet. Die Lust ist wie ein des Unternehmens BioSante. Es han- nen betrifft. Fehlende Anatomiekennt- Fluss, dessen Lauf sich ständig ändert. delt sich wie bei „Intrinsa“ um ein nisse beider Partner sind ein großes Es ist wichtig, das anzunehmen und Testosteron-Präparat, das jedoch als Problem im Zusammenhang mit weib- mitzugehen.“ T

juli august 2009 an.schläge 29 Haare © Herlinde Koelbl kulturan.riss

mich für Menschen. Aber es muss weiter gehen als unter die Ober- fläche. Das ist das ganze Geheimnis.“ nr 17.7.-1.11., Herlinde Koelbl – Fotografien, Martin-Gropius-Bau, 10963 Berlin, Niederkirchnerstraße 7, [email protected], www.gropiusbau.de

kunst

Ehrendoktorat für EXPORT

Seit 15. Mai ist die Künstlerin Ehrendoktorin der Linzer Kunstuniversität. In ihrer Geburtsstadt wurde mit der Verleihung das „außerordentliche, weltweit höchst beachtete Oeuvre“ der vielseitigen Medienkünstlerin geehrt. Sie gilt als eine der wichtigsten Pionierinnen konzeptueller Filme, Fotografien und Performances. VALIE EXPORTs Werk, das sich bereits seit den 1960er Jahren konsequent feministisch positio- niert, wird nächstes Jahr im Wiener Belvedere eine Einzelausstellung ge- widmet sein. Aktuell sind ihre Arbeiten in der Amsterdamer Schau „re- belle. art and feminism 1969-2009“ zu sehen. fis

literatur

Leslie Feinberg ist Lambda Pioneer 2009

Der politische Aktivist und Journalist Leslie Feinberg wurde mit dem diesjährigen Lambda Pioneer Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Als Autor schreibt Feinberg über LGBT-Themen und wurde bereits mehr- fach für seine Arbeit und sein Engagement im Bereich Transgender aus- gezeichnet. Feinberg, 1949 als Frau in St. Louis/USA geboren, wurde 1993 durch seinen international erfolgreichen Roman „Stone Butch Blues“ be- kannt. Es folgten weitere literarische und theoretische Publikationen wie „Transgender Warriors: Making History from Joan of Arc to RuPaul“ (1996) oder Drag King Dreams (2006). Der lesbisch-schwule Querverlag mit Sitz in Berlin veröffentlichte 2008 „Drag King Träume“ erstmals in deutscher Sprache. Der US-amerikanische Lambda Pioneer Award wird seit 1995 jährlich an Autor_innen,Verleger_innen und Buchhändler_in- nen vergeben, die für lesbischwule und transgender Literatur wegwei- send waren. Gratulation, Mr. Pioneer! nad fotografie . Tief unter die Oberfläche blicken film.festival

Seit über dreißig Jahren beschäftigt sich die vielfach ausgezeichnete Frauenfilme im Fokus Freiheit deutsche Fotokünstlerin Herlinde Koelbl in ihren Arbeiten mit Men- schen. Ab Juli zeigt der Berliner Martin-Gropius-Bau erstmals eine Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln (21.-26. April Überblicksausstellung ihres Gesamtwerks – Porträts und Fotoreporta- 2009) veranschaulichte erneut, wie stark und kraftvoll, vielseitig und gen stehen abstrakten Werken und Videoprojekten gegenüber. Zahl- bunt das Filmschaffen von Frauen ist. Der internationale Wettbewerb reiche ihrer Bilder und Serien sind bereits Bestandteil des kollektiven umfasste insgesamt acht Beiträge, darunter „Maman est chez le coif- Gedächtnisses – etwa die „Jüdischen Porträts“, in denen sie die Ge- feur“ (Kanada 2007) von Léa Pool (ein cineastischer Leckerbissen, der lei- schichten Holocaust-Überlebender eindringlich in Bild und Wort fest- der bis dato weder in Österreich noch in Deutschland einen Verleih ge- hält. Der Zyklus „Spuren der Macht“ thematisiert über einen Zeitraum funden hat) sowie „Wendy and Lucy“ (USA 2008) von Kelly Reichardt. von acht Jahren die persönlichen Veränderungen deutscher Politike- Maren Ade erhielt für „Alle anderen“ (D 2009) den Internationalen Spiel- rInnen während ihrer Amtszeit. Die Fotoserie „Haare“ beleuchtet die filmpreis. Die diesjährige Schwerpunktsetzung „Fokus: Freiheit“ um- Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten des in allen Kulturen be- fasste unter anderem ein umfangreiches Kurzfilmprogramm, Stumm- deutsamen Kopfschmucks. Eher unbekannte sowie neue Arbeiten der filme (mit Augenmerk auf Schauspielerinnen – leider waren keine Autodidaktin Herlinde Koelbl ergänzen auf spannende Weise das be- Stummfilme von Frauen vertreten) und Filme aus den 1960er Jahren. reits veröffentlichte Werk der großen Fotografin, der das intensive Besondere Erwähnung gebührt „Flickorna/Die Mädchen“ (Schweden Sich-Einlassen auf ihre Motive besonders wichtig ist:„Ich interessiere 1968) von Mai Zetterling, das als eines der ersten und engagiertesten

30 an.schläge juli august 2009 Werke des feministischen Kinos gilt. Ein weiteres Highlight stellte die Veranstaltung „Die Suffragette im Stummfilm & Böse Mädchen der britischen Stummfilmkomödie“ dar. Anhand von Filmresten histori- scher Dokumentationen und Spielfilmsequenzen (mühevoll recher- chiert und restauriert) wurde das politische Engagement der Suffra- getten sichtbar gemacht. Feministische Kurzfilme im öffentlichen Raum waren im Rahmen der temporären filmischen Intervention „A Wall is a Screen“ zu sehen – auch für zufällig anwesende Fußballfans und NachtschwärmerInnen, denn die Hauswände der Dortmunder Innenstadt wurden zur Projektionsfläche. Eine gelungene feministi- sche Aktion! Zudem fanden im Rahmen des Festivals Workshops für Mädchen, ein Weiterbildungsangebot an Filmschaffende und ein kleines Vernet- zungstreffen verschiedener Frauenfilmfestivals statt. Wenn am Ende des Festivals zwei junge Filmemacherinnen ihr Er- staunen über die Vielzahl an Regisseurinnen kundtun und hervorheben, wie sehr dieses Festival sie bereichert und der Austausch mit anderen Frauen sie gestärkt hat, dann bestätigt das nur die Wichtigkeit eines Renate Billeth Festivals für weibliche Filmschaffende. ge Mein Kind, das Sparschwein

theater.preis Uff, dachte ich mir neulich, als es in der „Schönen Perle“ ans Zahlen ging. Ich hatte mit meiner Schwester doch nur ein paar Stunden ge- Die Theatermacherin plaudert – und dabei das Wiener Schnitzel mit dem ein oder anderen Bier garniert. Als ich dafür die Rechnung erhielt, wurde mir Folgendes Am 10. September wird der französischen Theater- und Film-Regisseu- schlagartig klar: rin Ariane Mnouchkine im Osloer Nationaltheater der Ibsen-Preis ver- 1. Wenn ich das jeden Tag machen würde, wäre ich rasch pleite. liehen. Ihre dramatische Sprache inspiriere ein „scheinbar paradoxes 2. Meine mitunter abendfüllenden Elternpflichten machen das Leben Vertrauen in die Zukunft“, begründete die Jury unter der Leitung der ungemein billig. norwegischen Schauspielerin und Regisseurin Liv Ullmann ihre Ent- Ich meine es ernst, unser Sohn hat das Familienbudget bisher nicht scheidung. Mnouchkine, als Tochter einer russischen Immigrantenfa- wirklich belastet. Für Wii und Playstation ist er noch etwas zu jung, er milie im nahe Paris gelegenen Boulogne-Billancourt geboren, gründe- hat noch nie etwas von Lacoste oder Nike gehört, und die tägliche Ku- te 1964 mit StudienkollegInnen das höchst alternative und mittler- gel Eis im Stanitzel ist eigentlich gut zu verkraften. Auch die angeblich weile legendäre Théâtre du Soleil. Heute genießt die 70-Jährige als Re- 1.000 Euro für knapp drei Jahre Pampers halte ich im Nachhinein für ei- gisseurin in der Theaterszene große Anerkennung. Ariane Mnouchkine ne gute Investition. Demgegenüber stehen nämlich eine Ausgeh-Quote führte auch bei Spielfilmen Regie und verfilmte unter anderem das von minus 95 Prozent, ein massiver Rückgang an gemeinsamen Kino- Stück „La Nuit miraculeuse“ ihrer Lebensgefährtin Hélène Cixous.Wer abenden sowie die Halbierung der Telefonrechungen, da ich es noch ihr zum immerhin mit gut 280.000 Euro dotierten Preis gratulieren immer nicht geschafft habe, mich beim Telefonieren auch gleichzeitig möchte: Sie begrüßt die Besucher_innen des Théâtre du Soleil meist mit Janis zu unterhalten. schon als Kartenabreißerin. han Wie schnell einem dieser Sparfaktor Kind abhanden kommen kann, wurde mir beim letzten Besuch der Großeltern klar. Wir nutzten die Chance, wieder einmal kinderlos (also entspannt) einkaufen zu gehen, ausstellung und hatten am Ende geradezu Spaß daran. Der verging uns allerdings mit der letzten Kreditkartenabrechnung ordentlich! Rocken in Hosen Plötzlich konnte ich nachvollziehen, warum kinderlose FreundInnen mit ihrem Gehalt irgendwie nie das Auskommen finden. Kein Wunder, wo Die Geschlechteraufteilung in den Sphären der Populärmusik funktio- sie doch alle Zeit der Welt haben, ihr wohlverdientes Geld auch wieder niert recht einfach: Mann gibt die Rampensau an der Gitarre, Frau unter die Leute zu bringen. Was sich für uns auf ein Minimum reduziert wartet an der Hintertür. Das Büro der Erinnerungen und hat, ist für sie bittere Realität: finanzieller Freizeitstress. Während ich crew8020_music macht sich nun auf die Suche nach dem weiblichen daheim mit einer Handvoll Playmobil-Figuren hantiere, stöbern sie auf Anteil an der Rock- und Popgeschichte. Im Rahmen von „Rock me, Jo- der Mariahilfer Straße seelenruhig im CD-Regal nach neuen Eroberun- hanneum“, dem aktuellen Themenschwerpunkt im Johanneum, er- gen. Während sie sich am Samstagvormittag von den Strapazen des kunden sie die Rock- und Popkultur in der Steiermark seit den 1950ern. Ost-Klub-Festivals erholen, stehen wir schon mit einer Ladung Wurst- Und weil im zugehörigen digitalen Archiv hauptsächlich Männer ver- semmeln und einer halben Wassermelone vor den Toren des Gänsehäu- treten sind, geht es in der Diskussion mit der Journalistin Ina Freuden- fels. Kein Wunder also, wenn unser Bankkonto in den letzten vier Jah- schuss (Gründungsmitglied von Luise Pop), Sol Haring und der Künst- ren ordentlich zugelegt hat. In ein paar Wochen macht Janis wieder lerin Eva Ursprung um die Frauen. Nachher legt noch das Quote- einmal Urlaub mit seinen Großeltern. Dann zeigt unsere Finanzkurve Kollektiv auf. han garantiert wieder stark nach unten. Und die „Schöne Perle“ darf sich 3.7., 19-21.00, Projektbüro Rockarchiv, 8010 Graz, Neutorgasse 45/Johanneum Ecksaal, [email protected] freuen …

juli august 2009 an.schläge 31 feministischeforschungskonferenz

Feminist_innen aller Länder! Anfang Juni fand in Utrecht die siebte Feministische Forschungskonferenz statt – die größte Zusammenkunft feministischer Forscher_innen Europas. Eine Keynote Lecture von Irmi Wutscher, die den zentralen Themen und Diskussionen folgt.

Einem derart großen Event mit stränge, sondern als eine verwobene Die Panels. Die Teilnehmer_innen der einem Bericht beizukommen, Matrix konzipiert, in der die verschiede- Konferenz konnten daraufhin Papers ist ein schwieriges Unterfan- nen Themen miteinander interagieren einreichen, die zumindest zwei der gen. Um die Größe anzudeuten, und sich überlagern. Kernthemen reflektierten. Danach hier ein paar Zahlen: 750 Femi- wurden diese zu über 97 Sessions zu- nist_innen, elf Kernthemen, sieben Key- Die Themen. „Gendered Cultures at the sammengefasst, in denen bis zu fünf note Lectures, 97 Panel-Sessions, über Crossroads of Imagination, Knowledge der Forschungsberichte präsentiert 700 Abstracts und ein Rap. and Politics“ lautete der Titel der Konfe- und diskutiert wurden. Ein unüber- Schon vor zwei Jahren wurde in Ut- renz. Die dazu passenden elf Kernthe- sichtlicher Wust an spannenden The- recht mit den Vorbereitungen begon- men umfassten klassische feministi- men bot sich dem_der Konferenzbesu- nen. Und damit eine Tradition fortge- sche Fragestellungen, wie die nach den cher_ in: Unter dem Stichwort „Perfor- setzt, die 1991 in Alborg ihren Anfang Generationen im Feminismus oder der ming Emotions“ etwa gab es einen nahm und seither alle drei Jahre ein eu- Produktion von (feministischem) Wis- Überblick über queer-feministischen ropaweites Symposium zum Ergebnis sen. Andere zentrale Themen waren Ge- Aktivismus im Schweden der 2000er hat. Diesen Frühsommer war es dann walt und Krieg, Medienrepräsentatio- Jahre, der von Performance über Craf- soweit: Zum siebten Mal fand vom 4.-7. nen, Sexualität oder Imaginationen in ting bis hin zu Graffiti reicht. In „Se- Juni die größte Konferenz feministi- Kunst und Politik. Da sich die Gender xuality Visualized“ war die filmische scher Forscher_innen in Europa statt. Studies in Utrecht auch stark an der Repräsentation von Sexualität Thema. In feministischen Kreisen eine Tra- Theorie der Intersektionalität orientie- Die queer-feministische Filmkritik aus dition zu pflegen, sagt Cheforganisato- ren, wurde viel Wert auf multi- und den 1920er Jahren von Bryher hatte rin Rosemarie Buikema, führt automa- transnationale Ansätze gelegt, was sich dort genauso Platz wie Frauenfiguren tisch dazu, diese zu erneuern. Daher in gleich mehreren Panels niederschlug: aus Rape-Revenge-B-Movies. Oder wie Die 7th European Feminist Research wurde diesmal besonders inter- und etwa in jenem zu Migration, dem zur der Orgasmus einer Kuh bei der künst- Conference fand von 4. bis 7. Juni an transdisizplinär gearbeitet und die ein- Frage nach einem multiethnischen Eu- lichen Befruchtung in einer zeitgenös- der Universität Utrecht statt. www.genderstudies.nl/efrc/ zelnen Panel-Sessions nicht als vonein- ropa oder jenem zu den „Economies of sischen griechischen Komödie Frauen index.php?pageid=169 ander getrennte, parallele Wissens- Work and Care“. zur Entdeckung ihrer eigenen Sexua-

32 an.schläge juli august 2009 forschungskonferenzfeministische lität verhilft oder wie junge Frauen Frage nach feministischer Poiesis vor- und an philosophischen Differenztheo- in Tracy Emins Film „Top Spot“ über getragen. Andererseits ging es um kon- rien auch noch den starken Austausch traumatische sexuelle Erfahrungen krete soziale Phänomene: Anne McCin- zwischen Kunst und Wissenschaft auf sprechen. tock sprach über das „paranoid Empi- die Fahnen. Entsprechend reichhaltig Und in den „Queer Movements“ re“, das Orte wie Abu Ghraib und Guan- war auch das Kulturprogramm: Neben wurde nicht alleine ein Überblick über tanamo hervorbringt, und Gloria Filmen und Installationen gab es auch gegenwärtige Bewegungen in Spanien Wekker zeigte anhand historischer und diverse Happenings. Am Samstagabend oder Griechenland gegeben, sondern zeitgenössischer Diskurse, wie das se- zog eine Gruppe los, um mit Urinellas überdies auch noch die Frage der „Fem- xualisierte Bild der Schwarzen Frau in an öffentlichen Orten Utrechts im Ste- me“ als feministische Figur – und wie der niederländischen Gesellschaft fort- hen zu pinkeln.Wohl zum ersten Mal in anhand dieser queere Weiblichkeit neu besteht. Großer Raum wurde auch den der Geschichte der Universität Utrecht gedacht werden kann – verhandelt. feministischen Science Studies gege- wurde auf dem Podium des Auditori- ben – laut Rosi Braidotti einer der wich- ums gerappt.1 Und wer hätte gedacht, Die Lectures. Einfacher war die Wahl bei tigsten Forschungszweige des neuen wie viele Feministinnen mit Stöckel- den Keynote Lectures, da diese zentral Jahrtausends. Dem folgte eine Be- schuhen an den Füßen eine Tasse auf vor bzw. zwischen den Panel-Sessions standsaufnahme feministischer Kritik dem Kopf balancieren können? stattfanden. Große Namen und klingen- an DNA-Modellen von Amade M’Cha- In drei Jahren wird es die nächste de Titel gab es hier, die eine ähnliche rek und an der Quantenphysik von feministische Forschungskonferenz ge- Vielfalt wie die Panels versprachen. Karen Barad. ben.Wo, wurde noch nicht beschlossen. So wurden einerseits postmodern- Interessierte sind vom Board dazu ein- abstrakte Ansätze, wie der von Claire Das Kulturprogramm. Die Gender Studies in geladen,Vorschläge einzureichen. Und Colebrook zu Posthumanismus und Utrecht schreiben sich neben der Aus- so die Tradition mit ihren eigenen Ideen Ökofeminismus und Griselda Pollocks richtung an der Intersectional Theory wieder zu erneuern. T

„So many women, so little time“* Die Feministische Forschungskonferenz war auch ein soziales Event. Response von Katharina Karcher.

In vielerlei Hinsicht war die gemeinsamen Leidenschaft: Feministi- stellen lassen. Unterschiedliche Akzen- Konferenz in Utrecht ein Erleb- sche Forschung. Nie, und da bin ich mir te, Generationen, Themen und politi- nis der besonderen Art. Mit absolut sicher, waren die Damentoilet- sche Überzeugungen haben die Dis- meinen 25 Jahren war ich ver- ten in diesem Teil der Universität so kussionen in den Panels sehr spannend mutlich eine der jüngsten femi- frequentiert wie vom vierten bis zum gemacht. Ein mindestens genauso nistischen Akademikerinnen, und, nein, siebten Juni 2009. Schon am ersten großes Vergnügen war es für mich per- so was habe ich in meinem Leben noch Tag kam es daher zu einem spontanen sönlich allerdings, während den Keyno- nicht erlebt. Akt von poetic justice: Frauen in der te Lectures, gemeinsamen Lunches und Seit ich denken kann, habe ich als Herrentoilette. Bis zum Ende der Kon- Kaffeepausen die Menschen anzu- Feministin zu einer kleinen Minderheit ferenz hatte sich der Gang zum Män- schauen, die meinen Weg kreuzten. gehört. Einer Minderheit, die in Rau- ner-WC bei mir schon zu einer so Frauen und Männer unterschiedlichen cherecken, Bars und Klassenräumen auf selbstverständlichen Geste entwickelt, Alters, mit Make-up und ungeschminkt, überraschte Gesichter, heftige Kritik dass es mir schwer fiel, nach Ende der mit und ohne Achselhaare(n), mit und manchmal auch großes Interesse Konferenz am Bahnhof wieder in der Krawatten und Stöckelschuhen. Die stieß. Diese Konferenz war anders. Reihe vor dem Damenklo zu warten. Konferenz in Utrecht war sicher kein Hunderte von Feministinnen und Die Leidenschaft für feministische feministisches Utopia – dafür war sie einige Feministen strömten vier Tage Forschung und die Nutzung aller Toilet- zu hektisch und chaotisch –, aber sie lang in die Hallen der Universität von ten sind im Übrigen wahrscheinlich hat sich in meinen Augen als ausge- Utrecht. Die großen Hallen, in denen auch schon die einzigen definitiven Ge- zeichnete Plattform für Forscher_ 1 www.youtube.com/watch?v= normalerweise Physiker und Mediziner meinsamkeiten, die sich bei den Do- innen aus allen möglichen Ländern Bu2LOXAs-8k dozieren, wurden zum Abenteuerspiel- zent_innen und Besucher_innen der erwiesen, um sich auszutauschen und * Eines der Resümees von Rosi platz für Teilnehmer_innen mit einer siebten feministischen Konferenz fest- kennenzulernen. T Braidotti in ihrer Schlussansprache.

juli august 2009 an.schläge 33 Kevin Blechdom, Elisabeth King, Julie LaMendola. Foto: Florian Schulte slaughterin’slobbersville

Dicks, Clits and Music

In „Slaughterin’ Slobbersville“ verwandeln sich Kevin Blechdom und ihre KollegInnen in Mutanten. Andrea Heinz erklärten sie, was Sex mit Musik und beides mit Feminismus zu tun hat.

an.schläge: Würdest du dich selbst Und dann las ich diese Bücher von Betty Kevin Blechdom: Ich hatte eine als Feministin bezeichnen? Friedan und so weiter. Und ich fragte Band namens Blectum from Blechdom Kevin Blechdom: Ja. mich, warum rasiere ich meine Beine? zusammen mit Bevin Kelley. Sie änderte Und was bedeutet Feminismus Warum bin ich verheiratet? ihren Namen in Blevin Blectum. Ich für dich? Julie LaMendola: Diese Frage ist wollte einen Namen, der sich reimt, also Kevin Blechdom: Neugierig sein auf wirklich gut! Zuerst wirkt sie so offen- nannte ich mich Kevin. Es ist ein männ- die Welt und diese Neugier aktiv verfol- sichtlich, und man denkt, natürlich bin licher Name, und ich war immer ein gen. Es bedeutet, auf intellektuellem ich Feministin. Aber dann fängt man an, Wildfang, also war es sehr passend. Gebiet aktiv zu bleiben. Und Selbstver- darüber nachzudenken und versucht, es Warum machst du Musik? trauen zu haben. Aber ich denke, es be- zu definieren. Der Kapitalismus hat uns Kevin Blechdom:Warum? Es ist das, deutet für alle in dieser Runde etwas alle gelehrt, durch diesen ganzen Wer- was ich am liebsten mache, und ich mag anderes. Die Männer in unsere Runde bungsmüll zu navigieren, und Feminis- es, mich im Moment zu verlieren. Es sind auch Feministen. mus ist irgendwie nicht mehr das richti- macht mich glücklich. Man kann wun- Christopher Fleeger: Absolutely! ge Wort. Es geht darum, eine Persönlich- derbar seine negativen Gefühle heraus- Irene Moon: Ich würde mich nicht keit zu sein und sich von diesem ganzen lassen. Außerdem spiele ich sehr gerne als Feministin bezeichnen. Ich würde Bullshit, der Werbung, den Celebrity- mit anderen Menschen zusammen. mich als Person bezeichnen. Als wirklich News nicht verunsichern zu lassen. Es Barbara Golden: Es macht mich aggressive Person. (Gelächter) geht darum, kein Klon zu werden. glücklich. 1 Slaughterin’ Slobbersville ist eine Art Musical im Stil des US-amerika- Julie LaMendola: Feminismus ist Elisabeth King: Ich verstehe Femi- Irene Moon: Und verbindet die nischen Vaudeville-Theaters. Es geht als Bezeichnung ein bisschen aus der nismus in der alten Definition, nämlich Menschen. um Mutanten, von Menschen zu Mode gekommen.Wir leben ja nicht dass Männer und Frauen gleich sind. Julie LaMendola: Außerdem gibt es Entertainment-Zwecken gezüchtet mehr in den 70ern. Und dann würde ich mich definitiv als ja wirklich nichts anderes zu tun. und aus Angst vor genetischer Ver- Barbara Golden: Ich wurde in den Feministin bezeichnen. (Gelächter) unreinigung nach Slobbersville ver- bannt. Zu sehen war das Stück am 70ern zur Feministin. Ich habe mit 19 Dein ursprünglicher Name ist Kristin. Lasst uns über Slaughterin’ Slobbers- 30. April am Donaufestival in Krems. geheiratet und ein Kind bekommen. Warum nennst du dich selbst Kevin? ville1 sprechen. Ursprünglich hatte ich eine

34 an.schläge juli august 2009 slobbersvilleslaughterin’ andere Frage – aber jetzt will ich mit euch (Julie rückt einen Stuhl ans Mikro- einstecken kann. Vielleicht hat sich über die Genitalien auf der Bühne reden. fon, zieht ihren Rock hoch und legt ihre mittlerweile meine Körpersprache (Verständnisloses Schweigen) gespreizten Beine auf den Stuhl. Die an- geändert. Ich war scheu und unsicher. Kevin Blechdom: Oh. The dicks and deren grölen, klatschen und pfeifen.) Jetzt denke ich nicht mehr so viel über pussies. Irene Moon:Wirklich sexy!! solche Sachen nach. Das ist eine große Barbara Golden: Ich bin besessen Barbara Golden: Die Leute sind Freiheit. davon. Es ist eine Sache, über die die heute viel puritanischer, viel prüder als Barbara Golden:Vor zwanzig Jah- Menschen nicht viel reden. Ich schreibe früher. Als ich 1979 von Montreal nach ren wurden technisch interessierte viele schmutzige Songs darüber. Aber Kalifornien kam, da gab es viele Drogen, Frauen noch marginalisiert. Jetzt gibt es von 2000 bis 2008, als Bush an der Kokain und Marihuana, und wenn es so viele Musikerinnen, die Instrumente Macht war, haben wir über andere Din- zur Sache ging, dann zog man seine spielen, Geige, Klavier, singen und mit ge gesungen. Da war viel Paranoia und Kleider aus. Natürlich. Heute ziehen sich ihrer Elektronik umgehen können. Diese Angst, es ging um den Krieg, um die die Leute nicht mehr aus, wenn es heiß Frauen sind so brillant! Ich selbst habe Flugzeuge, du weißt ja … Soll ich jetzt wird.Warum? mir früher immer viel zu viele Gedan- politisch werden? Julie LaMendola: 90 Prozent der Sa- ken gemacht, ich war unsicher und (Lautes Jubelgeschrei) chen, die dir Leute verkaufen, sollen wurde an den Rand gedrängt. Jetzt ge- Dieses Regime hat mich krank ge- dafür sorgen, dass du dich selbst besser he ich auf die siebzig zu – and I don’t macht, acht Jahre lang. Jetzt ist es bes- fühlst. Vor allem unter deinen Kleidern. give a shit anymore.

„Ich bin sehr glücklich damit. Es ist ein akustisches Album, und ich wollte etwas völlig Neues versuchen. (…) Ausserdem wollte ich einen Song machen, der meiner Mutter gefällt. Sie gab mir etwas Geld für dieses Album.“

ser. Nicht happy-happy, aber viel besser. Christopher Fleeger: Es ist heute Irene Moon: Es hat viel mit Selbst- Und was die dicks and clits betrifft – es schlimmer als in den 50ern. vertrauen zu tun. Ich mache meinen macht mir einfach Spaß! Das ist es, was Irene Moon: Ich finde, Sex ist wirk- Gig und I know what i’m fuckin’ doin’. Ich mich glücklich macht: Dicks, clits and lich schön. Ich glaube an schöne Dinge. weiß, was ich brauche, und wenn je- music! Ich glaube an Liebe, wirklich tiefe Liebe. mand mich daran hindert, das zu be- Julie LaMendola: Food and wine! Liebe zwischen Freunden, zwischen kommen, was ich brauche, dann, yeah, Kevin Blechdom: Ich habe viele se- Partnern. Sex ist Teil davon. Menschen überlege ich, wie ich das geregelt kriege. xuelle Themen in meinen Texten. Mein sind nackt schön, und sie sind es in Klei- Elisabeth King: Als Frau in einer Vater ist Cartoon-Zeichner und hat vie- dern. Das hängt von der Situation ab. Es Band bekommst du definitiv mehr Auf- le pornografische Cartoons gezeichnet. geht ja um die Intimität – und nicht um merksamkeit. Ich bin mir nicht sicher, Ich bin also damit aufgewachsen. Mei- den reinen Akt des Fickens. Diese Inti- ob mir das gefällt. Aber so ist es. ne Eltern haben nichts versteckt, sie mität kann es auch auf der Bühne ge- Kevin, dein neues Album gefällt mir waren sehr offen, so eine Art Hippies. ben, es kann sehr intensiv sein. Auch sehr gut.Wie gefällt es dir? Sex wurde sehr offen gehandhabt. Die wenn die Leute dir nicht nahe kommen, Kevin Blechdom: Ich bin sehr glück- andere Sache ist das Musical, das ich wenn niemand nackt ist oder irgendet- lich damit. Es ist ein akustisches Album, geschrieben habe.2 Als ich acht Jahre was Sexuelles passiert, kann es trotz- und ich wollte etwas völlig Neues ver- alt war, wurde ich von Psychologen hy- dem sexy sein. Aber ich habe auch kein suchen. Ich habe mir davor überlegt, pnotisiert, um mich an sexuellen Mis- Problem mit Nacktheit. Ich kann mich wie es werden soll, und ich habe mit sbrauch zu erinnern. Es war ein großer jetzt ausziehen und da rausgehen, kein dem Produzenten Mocky gearbeitet, der Druck da, mich an Sachen zu erinnern, Problem! mir auch beim Songwriting half.Wenn die, so glaube ich heute, niemals pas- Wie fühlt man sich als Feministin du einen guten Song hast, dann macht siert sind. Es ging darum, jemanden ins und Künstlerin im Musik-Business? der schon einen großen Teil der Arbeit Gefängnis zu bringen, und sie versuch- Kevin Blechdom: Je älter ich werde, für dich, du kannst dich darauf zurück- ten auch sehr pervertierte Sachen zu desto leichter ist es für mich. Ich küm- fallen lassen. Außerdem wollte ich ei- „finden“, wie Sex mit Tieren. Das ist der mere mich nicht mehr um diesen nen Song machen, der meiner Mutter Grund, warum ich mich viel damit be- ganzen Bullshit. Es ist mir oft passiert, gefällt. Sie gab mir etwas Geld für die- schäftige. Glaube ich zumindest. Aber dass der Sound-Techniker zu mir kam ses Album. Julie ist eine gute Adresse für diese Fra- und fragte:„Weißt du, was du da tust?“ Irene Moon: Und sie hat deine Haa- ge! und „Lass mich dir helfen, ich weiß, das re gemacht. Julie LaMendola: Sex and music? I? ist wirklich schwierig für dich.“ Ich habe Kevin Blechdom: (lacht): … und sie 2 In der Oper geht es um die Verfol- gung und Verurteilung eines Lehrers, (alle lachen) … Oh! Ich kann mit meiner oft ein Zögern gespürt zu akzeptieren, hat meine Haare gemacht. Und mein der zu Unrecht der Pädophilie be- Pussy ins Mikrofon furzen.Wenn ihr dass ich als Frau mit technischen Din- Make-up. Meine Mum war sozusagen zichtigt wurde. So passiert an Kevins wollt … ist das für’s Radio? gen klar komme und mein Kabel selbst Executive Producer. T Vorschule.

juli august 2009 an.schläge 35 Fotos siehe Marginalie biennale09

Immer noch ein Statement

„Fare Mondi“ – „Welten machen“ ist das Motto der diesjährigen Biennale von Venedig. Im Österreich-Pavillon sind dies durchaus feministische Welten. Von Isabella Krainer und Silvia Eiblmayr

Am 5. Juni wurde die internatio- zahl bei Frauen nicht selbstverständlich Silvia Eiblmayr seit Jahren erfolgreich nale Kunstausstellung „La Bien- ist.Wenn ein männlicher Kurator drei entgegenwirkt. Neben Elke Krystufek, nale di Venezia“ zum 53. Mal Männer und eine Frau einlädt, wird das Dorit Margreiter,VALIE EXPORT, Franzis- eröffnet. Die Großveranstal- natürlich nicht als Statement gelesen“, ka und Lois Weinberger präsentierte sie tung, die 2007 bereits 320.000 so Silvia Eiblmayr. Als eine von vier Frau- unter anderem auch die differenzierten BesucherInnen in die Lagunenstadt en, die bis dato bestellt wurden, sieht Ansätze von bedeutenden Künstlerin- lockte, versammelt alle zwei Jahre span- sie in der Berufung von weiteren Kom- nen wie Isa Genzken, Sanja Ivekovic, nende KünstlerInnen in einem Epizen- missärinnen ganz klar eine politische Carol Rama, Ulrike Lienbacher, Atsuko trum globaler Gegenwartskultur. Aktu- Forderung. Dass ihr diese verantwor- Tanaka oder Laura Horelli in der Galerie ell präsentieren sich 77 Nationen auf tungsvolle Aufgabe übertragen wurde, im Taxispalais. Ihre Ausstellungen zielen der gigantischen Kunstschau, die dies- bedeutet ihr sehr viel:„Es war und ist nicht zuletzt darauf ab, die soziale, kul- mal unter das Motto „Fare Mondi// ein spannendes und interessantes Pro- turelle, politische und ästhetische Ver- Making Worlds“ gestellt wurde. Ein in- jekt, das ganz besondere Erfahrungen, ortung von Geschlecht infrage zu stel- tellektuell-sinnliches Abenteuer, das Begegnungen und Emotionen mit sich len. Ein Vorhaben, das ihr auch im sich ausgehend von der berühmten brachte, die, so denke ich, nur an diesem Österreich-Pavillon gelingt. T Schiffswerft Arsenale, deren emsige Ge- speziellen Ort, der Stadt Venedig, zu fin- schäftigkeit schon in Dante Alighieris den sind.“ Bildnachweis (v.l.n.r.) Elke Krystufek göttlicher Komödie beschrieben wurde, Als international anerkannte Kura- Blick- und Geschlechterverhältnisse, Gender TABOU TABOO, 2009, durch die ganze Stadt zieht. torin hat sie einen sehr guten Einblick und Raum, Natur und Kultur: Die künstleri- Installationsansicht/Installation view Silvia Eiblmayr, Feministin, Kunsthis- in den Kunstbetrieb, in dem „Frauen, schen Beiträge im österreichischen Pavillon Malerei auf Glas/painting on glass: torikerin und langjährige Leiterin der In- Künstlerinnen, Kuratorinnen, Direktorin- widmen sich unterschiedlichsten Beziehungen. One Day, 2009, nsbrucker Galerie im Taxispalais, kura- nen von Institutionen oder Professorin- Von Silvia Eiblmayr rechts/right: hescape, 2009 Courtesy Galerie Barbara Thumm, tiert in diesem Jahr den Österreich-Pa- nen an Kunstakademien in den letzten Elke Krystufek thematisiert in ihrer In- Berlin villon, der sich seit der Errichtung im drei Jahrzehnten die Machtverhältnisse stallation „TABOU TABOO“ (2009) gleich Foto: Hertha Hurnaus Jahr 1934 beinahe ausschließlich in zu ihren Gunsten verändern konnten“, mehrere genderspezifische Fragen. Sie Männerhand befand. An ihrer Seite: obwohl die alten, männlich dominier- bezieht sich kritisch auf einen der Dorit Margreiter VALIE EXPORT. Zwei Kommissärinnen, ten Machtverhältnisse oft wiederkeh- „Gründungs“-Mythen der Moderne, der Pavillon, 2009, Filmstills die sich dazu entschieden haben, die ren.„Die Terrains müssen von Frauen am besten am Beispiel Paul Gauguins Ausstellungsräume von drei Künstlerin- immer wieder erobert und ihre Positio- erzählt werden kann: die Idee des west- Franziska & Lois Weinberger nen und einem Künstler bespielen zu nen durchgesetzt werden. Ein wichtiger lichen Künstlers, der in der Südsee das Laubreise, 2008/09, Installation lassen. Ein Statement? „Sicher ist die Faktor dabei sind nicht zuletzt die Paradies sucht, das er in der westlichen Innen/inside view Wahl von drei Frauen und einem Mann Sammler, wo, entsprechend der globa- Zivilisation nicht mehr finden kann. Die- Courtesy the artists zum aktuellen Zeitpunkt noch als State- len Verteilung des Kapitals, die Männer se Beziehung ist immer über das Ge- Foto: Hertha Hurnaus ment zu werten, weil eben eine Über- in der Überzahl sind.“ Ein Zustand, dem schlecht definiert, denn das exotische

36 an.schläge juli august 2009 Andere wird durch das Weibliche reprä- machung durchqueren sozusagen die- sentiert. Krystufek nimmt dieses Dispo- sen männlichen Repräsentationsraum, sitiv auf und setzt nun als ihr Objekt transformieren ihn auf nicht unironi- des Begehrens einen Mann ins Bild, um sche Weise. das (Blick)-Verhältnis der Künstlerin/ Malerin zu einem männlichen Modell Dekonstruktion von „Mutter Natur“. Franzis- durchzuspielen.„TABOO TABOU“ ist ka und Lois Weinberger geht es in ihrer aber keineswegs die hedonistische Ins- Auseinandersetzung mit dem Verhält- zenierung der möglichen Umkehrung nis von „Natur“ und „Kultur“ um die dieses Blickverhältnisses, sondern eine „Randzonen der Wahrnehmung“. Ihre denice analytische und zugleich emotional in- Formerfindungen und Sprachinterven- tensive Auseinandersetzung mit dieser tionen setzen dort an, wo das Künstli- Declaration of Love Frage, wobei Krystufek das Prekäre, che und das Natürliche ineinandergrei- nicht Auflösbare innerhalb dieses Dis- fen, um in den Verschiebungen und Ver- “Yeah well. It is ok, I guess … I mean, it’s like it always is. Slight- positivs herausarbeitet.Wichtig in änderungen einen kulturellen Prozess ly lesbian-bashing, writing about their bad taste and how bo- „TABOU TABOO“ sind zudem die Por- sichtbar zu machen. In ihren analyti- ring they are, making fun of the dykey-dyke culture.“ träts von signifikanten, historischen schen und zugleich experimentell-poe- That was the response from the ex-wife after reading my last Männern/Künstlern wie F.W. Murnau, tischen Arbeiten spüren Franziska und column. Ernst Ludwig Kirchner, dem Undergro- Lois Weinberger einer „Natur“ nach, die “But … but … I do this with love in my voice, endearment …“ und-Filmemacher Jack Smith oder dem immer schon kulturell kodiert ist. In den Was my defence. polnischen Künstler Witkazy, denen unterschiedlichen Ausdrucksformen But she just gave me the sceptical eye and shrugged her shoul- gemeinsam ist, dass ihre Biografien und medialen Manifestationen, die sie ders. tragisch verliefen – ein dunkler, immer dafür (er)finden, als Archiv, als Schrift, So. I will have to do this now. wiederkehrender Grundton in Krystu- als Laborprodukt, als wissenschaftliche I. Never. Wanted. To. Put. Lesbians. Down. Or. Ridicule. Any- feks Arbeit. Abbildung, als gefundenes, bearbeitetes thing or anyone. Objekt, als Zitat, als gebauter Raum, als That is just simply how I show love. By making fun of Sprache der Architektur. Dorit Margreiter spezielles Biotop, als Fotografie oder them/you. Ask my friends, band and lover(s)! It is in the middle hat sich in ihrer künstlerischen Arbeit Video geht es grundsätzlich um Gegen- of the “identities” Queer Film Festival when I write this, and I von Anbeginn mit Architektur und der figuren zu einem herrschenden Begriff hope you all got to watch a lot of great and not so great films dabei impliziten Thematik „Gender und von „Natur“, um ein anderes Wissen, in the course of this intense week. I’m not only so much into it Raum“ auseinandergesetzt, sei es in andere Erkenntnisse – und dabei immer because of the films, but even more because of all the beauti- ihren Arbeiten über TV-Soaps oder auch um das Unterlaufen von Herr- ful people I meet in the lobbies, cafés and bars during this Shopping Malls oder eben zu spezifi- schaftsverhältnissen, die sich in dem time. schen Bauwerken. Für Venedig realisier- gängigen Bild einer „Mutter Natur“ I got to meet an old friend from Sweden, who had her fantas- te sie den Film „Pavillon“ (2009) über spiegeln, die der Mensch sich erobert tic short film shown here, for the first time in seven years. I got das Bauwerk von Josef Hoffmann, wo- und untertan gemacht hat. to see my own tits shaking on a huge screen. And I will have bei sie nicht allein dieses Gebäude zum Dass in diesem künstlerischen Zu- the honor of entertaining the people showing up for the final Thema macht, sondern auch den Aus- gang die traditionellen Zuordnungen party at the Top Kino with my favourite music. All this is stellungsraum als solchen. Damit zu- von Gender oft genug sichtbar gemacht thanks to the fabulous lesbian, queer, trans, gay, whatevers sammenhängend untersucht Margrei- und gekippt werden, ist ein sehr wichti- community in ! ter den Wandel, dem der Topos „Ausstel- ger Aspekt in der Arbeit von Franziska I seriously can’t think of another place where I, little me, lungsraum“ in den letzten Jahrzehnten und Lois Weinberger. Die für den Ort, would have the possibility to do all this. Certainly not in “Too unterworfen war, und zwar jeweils in die Giardini della Biennale, konzipierte Cool for School”-Sweden. I can tell you that! Bezug zur Kunst selbst, die diesen Wan- Installation „Laubreise“ (2008/09) ist I love the diversity in our scene here. (Even though there are del mitbedingt hat. Happening, Mini- ein „zweiter Pavillon“, der für ein Objekt not enough real butches around. But I’ve already bitched ab- mal Art, Performance und im weitesten geschaffen wurde, das sich üblicherwei- out that once.) At the same time I love the classical lesbian Sinne konzeptuelle Kunst haben diesen se in der freien Natur befindet, ein Kom- stereotypes that we get to watch on and off screen around Raum verändert. Margreiter dekonstru- posthaufen. Eingehaust wurde er zu ei- this festival. And I will continue to make fun of you/them all. iert mit filmischen Mitteln die Sprache ner exakten Skulptur gestaltet, bei der Simply ‘cause I adore ya! I would cry rivers if the Birkenstock, der Architektur und inszeniert zugleich sich reduzierte Ästhetik mit Monumen- Karottenjeans, short-hair-no-hairstyle, flipped up shirtcollars, verschiedene, scheinbare Ausstellungs- talität verbindet. Monumental wird der “I’d-watch-anything-if-Jodie Foster’s-in-it”,“I don’t go out any- situationen mittels minimalistisch re- Haufen erst durch den Raum, in den er more since I met my girlfriend whom I don’t call girlfriend but duzierten, zum Teil streng geometri- versetzt wurde und der ihm Grenzen lifepartner”, wristwatch-wearing, Lesbos-travelling women schen Objekten. Sie bearbeitet diesen in setzt – ein nur scheinbar lediglich tech- would change or disappear! der Geschichte der Kunst männlich ko- nischer Transfer eines Alltagsobjekts, You all are gorgeous. That is nothing new. And when I go to dierten geometrischen Raum und spielt denn genau darin liegt das Gewicht des bed tonight, I sure wish it would be with you. zugleich in knappen Sequenzen perfor- symbolischen Prozesses, den „Laubrei- (Next month I will give you bad silly excuses for making this mative Szenarios ein, die weiblich ko- se“ in Gang setzt und den auch der Titel column all about me, me, ME. Another accusation from the ex- diertSchwarze sind: Frauen Frauen Community, in neo-burlesker Bild: Petja Dimitrova Auf- vermittelt. T wife. Maybe I should stop listening to her.)

juli august 2009 an.schläge 37 Cutting the Edge Schwitzen auf der Tanzfläche mit Sonja Eismann und Ute Hölzl.

Ebony Bones ist nicht nur der mittlerweile zum Duo geschrumpft, je- leicht verzögert und von England aus- neue Star am britischen Musik- doch durch unzählige Kollaborationen gehend, endlich der lang verdiente himmel, sondern noch dazu zum ständig in Bewegung befindlichen Durchbruch in den Indie-Mainstream fast zu gut, um wahr zu sein: Kollektiv mit Wechselbesetzung ange- gelungen ist. Doch damit war noch Denn die aus Clapham bei Lon- wachsen, auf ihrem mittlerweile fünf- längst nicht genug. Via NME-Cover und don stammende afrobritische Sängerin, ten Album. Kaum zu glauben, dass Medienhype saß Sängerin Beth Ditto Multiinstrumentalistin und Performe- Melissa Logan und Alex Murray-Leslie plötzlich bei diversen Pariser Fashion- rin, gerade einmal Mitte zwanzig und von ihren Home Bases in Hamburg und shows in der ersten Reihe und wurde auf den bürgerlichen Namen Ebony Barcelona aus neben ihren zahllosen als neue Muse von Lagerfeld und Thomas hörend, war als Star der engli- Projekten zwischen Galerien, Perfor- McQueen gefeiert. Es liegt in der Natur schen TV-Soap „Family Affairs“ schon mances und Veranstaltungsreihen der Sache, dass die Entdeckung Dittos einmal richtig berühmt – doch diese Art sogar noch Zeit für ein Doppel-Album durch den Mainstream nicht ohne von Ruhm ist ihr offensichtlich egal. gefunden haben. Cutting The Edge Missverständnisse und vor allem Lieber konzentrierte sich die (Chicks on Speed Records/Indigo) missglückte, rein auf das Aussehen an- fantastisch schrill gekleidete Trash-Di- nimmt dabei immer wieder Bezug auf spielende Metaphern („weibliches Mi- va, die auf herkömmliche Vorstellungen die Nebentätigkeiten der Chicks – der chelinmännchen“) ablaufen hat kön- von Schönheit wenig Wert legt, auf ihre Song „Super Surfer Girl“ mit seinem nen. Man kann das zwiespältig sehen, eigene Musik. Dabei ließ sie sich nicht 60s-Girl-Group-Vibe fällt dabei bei- doch zumindest hat diese neue Form möglichst schnell und teuer von einem spielsweise mit ihrer Tätigkeit als Desi- der Berühmtheit nichts an den Ditto’- Label einkaufen, sondern bastelte un- gnerinnen für das Surfwear-Label Insi- schen Haltungen ihrer Authentiztät beirrt an ihrem infiziösen „tribal pop“, ght zusammen, im Spoken-Word-Stück verändert: So lehnt sie z.B. eine Koope- bevor sie nach gut zwei Jahren intensi- „How To Build A High Heeled Shoe ration mit Top Shop ab, weil diese keine ver Medienaufmerksamkeit jetzt mit Guitar“, in dem übrigens genau dies Kleider in ihrer Größe führen. All das ihrem Debüt Bone Of My Bones (Sun- beschrieben wird, spiegelt sich ihre könnte durchaus vom neuen Album day Best/Pias UK) um die Ecke kommt. wachsende Beschäftigung mit der Music for Men (Columbia/Sony) ablen- Das ist, wie nicht anders zu erwarten Crafting-Bewegung wider, die für sie ei- ken – aber schon mit der Single „Heavy war, randvoll mit überkandidelten, trei- ne neue Form des Feminismus symbo- Cross“ zeigt das Trio, dass sie dort wei- benden und übertrieben dramatischen lisiert. Musikalisch sind die Chicks ihrer termachen, wo sie vor Jahren angefan- Kompositionen zwischen Postpunk und Strategie der Aneignung und Umdeu- gen haben: reduzierter Disko-Punk, Afrobeat, die die selbst ernannte „Harry tung existierender Genres treu geblie- knappe, präzise Gitarren und dazu Dit- Potter with a vagina“ mit der ihr eige- ben – so gibt es diesmal u.a. Rave Tech- tos mächtige Stimme.„Music for Men“, nen Verve, Bissigkeit und Ironie into- no, Bubblegum Pop und Düster-Elektro inklusive kleinem feministischen Witz niert. Doch neben spaßigen Knallern zu hören, alles durch die Mangel der im Titel, ist ein Album voller funkelnder wie „Don’t Fart On My Heart“ verhan- Musik-Kunst-Fashion-Tausendsassas Pop-Perlen geworden, garniert mit Blu- delt Ebony auch politische Themen wie gedreht. es-Elementen, R’n’B-Tupfern, ein bis- Überwachung und Willkür-Justiz der Mit Mode und Fashion hat mittler- schen Electropop und etwas 1980er Polizei. Kein Wunder, dass angeblich weile auch Indie-Darling Beth Ditto ei- Disco, wortgewaltig wie eh und je. auch schon Grace Jones und Barack niges am Hut. Viel ist passiert in den Gossip rocken, und das ist gut so. Und www.myspace.com/ebonybones Obama Fans sind. letzten drei Jahren, seit Gossip ihr Al- hoffentlich bald wieder in unserer Nähe, www.chicksonspeed.com Nicht weniger schrill gebärden bum „Standing in the Way of Control“ denn es geht nichts über ein Gossip- www.gossipyouth.com sich, natürlich, die Chicks on Speed, veröffentlich haben, mit dem ihnen, Live-Konzert. T

38 an.schläge juli august 2009 Bespielung der Grenzen In ihrer Auseinandersetzung mit den Grenzen Europas klammert Tanja Ostojic die sexistischen und rassistischen Implikationen der eigenen Position als „Künstlerin“ aus. Von Kerstin Kellermann

Jeden Tag werden in EU-Euro- höflich zu allen, verwendet sie sich in schon in der Tradition ihres bisherigen pa Menschen auf’s Neue mit ihrer Kunst selbst als soziale Kunst-Fi- Lebensthemas „Migration“ steht. Die dem Status und Stempel „ille- gur, die durch das punktgenaue Einge- Bewundererin, die zum Monster wird, gal“ versehen und kriminali- hen auf gesellschaftliche Funktionswei- die südosteuropäische Künstlerin, die siert. In der globalen Ökono- sen in einer Performance-Sprache an- den westlichen Künstlermacher „kanni- mie ändert sich ständig, welcher weib- griffslustig und aggressiv rüberkommt, balistisch“ behandelt, die hübsche jun- liche Körper „legitim“, welcher „illegi- was auf Außenstehende „sexuell“ wir- ge Frau, die den älteren Herrscher über tim“ ist, Ein- und Ausschlüsse werden ken kann. In der neu erschienenen Pu- Finanzen und Macht samt Ehefrau in sexualisiert, mögliche Spiel-Figuren blikation „Integration impossible? The die Weißglut treibt … – gehört nicht all sind die der Ehefrau oder die der Prosti- Politics of Migration in the Artwork of das eigentlich zur künstlerischen Be- tuierten.„Jeden Tag werden wir in eine Tanja Ostojic“ sind nun erstmalig alle spielung von „weiblichen“ und nationa- leere Rhetorik eingewickelt, die uns zu ihre künstlerischen Interventionen zu len Grenzen dazu? beschützen vorgibt, während in Wahr- den Themen „Migration“ und „Flucht/ Bei ihrer Ausstellung im Kunstpa- heit genau das gegenteilige Szenario Asyl“ versammelt. villon Innsbruck im letzten Jahr darauf stimmt: Es wird alles getan, um die zu Tanja Ostojic orientiert sich mit angesprochen, warum sie sexistische beschützen, die verantwortlich dafür ihren künstlerischen Zugängen immer und rassistische Implikationen der Rol- sind, Gesetze, Regulierungen und Pro- an den Rollen und Möglichkeiten von le „Künstlerin“ in ihren Arbeiten zum zeduren zu implementieren“, schreibt Frauen (Heirat, Prostitution …) oder an Thema „Migration“ bisher außen vor Marina Grzinic im Vorwort von „Inte- den illegalisierten Versuchen von Ein- ließ, meinte sie, dass stattdessen soge- gration impossible“. Tanja Ostojic ar- wanderInnen, EU-Europa zu erreichen nannte „geheime Themen“ wie Liebe, beitet zum Teil nackt zum Thema „Na- und über die Grenzen zu gelangen. Ehe, Scheidung öffentlich gemacht ked Life“, der bloßen Existenz, dem Ihre Möglichkeiten als Künstlerin, werden sollten. Die Künstlerin agiert Überleben.„Provokation ist meine Spe- die sicher schon in den 1990er Jahren also in der Öffentlichkeit und ist relativ zialität. Da meiner Erfahrung nach ein Künstlerinnenvisum hätte erhalten autonom? „Mit der Erlernung einer Kunst nicht schnell soziale oder politi- können, thematisiert sie nicht. Die ‚Kultur‘ und einer Sprache werden Hier- sche Realität verändern kann, ist es Künstlerin inszeniert sich nicht als archien mit verkauft und aufgenom- wichtig, dass sie nicht apolitisch ist“, Künstlerin. Deshalb ist ihre viertägige men – bewusst und unbewusst“, sagte meint Ostojic selbst. Performance auf der Biennale in Vene- Ostojic noch. Als Beispiel zitierte sie ei- Die herausragende internationale dig 2001 „I’ll be Your Angel“, in der sie nen einfachen Satz aus einem Integration impossible? The Künstlerin des Performance-Aktions- den für den „Balkan“ so prägenden Ku- „Deutsch als Fremdsprache“-Buch:„Der Politics of Migration in the Feminismus’ wird von der Öffentlichkeit rator Harald Szeemann auf Schritt und Herr kauft die Slavin.“ Künstlerinnen Artwork of Tanja Ostojic oft missverstanden. Persönlich sehr lieb, Tritt anhimmelnd begleitete, auch nicht sind wohl durch ihre Kunst gegen diese Kunstpavillon – Tiroler Künstler- aufmerksam und immer freundlich und im Buch enthalten, obwohl auch diese Art des Einflusses immun. T schaft, Argobooks 2009, 27,80 (D)

juli august 2009 an.schläge 39 lesezeichen

Enthüllungskunst Baums „Pariser Platz 13“ durch das Berlin der „Scardanelli wird wiederauferweckt“, heißt 1930er Jahre bewegen. Das Helen-Bross-Kosme- es in einem Gedicht, und wie Hölderlin nach Lange galt der Akt als tik-Institut hilft ihnen mit allerlei Mittelchen, und nach belebter wirkt, wird das lyrische Ich höchste Disziplin der Ma- ihr wahres Alter ebenso wie etwaige Verstan- immer mehr demontiert, denn dieses ist alt lerei. Und unterlag stren- desfähigkeiten zu verbergen. Daneben gibt es („80 liebliche Sommer“),„lebensunfähig“ und gen Regeln: Seit der grie- nützliche Tipps:„Die Liebe ist die kostbarste dem Tod nahe, was die Schreibende die chischen Antike markierte Medizin für die Schönheit.“ Leider stellt genau Leser_innen nie vergessen macht:„ich spucke der männliche Körper das die der amerikanischen Chefin des Institutes Blut keuche durch Amselgärten.“ Das Ich, das Ideal des Starken und gewaltig ein Bein. Das Unternehmen droht zu- auch authentisch gelesen werden kann und Guten. Erst seit gut 200 sammenzubrechen – und mit ihm der Schwin- will, wähnt seit Jahren schon vor seiner Tür den Jahren wurde er vom weiblichen nackten Kör- del von ewiger Jugend und Schönheit. Tod, der es niederdrückt, doch auch verzweifelt per abgelöst. Meist weniger, um wie auch im- Andrea Heinz beweglich macht in seiner Verlässlichkeit: mer geartete Ideale darzustellen, sondern um „mein Tod mein Tyrannchen meine Lebensglut dem Auftraggeber zu gefallen. Frauen, die nack- Vicki Baum: Pariser Platz 13. Eine Komödie aus dem Schönheitssalon und ohne Ende“.„Scardanelli“ sind Sehnsuchtsge- te Frauen oder gar Männer malten, das ging andere Texte über Kosmetik, Alter und Mode. dichte:„ich möchte leben Hand in Hand mit natürlich gar nicht. Unmoralisch, schrie man(n). Aviva 2006, 16,50 Euro (D) Scardanelli.“ Und es sind Gedichte, wieder ein- Und hielt sich so praktischerweise auch die teil- mal, in denen Anspielungen so verwoben sind, weise sehr gefährliche Konkurrenz vom Leib. Sa- dass eine Exegese wohl nur Eingeweihten mög- lean A. Maiwald stellt Künstlerinnen vor, die lich ist, für alle anderen ist es „I Looping ohne sich den Akt nicht verbieten ließen, von Artemi- der Worte sinn zu erkennen“ oder, ganz einfach, sia Gentileschi bis Frida Kahlo, von Angelika das Mayröckersche Panoptikum. Kauffmann bis Camille Claudel. Der nötige Er- Ein Looping in Nadine Kegele gänzungsband zu jeder gängigen Kunstge- schichte. bewährter Form Friederike Mayröcker: Scardanelli Andrea Heinz Suhrkamp 2009, 14,80 Euro (Ö) Sie ist wieder da. Und Salean A. Maiwald: Von Frauen enthüllt. Aktdarstellung durch Künstle- zwar mit einem Gedicht- rinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. band, der sich wie altbe- Aviva 1999, 21,50 Euro (D) kannt nicht um Regeln und Richtigkeit schert. Die ganz hauseigene Dekonstruktion Sprache bereitet nicht zuletzt aufgrund dieser literarischen Freiheit assoziative Kopfbilder, eines Patriarchen dass es nur so eine Freude ist. Mayröckers Jung und schön „Scardanelli“ ist jener Dichter Hölderlin (1770- Schon eine Vorlesung in 1843), der, entlassen aus der psychiatrischen Marlene Streeruwitz’ Ro- Schönheit und Jugend Anstalt, seine zweite Lebenshälfte in einem man „Verführungen“ hat sind fast schon lebens- Turmzimmer verbrachte und seine Gedichte Thomas Bernhards mo- wichtig für eine Frau und fortan mit Scardanelli und anderen Pseudony- nologisierende Männer müssen so lange wie nur men oder Alter Egos zeichnete. Hölderlin ist zum Thema, die von den irgend möglich bewahrt keine Laune, sondern begleitete zuvor schon ewig schuldigen Frauen in den Abgrund geris- werden. Verstand dage- Mayröckers Literatur. Auch andere alte Bekann- sen werden. Die Forschung hat sich in den letz- gen gehört „cachiert“, te von ihr, von mir, aus vorherigen Werken ten Jahren zunehmend den subversiven Prakti- und Überlegenheit ist so- geistern herum, deren eigenes künstlerisches ken der Bernhard’schen Figuren zugewandt, al- wieso überhaupt das Letzte, was ein Mann bei Schaffen immer auch zündende Wortspenden lerdings blieb Bernhards Frauenbild als unmög- einer Frau ertragen kann. So die Regeln, nach für die Autorin abwirft:„schreiben je nach lich und inakzeptabel stehen:Vernunft gegen denen sich die Protagonistinnen von Vicki Lektüre“. Natur, Geistesmensch gegen Weib.

40 an.schläge juli august 2009 lesezeichen

Verena Ronges Dissertation mit dem Un- 1981 verlässt Grace Martha Latigo, deren El- Menschen sicherlich zur einer angenehmen tertitel „Die (De)Konstruktion von Geschlech- tern aus der Slowakei und aus Uganda kom- Wiederentdeckung des Wohlvertrauten. Und terbildern im Werk Thomas Bernhards“ deckt men, mit ihrer Familie Bratislava und zieht in die stören sich vermutlich auch an der ein oder die Künstlichkeit der binären Oppositionen im den exotischen Zwarazwanzigsten. Aufgrund anderen Formulierung im Schulaufsatz-Stil gesamten Werk auf, sowohl inhaltlich als auch eines behördlichen Formfehlers erfährt sie die nicht weiter. stilistisch. Dabei liegt der Fokus auf der perfor- Strapazen der Illegalität und den Rassismus in Lea Susemichel mativen Konstruktion von (Geschlechts-)Iden- all seinen Schattierungen und Tarnungen. Sie tität, wobei sie mit Butler, Lacan und Kristeva ist aktiv in sozialpädagogischen Integrations- Silvia Hable: Augen zu gilt nicht. Auf der Suche nach einer gerechteren argumentiert. Ronge zeigt dabei, dass die Ideal- projekten´ im Bereich Migration. On Stage oder Welt. form des „Geistesmenschen“, das Genie, eigent- auf Radio Orange weckt sie mit ihrem Sound DVA 2009, 16,95 (D) lich eine Karikatur seiner selbst ist und sich die aus dem harmlos-harmonischen Multikulti- scheinbar manifestierten Dualismen (etwa die Schlummer auf. Sie lacht, sie schimpft, sie dich- Festschreibungen von Männlichkeit und Weib- tet, sie singt. Sie ist eine Sängerin. Sie malt. lichkeit) in Form von These, Gegenthese und Warum sie das schrieb? Warum wohl? Um a b 10 Antithese selbst torpedieren. Die Übertreibung Marie zu machen natürlich! „Meine Worte“ Jah ren wird so lange zugespitzt, bis bloß noch das Ge- wurde auch gleich bei einem Schreibwett- Verspätete genteil gesagt werden kann, um sich zu be- bewerb prämiert. haupten, die Sprachmacht wird zur Ohnmacht. Ist das Literatur? Keine Ahnung. All diese Schwesternliebe Ronge nennt diese Widersprüchlichkeiten in- Texte trägt Latigo auf der Bühne vor, ohne sie nerhalb beider Pole „Hyper-Gegensätze“, der vorzutragen. Sie erzählt, sie plaudert, sie Für Luna erfüllt sich ein Mann wird bei ihr zum „Anti-Mann“. Und den- quatscht. Auf der Bühne leben alle diese Texte. heimlicher Wunsch. Sie be- noch bleibt Bernhard selbst der böse Wolf im In Buchform wirken einige wenige vielleicht zu kommt tatsächlich noch ei- Künstlerpelz. schlicht. Die meisten nicht. ne Schwester. Eine, die so alt Fiona Sara Schmidt Ist das Literatur? Literatur ist Leben. Latigo ist wie sie, mit der sie viel- ist Leben. leicht Spaß haben, Kleider Verena Ronge: Ist es ein Mann? Ist es eine Frau? Michèle Thoma tauschen, Musik hören und quatschen kann. Ihre Böhlau 2009, 38,- Euro (A) Brüder sind für diese Dinge eh nicht zu gebrau- Grace Marta Latigo: Meine Worte. Mit Bildern von G.M. Latigo. chen. Abgesehen davon, dass Justus nur noch aa-infohaus, 19,90 (A), Bestellbar unter [email protected] oder T. 01/310 51 45-311. von seinem sportlichen Welterfolg träumt und Julius überwiegend mit Cool-Sein beschäftigt ist. Rudolf, ihr Vater, hat sich nämlich heftig ver- liebt, und eine Folge dieses Zustandes ist nicht Roh-Kost nur seine anhaltend gute Laune, sondern auch die Tatsache, dass die neue Frau weitere vier Kin- „Du autoerotischermist- Szene-Schmöker der mit in die Beziehung bringt. kerl!“ Grace Latigo ist Für Luna wird die neue Schwester aller- nicht zimperlich, und sie „Ich war das perfekte dings eine herbe Enttäuschung. Sie findet Stella schreibt, wie ihr der Kind“ hieß die Fernsehdo- megaschleimig und einfach langweilig. Als sich Schnabel gewachsen ist. kumentation, die Silvia dann die beiden Mädchen in dem neuen ge- Nämlich so und so und so. Hables pubertäre Ent- meinsamen Haus auch noch ein Zimmer teilen Ob sie eine Vermissten- wicklung zur politisierten müssen, ist Lunas Laune völlig im Keller. Die meldung an ihre Vagina Punkerin zeigte. Dass sie Welt ist einfach ungerecht. Nicht nur, dass Stella durchgibt, ihre Frauenärztin zum Heulen bringt mit dem Satz endete „Ich die Angewohnheit hat, vor dem Einschlafen zu oder Memoiren der´ „Prolonegerin“ aus dem will nicht mehr die Welt summen und ihr Hund Snatch zum Verräter Zwarazwanzigsten serviert. Ob sie tratscht und verändern, sondern nur noch mich“, dürfte für wird, weil er seinen Schlafplatz neben ihre Zim- rülpst,„Negerfut“ analysiert, ob sie sich Alpha- ihre Fortsetzung in Buchform nicht unwesent- mergenossin verlegt. Überdies ärgert es sie, oder Marsmännchen widmet, eine hoffnungs- lich gewesen sein. Denn die Autobiografie der dass sie vonseiten ihres Vaters keinerlei Unter- lose unromantische Enddreißigerin interviewt gerade einmal 25-Jährigen stellt ihren wieder- stützung erfährt und ihre Versuche, der Stief- oder „Assimilation in Österreich“ auf den Punkt´ erwachten revolutionären Willen auf jeder Sei- schwester eins auszuwischen, allesamt als Ei- bringt: She’s not boring! te unter Beweis. Besetzte Häuser,Wagenbur- gentore enden. Dann wird das „stärkste Mädchen mit gen und die Straße sind die Stationen der Au- In 27 witzigen Anekdoten erfahren die Mascherln in der Schule“ nachdenklich, zart. torin, die von Genua bis zu den Grenzcamps LeserInnen so einiges über die Leiden junger Melancholisch-sarkastisch im Gedicht „Abar- aber auch jenen der linksaktivistischen Ge- Mädchen und wie klärend es sein kann, auch tig“. Pragmatisch in ihrer direkten Aufforde- schichte der 2000er Jahre ihre Referenz er- über unangenehme Gefühle offen zu sprechen. rung an die Community, die Welt zwei Stun- weist. Die Diskussionen um Antideutsche kom- Bei Luna und Stella hat es jedenfalls geklappt. den in der Woche zu verbessern, integrations- men ebenso vor wie solche mit der ehemals Svenja Häfner willige not coloured people willkommen. Roh- besten Freundin, die sich zur antifeministi- Kost:Wiener Dialekt und Intellekt mischen schen Pragmatikerin gewandelt hat. Und das Juma Kliebenstein: Tausche Schwester gegen Zimmer sich krude. macht die Lektüre für junge, szenevertraute Oetinger Verlag Hamburg 2009, 12,- Euro (D)

juli august 2009 an.schläge 41 She’s a Boy I knew © 2007, Director Gwen Haworth, Foto: Tif Flowers ge.sehen

TransImpressionen Persson Perry Baumgartinger und Vlatka Frketic´ waren beim Netherlands Transgender Film Festival in Amsterdam.

Es ist Ende Mai 2009 und das ers Convention“, ein erfrischend-lusti- gibt Tipps, wie die eigenen Filme am zweite Mal, dass wir auf dem ger Mitschnitt des Transfabulous Art besten vertrieben werden können. Der Transgender Film Festival sind, Festivals in London, davor war noch Sonntag klingt fein aus: Die Historikerin das seit 2001 alle zwei Jahre „Transgenderosity: Kris, Belgrade“ zu se- Susan Stryker präsentiert und diskutiert von der „T-Image Foundation“ hen, ein spannender Dokufilm über den philippinischen Film „We Who Are organisiert wird. Die Flüge sind schon TransMenschen in Belgrad, Serbien. Sexy“ von 1962, in der die wohl berühm- lange gebucht, das Programm ließ erst- Die Experimentals „Everybody teste TransFrau, Christine Jorgensen, mal auf sich warten. Doch das Aushar- Everybody“ am Donnerstag sollen super kurz mitspielt, außerdem gibt’s „Against ren lohnte sich: auch dieses Mal wieder gewesen sein, wir haben leider keine a Trans Narrative“ zu sehen. spannende, interessante, neue, experi- Karten mehr bekommen. Am Freitag mentelle, ergreifende, politische Filme, geht’s munter weiter mit „Claudette“, Family & Sex. Unsere Highlights waren Performances,Workshops, Lectures und einer Doku über eine herausragende „She’s a Boy I knew“ von Gwen Haworth Partys. Und viele transqueere Menschen IntersexSexarbeiterinKämpferin. Danach und „TransEntities“ von Morty Dia- aus Europa, USA und Kanada im De Ba- läuft der anspruchsvolle und in jeder mond. Ersterer lässt Eltern, Geschwister, lie, dem Veranstaltungsort des Events. Hinsicht anregende DocuPorn „TransEn- Freund_innen und Ex-Ehepartner_in Mit diesem Ort haben Festivaldirektor tities“;„Our Family“ wiederum erzählt während Haworths Transition zu Wort Kam Wai Kui und sein Team von Anfang von drei Generationen der Aravanis und kommen. Der zweite, ein Doku-Porno, an ein Zeichen gesetzt: Sichtbarkeit von zeigt einen Blick auf Geschlechterdiskur- fesselt durch schöne, grenzüberschrei- TransPersonen und TransFilmen im Zen- se und -lebensweisen außerhalb der tende, explizite Sexdarstellungen und trum von Amsterdam. westlichen Vorstellung von die Diskussion der Darstellenden über Mann/Frau/Trans/Inter/Queer. Blicke ihren Sex, ihre Sexualität und ihre ge- Jenseits des Westens. Das Festival (20.-24. auf nicht-westliche Diskurse sind beim lebte Polyamourosität. Familie und Sex Mai) wird am Mittwochabend mit der Festival selbstverständlich: Produktionen kamen also gut an, auch bei anderen kongenialen burlesken Cabaret-Perfor- wie „Our Familiy“ oder „Love Man Love Festivalbesucher_innen. mance „Madame Pierre’s Other Tongue“ Woman“, ein Film über Priester_innen in Die Kombination von Filmen, Per- eröffnet, in der uns Lazlo Pearlman er- Vietnam, die für die spirituelle Arbeit die formances und Workshops mit ver- zählt, wie er zum „cunnilinguist“ wurde. Rolle weiblicher Göttinnen einnehmen, schiedenen Schwerpunkten, verschie- Die Linguistik wächst hier über ihre sind nur zwei von vielen. denen Filmgenres, verschiedenen Blick- Grenzen hinaus. Donnerstag und Frei- winkeln auf mehr als zwei Geschlechter tag beginnen jeweils mit einem „Com- How to … Samstag und Sonntag werden ist ein Konzept, das überzeugt.Wir war- munity Programme“, also mit Filmen zu jeweils mit einem Workshop eingelei- ten schon auf 2011. Dann mit einer an- freiem Eintritt, beide Male Dokumenta- tet: Filmemacherin Gwen Haworth deren Leitung (Kam Wai Kui hat sich mit tionen: einmal „Still Black“, eine interes- („She’s a Boy I knew“) erläutert, wie dieser fünften Ausgabe des Festivals lei- sante Talkinghead-Dokumentation von man einen eigenen TransFilm umsetzen der verabschiedet), aber mit einem be- und über Schwarze TransMänner in den kann, Regisseur Jules Rosskam („Trans- stimmt mindestens genauso vielfälti- USA; das zweite Mal „Lovers and Fight- parent“ und „Against a Trans Narrative“) gen und ansprechenden Programm. T

42 an.schläge juli august 2009 an.künden

musik.tanz

1.-26.7., Lörrach Stimmen-Festival. Mit Marianne Faith- full, Soap & Skin, Tracy Chapman u.v.m. verschiedene Orte, T. 0049/7621/940 89 11, www.stimmen.com bis 18.7., Salzburg sommerszene 09. Indische Klassik und westliche Avantgarde republic – state of the arts, 5020 Salzburg, Anton-Neumayr-Platz 2, T. 0662/843 448 15, www.szene-salzburg.net, www.republic.at n

3.7., 22.00, Retz a m

Velvet Voices:„Vocal Pearls“ w e

Innenhof des Hotel Althof Retz, 2070 Retz, N t t

T. 02942/22 23-52, [email protected], o c S www.festivalretz.at : o t o

7.7., 19.30, Wien F . Eva D.: „Rausch" e M

Theater am Spittelberg, 1070 Wien, n I l Spittelberggasse 10, T. 01/5261385, l e w

[email protected], g a www.theateramspittelberg.at, B e

Kosten: 15,- Euro h T : g

10.7., 19.30, Wien n u o

Franca Masu & Band Y v Theater am Spittelberg, 1070 Wien, i L

Spittelberggasse 10, T. 01/5261385, n n [email protected], A www.theateramspittelberg.at, Kosten: 15,- Euro 16.7.-16.8., Wien Nur für Erwachsene ImPulstanz. 26th Vienna International Die provokante US-amerikanische Choreografin Ann Liv Young kommt nach Wien. Im Rahmen des ImPulsTanz- Dance Festival verschiedene Spielorte, [email protected], Festivals zeigt sie bei ihrer Performance „The Bagwell in Me“ eine Geschichte der Sklaverei. Wegen pornografi- www.impulstanz.com scher Szenen ist der Eintritt nur Volljährigen gestattet. 22.7., 19.30, Wien 25., 26.7., 21.00, Schauspielhaus, 1090 Wien, Porzellangasse 19, T. 01/317 01 01, www.impulstanz.com, Kosten: 25,-/18,- Loukia Agapiou:„Eros ist griechisch" und Irene Coticchio:„Amuri e Suduri" Euro, ermäßigt 21,-/15,- Euro Theater am Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 10, T. 01/5261385, [email protected], Projektbüro Rockarchiv/Joanneum Ecksaal, ta Biedermann, Pauline Boudry/Renate Karlsplatz 5, [email protected], 8010 Graz, Neutorgasse 45, T. 0316/8017- www.k-haus.at www.theateramspittelberg.at, seminar.workshop Lorenz, Laurie R. Cohen, Chto Delat, Jirí 9793, [email protected], Kovanda, Ilona Neméth, Liesl Raff, Isa bis 25.7., Wien Kosten: 16,- Euro 11.7., 10-18.00, 12.7., 10-16.00, Brunn www.museum-joanneum.at Rosenberger und Société Réaliste Werkschau XIV: Inge Dick. Arbeiten 21.8., 20.00, Lunz am See am Gebirge 3.7., 14.30-16.30, Wien Schloss Harmannsdorf, 3713 Harmannsdorf 1, 1989-2007 Velvet Voices:„Vocal Pearls“ Zauberpflanzen und Märchengemüse. Open House für Frauen in der Wissen- T. 02984 8231, www.publicart.at/virtuell/ Fotogalerie Wien, 1090 Wien, Währiger Seebühne Lunz am See, 3293 Lunz am See, Kreativer Heilpflanzen-Schreib-Work- schaft. Information und Vernetzung berta, Fr 15-19.00, Sa 11-19.00, So, Straße 59/WUK, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00 T. 07486/80 81 15, [email protected] shop mit Petra Öllinger Feiertag 11-16.00 Brunn am Gebirge, Anmeldung und zum Thema „Work-life-balance und bis 11.10., Wien nähere Infos beim Berufsverband Karriereplanung“. Mit Ursula Lengauer bis 5.7., Salzburg typisch! Klischees von Juden und film 1010 Wien, Kohlmarkt 9, Lift 3. 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juli august 2009 an.schläge 43 an.künden

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juli august 2009 an.schläge 45 an.künden

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an.schläge Nr. 07-08/09, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M