Beobachtungen an Einer Südosthessischen Population Von Chysoesthia Drurella (Fabricius, 1775) (Lepidoptera: Gelechiidae, Gelechiinae) 181-184 Nachr
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Nachrichten des Entomologischen Vereins Apollo Jahr/Year: 2011 Band/Volume: 32 Autor(en)/Author(s): Weyh Rolf E. Artikel/Article: Beobachtungen an einer südosthessischen Population von Chysoesthia drurella (Fabricius, 1775) (Lepidoptera: Gelechiidae, Gelechiinae) 181-184 Nachr. entomol. Ver. Apollo, N. F. 32 (3/4): 181–184 (2012) 181 Beobachtungen an einer südosthessischen Population von Chysoesthia drurella (Fabricius, 1775) (Lepidoptera: Gelechiidae, Gelechiinae) Rolf E. Weyh Dipl.-Biol. Rolf E. Weyh, Somborner Straße 14, D-63579 Freigericht, Deutschland; [email protected] Zusammenfassung: Beobachtungen zu Larvalbiologie, Ver- Erscheinungszeiten und Generationenzahl puppungsweise, Überwinterungsstadium und Ge ne ra tio- nen zahl sowie zur Verbreitung der in Hessen erstmals nach- Die ersten Minen sowie einzelne fliegende Falter von C. ge wiesenen Palpenmotte Chysoesthia drurella (Fa bri ci us, drurella konnten in den Jahren 2008 bis 2011 jeweils ab 1775) (Gelechiidae) werden beschrieben, Falter und Prä ima- der dritten Maidekade festgestellt werden, das heißt, die ginalstadien farbig abgebildet. Flugzeit der ersten Faltergeneration, die bisher leider nicht direkt beobachtet werden konnte, dürfte im Mai Observations on a population of Chysoesthia drurella (Fabricius, 1775) in southeastern Hesse, Germany stattfinden. In den folgenden etwa 20 Tagen konn ten (Lepido ptera: Gelechiidae, Gelechiinae) sehr selten einzelne Falter gesichtet werden. Abstract: Information on larval biology, pupation, over win- Ab der drit ten Junidekade bis Mitte Juli traten dann te ring and number of generations as well as to distribution wie der in gro ßer Anzahl fliegende und sitzende Falter of the palpmoth Chysoesthia drurella (Fa bri ci us, 1775) auf. In dieser Zeit gelangen auch die Beobachtungen von (Ge le chi idae), hitherto unknown in Hesse, Germany, is pro- Copulae (Abb. 3). Einzelbeobachtungen waren noch bis vid ed, live specimens and preimaginal instars are illustrated in colour. in die ers ten Augusttage zu verzeichnen. Erneut in größerer Häu fig keit, jedoch in deutlich gerin - Einleitung ge rer Dich te als im Juli, konn ten fliegende Falter noch- mals ab der zwei ten Au gust d ekade bis zum Monatsende Im Garten des Verfassers in Freigericht-Altenmittlau be obachtet wer den. (Hes sen, Main-Kinzig-Kreis) wird seit 2004 eine Kul tur- form von Chenopodium giganteum (D. Don 1825) (Che- no po diaceae) als schmackhafte Alternative zu Spinat Entwicklung der einzelnen Generationen an ge pflanzt. Im Juni 2007 fielen in den Blättern erst- Da die Tierchen bei Annäherung sehr leicht auffliegen mals Minen auf, deren Verursacher zunächst unbekannt und oft mehrere Meter weit flüchten, war leider die wa ren (Abb. 1). Nach Öffnung einer Mine konnte deren Be ob ach tung einer Eiablage noch nicht möglich. Daher Be wohnerin anhand ihrer sklerotisierten Kopfkapsel, 3 kann zur Länge der Eiphase noch keine Angabe ge macht Paa ren von gegliederten Thorakalbeinen und 5 Paaren werden. Ebenso fehlen bisher auch Beob ach tun gen zur stum melförmiger Abdominalbeine als Le pi do pte ren- Anzahl der Häutungen. lar ve identifiziert werden. Darum wurde in den nach fol- gen den Tagen intensiv Ausschau nach fliegenden oder Vom Sichtbarwerden einer Initialmine (Abb. 4) über die sit zen den Kleinschmetterlingen gehalten. Ausbildung einer mä an derartig gewundenen Mine mit erkennbarer Rau pe (Abb. 5) bis zur Entwicklung einer Anfang Juli 2007 waren dann an einem frühen Nach- im Durchlicht er kenn baren Puppe vergingen in den Som- mittag die ersten sitzenden und fliegenden Falterchen mermonaten, je nach Witterungsverlauf, 10–20 Ta ge. Die von etwa 4 mm Flügellänge zu beobachten, die durch Raupe bleibt wäh rend der gesamten Lar val pha se weiß- ih re intensiv goldorange Farbe mit schwarzen und me tal- lich bis gelb lichgrün. Bei erwachsenen Raupen kön nen lisch blei far benen Strich- und Bänderzeichnungen auf- lateral bräun lich-rötliche Flecken auftreten (Abb. 6). fielen (Abb. 2). Anhand der äußeren Merkmale konnten die Fal ter schon nach Makrofotos der Über fa mi lie Ge le- Die Ver pup pung der Raupen der zweiten und der un voll- chioi dea zugeordnet und mit Hilfe des Be stim mungs- stän di gen dritten Generation erfolgt in einer kotfrei en werks von Elsner et al. (1999) zweifelsfrei als Chryso es Er wei te rung der Blattmine (Abb. 7). Bei Auftreten der thia drurella (Fabricius, 1775) (Gelechiidae: Ge le chii nae) dritten Generation konnten im August 2011 Exuvien identifiziert werden. fest ge stellt werden, die etwa bis zur Körpermitte auf der Blatt unterseite aus der Mine ragten. Dies konn te bislang Da Gaedike & Heinicke (1999) diese Art für Hessen nicht lei der noch nicht fotografisch dokumentiert wer den. auflisten, die Falter trotz ihrer geringen Größe außer - ordentlich attraktiv wirken und im Garten des Ver fas- Ein davon abweichendes Verhalten konnte im Herbst sers jederzeit bequeme Beobachtungsmöglichkeiten 2011 an Raupen der nach Überwinterung im Frühling be stan den, wurden in den folgenden Jahren Studien zur flie genden Generation beobachtet wer den: Die ver pup- Ge nerationenzahl, Entwicklungsdauer der Larven, Länge pungs rei fen, auffällig gefärbten Raupen verlassen ab der Flugperioden, Verpuppungsweise und Über win te- En de August, teilweise auch noch bis in die dritte Sep- rungsstadium sowie zur Verbreitung im südhessischen tem ber woche, die Mine auf der Blatt unterseite. Auf Raum betrieben, die nachfolgend dargestellt werden sol- trüb gelblichweißem Grund tragen diese Raupen auf len. den Thorakalsegmenten 3, auf den Ab do mi nal seg men- © Entomologischer Verein Apollo e. V., Frankfurt am Main 182 ten 4 Paare karminroter Flecken (Abb. 8). An einem Sei- gefärbter erwachsener Raupen zu finden sind, die im denfaden lassen sie sich zum Bo den herab, um sich dort Spätsommer, nach Verlassen der Mine, auf ge nom men dicht an der Erdoberfläche ein zu gra ben. wurden. Ein ge tra ge ne verpuppungsreife Raupen wur den in Film- Die Abbildung eines Erdkokons, aus dem im August 2008 dös chen ge ge ben, die zur Hälfte mit einem Ge misch ein Falter schlüpfte (Miebach 2008) und die An ga be von sterilem Sand und feinem Holzmulm gefüllt wa ren. „Pupa: On the ground in detritus“ (Bri tish Leaf mi ners Hier ver fer tig ten sie innerhalb von 2 Tagen kegel för- 2012) neben im Sommer aufge nom me nen Fotos er wach- mige Ge spins te, in die Mulmteilchen und Sandkör ner sener, bunt gefärbter Raupen, lassen vermuten, daß C. eingearbeitet wur den (Abb. 9). Nach Herstellung der drurella im Sommer sich wohl fakul ta tiv in Blatt mi nen Kokons wurden die se Behältnisse unter Frei land be- verpuppt, während zur Über win te rung die er wach se nen din gungen an einer schat tigen Stelle aufbewahrt. Nach Raupen den Boden aufsuchen. den ersten Nachtfrös ten wurden zur Kontrolle Anfang Die Raupen der verwandten Art Chrysoesthia sexguttella De zem ber 2 Kokons geöffnet. Während in dem einen (Thunberg & Wenner, 1794) stellen dagegen in der Ko kon eine ver schim melte Raupe vorgefunden wurde, Blattmine regelrechte Verpuppungsgespinste her, wie ent hielt der zwei te Kokon eine bewegliche Präpuppe Melzer (2009) anhand eines Zuchtfotos dokumentierte. (Abb. 10), die lei der beim Öffnen des Kokons verletzt Im zugehörigen Text schreibt die Autorin: „Ein Teil der wur de, so daß sie abstarb. Rau pen verpuppte sich zwischen Küchenpapier, ein an de rer Teil an Blättern. Laut Literatur ,in der Boden - Verbreitung streu‘.“ Auf dem Zuchtfoto ist deutlich erkennbar, daß Eigene Versuche, die Art anhand ihrer cha rak te ris ti- das abgebildete Gespinst in einer (möglicherweise spä ter schen Blattminen außerhalb des ersten Fundortes im geöffneten) Mine neben einer Anhäufung von Kot bal len ei ge nen Garten auch an anderen Orten in Südhessen angefertigt wurde. nach zuweisen, waren nur in wenigen Fällen erfolgreich. Im Fachschrifttum wird die Art im allgemeinen als weit Un ter sucht wurden in den Jahren 2010 und 2011 Ru de- ver breitet und häufig angegeben: „im nicht polar. Eu ro pa ral standorte mit größeren Beständen verschiedener auß. Span. u. Griechld.“ (Meess 1910, hier wie auch beim Che no podium und AtriplexArten in der Umgebung von nach folgend zitierten Autor unter dem Namen Chry so Geln hausen, Wächtersbach, Rodenbach und Hasselroth- po ra hermanella F. besprochen); „sehr häufig“ (He ring Nie der mittlau (alle im Main-Kinzig-Kreis), Heusen- 1932); „im gesamten Mitteleuropa weit ver brei tet und stamm und Dietzenbach (Landkreis Offenbach) und in häu fig“ (Elsner et al. 1999). der Stadt Offenbach am Main. Andererseits fin det sich in der bekannten Internet web- Die charakteristischen Mi nen konnten jedoch bisher nur site Lepiforum (Be stim mungs hil fe 2012, Artenseite C. vereinzelt in Has sel roth-Niedermittlau und in Of fen- dru rella) die Angabe „Die Art gilt lt. Literatur als weit bach am Main (Stadt tei le Rumpenheim und Buch rain) ver breitet und häufig, bei ihrem Vorkommen an Gän- nachgewiesen wer den. se fuß ge wächsen (Che no po dia ceae) auch verständlich. Die 1. Generation wird von April–Juni, die 2. von Juli– Diskussion Ok to ber angegeben. Trotz dem wird sie selten gefunden.“ Soweit in der Literatur überhaupt Angaben zur Ge ne- Auch im südlichen Groß bri tan ni en (British Leaf mi ners ra tio nen zahl zu finden sind, werden 2 Generationen 2012, Kimber 2012), den Nie der lan den (Ellis 2011) und an ge ge ben (Elsner et al. 1999, British