Rote Liste Der Landwanzen / 2003 / 1. Fassung
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HESSISCHES MINISTERIUM NATUR FÜR UMWELT, LÄNDLICHEN RAUM IN HESSEN UND VERBRAUCHERSCHUTZ Rote Liste der Landwanzen Hessens 1 Rote Liste und Standardartenliste der Landwanzen Hessens (Heteroptera: Dipsocoromorpha, Leptopodomorpha, Cimicomorpha, Pentatomomorpha) mit Angaben zu Gefährdungsursachen und Habitatkorrelationen Wolfgang H. O. DOROW, Frankfurt am Main Reinhard REMANE, Marburg Hannes GÜNTHER, Ingelheim Carsten MORKEL, Butzbach Günter BORNHOLDT, Schlüchtern Edmund M. WOLFRAM, Mainaschaff Titelzeichnung: Dr. Franz Müller, 36129 Gersfeld 2 3 Inhalt Inhalt 1. Einleitung . 4 2. Stand der faunistischen Erfassung . 5 3. Bestimmungsliteratur . 6 4. Habitatkorellationen . 7 5. Gefährdungsursachen . 8 6. Gefährdungskategorien . 9 7. Standardartenliste . 13 7.1 Bemerkenswerte Arten . 40 8. Gefährdungsliste . 50 9. Gefährdungsstatistik . 58 10. Literatur . 60 10.1 Literatur zur Fauna Hessens . 60 10.2 Graue Literatur . 76 10.3 Weiter zitierte Literatur ohne hessische Fundangaben . 77 11. Danksagung . 79 12. Anschriften der Autoren . 79 4 1. Einleitung nen gehört die allseits bekannte Bettwanze. Entsprechend ihrer viel- Die Wanzen sind in Deutschland fältigen Lebensweisen hat sich un- mit 868 Arten in 36 Familien ver- ter den Heteropteren eine außer- treten (GÜNTHER & SCHUSTER 2000). ordentliche Formenfülle entwickelt, Die systematische Anordnung und die von winzigen milbengroßen Nomenklatur der folgenden Arbeit Moosbewohnern bis zu großen kä- orientieren sich an dieser Publika- ferartigen Baumbesiedlern reicht tion, ergänzt und korrigiert nach und zarte Weichwanzen ebenso AUKEMA & RIEGER (1999, 2001). Die umfaßt wie äußerst robuste Raub- 1. Einleitung 11 Familien der Wasserwanzen wanzen. Spezielle Sprung-, Fang- (Nepomorpha und Gerromorpha) oder Schwimmbeine wurden ent- mit 68 deutschen und 56 hessi- wickelt. Die Formenvielfalt kann an schen Arten wurden für Hessen dieser Stelle nicht ausführlich dar- bereits von ZIMMERMANN (1998) be- gestellt werden. Einen guten welt- arbeitet. weiten Überblick mit vielen Zeich- Den Wanzen ist es wie nur we- nungen und Schwarz-Weiß-Fotos nigen anderen Tiergruppen gelun- geben SCHUH & SLATER (1995), die gen, sich an die unterschiedlichsten einheimische Fauna stellt WACH- Lebensräume anzupassen. Auf der MANN (1989) mitzahlreichen hervor- Meeresoberfläche kommen sie ragenden Farbfotos vor. ebenso vor, wie in den verschie- Viele Heteropteren-Arten stellen densten Süßwasserhabitaten und relativ spezielle Ansprüche an ihren in allen Straten der Landlebens- Lebensraum und besitzen ein spe- räume. Hier besiedeln sie wiede- zifisches Spektrum an Nährpflan- rum von den trockensten Sand- zen bzw. Beutetieren. Damit eig- und Ödflächen bis hin zu nassen nen sie sich gut, Veränderungen im Moospolstern der Moore und Was- Lebensraum zu dokumentieren. serfälle die unterschiedlichsten Or- Zahlreiche Arten sind ausgespro- te. Auch in bezug auf die Nahrung chen häufig und somit wichtige decken sie das weite Spektrum von Glieder in den Nahrungsketten vie- Pflanzensaugern über Gemischt- ler Biotope. köstler und räuberische Arten, bis hin zu parasitischen Blutsaugern ab, wobei aber unter den einheimi- schen Arten die allermeisten Pflan- zensauger oder Gemischtköstler sind. Nur fünf Arten leben als ektoparasitische Blutsauger. Zu ih- 5 2. Stand der faunistischen Erfassung 2. Stand der faunistischen Besonders umfangreiche lang- Erfassung jährige Aufnahmen der Wanzen- fauna existieren aus dem Raum Für Hessen existieren nur sehr Marburg (REMANE unveröff.). Auch wenige, stets regional begrenzte Frankfurt am Main und seine Um- Veröffentlichungen zur Wanzen- gebung sind durch GULDE (1921) fauna. FRÖHLICH (1994) gab einen und die Stadtbiotopkartierung (DO- Überblick über den Stand der ROW, unveröff.) überdurchschnitt- faunistischen Erfassung in Hessen. lich gut untersucht. Die genannten Der Vogelsberg ist wohl die mit unveröffentlichten Untersuchun- Abstand am besten untersuchte gen gehen ebenfalls in die vorlie- Region in Hessen, in der sowohl gende Arbeit mit ein, so daß sie Mitarbeiter des Künanzhauses zahlreiche Erstfunde von Arten für (Außenstelle der Universität Gießen) das Bundesland Hessen enthält. arbeiteten (BURGHARDT 1975, 1976, Insgesamt sind nun 676 Arten aus 1977, 1979, 1982, MORKEL 1998, Hessen bekannt (56 aquatische 2001a-c, in Vorb.), als auch die und 620 terrestrische), was 77,9 % ersten beiden Wälder im Rahmen der deutschen Fauna ausmacht. des Projektes Hessische Naturwald- reservate untersucht wurden (DO- ROW 1999, 2001, DOROW im Druck). 6 3. Bestimmungsliteratur Es liegt zwar eine Checkliste der mitteleuropäischen Heteropteren vor (GÜNTHER & SCHUSTER 2000), ak- tuelle zusammenfassende Bestim- mungsliteratur aber nur für einen Teil der Familien (JANSSON 1986; MOULET 1995, PÉRICAT 1972, 1983, 1984, 1987, 1990, 1998; WAGNER 1971, 1973, 1975; WAGNER & WE- BER 1978). Für die übrigen Familien muß auf die teilweise veralteten Werke von WAGNER (1952, 1966, 1967), WAGNER & WEBER (1964) und STICHEL (1955ff) sowie auf zahlrei- che Einzelarbeiten zurückgegriffen werden. 3. Bestimmungsliteratur 7 4. Habitatkorrelationen textliche Darstellungen den Um- 4. Habitatkorellationen fang einer Bearbeitung meist er- Zur Ökologie der Arten werden heblich. Sie verschweigen oft Teil- von den genannten Autoren un- bereiche, so daß nicht klar wird, ob terschiedliche Angaben gemacht. zu diesen keine Informationen vor- Bei STICHEL fehlen sie weitgehend. liegen oder sie nur nicht zusam- WAGNER trifft meist nur ungewich- mengetragen wurden. Im begrenz- tete Gesamt- oder Maximalaussa- ten Raum, den eine Checkliste zur gen, aus denen z. B. bevorzugte Verfügung stellt, ist weder eine de- Nahrungspflanzen oder Zeiten taillierte tabellarische noch textli- maximaler Individuendichte nicht che Darstellung möglich. Wir ha- hervorgehen. Weit bessere Anga- ben daher versucht, uns bei der ben zu Lebensraum, Abundanz Spalte „Habitatkorrelationen“ auf und Phänologie lieferten bereits die Darstellung der charakteristi- GULDE (1921, 1933ff), JORDAN schen Fundumstände zu beschrän- (1934, 1935) und WAGNER (1941, ken. Damit soll den Lesern die 1945). Umfangreiche Zusammen- Möglichkeit gegeben werden, am stellungen der ökologischen An- typischen Lebensraum mit der opti- sprüche existieren in den neueren malen Methode nach der jeweili- Werken von PÉRICAT und MOULET. gen Art zu suchen. Ökologische Ansprüche können in Tabellenform oder als beschrei- bender Text dargestellt werden. Die tabellarische Dokumentation, wie etwa im Rahmen der hessischen Naturwaldforschung verwendet (DOROW 1999), hat den Vorteil, leicht statistische Auswertungen durchführen zu können, den Nach- teil, dass oft komplexe Zusammen- hänge sowie unterschiedlich detail- lierte Kenntnisse einer Kategorie zugeordnet werden müssen, was zwangsläufig verallgemeinert und Zusammenhänge verschweigt. Eine Gewichtung ist oft schwierig, und so stehen z. B. bei WAGNER oft Zu- fallsfundorte kommentarlos gleich- berechtigt neben den Hauptleben- räumen. Demgegenüber erweitern 8 5. Gefährdungsursachen Kategorien: Eine ganze Anzahl von Gefähr- A Art (die in Hessen keine Areal dungsursachen ist für den allge- randlage aufweist) mit geringer meinen Artenrückgang bei den He- Präsenz trotz guter Verbreitung teropteren verantwortlich. Bei den der Nährpflanzen und Habitate einzelnen Arten können sie durch- B mit der Nährpflanze bzw. dem aus gegensätzlicher Natur sein: So Wirts- oder Beutetier verbreitet kann die eine in Deutschland nur und gefährdet in von Menschen geschaffenen Le- bensräumen existieren, während C fluktuierende Randvorkommen die andere aufgrund solcher Ein- D Bedrohung des Habitats durch griffe verschwindet. Eine genaue Eutrophierung Analyse der Gefährdungsursachen ist daher ein unerläßlicher Schritt E Aufgabe alter Wirtschaftsweisen auf dem Weg zu einem effektiven (=> Offenlandverbuschung) Artenschutz. F Intensivierung der Bewirtschaf- tung (z. B. Flurbereinigung, Aufforstung mit Monokulturen, 5. Gefährdungsursachen Melioration) und ihre Fernfolgen (z. B. Stickstoffeintrag aus der Luft) G Flächenversiegelung und Bebauung H Flußbegradigung, Kanalisierung, Verrohrung, Ufernutzung durch Wassersport, Entwässerung I Abgase K Erlen- oder Ulmensterben L anderweitige Ursachen (einzeln aufgeführt) 9 6. Gefährdungskategorien Kategorien: 6. Gef Die Kategorien entsprechen denen der Roten Liste gefährdeter 0 Ausgestorben oder Tiere Deutschlands (BUNDESAMT FÜR verschollen ä NATURSCHUTZ 1998). In diesem Werk hrdungskategorien liegt mit GÜNTHER et al. (1998) eine Arten, die im Bezugsraum aktuelle Rote Liste der Wanzen für verschwunden sind Deutschland vor. In Abweichung zu dieser Bearbeitung wurde von uns Ihre Populationen sind die Kategorie R aufgespalten, da nachweisbar ausgestorben, aus- wir ein Zusammenwerfen von gerottet oder generell sehr seltenen Arten (hier R2) mit solchen, die geographische verschollen (es besteht der be- Restriktionen aufweisen (hier R1), gründete Verdacht, dass ihre Popu- nicht für sinnvoll halten. lationen erloschen sind). 10 1 Vom Aussterben bedroht 2 Stark gefährdet Arten, die so schwerwiegend Arten, die erheblich zurück- bedroht sind, dass sie voraus- gegangen oder durch laufende sichtlich aussterben, wenn die beziehungsweise absehbare Gefährdungsursachen fortbe- menschliche Einwirkungen er- stehen. heblich bedroht sind. Eines der folgenden Kriterien Eines der folgenden Kriterien muss erfüllt sein: muss zusätzlich erfüllt sein: Die Art ist so erheblich zurück- Die Art ist in großen Teilen des gegangen, dass sie nur noch sehr früher von ihr besiedelten Gebietes selten ist.