ISeptemberCON 2019

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EDITORIAL Auf geht’s! Ein Shooting für ICON in China. Als ich an einem frühen Morgen im März in Shanghai zum Sondieren landete, war ich hellwach, obwohl ich direkt aus Arjeplog in der Wildnis Schwedens kam. Es sollte so bleiben. Der Jetlag kommt im Grunde jetzt erst, da die Ausgabe gedruckt ist – und wir voller Freude begreifen, dass neue Wege tatsächlich zum Ziel führen. Für das, was wir vorhatten, gab es keine bekannten Wege. China ist das gelobte Land in der Life- style-Welt, Luxusmarken lösen nirgends so viele Begehrlichkeiten und Umsatz-Juhu aus wie dort. Aber eine Modeproduktion für ein Magazin aus Deutschland? Das hatte es noch nicht gegeben. Es ist ungefähr ein Jahr her, dass ich beschloss, meine politischen Vorbehalte gegen China beiseitezulegen und mich genauer mit der Kreativität dort zu beschäftigen. Ich gebe es gern zu: Die Energie, der Fleiß, das Fortschreiten bei gleichzeitiger Wiederentdeckung der eigenen Kultur haben mich beeindruckt. Die Freundlichkeit sowieso. So manches Klischee hat den Rückflug nicht mehr ge- schafft. Es gilt der Satz, den Huberta von Voss in ihrer Kolumne schreibt: „Inspirierend bleibt der Versuch, das Reich der Mitte durch die Augen seiner Menschen zu verstehen.“ Shanghai erinnert mich an das New York, das wir geliebt haben. Als noch jeder Besuch einer hoch dosierten Vitamin-Infusion gleichkam. Die Stylistin Silja Lange hatte mir die Netflix-Serie „Meteor Gar- den“ empfohlen. Superstyling! An einem November-Sonntag klappte ich das iPad auf und lud die erste Folge herunter. Chine- sisch mit deutschen Untertiteln. Hä? Aber warum eigentlich nicht? Ich habe dann alle 49 Folgen gern gesehen und bei Netflix ange- fragt, ob wir die Hauptdarsteller in Shanghai fotografieren könn- ten. Das ist die Kurzversion monatelanger Vorbereitungen. Wie sich am Ende alles gefügt hat, ist mir ein Rätsel. Man muss wohl einfach losgehen. So wie es Mario Testino tat. Der weltberühmte Mode-Fotograf hat einen ganz neuen Weg eingeschlagen. Wir freuen uns sehr, dass wir Ein ICON, 4 Cover zum ersten Mal zeigen können, was für fantastische Menschen, Tiere, Dinge er dabei sah. Türen sind zum Öffnen da.

Inga Griese im Shanghai Exhibition Centre

CONTRIBUTOR

SILJA LANGE & SHUMAN BAO Die Brücke von Europa nach Asien spannt sich zwischen diesen beiden Frauen. Bei unse- ren Modeshootings in Shanghai, wo Stylistin Silja Lange (rechts) und Shuman Bao als ihre Assistentin arbeiteten, war sie unerlässlich. Zwei Monate dauerte die Vorbereitung, in der Kommunikation und Zeitunterschied die größ- ten Herausforderungen darstellten. Die Planungsroute reichte von Berlin und Hamburg über Mailand, London und Paris bis Shanghai – und endete in einem dort angemieteten winzigen Apartment vor Bergen von Paketen voller Kleidung und Accessoires. Chinesische Stars mit europäischer Mode zusammenzubringen, ist eine Kunst für sich, die stilistischen Erwartungen sind andere, mit schwingt ein ungeheu- rer Beurteilungsdruck, dem die Schauspieler und Models in der Heimat generell und besonders auf knallharten Social-Media-Kanälen wie Weibo unterliegen. Shuman Bao, zauberhaft, witzig, lässig, war für die deutsche Kollegin der Schlüssel zu jener neuen Welt. So entstand das aufwendigste Shooting, das Silja Lange in ihren 25 Jahren Berufserfahrung umsetzte. Die Arbeit hat sich gelohnt. Ab Seite 48

BULGARI HOTEL SHANGHAI Der Blick da oben auf der Rooftop-Terrasse ist berauschend. Die ganz breite Front Row zur Zukunft, quasi. Eine schicke Etage darunter trifft sich die Jeunesse Shanghais zum Instagram-tauglichen High Tea, wird an bodentiefen Fenstern diniert, werden Drinks an der langen Bar geschlürft, und man denkt daran, dass Shanghai einst als Paris des Ostens galt. Oder doch Rom vielleicht? Am Ufer des Flusses Suzhou gelegen ist dies das sechste Pro- jekt der Bulgari-Hotelgruppe. Unaufdringliches Superverwöhnen. Die italienische Seele hat wieder Designer Antonio Citterio einge- bracht, das zum Komplex gehörende historische Gebäude, einst Sitz der chinesischen Handelskammer, wirkt wie ein Lotsenschiff. Im Gar- ten findet die große Party zu den Filmfestspielen statt. Ein ziemlich perfekter Platz für ein Shooting mit jungen chinesischen Stars.

IMPRESSUM ICON CHEFREDAKTEURIN: Inga Griese (verantwortlich) TEXTCHEF: Dr. Philip Cassier REDAKTION: Caroline Börger (Managing Editor), Gabriele Thiels (Design), Heike Blümner, Jennifer Hinz, Silvia Ihring ICONIST.DE: Nicola Erdmann (Managing Editor), Anna Eube, Maria-Antonia Gerstmeyer, Julia Hackober, Sara Krüger, Dietgard Stein SPECIAL EDITOR: Adriano Sack KORRESPONDENTIN IN PARIS: Silke Bender AUTOREN: Susanne Opalka, Esther Strerath CONTRIBUTOR: Clare Langhammer ARTDIRECTOR: Barbara Krämer GESTALTUNG: Maria Christina Agerkop, Katja Schroedter. POSTPRODUCTION: Luna Simic FOTOREDAKTION: Julia Sörgel (Foto-Director), Elias Gröb ICON OFFICE: Janina Raith, Jasmin Seikowsky BILDBEARBEITUNG: Kerstin Schmidt, Felix Steinert, Malte Wunder. LEKTORAT: Matthias Sommer, Andreas Stöhr AXEL SPRINGER SE vertreten durch den Vorstand Dr. Mathias Döpfner (Vorsitzender), Jan Bayer, Dr. Stephanie Caspar, Dr. Julian Deutz, Dr. Andreas Wiele. GESCHÄFTSFÜHRER PRINT Christian Nienhaus VERLAGSLEITUNG PRINT Petra Kalb, Stv. Heiko Rudat GESAMTANZEIGENLEITUNG: Kai Ehrenschneider-Brinkmann; Anzeigen ICON: Jacqueline Ziob ([email protected]) PUBLISHER: Carola Curio ([email protected]) DRUCK: Prinovis UK Ltd., GB-Liverpool. HERSTELLUNG: Thomas Künne ICON ist ein Supplement der WELT AM SONNTAG, die nächste Ausgabe erscheint am 29. SEPTEMBER 2019. Sie erreichen uns unter [email protected] Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit.

COVER: COVER: ESTHER HAASE; INGA GRIESE (2); BULGARI HOTEL Informationen zum Datenschutz finden Sie unter www.welt.de/datenschutz. Sie können diese auch schriftlich unter Axel Springer SE, Datenschutz, Axel Springer Straße 65, 10969 Berlin anfordern. 19

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NEW SEASON

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SEPTEMBER 2019 Absatz-stark: Overknee- Modell von Christian Louboutin, Stiefelette „Refacted Heel“ von AUSGEWÄHLT Salvatore Ferragamo 26 FERNER OSTEN, GANZ NAH Wo die Sonne aufgeht, beginnt die Zukunft: Das ist mal Unsere Lifestyle-Weisen blicken voller ein Arbeits- Zuversicht nach Asien schuh: Von Christian 38 BOULEVARDS OF NEW DREAMS Louboutin LUMARINE

Icona stylt sich für Shanghai, Iken wird zum B Gut geformt: schicken Herzensjapaner Halbhoher Stiefel von Unützer MODE 40 LABELS WE LIKE Chanel, Gucci & Co. – die aktuellen Trends auf drei Seiten

48 ZUKUNFT IN SERIE Shanghai, du weist den Weg: Unser Foto- 84 THE FRENCH CONNECTION Shooting mit den Darstellern der Netflix-Serie Hermès erkannte Chinas Potenzial früh. „Meteor Garden“ zeigt Talente, die das Zeug So gründeten die Franzosen Shang Xia. Ein haben, Europa zu gewinnen Interview mit der Chefkreativen Jiang Qiong

66 KRASS KREATIV 86 ICH BIN VIELE Es gibt Leute, die behaupten, die Chinesen Designerin, Künstlerin, Kunsthändlerin: Han Samtweich: würden vor allem kopieren. Aber die Feng lebt zwischen New York und Shanghai. „Isa Long Boot“ kennen Caroline Hu nicht. Ein Gespräch mit Inga Griese traf eine Frau, deren Balance neue aus violett- einem großen Designtalent Perspektiven aufzeigt farbenem Samt von Wandler 68 MODE IN CHINA 106 HE IS BACK! Westliche Allüre trifft auf ungerührte Es war ruhig geworden um Mario Testino. Hier S (5); ZUSAMMENGESTELT VON CAROLINE BÖRGER asiatische Coolness: Unser großes Foto- präsentiert der Star-Fotograf die Ergebnisse Shooting auf den Straßen von Shanghai seiner Arbeit abseits der Öffentlichkeit

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3 in 1: KRIS Die „Multi A Pochette

ACQUEMUS Accessoires“ J von Louis Vuitton ist eine Reinter- Flausch: Die „Baguette“ aus pretation der geschorenem Lammfell ist von Fendi „Pochette“ von 1992

SEPTEMBER 2019 Zum Umhängen: „C Small“ von Chloé (über mytheresa.com) DESIGN 92 KOPF HOCH Ein Koffer fürs All, ein moderner Kronleuchter, eine Decke, die wie der Himmel wirkt: Unsere Designexperten blicken nach oben

94 DAS BESTE SIND DIE RESTE Spar doch einfach mal Ressourcen: Nature Newcomerin des Jahres: Die „19“ (benannt Squared macht aus Lebensmittelresten nach ihrem Geburtsjahr) ist von Chanel Oberflächen für Wände und Möbel

FUSION-AKTION S 96 ALVATOREFERRAGAMO Maison Dada baut Accessoires, die europäi- sches und asiatisches Design verknüpfen. Jetzt expandiert man von China nach Europa

97 IN TOPFORM Stühle, Sofas, Lampen: Längst kopieren chine- sische Designer nicht mehr nur. Diese Labels sollten Sie im Auge behalten

KOSMETIK 98 BEIRAT Was den September schöner macht – unsere Experten wissen es. Plus: Die neuesten Ideen der Kosmetikwelt

H 100 FEINE INNOVATION ERMÈS Wenn es um filigrane Texturen geht, sind Japaner ungeschlagen. Auch in der Haut- pflege von Sensai, weiß Susanne Opallka

GETTY IMAGES (8); ZUSAMMENGESTELT VON CAROLINE BÖRGER 2 3 MINOTTI.COM

SITZSYSTEM DANIELS | DESIGN CHRISTOPHE DELCOURT SESSEL LAWSON | DESIGN RODOLFO DORDONI

BERLIN BY HERRENDORF, LIETZENBURGER STR. 99 - T. 030 755 4204 56 MÜNCHEN BY EGETEMEIER WOHNKULTUR, OSKAR VON MILLER RING 1 - T. 089 55 27 32 510 AUCH BEI ANDEREN AUTORISIERTEN HÄNDLERN UND IN ANDEREN STÄDTEN. PLZ 0/1/2/3/4/5 HANDELSAGENTUR STOLLENWERK - T. 0221 2828259 - [email protected] PLZ 6/7/8/9 HANDELSAGENTUR GOESCHEN - T. 09131 4057047 - [email protected] „Wo ài nı “ heißt „ich liebe GLÜCKSBRINGER dich“ auf Chinesisch. Einmal um die Anhänger Welt: Kette aus 18-karätigem aus 18 Karat Roségold mit Roségold, 28 Herzen aus Malachit und Brillanten und Diamanten von Chopard zwei weißen Cabochons aus weißem Pakt mit dem Drachen: Chalzedon Ring von Sévigné aus von Piaget 750er Rotgold mit pinken Saphiren, braunen und Die Schildkröte ist in weißen Brillanten, Rubinen China das Symbol für Langlebigkeit: Brosche aus 18 Karat Weißgold mit Diamanten, weißem Perlmutt, Chrysopras und Quarz von Vhernier

Gilt in Asien als Symbol für Weisheit: Elefant in Form eines Anhängers aus 18 Karat Gelbgold mit 536 Brillanten und einem Turmalin

SEPTEMBER 2019 Filigraner Glücks- bringer: Rot- goldenes Armband KOSMETIK mit Diamanten aus GLÜCKSGRIFF der „Lucky Move 102 Wing Yau ist Zum Saisonwechsel passen neue Düfte. Kollektion“ von Gründerin Wir fanden die acht besten – kein Zufall, denn Messika des Labels die Acht ist die chinesische Glückszahl Wwake: Ohrringe aus 103 BEAUTY IN A BLACK BOX Personalisierung ist der große Trend der 14 Karat Kosmetikbranche. Vorreiter ist die amerikani- Gelbgold mit sche Marke Skinceuticals. Caroline Börger tropfenförmi- testete das neue Gerät gen Perlen, Opalen und Diamanten GESCHICHTEN 78 SAUBER! Am Mount Everest gibt es zu viel Plastik. Bally tut was dagegen und hilft beim Aufräumen. Kalligrafie-Kunst: Vergoldete Ohr- Silvia Ihring war vor Ort ringe aus Harz mit Perlen von Ejing Zhang über net-a-porter.com 85 DIE WEGBEREITERIN Nach der Öffnung war Yu Sai-Kan die erste Kühles Pastell: Ring Frau, die den Chinesen im Fernsehen die aus der Dior Haute- Welt näherbrachte. Dann gründete sie die Joaillerie-Linie. 750er erste Kosmetikmarke im Reich der Mitte, Weißgold mit Diamant heute ist sie Netzwerkerin und Philanthropin. und Aquamarin Ein Besuch in New York

120 GLOBAL DIARY Unsere Postkarten erreichen uns aus Schweden, New York und Düsseldorf

121 HAUS DER KÜNSTE Galt im alten China Das „Altstadt Vienna“ ist mehr als ein Hotel: als „Himmelsstein“: Zwar schläft es sich hier wunderbar, aber vor Ohrringe „Jade allem leben in den Zimmern die Persönlich- Garden“ aus chinesi- keiten vieler Künstler und Designer scher Jade mit grünen Dem Schmuckstein Tigerauge 122 DER BAUPLAN Granaten und aus- werden heilende Kräfte nachgesagt: Unser Blick ins Atelier: So entsteht die gefassten Gelbgold- Armreif aus der T-Kollektion von Handtasche „30 Montaigne“ von Dior Gliedern von Tiffany aus 18 Karat Gelbgold Thomas Jirgens

ZUSAMMENGESTELLT ZUSAMMENGESTELLT VON MARIA-ANTONIA GERSTMEYER 2 5 STILISTEN AUCH UNSERE LIFESTYLEWEISEN BLICKEN GEN AUFGEHENDER SONNE TIM WALKER COURTESY SCHIRMER-MOSEL Richtung Zukunft SPIELERISCH Mode- oder Mondmission? Schließlich will sich auch Letzten April haben wir als Familie eine Rundreise durch China gemacht und Japan am Bau einer Raumstation in der Umlaufbahn des dieser Trip hat definitiv meinen Blick auf die Welt verändert. Der Style der Mondes beteiligen. So weit sind Mari Hirao und Yui Ya- Chinesen ist modern und schick, die Städte sind futuristisch und groß. Eine mamoto in diesen Gen-H-4-Flugmaschinen sicher nicht ähnliche Euphorie ergreift mich während unserer zweimal jährlichen #Fa- gekommen. Doch die Anziehungskraft des Trabanten ist shiontech Berlin Conference. Hier trifft man auf die Zukunft der Mode, auf auch 50 Jahre nach der Mondlandung ungebrochen. Konzepte und Visionen. Das erste digitale Couture-Kleid des Amsterdamer Fotograf Tim Walker verbindet in seinem neuen Bildband Modelabels The Fabricant wurde im Mai für 9500 US-Dollar versteigert. Das „Shoot for Moon“ beide großen Sehnsüchte, Mond und digitale Modehaus verkaufte sein Couture-Stück bei einem Blockchain-Gipfel Mode, miteinander. Die Retrospektive erscheint be- in New York. Nach dem Kauf wird der silberne Bodysuit mit gleitend zur Ausstellung im Londoner Victoria & Albert transparentem Überwurf auf ein hochauflösendes Foto von Museum im Herbst. (Schirmer & Mosel) dem neuen Besitzer montiert – digital maßgeschneidert. Die Idee virtueller Kleidung ist aus vielerlei Hinsicht interessant. Kerry Murphy, der Mitgründer von The Fabricant, erzählte bei unserer Konferenz, dass es in dieser neuen Modewelt weder Fabriken, Lieferketten noch Muster gibt. Die nächste Anita Tillmann Stufe von Sustainability. Prachtstück: Wer Gründerin und Spannende Geschäftsmodelle birgt auch der Gaming- Geschäftsführerin Bereich. Neue Generationen werden weniger durch Zeit- diesen Füller aus der der Premium schriften oder Blogs inspiriert, sondern durch Avatare in „Kangxi Emperor“- Videospielen. Diese Chance müssen Marken für sich nutzen. Im April lan- cierte Moschino eine Kollektion für das Computerspiel „The Sims“, die sowohl Kollektion von im klassischen Handel verkauft wurde, als auch von den virtuellen Charakte- ren im Spiel getragen werden konnte. Montblanc kaufen Total begeistert bin ich auch vom Netzwerk von Selam X. Sie sitzen in Berlin- darf, entscheidet der Kreuzberg, programmieren etwa Gesichtsfilter und präsentierten bei uns die unendliche Power von Visualisierung. Ich bin begeistert von ihrer visionären CEO persönlich. und kritischen Weltanschauung, ihrem Spirit. Wer heute eine Kollektion de- signt und in Zukunft erfolgreich sein will, sollte nicht verpassen, sich mit einem G R U N DV O R A U S S E T Z U N G Coder beziehungsweise digitalen Designern zu verbinden oder sich diese S I N D 1, 9 M I L L I O N E N E U R O Fähigkeiten selbst anzueignen. Das heißt nicht, dass Handwerkskunst in Zu- 2 6 kunft obsolet ist, aber es wird definitiv beides geben – auch in Europa.

COURTESY COURTESY LI QING STUDIO

Shanghais Schaufenster BESUCH AUS CHINA Der Blick durch ein Fenster lenkt die Sicht auf eine Auswahl von Gescheh- Ich erinnere mich noch genau an das besondere nissen und verbirgt den Rest. „Rear Windows“ mit Werken des chinesischen Künstlers Li Qing, kuratiert von Jérôme Sans, zeigt die Verbindung zwischen Gespräch, als mich der chinesische TV-Star und dem altem und dem modernen Shanghai, jenem Ort, wo heute Realität und studierte Pharmazeut Jia Hong anrief. Er be- Reproduktion verschwimmen. Unterstützt von der Fondazione Prada gastiert richtete mir von seinen persönlichen Erfahrungen die Installation in den Räumen von Prada Rong Zhai. Ab 7. November, No. 186 mit unserem Trink-Kollagen Elasten. Jia Hong North Shaan Xi Road, Shanghai führt, seinem Beruf geschuldet, ein Leben zwi- schen unterschiedlichen klimatischen Bedingun- gen, das ihn wie seine Haut gleichermaßen an- strengen. Generell sind in Asien vor allem in den großen Metropolen Umweltverschmutzungen, WOLFGANG JOOP LIKES die zu Hautkrankheiten, Pigmentflecken oder Falten führen können, ein Problem. Doch gerade Ich war wirklich überrascht über die so positive Reaktion auf in China spielt Schönheit von innen und das meine Zusammenarbeit mit van Laack. Dass es offenbar gelungen persönliche Erscheinungs- ist, dort eine neue Richtung einzuschlagen. Nach dem Motto: Der bild eine große Rolle. Dank war Avantgarde, aber ist jetzt ein bisschen spießig, auf die Kom- unseres besonderen Pro- bination setzen wir. Der wirklich große Trend ist ja die Mischung dukts spanne seine Haute aus Tradition und Vision. Was mir auffällt und was ich wirklich nicht mehr, fühle sich straf- mag, sind, egal ob auf Ibiza, auf Sylt oder in Berlin, all die Frauen fer und durchfeuchteter an, in den Hippiekleidern, der Typ „Nicht-zurechtgemachte-Ame- erzählte er am Telefon. Das rikanerin“, entspannt, Easy Rider, Woodstock ohne Chaos und ist natürlich die schönste Drogensucht. Das war und ist eine wunderschöne Richtung. Form der Bestätigung, wenn unsere Qualität auch Exper- ten weltweit überzeugen Ich mag nicht, wenn moralisiert wird. Aber es gibt zum Beispiel

kann. Die Geschichte MAX MERGET das Klimathema, das uns am Herzen liegt, am Herzen liegen muss. Es ist wichtig, dass die Leute sich damit vertraut machen. unseres Unternehmens Hiltrud Thoma-Osthoff begann schließlich als eine Ich finde die Shitstorms, denen die kleine Greta ausgesetzt wird, Senior Consultant bei Elasten erschütternd. Überlegen die Hetzer nicht, wie viele junge Men- Idee, die ich nach dem in Gütersloh mit Jia Hong schen sie repräsentiert? Was hinterlassen wir unseren Enkeln? Studium gemeinsam mit meinem Mann Hauke Thoma umsetzte – in Gütersloh. Das Gespräch mit Jia Hong ließ mich nicht mehr los. Ich lud ihn daher ein, einen Blick hinter die Kulissen von Elasten zu werfen. Kurzer- Nachhaltigkeit kommt in vielen Facetten. hand reiste der Influencer nach Deutschland und wurde dabei von einem Film-Team begleitet. Das Museo Salvatore Ferragamo in Florenz Auch dabei: Seine zahlreichen Follower, die so viele Fragen zum Produkt hatten, dass Jia Hong zeigt in der Ausstellung „Sustainable auf der Dachterrasse des „Bayerischen Hofs“ Thinking“ Kunstwerke und Mode einen Livestream startete, um alle beantworten zu können. Inzwischen hat sich aus der Zusammen- B I S Z U M 8 . M Ä R Z 2 0 2 0 arbeit, die mit einem Telefonat begann, eine

2 8 COURTESY LUCY+JORGE ORTA, PARIS besondere Freundschaft entwickelt. Tel. 089.2080770 Tel.

TODS.COM Es geht aufwärts Einen langen Weg hat Jazz-Musiker Till Brönner bis zu seiner ersten Museumsausstellung zurücklegen müssen. Er fotografiert bereits seit zehn Jahren. Für die Ausstellung „Melting Pott“ streifte er über ein Jahr lang durch das Ruhrgebiet, ging Klischees nach, widerlegte sie und stellte letztlich fest: „Ich habe verstanden, dass es das eine Bild vom Ruhrgebiet nicht gibt“. Die Ausstellung umfasst 200 Bilder. Bis 6. Oktober, MKM Duisburg

CHINA FIRST Schon in den 20er/30er-Jahren reiste mein Groß- vater als internationaler Rechtsanwalt dorthin. Aus Shanghai und Hongkong brachte er eine Sammlung antiker chinesischer Porzellane in die Familie, und so war mir der Respekt für die chine- sische Kultur in die Wiege gelegt. Die Bewun- derung für das Tang-Pferd, die Ming-, die Sung- Vase und die uralte Hochkultur ist bei mir tief verankert. Daher begann ich zunächst in Mün- chen und dann in Hamburg Sinologie zu studieren. Mein Plan war es, in den internationa- len ostasiatischen Kunsthandel mit Spezialisierung auf China Alexandra einzusteigen. Doch es kam von anders: Gemeinsam mit meiner Rehlingen Studienfreundin Andrea Inhaberin von

TILL BRÖNNER, COURTESY BROST-STIFTUNG Schoeller gründete ich 1986 die Schoeller von PR-Agentur, die wir noch heute Rehlingen PR betreiben. Der fulminante Aufstieg Chinas zur bedeutend- So trägt Mann sten Wirtschaftsmacht der Welt erstaunt mich EINER FÜR ALLE nicht (es ist nur eine Frage der Zeit, wann es die das heute. Zum USA überholt). In meiner Branche der Luxus- Asiaten lieben europäischen Wein. Ganz oben Konsumgüter-Industrie ist China schon lange auf der Liste: Bordeaux. Teuer ist hier gleichbe- Beispiel der der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Die chinesische deutend mit gut, es geht um Prestige. Einige japanische Kreativität und das Selbstbewusstsein, eigene investieren auch in Weingüter, aber im Fokus Luxus-Weltmarken zu erschaffen, ist nicht zu steht der Import. Das hat natürlich Hip-Hop-Star übersehen. Die Konzentrationsfähigkeit, die den Bordeaux-Preis schwer nach Disziplin, aber auch der absolute Wille, besser zu oben gedrückt. Aber mit Wein ist Mandy Sekiguchi sein als der Rest der Welt, hat jahrhundertelange es ja so: Er ist stimmungsabhängig. D I E „ B A G U E T T E “ Tradition. Hast du gute Laune, die Sonne A L S G Ü R T E L - Ich bin froh, dass unsere Kinder schon früh nach scheint und ein netter Mensch sitzt TA S C H E China reisen konnten und dass wir dank einer neben dir, dann schmeckt der Wein I S T A U S D E R wunderbaren, hochgebildeten chinesischen M ÄNNER- Herbert Seckler klasse. Nimmst du ihn mit nach Erzieherin unserem jüngsten Sohn den Zugang K O L L E K T I O N zur Sprache und Kultur ermöglichen konnten. In Kultwirt vom Hause, schmeckt er nicht mehr. Die V O N F E N D I Sylter „Sansibar“ Atmosphäre ist eine andere. Über Deutschland wird an fast keiner Schule Chine- Kontinente hinweg beeindrucken sisch angeboten – sehr kurzsichtig, wie ich finde. kann eine Flasche Cheval Blanc. Ein einzig- Meine persönliche Unterlassungssünde: kein Office in China! artiger Bordeaux, von dem man nie genug bekommt. Beeindruckend ist auch der Preis, der im oberen dreistelligen Bereich angesiedelt ist, und trotzdem kaufen ihn die Leute. Zum Aufheitern allein reicht was Billiges. FENDI UND SONST NOCH

LESENSWERT: Sein Büro in einer ehemaligen Kirche an der Piazza Sant’Eufemia ist nicht das einzi- ge spektakuläre Projekt des Mailänder Architekten Massimiliano Locatelli, berühmt für seine innovativen Proportionen und Materialien. Zu empfehlen ist daher unbedingt sein neues Buch „Dialogues“. Rizzoli (auf Englisch) — EINE REISE WERT: Bei Simone Rocha läuft‘s anscheinend. Nach London und New York folgt nun eine Boutique, ja, in Hongkong. Dort kann die irische Designe- rin auf 900 qm ihre Kollektion zeigen (Ice House Street, Central) — WERT AM MAIN: Frankfurt am Main scheint ein attraktiver Standort zu sein. Neben Celine, die demnächst in der Goethestraße

3 0 30 eröffnen, hat kürzlich der erste Windsor Laden auf 600 qm eröffnet. (Hochstraße 53) RIZZOLI DAS ABSOLUTE PFLEGE-ERLEBNIS MIT SEIDE

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Dem Vorwurf, die Mode würde sich fortwährend selbst wieder- holen, setzten die Designerin Rei Kawakubo und ihr Mann Adrian Joffe vor 15 Jahren den Dover Street Market entgegen. Der ultimative Concept Store. Der Laden wirkt wie eine große Kunstinstallation, die mit hand- verlesener Mode gespickt ist. MARK BLOWER / Natürlich auch mit CDG , der Unterlinie von Comme des Garçons, dem Label des Grün- derpaars. Zweimal im Jahr erfindet man sich neu und

DOVER DOVER STREET MARKET dekoriert komplett um.

HOW TO ART – TEIL 42: Good old Europe: Dieser Die Kunst Sneaker ist ein Bekenntnis und zu packen wird traditionell von Hand nahe Venedig gefertigt. Eine Reise, egal wie lang und wohin, beginnt im- mer mit dem ersten Schritt und der Qual der V O N U N U E T Z E R S T U D I O S . C O M Wahl, welches Gepäckstück hierfür wohl das passende ist. Die Hautevolee von einst hatte es einfacher, wenn es zu der Tabak-Farm in Afrika gehen sollte oder den Teeplantagen in Indien oder auf eine ganz simple Safari mit Robert tem Reisegepäck machte sie wohl in ihrer Vorstellung zu einer dieser mondänen Redford durch die Wüste. Sie mussten sich nicht Frauen, die mit Sonnenbrille und Zigarette am Propellerflugzeug stehen, das gleich entscheiden, denn damals durfte das Gepäck nach Tanger abhebt. Alles, was sie brauchte, schien in diesen einen Koffer zu passen. auch aus Dutzenden Koffern bestehen, inklusive Das „Kennenlernenwollen“ der anderen Kultur, inklusive Sprache und Nahrung, und Minibar, Teestation, Reisebett und Chaise- das Eintauchen in fremde Orte und der Austausch, zur Not mit Hand und Fuß, ist ei- longue. Monsieur Louis Vuitton machte es ner der wichtigsten Erziehungsfaktoren überhaupt. Das kann mit einer kleinen Reise schon damals möglich, angemessen und unab- ins tiefe Bayern oder mit einer großen Reise ins ferne China geschehen. Dass sich hängig der Gegebenheiten vor Ort, seinen lieb selbst und das als sicher Geglaubte infrage zu stellen, ist doch ein willkommener Ab- gewonnenen Ritualen in Pflege, Garderobe und stecher. Es braucht wirklich nicht viel, und der spröde Hamburger wird im Ruhrpott Gin-Tonic-Aufnahme weiter zu frönen. Eine Un- feststellen, dass die Leute echt freundlicher sind, offener dort unten im „Tiefen Wes- zahl an Personal vorausgesetzt. So nahm ten“. Das ist Tradition im Pott, erklärt mir mein Mitreisender/Ehemann #kommt- man sich und alles, was man brauchte, mit, _von_da_unten. Und da ist es wieder dieses Wort, was mich den ganzen Sommer und dort, wo es eigentlich ganz anders sein über auf meinen Reisen begleitet hat, und über das ich immer wieder ins Nachden- sollte, war es dann wie zu Hause. Nur viel- ken gerate: Tradition. Ohne Tradition gibt es keine Kultur. leicht heißer und staubiger. Der spätere Das Weitergeben, das Tradieren, ist die Grundlage für Wissen und Handwerk. Wie Neckermann-Tourist wünschte es ähnlich, wichtig Tradition ist, zeigt sich erst, wenn man sie vermisst. Zwischen einer Horde Bayern, die sich lauthals zuprosten mit riesigen Bierhumpen unter einem Kreuz mit

GETTY IMAGES wenn es nach Mallorca oder Italien ging, al- Schmerzensmann an der Weggabelung, fühle ich mich so durch und durch als Han- Florentine lein er verlangte dann vor Ort ein bekann- Joop tes Speisenangebot. Schnitzel und Grau- seatin. Mir vergeht halt der Bierdurst, wenn über mir ein Mann am Kreuz zu Tode hängt. Dafür zünde ich keine Zigaretten an einer Kerze an. Der Chinese schmatzt lllustratorin brot hielten Einzug am Mittelmeer auf und Autorin Wunsch der ersten großen Reiseveranstal- und schlürft beim Essen. Der Brandenburger isst Milchreis mit Setzei und Bratwurst. in Potsdam ter. Statt bekömmlicher regionaler Fisch- Der Pariser raucht unbeirrt weiter, steht, seit ich denken kann, im Stau, und das Essen und Gemüsekost gab es weiterhin und ist göttlich. „Jeder Jeck is anders jeck“, überall Schnitzel mit Jägersoße. Heute ist das sagt der Kölner. Äquivalent dazu die massentaugliche Kreuz- Wir leben in einer Zeit, in der es Mut fahrt. Quasi in einem riesigen schwimmenden braucht. Hinterfragung. Kleines Ge- Koffer zu fremden Orten gefahren zu werden, päck. Rote Koffer. Tatendrang und Rei- Sehenswürdigkeiten an sich vorbeiziehen zu las- selust. Wer reist, wird traditionell und sen, während man dabei Jägerschnitzel isst. weltoffen. Angstfrei vor Veränderung. Meine Schwiegermutter erzählte von einem Reisen ist das Allheilmittel gegen natio- Wunsch, den sie immer hatte. Sie wollte immer, nalen Stumpfsinn, führt einen am Ende entgegen aller Etikette, einen roten Lederkoffer immer auch zu sich selbst, viele mögen kaufen und damit auf Reisen gehen. Sie mit ro- das nicht. Ich packe gerade wieder. Ich habe den kleinen roten Koffer geerbt. Ich frage mich, was wohl darin ist …

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Inspiration ist gesammeltes Wissen plus Erfahrung, die sich an einem Eindruck entzündet. Die Fähigkeit, daraus etwas Neuartiges entstehen zu lassen, ist zutiefst menschlich. Oder? Das Projekt „Fashion Flair“, initiiert vom chinesi- schen Technologiekonzern Huawei, kratzt an dieser Gewissheit. Über die gleichnamige App lassen sich Zehn- tausende bahnbrechende Styles aus den vergangenen hundert Jahren abrufen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und dem Einsatz von Filtern werden sie an die Gegenwart angepasst. In Mailand präsentierte man zusammen mit der Designerin Anna Yang eine erste Kollek- tion. Der menschliche Kreative wird dadurch nicht überflüssig. Der Archivar und der Assistent vielleicht schon. HUAWEI

BEGEISTERUNG IM JETZT Meine verschiedenen Reisen diesen Sommer durch Europa waren sehr aufschluss- reich. Vom schweizerischen Saanenland zum Mailänder Dom, von der Akropolis bis zu den Champs-Élysées. Und dazwischen immer wieder Berlin. Wie vielfältig unsere Landschaften, Sprachen und Mentalitäten doch sind! Auffallend ist die Emmanuel de STEINJAGD rasant steigende Zahl an asiatischen Reisenden in all diesen verschiedene Orten. Bayser Jung, dynamisch, organisiert und vor allem sehr modebegeistert. Alle diese „Fa- Mit 23 Jahren war ich das erste Mal in Sri Mitbesitzer von Lanka, um einen sehr seltenen Saphir von shionistas“ aus Japan, China, Korea, Singapur haben eines gemeinsam: Sie lieben The Corner Berlin orange-pinker Farbe, einen sogenannten die neuesten Kreationen der Megabrands wie Dior, Gucci, Balenciaga, Louis Vuit- „Padparadscha“ was auf Singalesisch so viel ton, Chanel et cetera. Sie sind bestens informiert über alle Trends und Must-haves. Man will cool heißt wie „die Farbe des Königslotus“, vor sein und dadurch seinen sozialen Status bestimmen. Ein Mantel aus der vergangenen Saison oder Ort zu bewundern. Viele Reisen nach ein mehrmals getragenes schwarzes Kleid passt nicht in diese gesellschaftliche Statusskala. Das Asien folgten, immer auf der Jagd nach unterscheidet diese jungen Asiaten wesentlich von uns Europäern und macht sie zu idealen Kun- besonders schönen Edelsteinen, bis hin den. Sie leben sehr im Jetzt und der dazugehörenden Geschwindigkeit. zum Tauchen unter entlegene, uralte Wasserfälle, wo noch kein Mensch zuvor geschürft hatte. Ich kam mit den vielen Kulturen NACH VORNE WEG und Lebensstilen Asiens in Verbindung, die mich auch eine Wir verwandeln unsere Häuser in „Experience Sto- andere Sicht auf Dinge ver- res“, da können wir noch sehr viel von der asiatischen Tomas Jirgens stehen ließen. Wundervolle Kultur lernen, Innovationen in allen Bereichen kom- Inhaber der Länder, die niemals Winter men zur Zeit von dort. Das erleben wir immer wieder Tomas Jirgens haben, stattdessen vier reiche bei unserem Mehrheitseigner, der Central Group aus Juwelenschmiede in München Ernten pro Jahr, die erfüllt sind Thailand. Ein Beispiel ist „Open House“ von Farben, Gerüchen, Exotik. in Bangkok, eine Mischung aus Büche- In Hongkong und Bangkok treffen sich alle rei, Food Court und Concept Store. Händler Asiens auf Fachmessen. Anstatt Damit waren sie schon vor Jahren rich- selbst zu schürfen, ist es für mich inzwi- tungsweisend. Beim Kundenservice schen als Schmuckdesigner wichtiger können wir in Sachen Schnelligkeit oder

geworden, dort das ganze Angebot und individueller Services noch lernen. Und PICTURE-ALLIANCE die besonderen Steine konzentriert zu der Austausch mit unseren asiatischen André Maeder sondieren. Taubenblut-rote Rubine, apfel- Gästen hat zur Einführung von Mobile CEO grüne Jade, oder orange-pinke Saphire Payment Angeboten geführt wie Ali- The KaDeWe sind nicht nur Raritäten, sondern werden Für Big-City-Girls: pay oder den QR Code von WeChat, Group in Berlin auch in den Ursprungsländern hoch ge- Acht Metropolen mit dem die Chinesen gewohnt sind, über ihr schätzt. Andere Edelsteine sind in Asien Smartphone alles zu bezahlen. Die digitale und die nicht so gefragt, weil sie nicht in die bevor- widmete Loewe eine analoge Welt scheinen dort schon viel stärker mitein- zugte Farbwelt passen, sie eignen sich eigene „Postal Bag“. ander verschmolzen als bei uns. jedoch in unserer Kultur wunderbar, um die Ich selbst war auf mehreren Reisen nach China immer Modefarben der kalten Jahreszeit zu un- Klar, dass wir uns von der Vielfalt beeindruckt. Auf der einen Seite die- terstreichen. Wie graue Jade, taupe-farbe- se wahnsinnig dynamischen Megacitys und dann wie- ne Mondsteine, silbergraue Spinelle und für Shanghai der die ländlichen Umgebungen, in denen die Zeit 3 4 viele weitere. entscheiden würden stehen geblieben zu sein scheint.

The boy is mine Wenn sich zwei streiten, freut sich ...? In diesem Fall: Baptiste Giabiconi. Selbst neben Models wie Lara Stone und Heidi Mount war er es, der als Muse von eine ganze Weile im Fokus stand. Wer einmal den Weg des Hanseaten gekreuzt hatte, blieb, angezogen von seiner Kreativität, nur zu gern an seiner Seite. So auch seine früheren Musen , Beth Ditto oder Lily Rose-Depp. Die Ausstellung „Visions“ im Ernst Barlach Museum in Hamburg-Wedel ist daher mehr als eine letzte Hom- mage an den verstorbenen Modemacher und Künstler. Über 150 Aufnahmen aus den Bereichen Mode, Werbung, Kunst und Kultur zeigen Lagerfelds lebendige Welt. Sein langjähriger Ver- trauter, Chanels Art-Direktor Eric Pfrunder, kuratierte die Aus- stellung gemeinsam mit dem Göttinger Verleger Gerhard Steidl. Ab 15. September

IN DER BALANCE China befindet sich beim Thema Mode in einem großen Wandel und Prozess. Von der wirtschaftlichen Entwicklung und der Öff- nung in den letzten Jahrzehnten profitiert die ganze Nation und damit auch eine neue Käuferschicht. Es ist eine junge Generation, die ein eigensinniges, selbstbewusstes Mo- de- und Konsumverhalten entwickelt. Die aktuelle Entwicklung ist gespeist aus dem Bewusstsein für das eigene Erbe und tradi- tionelle Handwerk, aus der Sehnsucht nach neuer Frei- heit und aus technischem

KARL LAGERFELD Fortschritt. Für mich hat die chinesische Mode jetzt eine sehr poetische Handschrift und sie möchte – wie ich – LETTERS FROM LONDON & BEYOND eine neue Balance schaffen. William Fan LETZTER TEIL Ich bin in Deutschland auf- Modedesigner gewachsen als Kind chinesi- in Berlin scher Einwanderer und ich schätze mich sehr glücklich, das Privileg genossen zu haben, Make it happen mit zwei besonderen Kulturen aufzuwach- „Ich liebe Menschen. Ich liebe meine Familie, Perspektive von Kreativen zu ergründen. „Die sen. Der scheinbare Zwiespalt zwischen den meine Kind ... aber tief in mir drinnen gibt es wahren Kreativen sind in jedem Feld viel mehr“, Wertesystemen und Schönheitsidealen hat einen Ort, da lebe ich ganz allein und dort er- wusste Buck. Sie seien von fast unmenschlicher eine Spannung, aus der ich meine Kreativität neuern sich meine Quellen, die niemals aus- Empfindsamkeit. Für sie sei „jede Berührung ein schöpfe. Die Anerkennung der Branche ist trocknen“, bekannte die Literaturnobelpreis- Schlag, jedes Geräusch Krach, jedes Missgeschick ein Schritt in die modische Zukunft in China. trägerin Pearl S. Buck. Wir alle suchen diesen Ort. eine Tragödie, jede Freude Exstase, jeder Freund Das Konsumland wird zum Kreateur und er- Wenn wir Glück haben, finden wir ihn in den ein Geliebter, jeder Geliebter Gott, jedes Schei- schafft eine neue Ästhetik. Ich denke, die Sommermonaten, wenn der Krallengriff des tern Tod.“ So schön hat kaum jemand erklärt, was neue Generation Chinesen ist bereit für eine Alltags seine Kraft verliert und wir plötzlich Raum Kreative ausmacht – egal ob sie aus Shanghai oder noch nicht da gewesene und zugleich ver- haben für neue, bessere Gedanken. Stuttgart stammen, Bangui oder Barcelona. traute Stilsprache. Pearl S. Buck muss das irgendwie ohne Urlaub In den vielen Jahren, die ich für dieses Magazin gelungen sein. Nicht nur deswegen sollte man aus New York und London berichtet habe, habe sich mit ihr beschäftigen. Sie war ich oft gesehen, wie Modemacher und Designer ihrer Zeit immer einen Schritt ihre Finger an den Puls der Zeit legen und eine voraus: als Kämpferin für Frauen- radikale, neue Formensprache für das entwickeln, rechte und gegen rassistische was noch unausgesprochen ist, was gärt. Oft Vorurteile, vor allem aber als je- erkennen wir den Sinn der Kreationen erst später. Upcycling: Prada mand, der Brücken baute zwischen Wer wissen will, wo eine Gesellschaft hindrängt, denkt vorwärts. Die ihrer Wahlheimat China und dem sollte sich diese Trends genau anschauen. Huberta Westen. 1892 als Pearl Syden- Dass das nicht reicht, um unsere immer kom- „Re-Nylon Capsule von Voss stricker im amerikanischen West pliziertere, aber auch Mut machende Welt zu Collection“ stammt aus Autorin Virginia als Tochter von Missio- verstehen, ist ebenso klar. Eine Lebensweisheit in London naren geboren, war sie kaum fünf half mir immer: Die Wahrheit ist eine Kugel. Man einem Nylongarn, Monate alt, als die Eltern mit ihr muss sie drehen und wenden, um sie halbwegs zu nach China zogen. Dort blieb sie, bis sie 1934 für verstehen. Wechsel öffnen meinen Blick. das aus alten immer in die USA zurückkehrte. Gleich ihr erster Diesmal kehre ich zurück in die Welt der Think- Teppichen Roman The Good Earth wurde ein Bestseller und tanks. Um es mit Pearl S. Buck zu sagen: „Ich warte trug ihr 1938 als erster amerikanischen Frau den nicht auf die richtige Stimmung. Dein Kopf muss gewonnen Nobelpreis ein. Es folgten viele weitere Erzäh- wissen, wann du an die Arbeit musst.“ Diesmal wird. lungen aus dem Herzen Chinas. geht es darum, mit dem Institute for Strategic Manches erscheint heute überholt. Aber in- Thinking Extremismus und Hass einzudämmen. D I E S E C H S spirierend bleibt der Versuch, das Reich der Mitte Gegründet wurde ISD Global von Lord Weiden- M O D E L L E G I B T E S I N M Ü N C H E N durch die Augen seiner Menschen zu verstehen. feld – auch er ein Brückenbauer. Davon brauchen U N D O N L I N E Bei ICON versuchen wir die Welt durch die wir mehr. See you again.

OH, LOOK! UNSERE ICONA ZEIGT IHRE AKTUELLEN LIEBLINGSTRENDS ILLUSTRATIONEN: JAMES DIGNAN (JAMESDIGNAN.COM)

SHANGHAICONA

Einer reicht: Ohrring „Single V“ aus Messing + und Halb- + edelsteinen von Louis Vuitton Shanghai-Style: „Cat Eye“- Sonnenbrille von Tom Ford

Immer richtig: Gerippter Rolli aus Cool: Bestseller- Wolle von Theory (net-a-porter.com) Roman „Crazy Rich Asians“ + + (Kein&Aber)

Auf die leichte Schulter: „Stark Bebe Boo“-Rucksack von MCM + + Selfie-erprobt: Das „P30 Pro“ mit Leica- Bäm! Rock mit Rosen- Kamera von print von Prada (über Mustermix: Stiefeletten von Huawei 3935 € net-a-porter.com) Balenciaga (über mytheresa.com) =

TOKIO KEN

Erprobt: „Energizing Formula Gel“ von Shiseido Men + +

Mann kann auch: Weiße Tote Bag von Bottega Veneta Iken passt sich Tokio an: Hier trägt man gern Offwhite. Anzug über mr-porter.com + + Japan-Liebe – auch drunter: T-Shirt von Uniqlo

Läuft: Die Apple Watch+ für Hermès zählt jeden Schritt

Konnichiwa! Mit dem Guide von Monocle fühlt er + + sich wie ein Einheimischer Und läuft, und läuft … Sneaker sind beim Sightseeing unerlässlich. Von Louis Vuitton 3702 € 3 8 = ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER The Gentry Coat woolrich.com Labels we like DIESE IDEEN GILT ES IM AUGE ZU BEHALTEN Dolce & Gabbana Man hatte Blazer und Bleistiftrock ja vor Jahren in hintersten Ecken des Kleiderschranks versteckt. Jetzt kann man beides wieder hervorholen. Auf den Herbstschauen sah man so viel klassische Schneiderstücke wie lange nicht mehr, eine neue Lust am Formellen lenkt von Street- und Sportswear ab. Wer das Comeback mit einem neuen perfekten Hosenanzug feiern will, sollte sich an Dolce & Gabbana wenden. Die akkurat sitzende Schulter, das schwungvoll geformte Schößchen haben Dome- nico Dolce und Stefano Gabbana schon vor Jahrzehnten per- fektioniert. Ihre neue Herbst-Winter-Kollektion holt dieses Erbe wieder in die Gegenwart, mit Tweed-Kostümen und Smokings, in denen man sich wie in einem Cinecittà-Film fühlt.

Versace Man erkennt sie schon von Weitem: die barocken Motive aus verschnörkelten goldenen Blumen, die pausbäckigen Engel, Korallen und Muscheln und natürlich die Medusenköpfe. Das Musterarchiv von Versace ist unbezahlbar, und doch können sich auch die Italiener nicht nur auf die Vergangenheit verlassen. Mit dem neuen Investor Capri Holding soll das Produktrepertoire erweitert werden. Ein erster wichtiger Launch für den Herbst: Die „Virtus Bag“, benannt nach einer römischen Gottheit, die für Tapferkeit und Stärke steht. Dementsprechend selbstbewusst kommt die Tasche mit goldenem „V“ daher. Ja, es gibt sie in Braun oder Schwarz, aber die Versace-typische Auswahl an Knallfarben wie Rot, Gelb oder Türkis ermun- tert zu ein wenig mehr Tapferkeit.

Victoria Beckham Modisch macht Mrs Beckham Lust auf Man solle bitte keine Angst vor Pink ria Beckham für ihren Kanal auf der Knallrot, auf Open-Toe-Stiefeletten in haben. Ein wenig roséfarbenes Rouge Video-Plattform YouTube dreht, zeigen Leopardenmuster, auf Bleistiftröcke, auf Wangenknochen und Nasenspitze ihren Mut zur Selbstironie und machen Capes, Schluppenblusen und enge zaubert einen Teint wie von der Sonne so gute Laune, dass man sofort Lust Mohair-Pullover. Die betont verführeri- geküsst, und der Lippenstift in „Bur- bekommt, den virtuellen Warenkorb sche Kollektion verlangt nach einem nished Rose“ sorgt für einen „Pop of mit den Produkten ihrer Kosmetiklinie wohl durchdachten Make-up. Einfach Colour“. Die Beauty Tutorials, die Victo- zu füllen. Ab Herbst ist es so weit. noch mal hinschauen auf YouTube.

Bottega Veneta Der Kreativdirektor von Bottega Veneta Daniel Lee gibt vielen Beobachtern ein Rätsel auf. Er führt keinen Instagram-Account und nach seiner Debüt-Schau im vergangenen Februar blieb er backstage erstaunlich stumm. Schüchternheit wird in der Modewelt selten belohnt, es sei denn, man bringt Talent mit und den Mut, sein eigenes Ding durchzuziehen. Daniel Lee hat beides – und wählt ausgerech- net einen mächtigen Biker-Boot zum wichtigsten Schuh der Saison. Der Stiefel verbindet eine dicke Gummisohle mit einem schlanken Schaft. Entschlossen fordert der die bürgerliche Eleganz heraus, mit der man Bottega Veneta sonst assoziiert, und fügt sich gleichzeitig erstaunlich gut in eine Kollektion aus körper- betonten Strickkleidern, Blazern ohne Revers und ledernen Blousons. Ein über- raschendes Accessoire, mit dem Lee selbstbewusst unentdeckte Seiten der traditionsreichen Marke Bottega Veneta aufzeigt.

Celine In seiner ersten Saison als Chefdesigner kräftiger: Slimane hat die junge zur Métro herunter und trugen von Celine führte Hedi Slimane mit Pariser Bourgeoisie der 70er-Jahre immer ein Päckchen Zigaretten in Minikleidern, knappen Blousons und für sich entdeckt, als die Marke Céline ihren eckigen Umhängetaschen mit Bikerstiefeln seine Arbeit bei Saint arbeitende Frauen in Seidenblusen, Goldschließen. Nicht nur Nostalgiker Laurent fort und verriet wenig darüber, knielange Röcke und Blazer kleidete. werden Slimanes angepasste, aber wie er sich die neue Celine-Frau vor- Diese Frauen rannten in hohen, ge- ziemlich präzise Version dieses 4 0 stellt. Die zweite Kollektion ist aussage- schoppten Lederstiefeln die Stufen Looks lieben. GETTY IMAGES (3); ZUSAMMENGESTELT VON SILVIA IHRING

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Courrèges Colville Wie kann man ein Haus, das für Frauen haben schon immer die Mode vorangebracht. seinen großzügigen Einsatz von Doch die jüngsten Erfolgsgeschichten über Modemar- nicht gerade nachhaltigem Vinyl ken von Frauen, die genau wissen, was ihre Freundinnen, berühmt ist, im Jahr 2019 wie- Kolleginnen und sie selbst gern tragen, erzählen von derbeleben? Die Antwort von einer neuen Ära, in der sich mehr und mehr weibliche Yolanda Zobel, seit Februar 2018 Kreative zusammentun und ihre Ideen ungehindert von Kreativdirektorin von Courrèges, männlichen CEOs realisieren. Eine solche Idee ist Col- fällt radikal und deutlich aus: Weg ville, das Projekt von Lucinda Chambers, Molly Molloy mit dem Vinyl. Es passt einfach und Kristin Foss. Erstere arbeitete einst als Modechefin nicht mehr zu einer Ready-to- bei der britischen „Vogue“ und als Stylistin für Marni, wo Wear-Marke, die so für Futurismus sie die beiden Designerinnen der Marke Molloy und steht. Ironischerweise stand aus- Foss kennenlernte. Die drei verließen ihre alten Jobs und Chanel gerechnet Vinyl einst für die Fort- taten sich für ein Projekt zusammen, das von unabhängi- Eine Berglandschaft wie aus dem Bilder- schrittlichkeit der Mode von André ger Mode und Frauenfreundschaft geprägt ist. Mit buch, ein im Wortsinn schneeweißer Lauf- Courrèges, jenem Designer, der in fusseligen Pullovern, weiten Röcken, Boleros aus alten steg, das Alpin-Hotel „Chalet Gardenia“ den 60er-Jahren mit frechen Mini- Softshell-Jacken und riesigen Sack-Taschen liefert es den strahlt nostalgische Friedlichkeit aus: Karl röcken, Shift-Kleidern und Welt- leicht exzentrischen und kontrolliert-unkontrollierten Lagerfelds letzte Schau für Chanel fand raum-Referenzen die Hausfrauen- Look für Frauen, die sich nur für sich selbst anziehen. im vergangenen März ohne den kurz Eleganz herausforderte. Doch Über Matchesfashion.com zuvor verstorbenen Designer statt, und Innovation ist nicht an ein Material vielleicht fühlte sich jedes Detail an diesem emotionalen Defilee auch deswegen noch ein wenig magischer an als sonst. Die beeindruckende, aber unaufdringliche Inszenierung, gerührte Models, ein Mo- ment der Stille für den Designer und der Klang seiner Stimme im Hintergrund: Diese Abschiedsschau war würdig und, wie vom Designer gewollt, ohne Senti- mentalitäten. In festem Wolltweed, präzi- sen Anzügen, Marlenehosen und wunder- baren Unisex-Mänteln stolzierten die Models durch den Kunstschnee, geschützt und unterstützt von Mode, die für Lager- felds Vermächtnis steht.

Fendi Viele Männer kommen mit minimalem Gepäck sehr gut durch den Tag, doch immer mehr von ihnen haben Lust, aus gebunden, glaubt Yolanda Zobel, ästhetischen Gründen eine Tasche mit die am Bodensee geborene Tochter sich herumzutragen. Der Markt für Män- eines Deutschen und einer Franzö- nermode boomt, die Luxuslabel reagie- sin, die schon für Jil Sander, Chloé, ren. So gibt es die „Fendi Baguette“, jene Armani und Acne Studios ge- legendäre kompakte Schultertasche mit arbeitet hat. Viel mehr glaubt sie an einem FF-Logo als Schnalle, nun auch für eine Botschaft – und die muss die Männer; sie ist in drei Größen erhältlich Umwelt im Blick haben, ebenso wie und klugerweise ein wenig funktioneller eine junge Generation, die sich gestaltet: Man kann sie als Hand-, Schul- weniger etwas aus Geschlechter- ter- oder Hüfttasche tragen. Powerfrauen verlassen sich seit Jahr- rollen und Stereotypen macht. Und zehnten auf die Mode von Max Mara, um so zeichnet sie mit ihrer Mode und sich die nötige Motivation von ihrer Gar- ihrer Resort-Werbekampagne, die derobe zu holen. Nancy Pelosi, Sprecherin mit der jungen Fotografin Harley des Repräsentantenhauses der USA, trug Weir entstanden ist, ein ebenso bei einem Treffen mit Präsident Donald progressives Frauenbild, wie es Trump im Dezember 2018 einen roten seinerzeit auch Courrèges tat. Mantel der Italiener. Das machte Eindruck. Für den Herbst setzt Max Mara nun auf Glamour mit knalligen, monochromen Outfits aus Blazern, Mänteln und Strick- kleidern, auffällig großen Seiten- und Brusttaschen, Nadelstreifen-Kostümen und hohen Overknees zu Miniröcken. In letzteren wird man Pelosi vielleicht nicht sehen, aber die bunten, breitschultrigen Mäntel würden auch sie für kommende 4 2 Herausforderungen bestens ausrüsten. GETTY IMAGES (3); ZUSAMMENGESTELLT VON SILVIA IHRING The Breitling Cinema Squad Charlize Theron Brad Pitt Adam Driver

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BREITLING BOUTIQUE BÖRSENSTRASSE 24 FRANKFURT Gucci Labels we like Fröhlicher Exzess und kontrolliertes Chaos: Mit diesem Konzept hat Alessan- DIESE IDEEN GILT ES IM AUGE ZU BEHALTEN dro Michele Gucci zu einem der einfluss- reichsten Modelabels der Moderne ge- macht. Jedes führt stets ein facet- tenreiches, durchdachtes Mosaik aus Mustern, Farben, Accessoires und Mate- rialien vor, Turbane, Ohrringe, Broschen und Handschuhe, alles darf sein und wird Brunello Cucinelli miteinander kombiniert. Michele be- Er ist ein besonderer Unternehmer: Statt über Absatzzahlen herrscht den Überfluss, aber er kann auch und Wachstumsraten spricht Brunello Cucinelli lieber über Maß halten. Die aktuelle Herbstkollekti- die Bedeutung antiker Philosophielehren und Humanismus, on kommt mit überraschend wenig der jede unternehmerische Handlung prägen sollte. Von Accessoires und Prints aus, dafür spielen ehrgeizigen Silicon-Valley-Chefs erwartet man so viel Anzüge gezielt auf das Handwerk an: Selbstreflexion normalerweise nicht, aber Cucinelli Herstelleretiketten werden außen am schätzt sie wohl anders ein. Im vergangenen Mai lud Ärmel befestigt, zum Abstecken einge- er Entrepreneure wie Amazon-CEO Jeff Bezos, nähte Fäden verlaufen sichtbar durch den Mitbegründer von LinkedIn, Reid Hoffman, die Brustpartie eines Mantels, Seiden- oder den Geschäftsführer von Dropbox, Drew tücher werden zu Krawatten gebun- Houston, in seinen Unternehmenssitz nach den, und Nadelstreifen und Karomu- Solomeo zu einem „Symposium über Seele ster beruhigen die Opulenz. und Wirtschaft“. Ein paar Manager dürften dort vielleicht verstanden haben, warum das Label Brunello Cucinelli Jahr für Jahr wächst. Ganz sicher hilft die noble, in gedeckten Naturtönen gehaltene Mode für jene Kunden, die ihre cremefarbenen Sofas mit Kaschmirkissen dekorie- ren. Und die können seit Mitte dieses Jahres auch ihre Kinder in Brunello Cucinelli einkleiden. Michael Kors Als Michael Kors in den 70er-Jahren nach New York kam, spielte sich sein Leben zwischen Midtown Manhattan und Hell’s Kitchen auf der Westside ab. Hier verkaufte er tagsüber Kleider in einer Boutique namens Hahnentritt- und Fischgrätmuster. „Lothar’s“, hier verbrachte er „viel zu viele Nächte im ,Studio 54‘“. Die Erinne- Herno Diese werden mit mehrschichtigen rungen daran machen ihm bis heute gute Laune. Und er gibt gern davon ab: Outdoor-Jacken sollen vor Wind Membranen umschlossen und so Partynächte, Tanzschüler, kuriose Charaktere im New York der Disco-Ära und Wetter schützen, doch mehr und behandelt, dass sie windfest sind hatten Einfluss auf die neue Herbstkollektion, die im vergangenen Februar mehr Designs orientieren sich an und einen Druck von 7000 mit einer Performance von Barry Manilow gezeigt wurde. Wer mehr Lust Ready-to-Wear mit ihren Stof- Wasserstrahlen aushalten. So auf Farben, Federboas und schwingende Glitzerkleider im Alltag hat, fen und Mustern. 2012 lan- entpuppt sich ein adretter wird Kors’ Kollektion lieben. Erst recht die Patchworkmäntel aus Leder: cierte Herno in Zusam- Mantel mit Hahnentritt- Patti Hansen, Topmodel der Ära und noch einmal auf Kors’ Runway, menarbeit mit Gore-Tex muster als extrem robu- hätte sie ihm schon damals abgekauft. Herno Laminar, eine ster Winterschutz, der Linie mit Hightech- zum Opernoutfit Jacken. Die funktionel- passt und vor len Eigenschaften dieser Schneestürmen Modelle sollen nun dank schützt. neuer Technologien auch besonders stilbewussten Kunden dienen, und so wird aus Laminar Herno Laminar Couture Engineering (für Frauen) und Sartorial Enginee- ring (für Männer): Outdoor-Jacken und -Mäntel mit Stoffen wie Wolle, Tweed oder Jacquard, verziert mit

Salvatore Ferragamo Mit der Ernennung von Paul Andrew zum Chefdesigner hat Ferragamo einiges richtig gemacht. Andrew führt seit Jahren sein eigenes Schuhla- bel in New York, wurde 2016 als Direktor der Schuhkollektion zu Salvatore Ferragamo berufen und leitet nun als alleiniger Chef die Frauen-, Män- ner- und Accessoireslinien. Sein Konzept: Luxusmode, die dem Begriff gerecht wird und Kunden anspricht, die mit Hüfttaschen und Hoodies eher wenig anfangen können. Anzügen und Kostümen stellt Andrew Elemente aus Arbeitskleidung entgegen, sportliche Stücke sind bei ihm aus anschmiegsamem Leder, und er akzentuiert einen klassischen Her- renmantel mit einem Tunnelzug an der Taille. 4 4 GETTY IMAGES (3); ZUSAMMENGESTELLT VON SILVIA IHRING

PHOTO: GREG WILLIAMS OLYMP.COM/SIGNATURE

GERARD BUTLER’S CHOICE DAS HEMD, DAS SICH WIE KEIN ANDERES TRÄGT. Noonoouri (links) und Shen Yue (rechts) tragen Hemden von Bottega Veneta und Schmuck von Chopard. Rechte Seite: Dylan Wang ruht in der Bulgari-Suite in einem Total Look von Alexander McQueen. Als Junge hatte er keine Vorstellung davon, wie sehr er Mode mal lieben würde. Die Eltern kauften Sachen, er trug nur, was er wirklich mochte. Alles andere blieb im Schrank. HANG OVER SHANGHAI

Wer könnte die Herbstmode besser tragen? Sie sind jung, begabt, besonders und wurden Stars mit der Netf lix-Serie „Meteor Garden“. Perfekt gestylt, durchleben ihre Charaktere darin das ganze Spektrum von Liebe, Freundschaft, Tradition und Selbstbestimmung. Wir baten die Hauptdarsteller Shen Yue, Dylan Wang, Darren Chen und Caesar Wu zu einem Wiedersehen in Shanghai und luden das Model Han Yue und den zauberhaften Avatar Noonoouri aus München dazu

Foto: Esther Haase Styling: Silja Lange Noonoouri Team: Roland Gloeckner und Joerg Zuber Die coole Gang (von links): „Chefin“ Shen Yue: Jacke: Giamba, Bluse: Bottega Veneta, Lederhose: Brunello Cucinelli, Schuhe: Pierre Hardy, Sonnenbrille: Miu Miu. Schuhe: Saint Laurent, Sonnenbrille: Le Specs. Han Yue: Total Look von Alexander McQueen, Schuhe: Prada, Sonnenbrille: Saint Laurent über Mytheresa.com. Caesar Wu: Total Look von Stella McCartney, Schuhe: Pierre Hardy, Sonnenbrille: Oliver Peoples. Dylan Wang: Mantel: Chanel, Pulli: Stella McCartney, Hose: Prada, Darren Chen: Mantel: Valentino, Hemd und Hose: Paul Smith, Schuhe: Prada. Noonoouri im Total Look von Gucci Darren Chen, 24, alias Guan Hong, auf Instagram: Kuan Hung Das Gardemaß von 1,85 Metern erfüllte er ohnehin. Nur Violine kann er Darren spielt in „Meteor Garden“ Huaze Lei, den verträumten, musi- nicht wirklich spielen. „Es ist sehr schwer für mich, vorzugeben, dass D kalisch hochbegabten Beschützer von Heldin Dong Shancai. Auch ich es kann. Ein guter Violinist kann das natürlich sehen.“ Ein bisschen im wahren Leben ist er der feine, zunächst beobachtende Typ und peinlich ist ihm das offensichtlich. Mag er diesen Huaze Lei? „Ja. Aber umso bezaubernder, wenn er sich jemandem zuwendet, den ver- was ich nicht mag, ist, dass er zu wenig spricht, nicht sagt, was er wirk- A schmitzen Blick anknipst. Geboren in Taipeh, studierte er Englisch lich will. Und so denken alle, er wäre okay. Doch sprachlos zu sein ist nach der Highschool und wurde vor fünf Jahren rein zufällig ent- nicht gut. Du musst für das kämpfen, was du willst.“ deckt, als er mit Freunden unterwegs war: Ob er ein Shooting ma- Hat er auch getan. Er hat eine ältere Schwester, die erfolgreich Manga- R chen würde? „Warum nicht.“ So fing es an, mit Fernsehwerbung Comics zeichnet. Die Eltern waren von den Schauspielplänen des Soh- zunächst. Dann kam die erste Serie „Proud of Love“, direkt danach nes nicht begeistert. „Aber ich sagte ihnen wieder und wieder: ‚Das ist der viermonatige Pflichtdienst beim Militär in Taiwan – und Darren das, was ich machen will. Und es ist auch eure Chance, etwas zu tun, was R stellte fest, dass er zu lange vom College fortgewesen war, um noch ihr nie gedacht hättet.‘ Jetzt unterstützen sie mich.“ einen Abschluss zu machen, und konzentrierte sich auf die Filmkar- Sein Traum ist es, selbstbestimmt zu leben, „ohne natürlich jemanden riere. Klingt vielleicht einfach, ist aber „ein harter Job“. Sehr viel zu verletzen“. Sich einzuordnen und dabei individuell zu bleiben – ein lesen, lernen, Arbeit, Druck. Anfangs war es Spielerei: „Aber je län- typischer Widerspruch im modernen China. Er würde gern mal einen E ger ich dabei bin, desto mehr packt es mich.“ Dazu hat sicher der Psychopathen spielen, schon um mehr über solche Störungen zu lernen Erfolg mit „Meteor Garden“ beigetragen, das Casting hat er pro- und in europäischen oder amerikanischen Produktionen mitzuma- blemlos geschafft. Seine Managerin und die Produktionsfirma chen. Aber Schauspieler ist sein Beruf, nicht sein Leben. „Ich hoffe, ich N fanden, dass er perfekt aussieht, so wie der Charakter Huaze Lei. kann immer derselbe bleiben, was immer ich auch mache.“ Auf der Dach- terrasse vom Bulgari-Hotel: Darren Chen in einem Total Look von Gucci

Der Ledermantel ist von Prada

Darren Chen im Total Look von Celine Der Total Look ist Moncler x Simone Rocha. Shen Yue ist offen anderen Moden und Stilen gegenüber, aber ihr eigener Stil ist eher nostalgisch, 80er-, 90er-Jahre in China Mal ein ganz anderer Typ sein: Die Bluse ist von Bottega Veneta, das Collier von Chopard

S H E N Y U E

Shen Yue, 22, auf Instagram Shenyueyeah scenes“ entsprach eher ihrem Naturell. Dachte sie. Eines Tages kam Shen Yue: Sie mag ihren Namen und hat sich keinen englischen ein Model nicht, sie sprang ein, der Kollege postete die Bilder zugelegt, sie möchte nur einen ( „sorry“). In „Meteor Garden“ spielt auf Social Media, und prompt meldete sich eine Agentur. Shen Yue sie die Hauptrolle Dong Shancai – ein selbstbewusstes, patentes, dachte: „Warum nicht noch mal etwas anderes ausprobieren?“ Drei mutiges Mädchen aus einfachen Verhältnissen, das es an die Elite- Jahre ist das her. Die Rollen, die sie seither übernommen hat, sind Universität geschafft hat und dort in einen Taumel aus Freund- durchaus eine Resonanz auf ihre eigene Persönlichkeit: niedlich, aber schaft, Vorurteilen, Bewährungsproben und großer Liebe gerät. stark und unabhängig, dabei keine Probleme für andere auslösen. Auch im wahren Leben sieht sie sich immer wieder verletzenden Wie ist das Frauenbild in China? „Ob jemand eine starke oder schwa- Bewertungen ausgesetzt. Social Media in China kann sehr brutal che Persönlichkeit hat, ist unabhängig vom Geschlecht. Es gibt auch sein. Das Schönheitsideal ist recht einseitig, Individualität schnell schüchterne Männer. Es ist eine Typfrage und hängt auch davon ab, suspekt. Obwohl oder gerade weil sie inzwischen ein Star ist, wird wo du herkommst.“ Ist sie jemals an eine Grenze gestoßen, weil sie sie immer wieder damit aufgezogen, dass sie vermeintlich keine eine Frau ist? Sie muss lachen: „Als ich mich an der Uni Idealfigur hat, sie klein ist. Fotos von ihr werden unfair manipuliert für ein Kamera-Seminar bewarb, sagte der Professor: ,Nein, du bist und ihre Designer-Outfits damit verglichen, wie die an Profi-Mo- zu schwach. Dir fehlt die Kraft, eine Kamera zu halten.‘“ Sie sagte dels aussehen. Das erstaunt umso mehr, wenn man sie trifft: eine „okay“. Und absolvierte den Kurs. schöne, junge Frau mit Persönlichkeit und Augen wie ein Waldsee. Bei „Meteor Garden“ lernt man, dass schon ein gehauchter Kuss auf Schon die Tatsache, dass wir ihre Haare zurückgegelt und die Au- die Wange eine ziemliche Intimität ist. „Ja, es ist Tradition in China, genbrauen etwas wilder gelassen haben, könnte Kritik auslösen. dass man sich erst berührt, wenn man ernsthaft dated. Aber das Bleibt für sie zu hoffen, dass sich der Wind auf Weibo dreht und die ändert sich gerade, die jungen Leute gehen vertrauter miteinander hater erkennen, was eine Ikone sein kann. um.“ Für sie selbst hat sich nicht viel geändert, solange sie nicht die Shen Yue wollte gar nicht Schauspielerin werden. Aufgewachsen in Berichterstattung verfolgt, fühlt sie sich nicht als Star, hat dieselben der Stadt Wugang, machte sie 2014 ihren Abschluss an der Hunan Freunde, dieselben Gewohnheiten wie zuvor. Und einen kleinen Normal University in Journalismus und Kommunikation und be- Bruder, liebevoll scrollt sie nach seinem Foto auf dem Handy. Viel- gann eine Ausbildung als Script-Schreiberin fürs Fernsehen. Schon leicht zehn Jahre möchte sie noch schauspielern. Aber dann ein Ge- an der Uni hatte sie Kurse zur Kamerafrau belegt: „Behind the schäft eröffnen und ihr eigener Boss sein. 5 6 VERGESST MAL DIE DISZIPLIN!

Kissenschlacht im Bulgari-Hotel. Die Pyjamas von Dylan, Caesar und Darren sind von Silky Miracle. Shen Yue trägt einen von Olivia von Halle; über Net-a-porter.com

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Ring aus der Haute-Joaillerie-Kollektion von Chopard. Der Ohrring mit O Smaragden und Diamanten ist Teil der „Precious“-Kollektion O

N Ja, das sehen Sie richtig: Sie ist anders. Der digital character Noonoouri, eine durchaus menschliche Kunstfigur und Instagram-Star. Mit Anfang 20 hat Noo- noouri mehr als 300.000 Follower, lebt in Paris und arbeitet mit Marken wie Dior, O Versace oder Miu Miu zusammen. Der Schöpfer des zauberhaften digitalen We- sens ist der Münchner Grafiker Joerg Zuber: „Seitdem ich fünf Jahre alt war, war Noonoouri in meinem Kopf.“ Mode und ihre Inszenierung faszinierten ihn schon O damals. Er konnte an keiner „Vogue“ vorbeigehen, ohne einen Blick hineinzuwer- fen. Lange blieb Noonoouri nur ein Traum. Doch dann nahm sie Gestalt an. Ein bisschen Manga, viel Joerg Zuber Seele, als Vorlage dient stets eine echte Frau. Der U 43-Jährige stellte Noonoouri der ehemaligen „Vogue“-Chefredakteurin Carine Roitfeld vor. Die war begeistert – und das erste Video der beiden in einem Pariser Café entstand. Seitdem reist der Avatar mit den großen Augen und dem seidig R schwarzem Haar um die Welt, trifft Freunde und Follower wie Kendall Jenner, Marc Jacobs oder und „hat ein großes Herz für soziale Themen“. Dabei geht es nicht darum, menschliche Influencer zu ersetzen, sondern den von Fantasie geprägten Pfad, auf dem Mode entsteht, digital weiterzuentwickeln. Mit I ihrem nächsten Projekt erfüllt sich ein weiterer Traum: eine Kooperation mit „Vogue“-China, auf deren Cover sie auch schon war.

Rechte Seite: An der Garageneinfahrt des Bulgari-Hotels, von links: Ceasar Wu im Total Look von Prada. Shen Yue im Total Look von Miu Miu. Darren Chen: Total Look von Dior. Schuhe: Prada. Han Yue in Prada 5 9 C A E S A R

In der Garagen- einfahrt des Bulgari-Hotels: Caesar Wu in einem Total Look von Louis Vuitton. Mit der Chanel- Halskette kam er schon ans Set und freute sich, dass Stylistin Silja Lange sagte, er könne sie ruhig wieder umlegen

6 0 Caesar Wu, 22, alias Wu Xize, auf Instagram caesarwu_ unprätentiös. Wenn man ihn beim Shooting beobachtet, ist das Caesar, der seinen internationalen Namen danach wählte, weil er Naturtalent unübersehbar. Die Disziplin auch. Wie bei allen. Für phonetisch seinem chinesischen ähnelt, spielt in „Meteor Garden“ unseren Termin hatte er zudem die sehr knapp bemessenen freien Yan Ximen, den Tee-Experten und melancholischen Playboy der Tage verkürzt. Caesar studierte eigentlich Maschinenbau in seiner bewunderten F4-Clique. Er ist auch im persönlichen Umgang Mr. Heimatstadt Shenzen, dem Silicon Valley von China. Wie sein Vater Charming, verbindlich, interessiert, charismatisch. Und – ist er es wollte. Er ist ziemlich froh, dass es doch anders kam. auch im echten Leben ein Frauen-Experte? Da ist wieder dieses Denn Schauspielern wollte er eigentlich immer schon. Doch die verschmitzte Lächeln und die Antwort: „Er ist ein bisschen wie im Eltern erzogen ihren Sohn (und seinen kleinen Bruder) sehr tradi- Film, ich gebe meinen Freunden gute Ratschläge, aber wenn es tionell, ließen ihm dann aber dennoch Freiheiten – und als die mich selbst betrifft, bin ich nicht so gut.“ Serie herauskam, waren sie sehr stolz. Vom normalen, attraktiven Von einem Freund hatte er von der Audition für „Meteor Garden“ Studenten, der nebenbei sein Budget mit Modeln aufstockte, zu gehört und ging hin, stellte sich vor, erwartete nichts, denn, wie es einem Schauspieler und Sänger mit weltweiten Fans – seine Welt hieß, hatten sich 30.000 weitere Interessenten beworben. Wie hat hat sich seit dem vergangen Jahr vollkommen verändert. Wie das er es geschafft? „Ich habe meine Fantasie benutzt.“ Er sagt das ganz ist? „Sehr schön!“ D Y L

Dylan Wang, 20, alias Wang HeDi, auf Instagram Sekunde überlegt er da. Das gilt nicht nur auf dem Feld, sondern dylan_wang_1220 in jeder Hinsicht, es geht um die Zielstrebigkeit, wie der Ameri- A Dylan, den seine Freunde Didi nennen, spielt in „Meteor Garden“ kaner mit harter Arbeit erreicht hat, was er sich vorgenommen die männliche Hauptrolle: Daoming Si ist der supersmarte, su- hat. So sieht Dylan auch seine eigene Karriere: „Ich setzte mir perreiche, arrogante, heldenhafte Anführer der vier Top-Studen- Ziele, kämpfe mich Schritt für Schritt vor, weiß, dass es keine Ab- N ten an einer Elite-Universität, die sich F4 nennen. Alle Mädchen kürzungen gibt.“ Mit 17 gewann er einen Talentwettbewerb als sind schwer verliebt in ihn, aber er nur in Dong Shancai, die Schauspieler und Hip-Hop-Sänger unter Colleges und Universi- selbstbewusste Kommilitonin aus einfachen Verhältnissen, was täten, das war der Einstieg in die Entertainment-Welt. Er gewann wiederum seine Mutter mit allen Mitteln zu unterbinden ver- dann den chinesischen „Super Idol“-Wettbewerb, traf dort auf ei- sucht. Seit dieser Rolle hat Dylan Millionen verliebte Fans weit nen „sehr guten Lehrer“, und „je mehr ich lernte, desto mehr über Asien hinaus, seine Karriere nimmt rasant Fahrt auf. merkte ich, dass es mich interessiert“. Dabei ist er so höflich wie lässig, eine coole Persönlichkeit mit Und der Ruhm? „Es ist ein Teil der Arbeit, stolz macht es mich großem Potenzial. Nach einem langen Promotionstag trafen wir nicht, weil dagegen der Verlust der Privatsphäre steht.“ Es gab uns noch spät zum Gespräch: Im schwarzen Off-White-T-Shirt diesen Moment, als ihm bewusst wurde, dass sich sein Leben ver- zur Trainingshose, mit Basecap und mit Brille gegen die Kurz- ändert hatte: Er fuhr, wie er es gern tut, wenn mal Zeit ist, in die sichtigkeit saß er entspannt auf dem Hotelstuhl, der für die ewig Heimat, um alte Freunde zu treffen; eines Abends waren sie wie langen Beine viel zu klein schien. Danach würde er mit seiner sonst unterwegs, doch Dylan wurde ständig fotografiert, und die Clique noch zum Essen gehen. Also gegen Mitternacht. Dass es Bilder tauchten in den sozialen Netzwerken auf. „Das war be- am nächsten Morgen um 5 Uhr losgehen wird? Klar! ängstigend, ich fühlte mich verloren.“ Dylan wuchs als Einzelkind in Shengdu auf: „Ich war das ungezo- Er reagiert auf seine Weise auf den zunehmenden Hype: ent- gene Kind in einer traditionellen Familie, aber auch als Rebell spannt. Augen auf und durch. Fühlt er sich frei? „Nein. Je älter ich kannte ich immer die Grenzen.“ Die Eltern legten sehr viel Wert werde umso weniger. Wegen der Arbeit, der Verantwortung, die darauf, dass er lernte, er legte sehr viel Wert aufs Basketballspie- ich trage, der wenigen Zeit, in der ich machen kann, was ich will, len, wollte Profi werden. LeBron James ist sein Idol, nicht eine fühlt es sich nicht so an. Aber das ist meine freie Entscheidung.“ Noonoouri: Kleid von Caro- line Hu. Caesar Wu: Mantel: Diesel Black Gold, Sweater: Pronounce, Hose: Ermene- gildo Zegna, Sonnenbrille: S.P.A., Kette: Marni, Schuhe: Tod’s. Dylan Wang: Total Look Saint Laurent, Son- nenbrille: Prada Linea Rossa, Armbanduhr: Piaget. Darren Chen: Total Look Ermenegildo Zegna, Ringe: Cartier Im Fahrstuhl zur Dachterrasse: Han Yue: Kette: Bulgari „Serpenti“-Kette aus Roségold mit Malachit. Darunter blitzt die Piaget „Sunlight“-Kette hervor aus Roségold, Opal und Brillanten. Caesar Wu: Kette: Chopard „Ice Cube“-Kollektion aus Weiß- und Roségold. Shen Yue: Obere Kette: „Clash de Cartier“-Kette aus Rotgold. Untere: „Serpenti“-Kette aus Roségold mit Rubellit und Diamant-Page von Bulgari AUF DIE BETTEN

Da saßen wir also tatsächlich an einem Sonntag im drei Models sind eh immens, all die Sachen, Produkte, die Menge Juni auf einem der großen Chill-Sofas im Garten an Leuten, und dieses Mal waren wir zudem in einem Land mit des „Puli“-Hotels in Shanghai. Es war quasi unser ganz anderen Regeln. Das „Bulgari“-Hotel, das uns Räume und die Büro, vor den Shootings morgen und übermorgen spektakuläre Dachterrasse zur Verfügung stellte, war die ideale war noch viel zu planen, zu besprechen, zu regeln, Kulisse für Tag eins, dem Shooting mit den Schauspielern. Am D vor allem mit Cindy Sun, ohne die wir niemals die nächsten Tag wollten wir mit den Models in Shanghai eintauchen. Schauspieler-Cast zusammengebracht hätten. „Meteor Garden“, Allein eine Produktionsfirma zu finden, der man die Logistik die Netflix-Serie, mit der Shen Yue, Dylan Wang, Darren Chen und getrost überlassen kann, war eine Herausforderung. Und auf Eng- Caesar Wu zu Stars wurden, war ja bereits 2018 angelaufen, abge- lisch kommunizieren. Wir wollten zwar westlichen Stil einbrin- dreht, Promotiontouren beendet. Vier „Talents“, vier Manager, vier gen – schließlich ist China der wichtige Handelsplatz der Luxus- Solo-Karrieren und Terminkalender. Doch Cindy, Managerin in industrie –, aber wir wollten, mit Ausnahme von Fotografin und der Pekinger Produktionsfirma Mon Young Pictures Entertain- Stylistin, vor Ort nur mit Chinesen arbeiten und kooperieren. Alles ment, hatte sie noch einmal zusammengetrommelt. andere erschien mir eine Kopie. Unser „Plot“ war: Es sind Filmfestspiele (stimmt) und die vier Und dann bat Esther Haase erst einmal zur Kissenschlacht. Caesar Filmstars erholen sich von einem ziemlich wilden Premieren- stöpselte sein Smartphone an den Verstärker, es wurde irre laut, abend (Fiktion). Es fängt damit an, dass Dylan neben einer Comic- die vier legten los, die Federn flogen, ein großes Vergnügen. Und figur aufwacht und dann erst einmal im Anzug in die Badewanne eine gegenseitige Überraschung: Für die jungen, so disziplinierten geht. Aber er hat auch vergessen, das Wasser anzudrehen ... Schauspieler, dass ein Shooting auch so frei sein kann. Und für uns, 6 4 Die Vorbereitungen für ein Shooting mit vier Schauspielern und dass sie uns so vollständig vertrauten. Es sollte so bleiben. IG TAG EINS Um kurz nach fünf Uhr morgens fuhren die Wagen vor. Erste beglückende Erkenntnis: Keiner murrte. Keine Allüren. Wir mussten uns ranhalten, möglichst viele Gruppen- und Einzel-Aufnahmen. Das Bulgari-Hotel hatte uns freundlicherweise auch zwei Banketträume überlassen, Platz für die Stangen voller Mode, Tische mit Accessoires, die Hair- und Make-up-Stationen, Umkleide, Aufenthalts- und Essraum. Zeitweise fast 40 Leute, eine große Produktion. Wer hätte gedacht, dass sie bei aller Disziplin so heiter würde

Foto: Esther Haase; Styling: Silja Lange; Assistenz: Shuman Bao und Linus Chen Kang; 1. Foto-Assistenz: Shivy; 2. Assistenz: Joy; Produktion: Karen Fang; Location Ma- nager: Anya Pai; Licht: Guo Dong; Haare: Parco Cheung; Assistenz: Wanghui; Make-up: Beata; Assistenz: He Qing; Dolmetscherin: Jenny Tang; Casting: Dominik Wimmer. Model: Han Yue c/o Modelwerk; Noonoouri Body Model: Lijun X c/o Paras Models; Noonoouri Team: Joerg Zuber und Roland Gloeckner; Postproduction: Elektronische Schönheit ESTHER HAASE (5); SILJA LANGE INGA (1); GRIESE (11) TALENT

ie Adresse war so ver- freudig ein Kleid aus der Gewinner-Kollek- könnte täuschen, ihr Wille sich durchzuset- wirrend wie vermut- tion, ließ sich bereitwillig immer wieder fo- zen ist stark. Sie hat ihre Ausbildung am lich zukunftsweisend, tografieren. Den im Preis inbegriffenen Central St. Martins College und der Parsons denn der Weg zur Show-Slot während der Fashion Week in School absolviert, bei Marchesa, Alexander Preisverleihung führ- London hätte die Siegerin aber womöglich Wang, DKNY und Jason Wu gearbeitet, be- te durch die größte auch so bekommen. Denn mit Caroline Hu, vor sie sich im vergangenen Jahr in New Starbucks-Filiale der die es auch schon auf die Shortlist des York selbstständig machte. D Welt zu einem Veran- LVMH Prize geschafft hatte, kann man Geboren wurde sie in Shenzen, dem staltungssaal in ei- rechnen. Hunderte Designer hatten sich be- Hightech-Zentrum Chinas, der Vater ist Ge- nem Einkaufszentrum in Shanghai. Das In- worben, die sechs Finalisten waren wirkli- schäftsmann. Aber weil seine Leidenschaft ternetportal „Business of Fashion“ (BoF) che Wettbewerber: PH5, Shuting Qiu, Staff eigentlich der Malerei galt, hat er die Toch- und sein Gründer Imran Amed hatten den Only, Xu ZHI, das Männerlabel Pronounce ter schon ganz früh an Kunst herangeführt, ersten China Prize für Mode ausgelobt, un- sind alles Namen, die man sich notieren mit sechs Jahren bekam sie bereits profes- terstützt von der Unternehmerin Wendy kann, Brückenbauer zwischen westlichen sionellen Malunterricht. Die Passion war Yu, der „einflussreichsten Unbekannten in und östlichen Traditionen und Ausbildun- gesetzt, auch ihre Kleider, jedes ein Unikat, der Mode“, wie die „Times“ die 29-Jährige gen. Doch was Hu betrifft, lässt Diesel- in Handarbeit aus kostbaren Stoffstücken nannte. Allein in ihrem „Style-Portfolio“ Gründer Renzo Rosso, der bei der Präsenta- kombiniert, wirken wie Gemälde. Elf Wer- soll die Vorsitzende der Yu-Holdings 20 tion im Publikum steht und der Jury ange- ke pro Kollektion entstehen so bislang. Millionen Dollar haben. Dank ihr ist der hörte, keinen Zweifel: „Sie ist besonders!“ Mehr schafft sie nicht. Erst zeichnet sie und Preis mit 100.000 Dollar dotiert, ihre Unter- Klein und fast schüchtern wirkt Caroline arbeitet dann auch an der Puppe den Ent- stützung geht jedoch darüber hinaus, den dann auf der Bühne. Wegen einer Entzün- wurf auf Papier aus: „Nur so kann ich ein Scheck auszustellen: Bei einem Cocktail dung ohne Stimme, versteckt hinter den Gefühl einfangen. Jedes Kleid ist ein ganz- während der Haute-Couture-Schauen in riesigen Gläsern ihrer Brille, die schwarzen heitlicher Prozess, ich kann keines repro- Paris im Sommer trug die Philanthropin Haare zu Zöpfen geflochten. Der Eindruck duzieren.“ Doch sie hat auch unternehmerische Ziele, will zwar keine große, aber eben doch eine internationale Marke werden. Ohne dabei die eigene Modesprache zu verwässern. Das aber kann sie nicht allein schaffen, wie bis- her. Sie braucht nicht nur einen Partner, der ihr mit der finanziellen Seite hilft, sondern Kleider wie Gemälde Handwerker. Deswegen kommt sie jetzt wieder öfter nach Shanghai: Bis vor einem Jahr war New York der Lebensmittelpunkt Die Designerin Caroline Hu gilt als chinesische mit ihrem Mann, der ebenfalls aus Shenzen Haute-Couture-Hoffnung. Die Bewunderung der Europäer kommt, allerdings quasi in der gegenteili- gen Welt arbeitet, in der IT Branche. ist ihr jedenfalls sicher. Inga Griese traf sie in Shanghai In der Heimat hofft sie nicht auf billige Ar- beitskräfte, sondern auf Know-how und Kreativität. Es gab eine große kunsthand- werkliche Tradition, „doch viele junge Leu- te wollen das Sticken nicht mehr lernen, ich finde nur alte Leute, dabei ist das Wissen so kostbar“. Sie will das ändern. „Chanel hat Lesage, in China gibt es so etwas auch, aber es braucht jemanden, der das beschützt.“ Das will sie sein, anders kann sie nicht wachsen und dem Petites-Mains-Prinzip ih- rer Designsprache treu bleiben. Ein paar Monate nach der Preisverleihung sitzen wir dann auf dem Flur vor den Banketträumen im Bulgari-Hotel, die als Basislager für das ICON-Shooting dienen, und sprechen über ihre Pläne. Sie hat drei Kleider gebracht, überwacht Auswahl, Fitting, die Aufnah- men. Nicht misstrauisch, eher wie eine Mutter das Kind bei der Einschulung. Hat der „Business of Fashion“-Preis etwas verändert, mal abgesehen von der Finanz- spritze? „Ja, er erzählt der Welt, dass China jetzt gute Designer hat, es nicht mehr ist wie noch vor fünf Jahren.“ Auch deshalb fühlt sie sich hier am richtigen Ort. Und im Gegensatz zu New York lautet die erste Fra- ge selten: Wer soll das kaufen? Nicht, dass sie keinen Realitätssinn hat. „Ich muss noch lernen, wie ich die zwei Seiten ausbalancie- re, also die kreative schütze und zugleich Unikate in Haute-Couture-Technik, damit verkaufe.“ Aber sie ruht in dem Bewusst- gewann Caroline Hu im März den „Business of sein, im richtigen Leben zu sein. „Ich bin ei- ZHIJIAN LIU; CAROLINE HU C Fashion China Prize“, hier mit „BoF“-Gründer ne chinesische Designerin, aber meine / Imran Amed und Mäzenin Wendy Yu (links) Marke könnte international sein. Ich mag chinesische Elemente einbringen, aber ich möchte keine Grenzen.“ Sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die kreative Szene

6 6 im Reich der Mitte entwickelt. GETTY IMAGES FOR BOF

TAG ZWEI Mit dem Beginn der Filmfestspiele kommt der Regen in Shanghai, heißt es. Und so war es. Regen ist eigentlich noch untertrieben für das, was an die- sem Dienstag vom Himmel kippte. Shuman Bao, die Co-Stylistin, sagte trocken: „Das sind nur 90 Prozent.“ Wieder lamentierte keiner. Wir hatten ein weiteres „Spiel“ geplant: Zwei Frauen, ein Mann, nur eine kann ge- winnen. Die erste Station war das his- torische Teehaus Hu Xin Ting. Ge- schminkt wurde an einem der Tische, umgezogen hinter einer Decke an einer Wäscheleine. Es wurde ein langer, sehr nasser Tag. Und wenn schon!

Foto: Esther Haase; Styling: Silja Lange; Styling-Assistenz: Shuman Bao und Linus Chen Kang; 1. Foto-Assistenz: Shivy; 2. Foto-Assistenz: Joy; Produktion: Karen Fang; Location Manager: Anya Pai; Licht-Assistenz: Guo Dong; Haare: Parco Cheung; Haare- Assistenz: Wanghui; Make-up: Beata; Make-up-Assistenz: He Qing; Casting: Dominik Wimmer. Models: Han Yue c/o Modelwerk; Yu Gu c/o Paras Models, Lijun X c/o Paras Models ESTHER HAASE (6); SILJA LANGE INGA (1); GRIESE (6) Lijun X in einer Gasse in Shanghai: Total Look von Fendi

ZWISCHEN ZWEI FRAUEN

Der Plot war klar: eine Dreiecksgeschichte. Was sich dann an einem regenschweren Tag in Shanghai jenseits aller Klischees ereignete, konnten wir auch nur in dieser Kulisse inszenieren Auf der Brücke vor dem berühmten Hu Xin Ting Teehaus in der Yuyuan Road wartet Han Yue im Total Look von Christian Dior. Yu Gu eilt in Pronounce (Finalisten beim BoF-China Prize) und Prada- Schuhen heran

BY ESTHER HAASE Body, Strümpfe und Netzrock: Christian Dior. Pumps: Prada Im Teehaus. Han Yue: Bluse und Rock: Prada. Ohrringe Xenia Bous. Clutch: Jimmy Choo. Yu Gu: Hemd: Salvatore Ferragamo Han Yue: Bluse und Rock in Rosé mit Blumenprint in Grün sowie Schuhe sind von Valentino. Ringe und Ohrringe: Cough in Vain. Hut: Saint Laurent. Dahinter: Yu Gu im rosa Mantel von Ami. Hemd und Hose: Salvatore Ferragamo. Schuhe: Prada Bluse und Rock (siehe Seite 67): Giamba by Giambattista Valli. Ohrringe: Cough in Vain. Hut: Christian Dior Lijun X: Strickpulli und Schuhe: Versace. Jeans: Sirloin. Gürtel: Gucci. Yu Gu in einem Hemd von Salvatore Ferragamo Duo-Ring und Ring mit zwei Kristallen: ALP. Dreifacher Ring: Swarovski. Einzelner Ring: Cough in Vain Yu Gu trägt einen Total Look von Saint Laurent. Han Yue: Ledermantel: Tod’s. Bluse: Paul Smith. Hose: Bottega Veneta. Schuhe: Prada

76 Han Yue in einem Kleid von Stella McCartney. Schuhe: Prada. Yu Gu: Total Look von Balenciaga

7 7 UP IN THE AIR

Plastik im Schnee

Der Mount Everest ist ein Sehnsuchtsort. Das hinterlässt nicht nur Spuren im Schnee. Silvia Ihring begleitete Aufräumarbeiten in extremen Höhen

Im Everest Base Camp ordnet ein Sherpa den eingesammelten Müll. Dank Bally konnte der Gipfel gereinigt werden GETTY IMAGES; BALLY 7 8 Urh.: Walter Wittek Walter Urh.: Anzeige

S Selten war ein Frühstück so köstlich. Auf es von Carl Franz Bally als Schuhhersteller Papptellern wird es serviert, es gibt Rührei gegründet worden und stattete Schweizer auf Toast, dazu Nescafé und diesen festen, in Expeditionen mit Wanderstiefeln aus. 1953 Dreiecksportionen verpackten Käse, der trug einer der berühmtesten Kletterer der wie hart gewordene Milch schmeckt. Jour- Welt maßgefertigte Stiefel aus Rentierfell: nalisten greifen gierig nach der Packung, Tenzing Norgay, der Sherpa, der gemein- als handele es sich dabei um besten Chèvre sam mit dem Neuseeländer Edmund Hilla- aus der Provence. ry als Erster den Gipfel des Mount Everest Das Gefühl, dem Himmel ein ganzes Stück erklomm. „Sechsmal hat mein Vater den näher gekommen zu sein, macht Hunger. Aufstieg versucht, bis er es dann endlich ge- Auf 5364 Meter Höhe liegt das Everest Base schafft hat“, sagt Jamling Tenzing Norgay, Camp in Nepal, es ist die erste wichtige An- Norgays Sohn, ein sportlicher 54-Jähriger laufstelle für alle, die jahrelang trainieren mit Lachfalten, der 1996 selbst auf den Gip- und Tausende Euro ausgeben, um einmal die fel stieg und schon mehrmals mit dem Spitze des Mount Everest zu besteigen. Nor- Schweizer Unternehmen als Botschafter malerweise wandert man circa zwölf Tage kooperiert hat. Er ist überzeugt: Dass sein von Namche Bazaar, einer Stadt im Himalaja, Vater sechsmal aufgab, war ein Zeichen von bis zu diesem Camp. Die Gruppe aus zehn Stärke und Professionalität. „Man muss wis- Journalisten, PR-Agenten und Bloggern, die sen, wann man zurückkehren sollte.“ in einem gelben Zelt im Everest Base Camp Nicht alle Everest-Touristen wissen das. Im- gerade ihr Frühstück verschlingt und zu der mer wieder kommt es zu Todesfällen, weil ich gehöre, hatte es ein wenig einfacher. sehr ehrgeizige, aber wenig trainierte Wan- Weckruf um fünf Uhr morgens, Treffen im derer schlappmachen und die einzige Hotel um 5.30 Uhr, 20 Minuten lang einen Route, die auf nepalesischer Seite zum Gip- krummen, steinigen Pfad hoch zum Heli- fel führt (eine andere liegt in China), blo- kopterlandeplatz steigen, warten, ob die ckieren. Fotos eines „Menschen-Staus“, ei- neblige Wolkendecke irgendwann den Blick ner langen Reihe aus nebeneinander ho- auf die grünen Berge des Himalaja freigibt. ckenden Wanderern in bunter Outdoor- Alle waren ziemlich nervös. Schon am Tag Kleidung auf dem Weg zum Gipfel, gingen zuvor hätte der Besuch stattfinden müssen, im vergangenen Mai um die Welt. Die Ge- doch schlechte Sichtverhältnisse verhin- fahr: Beim Warten werden zu viele der Sau- derten den Flug. Das Wetter ist unbere- erstoffflaschen verbraucht, die eigentlich chenbar im Himalaja. Mittags holen wir uns für Auf- und Abstieg benötigt werden. Elf Sonnenbrände, nachts schlafen einige in ih- Todesfälle wurden am Everest in diesem ren Jacken, weil es in den ungeheizten Ho- Jahr beklagt. Jüngst gab das Tourismusmi- telzimmern so kalt wird. Beim zweiten Ver- nisterium neue Richtlinien in Auftrag; wer such dürfen wir fliegen. Zwei Helikopter- den Berg erklimmen will, muss wohl bald flüge von knapp 15 Minuten später fühlte es zuvor mindestens einen 6500-Meter-Gipfel sich an, als seien wir gerade auf einem bezwungen haben. Außerdem haben die Mond gelandet: In gleißendem Sonnenlicht Behörden dem Kunststoff den Kampf ange- erstrahlt eine surreale, hügelige Landschaft sagt: Die meisten Plastikverpackungen dür- aus schwarzem Geröll, Eismassen und Fel- fen mit Beginn des nächsten Jahres in der sen, mittendrin steht ein Dorf aus gelben Region nicht mehr benutzt werden. Zelten, umrahmt von silbernen Bergen. Es Doch noch kommen immer mehr Besu- ist still, überraschend warm und so beein- cher, und ich kann nachvollziehen, warum. druckend, dass ich zunächst gar nicht Wer so weit oben ist, lässt alles, was weiter merkte, dass hier oben 50 Prozent weniger unten liegt, hinter sich: den Lärm, die Men- Sauerstoff zur Verfügung stehen. Für zwei- schen, den Stress. Es mag weniger Sauer- einhalb Stunden ist der Aufenthalt maximal stoff geben, trotzdem fühle ich mich, als geplant – ein anstehender Wetterum- könnte ich endlich durchatmen. Die Stim- schwung könnte den Abflug zurück ins Tal mung ist entspannt, Wanderer sitzen vor ih- gefährden, und wer sich nicht über Wochen ren Zelten und trinken Kaffee, immer mal an die Höhe gewöhnt hat (und mit genü- wieder trottet eine kleine Yak-Karawane gend Sauerstoffflaschen ausgestattet ist), durch das Zeltdorf. Vorsichtig laufe ich bringt sich nach zu vielen Stunden hier über den steinigen Geröllboden, man oben in Lebensgefahr. rutscht schnell ab. Alle hier tragen robuste Den Kurzbesuch hat Bally möglich ge- Wanderstiefel zu dicken Jacken, doch die macht. Seit 1947 pflegt die Luxusmarke aus Sonne strahlt so intensiv, dass die ersten der Schweiz ein besonderes Verhältnis zum Mitreisenden ihre ausziehen und die Son- Himalaja und dem Mount Everest. 1851 war nenbrillen aufsetzen. 3

40 JAHRE NIESSING SPANNRING® – DAS ORIGINAL Jetzt als limitierte Jubiläumsedition erhältlich. Diese zwei Helden waren in erster Linie zwei Freunde: Tenzing Norgay und Edmund Hillary erklommen den Everest 1953. Unten: Der Erlös aus dem T-Shirt-Verkauf wird komplett für neue Expeditionen gespendet

3 Ein weiterer Grund, warum ein reduzier- Outlook“-Initiative ins Spiel. „Dank der Hil- dafür, wie der Outdoor-Tourismus Gebirge ter Touristenstrom der Region guttun wür- fe konnten wir bis zum Gipfel vordringen auf der ganzen Welt beeinflusst“, sagt Nico- de, ist der Müll. Er hat zu einer anderen Art und auch dort aufräumen.“ las Girotto, der seit vergangenem April CEO von Kooperation mit Bally geführt. In die- Sieben erfahrene Kletterer, darunter vier von Bally ist. „Wir haben die Verantwor- sem Jahr starteten die Schweizer die „Peak Sherpas, verbrachten drei Monate mit Auf- tung, sinnhaft jenseits des Profits zu agie- Outlook“-Initiative, in deren Rahmen Bally räumarbeiten. Der teilweise in Eis festge- ren.“ Bally, das seit 2018 zu einer chinesi- eine Expedition für die Reinigung des frorene Abfall musste mit Werkzeugen schen Investment-Gesellschaft gehört, Mount Everest finanziert. Seit Jahren leidet rausgeschlagen werden. „Auf dieser Höhe muss wie viele Modemarken seine Rolle in der unter Abfällen, die von den Bergstei- und in diesem Ausmaß können nur Sherpas einer umwelt- und konsumbewussteren gern zurückgelassen werden: Verpackun- diese Arbeit ausführen“, sagt Dawa Steven Branche überdenken. Kunden stellen nicht gen, leere Sauerstoffflaschen, Konserven- Sherpa. Nur das Volk der Sherpa verfügt mehr nur Ansprüche an Design und Quali- dosen, ganze Zeltausrüstungen. „Nicht je- über fünf spezielle Gene, die es den Men- tät, sondern auch an die ethische Haltung der Kletterer ist verantwortungsbewusst, schen ermöglichen, in Extrem-Höhen kör- dahinter. Marken wie Gucci oder Prada ver- und das ist ein riesiges Problem. Aber ein perliche Anstrengungen ohne zusätzlichen bannen Echtpelz aus ihren Kollektionen, weiteres Problem sind Naturkatastrophen“, Sauerstoff auszuüben. Deswegen sind Sher- Versace entwickelt Konzepte für Shops, die sagt Dawa Steven Sherpa, Chef der Reise- pas seit je als Träger und Bergführer für Ex- ressourcenschonend gebaut sind. Bally agentur Asian Trekking, die Expeditionen peditionen in den Himalaja unerlässlich. plant in diesem Jahr die Veröffentlichung in den Himalaja organisiert. Lawinen wie Weil der Tourismus Geld bringt, begrüßen einer „Sustainability Roadmap“, einer Liste jene im Jahr 2014 oder Erdbeben wie in ihn diese ruhigen und sehr 2015 sorgten dafür, dass Bergsteiger ihre gastfreundlichen Menschen, Camps umgehend verlassen mussten, Zelte denen wir auf unserer Reise und Ausrüstung hinter sich ließen und die- begegnen. Sherpa-Kinder hel- „Berge spielen eine wichtige se von Schnee und Eis mitgerissen und be- fen uns dabei, Rucksäcke zu Rolle in unserer Geschichte“ graben wurden. schleppen, zum Essen serviert N I C O L A S G I R O T T O, C E O B a l l y Dawa Steven Sherpa steht im Zelt im Eve- man uns Linsen-Dahl und ge- rest Base Camp, er trägt einen schwarzen kochte Kartoffeln mit Salz, Vollbart und ein Walkie-Talkie am Gürtel. und bei einem Besuch im Der Sohn eines nepalesischen Sherpas und Bergdorf Khumjung kommt es sogar zu ei- von Maßnahmen, mit denen die Marke ih- einer Belgierin hat schon dreimal die Spit- nem Fußballmatch mit den Schülern einer ren Ausstoß an Kohlendioxid eingrenzen ze des Everest erreicht, seit 2008 organi- Schule, die 1961 von der Stiftung Edmund will. Die Arbeit an der Erhaltung von Öko- siert er Aufräumaktionen auf dem Everest. Hillarys gegründet wurde. Sherpas, sagt systemen in hochalpinen Zonen weltweit Er etablierte das „Cash for Trash“-System, Jamling Norgay, würden nicht aus Spaß soll fortgeführt werden. Dazu passt die Mo- durch das Sherpas ermuntert werden, ge- bergsteigen. „Sie tun es, weil sie ihre Fami- de der aktuellen Herbstkollektion: von Ar- gen Geld Müll auf dem Everest zu sammeln. lie ernähren müssen.“ Umso wichtiger ist chivmodellen inspirierte Wanderstiefel, In zehn Jahren wurden so 19.500 Kilo Müll es, dass sich ihre internationalen Auftrag- Spitzenröcke mit Edelweissstickereien und abtransportiert. „In den vergangenen Jah- geber ihres Einflusses auf die Umwelt und Strickpullover mit Everest-Motiven. Sie er- ren konnten wir aber nur bis zu einer Höhe die Menschen in Nepal bewusst sind. zählen von einer Sehnsucht nach Orten, de- von circa 6500 Metern Müll sammeln. Alles „Die Berge spielen eine wichtige Rolle in ren Schönheit die Menschen schon seit darüber brauchte mehr Ressourcen und unserer Unternehmensgeschichte, und wir Jahrzehnten genießen. Aber es liegt auch

8 0 Manpower.“ Da kommt Bally mit der „Peak möchten mehr Aufmerksamkeit erregen an ihnen, sie zu bewahren. BALLY MOUNT EVEREST ARCHIVE

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JOY by Dior ist ein Parfum, welches den Augenblick festhält und ihm einen neuen Look verleiht. JOY by Dior ist ein Duft der Freude, worin Blumen zelebrieren und ihre facettenreiche Schönheit offenbaren. In diesem Feuerwerk der Blumen vereint François Demachy lebhafte und cremigere Noten mit holzigen Akkorden. Das schöne, vielseitige Dufterlebnis sorgt umgehend für einen unwiderstehlichen Energiekick. Eine Explosion purer Freude in tausend prächtigen Farben, die eine unvergessliche Duftsignatur hinterlässt.

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François Demachy, Parfumeur-Créateur von Dior

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Wenn man sich in Shanghai umschaut, sieht Durch ein Komitee aus Professoren und Ex- man eine zukunftsverliebte Stadt. Nach alter perten von Museen und Universitäten und Die Brücke chinesischer Kultur scheint sich niemand zu regelmäßige Konferenzen, zu denen wir sehnen. einladen. So kamen wir zum Beispiel zu der Den Luxusmarkt in ihrer Heimat Im Moment sind wir noch dabei, unsere einzigen Familie Chinas, die sich noch mit prekäre Vergangenheit zu vergessen. Als ich Seidenlackierung auskennt. Meine Bluse wollen die Chinesen nicht den Kind war, vor 30 Jahren, hat mein Vater un- hier wird in fünf Jahren noch schwärzer gefähr drei Euro im Monat verdient. Wenn sein als heute – das ist der Unterschied zum Europäern allein überlassen: du arm bist und Mühe hast, dich zu ernäh- Färben. Hätten wir die Familie nicht zum ren, sind dir kulturelle Fragen ziemlich egal. Weitermachen bewogen, wäre diese Hand- Hermès hatte die Entwicklung Heute leben viele Menschen, wenn auch werkskunst nun ausgestorben. bereits im Blick und gründete noch nicht alle, in korrekten Verhältnissen. Dann kehrt die Sehnsucht nach einer Art Die Teezeremonie ist der rote Faden. vor zehn Jahren die Marke von Ursprünglichkeit zurück. In der Shang- Genau, denn das ist das Kulturelement, was haier Elite beobachte ich seit einigen Jah- sich in China über alle Jahrhunderte gehal- Shang Xia. Silke Bender schaute ren den Trend, sich auf unser eigenes kultu- ten hat. Noch heute trinkt jeder Tee – vom sich das vor Ort an relles Erbe zu besinnen: Die Teezeremonie Taxifahrer bis zum Geschäftsmann, der sich kehrt zurück, Tai-Chi, Qi Gong, chinesisches die kostbarsten Teesorten leistet. Shang Xia Essen ist wieder in, auch das Mah-Jongg- kreist um den damit verbundenen Lifestyle, ie repräsentiert das neue Spiel. Auch die jungen Leute interessieren um den entspannenden, sozialen und häus- China auch optisch: Jiang sich wieder dafür, nur nicht im alten Stil. lichen Aspekt. Daher die Teeservice, die Mö- Qiong ist schön, polyglott, Und da setzte Shang Xia zum richtigen Mo- bel und die locker sitzende Kleidung in wei- hat einen exzellentem Ge- ment ein: Zehn Jahre früher, und wir wären chen Materialien: Filz, Seide, Kaschmir, schmack und wirkt. Die zu früh gewesen. Baumwolle. Wir beobachten, dass unsere zierliche Frau trägt von Kunden zunächst Tücher, Schals oder S Kopf bis Fuß Shang Xia: fla- Schmuck kaufen und beim zweiten Besuch che, schwarze Ballerinas, weite Hosen, ein die Tee-Sets oder die Möbel. kurzes, kastiges, handlackiertes Seiden- hemd, was aussieht wie Leder, und das erste Beherrschen Sie das Hand-Ballett einer klas- Shang-Xia-Handtaschenmodell „Lan Yue“. sischen Teezeremonie? Das teure Stück, Handarbeit made in China, Ja, seit Schulzeiten. Auch meine drei Kinder ahmt von der schlichten, ovalen Form her möchten sie heute erlernen. Vor allem kön- die alten, chinesischen Lunchboxes aus nen sie bereits guten von schlechtem Tee Bambus nach. Alles an der 41-Jährigen sieht unterscheiden. Einmal probierte mein älte- irgendwie chinesisch und doch sehr inter- rer Sohn in einem Restaurant einen Grün- national aus. 2009 gründeten die Franzosen tee und schob ihn angewidert weg. Er weiß, das Unternehmen mit ihr als CEO und dass der beste Pi Lo Chun in der Gegend Kreativdirektorin. 2013 eröffnete die erste meiner Großmutter wächst – und nur den Boutique in Paris. Der Name bedeutet in will er trinken (lacht). Tee ist so tief in der der chinesischen Philosophie „unten/ chinesischen Kultur verankert wie Wein in oben“, beschreibt den Energiefluss zwi- Frankreich. schen gestern und morgen, erhebt ihn ge- wissermaßen zum Programm: Jahrtau- Wo finden Sie Nachwuchs für die alten sendealte chinesische Handwerkstechni- Handwerkstechniken? ken werden in einem zeitgenössischen De- Das ist Shang Xias größte Mission: Wir hof- sign wiederbelebt und finden so zu einer fen, dass unser kommerzieller Erfolg die neuen, chinesischen Eleganz. Basis für ein längeres, kulturelles Invest- ment sein wird. Wir würden gern spezielle Woraus nährt sich Ihr Stilempfinden? Schulen und Stiftungen im Land gründen, Mein Großvater war noch ein Künstler alter Sie wollen die Chinesen mit der Vergangen- um junge Leute für traditionelle Techniken Schule, und das heißt, dass er alle Künste heit versöhnen und die Europäer von „Made zu gewinnen. Im Moment stehen wir noch von der Kalligrafie über Malerei, Musik und in China“ als Qualitätsbegriff überzeugen? ganz am Anfang: Wir zeigen erst einmal Poesie berührte. Er war ein Held für mich. Shang Xia soll für das moderne China ste- China, der Regierung und der Welt, dass Mein Vater ist ein berühmter Architekt, er hen, und zwar jenseits billiger Massenware Tradition zeitgenössisch sein kann, dass baute jedes Jahr etwa zehn neue Museen in und kopiertem Design. Unsere Boutique in Handwerkskunst mit Hochtechnologie zu- ganz China. Früh brachte er meinem Bru- Paris ist dafür die beste Botschafterin: Die sammengeht. Und wir können auch schon der und mir bei, mit dem Pinsel erste Kalli- Leute kommen staunend in den Laden: Erfolge nachweisen: Unsere Keramik-Ma- grafien zu malen, und mit sechs räumten Wow, das können Chinesen also auch? Und nufaktur hatte am Anfang nur 15 Mitarbeiter wir in ganz China dafür Preise ab. unsere chinesischen Kunden sagen uns: und wächst seitdem um etwa 20 Nach- Wir sind wieder stolz, Chinesen zu sein. wuchskräfte pro Jahr. Das Tee-Set Qiao mit Wie wurde Hermès auf Sie aufmerksam? der geflochtenen Bambus-Hülle ist einer 2005 suchten sie für eine Fensterdekoration Wie lösen Sie den Spagat zwischen gestern unserer Bestseller, unsere Regierung und in Shanghai erstmalig nach einem chinesi- und morgen? Wirtschaft bringen sie gern als Gastge- schen Künstler. Der damalige China-Chef Durch zeitgenössisches, minimalistisches schenke zu internationalen Treffen mit. von Hermès stellte mich Kreativdirektor Design. Bei uns finden Sie keine roten Lam- Selbst Bill Clinton und Wladimir Putin ha- Pierre-Alexis Dumas vor. Zwischen uns pions, Kalligrafie-Dekoration, Drachen, all ben bereits eines. sprang ein Funke über, es war eine wunder- das Folkloristische, das in Souvenirshops als bare menschliche Begegnung. Wir beide „chinesisch“ gilt. Wir filtern die Essenz und Macht Shang Xia schon Profit? teilen denselben Traum, dasselbe Ziel: die geben ihr eine neue Gestalt. Und es funktio- Nein, wir sehen uns als Langzeit-Invest- chinesische Handwerkskultur in zeitgenös- niert. Unsere chinesischen Kunden fühlen ment. Wir denken in Zeitspannen wie 100 sischem Design zu retten. Und wenn Mann sich in den Produkten emotional zu Hause. Jahren, in Generationen. Wer 100 Meter in und Frau so gut harmonieren, dann ent- die Höhe bauen will, muss ein tiefes Funda- scheiden sie sich irgendwann für ein Kind, Wie finden Sie die Handwerker, die die alten ment schaffen – und wir sind gerade erst

und das heißt nun Shang Xia. Kunstformen noch beherrschen? beim Fundament. SHANG XIA (2) TÜRÖFFNERIN

ch bin Journalistin.“ Mehr Un- Die „Open door“-Politik hatte viele Aspekte. tertreibung geht wohl nicht. Mit 1996 saß sie bei einem privaten Dinner mit diesem Satz stellte sich Yue-Sai einem sehr hochrangigen chinesischen Po- Kan vor, als wir uns das erste Mal litiker, der wissen wollte: „Ihr Mann ist doch bei einem Abendessen in Shang- ein Geschäftsmann, wollen Sie vielleicht et- hai begegneten. Aber damit fing was in China aufziehen?“ Unternehmertum eben alles an, was sie, die als eine war jetzt sehr gewollt. Yue-Sai antwortete I Art Königin im Reich der Mitte unerschrocken: „Ich mache Kosmetik!“ – West- verehrt wird, aus ihrem Leben gemacht hat. „Kosmetik? Was heißt das?“ – „Lippenstift! Ungern aufgewachsen in Hongkong, weil Rote Lippen!“ sie unter der Kolonialherrschaft der Briten Das war ziemlich gewagt, die Konditionie- das Gefühl von Zweitklassigkeit vermittelt rung waren noch Mao-Farben, kein Mensch östliche bekam, zog sie mit 16 Jahren nach New trug bunt, schon gar nicht Rot. „Richtiges York. Dort trafen wir uns wieder in dem Rot, kein Kommunistenrot.“ Die energische Haus, das sie vor 30 Jahren gekauft hatte, Unternehmerin gründete prompt die erste Diva ein Traum von Immobilie in Backstein, Kosmetikmarke des Landes, Yue-Sai – den dicht am Zentrum, direkt am Hudson River, Namen kannten bald 95 Prozent, die Marke mitten auf dem weiten Rasen steht ein gro- wurde das role model für die Entwicklung Als China begann, sich ßer, verästelter Baum. des Luxusmarkts. Die Regierung war be- Einmal kam der Prinz von Thailand zu Be- zu wandeln, war sie nicht such, zur Entourage gehörte auch ein Mönch. Der trat an den mehr als 200 Jahre nur Zeitzeugin, sondern alten Baum und sagte voller Ehrfurcht: Teilnehmerin: Yue-Sai „Hier leben Elfen.“ Warum nicht? Aber als der Hurricane Sandy auch über New York Kan gründete die erste fegte, fiel nicht ein Ästchen. Über der Ter- rassentür nistet stets ein Vogel. Das Zeichen Kosmetikmarke im für Glück. Das im Fall von Yue-Sai Kan wohl Reich der Mitte. Heute wirklich Flügel hat. Es begab sich, dass ein Freund sie als junge ist sie Botschafterin des Frau fragte, ob sie vielleicht für seinen klei- nen Fernsehsender arbeiten wolle. Sie fühl- Westens im Osten und te sich ihm verpflichtet und erklärte fortan des Ostens im Westen sonntags den Zuschauern asiatische Bräu- che, interviewte Leute, Prinzessinen, Politi- ker. Es war die erste Sendung dieser Art En- de der 70er-Jahre. Das Echo überraschte sie. „Wow, es stimmt gar nicht, dass sich kei- ner für Asiaten, für Chinesen interessiert. Ich hatte das unterschätzt, dachte, dass nur meine Eltern zusehen würden.“ Ihre Sen- dung „Looking East“ wurde von immer mehr Fernsehstationen ausgestrahlt. Im Oktober 1984 rief jemand von CBS an: „Yue-Sai, wir haben ein Problem. Wir ha- ben zum Nationalfeiertag das erste Joint Venture mit einem chinesischen Sender verabredet – und stellen gerade fest, dass sie nur Bilder schicken, keinen Ton. Kannst du unsere Gastgeberin sein und erklären, was da kommt?“ Es blieben nur zwei Tage geistert. Dass die Amerikanerin nichts mit wie im Juli auf einen Vortrag von Robert Vorbereitung für die Übertragung einer Mi- Politik am Hut hatte, war wahrscheinlich Lawrence Kuhn zum Thema „Voices from litärparade. Selbst für sie, die gewisserma- auch hilfreich. Anfangs entwickelte sie alles the Frontline: China’s War on Poverty“ hin. ßen an der Quelle saß, war es fast unmög- in den USA. Als L’Oréal vor zwölf Jahren die Sie sieht das Land auf einem guten Weg, lich, Informationen zu bekommen. Sie re- Marke kaufte, war es eine Multimillionen- hält den westlichen Blick, den sie ja selbst cherchierte zwei Tage und Nächte, es war Firma mit großen Produktionsstätten und auch hat, für verstellt, wenn er einseitig ist. ein Erfolg. Auch weil sie eben doch mehr 800 Geschäften in China. „China – how we made it“ ist der Titel einer wusste, zum Beispiel, was gemeint war mit Seither konzentriert sie sich auf ihre phi- Dokumentation, die sie mir gleich ans Herz der „Pekinger Modell-Familie“, die ange- lanthropischen Tätigkeiten. Menschen ver- legte und über WeChat schickte. „Harte Ar- kündigt wurde. Die Modell-Familie, das war knüpfen, Verständnis fördern, die Fortset- beit plus Vision und Strategie.“ China sei die mit nur einem Kind. zung der „Open doors“-Idee ist das Anlie- ein Tanker: Eine kleine Veränderung am Zwei Monate später kam eine Einladung gen der Frau, deren Alter unmöglich zu Lenkrad und das riesige Schiff verändert der chinesischen Regierung. Sie wollten schätzen ist und die nicht nur Zeitzeugin seine Richtung. „Die Kulturrevolution war sich bedanken. Yue-Sai fuhr sorglos ins ab- des Wandels in China, sondern auch Teil- ein völlig falscher Kurs. Jetzt, bisher, ist die geschottete Land. „Ich konnte noch nicht nehmerin war – und ist. Sie fördert das be- Richtung gut.“ mal Mandarin. Ich fand es aufregend.“ Und reits 1926 in New York gegründete China Als sie 1996 geschieden wurde, fragte eine das sollte es bleiben. Denn die Chinesen bo- Institute, ihre Chinese Fashion Gala in New chinesische Journalistin flüsternd: „Dürfen ten ihr eine Fernsehsendung an, die sie im York ist ein gesellschaftlicher Pflichtter- wir sie darauf ansprechen?“ Heute könne ganzen Land berühmt machen sollte. Als min. In diesem Sommer kamen 850.000 man als Frau im chinesischen Fernsehen einzige Frau und Ausländerin in einer Rie- Dollar für die Unterstützung des Instituts über alles reden. Frauen müssen auch nicht ge von Berichterstattern sollte sie den Zu- und den Yue-Sai Kan China Beauty Charity mehr heiraten, Kinder haben, sie können schauern erklären, wie es in der Welt aus- Fund zusammen. Bei einem fünftägigen Unternehmerinnen sein, sich kleiden, wie sieht. Die politische Führung hatte be- Pop-up-Event im Grand-Central-Bahnhof sie wollen. Viele Ideen, die vorher undenk- schlossen, China zu öffnen, aber eben nicht gab sie im April 20 chinesischen Designern bar waren, sind akzeptiert. Die Türen sind nur in eine Richtung. Und die schöne Frau die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Sie offen.“ Sie selbst pendelt zwischen New

XINHUA/DDP aus New York war das Gesicht dazu. verschickt Newsletter, weist auch mal auf York, Peking, Shanghai und Honolulu. IG 8 5 MULTITASKING

Reich reicht Han Feng ist ihr eigenes Kraftwerk. Und außerdem Designerin, Kunstexpertin – und eine ausgezeichnete Köchin. Inga Griese ist beeindruckt

Kunstvolles Plissee und filigrane Handarbeiten sind Han Fengs modisches Markenzeichen. Der Putten-Kerzenhalter ist typisch für ihren Humor in der künstlerischen Arbeit. Eigentlich ist die Kunstsammlerin und Händlerin zeitgenössischer Kunst keine Freundin von Selbstbildnissen, dieses Porträt von Gill Button von 2015 ist eine Ausnahme

ch ja, klar, den Vogel hat betreibt; sie ist amerikanische Staatsbürge- und westlichen Einflüssen, die sie selbst er- sie auch entworfen. Je- rin, wäre aber lieber wieder chinesische, richtet hat, folgt ihrem Herzen, ihrer Inspi- nes filigrane Draht-Ob- wie so viel Expats. Aufgewachsen in Nan- ration, ihrer Expertise und natürlich war jekt, das auf einem Holz- jing und Hangzhou, hat sie an der Chinesi- nicht immer alles nur leicht. kubus mit akkurat gesta- schen Kunst-Akademie studiert, manche Hans Entwürfe und Installationen waren pelten Holzscheiten in Werke ihrer Kommilitonen hängen in den unter anderem im Victoria & Albert Mu- ihrem neuen Wohnzim- Aman-Galerien. seum in London und im Cooper-Hewitt De- A mer steht. „Verkauft sich 1985 zog sie nach New York, war unterneh- sign Museum in New York ausgestellt. Mo- sehr gut“, sagt sie en passant. Wir düsen seit mungslustig, unangepasst, wollte Englisch de, Keramiken, Glasarbeiten, die Drahtin- bald einer Stunde über das weite Areal des lernen, jobbte bei Bloomingdale’s. 1992 stallationen wie der Vogel – und dann ist da Aman-Resorts in Shanghai, ihr eigenes brachte sie die erste Mode-Kollektion he- noch die Arbeit für internationale Opern- Haus dort wird bald fertig sein – aber da raus, war die erste chinesische Designerin, häuser wie die Met im Jahr 2005. Ihre „Ma- sind vor allem ihr Modeatelier und die pri- die auf der New York Fashion Week ihre dame Butterfly“ bekam viel Applaus. Nur vaten Galerien, die sie uns zeigen will. Entwürfe zeigte. Und das trendsetzend in ihre sterneverdächtige Kochkunst ist quasi Nicht, dass irgendetwas an der Tour Stan- einer Galerie. Die gehörte einem befreun- privat und nur Freunden vorbehalten. Oder dard wäre, aber die Galerien sind schon deten Künstler, Geld hatte sie nämlich Gästen, die die Freunde mitbringen. So saß deswegen ungewöhnlich, weil jede der gro- nicht. Es war ohnehin Zufall, eine PR-Frau auch ich eines Abends unvermutet an ih- ßen Villen über eine eigene verfügt. Sie hatte sie angesprochen: „Wir machen dich rem Esstisch in Shanghai. In einem gemüt- sind riesig, aber nur für den privaten Ge- reich und berühmt.“ Die junge Chinesin lichen, dunkelgrün gestrichenen, gewölbe- brauch. Vermögende Chinesen kaufen so antwortete: „Reich reicht mir.“ Das hat of- artigen Raum mit einer Lampe an der eine Immobilie im spektakulären Amany- fenbar geklappt. Wand über dem Sideboard, die aussah wie angyun weniger, um am Wochenende stan- Ihrer Handschrift entspringen plissierte ein dicker, strahlender Fisch mit Schuppen desgemäß abzuhängen, sondern um Freun- Kunstwerke, oft aus Seide, mit 3-D-Ap- aus Glasplättchen und einer Flosse aus we- de und Geschäftspartner einzuladen und zu plikationen – und doch einfach zu tragen henden Stoffröhrchen. beeindrucken. Eine eigene Galerie ist dabei wie die Kaschmirmäntel, die sie auch fer- In ihrem New Yorker Loft zeigt sie schon der ultimative Status. Und Han Feng sorgt tigt. Dass sie sich aufs Plissieren speziali- lange eigene Arbeiten ebenso wie aufstre- jeweils für die individuelle, zeitgenössische siert hat, scheint nur konsequent, wenn bende chinesische Künstler, 2017 eröffnete Kunst-Expertise. man ihr unprätentiöses Auftreten bedenkt: sie den „Han Feng Art Space“ im Aman-Re- Sie ist eine dieser erstaunlichen Frauen, de- „Mit Plissees kann man etwas Dramatisches sort. Auf ihrer Website findet sich folgen- nen man in Shanghai begegnet. Nicht nur auf einfache Weise kreieren.“ Ihre Mode hat des Vorwort: „Kunst und Design sind über- wegen ihres Looks, mit den kurzen gelben nichts mit Trends zu tun, es ist ein Stil, ihre all in unserem täglichen Leben. Sie sind in Haaren, der bunten Couture, der schnodde- Kunden sind eher eine Community als Fa- der Kleidung, die wir tragen, den Räumen, rigen Art zu sprechen. Sie ist Designerin, shionistas, sie verkauft „by appointment“. in denen wir leben, den Dingen, die wir tun, Künstlerin und Kunstagentin, pendelt zwi- Ihre Interessen gehen weit darüber hinaus, in unserem Essen. Sie sind die kleinen schen China und New York, wo sie in der 29. Frauen 24/7 einzukleiden: Unermüdlich Freuden und Überraschungen des Lebens.“ 8 6 Straße (Nummer 50 West) eine Boutique pendelt sie über die Brücke aus östlichen Wie ein Treffen mit Han Feng. HANDMADE WITH PASSION

BIELEFELDER WERKSTÄTTEN

BW HANDELSPARTNER 01307 Dresden House of JAB Reichelt / 04109 Leipzig MEISER - HOME OF LIVING / 08344 Grünhain-Beierfeld Der Raumdesigner Knut Schäffner / 10719 Berlin House of JAB Helmholz & Krause / 10785 Berlin Hübner Premium / 14057 Berlin Lakeside Interiors - Classic & Design Collection / 14542 Werder bei Potsdam raum + color - das Wohnhaus / 20457 Hamburg/HafenCity Wagener Raumausstattung / 21029 Hamburg Bergedorf Marks Einrichtungen / 21244 Buchholz in der Nordheide Löffelsend / 22393 Hamburg Raumausstattung Anja Beck / 25980 Westerland/Sylt Flintermann-Inneneinrichtungen / 26122 Oldenburg Designers House / 26160 Bad Zwischenahn Raumausstattung Warnken / 26215 Wiefelstede Oltmanns Raumausstattung / 26340 Zetel/Neuenburg Wohngalerie Streithorst / 26548 Norderney Raumausstattung Warnken / 27721 Ritterhude freiraum - Einrichtungen / 28876 Bremen-Oyten Kehlbeck-Einrichtungshaus / 30161 Hannover Hans G. Bock Inneneinrichtungen / 30812 Garbsen Möbel Hesse GmbH / 32427 Minden Weßling Inneneinrichtungen / 33098 Paderborn Schönlau Raumausstattung / 33330 Gütersloh Hunke & Bullmann / 33449 Langenberg Christmann Internationales Wohnen / 33604 Bielefeld Seemann Interieur / 34119 Kassel Muster & Sohn Exclusives Einrichten / 34497 Korbach Schäfer Raumgestaltung / 37081 Göttingen Wohnstudio Böning / 38100 Braunschweig RENTER Einrichtungen GmbH / 40212 Düsseldorf Bartels im Stilwerk / 40545 Düsseldorf Malzkorn Interiors / 40629 Düsseldorf Fausel, Biskamp - The Interior Identity / 41189 Mönchengladbach Zimmermanns Kreatives Wohnen / 44137 Dortmund Einrichtungshaus Büker / 45130 Essen Schniedermeier Einrichtungen / 46045 Oberhausen Hülskemper Einrichtungshaus plus Innenarchitektur / 46348 Raesfeld Hetkamp Einrichten + Mode / 47447 Moers Drifte Wohnform / 47798 Krefeld Kunst & Teppichhaus Küstermann / 48219 Telgte Schwarte Raumgestaltung / 49186 Bad Iburg Telscher Raumausstattung / 49688 Lastrup Kösters Möbelhaus + Tischlerei / 50389 Wesseling Heerdt Einrichtungsweisend / 50667 Köln Heerdt Einrichtungsweisend / 50672 Köln HEIDER I Wohnambiente seit 1956 / 51429 Bergisch Gladbach Patt Einrichtungen GmbH / 52062 Aachen Sven Woytschaetzky GmbH / 52355 Düren Kelzenberg Einrichtungen / 53359 Rheinbach HEIDER I Wohnambiente seit 1956 / 53639 Königswinter HEIDER I Wohnambiente seit 1956 / 54290 Trier Möbel Schmitz / 54311 Trierweiler Gelz Manufaktur / 54516 Wittlich Möbel Klein GmbH & Co. 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ECHTE POWERFRAU: MMA WELT- UND EUROPAMEISTERIN JULIA DORNY. „Ein kraftvolles Auto fühlt sich für mich ein bisschen wie Freiheit an.“ MARISA LEONIE BACH SCHAUSPIELERIN Power & Party auf Ibiza Stark, selbstbestimmt, vergnügt – so erlebten namhafte Unternehmerinnen und prominente Persönlichkeiten das Driving-Event Starke Frauen. Ein Event, das – wie diese Story – ein von AMG gesponsertes Format ist. ZEIT FÜR GENUSS: DIE MODEL-ZWILLINGE JULIA UND NINA MEISE. päter Vormittag, die Luft ist warm, es duftet nach Pinien. Im Hinter- grund ist der tiefe, kraftvolle Sound von Achtzylinder-Motoren zu hören, gefolgt von ausgelasse- nem Lachen weiblicher Stimmen. Das passt nicht? Doch! Ibiza – In- S sel der puren Lebensfreude – war Austragungsort des Events Starke Frauen von ICON und Mercedes-AMG. Ein beeindruckendes Erlebnis-Arrangement für per- sönlichkeitsstarke und Lifestyle-begeisterte Frauen. Mit dabei waren unterschiedlichste Cha- raktere wie Schauspielerin Marisa Leonie Bach, MMA Welt- und Europameisterin Julia Dorny, die Zwillings-Models Nina und Julia Meise oder die Falknerin Laura Wrede, die mit ihren beiden Falken anreiste. An fünf Tagen im Juni standen Fahrausbildung, Spaß, Power und individuelle Freiheit auf der Tagesordnung. Das Highlight waren Ausfahrten mit der hochmotorisierten Autoflotte sowohl auf der Straße entlang der Küste als auch offroad über das wildromantische, aber anspruchsvolle Inselgelände Ibizas. Stets begleitet von erfahrenen Instruktoren der kraft- vollen Fahrzeuge. Jede Teilnehmerin hatte wäh- rend der Ausflüge die Chance, unterschiedliche AMG Automodelle mit bis zu 600 PS zu testen und das persönliche Traumauto für sich zu ent- decken. Einige begeisterten sich für die sport- lich-schnittigen Modelle, andere für die Kombi- nation aus erhabener Kraft und Sicherheit inklusive Gänsehautgefühl beim Starten des Mo- tors bei den voluminöseren Fahrzeugmodel- len. AMG zu fahren ist anders, es ist ein intensi- ves Erlebnis für alle Sinne. Das spiegelte sich deutlich in den Reaktionen der Teilnehmerinnen

Stephan Kallaus nach jedem Fahrzeugwechsel. Manche der de- signbegeisterten Ladys waren besonders faszi-

STYLING: niert von dem Interieur und den außergewöhn- lichen, sinnlichen Formen, andere hatten den Michaela Kireta

AUSZEIT MIT YOGA HAIR & MAKE UP:

JudithWäsler „Ich habe pure Gänse-

PRODUCER: haut bekommen, als ich in die AMG G-Klasse gestiegen bin.“ Justina Jarosz MIRIAM MACK Esther Haase, Christopher Busch, Stephen Reuß MODEL UND BOTSCHAFTERIN DES KINDERHILFSWERKS PASSENDER SOUND ZUM CHILLEN UND DIESE AKTION WURDE UNTERSTÜTZT VON AMG. PHOTOGRAPHY: CREATIVE DIRECTOR: SPASSHABEN. STARKE FRAUEN UNTER SICH BEIM DRIVING EVENT VON AMG UND ICON IM HIDEAWAY 7PINES IBIZA. AMG X ICON EXPERIENCE IBIZA #AMG4WOMEN

„Wir lieben es, unter starken Frauen zu sein.“ NINA MEISE MODEL UND MODERATORIN

Fokus und die persönliche Begeisterung auf der puren Kraft und Ausdrucksstärke der Fahrzeuge. Odabash Selbstverständlich gab es auch Entspannung und Party à la Ibiza: Übernachtet wurde im legendä- ren Luxusresort 7Pines mit Yoga-Stunden und Relax-Zeiten am Pool. Private Yachtausflüge, Cocktail-Empfänge und gemeinsame Dinner im Resort führten dazu, dass die Teilnehmerinnen sich sehr wohlfühlten, viel lachten, aber sich auch persönlich näherkamen und den Austausch schätzten. Einige schwärmten von schönen, intensiven Begegnungen, die die Frauen trotz ihrer Unterschiedlichkeit geradezu zusam- menschweißten. Das Erlebnis von Beschleu- nigung und Kraft im Mix mit Sonne und vie- len luxuriösen Annehmlichkeiten führte wahrlich zu einem Ausstoß an Glückshormo- Jewellery, Reserved, BeatriceAnonyme b., Designers, Melissa nen. Man konnte die Freude der Teilnehme- rinnen an Stil und Stärke geradezu spüren und alle waren sich nach diesem Power-Wo- chenende einig: Leistung macht Spaß, beson- Faia, Faia, Sif Jacobs ders wenn man sie auch sieht und hört. Wäre das Event ein Kinofilm, hätte dieser laut den Damen den Titel „Expect the unexpected“ oder „The fast and the happy“ oder einfach „Sonne, PS und starke Frauen“. Das persön- liche Traumauto haben sie sich gemerkt – oder Zoggs, Picture On, Rosa vielleicht bereits bestellt.

ECHTE POWERFRAUEN: Uvex, On, EmuAustralia, SCHAUSPIELERINNEN CLAUDIA HEIN UND JANA JULIE KILKA Jo, Jo, Mawaii, Bleed, Mandala, O’Neill,

Salvatore Ferragamo, Messika, Escada, Karl Lagerfeld, Liu

ETRO, UND GRETEL Naturkosmetik GmbH, Santoni, Falknerin LauraWrede, 7Pines Resort VicenteIbiza, Gandía Plá

JULIA UND NINA MEISE MIT CLAUDIA SCHWARZ / CEO INSTYLE PRODUCTIONS UND CARINA BRAUN VON AMG, ALLE IN ETRO. STYLINGS/AUSSTATTUNG: AUCH OPTISCH EIN HINGUCKER: DIE AMG AUTOFLOTTE IM 7PINES RESORT SPECIALTHANKS TO: „Ich finde es wichtig, dass jeder zeigen kann, was ihn individuell auszeichnet, auch wenn es nur was ganz Kleines ist.“ JULIA DORNY MMA WELT- UND EUROPAMEISTERIN

BEIM YACHTAUSFLUG: MIRIAM MACK UND MONICA MEIER-IVANCAN

SUNSHINE-FEELING DIESE AKTION WURDE UNTERSTÜTZT VON MIT STILSICHEREN POWERFRAUEN BEEINDRUCKENDE KULISSE: STARKE FRAUEN UND EINE HOCHMOTORISIERTE AUTOFLOTTE INSIDE HIER KOMMEN DESIGN- UND WOHNEXPERTEN ZU WORT PICTURE ALLIANCE Der Himmel über Peking Man hebt schon ab, bevor man in den Flieger steigt: So leicht wirkt der erste Terminal des neuen Flughafens Beijing Daxing International mit seiner stählernen Dachkon- struktion. Deren fließende Linien und die organischen Säulentrichter, die sie stützen, tragen die Handschrift des Büros von Zaha Hadid (1950–2016) und überspannen URLAUB IM ALL 700.000 Quadratmeter Fläche. Dank des strahlenförmigen Grundrisses werden die Wege für die Passagiere trotzdem kurz sein. Der Flughafen ist der größte weltweit und Weltraumtourismus ist keine nimmt Ende September seinen Betrieb auf. Fertiggestellt wurde er im Juni. Pünktlich. Science-Fiction mehr, findet Stefan Holwe. Der Gründer der Koffermarke Horizn Stu- dios hat dazu schon mal das passende Gepäck entwickelt. Möbelfirmen aus Italien, darunter Flexform, Minotti und Stefan Holwe Braucht die Welt wirklich Welt- Molteni, reisen im November zum „Salone del Mobile“ Chef von Horizn nach Shanghai. Es ist schon das vierte Gastspiel der Studios in Berlin raumkoffer? Bald ja. Wir stehen am Anfang weltberühmten Designmesse. Mailand ist das Herz des einer Ära, in der Privatreisen in den Weltraum Designs. Der Markt der Zukunft aber liegt in China. keine Seltenheit mehr sein werden, die ersten 125 haben ja schon stattgefunden, und private Un- ternehmen wie Space X, Virgin Galactic und Blue Origin entwi- ckeln sich rasant. Uns beschäf- Was kann der Koffer – und was tigt die Zukunft des Reisens seit soll er kosten ? unserer Unternehmensgrün- Er wiegt nur 900 Gramm, weil dung 2015, also haben wir über seine Schale aus Karbonfaser be- ein Gepäck nachgedacht, das steht, die mit Graphen angerei- auch bei den extremen Bedin- chert ist. Dieses Material ist sta- gungen auf Flügen zur ISS, zum bil, biegsam und so dünn wie Mond oder Mars funktioniert. kein anderes. Durch seine Vaku- „‚Noctambule‘ Sie haben „Horizn ONE“ mit um-Funktion lässt sich sein Inhalt Alyssa Carson entwickelt, der mit 18 Jahren komprimieren, und eine elektromagnetische ist meine Idee jüngsten Astronauten-Anwärterin der Welt. Basis hält ihn beim Ein- und Auspacken am Bo- des modernen Welchen Input gab sie? den. Dank eines eingebauten Energiespeichers Es war wie ein Sparring. Gerade bei den Anfor- und eines induktiven Felds kann man elektroni- Kronleuchters“ sche Geräte kabellos aufladen, über einen derungen an das Gewicht, Platzeinsparung und K O N S TA N T I N G R C I C die technischen Extras haben uns ihre Hinweise Smart Screen mit Familie und Freunden auf der Ü B E R S E I N E L E U C H T E sehr geholfen. Beim Transport in den Weltraum Erde Kontakt halten. Kosten wird er wohl rund F Ü R F L O S kommt es ja auf jedes Gramm an, gleichzeitig 45.000 Euro. muss das Gepäck robust und flexibel sein und Kann man ihn schon kaufen? 9 2 darf nicht unkontrolliert umherschweben. Nein, das wird noch einige Jahre dauern. DAS ORIGINAL. SO SERVIERT LINO’S BARBECUE WWW.YOUTUBE.COM/ORIGINALWAYEntdecke seine Geschichte auf: der klassischen Glasfl asche.Barbecue und dazu eine Coke aus Lino Brandi serviert original texanisches

Coca-Cola, Coke, die Konturfl asche und das rote Rundlogo sind eingetragene Schutzmarken der The Coca-Cola Company. SECOND LIFE

Die Einzigartigkeit der Miesmuschelschale

Aus Hühnerfedern, Eierschalen und anderen Resten der Lebensmittelindustrie macht Nature Squared kostbare Oberflächen für Wände, Möbel, Megayachten. Das schont Ressourcen, schafft Arbeit und könnte der Luxus der Zukunft sein, glaubt Gabriele Thiels

ay Koon Tan liebt den Mo- (die britische Designerin Bethan Gray ent- Sinne nachhaltig – ökologisch, sozial und ment, in dem der Gro- warf gerade eine kleine Kollektion), werden kulturell – und ist damit seiner Zeit seit 20 schen fällt. Wenn den für Hotelräume, Restaurants oder die Jahren voraus. Heute ist „Nachhaltigkeit“ ja Leuten plötzlich klar Schuhabteilung von Harrod’s maßgefertigt, so etwas wie das Codewort für Zukunft ge- wird, dass die fein geäder- für Interieurs von Privatjets und Megayach- worden. Jeder muss umdenken, wenn wir te braune Wandverklei- ten sowieso. noch etwas von unserer Welt bewahren dung nicht aus Leder, son- Das muss man sich erst mal trauen: Aus wollen, und kein Unternehmen kann es L dern aus Tabakblättern Rohstoffen von der Resterampe die vermö- sich leisten, nicht irgendwie „sustainable“ besteht oder das blau-schwarz schillernde gendsten und verwöhntesten Kunden im zu sein. Das gilt auch für die Interior- und Fächermuster auf dem Armaturenbrett ei- Visier zu haben. „Als Luxus gilt in unserer Möbelindustrie. Cassina etwa hat erst im Ja- nes Rolls-Royce aus gewöhnlichen Hähn- Gesellschaft das, was besonders rar ist“, er- nuar seine Sofa-Bestseller von Philippe chenfedern. Wenn sie über die Oberflächen klärt Lay Koon Tan. „Aber wir denken, dass Starck mit einem Bezug herausgebracht, streichen, um zu begreifen, dass das Krake- jedes Naturprodukt etwas Einzigartiges hat. der aus Apfelschalen hergestellt wird, Kar- lee einer Tischplatte zwar nach feinster ja- Es muss nur hervorgeholt werden. Man tell, bekannt für seine Kunststoffmöbel, panischer Keramik aussieht, aber ein Puzz- kann diesen Satz als Essenz ihres Unterneh- bringt einen seiner Klassiker jetzt aus Bio- le aus winzigen Scherben von Hühnerei- mens verstehen: Nicht das Material selbst plastik heraus, und die deutsche Designerin Schalen ist und die irisierenden Intarsien macht ein Produkt kostbar, sondern seine Julia Lohmann hat schon vor Jahren aus eines Hockers statt aus Perlmutt aus einfa- Verarbeitung. Sein Wert bemisst sich in Tiermägen Leuchten gemacht und in Lon- chen Miesmuschelschalen. „Ich sehe die Schönheit, im Effekt des total Unerwarte- don das „Department of Seaweed“ gegrün- Verblüffung und die Faszination in den Ge- ten und in der Alleinstellung – Marmor ha- det, mit dem sie mit Algen als Material ex- sichtern“, sagt die gebürtige Malaysierin. ben viele, aber Bodendielen aus Rinderkno- perimentiert. „Und dann weiß ich: Wir haben etwas er- chen? So werden nicht nur Ressourcen ge- Aber wohl kaum jemand in der Branche hat reicht, auf das wir stolz sein können.“ Es ist, schont, sondern auch Arbeitsplätze ge- Nachhaltigkeit so selbstverständlich und verkürzt gesagt, der Luxus der Zukunft. schaffen und handwerkliche Traditionen zugleich radikal, so ganzheitlich und dabei Vor knapp zwanzig Jahren hat Lay Koon bewahrt. Denn die Firma produziert auf erfrischend sachlich zur eigenen DNA ge- Tan mit ihrem holländischen Geschäfts- den Philippinen, wo es eine große kunst- macht wie Nature Squared – und das auf so partner Paul Hoeve Nature Squared gegrün- handwerkliche Tradition gibt, und hat dort hohem Niveau. „Fabergé-Eier sind ja auch det. Das Unternehmen mit Sitz in der 180 Menschen fest angestellt. Auch die Ma- wegen ihrer einzigartigen Verarbeitung so Schweiz steht für Oberflächen, deren Auf- terialien stammen von dort oder aus ande- teuer, nicht wegen der verwendeten Stei- wendigkeit und Schönheit in krassem Ge- ren Entwicklungsländern, wo gezielt Dorf- ne“, erklärt Lay Koon Tan trocken, und das gensatz zu den schlichten Stoffen stehen, gemeinschaften gesucht werden, die sie vor sagt einiges über ihre Ansprüche aus. Von aus denen sie hergestellt sind. Verarbeitet Ort sammeln, reinigen, eventuell auch zu- Anfang an zielten sie und ihr Partner auf wird nämlich nur, was rasch nachwächst, schneiden und verpacken – je nachdem, den Luxusmarkt. Nur da gibt es Käufer, die wie Schilfrohr oder Bambus, oder als wert- was die Infrastruktur der Region zulässt. den Preis für so viel Aufwand zahlen kön- los gilt. Die Schalen von Hühnereiern, von Nature Squared arbeitet also im dreifachen nen, 20.000 Euro für einen Sessel etwa, Mies-, Steck- oder Jakobsmuscheln, die Ge- oder 30.000 für ein Regal (und das ist nur flügel- und Fasanenfedern sind Abfälle der die Kollektion). Denn ebenso klar war, dass Lebensmittelindustrie, die Tabakblätter Nicht das Material sie nur das Schönste und handwerklich Ausschuss der Zigarrenherstellung, und al- Beste anbieten wollten, um mit einem Kli- les würde normalerweise auf der Deponie selbst macht ein Produkt schee aufzuräumen. „Mir schwillt der Hals, landen. Nature Squared lässt daraus von kostbar, sondern wenn Entwicklungsländer wie die Philippi- Hand komplexe Intarsien machen. Sie fin- nen in der westlichen Welt als Orte der Bil- 94 den sich auf Wandpaneelen und Möbeln seine Verarbeitung ligwaren, Fälschungen und Souvenirs belä- Anzeige BHS19 der neue ring NATURE NATURE SQUARED

Schalen der Capizmuschel bilden die Wandverkleidung im „Shoe Heaven“ von Harrod’s, auch Pfauenfedern, Eierschalen- scherben, Jadestücke und Perlmuschelschalen werden zu Intarsien. Tisch und Briefbeschwerer gehören zu „Exploring Eden“-Kollektion von Bethan Gray für Nature Squared

chelt werden. Es gibt überall in Asien Jahr- Nature Squared acht Personen gleichzeitig hunderte alte handwerkliche Traditionen, an einer 2,40 mal 1,2 Meter großen Oberflä- die jedem Vergleich mehr als standhalten.“ che, zerbrechen die Schalen von Hand, le- Die Unternehmerin ist selbst mit solchen gen die winzigen Scherben auf den Träger- Antiquitäten aufgewachsen. Sie stammt aus stoff und schaffen so eine zusammenhän- einer Familie von Ärzten und Ingenieuren, gende Struktur, die in sich stimmig und oft verbrachte ihre Kindheit in Kuala Lumpur, auch noch im Raum wirken muss – eine die Schulzeit in England und machte nach enorme Herausforderung an Augen, Hände dem Studium Karriere als Finanzexpertin und Teamgeist. bei Arthur Andersen, einst eine der größ- Mehr als 3000 Oberflächen gibt es inzwi- ten Prüfungs- und Beratungsfirmen der schen, die Techniken, Trägerstoffe, Glasu- Welt. Mit 31 war sie schon Partnerin – und ren und Kleber unterscheiden sich je nach zunehmend ermüdet von ineffizienten Material gewaltig, aber jede wird im Lon- Meetings, Business-Ritualen und Unter- doner Studio des Unternehmens selbst ent- nehmenspolitik. „Ich wollte nicht weitere wickelt. Inhouse-Designer entwerfen die 30 Jahre einfach noch mehr Geld machen, Optik, dann geht ein Team aus Ingenieuren sondern etwas Sinnvolleres tun. Gerade und einem organischen Chemiker an die weil ich weiß, wie privilegiert meine Her- technische Lösung. Federn sind eine Rie- kunft ist.“ So wurden sie und ihr früherer senherausforderung, weil die winzigen Wi- Vorgesetzter Paul Hoeve zu Firmengrün- derhaken an den Enden ihrer feinen Äste dern. Am Anfang stand kein inhaltliches und Strahlen unterschiedlich steif und ins- Konzept, sondern die nüchterne Erkennt- gesamt schwer zu fixieren sind, drei Jahre nis zweier Finanzexperten: „Wenn man wie haben sie daran getüftelt; fünf Jahre allein wir wenig Eigenkapital hat und vor Ort di- brauchte es, bis sie die flüchtigen Chemika- rekt mit der Bevölkerung arbeiten will, soll- lien in Tabakblättern im Griff hatten, die te man auf die vorhandenen Materialien zu- deren Konsistenz so unberechenbar verän- rückgreifen und auf das vorhandene Know- dern. Es wurden schon Bambusblätter ske- how aufbauen.“ lettiert und zu Hunderten blasenfrei in Lay Koon Tan erinnert sich, wie sie dann Harz gegossen oder mit gebleichten Man- bei der Recherche auf den Philippinen mit goschalen experimentiert; und als eine einer Frau sprach, die Mosaike aus Eier- Kundin die Kabine ihres Privatjets auf gan- schalen anfertigte, was im ganzen asiati- zer Länge nahtlos (!) mit Schilfrohrintar- schen Raum üblich ist. „Ich fragte mich sien verkleidet haben wollte, haben sie die plötzlich, ob man mit dieser Technik statt einzelnen Rohre, weil die Natur sie nun der üblichen kleinen Objekte mit Schmet- man nicht so lang liefert, eben von innen (!) terlings-, Blüten- und Vogeldekor nicht miteinander vernäht. Und wenn wirklich auch große abstrakte Wandpaneele ma- alle sagen, dass es dieses Mal absolut nicht chen könnte, und sah sie gleich vor mir: geht, dann findet René, der geniale philip- modern und irgendwie mystisch.“ Es sei pinische Produktionschef, doch einen Weg. ein Schlüsselmoment gewesen. Das alte Nur wenn sich jemand Intarsien aus Schild- www.goldschmiede-hofacker.de Know-how stand in einen neuen Kontext patt, Elfenbein, Tigerfell und sogar aus Me- und konnte, befreit von aller Folklore, zu teoritengestein wünscht, sagt Lay Koon Tan Koblenz 0261 12202 Höchstform auflaufen. Heute arbeiten bei sehr deutlich: nein. Trier 0651 9120977 DESIGN Da! Dada!

Die Möbel und Wohnaccessoires von Maison Dada verschmelzen europäischen und asiatischen Stil. Die Erfolgsgeschichte, die in Shanghai begann, geht nun in Europa weiter. Silke Bender traf in Paris den Gründer

einem kreativen Umfeld die er dafür bekam, hat ihm geholfen, einen auf, zeichnete unent- Stil zu entwickeln, der funky ist, rasant zu- wegt und sog die Strö- kunftsgewandt und einem neuen National- mungen der europäischen, stolz schmeichelt. „Es war ein wunderbares modernen Kunst-, Design- Vakuum, in dem ich ganz neue Formen und und Architekturbewegung auf: Farben ausprobieren konnte. Das wäre mir Als Inspirationen nennt er Koloman im stilistisch durchdeklinierten Europa so G Moser und die Wiener Werkstätten, Joe Co- nicht gelungen.“ „Gentle craziness“, sanfte Verrücktheit – so lombo, Gaetano Pesce und natürlich Ettore Da es die passenden Möbel zu dem neu-chi- beschreibt der Designer Thomas Dariel sei- Sottsass und die Memphis-Bewegung – nesischen Avantgarde-Interieur nicht von nen Stil. Wer den Showroom von Maison „vielleicht, weil die Wurzeln unserer Fami- der Stange gab, begann Dariel Studio Maß- Dada nahe dem Pariser Invalidendom be- lie in Italien liegen“, sagt der Bartträger, der anfertigungen zu entwerfen. Lokale Ate- tritt, weiß sofort, was gemeint ist: Farben, genauso kraftvoll und energetisch rüber- liers und Fabriken zu finden und auf die Muster und ungewöhnliche Formen buhlen kommt wie seine Möbel. In der Kunst präg- Qualität zu schulen, die er und seine an- um die Aufmerksamkeit des Besuchers. Ti- ten zwei Frauen sein Formgefühl: Hannah spruchsvolle Klientel sich wünschten, war sche und Teppiche mit tanzenden, abstrak- Höch und Sophie Taeuber-Arp, zwei Prota- anfangs ein schwieriges Unterfangen. ten Mustern, auf denen die moderne Kunst- gonistinnen der Dadaismus-Bewegung, die Selbst für Chinesen war „Made in China“ geschichte von Expressionismus bis Dada während des Ersten Weltkriegs den Zwei- lange eher ein Misstrauensvotum. Also setz- spazieren gegangen zu sein scheint. Dazwi- fel, die Parodie und die Ablehnung aller te er auf „Made in Shanghai“ und baute sich schen surrealistisch anmutende, mit Textil- Normen zur Kunstform erhoben. Seine ak- so langsam ein Netzwerk an guten Produk- binden vermummte Porträtbüsten als De- tuelle Teppichkollektion ist eine Hommage tionsstätten auf. So kam es zur Gründung korations-Objekte. Wer den kubistisch ver- an Taeuber-Arp: „Ich habe die Künstlerin von Maison Dada 2015. schachtelten Sekretär „Confidence of a auf eine imaginäre Reise durch Japan ge- Der Ruf von Dariel Studio machte es zum Cloud“ (Selbstbewusstsein einer Wolke) in schickt“, sagt er, wo ihre abstrakten, geome- prompten Markterfolg in China, jetzt ist Flamingo-Orange und dschungelgrünem trischen Formen auf den schwungvollen, Europa im Visier. Seit 2016 gibt es den Innenleben an einem bestimmten Fach öff- kalligrafischen Pinselstrich Asiens treffen. Showroom in Paris, 2017 hatte das Haus den net, blickt in einen Magritte-ähnlichen Als Innenarchitekt in Shanghai ist der 36- ersten Auftritt auf der Möbelmesse Maison Wolkenhimmel. Und die runden Boudoir- Jährige schon längst eine große Nummer. & Objet – gleich neben dem Vitra-Stand. In Sessel aus Samt leuchten in expressiven Die junge chinesische Oberschicht hat den 18 Ländern ist Maison Dada heute vertreten, Zweifarbkombinationen: Puderrosa und Franzosen zu ihrem Lieblingseinrichter er- nur in Deutschland noch nicht. Die IMM Flaschengrün zum Beispiel. „Yiban Yiban“ klärt. Nach den wirtschaftlichen Boomjah- Cologne und Ambiente Frankfurt stehen heißen sie – zu deutsch: Halb und Halb – ren ab 1990, wo in der Sonderwirtschaftszo- aber für nächstes Jahr schon auf dem Plan. und wirken halb wie ein feminines Puder- ne Shanghai der Grundstein für Chinas Mittlerweile ist Thomas Dariel mit seiner töpfchen mit Ohren, halb wie dekonstruier- Weg in den Turbo-Kapitalismus gelegt wur- Frau Sophie und den zwei kleinen Kindern tes Eis am Stiel. „Der Name fiel meinem de, wächst eine junge Elite heran, die nicht wieder nach Paris gezogen. „Shanghai ist achtjährigen Sohn Eliah ein“, sagt Dariel den Westen kopieren, sondern einen eige- toll, wenn man jung ist, aber Paris ist ein- und lächelt. nen Stil definieren will. Als der frisch diplo- fach familienfreundlicher“, sagt er. Vor knapp fünf Jahren begann der Innenar- mierte Innenarchitekt 2006 in Shanghai In der Bourgogne soll in den nächsten drei chitekt in Shanghai, sein unverwechselba- sein Dariel Studio gründete, war er zur Jahren eine Produktionsstätte, eine De- res Möbel-Universum aufzubauen, in dem rechten Zeit am rechten Ort. signschule und ein Keramikatelier er das so lange vorherrschende Minimalis- „Meine ersten Kunden waren so entstehen. „Unser Ziel ist es, in mus-Postulat mit großer Spielfreude gegen alt wie ich. Sie waren extrem Frankreich für den europäi- den Strich bürstet und dabei dennoch einer gebildet, hatten an Elite- schen und US-Markt und in formellen Eleganz verpflichtet bleibt: Mai- Universitäten im Ausland China für Asien zu produ- son Dada. Der Name ist Programm. „Mai- studiert und Geld wie Heu: zieren“, sagt er. Maison son“ steht für französische Tradition und Entweder waren es Erben, Dada soll groß werden. Chic und „Dada“ für die Prise Verrücktheit. junge Unternehmer oder Das Denken im XXL- CAI YUNPU Als Urenkel eines Möbeldesigners, der mit Aktionäre. Was sie von mir Maßstab und ein atembe- / dem Modernisten Robert Mallet-Stevens wollten: Eine Einrichtung, raubendes Wachstums- arbeitete, Enkel eines Jazzmusikers und wie kein anderer sie hatte“, tempo, das hat er sicher aus

9 6 Sohn eines Architekten, wuchs Dariel in erzählt er. Die Carte blanche, Shanghai mitgebracht. MAISON DADA Bentu Design Baustellenschutt. Damit gelang Bentu Design der Durchbruch: Seit 2012 entwirft das Studio aus Guangzhou im Süden Chinas Leuchten und Accessoires aus Kachelresten und Scherben. Inzwischen umfasst das Sortiment auch Möbel aus Beton, puzzleartig zusammensetzbar, zudem Beistelltische, Bänke und Hocker. Das Material kommt hauptsächlich aus Chaozhou, wo 70 Prozent der weltweiten Studio Buzao Haushaltskeramik hergestellt wird. „Unser Ausgangspunkt ist das Verständnis für rohe Materialien“, Seit zwei Jahren erst gibt es das Büro aus erklärt Mitbegründer Chen Xingyu. „Auch Dreck kann wertvoll wie ein Diamant sein, wenn man ihn Guangzhou. „Ich weiß nicht“, bedeutet sein Name. gewissenhaft nutzt.“ Er bezieht sich einerseits auf Millennials, die diese Phrase so häufig benutzen, bezeichnet andererseits die Philosophie der Marke: Zeng Peng, ehemaliger Chef-Designer von Bentu (siehe links), experimentiert mit Materialien und Herstellungsabläufen und flößt ihnen die Ungewissheit künstlerischer Prozesse ein. So ist das Ergebnis zu Beginn immer ungewiss. Die jüngste Labels we like Kollektion hat er aus Glasbauklötzen aufgebaut, deren Färbung sanft von zartem Hell- zu tiefem Nachtblau ver- DIESE IDEEN GILT ES IM AUGE ZU BEHALTEN läuft. Die Formen dagegen sind scharfkantig, das Gesamtbild skulptural. Die Stücke sollen „Ruhe, Stabilität und Rationalität“ vermitteln, zitiert die Galerie „All“ aus Peking das Studio, das Fake? Von wegen. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist eine sie im Sommer auf der Design Miami/Basel präsentierte – China-Blau wie ein Stück Himmel. Generation von Gestaltern herangewachsen, die heimische Handwerks- traditionen mit modernem Know-how kombiniert. Kein Wunder, dass bei der Messe „Design China Beijing“ doppelt so viele einheimische Teilnehmer dabei sind wie im Vorjahr. Diese Namen gilt es zu beobachten. Frank Chou Der gebürtige Pekinger ist vielfach ausgezeichnet. Auf der Talentschau der Mailänder Möbelmesse, dem Salone Satellite, erhielt er als erster Chinese den „Special Mention Design Award“. Chou setzt voluminöse Möbelkörper in fragile Rahmen, nutzt das Bild eines typischen chinesischen Hand- fächers, um daraus eine Stuhllehne abzuleiten, oder schmiegt Marmorplatten so aneinander, dass sie als Beistelltisch ein kleines Stück Archi- tektur ergeben. „China floriert, aber im Geist ist es immer noch eine sich entwickelnde Wirt- schaft“, konstatiert Chou. „Als Designer haben wir wenig Kraft, aber eine große Verantwor- tung zu leiten, lehren und zu kämpfen – für das Richtige und eine bessere Zukunft.“

Urban Craft Mario Tsai Studio Designer Ximi Li spielt mit geometrischen Formen, verleiht seinen Möbeln durch die „Soft Minimalism“ nennt Tsai seinen Stil, der geprägt ist von seiner Kombination von verschiedenen Materialien und Funktionen einen kleinen Aha-Effekt und Bewunderung fürs skandinavische Design. Vor vier Jahren eröff- bleibt dabei immer elegant. Als Absolvent des Politecnico in Mailand und der China nete der ehemalige Student der Forstwirtschaft einen kleinen Academy of Art arbeitete er etwa für den italienischen Architekten und Designer Andrea Laden in Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejiang. Er Branzi und war sechs Jahre lang Chef-Designer des Studios Neri & Hu. Seit 2016 führt er bot dort Mitbringsel einer sechsmonatigen Reise durch China sein eigenes Büro in Shanghai. Ihn treibt die Frage um, ob Europäer seine Kreationen an. Heute arbeiten sechs Designer für ihn, der Fokus des verstehen und die Chinesen sein Design anspricht. Die Antwort gibt er mit Arbeiten, die Mario Tsai Studios liegt auf Nachhaltigkeit. Sein Credo: von traditionellen chinesischen Möbeln inspiriert und mit einem Italo-Twist versehen sind. „Weniger Material für besseres Design.“ Seine „Pig“-Beistell- tische etwa sind Readymades mit Humor: Tsai entdeckte die Rohre in einer Metallfabrik, verpasste ihnen Beine und „musste dem Schwein nur noch einen Hut aufsetzen“. Gemeint ist die Tischplatte.

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EFFEKTIV Als berufstätige Mutter und Ehefrau muss man neue Wege gehen und seine Pflegeroutine anpassen. Meine Tipps: 1. Die neue „White Lucent Brightening Gel Creme“ von Shiseido macht den Teint ebenmäßig (erste Resultate können Sie nach 28 Tagen sehen). 2. Ein „Sonnen- Schlaf schirm“ für die Haut darf nicht fehlen. Ich empfehle „UV Es- schön sentiel SPF 50“ von Chanel. 3. Ist Ihre Augenpartie am Mor- Die Arbeiten des britischen gen geschwollen, sind die trans- Mode- und Beautyfotografen parenten „Hyaluron Augenpads“ Ben Hassett wirken häufig, als von Annemarie Börlind eine seien sie einem Traum ent- echte Entdeckung. 4. Einen sprungen. Einem aufregenden schnellen rosigen Teint zaubert wohlgemerkt, der auf einem das „Rosé Sugar Scrub“-Peeling Regenbogen aus Farben da- von Lancôme. Eine Minute auf hinschlittert. So konturiert er der feuchten Haut einmassieren, den Porzellanteint der Geisha abwaschen, fertig. 5. Die Aus- mit bunten Akzenten. Lässt strahlung unterstreicht das pas- die Augen auch geschlossen sende Parfüm. Mein aktueller mit spiegelndem Gloss wach Favorit? „Royal“ von Elie Saab. wirken. Das Haar bleibt an den pink-roten Lippen kleben. Es sind die kleinen Fehler, die Ben Hassett bei seinen Arbeiten Claudia Post schätzt, sogar forciert. Der Filialleitung der Bildband „Color“ zeigt nun Parfümerie seine schönsten Arbeiten in

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Pionierarbeit: Passender Muss für Mamis: Sie KURZE WEGE hätte Diptyque es nicht brauchen keine Angst vor Eine Kosmetikneuheit jagt die erfinden können. In dieser dunklen „Die Schule nächste und dabei verliert man Ausgabe dreht sich ja alles beginnt um 7 Uhr“-Au- schnell den Überblick. Dass aber um neue Wege. Und die genschatten mehr zu eine regelmäßige Kosmetikbe- Franzosen haben mal eben haben. Denn der neue handlung das eigentliche Ge- die Art, wie wir Parfüm Concealer „Boi-ing“ von heimnis für eine schöne Haut ist tragen, neu gedacht. Etwa Selfmade: Ich mache mir Benefit radiert sie quasi und nicht ständig wechselnde mit dieser Brosche. Denn: die Welt, wie sie mir im Nu weg. Und das ohne Produkte, setzt sich zunehmend Im Osten viel Neues beim Hinter dem kleinen Vogel gefällt. Pippi Lang- „cakey“ (klumpig) zu durch. Wichtig sind natürlich die Alten: In Asien gilt ein können parfümierte Kera- strumpfs schönes Motto, wirken. Und das vor der richtigen Produkte. Ich schwöre ebenmäßiges Hautbild mikscheiben angebracht kann gleich beim Make- ersten Tasse Kaffee … seit knapp drei Jahren auf Reti- noch immer als Nonplus- werden, die den Duft up in die Tat umgesetzt palm, wie etwa das 3-Stufen- ultra, weil ein gleich- verströmen. Etwa im werden. Von ByTerry gibt Serum „Active Retinol“ (starten mäßiger Teint jünger Flagshipstore in Berlin. es „Palette Factory“, einen Sie unbedingt mit Nr. 1). Oder macht. Beziehungsweise Automaten, der individu- das „Vitamin Hydrogel“, das alterslos. Also haben die elle Eyeshadows oder unsere Haut bestens mit allem Forscher von Shiseido die Puder in 5000 Farb- Guten versorgt. Auf Parabene neue „White Lucent kombinationen herstellt. und synthetische Duftstoffe Brightening Gel Cream“ Nur bei Sephora in Köln. erfunden. Sie soll die verzichtet das Unternehmen aus lichtbedingte Pigmentie- Waldalgesheim in Rheinland- rung der Haut eindäm- Pfalz gänzlich. Und kurze Wege men. In ihr drin steckt Stimulierend: Ätherische Öle haben Macht, heißt es. Macht über Launen und sind die neuen Wege. übrigens die neuartige Wohlbefinden. Seit Jacques Courtin-Clarins vor 60 Jahren die Aromaphyto- „Re-Neura“-Technologie, care-Linie entwickelte, ist sie nicht mehr wegzudenken. Mit dem neuen „Plant Regine die die Reaktionsfähigkeit Gold“-2-Phasen Öl-Fluid wird die Sache noch spannender. Erst beim Auf- Zimmermann der Haut stimulieren soll, tragen verbinden sich beide Phasen zu einer nicht fettenden Textur. Übrigens: Selbstständige die Inhaltsstoffe besser Die chinesische Zentrale von Clarins ist in Shanghai direkt neben dem Hotel Kosmetikerin in aufzunehmen. Fancy! „Puli“, in dem wir für das ICON-Shooting wohnten. Als CEO Jonathan Zrihen der Stephan Parfü-

davon hörte, schickte er gleich großzügige Geschenke für die Schauspieler. PRIVAT merie in Bruchsal 9 8 DIE KRAFT DES MEERES Crème de la Mer Die legendäre Feuchtigkeitspflege, mit der alles begann. Hervorgegangen aus einem Meer unendlicher Inspiration und innovativer Erkenntnisse, versorgt die mit der Miracle Broth™ angereicherte Creme die Haut mit Feuchtigkeit. Sie wirkt sichtbar erneuert, voller Ausstrahlung und Vitalität.

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inzwischen unter der Obhut von Natur- schützern. 2004 brachte Sensai die erste Creme mit Fein gemacht Koishimaru im Tiegel auf den Markt. Inzwi- schen ist die dritte Generation im Einsatz, „Koishimaru Seide Royal“ genannt. Dafür Japanische Kosmetik ist werden Eiweißbausteine in speziell dafür entwickelten Verfahren aus den Seidenfä- für ihren Innovationsdrang den herausgelöst und dann biotechnolo- gisch weiter veredelt. Vor allem um ein bekannt. Sensai treibt Peptid aus 20 verschiedenen Aminosäuren dieses Anliegen auf die dreht sich der Hype. Nachweislich regt es die Fibroblasten an, vermehrt Hyaluronsäu- Spitze. Seidige re zu bilden, wirkt also verjüngend, antioxi- dativ, stärkt die hauteigene Schutzbarriere Mikrobläschen oder eine und bildet gleichzeitig den Auftakt zur neu- zweite Haut – alles ist en Pflege-Ära „Absolute Silk“. „Komplett anders und futuristisch“, schwärmt Thomas möglich Pross, General Manager von Kanebo und Sensai, zum Beispiel vom „Micro Mousse Treatment“. Die Textur sei Branchenge- spräch. Ein Pflegeschaum, der den japani- schen Spirit von Geist und Technologie verkörpere und „wie eine Seidenwolke über der Haut schwebt, dabei aber er- ie Liebe zur Materie, frischt und belebt“. Möglich ist das die am Anfang jeder durch Koishimaru-Seide, die in Mikrokoh- Kreation steht, kennt lensäure-Bläschen, die 8000-mal kleiner man von den großen sind als die im Mineralwasser, tiefer in die Courturies. Auf Hubert Haut eindringen kann. Auf diese de Givenchy beispiels- „Skinsensation“ folgten nun Fluid D weise übten Stoffe eine und Creme. Das kühl anmutende ganz eigene Faszination Fluid gleitet geradezu in die Haut und lässt aus. Man dürfe sie nicht misshandeln, son- sie von innen schimmern. Die Creme über- dern müsse sie lieben und disziplinieren, zeugt mit intensiver Pflegewirkung bei war sein Credo. Heute ist die Niederlände- überraschend leichter Gel-Creme-Konsi- rin Iris van Herpen die zeitgenössische stenz. Es sind bemerkenswerte Texturen, Meisterin der Stofflichkeit: Sie verbindet mit denen die 600 Forscher und Entwickler traditionelle mit innovativen Materialien. von Kanebo aufwarten. Bei „Absolute Silk“ Inspiriert von der Arbeit des japanischen geht es darum, die Eigenschaften der Koi- Künstlers Kohei Nawa, adaptierte van Her- shimaru-Seide, wie zum Beispiel ihre Fä- pen beispielsweise eine Technik, wodurch higkeit, verschiedene Lichteindrücke wi- ein Kleid entstand, das aussah, als wäre die derzuspiegeln, per Pflege auf die Haut zu Haut mit Tautropfen bedeckt. „Liquid übertragen. Silk“ fühlt sich an und sieht in Bewe- 2020 wird Sensai sein 40-jähriges Jubiläum gung aus wie Wasser. Die Roben sind in Europa feiern. Ein Geschenk hat das futuristische Techwear und sinnlich. Mutterhaus bereits in petto: Sensai be- Denn darum geht es ja nicht minder: kommt Zugang zu einer neuen Technolo- um die Empfindung, das Gefühl des Stoffs gie. Einer Innovation, die vor ein paar Wo- auf der Haut. chen dezent– typisch japanisch eben– nur Auch die Kosmetik arbeitet mit der Verfei- auf der Website angekündigt wurde: Von nerung von Texturen. Niemand beherrscht einer neuen „Fine Fiber Technology“ ist da das Terrain so sehr wie die Japaner. Sie sind die Rede. Sie ermöglicht es, einen geschich- die „Senseis“, die Lehrer und Meister, in der teten, ultradünnen Film aus feinsten Fasern Herstellung außergewöhnlicher Konsisten- auf der Hautoberfläche zu bilden. Leicht, zen, die sich auf der Haut anfühlen können flexibel, natürlich; eine unsichtbare Mem- wie gerade gefallener Schnee oder schmel- bran, die sich an die dreidimensio- zendes Eis, das gleichzeitig wärmt. „Sensai nalen Formen des Körpers an- hat schon immer außergewöhnliche Textu- passen kann. Gewonnen per ren hergestellt, ein bisschen so, als wäre Elektrospinnverfahren aus Fa- ein Zauber in den Stoff mit eingewebt. sern mit einem Durchmesser Ein wichtiger Grund dafür ist die unter einem Mikrometer, also Koishimaru-Seide“, erläutert Michael dünner als 0,001 Millimeter. Da Georg Rial Farina, Training Manager es nur einen geringen Höhenunter- von Kanebo Cosmetics. Sensai ist die Pre- schied zwischen der Membran und der miummarke des Hauses für den europäi- Haut gibt, wird sie sich zudem nicht so schen Markt. leicht lösen, bleibt beweglich, transparent Der Superstoff Koishimaru ist die edelste und dabei durchlässig. Der Fantasie sind und kostbarste Seide, die ausschließlich keine Grenzen gesetzt, schon freut man dem Kaiserhaus für seine Gewänder vorbe- sich, was dies für die Hautpflege, Make-up- halten war – bis der Bann 1998 gebrochen Hightech in Anwendungen und therapeutische Felder wurde. Nur Kanebo in Tokio und der Kimo- Perlen: Das in Zukunft bedeuten könnte. Eine zweite, no- und Obi-Meister Genbai Yamaguchi mit neue „Micro strahlende Haut – einfach so zum Aufsprü- seiner Firma Kondaya in Kyoto bekamen Mousse Treat- hen. Da bekommt das Wort dünnhäutig die Erlaubnis, sie ebenfalls zu verwenden. ment“ der doch eine ganz neue, fantastische Bedeu- 10 0 Die dazugehörige Seidenraupenfarm steht Japaner tung. Susanne Opalka HOMMAGE AN DIE SCHÖNHEIT ELASTEN® HAUTCouture

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SPUREN DER ZEIT Die sehr gut verträgliche ELASTEN®-Rezeptur wurde in enger Schon mit 25 Jahren lässt die körpereigene Kollagenproduktion Zusammenarbeit mit Dermatologen und Wissenschaftlern ent- nach – das stützende Kollagengerüst der tiefen Hautschichten wickelt. ELASTEN® enthält den besonderen [HC] -Kollagen- verändert sich und wird instabiler. Die Haut wird trockener, Elasti- Komplex®. Dieser hat eine besonders große Übereinstimmung zität und Spannkraft gehen verloren, Fältchen entstehen. mit dem natürlichen Kollagen des Menschen. Dadurch ist das Der Glow fehlt. ELASTEN® Trink-Kollagen sehr effektiv und wirksam. Erste positive Hautveränderungen sind nach 4 Wochen sichtbar.* WIRKT VON INNEN Für nachhaltige Effekte muss die Haut von innen mit wichtigen Exklusiv in Ihrer Apotheke: ELASTEN® (28 Trinkampullen) Kollagen-Peptiden versorgt werden, da Cremes und Seren nur Mehr Informationen finden Sie unter www.elasten.de die Hautoberfläche pflegen können. * Kerscher et al., 2018, IMCAS Paris;

Bolke et al., 2018, AISA, Vol.6, Issue 1 EL_PAN_0919 ZEITGEIST Einen Duft zu kreieren, der keinem Geschlecht so wirklich zuzuordnen ist, ist nichts Ungewöhnliches mehr. Und zu Guccis Vision passen sie bestens. Regeln brechen, mit Stilen experimentieren, Codes FÜR SIE mischen darf Alessandro Michele, Chefde- signer der Italiener, reichlich. Für „Mémoire Schon als kleiner Junge d’une Odeur“ ließ er erstmals mineralisch- träumte Ermanno Daelli, wie aromatische Noten miteinander kom- er damals noch hieß, davon, GANZ BEI SICH binieren. Das leicht Metallische steigt einmal die schönsten Frauen einem gleich in die Nase und macht Lust Dass Givenchy seit 1957 auf einzukleiden. Mission accom- darauf zu warten, was sich sonst noch diesem Flakon beharrt, hat plished. 2000 gründete er mit sei- entfaltet. Gibt’s etwa im KaDeWe in Berlin. etwas Beruhigendes, meinen nem Partner Toni Scervino bei Flo- Sie nicht? Hubert de Givenchy renz das Modehaus Ermanno Scervino füllte in ihm bereits das Parfüm für und hüllt inzwischen nicht nur Frauen, seine Muse Audrey Hepburn ab. sondern auch Männer und Kinder in seine Aber die Franzosen wollen natürlich glamouröse, heile Welt. Und nun schließlich nicht rückwärtsgewandt gelten, die Welt auch in ein Parfüm. „Seine Kreationen heben bleibt, der Inhalt ändert sich. 2018 wurde ein die Schönheit der Frau neues „L’Interdit“ erfunden und ab dem 16. hervor und nehmen ihr September folgt ein weiteres Kapitel: das Eau nichts weg. Das Gleiche gilt de Toilette, das nach Orangenblüten, Tubero- für sein Parfüm“, sagt Cosima se, Vetiver und Patschuli duftet. Auermann, Modeltochter von Supermodel Nadja. Man glaubt ihr das sofort.

PS SSS GEPFEFFERT St! Wenn man Christine Nagel nur drei Zutaten Die Neulinge gibt, um ein neues Parfüm zu entwerfen, stellt LE PARFUM C’EST MOI das die Schweizerin nicht vor eine große Her- ausforderung. Im Gegenteil. Die Hermès- „Eine Frau, die kein Parfüm trägt, Hausparfümeurin bewies bereits 2017 ihr hat keine Zukunft“, soll Coco großes Talent, als sie „Twilly“ erfand. Ein Sollten Sie zur Herbstsaison wieder Ihren Chanel gesagt haben. Vor zwei Duft, mit dem eine neue Zielgruppe Kleiderschrank auffrischen, hätten wir Jahren hat ihr Chanel auch end- angesprochen werden sollte – die lich einen Duft mit ihrem richtigen Vornamen nächste Generation Hermès-Kundin auch ein paar Ideen für das Badezimmer. gewidmet. Und darauf aufgebaut. Für die quasi. In diesem Herbst folgt Caroline Börger suchte schönste Düfte neue „Gabrielle Chanel Essence“ ließ sich Parfümeur Olivier Polge von der Strahlkraft Twilly Nummer 2. Das „Twilly Eau von Modehäusern heraus poivrée“ kombinierte Madame der Designerin inspirieren und ergänzte das Nagel aus rosa Pfeffer, Rose Bouquet aus weißen Blumen (Jasmin, Ylang- und Patschuli. Für die Ylang, Orangenblüte) um Tuberose aus Generation eigenwillig. Grasse. Wird auch morgen noch gefallen.

NIMM UNS MIT AUF DIE REISE

Erlebnisse aus Kindertagen begleiten STAY CLASSY! uns ein Leben lang. So geht es auch François Demachy, dem Hausparfü- Wir erinnern uns gern an das Brautkleid meur von Dior, der als kleiner Junge in von Carolyn Bessette-Kennedy, das US- der väterlichen Apotheke in Grasse Designer Narciso Rodgriguez entworfen von einer Lotion namens „Bay Rum“ in hatte. Doch nicht nur seine Mode ist zeitlos, einem bräunlichen Fläschchen fas- auch seine Düfte sind Klassiker, was ihn, beim ziniert war. Mit „Spice Blend“ hat er Interview in Hamburg darauf angesprochen, nun diese Erinnerung in einen Duft sichtlich stolz macht: „Klassiker ist ein tolles umgewandelt. Der ist – wie der Name Wort. Vor allem heutzutage. Man hat alles nur erraten lässt – prall gefüllt mit Gewür- für den Moment, wischt nach links, und zen wie Pfeffer, Ingwer und einem schwupp, kommt schon das Nächste.“ Ein Rum Absolu aus Martinique. Nicht Klassiker in jedem seiner Düfte ist Moschus. nur eine Reise zurück ... „Ich liebe einfach, wie Moschus sich IT TAKES TWO TO TANGO verändert – mal sexy, mal männ- lich – immer sehr sinnlich.“ Für Teamwork ist das neue Empowerment. sein neues „Rouge Eau de Bei Jean Paul Gaultier hat man sich ent- Toilette“ mischte er Mai- schieden, die neuen Düfte „La Belle“ und glöckchen, Alpenveilchen „Le Beau“ (oben) von Sonia Constant und und Rosenblüten, Quentin Bisch kreieren zu lassen. „Unser Vetiver, Tonkabohne Briefing? Erschafft eine Reinterpretation der und Zedernhölzer Duftklassiker ‚Le Male‘ und ‚La Femme‘“, erzählt hinzu. Potenzial der Parfümeur aus Paris. Schweres Erbe. Die Män- für den näch- nervariante duftet nach Kokosnuss, ziemlich außer- sten Klassiker. gewöhnlich, wie der Parfümeur zugibt. Sonst ist das ja eher was für Sonnenmilch. Dieser Duft entfaltet sich

10 2 selbstverständlich auch bestens auf Frauenhaut. ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER WISSENSCHAFT

Bislang in Deutschland ein Unikat: Wer die Custom D.O.S.E- Doktor Maschine live erleben möchte, muss nach Digital Frankfurt reisen

Personalisierung ist auch in der Kosmetikbranche der große Trend. Bei Skinceuticals erfand man eine Maschine, die in Minuten ein individuelles Serum anmischt. Caroline Börger musste das natürlich testen

ereits durch das große schine auch ,Lab in a box‘.“ Seit Jahren man die alle testen, ohne dabei bankrottzu- Schaufenster kann man forscht und tüftelt ihr Team daran. „Wissen- gehen?“, sagt Leslie Harris und lacht. Si- sie erkennen. Eine schaft braucht Zeit“, erklärt sie im flotten cher, man habe einen Weg gefunden, unter- schwarze Box in der kli- Tempo. Als Erste im Konzern begann sie stützt von verschiedenen L’Oréal-Labors, nisch weiß eingerichte- vor drei Jahren mit ihrem Team, an der Box denn seit 2005 gehört die Marke, die ihren ten Tagesklinik „Bellari“ zu tüfteln, sie seien schließlich der „Inkuba- Anfang in einem kleinen Labor an der Du- B im Herzen Frankfurts. tor im Unternehmen“, mit deren Hilfe sich ke-Universität in North Carolina nahm, zu Wie so oft täuscht der ein auf den Patienten abgestimmtes Serum dem Kosmetikriesen. Der Markengründer simple Schein: Die Box verbirgt eine ausge- herstellen lässt. Noch vor Ort in der Tages- Dr. Pinnell wollte eigentlich mithilfe von klügelte Technik (1227 mechanische Bautei- klinik wird es nach einer ausführlichen reinem Vitamin C die Wundheilung be- le) und einen Algorithmus (bestehend aus Hautanalyse und der Beantwortung einiger schleunigen, doch die Natur hatte bereits 85.000 Prozessdaten und Codes), die die Fragen zum Hautzustand und den er- die beste Methode entwickelt, sein Opti- Zukunft der Kosmetik verändern sollen. Er- wünschten Ergebnissen vor den Augen der mierungsplan ging nicht auf. Im Rahmen dacht und made im Silicon Valley, was wohl Kunden zusammengestellt, zentrifugiert, der Forschung entdeckte der 2014 verstor- auch die schlichte Apple-Ästhetik des Ge- abgefüllt und mit einem personalisierten bene Wissenschaftler aber gemeinsam mit räts erklärt. Etikett beklebt. Alles gesteuert über ein Ta- seinem Sohn und einem weiteren jungen Die „Custom D.O.S.E“-Maschine ist das blet. Und alles in allem vergehen keine 15 Forscher, dass Vitamin C doch unter die Werk von Leslie Harris, CEO bei Skinceuti- Minuten bis zum fertigen Serum. Haut gelangen kann, und meldete seine cals. Sie ist Ökonomin, studierte zuerst Die Nachfrage nach individualisierten Pro- Entdeckung 1992 zum Patent an. Seitdem Wirtschaft am berühmten Wellesley Col- dukten steigt unaufhaltsam. Sei es in der wird er als der Vater der Antioxidantien ge- lege, schloss mit magna cum laude ab, Autobranche oder bei Accessoires. Die Kos- handelt und Begründer der Ära der Cosme- machte noch einen Master in Kosmetik und metikbranche ist da nicht länger außen vor, ceuticals in den USA – entstanden aus den Parfüm-Marketing am FIT in New York und das Feld ist nicht mehr nur Hautärzten Begriffen Cosmetics und Pharmaceuticals. kam 2012 zu Skinceuticals. Die Managerin, überlassen. „Personalisierung ist überall Der Historie fühlt Harris sich verpflichtet: die von sich selbst sagt, ein „Beauty-Junkie“ auf der Welt ein Trend. Vor allem, weil wir „Alles bei uns ist bis auf den Grund wissen- zu sein, führt von New York aus die medizi- etwa Pigmentstörungen damit gut und in- schaftlich belegbar, und sollte etwas nicht nischste aller L’Oréal Marken. Und weil die dividuell behandeln können. Nicht jede funktionieren, dann bringen wir es nicht Wissenschaft immer Vorrang hat (die Mar- Haut reagiert auf denselben Wirkstoff. auf den Markt.“ ke des amerikanischen Dermatologen Shel- Aber eigentlich folgen wir mit Skinceuti- Dass Dermatologen aber nun bangen müs- don Pinnell begründete 1997 schließlich cals keinem Trend, sondern versuchen erst sen, das zukünftig eine Maschine ihre Ex- den Doctor Brand-Boom), ist Harris auf dann ein Teil davon zu sein, wenn wir er- pertise ersetzen könnte, verneint Leslie einem Kongress in Mexiko, als wir telefo- kennen, dass sowohl die Kunden als auch Harris. Im Gegenteil. „Unsere Geräte sind nieren. Ärzte dasselbe Bedürfnis haben. Und das nur in Praxen verfügbar, denn am Ende des „Und? Was für eine Mischung haben Sie ge- war der Fall.“ Weltweit sind bisher rund 50 Tages sind Ärzte die Experten. Menschen braucht?“, steigt sie ohne Vorgeplänkel di- Geräte im Einsatz, in Deutschland ist es bis- kaufen heutzutage auf allen Kanälen ein. rekt ins Thema ein. Ihr Interesse an dem lang nur bei dem langjährigen Skinceuti- Sogar ich, die ich eine Kosmetikmarke leite, extra für die Autorin angerührten Serum, cals-Partner, dem Dermatologen-Ehepaar kaufe online. Daher haben wir überlegt, wie das Pigmentstörungen reduzieren soll, ist Dres. Sattler in Frankfurt stationiert. wir ein Produkt entwerfen können, das ein- echt. Wissen ist Entwicklung. Kennt sie „Eine der größten Herausforderungen der zigartig ist und das es eben nur in diesem doch jeden Aktivwirkstoff, jedes Einzelteil, Personalisierung ist die enorme Anzahl an persönlichen und fachmännischen Umfeld

SKINCEUTICALS das in der Box steckt. „Viele nennen die Ma- Kombinationsmöglichkeiten. Wie bitte will zu kaufen gibt.“ 10 3 IHRE ZEIT IST JETZT GEKOMMEN: SEIEN SIE IHR EIGENES IDÔLE

DIESER DUFT VON LANCÔME IST FÜR DIE WAGEMUTIGEN, FÜR EINE NEUE GENERATION AN STARKEN, SELBST- BESTIMMTEN FRAUEN, DIE SAGEN, WAS SIE DENKEN.

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GETTY IMAGES Mario Testino

Nun tue ich, was ich will

Meistens ist es gut, eingefahrene Wege zu verlassen. Was Mario Testino dabei entdeckte, zeigt er hier. Und sprach darüber mit Inga Griese

An einem Samstagnachmit- wollte ich sie näher an mich und meine Welt tag im Januar 2018 kam der heranbringen. Weckruf. Auch Mario Testi- no zog es damals in den Sog Bei den Geishas war es sicher ähnlich. der #MeToo-Affäre. Die bis Ich habe Geishas immer bewundert. Ich mag heute juristisch ungeklär- die Vorstellung, dass sich manches nicht ver- ten Vorwürfe, es kam zu kei- ändert – anders als die Mode heute. Das Mate- A ner einzigen Anzeige, führ- rial, aus dem ihre Kleider sind, ist so schön ten dazu, dass der Starfotograf, der über Jahr- und vollkommen. Es wurde nicht für eine Kol- zehnte mit seinem Stil Kampagnen und Mo- lektion hergestellt, sondern über Jahrhunder- demagazine prägte und als einer der te entwickelt. Hoffotografen der Windsors galt, von einem Tag auf den anderen nicht mehr dazugehörte. Wofür stehen die sterbenden Blumen ? Es sollte sich als Chance herausstellen. Im Wir neigen dazu, alles aus einer jugendlichen April 2018 ging er auf Reisen. Plötzlich war Perspektive zu betrachten. Ich frage mich: Zeit, sich auf die Dinge zu besinnen, die den Wie weit reicht unsere Wertschätzung für 64-Jährigen wirklich berühren und die ihn zu Dinge und Lebewesen? Verwelkte Blumen dem prägenden Meister der Inszenierung sind doch noch schöner als frische! machten, der er bis heute geblieben ist. Tradi- tionen, Subkulturen und Schönheit in der Der kleine, afrikanische Junge mit dem weißen Vergänglichkeit sind alles Themen, auf die Gesicht wirkt fast wie tot. Testino sich nun voll und ganz besinnen kann. Der Tod ist bei eingeborenen Völkern oft kein Mit großartigen Ergebnissen. Tabu. Es ist faszinierend: Wir alle verstehen den Tod nicht – und doch gehen wir alle dort Wonach haben Sie auf Ihren Reisen gesucht? irgendwann hin. Die Stämme aus Äthiopien Ich interessiere mich für Traditionen, aber an- haben unterschiedliche Bemalungen: die Blu- statt sie einfach zu betrachten, möchte ich da- me, der Tod, jeder sucht sich etwas Eigenes ran teilhaben. aus.

Das heißt, Sie haben die Bilder arrangiert? Das Foto mit den kämpfenden Hähnen ist Ja, es sind meine Kompostionen, und es war grausam. Aber so ist das Leben, nicht wahr? ein Lernprozess. Als ich zum Beispiel das ers- Ja, es geht um männliche Konkurrenz in der te Mal die Männer fotografierte, die von dem Gesellschaft. Man hat das Gefühl, eine Art Künstler Horiyoshi III. tätowiert wurden, tat Tanz zu beobachten, eine Zeremonie. ich, was alle tun würden: Ich machte Porträts. Doch dann ging ich noch ein zweites Mal dort- Hatten Sie eigentlich einen genauen Plan, wie hin, weil ich die Idee hatte, die Körper zu und wohin Sie reisen wollten? kombinieren. Ich finde es faszinierend, dass Es gab Orte, auf die ich neugierig war, aber ich man sie jetzt nicht mehr unterscheiden kann. habe auch Impulse von außen aufgenommen. Und es ist natürlich auch eine Hommage an Es fühlte sich fast wie Kunstgeschichtsunter- die herausragende Arbeit dieses Künstlers. richt an, denn ich habe mit Licht, Kompositio- nen und Themen gearbeitet, die ich nicht Einige Ihrer Fotos wirken sehr persönlich, man wirklich kannte. 40 Jahre lang habe ich das erkennt den Testino sofort in ihnen. getan, was Leute von mir wollten. Stimmt! Als ich für den Salsa nach Kolumbien reiste, stellte ich mir Kuba in den 40er- oder Wie Kim Kardashian zum x-ten Mal zu foto- 50er-Jahren vor oder diese wunderbaren süd- grafieren … amerikanischen Partys. Aber gleichzeitig Nun tue ich, was ich will. Stillleben, Bogotá, Kolumbien, 2018: Die Kunst der Verwesung von Früchten und Blüten

Punk, Rangun, 2019: Mitglied der „Food not Bombs“-Aktivisten Salsa, Cali, Kolumbien, 2018: Lateinamerikanischer Glamour

Kyoto, 2018: Geishas sind die Ikonen japanischer Kultur Stillleben, London, 2019: Trockenblumen, die an Rembrandts Tulpen erinnern Stamm der Suri, Äthiopien, 2019: Dekoration der Stammesmitglieder ist ein Muss Los Gallos, Finca La Palma, Kolumbien, 2019: Der Hahnen- kampf zählt noch immer zur südamerikanischen Tradition

Yokohama, 2019 Kyoto, 2018 Tattoos haben mich schon immer fasziniert. Die schöne, rätselhafte Geisha Beim Anblick der traditionell japanischen zählt zu den ikonischen kulturel- Irezumi-Kunst verschlägt es mir jedes Mal den len Bildern Japans. Ich wollte Atem. Dieses Bild stammt aus meiner zweiten mit Geishas arbeiten, weil ich Zusammenarbeit mit Horiyoshi III, Japans vom Thema Tradition regelrecht berühmtesten Irezumi-Künstler. In dieser besessen bin. Wir besuchten ein Aufnahme fokussierte ich mich auf Formen und Okiya, den Ort der Geishas, an Bewegung und wie die Muster auf den Körpern denen sie trainieren und auf- sich zu einem dynamischen Gesamtbild ver- treten. Ich habe dort viele Fotos einen. Aufgenommen am 19. Mai 2019. gemacht, aber meine Lieblings- bilder sind die, in denen die Geishas in ihren Gewändern tanzen, die auf exqui- site Art und Weise drapiert sind. Farbenfroh und subtil wirken diese Auf- nahmen wie gemalt. Aufgenommen am 27. April 2018.

Stillleben, Bogotá, Stillleben, London, 2019 Kolumbien, 2018 Die getrockneten Blumen in diesem Während ich in Kolum- Bild sind Tulpen, die auf der West Hill bien war, war mein Plan, Farm in Lyme Regis, England, gewach- Blumen zu fotografieren. sen sind. Sie wurden am 7. April ge- Durch meine Freundin schnitten und am 15. Mai fotografiert. Victoria Fernandez traf Es gab keinen Plan, wie lange es ich Silvia de German brauchen würde, sie in genau diesen Ribón. Normalerweise Zustand zu bekommen. Sie wurden kreiert sie makellose einfach in einer Vase gelassen, das Blumenarrangements. Wasser verdunstete und die Blume Aber für dieses Bild erschuf sie nach meinem Briefing diese unglaublich leben- vertrocknete. Der Name der Tulpe ist „Rem’s Favourite“ (Rems Liebling), denn dige Komposition aus sich zersetzenden Früchten und Blumen. Alles sollte sie wurden so gezüchtet, dass sie wie die Tulpen in Rembrandts Gemälden sich in einem Zustand der Verwesung befinden, dieser Moment, wenn sie nicht aussehen – und dennoch gleicht keine der anderen. Die Blume ist in die Jahre mehr prächtig sind und normalerweise entsorgt werden. Verfall kann manch- gekommen, aber ich liebe diesen Moment der Verzerrung, denn es fordert mal schöner sein als die perfekte Blüte. unsere Idee von Schönheit heraus. Aufgenommen am 15. Mai 2019. Aufgenommen am 12. Juli 2018.

Punk, Rangun, 2019 Stamm der Suri, Äthiopien, 2019 Im November 2018 reiste ich nach Myanmar, um Der Stamm der Suri lebt in Südwest-Äthiopien die zwölf aussterbenden Stämme der Chin-, und besteht aus ungefähr 30.000 Menschen. Kayah- und Shan-Region zu dokumentieren. Der Junge aus dem Stamm Kara lebt im Dorf Ursprünglich war nicht geplant, auch in der Duss. Während der Adoleszenz beginnen Jun- Großstadt Rangun zu fotografieren, aber wir gen und Mädchen, ihre Körper mit temporärer versuchten unser Glück dennoch und trafen Farbe, permanenten Piercings und Narben zu Kyaw Kyaw, der der Gründer der dortigen „Food dekorieren. Körperdekoration ist ein wichtiges Not Bombs (Nahrung statt Waffen)“-Initiative Merkmal von Schönheit in der Kultur der Suri. ist. Er sagte ein paar Freunden Bescheid, die Außerdem zeigt es den Reichtum einer Familie sich zu einem informellen Shooting einfanden. an, die sich vor allem aus der Anzahl von Kühen Ich bin von Subkulturen fasziniert, und bei dieser hier handelt es sich um eine, ableitet, die sie besitzt. Es war interessant zu sehen, wie mit diesen Codes die sich für den sozialen Wandel in Myanmar einsetzt. Jeden Freitag ver- einerseits auf die Identität eines Stammes hingewiesen wird und anderer- sammeln sich die „Food Not Bombs“-Aktivisten in der Innenstadt im Maha seits Individualität durch Verzierungen und Blumen am Körper ausgedrückt Bandula Park, um den Armen Essen zu geben. Sie sind komplett in Punk- wird. Aufgenommen am 8. März 2019. Outfits gekleidet und verteilen Spendenpakete. Diese Punks stehen für die Öffnung von Myanmar, das mit dem Recht und der Freude der Jugend daher- kommt, sich frei auszudrücken. Aufgenommen am 18. Februar 2019.

Salsa, Cali, Kolumbien, 2018 Los Gallos, Finca La Palma, Wir sind nach Cali gereist, um dort an der Salsa Kolumbien, 2019 Schule „Escuela de Salsa Ensálsate“, den Tanz in Ich bin in Peru aufgewachsen, der Bewegung einzufangen. Ursprünglich wo Hahnenkämpfe ein Aspekt stammt Salsa mit seinem Mix von Musik und der traditionellen südame- Schritten aus Kuba, Puerto Rico und Harlem, aus rikanischen Kultur sind. Ich New York City. Mit den Matrosen, die in den war immer beeindruckt von 70er-Jahren in ihre Heimat zurückkehrten, fand ihrer Stärke und Schönheit im er seinen Weg nach Kolumbien. Die Bilder, die Kontrast zu ihrer gewalt- wir aufgenommen haben, zeigen etwas, das mich tätigen Natur. Ich bin gegen begeistert: Als Südamerikaner stand diese Welt die Brutalität dieses Sportes, für mich stets für den Höhepunkt des Glamours – lateinamerikanischen Gla- aber diese kolumbianischen Hähne wurden derartig geschützt, dass sie sich mours. Ich finde es ungeheuer faszinierend, dass diese überwältigende An- gegenseitig keine Verletzungen zufügen können. Bei diesem Shooting wollte ziehungskraft heute immer noch existiert. Aufgenommen am 18. Juli 2018. ich den Widerspruch zwischen Gewalt und Schönheit aufzeigen. Die Hähne greifen sich an und zeigen Aggression, aber während sie das tun, kreieren sie dieses unglaubliche Spektakel von Farbe und Bewegung. 118 Aufgenommen am 30. Januar 2019. erst fUnf jahre – und schon ein klAssiker. hier flaniert berlin bikini berlin

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ERINNERN SIE SICH? AN DIE ZEIT, ALS MAN STATT WHATSAPP UND E-MAIL NOCH KARTEN VON Global Diary FREMDEN ORTEN SCHRIEB? WIR TUN ES NOCH IMMER. ILLUSTRIERT VON TIM DINTER

Wie lautet die goldene Regel? Das Sushi-Restau- richte wie Damhirschbraten mit Wacholder-, rant ist gut, wenn Japaner es frequentieren, die Preiselbeer-Thymiankartoffeln, Kabeljau in Mu- Pizzeria erhält ihr Gütesiegel durch die Anwesen- schelbouillon mit Safran und Fenchel oder Elch- heit von Italienern. In Öster Malma, eine Stunde gulasch bourguignon zu. Die Brotsorten und der südlich von Stockholm gelegen, braucht man Kuchen zum Nachtisch sind frisch aus dem Ofen nicht nach Schweden Ausschau halten. Als aus- – und das alles zu einem anständigen Pauschal- ländischer Tourist ist man in der Unterzahl, wenn preis. Die Gäste an den Tischen im großen Spei- nicht gar alleine dort. Nur eine kleine Werbetafel sesaal mit den Holztischen unterhalten sich an- deutet auf das Geschehen im Inneren des Ge- geregt, niemand drängelt am Buffet. Nach dem bäudes hin, das einst zu den Stallungen des be- Essen bietet sich ein Besuch im angrenzenden nachbarten Schlosses gehört. Aber es gibt ein an- Wildpark an oder man springt in einen der umlie- deres sicheres Zeichen, dass hier alles richtig ge- genden Seen. Oder lässt den Blick einfach über macht wird: An den Tischen des namenlosen Re- die Landschaft streifen, die so satt ist wie der staurants speisen mittags die Jäger des Reviers Gast selbst. höchstpersönlich. Die Einheimischen nennen es Ein Tagesausflug lohnt, er lässt sich gut verlän- deshalb „die Kantine“, auch weil sie nur mittags gern: Im Ort befindet sich ein renoviertes Ba- geöffnet hat und mit Selbstbedienung, Buffet rockschloss mit 30 geschmackvollen Zimmern. und all you can eat alle Attribute eines kollektiven ÖSTER MALMA Hier finden im Sommer Grill- und Cocktailaben- Esserlebnisses auf sich vereint. „Jägerkantine“ de statt, und ein gehobenes Hotelrestaurant, Allerdings eines, von dem Angestellte in ebenfalls mit Produkten aus der Region, gibt es Deutschland nur träumen können. Hierzulande und liegt in einem Naturschutzgebiet, zu dem auch. Für diejenigen, die nach dem Mittagessen würde diese Küche, wofür die Menschen aus den auch die königlichen Jagdgründe gehören. Und noch ein Plätzchen im Magen frei räumen kön- umliegenden Dörfern anreisen, als Farm-to-Table fast alles, was hier auf den Tellern landet, wuchs, nen. Aber wer denkt hier schon über körperliche beziehungsweise Forest-to-Table-Konzept durch- schwamm oder sprang durch die Landschaft, be- Grenzen nach. In dieser Umgebung ist gutes Es- gehen. Öster Malma ist nur ein winziges Fleck- vor es von bodenständigen Köchen weiterverar- sen einfach die natürlichste Sache der Welt. chen inmitten von Wäldern, Wiesen und Seen beitet wird. Sie bereiten wechselnde Tagesge- Heike Blümner isst manchmal gerne wildes Wild

NEW YORK DÜSSELDORF „Moxy“ „Ruby Leni“

In der 28. Straße in Manhattan befindet sich das, was vom „Flower District“ übrig Lage, Lage, Lage. Der altbekannte Mak- geblieben ist. Auf dem Bürgersteig stehen hochgewachsene Zimmerpalmen, ler-Spruch ist auch auf Kurztrips wich- Buchsbäume, aber auch Blumen aller Art, gebündelt in Eimern. Hier verkaufen tig. Gerade für Geschäftsreisende, Großhändler ihre Ware. Der Passant läuft durch ein Spalier von Pflanzen, doch es um zwischen Flughafen, Hotel, gibt es mehr und mehr Lücken in der temporären Bepflanzung. Richtet man den und Meeting noch ein Gefühl Blick nach oben, wird klar, warum: Die teilweise klapprigen dreigeschossigen Zie- für die Stadt zu bekommen. In gelbauten der Händler werden hier bald Geschichte sein. Sie müssen Platz ma- Düsseldorf hat Ende Mai das chen für lukrativere Unterfangen. Hohe Hotelbauten schießen hier inzwischen „Ruby Leni“ eröffnet, das aus dem monetär fruchtbaren Boden. Eines davon ist das im Frühjahr eröffnete nicht nur kostenbewussten „Moxy Chelsea“, eine Marke der Marriot-Gruppe, die eine junge beziehungswei- Konzern-Reisevorgaben se junggebliebene Zielgruppe ansprechen möchte. Der moderne Reisende, so entspricht, sondern ange- die These, möchte kein Vermögen für ein Zimmer ausgeben, da er sich dort nehmerweise auch noch ru- ohnehin nur zum Schlafen aufhält. Wichtiger sind Gemeinschaftserlebnisse – hig und zentral im Geschehen selbst wenn das nur bedeutet, dass alle gemeinsam in einem Raum auf ihr iPhone liegt. Um die Ecke der Kö gele- starren. Entsprechend klein sind die sogenannten „Microrooms“, aber durch- gen, sind es etwa zum schnellen, dacht und funktional eingerichtet: Bequeme Betten mit hochwerti- empfehlenswerten Lunch am Carls- ger Wäsche, eine saubere, kräftige Dusche. Und eines der platz nur wenige Fußminuten. Das Ho- bodentiefen Fenster lässt sich sogar einen Spalt öffnen, tel ist im ehemaligen „Operettenhaus“ un- eine Wohltat. Haken und Bügel sind an der Wand, ein tergebracht, das quasi auch als Namenspatron dient. Tisch und ein Stuhl stehen zusammengeklappt an Denn das siebte Hotel der Münchner Gruppe wurde nach Helena aus der Wand. Alles ist da und in solider Qualität. Es Goethes „Faust“ benannt, das Stück wurde hier in den 50er-Jahren sind Räume, die gar nicht erst vortäuschen, dass mit dem legendären Gustaf Gründgens aufgeführt. Das erklärt auch es hier um etwas anderes gehen könne, als in ih- die vielen Hinweise auf das Theaterleben, die man in der Lobby, auf nen gut zu übernachten. Je nach Lage des Zim- der Terrasse und in den 170 Zimmern entdecken kann. Kein Theater mers in dem 35-Etagen-Bau gibt es noch eine hingegen beim Check-in – er geht irre schnell, wenn man ihn im Ideal- spektakuläre Aussicht dazu. Mehr Platz bieten fall bereits vorab online erledigt hat. An der Bar/Rezeption mit dem die Gemeinschaftsräume: Im zweiten Stock un- freundlichen Barkeeper muss man nur noch seinen Buchungscode in ter einem vertikalen Garten befindet sich ein Co- ein in der Theke integriertes Tablet eintippen und – schwupps – Working-Space, der auch der Nachbarschaft of- schießt die Schlüsselkarte hervor. Genauso schnell ist man dann auf fen steht. Außer Getränken werden hier auch be- dem Zimmer, die ganz in Weiß, pur, aber nicht spartanisch eingerich- merkenswert gute Pizzen serviert. Das Hotelrestau- tet sind. Die Größen variieren zwischen „Nest“, „Lovely“ und „Loft“. rant „Feroce“ dreht das italienische Thema noch ein Allen gemein ist ein gemütliches Bett mit fluffiger Decke und Bad mit Stück weiter: Antipasti, Pasta und Secondi, modern interpre- großer Regendusche. Das zeugt vom Anspruch der Hoteliers: auf tiert in einem Ambiente, das an eine traditionelle römische Tratto- alles Überflüssige in den Zimmern zu verzichten. Doch das niemals ria erinnern soll. In einer Stadt, in der traditionell die Traditionen schneller wech- auf Kosten des Komforts. Dass der Check-out am Ende quasi auch seln als anderswo, wirkt diese Art von Nachbau fast ein bisschen rührend. automatisch abläuft, ist eigentlich nicht mehr erwähnenswert, oder? 12 0 Paula Martini wünscht sich mehr Topfpflanzendschungel im Großstadtdschungel Caroline Börger verzichtet gern auf Schnickschnack ON TOUR

Saskia Wiesenthal in der dem österrei- Wien entspannt im Museumsquartier chischen Architekten Josef Frank gewidmeten Suite Wie(n) daheim

Kein Chaos und trotzdem kreativ? Entdecken und netzwerken ganz ohne Smartphone? Ein Wohnhaus entpuppt sich als Inspirationsquelle – und ist zugleich auch einfach ein schönes Hotel. Barbara Krämer und Massimo Rodari (Fotos) haben viele Ideen mitgenommen

gen nun 61 Zimmer und Suiten. Beeindru- leuchter, wie aus der New Yorker Met. Ge- ckend sind die langen und breiten Gänge, dacht, gesagt, umgesetzt. die die Räume verbinden. Saskia Wiesenthal, Tochter und Managerin Ein Wohnhaus ist eine Heimat für unter- des Hauses, zeigt uns die Räume. „Kennen schiedlichste Charaktere. Diesem Gedan- Sie sich denn noch aus?“, wollen wir wis- ken folgte Hotel-Gründer Wiesenthal bei sen. Tatsächlich würde es den Platz hier der Umsetzung seiner Idee, mit den Zim- sprengen, wenn man alle Architekten und mern und Suiten unterschiedlichen Le- Künstler besprechen würde, die im „Alt- bensentwürfen zu entsprechen. Im roten stadt Vienna“ ihre Ideen in die Zimmer ein- Apartment beispielsweise könnten Film- fließen ließen und weiter einfließen lassen. Oben: „Die Schwimmerin“ von Kirill Stefanov. In der leute die ganze Nacht debattieren und an Es bietet sich an, an einer der öffentlichen Spiegelung ist das Rhinozeros von Szenen feilen. Das Gemälde, das sich in die- Führungen teilzunehmen. Clemens Ascher zu sehen. Im Flur ein weißer Elch, sem Zimmer befindet, unterstreicht die Ab- Saskia Wiesenthal liebt das Haus und das Zentrum des Wohnhotels ist das Treppenhaus sicht. Es zeigt einen sich in beherzten Pin- persönliche Konzept ihres Vaters – und da- selstrichen auflösenden Kopf, so als ob Ge- ran insbesondere die fortwährende Ent- danken um ihn kreisten. wicklung. Sie liebt es auch, Kontakte im Die „Library Suite“ beherbergt genügend Viertel zu schaffen. Es werden Gäste zu Be- An diesem Morgen ist es Bücher, um für einige Monate abzutauchen. kannten, Bekannte zu Ideengebern, zu ei- ein Genuss, zuzuhören: Ein surreales Bild des Fotografen Clemens nem Netzwerk aus Architekten, Designern, Dem Klang eines Kla- Ascher – es zeigt ein einsames Rhinozeros namhaften Künstlern und Handwerkern. viers, der über den In- – weckt Assoziationen an die Erzählung des Bei all dem Enthusiasmus für die Kunst und nenhof hallt. Erst nur französischen Dramatikers Eugène Iones- das Bewahren steht aber immer der Gast an einzelne Noten, dann all- co. In der gerade erst fertiggestellten „Uni- erster Stelle und auch, dass sich alle, die A mählich formt sich eine ted Nation-Suite“ stellt die Textzeile John hier arbeiten wohlfühlen. Die guten Bezie- Melodie, doch mit Unterbrechungen und Lennons: „You may say I’m a dreamer, but hungen in alle Richtungen gelten als Wiederholungen. Ein fast perfektes Spiel, I‘m not the only one“ in leuchtender Neon- Grundlage für ein nachhaltiges Konzept das aus einem der zahlreichen Zimmern des schrift den Bezug zum Raumthema her. und Authentizität. Und im Übrigen hat Bürgerhauses im Siebten Wiener Gemein- Ein Freund vermachte Wiesenthal seine Netzwerken hier Tradition. Das sei typisch debezirk tönt. Es lädt ein, vom Großstadt- Plattensammlung klassischer Musik. Was Wien, das wird einem überall und immer modus auf ein anderes Level umzustellen. für eine gute Gelegenheit, eine Opernsuite wieder versichert. Die beste Art, in Wien anzukommen, in die- zu kreieren. Er fragte dafür den Architek- Wir folgen zu gern den Tipps von Saskia ser erstaunlich entspannten Stadt voller Ge- ten Roland Nemetz an. Man sollte es sich in Wiesenthal und lernen Designer und Ge- schichte und Geschichten. einem Klassiker bequem machen können, schäfte des Siebten, des kreativen Bezirks Hier lässt man sich treiben – in der Donau ein „Lounge Chair“ von Charles Eames soll- von Wien kennen. Und tatsächlich, im „Alt- an Sommertagen, von den kaiserlichen Gär- te es sein, perfekten Sound müsste es ge- stadt Vienna“ ist man Teil eines Ganzen, re- ten zum Museumsquartier, von Hof zu Hof ben, dann bitte auch noch einen Kron- laxt ein wenig und wird noch neugieriger. der restaurierten Wohnhäuser der Jahrhun- dertwende voller Zierrat. Gespräche, La- chen, Diskutieren, es schallt aus den Fens- Oben: Das kunstvolle tern heraus, dem Klavierspiel gleich, das am Licht in der „United Morgen aus der „Bösendorfer-Suite“ des Nations-Suite“, Hauses „Altstadt Vienna“ dringt. und das des In dem 1902 erbauten Wohnhaus in der Kir- Sommers. chengasse fand der Wiener Geschäftsmann Links: Ganz in der Otto E. Wiesenthal die ideale Schatzkiste Nähe gibt es die für seine Ideen – und auch für seine Kunst- handgefertigte sammlung. Auf fünf Stockwerke verteilt be- Taschen von Glein herbergen ehemalige Großbürger-Wohnun- und den Concept Store Qwestion. Versammelte Tipps auf einem Tisch BAUPLAN

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Die „30 9 10 Montaigne“- Tasche von Dior

In den Ateliers und Manufakturen dieser Welt werden weiterhin Handwerkskünste gepflegt, und wir schauen dabei zu

Normalerweise lohnt es sich, von den teils so überlaufenen Champs-Élysées mal abzubiegen. Etwa in die Avenue Montaigne, um bei der Nummer 30 haltzumachen, Diors „Urhaus“. Das wird allerdings in den kommenden zwei Jahren zu einer „Maison“ renoviert. Bis dahin schafft der Pop-up-Store auf den Champs-Élysées üppigen Ersatz und wird unter anderem die neue „30 Montaigne“-Kollektion anbieten. Die ist als eine tiefe Verbeugung von Chefdesignerin Maria Grazia Chiuri vor der Geschichte des Unternehmens und seinem Ursprungsort zu verstehen. „Ich wollte eine Linie entwerfen, die den Geist des Hauses reflektiert, und gleichzeitig Frauen die Chance geben, sich ihren persönlichen ‚My Dior‘-Charme vorzustellen. Die Fertigung findet in einem Atelier in der Heimat der Designerin, in Italien, statt. Wir haben sie in zehn Schritten zusammengefasst: 1. Grundlage ist die detailgenaue Skizze der Tasche. 2. Das zarte Kalbsleder wird vor dem Zuschnitt mit den Fingern auf Unebenheiten untersucht, um die Makellosigkeit des Leders zu garantieren. 3. Millimetergenau wird das Kalbsleder mithilfe von Schablonen ausgeschnitten. Gewichte beschweren das Material, um ein Verrutschen zu verhindern. 4. Anschließend werden die einzelnen Zuschnitte miteinander vernäht. 5. Die Tasche bekommt nun ihre vergoldete Monogrammschnalle. 6. Eine Prägung auf der Rückseite der Tasche offenbart den Schriftzug 30 MONTAIGNE. 7 und 8. Nun werden alle Lederelemente von Hand vernäht. 9. Der zweite Teil der Schnalle wird angebracht. 10. Nun fehlt nur noch der Tragegurt und die Tasche ist fertig. Übrigens: Körper, Seitenteile und Innenfutter bestehen aus drei verschiedenen Sorten Kalbsleder.