20. Ausgabe, Nov. 2018 Rotkreuzgeschichte
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Notizen zur Hamburger 20. Ausgabe, Nov. 2018 Rotkreuzgeschichte Newsletter des DRK Landesverbandes Hamburg e. V. „Stell dir vor, dass alle Menschen ihr Leben in Frieden leben. Du wirst sagen ich bin ein Träumer, aber ich bin nicht der Einzige. Ich hoffe, dass du dich uns eines Tages anschließt und die Welt wird Eins sein.“ Imagine - John Lennon, 1940-1980, britischer Musiker Liebe Rotkreuzfreundinnen und -freunde, liebe an Hamburgs Rotkreuzgeschichte Interessierte, Mit dem Ende des 1. Weltkriegs ging auch für das Rote Kreuz die Kriegstätigkeit zu Ende. Die Umstellung auf die Friedensarbeit gelang den verschiedenen Rotkreuzorganisationen in unterschiedlicher Weise, je nachdem wie stark sie mental, in Bezug auf die jeweilige Ver- bandsgeschichte und hinsichtlich ihrer bisherigen Arbeitsschwerpunkte darauf vorbereitet waren. Aber die Weimarer Republik mit Wirtschaftskrisen und Inflation bedeutete für große Teile der Bevölkerung Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Not. Hinzu kamen innere Unruhen. Somit konnten sich die Rotkreuzgliederungen nicht lange mit sich selbst beschäftigen. Sie mussten sich der neuen Not stellen, um für die Hilfsbedürftigen da zu sein, auch wenn eine Reihe von Rotkreuzangehörigen selbst in einer schwierigen Lebenslage war. Aber eine Ver- schnaufpause war den Rotkreuzlern nicht vergönnt. Dr. Volkmar Schön Konventionsbeauftragter Ihr des DRK Landesverbandes Hamburg e. V. Themenübersicht Umstellung auf den Frieden nach dem 1. Weltkrieg Vorwort Seite 1 Die politischen Veränderungen in Bamberger Rathaus stellte die neue Deutschland nach dem 1. Weltkrieg Satzung die Friedensaufgaben in den Umstellung auf den Seite 1 führten dazu, dass sich auch das DRK Vordergrund, auch wenn die Verpflich- Frieden nach dem 1. - wenn auch teilweise widerwillig - mit tungen gemäß der Genfer Konvention Weltkrieg den Konsequenzen für die eigene Or- nicht aufgegeben wurden. So heißt es Die Arbeit der Männer- Seite 2 ganisation befasste. „ Volkstümlicher “ in § 2, Art. 9 an letzter Stelle der Auf- vereine wollte man ge- zählung der Auf- mäß den Bera- gaben: Das Rote Die Arbeit der Frauen- Seite 6 tungen im Okto- Kreuz verpflichte vereine ber 1919 wer- sich zur Hamburg in der Zeit der Seite 8 den und stärker „Vorbereitung Weimarer Republik den - wie es in und Erfüllung der Rickmer Rickmers Seite 9 „Das Rote Aufgaben, die Kreuz“ 1920, [ihm] als Glied Gründung der Liga der Seite 9 Nr. 12 S. 171 der Weltvereini- Rotkreuzgesellschaften heißt - „ver- gung des Roten Der Kampf im Zeichen Seite 10 änderten sozia- Kreuzes auf dem und Namen des Roten len Verhältnis- Gebiete der Für- Kreuzes in der Weimarer sen “ Rechnung sorge für die im Republik tragen sowie Felde Verwunde- Altes Rathaus von Bamberg Hauptgeschäftsstelle Seite 12 „wesentliche ten, Erkrankten Feldbrunnenstraße 7 Veränderungen eintreten zu lassen und Gefangenen sowie im Bereiche und in ihnen ohne jede Rücksicht auf der Kriegswohlfahrtspflege obliegen.“ Wilhelm Cuno Seite 13 die Parteizugehörigkeit oder gesell- Henry Pomeroy Davison Seite 13 schaftliche und wirtschaftliche Stellung Auch staatlicherseits sah man, dass Angehörige sämtlicher Schichten der gemäß den Bestimmungen des Ver- Museum Bergamo Seite 14 Bevölkerung... zu Worte kommen zu sailler Vertrags, einerseits „ Vereine, Literaturtipp Seite 14 lassen. “ Gesellschaften und dergleichen in Versailler Vertrag Seite 15 keinerlei Verbindung mit dem Kriegs- Mit der Gründung des Deutschen Impressum Seite 16 Roten Kreuzes 25. Januar 1921 im (Fortsetzung auf Seite 2) Seite 2 Ministerium oder irgendeiner anderen sollte u.a. das Rote Kreuz auch weiter- kreuzkonferenz im August 1923 die militärischen Behörde stehen dürfen “ - hin die Zulassung zur Unterstützung Vertreter von 49 nationalen Rotkreuz- für Oberleitung der freiwilligen Kran- des amtlichen Sanitätsdienstes bei gesellschaften und Regierungen um kenpflege war seit dem 1. Oktober öffentlichen Notständen und bei inne- Hilfe zu bitten. Das Internationale Ko- 1921 das Innenministerium zuständig-, ren Unruhen behalten - der Hamburger mitee und die Liga der Rotkreuzgesell- andererseits „bei inneren Unruhen und Senat stimmte dieser Auffassung am schaften [heutige Föderation] haben bei öffentlichen Notständen auf die 16. Januar 1922 zu. Mit Schreiben daraufhin gemeinsam der Welt einen Unterstützung des Heeressanitäts- vom 10. Oktober 1922 an sämtliche Hilferuf für Deutschland übermittelt. … dienstes durch Vereinigungen der frei- Landesregierungen teilte das Reichs- 32 Rotkreuzgesellschaften äußerten willigen Krankenpflege nicht verzichtet ministerium des Inneren zudem mit, sich grundsätzlich zustimmend, von werden kann “, wie es in einem Schrei- „daß Vereine mit bisheriger Genehmi- ihnen leisteten … 14 Gesellschaften ben des Reichsministers des Inneren gung nicht neu beantragen müssen finanzielle Unterstützung. … Die Akti- vom 31. Dezember 1921 u.a. an den und daß neu gegründete Gliederungen on festigte vor allem das Ansehen des Hamburger Senat heißt. Und weiter: des Roten Kreuzes automatisch die Deutschen Roten Kreuzes selbst, das „Auch muß Deutschland in der Lage Genehmigung haben .“ seine Bedeutung als Glied der interna- bleiben, bei internationalen Hilfsexpe- tionalen Rotkreuzorganisation unter ditionen mit Hilfe der Roten-Kreuz- „Die wachsende Not in ganz Deutsch- Beweis stellen konnte.“ (Dieter Rie- Verbände mit Personal und Material land veranlasste das Deutsche Rote senhuber. Das Deutsche Rote Kreuz. helfend mitwirken zu können .“ Daher Kreuz, auf der XI. Internationalen Rot- 2002. S. 188/9) ▀ Die Arbeit der Männervereine Hamburgischer Landesverein vom während des 1. Weltkriegs, im Dezem- Bahnhöfen. Aber schon im Januar Roten Kreuz ber 1916, hatte das Zentralkomitee der 1919 übertrug die Reichsregierung Deutschen Vereine vom Roten Kreuz erneut dem Roten Kreuz diese Aufga- Der Hamburgische Landesverein, um in Berlin mit der Hamburger Finanz- be, allerdings nur für Flüchtlinge aus die Jahrhundertwende aus dem Verein deputation eine Vereinbarung abge- Elsaß-Lothringen. Das Reich und die zur Pflege im Felde verwundeter und schlossen, nach der dem Hamburgi- Bundesstaaten wollten 80% der Kos- erkrankter Krieger hervorgegangen, schen Landesverein gegen eine jährli- ten tragen, den Rest sollte das Rote hatte im Laufe der Zeit die Funktion che Zahlung von 21.000 Mark „die Kreuz selbst aufbringen. So kümmerte eines Dachverbandes übernommen, gesamte Fürsorge für alle in Hamburg sich der Landesverein erneut um die aber war während des 1.Weltkriegs aufhältlichen aus dem feindlichen Aus- Unterbringung der Flüchtlinge, um die auch in erheblichem Umfang operativ lande vertriebenen Reichsdeutschen“ Beschaffung von Bekleidung und die tätig. Mit den gesellschaftlichen übertragen wurde (Senatsprotokoll Vermittlung von Arbeit. Für andere Entwicklungen und den Veränderun- vom 6.9.1918) Die steigenden Flücht- Flüchtlingsgruppen blieb die Stadt zu- gen im Roten Kreuz konnte sich auch lingszahlen und die gleichzeitige Wei- ständig. Im September 1921 verlagerte der langjährige Hamburger Vorsitzen- gerung des Hamburger Senats, die der Landesverein die Flüchtlingsfürsor- de, Max v. Schinckel, nicht anfreun- Zahlungen entsprechend anzupassen, ge aus seinem Stammhaus in der den, wie dessen Lebenserinnerungen führten zunächst zur Kündigung des Feldbrunnenstraße in ein kleineres von 1929 zeigen. Er trat 1920 zurück. Vertrages zum 1. Oktober 1918. Das Büro in der Königstraße. Dem Landesverein kam es nach dem Rote Kreuz beschränkte sich auf die Wegfall der Kernaufgabe des militäri- Betreuung der Flüchtlinge auf den Nothilfe für den Mittelstand schen Sanitätsdienstes nicht ungele- gen, als sich ihm Anfang der zwanzi- Aufgrund der rasanten Inflation waren ger Jahre neue operative Betätigungs- in kürzester Zeit Bevölkerungsschich- felder auftaten - die Flüchtlingshilfe, ten verarmt, die noch kurz zuvor zum die Nothilfe für den Mittelstand und die Mittelstand gerechnet wurden. Das Krankenhausfürsorge. Dieses letztge- waren zum Beispiel die Rentnerinnen nannte Feld behielt der Verein auch und Rentner, die von den Zinsen ihrer nach der 1935 erfolgten Umbenen- Sparguthaben lebten und deren Kapi- nung in Hamburgischer Landes- tal nun quasi nichts mehr wert war. Männerverein und dem Gesetz über 1923 rief daher der Landesverein die das Deutsche Rote Kreuz von 1937, „Nothilfe für den Mittelstand“ ins Le- mit dem die sonstigen Wohlfahrtsauf- ben. Bestanden die Hilfen zunächst gaben dem Roten Kreuz weggenom- nur aus Lebensmittel- und Kleider- men und der NS-Volkswohlfahrt über- spenden, oder auch einmal der Beglei- tragen wurden, bis nach dem Krieg chung von Gas- oder Stromrechnun- 1945 bei. gen, so rückte mit der Zeit immer mehr die Hilfestellung bei der Arbeitssuche Flüchtlingsfürsorge in Hamburg und bei Umschulungen in den Mittel- punkt. Zudem wurde eine An- und Ver- Dieses Aufgabenfeld war unmittelbare kaufsstelle eingerichtet, damit die Folge der militärischen Auseinander- setzungen des 1. Weltkriegs. Bereits (Fortsetzung auf Seite 3) Seite 3 NS-Volkswohlfahrt deutschlandweit mitgliedern zumindest vorübergehend das Winterhilfswerk gegründet. Beschäftigung gegeben werden. Nach kurzer Zeit wurde das Flüchtlingslager Hilfen für Flüchtlinge aus Russland allerdings nach Mölln verlegt, so dass Hamburg nur noch Durchgangsstation Ab November 1929 war Hamburg er- für die Weiterreise war. Für die Jahre neut Durchgangsstation für Flüchtlinge 1930 und 1931 sind 47 Transporte mit auf der Suche nach einer neuen Hei- insgesamt über 5.500 Menschen, teil- mat. Es waren deutsch-russische Bau- weise in Familien mit bis zu zwanzig