Notizen zur Hamburger 20. Ausgabe, Nov. 2018 Rotkreuzgeschichte

Newsletter des DRK Landesverbandes Hamburg e. V. „Stell dir vor, dass alle Menschen ihr Leben in Frieden leben. Du wirst sagen ich bin ein Träumer, aber ich bin nicht der Einzige. Ich hoffe, dass du dich uns eines Tages anschließt und die Welt wird Eins sein.“ Imagine - John Lennon, 1940-1980, britischer Musiker

Liebe Rotkreuzfreundinnen und -freunde, liebe an Hamburgs Rotkreuzgeschichte Interessierte,

Mit dem Ende des 1. Weltkriegs ging auch für das Rote Kreuz die Kriegstätigkeit zu Ende. Die Umstellung auf die Friedensarbeit gelang den verschiedenen Rotkreuzorganisationen in unterschiedlicher Weise, je nachdem wie stark sie mental, in Bezug auf die jeweilige Ver- bandsgeschichte und hinsichtlich ihrer bisherigen Arbeitsschwerpunkte darauf vorbereitet waren. Aber die Weimarer Republik mit Wirtschaftskrisen und Inflation bedeutete für große Teile der Bevölkerung Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Not. Hinzu kamen innere Unruhen. Somit konnten sich die Rotkreuzgliederungen nicht lange mit sich selbst beschäftigen. Sie mussten sich der neuen Not stellen, um für die Hilfsbedürftigen da zu sein, auch wenn eine Reihe von Rotkreuzangehörigen selbst in einer schwierigen Lebenslage war. Aber eine Ver- schnaufpause war den Rotkreuzlern nicht vergönnt. Dr. Volkmar Schön Konventionsbeauftragter Ihr des DRK Landesverbandes Hamburg e. V.

Themenübersicht Umstellung auf den Frieden nach dem 1. Weltkrieg

Vorwort Seite 1 Die politischen Veränderungen in Bamberger Rathaus stellte die neue Deutschland nach dem 1. Weltkrieg Satzung die Friedensaufgaben in den Umstellung auf den Seite 1 führten dazu, dass sich auch das DRK Vordergrund, auch wenn die Verpflich- Frieden nach dem 1. - wenn auch teilweise widerwillig - mit tungen gemäß der Genfer Konvention Weltkrieg den Konsequenzen für die eigene Or- nicht aufgegeben wurden. So heißt es Die Arbeit der Männer- Seite 2 ganisation befasste. „ Volkstümlicher “ in § 2, Art. 9 an letzter Stelle der Auf- vereine wollte man ge- zählung der Auf- mäß den Bera- gaben: Das Rote Die Arbeit der Frauen- Seite 6 tungen im Okto- Kreuz verpflichte vereine ber 1919 wer- sich zur Hamburg in der Zeit der Seite 8 den und stärker „Vorbereitung Weimarer Republik den - wie es in und Erfüllung der Rickmer Rickmers Seite 9 „Das Rote Aufgaben, die Kreuz“ 1920, [ihm] als Glied Gründung der Liga der Seite 9 Nr. 12 S. 171 der Weltvereini- Rotkreuzgesellschaften heißt - „ver- gung des Roten Der Kampf im Zeichen Seite 10 änderten sozia- Kreuzes auf dem und Namen des Roten len Verhältnis- Gebiete der Für- Kreuzes in der Weimarer sen “ Rechnung sorge für die im Republik tragen sowie Felde Verwunde- Altes Rathaus von Bamberg Hauptgeschäftsstelle Seite 12 „wesentliche ten, Erkrankten Feldbrunnenstraße 7 Veränderungen eintreten zu lassen und Gefangenen sowie im Bereiche und in ihnen ohne jede Rücksicht auf der Kriegswohlfahrtspflege obliegen.“ Wilhelm Cuno Seite 13 die Parteizugehörigkeit oder gesell- Henry Pomeroy Davison Seite 13 schaftliche und wirtschaftliche Stellung Auch staatlicherseits sah man, dass Angehörige sämtlicher Schichten der gemäß den Bestimmungen des Ver- Museum Bergamo Seite 14 Bevölkerung... zu Worte kommen zu sailler Vertrags, einerseits „ Vereine, Literaturtipp Seite 14 lassen. “ Gesellschaften und dergleichen in Versailler Vertrag Seite 15 keinerlei Verbindung mit dem Kriegs- Mit der Gründung des Deutschen Impressum Seite 16 Roten Kreuzes 25. Januar 1921 im (Fortsetzung auf Seite 2) Seite 2

Ministerium oder irgendeiner anderen sollte u.a. das Rote Kreuz auch weiter- kreuzkonferenz im die militärischen Behörde stehen dürfen “ - hin die Zulassung zur Unterstützung Vertreter von 49 nationalen Rotkreuz- für Oberleitung der freiwilligen Kran- des amtlichen Sanitätsdienstes bei gesellschaften und Regierungen um kenpflege war seit dem 1. Oktober öffentlichen Notständen und bei inne- Hilfe zu bitten. Das Internationale Ko- 1921 das Innenministerium zuständig-, ren Unruhen behalten - der Hamburger mitee und die Liga der Rotkreuzgesell- andererseits „bei inneren Unruhen und Senat stimmte dieser Auffassung am schaften [heutige Föderation] haben bei öffentlichen Notständen auf die 16. Januar 1922 zu. Mit Schreiben daraufhin gemeinsam der Welt einen Unterstützung des Heeressanitäts- vom 10. Oktober 1922 an sämtliche Hilferuf für Deutschland übermittelt. … dienstes durch Vereinigungen der frei- Landesregierungen teilte das Reichs- 32 Rotkreuzgesellschaften äußerten willigen Krankenpflege nicht verzichtet ministerium des Inneren zudem mit, sich grundsätzlich zustimmend, von werden kann “, wie es in einem Schrei- „daß Vereine mit bisheriger Genehmi- ihnen leisteten … 14 Gesellschaften ben des Reichsministers des Inneren gung nicht neu beantragen müssen finanzielle Unterstützung. … Die Akti- vom 31. Dezember 1921 u.a. an den und daß neu gegründete Gliederungen on festigte vor allem das Ansehen des Hamburger Senat heißt. Und weiter: des Roten Kreuzes automatisch die Deutschen Roten Kreuzes selbst, das „Auch muß Deutschland in der Lage Genehmigung haben .“ seine Bedeutung als Glied der interna- bleiben, bei internationalen Hilfsexpe- tionalen Rotkreuzorganisation unter ditionen mit Hilfe der Roten-Kreuz- „Die wachsende Not in ganz Deutsch- Beweis stellen konnte.“ (Dieter Rie- Verbände mit Personal und Material land veranlasste das Deutsche Rote senhuber. Das Deutsche Rote Kreuz. helfend mitwirken zu können .“ Daher Kreuz, auf der XI. Internationalen Rot- 2002. S. 188/9) ▀

Die Arbeit der Männervereine Hamburgischer Landesverein vom während des 1. Weltkriegs, im Dezem- Bahnhöfen. Aber schon im Januar Roten Kreuz ber 1916, hatte das Zentralkomitee der 1919 übertrug die Reichsregierung Deutschen Vereine vom Roten Kreuz erneut dem Roten Kreuz diese Aufga- Der Hamburgische Landesverein, um in mit der Hamburger Finanz- be, allerdings nur für Flüchtlinge aus die Jahrhundertwende aus dem Verein deputation eine Vereinbarung abge- Elsaß-Lothringen. Das Reich und die zur Pflege im Felde verwundeter und schlossen, nach der dem Hamburgi- Bundesstaaten wollten 80% der Kos- erkrankter Krieger hervorgegangen, schen Landesverein gegen eine jährli- ten tragen, den Rest sollte das Rote hatte im Laufe der Zeit die Funktion che Zahlung von 21.000 Mark „die Kreuz selbst aufbringen. So kümmerte eines Dachverbandes übernommen, gesamte Fürsorge für alle in Hamburg sich der Landesverein erneut um die aber war während des 1.Weltkriegs aufhältlichen aus dem feindlichen Aus- Unterbringung der Flüchtlinge, um die auch in erheblichem Umfang operativ lande vertriebenen Reichsdeutschen“ Beschaffung von Bekleidung und die tätig. Mit den gesellschaftlichen übertragen wurde (Senatsprotokoll Vermittlung von Arbeit. Für andere Entwicklungen und den Veränderun- vom 6.9.1918) Die steigenden Flücht- Flüchtlingsgruppen blieb die Stadt zu- gen im Roten Kreuz konnte sich auch lingszahlen und die gleichzeitige Wei- ständig. Im September 1921 verlagerte der langjährige Hamburger Vorsitzen- gerung des Hamburger Senats, die der Landesverein die Flüchtlingsfürsor- de, Max v. Schinckel, nicht anfreun- Zahlungen entsprechend anzupassen, ge aus seinem Stammhaus in der den, wie dessen Lebenserinnerungen führten zunächst zur Kündigung des Feldbrunnenstraße in ein kleineres von 1929 zeigen. Er trat 1920 zurück. Vertrages zum 1. Oktober 1918. Das Büro in der Königstraße. Dem Landesverein kam es nach dem Rote Kreuz beschränkte sich auf die Wegfall der Kernaufgabe des militäri- Betreuung der Flüchtlinge auf den Nothilfe für den Mittelstand schen Sanitätsdienstes nicht ungele- gen, als sich ihm Anfang der zwanzi- Aufgrund der rasanten Inflation waren ger Jahre neue operative Betätigungs- in kürzester Zeit Bevölkerungsschich- felder auftaten - die Flüchtlingshilfe, ten verarmt, die noch kurz zuvor zum die Nothilfe für den Mittelstand und die Mittelstand gerechnet wurden. Das Krankenhausfürsorge. Dieses letztge- waren zum Beispiel die Rentnerinnen nannte Feld behielt der Verein auch und Rentner, die von den Zinsen ihrer nach der 1935 erfolgten Umbenen- Sparguthaben lebten und deren Kapi- nung in Hamburgischer Landes- tal nun quasi nichts mehr wert war. Männerverein und dem Gesetz über 1923 rief daher der Landesverein die das Deutsche Rote Kreuz von 1937, „Nothilfe für den Mittelstand“ ins Le- mit dem die sonstigen Wohlfahrtsauf- ben. Bestanden die Hilfen zunächst gaben dem Roten Kreuz weggenom- nur aus Lebensmittel- und Kleider- men und der NS-Volkswohlfahrt über- spenden, oder auch einmal der Beglei- tragen wurden, bis nach dem Krieg chung von Gas- oder Stromrechnun- 1945 bei. gen, so rückte mit der Zeit immer mehr die Hilfestellung bei der Arbeitssuche Flüchtlingsfürsorge in Hamburg und bei Umschulungen in den Mittel- punkt. Zudem wurde eine An- und Ver- Dieses Aufgabenfeld war unmittelbare kaufsstelle eingerichtet, damit die Folge der militärischen Auseinander- setzungen des 1. Weltkriegs. Bereits (Fortsetzung auf Seite 3) Seite 3

NS-Volkswohlfahrt deutschlandweit mitgliedern zumindest vorübergehend das Winterhilfswerk gegründet. Beschäftigung gegeben werden. Nach kurzer Zeit wurde das Flüchtlingslager Hilfen für Flüchtlinge aus Russland allerdings nach Mölln verlegt, so dass Hamburg nur noch Durchgangsstation Ab November 1929 war Hamburg er- für die Weiterreise war. Für die Jahre neut Durchgangsstation für Flüchtlinge 1930 und 1931 sind 47 Transporte mit auf der Suche nach einer neuen Hei- insgesamt über 5.500 Menschen, teil- mat. Es waren deutsch-russische Bau- weise in Familien mit bis zu zwanzig ern, meist Mennoniten, die jenseits Personen, nach Brasilien, Paraguay des Atlantik auf eine bessere Zukunft und Kanada verzeichnet. hofften und deren Weg über Hamburg führte. Unter Federführung des Deut- Im Jahresbericht 1933/1934 wird deut- schen Roten Kreuzes wurde seitens lich, dass Hilfen nicht nur für über der Spitzenverbände der Freien Wohl- Hamburg Ausreisende erbracht wur- fahrtspflege reichsweit eine schon aus den. Der Landesverein beschaffte dem Anfang der 20er Jahre unter die- Ausrüstungsgegen-stände in einem sem Namen bekannte Hilfsaktion Gesamtgewicht von 18.591 kg, die „Brüder in Not“ ins Leben gerufen. über Hamburg verschifft wurden. Die Auch in Hamburg bildete sich ein ent- deutsch-russischen Flüchtlinge selbst, sprechender Hilfsausschuss. Als Sam- 56 Familien mit 281 Köpfen, reisten melstelle für Liebesgaben dienten ne- von Harbin im Nordosten Chinas kom- ben den Geschäftsstellen der anderen mend über Schanghai und von dort Wohlfahrtsverbände die Zentrale des weiter über Marseille bzw. Bordeaux Landesvereins in der Feldbrunnenstra- nach Brasilien und Paraguay aus. ße und die Liebesga-

ben-Sammelstelle des Roten Kreuzes Artikel des Hamburger Fremdenblatt vom im Überseeheim auf 13.06.1925. der Veddel. Für die Betroffenen in ihrer Not Hausrat und Flüchtlinge wurden Wertgegenstände nicht überstürzt und Bekleidung und Woll- unter Wert verkauften. Ehrenamtliche decken ausgegeben, Mitglieder nahmen zum Teil ganze aus den Spenden Hausstände in Kommission. Aber das wurden Küchen-, Angebot überstieg bald die Nachfrage Haushalts-, Arbeits- und eine wirtschaftliche Besserung geräte und Werkzeug kam nicht in Sicht. für das neue Leben in Übersee ange- 1931 übernahm der Landesverein die schafft. Ankunft von mennonitischen russischen Flüchtlinge am Hafen Koordinierung der gemein- von Swinemünde samen Sammelaktion „Von Dezember 1930 bis Mai 1931 „Volkshilfe in Volksnot“ von waren zudem zwei Hamburger Rot- Wohlfahrtsverbänden, Frau- kreuzschwestern in Hammerstein in en- und Bürgervereinen Westpreußen eingesetzt. Hier waren in durch Erstellung einer Zent- einem Durchgangslager für Volksdeut- ralkartei für Hilfsanträge. Die sche aus Russland, die nach Amerika- Sammelaktion erbrachte auswandern wollten, schwere Infekti- immerhin Spenden in Höhe onskrankheiten ausgebrochen. Kinder von 96.705 Reichsmark, und Erwachsene waren an Scharlach, denen Hilfsanträge von Masern, Diphterie, Mumps und Keuch- 4.253 Betroffenen mit einer husten erkrankt; nicht wenige starben Summe von 186.970 RM trotz der aufopfernden Pflege der gegenüber standen, d.h. Schwestern.“ Hundert Jahre DRK- gerade einmal die Hälfte der Schwesternschaft Hamburg S.30) Antragssumme konnte be- Russische Flüchtlinge suchen Zuflucht in Hamburg willigt werden. Im Winter 1931/32 ist für die Winterhilfe bereits Die Betreuung im zunächst eingerich- der Name „Winterhilfswerk 1931/32 in teten Flüchtlingsheim auf der Veddel Hamburg“ belegt, das die beteiligten erfolgte gemeinsam mit den Damen Organisationen am 3. Oktober 1931 im des Frauenvereins. Kaisersaal des Hamburger Rathauses aus der Taufe hoben. Nur zwei Jahre Zeitweilig konnte im Rahmen dieser (Fortsetzung auf Seite 4) später wurde dann unter Führung der Aktivitäten auch zahlreichen Kolonnen- Seite 4

Krankenhausfürsorge nen auf zwölf ge- schenkraft steht, nun wirklich aufzu- stiegen, hinzu kam heben, zu regeln, zu ordnen.“ (Aus vielfältige ehren- einem Radiovortrag im Oktober 1927 amtliche Unterstüt- der damaligen Leiterin M. Philippi ). zung. Vermittelt wurden Maßnahmen und Die Fürsorgerinnen Hilfen zur Hebung der Gesundheit - selbst sahen sich z.B. Hauspflege, Kuren oder aus ein- als Mittlerinnen geworbenen Spenden finanziert: zwischen den Zahnersatz, Pflegehilfsmittel wie Bet- Kranken auf der ten, Krücken o.ä., Stärkungsmittel für einen und deren Mütter, oder Hygieneartikel. Ebenfalls Familien, Behör- aus Spenden finanziert wurden oft- den, Vereinen, mals Bettwäsche oder Kleidung. Der Kassen und Versi- Jahresbericht 1928 nennt zudem bei- cherungen auf der spielsweise durch den Frauenverein anderen Seite. vermittelten und finanzierten Schulun- terricht für tuberkulöse Kinder und „Die Krankenhaus- Lebensmittelpakete zu Weihnachten fürsorgerin soll das im Rahmen der Rotkreuz-Nothilfe für tun, was Arzt und den verarmten Mittelstand. Zum Mut- Schwester nicht tertag verteilten in jenem Jahr die Rotkreuz-Fürsorgerin am Bett einer Patientin im Krankenhaus tun können, sie soll Damen des Frauenvereins und Mit- Barmbek die Seele des Pati- glieder des Jugendrotkreuzes 3.000 Am 3. März 1917 wurde auf Anregung enten, wie es einmal von einem Arzt gespendete Blumensträuße. Aber die der „ Sozialen Hilfsgruppen“ , eines ebenso schön wie richtig ausgedrückt Krankenhausfürsorge half auch mit Zweigvereins des Allgemeinen Deut- wurde, stilllegen. Sie soll ihm Sorgen bei der Arbeitsbeschaffung, der Ver- schen Frauen-Vereins, in Hamburg die abnehmen, die sein Herz bedrücken, mittlung von Plätzen in Stiften oder Soziale Krankenhausfürsorge ins Le- erstens dadurch, dass er während sei- Kinderheimen, der Unterbringung ben gerufen. Fürsorgedienst im Kran- Obdachloser oder der kenhaus war in dieser Zeit in ganz Wiederherstellung der Deutschland noch Pionierarbeit. Die Verbindung mit Familien- stürmischen Jahre der Nachkriegszeit angehörigen. drohten jedoch schon bald, diesen Dienst nach nur wenigen Jahren wie- Ein unrühmliches Kapitel der einstellen zu müssen. Ende des ist die Mitwirkung im Rah- Jahres 1923 war es nicht mehr mög- men des Rassegesetze lich, die Arbeit im bisherigen Rahmen des Nationalsozialismus: fortzuführen, vier der sechs beamteten „Die zur Sterilisation Ein- und besoldeten Fürsorgerinnen sollten gewiesenen bedürfen sehr entlassen werden. Das veranlasste die oft noch der Beratung und Gründerin und Leiterin, Maria Philippi, Belehrung, um freiwillig an den Hamburgischen Landesverein bereit zu sein, dieses Op- vom Roten Kreuz mit der Frage heran- fer für die Allgemeinheit zu zutreten, ob dieser sich nicht einen erbringen. Besonders aber Einstieg in das Aufgabenfeld vorstellen bedarf die Entlassung der könne. Nervenkranken, die unter dieses Gesetz fallen, sorg- Und das Rote Kreuz war bereit. Am fältiger Vorbereitung, denn 1. Januar 1924 wurde die Arbeit unter im Interesse der Allge- dem Dach des Roten Kreuzes, jetzt meinheit ist es wichtig, sogar mit sieben Fürsorgerinnen, in daß auch der nicht Voll- den acht Krankenhäusern Bambek, wertige dahin gestellt wird, Eppendorf, St. Georg, Kinderheilan- wo er seine Kräfte am stalt Baustraße, Hafenkrankenhaus, nützlichsten anwenden Staatskrankenanstalt Friedrichsberg, kann. Es gilt ferner, ein Lungenableitung und später Staats- ner Leidenszeit nun überhaupt einen Augen- merk auf die moralisch krankenanstalt Langenhorn und im Menschen gefunden hat, dem er in nicht Gefestigten zu haben, damit Vereinshospital des Vaterländischen Ruhe sein Herz ausschütten kann, eine beginnende Verwahrlosung Frauen Hülfs-Vereins aufgenommen. zweitens, weil dieser Mensch die nöti- rechtzeitig erkannt wird und die zu- In späteren Jahren kamen das Marien- gen Eigenschaften hat, die notwendi- ständige Behörde sogleich die not- krankenhaus und das Tropenkranken- gen Kenntnisse und Fähigkeiten be- wendigen Maßnahmen ergreifen haus hinzu. Bis Ende der zwanziger sitzt, um seine Sorgen und Schwierig- Jahre war die Anzahl der Fürsorgerin- keiten, soweit das überhaupt in Men- (Fortsetzung auf Seite 5) Seite 5

kann.“ (Jahresbericht der Kranken- der Krankenhausfürsor- hausfürsorge für das Geschäftsjahr ge für das Jahr 1926 1934/ 1935) belegen:

Der reichhaltig überlieferte Schrift- „Ein Patient stirbt im wechsel der Jahre 1930-1934 im Ham- Krankenhaus und hin- burger Staatsarchiv zeigt, dass in die- terlässt Frau und fünf ser Zeit die Krankenhausfürsorge er- Kinder. Er war jahrelang neut in der Gefahr war, auch unter bei einer hiesigen Werft dem Roten Kreuz aufgegeben werden tätig gewesen. Durch zu müssen. Die Zahl der Fürsorgerin- unsere Vermittlung er- nen wurde von zwölf auf sieben redu- hält die Frau jetzt dort ziert, deren Gehälter erheblich gekürzt Stellung und von uns und selbst die Veranschlagung im Lebensmittel und Klei- Budget der Stadt war keine Garantie dung für sich und die dafür, dass das Geld auch wirklich Kinder.“ ausgezahlt wurde. Dabei wurden schon bis dahin selbst die Gehaltskos- „Ein mittlerer Beamter, ten zu einem großen Teil aus Mitteln der in unglücklichen des Roten Kreuzes getragen - im Jahr Familienverhältnissen 1930 z.B. betrug der staatliche Zu- lebt, wird Kokainist, schuss bei Gehaltskosten in Höhe von kommt herunter und zur 47.000,- Reichsmark nur 30.000,- RM Entziehungskur ins - , von den umfangreichen, durch Krankenhaus. Wir eb- Spenden finanzierten materiellen Hil- nen ihm die Wege zu fen ganz zu schweigen. Mehrfach seiner früheren Dienst- musste den Mitarbeiterinnen vorsorg- stelle; er erhält außer- lich gekündigt werden, mit kurzfristigen dem Geld für Woh- Ankündigungen wurden die Mittel im nung.“ laufenden Haushaltsjahr weiter zusam- mengestrichen, so dass 1934 der Zu- „Der Patient X. sagt uns, schuss bei lediglich noch 15.000,- RM daß er sich so sehr um seine Tochter „Ein hier ortsfremder junger Mann wird lag. Nur die Brandbriefe der ärztlichen sorge, die schon vor einem Jahr nach aus dem Krankenhaus entlassen, weiß Direktoren der Krankenhäuser und das Y. gegangen sei und nichts wieder von nicht wohin. Wir erwirken ihm am Tage detaillierte Vorrechnen seitens des sich habe hören lassen. Wir schreiben der Entlassung Fahrschein nach Berlin Roten Kreuzes, welche anderweitigen nach Y. und nach mehrfachem Hin- zu den Eltern, so daß er ohne weitere Kosten dem Staat bei Wegfall der und Herschreiben erfahren wir ihre Zwischenstation direkt aus dem Kran- Krankenhausfürsorge entstehen wür- Adresse. Sie antwortet schließlich kenhaus abreisen kann.“ den, werden letztendlich zum Erhalt selbst und hat Weihnachten zur Freu- dieses Dienstes - wenn auch zunächst de des Vaters diesen im Krankenhaus Mit dem Großhamburg-Gesetz von auf kleiner Flamme - beigetragen ha- besucht.“ 1937 wurde das Einsatzgebiet gemäß ben. einer Besprechung vom 5. Januar „Ein obdachloses junges Mädchen soll 1938 auf die Krankenhäuser in Altona, Ab Mitte der dreißiger Jahre war diese nach der Krankenhausbehandlung Harburg und Wandsbek erweitert, Krise dann endlich überwunden; nach- noch zur Erholung fort. Die Kasse, der während des Krieges erfolgte die Be- folgend ein kleiner Leistungsvergleich: sie angehört, hat keine Heime. Wir treuung in den staatlichen Kranken- häusern ebenso wie in sämtlichen pri- Geschäsjahr vaten sowie den Hilfs- und Leichtkran- 1926 1936/1937 kenhäusern. Mit Fortschreiten des Krieges kamen Einsatzgebiete in Aus- Neuaufnahmen 4093 8097 weichkrankenhäusern nördlich und Besuche in der Sprechstunde 3199 7020 südlich von Hamburg wie beispielswei- se in Oldesloe, Lübeck-Ost und Neu- Ausgehende Briefe und Anträge 2137 5828 stadt oder Wintermoor und Bevensen Vermilungen von Verschickungen, in Heil- 544 1005 hinzu. Noch im August 1945 sieht sich stäen, Sanatorien und Erholungsheime das Hamburger Rote Kreuz kaum in der Lage, abgeordnete Fürsorgerinnen nach Hamburg zurückzuholen. Zwar Vermilung Orthopädische Gegenstände 223 647 konnte der Dienst in einigen Kranken- Versicherungsanspruch geltend gemacht 158 761 häusern beendet werden, dafür kam die Betreuung in neuen wie Hittfeld, Welche Einzelschicksale hinter diesen erwirken ihr von derselben für vier Wo- Eddelsen oder Lauenstein hinzu. Zahlen stehen, mögen einige wenige chen Aufenthalt im Martha-Haus.“ Beispiele aus dem Tätigkeitsbericht (Fortsetzung auf Seite 6) Seite 6

Bisher ist nicht ersichtlich, wann die war, wurden überall Stimmen laut, daß [gemeint ist hiermit vor allem die Krankenhausfürsorge als Angebot des das Rote Kreuz mit seinen Ursprungs- Mitwirkung im amtlichen Sanitäts- Hamburger Roten Kreuzes eingestellt aufgaben aus der Genfer Konvention, dienst, im Rettungsdienst bzw. wurde. Unterstützung des Kriegssanitäts- Krankentransport und die sanitäts- dienstes, seine Daseinsberechtigung dienstliche Betreuung unterschiedlichs- Kindertransporte verloren habe“, so in der Festschrift 50 ter Veranstaltungen] zuwenden, wenn- Jahre Hamburger Kolonne vom Roten gleich dieselbe in diesem Jahre noch In enger Zusammenarbeit mit dem Kreuz vom Januar 1934. In der neuen oft durch den Heimtransport der nun Frauenverein betreute der Hamburger Satzung wurde der Begriff „Kriegs- endlich aus französischer Gefangen- Landesverein über die gesamten sanitätsdienst“ durch die Formulierung schaft erlösten Brüder unterbrochen zwanziger Jahre durch Hamburg füh- „Amtlicher Sanitätsdienst“ ersetzt; die werden dürfte.“ rende Kindertransporte durch Bereit- Kolonnen waren jetzt dem Reichsin- stellung von Verpflegung und Geträn- nenministerium zugeordnet. Der ursprüngliche, auf der Mitglieder- ken am Hauptbahnhof. Jährlich mach- versammlung am 9. Februar 1919 ab- ten mehrere tausend erholungsbedürf- Weiter heißt es in der Festschrift: gegebene Jahresbericht für das Jahr tige Kinder, meist aus dem Ruhrgebiet, „Wenn auch die unpolitische und doch 1918 konzentriert sich auf die nüchter- auf ihrem Weg an die Ostsee in Ham- nationale Haltung der Sanitätskolon- ne Darlegung von Zahlen, Daten, burg Station. nen im ersten Reiche als ein Glied des Leistungen und Veranstaltungen und Heeres selbstverständlich war, weil enthält sich vergleichbarer Bewertun- Hilfe für Fremdenlegionäre nur nationalgesinnte Mitglieder aufge- gen. nommen wurden, so wurde im zweiten In den Jahren 1924-1926 kümmert Reiche zwar die Pflege des nationalen Auch die Genossenschaft freiwilliger sich der Landesverein um die - wie es Gedankens in den Sanitätskolonnen Krankenpfleger im Kriege hat mit heißt - „in die französische und spani- überall hochgehalten, aber dabei mehr Kriegsende ihr ursprüngliches Be- sche Fremdenlegion verschleppten denn früher ihre strenge parteipoliti- tätigungsfeld verloren. Die Reichsge- Deutschen“. Einerseits ging es in Zu- sche Neutralität immer wieder betont, nossenschaft löst sich auf, der Ver- sammenarbeit mit den Reichbehörden um sich die Möglichkeit der Weiterar- band Hamburg schließt sich dem Ham- darum, Nachforschungen anzustellen beit auf ihrem sozia- burgischen Lan- und „durch Übersendung von Geldern len Betätigungsfelde desverein an, wid- nach Afrika junge, ihrem Vaterlande zu sichern, zumal met sich vergleich- verlorengegangene Deutsche zu retten die parteipolitisch baren Aufgaben und in die Heimat zurückbefördern zu marxistisch und teil- wie die beiden lassen“ (Bericht 1925). Andererseits weise auch kommu- Sanitätskolonnen „rückkehrenden Fremdenlegionären ihr nistisch eingestell- und bildet -schon Los in Deutschland zu erleich- ten Arbeitersamari- um Reibungen zu tern“ (Bericht 1926). terbünde die Sani- vermeiden und die tätskolonnen aus Arbeitsgebiete Sanitätskolonnen und Genossenschaft ihren Arbeitsgebie- aufzuteilen - mit freiwilliger Krankenpfleger vom Roten ten zu verdrängen der Hamburger Kreuz suchten.“ Kolonne und der Kolonne Hamburg Insbesondere diejenigen Sanitätsko- So kommt man in -Ost gemeinsam lonnen, die wie die Hamburger Kolon- derselben Schrift bei eine Arbeitsge- ne aus Kriegervereinen hervorgegan- der Berichterstat- meinschaft. Am 1. gen waren, taten sich schwer mit den tung für das Jahr April 1935 werden eingetretenen Veränderungen. 1918 zu dem aus diesen drei Schluss: „Die Ham- Gruppierungen die „Als 1918 an die Stelle des Bismarck- burger Hauptkolon- Kreis- schen Reiches durch den Zusammen- ne kann sich nun Männervereine bruch der Marxistische Staat mit dem wieder voll und ganz Hamburg-West, - Motto: „Nie wieder Krieg“, getreten der Friedensarbeit Werbung in den Hamburger Nachrichten Ost und Südost. ▀ Nr. 470 vom 06.10.1928.

Die Arbeit der Frauenvereine Vaterländischer Frauen-(Hülfs-)Verein reichen kriegsbedingten Aufgaben hielt es sich mit der Arbeit der Poliklini- Hamburg (Notizen Ausgabe 17/Februar 2018) ken, die Anfang der 20er Jahre einge- entfallen, aber im Hauptaufgabenfeld, stellt wurde. Hierfür war jedoch auch Der Frauenverein hatte unter den der Krankenpflege, konnte man in gan- eine wesentlich stärkere Einbeziehung Hamburger Rotkreuz-Verbänden hin- zer Bandbreite - Vereinshospital, Ge- breiter Teile auch der armen Bevölke- sichtlich seiner Aufgabenstellung die meindepflege, Privatpflege und Tuber- rung in die allgemeine Krankenversi- geringsten Probleme mit der Umstel- kulosefürsorge - an die vorherige cherung die Hauptursache, im lung auf die Friedensarbeit nach dem 1. Weltkrieg. Zwar waren die umfang- Arbeit anknüpfen. Etwas anders ver- (Fortsetzung auf Seite 7) Seite 7

Vergleich zu anderen Bevölke- Geschenke wurden den Fa- rungsgruppen war die Bedürf- milien nach einigen Tagen ins tigkeit nicht mehr im gleichen Haus gebracht, um den Eltern Maße wie vorher gegeben. Gelegenheit zu geben, ihren Kindern selbst die Sachen Das Hauptproblem für den aufzubauen. Vor der Tür wur- Hamburger Frauenverein war den die auf den Paketen be- dessen finanzielle Lage. Auf- festigten Kerzen angezündet, grund der allgemeinen Situation und so verteilte die Jugend- in Deutschland konnte das Ver- gruppe als einshospital in den 20er Jahren „Weihnachtsmann“ ihre Ge- nicht wirtschaftlich betrieben schenke.“ werden sondern machte über viele Jahre Verluste. Die Inflati- Aus dieser Weihnachtsfeier on entwertete einen großen Teil entwickelte sich eine Paten- des Vereinsvermögens und die schaft der Jugendgruppe für Lage der privaten Haushalte - Rentner-Kaffeerunde in der Zeit 1920-1930 die beteiligten Kinder. „Wie z.B. die weit verbreitete Verar- alljährlich bereiteten wir zur mung des Mittelstandes - wirkte sich ersten Hälfte der zwanziger Jahren Weihnachtszeit eine Bescherung für auch nachhaltig auf die Spendenmög- umfangreiche Hilfslieferungen, vor Kinder vor. Freunde unserer Arbeit lichkeiten und -bereitschaft der Bevöl- allem aus Nord- und Südamerika. halfen uns in unserer Nähstube für 15 kerung aus. Gleichzeitig stieg für viele Doch auch diese kamen langsam zum Kinder eine kleine Aussteuer zu nä- Menschen die Not. Erliegen. Letztmalig weist der Jahres- hen. Dazu hatten uns Hamburger Fir- bericht für das Jahr 1925 mit ca. men dankenswerter Weise Stoffe und In den Folge-jahren können viele Akti- 425.758 kg. an Lebensmittel- und Klei- Stricksachen gespendet. Schwester vitäten zur Linderung dieser Not in der derspenden noch eine größere Menge Meta, welche an St. Nicolai als Ge- Stadt nur dank aus den meindeschwester tätig ist, brachte uns großzügiger Hilfen USA, Bra- 15 ihrer kleinen Schützlinge, die, be- aus dem Ausland silien, Ar- gleitet von ihren Müttern, im Vereins- weiter aufrecht gentinien hospital unter dem brennenden Tan- erhalten werden, und Chile nenbaum mit Kakao und Kuchen an die Jahresberichte gelieferter einer mit Spielzeug, Äpfeln und Süßig- 1920-24 nennen Hilfsgüter keiten geschmückten Tafel bewirtet Geld und Sach- aus. Zum wurden. Unser Schwesternchor ver- spenden - oft ge- Erliegen schönte die festliche Stunde durch sammelt von den dieser Singen alter bekannter Weihnachtslie- ortsansässigen Hilfen hat- der.“ (ebenfalls Bericht des Frauenver- deutschen Ge- ten auch eins für 1927 ) meinden oder einschnei- deutschstämmigen Einzelpersonen - dende Beschränkungen der Zollfreiheit Studentenhilfe aus Schweden; Manitowoc/Wisconsin, und die Aufhebung der Frachtfreiheit New York, Cincinnati und Milwaukee/ seitens der Reichsbahn ab März 1926 Diese Aufgabe taucht erstmals im Jah- USA; Monterrey/Mexico; Yokohama für Liebesgaben entscheidend mit bei- resbericht 1922-24, also unmittelbar und Kobe/Japan, verschiedene Orte in getragen. nach 1. Weltkrieg und Inflation auf: Argentinien, London/England, „Die Studentenhilfe wurde während Schweiz, Holland, Kapstadt und Bult- der drei Berichtsjahre vom Verein nur fontain/Südafrika; Kuba; Guatemala; Erweiterte und neue Angebote in in geringem Maße ausgeübt; sie be- Concepcion und Santiago/Chile; Mani- der Wohlfahrtspflege schränkte sich auf das Ausbessern der la/Philipinen; Guatemala; Sidney/ Wäsche in unserer Nähstube. Im Jah- Australien, Norwegen und Porto Weihnachtsbescherungen re 1923 wurde sie am meisten in An- Alegre/Brasilien; die Zuwendungen der spruch genommen, da uns von der Schröder-Tiarks-Stiftung in London „Im Berichtsjahre [1927] konnten wir Universität größere Mengen von Be- gehen sogar bis 1927 weiter. zum ersten Male selbständig armen kleidungsstücken aus amerikanischen Familien eine Weihnachtsfreude berei- Liebesgaben zum Ausbessern ge- Dem Zweck der Einwerbung ausländi- ten. Außer den von uns genähten Sa- schickt wurden. Bei dieser mühsamen scher Spenden diente im Sommer chen wurde ein bestimmter Betrag aus Arbeit unterstützten uns ältere und 1920 sicherlich auch die auf Einladung der Jugendgruppenkasse zur Verfü- jüngere Damen aus den Kreisen unse- der American Relief Administration gung gestellt und dafür Geschenke rer Mitglieder.“ Dieses Angebot be- durchgeführte Reise des neugewähl- gekauft. Die Weihnachtsfeier fand im steht mindestens bis zum Ende der ten Hamburger Landesvorsitzenden Gemeindesaal der St. Johanniskirche, 20er Jahre. „Die Nähstube der Studen- des Roten Kreuzes, Louis Sanne, in Harvestehude, statt. Eine Aufführung tenhilfe wurde auch im verflossenen die USA. und Chorgesang trugen dazu bei, alle Jahre von Hilfsbedürftigen in Anspruch Anwesenden in eine frohe Weih- Auch der Landesverein erhielt in der nachtsstimmung zu versetzen. Die (Fortsetzung auf Seite 8) Seite 8

genommen. Wir konn- Frauenvereine in Ham- spiele hierfür sind die Frauenvereine in ten den jungen Leuten burgs Nachbarschaft, Cuxhaven, Geesthacht oder Wands- durch gute Ausbesse- die erst mit dem Groß- bek. Die größere Zahl der Vereine rungen und Anstricken Hamburg-Gesetz zu muss, folgt man den Aufzählungen der von Strümpfen usw. die Hamburg kommen Aktivitäten im Handbuch der Vaterlän- Wäsche länger erhalten dischen Frauenvereine von 1926 die und sie vor manchen In den Vaterländischen Arbeit nach dem Krieg erkennbar ein- Neuanschaffungen be- Frauenvereinen der schränken, wahrscheinlich aufgrund wahren“ (Bericht 1928). näheren Umgebung der finanziellen Rahmenbedingungen. Hamburgs verlaufen die „...nur wechseln die Entwicklungen unter- Eine Ausnahme bilden die Vereine, die Namen. Es handelt sich schiedlich. Bei vielen nach dem Krieg nicht mehr aufgeführt meist um 2 oder 3 jun- Vereinen verhält es sich werden. So der Frauenverein Poppen- ge Leute“ (Bericht ähnlich wie beim Ham- büttel, der im Krieg gebildet wurde und 1929). Eine Nähstube burger Verein. Sie ha- sich ausschließlich der Kriegswohl- zwecks Anfertigung ben - obwohl teilweise fahrtspflege widmete und nach dem neuer und Ausbesse- im Krieg gegründet - Krieg offenbar keine neuen Aufgaben- rung alter Wäschege- auch während des Krie- felder erschließen konnte oder der in genstände und Herstellung von Ver- ges, neben den spezifisch kriegsbe- Bramfeld, der sich bereits Anfang des bandsmaterial unterhielt der Verein dingten, allgemeine Aufgaben der Jahrhunderts gegründet hatte und sich jedoch bereits seit spätestens Anfang Wohlfahrtspflege durchgeführt bzw. auch während des Krieges nicht aus- der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts. aufrecht erhalten - wenn auch teilwei- schließlich kriegsbedingten Aufgaben se in reduziertem Umfang - und setzen widmete aber dann - aus welchen ihre Arbeit nach dem Gründen auch immer - nicht weiter Unser Hamburg damals Krieg unbeirrt fort. Bei- bestand. ▀

Hamburg in der Zeit der Weimarer Republik

In der Nacht vom 5. zum 6. November erstmals auch Frauen teilneh- 1918 gelang es einem Trupp aufstän- men durften, hervorzugehenden discher Matrosen in Hamburg, einige verfassungsgebenden Bürger- militärische Schlüsselpositionen in schaft durch. Diese Wahl erfolg- seine Gewalt zu bringen. Ein provisori- te am 16. März 1919. Mehr als scher Arbeiter- und Soldatenrat wurde zwei Drittel der Hamburger gebildet. Der Senat erkannte ihn fak- Wähler bekannten sich dabei tisch an, indem er seine Bereitschaft mit ihrer Stimme zum neuent- erklärte, „sich in den Dienst der neuen stehenden demokratischen Zeit zu stellen“. Vier Monate lang übte Staat. Trotz absoluter Mehrheit der Arbeiter- und Soldatenrat die der SPD wurde eine Koalitions- oberste politische Gewalt in Hamburg regierung zusammen mit der Arbeitslose Hafenarbeiter aus. Kurze Zeit nachdem Senat und zweitstärksten Partei, der bür- Bürgerschaft beseitigt wurden, durften gerlich-liberalen DDP, gebildet. Die wurde zudem die eher konservativ- sie als kommunale Verwaltungsinstan- Hälfte der Senatssitze wurde DDP und bürgerliche Deutsche Volkspartei in zen unter der politischen Aufsicht des einigen Repräsentanten des Vor- die Regierung einbezogen. Rates ihre Alltagsarbeit fortsetzen. kriegssenats überlassen. Sogar das Damit arbeiteten das Revolutionsor- Amt des Ersten Bürgermeisters über- Trotz der gewaltigen ökonomischen gan und die alten zentralen politischen ließ man einem Vertreter einer altein- Probleme aufgrund der galoppieren- Gremien, ohne dass sich deren Zu- gesessenen Hamburger Familie, wäh- den Inflation, der hohen Arbeitslosig- sammensetzung geändert hatte, zu- rend die SPD sich mit dem 2. Platz keit in den Nachkriegsjahren und der nächst Hand in zufrieden gab, der Nahrungsmittelknappheit - im Juni Hand. Die öffentliche Otto Stolten übertra- 1919 führte ein Lebensmittelskandal Sicherheit und Ord- gen wurde. Ein um die Verarbeitung verdorbener Tier- nung blieben auf die- Grund lag sicherlich kadaver zu den sogenannten se Weise einigerma- darin, dass der Se- „Sülzeunruhen“, die zur Verhängung ßen gewahrt. nat nicht nur die des Belagerungszustands und sogar politische sondern des Einmarsches von Reichswehrtrup- Nach heftigen Kont- auch die administra- pen in die Hansestadt führten - gab es roversen setzte dann tive Spitze des Staa- auch positive Entwicklungen für die die SPD die rasche tes gewesen war Bevölkerung. Einberufung einer und man Sorge vor aus allgemeiner, glei- einer Funktionsunfä- Im Mai 1919 wurde die vierklassige cher, freier und ge- higkeit der Verwal- Grundschule für alle Kinder obligato- heimer Wahl, an der tung hatte. 1925 risch, an der Volksschule wurden Lebensmittelkarte Seite 9

Die Mehrzahl der Reformen fiel jedoch eine eigene Rundfunkanstalt mit breit in die Zeit von 1924 bis 1929, also die gefächertem Bildungs- und Unterhal- Zeit nach der Währungsstabilisierung tungsprogramm. im Herbst 1923. In dieser Zeit

entstanden 60.000 Neubauwoh- nungen mit Mindestanforderun- gen an die Qualität wie gute Durchlüftung, Zugang zu Sonne und Licht, großen Innenhöfen für Spiel, Sport und Geselligkeit unter Fritz Schumacher als Lei- Fritz-Schumacher-Siedlung ter der Hochbauabteilung der Schulgeld- und Lernmittelfreiheit, bei Baubehörde - auch wenn der den Oberschulen Ermäßigungen und einfache Arbeiter sich diese Beihilfen für einkommensschwache meist nicht leisten konnte, son- Familien eingeführt. Neben weiteren dern eher Facharbeiter, Ange- Maßnahmen gab es eine grundlegen- stellte und Beamte. An weiteren Refor- Diese positive Entwicklung fand je- de Reform des Erziehungswesens, men sind zu nennen der Wandel von doch mit dem Einbruch der Weltwirt- wodurch jetzt auch Kreativität, Eigen- der Armenfürsorge zur Wohlfahrtspfle- schaftskrise 1931 ein jähes Ende. verantwortlichkeit und Selbstständig- ge, die fortschrittliche Jugendpolitik keit der Kinder gefördert wurden. Be- sowie Veränderungen im Strafvollzug (Die Ausführungen sind zum großen reits am 28. März 1919 - zwei Wochen durch Aufwertung der Resozialisie- Teil Ursula Büttner, Hamburg zur Zeit nach den ersten freien Wahlen - hatte rung. Und ab 1924 blühte auch das der Weimarer Republik, Hamburg die Bürgerschaft die Gründung der Leben mit Theatern, Kinos und Tanz- 1996, entnommen) ▀ Universität sowie einer Volkshoch- lokalen auf, seit Mai 1924 verfügte schule beschlossen. Hamburg zudem mit der NORAG über

Der besondere Tipp

Rickmer Rickmers

Bei den St. Pauli Landungsbrücken ist heute der endgültige Liegeplatz des stählernen Dreimastfrachters Rickmer Rickmers. Das Schiff lief 1896 als Vollschiff vom Stapel der Bremerhavener Reederei und Werft Rickmer Clasen Rickmers. Die erste Reise führte nach Hongkong, um Reis und Bambus für Hamburg an Bord zu nehmen. Es folgten zwölf Rundreisen, zumeist über die Vereinigten Staaten oder Fernost. Nachdem das Schiff 1904 in einem Orkan im Indischen Ozean seinen Kreuzmast verloren hatte, wur- de es zur Bark umgetakelt. Ab 1912, nunmehr im Besitz der Hamburger Reederei Carl Christian Krabbenhöft, wurde es im Kohletransport von Wales nach Chile und von dort im Salpetertransport nach Europa eingesetzt. Im 1. Weltkrieg wurde es von Portugal beschlagnahmt und diente ab 1924 bis 1962 der portugiesischen Marine als Segel- schulschiff.

1983 wurde die Rickmer Rickmers im Tausch vom Verein „Windjammer für Hamburg“ erworben und wird nunmehr von der Stiftung Rickmer Rickmers als Museumsschiff betrieben. ▀

Streiflichter aus der Rotkreuzwelt

Gründung der Liga der Rotkreuzgesellschaften Auf Initiative des Amerikanischen Ro- dem Schwerpunkt auf Friedensaufga- aber auch Russlands, wurden zu- ten Kreuzes unter Henry P. Davison ben neben dem Internationalen Komi- nächst außen vor gelassen. Die fünf und mit Unterstützung des amerikani- tee vom Roten Kreuz vorzubereiten. Gründungsmitglieder sicherten sich in schen Präsidenten Wilson fanden sich Neben der Rotkreuzgesellschaft der den im Mai 1919 beschlossenen Statu- 1919 zunächst in Cannes Vertreter USA gehörten auch die von Frank- ten zunächst einen Sonderstatus in von Rotkreuz-Gesellschaften der Sie- reich, Großbritannien, Italien und Ja- der Liga, darunter das Recht, die zu- germächte zusammen, um die Grün- pan zu den Gründungsmitgliedern. Die letzt genannten Rotkreuzgesellschaf- dung der am 15. Mai 1919 formell in Rotkreuzgesellschaften der Verlierer- ten dauerhaft auszuschließen. Eine Paris ins Leben gerufenen Liga der staaten des Ersten Weltkriegs, insbe- Regel, die den bis dahin geltenden Rotkreuzgesellschaften als zweite in- sondere Deutschlands, Österreichs, ternationale Rotkreuzinstitution mit Ungarns, Bulgariens und der Türkei, (Fortsetzung auf Seite 10) Seite 10

Rotkreuzprinzipien eindeutig wider- Typhus-Epidemie und Hungersnot in sprach. 1922 wird dann auch das Polen. Bereits in den ersten fünf Jah- Deutsche Rote Kreuz Mitglied der Li- ren ihres Bestehens erfolgten seitens ga. der Liga 47 Spendenaufrufe, die Be- dürftigen in 34 Ländern zugute kamen und durch die Hilfsgüter im Gesamt- wert von rund 685 Millionen Schweizer Franken zusammenkamen. Der erste große Katastropheneinsatz fand an- lässlich des Erdbebens in Japan im Jahre 1923 mit ca. 200.000 Toten statt.

Emblem der Föderation der Rotkreuz– und Erst mit Beginn des 2. Weltkrieg ver- Rothalbmond-Gesellschaften legte die Liga 1939 ihren Sitz von Pa- ris nach Genf, um sich unter den Erster Präsident der Liga wurde von Schutz der neutralen Schweiz zu be- 1919 bis 1922 der Präsident des Ame- geben. rikanischen Roten Kreuzes, Davison; die USA stellten dann auch in der Am 11. Oktober 1983 benannte sich Bergungsarbeiten nach dem Erdbeben Folgezeit bis 1950 - unterbrochen die Liga der Rotkreuzgesellschaften in in Japan 1923 durch eine einjährige Amtszeit des Liga der Rotkreuz- und Rothalbmond- Schweizers von Muralt (1944/1945) - gesellschaften um und trug damit der schaften umbenannt. Ihr gehören alle den Ligapräsidenten. Entwicklung der Nationalen Gesell- - gegenwärtig 191 - anerkannten Nati- schaften Rechnung. onalen Rotkreuz- und Rothalbmondge- Die erste von der Liga organisierte sellschaften als Mitglieder an. ▀ internationale Hilfsaktion war der 1991 wurde die Liga in Föderation der Einsatz zugunsten von Opfern einer Rotkreuz- und Rothalbmondgesell-

Der Kampf um Zeichen und Namen des Roten Kreuzes in der Weimarer Republik

Die veränderten politischen Rahmen- nahme sicherzustellen. Mandat der Reichsregierung für die bedingungen und die stärkere Hinwen- Vertretung der deutschen Wohlfahrts- dung des Roten Kreuzes zur Wohl- Das sich in Gründung befindliche pflege im internationalen Bereich zuer- fahrtsarbeit in Deutschland führten Deutsche Rote Kreuz sollte gleichwer- kannt werden, anders als beim Vor- dazu, dass nunmehr auch andere Mi- tiges Mitglied dieser neuen Arbeitsge- schlag des Auswärtigen Amtes, das nisterien sich intensiver mit Rotkreuz- meinschaft werden und auch zukünftig diese Rolle beim DRK sah. Das Rote fragen beschäftigten, u.a. das 1919 - im Gegensatz zu den anderen Ver- Kreuz selbst sah in diesen Vorschlä- neu geschaffene Arbeitsministerium. bänden - als Einzelverband das Rot- gen jedoch eine Existenz gefährdende Entwicklung und war Wahrscheinlich Er- froh, dass die Vor- win Ritter, seit 1920 schläge auch bei Leiter der Abteilung den anderen Wohl- „Soziale Fürsorge“, fahrtsverbänden erstellte noch im nicht auf offene Oh- selben Jahr eine ren stießen, wenn Denkschrift über die auch aus anderen Bildung einer deut- Gründen. Dort fürch- schen Rote-Kreuz- tete man nämlich Gemeinschaft. Er eine Dominanz des schlug darin vor, in der Wohlfahrts- eine Arbeitsgemein- pflege deutlich klei- schaft der freien neren Roten Kreu- Wohlfahrtspflege zes. unter dem Schutz des Genfer Neutrali- Ministerialdirektor tätszeichens zu Ritter ließ jedoch gründen, um der trotz einer Verstän- organisatorischen digung unter den Zersplitterung dieser Arbeit entgegen- kreuzzeichen führen dürfen. Der Vor- Verbänden und der Gründung der zuwirken, das Prestige der freien sitz in der Gemeinschaft sollte zwi- Deutschen Liga der freien Wohlfahrts- Wohlfahrtspflege zu steigern und ein schen den einzelnen Verbänden wech- gewisses Maß staatlicher Einfluss- seln. Der Gemeinschaft sollte auch ein (Fortsetzung auf Seite 11) Seite 11 pflege von seinen Plänen nicht ab. Im andere Organisationen gleichfalls in der Rotkreuzgesellschaften und beauf- Oktober 1925 unternahm er gegen- hohem Maße beteiligt seien. Der Pres- tragte das Institut für ausländisches über dem DRK-Präsidenten v. Winter- tigegewinn komme allerdings meistens Recht und Völkerrecht in Berlin mit der feldt-Menkin erneut einen Vorstoß für nur dem DRK zugute. Erstellung eines völkerrechtlichen Gut- eine reichsgesetzliche Neuregelung im achtens. In einer eigenen Stellungnah- o.g. Sinne. Seiner Meinung nach hätte Für eine Neuregelung der gesetzli- me berief es sich auf die Prinzipien sich das Rotkreuzsymbol aufgrund chen Grundlagen zur Verwendung des der internen Selbstverwaltung der Or- Artikel 25 der Völkerbundsatzung „von Schutzzeichens wurde Folgendes vor- ganisation und kritisierte die Missach- einem Neutralitätszeichen im Kriege geschlagen: tung der internationalen Rotkreuzreso- zum Friedenszeichen der staatlich lutionen und -Grundsätzen. Mit Stel- anerkannten freien Wohlfahrtspflege“ • Zeichen und Namen des Roten lungnahme und Gutachten wandte es gewandelt (Brief an den DRK- Kreuzes sollten nur der amtliche Sani- sich im Oktober 1927 an das Auswärti- Präsidenten vom 24. Oktober 1925). tätsdienst und die Vereine, denen das ge Amt, das Reichinnen- und das Damit stünde auch den anderen Orga- Recht verliehen wurde, sich „Rote- Reichsarbeitsministerium. nisationen das Recht auf Verwendung Kreuz-Gesellschaft“ zu nennen, führen des Zeichens zu. Der Vorzug, den das dürfen. Darin wies das DRK insbesondere Rote Kreuz bisher genossen habe, sei darauf hin, dass für die Mitgliedschaft hauptsächlich auf dessen Privilegie- • Als „Rote-Kreuz-Gesellschaft“ in den freiwilligen Hilfsgesellschaften rung durch die Herrschaftseliten des sollten nur Vereine der freien Wohl- international „Unabhängigkeit von Poli- Kaiserreichs zurück zu führen. Diese fahrtpflege gelten, denen vom Staat tik, Partei, Konfession und Stand“ ge- Praxis sei aufgrund der staatlichen die Berechtigung zur Führung des fordert werde. Neutralität „schließt Umwälzungen nach dem Kriege Symbols verliehen wurde. Hierfür kä- andererseits nicht aus, sie bedingt „politisch wie sachlich überholt“ (Brief men nur die anerkannten Reichsspit- sogar, daß die in der Rotkreuzarbeit wie oben). zenverbände in Frage; die bereits au- mitwirkenden Einzelpersonen ver- torisierten Vereine seien vorab zu be- schiedenen Parteien, Konfessionen, 1927 sandte dann das Reichsarbeits- fragen. Rassen oder dergleichen angehören; ministerium mit Datum vom 21. Sep- lediglich ihre Mitarbeit im Roten Kreuz tember einen „Referentenentwurf einer • Die Verleihung sollte an Einrich- soll unabhängig von anderen Bindun- Denkschrift über die Friedensaufga- tungen erfolgen, die zur Verhütung, gen oder Zielen erfol- ben des Roten Kreuzes und ihre Ein- Bekämpfung und Linderung gesund- gen“ (Stellungnahme des DRK vom wirkung auf die Verleihung der Rot- heitlicher, wirtschaftlicher oder sittli- Oktober 1927, S.8). Diese Bedingung kreuzberechtigung“ an das Reichsin- cher Not im Dienste der Allgemeinheit werde aber nicht gewahrt, wenn der nenministerium, das Auswärtige Amt freiwillig tätig sind und deren Sitz im Staat auch konfessionell oder politisch und die Wohlfahrtsverbände. Kernziel Deutschen Reich ist. Sie müssten sich gebundenen Wohlfahrtverbänden die war es, staatlich anerkannten Organi- zur Hilfeleistung bei außerordentlichen Berechtigung zur Führung des Roten sationen, die sich gemäß Artikel 25 Notständen verpflichten und dürften Kreuz und die Bezeichnung der Völkerbundsatzung der „ Hebung diese nicht an religiöse oder politische „Rotkreuzgesellschaft“ gesetzlich zu- der Gesundheit, Verhütung von Krank- Bedingungen knüpfen. sprechen würde. heiten und Milderung der Leiden“ wid- meten, den Schutz des Rotkreuzzei- • Nach der Verleihung sollten die In Bezug auf die in der Denkschrift als chens zukommen zu lassen. Der Verbände berechtigt sein, sich aner- Gegenbeispiel angeführten Ritterorden Grundsatz der Neutralität wurde da- kannte Rotkreuzgesellschaft zu nen- verwies das DRK neben dem ge- hingehend interpretiert, dass die Ver- nen, ihrem Abzeichen das Rote Kreuz schichtlichen Hintergrund auf die Tat- wendung des Rotkreuzzeichens hinzu zu fügen und bei satzungsgemä- sache, dass diese zu keiner Zeit das „Menschen und Vereinen nicht des- ßer Betätigung im Dienste der Allge- Rotkreuzzeichen auch im Frieden ver- halb versagt werden [darf] , weil sich meinheit das Rote Kreuz zu führen. wendet hätten. Auch wandte sich das ihre Hilfsbereitschaft auf Welt- oder DRK gegen die Interpretation des Arti- Lebensanschauungen gründet, die • Kein Verband sollte sich aus- kels 25 der Völkerbundsatzung und auch politischen oder religiösen Rich- schließlich „Rotes Kreuz“ nennen dür- der Gründung der Liga der Rotkreuz- tungen ihr Gepräge ge- fen. gesellschaften. Diese seien lediglich ben“ (Referentenentwurf S. 6). „Fortsetzungen einer früher begonne- Schließlich sei auch den Ritterorden • Die Gesamtheit der Rotkreuzge- nen Entwicklung, die durch die beson- und anderen religiösen Kongregatio- meinschaften sollte den Namen Deut- deren Umstände der Nachkriegszeit nen die Verwendung des Rotkreuzzei- sches Rotes Kreuz tragen und ein begünstigt wurden“ (Stellungnahme chen gesetzlich erlaubt gewesen. Die- besonderes Organ zur Beschlussfas- DRK S. 11). Bereits in den Resolutio- se Interpretation der Neutralität stand sung erhalten. nen der internationalen Konferenzen allerdings ganz im Gegensatz zu der von Berlin (1869), Wien (1897) und St. des Roten Kreuzes selbst. • Der militärische Sanitätsdienst Petersburg (1902) sei die Friedenstä- sollte berechtigt sein, das Zeichen tigkeit der Rotkreuzgesellschaften als Kritisiert wurde in der Denkschrift gemäß Heeresvorschriften zu tragen. „beste Vorbereitung für die traditionel- auch, dass nationale oder internatio- len Kriegspflichten des Roten Kreuzes “ nale Hilfsaktionen unter dem Schutz Das DRK holte sich für seine Argu- bezeichnet worden (Stellungnahme des Roten Kreuzes bisher stets unter mentation nunmehr die internationale Führung des DRK stünden, obwohl Rückendeckung von IKRK und Liga (Fortsetzung auf Seite 12) Seite 12

des DRK S. 11). Die Vorbereitung auf liche Ablehnung, ihre Tätigkeit Weimarer Republik. Mabuse Verlag und Mitwirkung im Kriegsfall sei kei- „gleichberechtigt … unter den Schutz Frankfurt a.M. 1993), anhand des un- neswegs hinter die Aufgaben der eines allgemein anerkannten Zei- tersuchten Quellenmaterials nicht ge- Wohlfahrtspflege zurückgetreten, auch chens, … des Rotkreuzzeichens...“ nauer feststellen. Einiges weist jedoch wenn „es … unter dem Eindruck der stellen zu dürfen (Stellungnahme des darauf hin, dass Reichsinnenministeri- Nachkriegszeit und unter der fälschli- Präsidenten der Liga vom 6. Februar um und Auswärtiges Amt letztendlich chen Anwendung der Bestimmungen 1928), hatten aber im Detail vom - möglicherweise auch dank Interventi- des Versailler Friedensvertrages auf Reichsarbeitsministerium abweichen- on von IKRK und Liga der Rotkreuzge- das Rote Kreuz [geschah], daß bei der de Auffassungen. sellschaften - die Positionen aus der Aufzählung der Tätigkeitsgebiete die Stellungnahme des DRK und dem vom Kriegstätigkeit des Deutschen Roten Der weitere Verlauf der Diskussion ließ DRK in Auftrag gegebenen völker- Kreuzes unter Ziffer 9 an die letzte sich nach Angaben von Frauke Hage- rechtlichen Gutachten übernommen Stelle gerückt wurde“ (Stellungnahme mann, deren Forschungsergebnisse haben und das Reichsarbeitsministeri- DRK S. 12/13). dem vorliegenden Artikel auch in zu um den Referentenentwurf letztendlich großen Teilen wörtlicher Übernahme „stillschweigend“ fallen ließ (So die Die anderen, vom Reichsarbeitsminis- zugrunde liegen (Horst Seithe, Frauke Einschätzung von Felix Grüneisen in: terium zur Stellungnahme aufgeforder- Hagemann. Das Deutsche Rote Kreuz Das Deutsche Rote Kreuz in Vergan- ten Verbände der Liga der freien Wohl- im Dritten Reich (1933-1939). Mit ei- genheit und Gegenwart. Potsdam- fahrtspflege äußerten keine grundsätz- nem Abriss seiner Geschichte in der Babelsberg 1939, S. 164). ▀

Orte der Rotkreuzbewegung

Hauptgeschäftsstelle Feldbrunnenstraße 7

Im Hamburger Stadtteil Rotherbaum Guido Wolff käuflich erwor- befindet sich die etwa 600 Meter lan- ben hatte. 1928 erfolgte eine ge, Süd-Nord-ausgerichtete Feldbrun- Verlagerung in das Nach- nenstraße. Nach Anlage der Johnsal- bargebäude Feldbrunnen- lee 1868 wurden die Grundstücke bis straße 5 und zum 12. April 1889 von der Stadt als Grundeigentü- 1934 stand erneut ein Umzug mer verkauft, noch bis 1900 endete die der Hauptgeschäftsstelle des Straße kurz hinter der Kreuzung Landesvereins, jetzt Landes- Johnsallee. Mit dem Verkauf legte die Männerverein, einschließlich Stadt den villenartigen Charakter der der Abteilungen Gegend fest. Entsprechend besteht „Krankenhaus-fürsorge“ und die Bebauung meist aus dreistöckigen „An- und Verkaufsstelle der Stadtvillen, Stadthäusern und mehrtei- Nothilfe für den Mittelstand“ ligen Ensemble im Stil der Gründer- in die Dammtorstraße 14/15 zeit. Entsprechend ist auch das Haus an. Feldbrunnenstraße 5 und 7, heute in der Feldbrun- 5, für das der Landesverein seit dem nenstraße gestal- Das Gebäude in der 16. April 1925 als Eigentümer ins tet. Feldbrunnenstraße Grundbuch eingetragen war, vermerkt 7 existiert - äußer- der „Jahresbericht des Hamburgischen Mit dem Ende des lich nahezu unver- Landesvereins vom Roten Kreuz für 1. Weltkriegs, in ändert - heute noch das Jahr 1928“ Folgendes: „ Vor eini- dessen Zeit sich immer und wird u.a. gen Jahren hatte der Landesverein der Sitz des Lan- von Firmen der das Haus Feldbrunnenstraße 5, das desvereins am Marktforschung und dem Rotkreuz-Haus angeschlossen Neuen Wall 44 aus dem Bereich war, gekauft, um bei stärkerer Bean- befand, und der Immobilien genutzt; spruchung seiner Tätigkeit für alles Verringerung sei- zeitweilig hatte hier gerüstet zu sein. Die Rationalisie- ner Aufgaben hat der Verein rungsbestrebungen, die sich auf allen der Landesverein „Deutsches Presse- Gebieten fühlbar machten, nötigten wohl noch 1919, museum Hamburg auch uns, da eine Zusammenfassung spätestens 1920 e.V.“ seinen Sitz. der Rotkreuz-Arbeit in Hamburg in seine Hauptge- einer Geschäftsstelle noch nicht durch- schäftsstelle in die Feldbrunnen- führbar war, unsere Räume zu verklei- Feldbrunnenstraße straße 5 nern. Wir entschlossen uns darum, 7 verlagert, nach- unser Haus Feldbrunnenstraße 7 zu dem er dieses Ge- Zum Umzug in das verkaufen und die Kanzlei in das bäude vom Vor- Nachbargebäude, standsmitglied Feldbrunnenstraße (Fortsetzung auf Seite 13) Seite 13

Nebenhaus, Feldbrunnenstraße 5, zu Das Haus wurde im Juli 1940 durch dem Kriege neu bzw. wieder gegrün- verlegen, in dem wir durch die glei- den DRK-Oberfeldführer Kurt Echte deten DRK-Landesverbandes Ham- chen Säle und Sitzungsräume Gele- als Bevollmächtigter des Chefs des burg, das Gebäude im Rahmen der genheit haben, auch befreundete Or- DRK-Verwaltungsamtes in Berlin an Wiedergutmachung zurückerstattet zu ganisationen bei gemeinsamen Be- den Schlachtermeister Franz Theodor bekommen, wurde durch die Wieder- ratungen gastlich aufzunehmen. “ Wagner verkauft. Ein Antrag des nach gutmachungskammer beim Landge- richt Hamburg am 18.03.1952 abschlä- Rotes Kreuz - menschlich gesehen gig beschieden. ▀

Wilhelm Cuno

Carl Josef Wilhelm Bürgerliche Parteien neuen Regierung waren die Folge. Am Cuno wurde am 2. Juli versuchten ver- 12. August 1923 trat Cuno mit seinem 1876 in Suhl geboren. schiedentlich, ihn für Kabinett nach nur neunmonatiger Nach einer altsprach- ein Regierungsamt auf Amtszeit zurück. lich-humanistischen Reichsebene zu ge- Schulbildung studierte winnen. Am 14. No- Nach seinem Rücktritt wurde er Mit- er Rechtswissenschaf- vember 1922 wurde er glied des Aufsichtsrates der HAPAG, ten in Berlin und Hei- an der Spitze eines 1927 übernahm er erneut die Leitung delberg, 1900 wurde er sogenannten des Unternehmens. In seine Zeit fiel an der Universität Bres- „Kabinetts der Wirt- die Vereinigung der HAPAG mit der lau promoviert. 1906 schaft“ von Reichsprä- zweitgrößten deutschen Reederei, heiratete er die Ham- sident Ebert ohne vor- dem bremischen Norddeutschen burger Kaufmannstoch- herige Einbindung des Lloyd. ter Martha Wirtz. Ein Parlaments zum Jahr später begann Wilhelm Cuno Reichskanzler beru- Cuno war ab der Gründung im Juni seine Beamtenlauf- fen. In seiner Regie- 1922 bis zu seiner Berufung zum bahn, die ihn in verschiedene Funktio- rungszeit kam es - nicht zuletzt auf- Reichskanzler Präsident des Hambur- nen als Beamter der Reichsregierung grund seines Widerstandes gegen die ger Übersee-Clubs und gründete 1927 führte. Ende 1916 übernahm Cuno die Reparationszahlungen in Folge des den ersten Rotary Club Deutschlands Leitung des Generalreferats für kriegs- verlorenen 1. Weltkriegs und die da- in Hamburg. Von 1926 bis 1929 über- wirtschaftliche Fragen. In dieser Funk- rauf folgende Besetzung des Ruhrge- nahm er zudem die Aufgabe des Prä- tion kam er in Kontakt mit , bietes durch belgische und französi- sidenten des Hamburgischen Landes- dem Generaldirektor der HAPAG, der sche Truppen - zu einer katastropha- vereins vom Roten Kreuz. ihn ins Direktorium des Unternehmens len wirtschaftlichen Abwärtsspirale und berief. Nach dem Selbstmord Ballins Hyperinflation. Das private Geldvermö- Er verstarb am 3. Januar 1933 im Alter im November 1918 trat Cuno am gen wurde fast vollständig entwertet. von 56 Jahren in Aumühle und wurde 20. Dezember 1918 dessen Nachfolge Massive Proteste und die Forderung auf dem Ohlsdorfer Friedhof beige- als Generaldirektor der HAPAG an. der Reichstagsmehrheit nach einer setzt. ▀

Henry Pomeroy Davison

Henry Pomeroy Davison wurde am 12. lar zur Finanzierung von kreuzgesellschaften. Juni 1867 in Troy, Pennsylvania/USA Rotkreuz-Ambulanzen Von der Gründung bis geboren. Nach Ende der Schulausbil- an verschiedenen Fron- zu seinem frühen Tod dung arbeitete er bei verschiedenen ten des Krieges ein. 1922 im Alter von 55 Banken, zunächst in Bridgeport, dann Jahren aufgrund ei- in New York City. Im Alter von 32 Jah- Nach dem Krieg war er nes Hirntumors war ren wurde er Präsident der Liberty Na- der maßgeblich Treiber Henry Davison Chair- tional Bank und war einige Jahre spä- für einen internationalen man der Liga. Im Ge- ter am Aufbau der Bankers Trust Com- Zusammenschluss der denken an ihn verleiht pany beteiligt. 1909 wechselte er als nationalen Rotkreuzge- die inzwischen in In- Seniorpartner zu JP Morgan & Com- sellschaften, vor allem ternationale Föderati- pany. um deren Hilfsaktivitäten on der Rotkreuz- und in Friedenszeiten besser Rothalbmondgesell- Mit dem Eintritt der Vereinigten Staa- zu koordinieren. Am schaften umbenannte ten von Amerika in den Ersten Welt- 15. Mai 1919 gründeten Organisation seit krieg im Jahr 1917 wurde er zum dann die Rotkreuz- 1991 den Henry- Chairman des War Council des Ameri- Gesellschaften Großbri- Davison-Award. ▀ kanischen Roten Kreuzes ernannt, mit tanniens, Frankreichs, Henry Pomeroy Davison großem Erfolg warb er mit Hilfe einer Italiens, Japans und der Spendenkampagne vier Millionen Dol- USA die Liga der Rot- Seite 14

Rotkreuzmuseen stellen sich vor

Museum Bergamo Ende der siebziger Jahre begann man im norditalienischen, in der Lombardei gelegenen Bergamo - nicht weit öst- lich/nordöstlich von Mailand gelegen - mit der systematischen Sammlung und Aufbereitung historischer Unterlagen in einer der Keimzellen des italienischen Roten Kreuzes. Zunächst war nur die Anlage eines historischen Archivs ge- plant, aber schon bald zeigt sich, dass auch viele weitere historische Hinter- lassenschaften vorhanden waren und laufend weiter eingingen. So wurde dem Archiv dann auch konsequenter- weise ein Museumsteil angegliedert. Heute befinden sich im Archivio Stori- co del Comitato Provinviale de Berga- mo della Croce Rossa Italiana in der Via della Croce Rossa Nr. 2 nicht nur Dokumente seit der Frühzeit 1864, sondern auch Medaillen und Abzei- chen, Fotografien, Bücher, Plakate, Drucke, Briefmarken, Postkarten, Auf- kleber, kleinere Objekte wie Armbin- den, Modelle oder Instrumente, die teilweise bereits aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammen, sowie Uni- formen ab 1930. Das Archivio Storico hat keine festen Öffnungszeiten, Besu- che können aber telefonisch oder per Internet verabredet werden. (www.cribergamohinterland.it/archivio- storico/ ) ▀

Literaturtipp

Als Band 20 der Reihe „Neuere Medizin- und Wissenschaftsgeschichte. Quellen und Studien“ ist im Centaurus Verlag, Freiburg, 2011 die von Wolfgang U. Eckart und Philipp Osten herausgegebene Publikation „Schlachtenschrecken, Konventionen. Das Rote Kreuz und die Erfindung der Menschlichkeit im Kriege“ im Umfang von 253 Seiten erschienen. (ISBN 978-3-86226-045-4)

In zwölf Artikeln widmen sich Autoren unterschiedlichen Aspekten des Themas und setzen sich dabei auch durchaus kritisch mit Fragen der frühen Rotkreuzgeschichte auseinander. Die Themenpalette reicht von neuen Perspektiven auf die Gründung des Roten Kreuzes, Zusammenwirken von Staaten, Zivilgesellschaft und humanitärem Internationalismus bei der Entstehung der Genfer Konvention, weiter über frühe Entwicklungen im Österreichischen, Spanischen und Niederländischen Roten Kreuz, die Entwicklung des Frauenvereins für die Krankenpflege in den Kolonien, geschlechtsspezifische Betrachtungen in der konfessionellen Kriegskrankenpflege bis hin zu Themen wie der literarischen Rezeption der Schlacht im 19. Jahrhundert, Korrespondenzen und Gemälden aus dem Russisch-Türkischen Krieg 1877/1878 und Reflexen des Militarismus in psychiatrischen Anstalten des deutschen Kaiserreichs. ▀ Seite 15

Sonstiger

Versailler Vertrag - Demilitarisierung Deutschlands Nach Ende des 1. Weltkriegs und der schäftigen. … In diese Zeit des Aufbruchs sowie des damit einhergehenden Niederlage u.a. Strebens nach und der Hoffnung auf des Deutschen Reiches tagte vom 18. Diese … Vereinigungen … dürfen kei- eine friedlichere Weltordnung fallen Januar 1919 bis zum 21. Januar 1920 ne Verbindung mit den Kriegsministe- noch weitere weitreichende organisa- im Schloss von Versailles bei Paris die rien oder irgendwelchen anderen mili- torische Veränderungen, die das Rote Pariser Friedenskonferenz. Bereits tärischen Behörden haben.“ Kreuz betreffen. vorab waren seitens der Siegermächte die Eckpunkte des ange- Bis zum Ende des 1. strebten Friedensvertra- Weltkriegs hatte es nur ges festgelegt worden, eine internationale Rot- an den Verhandlungen kreuzorganisation, das selbst wurden die Kon- Internationale Komitee fliktparteien in unter- vom Roten Kreuz schiedlicher Weise be- (IKRK), gegeben. Das teiligt. Am 7. Mai 1919 IKRK war jedoch vor- lag der Vertragsentwurf nehmlich mit dem Krieg vor. Zunächst weigerte verbunden, es war ein sich die deutsche Dele- Kind des Krieges. Nicht gation, diesen zu unter- zuletzt deshalb gab es zeichnen. Erst unter eine Reihe nationaler dem Druck eines dro- Rotkreuzgesellschaften, henden Einmarsches die daneben eine zweite der Siegermächte nach internationale Rotkreuz- Deutschland, einer fort- organisation stellen woll- bestehenden britischen ten, die sich den Frie- Seeblockade und der densaufgaben widmen sich drastisch ver- sollte. Und so wurde im schlechternden Ernäh- Jahre 1919 die Liga der rungslage in Deutsch- Rotkreuzgesellschaften - land votierte die Natio- heute Internationale Fö- nalversammlung des deration der Rotkreuz- Deutschen Reiches am und Rothalbmondgesell- 23. Juni 1919 mit 257 schaften – als zweite gegen 138 Stimmen für internationale Rotkreu- die Annahme des Ver- zinstitution ins Leben trages. gerufen.

Der Vertrag sah umfang- In Deutschland wollten reiche Reparationszah- die Organisationen, die lungen Deutschlands an Gemälde von Sir William Orpen - Die Unterzeichnung des sich dem inneren Frie- die Kriegsgegner, territo- Friedens in der Spiegelsaal, Versailles, 28. Juni 1919 den verpflichtet fühlten, riale Bestimmungen mit die teilsweise schon seit Gebietsabtretungen und Unterstellung Im Zusammenhang mit den Pariser langem bestehen großen Wohlfahrts- der Verwaltung weiterer Gebiete unter Verträgen wurde auch der Völkerbund verbände, ihre Kräfte bündeln, um sich den neu zu gründenden Völkerbund, als Vorläufer der heutigen Vereinten gegenüber Staat und Gesellschaft eine befristete Besetzung des Rhein- Nationen ins Leben gerufen. In dessen besser Gehör verschaffen zu können. landes und umfangreiche, detaillierte Satzung heißt es in Artikel 25: „Die Und so nahm im Dezember 1924 die militärische Bestimmungen vor. Eine Bundesmitglieder verpflichten sich, die Deutsche Liga der freien Wohlfahrts- dieser Bestimmungen, Artikel 177 des Errichtung und Zusammenarbeit aner- pflege - heute Arbeitsgemeinschaft der Vertrages, hatte auch Auswirkungen kannter freiwilliger nationaler Organi- Freien Wohlfahrtspflege - ihre Arbeit auf die Arbeit des Deutschen Roten sationen des Roten Kreuzes zur He- als Dachorganisation der Spitzenver- Kreuzes; darin heißt es: bung der Gesundheit, Verhütung von bände im Wohlfahrtsbereich auf und Krankheiten und Milderung der Leiden löste die am 12. März 1921 gegründe- „Erziehungsgesellschaften, Universitä- in der Welt zu fördern und zu begüns- te Reichsgemeinschaft von Hauptver- ten, Kriegervereine, Schützen-, Sport- tigen“ - in der Völkerbundsatzung wird bänden der freien Wohlfahrtspflege ab. oder Wandervereine und überhaupt damit ausschließlich auf die Friedens- Das DRK trat der Liga am 4. März Vereinigungen jeglicher Art, einerlei aufgaben des Roten Kreuzes Bezug 1926 bei. ▀ wie alt ihre Mitglieder sind, dürfen sich genommen. mit keinerlei militärischen Dingen be- Seite 16

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