LEBEN

WIR SIND JETZT DEUTSCHLAND

ESTABLISHMENT Kamingespräche mit Ministern waren gestern. In der Republik gibt eine neue Elite den Ton an. Die Netzwerke sind offener, bunter und strikt leistungsorientiert. Nur wer inhaltlich etwas zu bieten hat, ist dabei. ANDERS NETZWERKEN Champagner im „Borchardt“ geht immer noch. Aber sonst ist vieles neu in den Zirkeln der Entscheider. FOTO: MICHAEL TINNEFELD / AGENCY PEOPLE IMAGE TINNEFELD / MICHAEL FOTO:

SEPTEMBER 2015 manager magazin 91 LEBEN 1 Event-Schöpferin AlexandravonRehlingen durch, deraufEinladungvonPR-Dame und echter Internetpromi gehtLarsHinrichs Startups. Alseinziger verband Deutsche i-Potentials, ThomasBachemvomBundes- Geschäftsführerin derPersonalberatung Mangelware. Constanze Buchheimistda, sind GründerandiesemAbendleider Von denNominierten einmalabgesehen, sind dieCarsharing-Tüftler vonCarzapp. Award“ aneinStart-up verliehen,Sieger die Farben vonUnitymedia. Tischen grünesMoos undlilaHortensien – Schmalz spielenfliegendesDinner, aufden in Mini-Eistüten undBrotbröckchen mit selten eingefühltes Jahr dauern. Tag gibt. imhalbenDutzend Unddienicht jener Empfänge,dieesinBerlinanjedem Mai-Abend insE-Werk geladen,zueinem LibertyGlobalhatfürdiesen zernmutter Decke schweben.UnitymedianebstKon- de jungeFrauen an,dieanSeilenunter der „Tagesschau“-Sprecherin gegentrommeln- udith Rakers kämpft. Tapfer moderiertdie Selbstredend wirdder„Madein.de- 350 Gäste sindgekommen. Hackklopse 4 2 am BahnhofZoo. Stephan Erfurt,einst Ge- Fotokunst imehemaligenAmerikaHaus Stadt: C/OBerlin,Ausstellungshaus für dagegen diederzeitcoolste Locationder bundesrepublikanischen Westen, strahlt deren Universum,imwiederangesagten Mitte entferntunddochwieauseineman- Berliner Bürokratie. sternchen undeinbeachtlicherTeil der Halmich, Joachim Hunold,Schauspiel - bisschen Bundestag, dieEx-Boxerin Regina „Made in.de“tummeltsich:etwasAdel, das sindimmerseltener dieWichtigen.Bei gramm geht,werausreichendZeithat,und Wunder, seineFirma sitztinKöln. kein ein BerlinerSpitzeneventzuerleben– vermutlich EinzigerimSaalderMeinung, von „jungenHoffnungsträgern“.Undistals tymedia-CEO vom„Riesenpotenzial“ und verderben. Aufgekratzt schwärmtderUni- spricht. über seinvernetztes „Zukunftshaus“ aus Hamburgangereistist,aberamliebsten Keine fünfKilometer vomüberdrehten Zu dengroßenGalasmitFrontalpro- Lutz SchülerlässtsichnichtdieLaune (Bild 4). ker ker BHF- M.) GeldundGeistzusammen. Döpfner turmanager bringt Kul- (Bild 1).AnRheinundRuhr plaudert mitModezar VEREINT: EINST GETRENNTEWELTEN, HEUTEINNIG UND KOMMERZ KUNST ist Beliebter Treffpunkt3). Schöningen (Bild gemeinsam mitSpringer-Chef tpa Erfurts Stephan Lenny Fischer Opel-Vorständin Ausstellungen in Ausstellungen Walter Smerling (l.) finanziert Galerie C/OBerlin Karl Lagerfeld Tina Müller der Villa 3 (Bild 2, Mathias Ban-

FOTOS: GREGOR FISCHER / DAVIDS, JIRKA JANSCH / INTERTOPICS, STEFFENS / DDP IMAGES, BERND SAUER-DIETE / BSD-PHOTO-ARCHIV stalter des „FAZ-Magazins“ und so- do oder Spotify die Bühne betreten zialisiert in den New Yorker Klubs und neue Personen in den Kreis der BERLIN der 80er, will die besten Fotografen Einflussreichen mitbringen, wie die der Welt nach Berlin holen. Zu den Samwers, Zalando-Lenker Robert sieben Ausstellungseröffnungen pro Gentz oder die Westwing-Gründer Alles will nach Berlin. Zugewanderte Schwaben Jahr (Sebastião Salgado, Anton Cor- Stefan Smalla und Delia Fischer. (Heinz Dürr, Reinhold Würth) veranstalten bijn), Eintritt frei, strömt die halbe Nicht nur das Personal verändert pompöse Partys, doch die Start-up-Könige prägen Stadt. sich, auch der Stil, der Umgang, die den gesellschaftlichen Stil: Hoodies verdrängen Seine Bildwelten finanziert Erfurt Art und Weise, wie Geschäft gedacht Krawattenträger, im Netzwerk ist, mit privaten Sponsoren; wer auf sich und gemacht wird. Hoodie statt wer etwas beitragen kann. Dax-Manager sind hält im neuen Berlin, ist dabei: der Schlips, Sneakers statt Budapester. lediglich Besucher auf Zeit. ehemalige Goldman-Sachs-Banker Ja, der „Netzwerkgedanke erlebt Stefan Jentzsch, Wella-Erbin Ulrike eine Renaissance“, sagt Roland-Ber- Crespo, Internetunternehmer Kolja ger-Mann Burkhard Schwenker, er DIE NETZE DER DIE NEUEN Hebenstreit, Sebastian Turner, ist „lebendiger und wichtiger denn ETABLIERTEN HOTSPOTS Sanofi-Aventis-Statthalter Stefan je“, sagt Verena Pausder. Kein Tag, 5 5 Oelrich oder auch Neu-und-immer- an dem die Berliner Gründerin, die ATLANTIK-BRÜCKE SOHO HOUSE noch-Jungunternehmer Lars Wind- ihr Start-up Fox & Sheep kürzlich an Am Kupfergraben, neben An- Die erwachsene Internet- horst. Gönner und andere Promi- Haba verkaufte und als Ausrichterin gela Merkels Privatwohnung, szene findet sich im ehe - gäste werden eine Stunde vor der von „Ladies’ Dinners“ eigene Netz- residiert der 1952 gegründete maligen jüdischen Kaufhaus offiziellen Eröffnung eingelassen – werkabende für die weibliche Start- Verein zur Pflege des trans- an der Torstraße ein, eklek- später stehen sie neben Studenten up-Welt veranstaltet, nicht ein hal- atlantischen Verhältnisses. tisch gestyltes Hotel und und Touristen, ohne VIP-Absperrung. bes Dutzend Anfragen erhält oder Rund 500 Mitglieder, Tom Klub in einem. Für 190 Euro Aus dem leisen Intellektuellen weiterleitet. Wen wir kennen, ent- Enders (Airbus), Rupert pro Jahr können auch die Stadler (), Ratan Tata Kinder der In-Crowd Erfurt, der bei C/O auch kulturelle scheidet über unseren Erfolg. (Tata-Gruppe), Kai Diek- Mitglied werden und Tuch- Bildung für sozial schwache Kinder mann („Bild“) und mehr als fühlung zu Gästen wie aus Neukölln organisiert, hat das Performance statt Geschwätz die Hälfte der Dax-30- Madonna , George Clooney Dauer-Fundraising einen Knoten- Die alten Zirkel verlieren an Be- Konzer ne. Mitgliedschaft ist oder Start-up-Helden wie punkt der Hauptstadt-Society deutung. Die neuen Netze kommen Prestigesache, konkreter „Toms“-Gründer Blake gemacht –und C/O wurde zum Sinn- im anderen Look, mit neuen Regeln Nutzen eher gering. Das Mycoskie aufnehmen. bild neuen Networkings: demokra- und anderen In-Stätten. Es geht „Young Leaders“-Programm 5 tisch und trotzdem exklusiv, eine nicht mehr um Posten, sondern viel vernetzt die Topmanager von morgen. BARS Dosis Off-Kultur, gern soziales En- stärker um Inhalte. „Heute ist alles Im „St. Oberholz“, Rosen- gagement als Dreingabe. strukturiert, professioneller und 5 thaler Platz, treffen Gründer Schale Gala oder In-Galerie: Die nicht mehr wie eine Plauderstunde VEREIN DER FREUNDE auf Venture Capitalists, An- Reichen, Interessanten und Ein- organisiert“, sagt Ex-Linde-Chef DER NATIONALGALERIE wälte, Presse. Ebenso an - flussreichen zusammenzubringen und Holcim-Verwaltungsratspräsi- Unter dem Vorsitz von gesagt: „Mein Haus am See“, ist eine Wanderung auf schmalem dent Wolfgang Reitzle. „Die Szene Gabriele Quandt pflegt das Torstraße, „Father Carpen- Grat, insbesondere hierzulande. ist rigoros. Wenn kein Mehrwert bürgerliche Berlin seine ter“, Münzstraße, „Katz „Deutschland hat kein geografisch- erkennbar ist, wendet sie sich ab“, Liebe zur Kunst und finan- Orange“, Bergstraße. Legen- ziert gleich sechs Museen där: das „Borchardt“ in der gesellschaftliches Zentrum und auch meint Pausder. mit. Mitgliedern werden Französischen Straße, wo keine belastbaren formellen Netz- Nimmt demnächst also Oliver Dinners, Reisen, Künstler - Polit- und Medienprominenz werke wie die Grandes Écoles in Samwer den Platz von Ex-Goldman- gespräche, Vernissagen sich mit Neureichen mischt. Frankreich“, sagt der Elitenforscher Lenker Alexander Dibelius als graue ohne Fußvolk geboten. Auch Michael Hartmann. Einst übernah- Eminenz im Wirtschaftsbetrieb ein? Auswärtige wie Franz Mar- 5 men Adel und Burschenschaften die Ist Steffi Czernys DLD der neue BDI- kus Haniel und Trumpf- EVENTS Aufgabe. Beide fallen aus, Ersatz: Jahreskongress? Wer gehört zum Spross Regine Leibinger Berlin-Neulinge mit Entre- sitzen im Kuratorium. preneursambitionen gehen keiner. Weshalb Einfluss, Gestaltung neuen Establishment? Und wie ver- zur „Spätschicht“ (organi- und Macht nun an Personen hängen. netzen sich die Entscheider aus Po- 5 siert von Gründerszene) Das heißt: Das Establishment wird litik, Wirtschaft und Wissenschaft? EHEPAAR RAUE oder „Echtzeit“ (deutsche- bisweilen neu gemischt. Was die neuen von den alten Ein- Der Anwalt und Kunstförde- startups.de). Für Fort - Gerade ist es wieder mal so weit. flussreichen unterscheidet, lässt sich rer Peter Raue und seine geschrittene: Hy! Summit, Die Deutschland AG ist Geschichte, nirgends besser studieren als in Ber- Frau Andrea Gräfin Berns- Noah, (Mitausrichter ist die Digitalisierung disrupted Fir- lin. Das Beinahe-Parishafte hat die torff, engagierte Förderin jeweils der Springer-Verlag), men, Branchen und Management- Hauptstadt mit einer Intensität zum der Musikhochschule Hanns Heureka, re:publica, Tech Eisler, bitten zu Kammer- Open Air. theorien, die Wirtschaft sucht den Hotspot gemacht, von der Bonn nie musikabenden in ihre Char- richtigen Weg zur Industrie 4.0. auch nur zu träumen wagte. Die al- lottenburger Wohnung. Einst baumstarke Dax-Stützen ten Berliner Eliten, traditionell wirt- Die Einladungen gelten als wie RWE oder Deutsche Bank stem- schaftsfern, kreisen um Fixsterne Billetts für den innersten men sich gegen ihr Zerbröseln, wäh- der klassischen Berlin-Kultur wie Zirkel der Hauptstadt. rend neue Unternehmen wie Zalan- den Freundeskreis der National- 2

SEPTEMBER 2015 manager magazin 93 FRANKFURT

Chichi brauchen sie nicht am Main, wenn es ums Netzwerken geht: Die Großbürgergesellschaft der Geldmetropole 1 ist überschaubar und weit gehend allürenfrei. Und ebenso emsig wie effizient, wenn es darum geht, Millionen einzusammeln, wie etwa für den Neubau des Städel-Museums. ALTEINGESESSENE DIE KLUBS DIE CLANS GRANDEN UND DYNASTEN: Die seit jeher Etablierten dosieren ihre öffentliche Prä- 5 5 senz mit Sorgfalt: BMW-Erbe Stefan FRANKFURTER GESELLSCHAFT VON METZLER Quandt (l.) im Gespräch mit Finanz- investor Lars Windhorst (Bild 1). Friede In der Villa Bonn im Westend treffen sich Die Bankiersfamilie spielt die Rolle des Springer (2. v. r.) und Multiaufsichtsrat Banker, Industrielle, Politiker, Wissenschaft- benevolenten Herrschers der Stadt perfekt. Manfred Schneider (2. v. l.) amüsieren sich ler – eigentlich alles, was Rang und Namen Unaufgeregt, stilvoll, zupackend: Regelmäßig, mit Friedrich von Metzler und Gattin hat in Frankfurt. Aber keine Frauen, die sind besonders gern nach Städel-Vernissagen, Sylvia (Bild 2). Um das Ehepaar Andrea unerwünscht. Monatliche Vorträge sorgen für laden Friedrich und Sylvia von Metzler in Gräfin Bernstorff und Peter Raue dreht Weiterbildung, gelegentlich sogar mit Damen- ihr Sachsenhäuser Anwesen oder das sich das bürgerliche Berlin (Bild 3). Hein- präsenz. Die als Gast geladene Ex-Oberbür- Stammhaus in Bonames und lösen Probleme rich Hiesinger (l.) und Ulrich Lehner re- germeisterin Petra Roth ließ sich daher einst auf die elegante Art. Zum Netzwerken per- gieren ThyssenKrupp und den Pott (Bild 4). zu der Feststellung hinreißen: „Ich bin hier fekt: Sylvias Girls-only-Dinner. das einzige Mitglied ohne Glied.“ 5 che“ schätzt. All die großen Events der 5 RAETTIG Konzernrepräsentanzen, Verbände, Lob- UNION INTERNATIONAL CLUB Katherine, Gattin von Morgan-Stanley- byisten, von denen es in der Hauptstadt je- Im Klub in der neobarocken Villa Merton Urgestein Lutz Raettig, ist das Perpetuum den Abend ein halbes Dutzend gibt, seien im Diplomatenviertel, in der schon US-Präsi- mobile der Society: Seit Neuestem organi- „toller Service“, doch leider „verdränge“ dent Eisenhower übernachtete, ist man siert sie das Human Rights Watch Dinner, sein Kalender Empfänge, auf denen er nur gern Mitglied (die Warteliste ist allerdings immer schon laden die Raettigs nach lang): Tennisplatz, Swimmingpool und Sterne - Opernpremieren zu sich ins Westend ein. einer von ganz vielen sei. In der Menge restaurant. Die Atmosphäre ist transatlan- Dann kommen alle, egal ob Dirigent oder unterzugehen, dafür ist ihm seine Zeit zu tisch; regelmäßige Charity-Events sorgen für Deutsche-Bank-Chef. schade. Abwechslung – und ein gutes Gewissen. Im Hauptstadtlabor lässt sich beobach- 5 ten, wie sich das neue, coole Establishment 5 WEDER DI MAURO gerade erfindet – und mit ihm die Art zu CRANACH KREIS Regelmäßig bittet Ex-Wirtschaftsweise netzwerken. „Das Höfische verschwindet, Der Newcomer in Frankfurts Fundraising Beatrice Weder di Mauro in ihr Haus ins die Treffen sind weniger pompös“, sagt Community. Einziges Ziel: Geld für Bildungs- Dichterviertel, der Gästekreis ist erlesen und zwecke einsammeln. Opel-Chef Karl-Thomas mächtig – der Bundesbank-Chef ist oft dabei. Karl-Ludwig Kley, Vorsitzender der Merck- Neumann ist dabei, ebenso wie Rothschild- Zu später Stunde setzt sich die Dame des Geschäftsleitung. Hof gehalten wird zwar Deutschland-Boss Martin Reitz oder Hauses ans Klavier, begleitet vom stimm - noch immer, aber unter um gekehrten Merck-CFO Marcus Kuhnert. Gern schaut gewaltigen Gatten Filippo, Sizilianer und Vorzeichen: Im angesagten Berliner „Soho auch Oliver Samwer zum Vortrag vorbei. EZB-Ökonom. House“ etwa (wo nahezu die gesamte digitale Hautevolee Klubmitglied ist) müs- sen Krawattenträger draußen bleiben. galerie oder den Bundespresseball. Doch Gartenpartys aus, zu denen die Schwaben- Den frischen Style prägen die ungekrön- der Glanz der ehrwürdigen Frontstadt- Society Berlins strömt. Würth kontert mit ten Könige Berlins: die Gründer, mitsamt institutionen verblasst. Die eigentlichen Feiern auf Schwanenwerder. ihrer Corona aus Wagniskapitalfirmen, In- Must-sees sind begrenzt – und finden eher Als Billett für den inneren Hauptstadt- kubatoren und altem Geld auf der Suche im privaten Rahmen statt. zirkel gelten auch die Musikabende des An- nach neuen Chancen. Die Jungs von Pro- Wer etwa zu den Abendessen von Kanz- walts Peter Raue und seiner Frau Andrea ject A Ventures wie Florian Heinemann, leramtsminister Peter Altmaier oder zu Gräfin Bernstorff oder die kunstsinnigen Niklas Östberg (Delivery Hero), Wooga- den Vernissagen in der Villa Schöningen, Einladungen von Thomas Rusche, Inhaber Gründer Jens Begemann, die Macher von gekauft und renoviert von Mathias Döpf- des Herrenausstatters Sør, der in seiner Soundcloud und 6Wunderkinder, Sprin- ner und Leonhard Fischer, eingeladen großzügigen Altbauwohnung in Charlot- ger-Accelerator-Chef Jörg Rheinboldt, die wird, weiß: Er ist drin, da, wo es in ist. tenburg niederländische Meister mit zeit- Rocket-Jünger, Investor Christophe Maire Kaum jemand aus der etablierten Garde genössischer Malerei paart. Auch das Mu- oder Christian Nagel und Hendrik Brandis der Wirtschaftsgranden hat das besser seum Barberini, das SAP-Gründer Hasso von Earlybird – wer es im Start-up-Uni - begriffen als die Schwaben-Unternehmer Plattner in Potsdam errichten lässt, dürfte versum zu etwas bringen will, kopiert die Heinz Dürr, ehemals Bahn-Chef, und ein soziokultureller Fixstern werden. fokussierte, leistungsorientierte Schnör- Schraubenkönig Reinhold Würth. Dürr, Be- Politiker von Rang, Wirtschaftsgrößen kellosigkeit des Silicon Valley. „Die Bereit- sitzer einer ultramodernen Villa von David sowieso, halten es mit FDP-Chef Christian schaft, sich auf neue Kontakte einzulassen,

FOTO: WOLFGANG VON BRAUCHITSCH FÜR MM WOLFGANG FOTO: Chipperfield in Dahlem, richtet glanzvolle Lindner, der „exklusive, bilaterale Gesprä- wenn es nicht zweckgebunden ist, ist eher

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2 4 gering, weil Zeit in der Branche extrem knapp ist“, sagt Fabian Heilemann, Grün- der von Dailydeal und als Investor einer der Fixsterne der Szene. HAMBURG Einfach nur rumstehen und smalltal- ken? Zu viel Redundanz, zu wenig Kon - Traditionsverliebt, schollentreu, statusfixiert, spendabel im Stillen – kretes. Alkohol unter der Woche? Are you hanseatische Werte sind still alive. 15, 20 Persönlichkeiten regeln serious? Da gehe man unter, sagt Heile- die Angelegenheiten der Stadt und stopfen kulturelle Finanzlöcher. Jeder kennt mann: „In dem Umfeld stehen alle um sie- ben auf und machen vor der Arbeit noch jeden. Echte Reeder halten sich separat und spenden fürs Seemannsheim. Sport.“ Lieber trifft man sich zum Lunch DIE FAMILIEN im Edel-Vintage-Laden „Soho House“, bei DIE KLASSISCHEN KLUBS den Roundtables von Florian Nöll (Bun- 5 5 desverband Deutsche Startups), in Coffee ÜBERSEE-CLUB WARBURG Shops wie dem „Father Carpenter“ in der Neuer Jungfernstieg 19, neben der Beren- Auf dem Anwesen des Bankiers Max War- Münzstraße oder dem „Godshot“ in der berg Bank. Prestigenetzwerk von Unter- burg an der Kösterbergstraße, Blankenese, di- Immanuelkirchstraße. Oder bei einem der nehmerpersönlichkeiten wie Michael Otto, nieren Michael Otto, E&Y-Chef Georg Graf Arthur Darboven (Idee Kaffee) oder Waldersee und Warburg-Aufsichtsratschef CEO-Dinner, die rund um Tech-Konferen- Werberin Karen Heumann (Thjnk). Man Christian Olearius mit Bürgermeister Olaf zen wie die Heureka organisiert werden. debattiert und lauscht Gastrednern, unter Scholz. Fürs Catering sorgt Cornelia Poletto, Nach wie vor auch gern im „Borchardt“, wo anderen VW-Chef . Neu-Ehefrau von Bahn-Chef Rüdiger Grube. die junge Szene auf die etablierten Wirt- schaftsplatzhirsche trifft – nur auf persön- 5 5 liche Einladung, traditionelle Branchen ANGLO-GERMAN CLUB REHLINGEN/PRINZ sind oft als Sponsoren vertreten. Herzstück der Hamburger Liebe zu Groß- PR-Dame Alexandra von Rehlingen und ihr Die Netzwerke sind offener und trans- britannien. Jährliche Garden Party zu Ehren Gatte, Medienanwalt Matthias Prinz, bitten der Queen. Vorstand Claus-Günther regelmäßig in ihre Villa in Harvestehude. Je parenter geworden – aber auch anstren- Budel mann, Ex-Chef der Berenberg Bank, 24 Gäste; Starpianist Lang Lang, Großmäzen gender: „Nicht mehr große Namen und ho- zählt zu den aktivsten Netzwerkern der Alexander Otto mit Ehefrau Dorit und he Posten sind die Eintrittskarte, sondern Stadt, nimmt aber nur Männer als Mitglieder Jakob von Uexküll, Stifter des alternativen die Frage, welchen inhaltlichen Nutzen je- auf. Nobelpreises, treffen auf Hamburger (und mand bringt“, sagt Gisbert Rühl, CEO des Berliner) Polit- und Wirtschaftsprominenz. Stahlhändlers Klöckner & Co. Rühl weiß 5 5 um die Schwierigkeiten der alten Industrie, FÖRDERKREIS DEICHTORHALLEN HINRICHS in der neuen Welt mitzumischen. Im ver- Exklusiver Klub für Kunstfans. Julia Frei- frau von Jenisch verlangt 1000 Euro Xing-Gründer Lars Hinrichs und Frau gangenen Jahr eröffnete er eine Digital- Mitgliedsgebühr pro Jahr. Drin sind Reeder Daniela, Fotografin, netzwerken mit der tochter in Berlin – Kloeckner.i soll Grün- Erck Rickmers, Claus-Günther Budel- etablierten Kreativgarde. Beim Richtfest derwerkzeuge wie Design Thinking in den mann, Philipp Schmitz-Morkramer ihres „Zukunftshauses“ in Rotherbaum Konzern bringen. Rühl machte die Runde (Immobilien). feierten sie mit Jean-Remy von Matt und in der Start-up-Szene und merkte schnell: Stefan Aust. 2 „Einfach nur Kontakte knüpfen geht ANDREAS ENDERMANN STEFFENS / DDP IMAGES, VON BRAUCHITSCH FÜR MM, WOLFGANG FOTOS:

SEPTEMBER 2015 manager magazin 95 STUTTGART

In der Schwabenmetropole geben noch die alten Herren den Ton an. Man trifft sich bei Vernissagen, in kleinen Kreisen, Dorfkneipen – oder beim VfB. Die Jungmanager und Unternehmersöhne machen bei diesem Klüngel nicht mehr mit. Sie haben ihre eigenen Zirkel.

DIE ALTEN DIE JUNGEN 5 5 KULTUR, VFB ... PARTYS ... Die Kulturszene ist Dreh- Maultaschen und Trollin- und Angelpunkt der Stutt- ger in den Weinstuben 1 garter Gesellschaft. In Bei- „Fröhlich“ und „Zur Kiste“ räten und Kuratorien von – die Jungmanager und Bachakademie, Deutsches Unternehmersöhne haben nicht, man muss etwas beitragen.“ mischer und diverser. Der Zugang ist Literaturarchiv Marbach, diese Schwabentümelei Schon bei den Gesprächen, die er im offener, mehr Leistung, weniger Sta- der Ludwigsburger Schloss- satt. Sie, die oft internatio- Silicon Valley führte, rief vorher tus. Nicht nur die Pools, aus denen festspiele oder Staatsgale- nal ausgebildet sind, zieht meist ein Assistent an und erkundig- sich gerade die Wirtschaftselite rie engagieren sich viele es ins „Oggi“ oder „Cavos“. te sich detailliert, für welche Projek- rekrutiert, sind größer und inter- Manager und Unternehmer. Der einzige Ort, wo sich te er Marc Andreessen denn eine nationaler geworden. Auch inhalt- Man trifft sie häufig bei Jung und Alt noch treffen, Stunde Zeit zu stehlen gedenke. lich reicht es nicht mehr, im eigenen Premieren und Vernissagen. ist im Herbst der Wasen, Ansonsten machen sich die das Cannstatter Volksfest. Nüchtern, effizient, pragmatisch. Süppchen zu rühren. „Topführungs- Bosse in der Öffentlichkeit Legendär sind die Partys Kein Geschwätz, pure Performance. kräfte brauchen Anschlussfähigkeit rar. Nur beim VfB in den des Kaufhauses Breuninger Der Habitus der Digitalwirtschaft, in möglichst viele andere Bereiche, Lounges der Mercedes- und von Klatschreporterin das permanente Optimieren, der nicht nur Vernetzung unter ihres- Benz Arena tauchen man- Karin Endress. konsequente Pragmatismus, hat gleichen“, sagt Lars Zimmermann, che von ihnen noch auf. kulturell auch in den Traditions- Senior Advisor bei Egon Zehnder 5 Die Unternehmenslenker branchen Fuß gefasst. „Selbst ausge- und CEO von Hy!. Das Digitalnetz- ... UND ZIRKEL Dieter Zetsche (Daimler) buchte Hochkaräter sind noch für werk, dem weltweit mehr als 1200 oder Matthias Müller Am liebsten treffen sich (Porsche) etwa, sowie die Wirtschaftsleute in neue Netzwerke zu gewinnen –aber Start-ups angehören, berät Unter- Kärcher-Chef und Ur- kleinen Zirkeln, meist zu es muss inhaltlich etwas bringen“, nehmen bei der digitalen Trans - schwabe Hartmut Jenner, Hause. Oder allenfalls im sagt Unternehmerin Marie-Christi- formation und bietet in „Learning der im Aufsichtsrat des halb öffentlichen Raum wie ne Ostermann, bis Ende 2012 me- Journeys“ für Topmanager an- Fußballklubs sitzt. Jenner im geheimnisumwitterten dienaffine Chefin des Bundes- spruchsvolle Crash kurse in der hat das Zeug zum neuen „Weinberghäuschen“ der verbandes Die Jungen Unternehmer Gründerszene an. Ein Paradebei- schwäbischen Patron, in IHK mit seinen gerade mal und inzwischen eingeschriebene spiel, wonach das neue Establish- direkter Erbfolge derer von 14 Plätzen. Größer ist der Liberale. Sie hatte ihr Erweckungs- ment beim Networking sucht. Stihl und Dürr. Donnerstagskreis, der von Ex-HP-Chef Jörg Menno erlebnis während eines FDP-Spen- 5 Harms geleitet wird und dendinners, als sie merkte, dass „bei Im „Fail Forward“-Modus ... UND DORFKNEIPEN sich vier- bis fünfmal im solchen Veranstaltungen das Ideen- Früher waren es Closed Shops im Rund um Stuttgart führen Jahr donnerstags zwischen potenzial der Gäste gar nicht ange- Hinterzimmer, inzwischen zählen viele Städte ein gesell- 18 und 20 Uhr in den Räu- fragt wird“. Sie nutzte die ernüch- nicht mehr Titel und Stand, sondern schaftliches Eigenleben. men der LBBW trifft. ternde Einsicht für ihr Ende 2014 was einer mitbringt. Personalberater Ob in Esslingen, Göppin- Zwei neue, eher für Jung- begründetes FDP-Unterstützernetz- Christoph Zeiss beschreibt die Netz- gen, Ludwigsburg, Böblin- manager gedachte Runden werk „Liberale Agenda 2025“, für das werke als „internationaler, kleiner gen, Reutlingen – die lokale etablierten sich in den Wirtschaftsprominenz vergangenen Jahren: sie etwa Roland Oetker, Jochen und nach Branchen organisiert“. bleibt vor Ort und fährt Der „Business Club Stutt- Kienbaum und Ludwig Georg Braun Man trifft sich zu sechst oder acht eher selten in die Metro- gart Schloss Solitude“, hin- (B. Braun Melsungen) ansprach. im Garten und grillt. Oder lädt privat pole. Bestes Beispiel: ter dem Szenegastronom Kein Small Talk, sondern geheime nach Hause ein und kocht gleich Bietigheim-Bissingen. Des- Jörg Mink („Zur Linde“) Treffen in Hotels im Ruhrgebiet, Ar- selbst, wie Robert Gentz von Zalan- sen prominentester Bürger, und Ex-IBM-Chef und beitsgruppen per Videokonferenz. do oder die Gründer von Wimdu. Das Ex-Porsche-Chef Wende- VfB- Ehrenpräsident Erwin Effizienz und klarer Output: Die bringt einfach mehr, als auf großen lin Wiedeking, der „König Staudt stecken, und die von Bietigheim“, hält gern „Babbelrunde“ des Ditzin- Vorschläge der Agenda-Truppe wan- Galas Weingläser zu balancieren. im Restaurant „Friedrich ger Logistikunternehmers derten direkt in die Programmarbeit Die CEOs der neuen Generation von Schiller“ Hof. Stephan Hewel. auf dem FDP- Parteitag. wie Frank Appel (Post), Kasper Früher war die Dax-Elite unter Rorsted (Henkel), Marijn Dekkers

FOTO: ROBERT SCHLESINGER / PA / DPA SCHLESINGER / PA ROBERT FOTO: sich – heute sind Netzwerke dyna- (Bayer), Oliver Bäte (Allianz) halten

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2 DRIN IST, WER ETWAS ZU SAGEN HAT Status ist out, geteilte Interessen sind in: Viviane Reding (r.), Ex-EU-Kommissarin, und Tele- kom-Vorstand Claudia Nemat (l.) plaudern mit Uschi Glas auf der DLD Women (Bild 1). BDI-Präsident Ulrich Grillo (l.) tauscht sich mit Merck-Chef Karl-Ludwig Kley aus (Bild 2). FDP-Boss Christian Lindner sichert sich die Stimme von Berlins Weblady Verena Pausder (Bild 3). Peter Altmaier, Hobbykoch und Kanzleramts minister, netzwerkt am liebs- ten kochend (Bild 4). 4 3 sich nicht mit Stehempfangklatsch über Corporate Germany auf, dafür verbringen sie lieber Zeit mit der Familie oder Freun- den. „Sie sind insgesamt ernsthafter, zu - KÖLN & DÜSSELDORF rückhaltender im Auftritt und, weil ihnen die Begrenztheit ihres Einflusses stärker bewusst ist, auch offener und interessierter Hier Blutwurst und Kölsch, dort Kaviar und Alt: Die rheinischen Metro - an Themen, die über ihr Unternehmen polen sind einander seit jeher in herzlichem Misstrauen verbunden. hinausgehen“, beobachtet Freshfields- Ständig wird verglichen und verrissen. Gesellschaftlich verbindet Dom- und Partner Christoph Seibt. Ihre Devise: Mehr- Landeshauptstadt aber mehr, als sie zugeben wollen. dimensional statt linear nur in den eigenen Kreisen netzwerken. Heißt: Ein Abend mit KLUBS, KULTUR UND KAMELLE SEHEN UND GESEHEN WERDEN dem Ex-Piraten und Springer-Mann Chris- 5 5 topher Lauer interessiert sie im Zweifel SPORTLICH STÄNDEHAUS-TREFF mehr als das x-te Kamingespräch mit Wolf- Vorteil Köln: Der 1. FC spielt wieder in der Hier hat der Impresario Axel Pollheim ein gang Schäuble. 1. Liga, und erstligareif sind auch die Macher 1-a-Event geschaffen, um das Düsseldorf Der pragmatische, an konkreten Lösun- hinter dem Comeback: FC-Präsident und Ex- nicht nur ganz Köln, sondern die halbe gen orientierte „Fail Forward“-Fokus ver- Bayer-Vorstand Werner Spinner oder Merck- Republik beneidet. Gerade erst war Ex-Kanz- ändert nicht nur das Networking – er Boss Karl-Ludwig Kley. Die Ehrentribüne ler Gerhard Schröder zum Plaudern da. definiert auch mit, wie sich das neue Estab- im Stadion ist eine der gefragtesten Locations Köln hält mit der „Schaeferstunde“ des lishment zusammensetzt. Natürlich kann für Netzwerker. Düsseldorfs zweitklassige umtriebigen Radeberger-Managers Georg man wie Lars Windhorst versuchen, sich Fortuna muss sich mit Air-Berlin-Gründer Schäfer dagegen, muss aber zugeben: klarer und Henkel-Gesellschafter Punkt für Düsseldorf. ganz altmodisch einzukaufen: Der Unter- Joachim Hunold Albrecht Woeste als Aufseher bescheiden. nehmer erstand Christos gesammelte Wer- 5 ke zur Reichstagsverhüllung und stellt sie 5 HINTERZIMMER dem Bundestag als Leihgabe zur Verfügung. KUNSTSINNIG Wer in „D“ zu den Soireen von Carola Für die Tate Modern an seinem Wohnsitz Auch wenn sich Topgaleristen wie Gisela Gräfin von Schmettow, Chefin von HSBC London hat er zehn Millionen Pfund ge- Capitain mühen: Köln ist als Kunststadt etwas Trinkaus, gebeten wird, der hat es gesell- spendet, zum Dank wird auf Lebenszeit ein abgerutscht. In Düsseldorf dominieren große schaftlich geschafft. In „K“ ist nach dem Raum nach ihm benannt. Namen die Zirkel der Hochkultur: Den Freun- Abgang derer von Oppenheim der Marien- deskreis der Tonhalle führt Pharmamilliardär burger Golf-Club nach wie vor eine feine Doch nicht jeder ist so vermögend wie Patrick Schwarz-Schütte. SMS-Siemag-Eig- Adresse, dort präsidiert Paul Bauwens- Windhorst. Dazu gehört heute vor allem, ner Heinrich Weiss holt schon mal Starpianis- Adenauer. wer beitragen kann. Und zwar zu den ganz ten in die Stadt. Wer mitlauschen darf, ist drin. großen Fragen: Digitalisierung, Regulie- 5 rung, Energiewende, soziale Gerechtigkeit. 5 HANDELSKAMMER Etwa die jungen CEOs, die sich in einem ZÜNFTIG Anderswo unter „ferner liefen“, sind die Kreis, organisiert vom Kölner McKinsey- Natürlich geht am Rhein, ob rechtes oder lin- rheinischen IHK noch immer Institutionen Direktor Klaus Behrenbeck, zusammen - kes Ufer, nichts ohne den Karneval, ein (fast) ersten Ranges. Knapp vorn liegt Düsseldorf: hierarchiefreies Netzwerk. In Köln ist das Hier präsidiert Ex-Henkel-Boss Ulrich getan haben. Auch Harald Krüger (BMW), gesellschaftliche Niveau etwas höher: Am Lehner. Lädt der Multiaufseher zum Kurt Bock (BASF), Frank Mastiaux besten trifft man erst mal Festkomiteepräsi- Neujahrsempfang, kommt auch schon mal (EnBW), Kanzlerin-Freund und Bahn-Chef dent Markus Ritterbach, der kennt in Köln Angela Merkel höchstpersönlich. Rüdiger Grube oder (Adi- jeden von Rang, und alle kennen ihn. 2 das) zählen zu den Netzknoten der Wirt- MARKUS PROSSWITZ / MASTERPRESS / DPA, JOHANNES SIMON / SZ PHOTO PA BOSTELMANN FÜR MM, BERT FOTOS:

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schaftsrepublik, ebenso wie Tina Müller gen Hambrecht (BASF, Trumpf, Fuchs („Bild“) zählen. Die traditionellen Elite- (Opel), Claudia Nemat (Telekom), Mat- Petrolub) bis hin zu Norbert Reithofer treffs fallen nicht plötzlich in den sozialen thias Zachert (Lanxess) oder Ulf Schneider (BMW, Siemens) und Multiauf seher Hen- Abgrund, weil in Mitte ein paar Apps pro- (Fresenius). ning Kagermann (BMW, Post, Deutsche grammiert werden. Aber ihre Rituale wir- „Eitle, machthungrige Einzelkämpfer Bank). Allesamt bestens verdrahtete Ma- ken neben dem zupackenden Smart Casual werden künftig an Einfluss verlieren“, pro- cher, ja, die ihre Themen jedoch mit Augen- des neuen Networkings zunehmend wie phezeit Frank Trümper, Geschäftsführer maß und ohne übertriebene Herrschafts- Holzvertäfelung neben Aluminium-Tesla. der Baden-Badener Unternehmer Gesprä- aura vorantreiben. Die Zukunftsmusik spielt woanders. che. Denn die Topführungskräfte im neuen Stärker als früher orientieren sich die Der Sektorenfokus und eine globalere Establishment „begreifen Management Netzwerke an Sektoren; dass einer wie Perspektive drängen auch die Beratungen nicht als One-Man-Show und sind geistig Heinrich von Pierer oder Josef Ackermann und Investmentbanker aus ihrer Rolle als unabhängiger von ihren Positionen als die für „die deutsche Wirtschaft“ stand, ist Ge- Deutschland-Erklärer. McKinsey-Chef meisten ihrer Vorgänger“. Die Charakteri- schichte. Heute geben Branchenchampions Cornelius Baur bleibt blass im Vergleich zu sierung gilt auch für die tonangebenden wie Mathias Döpfner (Springer) oder Tho- Vorgängern wie Herbert Henzler, die Gold- Aufsichtsräte der Nach-Cromme-Ära, de- mas Ebeling (ProSiebenSat.1) die neuen man-Sachs-Granden Wolfgang Fink und ren Position im Elitengeflecht durch Leuchttürme. Jörg Kukies erreichen weder die mediale die Corporate-Governance-Diskussionen noch die ökonomische Durchschlagskraft nochmals gestärkt wurde. Tesla gegen Holzvertäfelung von Alexander Dibelius. Zwar lenkt Manfred Schneider mit RWE Sicher, es gibt sie noch, die Similauner, die Die einstige Guru-Position der Berater und Linde noch immer ziemlich große Baden Badener Gespräche. Oder die Atlan- übernehmen zunehmend Private-Equity- Pötte durchs Wirtschaftsgewässer. Doch tik-Brücke: Gegenüber der Museumsinsel Granden wie KKR-Europa-Chef Johannes der Dax-Grande war schon immer unprä- in Berlin, in unmittelbarer Nähe von Angela Huth oder Stefan Zuschke, der das tentiöser Pragmatiker, so wie viele andere Merkels Privatwohnung, residiert der 1952 Deutschland-Geschäft von BC Partners starke Aufseher: von Werner Wenning gegründete Verein, zu dessen aktuell rund leitet. Weil Topmanager bei aller prag - (Bayer, Eon) und Ulrich Lehner (Telekom, 500 Mitgliedern etwa Jürgen Fitschen matischen Gelassenheit „ein deutlich grö- ThyssenKrupp, spielt mit Wenning Skat) (Deutsche Bank), Jürgen Grossmann (Ex- ßeres Schutzbedürfnis entwickelt haben“ über Simone Bagel-Trah (Henkel) und Jür- RWE), Arend Oetker oder Kai Diekmann (Freshfields-Mann Seibt), firmieren auch Spin Doctors wie Alexander Geiser (Hering Schuppener) und Christian Weyand (Brunswick) im inoffiziellen Who’s who der Republik. Wo sie auf Anwälte wie Seibt, RUHRGEBIET Ralph Wollburg (Linklaters), Michael Hoff- mann-Becking (Hengeler Mueller), Rein- hard Pöllath (Pöllath & Partners) oder Genetzwerkt wird bodenständig, lieber Pils als Champagner. Großes Ziel: Christian Cascante (Gleiss Lutz) treffen, endlich den Strukturwandel zum Fliegen bringen. Der Initiativkreis Ruhr hat die ihre Rolle als mächtige Consiglieri bei nach dem Abgang von Bodo Hombach seine Rolle als Kraftzentrum verloren. Mergern, Transaktionen und anderen heik- Kontakte zur SPD können aber immer noch nicht schaden. len Verrichtungen nicht eingebüßt haben. Nicht selten vermitteln die Advokaten auch ins Paralleluniversum der Politik – ob- DIE GROSSEN BÜHNEN FEINE ZIRKEL wohl die Drähte zwischen beiden Welten 5 5 oft besser sind, als das öffentliche Lamento POLITISCHES FORUM RUHR BISCHÖFLICHER RAT FÜR WIRTSCHAFT vieler Manager vermuten lässt. „Wirtschaft Kongressreihe auf Initiative von Stephan UND SOZIALES und Politik sind in Deutschland deutlich Holthoff-Pförtner mit Toprednern (Jens Hintergrundkreis des Essener Bischofs besser vernetzt als in den USA, auch die Weidmann, Sigmar Gabriel). Im Anschluss Franz-Josef Overbeck. Mit dabei etwa: Mitsprache der Industrie bei politischen lädt Holthoff-Pförtner rund 40 ausgewählte Klemens Rethmann (Remondis, Rhenus) Entscheidungen ist größer“, sagt Bayer- Gäste wie Hannelore Kraft, RWE-Chef Peter und Ulrich Hartmann (RWE Power). Chef Marijn Dekkers. Terium oder Kai Diekmann („Bild“) ins Hiesinger und NRW-Wirtschaftsminister Jagdhaus Schellenberg. Das Fleisch kommt Garrelt Duin waren schon Gäste im Angela Merkel lädt drei-, viermal im Jahr vom Biometzger Alfred Schulte-Stade, die bischöflichen Think Tank. eine CEO-Gruppe ins Kanzleramt, um die Tischrede beginnt stets mit einem Witz von Stimmung auszuloten. Ohnehin reicht für Bodo Hombach. 5 die meisten Dax-Granden ein Anruf, um DINNERKREIS MUSEUM KÜPPERSMÜHLE die Kanzlerin oder einen der zentralen 5 Treffen für Kunstsinnige mit ausreichenden Ressortchefs – Wirtschaftsminister Sigmar SCHLOSS LANDSBERG finanziellen Reserven wie Mathias Döpfner, Gabriel, Arbeitsministerin Andrea Nahles, Der wichtigste Mann im Ruhrgebiet, Thyssen- Teile der Ströher-Familie (Wella-Erben) Krupp-Chef Heinrich Hiesinger, lädt einmal oder Werner Müller (RAG-Stiftung). Finanzminister Wolfgang Schäuble, Ver- im Jahr zur Adventsfeier. Multiaufseher Impresario ist Walter Smerling, einfluss- kehrs- und selbst ernannter Zukunftsmi- Ulrich Lehner, Henkel-Vorsteher Kasper reicher Knotenpunkt im Ruhr-Netzwerk nister Alexander Dobrindt – zu sprechen. Rorsted, Duisburgs Hafenchef Erich Staake – und Chef der Bonner Stiftung für Kunst und Und dann sind da ja noch BDI, BDA, wer was gilt im Pott, sitzt mit am Tisch. Kultur. der Verband der Chemischen Industrie, Matthias Wissmann und sein Autover- 2

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4 DER NEUE NETZADEL SIE PRÄGEN DEN NEUEN STYLE BERLINS: Rocket-Internet-CEO Oliver Samwer, ungekrönter König der Szene, mit Ehefrau Susanne (Bild 1). Techies pflegen den lässigen Auftritt, wie etwa Robert Gentz, Zalando-Chef, auf der Tech Open Air 2015 (Bild 2) oder im „Soho House“, dem Epizentrum der Start-up- Kultur – Krawatten verboten (Bild 4). Unternehmerkinder der Old Economy holen sich Anregungen von Gründern, so wie Sixt-Spross Konstantin von West- wing-Chefin Delia Fischer (Bild 3). Hamburgs Webkompetenz repräsentiert Xing-Gründer Lars Hinrichs, hier mit Investorin Christiane Kofler (Bild 5).

5 ein VDA und viele mehr. Zwar raten Anwäl- te ihren CEOs oft ab, auf den Treffen bei MÜNCHEN BDI-Chef Ulrich Grillo und Kollegen übers Geschäft zu sprechen – Vorsicht, vermintes Kartellterrain! Doch als Scharnier und Mei- In der Frauenkirche trifft sich die gute Gesellschaft beim Hochamt wieder. nungskanal sind die Verbände für den Profit und Pietät verbindet niemand so göttlich wie die Mia-san-mia- politökonomischen Betrieb nach wie vor Verbandelten. In keiner anderen Stadt müssen Netzwerker auf so vielen relevant. Bühnen parkettsicher sein wie hier. Denn allen kurzen Drähten zum Trotz war das Verhältnis zwischen Politik und WO MAN SEIN MUSS WER MAN SEIN MUSS Wirtschaft schon mal enger. Dass der 5 5 Putsch gegen Helmut Kohl auf dem Partei- DAS STADION DES FC BAYERN SUSANNE KLATTEN tag 1989 auch am Veto der Deutschen Bank ist die größte Netzwerkarena des Landes. ist zweifelsfrei die mächtigste und reichste gegen Lothar Späth scheiterte, wie sich Herbert Hainer (CEO Adidas) und CEO Frau der Stadt. In ihr Anwesen am Engli- Heiner Geißler erinnerte („Die Banker ha- Rupert Stadler(Audi) teilen sich in der schen Garten lädt sie regelmäßig die Inge- ben gesagt: Kohl soll bleiben“) – heute un- Allianz Arena eine VIP-Loge (Kosten um die nieurelite und Start-up-Aspiranten. Ihr denkbar. Spätestens nach Lehman schauen 240 000 Euro pro Jahr ohne Catering). Ob Verbündeter ist der Präsident der TU, Jean-Claude Biver (Hublot), Marc O’Polo- Wolfgang Herrmann. Klatten ist auch eine Merkel & Co. mit Skepsis – und einem Chef Werner Böck oder Inge und Ulrich Stütze der legendären PIN.-Party, neben Schuss Genugtuung – auf die einst schier Kellerer, die Repräsentanten des Modelabels Ingvild Goetz, Susanne Porsche oder allmächtigen Wirtschaftskapitäne. Und Closed, alle gehen in München zum Fußball. Nikolaus von Bomhard ( Re). entscheiden dann allein, wie der Euro gerettet wird. 5 5 ZUR SICHERHEITSKONFERENZ MAX-PLANCK-KÖNIGE Man netzwerkt sinnstiftend ruft einmal im Jahr Wolfgang Ischinger, Inti- Wenn MP-Präsident Martin Stratmann in Umso wichtiger sind zentrale Knotenpunk- mus von Polit- und Wirtschaftsadel. Linde- sein Haus lädt, kommen die Nobelpreisträ- CEO Wolfgang Büchele lädt zur Eröffnung ger Stefan Hell und Theodor Hänsch sowie te, die sichere Leitungen zwischen beiden zum Dinner beim „Käfer“. Dann wird der die potenziell nächste im Bunde, Emma - Seiten garantieren. Außerhalb des Bundes- Chef der russischen Sber-Bank von Uschi nuelle Charpentier. Auch die Unternehmer kabinetts spielen im Inner Circle noch die Glas und Regine Sixt geherzt, handverlesene Klaus Neugebauer, Helmut Storz und Fraktionsvorsitzenden mit, einzelne Spit- Chef redakteure treffen Militärs, Minister Beiersdorf-Aufseher Reinhard Pöllath sind zenbeamte wie Kanzlerberater Lars-Hend - und Wirtschaftslenker aus der ganzen Welt. dann dabei. Pöllath sucht stets Mäzene für rik Röller, zentrale Staatssekretäre wie – die MP-Förderstiftung. 5 noch – Jörg Asmussen und Rainer Baake GROSSE OPER UND OKTOBERFEST 5 (von dem es überall heißt, er sei „der Ein- Es ist immer große Oper, wenn sich die Bern- DIE BECK-BRÜDER zige mit einem Plan zur Energiewende“), heimers (Kunst), die Bergers (Beratung), die Obwohl ihnen ganze Häuserzeilen in Schwa- wenige Parteipolitiker wie der Grüne Ro- Randlkofers (Dallmayr) in der Oper treffen, bing gehören und der Verlag C. H. Beck, bert Habeck, CDU-Erneuerer Jens Spahn und auch die Lejeunes, die großzügig für das kennt kaum jemand die Brüder Hans Dieter oder Katja Suding, die Frau, die der FDP Bayerische Staatsballett ihren Obolus entrich- und Wolfgang Beck. Auf dem Sommerfest Beine machte. Den Blick aufs Big Picture ten. Für die handverlesenen Gönner gibt es ein- von Wolfgang tummelt sich diskret die Auto- eröffnen für Manager gern Bundesbank- mal im Jahr ein privates Dinner mit dem renprominenz. Krachen lässt es dagegen Präsident Jens Weidmann, EU-Kommissar Intendanten. Dieselben Leute findet man auch Finanzmann Helmut Röschinger in seiner auf der Wiesn. Dann lädt Multiaufseher Villa Krantz. Filmfestchefin Günther Oettinger, Sicherheitskonferenz- Man- Diana Iljine fred Schneider genauso zur Sause wie dieses versammelt ihre Gäste in privater Runde, die organisator Wolfgang Ischinger oder auch Jahr erstmalig BMW-Boss Harald Krüger; junge Starproduzentin Lena Schömann Philipp Rösler, der jetzt beim Weltwirt- auch Ann-Kristin und Paul Achleitner fehlen etwa. schaftsforum waltet. da nicht. Dass Deutschland, anders als Frank- reich oder Großbritannien, ein gesell- schaftlich-geografisches Zentrum fehlt, liches Engagement ist der Inhalt, der die hier keine Lobbypolitik, sondern Themen wird oft beklagt. Doch gerade der Födera- Metropolnetzwerke treibt. „Es geht darum, setzen und Neues lernen.“ lismus im Establishment verhindert nach Dinge zu bewegen, um die Region gemein- Was einst mit ein paar Schecks und Einschätzung von Elitenforscher Hart- sam nach vorn zu bringen“, sagt Andreas einem gelangweilt abgesessenen Wohl - mann auch „eine Erstarrung, wie sie in den Pinkwart, Rektor der HHL Leipzig. Die Ein- tätigkeitsdinner erledigt wurde, ist zum ei- Enarchen-Zirkeln Frankreichs zu beobach- flussträger der Stadt treffen sich im „Spin- gentlichen Elitenkern geworden. Im Nach- ten ist“. Mögen Davos oder die Bilderberg- lab“-Inkubator der HHL, zum Kochen zu Oppenheim-Köln, in München, wo die Konferenzen rufen, der Sog aus Berlin stär- Hause, beim Charity-Golf oder während Compliance allzu orgiastischen Partys den ker werden und Europa an den Rändern der Buchmesse gern auch zu exklusiven Garaus machte oder im stets lieber Conte- zerren – in den Metropolen der Republik Privatlesungen. Auch das Klubwesen spielt nance wahrenden Hamburg – neue Nüch- schlagen noch immer kräftige Netzwerk- im Osten der Republik noch eine bedeu- ternheit allerorten. Man trifft sich noch, herzen (siehe Kästen ab Seite 93. tendere Rolle, etwa der „Industrieclub selbstverständlich, aber mit Sinn und Wenn hier die zusammenkommen, die Sachsen“ in Dresden, den Präsident Günter Zweck und dem Wunsch, nicht nur Gutes früher „Honoratioren“ hießen, dann steht Bruntsch gezielt mit Firmengründern und zu tun, sondern tatsächlich Dinge zum Gu- 2 FOTOS: SABINE BRAUER / BRAUERPHOTOS, THOMAS GRABKA, CHRISTIAN STIEFLER / BABIRADPICTURE, PR, GORAN NITSCHKE / BRAUERPHOTOS PR, CHRISTIAN STIEFLER / BABIRADPICTURE, THOMAS GRABKA, SABINE BRAUER / BRAUERPHOTOS, FOTOS: Arbeit auf dem Programm. Bürgerschaft- Wissenschaftlern verjüngt hat: „Wir wollen ten zu wenden. Was ein Unterschied ist.

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„Man will sich ja nicht mit der Ver- Smerling. Der Geschäftsführer der gangenheit vernetzen, sondern mit LEIPZIG & Bonner Stiftung für Kunst und Kul- denen, die Zukunft machen“, sagt tur, eloquent und stets auf Sponso- Sigrid Berenberg, die in diversen rensuche für Megaprojekte wie die Runden Hamburger aller Schichten DRESDEN Ausstellung „China 8“, in bestem zusammen bringt: Reeder mit Pro- Verhältnis zu Gerhard Schröder und testierern, Migranten mit hanseati- Sigmar Gabriel und den meisten schem Handelsadel, Werbechef mit Mit Freude knüpfen die Leistungsträger an die Ruhr-Herzögen, unterhält einen fei- Weberin. Tradition bürgerlichen Engagements in beiden nen Dinnerkreis im Museum Küp- Oder Frankfurt: In der Rhein- Städten an. „Netzwerken macht hier Spaß“, persmühle und ist auch sonst zu ei- Main-Region hat Alexander Geiser, sagt Hans Müller-Steinhagen, Rektor der ner Art Vermittler zwischen Malerei Managing Partner bei Hering Schup- TU Dresden: „Sachsen arbeiten wie Schwaben und Moneten avanciert. pener, den Cranach Kreis installiert. und feiern wie Rheinländer.“ Wie Mitte Mai, als Smerling, Staa- Wenn Opel-Chef Karl-Thomas ke und Markus „Malerfürst“ Lüpertz Neumann, Rothschild-Deutschland- am frühen Nachmittag das Konfe- IM KLASSISCHEN IN KLEINEN Statthalter Martin Reitz oder RAHMEN RUNDEN renzschiff „MS Karl Jarres“ bestei- Helene von Roeder (Credit Suisse) gen und durch die Verästelungen des 5 5 zusammensitzen, lauschen sie zwar Hafens schippern. Gerade zieht CLUB UND LABS GESPRÄCHSZIRKEL Hochkarätern vom Schlage eines draußen das Gebäude vorbei, in dem Im Industrieclub Sachsen Wichtige Dresdner Netz- Oliver Samwer, es darf auch mal auf Schloss Eckberg disku- knoten sind die Notare der erste Schimanski gedreht wurde; übers Business parliert werden – tiert die regionale Wirt- Heribert Heckschen und die Runde besichtigt Standorte für doch Zweck der Veranstaltung ist schaft mit hochkarätigen Christoph Hollenders, eine Großskulptur, die Lüpertz an- die Förderung benachteiligter Kin- Rednern wie Norbert der auf „Dinglingers Wein- lässlich des 300. Hafengeburtstags der in den Schulen der Region. Lammert. In Leipzig kom- berg“ exklusive Gesell- 2016 eventuell schaffen soll. Alles, men die gesellschaftlichen schaften gibt. Leipziger um das Ruhrgebiet „weiter in die Spitzen um OB Burkhard Entscheider wie die Chefs Das Byzantinische ist weg Vorhand zu bringen“ (Staake), ein in der Meyerschen von Sparkasse und Flug- Selbst das Ruhrgebiet, jenen Teil der Jung Unterfangen, bei dem „die Kunst Villa zusammen. Die Start- hafen oder Messemanager Republik, wo „Netzwerk“ seit je ein up-Szene trifft sich im Martin Buhl-Wagner zwar nur ein Mosaiksteinchen ist“, Synonym für lockeres Plaudern zum Accelerator der HHL sehen sich oft im kleinen wie Smerling sagt, „aber ein sehr beiderseitigen Vorteil ist, hat der (CEO: Eric Weber). In der Kreis, wie den Abendessen wichtiges“. neue Pragmatismus erfasst. Estab- alten Wollspinnerei arbei- bei Transaktionsmanager Die Schiffsführer in Anzug und lishment im Ruhrgebiet, das hieß ten zudem rund hundert Jozsef Bugovics (Blue Krawatte, der feine Wein, die Zigar- noch vor einigen Jahren: S-Klasse, Künstler. Wie Neo Rauch, Corporate Finance). ren nach dem Dessert – das Ambien- dicke Zigarren, Krawatten mit Ele- der sonst gern am te erscheint wie altes Ruhrgebiet at Cospudener See Rad fährt. 5 fantenmotiven. Jetzt ist Berthold MACHT & GEIST its best. Doch Staake ist kein Mann Beitz, der Sonnenkönig, nicht mehr; 5 Politik ist weniger pompös für Sentimentalitäten. Er hat den sein Möchtegernnachfolger Gerhard WOHLTÄTIGKEIT als unter „König Kurt“ Hafen gedreht, den Umsatz veracht- Cromme hat sich selbst in die Be- Schickeria-Galionsfigur Biedenkopf, Fixpunkte facht, es ist eine der raren Erfolgs- deutungslosigkeit manövriert, und Steffen Göpel lädt zum sind Wirtschaftsminister geschichten aus der Region. Er ist sogar die Grillabende mit Wild- GRK-Charity-Golf mit Martin Dulig und CDU- nicht der Typ, der sechsstellige Be- schweinwürsten auf Bodo Hom- illustren Gaststars wie General Michael Kretsch- träge für Kunst ausgibt, nur um je- bachs Terrasse in Mülheim sind sel- Obamas Halbschwester. mer. Bedeutend ist die mandem einen Gefallen zu tun. In Dresden, wo Landes- Wissenschaft: Die Chefs tener geworden. Irgendwie ist das vater Stanislaw Tillich von Fraunhofer-, Max- Nein, die Skulptur soll Selbstbe- Byzantinische weg. Der starke Mann begehrter Gast ist, aber zu- Planck, Helmholtz- und wusstsein demonstrieren. Staakes, ist inzwischen ThyssenKrupp-Chef rückhaltend netzwerkt, Leibniz-Institut sowie der das des Hafens, Duisburgs. Heinrich Hiesinger. Er fährt gern im ruft Viola Klein (Saxonia TU-Rektor tagen monat- Der „Hafenmeister“, als der Staa- VW Touran vor, ohne Krawatte. Systems) zur Hope-Gala. lich, immer samstags. ke sich gern in Hotels einträgt, weiß, Klar, die großen Jungs spielen wie schnell aus Symbolen Standort- noch mit, RAG-Chef Werner Müller vorteile werden können. Dass Kunst oder Stephan Holthoff-Pförtner, der längst mehr ist als ein sozialverträg- nach dem Politischen Forum Ruhr licher Zeitvertreib. Und dass erfolg- ausgewählte Gäste noch zu Pils und reiche Netzwerke nicht an den Wän- Kotelett in sein Jagdhaus Schellen- den des Wirtschaftssilos enden. berg lädt. Doch selbst hier wird „Jeder muss was beitragen, sonst mehr experimentiert. „Die Zirkel wird das hier nix“, sagt der Hafen- durchmischen sich häufiger, der Fo- meister. Das ist der Sound des Potts, kus ist von Personen zu Themen ge- aber Oliver Samwer würde sofort wandert“, sagt Holthoff-Pförtner. unterschreiben. 1 Eva Buchhorn/ Zu den neuen Taktgebern zählen HOTSPOT WOLLSPINNEREI: Neo Klaus Werle; Mitarbeit: Tim Bartz/ Erich Staake, Chef des Duisburger Rauch und Landesvater Tillich Gisela Maria Freisinger/ Wolfgang Hirn/

FOTO: GETTY IMAGES FOTO: Hafens, oder Kunstmanager Walter Christoph Nesshöver

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