Vorkommen Und Verbreitung Der Fischarten Im Südlichen Sachsen

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Vorkommen Und Verbreitung Der Fischarten Im Südlichen Sachsen Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 30. Jahrgang . 1993 . Heft 2 Vorkommen und Verbreitung der Fischar­ ten im südlichen Sachsen-Anhalt und ihre Schutzsituation Uwe Zuppke 1. Einleitung 2. Material und Methode Die Verbreitung der Wirbeltierarten in Deutsch­ Das betrachtete Gebiet ist der ehemalige Bezirk land ist im wesentlichen bekannt. Nur die Kennt­ Halle. Als Lebensräume für Fische kommen alle nis über die Fischarten ist nach wie vor sehr Flüsse mit ihren Nebenflüssen und -bächen in lückenhaft, obwohl die Fische seit altersher das Betracht. Diese gehören zum Einzugsbereich der Interesse der Menschen fanden. Allerdings war Eibe. Zu nennen sind insbesondere die Mulde dieses Interesse stark nutzungsorientiert, so daß und die Saale mit Unstrut, Helme, Weißer Elster, es fast unbemerkt blieb, daß die wirtschaftlich Bode, Selke und Wipper. Aber auch eine Vielzahl und angelsportlich uninteressanten Arten - be­ von kleineren stehenden Gewässern ist im Ge­ sonders die sogenannten "Kleinfische"- immer biet vorhanden. An größeren Standgewässern ist seltener wurden. Für das Gebiet der ehemaligen das Gebiet jedoch arm - der größte natürliche DDR mußte PAEPKE bereits 1981 ca. 70% der See ist der Süße See im Kreis Eisleben (253 halo nachgewiesenen Arten als verschollen, stark ge­ Mit dem Helmestausee bei Sangerhausen, dem fährdet oder gefährdet einstufen. Die in der Bun­ Muldestausee bei Bitterfeld und dem Bergwitzer desrepublik Deutschland (BLESS ; LELEK 1984) Grubensee bei Gräfenhainichen entstanden und in allen alten Bundesländern erstellten "Ro­ große künstliche Wasserflächen. ten Listen" (BLESS 1989) belegen, daß auch im Da die Kenntnis über das Vorkommen und die westlichen Deutschland der gleiche Anteil der au­ Häufigkeit der einzelnen Fischarten unzurei­ tochthonen Fischarten bedroht ist. chend und nicht aktuell war, begann der Verfas­ ser 1980/81 mit ichthyofaunistisch interessierten In dieser Situation sollte die Erfassung der Süß• Naturschützern, Anglern und Fischern in den wasserfischfauna in allen Landesteilen hohe Prio­ Kreisen des Bezirkes eine Erfassung zu organi­ rität unter den faunistisch und ökologisch orien­ sieren (ZUPPKE 1986). Sie wurde der von der tierten Bemühungen einnehmen. Ausgehend von der Bildung eines Arbeitskreises "Ichthyofauni­ Biologischen Station Serrahn des Institutes für stik" innerhalb des damaligen ZFA "Feldherpeto­ Landschaftsforschung und Naturschutz empfoh­ logie" im Kulturbund bildete sich auch im ehema­ lenen Methodik zur Kartierung der Fischfauna ligen Bezirk Halle ein Bezirksarbeitskreis, der der DDR angepaßt (WATERSTRAAT 1987). Auf ichthyofaunistische Untersuchungen durchführte einem Erfassungsblatt wurden der Bearbeiter, und Angaben über das Vorkommen der einzel­ das Gewässer, der Kreis, der Meßtischblatt-Qua• nen Fischarten sammelte. drant und (wenn gegeben) das Naturschutzge­ biet sowie der Gewässertyp und die Nutzungsart Mit der Bildung des Landes Sachsen-Anhalt im erfaßt. Die Fischarten konnten nach Häufigkeit, Jahr 1990 hörte der vom Arbeitskreis Halle bear­ Bestandstendenz und Art der Reproduktion ein­ beitete Bezirk Halle auf zu existieren. Über die geschätzt werden. Darüberhinaus wurden Anga­ Fischfauna dieses Gebietes liegen nur einige re­ ben aus der Literatur und von Gewährsleuten ge­ gionale Veröffentlichungen vor (z.B. ALBRECHT sammelt. Sie wurden in einer zentralen Datei ge­ 1952 und 1960, BAUCH 1958, KÖRNER 1980, speichert, die Bestandteil der ursprünglich ge­ ZUPPKE 1987 und 1992 u.a.). Deshalb sollen planten Kartierung der Fischfauna der DDR wer­ nachfolgend die bisher erzielten Ergebnisse der den sollte und mit einem speziellen Programm Fischartenerfassu ng zusammenfassend darge­ nach verschiedenen Kriterien ausgewertet und legt werden, um eine Grundlage für die Erarbei­ dargestellt werden kann (ELZ 1990). Diese Datei tung einer Landesübersicht für Sachsen-Anhalt bildet die Grundlage für die vorliegende Auswer­ zu bilden . tung. Zwar konnten nicht alle Kreise gleicherwei- 3 se intensiv bearbeitet werden (besondere *19. Nase, Chondrostoma nasus (Linnaeus) Schwerpunkte waren Sangerhausen, Wittenberg 20. Gründling, Gobio gobio (Linnaeus) und der Saalkreis), dennoch erlaubt das Material 21. Barbe, Barbus barbus (Linnaeus) eine Aussage zum gesamten Bezirk. Die festge­ 22. Ukelei, Alburnus alburnus (Linnaeus) stellten Vorkommen wurden als Punktkarten auf *23 . Schneider, Alburnoides bipunctatus Meßtischblatt-Quadranten-Basis (also im 5 x 5 (Bloch) km-Raster) dargestellt und werden für ausge­ 24. Güster, Blicca bjoerkna (Linnaeus) wählte Fischarten hier veröffentlicht (vgl. Abbil­ 25. Blei, Abramis brama (Linnaeus) dungen). 26. Zope, Abramis ballerus (Linnaeus) Besondere Unterstützung erfuhr die Erfassungs­ 27. Zährte, Vimba vimba (Linnaeus) tätigkeit durch die engagierte Mitwirkung folgen­ 28. Bitterling ,. Rhodeus sericeus amarus Bloch der Mitarbeiter, denen an dieser Stelle der ganz 29. Karausche, Carassius carassius besondere Dank gebührt: M. Eichentopf (Wip­ (Linnaeus) pra), S. Ellermann (Halle), R. Fischer (Eutzsch), 30. Giebel, Carassius auratus gibelio (Bloch) V. Flemmig (Priesitz), V. und Dr. W. Jakobs (Wit­ 31. Karpfen, Cyprinus carpio Linnaeus tenberg) , D. Kirchner (Hergisdorf), A. König (Zie­ 32 . Schmerle, Noemacheilus barbatulus gelrode), U. Kulawik (Halle-Neustadt), D. Läm­ (Linnaeus) mel (Halle), E. Liebetanz (Sangerhausen), J. 33. Schlammpeitzger, Misgurnus fossilis Menke (Halle), H. Naumann (Dessau), Dr. R. (Linnaeus) Parzyk (Reinsdorf), D. Pietzsch (Dessau) , A. 34. Steinbeißer, Cobitis taenia Linnaeus Pötzsch (Ateritz), K. Röhrbein (Bad Bibra), M. 35. Wels, Silurus glanis Linnaeus Stöck (Halle), M .Unruh (Zeitz), O. Wüstemann 36. Aal, Anguilla anguilla (Linnaeus) (Sorge), H. Zuppke (Wittenberg). Auch allen in­ 37. Hecht, Esox lucius Linnaeus teressierten Sportanglern und Binnenfischern, 38. Flu ßbarsch, Perca fluviatilis Linnaeus die weitere wertvolle Informationen übermittel• 39. Zander, Stizostedion lucioperca (Linnaeus) ten, sei herzlich gedankt. 40. Kaulbarsch, Gymnocephalus cernua (Linnaeus) 41. Westgroppe, Cottus gobio Linnaeus 42. Dreistachliger Stichling, Gasterosteus aculeatus Linnaeus Die Fischarten 3. 43. Neunstachliger Stichling, Pungitius pungitius (Linnaeus) Nach beschriebener Methode konnten für den 44. Quappe, Lota Iota (Linnaeus) ehemaligen Bezirk Halle folgende Fischarten er­ faßt werden (in der Nomenklatur folgen wir LADI­ Fremdfische (Arten aus fremden Faunen) GES; VOGT 1979): 45. Regenbogenforelle, Salmo gairdneri *1. Flußneunauge, Lampetra fluviatilis Richardson (Linnaeus) 46. Bachsaibling, Salvelinus fontinalis (MitchilI) 2. Bachneunauge, Lampetra planeri (Bloch) 47. Sonnenbarsch, Lepomis gibbosus *3 . Stör, Acipenser sturio Linnaeus (Linnaeus) *4. Finte, Alosa fallax (Lacepede) 48. Zwergwels, Ameiurus nebulosus *5. Lachs, Salmo salar Linnaeus (Le Sueur) *6. Meerforelle, Salmo trutta Linnaeus 49. Graskarpfen, Ctenopharyngodon idella 7. Bachforelle, Salmo trutta f.fario Linnaeus (Valenciennes) *8. Schnäpel, Coregonus oxyrhynchus 50. Marmorkarpfen, Aristichthys nobilis (Linnaeus) (Richardson) 9. Asche, Thymallus thymallus (Linnaeus) 51 . Silberkarpfen, Hypophthalmichthys molitrix 10. Plötze, Rutilus rutilus (Linnaeus) (Le Sueur) 11 . Moderlieschen, Leucaspius delineatus (Heckei) * = Art ist ausgestorben oder verschollen. 12. Hasel, Leuciscus leuciscus (Linnaeus) 13. Döbel , Leuciscus cephalus (Linnaeus) Die Angabe des Zobels (Abramis sapa (pallas)) 14. Aland, Leliciscus idus (Linnaeus) in REICHHOFF et al 1986 kann nicht übernom• 15. Elritze, Phoxinus phoxinus (Linnaeus) men werden, da diese Art nur in den Zuflüssen 16. Rotfeder, Scardinius erythrophthalmus des Schwarzen Meeres und des Kaspisees vor­ (Linnaeus) kommt und dieses Vorkommen , wenn keine Ver­ 17. Rapfen, Aspius aspius (Linnaeus) wechslung vorliegt, nur synantrop entstanden 1.8. Schleie, Tinca tinca (Linnaeus) sein kann. 4 Bachneunauge (Foto : S. EI/ermann) 5 Auf der Grundlage der bei der Arterfassung auf­ nen sowie die zur Fortpflanzung erforderlichen genommenen Angaben kann für die oben ge­ Wanderbewegungen zu geeigneten Laichgrün• nannten Arten folgende Einschätzung gegeben den. Bei einem im März 1989 als Instandhaltung werden : durchgeführten Ausbau des Fliethbachs bei Ater­ itz in der Dübener Heide (Kr.wittenberg) konnten Flußneunauge, Lampetra fluviatilis im Aushub eines ca. 200 m langen Abschnitts Diese Art kam früher wohl in allen Flüssen des 316 lebende Querder, 21 lebende adulte und 25 Gebietes vor, bis zur Jahrhundertwende sogar tote adulte Tiere geborgen werden. Eine weitere, noch zahlreich in der Eibe und wurde dort bis nicht feststellbare Zahl von Bachneunaugen wur­ etwa 1930 vereinzelt gefangen (ALBRECHT de Fraßopfer der zahlreich herbeigeflogenen 1960). REICH HOFF et al 1986 erwähnen das Möwen (bes. Larus ridibundus).Die aktuelle Be­ Flußneunauge als selten im Kühnauer See vor­ standssituation des Bachneunauges gebot, die­ kommend. Die Zuwanderung hierher kann nur se Art in der "Roten Liste" des Landes Sachsen­ von der Eibe erfolgen (über den Buschgraben). Anhalt in die Kategorie 2 (stark gefährdet) einzu­ Aktuelle Nachweise liegen jedoch nicht vor. Von stufen. der Helme gibt es Hinweise auf ein ehemaliges Vorkommen dieser Art. Gegenwärtig muß das Stör, Acipenser sturio Flußneunauge für das Untersuchungsgebiet als Bis zum Ende des 19.Jahrhunderts hatten Störe verschollen gelten. Auch in der Untereibe wurden in der Eibe eine große Bedeutung für die Fische­ nach 197!? nur noch Einzeltiere beobachtet (WIL­ rei , wenn sie zur Fortpflanzungszeit bis nach KENS;
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