Geländesurvey Einer Neolithischen Mikro- Region in Den Baumbergen Bei Nottuln Christian Groer

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Geländesurvey Einer Neolithischen Mikro- Region in Den Baumbergen Bei Nottuln Christian Groer hungen und Sondagen am bekannten Erd- werk von Anröchte-Mellrich und am erst im letzten Jahr bei Befliegung durch Bao Song, Bochum, neu entdeckten Erdwerk von Soest- Müllingsen, beide Kreis Soest. Zu ergrün- den, in welcher Beziehung die Errichtung und Nutzung dieser großen Erdwerke zu dem Ur- sprung und der Errichtung der monumenta- len Galeriegräber der Soester Börde stehen, ist ein erklärtes Forschungsziel des DFG-Pro- jekts für die nächsten Jahre. Summary As part of a project funded by the German Re- search Foundation (DFG) a test excavation was mounted at the site of an earthwork in Bad Sassendorf, which had been identified by aerial photography. The ditch of the complex which extended over 4 hectares was dug into the limestone bedrock. The ditch fill contained pottery and bone. Based on an aurochs frag- ment, the site was dated to the Michelsberg Literatur Abb. 4 Der Grabenkopf Culture. Dirk Raetzel-Fabian, Calden. Erdwerk und Bestat- nach der Entnahme der tungsplätze des Jungneolithikums. Architektur – Ritual – Füllung, mit wannenartiger Chronologie. Universitätsforschungen zur Prähistorischen Sohle und abgeschrägtem Samenvatting Archäologie 70 (Bonn 2000). – Michael Meyer/Dirk Rand (LWL-Archäologie für In Bad Sassendorf kon in het kader van een Raetzel-Fabian, Neolithische Grabenwerke in Mitteleu- Westfalen/H.-J. Beck). project van de Deutschen Forschungsgemein- ropa – ein Überblick. <www.jungsteinsite.de> (Artikel vom schaft (DFG), in een van luchtfoto’s bekend 15. Dezember 2006). – Benedikt Knoche, Die Erdwerke aardwerk een proefopgraving uitgevoerd wor- von Soest (Kr. Soest) und Nottuln-Uphoven (Kr. Coesfeld). Münstersche Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Ar- den. De gracht van het 4 ha grote terrein is in chäologie 3 (Rahden/Westf. 2008). – Eva Cichy, Ur- und de hier aanwezige kalksteen geïntegreerd. In Frühgeschichte im Raum Bad Sassendorf. In: Peter Kracht de grachtvulling bevond zich aardewerk en (Hrsg.), Sassendorf. Vom Sälzerdorf zum Heilbad (Müns- dierlijk botmateriaal, waarvan een fragment ter 2009) 13–40. – Eva Cichy/Kerstin Schierhold, Stein- van een oeros een datering in de Michelsberg- zeitliches Erdwerk in der Soester Börde. Archäologie in Deutschland 1/2011, 2011, 51–52. cultuur mogelijk maakt. Geländesurvey einer neolithischen Mikro- region in den Baumbergen bei Nottuln Christian Groer, Neolithikum Kreis Coesfeld, Regierungsbezirk Münster Ralf Gleser Als einer der wenigen Höhenzüge in der Tief- Im südlichen Teil dieser inselartigen Hügel- landzone der Westfälischen Bucht bieten die landschaft lagerten sich während der Weichsel- etwa 20 km westlich von Münster gelegenen kaltzeit Lösssedimente ab, die bekanntlich sehr Baumberge einen markanten Wechsel in der fruchtbare Böden hervorbringen und besonders Landschaft. Manche Anhöhen überragen das im Neolithikum gezielt besiedelt wurden. Die- Lippe 2010 umgebende Flachland um bis zu 100 m. Die ser Lössrücken, welcher sich vom Westerberg - höchste Erhebung ist der Westerberg mit aus etwa 5 km nach Südosten erstreckt und da- 187,6 m ü. NN. bei vor allem die Kuppen und Südhänge nörd- 41 Archäologie in Westfalen Abb. 1 Kartierung der neolithischen Fundplätze in der Region Stevertal. Große Punkte: Fundplätze mit mehr als 100 neolithi- schen Artefakten; kleine Punkte: Fundplätze mit weniger als 100 neolithi- schen Artefakten; Kreuze: Einzelfunde. Fundorte zu den Nummern siehe Text (Grafik: Westfälische Wilhelms-Universität Münster/R. Roling). AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN Abb. 2 Funde aus den Prospektionen 2010 bei Nottuln-Stevern. 1–2: Kratzer aus Maasflint; 3: Pfeilspitze der Rössener Kultur; 4: Querschneider der Trichterbecherkultur, M 1:1 (Foto: Westfälische Wilhelms-Universität Münster/S. Bussmann). ler Flussläufe, die Vorfluter bedeutender Strö- me sind, wie z. B. nach Osten die Münstersche Aa (Ems), nach Westen die Berkel (Ijssel) und die Darfelder Vechte (Vechte), nach Süden der Hagenbach und die Stever (Lippe – Rhein). Diese hervorstechenden Merkmale von Re- lief, Wasser und Boden dürften schon in neo- lithischer Zeit ausschlaggebende Standortfak- toren für Siedeltätigkeit in den Baumbergen gewesen sein. Dies wurde in den letzten Jah- ren durch die Ausgrabungen der Abteilung für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der LWL-Archäologie für Westfalen, Au- ßenstelle Münster, bei Nottuln-Uphoven de- monstriert. Hier konnten nicht nur erstmalig im Münsterland Siedlungsbefunde der Rös- sener Kultur aufgedeckt, sondern auch eine Fortsetzung der Besiedlung während des Jung- und Spätneolithikums nachgewiesen werden. Die Anlage eines Erdwerkes zur Zeit der Mi- chelsberger Kultur unterstreicht die zentral- örtliche Bedeutung des Platzes, zumindest für die nähere Region, in der weitere Spuren neo- lithischer Besiedlung nicht selten sind. Diese Fundstellen, von denen viele bereits seit den lich des Flusses Stever bedeckt, stellt im sonst 1970er-Jahren bekannt sind, konzentrieren eher durch weniger gute Sand- und Lehmbö- sich vor allem auf dem Löss an den Hängen den geprägten Münsterland eine Ausnahme der südöstlichen Baumberge und am Lauf der dar. Stever, die in unmittelbarer Nähe des Fund- Lippe 2010 - Ferner sind die Baumberge eine prägen- ortes Nottuln-Uphoven entspringt und nach de Wasserscheide des nordwesteuropäischen Südosten ein Tal in die Hügelausläufer ge- Flachlandes. Hier entspringen die Quellen vie- schnitten hat (Stevertal). Neben einigen Ein- Archäologie in Westfalen 42 zelfunden lieferten die meisten Plätze auch Lesefundaufkommen auf dem Acker bei Not- Abb. 3 Funde aus den eine erhebliche Zahl an geschlagenem Silex, tuln-Uphoven heran. Prospektionen 2010 bei sowohl Abfälle aus der Produktion als auch Fundplatz 4 und 5 (Abb. 1) wurden im Nottuln-Stevern. 1: Krat- zer/Bohrer aus Rijck- retuschiertes Gerät; von manchen Stellen lie- Frühjahr 2010 neu entdeckt. Von letzterem holtflint; 2: Pfeilspitze der gen mehrere Hundert Artefakte vor. Acker stammen aussagekräftige Funde wie ein Michelsberger Kultur; 2010 wurde es der Abteilung für Ur- und Abschlagkratzer aus einem Silexbeil und ein 3–4: Querschneider der Frühgeschichtliche Archäologie aufgrund ei- Klingenkratzer, beide aus Maasflint, die mit Trichterbecherkultur, M 1:1 (Foto: Westfälische Wil- ner Bonusfinanzierung durch das Rekto- der Michelsberger Kultur zu verbinden sind helms-Universität rat der Westfälischen Wilhelms-Universität (Abb. 2, 1–2). Eine dreieckige Pfeilspitze mit Münster/S. Bussmann). Münster möglich, weitere Prospektionen in gerader Basis und Kantenretusche ist als äl- den Baumbergen im Rahmen von Lehrveran- ter einzustufen (Rössener Kultur) (Abb. 2, 3). Abb. 4 Felsgesteinfunde von den Prospektionen 2010 staltungen durchzuführen. Die Surveys soll- Hinzu kommt noch ein Querschneider der bei Nottuln-Stevern. ten dabei helfen, die Baumberge als neolithi- Trichterbecherkultur (Abb. 2, 4). Einige weite- 1–4: Bruchstücke von Fels- AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN sche Siedlungskammer zu erfassen und im re Schlagabfälle von diesem Acker sind eben- gesteinbeilen; 5: Schneiden- Hinblick auf ihr Forschungspotenzial zu ve- falls aus Maasflint. teil einer Felsgesteinaxt, M 1:2 (Foto: Westfälische rifizieren. Aus oben angeführten Gründen lag Fundplatz 4 ergab rund 350 geschlagene Wilhelms-Universität dabei der räumliche Schwerpunkt vor allem Flintstücke, davon 76 retuschierte Artefakte, Münster/S. Bussmann). im lössreichen Stevertal. Während der Prospektionen im Frühjahr und im Herbst 2010 wurden alle als Acker ge- nutzten Flurparzellen der Mikroregion auf- gesucht, sodass nun ein relativ authentisches Siedlungsbild des Neolithikums gegeben wer- den kann. Lücken in diesem Bild sind bedingt durch die Bewaldung im Bereich des Höhen- zugs, moderne Bebauung und einige Weide- flächen im Uferbereich der Stever. Äcker jen- seits der Lösszone wurden stichprobenartig begangen, lieferten aber kein neolithisches Fundmaterial. Die Kartierung (Abb. 1) zeigt einen Schwer- punkt der neolithischen Besiedlung vor allem in unmittelbarer Nähe zum vermutlichen »Zentralort« Nottuln-Uphoven (Abb. 1, 1) mit dem Michelsberger Erdwerk. Die gesammel- ten Inventare bestehen fast ausschließlich aus Silexartefakten, eindeutig neolithische Kera- mik liegt nicht vor. Plätze mit hohem Fundauf- kommen (mehr als 100 Funde) liegen am Ost- hang des Westerbergs, am steil aufsteigenden jenseitigen Steverufer und am Südhang des nach Osten anschließenden Höhenrückens (Abb. 1, 2–4). Da an diesen Plätzen neben einer Vielzahl typologisch relativ konstanter Werk- zeugformen auch Funde aus allen bei Not- tuln-Uphoven nachgewiesenen Kulturstufen entdeckt wurden, bleiben Überlegungen über die Zeitstellung der mit diesen Funden im Zu- sammenhang stehenden Befunde unter der Ackerfurche allenfalls spekulativ. Auch kann aufgrund der räumlichen Nähe zum »Zent- ralort« nicht entschieden werden, ob es sich um ein einziges großes Siedlungsareal han- Lippe 2010 delt oder hier »satellitenartige« Wohnplätze - vorliegen. Die Anzahl der Funde an diesen Stellen reicht jedoch bei Weitem nicht an das 43 Archäologie in Westfalen zumeist Arbeitsgeräte (z. B. Abb. 3, 1). Es gibt Klingenbruchstück aus Maasflint(Abb. 5, 1) darunter aber auch eine Pfeilspitze der Mi- passt zu den Altfunden zweier lanzettförmi- chelsberger Kultur (Abb. 3, 2) und zwei der ger Pfeilspitzen der Michelsberger Kultur. Ein Trichterbecherkultur (Abb. 3– 4). 25 Objekte kleiner konischer Kernstein, Mikrolithspitzen sind aus Maasflint gefertigt. Weiterhin konn- und mikrolithisches Schlagmaterial ergänzen
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