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Register gestorben Jeremy Blake, 35. Der Freitod seiner Lebensgefährtin Theresa Duncan kam für Michel Serrault, 79. Er wollte Priester ihn überraschend – und wurde zur nicht zu werden oder Clown. Doch für die Unter- verkraftenden Katastrophe. Blake, dessen ordnung unter eine höhere Instanz war er künstlerische Laufbahn gerade steil auf- zu widerspenstig. Und für ein lebenslan- wärts ging, der in New York, Los Angeles ges Herumalbern zu ernst. So wurde Mi- und San Francisco in chel Serrault stattdessen einer der größten prominenten Museen Schauspieler des französischen Kinos. Mit ausgestellt wurde und einem Baguette unter dem Arm konnte zu den hoffnungsvolls- man sich ihn nur schwer vorstellen, und ten Nachwuchstalen- doch hatte Serrault etwas durch und durch ten zählte, wollte of- Französisches. Einen Bourgeois verkörper- fenbar ohne die gelieb- te er in „Das Verhör“ (1981) ebenso mühe- te Frau nicht leben. los wie einen provenzalischen Bauern in Auch wenn oder gera- „Eine Schwalbe macht den Sommer“ / CORBIS KIM KULISH de weil die beruflichen TOM PESCHEL TOM (2001). Selbst mit Schmutz unter den Nä- Lebenswege beider sich geln wirkte Serrault kultiviert und schien in verschiedene Richtungen zu entwickeln AVANTGARDE OST gar nicht anders als überheblich auf die begannen: Während sein Ruhm als künst- Kunden in den fünf neuen Bundesländern Normalsterblichen blicken zu können. Das lerischer Mittler zwischen Malerei und sind kritischer beim Konsum – deshalb arrogante Gesicht, das ihn zu einem ge- Film gerade aufblühte, begann der seiner testen Unternehmen dort gern ihre strengen Gottesmann prädestiniert hätte, fünf Jahre älteren Frau zu stagnieren. Be- Werbekonzepte. SPIEGEL ONLINE über verzog er in der Schwulen-Komödie „Ein kannt hauptsächlich als avantgardistische frische Marketingstrategien. Käfig voller Narren“ (1978) selbstironisch Bloggerin, versuchte Duncan als Drehbuch- zur clownesken Maske. Immer wieder stell- autorin einen Einstieg ins Filmbusiness. ̈̈ KULTUR te er Männer dar, deren äußere Erschei- Dass der nicht funktionierte, verstärkte bei Fleischeslust: Die deutsche HipHop- nung darüber hinwegtäuschte, dass ihnen dem als „golden couple“ bekannten Künst- Szene debattiert über Rassismus letztlich alles zuzutrauen war. Spielte Ser- lerpaar bereits vorhandene paranoide und Pornografie – Interview mit der Wahnvorstellungen. Es fühlte sich von der Berliner Rap-Gruppe K.I.Z. Scientology-Sekte persönlich verfolgt und beruflich verhindert. Jeremy Blake nahm ̈̈ NETZWELT sich eine Woche nach dem Tod Theresa Hacker-Trip: Aus Las Vegas reist ein Duncans das Leben. Er starb am 17. Juli am Flugzeug voll Computerjockeys direkt Rockaway Beach bei New York durch Er- trinken. zum „Chaos Communication Camp“ in Berlin – SPIEGEL ONLINE ist an Bord. Tommy Makem, 74. Wer ihm zuhörte, ̈̈ POLITIK musste sich als Ire fühlen, so leidenschaft- lich und voller Stolz sang Makem seine Grenzfall: Die bayerische Gemeinde Balladen – obwohl er selbst viele Jahre Nordhalben wollte vergangenes Jahr in den Vereinigten Staaten gelebt hatte. nach Thüringen wechseln – wegen der MAXPPP LAURENT THEILLET / PICTURE-ALLIANCE/ DPA / PICTURE-ALLIANCE/ LAURENT THEILLET MAXPPP 1961 wurde der Sohn einer irischen Folk- Ostförderung. Wie geht es ihr heute? sängerin zusammen mit Joan Baez beim rault einen Kleinbürger (wie in Claude berühmten Newport Folk Festival frene- AUTO Chabrols Simenon-Verfilmung „Die Phan- tisch gefeiert. Später führte ein Fernseh- Schwedenhappen: Autos aus dem tome des Hutmachers“, 1982), dann konnte auftritt mit Band in der Norden gelten als bieder – jetzt warten sich dahinter ein Serienmörder verbergen. „Ed Sullivan Show“ zu Designer mit ungewöhnlichen Entwür- Der weltgewandte Connaisseur Serrault einer Einladung in die fen auf. SPIEGEL ONLINE präsentiert ließ seine Zuschauer auch das unausge- Carnegie Hall und kurz die ausgeflipptesten Kreationen. lebte Leben seiner Figuren spüren. Michel darauf ins Weiße Haus, Serrault starb am 29. Juli in Honfleur. wo die Gruppe Präsi- ̈̈ SPORT dent John F. Kennedy Bundesliga-Start: neue Saison, neuer Hilde Sicks, 86. Zum Publikumsliebling ein Exklusivkonzert Live-Ticker, neuer Statistik-Service auf des Hamburger Ohnsorg-Theaters wurde geben durfte. Als Re- SPIEGEL ONLINE. Wählen Sie jeden sie auch wegen ihrer Biestigkeit. Hilde import wurde Makems / INTER-TOPICS PHOTOS GLOBE Samstag Ihre persönliche Fan-Elf Sicks verstand sich auf politisch nicht kor- Musik in Irland zum des Tages. rekte Rollen, ihre berühmte Haifischbar- großen Vorbild späterer irischer Folk- Wirtin oder auch die Oma Anni aus den gruppen wie der Dubliners oder der „Ohnsorgs“ konnte so schlagfertig wie Pogues. So innig er sang, so ruhelos schnippisch sein. In mehr als 250 Rollen pendelte das Multitalent zwischen den Jeden Tag. war die resolut-liebenswürdige Sicks auf Welten Irland und USA, den künstle- der plattdeutschen Bühne zu sehen, häu- rischen Genres Gesang, Theater, Schrift- 24 Stunden. fig als kesse Deern. Manchmal auch we- stellerei. Tommy Makem, dessen zwei niger leicht durchschaubar – wie in einer Söhne als Makem Brothers die Familient- Bearbeitung des Filmstoffs „Harold und radition des Folkgesangs fortsetzen, starb www.spiegel.de Maude“. Hilde Sicks starb am 31. Juli in am 1. August in Dover, New Hampshire, Schneller wissen, was wichtig ist. Hamburg. an Krebs. 154 der spiegel 32/2007.