Wiemersiella Gen. Nov.: Eine Neue Dornschrecken Gattung Von Neuguinea 73
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Wiemersiella gen. nov.: eine neue Dornschrecken gattung von Neuguinea 73 Entomologie heute 26 (2014): 73-85 Wiemersiella gen. nov.: eine neue Dornschrecken- gattung von Neuguinea (Orthoptera: Tetrigidae, Batrachideinae) Wiemersiella gen. nov.: a New Genus of Pygmy Grasshoppers from New Guinea (Orthoptera: Tetrigidae, Batrachideinae) JOSEF TUMBRINCK Zusammenfassung: Es wird eine neue Gattung der Ortopterenunterfamilie Batrachideinae von Neuguinea beschrieben: Wiemersiella gen. nov. Die Unterfamilie der Batrachideinae ist eindeutig durch die dorsal gefurchten Vorder- und Mittelschenkel gekennzeichnet (Abb. 1). Außerhalb der Neotropis (zwölf Gattungen) und von Afrika (zwei Gattungen) sind bislang vier Gattungen der Batrachideinae bekannt. Von Palaioscaria Grant, 1966 (GRANT 1966), der bislang einzigen bekannten Gattung von Neuguina, sowie von Saussurella Bolívar, 1887 (BOLÍVAR 1887) unterscheidet sich die neue Gattung durch die komplett fehlenden Flügel. Von Vingselina Sjöstedt, 1921 (SJÖSTEDT 1921) und Vilma Steinmann, 1973 (STEINMANN 1973) unterscheidet sich Wiemersiella durch das rostrad nach oben ausgezogene Pronotum. Die beiden hier neu beschriebenen Arten Wiemersiella highlandensis sp. nov. und Wiemersiella morobensis sp. nov. unterscheiden sich durch die längere Spitze des Pronotums und das verbreiterte Stirnscutellum mit gebogen verlaufenden Stirnseitenkielen (Abb. 12 und 13). Das disjunkte Verbreitungsareal beider Arten wird in einer Karte dargestellt. Schlüsselwörter: Papua-Neuguinea, Orthoptera, Tetrigidae, Batrachideinae, neue Arten. Summary: A new genus of the orthopteran subfamily Batrachideinae from New Guinea is described: Wiemersiella gen. nov. The subfamily of the Batrachideinae is clearly characterized by the dorsal sulcated frontal and middle femur (fi g. 1). Outside the Neotropis (twelve genera) and Africa (two genera) we only know four genera of Batrachideinae. The difference between Palaioscaria Grant, 1966 (GRANT 1966), the only known genera from New Guinea, as well as Saussurella Bolívar, 1887 (BOLÍVAR 1887) and the new genus are the absent wings. In difference to Vingselina Sjöstedt, 1921 (SJÖSTEDT 1921) as well as Vilma Steinmann, 1973 (STEINMANN 1973) Wiemersiella, the new genus, has a rostrad upturned tip of the pronotum. The two new described species Wiemersiella highlandensis sp. nov. and Wiemersiella morobensis sp. nov. are differentiated by the the longer frontal tip of the pronotum and the broadened scutellum with curved lateral keels (fi gs 12 and 13). The disjunct distribution area for both species is shown in a map below. Keywords: Papua New Guinea, Orthoptera, Tetrigidae, Batrachideinae, new species. 1. Einleitung Nur von der Antarktis und Neuseeland Die Dornschrecken (Tetrigidae) stellen sind bislang keine Arten bekannt (REHN innerhalb der Heuschrecken (Orthoptera) 1952). Dornschrecken besiedeln die meis- eine bedeutende Familie dar. Derzeit sind ten Klimazonen der Erde und werden von etwa 2000 Arten weltweit beschrieben der Taiga bis in die Regenwälder gefunden. (EADES et al. 2014). Dornschrecken sind Eine Ausnahme stellen Wüsten und Halb- auf nahezu allen Kontinenten verbreitet. wüsten dar. Madagaskar beheimatet eine Entomologie heute 26 (2014) 74 JOSEF TUMBRINCK sehr große Artenvielfalt, den Schwerpunkt der Artenvielfalt bilden aber die Tropen und Subtropen und hier im Besonderen Südostasien (REHN 1952). Dornschrecken können sehr gut und eindeutig an ihrem Pronotum identifiziert werden. Dieses ist typischerweise nach hinten über das gesamte Abdomen verlängert. Bei vielen Arten ragt es noch darüber hinaus. Die Dornschrecken werden zurzeit in neun Un- terfamilien aufgeteilt (TUMBRINCK 2014a). Deren Abgrenzung basiert im Wesentlichen auf dem Werk von BOLÍVAR (1887). Phylo- genetisch-verwandtschaftliche Gruppen werden mit diesen Unterfamilien nicht be- gründet (GÜNTHER 1979). Dies sehen auch Abb. 1: Mittelschenkel von Palaioscaria sp. mit andere Autoren so (BLACKITH & BLACKITH Dorsalfurche (charakteristisches Merkmal der 1987, DEVRIESE 1996, INGRISCH 2001) und Batrachideinae). auch ich schließe mich dieser Einschätzung Fig. 1: Middle femur of Palaioscaria sp. with sulcus ausdrücklich an. Eine vollständige Revision on the dorsal margin (characteristic trait of the der Familie ist dringend notwendig. Die Batrachideinae). Taxa der Batrachideinae sind durch eine Einkerbung auf dem dorsalen Rand des Museen (siehe unten) zur Verfügung. Die vorderen und mittleren Schenkels deutlich Koordinaten der Fundorte wurden, wo es gekennzeichnet (Abb. 1). Das Merkmal ist möglich war, mit Hilfe der Ortsangaben bei den bislang beschriebenen Gattungen und verschiedener Fundortdatenbanken gut zu identifi zieren. Von Neuguinea ist (insbesondere: www.papua-insects.nl/ derzeit nur eine Gattung der Batrachideinae gazetteer/gazetteer.htm) ermittelt und bekannt. Es handelt sich um die endemi- sind in eckige Klammern gesetzt. Die so sche Gattung Palaioscaria Grant, 1966 mit ermittelten Koordinaten dienen als Grund- acht Arten (TUMBRINCK 2014b). Aus Süd- lage für die Verbreitungskarte (Abb. 2). ostasien und von Australien sind drei wei- Bei den morphologischen Bezeichnungen tere Gattungen beschrieben: Die Gattung sei auf die Abbildungen und Erläuterun- Saussurella Bolívar, 1887 ist mit zehn Arten gen in TUMBRINCK (2014a) verwiesen. Bei weit verbreitet im tropischen Asien unter den Fundorten wurden die kompletten Einschluss von Java und Borneo; Vingselina Informationen der Etiketten verwendet. Sjöstedt, 1921 ist mit fünf Arten endemisch Eigene Zusätze sind in eckige oder runde in Australien; hinzu kommt auf den Solo- Klammern gesetzt. monen die monotypische Gattung Vilma Folgende Abkürzungen werden in dieser Steinmann, 1973. Im Folgenden wird von Arbeit benutzt: Neuguinea die neue Gattung Wiemersiella AMS – Australian Museum, Sydney, New mit zwei Arten beschrieben. South Wales, Australia ANIC – Australian National Insect Col- 2. Material und Methoden lection, CSIRO, Canberra City, Australian Capital Territory, Australia Für die Untersuchungen stand mir umfang- ANSP – Academy of Natural Sciences, reiches Sammlungsmaterial verschiedener Philadelphia, Pennsylvania, U.S.A Wiemersiella gen. nov.: eine neue Dornschrecken gattung von Neuguinea 75 BPBM – Bernice P. Bishop Museum, Hono- 3. Ergebnisse lulu, Hawaii, U.S.A. HNHM – Hungarian Natural History Mu- 3.1. Wiemersiella gen. nov. seum, Budapest, Hungary IRSNB – Institut Royal des Sciences Na- Derivatio nominis: Die Gattung ist benannt turelles de Belgique, Brussels, Belgium nach meinem guten Freund Dr. Martin LEMQ – Lyman Entomological Museum, Wiemers, einem hervorragenden Lepido- McGill University, Quebec, Canada pterologen. MHNG – Muséum d’Histoire Naturelle, Gattungstyp: Wiemersiella highlandensis sp. nov. Geneva, Switzerland Beschreibung: Die ungeflügelten Arten MNCN – Museo Nacional de Ciencias der Gattung Wiemersiella sind mit ca. 9- Naturales, Madrid, Spain 11 mm Pronotumlänge von mittlerer Größe. MNHN – Muséum National d’Histoire Ihr Kopf erhebt sich in Seitenansicht nicht Naturelle, Paris, France über das Pronotum. Die Stirn erreicht von MNSL – Naturkundemuseum, Leipzig, oben gesehen nicht den Vorderrand der Germany Augen. Sie ist bei den Weibchen etwas MSNG – Museo Civico di Storia Naturale breiter als ein Auge, bei den Männchen “Giacomo Doria”, Genova, Italy etwas schmaler. Vorn ist die Stirn gerun- MTD –Museum für Tierkunde, Dresden, det. Die stark verkürzten vorderen Kiele Germany (transverse carinae) liegen in der Dorsal- NCB-RMNH – Nederlands Centrum voor sicht schräg vor den Supraokularloben Biodiversiteit (Dutch Centre for Biodiversity, der Augen. Soweit erkennbar ist die Stirn formerly Nationaal Natuurhistorisch Mu- oben nicht eingedrückt und wenig über die seum Naturalis), Leiden, The Netherlands Augen erhoben. Eine Ausnahme bilden NHRS – Naturhistorisca Riksmuseet, Stock- die länglichen Scheitelgrübchen (Foveolae) holm, Sweden seitlich der Supraokularloben. Nach vorn NMEG – Naturkundemuseum, Erfurt, verschmälert sich die Stirn allmählich. In Germany Seitenansicht treten die Stirnkiele im Bereich NMW – Naturhistorisches Museum Wien, der Antennen fl ach bogenförmig hervor und Austria verschwinden unterhalb der Augenmitte. SMF – Forschungsinstitut und Naturmu- Der Stirnkiel teilt sich in Vorderansicht etwa seum Senckenberg, Frankfurt am Main, in der Augenmitte und umfasst ein schma- Germany les längliches Stirnschildchen. Die oberen UMB – Übersee-Museum, Bremen, Ger- Ocellen befi nden sich etwas unterhalb der many Gabelung des Stirnkieles. Die Augen sind in ZFMK – Zoologisches Forschungsmuseum der Dorsalsicht kugelig bis leicht oval und Alexander Koenig, Bonn, Germany stoßen im hinteren Teil an das Pronotum ZIN – Russian Academy of Sciences, Zoo- an. Die Antennen sind mit ca. 20 Gliedern logical Institute, St. Petersburg, Russia relativ lang und erreichen etwa die Mitte ZMHU – Zoologisches Museum der Hum- des Pronotums. Insbesondere ihre mittleren boldt Universität, currently Museum für Glieder sind etwa vier Mal länger als breit. Naturkunde der Humboldt-Universität zu Der obere Rand der Antennengruben ist Berlin, Berlin, Germany etwas höher als der untere Augenrand. Das ZMUC – University of Copenhagen, Zo- Pronotum ist etwas länger als der Körper. ological Museum, Copenhagen, Denmark In Vorderansicht ist es leicht dachförmig ZSM – Zoologische Staatssammlung, Mu- und zwischen Mittelkiel und Seiten etwas nich, Germany eingedrückt. Es verschmälert sich nach Entomologie heute 26 (2014) 76 JOSEF TUMBRINCK hinten, wobei der letzte Teil sehr schnell in deutlich