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Aktueller Stand Polizeilicher Schwerpunkte in Heilbronn, Sigmaringen Und Ellwangen Und Rückkehr Abgeschobener Asylbewerber Nach Baden-Württemberg

Aktueller Stand Polizeilicher Schwerpunkte in Heilbronn, Sigmaringen Und Ellwangen Und Rückkehr Abgeschobener Asylbewerber Nach Baden-Württemberg

Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 7571 16. Wahlperiode 15. 01. 2020

Antrag der Abg. Daniel Rottmann u. a. AfD und

Stellungnahme des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration

Aktueller Stand polizeilicher Schwerpunkte in , und Ellwangen und Rückkehr abgeschobener Asylbewerber nach Baden-Württemberg

Antrag

Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten,

1. wie viele Bereitschaftspolizisten welcher Standorte täglich an wie vielen Tagen im Jahr zum Dienst (zur Verstärkung der dortigen Kräfte) nach Heilbronn und Sigmaringen (letzteres Standort einer Landeserstaufnahmeeinrichtung [LEA]) zugewiesen werden und wie viele Einsatzstunden hierfür im Jahr 2018 und 2019 anfielen;

2. was die Gründe für den Einsatz bzw. die Einsatzschwerpunkte an diesen Dienst - orten sind, insbesondere ob die Einsätze auf einen gesteigerten Bedarf im Zu- sammenhang mit Asylbewerbern standen und weiterhin stehen und wenn ja, in- wiefern;

3. worin sich die Sicherheitslage in Sigmaringen im Wesentlichen von jener in Ellwangen (beide Städte sind vergleichbar groß und beide haben eine LEA) unterscheidet, nachdem in Ellwangen eine derart massive Unterstützung nicht erforderlich ist;

4. worin sich die Sicherheitslange in Heilbronn von jener in anderen vergleichbar großen Städten wie z. B. oder unterscheidet, nachdem in Ulm oder auch Reutlingen eine derart massive Unterstützung nicht erforderlich ist;

5. wie viele ausländer- oder asylrechtliche Verstöße und wie viele sonstige Straf - taten durch Ausländer, Asylbewerber bzw. Bewohner von Erstaufnahmestellen in Heilbronn und Sigmaringen monatlich in den Jahren 2018 und 2019 festge- stellt bzw. zur Anzeige gebracht wurden;

Eingegangen: 15. 01. 2020 / Ausgegeben: 18. 02. 2020 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeich- abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente net mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 7571

6. inwieweit es bei der polizeilichen Verstärkung für Heilbronn bzw. Sigmarin- gen eine Rolle spielt, dass es sich dabei um die Wohnorte von Innenminister Strobl bzw. Ministerpräsident Kretschmann handelt;

7. wie viele Abschiebungen direkt aus der LEA Ellwangen seit der dortigen Raz- zia im Mai 2018 bis zum 31. Dezember 2019 geplant waren, wie viele der ge- planten gelungen, wie viele aus welchen Gründen gescheitert sind (unter Dar- stellung der prozentualen Verteilung);

8. wie viele auf Abschiebeeinsätze spezialisierte Polizeieinheiten mit je wie vie- len Polizeibeamten an welchen Standorten es gibt;

9. wie viele Polizeieinsatzstunden für Abschiebeeinsätze seit Mai 2018 geleistet wurden;

10. wie viele abgeschobene oder ausgereiste abgelehnte Asylbewerber seit 2015 nach Baden-Württemberg erneut eingereist sind bzw. wie viele sich im Land aufhalten, differenziert nach einer, zwei, drei und mehr zurückliegenden Ab- schiebungen oder Ausreisen;

11. ob sie die Meinung der Vorsitzenden des Innenausschusses des Bundestags, Andrea Lindholz MdB, teilt, dass „jeder Verstoß gegen ein geltendes Einreise- verbot, das nach Abschiebungen grundsätzlich verhängt wird, … künftig un- mittelbar in der Haft enden“ muss und welche Anstrengungen sie ggf. unter- nimmt, um diese Absicht durchzusetzen.

15. 01. 2020

Rottmann, Dürr, Senger, Gögel, Dr. Balzer AfD

Begründung

Nach Auffassung der Antragsteller glaubhaften Berichten zufolge werden Einsatz - einheiten der Bereitschaftspolizei täglich nach Heilbronn und Sigmaringen geor- dert, um dort im Rahmen der „Sicherheitspartnerschaften“ die örtliche Polizei bei der Aufrechterhaltung der durch Asylbewerber in der Vergangenheit gefährdet gewesenen Sicherheit und Ordnung zu unterstützen. Vergleichbare Verstärkungen werden allerdings nicht (mehr) nach Ellwangen gefahren, obwohl sich die Lage in Heilbronn und Sigmaringen vergleichbar beruhigt habe. Der zweite Teil des Antrags bezieht sich auf den Artikel „Tausende abgeschobene Asylbewerber wieder im Land“ in der WELT vom 1. Dezember 2019 und den entsprechenden anderen Berichten.

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Stellungnahme

Mit Schreiben vom 10. Februar 2020 Nr. 3-0141.5/2/21 nimmt das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration zu dem Antrag wie folgt Stellung:

Der Landtag wolle beschließen,

die Landesregierung zu ersuchen

zu berichten,

1. wie viele Bereitschaftspolizisten welcher Standorte täglich an wie vielen Tagen im Jahr zum Dienst (zur Verstärkung der dortigen Kräfte) nach Heilbronn und Sigmaringen (letzteres Standort einer Landeserstaufnahmeeinrichtung [LEA]) zugewiesen werden und wie viele Einsatzstunden hierfür im Jahr 2018 und 2019 anfielen;

2. was die Gründe für den Einsatz bzw. die Einsatzschwerpunkte an diesen Dienst - orten sind, insbesondere ob die Einsätze auf einen gesteigerten Bedarf im Zu- sammenhang mit Asylbewerbern standen und weiterhin stehen und wenn ja, in- wiefern;

Zu 1. und 2.:

Bei einer Konzentration von Gefahren oder Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung – auch unterhalb der Schwelle eines objektiven Kriminalitätsbrenn- punktes – können die regionalen Polizeipräsidien zur Bekämpfung der Krimina- litätsbelastung sowie zur Stärkung des Sicherheitsgefühls auf Antrag temporär von Einsatzkräften des Polizeipräsidiums Einsatz unterstützt werden. Nicht zuletzt aufgrund der jeweiligen objektiven Kriminalitätsentwicklungen in den Städten Heilbronn und Sigmaringen entschieden sich die regionalen Polizei- präsidien Heilbronn und (seit dem 1. Januar 2020 das Polizeipräsidium ) in den vergangenen Jahren mehrfach, Einsatzkräfte des Polizeipräsi- diums Einsatz zur Unterstützung anzufordern. Gleichwohl ist anzumerken, dass Heilbronn seit Jahren zu den sichersten Großstädten in ganz Baden-Württemberg gehört. Anlass in Heilbronn waren u. a. eine Häufung von Ordnungsstörungen und eine Vielzahl strafrechtlich nicht relevanter Beschwerden im Bereich der Heilbronner Innenstadt, verursacht auch durch sich dort aufhaltende Asylsuchende und Flücht- linge. Die Lage dort ist inzwischen verbessert und hat sich deutlich entspannt. Den Einsätzen in Sigmaringen war u. a. ein Anstieg der polizeilichen Einsatzan- lässe im Zusammenhang mit der Zuwanderung auf dem Gelände der LEA sowie innerhalb des Stadtgebiets Sigmaringen vorausgegangen. Die eingesetzten Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz sowie die hierbei geleiste- ten Einsatztage und -stunden sind nachfolgender Tabelle zu entnehmen:

Jahr Heilbronn (PP HN) Sigmaringen (ehemals PP KN) Anzahl Einge- Einsatz- Anzahl Einge- Einsatz- Einsatz- setzte tage Einsatz- setzte tage stunden Kräfte stunden Kräfte 2018 14.321,33 1.559 349 18.321,07 1.798 231 2019 14.600,35 1.550 193 19.287,00 1.949 243

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3. worin sich die Sicherheitslage in Sigmaringen im Wesentlichen von jener in Ellwangen (beide Städte sind vergleichbar groß und beide haben eine LEA) unterscheidet, nachdem in Ellwangen eine derart massive Unterstützung nicht erforderlich ist;

Zu 3.:

Im Hinblick auf die Festlegung von Einsatzschwerpunkten und die Unterstützung durch Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz wird auf die Ausführungen zu den Ziffern 1 und 2 verwiesen. Die statistische Erfassung von Straftaten erfolgt bei der Polizei Baden-Württem- berg anhand der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). Bei der PKS handelt es sich um eine sogenannte reine Ausgangsstatistik, in der strafrechtlich relevante Sachverhalte nach der polizeilichen Sachbearbeitung vor Abgabe an die Strafver- folgungsbehörden erfasst werden. Die Datenbasis der PKS für das Jahr 2019 steht bislang noch nicht für valide Aussagen zur Kriminalitätslage zur Verfügung. Die Daten werden derzeit beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg im Zuge qualitätssichernder Maßnahmen überprüft und aufbereitet. Für das Jahr 2019 kön- nen daher lediglich Trendaussagen getroffen werden. Ab dem Jahr 2015 war im Stadtgebiet Sigmaringen ein kontinuierlicher Anstieg der Straftaten zu beobachten, wobei mitunter einzelne Delikte im öffentlichen Raum das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung im besonderen Maße beeinträch - tigten. Die Häufigkeitszahl in Sigmaringen stieg von 6.759 erfassten Straftaten je 100.000 Einwohner im Jahr 2014 auf 14.165 Straftaten je 100.000 Einwohner im Jahr 2018 an und hatte sich somit mehr als verdoppelt. Im Jahr 2019 zeichnet sich für die Häufigkeitszahl der Stadt Sigmaringen ein Rückgang ab. Auch die Anzahl erfasster Tatverdächtiger1 aus der Gruppe der Asylbewerber/Flüchtlinge in Sig- maringen war seit dem Jahr 2014 deutlich angestiegen, von 51 Tatverdächtigen im Jahr 2014 auf 652 tatverdächtige Asylbewerber/Flüchtlinge im Jahr 2018. Im Jahr 2019 zeichnet sich für diese Gruppe der Tatverdächtigen in Sigmaringen ebenfalls ein Rückgang ab. In Ellwangen war die Häufigkeitszahl von 5.358 Straftaten je 100.000 Einwohner im Jahr 2014 auf 8.609 Straftaten je 100.000 Einwohner im Jahr 2015 angestiegen und ist seither tendenziell rückläufig auf 6.385 Straftaten je 100.000 Einwohner im Jahr 2018. Der Anstieg der Kriminalitätsbelastung fiel im Vergleich mit Sig- maringen daher deutlich geringer aus. Für das Jahr 2019 zeichnet sich ein weiterer Rückgang der Häufigkeitszahl ab. Die Anzahl der in der PKS erfassten tatver- dächtigen Asylbewerber/Flüchtlinge hatte hier bereits im Jahr 2016 bei 441 Tat- verdächtigen einen Höchstwert erreicht und ist seither kontinuierlich rückläufig, sodass sich auch diesbezüglich die Kriminalitätslage, verglichen mit Sigmaringen, schneller entspannte. Auch im Jahr 2019 zeichnet sich ein weiterer, deutlicher Rückgang der im Tatortbereich Ellwangen erfassten tatverdächtigen Asylbewer- ber/Flüchtlinge ab.

4. worin sich die Sicherheitslange in Heilbronn von jener in anderen vergleichbar großen Städten wie z. B. Ulm oder Reutlingen unterscheidet, nachdem in Ulm oder auch Reutlingen eine derart massive Unterstützung nicht erforderlich ist;

Zu 4.:

Im Hinblick auf die Festlegung von Einsatzschwerpunkten und der Unterstützung durch das Polizeipräsidium Einsatz wird auf die Ausführungen zu Ziffer 1 und 2 verwiesen. Im Übrigen lag die Kriminalitätsbelastung im Stadtkreis Heilbronn im Jahr 2018 bei 6.970 Straftaten je 100.000 Einwohner und wird im Jahr 2019 voraussichtlich nahezu gleichbleiben. Die Kriminalitätsbelastung in Reutlingen lag bei 6.333 Straf -

______1 Die PKS weist Tatverdächtige im Rahmen der sog. „Tatverdächtigenechtzählung“ pro Jahr unter Straftaten gesamt nur einmal aus, auch wenn diese mehrere Straftaten begangen haben. Die Fallzahlen können somit von der Anzahl der erfassten Tatverdächtigen abweichen.

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taten je 100.000 Einwohner im Jahr 2018. Im Jahr 2019 ist mit einem Rückgang zu rechnen. Im Stadtkreis Ulm ist die Kriminalitätsbelastung mit 8.459 Straftaten je 100.000 Einwohner vergleichsweise höher, wobei sich hier für das Jahr 2019 ein Anstieg abzeichnet. Im Stadtkreis Heilbronn, besonders im innerstädtischen Bereich, häuften sich in der ersten Jahreshälfte 2019 Aufbrüche und Sachbeschädigungen von Fahrzeugen. Diese Entwicklungen der Kriminalitätslage wirken sich auch auf die PKS 2019 aus. So zeichnet sich für die statistisch erfassten Fälle der Sachbeschädigungen an Kfz im Stadtkreis Heilbronn ein Anstieg auf den höchsten Wert der letzten vier Jahre ab. Auch bei Fällen des besonders schweren Falls des Diebstahls an Kfz sind für das Jahr 2019 Zunahmen zu erwarten. Darüber hinaus zeichnen sich bei der Straßen- und Rauschgiftkriminalität für den Stadtkreis Heilbronn im Jahr 2019 ebenfalls Fallzahlenanstiege ab. Hierauf hat das Polizeipräsidium Heilbronn lagebildorientiert reagiert und im Zuge einer Einsatzkonzeption mitunter Unter- stützungskräfte des Polizeipräsidiums Einsatz angefordert und eingesetzt.

5. wie viele ausländer- oder asylrechtliche Verstöße und wie viele sonstige Straftaten durch Ausländer, Asylbewerber bzw. Bewohner von Erstaufnahme- stellen in Heilbronn und Sigmaringen monatlich in den Jahren 2018 und 2019 festgestellt bzw. zur Anzeige gebracht wurden;

Zu 5.:

Die PKS ist als Jahresstatistik konzipiert. Eine tatzeitbezogene Auswertung, bei- spielsweise für einzelne Monate, ist über die PKS nicht möglich. Tatverdächtige werden in der PKS anonymisiert erfasst. Somit lässt sich nicht feststellen, ob Tat- verdächtige zum jeweiligen Tatzeitpunkt Bewohner von Erstaufnahmeeinrichtun- gen waren. Im Bereich des Stadtkreises Heilbronn wurden im Jahr 2018 insgesamt 810 Fälle erfasst, an denen mindestens ein tatverdächtiger Asylbewerber/Flüchtling2 betei- ligt war. Bei 65 dieser Fälle handelte es sich um aufgeklärte ausländerrechtliche3 Straftaten. Im Jahr 2019 ist mit einem deutlichen Rückgang der genannten Straf - taten insgesamt sowie der Straftaten im Zusammenhang mit ausländerrechtlichen Verstößen zu rechnen. Im Tatortbereich der Stadt Sigmaringen wurden im Jahr 2018 insgesamt 1.019 Fäl- le erfasst, an denen mindestens ein tatverdächtiger Asylbewerber/Flüchtling betei- ligt war. Bei 337 dieser Fälle handelte es sich um aufgeklärte ausländerrechtliche Straftaten. Für das Jahr 2019 zeichnet sich ein deutlicher Rückgang der genannten Straftaten insgesamt, bei einem weiteren Anstieg der aufgeklärten Straftaten im Zusammenhang mit ausländerrechtlichen Verstößen.

6. inwieweit es bei der polizeilichen Verstärkung für Heilbronn bzw. Sigmaringen eine Rolle spielt, dass es sich dabei um die Wohnorte von Innenminister Strobl bzw. Ministerpräsident Kretschmann handelt;

Zu 6.:

Die Entscheidung über den Einsatz von Kräften des Polizeipräsidiums Einsatz zur Unterstützung der regionalen Polizeipräsidien bemisst sich nach den zu Frage 2 dargestellten Kriterien. Die Wohnorte politischer Amts- oder Mandatsträger ha- ben hierauf keinen Einfluss.

______2 In der PKS Baden-Württemberg wird die Gruppe der „Asylbewerber/Flüchtlinge“ über die Er- fassungsschlüssel der Aufenthaltsanlässe „Asylbewerber“, „Duldung“, „Schutz- und Asylbe- rechtigte, Kontingentflüchtlinge“ und „Unerlaubter Aufenthalt“ definiert. 3 Beinhaltet Verstöße gegen AufenthG/AsylG/FreizügG/EU.

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7. wie viele Abschiebungen direkt aus der LEA Ellwangen seit der dortigen Raz- zia im Mai 2018 bis zum 31. Dezember 2019 geplant waren, wie viele der ge- planten gelungen, wie viele aus welchen Gründen gescheitert sind (unter Dar- stellung der prozentualen Verteilung);

Zu 7.:

Im genannten Zeitraum konnten 43 Abschiebungen erfolgreich durchgeführt wer- den. In der nachfolgenden Tabelle ist dargestellt, wie viele Abschiebungen4 aus welchen Gründen nicht durchgeführt werden konnten. Ebenso werden dort die je- weiligen prozentualen Anteile aufgeführt.

Status Anzahl Prozentualer Anteil (in %) Abschiebungen 43 9,1 Familiäre Gründe 3 0,6 Untergetaucht 21 4,5 Medizinische Gründe 2 0,4 Höhere Gewalt 1 0,2 Nicht angetroffen 327 69,4 Organisatorische Gründe 48 10,2 Rechtsmittel 2 0,4 Renitenz 24 5,1 Gesamtergebnis 471 100,0

Die Zahlen belegen, dass es sich bei Rückführungen um eine schwierige Aufgabe handelt, die ein abgestimmtes Vorgehen zwischen allen Verfahrensbeteiligten er- fordert. Statistische Erhebungen zu der Erfolgsquote im Bundesvergleich liegen dem Innenministerium nicht vor, jedoch decken sich die in der Tabelle wieder - gegebenen Gründe der Stornierungen mit den Erfahrungen aus anderen Ländern. Dies gilt gerade für die besonders auffälligen Stornogründe des Untertauchens und des Nichtantreffens, die für einen Großteil der gescheiterten Rückführungen ursächlich sind. Um die Zahl gescheiterter Abschiebungen zu reduzieren, ergreift das Land man- nigfaltige Maßnahmen. So wird etwa die Zahl der Abschiebungshaftplätze in der Abschiebungshafteinrichtung von derzeit 51 auf 80 Plätze ausgebaut. Das für die Abschiebung landesweit zuständige Regierungspräsidium macht zudem umfassend von den durch das Geordnete-Rückkehr-Gesetz neu ge- schaffenen Instrumenten Gebrauch. Beispielsweise hat sich der Ausreisegewahr- sam, der nunmehr unter erleichterten Voraussetzungen angeordnet und vollzogen werden kann, als praxistaugliches Instrument bewährt. Darüber hinaus wird ein intensiver und regelmäßiger Austausch mit dem Bund über mögliche Verbesse- rungen geführt. Insbesondere im Bereich der Sicherheitsbegleitung wird geprüft, wie diese noch umfassender gesichert werden kann.

8. wie viele auf Abschiebeeinsätze spezialisierte Polizeieinheiten mit je wie vielen Polizeibeamten an welchen Standorten es gibt;

Zu 8.:

In Baden-Württemberg gibt es an vier Standorten (, , und Reutlingen) auf Abschiebeeinsätze spezialisierte Polizeieinheiten. Dort sind insgesamt 21 Polizeibeamtinnen und -beamte tätig.

______4 Sowohl Abschiebungen als auch Überstellungen nach der Dublin-Verordnung

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9. wie viele Polizeieinsatzstunden für Abschiebeeinsätze seit Mai 2018 geleistet wurden;

Zu 9.:

Bei der Erfassung der Einsatzstunden wird nicht zwischen Einsatzstunden für die Abschiebung und Einsatzstunden zur Identitätsklärung/Passbeschaffung im Vor- feld einer Abschiebung unterschieden. Im Zeitraum vom 1. April 2018 (eine Rückrechnung zum Stichtag 1. Mai 2018 ist aufgrund einer quartalsweisen Erhe- bung nicht möglich) bis zum 31. Dezember 2018 wurden insgesamt (Abschie- bung und Identitätsklärung) ca. 75.000 Einsatzstunden durch die Polizei geleistet. Die Erhebungen zu den Einsatzstunden für das Jahr 2019 liegen abschließend noch nicht vor.

10. wie viele abgeschobene oder ausgereiste abgelehnte Asylbewerber seit 2015 nach Baden-Württemberg erneut eingereist sind bzw. wie viele sich im Land aufhalten, differenziert nach einer, zwei, drei und mehr zurückliegenden Ab- schiebungen oder Ausreisen;

Zu 10.:

Eine statistische Erfassung der Wiedereinreisen im Sinne der Fragestellung findet nicht statt.

11. ob sie die Meinung der Vorsitzenden des Innenausschusses des Bundestags, Andrea Lindholz MdB, teilt, dass „jeder Verstoß gegen ein geltendes Einrei- severbot, das nach Abschiebungen grundsätzlich verhängt wird, … künftig un- mittelbar in der Haft enden“ muss und welche Anstrengungen sie ggf. unter- nimmt, um diese Absicht durchzusetzen.

Zu 11.:

Das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration steht den Überlegun- gen sehr aufgeschlossen gegenüber. Neben der Erweiterung der Haftgründe müsste in diesen Fällen zusätzlich eine stark beschleunigte Bearbeitung der Asylverfah- ren gewährleistet sein, um eine zeitnahe Rückführung zu ermöglichen.

Strobl Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration

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