Anta Helena Recke 50 „Uh Baby It’S a White World“
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AlliAlli cesces an an AlliAlli zen an an AlliAlli cesces an an AlliAlli ces zen KRITISCHE PRAXIS AN INSTITUTIONEN WEISSEN anan Alli zen Allianzen Kritische Praxis an weißen Institutionen Elisa Liepsch Julian Warner Matthias Pees (Hg.) Postcolonial Studies Band 34 Regisseur: Hallo, Tag, ich wollt dich fragen, ob du Lust hast, in ’nem Film mitzuspielen. John: Nein, ich bin überhaupt kein Schauspieler. Schauspielerin: Wir suchen ja keinen Schauspieler. Wir suchen halt ’nen Schwarzen. John: Und ich hab auch keine Lust, in einem Pornofilm mitzuspielen. Regisseur: Nein, nein, das ist kein Pornofilm, das hat mit Sex überhaupt nichts zu tun. Das ist so ein Film über Men- schen, weißt du ... Das handelt so von Menschen und wie sie leben. Moses März — The Institute 5 Schauspielerin: Und ich spiele die Hauptrolle. John: Und was hab ich zu tun? Regisseur: Naja, du spielst da so jemanden, so’n Ausländer, der so nach Deutsch- land kommt, so’n Farbigen. Und du lernst sie kennen und willst sie heiraten, und ihr habt so Schwierig- keiten mit ihrer Familie, ihr müsst so kämpfen und das ist unheimlich kom- pliziert alles. John: Das ist fast meine Lebensgeschichte. Schauspielerin: Ja guck, können wir’s doch machen. Regisseur: Genau. John: Ja, und was krieg ich für Geld? Schauspielerin: Ah, ähm, ja, äh, mit dem Geld, also weißte, also wir haben ja selbst kein Geld. Regisseur: Wir machen’s ja nicht, um Profit zu machen, verstehste? Schauspielerin: Nee, und ich, ich krieg, also äh ... Regisseur: Mit Filmen ist kein Geld zu machen. Schauspielerin: ... aber ich fänds auch gut, wenn er, also wenn du so’n Interesse hättest ... John: Ich glaub, ich kann das nicht ... Schauspielerin: ... für deine Leut was zu machen. Verstehs- te? Ich meine, das ... Regisseur: Das muss doch dein Interesse auch sein ... John: Ich habe genug selber zu tun. Regisseur: Na schau mal, du kannst es dir ja über- legen. Ich wohne im Hilton bis Montag früh. Da kannste mich ja anrufen und da können wir das ja nochmal besprechen. John: Ah ja, ich wohn auch im Hilton. Regisseur: Ah ja, ok, dann geb ich dir ’ne Kinokarte und dann kommst du um neun ins Kino, da läuft so ein Film, den können wir zusammen anschauen und dann können wir ein Bier trinken nachher zusammen. Ok? John: Gut ... Bist du ein Director oder Manager da? Regisseur: Ja, äh, ich mach so Filme. Schauspielerin: Ziemlich bekannte so. John: Also, schönen Dank, ich überlege es mal. Regisseur: Okay. Tschau. Schauspielerin: Tschau. John: Wiedersehen. Regisseur: Ziemlich kaputter Typ, was? Schauspielerin: Ja, aber sieht halt gut aus. Elisa Liepsch & Julian Warner 18 Einleitung / Introduction Nana Adusei-Poku 34 Everyone Has to Learn Everything or Emotional Labor Rewind Anta Helena Recke 50 „Uh Baby it’s a White World“ Vom Schreien und Brüllen oder 60 Eine andere Theatergeschichte schreiben Ein Gespräch mit Azadeh Sharifi Simone Dede Ayivi 74 Internationalität ≠ Interkultur. Eine Schwarze deutsche Kritik Inhalt Content Ewelina Benbenek, 84 Nadine Jessen, Elisa Liepsch Theater als Solidarische Institution Fannie Sosa 98 A WHITE INSTITUTION’S GUIDE FOR WELCOMING PEOPLE OF COLOR* AND THEIR AUDIENCES niv Acosta 108 Repair / Reparations Part 1; Cultural Institutions Are Colonial Projects, Where’s the Lie Jaamil Olawale Kosoko 118 CRISIS IN THE GALLERY: Curation and the Praxis of Justice Sutapa Biswas, Harold Offeh, 132 Nephertiti Schandorf Reflecting Experiences of Working with White-Dominated, Publicly-Funded Institutions in The UK Lotte Arndt 154 Eine Schwelle bewohnen Miriam Schickler 174 with Ahmed Isam Aldin and Ulf Aminde Negotiating Opacity and Transparency in the Art Academy Margarita Tsomou 190 Jenseits des Willkommens. Sounds und Moves eines hartnäckigen Ringens Max-Philip Aschenbrenner 206 Die Dinge, die uns zusammenhalten, und mehr Inhalt Content Nelson Munhequete – Begegnungen 220 mit einem Madgerman 2009–2017 Eine Text-Bild-Collage von Malte Wandel Julia Wissert 244 Was würden wir atmen, wenn weiße Menschen nicht die Luft erfunden hätten? „Gibt’s hier Schwarze Profs?“ 262 Gespräch mit einer Schwarzen Soziologie-Studentin Intelligenter sein als die Situation 276 Matthias Pees im Gespräch mit Dieudonné Niangouna 288 Biografien / Biographies 302 Impressum & Abbildungsverzeichnis Die vorliegende Publikation wurde im Rahmen des Projekts Afropean Mimicry & Mockery in Theatre, Performance & Visual Arts 2014–2016 am Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main gefördert, ermöglicht und unterstützt im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes sowie im Rahmen des Festivals der afropäischen Künste 2016 vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain Einleitung Introduction Zur Situation In den letzten Jahren hat sich der Gegenstand postkolo- nialer Kritik in den darstellenden Künsten von der Vorder- auf die Hinterbühne verschoben. 2018 reicht es in Deutschland nicht mehr aus, ein Stück, eine Performance, ein Panel oder ein Festival zu rassismus- kritischen oder postkolonialen Inhalten zu veran- stalten, ohne die Kolonialität der eigenen Produktions- bedingungen und Institutionen zu adressieren. Die Zeit, in der rassifizierte Körper von einem weißen 1 bürgerlichen Publikum zum Distinktions- gewinn konsumiert werden konnten, scheint vorbei be- ziehungsweise nur noch im Tandem mit besagter Selbstreflexion möglich zu sein. Die künstlerischen Leiter*innen der Black Boxes und Guckkastenbühnen finden sich inmitten eines Paradigmenwechsels wieder: Die weißen Institutionen, die ehemals weiße bürgerliche Selbstvergewisserung durch Repräsen- tationen des Selbst und des Fremden herstellten, stehen nun vor der Aufgabe, durch kritische Reflexion ihrer adressierten Publika, ihres Personals, ihres Programms und des Zugangs zu ihrer Institution der Diversität der deutschen Gesellschaft Rechnung zu tragen (vgl. Aikins, Gyamerah 2016: 7). Es reicht nicht mehr, die Kunst nur an ein bürgerliches weißes Publikum zu adressieren. Dies ist vor allem das Verdienst verschiedener rassismus- kritischer PoC-Aktivist*innen 2, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen und ihrer weißen Mitstrei- ter*innen, die durch Debatten und Skandalisierun- gen weiße Dominanz an Institutionen der Kunst, Kultur und Bildung immer wieder herausfordern und inter- sektional mit sozialen Kämpfen um Klasse, Gender und Inklusion verbinden. Wir sprechen in diesem Buch von weißen Institu- tionen nicht im Sinne einer numerischen Überzahl in der Belegschaft, die durch die bloße Diversifizierung derselben gelöst werden kann, sondern im Sinne einer komplexen Dominanz, die aus Strukturen, Praktiken, 1 „weiß“ wird in diesem Text kursiv und klein geschrieben, um die Konstruktion des Begriffs nicht als Hautfarbe, sondern als Privileg zu markieren. 2 „People of Color (PoC)“ ist eine selbst gewählte Bezeich- nung von Menschen, die sich als nicht-weiß definieren. Einleitung 20 The Situation In recent years the focus of postcolonial critique in the performing arts has shifted from the representations on stage to the backstage domains. In Germany in 2018 it is no longer sufficient to present a play, a perfor- mance, a panel or a festival which deals with issues of postcolonialism or racism without addressing the coloniality of one’s own institution. The time when racialized bodies could be con- sumed by a white 1 bourgeois audience in order to gain distinction appears to be over or at least to only remain possible in tandem with such self-reflection. Artistic directors of black boxes and proscenium the- atres find themselves in the midst of a paradigm shift: these white institutions which used to create white self-affirmation through representations of the self and the other now have the task to critically reflect the diversity of their audiences, their staff, their program- ming, and their institutional access, in order to ac- knowledge a multi-ethnic German society (cf. Aikins, Gyamerah 2016: 7). It therefore no longer suffices to address art solely to a white bourgeois audience. This is the achievement of a wide range of anti-racism activists, artists and academics of colour and their white allies who have repeatedly used debates and scan- dals to challenge white dominance in institutions of art, culture and education and link these with intersec- tional social struggles along the lines of class, gender and inclusion. In this book we speak of white institutions not in terms of a numerical majority amongst staffs which could be resolved by diversifying the same, but in terms of a complex dominance consisting of structures, prac- tices, unquestioned privileges, aesthetic concepts and variously positioned subjects. The institutions ad- dressed here are regarded as sites of hegemonic strug- gles regarding cultural policy. This is also apparent in the current hype concerning artists, curators and pro- grammers of colour and not least anti-racism work- shops and trainings. At some art and cultural institu- tions visibly racialized cultural workers, their 1 “white” is written in lower case italics in this text in order to mark the construction of this concept as one of privilege rather than skin colour. Introduction 21 unhinterfragten Privilegien, ästhetischen Vorstellungen und unterschiedlich positionierten Subjekten besteht. Die hier behandelten Institutionen werden als Austra- gungsort (kultur-)politischer Kämpfe um Hegemonie verstanden. Dies zeigt sich auch in dem derzeitigen Hype um künstlerische Positionen von PoC, um PoC als künstlerische Mitarbeiter*innen und nicht zuletzt um rassismuskritische Workshops und Weiterbildungs- angebote. An manchen Kunst- und Kulturinstitutio- nen werden sichtbar rassifizierte