Jakub Hru Ša
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SO | 26. MAI 13 | 20.00 PHILHARMONIE BERLIN ABOKONZERT A/6 JAKUB HRU° ŠA Christian Tetzlaff | Violine 18.45 Uhr Südfoyer Einführung von Steffen Georgi MAI 2013 26. 26. ša ° Rundfunk- Sinfonieorchester Berlin Jakub Hru 2 Wolfgang Amadeus Mozart Nicht denken jetzt an die Schmerzen, die man in Musik (1756 – 1791) hatte verwandeln müssen, sondern nur an die Wonnen, Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur in denen ebendiese Verwandlungsarbeit die leichte und KV 216 strenge, die schöne und befreiende Pflicht gewesen war … u Allegro Klaus Mann, u Adagio in: „Symphonie Pathetique“ u Rondeau. Allegro Leoš Janácˇek (1854 – 1928) Konzert für Violine und Orchester („Wanderung der kleinen Seele“) JW IX/10 (Kritische Rekonstruktion von Leoš Faltus und Miloš Šteˇdronˇ) u Andante – Tempo di Marcia – Allegro – Maestoso Pause Josef Suk (1874 – 1935) Sinfonie Nr. 2 c-Moll op. 27 („Asrael“) u Teil I - Andante sostenuto - Andante - Vivace u Teil II - Adagio - Adagio maestoso HANDY AUS? DANKE! Konzert mit Bundesweit. In Berlin auf UKW 89,6 MHz, Wir bitten Sie, zwischen den Sätzen der einzelnen Werke Kabel 97,55 und Digitalradio. nicht zu applaudieren. Übertragung am 6. Juni 2013,5 20.03 Uhr Steffen Georgi Zaubertöne mit dem Dienstinstrument Leopold Mozart, einer der berühm- testen Violinpädagogen Europas, Wolfgang Amadeus Mozart träumte davon, seinen Sohn Wolf- Violinkonzert Nr. 3 G-Dur KV 216 gang zum größten Musiker der Welt auszubilden. 1756 hatte er das Besetzung Kompendium seines Wissens in ei- 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Hörner, Violine solo, ner dickleibigen „Gründlichen Vio- Streicher linschule“ niedergelegt – sprich- wörtlich hinein in die Wiege des Dauer Sohnes. Selbst wenn der Sohn ca. 24 Minuten anders gewollt hätte – wie hätte er sich diesem übermächtigen Ein- Verlag fluss entziehen sollen? Vierjährig Neue Mozart-Ausgabe wurde Wolfgang vom Vater in den Bärenreiter, Basel, Kassel u. a. Grundbegriffen der Tonkunst un- terwiesen – zunächst auf dem Kla- Entstanden vier. Noch vorenthielt Leopold ihm September 1775 die Violine. Der sechsjährige Knabe – ganz RSB-Aufführungen seit 1945 Kind, dem man sein Spielzeug ver- 19. April 1947, Berlin; Gerhard Taschner (?), bietet – rebellierte zum ersten Mal Violine; Arthur Rother gegen die väterliche Mystifizierung 9. Oktober 1949, Berlin; Gerhard Taschner der Geigerei, als er partout eine (?), Violine; Arthur Rother gerade zum Geschenk erhaltene 10. Juni 1956, Berlin; Wilhelm Stroß, Kindervioline praktisch ausprobie- Violine; Rolf Kleinert ren wollte, noch ehe der gestrenge 3. März 1991, Berlin; Krzysztof Jakowicz, Herr Lehrer-Vater die Zeit für ge- Violine; Tadeusz Strugala kommen hielt, ihn in die Geheim- 28./29. August 1999, Chorin, Ulrichshusen; nisse dieses Instrumentes einzu- Julia Fischer, Violine; Jeffrey Tate weihen. „Wolfgangerl bath, dass er 26. August 2006, Ulrichshusen; Veronika das 2te Violin spielen dörfte, der Eberle, Violine; Marek Janowski Wolfgang Amadeus Mozart Zeichnung von Dora Stock6 (1760 –1832) 7 | Mozart, Violinkonzert Nr. 3 mehreren zögerlichen Anläufen Antonio Brunetti (1745–1786) je- seinem „Dienstinstrument“, der denfalls scheint ebenfalls mit Mo- Violine. Gleichsam um es hinter zarts Violinkonzerten reüssiert zu sich zu bringen, komponierte er haben. Mozart machte sich aller- 1775 binnen weniger Monate fünf dings u. a. anlässlich einer Haus- Violinkonzerte. Fast, denn KV 207 musik beim russischen Gesandten Mozarts Geige stammt nach neueren Forschungen Galitzin lustig über die lakaienhaf- bereits aus dem Jahre 1773. te Beschränktheit des Geigerkol- Papa aber verwies ihm seine när- 1763 wurde der siebenjährige Wun- Nach diesem und allem, was Mo- legen: „redet so Jemand mit den rische Bitte, weil er nicht die ge- derpianist und -komponist flugs zart an seinem eigenen – vielfach Brunetti so wird er roth, und giebt ringste Anweisung in dem Violin um den Wundergeiger Wolfgang bezeugt: vorzüglichen – Violinspiel die trockenste Antworten“. hatte, und Papa glaubte, dass er Amadé erweitert. selbstkritisch bemängelte, sollte Wenn Mozart 1777 das technische nicht das mindeste zu leisten im Im Jahre 1769 hatte der Salzbur- man die Violinkonzerte für Pflicht- Niveau seiner Konzerte bescheiden Stande wäre. Wolfgang sagte, um ger Fürsterzbischof den jüngsten stücke der uninspiriertesten Sorte beschrieb mit den Worten „Ich bin ein 2te Violin zu spielen braucht es Konzertmeister berufen, der je halten. Mitnichten; sie sind Juwe- kein großer Liebhaber von Schwie- ja wohl nicht, erst gelernt zu ha- seiner Kapelle vorstand (und der len ihrer Gattung, nebenbei die frü- rigkeiten“, so täuscht er listig dar- ben, und als Papa drauf bestand, seinen Dienstherrn später „un- hesten Orchesterwerke Mozarts, über hinweg, worin die eigentliche dass er gleich fortgehen, und uns sern erzlimmel“ nennen sollte). die seinen Ruhm begründeten. Sie Herausforderung dieser Werke nicht weiter beunruhigen soll- Dem damals 13jährigen Wolfgang leben vom Kontrast der Dreisätzig- besteht. Generationen von Geigern te, fieng Wolfgang an bitterlich zu Amadeus Mozart blieben aller- keit, nutzen alle Errungenschaften haben sich seither an Mozarts Vio- weinen und trollte sich mit seinem dings noch drei Jahre Zeit bis zu der Italiener und sind doch echter linkonzerten versucht und drangen Geigerl weg. Ich bath, dass man ihn seinem ersten regulären Gehalt Mozart. nur dann bis zum Kern der Musik mit mir möchte spielen lassen … als Primgeiger in Salzburg – eine vor, wenn sich bei ihnen die subtile Wolfgang geigte mit mir, bald be- ausgedehnte Italienreise diente Das Einfache, das schwer zu Beherrschung des Instrumentes merkte ich mit Erstaunen, dass ich u. a. dem Studium der italienischen machen ist mit einem feinen Gespür für die da ganz überflüssig seye, ich legte Violinmusik von Vivaldi, Torelli und Mozart hat die Violinkonzerte oft aparten Ausdrucksnuancen paarte. still meine Geige weg …“ Leopold Nardini. selbst gespielt. Damit ist jedoch Verschwenderischer Reichtum witterte, dass sich aus dieser Sze- Zurück in der regnerischen Heimat, nicht gesagt, dass er sie aus- an musikalischen Gedanken, lust- ne, die Hoftrompeter Schachtner gehorchte Mozart den offenbar not- schließlich für den eigenen Ge- volles Spiel mit den seinerzeit aufgeschrieben hat, sogar noch wendigen Ermahnungen durch sei- brauch komponierte. Der seiner- modernsten Ideen der motivisch- Kapital schlagen ließ: Ab August nen Vater und widmete sich nach zeitige Salzburger Konzertmeister thematischen Arbeit lassen die 8 9 Unsere Programme Violinwerke des 19-jährigen Mo- 12. Februar treuherzig kollern zart aus der unübersehbaren Flut konnte: „In Wallerstein machtest jetzt auch im von Virtuosenpiecen seiner Zeit- Du ihnen tausend Spass, nahmst genossen turmhoch herausragen. die Violin, tanztest herum und Mit unnachahmlichem Gespür für spieltest, sodass man dich als ei- neuen Digitalradio die Anmut des Soloinstrumentes nen lustigen, aufgeräumten, när- stattet Mozart gerade die lang- rischen Menschen denen damals samen Sätze aus, deren Atem ein abwesenden anpries …“ Dann hat gleichsam körperliches Wohlbe- der Sohn anders gewollt als der finden zu erzeugen vermag. Von Vater. Er hat sich das Klavier zum Einklang mit der Natur, von ero- ureigensten Ausdrucksmedium ge- tischer Sehnsucht, von sanftem wählt. Später strich er bei Hausmu- Trost, von überströmender Liebe, sikabenden im kleinen Kreis (u. a. von ergeizlosem Träumen, von ent- mit Haydn) gelegentlich die Bratsche. waffnender Uneitelkeit kündet die- Und Christian Tetzlaff? Angespro- se feingesponnene Musik – je nach chen auf die lange Orchesterein- Seelenzustand des individuellen leitung zum G-Dur-Violinkonzert Zuhörers. Geschmack, Kultur, Be- und das heikle Aufspringen des So- scheidenheit auf höchster Stufe. listen auf den fahrenden Zug, sag- In einem Brief Mozarts an den te Tetzlaff 2012 dem Bayerischen Vater vom 25. Oktober 1777 über Rundfunk: „Das macht sehr viel eine eigenhändige Aufführung des Spaß, dieser Einstieg. Weil es wirk- G-Dur-Violinkonzertes findet sich lich einfach ist, aber trotzdem mit die wichtigste Ingredienz all sei- einer sehr schönen Geste anfängt. ner Violinkonzerte: „… auf die nacht Selbstverständlich sollte man gu- beim soupée spiellte ich das stras- cken im tutti, was da steht im Or- bourger-Concert. es gieng wie öhl. chester. Es ist idiotisch, dann ein- alles lobte den schönen und reinen fach so loszuspielen, wie einem die Ton.“ Mozart spielte seine Violin- Schnauze gewachsen ist, während konzerte gern selbst. Bis 1778, so man genaue Angaben von Mozart dass der Vater zum Beispiel am selber hat.“ Weitere Informationen: digitalradio.de deutschlandradio.de Hörerservice 0221.345-1831 10 11 Heißer Sehnsucht süße Töne Ein Mittsiebziger liebt eine Fünf- Leoš Janácˇek die Angelockten mit unddreißigjährige, beide verhei- schöpferischer Nüchternheit, mit ratet, natürlich nicht miteinander. strenger motivischer Konstruktion. Skandalblättchen aller Zeiten ha- Gleichwohl dampft seine Musik ben ihre Freude an solchen The- vor erregter Leidenschaft, spiegelt men. Da werden sogar kultivierte eine aufgewühlte Seele. Menschen zu lüsternen Voyeuren. „Sie sind in Ihrem Wesen und in Nun tut uns der greise Liebhaber Ihrer Erscheinung ein derart lie- noch den Gefallen, die Wallungen benswerter Mensch, dass es einem seines Blutes in Musik zu gießen. in Ihrer Gegenwart ganz leicht wird Doch Vorsicht: „Idioten verrate ich in der Seele. Sie strahlen so viel meine Gefühle nicht“, enttäuscht Wärme aus, Sie sehen die Welt mit Leoš Janácˇek Verlag Konzert für Violine und Orchester Editio Supraphon, Praha