G E M E I N D E B R I

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G E M E I N D E B R I GEMEINDEBRIEF EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE sep okt nov ALT-PANKOW 2018 Modernes Glaubensbekenntnis von Dorothee Sölle Ich glaube an Gott, Ich glaube an den Geist, der die Welt nicht fertig geschaffen hat der mit Jesus in die Welt gekommen ist, wie ein Ding, das immer so bleiben muss, an die Gemeinschaft aller Völker der nicht nach ewigen Gesetzen regiert, und unsere Verantwortung für das, die unabänderlich gelten; was aus unserer Erde wird: nicht nach natürlichen Ordnungen ein Tal voll Jammer, Hunger und Gewalt von Armen und Reichen, oder die Stadt Gottes. Sachverständigen und Uninformierten, Ich glaube an den gerechten Frieden, Herrschenden und Ausgelieferten. der herstellbar ist, Ich glaube an Gott, an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens der den Widerspruch des Lebendigen will für alle Menschen, und die Veränderung aller Zustände – an die Zukunft dieser Welt Gottes. durch unsere Arbeit, Amen durch unsere Politik. Ich glaube an Jesus Christus, der recht hatte, als er – (aus dem Kölner Nachtgebet) »ein einzelner, der nichts machen kann«, genau wie wir – an der Veränderung aller Zustände arbeitete und darüber zugrunde ging. An ihm messend erkenne ich, wie unsere Intelligenz verkrüppelt, unsere Phantasie erstickt, unsere Anstrengung vertan ist, weil wir nicht leben, wie er lebte. Jeden Tag habe ich Angst, dass er umsonst gestorben ist, weil er in unseren Kirchen manchmal verscharrt ist, weil wir seine Revolution verraten haben, in Gehorsam und Angst vor den Behörden. Ich glaube an Jesus Christus, der aufersteht in unser Leben, dass wir frei werden von Vorurteilen und Anmaßung, von Angst und Hass und seine Revolution weitertreiben auf sein Reich hin. 4 5 Die Orgelplanungen nehmen Gestalt an Von Ulrike Queißner für die Orgelkommission Von einer Orgelbaustelle in unserer Kirche zu sprechen, wäre noch verfrüht. Doch schrei- ten die Planungen für den Bau einer neuen Orgel im Buchholzschen Stil kontinuierlich voran. Im Frühjahrs-Gemeindebrief berich- teten wir vom laufenden »Interessenbekun- dungsverfahren«. Nach einer sorgfältigen Prüfung entschied sich der GKR im Mai für die Dresdner Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider – und folgte damit der Emp- fehlung der Orgelbaugruppe unter der fach- lichen Beratung des Orgelbeauftragten Prof. Klaus Eichhorn. Insgesamt vier Orgelbaufir- men hatten sich um den Auftrag beworben. Mit dem Dresdner Orgelbaumeister Kristian Wegscheider konnten wir einen ausgewie- senen Experten für Buchholz-Orgeln gewin- nen, der viele der erhalten gebliebenen Buch- holz-Orgeln in Brandenburg und Meck- lenburg-Vorpommern restaurierte. 6 7 Warum eine Orgel im Bau und Verlust der Pankower Orgel Buchholzschen Stil? Als der preußische Baumeister Friedrich August Stüler Der große Berliner Orgelbaumeister Carl August 1859 die Pankower Dorfkirche erweiterte, beauftrag- Buchholz baute im Jahr 1859 für die Alte Pfarrkirche te man Carl August Buchholz und seinen Sohn Carl Pankow eine Orgel. Buchholz-Orgeln stehen neben Friedrich mit dem Bau einer Orgel. Die 14 Register Wagner-Orgeln für eine große Berliner Orgelbautra- (zwei Manuale) waren für die erweiterte Kirche deut- dition. Allein in Berlin baute die Firma Buchholz im lich zu klein. Wahrscheinlich fehlte nach dem gewal- 19. Jahrhundert etwa 40 (!) Orgeln. Kein einziges Kir- tigen Kirchenbau das Geld für ein Instrument, das den cheninstrument überlebte! Was nach Umbauten und neuen Kirchenraum klanglich füllen konnte. Die Pro- Umintonationen übrig war, zerstörte der Krieg. Wel- spektgestaltung geht vermutlich auf Stüler zurück, das cher Verlust für die Berliner Orgellandschaft! Gehäuse baute der Pankower Tischlermeister Prüfer. Fast ein Jahrhundert lang (1788-1885) wirkten drei Ge- Weder die Disposition noch ein Bild vom ursprüng- nerationen der Familie Buchholz in Berlin. Der Vater lichen Instrument sind in den Archiven zu finden. 1928 Johann Simon Buchholz gilt als Vertreter der spätbaro- wurde die Orgel von der Firma Sauer gravierend um- cken Orgelbaukunst, sein Sohn Carl August Buchholz gestaltet und zu einem großen Orgelwerk ausgebaut. (1796-1884) vollzog den Übergang zur frühroman- Sowohl die Kirche als auch die Orgel erlitten 1945 tischen Klangwelt. Mit ihm erblühte die Firma und starke Kriegsschäden. Die Instandsetzung der Or- prägte über Jahrzehnte die Orgellandschaft. Der En- gel im Jahr 1950 verband man mit einer vollständigen kel, Carl Friedrich, überlebte seinen Vater nur sechs Umdisposition. Doch die Umbauten konnten die Or- Monate, mit ihm erlosch die Firma. Das Vermächtnis gel nicht retten, die Materialien waren verschlissen, die der Berliner Orgelbauer: Über 150 Orgeln von höchs- Pneumatik versagte. ter technischer Baukunst, klanglicher Qualität und meisterhafter Intonation. Nur Bruchstücke blieben er- 1970 war das Instrument kaum noch spielbar. Die Spur halten, mehrheitlich kleine Instrumente in Branden- unserer Orgel verläuft sich 1971, als sie, und mit ihr die burger und Mecklenburger Dorfkirchen. Reste der Buchholz-Orgel, in Privathände nach Köpe- In Kronstadt (heute Braşov, Rumänien) steht das nick gegeben wurden. 1972 erwarb die Gemeinde das größte Buchholz-Instrument. Einige anspruchsvolle bis heute gespielte Instrument, eine gebrauchte Jehm- Restaurierungen, allen voran die Buchholz-Orgel in lich-Orgel aus Brandenburg-Görden. Das Instrument Stralsund, belegen die Wertschätzung und Bedeutung fügt sich weder baulich noch klanglich in den Raum des Berliner Orgelbauers. Wahrscheinlich ältestes Foto von ein, zudem ist es mittlerweile schadhaft und außeror- der Orgel, aufgenommen nach der dentlich reparaturanfällig (wir berichteten in früheren Erweiterung der ursprünglichen Gemeindebriefen). Buchholz-Orgel, 1928 8 9 So könnte laut Kristian Wegscheider die ursprüngliche Buchholzsche Orgel Orgel Alte Pfarrkirche Pankow in Alt-Pankow ausgesehen haben. Foto zwischen 1957 bis 1971 Zeichnung: Martin Paul 10 11 Eine neue Orgel für Alt-Pankow Die Finanzierung Zum 150. Geburtstag der Stüler-Halle im Jahr 2009 Unsere größte Aufgabe ist zweifellos die Finanzierung. wurde die Kirche innen und außen sorgfältig restau- Die geplanten Baukosten belaufen sich auf ca. 620.000 riert. Die neue Orgel im Buchholzschen Stil soll ei- Euro. Bisher sind Eigenmittel durch ältere und jün- nen Schlussstein setzen, der der Alten Pfarrkirche Pan- gere Spenden für die Orgel in Höhe von etwa 40.000 kow als Gesamtwerk gerecht wird. 2015 gründete sich Euro vorhanden. Wichtig ist der Hinweis, dass in die deshalb die Orgelbaugruppe. Diese knüpfte an Ideen Finanzierung der Orgel keinerlei andere Mittel aus und schon lange bestehende Wünsche nach einer neu- dem Gemeindehaushalt fließen. Der größte Betrag soll en Orgel an. Die Gemeindeleitung beschloss 2017 den von Stiftungen, aus öffentlichen Mitteln und größeren Neubau der Orgel im Buchholzschen Stil und startete Geldgebern eingeworben werden. Selbstverständlich das eingangs erwähnte Auswahlverfahren. hoffen wir auf weitere Spenden aus der Gemeinde und Die Disposition, also die Auswahl und Zusammen- aus dem Umfeld. Dafür freuen wir uns schon jetzt auf stellung der Register, wird sich an typischen Buchholz- ganz besondere Benefizkonzerte im nächsten Jahr und Instrumenten orientieren. Geplant ist ein zweimanu- viele Aktionen rund um den Orgelbau. Haben Sie viel- aliges Instrument mit 27 Registern mit einem Haupt- leicht eine besondere Beziehung zu den Tönen (oder werk und einem Oberwerk als Schwellwerk. Optisch Buchstaben) B oder A oder C oder H? Möglicherwei- wird es sich an Buchholz-Orgeln ähnlicher Bauzeit se bevorzugen Sie auch das (E)s oder Fis? Mögen Sie es (und dem ursprünglichen Pankower Instrument) ori- lieber hoch oder tief? Metallisch oder hölzern? Auch entieren und gleichzeitig neue Elemente integrieren. bei unserem Orgelbau wird es die Möglichkeit geben, Neben eigentlichen Planungen der Orgel sind die Fi- Patenschaften für Pfeifen zu übernehmen; große Pfei- nanzierung und alle notwendigen Genehmigungen fen für große Geldbeutel, kleine für kleinere. große Felder, die wir derzeit bearbeiten. Das Konsisto- rium steht unserem Vorhaben sehr wohlwollend ge- genüber. Im Juni konnten wir Wolfgang Thierse (Bun- Spendenkonto destagspräsident a.D.) als Schirmherrn für das schö- ne Projekt gewinnen. Ein Mitspracherecht an dem In- Freunde der Kirchenmusik Alt-Pankow e.V. strument, vor allem an seiner äußeren Gestaltung, ha- Spendenkonto IBAN DE21520604100003909891 ben auch die Denkmalbehörden. Über die spannende Verwendungszweck: Orgel Auswahl und Zusammenstellung der Register, über die besonderen Klangeigenschaften, über bauliche Beson- derheiten der Buchholz-Orgeln und natürlich über die äußere Gestalt werden wir demnächst genauer berich- ten. Ein Ausblick Die Orgelkommission 13 Im Jahr 2021 ist der 225. Geburtstag von Carl August Im Zuge der konkreten Finanzierungsgespräche mit Buchholz. Bis dahin sind es zweieinhalb Jahre. Wir Politikern, Unternehmen, Stiftern usw. hielten wir wünschen uns, spätestens zu diesem Anlass die neue eine Umbenennung in »Orgelkommission« für sinn- Orgel festlich einzuweihen. Wir sind guter Dinge, voll. Und das sind wir: Stefanie Sippel Pfarrerin / Ru- denn bislang verlaufen viele Gespräche und Planungen dite Livmane-Lindenbeck Kirchenmusikerin / Stella sehr erfreulich. Eine besondere Freude ist es, die Er- Merkel und Bernhard Forck Gemeindekirchenrat / Ro- fahrung, Kreativität und Begeisterung des Orgelbauers bert Dietrich und Ulrike Queißner Freunde der Kir- Kristian Wegscheider zu erleben. chenmusik Alt-Pankow e.V. / Prof. Klaus Eichhorn, Or- Unsere neue Orgel im Buchholzschen Stil wird weit gelsachverständiger
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