Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) - Entwurf -

Begründung

Kapitel 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Unterlage zum Beteiligungsverfahren 7/2019 Stand 02.07.2019

Landkreis Kreisentwicklung/ Wirtschaftsförderung Regionalplanung Bürgermeister-Schrader-Str. 24 | 37603 Holzminden Internet www.landkreis-holzminden.de/rrop eMail [email protected] RROP-Entwurf Begründung

Inhalt

4.2 Energie ...... 1 4.2.2 Nutzung der Windenergie ...... 2 Planungskonzept ...... 2 Planungsziele ...... 2 Planungsmethodik ...... 4 Planungsschritte...... 6 Übersicht der potenziellen Vorrangflächen ...... 25 Einzelabwägung der potenziellen Vorranggebiete ...... 26 Ergebnisse der Planung ...... 75 Zu den einzelnen Festlegungen ...... 82

4.2.2 Nutzung der Windenergie

RROP-Entwurf Begründung

4.2.2 Nutzung der Windenergie

Planungskonzept Planungsziele Der Landkreis Holzminden hat bereits in seinem RROP aus dem Jahr 2000 Vorranggebiete mit Ausschlusswirkung festgelegt, so dass die Anlagen, die im Landkreis bisher errichtet wurden, bereits den rechtlichen Vorgaben des Landkreises folgen mussten. Die damalige Vorgehensweise, obwohl für die damalige Zeit modern, entspricht heute nicht mehr dem Standard. Das liegt sowohl an den veränd- erten rechtlichen Rahmenbedingungen als auch an den sich rasch verändernden Anlagentypen, die größer und lauter geworden sind. Man muss heute davon ausgehen, dass in der Regel 2 MW-Anlagen eingesetzt werden, die eine Höhe von über 230 m bis zur Rotorspitze und einen Rotordurchmesser von über 140 m haben.

Diese Planung der Konzentration der Windenergieanlagen in Vorranggebieten mit Ausschlusswirkung hat sich für den Landkreis Holzminden langfristig als richtig erwiesen und soll im neuen RROP fortgesetzt werden. Die Landschaft konnte durch die Festlegungen im Vorgänger-RROP in weiten Teilen als ungestört erhalten werden. In der Studie „Landschaftswandel gestalten“ des Bundesamtes für Naturschutz und des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung wurde festgestellt, dass Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren einem großflächigen Landschaftswandel unterworfen war, der vor allem durch die Energiewirtschaft verursacht wurde. Windenergieanlagen, Solarfelder und energetische Bio- massenutzung bestimmen zunehmend das Landschaftsbild in Deutschland. Dieses konnte durch die abseitige Lage aber auch durch die vorausschauende Planung im RROP 2000 im Landkreis Holzminden bisher vermieden werden. Aber der Transfor- mationsdruck nimmt auch auf unsere Landschaft zu. In der oben genannten Studie wird für strukturreiche Halboffenlandschaften, wozu auch große Teile des Land- kreises zählen, aufgerufen, der Nivellierung der Landschaft entgegen zu treten und die landschaftliche Vielfalt zu erhalten. Als ergänzender Aspekt wird für Akteure von Landschaften mit großer Konstanz im Landschaftswandel der vergangenen 15-20 Jahre als Ziel genannt, den Wert der Kontinuität und der Ablesbarkeit von Geschichte in der Landschaft zu sensibilisieren.

Trotz der Aufgabe des Landschaftsschutzes möchte der Landkreis Holzminden natürlich auch seinen Beitrag leisten, um die Folgen des Klimawandels abzumildern. Hierzu hat er ein Klimaschutzkonzept verabschiedet, dass der Ausweisung von Vorranggebieten für Windenergieanlagen einen hohen Stellenwert einräumt:

Bei der aktuellen Überarbeitung des Regionalen Raumordnungsprogramms wird der Landkreis der Windenergienutzung deutlich mehr Raum geben. Statt bisher knapp 250 ha soll mindestens die dreifache Fläche (entspricht 1 % des Gesamtgebiets des Landkreises) als Vorranggebiete ausgewiesen werden. Wunsch ist es sogar, die Windenergie auf bis zu 2 % der Landkreisfläche nutzen zu können. Damit wäre eine rechnerisch durchschnittliche Vollversorgung des Landkreises möglich. Der Ausbau der Windenergie wird auch für die Klimaschutzziele im Landkreis Holzminden eine Schlüsselrolle spielen. Die Ausweisung von Vorrangflächen für die

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Errichtung neuer Anlagen, die Erschließung des Repowering-Potenzials sowie die Entwicklung von Modellen zur Bürgerbeteiligung und zur Schaffung von Akzeptanz sind zentrale Aufgaben für die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts.

Die im Klimaschutzgutachten geforderte Verdopplung bzw. Vervierfachung der Flächen für die Windenergienutzung ist aufgrund der großen mit Restriktionen beleg- ten Bereiche, die die Windkraftnutzung ausschließen, im Landkreis in dieser Form nicht umsetzbar. Trotzdem sollte es natürlich zu einer Steigerung der Energiegewinnung aus der Windenergienutzung kommen.

Als konkrete Strategie wird im Klimaschutzgutachten von folgenden Zahlen aus- gegangen:

VI.1 Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung VI.1.1 Windenergie Status quo: Im Jahr 2010 waren im Landkreis 33 Windenergieanlagen (WEA) mit einer Leistung von 40,8 MW installiert. Die Stromerzeugung betrug 52.067 MWh/a. Annahmen Bis 2020: Eine Studie des Deutschen Windenergie-Instituts DEWI aus dem Jahr 2010 berechnet das Repoweringpotenzial, das bis zum Jahr 2015 im Landkreis erschlossen

werden kann, auf 12 MW; 55 % der WEA im Landkreis sind kleiner als 1MWel. Wird die Leistung dieser Anlagen bis zum Jahr 2020 um 2 MW erhöht, könnte die gesamte Leistung auf ca. 57 MW gesteigert werden. Im Szenario wird von einer Erhöhung der installierten Leistung durch Repowering auf 55 MW ausgegangen. Durch Ausweisung neuer Flächen wird ein Zubau von 15 WEA mit jeweils 2 MW angenommen. Das entspricht einer Ausweitung um 50 % des derzeitigen Bestands an Anlagen. Bis zum Jahr 2020 wird eine Erhöhung der installierten Leistung auf 85 MW kalkuliert (Repowering auf 55 MW). Bis 2030: Zubau an WEA um weitere 50 % (Bezug 2020). Das entspricht 20 WEA mit jeweils 2 MW um gesamt 40 MW. Die installierte Leistung an WEA wird 2030 auf gesamt 125 MW kalkuliert.

In diesem Rahmen zwischen den Zielen der Landschaftserhaltung und des Klimaschutzes will der Landkreis seiner Verpflichtung nachkommen und der Windkraft substanziell Raum zu Verfügung stellen. Was substantiell Raum bedeutet, muss im Einzelfall entschieden werden und kann sehr unterschiedlich ausfallen. Die vorliegende Planung versucht diesem Ziel gerecht zu werden, indem es wie gefordert möglichst transparent und nachvollziehbar darlegt, welche Ausschlusskriterien aus welchen Gründen ausgewählt und angewandt werden und welche Folgen daraus entstehen. Dies ist auch wichtig, um mit der Ausweisung von Vorrangflächen eine Ausschlusswirkung zu erlangen. Hier fordert der Gesetzgeber ein schlüssiges, nach-

Kapitel 4.2.2 – Seite 3 RROP-Entwurf Begründung vollziehbares Planungskonzept, das sicherstellt, dass sich Windenergieanlagen auch gegenüber anderen Nutzungen auf angemessenem Raum durchsetzen können.

Als weiteres Ziel auch aus Gründen des Landschaftsschutzes sollen die Anlagen nach Möglichkeit auf wenige große Flächen konzentriert werden. Die Belastung für Anwohnerinnen und Anwohner, für Erholungssuchende, das Landschaftsbild und die Fauna ist bei gleicher Anlagenzahl mit wenigen großen Windparks geringer als bei mehreren kleinen.

Planungsmethodik Die rechtlichen Anforderungen an die Planungsmethodik sind in den letzten Jahren durch die Rechtsprechung festgelegt worden. In den Urteilen wurde immer wieder auf die Wichtigkeit der Transparenz und die Nachvollziehbarkeit des Planungs- konzeptes hingewiesen.

Die Planungskonzepte sollen so aufgebaut werden, dass zuerst Ausschlussräume definiert werden, in denen sich die Windenergienutzung nicht oder mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht durchsetzen wird. Dabei sind die Ausschlussräume oder Tabuzonen unterschiedlich abzuschichten. So wird zwischen harten und weichen Tabuzonen unterschieden.

Harte Tabuzonen sind Räume, die aus gesetzlichen oder tatsächlichen Gründen der Windkraft nicht zur Verfügung stehen. Hierzu zählen zum Beispiel Naturschutz- gebiete oder tatsächliche Gebäude mit Wohnnutzungen. Auf diese Flächen hat der Plangeber in der Regel keinen Einfluss und muss sie ins Planwerk übernehmen.

Dagegen unterliegen weiche Tabuzonen dem Ermessen der Plangeber. Weiche Tabuzonen werden vom Planungsträger festgelegt und begründet: Hier werden Taburäume wie der Wald oder Lärmschutzzonen zu Siedlungen definiert. Windenergienutzung wäre in diesen Zonen zwar grundsätzlich erlaubt, jedoch kann der Landkreis aus nachvollziehbaren Gründen (Immissionsvorsorge, Schutz von Natur und Landschaft) Zonen festlegen, in denen er grundsätzlich keine Nutzung von Windenergie zulassen möchte.

Aber auch weiche Tabuzonen bleiben Tabuzonen. Von diesen selbstgegebenen Regeln kann im weiteren Planungsprozess nicht abgewichen werden. Mit der Berücksichtigung der harten und weichen Tabuzonen verbleiben potentielle Vorranggebiete, die der Windenergie theoretisch zur Verfügung stehen können. (Schritt 2).

Um diesem Anspruch zu entsprechen, wurde als Grundlage für diese Planung die Vorgehensweise des Arbeitspapieres Regionalplanung und Windenergie des NLT gewählt. In Anlehnung an das Arbeitspapier des NLT wurden unterschiedliche nachvollziehbare Kataloge von Kriterien für die weichen Tabuzonen gewählt und der Planungsprozess wurde mehrmals durchgeführt. Eine Dokumentation der einzelnen Prüfdurchgänge und die Ergebnisse der Prüfung befinden sich im Anhang.

Als Ergebnis der durchgeführten Prüfdurchgänge verbleibt bei einem angemessenen Schutz der Bevölkerung und der Natur eine Flächenkulisse, die hinter den

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Erwartungen des Plangebers zurück bleibt. Für den Fall zu geringer Eignungsflächen für die Nutzung der Windenergie sieht das NLT-Papier vor, dass der Plangeber die harten Kriterien, die in seinem Ermessen liegen, überprüfen sollte.

Im Sinne des NLT-Papiers wurden im Landkreis Holzminden Landschafts- schutzgebiete mit Bauverbot auf eine Eignung für die Aufstellung von Windenergieanlagen überprüft. Landschaftsschutzgebiete haben durch ihre Satzung eine gesetzliche Grundlage, liegen aber im Ermessen des Landkreises, da der Landkreis selbst diese Satzungen verabschiedet und damit auch die Flächenkulisse der Landschaftsschutzgebiete verändern kann. Für die Aufstellung von Windenergieanlagen in Landschaftsschutzgebieten wäre eine Teillöschung der Landschaftsschutzgebiete für diese Teilbereiche nötig und möglich.

Im Herbst 2015 wurde dem Kreistag eine erste Prüfung vorgelegt (Beschlussvorlage 184/2015 und 184-1/2015). Hierzu wurde eine Planung als Vorentwurf für die Ausweisung von Windenergievorrangflächen dem Kreistag als Beschlussvorlage vorgelegt, die Flächen in Landschaftsschutzgebieten miteinschlossen. Der Kreistag hat die Ausweisung von Windvorrangflächen in Landschaftsschutzgebieten abgelehnt (vgl. Protokoll der Kreistagssitzung vom 7.12.2015). Begründet wurde die Nichtberücksichtigung der Flächen in Landschaftsschutzgebieten mit dem Natur-, Arten- und Landschaftsschutz. Vor allem das Landschaftsbild und der Denkmalschutz im Zusammenhang dem Weltkulturerbe Corvey waren den Entscheidungsträgern im Kreistag wichtig. Mit der Ausweisung der Flächen außerhalb der Landschaftsschutzgebiete war der Kreistag zu diesem Zeitpunkt der Meinung, eine gute Balance zwischen Energiewende, Klimaschutz und dem Natur- und Landschaftsschutz gefunden zu haben.

Ein überarbeiteter Entwurf des neuen RROPs mit einem überarbeiteten Kapitel Windenergie wurde der Politik im Sommer 2018 zur weiteren Entscheidung vorgelegt mit der Vorgabe den Beschluss vom Herbst 2015 zur Nichtberücksichtigung der Landschaftsschutzgebiete zu revidieren und eine Einzelfallprüfung von potenziellen Vorranggebieten Windenergienutzung in Landschaftsschutzgebieten zuzulassen, um einer spezifizierten Rechtsprechung zu Windenergienutzung in Landschafts- schutzgebieten zu entsprechen. Dieser Vorgabe wurde von der Politik entsprochen und der hiermit vorgelegte Entwurf beinhaltet eine Einzelfallüberprüfung von potenziellen Vorranggebieten Windenergienutzung in Landschaftsschutzgebieten.

Zur Umsetzung der im Vorentwurf vorgeschlagene Windvorrangfläche Lichtenhagen - bildete sich eine Eigentümergesellschaft, die die Planung für die Errichtung von Windenergieanlagen für dieses Gebiet vorantrieb. In diesem Prozess zeigte sich, dass ein Teil der Fläche des Vorentwurfes nicht für die Aufstellung von Windenergieanlagen zur Verfügung steht, da sich dieser Teilbereich in einer Hubschraubertiefflugstrecke der Bundeswehr befindet, die nicht mit der Aufstellung von Windenergieanlagen vereinbar ist. Durch den Wegfall dieser Teilfläche wurden die Flächen, die der Landkreis Holzminden als Windvorrangflächen ausweisen kann, noch einmal verringert. Aus diesem Grund wurden aus Sicht des Plangebers die weichen Tabuzonen auf ein Minimum reduziert und der Planungsprozess ein weiteres Mal durchgeführt.

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In einem weiteren Arbeitsschritt (Schritt 3) werden weitere einschränkende Kriterien auf den potenziellen Vorranggebiete Windenergienutzung abgeprüft und von diesen Kriterien kann im Einzelfall dann auch abgewichen werden. Dieser Abwägungs- vorgang mündet in der Festlegung der einzelnen Vorranggebiete.

Bereits Anfang des Jahres 2012 hat sich Kreistag mit einem Planungskonzept zur Umsetzung der Ausweisung von Vorranggebieten und Kriterien für Ausschlussräume und Tabuzonen beschäftigt. Hierzu wurde am 23.01.2012 ein Beschluss gefasst. Davon abgesehen, dass das damalige Planungskonzept mittlerweile den rechtlichen Anforderungen nicht mehr Stand hält, sind die gewählten Schutzkriterien für unsere Landschaft im Landkreis zu streng gewählt worden. Bei Anwendung der Kriterien wären zu große Bereiche geschützt worden, sodass Vorranggebiete nur mit der Verringerung der Abstände zu Siedlungen hätten umgesetzt werden können. Dies ist bei der heutigen Größe der Anlagen von über 230 m nicht mehr zeitgemäß und umsetzbar (vgl. Anhang 1 – Kriterienvergleich mit dem NLT-Papier).

Bei der Festlegung der Abstandsschutzzonen zu Windenergieanlagen wird von einer Windenergieanlage der aktuellen Anlagengeneration ausgegangen. Zur Zeit der Aufstellung des RROPs kann man von dem Einsatz von Windenergieanlagen mit einer Leistung von ca. 3,5 MW, einer Nabenhöhe von 160 m und einem Rotordurchmesser 130 - 150 m ausgehen (sogenannten Schwachwindanlagen). Für die Gesamthöhe der Anlage wird eine Höhe von 230 m angenommen (Normanlage).

Planungsschritte

Schritt 1 – Festlegung der harten Tabuzonen Harte Tabuzonen schließen die Aufstellung von Windenergieanlagen aus rechtlichen oder tatsächlich-faktischen aus. Die berücksichtigten harten Tabuzonen bzw. Kriterien mit ihrer Begründung können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden.

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Tab. 4.2.2 - 1 Kriterien der harten Tabuzonen mit Begründung:

Im RROP des Landkreis Begründung Holzminden verwendete Kriterien für harte Tabuzonen 1. Siedlungen 1.1 Wohngebäude mit einem § 5 BImSchG i. V. m. TA Lärm nachbarliches Rück- Abstand von 460 m (2 x Höhe sichtnahmegebot nach § 35 Abs. 3 Satz 1 BauGB, der Normanlage (230m)) Mindestwert der „optisch bedrängende Wirkung“ (OVG NRW, 8 A 2764/09). Abstände von Windenergieanlagen zu Wohnhäusern unter der zweifachen Höhe der Anlage wirken immer optisch bedrängend und sind als Mindestabstand einzuhalten.

2. Infrastruktur 2.1 Bundes-, Landes- und Die Anbauverbotszone nach § 9 FStrG bzw. § 24 NStrG legt Kreisstraßen als Fläche/ fest, das außerhalb von Ortschaften nicht näher als 20 m an Trasse mit einem Abstand Straßen herangebaut werden darf. von 20m 2.2 Gleisanlagen und Schienen- Eisenbahnanlagen sind raumordnerisch und wege als Fläche/ Trasse planungsrechtlich festgestellt und unterliegen nicht mehr dem Zugriff der Planung 2.3 Bundeswasserstraßen mit Gewässer und Uferzonen sind nach § 61 BNatSchG von einem Abstand von 50m Bauten freizuhalten. 2.4 Hoch- und Höchst- Hoch- und Höchstspannungsleitungen sind raumordnerisch spannungsleitungen (ab 110 und planungsrechtlich festgestellt und unterliegen nicht mehr kV) als Fläche/Trasse dem Zugriff der Planung. 3. Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz 3.1 Naturschutzgebiete als Festgelegte Gebiete nach § 23 BNatSchG dürfen nicht Fläche bebaut werden. 3.2 Landschaftsschutzgebiete Die einzelgebietlichen Verordnungen der (mit Bauverbot) als Fläche Landschaftsschutzgebiete im Landkreis Holzminden untersagen den Bau von raumbedeutsamen Anlagen in allen Zonen. Die potentiellen Vorranggebiete Windenergienutzung in Landschaftsschutzgebieten sind einzelfallbezogen untersucht worden. Keine der potenziellen Vorranggebiete konnte sich gegenüber dem Landschaftsschutz durchsetzen. (vgl. Kap. 4.2.2 Absatz „Teillöschung von Landschaftsschutzgebieten“ und Anhang 4: „Prüfung von potentiellen Vorranggebieten Windenergienutzung innerhalb von Landschaftsschutzgebieten“ 3.3 Fließgewässer 1. Ordnung Freihaltung von Gewässern und Uferzonen nach § 61 und stehende Gewässer BNatSchG (≥ 10 ha)

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Im RROP des Landkreis Begründung Holzminden verwendete Kriterien für harte Tabuzonen 4. Raumordnung 4.1 Vorranggebiete (VR) der Nach dem LROP 2017 müssen alle Vorranggebiete Landesplanung / LROP, die berücksichtigt werden, die der Windenergie entgegenstehen. der Windenergie entgegenstehen: VR Rohstoffgewinnung, (alle anderen VR wurden über die fachliche Bewertung berücksichtigt)

Berücksichtigung von FFH-Gebieten Entgegen des Vorentwurfes sind Natura-2000-Gebiete (Europäische Vogelschutzgebiete und FFH-Gebiete) nicht als harte Kriterien berücksichtigt worden. Ein Großteil der Natura-2000-Gebiete ist bereits in deutsches Recht umgesetzt worden, d. h. dort gelten die Gebiete als harte Tabuzonen (umgesetzt als Naturschutzgebiete oder Landschaftsschutzgebiete mit Bauverbot).

Für fast alle Gebiete gibt es einen bestehenden Gebietsschutz. Nur zwei Gebiete befinden sich zur Zeit der Auslegung des RROP-Entwurfs noch in der Schwebe. Bei dem ersten Gebiet handelt es sich um das grenzübergreifende FFH-Gebiet „Laubwälder und Klippenbereiche im Selter, Hils und Greener Wald“, das federführend vom Landkreis Northeim bearbeitet wird. Hier wurde eine bereits fertige NSG-Verordnung vom Northeimer Kreistag abgelehnt. Ein neuer Versuch, das FFH- Gebiet in deutsches Naturschutzrecht zu überführen, ist als LSG-Verordnung in der Vorbereitung. Das Beteiligungsverfahren soll in diesem Jahr (2019) durchgeführt werden. Der erste Entwurf der Verordnung sieht ein Bauverbot vor.

Die zweite Ausnahme bildet das europäische Vogelschutzgebiet VS 68 Sollingvorland-Wesertal. Dieses war bereits in deutsches Recht überführt worden, ist aber im Dezember 2018 gerichtlich für unwirksam erklärt worden. Auch dieses Gebiet befindet sich mittlerweile wieder in Neuaufstellung und wird bis zum endgültigen Satzungsbeschluss des RROPs wieder dem Kreistag als Entwurf vorgelegt werden können.

In diesem vorgelegten RROP-Entwurf gehen wir für die Auslegung des Entwurfes davon aus, dass bis zum endgültigen Beschluss des RROPs alle fehlenden Natura - 2000-Gebiete in deutsches Recht überführt worden sind und damit dann als harte Tabuzone gewertet werden können.

Die einzelnen FFH-Gebiete und der Verfahrensstand sind der folgenden Tabelle zu entnehmen:

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Tab. 4.2.2 - 2 Verfahrensstand FFH-Gebiete (Stand: Juni 2019)

Gebiets-Nr. Name Verfahrensstand FFH-Gebiete (Natura-2000) DE 3823-301 114 Ith Umgesetzt als NSG Ith, NSG Idtberg und NSG Pöttchersgrund, eine Teilfläche als NSG Ithwiesen im Neuaufstellungsverfahren, die alte gültige NSG- Verordnung beinhaltet ein Bauverbot (in der gleichen Ausdehnung wie die der geplanten Neuverordnung). DE 3922-301 113 Emmer Umgesetzt als NSG Emmerthal DE 4022-301 124 Mühlenberg bei Umgesetzt als NSG Mühlenberg bei Pegestorf DE 4022-302 125 Burgberg, Heinser Komplette Abdeckung der Fläche vom LSG Solling- Klippen, Rühler Schweiz Vogler und LSG Wesertal mit Bauverbot, Neuaufstellung im Verfahren als LSG Rühler Schweiz und Burgberg (zur Zeit: laufendes Beteiligungsverfahren), Teilflächen mit alten NSG- Verordnungen sind in Vorbereitung zur Neuaufstellung (NSG Heinser Klippen, NSG Weinberg bei Rühle, NSG Weinberg bei , NSG Burgberg und NSG Graupenburg). Die bestehenden alten NSG-Verordnungen beinhalten aber bereits ein Bauverbot. DE 4022-331 356 Mausohr-Wochen- Keine flächenhafte Ausdehnung, geschützt nach stubengebiet bei BNatSchG § 44(1) DE 4023-331 390 Quellsumpf am Umgesetzt als NSG Weserniederung am Heiligenberg Heiligenberg DE 4023-332 391 Lenne Umgesetzt als NSG Lenne, DE 4024-301 119 Amphibienbiotope an der Umgesetzt als NSG Amphibienbiotope an der Hohen Hohen Warte Warte DE 4024-331 393 Asphaltstollen im Hils Umgesetzt als NSG Fledermauswinterquartier im Asphaltstollen, Hils DE 4024-332 169 Laubwälder und Teilfläche umgesetzt als NSG Laubwälder im Hils Klippenbereiche im Grenzüberschreitende Bereiche (LK Northeim) im Selter, Hils und Greener Verfahren als LSG Laubwälder und Klippenbereiche Wald im Selter und am Nollenberg (Beteiligungsverfahren in Vorbereitung) DE 4123-301 126 Holzberg bei Umgesetzt als NSG Holzberg, Denkiehäuser Wald, , Heukenberg Heukenberg DE 4123-302 130 Moore und Wälder im Umgesetzt als NSG Moore und Wälder im Hochsolling, Hellental Hochsolling, Hellental, Komplette Abdeckung der Fläche vom LSG Solling-Vogler

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Gebiets-Nr. Name Verfahrensstand DE 4123-331 395 Teiche am Erzbruch und Umgesetzt als NSG Teiche am Erzbruch und Finkenbruch im Solling Finkenbruch im Solling DE 4124-301 127 Kleyberg Umgesetzt als NSG Kleyberg DE 4322-331 440 Mausohr-Wochenstube Keine flächenhafte Ausdehnung, geschützt nach Südsolling BNatSchG § 44(1) Europäische Vogelschutzgebiete (Natura-2000) DE4022-431 V68 Sollingvorland Neuausweisung im Verfahren DE4223-401 V55 Solling Umgesetzt als NSG Moore und Wälder im (Teilflächen im Hochsolling, Hellental. Komplette Abdeckung der Landkreis Fläche vom bestehenden LSG Solling-Vogler mit Holzminden) Bauverbot

Teillöschung von Landschaftsschutzgebieten Die Teillöschung von Landschaftsschutzgebiete für die Aufstellung von Windenergieanlagen hat der Kreistag wie im Absatz „Planungsmethodik“ dargestellt mit der Verabschiedung des Vorentwurfes abgelehnt (vgl. Überblick über das Planungskonzept und Kreistagsbeschluss vom 15.12.2015 (Beschlussvorlage 184/2015 und 184-1/2015)).

Zu einer ähnlichen Problematik merkt im Zusammenhang mit Befreiungen für die Aufstellung von Windenergieanlagen in Landschaftsschutzgebieten das OVG Lüneburg an:

„Da das gesteigerte Interesse am Ausbau regenerativer Energien nicht dazu geführt hat, dass naturschutzrechtlich eine besondere Privilegierung von Vorhaben der Windenergie in Landschaftsschutzgebieten geschaffen wurde, es namentlich an einem hierfür eigens geschaffenen Befreiungstatbestand fehlt, ist zudem nicht davon auszugehen, dass nach den gesetzgeberischen Intentionen zugunsten von Vorhaben der Windenergie eine generelle Relativierung des Schutzes des Landschaftsbildes vor Beeinträchtigungen stattfinden soll.“ (OVG Lüneburg, Beschluss vom 16.09.2016, 12 LA 145/15)

Allerdings mahnt das Gericht auch im Zusammenhang mit einer Befreiung nach § 67 BNatSchG an, dass auf den Plangeber der Landschaftsgebietsverordnung eingewirkt werden kann, um eine Löschung oder eine Teillöschung des Landschafts- schutzgebietes zu erreichen.

In einem neueren Urteil stellt das OVG Münster (Beschluss vom 27.10.2017, 8 A 2351/14) in einem ähnlichen Fall fest,

„dass sich die Windenergie in besonders gelagerten Einzelfällen gegenüber den Belangen des Landschaftsschutzes durchsetzt, wenn die Landschaft am vorgesehenen Standort weniger schutzwürdig, die Beeinträchtigung geringfügig ist und das durch die Landschaftsschutzverordnung unter besonderen Schutz gestellte Ziel der dauerhaften

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Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit wie des Erholungswerts der Landschaft nicht beeinträchtigt wird.“

Beide Urteile fordern eine Einzelfallbetrachtung infrage kommender Flächen. Um dem zu entsprechen, wurde in einem weiteren Arbeitsschritt überprüft, ob sich innerhalb der Landschaftsschutzgebiete des Landkreises Holzminden mögliche potenziellen Vorranggebiete Windenergienutzung befinden, in denen sich die Windenergie gegen die Kriterien des Landschaftsschutzes durchsetzen kann. (vgl. Anhang: Projektgruppe Umwelt: Prüfung von potenziellen Vorranggebieten für Windenergienutzung innerhalb von Landschaftsschutzgebieten).

Da ein wesentlicher Schutzzweck von Landschaftsschutzgebieten i. d. R. das Landschaftsbild und damit verbundenen Funktionen sowie unterschiedliche Aspekte des Naturhaushaltes sind, greifen Windenergieanlagen regelmäßig in diese Schutzzwecke ein. Hinzu kommt, dass die LSG-Verordnungen im Landkreis Holzminden ein Bauverbot enthalten. Allerdings gilt hierbei ein Erlaubnisvorbehalt, der im Einzelnen auch die Errichtung baulicher Anlagen ermöglicht, bzw. es ist eine Befreiung von den Verboten nach § 67 BNatSchG möglich. Bei der i. d. R. großflächiger Betroffenheit oder der (teilweisen) Funktionslosigkeit eines Landschaftsschutzgebietes (vgl. VGH München, Urt. vom 14.01.2003 - 1 N 01.2072) durch die Realisierung von Windenergieanlagen ist allerdings eine Änderung der Schutzgebietsverordnung erforderlich (s. auch niedersächsischer. Windenergieerlass). Diese Änderung der Verordnung kann in einer teilweisen oder vollständigen Aufhebung (Löschung oder Teillöschung des LSG) bestehen. Eine Änderung der Verordnung kann auch dadurch erfolgen, dass das Schutzgebiet in Zonen mit einem entsprechend dem jeweiligen Schutzzweck abgestuften Schutz gegliedert wird (§ 22 Abs. 1 S. 3 BNatSchG). Die Zonierung ermöglicht z. B. die Freigabe von Teilflächen für die Windenenergienutzung, sofern keine oder weniger starke Interessenkonflikte zwischen der Windenergie und dem Schutzzweck der Verordnung bestehen, ohne die Teilfläche aus dem Schutzgebiet herauszunehmen. Bei der Entscheidung über die Änderung der Landschaftsschutzgebietsverordnung wägt die Naturschutzbehörde die sich gegenüberstehenden Interessen ab. Eine Pflicht der Naturschutzbehörden zur Aufrechterhaltung von Schutzgebiets- verordnungen besteht nicht. Eine Schutzgebietsfestsetzung kann nachträglich aufgehoben oder beschränkt werden, sofern den besonderen Schutzzwecken entgegenstehende, überwiegende sachliche Gründe eine Zurückstellung der Naturschutzbelange rechtfertigen. Ob und inwieweit eine Änderung oder Aufhebung einer Landschaftsschutzgebietsverordnung erfolgt, liegt im Ermessen des Landkreises. Allerdings hat ein entsprechendes Änderungsverfahren der Landschaftsschutz- gebietsverordnung zu erfolgen, bevor eine Festlegung durch das regionale Raumordnungsprogramm getroffen wird, es sei denn, die Errichtung von Windenergieanlagen steht dem Schutzzweck ohnehin nicht entgegen. Zur Überprüfung von Windenergievorrangflächen in den beiden Landschafts- schutzgebieten des Landkreises Holzminden wurde eine GIS-technische Ermittlung von potenziellen Vorrangflächen mit den gleichen wie für das übrige Landkreisgebiet

Kapitel 4.2.2 – Seite 11 RROP-Entwurf Begründung gewählten harten und weichen Tabukriterien durchgeführt. Offensichtlich zu kleine, ungeeignete Flächen (<15 ha) wurden ausgeschieden. Die GIS-Anwendung ergab zehn weitere Flächen mit einer ausreichenden Größe, die einer Einzelfallprüfung unterzogen wurden. (Vgl. Karte 4.2.2 – 1)

Tab. 4.2.2 – 3 Potenzielle Vorrangflächen Windenergienutzung in Landschaftsschutzgebieten

Nr. Bezeichnung Potenzielle Landschaftsschutzgebiet Größe in ha Windvorrangfläche 21 Meiborssen-Brevörde Sollingvorland-Wesertal 174 22 Polle Sollingvorland-Wesertal 37 23 Heidbrink Sollingvorland-Wesertal 20 24 Sollingvorland-Wesertal 210 25 Bevern- Solling-Vogler 174 26 - Solling-Vogler 202 27 Schießhaus Solling-Vogler 9 28 Neuhaus Solling-Vogler 32 29 Solling-Vogler 266 30 Meinbrexen-Derental Solling-Vogler 18 31 Lauenförde Solling-Vogler 159

Kapitel 4.2.2 – Seite 12 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Karte 4.2.2 – 1 Potenzielle Windvorrangflächen in Landschaftsschutzgebieten

Im weiteren Arbeitsschritt wurden diese Flächen um weitere rechtliche oder tatsächliche Hindernisse und Belange, die der Planung von Vorranggebieten Windenergienutzung entgegenstehen, reduziert. Dies entspricht der Einzelfallprüfung wie sie auch für alle anderen potenziellen Vorranggebieten durchgeführt wurde. Hierdurch ergibt sich Klarheit inwiefern und in welchem Umfang die Flächen unabhängig vom LSG Status überhaupt zur Verfügung stehen. Denn, die Aufhebung des Schutzgebietsstatus allein zu dem Zweck, den Weg für eine Planung frei zu machen, kann sich auch als rechtswidrig erweisen, wenn sich die Windenergienutzung nicht gegen die anderen Belange durchsetzen kann.

Kapitel 4.2.2 – Seite 13 RROP-Entwurf Begründung

Weiter sind die verbleibenden Flächen auf ihre Vereinbarkeit mit den Verboten und dem Schutzzweck der jeweiligen Schutzgebietsverordnung beurteilt worden. Als letzter Schritt folgte die Beurteilung der Möglichkeit einer Teillöschung von LSG- Flächen, d. h. die Verhältnismäßigkeit einer Preisgabe der Schutzzwecke des jeweiligen Landschaftsschutzgebietes für die Windenergienutzung wurde überprüft.

Die zehn potenziellen Windvorrangflächen in Landschaftsschutzgebieten werden in einzelnen Gebietsblättern behandelt und für jedes Gebiet wird im Gutachten eine substanzielle Bewertung durchgeführt.

Unter Berücksichtigung aller relevanten Belange und Wertungsgesichtspunkte kommt der Gutachter schließlich zu dem Schluss, dass für keine der betrachteten Flächen eine für die Realisierung eine Vorranggebietes Windenergienutzung erforderliche Teillöschung als verhältnismäßig erachtet werden kann. Damit verbleiben die Landschaftsschutzgebiete als harte Tabuzone bestehen.

Insgesamt verbleiben nach Abzug der harten Tabuzonen 11.338 ha Diese Potentialflächen machen ca. 16 % der Landkreisfläche aus.

Die größten Flächen verbleiben auf der Ottensteiner Hochfläche und dem Hils. Die weiteren Restflächen befinden sich in der Ithbörde, auf der Homburg und um den Solling herum. (vgl. Anhang 11 Karte 4.2.2 - 6)

Kapitel 4.2.2 – Seite 14 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Karte 4.2.2 - 2 Potenzialflächen unter Berücksichtigung der harten Tabuzonen

Schritt 2 – Festlegung der weichen Tabuzonen Die weichen Kriterien wurden in mehreren Schritten auf ein Minimum reduziert, um der Windenergie substanziell Raum zur Verfügung stellen zu können und um mehr Flexibilität für den Entscheidungsprozess zu gewinnen. Die ausgewählten Kriterien können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden.

Dieses Vorgehen der Minimierung der weichen Tabuzonen birgt die Gefahr, dass sich die Windenergienutzung selbst innerhalb der Vorranggebiete Windenergie- nutzung nicht gegen andere Nutzungen durchsetzen kann. Dieser Gefahr soll durch einen gründlichen Abwägungsvorgang im Schritt 3 entgegengewirkt werden.

Kapitel 4.2.2 – Seite 15 RROP-Entwurf Begründung

Entgegen dem Vorentwurf von 2015 werden die Flugbewegungsdaten des Rotmilans aus dem Ornithologischem Gutachten (2013/14 und Ergänzung 2017) in vorgelegten Planung nicht mehr berücksichtigt. Dies hat verschiedene Gründe:

 Die Daten wurden nicht in der vom Windenergieerlass geforderten belastbaren Methodik erfasst.  Die Daten der Flugbewegungen sind in den Jahren 2013 und 2014 erfasst worden und damit älter als drei Jahre. In dieser Form sind sie für dieses Planungsjahr zu alt und nicht mehr belastbar.  Mittlerweile gibt es anerkannte Methoden und Maßnahmen über die Schaffung von zusätzlichen Nahrungshabitaten, um den Rotmilan aus den Vorranggebieten herauszulocken oder von den Wind- energieanlagen abzulenken. Die Wirkung dieser Maßnahmen kann auf der Maßstabsebene des Regionalen Raumordnungsprogramms nicht berücksichtigt werden. Die Erfassung der Flugbewegungen des Rotmilans muss deshalb auf der Ebene der Genehmigungsplanung erfolgen.

Die Horstkartierung der Großvögel des Ornithologischen Gutachtens wurde im Jahr 2017 wiederholt und findet Berücksichtigung in der Einzelflächenabwägung.

Tab. 4.2.2 - 4 Kriterien für weiche Tabuzonen mit Begründung

Im RROP des Landkreises Begründung Holzminden verwendete Kriterien für weiche Tabuzonen 1. Siedlungen 1.1 Flächen der Flächennutzungspläne stellen eine Planungsabsicht der Flächennutzungspläne Gemeinden dar. Um Konflikte zu vermeiden, sollen die mit anderen Nutzungen belegten Flächen, mit Ausnahme der Sondergebiete für Windenergienutzung, von Windenergie- anlagen freigehalten werden. Die Errichtung von Windenergieanlagen könnte theoretisch in Gewerbegebieten möglich sein. Im Landkreis Holzminden gibt es aber kein Gewerbegebiet, das nicht komplett von der 690 m-Zone um Wohngebäude (vgl. Punkt 1.2) abgedeckt wird. Damit sind die gewerblichen Flächen nicht relevant. 1.2 Puffer von 690m zu Vorsorgeorientierte Abwehr schädlicher Umwelteinwirkungen Wohnhäusern (dreifache und Akzeptanz, § 3 Abs. 1 BImSchG i. V. m. TA-Lärm Höhe der Normanlage) (Einhaltung Nachtwert 45 dB(A)), Optisch erdrückende Wirkung bei der zwei bis dreifachen Höhe der Anlagen: die gewählte dreifache Höhe wurde als Vorsorgewert für einen ausreichenden Schutz der Wohnfunktion in Mittelgebirgen gewählt.

Kapitel 4.2.2 – Seite 16 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Im RROP des Landkreises Begründung Holzminden verwendete Kriterien für weiche Tabuzonen 1.3 Puffer von 850 m zu Vorsorgeorientierte Abwehr schädlicher Umwelteinwirkungen Flächen des und Akzeptanz, § 3 Abs. 1 BImSchG i. V. m. TA-Lärm Flächennutzungsplanes mit (Einhaltung Nachtwert 40 dB(A) bzw. 45 dB(A)), § 1 Abs. 6 Nr. Wohnnutzung (WA, WR, 1 BauGB, § 50 BImSchG. MD, MI) Der Vorschlag des NLT-Papiers eines 700 bis 1000 m Abstandes zu Siedlungen mit Wohnfunktion gilt in sämtlichen Landschaften Niedersachsens. In den Mittelgebirgen ist es für eine wirtschaftliche Ausnutzung der WEA in der Regel nötig, die Anlagen auf den Höhen zu positionieren. Dadurch haben die Anlagen auf die in den Tälern liegenden Orte oft eine bedrückendere Wirkung als im Flachland. Aus diesem Grund ist es ratsam, die Abstände zur Wohnbebauung nicht auf das im NLT-Papier vorgeschlagene Minimum von 700 m zu reduzieren. Der Wert von 850 m stellt im Mittelgebirgsraum für eine Berücksichtigung eines angemessenen Schutzes der Wohnbevölkerung der Minimalwert dar - auch unter Berücksichtigung, dass die Normanlage mittlerweile um 30 m höher ist, als im NLT-Papier im Jahr 2014 berücksichtigt. 1.4 Puffer von 850 m zu Vorsorgeorientierte Abwehr schädlicher Umwelteinwirkungen Sondergebieten für und Akzeptanz, § 3 Abs. 1 BImSchG i. V. m. TA-Lärm Erholung als Festlegung im (Einhaltung Nachtwert 40 dB(A)) i. V. m. DIN 18005 - Teil 1, Flächennutzungsplan (§ 10 § 50 BImSchG, siehe Begründung zu Flächen des BauNVO) Flächennutzungsplanes mit Wohnfunktion Pkt. 1.3)

2. Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz 2.1 Wald Keine Inanspruchnahme des Waldes durch WEA wegen der vielfältigen Funktionen und der Bedeutung des Waldes für Natur- und Artenschutz sowie für die Erholungsnutzung; LROP 2017, 4.2 Ziffer 04 Satz 8f; Landtagsbeschluss vom 30.06.2011; siehe auch Niedersächsischer Windenergieerlass Seite 193 (2.15 Windenergie und Wald) 2.2 Wasserschutzgebiete der Zone II; § 51 WHG i. V. m. einzelgebietlicher Verordnung und Zone I und II DVGW-Arbeitsblatt W 101

Kapitel 4.2.2 – Seite 17 RROP-Entwurf Begründung

Im RROP des Landkreises Begründung Holzminden verwendete Kriterien für weiche Tabuzonen 2.3 Gesetzlich festgesetzte oder Durch das Wasserhaushaltsgesetz sind gesetzlich festgesetzte vorläufig gesicherte oder vorläufig gesicherte Überschwemmungsbereiche eine Überschwemmungsbereiche harte Tabuzone, allerdings durch die Möglichkeit der Nutzung der Ausnahmeregelung nach § 78 WHG eine weiche; durch die Lage der Überschwemmungsbereiche in den Tälern besteht aufgrund der geringen Windhöfigkeit nur eine geringe Relevanz für diese Bereiche für die Aufstellung von Windenergieanlagen, (LROP 2017, 3.2.4 Ziffer 12 Satz 1f). Deswegen bewertet der Plangeber die Überschwemmungsbereiche als weiche Tabuzone. 2.4 Flugkorridore des In den Bereichen Ottenstein und zeigt das für das Schwarzstorches als RROP erstellte ornithologische Gutachten, dass große Ergebnis des Bereiche durch die Flugrouten des geschützten Vogelgutachtens Schwarzstorches für die Nutzung durch WEA faktisch nicht zur Verfügung stehen (vgl. nachfolgende Karte 4.2.2 – 3, Anlage 2 und 3: Ornithologisches Gutachten). Um dem Vorwurf der Verhinderungsplanung vorzubeugen, werden die im ornithologischen Gutachten als Flugrouten des Schwarzstorches ausgewiesenen Gebiete als weiche Tabuzonen behandelt. Da nach Aussage der Unteren Naturschutzbehörde die Brutplätze des Schwarzstorches in den betroffenen Regionen relativ stabil belegt sind, ist die Freihaltung der Flugkorridore des Schwarzstorches trotz des relativen Alters der Erfassungsdaten des Ornithologischen Gutachtens (2013/2014) gerechtfertigt. 3. Infrastruktur und sonstige Kriterien 3.1 Militärische Sperrgebiete Militärische Sperrgebiete entziehen sich dem Zugriff des Plangebers 3.2 Hindernisfreie Räume um Die Sicherheitsaspekte des Betriebes der seit vielen Jahren im die Segelfluggelände auf Landkreis Holzminden betriebenen Segelfluggelände schließen dem Ith und Hellenhagen die Aufstellung von Windenergieanlagen in einem bestimmten bei Bremke hindernisfreien Luftraum um die Gelände aus. Windenergieanlagen können aufgrund ihrer Größe in den Anflugraum der Segelfluggelände hineinragen und im Nachlauf der Rotorblätter von Windenergieanlagen entstehen turbulente Luftströmungen die negative aerodynamische Auswirkungen auf den Flugverkehr und im Besonderen auf den Segelflugverkehr haben können. Der hindernisfreie Raum für Segelfluggelände kann unter- schiedlich bestimmt werden. Wenn es eine in der NfL (Nachrichten für Luftfahrer) veröffentlichte Flugplatzrunde gibt,

Kapitel 4.2.2 – Seite 18 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Im RROP des Landkreises Begründung Holzminden verwendete Kriterien für weiche Tabuzonen wird diese in der Regel als Grundlage gewählt. Zu dieser wird ein Sicherheitsabstand festgelegt, der frei von Hindernissen gehalten werden soll. Während es bei dem Flugplatz auf dem Ith keine eingetragene Flugplatzrunde gibt, wurde am Segelfluggelände Hellenhagen in diesem Jahr eine Nord- und eine Südplatzrunde beantragt, die noch in diesem Jahr in der NfL bekannt gemacht werden soll und sich im Augenblick in der Anhörung befindet. Die Anmeldung beschreibt die bisher im alltäglichen Segelflugbetrieb seit der Genehmigung 1978 tatsächlich geflogenen Platzrunden. Die Flugplatzrunden wurden vom Betreiber des Fluggeländes beantragt, weil ein Windenergieinvestor bestrebt ist, den bestehenden Windpark in Richtung des Segelflugplatzes zu erweitern. Die Anmeldung einer Flugplatzrunde setzt eine Überprüfung der Runde durch die zuständige Luftfahrtbehörde und der Flugsicherung voraus. Beide Instanzen bestätigten die beantragten Flugplatzrunden. Diese bestätigten Platzrunden werden vom Plangeber als Ausgangspunkt gewählt, um den hindernisfreien Raum um das Segelflugplatzgelände festzulegen. Zu dieser Flugplatzrunde wird ein Sicherheitsabstand gewählt, der eine gefahrlose Umfliegung des Platzes gewährleistet. Zu dem zu wählenden Sicherheitsabstand gibt es Aussagen von verschieden Studienarbeiten und Gutachten (Schimmels Uni Stuttgart 2014; Schmidt u.a., Fraunhofer Institut 2014; Janser, FH Aachen 2015). Die gemäß den Gutachten zu Windenergieanlagen einzuhaltenden Sicherheitsabstände für Leichtfluggeräte variieren vom dreieinhalb- bis zum siebenfachen Rotordurchmesser. Im Falle des Segelfluggeländes Hellenhagen wurde vom Plangeber der vierfache Rotorabstand der Normanlage gewählt, der in etwa dem Abstand der bereits vorhandenen nächststehenden Windenergieanlage entspricht. In Anbetracht der Turbulenzen, die im Lee von Windenergieanlagen erst in einer bestimmten Entfernung vom Rotorblatt entstehen können, ist der Abstand des vierfachen Rotordurchmessers ein Minimumwert, der den gefahrlosen Betrieb des Platzes sichern kann. Für das Segelflugplatzgelände am Ith ist die Festlegung eines hindernisfreien Raumes für die Ausweisung von Vorranggebieten Windenergienutzung nicht relevant. Der in Frage kommende Raum wird komplett von anderen harten und

Kapitel 4.2.2 – Seite 19 RROP-Entwurf Begründung

Im RROP des Landkreises Begründung Holzminden verwendete Kriterien für weiche Tabuzonen weichen Taburäumen (Wald, Siedlungsabstände, LSG zur Absicherung eines europäischen Vogelschutzgebietes) abgedeckt. Zur Orientierung wurde ein Radius von 2 km um die Start und Landebahn gelegt – analog zu dem Prüfraum von Flugplätzen im Sichtflugbetrieb. (vgl. nachfolgende Karte 4.2.2 - 4). 3.3 Bauschuttdeponie Die Bauschuttdeponie in Delligsen ist planfestgestellt und soll während des Betriebes als Deponie nicht durch den Aufbau von Windenergieanlagen blockiert werden. 3.4 Wildpark Der Wildpark wird nicht über die Flächenplanung der Stadt Holzminden gesichert. Trotzdem stellt der Wildpark mit seinem Wildparkhaus ein wichtiges touristisches Ausflugsziel für die Region dar. Um die Erholungsfunktion weiterhin zu gewährleisten, wird das Gelände des Wildparkes als weiche Tabuzone eingeordnet.

Kapitel 4.2.2 – Seite 20 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Karte 4.2.2 - 3: Flugrouten des Schwarzstorches (Quelle: Ornithologisches Gutachten 2014)

Kapitel 4.2.2 – Seite 21 RROP-Entwurf Begründung

Karte 4.2.2 - 4: Hindernisfreie Räume um die Segelfluggelände Hellenhagen und am Ith

Ausschlaggebend für die starke Reduzierung der Flächen durch weiche Tabuzonen sind der Wald, die gewählten Abstände zu Flächen des Flächennutzungsplanes mit Wohn- und Erholungsnutzung sowie die Abstände zu Einzelwohnhäusern bzw. Splittersiedlungen.

Zusätzlich werden die Flächen um sog. Wurmfortsätze bereinigt und alleinstehende, zu kleine Flächen (< 10 ha) aus der Planungskulisse herausgenommen. Insgesamt stehen bei Berücksichtigung der ausgewählten weichen Tabuzonen 682 ha als potenzielle Windvorrangflächen der Abwägung zur Verfügung.

Kapitel 4.2.2 – Seite 22 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Karte 4.2.2 - 5: Potenzeille Windvorrangflächen im Landkreis Holzminden

Insgesamt ergeben sich 14 potenzielle Vorrangflächen, die sich teilweise aus mehreren Teilfächen zusammensetzen:

Heyen Dohnsen -Wickensen Daspe Odfeld Lichtenhagen-Ottenstein Ammensen Hohe – Brökeln – Mainzholzen Hohe – süd Heinade – Braak Kaierde Denkiehausen – Heinade

Schritt 3 – Einzelfallprüfung und Abwägung

Kapitel 4.2.2 – Seite 23 RROP-Entwurf Begründung

In diesem Arbeitsschritt werden weitere Kriterien überprüft, die der Ausweisung von Vorranggebieten für Windenergie entgegenstehen oder sie beeinträchtigen. Die Prüf- kriterien werden verbal argumentativ für jede Fläche dargelegt. Hierfür werden sie zu folgenden Rubriken zusammengefasst:

 Lagebeschreibung als Einführung in das Gebiet

 Schutzgebiete/Natura 2000 als einschränkende Belange für die Aufstellung von Windenergieanlagen

 Einschränkende Kriterien der Infrastruktur: zur Beschreibung der Nutzungen bzw. Funktionen, die nicht im RROP dargestellt werden oder aber durch Veränderungen oder Auflagen innerhalb des Gebietes der Nutzung von Windenergie nicht entgegen stehen

 Raumwirkung/Raumverträglichkeit zur Einzelfallbetrachtung der Auswirkungen auf die anderen Belange der Raumordnung (konkurrierende Belange)

Aus der verbal argumentativen Beschreibung wird eine Bewertung für jede einzelne Fläche entwickelt, die in eine planerische Empfehlung mündet. Die einzelnen Prüf- kriterien mit ihrer Begründung (abwägungsrelevante Belange) können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Weitere Kriterien wurden überprüft, sind aber räumlich nicht relevant für die einzelnen Flächen und Fallabwägung.

Tab. 4.2.2 - 5 Prüfkriterien der Einzelfallprüfung und Abwägung (Abwägungsrelevante Belange)

Verwendete Kriterien Begründung 1. Größe des Gebiets Um eine Bündelung der Windenergieanlagen zu erreichen und der „Verspargelung“ der Landschaft entgegenzuwirken, wird festgelegt, dass jedes Gebiet mindestens drei Anlagen aufnehmen können muss. 2. Wohnorte/Denkmalschut Der Minimalabstand zu Orten schränkt die Entwicklung der Orte in z Richtung der Vorrangflächen ein. In der Landschaft exponierte Denkmäler sind oft historische Kulturgüter, die über Sichtbezüge und Sichtachsen ihren historischen Wert definieren. Dieser kann durch die Aufstellung von raumbedeutsamen Anlagen erheblich gestört, wenn nicht sogar zerstört werden. Dieses ist in der Einzelabwägung entsprechend zu würdigen. (vgl. Kap. 2.1 Kulturelle Sachgüter)

Kapitel 4.2.2 – Seite 24 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Verwendete Kriterien Begründung 3. Artenschutz und Darlegung der Bedeutung der Fläche für den Arten- und Lebensgemeinschaft/ Landschaftsschutz. Landschaftsbild Die Landschaftsbildbewertung des gültigen Landschafts- rahmenplanes des Landkreis Holzminden wurde 2011 für die Neuaufstellung des RROP fortgeschrieben. Die Ergebnisse der Fortschreibung werden in die Abwägung der Einzelflächen eingestellt. Die Landschaftseinheiten mit hoher oder sehr hoher Bedeutung für das Landschaftsbild werden betrachtet. Die Bewertung des Landschaftsbild sagt vor allem etwas über die Wirkung des Landschaftsbildes innerhalb eines Gebietes aus, nicht über die Wirkung, die von außen auf das Gebiet hineinwirkt. 4. Wasser und Boden Betrachtung der Bedeutung der Schutzgüter Wasser und Boden.

Übersicht der potenziellen Vorrangflächen

1. Heyen - Wegensen 2. Dohnsen 3. Daspe 4. Lichtenhagen-Ottenstein 5. Hohe – Brökeln 6. Hohe – Süd 7. Kaierde 8. Vahlbruch 9. Eschershausen-Wickensen 10. Odfeld 11. Ammensen 12. Eimen - Mainzholzen 13. Heinade - Braak 14. Denkiehausen - Heinade

Folgende potenziellen Vorranggebiete entfallen ohne Einzelfallbetrachtung aufgrund der Flächengröße < 15 ha. Eine Konzentration von mehreren WEA (mind. 3 WEA modernen Typs, Bündelungsprinzip) und die damit verbundene steuernde Wirkung der Festlegung ist aufgrund der geringen Flächengröße nicht erkennbar:

 Zwei Teilflächen südlich des Ortes Hohe am Echternberg; 14 ha  Zwei Teilflächen östlich der Orte Hohe und Brökeln am Feldberg; 13 ha  Drei Teilflächen südlich der Ortschaft Eschershausen am Odfeld; 14 ha Die Einzelfallabwägung ist den folgenden Blättern zu entnehmen.

Kapitel 4.2.2 – Seite 25 RROP-Entwurf Begründung

Einzelabwägung der potenziellen Vorranggebiete

Potenzielle Vorrangfläche Heyen Gemeinde(n) Heyen und im geringfügigen Ausmaß Halle Fläche in ha 136 Höhen in mNN 100 - 165 Ausdehnung 1.715 x 1.475 maximal in m Lagebeschreibung: Das Gebiet befindet sich östlich der Ortschaft Heyen und grenzt im Norden an die Landkreisgrenze an. Das Gebiet liegt in einer strukturarmen landwirtschaftlich intensiv genutzten Umgebung (überwiegend Acker). Es schließt das vorhandene Windvorranggebiet Heyen teilweise ein. Von 13 bestehenden WEA stehen acht Anlagen in dem potenziellen Vorranggebiet. Fünf Anlagen befinden sich außerhalb. Die höheren Windräder werden die umliegenden Hügeln Hagen, Hainberg und Hohe Knapp aufgrund ihrer Höhe von 230 m stärker überragen. Das Potenzialgebiet ist aufgrund der bestehenden Anlagen gut erschlossen:

Natura 2000 / Knapp zwei km südlich befindet sich das Vogelschutzgebietes V 68 Schutzgebiete „Sollingvorland“. Durch die Vogelkartierung 2014 und 2015 wurde nachgewiesen, dass keine Beeinträchtigung der relevanten Vogelarten zu erwarten ist. Aufgrund der Lage ist allerdings eine FFH-Vorprüfung ggf. FFH-Verträglichkeitsprüfung durchzuführen.

Kapitel 4.2.2 – Seite 26 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Im Nordosten befindet sich das geplante Naturschutzgebiet 31 „Östlicher Hagengrund“, ein gut ausgeprägter Laubwald auf bodensaurem Standort (Hainsimsen- Eichenwald, Eichen- Hainbuchen-Wald). sonstige Im Nordosten und im Süden befinden sich jeweils ca. 200 m breite Erfordernisse der Vorbehaltsgebiete Erholung. Das nördliche Vorbehaltsgebiet setzt sich im Raumordnung und Landkreis Hameln-Pyrmont weiter fort. Landesplanung / Im Norden befindet sich zudem ein Vorbehaltsgebiet Forstwirtschaft, zu dem Raumverträglichkeit mind. ein Abstand von 100 m einzuhalten ist, da der Wald besondere Funktion für Arten- und Lebensgemeinschaften aufweist. Hier grenzt auch mit dem potenziellen Naturschutzgebiet 31 ein Vorranggebiet Natur und Landschaft im nordöstlichen Bereich unmittelbar an das Potenzialgebiet bzw. überlagert sich teilweise. Auch im Landkreis Hameln- Pyrmont grenzt unmittelbar anschließend das potenzielle NSG N 58 (Vorranggebiet Natur und Landschaft) an. Beide potenziellen NSG sind Teil eines landesweit für den Naturschutz wertvollen Bereichs (Nr. 3922-095, gleichzeitig Vorkommen von § 30-Biotopen, u. a. Bach, Quelle etc.). Auf Seiten des Landkreises Hameln-Pyrmont schließt zudem ein Bereich an, der die Voraussetzung zur Ausweisung als LSG erfüllt (L 24) und das Esperder Bergland einschl. Hagen umfasst (Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft). Eine lineares Vorranggebiet Biotopverbund (Kruckberg/Langelsberg) liegt östlich. Die Flächen sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund des natürlichen Ertragspotenzials ausgewiesen werden. Durch die Vorbelastung des vorhandenen Windparks hätte eine Neuausweisung zusätzlich nur eine eingeschränkte Wirkung auf die umliegende Landschaft. Einschränkende Die Fläche wird von einer 380-kv-Leitung mittig durchquert. Im Süden wird die Kriterien Fläche durch die L 424 begrenzt. (Infrastruktur) Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Die Ortschaften Heyen, Wegensen und Kreipke sowie Esperde im LK Hameln- Denkmalschutz Pyrmont befinden sich in einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850 m - Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegt der Ort Wegensen. Dort sind erhöhte Lärmbelästigungen zu erwarten. Jedoch ist der Ort durch die Bestandsanlagen stark vorbelastet. Im Westen der für die Windenergienutzung geeigneten Fläche befindet sich der Ort Heyen, der bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum liegt, da keine abschirmenden Strukturen vorhanden sind. Dies trifft auch auf den östlich liegenden Ort Wegensen zu, wobei dieser durch die bestehenden WEA schon stark vorbelastet ist. Durch die vorgesehene Fläche wird die schon bestehende Riegelwirkung zwischen Heyen und Wegensen noch verstärkt/verfestigt. Ca. ein Kilometer nördlich liegt das Esperder Bergland, welches 2002 vom Landkreis Hameln-Pyrmont als historische Kulturlandschaft erfasst wurde

Kapitel 4.2.2 – Seite 27 RROP-Entwurf Begründung

(Strukturreiche Acker- und Wiesenlandschaft unterhalb des Rebensteins bei Esperde und Bessinghausen). Natur- und Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: Artenschutz/ s. Schutzgebiete, v.a. Wald am Hagengrund im Norden und Grünland- Landschaftsbild /Magerrasen-/Gehölzkomplex am Hagen mit hoher bis sehr hoher Bedeutung Strukturreicher, grünlandgeprägter, von Hecken begrenzter Talraum. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der Potenzialfläche selbst nicht zu erwarten. In dem südlich angrenzende Wäldchen wurden 2014 3 Horststandorte ohne Besatz nachgewiesen. Des Weiteren gab es Flugbewegungen des Rotmilans zwischen Heyen und der Hohen Knapp. Im nördlichen Wald am Hagen wurden ebenfalls 2 Horste ohne Besatz nachgewiesen. In den Wäldern der Weserhänge im Süden (Heiligenberg) und am Ith im Osten befinden sich Brutplätze des Uhus. Das potenzielle Vorranggebiet befindet sich außerhalb des 1.000 m Vorsorgeabstands. Eine erhöhte, potenzielle Bedeutung als Nahrungshabitat wird aufgrund der Vorbelastung ausgeschlossen. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst keine tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu, wobei hier auch die Öffnung des Ilsetales zur Weser hin zu berücksichtigen ist. Auch der Seeadler wurde hier beim Durchzug schon beobachtet (DÖRFER 2015), andere Arten sind zumindest im Umfeld im Durchzug auch zu erwarten (z. B. Rotmilan, aber auch Kleinvögel). Bedeutung Fledermäuse: im Süden der potenzielle Vorrangfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Auch der Waldfläche bzw. den Gehölzbeständen/Altbäumen) am Hagen ist ein (pot.) Quartierpotenzial zuzusprechen, dies gilt auch für den Langelsberg. Gemäß BatMap ist für 2018 im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen der Zwergfledermaus, im weiteren Umfeld auch Rauhaufledermaus zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur sehr wahrscheinlich. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die strukturreicheren Grünland- /Gehölzkomplexe am Hagen. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung nicht verändert. Damit wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben im Landschaftsraum überwiegend als ungünstig einzustufen sind, mit Ausnahme eines kleinen Teilgebietes im Südwesten (als sehr günstig bewertet) und im Detail vor Ort dem Hagengrund und Hängen des Hagens (strukturreicher Wald/Grünland-/Gehölzkomplex, Raumabgrenzung durch Hecken). Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind daher mit Ausnahme der genannten Bereiche nicht besonders ausgeprägt, hinzu kommt die aktuelle Vorbelastung im zentralen Gebiet durch vorhandene WEA. Auf Seiten des Landkreises Hameln-Pyrmont

Kapitel 4.2.2 – Seite 28 4.2.2 Nutzung der Windenergie

besteht eine mittlere Bedeutung für das Landschaftsbild (v. a. günstige Wirkung der Hänge und es Talgrundes des Hagen). Wasser / Boden Im südlichen Bereich der potenziellen Vorrangfläche verläuft ein kleiner Bach (Heyengraben), eine Nebengewässer der Ilse. Im Norden verläuft als Zufluss zum Heyengraben am Rand der potenziellen Vorrangfläche ein weiterer Bach im Hagengrund. Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird überwiegend als raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass ein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien und den Belangen der Raumordnung und abwägungsrelevanter Belange verkleinert sich das Gebiet im Nordosten (Schonung Waldrand, Talraum Hagengrund, kleinräumig des Grünland-/Gehölzkomplexes). Durch die Berücksichtigung der Freileitung entstehen zwei Teilflächen, die zusammenwirken. Dennoch bleibt die Kompaktheit und Größe des Gebietes erhalten (121 ha). Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens sind die Belange des Artenschutzes (v. a. windkraftsensible Greif-, Zugvögel und Fledermäuse) zu prüfen und eine FFH-Vorprüfung, ggf. eine FFH Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Die 5 Bestandsanlagen westlich Wegensen im 850 m-Siedlungspuffer könnten zukünftig in der neuen Gebietsfläche repowert werden. Außerhalb genießen sie im Kontext mit der immissionsschutz- rechtlichen Genehmigung Bestandsschutz. Insgesamt besteht aufgrund der 4 umliegenden Ortschaften eine relativ hohe Betroffenheit der Bevölkerung. Durch den Flächenzuschnitt wird zudem die bereits vorhandene Riegelbildung zwischen Heyen und Wegensen verfestigt und verstärkt. Zu berücksichtigen ist im Gegenzug allerdings die schon bestehende Vorbelastung. Ferner ergibt sich zu Wegensen aber auch Kreipke und Esperde Erhöhung des Siedlungsabstandes, der allerdings teilweise aufgrund der Bestands-WEA erst langfristig wirksam wird. Grundsätzlich werden vorsorgeorientierte Abstände (850 m) zu allen Siedlungen eingehalten. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens sind die Belange der Bevölkerung dennoch im Blick auf eine Riegelbildung auch in Verbindung mit der erforderlichen Befeuerung und den konkreten WEA-Standorten, bzw. auch Schattenwurf besonders zu beachten.

Kapitel 4.2.2 – Seite 29 RROP-Entwurf Begründung

Kapitel 4.2.2 – Seite 30 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Potenzielle Vorrangfläche Dohnsen-Halle

Gemeinde(n) Halle Fläche in ha 32 Höhen in mNN 125 - 260 Ausdehnung maximal 775 x 375; 718 x 205 in m Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet besteht aus zwei Teilflächen und befindet sich südöstlich des Ortes Dohnsen sowie nordwestlich der Ortschaft Halle unterhalb der Haller Klippen. Das Potenzialgebiet liegt in einer strukturierten landwirtschaftlich genutzten Umgebung (überwiegend Acker). Östlich grenzen die Wälder des Iths an. Das potenzielle Vorranggebiet ist nur durch Wirtschaftswege erschlossen.

Natura 2000 / Das potenzielle Vorranggebiet grenzt im Norden und Osten an das FFH- Schutzgebiete Gebiet DE 3823-301 und das Naturschutzgebiet 214 „Ith“. Dass FFH-Gebiet ist eines der größten Kalkbuchenwald-, Schluchtwald- und Kalkfels-Gebiete im Naturraum Weser- und Leinebergland und in Niedersachsen überhaupt sowie eines der größten Vorkommen magerer submontaner Glatthafer- Wiesen des Naturraums. Im Süden grenzt das potenzielle Vorranggebiet an das Vogelschutzgebiet DE 4022-431 „Sollingvorland“ an. Eine FFH- Vorprüfung bzw. FFH- Verträglichkeitsprüfung ist aufgrund der Lage und der Erhaltungsziele (u.a. Bechsteinfledermaus und Großes Mausohr) durchzuführen. Auf der nördlichen Teilfläche befindet sich ein § 30-Biotop (GB 3923/040

Kapitel 4.2.2 – Seite 31 RROP-Entwurf Begründung

naturnaher Bach des Berg- und Hügellands mit Schottersubstrat). Einschränkende Keine Infrastruktur sonstige Erfordernisse Die nördliche Teilfläche des potenziellen Vorranggebietes befindet sich in der Raumordnung und einem Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft, die südliche Teilfläche des Landesplanung / potenziellen Vorranggebietes liegt mit ihrem östlichen Bereich in einem Raumverträglichkeit entsprechenden Vorbehaltsgebiet. Angrenzend befinden sich Vorranggebiete Natur und Landschaft und Natura 2000 (vgl. Schutzgebiete). Westliche der potenziellen Vorrangfläche verläuft ca. 500 m Entfernung ein Vorranggebiet Biotopverbund (Spüligbach). Das Vorranggebiet Biotopverbund knüpft hierbei an Vorranggebiete Natura 2000 an und kennzeichnet Korridore/Bereiche, in denen es gilt den Biotopverbund zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der gesamte Bereich des potenziellen Vorranggebietes soll als Vorranggebiet landschaftsbezogene Erholung festgelegt werden. ca. 4,5 km westlich ist Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Tourismus. Der Ith-Hils Wanderweg und der Europäischer Fernwanderweg E11 verläuft auf dem Hilskamm nur etwa 250 m entfernt. Angrenzend befinden sich Vorbehaltsgebiete Wald zu denen ein Abstand von mind. 100 m einzuhalten ist, da der Wald hier allerdings von besonderer Relevanz für FFH-Fledermausarten ist, sind analog NLT mind. 200 m Abstand einzuhalten. Das potenzielle Vorranggebiet soll nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund hohen Ertragspotenzials ausgewiesen werden. Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Die Ortschaften Dohnsen und Halle befindet sich in einem Abstand von min. Denkmalschutz 850 m. Der angewandte 850-m-Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften Die Orte Halle und Dohnsen können zudem bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum liegen, da keine abschirmenden Strukturen vorhanden sind. Artenschutz und Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: s. Lebensgemeinschaften Schutzgebiete, v.a. standortheimischer Laubwald, Kleinstrukturen / Landschaftsbild (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume), Streuobstwiesen, Quellbereiche, Bachläufe, Stillgewässer, Extensivgrünland incl. Brache- und Magerrasenstadien Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der nördlichen potenziellen Vorrangfläche selbst nicht auszuschließen. Östlich angrenzend befindet sich ein Rotmilan-Horststandort (Bruthinweis). DÖRFER et al. (2015) haben Flugbewegungen östlich der Teilflächen

Kapitel 4.2.2 – Seite 32 4.2.2 Nutzung der Windenergie

nachgewiesen. Gemäß NLWKN grenzt im Südosten ein landesweit bedeutsamer Rotmilan-Lebensraum an. In den Gehölzen zwischen den Teilflächen wurde ein Mäusebussard-Horst nachgewiesen (DÖRFER et al. 2015). Etwa 1.600 m südöstlich und ca. 2.000 m nordöstlich befinden sich seit 2012 durchgängig besetzte Uhu-Brutplätze (Ockenser Berg und Hunzener Klippen). Eine Ausbreitung des Uhus Richtung potenzielles Vorranggebiet kann nicht ausgeschlossen werden, zumal sich an den Lüerdissener Klippen, den Bremker Klippen und dem Tuchtberg schon länger besetzte Brutplätze befinden (seit 2005). Der eher weniger wendige Großvogel gilt als kollisionsgefährdet. Hinzu kommt, dass durch die Geräuschemissionen von Windenergieanlagen potenzielle Nahrungshabitate entwertet werden. Der damit verbundene erhöhte Jagdaufwand kann zu einer Verschlechterung der Bestandsdynamik führen, da der Uhu ein Gehörjäger ist (DNR 2012). Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst kein bekanntes, tradiertes Rastgebiet bzw. von erkennbar besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Arten) ist hier nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Im Ith befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap 2018 ist im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen von Zwergfledermaus, Rauhhautfledermaus, Langohr, Kleine und Große Bartfledermaus, Großes Mausohr, Großer Abendsegler, Fransenfledermaus, Bartfledermaus, Bechsteinfledermaus, Braunes Langohr und Breitflügelfledermaus zu rechnen. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die Leitstrukturen z. B. entlang der Wirtschaftswege und Bäche sowie die Funktion der Wälder als Jagdhabitat. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung z. T. angepasst/ aktualisiert, hier aber nicht verändert. Es wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben, die Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung im Ith als besonders günstig einzustufen ist. Die landwirtschaftlich genutzten Offenlandbereiche werden hingegen als ungünstig beurteilt. Allerdings ist entsprechend Landschaftsrahmenplan für die offene Eschershäuser Senke die weite Einsehbarkeit und somit hohe visuelle Empfindlichkeit des Raumes zu berücksichtigen, zu beachten sind auch Blickbeziehungen von den rahmenden Höhenzügen in die langgestreckte, offene Senke. Wasser / Boden Die Böden des potenziellen Vorranggebietes weisen eine hohe natürliche Ertragsfähigkeit auf (BÜK 50). Auf der nördlichen Teilfläche verläuft ein Zufluss des Spüligbachs. Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird nach der Abwägung verschiedener Belange (v.a. Natur- und

Kapitel 4.2.2 – Seite 33 RROP-Entwurf Begründung

Artenschutz) als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien und den Belangen der Raumordnung verkleinert sich das potenzielle Vorranggebiet auf eine 5 ha (bei 200 m Vorsorgeabstand zum Wald) bzw. auf eine 9 ha und eine 7 ha. große Teilfläche (100 m Vorsorgeabstand zum Wald). Eine steuernde Wirkung sowie die Bündelung von WEA auf wenige Standorte ist bei der Flächengröße der verbleibenden potenziellen Vorrangfläche nicht erkennbar.

pot. Vorranggebiet entfällt!

Kapitel 4.2.2 – Seite 34 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Potenzielle Vorrangfläche Daspe

Gemeinde(n) Fläche in ha 17 Höhen in mNN 87,5 - 110 Ausdehnung maximal 528 x 400 in m Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet befindet sich nördlich der Ortschaft Daspe direkt an der Landkreisgrenze zu Hameln-Pyrmont. Das Gebiet liegt in einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Umgebung (Acker). Gut strukturierte Räume befinden sich ca. 150 m nördlich (Eichberg) und etwa 750 m südlich (Weinberg). Das potenzielle Vorranggebiet wird im Norden durch die Bauernstraße begrenzt. Das Potenzialgebiet ist erschlossen.

Natura 2000 / Das Vogelschutzgebiet DE 4022-431 „Sollingvorland“ befindet sich ca. Schutzgebiete 950 m östlich des potenziellen Vorranggebetes. Eine FFH-Vorprüfung, ggf. FFH-Prüfung ist aufgrund der Lage durchzuführen. Ca. 726 südlich befindet sich das geplante Naturschutzgebiet 24 „Weinberg bei Daspe“ mit Trockengebüsch, Kleinstrukturen (Hecken, Baumreihen, Einzelgehölze, Säume), Kalkmagerrasen, und gefährdeten Pflanzenarten. Der Bereich ist ein charakteristischer Weserprallhang (besondere Vielfalt, Eigenart vgl. Landschaftsbild). Etwa 630 m östlich befindet sich das geplante NSG 25 „Heiligenberg bei Heyen“ mit Kalktrockenhangwald, gut ausgeprägter, alter Mittelwald (Eichen- Hainbuchenwald), Kalkfelsflur, ehern.

Kapitel 4.2.2 – Seite 35 RROP-Entwurf Begründung

Steinbrüche, Quellbereiche, Röhricht, Feuchtgrünland, Still- und Fließgewässer (Flutrinne), Amphibienbiotop, und gefährdeten Pflanzenarten sowie gefährdeten Tierarten. Auch dieser Bereich ist ein charakteristischer Weserprallhang (bes. Vielfalt, Eigenart). Die Vorrangfläche befindet sich im potenziellen Landschaftsschutzgebiet 3 „Wesertal-Erweiterung Weseraue zwischen Hehlen und Pegestorf“ mit Kleinstrukturen (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume u. a.), Streuobstwiesen, Bach-/Flussläufe, Stillgewässer und Grünland. Die potenzielle Vorrangfläche grenzt direkt an das Landschaftsschutzgebiet Eichberg (Landkreis Hameln-Pyrmont) an. Das Gebiet ist als Vorranggebiet Natur und Landschaft im RROP 2001 des Landkreises Hameln-Pyrmont ausgewiesen. Einschränkende Keine Freileitung und/oder Straße betroffen. Infrastruktur sonstige Erfordernisse Im Süden und Osten befinden sich Vorranggebiete Natur und Landschaft der Raumordnung und sowie im Osten ein Natura 2000 Gebiete. Das gesamte potenzielle Landesplanung / Vorranggebiet liegt im Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft (vgl. Raumverträglichkeit Schutzgebiete). Die östlich angrenzenden Bereiche sind bis zum Eichberg im Norden als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Am Heiligen- und Hopfenberg ca. 400 m östlich ist ein Vorranggebiet landschaftsbezogene Erholung festgelegt. Die regional bedeutsamem Wanderwege Weser-Radweg, Pilgerweg Loccum- Volkenroda und Weserberglandweg verlaufen ebenfalls im Bereich Hopfenberg-Weser-Weinberg. Der Ort Hehlen (ca. 1.200 m südlich) ist ein Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung. Das über 3 km entfernte Bodenwerder im Südosten ist Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Tourismus. Die Flächen sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund hohen Ertragspotenzials ausgewiesen werden. Auf Seiten des Hameln-Pyrmont ist Hajen Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung (RROP 2001), der Eichberg ist großflächig Vorranggebiet Natur und Landschaft. Im Zuge des F-Planung der Gemeinde Emmerthal wurde eine unmittelbar östlich angrenzende potenzielle Vorrangfläche im Rahmen der städtebaulichen Abwägung ausgeschlossen und nicht als Sonderbaufläche Windenergie im F-Plan dargestellt. Die Aufnahme einer Fläche an der Kreisgrenze würde daher auch den städtebaulichen Zielen der Gemeinde Emmerthal widersprechen. Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Die Ortschaft Daspe befindet sich in einem Abstand von min. 850 m. Der Denkmalschutz angewandte 850-m-Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften. Es keine Ortschaften bei niedrigem Sonnenstand durch Schattenwurf

Kapitel 4.2.2 – Seite 36 4.2.2 Nutzung der Windenergie

belastet. In Verbindung mit vorhandenen oder in Bau befindlichen Windparks rund um den Eichberg kommt es hier zu einer Konzentration von fünf Windparkflächen in Abständen von ca. 2 bis 5 km, wovon insbesondere die Ortschaften Hajen und Grohnde betroffen wären. Artenschutz und Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: s. Lebensgemeinschaften Schutzgebiete, v.a. Kalktrockenhangwald, Eichen- Hainbuchenwald, / Landschaftsbild Kalkfelsflur, ehern. Steinbrüche, Quellbereiche, Röhricht, Feuchtgrünland, Still- und Fließgewässer (Flutrinne), Kleinstrukturen (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume u. a.), Streuobstwiesen. Auf Seiten des Landkreises Hameln-Pyrmont Biotopkomplexe regionaler und überregionaler Bedeutung : Kalkbuchenwald auf dem Eichberg, am Südrand Wald trockenwarmer Standorte, alter Hudewald, Halbtrockenrasen, Trockengebüsche, mesophiles Grünland und Kalkäcker mit artenreicher Wildkrautflora. Außerdem gehölzreiche Grünlandkomplexe am West- und Osthang. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der potenziellen Vorrangfläche selbst nicht zu erwarten, sehr wohl aber im Umfeld der angrenzenden Höhenzüge und Wälder. Im westlich von Hehlen gelegenen Steinbruch ist seit 2005 ein durchgängig besetzter Uhu-Brutplatz nachgewiesen. Die potenzielle Vorrangfläche befindet sich außerhalb des 1.000 m Vorsorgeabstand zum Brutplatz. Dasselbe gilt für den Uhu-Brutstandort am Heiligenberg. Weitere Brutstandorte sind am Bismarkturm und im Kemnader Holz bekannt. Eine Ausbreitung Richtung nördlich gelegenen Eichberg kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, zumal auch im Landkreis Hameln Pyrmont im Umfeld Nachweise bekannt sind (z. B. Ith). Der eher weniger wendige Großvogel gilt als kollisionsgefährdet. Hinzu kommt, dass durch die Geräuschemissionen von Windenergieanlagen potenzielle Nahrungshabitate entwertet werden. Der damit verbundene erhöhte Jagdaufwand kann zu einer Verschlechterung der Bestandsdynamik führen, da der Uhu ein Gehörjäger ist (DNR 2012). Das potenzielle Vorranggebiet befindet sich im 6.000 m Prüfraum zu Brutplätzen des Schwarzstorchs. Flugbewegungen wurden nicht nachgewiesen (DÖRFER et al. 2015). Westlich angrenzenden befindet sich im Landkreis Hameln-Pyrmont ein Brutvogellebensraum (Satus offen, NLWKN 2013). Das potenzielle Vorranggebiet war nicht Bestandteil der durchgeführten Kartierung von DÖRFER et al. 2015. Verlässliche Aussagen über Horststandorte liegen daher nicht vor. Mehrere Rotmilanhorst und -brutnachweise liegen von der westlichen Weserseite im Zuge der Windparkplanungen Grohnde vor. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst kein bekanntes, tradiertes Rastgebiet bzw. von erkennbar besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch der nahen Weser und dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Der Durchzug von Rastvögeln (auch

Kapitel 4.2.2 – Seite 37 RROP-Entwurf Begründung

windkraftsensiblen Arten) ist hier nicht grundsätzlich auszuschließen.

Bedeutung Fledermäuse: Im Osten und Norden der potenziellen Vorrangfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap 2018 ist im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen der Rauhautfledermaus, und Zwergfledermaus zu rechnen, hervorzuheben ist das Vorkommen des Großen Mausohres, welches eine Wochenstubenkolonie im nahegelegenen Schloss Hehlen hat (ca. 1.700 Adulte, Mausohrmonitoring NABU 2012). Weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur und der Nachweise im weiteren Umfeld sehr wahrscheinlich, bspw. Großer Abendsegler. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die Leitstrukturen z. B. am Eichberg, in Bezug auf das Große Mausohr die Funktionsbeziehungen zwischen Wochenstubenkolonie und den Buchenwälder (z. B. Eichberg) als Jagdhabitat. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung angepasst/aktualisiert. Es wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben in ausgeräumten Ackerflur als ungünstig einzustufen ist. Allerdings wir für die offenen Landschaftsräume im Landschaftsrahmenplan auch auf deren weite Einsehbarkeit und somit hohe visuelle Empfindlichkeit hingewiesen. Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind erst im angrenzenden Weserraum und den Weserhängen besonders ausgeprägt. Auf Seiten des Landkreises Hameln-Pyrmont besteht nach Norden eine mittlere bis sehr geringe Bedeutung für das Landschaftsbild (vorbelastet). Die WEA würden das Wesertal bei Bodenwerder jedoch dominieren und wären weit sichtbar. Rund um den Eichberg käme es dabei zu einer Konzentration von mehreren Windparkflächen (s. o.). Wasser / Boden Auf der potenziellen Vorrangfläche sind Böden mit einer hohen natürlichen Ertragsfähigkeit zu finden (BÜK 50). Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird nach der Abwägung verschiedener Belange (v. a. Bevölkerung/Erholung, aber auch Natur- und Artenschutz) als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien und den Belangen der Raumordnung entfällt das Gebiet vollständig. Da es sich um ein eher kleines potenzielles Vorranggebiet handelt sind auch die steuernde Wirkung bei einer Festlegung sowie die Bündelung von WEA auf wenige Standorte nicht erkennbar.

Kapitel 4.2.2 – Seite 38 4.2.2 Nutzung der Windenergie

pot. Vorranggebiet entfällt!

Kapitel 4.2.2 – Seite 39 RROP-Entwurf Begründung

Potenzielle Vorrangfläche Lichtenhagen - Ottenstein

Gemeinde(n) Ottenstein Fläche in ha 233 Höhen in mNN 260 - 305 Ausdehnung maximal 2.275 x 2.035 in m Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet besteht aus zwei Teilflächen und befindet sich südöstlich der Ortschaft Lichtenhagen, nordöstlich von Neersen und nordwestlich von Ottenstein. Das Gebiet liegt in einer durch Gehölze und Hecken strukturierten landwirtschaftlich genutzten Umgebung. Westlich des potenziellen Vorranggebietes befinden sich 8 WEA auf durch einen F-Plan gesicherten Flächen (Sondergebiete Wind), weitere WEA sind zudem westlich Neersen vorhanden. Das Potenzialgebiet ist gut erschlossen:

Natura 2000 / Ca. 3,4 km östlich befindet sich das Vogelschutzgebietes V 68 Schutzgebiete „Sollingvorland“. Etwa 3 km südwestlich bzw. 3,3 km nordwestlich befindet sich das FFH-Gebiet DE 3922-301 „Emmer“. In eine FFH-Vorprüfung sollten Wechselbeziehungen zwischen den Natura 2000 Gebieten ausgeschlossen werden. Im Süden befindet sich das geplante Naturschutzgebiet 4 „Obere Glesse“, ein Quellbereich und naturnaher Bachabschnitt mit Feuchtwiesen, Auwald, extensiv genutzten Fischteichen, alter Streuobstbestand, Eichen- Hainbuchenwald und Edellaubmischwald/ Schluchtwald sowie mesophiler

Kapitel 4.2.2 – Seite 40 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Buchenwald und mesophiles und extensiv genutztes Grünland. Darüber hinaus befinden sich mehrere § 30-Biotope auf den beiden Teilflächen u. a. Bach, Quelle, Feuchtgrünland (GB 4022/022 bis 4022/026; GB 4022/035 und GF 4022/012). Einschränkende Im Osten wird die Fläche durch die L 428 in 2 Teilflächen getrennt. Die Infrastruktur westliche Fläche wird westlich von einer 110-kv-Leitung durchquert, nördlich zudem von der K 41. Im Norden der östlichen Teilfläche befindet sich eine Tiefflugstrecke der Bundeswehr. Ca. 800 m östlich verläuft parallel eine Nachtflugübungsstrecke der Bundeswehr. sonstige Erfordernisse Im Süden befindet sich ein Vorranggebiet Natur und Landschaft (vgl. der Raumordnung und Schutzgebiete). Weite Teile der potenziellen Vorrangfläche sind als Landesplanung / Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft belegt. Raumverträglichkeit Im Süden befinden sich ein ca. 450 m breites Vorbehaltsgebiet Erholung. Im Süden ist der angrenzende Wald mit Waldrand als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen Des Weiteren ist Ottenstein als Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung festgelegt. Darüber hinaus verläuft an der nördlichen Gebietsgrenze der Qualitätswanderweg „Feldläufer“. Im Norden befinden sich ein Vorbehaltsgebiet Forstwirtschaft, zu dem ein Minimalabstand von 35 m einzuhalten ist. Im Süden ist ein Abstand von 100 m einzuhalten, da der Wald besondere Funktion für Arten- und Lebensgemeinschaften aufweist (vgl. hierzu auch Schutzgebiete). Die Flächen sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund des natürlichen Ertragspotenzials ausgewiesen werden. Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Die Ortschaften Lichtenhagen und Ottenstein sowie Neersen und Lüntorf im Denkmalschutz LK Hameln-Pyrmont befinden sich in einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850 m - Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften. Östliche Randbereiche von Lichtenhagen können bei niedrigem Sonnenstand durch Schattenwurf belastet werden, da wenige abschirmende Strukturen vorhanden sind. Durch die vorgesehene Fläche in Zusammenhang mit den bestehenden WEA wird eine Umfassung des Ortes Lichtenhagen von mehr als 120° relevant. Hierfür wird ausgehend von den bestehenden Anlagen ein Freihaltekorridor von 60° festgelegt, sodass der westliche Bereich der pot. Vorrangfläche entfällt (vgl. hierzu auch Artenschutz und Lebensgemeinschaften). Hierfür spricht auch der Ort Neersen, der durch 14 bestehende WEA im LK Hameln- Pyrmont und 4 WEA im Landkreis Holzminden im Westen schon zu ca. 120° umfasst wird. Der freie Korridor zwischen diesen Bestandsanlagen und denen südlich von Lichtenhagen beträgt dann nur 40°, so dass insgesamt unter Berücksichtigung aller Bestands-WEA bereits ein Winkelsegment von ca. 180° um Neersen erfasst wird. Da die Anlagen südlich Lichtenhagen

Kapitel 4.2.2 – Seite 41 RROP-Entwurf Begründung

zukünftig (nur) einen Bestandsschutz haben, ist zumindest langfristig eine Einhaltung eines mind. 60° Korridors als Unterbrechung der einzelnen Windparks und damit eine Entschärfung der Situation erreichbar. Artenschutz und Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: s. Lebensgemeinschaften Schutzgebiete, v.a. Quellbereich und naturnaher Bachabschnitt mit / Landschaftsbild Feuchtwiesen/extensiv genutztes Grünland, Auwald, Eichen-Hainbuchenwald und Edellaubmischwald/ Schluchtwald sowie mesophiler Buchenwald. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der potenziellen Vorrangfläche selbst nicht zu erwarten. In dem südlich angrenzenden Wäldern des Glessetals wurde 2013/2014 ein Horststandort eines Rotmilans mit einem Bruthinweis nachgewiesen; 2017 wurden 2 Horststandorte nachgewiesen. Des Weiteren gab es gemäß Avifaunagutachten des Landkreises (DÖRFER et al. 2015) großflächig Flugbewegungen des Rotmilans innerhalb der südlichen pot. Vorrangfläche zwischen Neersen und Ottenstein. Im östlichen Wald Kleiner Kreuzanger wurde 2017 ebenfalls erstmalig ein Horst des Rotmilans nachgewiesen. Tradiert sind jedenfalls zumindest die Standorte im Glessetal. In den Wäldern im Süden und Osten befinden sich Brutplätze des Schwarzstorches. Das potenzielle Vorranggebiet befindet sich in weiten Teilen innerhalb des 3.000 m Vorsorgeabstands. Die nachgewiesenen Flugrouten befinden sich östlich des potenziellen Vorranggebietes Windenergie. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst keine tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Hierbei ist auch das Glessetal mit seinen Waldstrukturen und Ausläufern zu berücksichtigen, das anderen Arten zumindest im Umfeld als Durchzugsraum dienen könnte (z. B. Rotmilan, aber auch Kleinvögel). Bedeutung Fledermäuse: Im Süden und Norden der potenziellen Vorrangfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap 2018 ist im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen des Großen Mausohrs, des Großen Abendseglers, der Wasserfledermaus und der Breitflügelfledermaus (ältere Nachweise) zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur und der Nachweise im weiteren Umfeld sehr wahrscheinlich (z. B. Zwergfledermaus). Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die strukturreicheren Grünland-/Gehölzkomplexe im Bereich der Glesse sowie die nördlichen und östlichen Wälder. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung angepasst/aktualisiert. Es wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben im südlichen (Glessetal) und nördlich/östlich angrenzenden Landschaftsraum (Wälder um den

Kapitel 4.2.2 – Seite 42 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Sievershagener Bach) als besonders günstig einzustufen sind (ein kleiner Teil als günstig). Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind hier besonders ausgeprägt. Die zentralen Ackerflächen kommt hingegen nur eine geringe Bedeutung zu. Auf Seiten des Landkreises Hameln-Pyrmont besteht nach Osten hin (Neersen – Eichenborn) eine sehr hohe Bedeutung für das Landschaftsbild (jedoch noch ohne Berücksichtigung der vorhandenen WEA), nach Norden (Lüntorf) eine mittlere bis hohe Bedeutung. Wasser / Boden Im südlichen Bereich der potenziellen Vorrangfläche gibt es Hinweise auf seltene Böden (BÜK 50). Im Norden entspringt der Sievershagener Bach und eine Nebengewässer hiervon. Im Süden gibt es einen Zufluss (Quelle) zur Glesse. Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird zwar mit Einschränkungen (bestehende WEA) und nach der Abwägung verschiedener Belange (v.a. Bevölkerung und Artenschutz) dennoch als raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass ein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien und den Belangen der Raumordnung verkleinert sich das Gebiet im Süden. Dennoch bleibt die Kompaktheit des Gebietes erhalten (58 ha). Die östliche Teilfläche entfällt aufgrund der Einschränkung durch die Bundeswehr. Zudem kann hier dann zumindest ein Abstand von ca. 500 m zum Rotmilanhorst gewahrt bleiben. Für diese Vorkommen bleiben auch die landwirtschaftlichen Flächen im Süden um Ottenstein offen und erreichbar. Die WEA am Kölker Berg haben dann lediglich Bestandsschutz. Im Übrigen werden die im o. g. Gutachten aufgeführten Flugräume freigehalten, bzw. durch die berücksichtigen Belange der Bevölkerung ergibt sich ein Abstand von 1.500 m zum Horststandort. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens sind die Belange des Artenschutzes (v. a. Rotmilan) konkret zu prüfen und eine FFH-Vorprüfung ggf. eine FFH Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Ferner sind insbesondere die Belange der örtlichen Bevölkerung im Blick auf v. a. Schattenwurf, Befeuerung und eine ggf. einkreisende/bedrängende Wirkung besonders für Neersen zu beachten. Bedingt durch die Rücknahme der Fläche im Süden wir zumindest eine Abstand von ca. 2,5 km zu Neersen eingehalten. Zu Lichtenhagen verbleibt dadurch ein offener Korridor (60°) zwischen dem Vorranggebiet und den Bestandsanlagen. Langfristig kann angenommen werden, dass sich auch in Bezug auf Neersen der derzeitige schmalere Korridor aufweitet (Anlagen südlich Lichtenhagen (nur) mit Bestandsschutz).

Kapitel 4.2.2 – Seite 43 RROP-Entwurf Begründung

Kapitel 4.2.2 – Seite 44 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Potenzielle Vorrangfläche Kaierde

Gemeinde(n) Delligsen Fläche in ha 40 Höhen in mNN 200 - 270 Ausdehnung maximal 640 x 200; 490 x 475, 688 x 300 in m Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet besteht aus drei Teilflächen und befindet sich nordwestlich des Ortes Kaierde, südwestlich der Ortschaft Grünenplan an den östlichen Hilshängen. Das Potenzialgebiet liegt in einer strukturreichen landwirtschaftlich genutzten Umgebung (Grünland und Acker) und ist von Waldflächen umgeben. Das potenzielle Vorranggebiet ist nur durch größtenteils unbefestigte Wirtschaftswege erschlossen.

Natura 2000 / Die Teilflächen des potenziellen Vorranggebietes grenzen an das FFH- Schutzgebiete Gebiet DE 3823-301 „Ith“ an bzw. liegen in einer geringen Entfernung (südliche Teilfläche ca. 75 m). Dass FFH-Gebiet ist eines der größten Kalkbuchenwald-, Schluchtwald- und Kalkfels-Gebiete im Naturraum Weser- und Leinebergland und in Niedersachsen überhaupt sowie eines der größten Vorkommen magerer submontaner Glatthafer-Wiesen des Naturraums. Eine FFH-Vorprüfung bzw. FFH- Verträglichkeitsprüfung ist aufgrund der Lage und der Erhaltungsziele (u.a. Bechsteinfledermaus und Großes Mausohr) durchzuführen. Das Naturschutzgebiet 229 „Idtberg“ zeichnet sich insbesondere durch

Kapitel 4.2.2 – Seite 45 RROP-Entwurf Begründung

Waldmeister- und Orchideen-Buchenwald, sowie auch Hainsimsen- Buchenwald und Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald aus, ferner gut ausgebildete Kalkmagerrasen, mesophiles Grünland und Trockengebüsche. Schutzgegenstand des NSG sind zudem Rotmilan, Schwarzstorch und Fledermausarten. Die nördliche Teilfläche befindet sich im potenziellen Landschaftsschutz- gebiet 8, die südlichen im potenziellen Landschaftsschutzgebiet 7 mit standortheimischer Laubwald, Kleinstrukturen (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume), Streuobstwiesen, Quellbereiche, Bachläufe, Stillgewässer, Extensivgrünland incl. Brache- und Magerrasenstadien. Auf der südlichen Teilfläche befindet sich ein § 30-Biotop (GB 4024/059 naturnaher Bach des Berg- und Hügellands mit Schottersubstrat und seggen- , binsen- oder hochstaudenreicher Flutrasen). Einschränkende Keine Infrastruktur sonstige Erfordernisse Das potenzielle Vorranggebiet befindet sich in einem Vorbehaltsgebiet Natur der Raumordnung und und Landschaft. Angrenzend befinden sich Vorranggebiete Natur und Landesplanung / Landschaft und Natura 2000 (vgl. Schutzgebiete). Angrenzend an die Raumverträglichkeit westliche Teilfläche in westlicher Richtung verläuft ein Vorranggebiet Biotopverbund. Das Vorranggebiet Biotopverbund knüpft hierbei an Vorranggebiete Natur und Landschaft bzw. das LSG und die Vorbehaltsgebiete an und kennzeichnet Korridore/Bereiche, in denen es gilt den Biotopverbund zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der gesamte Bereich des potenziellen Vorranggebietes ist als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Grünenplan ist Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung. Der Ith-Hils Wanderweg verläuft zunächst durch das nördliche Teilgebiet und tangiert die südliche Teilfläche im Abstand von ca. 85 m. Angrenzend befinden sich Vorbehaltsgebiete Wald zu denen ein Abstand von mind. 100 m einzuhalten ist, da der Wald hier allerdings von besonderer Relevanz für FFH-Fledermausarten ist, sind analog NLT mind. 200 m Abstand einzuhalten. Teile der westlichen potenziellen Vorrangfläche sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund hohen Ertragspotenzials ausgewiesen werden. Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Die Ortschaften Grünenplan und Kaierde befindet sich in einem Abstand von Denkmalschutz min. 850 m. Der angewandte 850-m-Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet insbesondere für Grünenplan weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften Die Ortschaften liegen nicht im bei niedrigem Sonnenstand durch Schattenwurf belasteten Wirkraum.

Kapitel 4.2.2 – Seite 46 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Artenschutz und Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: s. Lebensgemeinschaften Schutzgebiete, v.a. standortheimischer Laubwald, Kleinstrukturen / Landschaftsbild (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume), Streuobstwiesen, Quellbereiche, Bachläufe, Stillgewässer, Extensivgrünland incl. Brache- und Magerrasenstadien Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der potenziellen Vorrangfläche selbst bzw. in deren unmittelbarem Umfeld nicht auszuschließen. Die drei Teilflächen liegen im 3.000 m Vorsorgeabstand zu Schwarzstorch- Brutplätzen (Brutverdacht 2013, Brutnachweis 2006). Flugbewegungen wurden im östlich angrenzenden Raum beobachtet (DÖRFER et al. 2015). Gemäß NLWKN 2013 befindet sich im Bereich der südlichen Teilfläche ein landesweit bedeutsames Nahrungshabitat des Schwarzstorches. Entlang der westlichen Teilfläche befinden sich mehrere Horststandorte ohne konkreten Artnachweis. Flugbewegung von kollisionsgefährdeten Arten konnten nicht nachgewiesen werden (DÖRFER et al. 2015). Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst kein bekanntes, tradiertes Rastgebiet bzw. von erkennbar besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Arten) ist hier nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Im Norden, Osten und Süden der potenziellen Vorrangfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap 2018 ist im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen von Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Großes Mausohr, Langohr zu rechnen, Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus sind Gegenstand der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur und der Nachweise im weiteren Umfeld sehr wahrscheinlich, bspw. Breitflügelfledermaus, Große und Kleine Bartfledermaus, Kleiner Abendsegler, Zwergfledermaus. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die Leitstrukturen z. B. entlang der Wirtschaftswege, aber auch die Funktion der Wälder als Jagdhabitate. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung z. T. angepasst/aktualisiert, hier jedoch nicht verändert bzw. beibehalten. Es wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben, die Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung in der kleinteilig strukturierten Flur mit den angrenzenden Wäldern als besonders günstig einzustufen ist. Der nördliche Bereich der westlichen Teilfläche wird als günstig beurteilt. Die Hilsmulde ist gemäß Landschaftsrahmenplan teilweise, v. a. auch das Dornbachtal mit zwei der drei Potenzialteilflächen, als historische

Kapitel 4.2.2 – Seite 47 RROP-Entwurf Begründung

Kulturlandschaft eingestuft. Entsprechend NLWKN (2017) ist der Hils sogar großflächig als landesweit bedeutsame Kulturlandschaft (Protoindustrielandschaft Hilsmulde) benannt. Wasser / Boden Auf der nördlichen Teilfläche des potenziellen Vorranggebietes sind seltene Böden zu finden (BÜK 50). Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird nach der Abwägung verschiedener Belange (v.a. Natur- und Artenschutz) als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien und den Belangen der Raumordnung verkleinert sich das potenzielle Vorranggebiet auf eine 0 ha (bei 200 m Vorsorgeabstand zum Wald) bzw. auf zwei 3 ha und eine 5 ha große Teilfläche. Eine steuernde Wirkung sowie die Bündelung von WEA auf wenige Standorte ist bei der Flächengröße der verbleibenden potenziellen Vorrangfläche nicht erkennbar.

pot. Vorranggebiet entfällt!

Kapitel 4.2.2 – Seite 48 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Potenzielle Vorrangfläche Vahlbruch

Gemeinde(n) Vahlbruch Fläche in ha 25 Höhen in mNN 250 - 310 Ausdehnung maximal in m 175 x 175; 325 x 255; 635 x 375 Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet besteht aus drei Teilflächen und befindet sich nördlich der Ortschaft Vahlbruch und südlich von Neersen und Baarsen. Die Gebiete liegen an Waldrändern in einer landwirtschaftlich genutzten Umgebung (Acker und Grünland). Das potenzielle Vorranggebiet wird durch die L 426 in eine westliche und zwei östlich gelegene Flächen geteilt. Auf der westlich Teilfläche befindet sich bereits eine WEA, weitere 3 WEA stehen nördlich davon. Im Landkreis Hameln-Pyrmont befinden sich weitere 14 WEA westlich Neersen. Das Potenzialgebiet ist gut erschlossen.

Natura 2000 / Ca. 90 m westlich der westlichen Teilfläche befindet sich das Schutzgebiete FFH-Gebiet DE 3922-301 „Emmer“ sowie das bestehende Naturschutzgebiet 171 „Emmertal“. Es handelt sich u.a. um den Quellbereich des Wörmkebachs. Aufgrund des geringen Abstands muss eine FFH-Vorprüfung durchgeführt werden, um Beeinträchtigungen des Natura 2000 Gebietes auszuschließen, ggf. auch eine FFH-Verträglichkeitsprüfung. 185 m östlich der östlichsten Teilfläche befindet sich das

Kapitel 4.2.2 – Seite 49 RROP-Entwurf Begründung

geplante Naturschutzgebiet 6 „Buchenwald bei Glesse“, ein gut ausgeprägter alter Perlgras-Buchenwald. Einschränkende Infrastruktur Keine, Freileitung und Landesstraße L426 bereits berücksichtigt. sonstige Erfordernisse der Im Osten und Westen befinden sich Vorranggebiete Natur und Raumordnung und Landesplanung / Landschaft und Natura 200 Gebiete (vgl. Schutzgebiete). An die Raumverträglichkeit östlich der L 426 befindlichen Teilflächen grenzen ein Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft (pot. Landschaftsschutzgebiet 1) an. Die Wälder und Waldrandbereiche sind als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Im Westen und Osten befinden sich Vorbehaltsgebiete Forstwirtschaft, zu dem ein Minimalabstand von 35 m einzuhalten ist. Für den westlichen Wald ist dabei ein Abstand von 100 m einzuhalten, da hier besondere Funktion für Arten- und Lebensgemeinschaften bestehen (vgl. hierzu auch Schutzgebiete). Die Flächen sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund besonderer Funktionen ausgewiesen werden. Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Denkmalschutz Die Ortschaften Vahlbruch befindet sich in einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850 m – Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Die Ortschaften Baarsen und Neersen im Landkreis Hameln-Pyrmont befinden sich über 1,5 km entfernt. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften Östliche Randbereiche von Vahlbruch können bei niedrigem Sonnenstand durch Schattenwurf von der östlich gelegenen Teilfläche belastet werden, da wenige abschirmenden Strukturen vorhanden sind. Eine besondere Problematik ergibt sich jedoch für die Ortschaft Neersen im Kontext mit den WEA auf dem Gebiet der Stadt Bad Pyrmont, den WEA südlich Lichtenhagen und dem vorgesehenen Vorranggebiet östlich Lichtenhagen. Bereits durch die bestehenden WEA ist der Umstand einer einkreisenden, umzingelnden Wirkung für Neersen gegeben. Dies wäre ab einem Winkelsegment von 120° der Fall (vgl. MEIL M-V 2013). Hier besteht einschließlich südlich Lichtenhagen jetzt bereits eine Umfassung von ca. 180° in einem 3,5 km Betrachtungsraum ohne einen ausreichenden Freihaltekorridor. Der Winkel nur für die WEA westlich Neersen beträgt bereits 100°. Durch das Vorranggebiet östlich Lichtenhagen würde sich die Umfassung

Kapitel 4.2.2 – Seite 50 4.2.2 Nutzung der Windenergie

deutlich erhöhen und ist nur deshalb noch annehmbar, weil mind. 2,5 km Abstand eingehalten werden und die WEA südlich Lichtenhagen auf den Bestandsschutz zurückfallen, also zumindest keinen langfristigen Bestand haben und hier dann eine Freihaltekorridor entstehen kann, bzw. der bisherige (mind. 40°) langfristig erweitert werden kann. Durch die vorgesehenen Flächen nördlich Vahlbruch in Zusammenhang mit den bestehenden WEA wird dann alleine hier und westlich von Neersen eine Umfassung des Ortes Neersen von mehr als 120° relevant. Ausgehend von den bestehenden Anlagen liegen nur die beiden westlichen Flächen noch innerhalb des 120° Korridors. Daher entfällt die östlich gelegene Teilfläche am Riesenberg unter diesem Gesichtspunkt (vgl. hierzu auch das Gebietsblatt Lichtenhagen). Für sich genommen wären die beiden westlichen Flächen im Zusammenhang mit den Bestands-WEA westlich Neersen damit möglich. Im Kontext mit den WEA südlich Lichtenhagen und der vorgesehenen Fläche östlich Lichtenhagen muss jedoch von einer sehr hohen Belastung der Ortslage ausgegangen werden, da sich hier eine Winkelsegment von ca. 240° ergibt, welches nur langfristig betrachtet einen ausreichenden Freihaltekorridor südlich Lichtenhagen umfassen wird. Artenschutz und Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) Lebensgemeinschaften/ allgemein: s. Schutzgebiete, v.a. Quellbereich und naturnaher Landschaftsbild Bachabschnitt, Perlgras-Buchenwald. Strukturreiche Grünland- /Gehölzkomplexe im Umfeld des Tales der Wörmke. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der potenziellen Vorrangfläche selbst nicht zu erwarten. Im östlich von Vahlbruch gelegenen Steinbruch Riesenberg ist seit 2005 ein durchgängig besetzter Uhu-Brutplatz nachgewiesen. Die östliche Fläche befindet sich im 1.000 m Vorsorgeabstand zum Brutplatz. Der eher weniger wendige Großvogel gilt als kollisionsgefährdet. Hinzu kommt, dass durch die Geräuschemissionen von Windenergieanlagen potenzielle Nahrungshabitate entwertet werden. Der damit verbundene erhöhte Jagdaufwand kann zu einer Verschlechterung der Bestandsdynamik führen, da der Uhu ein Gehörjäger ist (DNR 2012). Die beiden östlichen Teilflächen des potenziellen Vorranggebietes befinden sich im 3.000 Vorsorgeabstand zu Brutplätzen des Schwarzstorchs. Flugbewegungen wurden nur östlich der potenziellen Vorrangflächen nachgewiesen (DÖRFER et al. 2015). Die westliche Teilfläche ist als landesweit bedeutsamer Rotmilan- Lebensraum ausgewiesen (NLWKN 2013). Das potenzielle

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Vorranggebiet war nicht Bestandteil der durchgeführten Kartierung von DÖRFER et al. 2015. Verlässliche Aussagen über Horststandorte liegen daher nicht vor. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst kein bekanntes, tradiertes Rastgebiet bzw. von erkennbar besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu und der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Arten) ist hier nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Im Westen und Osten der potenziellen Vorrangfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap 2018 ist im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen des Großen Mausohrs (ältere Nachweise), der Mückenfledermaus und der Zwergfledermaus zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur und der Nachweise im weiteren Umfeld sehr wahrscheinlich. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die Leitstrukturen zwischen den z. B. im Wörmketal. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung angepasst/aktualisiert. Es wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben in den östlichen und westlichen Wäldern als besonders günstig einzustufen sind (ein kleiner Teil als günstig). Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind hier besonders ausgeprägt. Den zentralen Ackerflächen kommt hingegen nur eine geringe Bedeutung zu (ungünstig). Auf Seiten des Landkreises Hameln-Pyrmont besteht nach Norden eine sehr hohe Bedeutung für das Landschaftsbild (jedoch noch ohne Berücksichtigung der vorhandenen WEA). Wasser / Boden keine Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird nach der Abwägung verschiedener Belange (v.a. Bevölkerung, nur teilweise auch Artenschutz, östliche Teilfläche) nicht als raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien und den Belangen der Raumordnung entfällt das Gebiet vollständig. Aufgrund Vermeidung einer umfassenden Wirkung für Neersen und Artenschutz entfällt zunächst ohnehin die östlich Teilfläche. Die verbleibenden zwei Teilflächen entsprechen auch unter Berücksichtigung der Flächen im Gebiet der Stadt Bad Pyrmont nicht dem Bündelungsgebot und erfüllen keine steuernde Wirkung, lediglich eine Bestand-WEA nördlich Vahlbruch würde in eine Teilfläche fallen. Zudem würden auch diese Flächen in Verbindung mit Lichtenhagen zu einer übermäßigen Belastung von Neersen führen.

Kapitel 4.2.2 – Seite 52 4.2.2 Nutzung der Windenergie

pot. Vorranggebiet entfällt!

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Potenzielle Vorrangfläche Eschershausen-Wickensen

Gemeinde(n) Eschershausen Fläche in ha 25 (18,5 ha und 6,5 ha) Höhen in mNN 220 - 250 Ausdehnung maximal in m 990 x 385; 450 x 210 Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet besteht aus zwei Teilflächen, die durch Gehölze entlang der Quellbäche der Lenne (Jacobsgraben) und einen Wald getrennt werden. Es befindet sich östlich der Ortschaften Eschershausen und Wickensen sowie südöstlich von am Fuße des Höhenzugs Hils. Das Gebiet liegt direkt am Waldrand in einer gut strukturierten landwirtschaftlich genutzten Umgebung (Acker und Grünland). Die höheren Windräder werden den Hils aufgrund ihrer Höhe von 230 m überragen. Das nördliche Potenzialgebiet ist durch bestehende Wirtschaftswege (unbefestigt) erschlossen. Die südliche Teilfläche hat keinen Anschluss an das Wegenetz.

Natura 2000 / Das potenzielle Vorranggebiet grenzt direkt an das im Westen Schutzgebiete liegende Vogelschutzgebiet DE 4022-431 „Sollingvorland“. Die Teilflächen des Potenzialgebietes werden durch das FFH-Gebiet DE 4023-332 „Lenne“ getrennt. Das FFH-Gebiet befindet sich ca. 90 m südlich der Nordfläche und etwa 130 m nördlich der Südfläche. Eine FFH-Vorprüfung ggf. eine FFH-Verträglichkeitsprüfung ist durchzuführen. Weite Teile der potenziellen Vorrangfläche liegen zudem in dem

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potenziellen Landschaftsschutzgebiet HOL 7 „Ith und Hils“ mit standortheimischer Laubwald, Kleinstrukturen (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume), Quellbereichen, Bachläufen, Stillgewässer, Extensivgrünland incl. Brachestadien. Teilweise befinden sich § 30-Biotope auf bzw. randlich an der potenziellen Vorrangfläche. Es handelt sich um naturnahe Bäche des Berg- und Hügellands mit Schottersubstrat, nährstoffreiche Nasswiesen, seggen-, binsen- oder hochstaudenreicher Flutrasen und naturnahe nährstoffreiche Stauteiche/-seen (eutroph) (GB 4024/041 und GB 4024/040) sowie naturnahe Bäche des Berg- und Hügellands mit Schottersubstrat, Erlen-Eschen-Auwald und Hochstaudensümpfen nährstoffreicher Standorte (GB 4024/076). Das potenzielle Naturschutzgebiet NSG 86 „Quellbäche am Schwarzen Land“ befindet sich zwischen den beiden Teilflächen der pot. Vorrangfläche bzw. tangiert den nördlichen Bereich der südlichen Vorrangfläche randlich. sonstige Erfordernisse der Das nördliche potenzielle Vorranggebiet befindet sich weitestgehend Raumordnung und in einem Vorbehaltsgebiet Erholung. Landesplanung / Große Anteile der potenziellen Vorrangfläche sind als Raumverträglichkeit Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft (pot. LSG HOL 7; vgl. Schutzgebiete) festgesetzt. Angrenzend befindet sich ein Vorranggebiet Natur und Landschaft sowie ein VR Natura 2000 (vgl. Schutzgebiete). Im Osten befindet sich zudem ein Vorbehaltsgebiet Forstwirtschaft, zu dem ein Minimalabstand von 35 m einzuhalten ist. Fast das gesamte potenzielle Vorranggebiet soll nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund eines hohen landwirtschaftlichen Ertragspotentials ausgewiesen werden. Hiervon ausgenommen sind nur die Bachniederungen. Einschränkende Kriterien keine (Infrastruktur) Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Denkmalschutz Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften. Die westlich gelegenen Einzelhöfe können bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum liegen, da keine abschirmenden Strukturen vorhanden sind. Natur- und Artenschutz/ Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: s. Landschaftsbild Schutzgebiete. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten in der Umgebung der potenziellen Vorrangfläche nicht auszuschließen. DÖRFER et al. (2015) hat während der Kartierung jedoch keine Horststandorte gefunden und/oder

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Flugbewegungen von schlaggefährdeten oder störanfälligen Arten aufgezeichnet. Die südliche Hälfte der nördlichen potenziellen Vorrangfläche ist ein ausgewiesenes landesweit bedeutsames Nahrungshabitat des Schwarzstorches (NLWKN). Zudem befinden sich die Potenzialgebiete im 6.000 m Prüfradius von Schwarzstorch- Brutplätzen. Das angrenzende EU Vogelschutzgebiet „Sollingvorland“ besitzt eine hohe Bedeutung für Vogelarten der strukturreichen Kulturlandschaften des Berglandes, insbesondere den Rotmilan und den Uhu (wichtigsten Verbreitungsschwerpunkte). Der nördliche Bereich der potenziellen Vorrangfläche (Nord) befindet sich im 1.000 m Puffer des seit 2005 durchgängig besetzten Brutplatzes eines Uhus am Greitberg. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst kein bekanntes tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu und der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Arten) ist nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Gemäß BatMap (2018) ist im Umfeld (im Quadranten) der angrenzenden Wälder zumindest mit dem Vorkommen von Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Großem Mausohr, Langohrfledermaus, Teich- und Wasserfledermaus zu rechnen Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die strukturreicheren Grünland-/Gehölzkomplexe. Bedeutung Landschaftsbild: Die Landschaftsbildbewertung des Landschaftsrahmenplanes wurde hier im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung der Bewertung nicht verändert. Die Voraussetzungen für das Landschaftserleben im Landschaftsraum sind hier überwiegend als besonders günstig (nördliche Teilfläche) und ungünstig (südliche Teilfläche) eingestuft. Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind auf der nördlichen potenziellen Vorrangfläche besonders ausgeprägt. Wasser / Boden Die nördliche potenzielle Vorrangfläche wird von 3 Gräben/Bächen in West-Ost-Richtung gequert. Die südliche potenzielle Vorrangfläche wird am östlichen Rand in Nord-Süd-Richtung von einem Graben/Bach gequert. Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird nach der Abwägung verschiedener Belange (v.a. Natur- und Artenschutz) als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien (insbesondere Natur- und Artenschutz) verkleinert sich das Potenzialgebiet auf insgesamt etwas über. 12 ha. Die beiden Teilflächen sind dann knapp 850 m voneinander entfernt. Auf der verbleibenden südlichen Teilfläche (4,7 ha) kann aufgrund der Größe nur 1 WEA stehen, auf der nördlichen mit etwa 7,6 ha könnten 2 WEA stehen. Das Bündelungsprinzip und

Kapitel 4.2.2 – Seite 56 4.2.2 Nutzung der Windenergie die steuernde Wirkung sind nicht erkennbar.

pot. Vorranggebiet entfällt!

pot. Vorranggebiet entfällt!

Kapitel 4.2.2 – Seite 57 RROP-Entwurf Begründung

Potenzielle Vorrangfläche Ammensen

Gemeinde(n) Delligsen Fläche in ha 32 Höhen in mNN 220 - 280 Ausdehnung maximal in m 363 x 240; 575 x 615 Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet besteht aus zwei Teilflächen, die durch ein Gehölz getrennt werden. Es befindet sich südöstlich der Ortschaft Ammensen an der Landkreisgrenze zu Northeim am Fuße des Höhenzugs Selter. Das Gebiet liegt in einer gut strukturierten landwirtschaftlich genutzten Umgebung (südliche Teilfläche Acker, nördliche Teilfläche Grünland). Die höheren Windräder werden den Selter aufgrund ihrer Höhe von 230 m überragen. Das südliche Potenzialgebiet ist durch bestehende Wirtschaftswege erschlossen. Die nördliche Teilfläche hat keinen Anschluss an das Wegenetz.

Natura 2000 / Die potenzielle Vorrangfläche grenzt im Nordosten direkt an das FFH- Schutzgebiete Gebiet DE 4024-332 „Laubwälder und Klippenbereiche im Selter, Hils und Greener Wald“. Zum FFH-Gebiet muss mindestens ein 200 m Abstand eingehalten werden, da hier im Wald lebende Fledermausarten wertbestimmend sind (Großes Mausohr, Mopsfledermaus). Eine FFH- Vorprüfung ggf. FFH-Verträglichkeitsprüfung ist durchzuführen. Weite Teile der potenziellen Vorrangfläche liegen zudem in dem potenziellen Landschaftsschutzgebiet HOL 8 Hilsmulde mit standortheimischer Laubwald, Kleinstrukturen (Baumreihen, Hecken,

Kapitel 4.2.2 – Seite 58 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Einzelgehölze, Säume), Streuobstwiesen, Fließgewässer, Extensivgrünland incl. Magerrasenstadien und gefährdete Ackerwildkrautflur. Teilweise befinden sich § 30-Biotope auf bzw. randlich an der potenziellen Vorrangfläche. Es handelt sich um saumartenreicher Kalkmagerrasen (GB 4025/006) und Laubgebüsch trockenwarmer Kalkstandorte (GB 4025/007; GB 4025/021; GB 4025/006). Das Naturschutzgebiet BR 137 „Selterklippen“ befindet sich ca. 1.200 nordöstlich der potenzielle Vorrangfläche. sonstige Erfordernisse der Das potenzielle Vorranggebiet befindet sich weitestgehend in einem Raumordnung und Vorbehaltsgebiet Erholung. Landesplanung / Große Anteile der potenziellen Vorrangfläche sind als Vorbehaltsgebiet Raumverträglichkeit Natur und Landschaft (potenzielles LSG HOL 8; vgl. Schutzgebiete) festgesetzt. Angrenzend befindet sich ein Vorranggebiet Natur und Landschaft innerhalb des FFH-Gebietes(vgl. Schutzgebiete). Auch zu den Waldgebieten im Landkreis Northeim ist ein Abstand von mind. 100 m einzuhalten (analog zum Vorgehen im Landkreis Holzminden), da der Wald hier allerdings von besonderer Relevanz für FFH-Fledermausarten ist, sind analog NLT mind. 200 m Abstand einzuhalten. Kleinere Bereiche des potenziellen Vorranggebietes sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund eines hohen landwirtschaftlichen Ertragspotenzials ausgewiesen werden. Einschränkende Kriterien Die nördliche Teilfläche wird von einer Freileitung gequert. Die südliche (Infrastruktur) Fläche wird westlich z.T. von der B 3 begrenzt, südlich verläuft eine Freileitung. Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Denkmalschutz Die Ortschaften Ammensen und Stroit (Landkreis Northeim) befinden sich in einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850-m- Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften. Der Ort Ammensen kann bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum liegen, da keine abschirmenden Strukturen vorhanden sind. Natur- und Artenschutz/ Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: s. Landschaftsbild Schutzgebiete, v.a. Schlucht- und Hangmischwälder, Kalkfelsen, Höhlen, Hainsimsen-, Waldmeister- und Orchideen-Buchenwäldern (z.T. Naturwald ohne forstliche Nutzung). In der potenziellen Vorrangfläche z. T. Magerrasen. Insgesamt zu erhaltender Grünlandkomplex östlich Ammensen gemäß Landschaftsrahmenplan. Bedeutung Brutvögel:

Kapitel 4.2.2 – Seite 59 RROP-Entwurf Begründung

Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten in der Umgebung der potenziellen Vorrangfläche nicht auszuschließen. Dörfer et al. (2015) hat während der Kartierung jedoch keine Horststandorte gefunden und/oder Flugbewegungen von schlaggefährdeten oder störanfälligen Arten aufgezeichnet. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst kein bekanntes tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu und der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Arten) ist nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Das angrenzende FFH-Gebiet „Laubwälder und Klippenbereiche im Selter, Hils und Greener Wald“ ist potenzielles Jagdgebiet des Großen Mausohrs und der Mopsfledermaus. Gemäß BatMap (2018) ist im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen auch von Bartfledermaus, Braunem Langohr, Großer Abendsegler, Wasser- und Zwergfledermaus zu rechnen Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die strukturreicheren Grünland-/Gehölzkomplexe. Darüber hinaus bieten die Höhlen der (Selterklippen) optimale Winterquartiere, so dass in den Zugzeiten evtl. ein vermehrtes Auftreten von Fledermäusen zu erwarten ist. Bedeutung Landschaftsbild: Die Landschaftsbildbewertung des Landschaftsrahmenplanes wurde hier im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung der Bewertung nicht verändert. Die Voraussetzungen für das Landschaftserleben im Landschaftsraum sind hier überwiegend als günstig (südliche Teilfläche) und besonders günstig (nördliche Teilfläche) eingestuft. Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind daher besonders ausgeprägt. Wasser / Boden Am Südrand verläuft ein Graben. Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird nach der Abwägung verschiedener Belange (v.a. Natur- und Artenschutz) als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien (insbesondere Infrastruktur und Natur- und Artenschutz) verkleinert sich die nördliche Teilfläche stark, so dass sie kaum beplanbar ist. Auf der verbleibenden Teilfläche können aufgrund der Größe nur 2 WEA stehen, so dass hier das Bündelungsprinzip und die steuernde Wirkung nicht erkennbar sind.

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Kapitel 4.2.2 – Seite 61 RROP-Entwurf Begründung

Potenzielle Vorrangfläche Eimen-Mainholzen

Gemeinde(n) Eimen Fläche in ha 40 Höhen in mNN 210 - 260 Ausdehnung maximal in m 540 x 250; 515 x 260; 300 x 265 Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet besteht aus 3 Teilflächen nördlich des Ortes Eimen, nordöstlich von Mainholzen und nordwestlich von Wenzen. Das Gebiet liegt direkt am Waldrand in einer strukturreichen landwirtschaftlich genutzten Umgebung (überwiegend Acker). Die stillgelegte Bahntrasse teilt das Potenzialgebiet in zwei nördliche und eine südliche Teilfläche. Das Potenzialgebiet ist nicht erschlossen (nur Wirtschaftswege).

Natura 2000 / Das Vogelschutzgebietes DE 4022-431 „Sollingvorland“ grenzt Schutzgebiete westlich und südlich an das westlich gelegene Teilgebiet an. Aufgrund der Lage und der Zweckbestimmung ist eine FFH- Vorprüfung ggf. FFH-Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Die beiden nördlich des Bahndamms gelegenen Flächen befinden sich im pot. Landschaftsschutzgebiet 7 „Ith und Hils“ mit standortheimischen Laubwäldern, Kleinstrukturen (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume), Bachläufen, Extensivgrünland incl. Brachestadien. Westlich schließt sich das Landschaftsschutzgebiet 16 „Sollingvorland-Wesertal“ (Zone 1 Grundschutz) an. In diesem Bereich mit vielfältig strukturierten Waldgebieten, Hügel- und

Kapitel 4.2.2 – Seite 62 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Berghänge sowie grünlandgeprägten Bachtälern. Das geplante Naturschutzgebiet 89 „Eimer- und Sommerberg“ liegt etwa 1.200 m südlich der westlichen Fläche. Auf den potenziellen Vorrangflächen befinden sich mehrere §30 Biotope (GB 4124/041 u. /042; 4124/047 u. /048) überwiegend Bachläufe mit Flutrasen, Erlen- und Eschen-Auwald schmaler Bachtäler, Weiden-Auengebüsch und Hochstaudensumpf. sonstige Erfordernisse der Im Nordosten der mittleren Teilfläche befindet sich ein ca. 200 m Raumordnung und breites Vorbehaltsgebiet Erholung. Landesplanung / Im Norden befindet sich zudem ein Vorbehaltsgebiet Forstwirtschaft, Raumverträglichkeit zu dem ein Minimalabstand von 35 m einzuhalten ist. Die beiden westlichen potenziellen Vorrangflächen sind als Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft festgelegt (vgl. hierzu auch Schutzgebiete) Die Flächen sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund eines hohen landwirtschaftlichen Ertragspotenzials ausgewiesen werden. Einschränkende Kriterien keine (Infrastruktur) Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Denkmalschutz Die Ortschaften Mainholzen, Eimen und Wenzen befinden sich in einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850 m- Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Orte. Natur- und Artenschutz/ Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: Landschaftsbild s. Schutzgebiete, v.a. zahlreiche §30 Biotope. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der potenziellen Vorrangfläche selbst nicht auszuschließen. In dem südlich angrenzenden Waldrand des Eimer Berges wurden 2013 und 2014 Brutnachweise des Rotmilans erbracht (DÖRFER et al. 2015). Flugbewegungen des Rotmilans wurden zwischen dem Eimer Berg und der B 64 nachgewiesen. Einzelne Flugbewegungen wurden auf den beiden östlichen potenziellen Vorrangflächen nachgewiesen ohne jedoch einen konkreten Horststandort. Allerdings weist der Waldrand ebenfalls Horstbäume auf. In den Wäldern des Hils befinden sich Brutplätze des Schwarzstorches. Das potenzielle Vorranggebiet befindet sich außerhalb des 3.000 m Vorsorgeabstands. Eine erhöhte, potenzielle Bedeutung als Nahrungshabitat kann

Kapitel 4.2.2 – Seite 63 RROP-Entwurf Begründung

aufgrund der Strukturen aber nicht ausgeschlossen werden.

Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst keine bekanntes tradiertes Rastgebiet bzw. erkennbar von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu und der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Arten) ist im Hillebachtal nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Im Norden und Süden der potenziellen Vorrangfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Die Gehölze auf den potenziellen Vorrangflächen können zudem als Leitstrukturen dienen. Auch Gemäß BatMap ist für 2018 im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen der Zwergfledermaus, im weiteren Umfeld auch Wasser- und Teichfledermaus, Großem Mausohr, Fransen- und Bartfledermaus zu rechnen, weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur sehr wahrscheinlich. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die strukturreicheren Grünland-/Gehölzkomplexe. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung verändert. Damit wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben im Landschaftsraum überwiegend als günstig bis besonders günstig einzustufen sind, mit Ausnahme der südlich des Bahndamms befindlichen Fläche (ungünstig). Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind daher mit Ausnahme der genannten Bereiche besonders ausgeprägt Wasser / Boden Auf den Flächen befinden sich zahlreiche kleinere Bäche/Gräben (vgl. Schutzgebiete) Die Böden weisen ein hohes natürliches Ertragspotenzial auf, sind jedoch überwiegend stauwassergeprägt (LBEG BK 50). Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien und den Belangen der Raumordnung sowie abwägungsrelevanter Belange verkleinert sich das Gebiet (Schonung Waldrand, Beachtung von § 30 Biotopen) auf ca. 13 ha. Die durch die Berücksichtigung der genannten Kriterien entstanden 4 Teilflächen entsprechen nicht dem Bündelungsgebot und erfüllen keine steuernde Wirkung. Hinzu kommt noch die fehlende Infrastruktur bzw. die ungünstige Erschließung.

Kapitel 4.2.2 – Seite 64 4.2.2 Nutzung der Windenergie

pot. Vorranggebiet entfällt!

Kapitel 4.2.2 – Seite 65 RROP-Entwurf Begründung

Potenzielle Vorrangfläche Heinade-Braak

Gemeinde(n) Deensen, Heinade Fläche in ha 83 Höhen in mNN 300 - 370 Ausdehnung 1.600 x 1805 maximal in m Lagebeschreibung: Das Gebiet befindet sich westlich der Ortschaft Heinade am östlichen Sollingrand. Das Gebiet liegt in einer strukturarmen landwirtschaftlich intensiv genutzten Umgebung (überwiegend Acker). Die höheren Windräder werden den Solling aufgrund ihrer Höhe von 230 m überragen. Das Potenzialgebiet ist durch bestehende Wirtschaftswege gut erschlossen.

Natura 2000 / Ca. 500 m nordöstlich befindet sich das FFH-Gebiet DE 4123-301 „Holzberg bei Schutzgebiete Stadtoldendorf, Heukenberg“ sowie das Vogelschutzgebiet DE 4022-431 „Sollingvorland“. Aufgrund der Lage und Entfernung ist eine FFH-Vorprüfung ggf. FFH-Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Im Nordosten (500 m entfernt) befindet sich das Naturschutzgebiet 150 „Holzberg, Denkiehäuser Wald, Heukenberg“ (im Verfahren) mit Kalk- Quellsümpfen, Kalktuffquellen, magere Mähwiesen und Kalkmagerrasen, Gehölzstrukturen, strukturreiche Waldlebensraumtypen; Arten und Habitatschutz von Fledermäusen, geschützten Vogelarten, Wirbellosen und Mollusken sowie Orchideen (insbesondere Frauenschuh); Erhalt von Felsbiotopen und strukturreichen Kulturlandschaften.

Kapitel 4.2.2 – Seite 66 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Im Westen schließt unmittelbar das LSG HOL 15 und der Naturpark Solling- Vogler an. Nordöstlich ca. 500 m entfernt liegt das LSG HOL 16 Sollingvorland- Wesertal. sonstige Im Osten befindet sich ein ca. 150 m breites Vorbehaltsgebiet Erholung. Heinade Erfordernisse der ist Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung. Seine Bedeutung Raumordnung und erlangt der Ort vor allem wegen der Zugehörigkeit des über 2 km südlich Landesplanung / liegenden Ortsteiles Hellental zur Gemeinde. Hier sind die touristischen Raumverträglichkei Einrichtungen konzentriert. Ca. 21 ha der Fläche liegen innerhalb der t Naturparkfläche. Im Süden befindet sich zusätzlich zu den vorhandenen LSG im Westen und Osten ein weiteres Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft (potenzielles LSG 10 Holzberg, Homburgwald, Elfas und südliche Lenneniederung) mit standortheimischer Laubwald, Kleinstrukturen (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume), naturnahe Quellbereiche, Bachabschnitte, Stillgewässer, Extensivgrünland incl. Kalkmagerrasen und Brachestadien, aufgelassene Steinbrüche). Das potenzielle Vorranggebiet weist die genannten Strukturen nicht auf (nur einzelne Säume, Gräben, Gehölze, Grünlandfläche im Osten). Der nordöstlich entspringende Eberbach stellt ein lineares Vorranggebiet für den Biotopverbund vom Sollingrand entlang der Holzbergwiesen bis zum Forstbach dar. Ebenfalls ein lineares Vorranggebiet Biotopverbund bildet der Spüligbach im Osten. Das Vorranggebiet Biotopverbund knüpft hierbei an Vorranggebiete Natur und Landschaft bzw. das bestehende LSG und die Vorbehaltsgebiete an und kennzeichnet Korridore/Bereiche, in denen es gilt den Biotopverbund zu erhalten und weiterzuentwickeln. Im Westen befindet sich ein Vorbehaltsgebiet Forstwirtschaft, zu dem ein Minimalabstand von 35 m einzuhalten ist. Es ist keine besondere Funktion für z. B. Arten- und Lebensgemeinschaften ersichtlich. Die Flächen sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund besonderer Funktionen (Teilbereiche) und aufgrund eines hohen landwirtschaftlichen Ertragspotenzials ausgewiesen werden. Einschränkende Keine Kriterien (Infrastruktur) Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Die Ortschaften Heinade, Braak und Deensen befinden sich in einem Abstand Denkmalschutz von min. 850 m. Der angewandte 850 m-Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegt der Ort Heinade. Dort sind erhöhte Lärmbelästigungen zu erwarten. Der Ort Heinade kann zudem bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum liegen, da keine abschirmenden Strukturen vorhanden sind. Dies trifft auch zum Teil auf den nordöstlich liegenden Ort Braak zu. Natur- und Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein:

Kapitel 4.2.2 – Seite 67 RROP-Entwurf Begründung

Artenschutz/ Derzeit keine besondere Bedeutung im potenzielle Vorranggebiet erkennbar. Landschaftsbild Grundsätzlich ist jedoch von Funktionsbezügen zwischen Solling und dem nahegelegenem Holzberg auszugehen. Gemäß Landschaftsrahmenplan kommt der südlich angrenzenden Bachniederung (Nebenarm des Spüligbaches) eine Bedeutung als zu erhaltender Grünlandbereich und als Biotopverbundentwicklungsachse zu. Dies trifft westlich auch auf die vorgelagerten Wald- und Grünlandflächen zu, die in die Feldflur vom Sollingrand zum Holzberg hin aus ausstreichen. Insofern kommt auch hier dem Raum eine Bedeutung in Bezug auf den Biotopverbund zu (s. o.). Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der potenziellen Vorrangfläche selbst nicht zu erwarten. Im Abstand von über 1.000 m wurde 2014 an der L 580 in einem Gehölz ein Brutnachweis für Rotmilan nachgewiesen (Dörfer et al. 2015). Die Flugbewegungen sind jedoch außerhalb des potenziellen Vorranggebietes. Der Horststandort konnte 2017 nicht mehr bestätigt werden. Weitere Flugbewegungen sind für den Bereich östlich von Braak nachgewiesen, jedoch ohne einen konkreten Horststandort. Allerdings befindet sich in den Wäldern des Holzberges (Vogelschutzgebiet) ein landesweit bedeutsamer Rotmilan-Lebensraum (NLWKN 2013). Die südlich der Fläche gelegenen Wälder weisen keine Bedeutung als Bruthabitat für windkraftsensible Vögel auf. Eine erhöhte, potenzielle Bedeutung als Nahrungshabitat wird aufgrund der Strukturen und der Nutzung im potenziellen Vorranggebiet ausgeschlossen. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst kein bekanntes tradiertes Rastgebiet bzw. von besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu und der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Arten) ist nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Im Westen und Nordosten der potenziellen Vorrangfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap (2018) ist im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen des Großen Mausohrs, der Breitflügelfledermaus und des Gr. Abendsegler zu rechnen (v. a. ältere Nachweise), aktueller Nachweise (2017) liegen im Umfeld zudem für Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus uns Langohr , weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur evtl. vorhanden. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die strukturreicheren Grünland- /Gehölzkomplexe am Holzberg, aber auch die dem Solling vorgelagerten Waldinseln und Tälchen (v.a. Tal in Richtung Pilgrim, Nebengewässer des Spüligbaches, Leitstrukturen). Bedeutung Landschaftsbild: Die Landschaftsbildbewertung des Landschaftsrahmenplanes wurde hier im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung der Bewertung nicht verändert. Die Voraussetzungen für das Landschaftserleben im Landschaftsraum sind hier überwiegend als ungünstig eingestuft, mit Ausnahme der westlich angrenzenden

Kapitel 4.2.2 – Seite 68 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Waldflächen, der in die Landschaft ausstreichenden Wald-/Grünlandinseln und dem südlich verlaufenden Bachtal nach Pilgrim (als günstig und besonders günstig bewertet). Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung sind daher mit Ausnahme der genannten Bereiche nicht besonders ausgeprägt. Allerdings ist besonders zu berücksichtigen, dass die grünlandgeprägten Hänge des Holzberges als historische Kulturlandschaft auch landesweiter Bedeutung (NLWKN 2017) von besondere Relevanz sind (ca. 500 m östlich, s. auch Landschaftsrahmenplan). Entsprechendes gilt für den Bereich Burgberg, Amelungsborn und Homburg, der gemäß NLWKN auch das Forst- und Beverbachtal einschließt. Die potenzielle Vorrangfläche ist hier vom Osten und Norden der Stadtoldendorfer Hochfläche aus sowie den umliegenden Höhenzügen (Holzberg, Homburgwald, Ausläufer des Burgberges mit jeweils sehr hoher Bedeutung für das Landschaftsbild) einsehbar. Wasser / Boden Auf der potenziellen Vorrangfläche bzw. am Rand verlaufen mehrere kleine Bäche/Gräben, die in den Eberbach oder Spüligbach münden. Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird trotz der angesprochenen Sichtbeziehungen zum tlw. landschaftlich sehr bedeutsamen Umland überwiegend als raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass ein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der Belange der Raumordnung verkleinert sich das Gebiet im Südwesten (Schonung Waldrand) geringfügig auf 72 ha. Die Kompaktheit und Größe des Gebietes bleibt somit weitestgehend erhalten. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens sind die Belange des Artenschutzes (v. a. windkraftsensible Greif-, Zugvögel und Fledermäuse) konkret zu prüfen und eine FFH-Vorprüfung ggf. eine FFH Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Den Belangen des Biotopverbundes, dem Erhalt von vorhandenen Leitstrukturen sowie der Offenhaltung eines Korridors zwischen Solling und Holzberg ist besonders Rechnung zu tragen. Aus diesem Grund ist das Tälchen nach Pilgrim einschließlich eines Vorsorgeabstands von 100 m (analog zum Waldrand mit besonderen Funktionen) freizuhalten. Entsprechend wird im Norden das Gebiet auf die Grenze der dortigen Grabenparzelle in Verlängerung der vorhandenen Waldinseln zurückgenommen. Ferner sind insbesondere die Belange der örtlichen Bevölkerung im Blick auf v. a. Schattenwurf und Befeuerung zu beachten. Letzter Punkt ist auch von besonderer Relevanz in seiner Wirkung auf die umliegenden historischen Kulturlandschaften und die Sichtbeziehungen zu den umliegenden Höhenzügen.

Kapitel 4.2.2 – Seite 69 RROP-Entwurf Begründung

Kapitel 4.2.2 – Seite 70 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Potenzielle Vorrangfläche Denkiehausen-Heinade

Gemeinde(n) Heinade, Fläche in ha 31 Höhen in mNN 230 - 304 Ausdehnung maximal 440 x 685; 500 x 145 in m Lagebeschreibung: Das potenzielle Vorranggebiet besteht aus zwei Teilflächen und befindet sich östlich des Ortes Heinade, südwestlich der Ortschaft Denkiehausen und nördlich des Ortes Mackensen direkt an der Grenze zum Landkreis Northeim. Das Gebiet liegt in einer strukturreichen landwirtschaftlich genutzten Umgebung (Grünland und Acker). Die K46 quert die westliche Teilfläche des potenziellen Vorranggebietes und begrenzt östliche Teilfläche. Diese wird von der K 44 gequert. Das Potenzialgebiet ist erschlossen.

Natura 2000 / Beide Teilflächen des potenziellen Vorranggebietes befinden sich z.T. im Schutzgebiete FFH-Gebiet DE 4123-301 „Holzberg bei Stadtoldendorf, Heukenberg“ bzw. im Naturschutzgebiet 150 „Holzberg, Denkiehäuser Wald, Heukenberg“ (im Verfahren). Teilbereiche des potenziellen Vorranggebietes innerhalb des FFH-Gebietes /Naturschutzgebietes entfallen. Eine FFH-Vorprüfung, ggf. FFH-Prüfung ist aufgrund der Lage durchzuführen. Für das FFH-Gebiet wertgebend (Erhaltungsziel) ist u. a. auch das Große Mausohr. Das Naturschutzgebiet 150, wie auch das FFH-Gebiet, trennt die beiden Teilflächen und zeichnet sich insbesondere durch artenreiche

Kapitel 4.2.2 – Seite 71 RROP-Entwurf Begründung

Grünlandkomplexe mit Kalk-Quellsümpfen, Kalktuffquellen, magere Mähwiesen und Kalkmagerrasen, Gehölzstrukturen, strukturreiche Waldlebensraumtypen aus, Arten- und Habitatschutz von Fledermäusen, geschützten Vogelarten, Wirbellosen und Mollusken sowie Orchideen (insbesondere Frauenschuh). Es dient u.a. dem Erhalt von Felsbiotopen und strukturreichen Kulturlandschaften. In den zu streichenden Gebieten befindet sich auch ein § 30-Biotop (Laubgebüsch trockenwarmer Kalkstandorte; Typischer Kalkmagerrasen). Das potenzielle Vorranggebiet liegt im potenziellen Landschaftsschutzgebiet 10 „Holzberg, Homburgwald, Elfas und südliche Lenne-niederung“ mit standortheimischer Laubwald, Kleinstrukturen (Baumreihen, Hecken, Einzelgehölze, Säume), naturnahe Quellbereiche, Bachabschnitte, Stillgewässer, Extensivgrünland incl. Kalkmagerrasen und Brachestadien und, aufgelassene Steinbrüche. Einschränkende Die K 46 und K 44 queren jeweils eine Teilfläche. Infrastruktur sonstige Erfordernisse Das potenzielle Vorranggebiet befindet sich in einem Vorbehaltsgebiet Natur der Raumordnung und und Landschaft. Die beiden Teilflächen werden durch Vorranggebiete Natur Landesplanung / und Landschaft sowie Natura 2000 getrennt (vgl. hierzu Schutzgebiete). Ca. Raumverträglichkeit 350 m südlich verläuft ein Vorranggebiet Biotopverbund (Spüligbach). Das Vorranggebiet Biotopverbund knüpft hierbei an Vorranggebiete Natur und Landschaft bzw. das LSG und die Vorbehaltsgebiete an und kennzeichnet Korridore/Bereiche, in denen es gilt den Biotopverbund zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der gesamte Bereich des potenziellen Vorranggebietes ist als Vorbehaltsgebiet Erholung vorgesehen. Heinade ist Standort mit besonderer Entwicklungsaufgabe Erholung. Seine Bedeutung erlangt der Ort vor allem wegen der Zugehörigkeit des über 2 km südlich liegenden Ortsteiles Hellental zur Gemeinde. Hier sind die touristischen Einrichtungen konzentriert. Das potenzielle Vorranggebiet grenzt im Norden bzw. im Westen und Osten an ein Vorbehaltsgebiet Wald an. Da dem Wald hier besondere Funktionen für den Natur- und Artenschutz zukommen, hierbei auch in Bezug auf Fledermäuse (vgl. Schutzgebiete) ist im konkreten Fall ein Abstand von mind. 100 bis 200 m (FFH-Gebiet) einzuhalten (Schutzabstand Fledermäuse, vgl. NLT). Kleinere Teile der potenziellen Vorrangflächen sollen nach dem Gutachten „Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum RROP: Landkreis Holzminden“ als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft aufgrund hohen Ertragspotenzials bzw. besonderer Funktionen ausgewiesen werden. Abwägungsrelevante Belange Wohnorte / Die Ortschaften Denkiehausen, Heinade und Mackensen befindet sich in Denkmalschutz einem Abstand von min. 850 m. Der angewandte 850-m-Siedlungsabstand schließt eine Siedlungsentwicklung in größerem Umfang in Richtung Windvorranggebiet weitgehend aus. Im Prüfbereich von 1.000 m stromabwärts der Hauptwindrichtung liegen keine Ortschaften.

Kapitel 4.2.2 – Seite 72 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Der östliche Ortsteil von Heinade kann zudem bei niedrigem Sonnenstand im durch Schattenwurf belasteten Wirkraum liegen, da keine abschirmenden Strukturen zur westlichen Teilfläche vorhanden sind. Auch Denkiehausen liegt komplett im bei Sonnenniedrigstand durch Schattenwurf belasteten Wirkraum, ist jedoch besser abgeschirmt. Artenschutz und Bedeutung Arten-/Lebensgemeinschaften (Naturschutz) allgemein: s. Lebensgemeinschaften Schutzgebiete, v.a. artenreiche Grünlandkomplexe mit Kalk-Quellsümpfen, / Landschaftsbild Kalktuffquellen, magere Mähwiesen und Kalkmagerrasen, Gehölzstrukturen, strukturreiche Waldlebensraumtypen. Bedeutung Brutvögel: Angesichts der Habitatstruktur sind Brutplätze sensibler Greif- und Großvogelarten auf der potenziellen Vorrangfläche selbst nicht zu erwarten. Die Waldränder des Denkiehäuser Waldes wurden von Dörfer et al. 2015 untersucht. Es wurden keine relevanten Horststandorte gefunden. Der nächstgelegene Brutplatz eines Rotmilans befindet sich südlich von Heinade min. 1.375 m entfernt. Der westlich gelegene Raum zwischen Holzberg und Solling ist jedoch ausgewiesener Rotmilan-Lebensraum (im Vogelschutzgebiet und südlich von Heinade). Ein Mäusebussard-Horst liegt ca. 575 m nördlich der östlichen Teilfläche. Flugbewegungen über dem potenziellen Vorranggebiet wurden nicht nachgewiesen. Bedeutung Gastvögel: Zwar ist die potenzielle Vorrangfläche selbst kein bekanntes, tradiertes Rastgebiet bzw. von erkennbar besonderer Bedeutung. Grundsätzlich kommt jedoch der nahen Weser und dem Weserbergland für den Kranichzug (Westroute) eine Bedeutung zu. Der Durchzug von Rastvögeln (auch windkraftsensiblen Arten) ist hier nicht grundsätzlich auszuschließen. Bedeutung Fledermäuse: Im Norden, Osten und Süden der potenziellen Vorrangfläche befinden sich potenzielle Quartierwälder von sensiblen Fledermausarten. Gemäß BatMap 2018 ist im Umfeld (im Quadranten) zumindest mit dem Vorkommen des Großen Mausohrs, der Breitflügelfledermaus und des Großen Abendseglers zu rechnen (v. a. ältere Nachweise), weitere Arten sind aufgrund der Raumstruktur und der Nachweise im weiteren Umfeld sehr wahrscheinlich, bspw. Langohr, Rauhhautfledermaus und Zwergfledermaus. Relevant sind hierbei insbesondere die Waldränder und die Leitstrukturen z. B. am Holzberg. Das Große Mausohr ist Gegenstand der Erhaltungsziel des FFH- Gebietes, es nutz die Wälder als Jagdhabitat. Bedeutung Landschaftsbild: Eine Landschaftsbildbewertung wurde im Zuge des Landschaftsrahmenplanes durchgeführt und im Jahr 2011 im Zuge einer Teilaktualisierung für die östliche Teilfläche angepasst/ aktualisiert. Die Bewertung der westlichen Teilfläche blieb erhalten. Es wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen für das Landschaftserleben, die Vielfalt, Eigenart und Naturwirkung in der kleinteilig strukturierten Flur mit den angrenzenden Wäldern als besonders günstig einzustufen ist. Allerdings ist besonders zu berücksichtigen, dass die grünlandgeprägten Hänge des Holzberges als historische Kulturlandschaft auch landesweiter

Kapitel 4.2.2 – Seite 73 RROP-Entwurf Begründung

Bedeutung (NLWKN 2017) von besondere Relevanz sind (ca. 500 m westlich, s. auch Landschaftsrahmenplan). Wasser / Boden Auf der potenziellen Vorrangfläche sind z. T seltene Böden sowie Böden mit einer hohen natürlichen Ertragsfähigkeit zu finden (BÜK 50). Auf der östlichen Teilfläche verläuft randlich der Teichbach und ein größerer Graben zwischen den Kreisstraßen. Zusammenfassung / Schlussfolgerung Die potenzielle Vorrangfläche wird nach der Abwägung verschiedener Belange (v.a. Natur- und Artenschutz sowie Infrastruktur) als nicht raum- und umweltverträglich beurteilt, so dass kein „Vorranggebiet Windenergienutzung“ festgelegt wird. Aufgrund der einschränkenden Kriterien und den Belangen der Raumordnung verkleinert sich das potenzielle Vorranggebiet auf eine unter 1 ha große westliche und eine ca. 8 ha große östliche Teilfläche. Eine steuernde Wirkung sowie die Bündelung von WEA auf wenige Standorte ist bei der Flächengröße der verbleibenden potenziellen Vorrangfläche nicht erkennbar.

pot. Vorranggebiet entfällt!

Kapitel 4.2.2 – Seite 74 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Ergebnisse der Planung Insgesamt werden drei Flächen als Vorranggebiete festgelegt.

Tabelle 4.2.2 - 6 Vorranggebiete

Nr. Gebietskörperschaft Bezeichnung Vorranggebiet Größe in ha Bemerkung 1 Heyen, Halle Heyen 121 8 plus 3 Anlagen 2 Ottenstein Lichtenhagen-Ottenstein 58 4 Anlagen 3 Heinade, Deensen Heinade – Braak 72 5 Anlagen

Zusammengefasst ergibt sich eine Flächengröße der Vorrangflächen von insgesamt: 251 ha.

Exkurs Vorranggebiet Windenergienutzung bei Heinade-Braak Zum Teil-Vorentwurf des RROPs im Jahr 2015 beschloss der Kreistag die Fläche in Heinade-Braak aus Gründen des Landschafts-, Arten- und Naturschutzes nicht als Vorranggebiet für Windenergie auszuweisen. Vor allem das Landschaftsbild ist aufgrund der exponierten Lage neben dem unter Naturschutz stehenden Holzberg besonders betroffen. Bisher dominiert der Holzberg durch seine besondere Form und seine durch die historische Landnutzung abwechslungsreich gegliederte Oberfläche die offene Tallandschaft um Stadtoldendorf. Mit der Aufstellung von 230 m hohen Windrädern würde diese Struktur nivelliert. Zukünftig würden die Windräder als Energieproduzenten den Talraum dominieren und die Besonderheit der Ablesbarkeit der historischen Kulturlandschaft würde zurücktreten.

Aufgrund des Umstandes, dass die Vorrangfläche Windenergienutzung bei Lichtenhagen aufgrund der verschiedener Umstände nur stark verkleinert ausgewiesen werden kann, wird die Fläche Heinade-Braak trotz der oben genannten Bedenken als Vorranggebiet ausgewiesen, um der Energieproduktion substanziell Raum zur Verfügung stellen zu können.

Bestandsschutz der vorhandenen Anlagen Die sich außerhalb der zukünftigen Vorrangflächen bereits bestehenden und genehmigten Anlagen genießen einen Bestandsschutz und können solange weiterbetrieben werden bis sie abgängig sind. Die Situation stellt sich im Einzelnen wie folgt dar:

Kapitel 4.2.2 – Seite 75 RROP-Entwurf Begründung

Tab:. 4.2.2 – 7 Vorhandene Vorrangflächen des RROP 2000

Vorrangflächen Anlagen Genehmigungen Bemerkung zum Repowering Heyen und 13 2002 bis 2014 Fläche bleibt in einer anderen äußeren Form Wegensen erhalten. Fünf Anlagen stehen zukünftig außerhalb der Vorrangflächen, könnten aber zum Teil in der ergänzten selben Fläche repowert werden. Hehlen keine Lichtenhagen -süd, 8 2002 bis 2014 Hier besteht im Augenblick keine Möglichkeit die 3 Teilflächen Anlagen zu repowern aufgrund der Nähe zu Lichtenhagen und der Umfassung mit Windenergieanlagen von Neersen. Wenn die Anlagen abgängig sind und abgebaut werden, kann die Fläche Lichtenhagen-Ottenstein erweitert werden. Dort besteht dann die Möglichkeit die Anlagen zu repowern. Kölker Berg 4 vor 2002 Hier besteht keine Möglichkeit die Anlagen zu repowern aufgrund des Flugraumes des Schwarzstorches. Hohe/Kugelberg 3 2002 Hier besteht keine Möglichkeit die Anlagen zu repowern aufgrund des Flugraumes des Schwarzstorches Vahlbruch-nord 4 vor 2002 Aufgrund der Umfassung mit Windenergieanlagen von Neersen können die Anlagen an dieser Stelle nicht repowert werden. Vahlbruch-süd keine Odfeld keine Stadtoldendorf, 3 vor 2002 Aufgrund der Lage im Europäischen 3 Teilflächen Vogelschutzgebiet besteht keine Möglichkeit zum Repowern. Summe 35

Die vorhandenen Anlagen sind zum großen Teil um die Jahrtausendwende oder danach errichtet worden und werden bei einer theoretischen Laufzeit von 20 bis 30 Jahren noch bis zum Jahr 2030 weiterbetrieben werden. Fünf Anlagen bei Wegensen und die acht Anlagen in Lichtenhagen können nach Abgang theoretisch repowert werden und an anderer Stelle wiedererrichtet werden.

Vierzehn Anlagen (Stadtoldendorf, Kölker Berg und Hohe/Kugelberg) können aus Artenschutzgründen an diesen Stellen nicht repowert werden. Zusätzlich können die Anlagen in Vahlbruch aufgrund der Umfassung des Ortes Neersen mit Windenergieanlagen nicht erneuert werden. Der Ort Neersen wird im Augenblick von in einem Winkel über 180° von Windenergieanlagen eingeschlossen. (vgl. potenzielle Vorrangflächendiskussion von Vahlbruch und Lichtenhagen). Da der Landkreis nur

Kapitel 4.2.2 – Seite 76 4.2.2 Nutzung der Windenergie zwei neue Vorrangflächen für Windenergie ausweisen kann, können für die vierzehn nicht an ihrem Standort zu erneuernden Anlagen keine weiteren Flächen ausgewiesen werden.

Für die Fläche in Lichtenhagen haben sich die Grundstückseigentümer zusammengeschlossen, um die Flächen gemeinsam zu vermarkten. Sie sind nicht an der Bereitstellung von Flächen für ein Repowering interessiert. Theoretisch käme noch die Fläche in Heinade-Braak für ein Repowering in Frage. Wenn diese Fläche aber für Repowering genutzt würde, könnte sie erst bei Aufgabe von bestehenden Anlagen genutzt werden. Dies wäre wahrscheinlich aber erst in ca. zehn Jahren der Fall. Für den Klimaschutz ist es für den Landkreis wichtig, möglichst schnell Strom mit erneuerbaren Energieträgern zu produzieren. Die Fläche zehn Jahre leer stehen zu lassen, wäre eine Verschwendung von Flächenressourcen.

Bei der nächsten Neuaufstellung des RROPs muss dann neu entschieden werden, wie mit den vorhandenen Anlagen umgegangen wird.

Im RROP 2000 wurden neun Flächen als Vorrangflächen für die Windkraftnutzung ausgewiesen. Diese haben eine durchschnittliche Größe von 27 ha. Insgesamt stehen zur Zeit der Aufstellung des neuen RROPs im Landkreis Holzminden 36 Windenergieanlagen, von denen 35 Anlagen den bestehenden Vorranggebieten zugeordnet werden können. Die bestehenden 36 Anlagen haben eine Nennleistung von 47 MW.

Von den bestehenden neun Vorrangflächen können zukünftig auf acht Flächen (50 % der Gesamtflächen VR Windenergie des RROP 2000) keine neuen Anlagen mehr aufgestellt werden. Auf diesen acht Flächen stehen 27 Anlagen, die insgesamt eine Nennleistung von 30,5 MW haben.

Von den bestehenden Anlagen stehen acht Anlagen auf der Teilfläche Heyen (121 ha), die auch in diesem RROP als Windvorranggebiete ausgewiesen wird. Diese Anlagen können in den nächsten Jahren bei Bedarf repowert werden, wobei bereits zwei von den bestehenden Anlagen erst in den Jahren 2015/16 errichtet wurden und bereits eine Nennleistung von jeweils drei MW haben. Insgesamt haben die acht Anlagen eine Nennleistung von 16,8 MW.

Flächen- und Energiebilanz Zusätzlich zu der bestehenden verbleibenden Fläche werden in diesem RROP zwei weitere Flächen mit insgesamt 129 ha ausgewiesen. Auf diesen Flächen können theoretisch 9 Anlagen aufgestellt werden. Zusätzlich können durch eine Ausweitung der Fläche Heyen (63,5 ha) in anderer Richtung als in der bestehenden Ausrichtung drei weitere Anlagen aufgestellt werden. Davon ausgehend, dass 3,5 MW-Anlagen aufgestellt werden würden, ergibt sich daraus eine theoretische maximale Nennleistung von 42 MW.

Insgesamt lässt sich aus den im RROP ausgewiesenen Flächen eine theoretische Gesamtnennleistung von 58,8 MW errechnen. Dies bedeutet eine Steigerung der

Kapitel 4.2.2 – Seite 77 RROP-Entwurf Begründung theoretischen Stromerzeugung von etwa 25 % gegenüber den bestehenden Anlagen bei einer Verringerung der Anzahl der Anlagen.

Tab.: 4.2.2 - 8 Vergleich der Vorrangflächenausweisung für Windenergie zwischen altem und neuen RROP

Fläche Anzahl der Nenn- Gesamte An- Größe in ha Ø-Größe möglichen leistung je Nennleistung zahl Anlagen Anlage Ø Zusätzliche Neuausweisung 2 129 65 9 3,5 MW 31,5 MW RROP 2019 Ausweitung der Fläche 1 63 3 3,5 MW 10,5 MW Heyen Fläche im RROP 2000 vorhanden, bleibt erhalten 1 60 125 8 2,0 MW 16,8 MW (Heyen) Fläche im RROP 2000 vorhanden, fällt zukünftig 7 186 17 27 1,1 MW 30,5 MW weg, Bestandsschutz der Anlagen

Die vorhandenen Windräder mit Bestandschutz haben eine Nennleistung von 30,5 MW. Damit kann der Landkreis zwar die im Klimaschutzgutachten geforderten 85 MW für das Jahr 2020 erreichen, allerdings kann diese Produktionsmenge (89,3 MW) nicht über den Bestandsschutz der Anlagen hinaus gesichert werden. Eine weitere Steigerung der Windenergienutzung wie im Klimagutachten gefordert ist unter den gegebenen Umständen nicht absehbar.

Der Plangeber ist der Meinung, dass er unter Einbeziehung der Fläche Heinade- Braak mit der vorgelegten Planung der Windenergie substanziell Raum zur Verfügung stellt, auf der sich die Windenergie gegen andere Nutzung durchsetzen kann. Auf den ersten Blick erscheint die Ausweisung von 0,36 % der Landkreisflächen als Windvorrangflächen als relativ gering. Stellt man die erreichte Flächengröße aber in Relation zu den einschränkenden Kriterien, ergibt sich ein anderes Bild. Über 93 % des Landkreises entziehen sich der Nutzung für die Windkraft, davon werden z. B. 40,8 % der Landkreisflächen von Wohnhäusern mit einem „harten“ Schutzabstandspuffer von 460 m belegt und 58,8 % der Landkreisflächen durch Landschaftsschutzgebiete und 45,8 % der Landkreisflächen werden von Wald bedeckt. Trotzdem die weichen Tabuzonen auf ein Minimum reduziert wurden, können nur 682 ha für eine Flächenabwägung in Betracht gezogen werden, die sich auf relativ viele kleine und drei große Flächen verteilen. In der Einzelflächenabwägung zeigt sich, dass sich die Windenergie wirklich nur auf den drei großen Flächen gegen andere Belange durchsetzen können wird. Mit der

Kapitel 4.2.2 – Seite 78 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Ausweisung dieser drei Flächen stellt der Landkreis ohne Abstriche alle potentiell möglichen Flächen als Vorrangflächen für die Windenergienutzung zur Verfügung.

Ursache für die relativ geringe Größe der der Windenergie zur Verfügung gestellten Flächen sind die wertvolle Landschaft im Landkreis Holzminden und der damit verbundene Landschaftsschutz, der im Landkreisgebiet großen Raum einnimmt. Unter anderem trägt der Landkreis Holzminden die Verantwortung für wichtige historisch geprägte und gewachsene Kulturlandschaften. Sechs der 71 ausgewählten besonders wertvollen Historischen Kulturlandschaften in Niedersachsen sind im flächenmäßig kleinen Landkreis Holzminden verortet (vgl. Karte 2.1 – 01 Historische Kulturlandschaftselemente und die Anlage zum RROP). Hinzu kommt die Schönheit des Landschaftsbildes. 78 % der Flächen des Landkreises (ohne Siedlungen) haben eine hohe oder besondere Bedeutung für das Landschaftsbild.

Die touristische Inwertsetzung dieses Potenzials wird immer wichtiger für den Landkreis. Die überregionalen Wanderwege sind mittlerweile prädikatisiert und werden bundesweit vermarktet. Im Augenblick werden weitere regionale Themenwanderwege ausgewiesen. Der Träger der touristischen Entwicklung die Solling-Vogler-Region strebt damit an, eine der ersten zertifizierten Qualitäts- wanderregionen in Deutschland zu werden.

Im Falle des Landkreises Holzminden stellt sich die Flächenbilanz der Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie im Einzelnen wie folgt dar:

Tab. 4.2.2 - 9 Flächenbilanz

Fläche Größe Anteil an der Anteil an den Anteil an den Fläche des Restflächen Restflächen Landkreises abzügl. der abzügl. der harten Tabu- harten zonen Tabuzonen und der Waldflächen

Landkreis Fläche 69.424 ha 100,00 %

Potenzialflächen abzüglich der 11.338 ha 16,4 % 100 % harten Tabuzonen

Potenzialflachen abzüglich der 4.266 ha 6,2 % 37,6 % 100 % harten Tabuzonen und dem Wald

Potenzielle Windvorrangflächen (mit Berücksichtigung harter und 682 ha 1,00 % 6 % 16 % weicher Tabuzonen)

Vorranggebiete 251 ha 0,36 % 2,2% 5,8 %

Zum Vergleich: 246 ha 0,36 % Vorrangflächen im RROP 2000 Nach Abzug aller harten Tabuzonen verbleiben als Potentialflächen 11.338 ha (16,4 % der Landkreisfläche). Von diesen Flächen beträgt der Anteil des Waldes

Kapitel 4.2.2 – Seite 79 RROP-Entwurf Begründung noch einmal 37,6 %. Der Wald steht in Niedersachsen der Windkraft nur in Ausnahmefällen zur Verfügung. Im LROP werden zwei Kriterien genannt:

Wald kann für die Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie genutzt werden, wenn

– „weitere Flächenpotenziale weder für neue Vorrang- noch für neue Eignungsgebiete im Offenland zur Verfügung stehen und

– es sich um mit technischen Einrichtungen oder Bauten vorbelastete Flächen handelt.“

Während das erste Kriterium im Landkreis durch die Herabsenkung der weichen Tabuzonen auf eine Minimum erfüllt wird, gibt es nach Aussage der Unteren Waldbehörde im Landkreis Holzminden keine nach dem Windenergieerlass gerechtfertigten vorbelasteten Flächen, die der Windenergie zur Verfügung stehen könnte.

Diskussion des Windenergieerlasses Im Windenergieerlass des niedersächsischen Umweltministeriums werden Zielgrößen zu den auszuweisenden Windvorrangflächen für jeden Landkreis in Niedersachsen bis zum Jahr 2050 empfohlen:

„Die Berechnungen der Flächenpotenziale für die Windenergienutzung mithilfe des Geoinformationssystems des MU haben unter Zugrundelegung der sog. „harten Tabuzonen“ (siehe A n l a g e 2 (des Windenergieerlasses)) und Ausschluss von FFH- Gebieten und Waldflächen eine landesweite Potenzialfläche von insgesamt maximal etwa 19,1 % der Landesfläche ergeben (siehe ggf. Erläuterung in A n l a g e 1). Derzeit ist davon auszugehen, dass für die Realisierung von 20 GW im Jahr 2050 ca. 4 000 bis 5 000 Anlagen oder ein Flächenbedarf von mindestens 1,4 % der Landesfläche*) und bezogen hierauf rd. 7,35 % der Potenzialfläche erforderlich ist (rd. 67 000 ha). Für die Träger der Regionalplanung und Gemeinden bedeutet dies, dass sie mindestens 7,35 % ihrer jeweiligen Potenzialfläche (siehe Anlage 1) als Vorranggebiete für die Windenergienutzung vorsehen müssten. Dabei sind planerisch bereits ausgewiesene Flächen für die Windenergienutzung einzurechnen. Die Tabelle 1 (Anlage 1) gibt den Trägern der Regionalplanung richtungsweisend einen Überblick über die jeweilige Potenzialfläche im Planungsraum, die sich nach Abzug von harten Tabuzonen, FFH-Gebieten und Waldflächen ergibt, sowie das daraus jeweils abgeleitete 7,35 %-Ziel nach derzeitigem Stand.“ (Windenergieerlass des MU, S. 192f)

In der Anlage 1 zum Windenergieerlass wird weiter ausgeführt:

„Es ist nicht von vornherein ausgeschlossen, dass lokal spezifischere oder aktuellere Informationen zu bestehenden harten Tabuzonen vorhanden sind. Sind diese beispielsweise umfänglicher anzunehmen als die in Tabelle 1 genannten Flächen, so werden die der Planung zugrunde zu legende Potenzialfläche für die Windenergie-

Kapitel 4.2.2 – Seite 80 4.2.2 Nutzung der Windenergie

nutzung und auch der daraus abgeleitete Orientierungswert entsprechend geringer ausfallen.“ (Anlage 1 zum Windenergieerlass, S. 206)

Letzteres trifft auf den Landkreis Holzminden zu. Stellt man die Zahlen aus dem Windenergieerlass den tatsächlichen erreichten Flächen gegenüber, ergibt sich folgendes Bild:

Tab. 4.2.2 - 10 Vergleich Zielflächen

Windenergieerlass LK Holzminden LK Holzminden mit (LSG nicht tatsächlichen Werten berücksichtigt) (LSG = hart) Potenzialfläche (Landkreisfläche abzüglich der harten Tabuzonen 7412 ha 7227 ha 4266 ha und dem Wald) Zielprozentsatz 7,35% 7,35% 7,35% Auszuweisende Vorranggebiete 545 ha 531 ha 314 ha

Im Windenergieerlass werden Landschaftsschutzgebiete mit Bauverbot als harte Tabuzone aufgeführt (vgl. Anlage 2 zum Windenergieerlass). Allerdings nimmt das Umweltministerium diese nicht in ihre Berechnung der Potenzialgebiete mit auf und kommt damit auf Werte, die ohne die Teilaufhebung von Landschaftsschutzgebieten unrealisierbar erscheinen – vor allem, wenn wie im Landkreis Holzminden große Bereich als Landschaftsschutzgebiete mit Bauverbot ausgewiesen sind. Für den Landkreis Holzminden wurde im Gutachten zur Prüfung von potenziellen Vorrangflächen innerhalb von Landschaftsschutzgebieten (Anhang 4 zum RROP) belegt, dass eine Löschung oder Teillöschung von Landschaftsschutzgebieten nicht als verhältnismäßig erachtet werden kann.

Die vorgelegte Planung legt für die nächsten 10 bis 20 Jahre 251 ha fest. Dies wird allerdings zukünftig nicht ausreichen, die Empfehlungen des Landes Niedersachsen bis zum Jahr 2050 umzusetzen. Für das nächste RROP sollte dann über den Einsatz von Windrädern im Wald nachgedacht werden. In Anbetracht dessen, dass die Anlagen immer größer und lauter werden, ist eine Verringerung der Abstände zu Wohngebieten nur schwer denkbar. Für eine Nutzung des Waldes als Windenergiestandort müssten vom Land Niedersachsen allerdings die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Hierfür wären das LROP und der Windenergieerlass anzupassen.

Kapitel 4.2.2 – Seite 81 RROP-Entwurf Begründung

Zu den einzelnen Festlegungen

Zu RROP 4.2.2 - 01

Ziel und Notwendigkeit Der Landkreis Holzminden setzt sich dafür ein, die Nutzung erneuerbarer Energien sowie Investitionen im Bereich Energieeinsparung und Klimaschutz im Landkreis umfassend zu fördern und aktiv zu verbessern.

Die Energieversorgung soll nachhaltig entwickelt und langfristig gesichert werden. Dies reduziert die Belastungen für das Klima, die Natur und Umwelt im Vergleich zu fossilen Energieträgern und stärkt die Versorgung der Region mit selbst erzeugter Energie.

Ein zentraler Energieträger, der diese Ziele zu erreichen hilft, ist die Windenergie.

Diese Bestrebungen werden unter Anderem befördert durch

 das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG),  die Privilegierung von Windenergieanlagen in § 35 Baugesetzbuch (BauGB),  Vorgaben des Landesraumordnungsprogramms Niedersachsen. Durch die Festlegung der Flächen als Vorranggebiete für Windenergienutzung sind andere raumbedeutsame Nutzungen, die der Windenergienutzung entgegenstehen, ausgeschlossen. Dies soll sicherstellen, dass sich die Nutzung der Windenergie gegenüber anderen Nutzungen auch tatsächlich durchsetzen kann. (vgl. Planungskonzept).

Ermittlung der Gebietskulisse Der Weg zur fachlichen Erarbeitung der konkreten Flächenkulisse für den Landkreis Holzminden mit der entsprechenden Begründung wird ausführlich in Kapitel „Planungskonzept“ dargelegt.

Um der Privilegierung von Windenergieanlagen im Außenbereich nach BauGB § 35 gerecht zu werden, sollen im Landkreis Holzminden bestimmte geeignete Gebiete für die Windenergieanlagen vorbehalten sein.

Zu RROP 4.2.2 - 02

Ausschluss- und Bündelungswirkung Der Ausschluss raumbedeutsamer Windenergieanlagen außerhalb der Vorrang- gebiete dient der räumlichen Konzentration. Dies soll Raumnutzungskonflikte reduzieren und widerstrebenden Belangen gerecht werden: die Windenergie soll dort gebündelt genutzt werden können, wo sie das Landschaftsbild, den Erholungswert der Landschaft und die damit verbundene Lebensqualität so wenig wie möglich beeinträchtigt.

Kapitel 4.2.2 – Seite 82 4.2.2 Nutzung der Windenergie

Regionaler Maßstab Eine zentrale Ausweisung von Vorranggebieten mit Ausschlusswirkung auf regio- naler Ebene soll die Flächenfindung für Investoren erleichtern und die Träger der Flächennutzungsplanung in der aufwändigen Herleitung der Flächen finanziell und organisatorisch entlasten.

Die Flächenausweisung auf Ebene der Regionalplanung hat sich im Vorgänger- RROP gewährt und wurde auch für die aktuelle RROP-Neuaufstellung durch den Kreistag beschlossen (Allgemeine Planungsabsichten, siehe Quellenverzeichnis).

Zu RROP 4.2.2 - 03

Nach einem Urteil des OVG Lüneburg können Träger der Regionalplanung die Raumbedeutsamkeit von Anlagen definieren (OVG Lüneburg vom 15.09.2011, 12 LB 218/08). Hiervon macht der Plangeber Landkreis Holzminden Gebrauch. Mit diesem Grundsatz werden alle Anlagen von über 50 m gemessen vom Erdboden bis zur Rotorspitze als raumbedeutsam definiert.

Die Anlagen von 50 m überragen die höchsten Bäume (30 m) und sind von weit her sichtbar. Durch die drehenden Rotoren ziehen WEA die Blicke auf sich. In der kuppigen Mittelgebirgslandschaft des Landkreises Holzminden müssen die kleinen Anlagen, um wirtschaftlich betrieben werden zu können, exponiert auf den Kuppen platziert werden und können nicht unterhalb der Höhen versteckt werden. Das empfindliche Landschaftsbild der Mittelgebirgslandschaft wird durch die Dominanz der Anlagen auf den Kuppen massiv gestört. Somit ist die Raumbedeutsamkeit der Anlagen gegeben.

Die konkrete Festlegung der Grenze von 50 m ergibt sich aus dem Bundes- immissionsschutzgesetz. Ab dieser Höhe greift die gesetzliche Regelung der Geneh- migungspflicht von Windenergieanlagen nach dem BImSch-Verfahren § 4 BImSchG (i. V. m. Anhang der 4. BImSchV).

Im Einzelfall kann von dieser Grenze von 50 m Gesamthöhe der Anlage(n) abgewichen werden. Zur Beurteilung des Einzelfalls dienen v.a. die Kriterien:

 Höhe der Anlage(n),  Anzahl der geplanten und bereits vor Ort vorhandenen Anlagen (Gruppierung),  Lage des Standortes,  Auswirkung der Anlage(n) auf die planerisch gesicherten Raumfunktionen und –nutzungen der Standortumgebung,  Vorbelastung der Standortumgebung. Der begrenzte Raum, der der Windenergienutzung im Landkreis Holzminden zur Verfügung stehen kann, soll optimal für seine Zweckbestimmung genutzt werden. Höhere Windenergieanlagen besitzen in der Regel eine stärkere Leistung und kön- nen somit die Ziele der erneuerbaren Energieerzeugung flächensparender erreichen.

Kapitel 4.2.2 – Seite 83 RROP-Entwurf Begründung

Zu RROP 4.2.2 - 04

Die Abgrenzungen im RROP erfolgen in einem Maßstab 1:50.000. Damit sind die Abgrenzung der Vorrang- und Vorbehaltsgebiete nicht flächen- bzw. parzellenscharf. Bei der Ausweisung von Vorrangflächen für Windenergie stellen die gewählten Abstände zur den Wohngebäuden bei Streuwohnlagen (690 m) und zu den ausgewiesenen Flächen mit Wohn- und Erholungsnutzung des Flächennutzungsplanes (850 m) aber einen Minimalwert dar, der nicht unterschritten werden kann. Dies ist begründet mit der Vorsorge vor Lärmemissionen und der optisch bedrückenden Wirkung der Windenergieanlagen. Mit der Einhaltung der Minimalabstände soll sichergestellt werden, dass auch die Außenbereiche der im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Flächen mit Wohnnutzung sowie die Hofflächen der Wohngebäude im Außenbereich für eine Freizeitgestaltung nutzbar bleiben.

Die starken Lärmemissionen der Windenergieanlagen gehen von den Bewegungen der Rotorblätter der Anlagen aus. Auf diese Lärmquelle beziehen sich die gewählten Abstände. Deswegen sind die Abstände zur Wohnbebauung im Außenbereich bzw. Grundstücken mit Wohnnutzung in den Ortschaften von der äußersten Rotorspitze zu messen.

Kapitel 4.2.2 – Seite 84