Chronik der Stadt Strasburg () 21

1. Zur Entstehungsgeschichte der Stadt Strasburg

1.1 Informationsmaterial wirft Fragen auf

So ist das nun mit der Stadtgeschichte Strasburgs … Man geht frohgemut zur Informations-Stube, kommt mit einer netten Kollegin ins Gespräch, ersteht Gedrucktes über Strasburg. Ein erster Blick in das zuerst überreichte Material weckt Freude. „DIE STADT STRASBURG DIE UMGEBUNG PORTRÄT EINER UCKERMÄRKISCHEN KLEINSTADT“ 1 Da ist ein Großfoto vom Stadtsee. Eines der beiden Wahrzeichen Stras burgs, der Wasserturm, versteckt sich im dominierenden Blau und Grün des Farbbildes. Man blättert, stellt fest: Fotos sind raumgreifender als das Klein- gedruckte – Zug der Zeit, Kreativität der Werbe prospek te? Auf vier Seiten die Ermunterung zu einem Stadtrundgang mit dem An- spruch „Rundum einladend“. Dann „Liebenswert unsere Ortsteile“ „Sehenswert unsere Umgebung“. Klepelshagen wird als Ortsteil zuerst genannt. Es folgen Gehren, Neuensund, seit August 1992 Ortsteile von Strasburg. Kein Wort über, kein Foto von Lauenha- gen Schwar zen see. 22 Zur Entstehungsgeschichte der Stadt Strasburg (Uckermark)

Sehenswert in Strasburgs Umgebung: Groß-Miltzow, Rattey, Ga len beck, Wolfshagen, Woldegk, so wählt man jedenfalls aus. Es kommt nochmals Freude auf. Die erlebnisreichen Ausflugs- ziele „unseres Landstrichs“ rücken ins Blickfeld. Eine Karte gibt Hilfestellung. Man muß schon genauer hinsehen. Das Symbol „Historische Bauten“ schmückt Prenzlau, Brüs sow, , Feldberg, Neubranden burg, Altentreptow, Friedland, , Greifs wald, . Sogar Orte und Städte im heutigen Polen, in zweisprachiger Bezeichnung akkurat aufgeführt, sind einbe- zogen. Ausgerechnet für Strasburg, Woldegk, Fürstenwerder fehlt dieser Hinweis. Es fällt unangenehm auf, daß mehrere Dörfer in dieser Karte keinen Platz haben. Die letzten (!) beiden Seiten blei- ben Strasburgs Entstehungsgeschichte vorbehalten. Das „Klein- gedruckte“ setzt so an: Karte aus „Die „Die Geschichte der Stadt Strasburg beginnt im 13. Jahrhundert. Aus Stadt Strasburg“ den Dörfern Altstadt, Jüteritz und Falkenberg gegründet, erhielt Stras- Portrait einer burg um 1250 das Stadtrecht. uckermärkischen Kleinstadt Chronik der Stadt Strasburg (Uckermark) 23

Erstmals wurde Strasburg in einer Urkunde vom 27. Juli 1277 erwähnt.“ Hätte man diese Einleitung doch noch kleiner gedruckt, oder genauer durchdacht? Doch da ist ja noch ein weiteres In fomaterial „Die --Region“.2 Wieder blättert man interessiert. Und findet auf S. 10 folgenden Satz: „Sicher ist, das die Stadt Stra- ceburch in einer Urkunde vom 27. Juli 1277 erstmals als Stadt er- 1277? wähnt wurde“. Nein, wir wollen nicht das „das“ verbessern. So etwas passiert nun wahrlich fast überall im Gedruckten, dagegen ist keiner ge- feit, auch wir nicht. Doch können wir die Sätze zu Strasburgs Entstehungsgeschich- te so stehen lassen? Wohl nicht. Die Urkunde vom 27. Juli 1277 (richtig 27. Juni!) wird schon von Dr. W. Lippert als Ersterwähnung abgelehnt!3 24 Zur Entstehungsgeschichte der Stadt Strasburg (Uckermark)

1.2 Drei Orte für die Stadtgründung

Es gibt zur Stadtgeschichte Strasburgs zwei unverzichtbare Quel- len. Fast zeitgleich erschienen „Geschichte der Stadt Strasburg in der Uckermark im Rahmen der uckermärkischen Geschichte“ von Dr. Werner Lippert (Prenzlau 1920) und „Die Kunstdenkmäler der Provinz Bd. III Teil 1 Kreis Prenzlau“ (Berlin 1921). Im letztgenannten Kunstführer heißt es zu Strasburg: um 1200? „An der Kreuzung zweier alter und viel begangener Straßen, nämlich des Weges, der von Prenzlau über Lübbenow nach Anklam zu führt, und der Heerstraße von Pasewalk nach wurde zuerst wohl eine Burg, sodann eine Stadt etwa um das Jahr 1200 von den Deutschen gegründet; der ausgezeichnete Boden eignete sich vortrefflich für den Ackerbau. Der Überlieferung nach standen hier die drei Dörfer Alstädt, Jüteritz und Falkenberg, und zwar soll Alstädt zur Stadt umgewandelt worden sein, während die beiden anderen Orte frühzeitig wüst wurden.“ 4 Zunächst ist erfreulich, daß eine Spur von Lübbenow nach Stras- burg führte. Von dem vielbegangenen Weg zeugt in Lübbenow noch heute das Laubenhaus, eine frühere Krugwirtschaft. Ob al- lerdings schon um das Jahr 1200 bei der Burg eine städtische An- siedlung entstand, mag zweifelhaft sein. Ob die Legende vom Zu- sammenwachsen dreier Dörfer zu einer Stadt zutreffend ist, wird der geneigte Leser später selbst beurteilen. Viel wichtiger ist in diesem Quellentext der Name Alstädt. Doch dazu nun der Sohn und Chronist der Stadt, Werner Lippert: „Dunkler dagegen steht der dritte Ortsname vor uns, so leicht seine Er- klärung zunächst scheinen mag: Altstädt. Doch der Name ist verschieden überliefert: neben Altstädt begegnet man Alstedt. Welcher von beiden ist da der rechte? Und suchen wir nach ‚Alstedt‘ entsprechenden ande- ren Ortsnamen, so werden wir nach Westfalen in den Regierungsbezirk Münster gewiesen; dort kommt der vier mal vor, daneben in Thüringen. So wäre die Form „Alstedt“ nichts Ungewöhnliches, denn auch vom Münsterlande zogen Ansiedler ins Ostland. Bei den wenigen Quellen kann es uns heute nicht gelingen, eine einwandfreie Antwort auf diese Fragen zu geben.“ 5 Haben Sie bemerkt, daß hier wirklich kein „Druckfehler“ vor- liegt? Es geht in beiden Quellen um Alstedt bzw. Alstädt. Und es geht Dr. W. Lippert um eine Variante von Altstädt: Alstedt! In einer bei Riedel abgedruckten Urkunde vom 13. Juli 1328 heißt es „Al- terstädtsches Feld“, an anderer Stelle „Oldersteder Feld“. – Doch was soll’s, Namen sind Schall und Rauch. Oder nicht? Noch ein- mal Dr. W. Lippert: Chronik der Stadt Strasburg (Uckermark) 25

„Mit der Zusammenlegung ihrer Feldmarken und der Einbeziehung ih- rer Bewohner in das städtische Weichbild sind auch die Namen der drei Dörfer verschwunden; nur die drei Stadttore und die drei Feldmarken vor diesen Toren nannte man hinfort, bis heute, nach den drei alten Namen. Und selbst die ursprüngliche Hufenzahl der Feldmarken weiß die Überlieferung zu nennen: Altstädt habe 148, Falkenberg 60 und Jüte- ritz 58 Hufen gehabt“6 (mit der Überlieferung meint Lippert eine Angabe von Berghaus – Landbuch der Mark Brandenburg). 148 Hufen für die Feldmark eines Dorfes? Es ist wohl doch die Stadt- gemarkung von Altstadt.

1.2.1 Die Legende von der Zusammenlegung dreier Dörfer

„Wie das Dorf in die Stadt wanderte …“ So die von Dr. W. Lippert gewählte Teilüberschrift in einem Beitrag zu Strasburger Feldmar- ken. Mit dem zeitlichen Abstand von acht Jahren nimmt der Stras- burger Chronist den Faden noch einmal auf; er will erklären, wie das „Einigungswerk“ zu verstehen ist. Achten wir einmal darauf, wie er seine Formulierung aus der Chronik von 1920 über die „Zusammenlegung der drei Dörfer Fal- kenberg, Altstädt und Jüteritz“ (vgl. Lippert, Geschichte der Stadt Strasburg in der Uckermark, S. 29) gekonnt präzisiert: „Der Nordteil unseres Uckerlandes ist um das Jahr 1250 schon dicht von um 1250 Deutschen besiedelt gewesen; darüber wissen die vielen alten zumeist deutschen Dorfnamen in diesen fruchtbaren Gegenden zu berichten, da- von erzählen auch die drei Orte, welche ehemals längs einer bedeuten- den Heer- und Handelsstraße auf engerem Raum hier beieinanderlagen: das 60-Hufen-Dorf Falkenberg, das 56 Hufen große Jüteritz und jener ansehnliche Burgflecken unbekannten Namens mit seinen 148 Hufen: deren Bewohner in dieser Zeit hinter bergenden Mauern sich zusammenfanden zu einer Stadtgemeinschaft. So ward der Bauer ein ‚Ackerbürger‘ in der Stadt Strasburg. Zwar hat kein heimischer oder fremder Chronist dieses Einigungswerk in den Jahrhunderten der Geschichte festgehalten, aber jene Zeit schuf sich selber ein Erinnerungsmal; denn die Feldmarken der drei alten Orte heißen die Altstädter, die Falkenberger und die Jüteritzer; ebenso waren einst die drei Tore benannt …“ 7 So ist das nun, diese Passage aus einem Beitrag Lipperts im „Prenzlauer Heimatkalender“ (1928, S. 75) ist wohl ohne große Wirkung geblieben. Denn die Legende von der Zusammenlegung dreier Dörfer lebt bis heute fort. Wie aus den Quellen hervorgeht, 26 Zur Entstehungsgeschichte der Stadt Strasburg (Uckermark)

handelt es sich jedoch weniger um eine Zusammenlegung drei- er Dörfer, sondern vielmehr um einen Zusammenschluß einer Straßenburg mit Altstadt und den zwei Dörfern Jüteritz und Fal- kenberg.

1.2.2 Wo lagen die Strasburger Feldmarken?

In dem bereits erwähnten Heimatkalender-Beitrag von 1928 gibt uns Lippert Auskunft: „Die Stadt, an einer breitgelagerten Anhöhe erbaut und damals fast rings von Sumpf und Gewässer umgeben, ist wahrscheinlich an der Stelle jenes alten Burgfleckens angelegt; wäre es doch kaum anzu- nehmen, daß die früheren deutschen Burgherren und Ansiedler eine so günstige Lage für Burg und Burgflecken sich hätten entgehen lassen. Vom alten Jüteritz waren in der Gegend des jetzigen Louisfelde, an der Landstraße nach Pasewalk, 1740 noch Mauerreste zu sehen, vielleicht die einer Dorfkapelle, und auf der Falkenberger Feldmark, so wird 1740 berichtet, wollte man einen gleichen Fund zeigen.“ 8 Lippert bezieht sich hier auf den schon erwähnten Berghaus: „… soll die Jüteritzer Kapelle unweit der Ziegelei Louisfelde gestanden haben.“ Auch Bekmann berichtet, daß in der 1. Hälfte des 18. Jahr- hunderts noch ein Fundament zu sehen war. Weiter lesen wir: „Die Falkenberger Flur nimmt den Westen und Südwesten, die Jü- teritzer den Osten und Südosten des Stadtgebietes ein; die Grenze zwi- schen diesen beiden wendet sich vom Stadtsee nach Süden.“ Und an anderer Stelle heißt es: „An der Nordseite der Stadt liegt heute die Altstädter Feldmark oder das alte Stadtfeld oder Olderstedter Feld oder Antiquus campus, wie es in den Urkunden heißt; ihre Südgrenze folgt ungefähr der Beke, welche der Lauenhagener See nach Osten sendet, bis zum Hellteich, dann dem Zuge der jetzigen Wall-, Feld- und Lindenstraßen und verläuft unweit des Weges nach Wismar.“ 9 Chronik der Stadt Strasburg (Uckermark) 475

5. Strasburg als Kreisstadt

5.1 Der neue Kreis

Im Zuge einer Verwaltungsreform in der DDR wurde 1952 der Kreis Strasburg gebildet. Zu ihm gehörten die Städte Strasburg und Woldegk sowie 49 Gemeinden. Bei seiner Gründung hatte der Kreis 35.125 Einwohner. 1953 waren es 34.667. Der Flächenan- teil am ebenfalls neugegründeten Bezirk Neubrandenburg betrug 1952 nur 5,8 %. Mit einer Gesamtfläche von 617 km2 war der Kreis Strasburg einer der kleinsten im Bezirk. An den Kreis Strasburg grenzten: der Landkreis Neubrandenburg sowie die Kreise Uek- kermünde, Pasewalk, Prenzlau und Neustrelitz. Die Kreisgrenze verlief, beginnend am Südufer des Galenbecker Sees, im Uhrzei- gersinn in Richtung Heinrichswalde, überquerte den Floßgraben, folgte Neuensunds Gemarkungsgrenze bis zum Schanzenberg, wendete sich ostwärts in Richtung Nettelgrund, Sauberg und Rö- Karte des Kreises Strasburg (1991) 476 Strasburg als Kreisstadt

merberg und erreichte die östliche Gemarkungsgrenze von Groß Spiegelberg. In Höhe Blumenhagen folgte sie nun dem Lauf der Beeke bis südlich von Nechlin, überquerte die Bahnlinie Berlin- und gelangte kurz darauf an die Uecker, der sie aufwärts folgte, um zugleich mit der östlichen Ge mar kungs grenze Bande- lows konform zu gehen. Dieser Flurgrenze folgend, vereinigte sich die Kreisgrenze mit den südlichen Gemarkungs grenzen von Ban- delow, Jagow und Lemmersdorf. Ein Stückchen der B 198 folgend, schwenkte sie in die Kutzerower Heide ein, lief an den nördlichen Flurgrenzen von Kraatz und Damerow entlang und erreichte süd- lich Hildebrandshagen das nördliche Ufer des Dammsees. Südlich von Georginenau markierte sie dann das Nordufer des großen Für- stenwerderschen Sees, lief westlich auf den Ravensberg zu, folgte dem südlichen Abschluss des Hinrichshagener Waldes, schwenkte am Neuhäuser Busch vorbei zum Bredenfelder Holz und vereinig- te sich schließlich mit den westlichen Gemarkungsgrenzen von Bre den felde, Ballin, Leppin, Neu Käbelich, Neetzka, Kublank und Schönbeck. In Höhe Jatzke wendete sich die Kreisgrenze östlich dem Ratteyer Wäldchen zu, durchquerte es nördlich von Matzdorf und erreichte über Rohrkrug wieder das Südufer des Ga lenbecker Sees. Die Karte zeigt den Kreis Strasburg 1991. Der Grenzverlauf ist · – · – bzw. – – – – eingetragen. „In der Vergangenheit war die hervorstechendste Besonderheit des Kreises Strasburg die außergewöhnlich starke Konzentration und der beherrschende Einfluß des junkerlichen Großgrundbesit- zes“, schrieb Otto Rühle. Er zeigte anhand einer Tabelle den Land- besitz per 01.01.1945 auf.72 Sicherlich ist die Aussagekraft dieser Tabelle beeinträchtigt durch die unverständliche und nicht berechtigte Vernachlässi- gung gestandener Dörfer wie Lindhorst, Hetzdorf, Holzendorf, Oertzenhof, Kutzerow, Taschenberg oder Cantzow, von Ortsteilen wie Kleisthöhe, Carolinenthal, Gneisenau, Dollgen oder Amali- enhof ganz zu schweigen. Es ist auch nicht deutlich, ob Rühle einzelne Ortsteile, die vor 1945 oder danach eingemeindet wur- den, berücksichtigte. Die Angaben in der Tabelle sind zahlenmäßig nicht überprüft und mit gewisser Vorsicht zu betrachten. Zum nicht erwähnten Ort Lindhorst ergänzen wir: „In den letzten Tagen des Krieges wurde Lindhorst von den Sowjets besetzt und geplündert. Bei der nach dem Waffenstillstand erfolgenden Aufteilung des Großgrundbesitzes in der sowjetischen Besatzungszone erhielten die Gutsherrin und ihre Haus- tochter je 25 Morgen Ackerland, die sie ohne die nötigsten Geräte mit eigener Hand bearbeiten mußten. Auch dieser letzte Rest des einstigen Chronik der Stadt Strasburg (Uckermark) 477 478 Strasburg als Kreisstadt

Besitzes von 1879 Morgen Größe ging sehr bald verloren. Am 8. No- vember 1947 erfolgte die plötzliche Ausweisung und damit der endgül- tige Abschied von Lindhorst.“ (vgl. Deutsches Adelsblatt v. 15. Juni 1975, S. 119). Man beachte, dass der Verfasser vom Waffenstill- stand 1945 spricht. Wie problematisch Rühles Tabellenangaben, in diesem Fall zu Fahrenholz sind, wird mit der oben genannten Größe des Gutes Lindhorst deutlich. Rund 470 ha ist es groß gewesen, Rühle gab für Fahrenholz eine LNF von 500 ha an. Lindhorst wurde dem- nach ausgeklammert, obwohl es bereits seit 1931 Ortsteil von Fahrenholz ist. Zu Lübbenow sei angemerkt, dass Alfred Hinrichs 1954/55 in seinen Stichpunkten für Lübbenow aufführte: „Lübbenow – Herbst 1945: 766 ha Anbaufläche, davon Gut 679 ha Acker, Gemeinde 15 ha Anbaufläche, davon 12 ha Acker.“ Rühle nennt für Lübbe- now 675 ha Gutsbesitz. Es ist müßig, die weiteren Ungenauigkeiten bei Rühle zu verfol- gen. In gewisser Weise nützlich scheint Rühles Aufteilung der 51 Gemeinden nach ihrer ehemaligen Zugehörigkeit zu Mecklenburg bzw. Brandenburg zu sein. Ich habe daher die ehemals branden- burgischen Dörfer, die bei Rühle (unvollständig) genannt sind, in der Tabelle durch Unterstreichung hervorgehoben. Es soll nicht unerwähnt bleiben, was Rühle zur Rückständigkeit des Kreises Strasburg bei seiner Gründung vermerkte. In der star- ken Konzentration des Großgrundbesitzes lag „die Hauptursache für die Zurückgebliebenheit des Kreises, die sich heute noch (1957 E. S.) in ökonomischer, sozialer, kultureller und nicht zuletzt in politisch-ideo- logischer (?) Hinsicht äußert“.73 Doch wenden wir uns nun der sozial-ökonomischen Struktur Strasburgs unter dem Aspekt der Landwirtschaft zu, genauer der Entwicklung landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG), die in gewisser Weise dem zunächst eingeschlagenen Kurs der Schaffung freier Siedlungsstellen zutiefst widersprachen. Die erste LPG des Kreises Strasburg entstand am 15.08.1952 in Grauenhagen mit 12 Mitgliedern. Es folgten bis Jahresende LPG- Gründungen in Jagow, Schlepkow, Ludwigsthal, Lauenhagen, Wil- sickow, Neuensund, Lübbenow (21.12.1952) und Mildenitz. Für Strasburgs genossenschaftliche Entwicklung der Landwirt- schaft gaben die „Pioniere aus Ludwigsthal“ den Auftakt. Am 19. Oktober 1952 hatten sich 16 Neubauern zu einer LPG Typ III zu- sammengeschlossen. Sie wählten, wie damals üblich, für ihren Be- trieb einen zugkräftigen Namen. „Pionier“ hieß ihre LPG – durch- aus symbolträchtig. Es folgten im Strasburger Raum die LPG „Fritz Chronik der Stadt Strasburg (Uckermark) 479

Reuter“ Ziegelhausen (Mai 1953), die LPG „Freiheit“ Marienfelde (10.04.58), die LPG „Thomas Müntzer“ Strasburg (18.04.1958), die LPG „Fortschritt“ Schönburg (Juni 1958), die LPG „Freier Bau- er“ Strasburg, Vorsitzender Hermann Kücken (12.03.60), die LPG „Vorwärts“ Schönburg (12.03.60), die LPG „Einigkeit“ Marien- felde (12.03.60), die LPG „Sputnik“ Wilhelmslust (13.03.60), die LPG „Freundschaft“ Karlsburg (14.03.60), die LPG „Sonnenschein“ Köhnshof, Vorsitzender Gustav Kieper (15.03.60), die LPG „Frie- den“ Louisfelde (15.03.60), die LPG „Neues Leben“ Karlsburg, Vor- sitzender Heinz Ernst (16.03.60), die LPG „Neuer Weg“ Glantz- hof/Luisenburg (16.03.60) und die LPG „Freie Erde“ Strasburg (21.03.60). Schon am 24.03.1953 war die LPG „Morgenrot“ in der Siedlung Schwarzensee gegründet worden, auf die ergänzend verwiesen wird. Eine Aufstellung der landwirtschaftlichen Nutzflächen (LNF) und der Ackerflächen zeigt folgende Tabelle, allerdings nur für die 1960 gebildeten Betriebe (nach vorliegenden Gründungspro- tokollen). Genannt werden auch die Mitglieder, zuerst stets der Vorsitzende.

Name der LPG Miglieder LNF davon Ackerland Freier Bauer H. Kücken, H.J.Boldt Strasburg E. Utech, W.Büttner 68,28 ha 61,84 ha Vorwärts F. Gehm, E. Beise Schönburg R. Haberland, W. Jahnke A. Kieckhöfel 60,05 ha 57,77 ha Einigkeit E. Tesch, E. Last, Marienfelde O. Brendemühl B. Ruthenber, H. Frenz 51,59 ha 51,50 ha Sputnik E. Schulz, A. Borchardt Wilhelmslust K. Borchhardt, A. Runge H. Manthe, B. Idziak W. Affelt, W. Maron, G. Zimmer 84,23 ha 80,02 ha Freundschaft E. Pasewaldt, W. Fredrich Karlsburg E. Zerbe, F. Wienke W. Ritzrau, W. Pasewaldt, H. Maahs, O. Maahs, L. Korpalski, M. Harder, F. Hannemann, F. Drenikow, H. Albrecht 111,71 ha 107,71 ha 480 Strasburg als Kreisstadt

Sonnenschein G. Kieper, B. Kunert, Köhnshof G. Brauer, W. Henning, K. Grygier, Kl. Kieper, A. May, E. Schiewe, E. Kieper 92,39 ha 89,31 ha Frieden E. Becken, A. Pfau, Louisfelde G. Fritz, I. Wollert, K. Jordan, E. Kropp, M. Lewandowski W. Nörenberg, O. Plenz, O. Trettin, P. Schlukowski, M. Talaska, F. Aßmann, E. Aßmann 127,49 ha 113,14 ha Neues Leben H. Ernst, O. Nehring, Strasburg F. Bannach, W. Brüske, P. Döring, H. Nehring, H. Kußmaul, A. Mittag, E. Nehring, A. Viergutz, C. Wienke, L. Wieczoreck, E. Guse, R. Sagner 147,60 ha 143,29 ha Neuer Weg K. Cienke, E. Ewald Glantzhof I. Horn, W. Manthey, Luisenhof R. Struboll, P. Zimdahl W. Horn, C. Holle 113,18 ha 108,61 ha Freie Erde W. Eisenberger, H. Ehrke, Strasburg W. Heise, W. Schrodt 57,85 ha 51,19 ha

Nach einer monatlichen Pendelkarte zur Berichterstattung über die Entwicklung der LPG im Raum Strasburg (Gemeinde) waren

Am 3.12.59 31.1.60 29.2.60 31.3.60 30.4.60 31.5.60 30.6.60 31.7.60 Zahl der LPG Insgesamt 7 6 15 15 15 15 15 15

Darunter neugegründet Im letzten Monat 10 10

Zahl der eingebrachten Betriebe 49 46 - 163 163 165 165 165 Zahl der noch bestehenden einzelbäuerlichen Betriebe 152 155 - - 12 12 12 12 (über 1 ha)